[0001] Die Erfindung betrifft ein Beschichtungsverfahren, umfassend die Schritte
- a) Bereitstellen einer Mischung oder eines Reinstoffs, umfassend oder bestehend aus
flüssigen Precursoren, mit einem Molekulargewicht von > 600 g/mol, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus:
Silikonverbindungen, in denen Silicium-Atome über Sauerstoff-Atome kettenartig verknüpft
und die restlichen Valenzen des Siliciums durch Kohlenwasserstoff-Reste oder Flourkohlenwasserstoff-Gruppen
abgesättigt sind,
wobei die Schicht mittels Laserstrahlung oder UV-Strahlung aus einer Excimerlampe
vernetzt wird.
- b) Aufbringen einer flüssigen Schicht aus der Mischung oder dem Reinstoff auf eine
zu beschichtende Oberfläche,
- c) Vernetzen der flüssigen Precursoren mittels Strahlung mit einer Wellenlänge von
≤ 250 nm, so dass aus der Mischung eine feste Schicht entsteht und die Schicht ≥ 10
Atom-% C umfasst, bezogen auf die Menge der in der Schicht enthaltenen Atome ohne
H und F,
und so dass der in der Schicht enthaltene C zu maximal 50 Atom-% des C, bezogen auf
die Menge der in der Schicht enthaltenen C-Atome, Bestandteil einer Methoxygruppe
ist.
[0002] Sie betrifft ferner mittels dieses Verfahrens herstellbare oder erzeugte Schichten
und deren Verwendungen sowie entsprechende beschichtete Gegenstände und deren Verwendungen.
Inhaltsverzeichnis
[0003]
- 1. Glossar (Definitionen) ......................................................................................................4
- 2. Allgemeiner Überblick......................................................................................................8
2.1 Stand der Technik...............................................................................................8
2.1.1 Strahlenchemie / Elektronenstrahlhärtung, EB-Curing, EB-Crosslinking...8
2.1.2 Verfahren zur Bildung dünner Schichten aus dem Stand der Technik.. 11
2.2 Beschreibung der Erfindung ....................................................................14
2.2.1 Allgemeine Beschreibung der Erfindung ...............................................14
2.2.2 Allgemeine Schichteigenschaften:.........................................................23
2.2.3 Verfahrenstechnische Vorteile...............................................................
25
2.3 Abgrenzung gegen den Stand der Technik .................................. 27
- 3. Einsetzbare Precursoren ...........................................................................................38
3.1 Silikonverbindungen ......................................................................................38
3.2 Teil- und vollfluorierte Kohlenstoffverbindungen ...........................................38
3.3 Halogenfreie, organische Flüssigkeiten........................................................38
- 4. Einsetzbare Füllstoffe und Additive ...........................................................................39
- 5. Beschichtungsverfahren............................................................................................41
- 6. Substrate/Oberflächen...............................................................................................
43
- 7. Allgemeine Hinweise zur Verfahrensführung .................................................44
- 8. Anwendungen...........................................................................................................60
8.1 Erfindungsgemäß vernetzte Beschichtung mit dispergierten feinteiligen Feststoffen
..............................................................................................................60
8.2 PDMS-artige Beschichtung:............................................................................63
8.3 Antimikrobielle, vorzugsweise nicht zytotoxische Beschichtung ...................78
8.4 Korrosionsschutz und Anlaufschutz...............................................................80
8.5 Trennschichten .............................................................................................84
8.6 Easy-to-clean-Schichten..............................................................................87
8.6.1 Leicht zu reinigende Oberflächen durch geeignete Oberflächenchemie.......87
8.6.2 Leicht zu reinigende Oberflächen durch Glättung bzw. Verschließen von Oberflächenunebenheiten.......................................................................................90
8.7 Einbau von Feststoffpartikeln......................................................................90
8.8 Haftvermittler-, Primerschichten, funktionalisierte Oberflächen ..................92
8.9 Elektrische Isolationsschichten....................................................................96
8.10 Ortslokale Beschichtungen..........................................................................97
8.11 Optische Funktionsschichten.......................................................................99
8.12 Antifingerprintbeschichtungen ...................................................................102
8.13 Glättende und versiegelnde Beschichtungen............................................104
8.14 Strukturierende, Topografie gebende Beschichtungen.............................107
- 9. Allgemeine Hinweise.....................................................................................110
- 10. Beispiele........................................................................................................111
1. Glossar (Definitionen)
[0004] Reaktionsträge Precursoren: Precursoren, die keine Silan-, Peroxo-, Halogen-, Acrylat-,
Methacrylat-, Isocyannat- und Epoxid-Gruppen sowie mit den vorgenannten Gruppen vergleichbar
chemisch reaktive Gruppen enthalten, bevorzugt solche, die zudem auch keine Carbonsäure-,
Säureester-, Säureanhydrid- und stickstoffhaltige funktionelle Gruppen enthalten.
Bevorzugte reaktionsträge-Precursoren sind Silikonöle, gesättigte Kohlenwasserstoffe,
Mineralöle, fluororganische/teilfluorierte Öle und als Ausnahme von dem Vorgenannten
je nach Anwendung Fettsäuren, Triglyceride und Polyether.
[0005] Excimerlampe: Excimer, Kurzform von "excited Dimer". Ein Excimer bezeichnet eine
kurzlebige Bindung zweier Moleküle bzw. Atome, welche nur im angeregten Zustand existiert
(bei ungleichen Partnern wird auch von einem "Exiplex" gesprochen). Nach dem Zerfall
der Verbindung wird die Bindungsenergie in Form von Licht frei. Gasmischungen, welche
Komponenten beinhalten, die fähig sind Excimerkomplexe zu bilden, sind Ausgangspunkt
für so genannte Excimerlichtquellen. In der Regel wird dem Gas durch ein elektrisches
Feld Energie zugeführt und somit die Grundlage für die Bildung von Excimeren geschaffen.
Excimerlaser strahlen das nach Zerfall der Excimere freiwerdende Licht kohärent aus,
Excimerlampen stellen eine nicht kohärent strahlende Lichtquelle dar. Beispiele: KrF
(248nm), Xe
2 (172nm), F
2 (155nm), ArF (193nm) KrCl (222nm) usw.
[0006] Linienstrahler/Bandenstrahler: Lichtquellen, deren Emissionsspektrum eine oder mehrere
diskrete Frequenzen umfassen bzw. daraus bestehen. Linien-/Bandenstrahler basieren
auf der Anregung diskreter Energieniveaus wie z.B. Atom- oder Molekülenergieniveaus
oder elektronischen Bandenübergängen für Halbleiter. Die Wellenlänge des emittierten
Lichts entspricht der Energiedifferenz zwischen dem angeregtem Energieniveau und dem
nach Lichtemission angenommenen Endenergieniveau, häufig Grundzustand oder Relaxationsniveau.
Entsprechend der Übergangswahrscheinlichkeit zwischen den Energieniveaus umfasst das
Emissionsspektrum zudem um die Emissionswellenlänge herum einen zusätzlichen gewissen
Wellenlängenbereich, die sogenannte spektrale Bandbreite. Im Folgenden wird unter
der Formulierung "Bestrahlung mit einer Wellenlänge" stets die Wellenlänge verstanden,
die den diskreten Energieniveaus der Strahlungsquelle direkt zuzuordnen ist, die zentrale
Wellenlänge des Niveauübergangs, als auch der Wellenlängenbereich, der um die zentrale
Wellenlänge herum der spektralen Bandbreite des Übergangs zuzuordnen ist. Im Folgenden
wird unter Linienstrahler ein Strahler verstanden, der auf diskreten Übergängen in
Atomen oder Molekülen basiert, z.B. Excimerlampen, Excimerlaser. Unter Bandenstrahler
wird ein Strahler verstanden, der auf einen Übergang zwischen elektronischen Banden
basiert, z.B. der Halbleiterlaser.
[0007] Partikeldurchmesser: Unter Partikeldurchmesser wird im Rahmen dieser Erfindung, sofern
nicht anderweitig explizit genannt, der sogenannte Äquivalentdurchmesser verstanden.
Hierbei wird unabhängig von der tatsächlichen Form des Partikels der Durchmesser eines
volumengleichen, ideal kugelförmigen Partikels bzw. bei flächiger Projektion eines
flächengleichen, ideal runden Partikels verstanden. Der Fachmann kann den Partikeldurchmesser
und die Partikelgrößenverteilung anhand bekannter Verfahren bestimmen. Für Partikel
kleiner 2µm eignet sich z.B. die Technik der dynamischen Lichtstreuung, für Partikel
größer 2µm kann die Laserbeugung (z.B. DIN ISO 8130-13) verwendet werden. Hierbei
wie auch bei ähnlichen Verfahren wird der Durchmesser anhand einer charakteristischen,
physikalisch zugänglichen Eigenschaft bestimmt (z.B. Streuung, Beugung, Sinkgeschwindigkeit
etc.).
[0008] Polymerisation: Verbindung von Monomeren, bzw. Precursoren zu Makromolekülen, in
denen eine Art oder mehrere Arten von Atomen oder Atomgruppen (sogenannte repetitive
Einheiten, Grundbausteine oder Wiederholungseinheiten) wiederholt aneinandergereiht
sind. Durch Polymerisation entstehen im Regelfall Moleküle mit einer (vorhersagbaren)
Nahordnung.
