[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines Stahlflachprodukts mit einer
Streckgrenze von mindestens 700 MPa und mit einem zu mindestens 70 Vol.-% bainitischen
Gefüge.
[0002] Bei Stahlflachprodukten der hier in Rede stehenden Art handelt es sich typischerweise
um Walzprodukte, wie Stahlbänder oder Bleche sowie daraus hergestellte Zuschnitte
und Platinen.
[0003] Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von hochfesten
so genannten "Grobblechen", die eine Dicke von mindestens 3 mm besitzen.
[0004] Alle Angaben zu Gehalten der in der vorliegenden Anmeldung angegebenen Stahlzusammensetzungen
sind auf das Gewicht bezogen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt. Alle nicht
näher bestimmten, im Zusammenhang mit einer Stahllegierung stehenden "%-Angaben" sind
daher als Angaben in "Gew.-%" zu verstehen.
[0005] Hochfeste Stahlflachprodukte haben insbesondere im Bereich des Nutzfahrzeugbaus eine
wachsende Bedeutung, da sie eine Reduzierung des Eigengewichts des Fahrzeugs und eine
Steigerung der Nutzlast ermöglichen. Ein geringes Gewicht trägt nicht nur zur optimalen
Nutzung der technischen Leistungsfähigkeit des jeweiligen Antriebsaggregats bei, sondern
unterstützt die Ressourceneffizienz, Kostenoptimierung und den Klimaschutz.
[0006] Eine entscheidende Reduzierung des Eigengewichts von Stahlblechkonstruktionen kann
durch eine Steigerung der mechanischen Eigenschaften, insbesondere der Festigkeit
des jeweils verarbeiteten Stahlflachprodukts erreicht werden. Neben einer hohen Festigkeit
werden von modernen, für den Nutzfahrzeugbau vorgesehenen Stahlflachprodukten aber
auch gute Zähigkeitseigenschaften, ein gutes Sprödbruchwiderstandsverhalten sowie
eine optimale Eignung zum Kaltumformen und Schweißen erwartet.
[0007] Es ist bekannt, dass diese Eigenschaftskombination durch Wahl eines geeigneten Legierungskonzepts
und ein spezielles Herstellverfahren erreicht werden kann. Bei konventionellen Verfahren
zum Herstellen hochfester Grobbleche mit einer Mindeststreckgrenze von 700 MPa wird
wie folgt vorgegangen. Zunächst werden die Brammen warmgewalzt und nach dem Walzen
an Luft abgekühlt. Danach werden die Bleche wiedererwärmt, gehärtet und einer Anlassbehandlung
unterzogen. Der Prozess enthält also mehrere Stufen, um die mechanischen Eigenschaften
zu erreichen. Die Vielzahl der damit verbundenen Herstellschritte führt zu vergleichbar
hohen Herstellkosten. Auch ist eine exakte Verfahrensführung erforderlich, um die
gewünschten Zähigkeitseigenschaften und Oberflächenqualitäten zu erreichen.
[0008] Aus der
EP 2 130 938 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung eines warmgewalzten Stahlflachprodukts bekannt,
bei dem eine Schmelze zu Brammen vergossen wird, die neben Eisen und unvermeidbaren
Verunreinigungen (in Gew.-%) 0,01 - 0,1 Gew.-% C, 0,01 - 0,1 Gew.-% Si, 0,1 - 3 Gew.-%
Mn, nicht mehr als 0,1 Gew.-% P, nicht mehr als 0,03 Gew.-% S, 0,001 - 1 Gew.-% Al,
nicht mehr als 0,01 Gew.-% N, 0,005 - 0,08 Gew.-% Nb und 0,001 bis 0,2 Gew.-% Ti enthält,
wobei für den jeweiligen Nb-Gehalt %Nb und den jeweiligen C-Gehalt %C gilt: %Nb x
%C ≤ 4.34 x 10
-3.
[0009] Nach dem Abgießen und Erstarren der Schmelze wird bei dem bekannten Verfahren die
Stahlbramme bis in einen Temperaturbereich wiedererwärmt, dessen Untergrenze in Abhängigkeit
der C- und Nb-Gehalte des jeweils vergossenen Stahls bestimmt wird und dessen Obergrenze
1170 °C beträgt. Anschließend wird die wiedererwärmte Bramme bei einer Endtemperatur
vorgewalzt, die 1080 - 1150 °C beträgt. Nach einer 30 - 150 Sekunden betragenden Pause,
bei der die vorgewalzte Bramme bei 1000 - 1080°C gehalten wird, wird die vorgewalzte
Bramme dann zu einem Warmband fertig warmgewalzt. Der Umformgrad des letzten Stichs
des Warmwalzens soll 3 - 15 % betragen.
[0010] Gemäß dem bekannten Verfahren wird das Warmwalzen bei einer Warmwalzendtemperatur
beendet, die mindestens der Ar3-Temperatur des verarbeiteten Stahls entspricht und
höchstens 950 °C beträgt. Nach dem Ende des Warmwalzens wird das erhaltene Warmband
mit einer Abkühlgeschwindigkeit von mehr als 15 °C/s auf eine Haspeltemperatur von
450 - 550 °C abgekühlt, bei der es zu einem Coil gehaspelt wird.
[0011] Im so erzeugten Warmband soll die Korngrenzdichte des in fester Lösung vorliegenden
Kohlenstoffs 1 - 4,5 Atome/nm
2 und die Größe der an den Korngrenzen ausgeschiedenen Zementitkörner nicht mehr als
1 µm betragen. Die in dieser Weise beschaffenen und nach dem bekannten Verfahren hergestellten
Stahlflachprodukte sollen bei ausreichend hoch dosierten Legierungsgehalten Zugfestigkeiten
von mehr als 780 MPa aufweisen und Streckgrenzen besitzen, die bis zu 726 MPa betragen.
Auf diese Weise soll das in der bekannten Weise erzeugte Warmband eine für die Verwendung
im Automobilbau besonders geeignete Eigenschaftskombination aufweisen. Eine optimale
Oberflächenbeschaffenheit soll dabei dadurch erreicht werden, dass die Wiedererwärmungstemperatur,
auf die die Bramme vor dem Warmwalzen erwärmt wird, auf den oben genannten Temperaturbereich
beschränkt und so eine übermäßige Bildung von Zunder, der beim Warmwalzen in die Warmbandoberfläche
eingearbeitet würde, vermieden wird.
