[0001] Die Erfindung betrifft ein Oberflächenmodifizierungssystem für die Beschichtung von
Substratoberflächen mit metallischem Charakter, wobei eine Dispersion polymergeschützter
Partikel verwendet wird. Die Wechselwirkung der Partikel mit der Substratoberfläche
und die Verankerung der Polymerketten ergeben eine Haftvermittlerschicht, an welche
weitere Targetmoleküle durch Ladungswechselwirkung angebunden werden können. Von besonderem
Interesse für z.B. Medizinprodukte ist die Verwendung von biokompatiblen Polymeren.
Stand der Technik
[0002] Die Benutzung von Nanopartikeln zur Beschichtung von Elektroden ist in
WO2009046382 A2 beschrieben. Hier wird die Herstellung einer primären und sekundären Nanopartikelschicht
auf Metalloberflächen beschrieben, wobei die primäre Nanopartikelschicht bessere Adhäsionseigenschaften
gegenüber der Metalloberfläche der Elektrode aufweist als die sekundäre Nanopartikelschicht,
welche wiederum eine Verbindung mit der primären Nanopartikelschicht eingeht.
[0003] Die
US2009087644 A1 offenbart ein Verfahren zur Beschichtung von Substraten mit einer Schicht mit funktionalisierten
Nanopartikeln, wobei das Substrat in eine Lösung mit einem Polymerbindemittel enthaltend
die funktionalisierten Nanopartikeln durch Untertauchen beschichtet wird. Anschließend
erfolgt ein weiterer Beschichtungsvorgang mit einer zweiten Lage funktionalisierter
Nanopartikel, wodurch ein Gradient hinsichtlich einer gewünschten Materialeigenschaft
ausgebildet wird.
[0004] Die
US2007036510 A1 offenbart Verfahren zur Herstellung eines Plastikverpackungsmaterials für Mikroelektronikerzeugnisse,
wobei eine Schicht, welche Nanopartikel enthält, im Kontakt zum Substrat steht. Über
die Verwendung von Nanopartikeln lassen sich hierbei verschiedene Eigenschaften des
Verpackungsmaterials für den jeweiligen Anwendungszweck einstellen.
[0005] In
US20040055420 wird die Adsorption von dispergierten polymerstabilisierten Nanopartikeln an Elektroden
beschrieben. Die Depositionsmethoden umfassen elektrophoretische als auch thermische
Vorgänge. Ein anschließender Ätzprozess erhöht die Oberflächenrauhigkeit der Elektrode
und damit deren Effizienz.
[0008] Die Stabilisierung von Silbernanopartikeln durch Poly(vinylpyrrolidon), PVP, wird
weiterhin durch
Xia et al. (Angew Chem 2009, 121, 62 - 108) beschrieben. Außerdem werden die chemische und physikalische Formkontrolle bei der
Synthese von Metallnanokristallen diskutiert. Zudem wird die Wechselwirkung von Nanopartikeln
aus Platin oder Silber mit Eisen, einem Hauptbestandteil von rostfreiem Stahl beschrieben.
[0011] Aus der oben genannten Literatur geht ebenfalls hervor, dass eine Dispersion von
Metallpartikeln in verschiedensten Medien (wässrig oder organisch) vorliegen kann.
[0012] Um Metallwerkstoffe für industrielle Anwendungen oder für die Medizintechnik zu funktionalisieren
werden verschiedenste Methoden angewandt. Hauptsächlich kommen Anstriche, dip-, flow-
und Rollercoating oder Bedampfungsstrategien (z.B. thermal spray, Kaltdampfablagerung,
Ultraschalltechnik, Parylene-Beschichtung, PTFE-Beschichtung, etc.) zum Einsatz.
[0013] Zur Abscheidung von Metallen oder kolloidalen Stoffen (z.B. wasserlöslichen Farbstoffen)
an Metallsubstraten wird die auf elektrophoretischen Effekten basierende Methode der
Galvanisierung eingesetzt (
S. Paul, Surface Coating, Science and Technology, J. Wiley Ltd, 1996, S. 497). Mit dieser können Metallbausteine unterschiedlichster und komplexester Geometrie
unter geringen Materialverlusten bearbeitet werden. Weiterhin reduziert der Einsatz
von wasserlöslichen Farben den Lösungsmittelausstoß.
[0014] Die Stabilität und Homogenität der Beschichtung wird im hohen Maße durch die Reinheit
der Metalloberfläche bestimmt. Daher werden meist Wasch- oder Ätzschritte in die Beschichtungsmethode
integriert. Dabei kommen chlorhaltige Lösungsmittel, (Chrom-Phosphor-, Salz- und Schwefel-)Säuren
oder alkalische Medien zum Einsatz. Zur Vorbereitung von Methoden der Elektroablagerung
wird die Metalloberfläche oft mit einer Phosphatschicht versehen. Eine Vielzahl von
Methoden steht hierfür zur Verfügung, wobei jedoch nur wenige zu einer homogenen,
extrem dünnen und mikrokristallienen Beschichtung führen (
G. Reinhard, Prog. Org. Coat., 15, 1987, S. 125).
[0015] Die Herstellung der primären und sekundären Nanopartikelschicht auf Metalloberflächen
wie in
WO2009046382 A2 beschrieben, erfolgt ohne die Herbeiführung einer stabilen Haftvermittlerschicht
durch einen Einklemmenmechanismus zwischen Substrat, Partikelschicht und Stabilisierungspolymeren.
[0016] Von den in den Druckschriften
US2009087644 A1 und
US2007036510 A1 beschriebenen Verfahren kann keine direkte Schlussfolgerung zu der hier beschriebenen
Erfindung gezogen werden. Keine der Dokumente enthält Angaben oder Hinweise, welche
eine mögliche Verbesserung der Haftvermittlung zu Targetmolekülschichten mittels Nanopartikelpräsenz
aufzeigen.
[0017] Die in
US20040055420 beschriebenen Verfahren dienen ausschließlich der Vergrößerung der Oberflächenrauhigkeit
von Elektroden. Eine Verwendung der Oberflächenmodifizierung zur Immobilisierung von
Targetmolekülen wird in der Druckschrift nicht beansprucht.