[0009] Polymer: Durch eine Polymerisation entstandenes Produkt.
[0010] Plasmapolymerisation: Plasmapolymerisation erzeugt Schichten, die in ihrer chemischen
oder strukturellen Zusammensetzung eindeutig von polymeren Schichten zu unterscheiden
sind. Während bei Polymeren der Verknüpfungsprozess der Precursoren in vorhersehbarer
Weise geschieht (s. oben) werden bei der Plasmapolymerisation die eingesetzten Precursoren
durch Kontakt mit dem Plasma stark verändert (bis zur vollständigen Zerstörung) und
in Form reaktiver Spezies abgeschieden. Dadurch ergibt sich eine hoch-vernetzte Schicht
ohne regelmäßige Bereiche. Diese entstehende Schicht ist zusätzlich noch dem Plasma
ausgesetzt, so dass sich durch Ablation und Redepositionseffekte weitere Modifikationen
ergeben. Die plasmapolymere Schicht ist dreidimensional vernetzt und amorph. Dementsprechend
unterscheidet sich die Plasmapolymerisation im Sinne dieses Textes von konventionellen
Methoden der Polymerisation. Sie ist ein Verfahren, bei dem sich angeregte gasförmige
Precursoren (auch Monomere genannt) aus einem Plasma auf ein Substrat als hochvernetzte
Schicht niederschlagen. Voraussetzung für eine Plasmapolymerisation ist das Vorhandensein
von kettenbildenden Atomen wie Kohlenstoff oder Silicium im Arbeitsgas. Durch die
Anregung werden die Moleküle der gasförmigen Substanz (Precursoren) durch den Beschuss
mit Elektronen und/oder energiereichen Ionen fragmentiert. Dabei entstehen hochangeregte
radikalische oder ionische Molekülfragmente, die miteinander im Gasraum reagieren
und auf der zu beschichtenden Oberfläche abgeschieden werden. Auf diese abgeschiedene
Schicht wirkt die elektrische Ladung des Plasmas und dessen intensiver lonen- und
Elektronenbeschuss fortwährend ein, so dass in der abgeschiedenen Schicht eine weitere
Reaktion ausgelöst und eine hochgradige Verknüpfung der abgeschiedenen Moleküle erzielt
werden kann. In diesem Zusammenhang sei beispielsweise auf folgende Literaturstelle
verwiesen: "
Plasmapolymerisation" bei H. Yasuda, Academic Pres., Inc. (1985).
[0011] Im Rahmen des vorliegenden Textes umfasst der Begriff "Plasmapolymerisation" insbesondere
auch plasmaunterstütztes CVD (PE/CVD). Hierbei wird zur Reaktionsführung das Substrat
zusätzlich erwärmt. Plasmapolymerisation kann sowohl unter Atmosphärendruck als auch
unter Niederdruck erfolgen.
[0012] Plasmapolymer: Durch Plasmapolymerisation entstandenes Produkt.
[0013] Vernetzen: Dreidimensionale Verknüpfung von eingesetzten Precursoren, wobei im Rahmen
dieses Textes beim "Vernetzen" die Verknüpfung nicht auf klassischen Polymerisationsreaktionen
beruht. Das bedeutet, dass die beim "Vernetzen" im Sinne dieses Textes entstehenden
Schichten, anders als Polymere, nicht auf einer polymeren Kettenreaktion beruhen.
Dementsprechend sind vernetzte Schichten so ausgestaltet, dass sie keine Nahordnung
hinsichtlich ihrer ehemaligen Precursorstrukturen zeigen. In dieser Hinsicht sind
durch Vernetzen erzeugte Schichten plasmapolymeren Schichten ähnlich. "Vernetzen"
im Sinne dieser Anmeldung bedeutet auch stets das Bilden von Schichten also eine flächige
Reaktion, die die gesamte zu beschichtende Oberfläche betrifft. Vernetzen dient dementsprechend
zum Erzeugen einer (festen) Schicht. Es handelt sich also nicht lediglich um ein Erzeugen
von Haftungspunkten zwischen Oberflächen.
[0014] Excimervernetzt: Vernetzt, bevorzugt mittels UV-Strahlung ≤ 250 nm vernetzt, insbesondere
mittels UV-Strahlung von 120 - 250 nm vernetzt, ganz besonders bevorzugt vernetzt
mittels Linien- oder Bandenstrahlers mit Emission in den genannten Wellenlängenbereichen.
[0015] Längerkettige Precursoren: Moleküle mit einem Molekulargewicht größer 600 g/mol.
Die längerkettigen Precursoren werden ihrerseits üblicherweise durch eine Polymerisationsreaktion
entstanden sein.
[0016] Precursoren: organische oder Siliciumorganische oder fluororganische Moleküle bzw.
Mischungen aus diesen Molekülen als Vorstufen für Schichten.
2. Allgemeiner Überblick
2.1 Stand der Technik
2.1.1 Strahlenchemie / Elektronenstrahlhärtung, EB-Curing, EB-Crosslinking
[0017] Die Strahlenchemie beschreibt die Untersuchung der strahlungsinduzierten chemischen
Prozesse bei Bestrahlung mit Licht Insbesondere mit der Verfügbarkeit geeigneter Strahlungsquellen
wie z.B. Laser im sichtbaren Spektralbereich und im UV-Bereich, inkohärenter Strahlungsquellen
wie Quecksilberlampen oder Excimerlampen und energiereicher radioaktiver Gammastrahler
kann der gesamte Bereich der möglichen Effekte analysiert werden. Schwerpunkte der
Betrachtungen bilden neben den Grundlagen und der theoretischen Beschreibung vor allem
die Wechselwirkung zwischen Strahlung mit Materie verschiedener Aggregatszustände
(fest, flüssig, gasförmig) sowie die detaillierte Analyse spezieller Stoffklassen.
Beispielsweise sind Makromoleküle wie Polypropylen, Fluorpolymere oder Polysiloxane
in Hinblick auf die zu erwartenden Kettenbrüche, dadurch entstehenden Fragmente und
die anschließende Rekombination und Vernetzung analysiert worden. Entsprechende Wirkungsquerschnitte
können aus der Literatur entnommen werden. Der Einfluss von Prozessgasen oder Beimengungen
fremder Substanzen gehört größtenteils zum Stand der Technik. Ein typisches Anwendungsbeispiel
der Strahlenchemie ist die Aushärtung von Farben, Lacken oder Klebstoffen, beispielsweise
mit Hilfe von Photoinitiatoren, welche durch Bestrahlung von Licht geeigneter Wellenlänge
radikalische Polymerisationsreaktionen starten.
[0018] Als Strahlungsquelle wurden in den grundlegenden Untersuchungen in der Regel Gammastrahler,
d.h. extrem energiereiche Strahlung eingesetzt. Diese radioaktiven Strahlungsquellen
sind jedoch als stark gesundheitsgefährdend anzusehen und ihr Einsatz bedarf entsprechender,
aufwändiger technischer Maßnahmen. Als alternative Strahlung ist zusätzlich Röntgenstrahlung
zu nennen.
[0019] Heutzutage sind dagegen, beispielsweise mit Laser oder Excimerlampen, kostengünstige
Strahlungsquellen verfügbar, die technisch mit mäßigem Aufwand einen sicheren Zugang
zur Strahlenchemie eröffnen. Excimerlampen sind beispielsweise aus dem Stand der Technik
aus folgenden Dokumenten bekannt:
[0020] Die Strahlungsenergie von Excimerlampen und Lasern ist ausreichend, um eine Vielzahl
von Elementen und Molekülen zu ionisieren oder um Einfach- und Doppelbindungen zu
öffnen. Zum Beispiel beträgt die Dissoziationsenergie des O
2-Moleküls 5,1eV, einer C-C Einfachbindung ca. 3,57eV, einer C=C Doppelbindung ca.
6,3eV, die Dissoziation eines Wasserstoffatoms aus Methan 4,5eV etc. Die Photonenenergie
der KrF-Excimerlampe (Wellenlänge: 248nm) beträgt dazu im Vergleich 5eV, eines Xe
2-Strahlers (172nm) 7,2eV, eines F
2-Strahlers (155nm) 8eV, eines ArF-Strahlers (193nm) 6,4eV, KrCl(222nm) 5,6eV usw.
Somit besteht die Möglichkeit, eine Reihe der bekannten Prozesse der Strahlenchemie
mit einfachen Strahlungsquellen nutzen zu können. So können beispielsweise Bindungen
innerhalb der Moleküle oder von Molekülfragmenten einer aufgebrachten Flüssigkeit
aufgebrochen werden. Die so entstandenen Radikale orientieren sich statistisch neu
und können eine Neuvernetzung der Flüssigkeit herbeiführen und somit zu einer stabilen
Schichtbildung beitragen.
