[0001] Ausführungsbeispiele der Erfindung beziehen sich auf eine Vorrichtung und ein Verfahren
zur Aktivierung eines Schallzeichengebers eines Kraftfahrzeugs durch einen entfernten
Sender unabhängig von einem Kraftfahrzeugnutzer, auf ein Kraftfahrzeug und ein Alarmierungssystem
bzw. Warnsystem mit Weckeffekt basierend auf Kraftfahrzeugschallzeichen.
[0002] Infolge eines umfassenden Ab- und Umbaus der Sirenen nach 1992 ist beispielsweise
in Deutschland kein flächendeckendes Warnsystem mit Weckeffekt für den Einsatz zur
Warnung der Zivilbevölkerung mehr vorhanden. Von den ursprünglichen 87.000 Sirenen
(ES) im Jahre 1992 waren im Jahr 2000 nur noch ca. 15.000 von 39.000 verbliebenen
Sirenen einsatzfähig zur Alarmierung der Bevölkerung. Eine technische Umrüstung vorhandener
Sirenen auf Zivilschutz-Signale und zusätzlicher Neuaufbau eines Sirenensystems wird
in einer vom BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) beauftragten
Studie des Markt führenden Sirenen-Herstellers Hörmann GmbH, Kirchseeon, aufgrund
der prognostizierten Kosten von ca. 250 Mio. € verworfen. ("
Technologische Möglichkeiten einer möglichst frühzeitigen Warnung der Bevölkerung",
BMI, Reihe Zivilschutzforschung, Bd. 45, 2001).
[0003] Ein solches Warnsystem mit Weckeffekt wird jedoch (z.B. in Deutschland) von Seiten
der Bundesländer und der für den Zivilschutz zuständigen Bundesbehörde BBK für erforderlich
gehalten.
[0004] Eine geschlossene Lösung zur Schaffung eines Warnsystems mit Weckeffekt ist derzeit
(in Deutschland) nicht vorhanden. Stand der Warntechnik ist ein ungenügender Restbestand
an installierten Sirenen. Verschiedene Lösungsvorschläge wurden seit Ende der Neunziger
Jahre untersucht, wie zum Beispiel Alarmierung der Bevölkerung per:
- 1. SMS
- 2. Telefon (Festnetz oder Mobil)
- 3. Funkwecker und -uhren
- 4. Rauchmelder
- 5. Türklingeln
- 6. Neuaufbau eines Sirenennetzes
[0005] Diese Vorschläge zeichnen sich durch mehr oder minder gravierende Nachteile aus und/oder
sind nicht umsetzbar. Die Wirksamkeit mancher Warntechniken ist ungenügend oder fraglich
(1.-5.) oder die Kosten sind für den Staat untragbar (6.).
[0006] Die Alarmierung per Massen-SMS wurde bereits 2003 abgelehnt, da die Mobilfunktechnik
für derartige Kapazitäten nicht ausgelegt ist. Tests hatten ergeben, dass es bis zu
24 Stunden dauerte, 50.000 Einwohner einer Stadt per SMS zu warnen.
[0007] Die größte technische Versorgungsrate erreicht man ohne den Wiederaufbau eines Sirenen-Netzes
über das Telefon, das auch einen Weckeffekt haben kann. Allerdings nehmen die Anschlüsse
im Festnetz zugunsten des Mobilfunks ab, wo die Technik nicht für derartige Kapazitäten
ausgelegt ist. Die Festnetz-Telefonie verfügt prinzipiell über die notwendigen Kapazitäten,
mehrere Tausend Gespräche gleichzeitig abzuwickeln. Allerdings sind hierzu Installationen
von Alarmrechnern in den Vermittlungsstellen nötig. Die Kosten hierfür werden auf
ca. 200 Mio. Euro geschätzt.
[0008] Mit mehr als 230 Mio. Euro wurde bereits vor Jahren für den Wiederaufbau des abgerüsteten
Sirenennetzes kalkuliert.
[0009] Der Funkuhrensender DCF77 kann seit dem Jahre 2006 auch Warnungen übermitteln. Die
dazu nötige Anbindung an das satellitengestützte Warnsystem SatWaS gegeben. Allerdings:
Große Teile der Bevölkerung verfügen nicht über Funkuhren bzw. -wecker.
[0010] Ebenfalls angeschlossen an SatWaS sind eine Vielzahl der TV- und Radiosender (auch
in Verbindung mit RDS und DAB) und einige Internetanbieter, die entsprechend aktuelle
Warnungen verbreiten können. Allerdings erreichen diese Medien immer nur die aktiven
Nutzer und haben keinen Weckeffekt
[0011] Weitere Beispiele und eine detaillierte Schilderung zum zugrunde liegenden technischen
Problem und den zuvor erwähnten, bislang durchdachten und verworfenen Konzepten ist
beispielweise zu finden unter "http://www.bbk.bund.de/cln 027/nn 399436/DE/02 Themen/11
Zivilschutztechnik/04 Warnsyst/02 Entwickl/Entwickl node.html nnn=true", in der Studie
"Problemstudie: Risiken für Deutschland, Teil1, Hrsg. BBK, AKNZ, 2005" zu finden unter
"http://www.bbk.bund.de/nn 402296/SharedDocs/Publikationen/Wissenschaftsforum/Risikenfuer-D
Teill,templateld=raw.property=publicationFile.pdf/Risikenfuer-D Teil 1.pdf", in der
Studie "
Technische Möglichkeiten einer möglichst frühzeitigen Warnung der Bevölkerung Kurzfassung,
BMI, Zivilschutzforschung, Neue Folge Band 45, 2001" zu finden unter "http;//www.bbk.bund.de/cln007/nn400298/SharedDocs/Publikat
ionen/Publikationen 20 Forschung/Band2045, templatedld=raw,property=publicationFile.pdf/Band%2045.pdf", in der Studie "
Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland" im Kapitel "Ressourcen,
Fähigkeiten und Defizite in der Gefahrenvorsorge und -abwehr, BMI, Zentralstelle für
Zivilschutz, Schriftenreihe WissenschaftForum, Band 4, 2002" zu finden unter "http://www.bbk.bund.de/cln027/nn398732/SharedDocs/Publikat ionen/Wissenschaftsforum/Band-4
Neue Strategie.templateld=raw.property=publicationFile.pdf/Band-4 Neue Strategie.pdf",
unter "ZEIT v. 01.11.2007: "Warnsysteme: Aufwachen!", http://www.zeit.de/2007/45/T-Warnsysteme.",
unter "STERN v. 13.11.2007: "Katastrophenschutz: Das unerwünschte Schweigen der Sirenen",
http://www.stern.de/computer-technik/technik/:Katastrophenschutz-Das-Schweigen-Sirenen/602513.html",
unter "HEISE v. 12.05.2008: "Die Rückkehr der Sirenen", http://www.heise.de/newsticker/Die-Rueckkehr-der-Sirenen-/meldung/107742"
und unter "BERLINER ZEITUNG v. 18.01.2005: Sirene im Wohnzimmer", http://www.berlinonline.de/berlinerzeitung/archiv/bin/dump.fcgi/2005/0118/wissenschaft/0017/index
.html".
[0012] Die
WO 01/13551 A2 beschreibt ein Funksystem zur Warnung der Bevölkerung, der einen Zeitsignal-und Normalfrequenzsender
für die Übertragung von Warnungen bei Vorliegen einer Gefahrensituation und einen
Empfänger umfasst, der ausgestaltet ist, um zusätzlich zu den Zeitsignalen Warnungen
zu empfangen, und um Signale durch akustische Warngeber zu erzeugen, wobei der Empfänger
in mobile Geräte der Fahrzeugtechnik eingebaut sein kann.
[0013] Die
US 2007/0252688 A1 beschreibt ein Katastrophen-Warnsystem und mobile Katastrophenalarm-Geräte. Jedes
Katastrophenalarm-Gerät enthält einen Funkempfänger zum Empfang von Warnungen von
einer zentralen Station. Jedes Warngerät umfasst eine Audioeinheit und eine Einheit
zur Bestimmung der Position des Geräts.
[0014] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Ansatz zur Warnung der Bevölkerung
zu schaffen, der sich einfach und kostengünstig realisieren lässt.
[0015] Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch 1, ein Kraftfahrzeug gemäß
Anspruch 10, ein Alarmierungssystem gemäß Anspruch 11 und ein Verfahren gemäß Anspruch
12 gelöst.
[0016] Ein Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung schafft eine Vorrichtung zur Aktivierung
eines Schallzeichengebers eines Kraftfahrzeugs durch einen entfernten Sender unabhängig
von einem Kraftfahrzeugnutzer, die einen Empfänger und eine Steuereinheit aufweist.