[0012] Vor dem Hintergrund des voranstehend erläuterten Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren anzugeben, mit dem sich hochfeste Stahlbleche
mit im Hinblick auf die Verwendung im Automobilbau optimierten mechanischen Eigenschaften
und einer ebenso optimierten Oberflächenbeschaffenheit praxisgerecht herstellen lassen.
[0013] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch das in Anspruch 1 angegebene Verfahren.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0015] Dementsprechend umfasst ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Erzeugung eines Stahlflachprodukts
mit einer Streckgrenze von mindestens 700 MPa und mit einem zu mindestens 70 Vol.-%
bainitischen Gefüge folgende Arbeitsschritte:
- a) Erschmelzen einer Stahlschmelze, die (in Gew.-%) aus
C: 0,05 - 0,08 %,
Si: 0,015 - 0,500 %,
Mn: 1,60 - 2,00 %,
P: bis zu 0,025 %,
S: bis zu 0,010 %,
Al: 0,020 - 0,050 %,
N: bis zu 0,006 %,
Cr: bis zu 0,40 %,
Nb: 0, 060 - 0,070 %,
B: 0,0005 - 0,0025 %,
Ti: 0,090 - 0,130 %,
sowie aus technisch unvermeidbaren Verunreinigungen, zu denen bis zu 0,12 % Cu, bis
zu 0,100 % Ni, bis zu 0,010 % V, bis zu 0,004 % Mo und bis zu 0,004 % Sb gehören,
und
als Rest aus Eisen
besteht;
- b) Vergießen der Schmelze zu einer Bramme;
- c) Wiedererwärmen der Bramme auf eine Wiedererwärmungstemperatur von 1200 - 1300 °C;
- d) Vorwalzen der Bramme bei einer 950 - 1250 °C betragenden Vorwalztemperatur und
einer über das Vorwalzen erzielten Gesamtstichabnahme von mindestens 50 %;
- e) Fertigwarmwalzen der vorgewalzten Bramme, wobei das Fertigwarmwalzen bei einer
Warmwalzendtemperatur von 800 - 880 °C beendet wird;
- f) innerhalb von höchstens 10 s nach dem Fertigwarmwalzen einsetzendes intensives
Kühlen des fertig warmgewalzten Stahlflachprodukts mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von mindestens 40 K/s auf eine 550 - 620 °C betragende Haspeltemperatur;
- g) Haspeln des fertig warmgewalzten Stahlflachprodukts.
[0016] Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt eine Stahllegierung zu Grunde, deren Legierungsbestandteile
und Legierungsgehalte in engen Grenzen so aufeinander abgestimmt sind, dass bei einer
betriebssicher durchzuführenden Verfahrensweise jeweils maximierte mechanische Eigenschaften
und optimierte Oberflächenbeschaffenheiten erzielt werden.
[0017] Wie nachfolgend erläutert, sind Legierungsbestandteile und Legierungsgehalte der
erfindungsgemäß im Arbeitsschritt a) erschmolzenen Stahllegierung so ausgewählt, dass
sich bei Einhaltung der erfindungsgemäß vorgegebenen Arbeitsschritte zuverlässig ein
warmgewalztes Stahlflachprodukt mit einer Eigenschaftskombination erzeugen lässt,
die es für die Verwendung im Stahlleichtbau, insbesondere im Bereich des Nutzfahrzeugbaus,
besonders geeignet macht:
- C:
- Der Kohlenstoffgehalt des erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls beträgt 0,05 - 0,08
Gew.-%. Um die gewünschten Festigkeitseigenschaften zu erreichen, ist ein C-Gehalt
von wenigstens 0,05 Gew.-% erforderlich. Falls jedoch der Kohlenstoffgehalt zu hoch
ist, werden die Zähigkeitseigenschaften bzw. die Schweißbarkeit und die Umformbarkeit
des erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls beeinträchtigt. Aus diesem Grund ist der
Kohlenstoffgehalt auf höchstens 0,08 Gew.-% begrenzt.
- Si:
- Silizium wird bei dem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahl als Desoxidationsmittel
sowie zum Verbessern der Festigkeitseigenschaften eingesetzt. Wenn jedoch der Siliziumgehalt
zu hoch ist, werden die Zähigkeitseigenschaften, insbesondere die Zähigkeit in der
Wärmeeinflusszone von Schweißverbindungen, stark beeinträchtigt. Aus diesem Grund
soll der Siliziumgehalt des erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls 0,50 Gew.-% nicht
überschreiten. Zur sicheren Vermeidung von Störungen der Oberflächenqualität kann
der Siliziumgehalt auf max. 0,25 Gew.-% beschränkt werden.
- Mn:
- Mangan wird zur Einstellung der gewünschten Festigkeitseigenschaften bei guten Zähigkeitseigenschaften
dem erfindungsgemäß verwendeten Stahl in Gehalten von 1,6 - 2,0 Gew.-% zugegeben.
Wenn der Mangangehalt weniger als 1,60 Gew.-% beträgt, werden die geforderten Festigkeitseigenschaften
nicht mit der ausreichenden Sicherheit erreicht. Durch die Beschränkung des Mn-Gehalts
auf max. 2,00 Gew.-% wird eine Verschlechterung der Schweißbarkeit, der Zähigkeitseigenschaften,
der Umformbarkeit und des Seigerungsverhaltens vermieden.
- P:
- Das Begleitelement Phosphor verschlechtert die Kerbschlagarbeit und die Umformbarkeit.
Der Phosphorgehalt soll daher die Obergrenze von 0,025 Gew.-% nicht überschreiten.
Optimaler Weise ist der P-Gehalt auf weniger als 0,015 Gew.-% beschränkt.