[0018] Bei Anstrichen oder Bedampfungsstrategien kommen Substanzen zum Einsatz, welche vom
ökologischen Standpunkt her fraglich oder komplizierter Darstellungsart sind. Der
Einsatz von Acrylaten, Epoxiden, Ethylenen, Vinylenen ist zwar weit verbreitet, bringt
aber die Frage der Immobilisierung/Abreaktion der funktionellen Gruppen und der Sensibilisierung
von Anwendern mit sich. Zudem sind Bedampfungsmethoden mit einem komplexen Instrumentenaufbau
verbunden.
[0019] Weiterhin müssen die Metalloberflächen bei herkömmlichen Methoden vor dem Auftragen
von Beschichtungsreagenzien behandelt werden. Hierfür werden entweder Ätzmittel oder
Detergentien eingesetzt, die die Entsorgungskosten der jeweiligen Prozesse erhöhen.
[0020] Der Nachteil der Galvanisierung ist, dass bei der anodischen Reaktion erhebliche
Mengen Basen benötigt werden, um die notwendigen negativen Ladungen an den verwendeten
Makromolekülen zu erzeugen (
C.A.May JPT 43, 1971, S.43). Ebenfalls hat die Entstehung von Sauerstoff einen nachteiligen Effekt auf die Leistungsfähigkeit
des entstehenden Coatings (M.R. Sullivan 38, 1966, S.424). Zusammen mit der Gasentstehung
stellen Entladungsphänomene Probleme bei der kathodischen Galvanisierung dar (
J.R.Smith, D.W.Boyed JCT 60, 1988, S.77).
[0021] Die von Charlot et al beschriebene Methode basiert auf der Erklärung, dass die Haftvermittlung
dem eingesetztem DOPA-Copolymer zugeschrieben wird. Wobei die Silbernanopartikel lediglich
als Herbizidquelle genutzt werden.
[0022] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin eine Verbesserung der
Haftvermittlung an einer Oberfläche mit metallischen Charakter durch Beschichtungsreagenzien
und die weitere Funktionalisierung der Haftvermittlerschicht anzugeben. Durch die
chemische und physikalische Beschaffenheit von Metalloberflächen ist die Benetzung
und Adhäsion durch Haftvermittler und damit die homogene und stabile Beschichtung
problembehaftet. Außerdem stellt die Umweltverträglichkeit und der gesundheitliche
Schutz eine Herausforderung dar.
[0023] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß dem Hauptanspruch gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen sind in den anhängigen Ansprüchen angegeben. Die Aufgabe wird weiterhin
durch eine beschichtete Metalloberfläche gemäß Anspruch 15 gelöst.
[0024] Erfindungsgemäß erfolgt die Lösung der Aufgabe durch ein Verfahren zur Beschichtung
einer Substratoberfläche mittels dispergierter Partikel. Die Partikel werden zuerst
in einem Lösungsmittel mit Hilfe eines stabilisierenden Polymer dispergiert. Danach
wird die zu beschichtende Substratoberfläche mit der stabilisierten Partikellösung
benetzt, wobei eine Fixierung der Polymerketten in den Zwischenräumen zwischen Metalloberfläche
und Partikel durch einen Klemmmechanismus erfolgt. Theoretisch kann diese Substrat-Partikelbindung
durch Penetrierungs-/Diffusionprozesse der Partikel in die Oberfläche ausgebildet
werden. Durch Kollabieren und Aggregieren des kolloidalen Systems wird eine stabile
Partikelschicht auf der Substratoberfläche ausgebildet.
[0025] In einem Folgeschritt werden nach Beendigung des Beschichtungsvorganges die nicht
gebundenen Partikel durch Waschen mit einem Lösungsmittel entfernt. Ist eine weitere
Stabilisierung des Oberflächenmodifikationsystems gewünscht, so können stabilisierende
Reaktionen durchgeführt werden. Hierfür können Additive wie Radikalstarter und/oder
Vernetzern und/oder Komplexbildnern und/oder Tenside hilfreich sein. Weiterhin kann
eine Stabilisierung durch die Ausbildung von interpenetrierenden Netzwerken (IPN)
herbeigeführt werden.
[0026] Um Wechselwirkungszentren für die nachfolgende Beschichtung mit Targetmolekülen zu
schaffen, erfolgt nun eine Generation von ionischen Ladungen an der beschichteten
Substratoberfläche. Diese können mittels chemischer Reaktionen, die dem Fachmann aus
der organischen oder polymeranalogen Chemie bekannt sind, dargestellt werden. Alternativ
können auch Partikelsysteme mit ionisch geladenen Stabilisierungspolymeren verwendet
werden.
[0027] Eine weitere Möglichkeit zur Immobilisierung von Targetmolekülen ist die Anwendung
der Stereo-Komplexierung. Derartige Komplexe entstehen aus der Wechselwirkung von
(D,L) Stereoisomeren. Eine weitere Möglichkeit zur Immobilisierung von Targetmolekülen
ist die Anwendung von Wasserstoffbrückenbindungen.
[0028] Wasserstoffbrückenbindungen spielen auch in thermoreversiblen Hydrogelen eine große
Rollen. Durch die Systemkollabierung bei Temperaturerhöhung können unter Verwendung
von thermoreversiblen Hydrogelen, 'on-demand' Haftvermittlerschichten erzeugt werden.
Der abschließende Schritt ist die Trocknung der beschichteten Substratoberfläche.
[0029] Unter einer Substratoberfläche mit metallischem Charakter wird im Sinne der Erfindung
eine elektrisch leitfähige Oberfläche verstanden. Die Substratoberfläche kann dabei
Bestandteil eines metallischen Gegenstandes unterschiedlichster Geometrie (z.B. Kabel,
Platte, Stab, Rohr, Kugel, Gewebe, stent-ähnliche Konstrukte), eines porösen Wafers,
eines Faserverbundwerkstoff oder ähnlichem bestehen. Die Substratoberfläche kann dabei
eine ebene oder strukturierte Oberfläche aufweisen, welche die Adhäsion des Oberflächenmodifizierungssystems
ermöglicht. Die Substratoberfläche kann dabei ein oder mehrere Elemente ausgewählt
aus den Gruppen 3 bis 16 und der Lanthanaide des Periodensystems der Elemente, deren
Isotopen, Salzen, als auch Mischungen, Legierungen, etc. davon aufweisen.