[0021] Neben der Möglichkeit mit einer reinen elektromagnetischen Welle bestimmter Photonenenergie
zu bestrahlen, ist eine Alternative die Bestrahlung mit einem Elektronenstrahl (Elektronenstrahlhärtung,
ESH, EB-Curing, EB-Crosslinking). Bei der Elektronenstrahlhärtung werden auf dem Prinzip
der Braunschen Röhre basierende Strahlungsquellen verwendet. Diese erzeugen beschleunigte
Elektronen, welche eine Korpuskularstrahlung darstellen und beispielsweise Pigmente,
Füllstoffe, Metallfolien und Papier durchdringen. Die Wirkung der Elektronen kann
in Bezug auf ihre Energie klassifiziert werden: Die schnellen Primär- und die rückgestreuten
Elektronen bewirken keine chemischen Reaktionen. Ihr Wirkungsquerschnitt ist zu klein,
sie werden von den Molekülen nicht eingefangen und können somit keine Radikalbildung,
Ionisation oder Anregung durchführen. Für die Härtung wichtig sind die Sekundärelektronen
in einem Energiebereich zwischen 3 und 50 eV. Sie sind langsam genug, d.h. der Wirkungsquerschnitt
ist groß genug, um Moleküle zu ionisieren und Radikale zu bilden. Die kinetische Energie
der Elektronen ist ausreichend, um ebenso Einfach- und Doppelbindungen zu öffnen.
Durch Fragmentierung dieser Art können allgemeiner freie Radikale aus Monomeren oder
Oligomeren erzeugt werden, welche beispielsweise Kettenreaktionen zur Polymerisation
starten (EB- Curing). Oder es können freie Radikale aus Makromolekülen erzeugt werden,
welche zu einer dreidimensionalen Vernetzung durch Rekombination der Radikale führen
(EB-Crosslinking). Langsame Elektronen mit Energien unterhalb von 3 eV führen nur
noch zur Anregung.
[0022] In einer Reihe von Anwendungen stellt der Einsatz von Elektronenstrahlen allein durch
die Betrachtung der bereitgestellten Energien eine interessante Alternative gegenüber
der reinen Bestrahlung mit einer elektromagnetischen Welle dar. Entsprechend findet
sich eine Reihe von Anwendungen, welche gleichermaßen durch eine elektromagnetische
Welle als auch durch Elektronenstrahlen möglich sind.
[0023] Typische Anwendungen von Elektronenstrahlen sind: Durch Aufheizen der Oberfläche
im Niederdruck sind Schmelzprozesse und Verdampfungsprozesse zu beobachten, mit deren
Hilfe das Schweißen oder die Mikrostrukturierung ermöglicht wird. Durch chemische
Reaktionen bei atmosphärischem Druck können Beschichtungen, Farben und Lacke ausgehärtet
werden oder Oberflächen chemisch aktiviert werden. Dominierend als elektronenstrahlenhärtbares
Beschichtungsmaterial sind Acrylat-Monomer-Prepolymer-Bindemittelsysteme sowie kationisch
härtende Formulierungen aus Epoxiden, Polyolen und Vinylethern. Eine weitere häufig
anzutreffende Anwendung ist die Kohäsionsteigerung von Haftklebmassen, um z.B. höhere
Stabilität gegenüber Scherkräften zu erreichen. Aus dem Stand der Technik sind Additive
auf Basis eines modifizierten Silikons bekannt, welches in geringer Konzentration
einer Komposition beigegeben wird. Hierbei werden beispielsweise Polysiloxane verwendet,
die mit (Meth)acrylsäureestergruppen und fluorierten und /oder perfluorierten Resten
versehen sind.
[0024] Des Weiteren ist als biologische Anwendung die Sterilisation von Verpackungsmaterial
zu nennen.
[0025] Im Vergleich zur Anwendung mit Licht wird durch Elektronenstrahlung eine deutlich
schnellere und kalte Schichtaushärtung erzielt. Die Ursache ist vor allem in der starken
Absorption der UV-Strahlung in den meisten Materialien zu sehen, die zu einer Erwärmung
der bestrahlten Oberfläche führt. Somit wirken die UV-Strahler vergleichsweise oberflächlich.
Zum vollständigen Aushärten von dicken Schichten, insbesondere von Schichten mit Additiven,
sind Polymerisationskettenreaktionen notwendig. Zudem bedarf die Elektronenstrahlhärtung
aufgrund der relativ einfachen Regelung der Elektronenenergie keiner Photoinitiatoren
zum Start der Polymerisationsreaktion, was vor allem bei der Bestrahlung mit gängigen
kommerziellen Quecksilberlampen der Fall ist.
[0026] Dennoch ist zu sagen, dass der Einsatz von Elektronenstrahlen sich bislang nicht
in der Breite der Anwendungen etabliert hat, stattdessen nur in speziellen Fällen
oder in der Massenproduktion konkurrenzfähig ist. Rund 90% der strahlenhärtbaren Materialien
werden derzeit mit Hilfe von UV-Strahlen gehärtet, lediglich 10% entfallen auf Elektronenstrahlanlagen.
Der Grund ist vor allem in der technisch aufwändigen Realisierung zu sehen. Beispielsweise
wird in der Regel eine N
2-Atmosphäre gegen die Inhibierung durch Sauerstoff benötigt. Des Weiteren erzeugen
die tief in das Material eindringenden Elektronen bei der Abbremsung der Elektronenstrahlen
im Film eine deutliche Strahlenbelastung im Röntgenbereich. Aus diesem Grund müssen
die Strahler in eine Strahlenschutzhaube eingebaut werden und unterliegen der Strahlenschutzverordnung.
[0027] Aufgrund der technischen Erfordernisse ist das Verfahren in der Regel auf 2D-Oberflächen
limitiert.
2.1.2 Verfahren zur Bildung dünner Schichten aus dem Stand der Technik
[0029] Die
DE 40 19 539 A1 beschreibt die Herstellung einer entnetzenden Oberfläche, wobei ein dünner Film eines
Silikonöls auf eine zu entnetzende Oberfläche aufgebracht wird und das Öl mittels
eines Plasmas vernetzt wird.
[0030] Die
DE 100 34 737 A1 offenbart ein Verfahren zur Herstellung einer permanenten Entformungsschicht durch
Plasmapolymerisation, wobei beispielsweise HMDSO durch Plasmapolymerisation als Schicht
abgeschieden wird.
[0033] Die
WO 96/34700 offenbart ein Verfahren, bei dem Monomere, die eine Doppelbindung aufweisen, mittels
UV-Licht polymerisiert werden. Dabei werden Photoinitiatoren eingesetzt, so dass eine
klassische Polymerisation gestartet wird.
[0034] Die
DE 199 57 034 B4 offenbart den Schichtaufbau auf Oberflächen mittels Excimerlampen durch reaktive
Fragmente aus der Gasphase.
[0035] Die
DE 42 30 149 A1 beschreibt die Herstellung oxydischer Schutzschichten mittels Excimerlampen aus Polymeren
bzw. aus festen metallorganischen Verbindungen.
[0037] Die Veröffentlichung "
Release Layers for Contact and Imprint Lithography", Resnick, D., Semiconductur International,
June 2002 offenbart die Verwendung eines flüssigen Precursors für Polydimethylsiloxan. Dieser
flüssige Precursor ist laut der Literaturstelle (auf die in dem genannten Dokument
verwiesen wird) "
Soft Lithography", Xia, Y. et al., Angew. Ref. Matter. Sci. 1998 PDMS mit einer reaktiven Gruppe (z. B. Vinyl-terminiertes PDMS) versehen, so dass
das PDMS als klassisches Polymer vorliegt. Auch die UVhärtbare Schicht aus Dimethylsiloxanolygomer,
die in dem Dokument offenbart ist, wird mittels klassischer Polymerisation hergestellt.
[0038] Die
DE 199 61 632 A1 offenbart einen UV-härtbaren Lack, wobei auch hier eine klassische Polymerisationsreaktion
bei der Härtung vorliegt. Insbesondere werden Monomere mit reaktiven Gruppen (Acrylatmonomere)
eingesetzt.
[0040] Die
EP 0 894 029 B1 offenbart die Härtung von ethylenhaltigen ungesättigten Monomeren mittels UV-Bestrahlung
durch Excimerlampen. Die entstehenden Produkte sind klassische Polymere.
[0041] JP 11035713 offenbart eine Gasbarriereschicht, die mit Excimerlampen vernetzt wird. Die entstehende
Schicht umfasst laut dem offenbarten IR-Spektrum keinen Kohlenstoff.
2.2 Beschreibung der Erfindung
2.2.1 Allgemeine Beschreibung der Erfindung
[0044] Aufgabe der Erfindung war es zu den aus dem Stand der Technik bekannten Beschichtungsverfahren
ein weiteres Verfahren anzugeben, das in vielen Einzelbereichen Vorteile aufweist.
[0045] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Beschichtungsverfahren, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Mischung oder eines Reinstoffs, umfassend oder bestehend aus
flüssigen Precursoren mit einem Molekulargewicht von > 600 g/mol, ausgewählt aus der
Gruppe bestehend aus:
Silikonverbindungen, in denen Silicium-Atome über Sauerstoff-Atome kettenartig verknüpft
und die restlichen Valenzen des Siliciums durch Kohlenwasserstoff-Reste oder Flourkohlenwasserstoff-Gruppen
abgesättigt sind,,
- b) Aufbringen einer flüssigen Schicht aus der Mischung oder dem Reinstoff auf eine
zu beschichtende Oberfläche,
- c) Vernetzten der flüssigen Precursoren mittels Strahlung mit einer Wellenlänge von
≤ 250 nm, so dass aus der Mischung eine feste Schicht entsteht und die Schicht ≥ 10
Atom-% C umfasst, bezogen auf die Menge der in der Schicht enthaltenen Atome ohne
H und F,
und so dass der in der Schicht enthaltene C zu maximal 50 Atom-% des C, bezogen auf
die Menge der in der Schicht enthaltenen C-Atome, Bestandteil einer Methoxygruppe
ist
wobei die Schicht mittels Laserstrahlung oder UV-Strahlung aus einer Excimerlampe
vernetzt wird..