- S:
- Schwefel verschlechtert die Kerbschlagarbeit und die Umformbarkeit eines erfindungsgemäß
verarbeiteten Stahls infolge von MnS-Bildung. Aus diesem Grund darf der S-Gehalt eines
erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls höchstens 0,010 Gew.-% betragen. Ein derart niedriger
Schwefelgehalt kann in an sich bekannter Weise z. B. durch eine CaSi-Behandlung erzielt
werden. Um die negativen Einflüsse von Schwefel auf die Eigenschaften des erfindungsgemäß
verarbeiteten Stahls sicher auszuschließen, kann der S-Gehalt auf max. 0,003 Gew.-%
beschränkt sein.
- Al:
- Aluminium wird ebenfalls als Desoxidationsmittel verwendet und behindert infolge von
AlN-Bildung die Vergröberung des Austenitkorns beim Austenitisieren. Liegt der Aluminiumgehalt
unter 0,020 Gew.-%, laufen die Desoxidationsprozesse nicht vollständig ab. Übersteigt
der Aluminiumgehalt jedoch die Obergrenze von 0,050 Gew.-%, so können sich Al2O3-Einschlüsse bilden. Diese wirken sich negativ auf den Reinheitsgrad und die Zähigkeitseigenschaften
aus.
- N:
- Das Begleitelement Stickstoff bildet mit Aluminium AlN oder mit Titan TiN. Wenn jedoch
der Stickstoffgehalt zu hoch ist, werden die Zähigkeitseigenschaften verschlechtert.
Um dies zu verhindern, ist bei einem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahl die Obergrenze
für den Stickstoff-Gehalt auf 0,006 Gew.-% festgesetzt.
- Cr:
- Chrom kann einem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahl optional zugegeben sein, um seine
Festigkeitseigenschaften zu verbessern. Wenn der Chromgehalt zu hoch ist, werden allerdings
die Schweißbarkeit und Zähigkeit in der Wärmeeinflusszone negativ beeinflusst. Daher
ist bei einem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahl die obere Grenze für den Chromgehalt
auf 0,40 Gew.-% festgesetzt.
- Nb:
- Niob ist in einem erfindungsgemäß verarbeiteten Stahl enthalten, um die Festigkeitseigenschaften
durch Kornfeinung der Austenitstruktur beim temperaturgesteuerten Walzen bzw. durch
Ausscheidungshärtung beim Haspeln zu unterstützen. Hierzu sind im erfindungsgemäß
verarbeiteten Stahl 0,060 - 0,070 Gew.-% Nb vorhanden. Liegt der Niobgehalt unterhalb
dieses Bereichs, werden die Festigkeitseigenschaften nicht erreicht. Liegt der Nb-Gehalt
über der Obergrenze dieses Bereichs, verschlechtert sich die Schweißbarkeit und die
Zähigkeit in der Wärmeeinflusszone einer Schweißung.
- B:
- Der Borgehalt eines erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls beträgt 0,0005 - 0,0025 Gew.-%.
B wird zur Unterstützung der Festigkeitseigenschaften und zur Verbesserung der Härtbarkeit
verwendet. Zu hohe Borgehalte verschlechtern jedoch die Zähigkeitseigenschaften.
- Ti:
- Titan trägt ebenfalls zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften durch Verhinderung
des Kornwachstums beim Austenitisieren bzw. durch Ausscheidungshärtung beim Haspeln
bei. Um dies zu gewährleisten, betragen die Ti-Gehalte eines erfindungsgemäß verarbeiteten
Stahls 0,09 - 0,13 Gew.-%. Liegt der Titangehalt unter 0,09 Gew.-%, werden die erfindungsgemäß
angestrebten Festigkeitswerte nicht erreicht. Wird die Obergrenze des vorgegebenen
Ti-Gehaltsbereichs überschritten, verschlechtern sich die Schweißbarkeit und die Zähigkeit
in der Wärmeeinflusszone einer Schweißung.
[0018] Cu, Ni, V, Mo und Sb treten als Begleitelemente auf, die als technisch unvermeidbare
Verunreinigung im Prozess der Stahlerzeugung in den erfindungsgemäß verarbeiteten
Stahl gelangen. Ihre Gehalte sind auf Mengen beschränkt, die in Bezug auf die erfindungsgemäß
angestrebten Eigenschafen des erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls unwirksam sind.
Dazu ist der Cu-Gehalt auf max. 0,12 Gew.-%, der Ni-Gehalt auf weniger als 0,1 Gew-%,
der V-Gehalt auf höchstens 0,01 Gew.-%, der Mo-Gehalt auf weniger als 0,004 Gew.-%
und der Sb-Gehalt ebenfalls auf weniger als 0,004 Gew.-% beschränkt.
[0019] Um eine gute Schweißbarkeit zu erreichen, können der C-, der Mn-, der Cr-, der Mo-,
der V-, der Cu- und der Ni-Gehalt des erfindungsgemäßen Stahls innerhalb der erfindungsgemäß
vorgegebenen Grenzen so eingestellt werden, dass für das nach der Formel

mit
%C = jeweiliger C-Gehalt in Gew.-%,
%Mn = jeweiliger Mn-Gehalt in Gew.-%,
%Cr = jeweiliger Cr-Gehalt in Gew.-%,
%Mo = jeweiliger Mo-Gehalt in Gew.-%,
%V = jeweiliger V-Gehalt in Gew.-%,
%Cu = jeweiliger Cu-Gehalt in Gew.-%,
%Ni = jeweiliger Ni-Gehalt in Gew.-%,
berechnete Kohlenstoffäquivalent CE gilt:

[0020] Nach dem Gießen der Bramme wird auf eine Austenitisierungstemperatur wiedererwärmt,
die 1200 - 1300 °C beträgt. Der obere Grenzwert des Temperaturbereichs, auf den die
Bramme zur Austenitisierung erwärmt wird, sollte nicht überschritten werden, um eine
Vergröberung des Austenitkorns und eine vermehrte Zunderbildung zu vermeiden. Im erfindungsgemäß
vorgegebenen Bereich der Wiedererwärmungstemperatur von 1200 - 1300 °C kommt es noch
nicht zur erhöhten Bildung von Rotzunder, der die Oberflächenqualität des erfindungsgemäß
erzeugten Stahlflachprodukts mindern würde. Rotzunder bildet sich bei der Verarbeitung
erfindungsgemäß zusammengesetzter Brammen ausschließlich beim Warmwalzvorgang (Arbeitsschritte
d), e) des erfindungsgemäßen Verfahrens), wenn nach der Wiedererwärmung zu viel Primärzunder
auf der Brammenoberfläche vorhanden ist.