[0030] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann eine Stabilisierung der Haftvermittlerschicht
durch Initiierung von Vernetzungsschritten erfolgen. Hierzu werden dem Haftvermittlersystem
Vernetzer und Polymerisationsinitiatoren zugesetzt. Zur Initiierung von Polymerisationsreaktionen
(z. B. Radikal- oder Kondensationsreaktion) als auch polymeranalogen Reaktionen (z.B.
nukleophile oder elektrophile Reaktionen) können Zusätze von Radikalstartern und/oder
Vernetzern hilfreich sein. Zusätzliche Möglichkeiten für eine solche Stabilisierung
bieten Vernetzungsschritte mittels Beta- und Gammastrahlen.
[0031] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung können Technologien (wie z.B. Ätztechniken
aus litographischen Prozessen) eingesetzt werden, um mehr oder weniger gezielte Struktureigenschaften
zur Beeinflussung der Oberflächenrauhigkeit herbei zuführen. Eine solche Strukturierungsmethode
kann eine Beeinflussung der Oberflächenbenetzung mit sich bringen.
[0032] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann eine Stabilisierung der Haftvermittlerschicht
durch Spülen des mit einem Partikel destabilisierenden LSM erzwungen werden. Das Spülen
bewirkt ein Kollabieren der Partikel und verstärkt damit die Wechselwirkung im Klemmkomplex
Substrat-Partikel-Polymer.
[0033] Erfindungsgemäß sind die verwendeten Partikel Metallpartikel/Metalllegierungspartikel/Metalloxidpartikel.
Die Partikel können dabei ein oder mehrere Elemente ausgewählt aus den Gruppen 3 bis
16 und der Lanthanaide des Periodensystems der Elemente, deren Isotopen, Salzen, als
auch Mischungen, Legierungen, etc. davon aufweisen. Die Partikel können verschiedenste
Formen und strukturierte Oberflächen aufweisen. Um die nötigen Prozesse zur Darstellung
eines gewünschten Oberflächenmodifikationsystems und eine genügende Stabilität der
Dispersion zu ermöglichen, bewegt sich erfindungsgemäß die Dimensionen der verwendeten
Partikel im Mikron-/Submikron- oder Nanometerbereich. Partikel dieser Größe lassen
sich für Oberflächenpenetrierungs-/diffusionprozesse einsetzten und lassen sich leichter
dispergieren und durch Stabilisierungsreagenzien wie z.B. Polymere vor vorzeitiger
Koagulation schützen.
[0034] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung können neben der elektrophoretischen
Ablagerung (z.B. EPD) auch chemische in situ Ablagerung (z.B. in situ nano-particle
deposition system (NPDS), Kombinationen von Salzen reduzierbarer Metalle (z.B. Au,
Ag oder Fe) und Reduktionsmitteln z. B. Poly-8-Hydroxyquinoline (Mahmoud et al 2009,
Deraeve et al 2007) oder Brunox Epoxy mit Polymerisationsstartern) zum Einsatz kommen.
[0035] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind die Partikel zumindest teilweise
mit einem oder mehreren kolloidstabilisierenden Polymeren beschichtet. So kann eine
differenzierte Modifikation z.B. an den nicht beschichteten Partikelabschnitten ermöglicht
werden.
[0036] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weisen die Partikel durch die verwendeten
kolloidstabilisierenden Polymere eine Funktionalisierung auf. Diese Funktionalitäten
können auch durch einen nachgeschalteten Reaktionsschritt erzeugt werden. Die Funktionalisierung
ist notwendig um eine stabile und homogene Beschichtung mit Targetmolekülen darzustellen.
[0037] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Dispersion der anorganischen
Partikel mit organischen Partikeln, aus z.B. Isobutylcyanoacrylaten oder Gelatine,
versetzt. Durch eine derartige Formulierungszusammensetzung kann eine Coimmobilisierung
von Partikeln unterschiedlichster chemischer Eigenschaften ermöglicht und verschiedenste
funktionale Schichten kreiert werden.
[0038] Erfindungsgemäß ist das verwendete Polymer ein biokompatibles Polymer oder hydrogel-bildendes
Polymer. Dies ist insbesondere für die Anwendung im biomedizinischen und biotechnologischen
Bereich von Interesse. Beispielsweise können so hydrophile oder biologisch-funktionale
Oberflächen auf Medizingeräten dargestellt werden. In einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung erfolgt nach der Beschichtung der Substratoberfläche mit den funktionalisierten
Partikel eine Beladung mit Targetmolekülen, wobei die Wechselwirkung zwischen Haftvermittlerschicht
und Targetmolekül ionischer, komplexartiger, chelatischer Natur sein kann. Weitere
Wechselwirkungen können auf interpenetrierenden Netzwerken (IPN), Wasserstoffbrückenbindungen
oder anderen elektrostatischen Effekten beruhen.
[0039] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird eine Kombination von kollabierten
Partikeln und Interpenetrierenden Netzwerken verwendet, wodurch die Stressanfälligkeit/Cracking
der nachfolgend aufgebrachten Beschichtung mit Targetmolekülen verringert wird. Zusätzlich
zu den Ladung-Ladung-Wechselwirkungen können interpenetrierende Netzwerke (IPN) zu
einer höheren Flexibilität an der Phasengrenze Haftvermittler/Targetmolekül führen.
Zudem wirken die kollabierten Partikel als Zentren der Stressrelaxation und verringern
dadurch die Stressanfälligkeit/Cracking der nachfolgend aufgebrachten Beschichtung
mit Targetmolekülen.
[0040] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden zur Ankopplung von Targetmolekülen
so genannte 'Pfropff-Reaktionen, wie beispielhaft in den Druckschriften
US2010087343A1,
US2009123772A1 oder
US6369168B1 beschrieben genutzt. Dadurch können an den Polymerwerkstoffen z.B. funktionale Schichten
wie Gleitfilme erzeugt werden.