Der Empfänger ist ausgelegt, um ein Aktivierungssignal von dem entfernten Sender zu
empfangen. Die Steuereinheit ist ausgelegt, um ansprechend auf das Aktivierungssignal
den Schallzeichengeber des Kraftfahrzeugs zu aktivieren.
[0017] Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung basieren auf dem Kerngedanken, den Schallzeichengeber
von Kraftfahrzeugen zur Warnung der Zivilbevölkerung im Alarmfall zu nutzen. Dazu
ist nichts weiter notwendig, als ein Empfänger im Kraftfahrzeug, um ein Aktivierungssignal
zu empfangen und eine Steuereinheit, um den Schallzeichengeber des Kraftfahrzeugs
bei Bedarf zu aktivieren.
[0018] Da ein Schallzeichengeber und auch eine Autobatterie zur Energieversorgung bereits
in jedem Kraftfahrzeug vorhanden sind, beschränkt sich der Mehraufwand zur Realisierung
des Warnsystems auf den Empfänger und die Steuereinheit. Dadurch ist eine einfache
und kostengünstige Realisierung eines Warnsystems für die Bevölkerung möglich.
[0019] Zusätzlich kann durch die Nutzung des Schallzeichengebers eine hohe Wirksamkeit durch
den ausgeprägten Weckeffekt der Schallzeichengeber von Kraftfahrzeugen erreicht werden.
In anderen Worten, durch die Aktivierung des Schallzeichengebers eines Kraftfahrzeugs
kann sehr leicht die Aufmerksamkeit der Bevölkerung in der Umgebung des Kraftfahrzeugs
geweckt werden.
[0020] Zusätzlich kann beispielsweise eine hohe Erreichbarkeit erzielt werden, auch ohne
dass jedes Kraftfahrzeug die beschriebene Vorrichtung aufweist, da die Signale weithin
hörbar sind. Dadurch könnte die Aufbauphase auch kurz gehalten werden, wenn nur Neufahrzeuge
mit dem System ausgerüstet werden. Innerhalb kürzester Zeit könnten dadurch genug
Fahrzeuge vorhanden sein, um ein flächendeckendes Warnsystem zu gewährleisten.
[0021] Des Weiteren ist das beschriebene Konzept unabhängig vom Stromnetz. Dadurch kann
auch bei Ausfall der Stromversorgung eine Warnung oder Alarmierung der Bevölkerung
gewährleistet werden.
[0022] Zusätzlich ist das System beispielsweise in der zu erwartenden Nutzungszeit (bis
zum Neukauf eines Fahrzeugs) nahezu wartungsfrei und es entstehen dadurch keine spezifischen
Wartungskosten.
[0023] Des Weiteren kann das System unaufwendig angepasst werden, da ein stetiger Austausch
durch Fahrzeugneukäufe erfolgt.
[0024] Gemäß der Erfindung ist die Steuereinrichtung ausgelegt, um basierend auf einer Position
des Fahrzeugs den Schallzeichengeber des Kraftfahrzeugs zu aktivieren. Es ist möglich,
dass nur die Bevölkerung einer bestimmten Region oder eines bestimmten Gebiets gewarnt
und alarmiert werden soll, so dass nur die Schallzeichengeber von Kraftfahrzeugen
in diesem Gebiet aktiviert werden sollen.
[0025] Einige weitere Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung beziehen sich auf ein Alarmierungssystem
oder Warnsystem, das eine Vielzahl von Kraftfahrzeugen mit je einer Vorrichtung zur
Aktivierung des Schallzeichengebers des Kraftfahrzeugs, eine Steuerzentrale und den
Sender aufweist. Durch die Steuerzentrale wird beispielsweise die Information, die
das Aktivierungssignal enthalten soll, bestimmt und das Senden des Aktivierungssignals
durch den Sender gesteuert.
[0026] Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung werden nachfolgend Bezug nehmend auf die
beiliegenden Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Aktivierung eines Schallzeichengebers eines
Kraftfahrzeugs;
- Fig. 2
- ein "Schalldruckpegel vs. Entfernung zur Quelle"-Diagramm;
- Fig. 3
- ein "Schalldruckpegel vs. Entfernung zur Quelle"-Diagramm;
- Fig. 4
- ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Aktivierung eines Schallzeichengebers eines
Kraftfahrzeugs;
- Fig. 5
- ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Aktivierung eines Schallzeichengebers eines
Kraftfahrzeugs;
- Fig. 6a
- ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur Aktivierung eines Schallzeichengebers eines
Kraftfahrzeugs;
- Fig. 6b
- ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur Alarmierung;
- Fig. 7
- eine Tabelle mit einem Codierungsschema zur Nutzung des DCF77-Senders mit grober Gitterstruktur;
- Fig. 8
- eine Tabelle mit einem Codierungsschema zur Nutzung des DCF77-Senders mit feiner Gitterstruktur;
- Fig. 9
- eine Tabelle mit einem Codierungsschema zur Nutzung des DCF77-Senders und eines GNSS-und/oder
Mobilfunk-Moduls; und
- Fig. 10
- eine Tabelle mit einem Codierungsschema zur Nutzung von eCall-Modulen (elektronischen
Rufmodulen).
[0027] In Deutschland zugelassene Kfz mit einem Hubraum über 50 cm
3 müssen laut StVZO, §55, beispielsweise mit einem Schallzeichengeber ("Hupe") ausgerüstet
sein. Die Lautstärke (maximal 105 dB in einem Abstand von 7 Metern) und der Klang
des Gerätes sind dabei bundesweit einheitlich in Grenzen geregelt.
[0028] Das zeitgleiche, massenhafte Hupen aller Kraftfahrzeuge eines Gebietes wäre tagsüber
wie nachts an allen Orten im A-larmierungsgebiet zu vernehmen, in denen sich Fahrzeuge
befinden. Aufgrund einer Fahrzeugdichte von 599 Kraftfahrzeugen/1000 Einwohner und
einer absoluten Zahl zugelassener Kraftfahrzeuge (ohne Anhänger) in Deutschland von
mehr als 50 Millionen Stück (43 Millionen nur Pkw, Omnibusse, Lkw) (Angaben laut Kraftfahrtbundesamt,
Stand 08.09.2008), ist mit diesem Ansatz ein hoher Grad der Abdeckung in der Fläche
gegeben, auch in ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten, und gewisser Grad an Abdeckung
dynamisch beanspruchter Gebiete (Sport- und Freizeitanlagen, Parkplätze in Wandergebieten
etc.) gegeben, der ansonsten schwer oder überhaupt nicht erreichbar ist.
[0029] Beispielsweise werden in einer vom BMI (Bundesministerium des Inneren) beauftragten
Studie aus dem Jahr 2001 Erreichbarkeiten der Bevölkerung von 80% am Tage und 45%
in der Nacht als internationale Spitzenwerte genannt. Das vorgeschlagene Warnsystem
ist geeignet, diese Werte zu erreichen und zu überbieten.
[0030] Die als Vergleich heranzuziehenden Sirenen mechanischer und pneumatischer Bauweise
weisen theoretische Signal-Reichweiten von ca. 1 km (mechanisch) bis ca. 10 km (pneumatisch)
auf, bezogen auf einen Schwellwert von 70 dB(A). Dies entspricht in etwa der Lautstärke
eines in zehn Metern Entfernung vorbeifahrenden Pkw (60 - 80 dB(A)). Fig. 2 zeigt
dazu passend die theoretischen Schalldruckpegel als Funktion des Abstands zur Schallquelle.
[0031] Es ist der theoretische Schalldruckpegel in Dezibel (A-Filter) bei Annahme idealer
Umgebungsbedingungen in logarithmischer Entfernungsdarstellung gezeigt. Der Schalldruckpegel
eines einzelnen Fahrzeugs (das Schallzeichen jeweils eines einzelnen Fahrzeugs) ist
geringer als der einer mechanischen Sirene. Das Diagramm 200 vergleicht den Schalldruckpegel
eines Schallzeichengebers eines Kraftfahrzeugs 210 (Autohupe) mit einer mechanischen
Sirene vom Typ E57 220 und einer pneumatischen Sirene 230 (HLS, Hochleistungssirene).