[0046] Bevorzugt erfolgt das Vernetzen so, dass maximal 50 Atom-% des C, bezogen auf die
Menge der in der Schicht enthaltenen C-Atome Bestandteil einer Alkoxygruppe ist. Grundsätzlich
stehen dem Fachmann eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, den Gehalt an Kohlenstoff
in der Schicht einzustellen. Dies ist zum einen selbstverständlich über den Einsatz
der Precursoren (und gegebenenfalls weiterer Bestandteile der Mischung) möglich, andererseits
spielt auch die Bestrahlungsdauer eine Rolle, da bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in vielen Varianten mit zunehmender Bestrahlungsdauer oder -intensität
der Kohlenstoffanteil in der entstehenden Schicht abnimmt.
[0047] Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, dass das C-Signal
im Tiefenprofil des Flugzeit-Sekundär-Ionenmassenspektrometrie-Profils (TOF-SIMS)
bei Normierung der Intensitäten auf das Siliciumsignal einen im Wesentlichen zur X-Achse
(Sputterzyklen) parallelen Verlauf aufweist. Diese Messung spiegelt die Kohlenstoffverteilung
entlang der Schichttiefe wieder und zeigt eine homogene Verteilung. Zum Erzielen dieser
Verteilung wird auf den nachfolgenden Text verwiesen, zur Durchführung der entsprechenden
Messung insbesondere auch auf das Beispiel 2.
[0048] Je nach Verfahrensdurchführung können bevorzugte Bestrahlungsdauern während des Vernetzens
sein: Mindestens 50ms, bevorzugt 1s, besonders bevorzugt 10s und höchstens 60min,
bevorzugt 20min, und besonders bevorzugt 10min.
[0049] Die für die Vernetzung verwertbare Bestrahlungsintensität kann sowohl über die Leistung
der Strahlungsquelle als auch über den Abstand zwischen Strahlungsquelle und Substrat
als auch über das Atmosphärengas variiert werden. Bevorzugt ist ein Abstand zwischen
der zu beschichtenden Oberfläche und der Lampenunterkante von 1mm bis 20cm, besonders
bevorzugt 5mm bis 5cm.
[0050] Die zu beschichtende Oberfläche kann während der Bestrahlung verschoben werden, rotiert
werden oder anderweitig bewegt oder die Bestrahlungseinheit relativ zum Substrat bewegt
werden, um die gewünschte lokale Bestrahlungsintensität und somit Vernetzung der Precursoren
zu erzielen.
[0051] Die Bestrahlung kann einen Zyklus umfassen im Rahmen der genannten Bestrahlungsdauer,
oder mehrere Zyklen umfassen, auch mit unterschiedlicher Bestrahlungsdauer, gegebenenfalls
können die Zyklen auch mit Hilfe mehrerer Bestrahlungseinheiten realisiert werden,
z.B. durch Durchfahren unter hintereinander geschalteten Excimerlampen. Bevorzugt
wird eine Anzahl von 1 bis 50 Zyklen, besonders bevorzugt 1 Zyklus.
[0052] Des Weiteren kann die Bestrahlung punktuell, linienartig, kurvenartig, 2-dimensional,
3-dimensional, in Form eines regelmäßigen Musters oder statistisch oder mit Hilfe
einer Maske oder Anderweitig auf den ausgewählten Bereichen erfolgen.
[0053] Neben der Möglichkeit, die gesamte Oberfläche mit einer gleich bleibenden Bestrahlungsintensität
zu bestrahlen und einen einheitlichen Vernetzungsgrad zu erzielen, ist es ebenso möglich,
die Oberfläche lokal unterschiedlichen Bestrahlungsintensitäten auszusetzen, so dass
lokal unterschiedliche Vernetzungsgrade entstehen. Die Realisierungsmöglichkeiten
hierzu sind mannigfaltig.
[0054] Auch der Anteil des Kohlenstoffes, der in der im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
vernetzten Schicht Bestandteil einer Methoxy- bzw. Alkoxygruppe ist, ist durch eine
entsprechende Verfahrensführung steuerbar. Hier ist selbstverständlich ebenfalls in
erster Linie die bereitgestellte Mischung bzw. der Reinstoff zu nennen, da bei entsprechender
Prozessführung diese(r) nicht vollständig fragmentiert wird.
[0055] Für viele Anwendungen ist es bevorzugt, dass der Anteil des in der Schicht enthaltenen
C zu maximal 50, bevorzugt maximal 30, weiter bevorzugt maximal 15 und besonders bevorzugt
maximal 2 Atom-% des C, bezogen auf die Menge der in der Schicht enthaltenen C-Atome,
Bestandteil einer Methoxy- und weiter bevorzugt auch einer Alkoxygruppe ist.
[0056] Bestimmt werden kann der entsprechende Anteil mittels dem Fachmann geläufiger Methoden,
insbesondere nach einer Derivatisierung, beispielsweise mit feuchtem Chlorwasserstoff-Gas.
Durch die Derivatisierung werden die Alkoxygruppen substituiert. Anschließend kann
beispielsweise auf der Oberfläche mit Hilfe der ESCA das Derivat, beispielsweise das
Chlor, bestimmt werden. Für diese Bestimmung muss darauf geachtet werden, dass das
Substrat nach der Derivatisierung unter Luftausschluss analysiert wird. Hierfür sollte
die Derivatisierung in einer mit der Analysenkammer verbundenen Reaktionskammer durchgeführt
werden. Eine weitere Analysenmöglichkeit ist die die Analyse des bei der Derivatisierung
gebildeten Gases, beispielsweise des durch die Umsetzung mit Chlorwasserstoff abgespaltenen
Alkohols, beispielsweise mit der GC-MS-Analyse. Auch optische Analyseverfahren können
sinnvoll eingesetzt werden.
[0057] Bevorzugt ist, dass für das erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren UV-Strahlung
mit einer Wellenlänge von ≥ 120 nm und ≤ 250 nm eingesetzt wird. Weiter bevorzugt
ist, dass hierzu Linien- bzw. Bandenstrahler eingesetzt werden, die eine Emission
ausschließlich innerhalb dieses Bereiches besitzen.
[0058] Weiter bevorzugt erfolgt das Vernetzen mittels UV-Strahlung einer Wellenlänge ≤ 200
nm.
[0059] Vernetzen mittels UV-Strahlung einer bestimmten Wellenlänge bzw. aus einer bestimmten
Strahlungsquelle bedeutet im Rahmen dieses Textes, dass die Vernetzungsreaktion überwiegend,
bevorzugt vollständig, mittels der Strahlung der angegebenen Wellenlänge bzw. aus
der angegebenen Strahlungsquelle erfolgt.
[0060] Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass sich durch das erfindungsgemäße
Verfahren, insbesondere in seinen bevorzugten Ausführungsformen (vgl. oben und auch
weiter unten) Schichten erzeugen lassen, die ein gegenüber den aus dem Stand der Technik
bekannten Schichten überragendes homogenes Tiefenprofil insbesondere bezogen auf Kohlenstoff
besitzen. Durch die Verwendung der oben beschriebenen Strahlungsbereiche und insbesondere
der oben beschriebenen bevorzugten Strahlungsquellen, ist es möglich, eine ideale
Kombination aus eingetragener Energie und Eindringtiefe in die Precursorenschicht
zu erzielen. Dies gilt insbesondere für die im Text weiter hinten beschriebenen bevorzugten
Precursoren. Bei Wellenlängen des eingestrahlten UV-Lichtes von über 250 nm ist die
Energie oftmals nicht ausreichend, um das erforderliche Maß an erwünschtem Bindungsbruch
zu gewährleisten. Dies gilt insbesondere in tieferen Bereichen der zu vernetzenden
Schicht. Dagegen ist zu harte UV-Strahlung, insbesondere solche von < 120 nm Wellenlänge,
für viele Anwendungen ebenfalls störend, da der Energieeintrag so hoch ist, dass in
den obersten Schichten des Precursors eine zu starke Vernetzung erfolgt und was außerdem
dazu führt, dass im oberen Bereich der Schicht der Kohlenstoff zu stark ausgetrieben
wird. Dies führt zu Spannungen innerhalb der Schicht aufgrund inhomogener Vernetzung
und Stoffzusammensetzung, was beispielsweise zur Rissbildung innerhalb der Schicht
aufgrund mechanischer Eigenspannung führen kann.