[0041] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird die beschichtete Substratoberfläche
zur Funktionalisierung mit biologisch aktiven Molekülen wie z.B. Antikörpern und Nukleotiden
verwendet. Weiterhin können antiseptische Monomere, wie z.B. Isobutylcyanoacrylat,
an der Oberfläche abreagiert werden. Durch weiterführende polymeranaloge Reaktionen
können zusätzliche Oberflächeneigenschaften dargestellt werden.
[0042] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird die beschichtete Substratoberfläche
zur Funktionalisierung mit organischen (Nano-)partikeln verwendet. Werden z.B. wie
die in der pharmazeutischen Industrie eingesetzten Isobutylcyanoacrylatpartikel verwendeten,
können durch deren große spezifische Oberfläche, antiseptische Beschichtungen bei
einem erheblich reduziertem Materialverbrauch produziert werden. An der entstehenden
Oberfläche können weiter Targetmoleküle abreagiert werden.
[0043] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird die beschichtete Substratoberfläche
zur Funktionalisierung mit glukanähnlichen Oligomeren/Polymeren wie Zellulose, Stärke,
Heparin, Chitosan, Hyaluronsäure, etc verwendet. Derartige Beschichtungen weisen einen
hohen Grad an Biokompatibilität auf.
[0044] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird die beschichtete Substratoberfläche
zur Immobilisierung von funktionalen Beschichtungen (z.B. nicht-reflektierend, antifouling,
Gleitfilm, etc); synthetischen/natürlichen Targetmolekülen, Hydrogelpolymeren; Arzneistoffen;
Peptiden; antimikrobiellen Agentien; Lipiden; Polysacchariden; biologisch aktiven
Molekülen wie Antikörper, Nukleotiden, Enzymen, Signalpeptiden, Fluoreszenz/Phosphoreszenz-Farbstoffen,
Mineralstoffen, Nanopartikeln; Tonmineralen oder Aktivkohle z.B. zur Wasseraufbereitung;
Clathraten; Cyclodextrin und anderen Supramolekülen, wie etwa zur Entgiftung oder
Endotoxinbefreiung; elektrisch leitenden Metalloberflächen, photoelektrisch aktiven
Oberflächen etc. verwendet.
[0045] Nachfolgend soll die Erfindung anhand einiger Ausführungsbeispiele eingehender erläutert
werden. Es zeigen in:
Fig. 1 eine beispielhafte Strategie zur Beschichtung von Oberflächen mit metallischem
Charakter mit Hilfe einer nanopartikulären Metalldispersion zur Darstellung einer
Haftvermittlerschicht. Durch die Erzeugung ionischer Eigenschaften können in nachfolgenden
Applikationsschritten (bio)-aktive Substanzen durch ionische Wechselwirkung immobilisiert
werden.
Fig. 2 eine beispielhafte Strategie zur Beschichtung von Metalloberflächen mit Hilfe
einer nanopartikulären Metalldispersion zur Darstellung einer ionisch geladenen Haftvermittlerschicht,
wobei durch nachfolgende Applikationsschritte (bio)-aktive Substanzen durch ionische
Wechselwirkung immobilisiert werden.
Ausführungsbeispiel 1:
[0046] Das zu beschichtende Substrat wird in eine stabilisierte Dispersion von Metallpartikeln
getaucht. Die Temperatur der Dispersion kann Raumtemperatur betragen. Die Dispersion
kann aber auch erhitzt werden. Die Reaktionszeit kann im Zeitraum von 180 min variieren.
Wie in Fig. 1 gezeigt, adsorbieren bei eben beschriebener Vorgehensweise kolloidale
polymerstabilisierte Metallpartikel (Fig. 1, 104) an die Metallsubstratoberfläche
(Fig. 1, 100). Durch Aggregation und Kollabieren (Fig. 1, Schritt 101) der Metallstrukturen
resultiert eine zusätzliche Metallschicht mit durch Klemmkomplexe immobilisierten
Polymerketten (Fig. 1, 105). Dieser Schritt resultiert in eine als Haftvermittler
fungierende Beschichtung, welche als Basis für weitere funktionelle Beschichtungen
dient.
[0047] Nach der Entnahme des Substrates aus der Dispersion und vor der Verankerung verschiedener
Targetmoleküle auf dem modifizierten Substrat, wird mit einem geeigneten Lösungsmittel
gewaschen. Wie in Fig. 1, Schritt 102 dargestellt, wird eine Modifizierung der Haftvermittlerschicht
durchgeführt. Ist die Metallpartikeldispersion mit einem amidischen Polymer wie z.B.
Polyvinylpyrrolidon, Polyacrylamid stabilisiert, so können im alkalischem Medium durch
Hydrolyse Amino- oder Carboxylatfunktionen (Fig. 1, 106) erzeugt werden. Durch pH
Variation kann auch die Ladung der Oberfläche geändert werden. Letztendlich können
entgegengesetzt geladene Targetmoleküle immobilisiert werden (Fig. 1, Schritt 103).
Anschließend erfolgt die Trocknung der aufgebrachten Beschichtung (Fig. 1, 107).
Ausführungsbeispiel 2:
[0048] Das zu beschichtende Substrat wird in eine stabilisierte Dispersion von Metallpartikeln
getaucht. Die Temperatur der Dispersion kann Raumtemperatur betragen. Die Dispersion
kann aber auch erhitzt werden. Die Reaktionszeit kann im Zeitraum von 180 min variieren.
Wie in Fig. 2 dargestellt, adsorbieren bei eben beschriebener Vorgehensweise ionisch
geladene kolloidale polymerstabilisierte Metallpartikel (Fig. 2, 203) an die Metallsubstratoberfläche
(Fig. 2, 200). Durch Aggregation und Kollabieren (Fig. 2, Schritt 201) der Metallstrukturen
resultiert eine zusätzliche Metallschicht mit durch Klemmkomplexe immobilisierten
Polymerketten (Fig. 2, 204). Dieser Schritt resultiert in eine als Haftvermittler
fungierende ionisch geladene Beschichtung, welche als Basis für weitere funktionelle
Beschichtungen dient.