[0032] In der Realität ist diese Reichweite aufgrund der Umgebungsbedingungen (Windrichtung,
Temperatur, Bodenbeschaffenheit, Bebauungsdichte etc.) nicht zu erreichen und es gelten
Reichweiten von 400 - 500 m (mechanisch) und 1 - 2 km (elektronische Hochleistungssirenen)
als wirksame Grenze des Signals. Bei gleichem Bewertungsmaßstab sind z.B. mit Autohupen
wirksame Reichweiten von ca. 150 m realistisch. Aufgrund der wesentlich höheren Dichte
von Kraftfahrzeugen gegenüber Sirenenstandorten in urbanen und ländlichen Gegenden
ist der Technische Versorgungsgrad des Warnsystems trotz geringerer Reichweite der
Einzelschallquellen als sehr hoch einzustufen. Fig. 3 zeigt diesen Effekt wiederum
unter der Maßgabe theoretischer Schalldruckpegel. Unter Berücksichtigung realer Effekte
verschiebt sich die Wirksamkeit zu Gunsten des beschriebenen Systems.
[0033] Der theoretische Schalldruckpegel in Dezibel (A-Filter) bei Annahme idealer Umgebungsbedingungen
ist gezeigt. Die theoretische Schallausbreitung bei Alarmierung von 5 Fahrzeugen im
Abstand von 200m zueinander ist dargestellt. Der wirksame Schalldruckpegel bei Alarmierung
flächenhaft verteilter Fahrzeuge ist schon im Nahbereich höher als der mechanischer
Sirenen. Das Diagramm 300 vergleicht den Schalldruckpegel von Autohupen 210 mit dem
von mechanischen Sirenen vom Typ E57 220 und elektronischer Sirenen 230 (z.B. ECN3000).
[0034] Gegenüber akustischen Signalzeichen anderer Geräte, deren Einsatz als Ersatz zum
Neuaufbau eines Sirenen-Warnsystem erwogen oder beschlossen wurde, wie z.B. Telefonen,
Türklingeln der Uhren mit Weckfunktion, zeichnen sich Schallzeichen von Kraftfahrzeugen
nicht nur durch Lautstärke und Frequenz, sondern auch hinsichtlich ihrer Aufmerksamkeit
erregenden soziologischen Bedeutung aus. Sie sind als sicherheitstechnische Einrichtung
konzipiert und werden als solche primär eingesetzt, im Gegensatz zu den oben genannten
alltäglichen Gebrauchsgegenständen.
[0035] Ein Unterschied zwischen dem neuen Konzept und anderen diskutierten Vorschlägen besteht
darin, dass außer Sirenen nur das hier vorgeschlagene Warnsystem eine wirkliche Broadcast-Alarmierung
leistet, also mit einer Schallquelle eine Vielzahl von Empfängern (z.B. Haushalte)
erreichen kann.
[0036] Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild einer Vorrichtung 100 zur Aktivierung eines Schallzeichengebers
130 eines Kraftfahrzeugs durch einen entfernten Sender unabhängig von einem Kraftfahrzeugnutzer
entsprechend einem Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung. Die Vorrichtung 100 umfasst
einen Empfänger 110 und eine Steuereinheit 120. Der Empfänger 110 empfängt ein Aktivierungssignal
112 von dem entfernten Sender. Die Steuereinheit 120 aktiviert den Schallzeichengeber
130 des Kraftfahrzeugs ansprechend auf das Aktivierungssignal 112.
[0037] Da der Schallzeichengeber 130, umgangssprachlich auch Hupe genannt, eines Kraftfahrzeugs
(Kfz) über eine große Entfernung hörbar ist, kann beispielsweise eine Alarmierung
mit Weckeffekt mit hoher Wirksamkeit realisiert werden. Dabei kann ein hoher Deckungsgrad
aufgrund einer hohen Anzahl von Fahrzeugen pro Haushalt erreicht werden. Des Weiteren
kann die Realisierung nach einer kurzen Aufbauphase durchgeführt werden, da zum Beispiel
die Reproduktionsrate ca. 10% des Gesamtfahrzeugbestands pro Jahr entspricht.
[0038] Durch die Integration der beschriebenen Vorrichtung zur Aktivierung des Schallzeichengebers
130 in Kraftfahrzeuge kann eine hohe Zuverlässigkeit der Alarmierung erreicht werden,
da das System unabhängig vom Stromnetz ist, eine hohe Redundanz erreichen kann, da
Kraftfahrzeuge millionenfach vorhanden sind, und eine hohe technische Zuverlässigkeit
erreichen, da Kraftfahrzeuge regelmäßig inspiziert oder erneuert werden.
[0039] Demgegenüber stehen geringe Installationskosten, da viele bereits vorhandene Komponenten
eines Kraftfahrzeugs, wie beispielsweise der Schallzeichengeber oder die Autobatterie
zur Energieversorgung, verwendet werden und nur die beschriebene Vorrichtung zusätzlich
integriert werden muss. Der reine Mehraufwand könnte im Vergleich zum Fahrzeugpreis
vernachlässigbar sein und das System wäre innerhalb der zu erwartenden Nutzungszeit
sehr wartungsarm.
[0040] Des Weiteren könnte das System leicht zu einer länderübergreifenden Lösung ausgebaut
werden. Zusätzlich kann das System unaufwendig angepasst werden, da ein stetiger Austausch
der Module durch Fahrzeugneukäufe erfolgt.
[0041] Die Wirksamkeit der Nutzung des Schallzeichengebers 130 oder umgangssprachlich der
Hupe eines Kraftfahrzeugs kann beispielsweise im Vergleich zu einem Sirenensystem
gezeigt werden.
[0042] Die Aktivierung des Schallzeichengebers 130 des Kraftfahrzeugs erfolgt basierend
auf einer Alarminformation, einer Alarmierungsbereichsinformation und einer Position
des Kraftfahrzeugs.
[0043] Die Alarminformation kann zum Beispiel Teil des Aktivierungssignals sein und beispielsweise
angeben, ob ein Alarm vorliegt und ob zum Beispiel der Alarm nur auf Behördenfahrzeuge
oder andere Fahrzeugkategorien eingeschränkt sein soll.
[0044] Des Weiteren kann beispielsweise festgelegt werden, dass der Schallzeichengeber nur
von Fahrzeugen aktiviert werden darf, die abgestellt sind. Dafür kann der Fahrzeugzustand
bestimmt werden.
[0045] Die Alarmierungsbereichsinformation kann zum Beispiel im Aktivierungssignal enthalten
sein oder durch ein eigenes Alarmierungsbereichsinformationssignal, beispielsweise
an eine Mobilfunkeinheit im Kraftfahrzeug, übertragen werden. Die Alarmierungsbereichsinformation
kann einen begrenzten Bereich definieren, in dem der Alarm ausgelöst werden soll.
Bei Fahrzeugen die sich außerhalb dieses Bereichs befinden sollen die Schallzeichengeber
dementsprechend nicht ausgelöst werden. Dafür kann die Alarmierungsbereichsinformation
mit einer aktuellen oder zuletzt bekannten Position eines Fahrzeugs verglichen werden
und der Schallzeichengeber in Abhängigkeit dieses Vergleichs aktiviert werden.
[0046] Fig. 4 zeigt ein Blockschaltbild einer Vorrichtung 400 zur Aktivierung eines Schallzeichengebers
130 eines Kraftfahrzeugs durch einen entfernten Sender unabhängig von einem Fahrzeugnutzer
entsprechend einem Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung. Die Vorrichtung umfasst
den Empfänger 110, die Steuereinheit 120, eine Mobilfunkeinheit 410, ein Satellitennavigationssystem
420 und eine Speichereinrichtung 430.
[0047] Der Empfänger 110 ist mit der Steuereinheit 120 verbunden und empfängt das Aktivierungssignal
112.
[0048] Ansprechend auf das Aktivierungssignal 112 kann die Steuereinheit 120 beispielsweise
die angeschlossene Mobilfunkeinheit 410 aktivieren, um zusätzliche Informationen,
wie z.B. Gebietskoordinaten zu empfangen.
[0049] Des Weiteren ist das Satellitennavigationssystem 420 mit der Steuereinheit 120 verbunden
und kann aktiviert werden, um den aktuellen Standort des Kraftfahrzeugs zu bestimmen.
Alternativ kann das Satellitennavigationssystem 420 eine zuletzt bekannte Position
des Fahrzeugs der angeschlossenen Speichereinrichtung 430 zur Speicherung zur Verfügung
stellen. Die Steuereinheit 120 kann diese gespeicherte zuletzt bekannte Position von
der Speichereinrichtung 430 abrufen. Die Speichereinrichtung 430 ist dazu mit der
Steuereinheit 120 und dem Satellitennavigationssystem 420 verbunden.
[0050] Basierend auf dem Aktivierungssignal 112, den zusätzlichen Informationen von der
Mobilfunkeinheit 410 und der aktuellen Position oder der gespeicherten Position des
Fahrzeugs, sowie dem Zustand des Fahrzeugs (z.B. Fahrzeug abgestellt), kann die Steuereinheit
120 den Signalzeichengeber 130 des Kraftfahrzeugs aktivieren.