[0021] Der untere Grenzwert der Wiedererwärmungstemperatur ist dagegen so festgesetzt, dass
bei gleichmäßiger Temperaturverteilung die angestrebte Homogenisierung des Gefüges
gewährleistet ist. Ab dieser Temperatur setzt eine weitestgehend vollständige Auflösung
der in der jeweiligen Bramme vorhandenen groben Ti- und Nb-Karbonitridausscheidungen
im Austenit ein. Beim abschließenden Haspeln des fertig warmgewalzten Stahlflachprodukts
(Arbeitsschritt g) des erfindungsgemäßen Verfahrens) können sich dann feine Ti-oder
Nb-Karbonitridausscheidungen neu bilden, die, wie erläutert, einen wesentlichen Beitrag
zur Erhöhung der Festigkeitseigenschaften leisten. Auf diesem Wege ist gewährleistet,
dass die erfindungsgemäß erzeugten und zusammengesetzten Stahlflachprodukte regelmäßig
eine Mindeststreckgrenze von 700 MPa besitzen.
[0022] Erfindungsgemäß beträgt die Wiedererwärmungstemperatur bei der Austenitisierung der
jeweiligen Bramme mindestens 1200 °C, um den angestrebten Effekt der möglichst vollständigen
Auflösung der TiC- und NbC-Ausscheidungen zu erreichen. Bei einer unter 1200 °C liegenden
Austenitisierungstemperatur ist die Menge der im Austenit gelösten Karbidausscheidungen
von Ti und Nb dagegen so gering, dass die erfindungsgemäß genutzten Effekte nicht
eintreten. Eine unterhalb von 1200 °C liegende Wiedererwärmungstemperatur hätte daher
bei der Verarbeitung von Stahlflachprodukten, die aus entsprechend der erfindungsgemäß
optimierten Legierungsauswahl zusammengesetzt sind, zur Folge, dass die geforderten
Festigkeitseigenschaften nicht erreicht werden. Besonders sicher lässt sich die möglichst
vollständige Auflösung der TiC- und NbC-Ausscheidungen dann gewährleisten, wenn die
Wiedererwärmungstemperatur mindestens 1250 °C beträgt.
[0023] Ein Stahlflachprodukt, das höchste Qualitätsanforderungen an seine Oberflächenbeschaffenheit
erfüllt, kann dadurch erzeugt werden, dass vor dem Vorwalzen der auf der Bramme vorhandene
Zunder vollständig entfernt wird. Dies kann dadurch geschehen, dass die Brammenoberfläche
nach dem Ofenaustrag und möglichst unmittelbar vor dem Vorwalzen vollständig entzundert
wird. Hierzu kann die Bramme einen konventionellen Zunderwäscher durchlaufen.
[0024] Zur Erzeugung eines Stahlflachprodukts mit optimierter Oberflächenbeschaffenheit
kann die Zeit t_1, die der Transfer der Bramme von der Arbeitsstation ("Wiedererwärmung
(Arbeitsschritt c)") oder der optional nach dem Wiedererwärmen durchlaufenen "Entfernung
des Primärzunders (Arbeitsschritt c')") bis zum Beginn des Fertigwarmwalzens (Arbeitsschritt
e)) benötigt, auf maximal 300 s beschränkt werden. Dies schließt optimaler Weise das
Vorwalzen ein. In einer so kurzen Transferzeit wird nur eine so geringe Menge an Primärzunder
neu gebildet, dass der sich daraus beim Warmwalzen bildende Rotzunder für die Qualität
der Oberfläche des nach dem Warmwalzen erhaltenen Stahlflachprodukts unschädlich ist.
Im Fall, dass eine Entzunderung vor dem Vorwalzen durchgeführt wird, sollte die Transportdauer
zwischen dem Entzunderungsaggregat und zum Vorwalzgerüst maximal 30 s betragen. Bei
einer so kurzen Transportdauer kann sich somit keine oder allenfalls eine unschädliche
dünne Oxidschicht auf der zuvor entzunderten Bramme bilden.
[0025] Im Arbeitsschritt d) wird die jeweils verarbeitete Bramme bei einer Vorwalztemperatur
von 950 - 1250 °C vorgewalzt. Die beim Vorwalzen erzielte Stichabnahme beträgt insgesamt
mindestens 50 %. Als gesamte Stichabnahme Δhv ist dabei das aus der Differenz der
Dicken der Bramme vor (Dicke dVv) und nach (Dicke dNv) dem Vorwalzen und der Dicke
dVv der Bramme vor dem Vorwalzen gebildete Verhältnis bezeichnet (Δhv [%]=(dVv-dNv)/dVv
x 100 %).
[0026] Die untere Grenze des für die Vorwalztemperatur vorgegebenen Bereichs und der Mindestwert
der Gesamtstichabnahme Δhv sind dabei so festgesetzt, dass die Rekristallisationsvorgänge
in der jeweils vorgewalzten Bramme vollständig ablaufen können. Auf diese Weise ist
die Entstehung eines feinkörnigen austenitischen Gefüges vor dem Fertigwalzen gewährleistet,
wodurch optimierte Zähigkeits- und Bruchdehnungseigenschaften des erfindungsgemäß
erzeugten Stahlflachprodukts erreicht werden.
[0027] Die Verweil- und Pausenzeit t_2 zwischen dem Vorwalzen und dem Fertigwalzen ist auf
50 s beschränkt, um ein unerwünschtes Austenitkornwachstum zu vermeiden.
[0028] Auf das Vorwalzen folgt im Arbeitsschritt e) das Warmwalzen der vorgewalzten Bramme
zu einem warmgewalzten Stahlflachprodukt mit einer Warmbanddicke, die typischerweise
3 - 15 mm beträgt. Stahlflachprodukte mit solchen Dicken werden in der Fachsprache
auch als "Grobblech" bezeichnet.
[0029] Die Endtemperatur des Warmwalzens liegt dabei bei 800 - 880 °C. Durch Einhaltung
dieses Warmwalz-Endtemperaturbereichs wird ein stark gestrecktes Austenitkorn im Gefüge
des erhaltenen Warmbands erreicht.