[0049] Nach der Entnahme des Substrates aus der Dispersion und vor der Verankerung verschiedener
Targetmoleküle auf dem modifizierten Substrat, wird mit einem geeigneten Lösungsmittel
gewaschen. Ist die Metallpartikeldispersion mit einem Polymer wie z.B. Polyacrylsäure
(PAA) stabilisiert, so können im genügend alkalischem Medium negativ geladene Funktionen
wie Carboxylatfunktionen erzeugt und geladene Targetmoleküle immobilisiert werden
(Fig. 2, Schritt 202). Anschließend erfolgt die Trocknung der aufgebrachten Beschichtung
(Fig. 2, 205).
[0050] In einem weiteren Ausführungsbeispiel stellen die erfindungsgemäßen Oberflächenmodifizierungen
die Möglichkeit der Einbindung von Arzneistoffssystemen oder Kopplung spezifischer
Liganden dar. Auf diesem Weg lassen sich biokompatible Oberflächen kreieren.
[0051] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
für therapeutische und analytische Anwendungen verwendet. Dabei erfolgt eine Immobilisierung
von hydrophilen/gleitfähigen/antimikrobiellen/abriebfesten/hitzebeständigen/korrosionsstabilen/bruchstabilen
und/oder anderer funktionaler Beschichtungen. Die Immobilisierung kann dem Ziel der
Veränderung der physikalischen Eigenschaften des Trägermaterials, wie beispielsweise
die Wasserdichtheit, mechanische Festigkeit, Chemikalienbeständigkeit, Lichtechtheit,
Abriebfestigkeit, Gas- und Feuchtigkeitsdurchlässigkeit, Design, Aussehen, Haptik,
Oberflächengestaltung und Volumengebung folgen. Die Methode eignet sich daher auch
zur Lösung technischer Probleme durch biologisch inspirierte Lösungen (Bionik).
[0052] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Dekoration der Substratoberfläche mit Ladungsträgern wie ionischer Biomoleküle
(z.B. Glycosaminoglycane) verwendet. So können biokompatible oder antifouling Oberflächen
erzeugt werden.
[0053] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Funktionalisierung der Substratoberfläche mit biologisch aktiven Molekülen wie
z.B. Antikörpern und Nukleotiden verwendet. Dies ist insbesondere in der analytischen
Medizintechnik von Interesse.
[0054] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Funktionalisierung der Substratoberfläche mit Fluoreszenz/Phophoreszenz-Molekülen
für Fluoreszenz-/Phophoreszenz-bestimmungssysteme verwendet.
[0055] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
für magnetische Partikel für medizinische imaging-Systeme zur Untersuchung auf malignantes
Gewebe verwendet.
[0056] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Immobilisierung von Lipid-Membranvisikeln (Liposomen) oder Polymersomen als biokompatile/bioabbaubare
Wirkstoffträger oder biologische Membran auf der Substratoberfläche verwendet.
[0057] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Immobilisierung von Tensidoligomeren zusammen mit Lecithin, zur Solubilisierung
von Cholesterol auf der Substratoberfläche verwendet.
[0058] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zum Aufbringen eines drug-release coatings auf der Substratoberfläche mit einer definierten
Freisetzungsgeschwindigkeit verwendet.
[0059] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Immobilisierung von superparamagnetische Eisenoxid-Partikel zur Metastasen-Eliminierung
auf der Substratoberfläche verwendet.
[0060] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Dekoration von Wasserleitungen mit antimikrobiellen Agentien für den Einsatz im
Außenbereich zur Desinfektion von Wasser verwendet. Im Vergleich zum Stand der Technik,
z.B. Auflösung von Ag-Salz Tabletten im zu trinkenden Wasser, wird so eine erhebliche
Vereinfachung der Wasseraufbereitung erreicht.
[0061] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Darstellung von Metall/Polymer-Systemen mit defininierten Strukturen durch laserchemische
Behandlung von immobilisierten Metallchelaten verwendet.
[0062] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zum Einbetten von Tonmineralen oder Aktivkohle zur Wasseraufbereitung (Entgiftung)
verwendet.
[0063] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur weiteren industriellen Lackierung oder dekorativen Gestaltung verwendet. Hierzu
können neuartige oder konventionelle Anstrichsysteme in Betracht kommen.
[0064] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zum Einbetten von Brennstoffzellen-Komponenten verwendet.
[0065] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zum Einbetten von funktionalen (Nano)partikeln (magnetisch, light emitting, etc.);
solid-state Hosts (z.B. Polyurethan/Silica ORMOSILs) zur Einlagerung von LASER-Farbstoffen,
etc. verwendet.
[0066] Die Einarbeitung von Redox-befähigten Systemen (z.B. EisenPartikel) kann zu Redoxpolymerisation
an der Oberfläche befähigen. Die Stabilisierung der Eisenoxid-Partikel wird bisher
durch eine Beschichtung mit Polymeren wie Dextran (Ferridex
®), Carboxydextran (Resovist
®), Albumin und Stärke oder eine liposomale Umhüllung erreicht. Diese stellen eine
Möglichkeit zur Ausbildung von Wechselwirkungen wie z.B. interpenetrierende Netzwerke
(IPN) mit einem potentiellem Beschichtungssystem dar.
[0067] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
als Gleitmittelersatz in Kugellagern verwendet.
[0068] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Beschichtung von Kompositwerkstoffen mit einer hinreichenden Leitfähigkeit, wie
beispielsweise rußverstärkte Polymersubstrate, kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff
(CFK), kurzfaserverstärkte Metalle, sog. Metall Matrix Composites (MMC) verwendet.
[0069] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Beschichtung von analytischen Gerätschaften wie z.B. Chromatographiesäulen verwendet.
Hierdurch können neuartige Füllsysteme kreiert werden.
[0070] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Haftvermittlung zwischen Bauteilen gleicher oder unterschiedlicher Stoff-/Oberflächeneigenschaften
eingesetzt.