[0051] Alternativ kann beispielsweise der Empfänger 110 auch ein Mobilfunkempfänger und
Teil der Mobilfunkeinheit 420 sein und die Speichereinrichtung 430 ein Teil der Steuereinheit
120 oder des Satellitennavigationssystems 420 sein.
[0052] Fig. 5 zeigt ein Blockschaltbild einer Vorrichtung 500 zur Aktivierung eines Schallzeichengebers
11 eines Kraftfahrzeugs entsprechend einem Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung.
Unter anderem ist eine Prinzipskizze des Aufbaus der Steuereinheit 120, auch Steuergerät
genannt, dargestellt.
[0053] Das Steuergerät 120 umfasst eine Energieversorgung 20 in Form eines Hauptschalters
oder eines Leistungsverbinders, einen Mikrocontroller 21, einen Speicherbaustein 22,
wie beispielsweise ein EEPROM (Electrically Erasable Programmable Read-Only Memory,
elektrisch löschbarer programmierbarer Nur-Lese-Speicher), einen Schalter 23 für den
Schallzeichengeber und eine Schnittstelle 24 für das Autoradio, sowie jeweils einen
FET-SSR-Trennschalter 43 (FET: Feldeffekttransistor, SSR: Solid State Relay, Transistorrelay),
einen DC-DC-Spannungswandler (Gleichstrom-Gleichstrom-Spannungswandler) 40 und einen
I/O-Verbinder (Input/Output, Eingang/Ausgang) für das GSM und/oder UMTS-Modul 41,
einen FET/SSR-Trennschalter 53, einen DC-DC-Spannungswandler 50 und einen I/O-Verbinder
52 für das GNSS-Modul 51 (Global Navigation Satellite System, globales Satellitennavigationssystem)
und einen DC-DC-Spannungswandler 30 und einen I/O-Verbinder 32 für den Empfänger 110,
beispielsweise für ein DCF77-Moduls 31.
[0054] Der Hauptschalter 20 ist einerseits mit der Autobatterie 10 und andererseits mit
dem Spannungswandler 30 des Empfängers 110, dem Spannungswandler 40 der Mobilfunkeinheit
410, dem Spannungswandler 50 des Satellitennavigationssystems 420 und dem Trennschalter
23 der Hupe 11 verbunden. Durch den Hauptschalter 20 kann die Gesamtenergieversorgung
des Systems kontrolliert werden.
[0055] Der Spannungswandler 30 des Empfängers 110 ist mit dem DCF77-Modul 31 und dem Mikrocontroller
21 verbunden und kann neben dem Empfänger 110 auch den Mikrocontroller 21 mit der
gewünschten Spannung versorgen. Alternativ kann die Stromversorgung des Mikrocontrollers
21 auch über einen eigenen Spannungswandler realisiert werden.
[0056] Der I/O-Verbinder 32 des Empfängers 110 ist mit dem DCF77-Modul 31 und dem Mikrocontroller
21 verbunden und dient zur Übertragung der vom DCF77-Modul 31 empfangenen Signale
(Aktivierungssignal) vom Empfänger 110 zum Mikrocontroller 21.
[0057] Der FET/SSR-Trennschalter 23 ist mit der Hupe 11 verbunden und dient zur Aktivierung
der Hupe 11 und dem damit verbundenen akustischen Signal.
[0058] Der optionale I/O-Verbinder 24 ist mit einem eventuell vorhandenen Autoradio 14 und
dem Mikrocontroller 21 verbunden. Der Mikrocontroller 21 kann darüber beispielsweise
im Alarmfall, das Autoradio 14 einschalten oder das Autoradio 14 kann RDS-Daten (Radiodatensystem)
an den Mikrocontroller 21 übertragen.
[0059] Die Speichereinrichtung 22 ist mit dem Mikrocontroller 21 verbunden und kann beispielsweise
eine zuletzt bekannte Position des Kraftfahrzeugs, die von dem Satellitennavigationssystem
420 bestimmt wurde, speichern und dem Mikrocontroller 21 bei Bedarf zur Verfügung
stellen.
[0060] Der I/O-Verbinder der Mobilfunkeinheit 410 ist mit dem Mikrocontroller 21 und dem
GSM- und/oder UMTS-Modul 41 verbunden und dient als Schnittstelle zum Datenaustausch
zwischen diesen beiden Modulen.
[0061] Der Spannungswandler 40 der Mobilfunkeinheit 410 ist mit dem Trennschalter 43 verbunden,
der wiederum mit dem GMS-/UMTS-Modul 41 verbunden ist. Der Spannungswandler 40 dient
zur Energieversorgung der Mobilfunkeinheit 410, die mit dem Trennschalter 43 gesteuert
werden kann.
[0062] Entsprechend sind der I/O-Verbinder 52, der Spannungswandler 50 und der Trennschalter
53 mit dem GNSS-Modul 51 verbunden und weisen die entsprechende Funktionalität auf.
[0063] Des Weiteren ist der Mikrocontroller 21 mit dem Trennschalter 23 der Hupe 11, dem
Trennschalter 43 der Mobilfunkeinheit 410 und dem Trennschalter 53 des Satellitennavigationssystems
420 verbunden und kann diese dementsprechend aktivieren und steuern.
[0064] Alternativ können die Energieversorgung 40, die Schnittstelle 42 und der Schalter
des Mobilfunkmoduls 43 direkt in die Mobilfunkeinheit 410, sowie die Energieversorgung
50, die Schnittstelle 52 und der Schalter 53 des GNSS-Moduls direkt in das Satellitennavigationssystem
420 integriert sein.
[0065] Des Weiteren kann die Energieversorgung 30 und die Schnittstelle 32 des DCF77-Moduls
Teil des Empfängers 110 sein.
[0066] In dem gezeigten Beispiel können die Fahrzeugkomponenten 510, wie die Fahrzeugbatterie
10, der Schallzeichengeber 11 und optional das Autoradio 14, die Steuergerätekomponenten,
wie z.B. die Energieversorgung 20, der Mikrocontroller 21, der Speicherbaustein 22,
der Schalter 23 des Schallzeichengebers 11 und optional die Schnittstelle 24 des Autoradios
14, sowie die DCF77-Komponenten, wie beispielsweise die Energieversorgung 30, das
DCF77-Modul 31 und die Schnittstelle 32 des DCF77-Moduls als Grundkomponenten angesehen
werden.
[0067] Die Mobilfunkkomponenten, wie z.B. die Energieversorgung 40, das Mobilfunkmodul 41,
die Schnittstelle 42 des Mobilfunk-Moduls und der Schalter 43 des Mobilfunk-Moduls,
sowie die GNSS-Komponenten, wie z.B. die Energieversorgung 50, das GNSS-Modul 51,
die Schnittstelle 52 des GNSS-Moduls und der Schalter 53 des GNSS-Moduls als Zusatzkomponenten
angesehen werden.
[0068] Fig. 6a zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens 600a zur Aktivierung eines Schallzeichengebers
eines Kraftfahrzeugs durch einen entfernten Sender unabhängig von einem Kraftfahrzeugnutzer
entsprechend einem Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung. Das Verfahren 600a umfasst
ein Empfangen 610 eines Aktivierungssignals von dem entfernten Sender und ein Aktivieren
620 des Schallzeichengebers des Kraftfahrzeugs ansprechend auf das Aktivierungssignal.
[0069] Fig. 6b zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens 600b zur Alarmierung und/oder Warnung
entsprechend einem Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung. Dabei sind zwei mögliche
Varianten dargestellt. Einerseits nur die DCF77-Nutzung (Grundkomponenten) oder erweiterte
Nutzung unter Verwendung von Mobilfunk- und/oder GNSS-Modulen (Zusatzkomponenten).
[0070] Kommt es bei einem Notfall zu einem Großschadenereignis 602 erfolgt eine Meldung
an ein Melde- und Lagezentrum 630, das beispielsweise mit dem DCF77-Sender 632 und
optional mit einem GSM/UMTS-Sender 634 und/oder einem SatWas 636 (satellitengestütztes
Warnsystem) verbunden ist. Gesteuert durch das Melde- und Lagezentrum 630 wird eine
Alarmierung ausgesandt, die von Vorrichtung entsprechend dem beschriebenen Konzept
mit dem Empfänger 110 empfangen wird. Die Steuereinheit oder das Steuergerät 120 verarbeitet
den Alarmempfang (das Aktivierungssignal) und aktiviert den Schallzeichengeber des
Kraftfahrzeugs über einen Schalter 23, nach Überprüfung ob beispielsweise ein Alarm
vorliegt, sich das Fahrzeug im Zielgebiet befindet und das Fahrzeug nicht in Betrieb
ist.