[0030] Durch die vergleichbar niedrige Warmwalz-Endtemperatur wird der Effekt des Warmwalzens
verstärkt. Im Gefüge des erhaltenen Warmbands ist versetzungsreicher Austenit vorhanden.
Dieser wandelt sich nach einer Intensivkühlung (Arbeitsschritt f)) zu einem versetzungsreichen,
feinstrukturierten Bainit um, so dass die Streckgrenze angehoben wird. Die obere Grenze
des Bereichs der Warmwalz-Endtemperatur ist so festgesetzt, dass keine Rekristallisation
des Austenits beim Walzen in der Warmwalzfertigstraße stattfindet. Auch dies trägt
zur Ausprägung eines feinkörnigen Gefüges bei. Die untere Grenztemperatur beträgt
mindestens 800 °C, damit sich kein Ferrit beim Walzen bildet.
[0031] Die beim Fertigwalzen erzielte Stichabnahme Δhf beträgt insgesamt mindestens 70 %,
wobei hier die Stichabnahme Δhf nach der Formel Δhf = (dVf-dNf)/dVf x 100 % (mit dVf
= Dicke des Walzguts beim Einlauf in die Fertigwarmwalzstaffel und dNf = Dicke des
Walzguts am Auslauf der Fertigwarmwalzstaffel) berechnet wird. Durch die hohe Stichabnahme
Δhf findet die Phasenumwandlung aus stark umgeformtem Austenit statt. Dies wirkt sich
positiv auf die Feinkörnigkeit aus, so dass im Gefüge des erfindungsgemäß erzeugten
Stahlflachprodukts geringe Korngrößen vorliegen.
[0032] Nachdem das fertig warmgewalzte Stahlflachprodukt aus dem letzten Gerüst der Fertigwarmwalzstraße
ausgetreten ist, setzt innerhalb von höchstens 10 s eine intensive Abkühlung ein,
bei der das warmgewalzte Stahlflachprodukt mit einer Abkühlgeschwindigkeit dT von
mindestens 40 K/s auf eine Haspeltemperatur von 550 - 620 °C abgekühlt wird.
[0033] Die Kühlpause nach dem Warmwalzen beträgt höchstens 10 s, um zu verhindern, dass
es zwischen Warmwalzen und gesteuertem beschleunigten Abkühlen zu unerwünschten Gefügeveränderungen
kommt.
[0034] Durch Einhaltung des erfindungsgemäß vorgegebenen Bereichs der Haspeltemperatur werden
die Voraussetzungen für die Bildung eines bainitischen Gefüges des erfindungsgemäß
erzeugten Stahlflachprodukts geschaffen.
[0035] Gleichzeitig hat die Wahl der Haspeltemperatur entscheidenden Einfluss auf die Ausscheidungshärtung.
Dazu ist der Haspeltemperaturbereich erfindungsgemäß so gewählt, dass er einerseits
unterhalb der Bainitstarttemperatur, anderseits im Ausscheidungsmaximum für die Bildung
von Karbonitridausscheidungen liegt. Eine zu tiefe Haspeltemperatur würde jedoch dazu
führen, dass das Ausscheidungspotenzial nicht mehr nutzbar wäre und somit die geforderte
Mindeststreckgrenze nicht mehr erreicht würde. Die Abkühlbedingungen sind dabei erfindungsgemäß
so gewählt, dass das warmgewalzte Stahlflachprodukt unmittelbar vor dem Haspeln ein
bainitisches Gefüge mit einem Phasenanteil von mindestens 70 Vol.-% aufweist. Eine
weitere Bainitbildung läuft dann im Haspel ab. Im Hinblick auf die geforderte Eigenschaftskombination
optimal erweist es sich dabei, wenn das Gefüge des erfindungsgemäß erzeugten warmgewalzten
Stahlflachprodukts nach dem Haspeln im technischen Sinne vollständig aus Bainit besteht.
Dies wird durch Einhaltung des erfindungsgemäß vorgegebenen Bereichs der Haspeltemperatur
erreicht.
[0036] Durch die hohe Abkühlgeschwindigkeit wird die Bildung von unerwünschten Phasenbestandteilen
vermieden. Um dabei ein optimal planes Stahlflachprodukt zu erhalten, kann die Abkühlgeschwindigkeit
der Abkühlung nach dem Warmwalzen auf 150 K/s beschränkt werden.
[0037] Die Streckgrenze der in der voranstehend erläuterten Weise erfindungsgemäß erzeugten
warmgewalzten Stahlflachprodukte beträgt zuverlässig 700 - 850 MPa. Ihre Bruchdehnung
liegt dabei jeweils bei mindestens 12 %. Genauso regelmäßig erreichen erfindungsgemäße
Stahlflachprodukte Zugfestigkeiten von 750 - 950 MPa. Die für erfindungsgemäße Produkte
ermittelte Kerbschlagarbeit liegt bei -20 °C im Bereich von 50 - 110 J und bei -40
°C im Bereich von 30 - 110 J.
[0038] Erfindungsgemäß erzeugte Stahlflachprodukte weisen ein feinkörniges Gefüge mit einer
mittleren Korngröße von höchstens 20 µm auf, um eine gute Bruchdehnung und Zähigkeit
zu erreichen.
[0039] Dabei liegen bei der erfindungsgemäßen Verfahrensweise die voranstehend genannten
Eigenschaften bei einem warmgewalzten Stahlflachprodukt im Walzzustand nach dem Haspeln
vor. Eine weitere Wärmebehandlung zur Einstellung oder Ausprägung bestimmter für die
zugedachte Verwendung als hochfestes Blech im Nutzfahrzeugbau wichtiger Eigenschaften
ist nicht notwendig.
[0040] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0041] Stahlschmelzen A - E mit der in Tabelle 1 angegebenen Zusammensetzung sind erschmolzen
und in bekannter Weise zu Brammen 1 - 26 vergossen worden.
[0042] Anschließend sind die aus den Stählen A - E bestehenden Brammen auf eine Wiedererwärmungstemperatur
TW durcherwärmt worden.