[0071] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Beschichtung von Werkstoffen verwendet, welche ähnlich dem Moniereisen in Betonkonstruktionen
eingesetzt werden.
[0072] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Beschichtung von Werkstoffen verwendet, welche in der Bewährung von Plastikwerkstoffen
(z.B. Metallstreifen in Naturkautschuk) eingesetzt werden
[0073] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Herstellung von Carbid-/Nitrid- oder ähnlichen abriebfesten/oxidationsstabilen/schützenden
Schichten (wie der Zeit z.B. durch physikalischen Dampfphasenablagerung dargestellt)
eingesetzt. Hierbei kann das stabilisierende Polymer durch (Teil-)Zersetzung z.B.
als Kohlenstoff-/Stickstoff- oder anderer Elementarquelle dienen. Festigkeitsverstärkende
Stoffe könne aber auch durch zusätzliche Additive erhalten werden, so etwa nach der
in der Druckschrift
DE102004014076B3 beschriebenen Art. Weiterhin kann die Polymerphase als eine Zwischenschicht zur Stressabsorption
verwendet werden. Die abriebfesten Systeme können z.B. an metallischen Schneidewerkzeugen
eingesetzt werden, welche nach der entsprechenden Behandlung keramikähnliche Eigenschaften
an der Oberfläche aufweisen. Abriebfeste Schichten sind auch in Hinblick auf Rechnerlaufwerke
interessant. Eine immer weiter steigende Datendichte auf Festplatten erfordert eine
bessere Auflösung und bessere mechanische Stabilität der Oberflächen. Abrasionsstabile
Oberflächen sind daher von hohem Interesse, um Laufwerkschäden zu vermeiden.
[0074] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
in Kombination mit stimuli-responsive Adhäsionvermittlern (mit stimuli wie z.B. Temperatur,
elektromagnetische Strahlung, etc) für so genannte 'on-demand' Haftungen eingesetzt.
Solche können z.B. als Klebeverbindungen an einer Autokarosse die Schweißstellen etc
ersetzen und so den recycle-Vorgang erleichtern. Als stimuli-responsive Adhäsionvermittlern
sollen hier beispielsweise Heissschmelzkleber wie Polyamide and Micropearl F30 genannt
werden. Reagieren z.B. an der Substratoberfläche aggregierte Siblerpartikel mit einem
Komplexbildner wie z.B. Kochsalzlösung oder schwefelhaltigen Verbindungen, so kann
das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem selbst als stimuli-responsive
Adhäsionvermittlern wirken. Auf diesem Weg lässt sich die Haftstärke und damit die
Haftvermittlung beeinflussen.
[0075] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Beschichtung von Halbleiteroberflächen (wie z.B. Siliziumwaferoberflächen) verwendet.
So kann beispielsweise durch die Plasmonresonanz von immobilisierten Metallnanopartikeln
eine Erhöhung des Wirkungsgrades der Solarzellen erreicht werden.
[0076] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Herstellung von Schaltkreisen verwendet. Definierte Strukturen mit geringem Raumbedarf
können durch den Einsatz von (laser)-optischen Methoden, Elektronenbeschuß, Ionenbeschuß
oder anderen Ätzmethoden realisiert werden.
[0077] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
in zahntechnischen oder orthopädischen Anwendungen zum Einsatz gebracht. Durch eine
Beschichtung von z.B. Titanbauteilen, kann somit eine verbesserte Kompatibilität zum
Körpergewebe erreicht werden.
[0078] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
in elektrischen Anwendungen zum Einsatz gebracht. Eine stark haftende, elastische,
homogene und defektfreie Isolation kann beispielsweise durch die Beschichtung mit
Papierfasern erreicht werden. Ähnliche Anwendungen sind für Kondensatoren oder Transformatoren
denkbar.
[0079] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
für die homogene Beschichtung von Metallschaum verwendet. Bioresorbierbare Komponenten
aus eisenhaltigen Metallschäumen, sind für osteochirurgische Anwendung sehr interessant.
Die Integration dieser Komponenten wird durch pre-immobilisierte Apatite verstärkt.
Jedoch sind auf Grund unterschiedlicher Materialeigenschaften zwischen Metall und
Mineralstoff solche Systeme mechanisch und thermisch instabil. Das erfindungsgemäße
Oberflächenmodifizierungssystem kann solche Systeme stabilisieren, in dem es auftretende
Scherkräfte durch die Kombination Oberflächenrauhigkeit und Polymerkettenmobilität
kompensiert.
[0080] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
für die Fertigung von Schutzüberzügen auf z.B. Stählen verwendet. Durch Sinterung
von immobilisierten pulvergefüllten Pasten können z.B. Aluminid-Schutzüberzüge hergestellt
werden, welche den Heißluftkorrosionswiderstand in z.B. Automobilkatalysatoren erhöhen.
[0081] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
mit Wasserglas, wie z.B. in
DE4040153A1 beschrieben, beschichtet. Dadurch können wasser- und feuerstabile Oberflächen erzeugt
werden, welche durch die stressabsorbierende Wirkung der partikelschützenden Polymere
bruchstabilisiert werden.
[0082] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
zur Darstellung von analytischen Oberflächen eingesetzt. Mögliche Anwendung sind in
der Screening-Analytik wie z.B. SPR Spektroskopie zu finden. Durch die mittels des
Klemmmechanismus immobilisierten Polymere können völlig neuartige Oberflächenfunktionalitäten
dargestellt werden, was einer größeren Anwendungsbreite entspricht.
[0083] In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierungssystem
für die Diamantbeschichtung verwendet und so abrasionstabile, korrosionstabile Schichten
mit gleitfähigen Oberflächen kombiniert.