[0071] Optional kann das Steuergerät 120 das optionale GSM-Modul 410 aktivieren, das über
die GSM-Antenne 412 zusätzliche Alarminformationen empfangen kann und an das Steuergerät
120 weiterleitet. Zusätzlich kann das Steuergerät 120 bei Bedarf die aktuelle Position
des Fahrzeugs über ein optionales GPS-Modul 420 (globales Positionsbestimmungssystem)
bestimmen.
[0072] Sind alle Kriterien erfüllt, kann durch das Steuergerät 120 der Schallzeichengeber
aktiviert werden und ein Warnsignal in Form eines Schallzeichens 640, was eine Warnmeldung
mit Weckeffekt 642 hervorruft, erzeugt werden.
[0073] Zusätzlich kann das Steuergerät 120 ein RDS-Radio 14 einschalten, um weitere Warnhinweise
652 über das Rundfunkgerät zu erhalten. Die Warnhinweise für das Rundfunkgerät können
beispielsweise von einem RDS-Sender 650 empfangen werden, der über SatWas 636 (satellitengestütztes
Warnsystem) angesteuert wird.
[0074] Einige Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung beziehen sich auf ein System zur
Alarmierung der Bevölkerung durch die Aktivierung von Schallzeichengebern von Kraftfahrzeugen.
[0075] Die Schallzeichengeber (umgangssprachliche Bezeichnung "Hupe") beispielsweise der
in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge können im Falle einer großräumigen Schadens-
oder Gefahrenlage von einem zuständigen Melde- und Lagezentrum (MLZ) auf Landes- oder
Bundesebene bzw. nachrangigen Behörden zentral und zeitgleich ausgelöst werden. In
anderen Worten, das Senden des Aktivierungssignals kann durch eine Steuerzentrale,
wie beispielsweise ein Melde- und Lagezentrum oder eine andere zentrale oder dezentrale
(z.B. eine Polizeistation direkt) Einrichtung, gesteuert werden.
[0076] Um eine Warnung durch Kfz-Schallzeichen per Fernzugriff zu bewirken, müssen beispielsweise
zwei technische Voraussetzungen erfüllt sein. Ein zentraler Sender oder eine Gruppe
dezentraler Sender (z.B. elektromagnetisches Signal) muss zum Beispiel dem MLZ zur
Verfügung stehen und eine Empfangseinheit in einem Kraftfahrzeug muss beispielsweise
in Abhängigkeit verschiedener Parameter das Warnsignal auslösen.
[0077] Als Sender können beispielsweise der zentrale Langwellensender DCF77 in Mainflingen
(Zeitsignalsender der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig, PTB),
oder vergleichbare Sender, die flächendeckend verteilten Sendeanlagen der Mobilfunkbetreiber
oder Kommunikationssatelliten dienen. Langwellige Signale wie der DCF77 (Signale des
DCF77) können hierbei auch Gebäude (Parkhäuser etc.) und kompakte Bebauung gut durchdringen.
Der DCF77-Sender wurde bereits im Jahre 2003 technisch so umgerüstet, dass er zur
gezielten Aktivierung von Funkuhren im Katastrophenfall eingesetzt werden kann.
[0078] Grundsätzlich geeignet können alle analogen wie digitalen, öffentlichen (GSM, DCF77,
RDS u.a.) wie nichtöffentlichen Funktechniken sein, wie zum Beispiel Funkruf-Techniken
(wie Pager und andere Geräte, die z.B. das POCSAG-Protokoll nutzen) und Bündelfunk
(TETRA u.a.).
[0079] Als Funk-Empfänger können z.B. DCF77-Module oder Mobilfunk-Module zum Einsatz kommen.
Das Trägersignal des deutschen Zeitzeichensenders DCF77 an der PTB wurde bereits wie
zuvor erwähnt in einem Test mit geeigneten Empfangsmodulen eingesetzt, um Funkuhren
für den Zivilschutzeinsatz zu alarmieren.
[0080] Wird ein Empfangsmodul (bestehend z.B. aus Empfänger/Antenne und Steuereinheit/Steuergerät),
das den gesamten Signal-Datensatz des DCF77 inklusive Alarmsequenz ausliest, in Fahrzeuge
gemäß zum Beispiel der STVZO (Straßenverkehrszulassungsordnung) eingebaut, kann der
Schallzeichengeber des Fahrzeugs demnach gezielt ausgelöst werden.
[0081] Die Kodierung des DCF77-Signals enthielt zunächst in den ersten 15 Bit Betriebsinformationen
über die DCF77-Steuereinrichtung, welche von handelsüblichen Funkuhren nicht verwertet
werden, da das Zeitsignal ausschließlich in den nachfolgenden Bits übermittelt wird.
Seit der Umstellung im Jahre 2003 stehen die ersten 14 Bit zur Übertragung von Informationen
für die Warnung der Bevölkerung zur Verfügung und können beispielsweise bereits von
Funkuhrempfängern durch vollständiges Auslesen des Signal-Datensatzes ausgewertet
und an das Steuergerät weitergeleitet werden. Eine entsprechende Nutzung zur Aktivierung
von Schallzeichengebern von Kraftfahrzeugen ist leicht realisierbar.
[0082] Dem Steuergerät können neben dem Auswerten des Signals weitere Aufgaben zukommen.
Hierzu kann beispielsweise die Feststellung des Fahrzeugzustandes zählen, um aus Gründen
der Verkehrssicherheit nur bei solchen Fahrzeugen ein Signal auszulösen, welche abgestellt
sind. Die Signalfolge und Dauer der Schallzeichen kann von im Steuergerät festgelegten
Parametern abhängen. Eine weitgehende Synchronizität der Schallzeichen zwischen allen
alarmierten Fahrzeugen kann durch das hochgenaue DCF77-Zeitzeichen vom Steuergerät
gewährleistet werden. Weitere Funktionen, wie beispielsweise die Aktivierung eines
Autoradios zum Empfang von Warnmeldungen oder die Aktivierung optischer Warnzeichengeber,
wie beispielsweise einer Warnblinklichtanlage oder einem Blinker des Fahrzeugs, sind
als Funktionsumfang des Geräts möglich.
[0083] Die Erfindung bietet die Möglichkeit, die Alarmierung der Bevölkerung auf betroffene
Gebiete eingrenzen zu können. In anderen Worten, erfolgt die Aktivierung des Schallzeichengebers
eines Kraftfahrzeugs basierend auf einer Alarmierungsbereichsinformation, die angibt
für welches Gebiet ein Alarm vorgesehen ist. Die Alarmierungsbereichsinformation kann
zum Beispiel im Aktivierungssignal oder einem eigenen Alarmierungsbereichsinformationssignal
enthalten sein.
[0084] Die Definition des Zielgebiets kann beispielweise in den ersten 14 Bit des Funkuhrdatensatzes
kodiert werden. Bezüglich der Kodierung des Zielgebiets sind verschiedene Varianten
möglich, abhängig von der Zahl der gestatteten Durchläufe des Alarmcodes, der eventuellen
Nutzbarkeit des Steuerbit 15 des heutigen DCF77-Signals, oder eventuellen zukünftigen
Varianten, bei denen die Kodierung des Funkzeichens kurzzeitig auch jenseits der 15
Bit Alarminformation enthalten könnte. An erster Stelle sind die Anforderungen der
Zivilschutz-Behörden an die räumliche Auflösungsgenauigkeit der Alarmierungszonen
hinsichtlich Position und Ausdehnung maßgebend.
[0085] Die Auslösung eines Alarms kann dann von der positiven Prüfung des Signals im Steuergerät
abhängen, ob das abgestellte Fahrzeug sich im Alarmierungsbereich aufhält. Hierzu
braucht die Steuereinheit, auch Steuergerät genannt, Informationen zum eigenen Aufenthaltsort.
Zum Beispiel wurde in einer Studie im Auftrag der für den Zivilschutz zuständigen
Bundesbehörde (in Deutschland) hinsichtlich der Verwendung von Funkuhren und -weckern
mit DCF77-Empfänger davon ausgegangen, dass Benutzer beim Kauf einen vierstelligen
Ortscode in die Uhren eingeben und diesen Code bei Ortswechseln (etwa bei Urlaubsfahrten
oder Reisen) aktualisieren. Das erscheint vor dem Hintergrund einer möglichst hohen
Ortsauflösung und hinsichtlich der Handhabung als unrealistisch.