[0061] Bevorzugt werden in dem erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahren die flüssigen Precursoren
in einer mittleren Schichtdicke von 3 nm bis 10 µm aufgetragen. Weiter bevorzugte
mittlere Schichtdicken sind im Bereich von 5 nm bis 5 µm, wiederum bevorzugt im Bereich
von 10 nm bis 1 µm beim Auftrag zu sehen. Dabei können selbstverständlich in der Mischung,
die die Precursoren enthält, auch Bestandteile umfasst sein, die über die entstehende
Schichtdicke der Precursoren hinausgehen, z. B. Partikel (vgl. weiter unten). Es ist
auch noch anzumerken, dass je nach Verfahrensgestaltung die in dem erfindungsgemäßen
Verfahren erzeugte vernetzte Schicht häufig eine geringere Schichtdicke besitzt, als
die Dicke der flüssigen PrecursorSchicht, da häufig eine Volumenschrumpfung beim Vernetzen
zu beobachten ist.
[0062] Für viele Anwendungen ist es bevorzugt, wenn das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt
wird, dass die resultierenden Schichtdicken der vernetzten Schicht ≥ 20 nm sind, bevorzugt
≥ 30 nm, weiter bevorzugt ≥ 40 nm. Mit einer entsprechenden Mindestschichtdicke lässt
sich für viele Anwendungen der gewünschte Effekt besonders gut gewährleisten.
[0063] Weiterhin wird eine Beschichtung ohne Füllstoffe oder Additive bevorzugt, bei denen
die Schichtdicke der beschichteten Oberflächenbereiche für eine ebene Fläche Abweichungen
relativ zur mittleren Beschichtungsdicke von weniger als 50 Prozent aufweisen, besonders
bevorzugt weniger als 20 Prozent und weiter bevorzugt weniger als 10 Prozent. Vermessen
werden können die Schichtdicken mit dem Fachmann bekannten Analyseverfahren wie z.B.
Reflektometer oder Ellipsometer. Häufig reichen ein Mikroskop und die Kenntnis über
die Zusammenhänge zwischen erkennbarer Interferenzfarbe und Schichtdicke.
[0064] Des weiteren ist es bevorzugt, das erfindungsgemäße Verfahren so auszugestalten,
dass eine Beschichtung ohne Füllstoffe und/oder Additive erzeugt wird, bei der die
Schichtdicke der beschichteten Oberflächenbereiche für eine ebene Fläche Abweichungen
relativ zur mittleren Beschichtungsdicke von weniger als 50 Prozent aufweist, besonders
bevorzugt weniger als 20 Prozent und weiter bevorzugt weniger als 10 Prozent.
[0065] Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, dass die relative
Schichtdickenabweichung bezogen auf die mittlere Schichtdicke entlang einer Strecke
von 1 mm auf der gesamten beschichteten Oberfläche mindestens 1 %, bevorzugt 2 % beträgt,
jeweils aber in absoluten Zahlen wenigstens 5 nm. Die Schichtdickendifferenz lässt
sich mittels bekannter Schichtdickenmessverfahren (Reflektometrie, Ellipsometrie,
TEM (Transmissionselektronenmikroskopie), REM (Rasterelektronenmikroskopie) oder bevorzugt
durch Untersuchungen der Schichtdicken-charakteristischen Interferenzfarben im Lichtmikroskop
feststellen. Die genannte Schichtdickenabweichung ist eines von mehreren Unterscheidungskriterien
z. B. gegenüber plasmapolymeren Schichten. Besonders bevorzugt ist das letztgenannte
bevorzugte Verfahren, wenn Substrate beschichtet werden, die einen Rauwert R
a von ≤ 500nm auf der Oberfläche besitzen.
[0066] Für einige Anwendungen ist es ebenfalls bevorzugt, dass das zu beschichtende Substrat
an der Oberfläche einen Rauwert R
a von > 500 nm, weiter bevorzugt > 1 µm besitzt.
[0067] Die erfindungsgemäß erzeugten Beschichtungen können klassifiziert werden als teil-geschlossene
oder als geschlossene Beschichtung. Teil-geschlossene Beschichtungen werden charakterisiert
über den Grad der Bedeckung, d.h. dem Verhältnis von bedeckter Oberfläche zur Gesamtoberfläche.
Teil-geschlossene Beschichtungen können absichtlich offengelassene, unbeschichtete
Bereiche (beabsichtigte Strukturierung) oder unabsichtlich offen gelassene Bereiche
(Beschichtungsfehler) aufweisen. Eine geschlossene Oberfläche besitzt einen Bedeckungsgrad
von 1. Bevorzugt werden Beschichtungen mit einem Bedeckungsgrad zwischen 0,1 und 1.
Besonders bevorzugt werden Beschichtungen mit einem Bedeckungsgrad zwischen 0,5 und
1. Weiter besonders bevorzugt sind geschlossene Beschichtungen.
[0068] In dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es außerdem bevorzugt, dass die im Schritt
a) bereitgestellte Mischung ≥ 50 Gew.-%, bevorzugt ≥ 70 Gew.-%, besonders bevorzugt
≥ 85 Gew.-% oder ausschließlich flüssige Precursoren umfasst. Dabei ist es für viele
Anwendungen bevorzugt, dass nur eine Spezies an flüssigem Precursor vorhanden ist.
[0069] Darüber hinaus ist ein erfindungsgemäßes Verfahren bevorzugt, wobei die im Schritt
a) bereitgestellten Precursoren ≥ 10 Atom-% C, bevorzugt ≥ 20 Atom-% C, besonders
bevorzugt ≥ 30 Atom-% C umfassen, bezogen auf die Menge der in der Mischung enthaltenen
Atome ohne H und F. Auf diese Weise wird über die flüssigen Precursoren eine ausreichende
Menge an Kohlenstoff in die zu vernetzende Schicht eingebracht.
[0070] Weiter bevorzugt ist, dass der in der Schritt a) bereitgestellten Mischung enthaltene
C zu maximal 50 Atom-%, bevorzugt maximal 30 Atom-%, bevorzugt maximal 10 Atom-% und
besonders bevorzugt maximal 1 Atom-% bezogen auf die Menge der in der Mischung enthaltenen
C-Atome, Bestandteil einer Alkoxygruppe, bevorzugt eine Methoxygruppe ist.
[0071] Für einige Anwendungen des erfindungsgemäßen Verfahrens kann es bevorzugt sein, dass
die zu beschichtende Oberfläche keine Silanolgruppen umfasst. In anderen Anwendungen
kann dies aber erwünscht sein.
[0072] In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
erfolgt das Aufbringen der flüssigen Schicht unter Bedingungen, unter denen zwischen
den reaktionsträgen flüssigen Precursoren und der zu beschichtenden Oberfläche keine
chemische Reaktion stattfindet.
[0073] In dem erfindungsgemäßen Verfahren und den bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren
wird also eine Flüssigkeit auf die zu beschichtende Oberfläche aufgebracht und durch
energiereiche Strahlung, insbesondere UV-Strahlung vernetzt. Zur Vernetzung sind bei
diesem neuartigen Verfahren weder Photoinitiatoren zum Start einer Vernetzungsreaktion
noch funktionelle Gruppen notwendig, d.h. es ist ausreichend Verbindungen einzusetzen,
die lediglich Einfachbindungen aufweisen. Diese sind im Allgemeinen preisgünstiger,
umweltfreundlicher und nicht giftig, Eigenschaften, die der Prozess- und Arbeitsplatzsicherheit
und Preisgestaltung des beschichteten Produkts entgegenkommen. Die einfachste Ausführung
des Beschichtungsprozesses kann bei atmosphärischen Bedingungen durchgeführt werden,
so dass auch von Seiten der technischen Prozessumsetzung kostengünstig gearbeitet
werden kann. Durch die Verwendung von dünnen Precursorschichten (< 10µm) wird sichergestellt,
dass der Precursor als Ganzes in akzeptablen Prozesszeiten (typ. 10s - 10 min) vernetzt
werden kann.
[0074] Wie oben angedeutet wird das Verfahren so geführt, dass der Kohlenstoffanteil (C-Anteil)
in der vernetzten Schicht ≥ 10 Atom-% umfasst, bevorzugt ≥ 15 Atom-%, bevorzugt ≥
20 Atom-%, weiter bevorzugt ≥ 25 Atom-%, besonders bevorzugt ≥ 30 Atom-%, bezogen
auf die Menge der in der Schicht enthaltenen Atome ohne H und F.
[0075] Durch den Einbau von Kohlenstoff lassen sich überraschender Weise eine Vielzahl von
Beschichtungen mit unterschiedlichen Eigenschaften erzeugen. Mittels der Beschichtung
können beispielsweise folgende Oberflächenfunktionen erzeugt werden: Korrosionsschutz,
leichtere Reinigung (Easy-to-clean), geringere Anhaftung von Kunststoffen (Release-Eigenschaften)
etc. (vgl. dazu auch weiter unten). Der Restanteil an Kohlenstoff in der Beschichtung
ist insofern von Bedeutung, als dass entsprechende Schichten eine hohe mechanische
Belastungfähigkeit, d.h. Biegsamkeit, aufweisen. Dies ist z. B. insbesondere vorteilhaft
bei der Anfertigung von flexiblen Kratzschutzschichten, welche im Falle einer nahezu
Kohlenstoff-freien Beschichtung sehr spröde sind und bei mechanischer Belastung brechen.