Bezugszeichenliste
[0084]
- 100
- metallisches Substrat
- 101
- Reaktion zwischen polymergeschützten Partikeln und Substratoberfläche
- 102
- Derivatiesierung der Oberflächenmodifizierung zur Erzeugung von ionischen Ladungen
- 103
- Beschichtung mit Targetmolekülen
- 104
- kolloidale polymerstabilisierte Metallpartikel
- 105
- Metallschicht mit immobilisierten Polymerketten (Klemmkomplexe)
- 106
- ionisch geladene Haftvermittlerschicht
- 107
- funktionale Beschichtung
- 200
- metallisches Substrat
- 201
- Reaktion zwischen polymergeschützten gelandenen Partikeln und Substratoberfläche
- 202
- Beschichtung mit Targetmolekülen
- 203
- ionisch geladene, kolloidale polymerstabilisierte Metallpartikel
- 204
- Metallschicht mit immobilisierten Polymerketten (Klemmkomplexe)
- 205
- funktionale Beschichtung
1. Verfahren zur Beschichtung einer Substratoberfläche mit metallischem Charakter mittels
Partikeln umfassend die folgenden Schritte:
- Dispergieren der Partikel in einem Lösungsmittel, wobei die verwendeten Partikel
Metallpartikel/Metalllegierungspartikel/Metalloxidpartikel sind und eine Dimensionierung
im Mikron-/Submikron- oder Nanometerbereich aufweisen,
- Stabilisierung der kolloidalen Partikel mit einem Polymer, wobei das Polymer ein
dispersionsstabilisierendes biokompatibles Polymer oder Hydrogel-bildendes Polymer
ist,
- Benetzung der zu beschichtenden metallischen Oberfläche mit der stabilisierten Partikellösung,
wobei eine Fixierung der Polymerketten in den Zwischenräumen zwischen Metalloberfläche
und Partikel durch einen Klemmmechanismus erfolgt,
- Ausbildung einer stabilen Partikelschicht auf der Substratoberfläche durch Kollabieren
und Aggregieren des kolloidalen Systems,
- Entfernen der nicht gebundenen Partikel nach Beendigung des Beschichtungsvorganges
durch Waschen mit einem Lösungsmittel,
- Generation von ionischen Ladungen an der beschichteten Metalloberfläche und
- abschließende Trocknung der beschichteten Metalloberfläche.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass eine Stabilisierung der Haftvermittlerschicht durch Initiierung von Vernetzungsschritten
erfolgt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die verwendeten Metallpartikel/Metalllegierungspartikel/Metalloxidpartikel ein oder
mehrere Elemente ausgewählt aus den Gruppen 3 bis 16 und der Lanthanaide des Periodensystems
der Elemente, deren Isotopen, Salzen, als auch Mischungen, Legierungen davon aufweisen.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel zumindest teilweise mit einem oder mehreren kolloidstabilisierenden
Polymeren beschichtet sind.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass verschiedene Ablagerungsstrategien, wie elektrophoretischen Ablagerung und chemische
in situ Ablagerung in Kombination und separat eingesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel durch die verwendeten kolloidstabilisierenden Polymere eine Funktionalisierung
aufweisen.
7. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Dispersionen verwendet werden, die polymerstabilisierte Partikel und/oder eine oder
mehrere Oligomer-/Polymerkomponenten und/oder Radikalstarter und/oder Vernetzer und/oder
Komplexbildner und/oder Tenside aufweisen, welche systemstabilisierende Vernetzungsreaktionen
ermöglichen.
8. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur zusätzlichen Stabilisierung der modifizierten Oberflächen weitere Vernetzungsreaktionen
durchgeführt werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass am dispersionsstabilisierenden Polymer durch einen Reaktionsschritt ionische Ladungen
erzeugt werden wobei durch pH Variation die ionische Ladung der modifizierten Oberfläche
verändert wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Beschichtung der Metalloberfläche mit den funktionalisierten Partikel eine
Beladung mit Targetmolekülen erfolgt, wobei die Wechselwirkung zwischen Haftvermittlerschicht
und Targetmolekül auf stereokomplex-artigen, elektrostatischen Effekten oder Wasserstoff-brückenbindungen
basiert.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kombination von kollabierten Partikeln und Interpenetrierenden Netzwerken verwendet
wird, wodurch die Stressanfälligkeit der nachfolgend aufgebrachten Beschichtung mit
Targetmolekülen verringert wird.
12. Beschichtete Substratoberfläche mit metallischem Charakter hergestellt nach einem
Verfahren gemäß der Ansprüche 1 bis 11.
13. Verwendung einer beschichteten Metalloberfläche gemäß Anspruch 12 zur Immobilisierung
von funktionellen Beschichtungen, wie etwa nicht-reflektierend, antifouling, Schmierfilm;
synthetischen/natürlichen Targetmolekülen, Hydrogelpolymeren;
Arzneistoffen; Peptiden; antimikrobiellen Agentien; Lipiden; Polysacchariden; biologisch
aktiven Molekülen wie Antikörper, Nukleotiden, Enzymen, Signalpeptiden, Fluoreszenz/Phosphoreszenz
-Farbstoffen, Mineralstoffen, Nanopartikeln; Tonmineralen oder Aktivkohle etwa zur
Wasseraufbereitung; Clathraten; Cyclodextrin und anderen Supramolekülen, wie etwa
zur Entgiftung oder Endotoxinbefreiung; Isolationsoberflächen, photoelektrisch aktiven
Oberflächen, biomimetischen Oberflächen.
1. A method for coating a surface of a substrate having a metallic nature using particles,
comprising the following steps:
- dispersing the particles in a solvent, wherein the particles employed are metal
particles/metal alloy particles/metal oxide particles and have dimensions in the micron/submicron
or nanometre range,
- stabilizing the colloidal particles with a polymer, wherein the polymer is a dispersion-stabilizing
biocompatible polymer or hydrogel-forming polymer,
- wetting the metallic surface to be coated with the stabilized particle solution,
whereupon the polymer chains become fixed in the interstices between the metallic
surface and the particle by means of a clamping mechanism,
- forming a stable particle layer on the substrate surface by collapse and aggregation
of the colloidal system,
- removing the non-bound particles after completing the coating procedure by washing
with a solvent,
- generating ionic charges on the coated metal surface, and
- finally, drying the coated metal surface.
2. The method as claimed in claim 1, characterized in that a stabilization of the adhesion promoting layer is accomplished by initiating cross-linking
steps.