[0086] Die Selbstlokalisation des Fahrzeugs kann ein zentraler Punkt zur Erzielung einer
hohen räumlichen Auflösung und damit Effizienz des Warnsystems sein. In anderen Worten,
die Position des Kraftfahrzeugs zum Alarmzeitpunkt sollte möglichst genau bekannt
sein, um zum Beispiel die Schallzeichengeber von nur solchen Kraftfahrzeugen zu aktivieren,
die sich zu diesem Zeitpunkt in dem Gebiet befinden, das durch die Alarmierungsbereichsinformation
bestimmt ist.
[0087] Eine Möglichkeit ist die Auswertung der Signalstärke von langwelligen Funksendern.
Dies kann beispielsweise entweder eine Schnittstelle des Steuergeräts zu einem im
Fahrzeug möglicherweise vorhandenen RDS-/digitalen Radio oder eine zusätzliche Antenne
für den entsprechenden Wellenbereich und dauerhaft zuverlässig vorhandene Sender erfordern.
Die erzielbare Auflösungsgenauigkeit ist gering und hängt darüber hinaus von der Qualität
der Informationen zu den empfangenen Senderstandorten ab.
[0088] Eine andere Möglichkeit ist die Auswertung der Signalstärke von Mobilfunkmasten.
Diese Variante erfordert die zusätzliche Installation eines handelsüblichen Mobilfunk-Moduls
(z.B. GSM oder UMTS-Standard, GSM: globales System für mobile Kommunikation, UMTS:
universales mobiles Telekommunikationssystem). Bei eingeschaltetem Mobilfunk-Modul
kann aus den von umliegenden Mobilfunkmasten empfangenen Signalstärken die relative
Position des Fahrzeugs zu Sendemasten ermittelt werden. Wenn beispielsweise die Cell-ID
(Zellidentifikation) der empfangenen Sendemasten mit Orts-Koordinaten in Bezug gesetzt
werden kann, kann die globale Position des Fahrzeugs ermittelt werden. Dies kann eine
im Steuergerät hinterlegte Tabelle der Koordinaten aller Sendemasten im abzudeckenden
Gebiet (z.B. Deutschland, Europa) erfordern. Bei dicht beieinander liegenden Sendemasten
(wie in Ballungsgebieten) kann die Selbstortung auf einige hundert Meter genau oder
besser erfolgen. Eine Steigerung der Cell-ID basierten Genauigkeit ist zum Beispiel
in ländlichen Gebieten möglich durch Laufzeittrilateration zwischen Modul und Sendern.
Eine Vereinfachung des Verfahrens könnte erreicht werden, wenn beispielsweise eine
Methode des Betreibers 0
2 allgemein angewandt würde, bei der über einen Kanal mittels Cell-Broadcast (Zell-Rundfunk)
an alle Mobilfunkempfänger die Gauß-Krüger-Koordinaten des empfangenen Sendemasten
übermittelt werden.
[0089] Die Mobilfunkmodule müssten zur Standortermittlung entweder permanent eingebucht
sein, ohne Nutzung von Cell-Broadcast, oder aber zumindest eingeschaltet sein, bei
verfügbaren Sender-Koordinaten im Cell-Broadcast-Verfahren. Alternativ kann eine Aktivierung
des Mobilfunkmoduls der Aktivierung des DCF77-Empfängers nachgeschaltet erfolgen.
Die durch den DCF77-Sender ausgelöste Alarmierung veranlasst zunächst die Aktivierung
der Mobilfunkmodule durch das Steuergerät. In einem zweiten Schritt wird die Auslösung
des Warnsignals abhängig von dem per Mobilfunk-Modul zurück gelieferten Standort durch
das Steuergerät vorgenommen.
[0090] Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung eines GNSS-Moduls (global navigation
satellite system, globales Satellitennavigationssystem). Die höchste Ortsgenauigkeit
und schnellste Bestimmung des Standortes damit erreichbar. Die Selbstlokalisation
(Bestimmung der Position des Kraftfahrzeugs) kann auf einige Meter genau erfolgen.
Allerdings kann die Signalverfügbarkeit geringer als bei den terrestrischen Funkverfahren
sein. Dieser Umstand kann zum Beispiel umgangen werden, wenn eine zyklische Speicherung
der letzten ermittelten Koordinate des GNSS-Moduls nach dem FIFO-Prinzip (first in
first out, zuerst hinein zuerst hinaus) im Steuergerät oder einer eigenen Speichereinrichtung
erfolgt. Kann über eine gewisse Strecke kein GNSS-Signal empfangen werden, etwa bei
Einfahrt in ein Parkhaus, in Tunneln oder engen Tälern, kann die Auslösung des Alarms
- neben zum Beispiel der Prüfung auf Fahrbetrieb - davon abhängig gemacht werden,
ob die letztbekannte Fahrzeugposition ins Zielgebiet fällt. Bei abgestelltem Fahrzeug
kann das GNSS-Modul ausgeschaltet werden, was den Stromverbrauch reduziert.
[0091] Diese Variante erlaubt eine Genauigkeit hinsichtlich der Bestimmung der Fahrzeugposition,
die etwa ein bis zwei Größenordnungen höher ist, als beispielsweise die mögliche Bestimmung
des Zielgebiets anhand des 14 Bit Datensatzes des DCF77-Signals. Wenn eine der Selbstlokalisation
vergleichbare Genauigkeit der Definition des Zielgebietes erfolgen soll, kann dies
zum Beispiel erreicht werden durch eine größere Zahl an Alarmzyklen - also mehrere
hintereinandergeschaltete 14 Bit Signalfolgen im Minutenabstand - oder durch kombinierten
Gebrauch eines GNSS- und eines Mobilfunk-Moduls. Da der Zeitverzug der erstgenannten
Methode groß sein kann, darüber hinaus die Fehlerwahrscheinlichkeit des Signalempfangs
zunehmen kann, sollte eine höher aufgelöste Zielgebietsdefinition zum Beispiel auf
dem parallelen Einsatz von GNSS- und Mobilfunk-Modulen basieren, sofern die Nutzung
des DCF77-Signals oder vergleichbarer Sender auf einen geringeren Datenumfang, etwa
die ersten 15 Bit, beschränkt bleibt.
[0092] Bei einer Verwendung eines GNSS- und eines Mobilfunk-Moduls kann das Steuergerät
zunächst das DCF77-Signal auswerten, das hierbei eine nur grobe Gebietsvorgabe enthalten
kann, aber auch unter Weglassung sämtlicher Zielgebietsangaben lediglich andere Steuerparameter
übermitteln kann (etwa welche Fahrzeugtypen auf den Alarm reagieren sollen, z.B. nur
Behördenfahrzeuge o.ä.). Wird Alarm gegeben und befindet sich das Fahrzeug laut Vergleich
mit der letztgespeicherten GNSS-Koordinate (oder eine aktuell bestimmt Position) im
groben Zielgebiet, aktiviert das Steuergerät das Mobilfunkmodul. Das Mobilfunk-Modul
empfängt über einen - beispielsweise im DCF77-Signal kodierten - definierten Cell-Broadcasting-Kanal
(Zell-Rundfunkkanal) zum Beispiel eine ASCII-Code Nachricht, deren Inhalt beispielsweise
die genaue Zielkoordinate des Alarmgebiets und die genaue Ausdehnung des Gebiets enthält.
[0093] Alternativ kann das Verfahren - bei Verlust an räumlicher Auflösung - vereinfacht
werden, indem zum Beispiel nur die im zunächst grob vorgegebenen Zielgebiet enthaltenen
Sendemasten über den definierten Cell-Broadcasting-Kanal eine Kennung ausstrahlen,
in deren Empfangsbereich alle Fahrzeuge ein Warnsignal ausgeben sollen.
[0094] Es sind verschiedene weitere Varianten denkbar, unter anderem die Aktivierung des
Mobilfunk-Moduls nach einem DCF77-Alarmempfang, darauf folgender Empfang einer Cell-Broadcast-Nachricht
und weitere Verarbeitung im Steuergerät (Steuereinheit). Weiterhin kann eine Selbstlokalisation
beispielsweise durch WLAN-basierte Verfahren (wireless local area network, drahtloses
lokales Netzwerk) erfolgen. Deren zuverlässige, flächendeckende Verfügbarkeit ist
jedoch auf lange Sicht nicht absehbar. Die zukünftig im Zusammenhang mit neuen Telematiksystemen
zu erwartende Carto-Car-Kommunikationsfähigkeit (Kfz-zu-Kfz) hat theoretisch ein Verbesserungspotential
hinsichtlich funktechnisch nachteiliger lokaler Gegebenheiten für den DCF77-Empfang.