[0043] Aus dem Wiedererwärmungsofen sind die wiedererwärmten Brammen in weniger als 30 s
zu einem Zunderwäscher transportiert worden, in dem der auf ihnen haftende Primärzunder
von den Brammen entfernt worden ist.
[0044] Die aus dem Zunderwäscher austretenden Brammen sind dann zu einem Vorwalzgerüst transportiert
worden, wo sie mit einer Vorwalztemperatur TVW und einer über das Vorwalzen erzielten
Gesamtstichabnahme Δhv vorgewalzt worden sind.
[0045] Anschließend sind die vorgewalzten Brammen in einer Fertigwarmwalzstaffel zu Warmbändern
mit einer Dicke BD und einer Breite BB fertig warmgewalzt worden. Das Warmwalzen ist
jeweils mit einer gesamten Stichabnahme in der Fertigwarmstaffel Δhf bei einer Warmwalzendtemperatur
TEW beendet worden. Die Zeit, die zwischen dem Austritt aus dem Zunderwäscher und
dem Beginn des Fertigwarmwalzens vergangen ist, betrug jeweils weniger als 300 s.
[0046] Das aus dem letzten Gerüst austretende fertig warmgewalzte Stahlflachprodukt ist
nach einer Pause t_p von 1 - 7 s, in der es an Luft langsam abgekühlt ist, mittels
Intensivkühlung mit Wasser mit einer Abkühlrate dT von 50 - 120 K/s auf eine Haspeltemperatur
HT abgekühlt worden. Nach der Abkühlung wiesen die Stahlflachprodukte bereits ein
zu mindestens 70 Vol.-% bainitisches Gefüge auf.
[0047] Bei dieser Haspeltemperatur HT sind die erhaltenen Warmbänder jeweils zu einem Coil
gehaspelt worden. Im Zuge der Abkühlung der Stahlflachprodukte im Coil kam es zur
vollständigen Umwandlung des Gefüges in Bainit, so dass die erhaltenen Stahlflachprodukte
ein im technischen Sinne zu 100 Vol.-% banitisches Gefüge besaßen.
[0048] In den Tabellen 2a,2b sind die bei der Verarbeitung der Brammen 1 - 26 jeweils eingestellten
Verfahrensparameter Wiedererwärmungstemperatur TW, Vorwalztemperatur TVW, über das
Vorwalzen erzielte Gesamtstichabnahme Δhv, Zeit t_1 zwischen dem nach dem Wiedererwärmen
und vor dem Vorwalzen durchgeführten Entzundern und Beginn des Fertigwarmwalzens,
Zeit t_2 Zeit zwischen Vorwalzen und Warmwalzen, über das Fertigwalzen insgesamt erzielte
Stichabnahme Δhf, Endwalztemperatur TEW, Kühlpause t_p zwischen dem Ende des Warmwalzens
und dem Beginn der forcierten Abkühlung, Abkühlgeschwindigkeit dT, Haspeltemperatur
HT, Banddicke BD und Bandbreite BB angegeben.
[0049] Die mechanischen Eigenschaften sowie das Gefüge der erhaltenen Warmbänder sind untersucht
worden.
[0050] Die Zugversuche zur Ermittlung der Streckgrenze ReH, der Zugfestigkeit Rm und der
Bruchdehnung A wurden nach DIN EN ISO 6892-1 an Längsproben der Warmbänder durchgeführt.
[0051] Die Kerbschlagbiegeversuche zur Ermittlung der Kerbschlagarbeit Av bei -20 °C bzw.
-40 °C und -60 °C wurden an Längsproben nach DIN EN ISO 148-1 durchgeführt.
[0052] Die Gefügeuntersuchungen erfolgten mittels Lichtmikroskop und Rasterelektronenmikroskop.
Dafür wurden die Proben aus einem Viertel der Bandbreite entnommen, als Längsschliff
präpariert und mit Nital (d. h. alkoholische Salpetersäure, die einen Salpetersäureanteil
von 3 Vol.-% enthält) oder Natriumdisulfit geätzt. Die Bestimmung der Gefügebestandteile
erfolgte mittels Flächenanalyse in Probenlage 1/3 Blechdicke, wie in
H. Schumann und H. Oettel "Metallografie" 14. Auflage, 2005 WILEY-VCH Verlag GmbH
& Co. KGaA, Weinheim beschrieben.
[0053] Die mechanischen Eigenschaften und die Gefügebestandteile der erfindungsgemäß erzeugten
Warmbänder sind in Tabelle 3 angegeben. Die gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung
hergestellten Bandbleche weisen hohe Festigkeitseigenschaften bei guten Zähigkeitseigenschaften
sowie guter Bruchdehnung auf.
[0054] Die Streckgrenzen der in der voranstehend erläuterten Weise erzeugten Warmbänder
liegen zwischen 700 MPa und 790 MPa. Die Bruchdehnung beträgt mindestens 12 % % und
die Zugfestigkeit 750 - 880 MPa. Die Kerbschlagarbeit bei -20 °C liegt im Bereich
60 bis 100 J. Bei -40 °C beträgt die Kerbschlagarbeit 40 bis 75 J und bei -60 °C liegt
die Kerbschlagarbeit bei 30 - 70 J.