3. The method as claimed in claims 1 and 2, characterized in that the metal particles/metal alloy particles/metal oxide particles employed are composed
of one or more elements selected from groups 3 to 16 and the lanthanides of the periodic
table of the elements, their isotopes, salts and also mixtures and alloys thereof.
4. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that the particles are at least partially coated with one or more colloid-stabilizing
polymers.
5. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that different deposition strategies such as electrophoretic deposition and chemical in
situ deposition are used, in combination and separately.
6. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that the particles exhibit a functionalization due to the colloid-stabilizing polymers
employed.
7. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that dispersions are used which are composed of polymer-stabilizing particles and/or one
or more oligomeric/polymeric components and/or radical initiators and/or cross-linking
agents and/or complex-forming agents and/or surfactants which allow system-stabilizing
cross-linking reactions to occur.
8. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that further cross-linking reactions are carried out in order to provide the modified
surfaces with additional stabilization.
9. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that ionic charges are produced on the dispersion-stabilized polymer by means of a reaction
step wherein the ionic charge of the modified surface is changed by changing the pH.
10. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that after coating the metal surface with the functionalizing particles, loading with
target molecules is carried out, wherein the interaction between the adhesion promoting
layer and the target molecule is based on stereocomplex-like electrostatic effects
or hydrogen bonds.
11. The method as claimed in one of the preceding claims, characterized in that a combination of collapsed particles and interpenetrating matrices is used, by which
means the susceptibility of the subsequently applied coating with target molecules
to stress is reduced.
12. A coated substrate surface with a metallic nature produced in accordance with a method
as claimed in claims 1 to 11.
13. Use of a coated metallic surface as claimed in claim 12 to immobilize functional coatings
such as non-reflective, anti-fouling, lubricating; synthetic/natural target molecules,
hydrogel polymers; pharmaceuticals; peptides; antimicrobial agents; lipids; polysaccharides;
biologically active molecules such as antibodies, nucleotides, enzymes, signal peptides,
fluorescent/phosphorescent colorants, minerals, nanoparticles; clay minerals or activated
carbon for example for water treatment; clathrates; cyclodextrin and other supermolecules,
such as for detoxification or endotoxin removal; isolation surfaces, photoelectrically
active surfaces, or biomimetic surfaces.
1. Procédé de revêtement d'une surface de substrat de nature métallique au moyen de particules,
comprenant les étapes suivantes :
- dispersion des particules dans un solvant, les particules utilisées étant des particules
de métal/d'alliage métallique/d'oxyde métallique et présentant une dimension dans
le domaine micronique/submicronique/nanométrique,
- stabilisation des particules colloïdales avec un polymère, le polymère étant un
polymère biocompatible stabilisateur de dispersion ou un polymère formant un hydrogel,
- imprégnation de la surface métallique à revêtir avec la solution de particules stabilisée,
une fixation des chaînes polymères dans les intervalles entre surface métallique et
particules ayant lieu par un mécanisme de pincement,
- formation d'une couche stable de particules sur la surface de substrat par collapsus
et agrégation du système colloïdal,
- élimination des particules non liées à la fin de l'opération de revêtement par lavage
avec un solvant,
- génération de charges ioniques sur la surface métallique revêtue et
- séchage final de la surface métallique revêtue.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce qu'une stabilisation de la couche adhésive est effectuée par initiation d'étapes de réticulation.
3. Procédé selon les revendications 1 et 2, caractérisé en ce que les particules de métal/d'alliage métallique/d'oxyde métallique utilisées présentent
un ou plusieurs éléments sélectionnés dans les groupes 3 à 16 et les lanthanides du
système périodique des éléments, leurs isotopes, sels, ainsi que des mélanges et alliages
de ceux-ci.
4. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que les particules sont revêtues au moins partiellement d'un ou plusieurs polymères stabilisateurs
de colloïdes.
5. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que différentes stratégies de dépôt, telles que dépôt par électrophorèse et dépôt chimique
in situ, sont utilisées en combinaison et séparément.
6. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que les particules présentent une fonctionnalisation par les polymères stabilisateurs
de colloïdes utilisés.
7. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que des dispersions sont utilisées, qui présentent des particules stabilisées par un
polymère et/ou un ou plusieurs composants oligomères/polymères et/ou initiateurs de
radicaux et/ou agents de réticulation et/ou agents complexants et/ou agents tensio-actifs,
lesquels permettent des réactions de réticulation stabilisatrices du système.
8. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que d'autres réactions de réticulation sont effectuées pour une stabilisation supplémentaire
des surfaces modifiées.
9. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que des charges ioniques sont générées par une étape de réaction sur le polymère stabilisateur
de dispersion, la charge ionique de la surface modifiée étant modifiée par variation
du pH.
10. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce qu'après le revêtement de la surface métallique avec les particules fonctionnalisées,
un chargement avec des molécules cibles est effectué, l'interaction entre la couche
adhésive et la molécule cible étant basée sur des effets électrostatiques de type
stéréocomplexe ou des liaisons hydrogène.
11. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce qu'une combinaison de particules collabées et de réseaux interpénétrants est utilisée,
ce qui diminue la sensibilité au stress du revêtement avec des molécules cibles appliqué
ensuite.
12. Surface de substrat revêtue de nature métallique réalisée selon l'une des revendications
1 à 11.
13. Utilisation d'une surface métallique revêtue selon la revendication 12 pour immobiliser
des revêtements fonctionnels, comme par exemple non réfléchissants, antisalissures,
film lubrifiant ; molécules cibles synthétiques/naturelles, polymères d'hydrogel ;
médicaments ; peptides ; agents antimicrobiens ; lipides ; polysaccharides ; molécules
biologiquement actives telles qu'anticorps, nucléotides, enzymes, peptides signaux,
colorants fluorescents/phosphorescents, substances minérales, nanoparticules ; minéraux
argileux ou charbon actif par exemple pour le traitement de l'eau ; clathrates ; cyclodextrine
et autres supramolécules, par exemple pour la décontamination ou l'élimination des
endotoxines ; surfaces isolantes, surfaces photoélectriquement actives, surfaces biomimétiques.