Die Empfangsquote von DCF77-Empfängern liegt jedoch bundesweit bei 99% liegt.
[0095] Die Entscheidung für einen konkreten Aufbau des Systems wird möglicherweise von den
zu erzielenden Genauigkeiten und den unterschiedlichen Kosten der damit verbundenen
Gerätekomponenten abhängen. Zieht man als Kosten-Nutzen-Basis für einen Vergleich
zu den bislang vorgeschlagenen Lösungen die Vorschläge zur massenhaften Ausrüstung
von Haushalten mit neuen Funkweckern und -uhren zu Rate, deren Kosten je modifizierter
DCF77-Empfangseinheit mit unter 15 € beziffert werden, kann dies kostenmäßig der Nachrüstung
der Fahrzeuge mit einem DCF77-Empfangsmodul entsprechen, bei einer gleichzeitigen
Leistungsfähigkeit des fahrzeugbasierten Warnsystems vergleichbar zum Wiederaufbau
des Sirenenetzes. Dabei sind die Mehrkosten des DCF77-Moduls im Vergleich zum Gesamtpreis
eines Neufahrzeugs als äußerst gering anzusehen.
[0096] Da durch die fortschreitend umfassendere Ausrüstung von Neufahrzeugen vor allem hinsichtlich
elektronischer Komponenten im Bereich Telematik und Sicherheit (Sicherheitssysteme
wie Airbags, zukünftiges eCall-System (elektronisches Rufsystem), Stabilitätsprogramme
und weitere Assistenzsysteme, Navigationssysteme, Multimediadienste) die für das Warnsystem
vorgeschlagenen Module zunehmend ab Werk vorhanden sein werden, sind die durch das
Warnsystem verursachten Mehrkosten als gering einzuschätzen. So wird in der großen
Mehrzahl der EU-Staaten einschließlich Deutschland geplant, ab dem Jahre 2010 jedes
Neufahrzeug ab Werk mit einer eCall-Einheit auszurüsten (Details der Regelung - u.
a. eine mögliche optionale Form - stehen noch aus). Damit besäße jedes Fahrzeug ein
GSM/UMTS- und ein GNSS-Modul und es wäre im Regelfall lediglich der Einbau des DCF77-Empfängers
oder eines anderen Empfängers und eines geeigneten Steuergerätes als Mehraufwand zu
betrachten.
[0097] Bei eCall handelt es sich um die von der Europäischen Union geplante Einführung eines
automatischen Notrufsystems für Kraftfahrzeuge. Diese Geräte sollen einen Verkehrsunfall
an die einheitliche europäische Notrufnummer 112 melden und durch rascher initiierte
Rettungsmaßnahmen helfen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken und die Schwere von
Verletzungen im Straßenverkehr zu reduzieren.
[0098] Dabei soll bei einem Unfall ein Notruf (eCall) ausgelöst werden, der einen sogenannten
Minimaldatensatz direkt an eine Notrufzentrale absetzt, gleichzeitig jedoch auch eine
Sprachverbindung für den Fall aufbaut, dass ein Insasse des Unfallautos noch sprechen
kann. eCall kann automatisch und manuell auslösbar sein.
[0099] Der Minimaldatensatz kann u.a. den Unfallzeitpunkt, die genauen Koordinaten des Unfallorts,
die Fahrtrichtung, Fahrzeug-ID, u.ä. enthalten. Optional ist die Übermittlung von
Daten von Bordsicherheitssystemen möglich, wie die Schwere des Unfallereignisses und
die Zahl der Insassen, ob die Sicherheitsgurte angelegt waren, ob das Fahrzeug sich
überschlagen hat usw.
[0100] Die Einführung von eCall bedingt u.a. die Ausstattung von Fahrzeugen mit einem GPS-
und GSM-Modul, einer Antenne sowie einem zusätzlichen Steuergerät, in dem die eCall-Funktion
implementiert ist.
[0101] Da zur Zeit kein flächendeckendes Warnsystem mit Weckeffekt in Deutschland existiert,
können die Vorteile des beschriebenen Systems beispielsweise mit den verschiedenen
potentiellen Verfahren, die bereits einmal Gegenstand von Untersuchungen waren, verglichen
werden.
[0102] Beispielsweise kann sich die Leistungsfähigkeit des Systems durch eine hohe Wirksamkeit
mit Weckeffekt (mindestens vergleichbar dem früheren Netz mechanischer Sirenen, siehe
Anhang), einen hohen Deckungsgrad (Fahrzeuge/Haushalt), eine hohe Erreichbarkeit (bereits
ein geringer Deckungsgrad an ausgerüsteten Fahrzeugen reicht, um die Bevölkerung zu
erreichen, da die Signale weithin hörbar sind) und eine kurze Aufbauphase (Reproduktionsrate
ca. 10% des Gesamtfahrzeugbestandes pro Jahr) auszeichnen. Zusätzlich kann das System
präzise räumlich selektiv und gleichzeitig verzugsfrei eingesetzt werden.
[0103] Die Zuverlässigkeit kann beispielsweise durch eine Unabhängigkeit vom Stromnetz,
eine hohe Redundanz (durch millionenfach vorhandene Kraftfahrzeuge) und eine hohe
technische Zuverlässigkeit, da Fahrzeuge regelmäßig inspiziert bzw. erneuert werden,
gewährleistet werden.
[0104] Es würden keine Installationskosten für den Staat entstehen, wenn das System zum
Beispiel eingeführte Komponenten nutzt (Autobatterie, Schallzeichengeber, Telematik-Module)
und der reine Mehraufwand im Fahrzeugpreis enthalten ist (geschätzter Mehraufwand
< 15,-€/Fahrzeug). Zusätzlich kann das System innerhalb der zu erwartenden Nutzungszeit
nahezu wartungsfrei sein. Es wären keine spezifischen Wartungskosten für Staat und
Verbraucher zu erwarten.
[0105] Die Entwicklungsfähigkeit kann zum Beispiel gewährleistet werden, da das System leicht
zu einer europaweit angepassten Lösung ausgebaut und beispielsweise auch zu einem
Verkehrs-Leitsystem im Falle von Massenevakuierungen weiterentwickelt werden kann.
Das System kann unaufwändig angepasst werden, da ein stetiger Austausch der Module
durch Fahrzeugneukäufe erfolgen kann.
[0106] Durch das System kann ein Warnsystem mit wirksamer Weckfunktion für die Bevölkerung
und gleichzeitig minimalem Installations- und quasi keinem Wartungsaufwand realisiert
werden.
[0107] Da die Funktionalität des Systems auf der codierten Alarmierung durch eine Behörde
basiert, kann beispielsweise eine Umgehung ausgeschlossen werden.
[0108] Einige weitere Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung beziehen sich auf ein Warnsystem
zur Alarmierung der Bevölkerung. Das Warnsystem kann zur Alarmierung der Bevölkerung
mit Weckeffekt durch akustische Signale eingesetzt werden.
[0109] Weitere Verwendungsmöglichkeiten bestehen beispielsweise im Einsatz als Warnmittel
für den fließenden Verkehr, wie z.B. ein behördliches Führungssystem bei Massenevakuierungen
durch Leitung der Verkehrsströme per Warnmeldungen oder lokale Warnhinweise an Fahrzeuginsassen
bei Annäherung an eine Gefahrenstelle, wie z.B. ein Unfall, Unpassierbarkeit der Straße
o.ä.
[0110] Einige Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung beziehen sich auf verschiedene Varianten
zur Alarmierung.
[0111] Mehrere Varianten des Systems sind beispielsweise möglich.
[0112] Zum Beispiel kann eine örtlich unbeschränkte Auslösung eines Alarms mittels DCF77
und/oder GSM/UMTS realisiert werden.
[0113] Alternativ kann beispielsweise eine lokal beschränkte Auslösung eines Alarms mittels
DCF77 und/oder GSM/UMTS ermöglicht werden.
[0114] Des Weiteren kann Sattelitenkommunikation verwendet werden.