[0077] Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass in einem bevorzugten erfindungsgemäßen
Verfahren das Verfahren so durchgeführt werden kann, dass die resultierende Beschichtung
bei einem Biegeradius von 2,5 mm keine Risse zeigt, die optisch mit bloßem Auge oder
bis zu einer 1000-fachen Auflösung im Lichtmikroskop erkennbar sind. Weiter bevorzugt
wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, dass dies für einen Biegeradius
von 1 mm, weiter bevorzugt 0,5 mm gilt (zur Bestimmung der Flexibilität der Beschichtung
wird auch auf das Beispiel 21 "flexible Beschichtung" verwiesen).
[0078] Darüber hinaus haben einige Untersuchungen gezeigt, dass überraschenderweise nicht
nur die Tatsache, dass Kohlenstoff in einer vernetzten Schicht enthalten ist, vorteilhaft
ist, sondern auch die Art der Bindung des Kohlenstoffes: Wichtig für die im erfindungsgemäßen
Verfahren erzeugten Schichten ist, dass wesentliche Teile des Kohlenstoffes (Anteile
vgl. auch weiter oben) anders in die Schicht eingebunden sind, als über eine Methoxy-
bzw. Alkoxygruppe. Insbesondere von Bedeutung in diesem Zusammenhang sind Si-C-Bindungen,
die sich in positiver Weise auf die unterschiedlichen Schichteigenschaften auswirken.
Die sich tatsächlich einstellenden Bindungen kann der Fachmann durch das Ergreifen
geeigneter Maßnahmen (wie bereits oben angedeutet) wie z. B. Auswahl der Precursoren,
Grad der Fragmentierung der Precursoren oder etwa die Atmosphäre während des Vernetzungsprozesses
steuern.
[0079] Überraschend war, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Vielzahl von unterschiedlichen
Schichten hergestellt werden können. Überraschend ist insbesondere, dass die mittels
des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Schichten sowohl unter normalen atmosphärischen
Bedingungen als auch unter andersartigen Atmosphären schnell und rissfrei auszuführen
sind. Dabei kann die Ursprungsdicke der aufgebrachten Precursorschicht während der
Aushärtung um mehr als 50 % abnehmen. Die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
erzeugten Schichten können daher bevorzugt nach der Vernetzung dementsprechend eine
Dicke von 2 nm bis 5 µm, bevorzugt 5 nm bis 2 µm, weiter bevorzugt 10 nm bis 1 µm
haben. Besonders bevorzugte Schichten besitzen eine Dicke von 20 nm bis 500 nm.
2.2.1 Generelle Verfahrensbeschreibung:
[0080] In dem erfindungsgemäßen Verfahren werden wie bereits oben angedeutet mittels energiereicher
Strahlung, insbesondere bevorzugt energiereicher UV-Strahlung, vorzugsweise durch
Excimerlampen, flüssige Precursoren durch Photonen angeregt und zu einer vernetzten
Schicht umgewandelt. Dabei wird die Anregung beispielsweise durch das Brechen chemischer
Bindungen erfolgen. Das Substrat, auf dem die Vernetzungsreaktion stattfindet, ist
grundsätzlich frei wählbar. Dem Fachmann ist leicht nachvollziehbar, dass die Zahl
der einsetzbaren Precursoren (flüssiger Zustand) sich durch geeignete Reaktionstemperaturen
(z. B. niedrige Temperatur) erweitern lassen kann. Unter Umständen kann aber auch
das Verdampfen bestimmter Anteile der ursprünglich flüssigen Precursorschicht erwünscht
sein.
[0081] Selbstverständlich müssen die zu vernetzenden Precursoren kettenbildende Atome wie
Kohlenstoff und/oder Silicium enthalten. Bei der Vernetzungsreaktion können - je nach
Reaktionsführung - auch Gasmoleküle im Bereich der Oberfläche der zu vernetzenden
Schicht an der Reaktion teilnehmen. Diese Gasmoleküle können sowohl aus der Atmosphäre
als auch aus der ursprünglich bereitgestellten Mischung stammen. Hier eröffnen sich
dem Fachmann eine Reihe von Möglichkeiten für eine geeignete Verfahrensführung.
[0082] Durch die eingesetzte Strahlung, insbesondere bei UV-Strahlung einer Wellenlänge
von ≤ 250 nm, werden die Precursoren fragmentiert. Es entstehen angeregte radikalische
oder ionische Molekülfragmente, die miteinander reagieren können und auf der zu beschichtenden
Oberfläche mit dem Fortschreiten der Bestrahlung ein dreidimensionales Netzwerk ausbilden.
Bei einer geeigneten Oberfläche (gegebenenfalls nach Vorbereitung derselben, z.B.
Reinigung und/oder Aktivierung) findet gleichzeitig mit der Vernetzungsreaktion auch
eine Anbindungsreaktion der entstehenden Schicht an die Oberfläche statt. Insbesondere
können Reaktionen mit der zu beschichtenden Oberfläche stattfinden durch an der Grenzfläche
zwischen der zu vernetzenden Schicht und der zu beschichtenden Oberfläche entstehende
Radikale oder Ionen, die aus den Precursoren erzeugt werden.
2.2.2 Allgemeine Schichteigenschaften:
[0083] Die durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellten Schichten sind Plasmapolymeren
ähnlich. Sie sind amorph und dreidimensional vernetzt. Dabei besitzen die erfindungsgemäß
einzusetzenden Strahlungsquellen eine hervorragende Eindringtiefe bei Betrachtung
der erfindungsgemäß bevorzugten Schichtdicken, so dass eine im Tiefenprofil verhältnismäßig
homogen vernetzte Beschichtung erzeugt werden kann. Auch die stoffliche Zusammensetzung
der erzeugten Schichten ist überraschend homogen.
[0084] Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugten Schichten sind hinsichtlich ihrer
Eigenschaften vielfältig ausgestaltbar: ihre thermischen, mechanischen und chemischen
Eigenschaften können durch geeignete Verfahrensführung wie Dauer der Strahlungsexposition,
Atmosphäre, unter der die Aushärtung stattfindet, und selbstverständlich dem Precursorenmaterial
auf verschiedenste Weise gestaltet werden.
[0085] Die erfindungsgemäß erzeugten Schichten können Plasmapolymeren sehr ähnlich sein,
doch unterscheiden sie sich unter anderem von Plasmapolymeren darin, dass sie technische
Oberflächen nicht im Sub-Mikrometerbereich nachbilden, da das Ausgangsmaterial, anders
als bei der Plasmapolymerisation, eine Flüssigkeit ist.
[0086] Solange die Flüssigkeit nicht vernetzt wurde, kann sie durch den Kapillareffekt in
vorhandene Poren in der Oberfläche migrieren oder der Schwerkraft folgend die Täler
eines Oberflächenprofils auffüllen, so dass in den Tälern eine höhere Schichtdicke
erreicht wird als auf den Profilspitzen. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar, bei
dem die Oberfläche nach unten ausgerichtet wird und so die Flüssigkeit bevorzugt an
den Profilspitzen ansammelt und diese gezielt ummantelt. Des Weiteren kann eine Flüssigkeit
mit geringer Oberflächenspannung mit der Zeit über die gesamte Oberfläche spreiten,
d. h. gleichmäßig bedecken oder eine Flüssigkeit mit hoher Oberflächenspannung sich
zu Tröpfchen zusammenziehen. Die genannten Erscheinungen können beispielsweise bei
reflektierenden Oberflächen und einer ausreichend dünnen Beschichtung im Lichtmikroskop
durch entsprechende Interferenzfarben erkannt werden. Ebenso kann durch charakteristische
Interferenzfarben um Staubpartikel eine zu Verfahrensbeginn zunächst aufgetragenen
Flüssigkeit erkannt werden (vgl. dazu auch weiter unten).
[0087] Je nach Ausgangsmaterial können durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellte
vernetzte Schichten jedoch noch weiter gegenüber Plasmapolymeren unterschieden werden,
denn die flüssigen Precursoren, die im erfindungsgemäßen Verfahren, insbesondere für
(excimer)vernetzte (excimer-gehärtete) Funktionsbeschichtungen genutzt werden können,
sind vorzugsweise längerkettige Precursoren und besitzen einen geringen Dampfdruck,
bevorzugt bei 23 °C von < 0,5 HPa, weiter bevorzugt von < 0,25 HPa und besonders bevorzugt
< 0,1 HPa. Daher können, wenn die Vernetzungsbedingungen so gewählt werden, dass nur
ein geringer Vernetzungsgrad entsteht (beispielsweise durch verhältnismäßig kurze
Bestrahlung), noch längere Kettensegmente des Precursors in der vernetzten Schicht
erhalten bleiben. Hierdurch können für die Schicht Eigenschaften, die Duromeren oder
aber Elastomeren ähnlich sind, eingestellt werden, ebenso wie solche, die plasmapolymeren
Schichten ähnlich sind. Insbesondere durch das Vorsehen von Kohlenstoff in den durch
das erfindungsgemäße Verfahren hergestellten Schichten ist eine entsprechende Vielfalt
möglich.
[0088] Auch wenn gegenüber einer Reihe von Vernetzungsverfahren aus dem Stand der Technik
homogenere Schichten mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens erzeugt werden, weisen
diese Schichten hinsichtlich des Vernetzungsgrades im Vergleich zu unter konstanten
Bedingungen abgeschiedenen plasmapolymeren Beschichtungen an der Oberfläche (das ist
die Seite, von der die Strahlungseinwirkung auf die Schicht traf) einen etwas höheren
Vernetzungsrad auf, als auf der der zu beschichtenden Oberfläche (Substrat) zugewandten
Seite.