Tabelle 1
Stahl |
C |
Si |
Mn |
P |
S |
Al |
N |
Cr |
Nb |
B |
Ti |
Cu |
Ni |
V |
Mo |
Sb |
A |
0,060 |
0,42 |
1,77 |
0,012 |
0,0010 |
0,034 |
0,0046 |
0,04 |
0,062 |
0,0020 |
0,110 |
0,02 |
0,03 |
0,010 |
0,004 |
0,004 |
B |
0,053 |
0,49 |
1,75 |
0,015 |
0,0014 |
0,034 |
0,0049 |
0,06 |
0,066 |
0,0020 |
0,091 |
0,02 |
0,03 |
0,005 |
0,004 |
0,004 |
C |
0,061 |
0,22 |
1,79 |
0,014 |
0,0021 |
0,050 |
0,0047 |
0,04 |
0,063 |
0,0019 |
0,097 |
0,02 |
0,02 |
0,003 |
0,004 |
0,004 |
D |
0,065 |
0,20 |
1,8 |
0,014 |
0,0021 |
0,040 |
0,0047 |
0,04 |
0,065 |
0,0005 |
0,110 |
0,02 |
0,02 |
0,003 |
0,004 |
0,004 |
E |
0,070 |
0,03 |
1,89 |
0,011 |
0,0014 |
0,042 |
0,0051 |
0,04 |
0,060 |
0,0005 |
0,130 |
0,02 |
0,03 |
0,008 |
0,004 |
0,004 |
Angaben in Gew.-%, Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen |
Tabelle 2a
Nr. |
Stahl |
TW |
Δhv |
TVW |
t_1 |
t_2 |
Δhf |
TEW |
t_p |
dT |
HT |
BD |
BB |
[°C] |
[%] |
[°C] |
[s] |
[s] |
[%] |
[°C] |
[s] |
[K/s] |
[°C] |
[mm] |
[mm] |
1 |
A |
1293 |
85 |
1070 |
220 |
40 |
90 |
905 |
1 |
100 |
600 |
4 |
1525 |
2 |
A |
1296 |
80 |
1065 |
220 |
40 |
92 |
915 |
1 |
100 |
600 |
4 |
1525 |
3 |
A |
1288 |
80 |
1045 |
225 |
40 |
92 |
895 |
2 |
100 |
605 |
4 |
1525 |
4 |
A |
1287 |
85 |
1045 |
230 |
42 |
90 |
880 |
2 |
100 |
605 |
4 |
1530 |
5 |
A |
1269 |
82 |
1055 |
230 |
40 |
91 |
890 |
2 |
100 |
600 |
4 |
1525 |
6 |
A |
1300 |
82 |
1050 |
240 |
45 |
82 |
835 |
3 |
70 |
600 |
8 |
1545 |
7 |
A |
1296 |
82 |
1050 |
245 |
41 |
82 |
810 |
4 |
70 |
600 |
8 |
1545 |
8 |
A |
1305 |
76 |
1060 |
240 |
42 |
86 |
825 |
4 |
70 |
600 |
8 |
1755 |
9 |
A |
1247 |
76 |
1040 |
260 |
44 |
83 |
800 |
6 |
50 |
580 |
10 |
1530 |
10 |
B |
1291 |
80 |
1060 |
230 |
40 |
90 |
910 |
2 |
100 |
600 |
5 |
1630 |
11 |
B |
1309 |
80 |
1110 |
240 |
44 |
90 |
870 |
2 |
100 |
610 |
5 |
1630 |
12 |
B |
1288 |
85 |
1070 |
230 |
40 |
88 |
890 |
2 |
100 |
600 |
5 |
1540 |
13 |
B |
1304 |
76 |
1055 |
240 |
40 |
90 |
860 |
2 |
90 |
600 |
6 |
1540 |
14 |
B |
1285 |
85 |
1030 |
255 |
42 |
75 |
800 |
5 |
50 |
590 |
10 |
1550 |
15 |
B |
1296 |
85 |
1100 |
210 |
40 |
93 |
850 |
2 |
120 |
600 |
3 |
1280 |
16 |
B |
1298 |
82 |
1090 |
200 |
40 |
93 |
900 |
1 |
120 |
580 |
3 |
1275 |
Tabelle 2b
Nr. |
Stahl |
TW |
Δhv |
TVW |
t_1 |
t_2 |
Δhf |
TEW |
t_p |
dT |
HT |
BD |
BB |
[°C] |
[%] |
[°C] |
[s] |
[s] |
[%] |
[°C] |
[s] |
[K/s] |
[°C] |
[mm] |
[mm] |
17 |
B |
1206 |
82 |
1067 |
205 |
40 |
93 |
870 |
1 |
120 |
610 |
3 |
1275 |
18 |
C |
1289 |
85 |
1040 |
260 |
45 |
75 |
800 |
6 |
50 |
550 |
10 |
1550 |
19 |
C |
1291 |
85 |
1090 |
235 |
42 |
85 |
880 |
2 |
90 |
605 |
6 |
1535 |
20 |
C |
1214 |
82 |
1070 |
230 |
40 |
91 |
865 |
2 |
100 |
600 |
4 |
925 |
21 |
D |
1290 |
85 |
1090 |
205 |
40 |
93 |
890 |
1 |
120 |
620 |
3 |
1280 |
22 |
D |
1285 |
82 |
1080 |
200 |
40 |
93 |
900 |
1 |
120 |
575 |
3 |
1275 |
23 |
E |
1290 |
76 |
1060 |
260 |
43 |
83 |
800 |
6 |
50 |
598 |
10 |
1550 |
24 |
E |
1290 |
78 |
1090 |
235 |
40 |
89 |
860 |
3 |
90 |
615 |
6 |
1535 |
25 |
E |
1290 |
80 |
1040 |
260 |
45 |
76 |
800 |
7 |
50 |
590 |
12 |
1530 |
26 |
E |
1285 |
78 |
1045 |
260 |
45 |
73 |
822 |
7 |
50 |
570 |
15 |
1530 |
Tabelle 3
Nr. |
Stahl |
Lage am Coil |
Zugversuch, längs |
Kerbschlagbiegeversuch, längs |
Gefügebestandteile |
ReH |
Rm |
A |
Av-20°C |
Av-40°C |
Av-60°C |
|
[MPa] |
[MPa] |
[%] |
[J] |
[J] |
[J] |
Vol. % |
1 |
A |
Anfang |
770 |
852 |
19,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
2 |
A |
Anfang |
762 |
837 |
17,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
3 |
A |
Anfang |
749 |
819 |
18,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
4 |
A |
Anfang |
754 |
818 |
21,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
5 |
A |
Anfang |
737 |
809 |
24,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
6 |
A |
Anfang |
736 |
834 |
20,3 |
70 |
44 |
31 |
100 Bainit |
7 |
A |
Anfang |
739 |
842 |
15,7 |
81 |
62 |
31 |
100 Bainit |
8 |
A |
Anfang |
716 |
817 |
17,2 |
62 |
40 |
31 |
100 Bainit |
9 |
A |
Anfang |
733 |
832 |
23,5 |
79 |
68 |
65 |
100 Bainit |
10 |
B |
Anfang |
750 |
852 |
16,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
11 |
B |
Anfang |
752 |
841 |
22,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
12 |
B |
Anfang |
736 |
829 |
20,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
13 |
B |
Anfang |
734 |
860 |
17,0 |
99 |
48 |
33 |
100 Bainit |
14 |
B |
Anfang |
717 |
846 |
18,0 |
84 |
58 |
30 |
100 Bainit |
15 |
B |
Anfang |
782 |
864 |
23,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
16 |
B |
Anfang |
779 |
857 |
24,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
17 |
B |
Anfang |
720 |
819 |
23,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
18 |
C |
Anfang |
705 |