[0115] Eine Variante zur lokal beschränkten Auflösung eines Alarms mittels DCF77 wäre zum
Beispiel:
1. |
Notfall |
Eintritt eines räumlich beschränkten Großschadensereignisses |
2. |
Meldung |
Auflaufen der Schadensmeldung an einem Melde- und Lagenzentrum |
3. |
Alarmierung |
Auslösen der Alarmierung für einen beschränkten Bereich mittels DCF77-Sender für vorgegebenen
Regionalcode. Parallel dazu Weiterleitung einer Warnmeldung an die mit SatWas kooperierenden
Rundfunkstationen. |
4. |
Alarmempfang |
Empfang der Alarmmeldung per DCF77-Antenne (Empfänger) im Fahrzeug. Verarbeitung des
Signals im Steuergerät: |
|
|
1. |
Prüfung auf Alarmsequenz |
|
|
2. |
Prüfung auf Gebietsspezifikation |
|
|
3. |
Prüfung des Fahrzeugzustands |
5. |
Warnsignal |
Konditionierte Reaktion des Systems. |
|
|
Wenn: |
|
|
1. |
Alarmsequenz gefunden |
|
|
2. |
Gebietsspezifikation zutreffend |
|
|
3. |
Fahrzeugzustand "abgestellt seit [Vorgabewert] Minuten" |
|
|
Dann: |
|
|
4. |
Signalerzeugung laut voreingestelltem Signalschema |
|
|
Sonst: |
|
|
5. |
keine Signalerzeugung bei Fahrzeugbetrieb |
|
|
6. |
Automatisches Um-/Anschalten eines RDS-Radios auf einem mit SatWas zusammenarbeitenden
Sender wenn momentane GPS-Koordinate im Zielgebiet liegt |
6. |
Warnmeldung |
Alarmierte Personen empfangen Warnmeldungen der Rundfunkanstalten |
[0116] Eine Variante zur lokal beschränkten Auflösung eines Alarms mittels DCF77 und GSM/UMTS
wäre zum Beispiel:
1. |
Notfall |
Wie zuvor |
2. |
Meldung |
Wie zuvor |
3. |
Alarmierung |
Auslösen der Alarmierung für einen beschränkten Bereich mittels DCF77-Sender und über
GSM/UMTS-Sender im Cell-Broadcasting für vorgegebene Koordinaten und/oder Ausdehnungsgebiet.
Parallel dazu Weiterleitung einer Warnmeldung an die mit SatWas kooperierenden Rundfunkstationen. |
4. |
Alarmempfang |
Empfang der Alarmmeldung per DCF77-Modul. Daraufhin Aktivierung der GSM-Antenne. Verarbeitung
des GSM-Signals im Steuergerät: |
|
|
1. |
Prüfung des GSM-Signals auf Alarm (=2-fache Absicherung) |
|
|
2. |
Prüfung auf Gebietsspezifikation per zuletzt gespeicherter GPS-Koordinate |
|
|
3. |
Prüfung des Fahrzeugszustands |
5. |
Warnsignal |
Wie zuvor |
6. |
Warnmeldung |
Wie zuvor |
[0117] Einige weitere Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung beziehen sich auf einen möglichen
Aufbau des Aktivierungssignals, auch Alarmierungssignal genannt. Für die Übertragung
von Informationen zur Warnung der Bevölkerung gibt es (in Deutschland) bereits ein
Codierungsschema von 2003, mit dem zwischen Alarmen auf Bundes-, Landes- und Kreisebene
unterschieden werden kann. Die folgenden Schemata sind Alternativen hierzu.
[0118] Ein möglicher Inhalt 700 bei ausschließlicher Nutzung des DCF77-Senders der PTB (binäre
Datenstruktur, 14-Bit-Informationsinhalt) für eine grobe Gitterstruktur ist in Fig.
7 gezeigt. Dabei ist eine Gebietsausdehnung von Deutschland (BxH, Breite mal Höhe)
von 650 x 900 km, eine physikalische Zellgröße von 25 x 25 km bei einer Anzahl von
936 Zellen und eine Zellgröße mit Korrektur von 12,5 x 12,5 km bei einer Anzahl von
1.872 Zellen angenommen.
[0119] Wird das Korrektur-Bit 4 gesetzt, kann beispielsweise der Mittelpunkt des Alarmierungsgebiets
um je eine halbe Zellenweite in südlicher und östlicher Richtung versetzt werden,
in Bezug zu der Zelle, die unter Bit 5-14 adressiert wird. Dadurch kann die Gebietsauflösung
auf das Doppelte erhöht werden.
[0120] Ein möglicher Inhalt 800 bei ausschließlicher Nutzung des DCF77-Senders der PTB bei
feiner Gitterstruktur ist in Fig. 8 gezeigt. Dabei ist eine Gebietsausdehnung von
Deutschland (BxH) von 1.000 x 1.000 km und eine physikalische Zellgröße von 250 x
250 m bei einer Anzahl von mehr als 16 x 10
6 Zellen angenommen.
[0121] Hierbei werden zwei Durchläufe des Zeitsignals abgewartet vor Alarmauslösung.
[0122] Dabei kann beispielsweise beim ersten Durchlauf des Zeitsignals die x-Koordinate
und die Radiengruppe und beim zweiten Durchlauf die y-Koordinate und der Radius übermittelt
werden.
[0123] Ein möglicher Inhalt 900 des DCF77-Signals des Senders der PTB bei Nutzung von GNSS-
und/oder Mobilfunk-Modulen (binäre Datenstruktur) ist in Fig. 9 gezeigt.
[0124] Des Weiteren ist ein möglicher Inhalt 1000 eines Alarmierungssignals bei ausschließlicher
Nutzung von eCall-Modulen durch Cell-Broadcasting gemäß geltenden technischen Standards
(ASCII-Datenstruktur) in Fig. 10 gezeigt.
[0125] Informationen zum DCF77-Sender und dessen Kodierung sind beispielsweise auf der Homepage
der PTB: "http://www.ptb.de/de/org/4/44/443/dcf77bbk.htm".
[0126] Einige Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung beziehen sich auf ein System zur
Alarmierung der Bevölkerung mit Hilfe der Schallzeichengeber von Kraftfahrzeugen.
[0127] Die Schallzeichengeber (umgangssprachliche Bezeichnung "Hupe") beispielsweise der
in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge werden im Falle einer großräumigen Schadens-
oder Gefahrenlage von dem zuständigen Melde- und Lagezentrum (MLZ) auf Landes- oder
Bundesebene bzw, nachrangigen Behörden zentral und zeitgleich ausgelöst, um die Bevölkerung
durch synchrones, lautes Hupen zu alarmieren - mit Weckeffekt (!) - und dadurch das
Einschalten von Rundfunkgeräten (Fernseher, Radio, Internet) zu erreichen, so dass
die Bevölkerung die Warndurchsagen der Katastrophenschutzbehörden wahrnimmt.
[0128] Als auslösender Sender können der zentrale Langwellensender DCF77 in Mainflingen
(Zeitsignalsender der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig, PTB),
oder vergleichbare Sender, die flächendeckend verteilten Sendeanlagen der Mobilfunkbetreiber
oder Kommunikationssatelliten dienen.
[0129] Als Funk-Empfänger können vorzugsweise DCF77-Module oder aber z.B. Mobilfunk-Module
zum Einsatz kommen.
[0130] Es sind verschiedene Varianten denkbar (siehe hierzu die bereits eingereichte Erfindungsmeldung).
Die leistungsfähigste Variante ist die Kopplung eines Empfangs-Moduls an die ab 2010
in jedes EU-Fahrzeug einzurüstenden eCall-Module, welche eine Mobilfunk-(GSM/UMTS)
und eine Navigationseinheit (GNSS, z.B. GPS, Galileo) enthalten werden.
[0131] Einige Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung umfassen die folgenden Komponenten
eines Warnsystems mit Weckeffekt basierend auf Kfz-Schallzeichengebern. Das beschriebene
Verfahren zur Warnung der Bevölkerung, ein System, das auf diesem Verfahren aufbaut,
sowie ein Gerät, welches das System steuert.
[0132] In der vorliegenden Anmeldung werden teilweise für Objekte und Funktionseinheiten,
die gleiche oder ähnliche funktionelle Eigenschaften aufweisen, gleiche Bezugszeichen
verwendet.
[0133] Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass abhängig von den Gegebenheiten, das erfindungsgemäße
Schema auch in Software implementiert sein kann. Die Implementation kann auf einem
digitalen Speichermedium, insbesondere einer Diskette oder einer CD mit elektronisch
auslesbaren Steuersignalen erfolgen, die so mit einem programmierbaren Computersystem
zusammenwirken können, dass das entsprechende Verfahren ausgeführt wird. Allgemein
besteht die Erfindung somit auch in einem Computerprogrammprodukt mit auf einem maschinenlesbaren
Träger gespeicherten Programmcode zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
wenn das Computerprogrammprodukt auf einem Rechner abläuft. In anderen Worten ausgedrückt,
kann die Erfindung somit als ein Computerprogramm mit einem Programmcode zur Durchführung
des Verfahrens realisiert werden, wenn das Computerprogrammprodukt auf einem Computer
abläuft.