[0089] Charakteristisch für im erfindungsgemäßen Verfahren vernetzte Schichten ist zudem,
dass sie, insbesondere bei Schichtdicken über 200 nm, bei einer einfachen Beschichtung
an der Oberseite einen höheren Vernetzungsgrad aufweisen als auf der dem Substrat
zugewandten Seite. Dies allerdings in einem wesentlich geringeren Maße als vergleichbare
Schichten, die mit Hilfe eines Plasmaverfahrens vernetzt wurden.
2.2.3 Verfahrenstechnische Vorteile
[0090] Das erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren vereint viele Vorteile gegenüber bekannten
Beschichtungsverfahren (wie z.B. Gasphasen-Plasmapolymerisationsprozessen):
- die zur Aushärtung der Beschichtung verwendete Strahlung, insbesondere UV-Licht, kann
durch die Verwendung von Lasern oder Blenden lokal begrenzt angewendet werden. Es
sind anders als bei plasmapolymeren Beschichtungen keine spaltbündigen Abdeckungen
notwendig.
- Die Verfahrensführung kann im Niederdruckbereich erfolgen, Niederdruck ist aber nicht
notwendig. Der Fachmann entscheidet je nach Prozessführung, ob gegebenenfalls eine
Inertgasatmosphäre eingesetzt wird.
- Häufig können kürzere Prozesszeiten realisiert werden, beispielsweise gegenüber Plasmapolymerisationsprozessen
oder Sol-Gel-Beschichtungen.
- Der aparative Aufwand ist verhältnismäßig gering bzw. kann gering gehalten werden.
- Die Oberfläche wird keiner Elektronen- oder Ionenbestrahlung aussetzt.
- Geringe Erwärmung der Oberfläche.
- In den meisten Fällen entstehen keine toxischen Gase bzw. die Gasbelastung ist sehr
viel geringer. (Ausnahme Ozonbildung bei Behandlung an Luftatmosphäre)
- Dadurch, dass bei der Aushärtung keine Kettenwachstumsreaktionen initiiert werden,
ist die Aushärtung auf den der Strahlung ausgesetzten Bereich beschränkt.
- Damit lässt sich eine hohe Kantenschärfe erzeugen, wie sie insbesondere in lithographischen
Anwendungsbereichen (z. B. nanoprint technology step und flash implant lithography)
benötigt wird.
- Der flüssige Precursor dringt auch in Poren und Vertiefungen sowie Hinterschneidungen
ein und ermöglicht so im Gegensatz z. B. zu plasmapolymeren Beschichtungen, fehlerfreie
Beschichtungen.
- Effekte, die auf den Einsatz des flüssigen Precursors beruhen, und die Schichtdickenverteilung
beeinflussen (homogen, porenfüllend, Spreiten, Tröpfchenbildung etc.), können ausgenutzt
werden, um die Vielfalt an Funktionalisierungen zu erhöhen.
- Es lassen sich Dünnschichten bevorzugt im Nanometerbereich erzeugen.
- Höhere Schichtdicken (1 µm und mehr) sind einfacher und wirtschaftlicher zu erreichen
als bei der Plasmapolymerisation.
- Es können in die Schicht Füllstoffe oder Additive eingebaut werden.
- Die Schichtgestaltung ist hinsichtlich ihrer Zusammensetzung variabler, da beispielsweise
auf Photoinitiatoren keine Rücksicht genommen werden muss. Die entstehenden Schichten
sind frei von Reaktionshilfsstoffen oder deren Reaktionsprodukten. Dies betrifft insbesondere
Photoinitiatoren als Reaktionshilfsstoff.
- Im Vergleich zu konventionellen UV-härtenden Lacksystemen sind kostengünstigere Beschichtungsmaterialen
einsetzbar (z.B. werden keine Photoinitiatoren benötigt), ihre Lagerbedingungen sind
in der Regel sehr viel günstiger.
- Umweltfreundliche Verfahren und schadstofffreie Beschichtungen sind möglich.
- Die Vernetzung mittels UV-Strahlung ist in der Regel kostengünstiger als Elektronenstrahlhärtung
aufgrund kostengünstigerer Anlagen und weniger benötigter Sicherheitsvorkehrungen.
- Die Eigenschaften der entstehenden Schicht sind z. B. durch die Parameter "eingesetzter
Precursor" und "erzeugter Vernetzungsgrad" sehr vielfältig steuerbar.
2.3 Abgrenzung gegen den Stand der Technik
Polymere Schichten
[0091] Als Stand der Technik finden in vielen schichtbildenden Verfahren radikalische oder
ionische Kettenwachstumsreaktionen statt, welche durch eine Kettenstartreaktion begonnen
werden und häufig durch Kettenabbruchreaktionen beendet werden. Typischerweise werden
die freien Radikale für den Kettenstart durch bestrahlte Photoinitiatoren zur Verfügung
gestellt. Sie sorgen für eine Kettenreaktion der hauptsächlich vorhandenen reaktiven
Moleküle (Precursoren, häufig Monomere oder Oligomere). Neuere Entwicklungen nutzen
UV-Strahlung um reaktive Precursoren direkt (ohne Photoinitiator) zu ionisieren oder
zu radikalisieren und die Polymerisationskettenreaktion zu starten. Die aus diesem
Verfahren entstehenden Schichten sind polymere Schichten im klassischen Sinne, die
sich hinsichtlich ihrer Struktur-Eigenschaftsbeziehung von den im erfindungsgemäßen
Verfahren erhaltenen vernetzten Schichten unterscheiden.
Plasmapolymere Schichten
[0092] Unterscheidungsmerkmale zwischen einer Plasmapolymerschicht und einer durch das erfindungsgemäße
Verfahren erzeugten Beschichtung sind in erster Linie aufgrund des Herstellungsprozesses
zu finden:
Optische Unterscheidung
[0093] Solange die Schichtdicken im Bereich unter 5 µm liegen, machen die Beschichtungen
sich optisch für den Betrachter durch einen Farbeindruck bemerkbar, der durch Interferenz
entsteht. Der Farbeindruck ist abhängig von dem optischen Weg, den das Licht im Beschichtungsmaterial
nimmt. D.h. der Farbeindruck ist abhängig vom Brechungsindex, dieser wird vorgegeben
durch das Beschichtungsmaterial, vom Betrachtungswinkel, dieser ist abhängig von der
Position des Betrachters und der Flächennormalen (Senkrechte auf der Substratoberfläche)
und schließlich von der Schichtdicke. Bei einem optimalen, d.h. gleichmäßigen Beschichtungsprozess
besitzt eine glatte Oberfläche eine homogene Farbgebung, deren Farbe mit dem Betrachtungswinkel
variiert.
[0094] Die Plasmapolymerschicht wird aus der Gasphase heraus abgeschieden und stellt ein
dreidimensional stark vernetztes Makromolekül dar. Die Plasmapolymerbeschichtungen
sind maßhaltig, d.h. die Konturen werden bis in den Sub-Mikrometerbereich mit einer
gleichmäßig dicken Beschichtung versehen. Dennoch treten Unterschiede in der Schichtdicke
auf, die vor allem durch die Bauteilgeometrie und Anlagengeometrie bestimmt werden,
welche die Verteilung des gasförmigen Plasmas und somit die lokale Abscheiderate beeinflussen.
[0095] Bei einer plasmaploymeren Beschichtung wird die gesamte Bauteiloberfläche, die dem
Plasma ausgesetzt wurde, beschichtet. Abweichungen in der Schichtdicke der Plasmapolymerbeschichtung
sind eng an die Symmetrien der Bauteile geknüpft und die lokalen Bereiche der Oberfläche
mit Schichtdickegradienten nehmen laterale Ausdehnungen im Größenbereich des Bauteils
ein. Beispielsweise stellt eine Kante eine Störung der glatten Oberfläche dar und
macht sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass ein Schichtdickegradient zur Kante
hin entsteht. Entsprechend wird optisch ein Farbverlauf in Einklang mit dem Verlauf
der Kante wahrgenommen. Ähnlich ist das Verhalten bei einer Vertiefung, einer Bohrung
oder einer Pore in der Bauteiloberfläche.
[0096] Beispielsweise findet in Sacklöchern oder ähnlichen Vertiefungen nur ein geringer
Gasaustausch statt, so dass dort die Schichtdicke stark abnimmt. Somit entstehen hier
Schichtdickegradienten, die symmetrisch zur Oberflächenstruktur, d.h. in diesem Fall
zum Sackloch sind. Zu beachten ist, dass das reaktive Plasmagas nicht beliebig in
eine Bohrung oder eine Pore eindringen kann und dementsprechend dünnere Schichtdicken
bis hin zum Beschichtungsloch entstehen. Andererseits sind Kanten bzw. Spitzen oft
besonders dick beschichtet, da sich dort Gaswirbel bilden können oder die zur Plasmabildung
benötigte elektrische Strahlung gut einkoppelt.