813 |
19,1 |
97 |
73 |
30 |
100 Bainit |
19 |
C |
Anfang |
718 |
783 |
24,0 |
80 |
60 |
31 |
100 Bainit |
20 |
C |
Anfang |
710 |
790 |
24,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
21 |
D |
Anfang |
720 |
850 |
22,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
22 |
D |
Anfang |
760 |
823 |
22,0 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
100 Bainit |
23 |
E |
Anfang |
712 |
820 |
20,0 |
97 |
73 |
30 |
100 Bainit |
24 |
E |
Anfang |
713 |
825 |
23,0 |
80 |
60 |
31 |
100 Bainit |
25 |
E |
Anfang |
733 |
809 |
21,0 |
72 |
53 |
42 |
100 Bainit |
26 |
E |
Anfang |
727 |
821 |
19,2 |
83 |
76 |
67 |
100 Bainit |
"n.b." = "nicht bestimmt" |
1. Verfahren zur Erzeugung eines Stahlflachprodukts mit einer Streckgrenze von mindestens
700 MPa und mit einem zu mindestens 70 Vol.-% bainitischen Gefüge, umfassend folgende
Arbeitsschritte:
a) Erschmelzen einer Stahlschmelze, die (in Gew.-%) aus
C: 0,05 - 0,08 %,
Si: 0,015 - 0,500 %,
Mn: 1,60 - 2,00 %,
P: bis zu 0,025 %,
S: bis zu 0,010 %,
Al : 0, 020 - 0,050 %,
N: bis zu 0,006 %,
Cr: bis zu 0,40 %,
Nb: 0, 060 - 0,070 %,
B: 0,0005 - 0,0025 %,
Ti: 0,090 - 0,130 %,
sowie aus technisch unvermeidbaren Verunreinigungen, zu denen bis zu 0,12 % Cu, bis
zu 0,100 % Ni, bis zu 0,010 % V, bis zu 0,004 % Mo und bis zu 0,004 % Sb gehören,
und
als Rest aus Eisen
besteht;
b) Vergießen der Schmelze zu einer Bramme;
c) Wiedererwärmen der Bramme auf eine Wiedererwärmungstemperatur von 1200 - 1300 °C;
d) Vorwalzen der Bramme bei einer 950 - 1250 °C betragenden Vorwalztemperatur und
einer über das Vorwalzen erzielten Gesamtstichabnahme von mindestens 50 %;
e) Fertigwarmwalzen der vorgewalzten Bramme, wobei das Fertigwarmwalzen bei einer
Warmwalzendtemperatur von 800 - 880 °C beendet wird;
f) innerhalb von höchstens 10 s nach dem Fertigwarmwalzen einsetzendes intensives
Kühlen des fertig warmgewalzten Stahlflachprodukts mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von mindestens 40 K/s auf eine 550 - 620 °C betragende Haspeltemperatur;
g) Haspeln des fertig warmgewalzten Stahlflachprodukts.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass für das nach der Formel

mit
%C = jeweiliger C-Gehalt in Gew.-%,
%Mn = jeweiliger Mn-Gehalt in Gew.-%,
%Cr = jeweiliger Cr-Gehalt in Gew.-%,
%Mo = jeweiliger Mo-Gehalt in Gew.-%,
%V = jeweiliger V-Gehalt in Gew.-%,
%Cu = jeweiliger Cu-Gehalt in Gew.-%,
%Ni = jeweiliger Ni-Gehalt in Gew.-%,
berechnete Kohlenstoffäquivalent CE der im Arbeitsschritt a) erschmolzenen Stahlschmelze
gilt:
3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wiedererwärmungstemperatur 1250 - 1300 °C beträgt.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in einem zwischen dem Wiedererwärmen (Arbeitsschritt c)) und dem Vorwalzen (Arbeitsschritt
d)) durchlaufenen Arbeitsschritt c') auf der jeweils verarbeiteten Bramme haftender
Primärzunder entfernt wird.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Transportzeit, die für den Transport der Bramme von der jeweils zuvor durchlaufenen
Arbeitsstation (Arbeitsschritt c) oder optional Arbeitsschritt c')) bis zum Fertigwarmwalzen
(Arbeitsschritt e)) vergeht, auf maximal 300 s beschränkt ist.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zwischen dem Vorwalzen (Arbeitsschritt d)) und dem Fertigwarmwalzen (Arbeitsschritt
e)) vergehende Verweilzeit höchstens 50 s beträgt.
7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abkühlgeschwindigkeit bei der Abkühlung im Arbeitsschritt f) höchstens 150 K/s
beträgt.
8. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke des nach dem Warmwalzen erhaltenen warmgewalzten Stahlflachprodukts 3 -
15 mm beträgt.
9. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Streckgrenze der nach dem Haspeln erhaltenen warmgewalzten Stahlflachprodukte
700 - 850 MPa beträgt.
10. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Bruchdehnung der nach dem Haspeln erhaltenen warmgewalzten Stahlflachprodukte
mindestens 12 % beträgt.
11. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugfestigkeit der nach dem Haspeln erhaltenen warmgewalzten Stahlflachprodukte
750 - 950 MPa beträgt.
12. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kerbschlagarbeit der nach dem Haspeln erhaltenen warmgewalzten Stahlflachprodukte
bei -20 °C im Bereich von 50 - 110 J liegt.
13. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die nach dem Haspeln erhaltenen warmgewalzten Stahlflachprodukte ein bis auf technisch
unvermeidbare sonstige Gefügebestandteile ausschließlich bainitisches Gefüge besitzen.
14. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der mittlere Korndurchmesser des Gefüges der nach dem Haspeln erhaltenen warmgewalzten
Stahlflachprodukte höchstens 20 µm beträgt.