[0097] In der Praxis entstehen zudem Schichtdickengradienten durch die Inhomogenität des
Plasmas. In der Regel existieren in einer Plasmakammer durch die Lage der Elektroden,
durch die Position von Düsen zur Einleitung von Prozessgasen oder durch Abpumpen Dichtegradienten,
die letztlich auch zu einer unterschiedlich dicken Beschichtung führen. Diese Dichtegradienten
sind in der Regel groß gegenüber den Maßen der zu beschichtenden Bauteile, so dass
diese zu vernachlässigen sind.
[0098] Weiterhin ist es wahrscheinlich, dass während des Beschichtungsprozesses Staub auf
die Oberfläche des zu beschichtenden Körpers gelangt. Staub beeinflusst die lokale
Beschichtungsrate nicht. Die Staubpartikel decken die darunter liegende Oberfläche
ab, so dass beispielsweise durch Abwischen an der Position des Staubkorns eine lokal
geringere Schichtdicke als eng begrenzter Oberflächendefekt festgestellt wird, ein
Schichtdickengradient ist nicht erkennbar. Ist die Schichtdicke groß genug, können
Staubkörner in die Beschichtung mit eingebaut werden.
[0099] Im Gegensatz dazu verwendet das erfindungsgemäße Verfahren im ersten Verfahrenschritt
einen Flüssigkeitsfilm. Solange die diesen Film bildende Schicht nicht vollständig
vernetzt ist, ist der Flüssigkeitsfilm als flüssig und somit als dynamisch anzusehen
und kann aufgrund der bestehenden Energiebilanzen in dem System Oberfläche, Umgebungsgas,
Flüssigkeit lokale Schichtdickenunterschiede bewirken. Ist die Oberflächenenergie
der Bauteiloberfläche hoch und die Oberflächenspannung der Flüssigkeit gering, so
kann die Flüssigkeit beispielsweise spreiten, d.h. die Flüssigkeit bildet einen sehr
dünnen Film aus. Im umgekehrten Fall bildet die Flüssigkeit Tropfen mit einem für
die Energieverhältnisse charakteristischen Kontaktwinkel aus.
[0100] Die Ausmaße der Bereiche, innerhalb derer Schichtdickengradienten aufgrund der dynamischen
Bewegung der Flüssigkeit auftreten und die für den Betrachter durch Interferenzeffekte
als unterschiedliche Spektralfarben wahrgenommen werden, sind abhängig von den Kohäsions-
und Adhäsionskräften der Flüssigkeit bzw. der Bauteiloberfläche. Im Allgemeinen sind
für die Bereiche, innerhalb derer Schichtdickengradienten auftreten, lateralen Dimensionen
im µm- bis mm-Bereich zu erwarten.
[0101] Das System der aufgetragenen, aber noch nicht vernetzten Flüssigkeit ist somit als
dynamisch anzusehen und es bilden sich aufgrund der Energieverhältnisse auch bei einem
homogen aufgezogenen Flüssigkeitsfilm lokale Schichtdickenunterschiede aus. Diese
Schichtdickengradienten werden mit der Vernetzung durch Bestrahlung in der Beschichtung
eingefroren. Die Schichtdickenunterschiede machen sich optisch durch Interferenzeffekte
als Farbunterschiede bemerkbar.
[0102] Insbesondere können sich über die gesamte Oberfläche mit der Zeit auf Bereichen mit
lateraler Ausdehnung unterhalb von 100µm geringe Schichtdickenunterschiede in der
Flüssigkeit herausbilden, die mit dem Auge nicht aufgelöst werden können. Mit Hilfe
eines Mikroskops sind die Farbunterschiede erkennbar und auch in der vernetzten Beschichtung
wieder zu finden. Diese Schichtdickeninhomogenitäten können eine rundliche Form besitzen,
eine lokal begrenzte statistische Vieleckenform oder sich als Wellenmuster oder Schlieren
beschreiben lassen.
[0103] Im Gegensatz zur plasmapolymeren Beschichtung können sich diese lokalen Schichtdickeninhomogenitäten
auf der gesamten Bauteiloberfläche befinden und sind unabhängig von der Bauteilgeometrie.
[0104] Staub auf dem noch nicht vernetzten Flüssigkeitsfilm macht sich in der Weise bemerkbar,
dass das Dreiphasensystem aus Oberfläche, Flüssigkeit und umgebende Gas gestört ist
und lokal um die Wechselwirkung mit dem Staubkorn erweitert werden muss. In der Regel
bildet sich um das Staubkorn herum ein Meniskus aus, der die Schichtdicke lokal auf
lateralen Abmessungen von einigen hundert µm deutlich ändert. Hier können lokal Unterschiede
von mehreren hundert Nanometer auftreten, so dass die Interferenzfarben auf kleinster
Abmessung mehrere Farben durchlaufen. Fig. 1 zeigt mehrere derartige Schichtdickeninhomogenitäten
durch Staubkörner.
[0105] Fig. 1 stellt eine Mikroskopaufnahme des UV-strahlungsbehandelten Musters B8 (aus dem Beispiel
1, siehe dort) mit typischen Beschichtungsinhomogenitäten durch Schmutzpartikel dar.
[0106] Ebenso entstehen Menisken im Bereich von Kanten und Ecken. Die laterale Ausdehnung
dieser Menisken ist unabhängig von der Dimension der zu beschichtenden Oberfläche.
Sie ist abhängig von den Kohäsions- und Adhäsionskräften der Flüssigkeit bzw. der
Bauteiloberfläche und die lateralen Dimensionen finden sich im Allgemeinen im µm-
bis mm-Bereich.
[0107] Fig. 2A stellt den Verlauf einer plasmapolymeren Schicht im Bereich einer Ecke der zu beschichtenden
Oberfläche dar,
Fig. 2B eine entsprechende durch ein erfindungsgemäßes Verfahren erzeugte Schicht.
[0108] Besonders deutliche Unterschiede ergeben sich bei der Beschichtung von Oberflächen
mit Strukturen im µm-Bereich. Zu denken ist hierbei beispielsweise an technische Oberflächen
mit einer Rauhigkeit, d.h. eine unregelmäßige Abfolge von Erhöhungen und Vertiefungen
auf der Bauteiloberfläche, oder an regelmäßig strukturierte Oberflächen.
[0109] Derartige Oberflächenstrukturen werden mit dem Plasmaverfahren maßhaltig beschichtet.
Die beschichtete Oberfläche besitzt nahezu die gleiche Rauhigkeit wie die unbeschichtete
Oberfläche. Befinden sich Poren auf der Oberfläche, so bestimmt das Aspektverhältnis
(Verhältnis zwischen Tiefe und Durchmesser) der Pore die abgeschiedene Schichtdicke
der Plasmapolymerschicht. Bei ungünstigen Verhältnissen wird der Porengrund nicht
beschichtet. Eine hohe plasmapolymere Schichtdicke kann dagegen dazu führten, dass
die Pore oberflächlich geschlossen wird.
[0110] Bei Aushärtung eines Flüssigkeitsfilms ist eine deutliche Beeinflussung der Oberflächenstruktur
zu erwarten. Die aufgebrachte Flüssigkeit wird sich bevorzugt in die Vertiefungen
der Strukturen legen, gegebenenfalls wird eine vollständige, aber leicht inhomogene
Bedeckung erreicht. Nach Vernetzung der Flüssigkeit ist eine Glättung der Strukturen,
beispielsweise der Rauheit zu erwarten, Poren werden geschlossen.
[0111] Zur Demonstration der Unterschiede vgl. Fig. 3:
Fig. 3 stellt die Beschichtung von Oberflächenstrukturen mit einer plasmapolymeren Schicht
(A, B, C) und einer durch ein erfindungsgemäßes Verfahren hergestellten Schicht (D,
E, F) dar. Dabei demonstrieren die Figuren 3A und 3D jeweils den Oberflächenverlauf
der jeweiligen Schicht auf einer rauen Oberfläche, die Figuren B und E einer jeweils
verhältnismäßig dünnen Schicht im Bereich einer Pore und die Figuren C und F einer
verhältnismäßig dicken Schicht im Bereich einer Pore.
Unterscheidung mit Hilfe der IR-Spektroskopie
[0112] Des Weiteren besteht eine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen plasmapolymerer Beschichtung
und einer durch ein erfindungsgemäßes Verfahren erzeugten Beschichtung mit Hilfe der
Betrachtung der IR-Spektren. Die plasmapolymere Schicht wird aus der Gasphase heraus
abgeschieden. Hierzu wird ein kurzkettiger, gasförmiger Precursor verwendet. Die Länge
des Moleküls bestimmt das Verhältnis der Wiederholeinheit- zu Endgruppen des Precursors.
Beispielsweise besitzt das bei Raumtemperatur gasförmige HMDSO (Hexamethyldisiloxan)
zwei Si(CH
3)
3 -Endgruppen und keine -O-Si(CH
3)
2-Wiederholeinheiten. Das bei Raumtemperatur flüssige Silikonöl AK10000 hat eine wesentlich
längere Molekülkette. Es besitzt ebenso zwei Si(CH
3)
3 -Endgruppen und -500 -O-Si(CH
3)
2 -Wiederholeinheiten und somit ein deutlich unterscheidbares Endgruppenzu-Wiederholeinheiten-Verhältnis.
Das relative Verhältnis zwischen Endgruppen und Wiederholeinheiten kann mit Hilfe
der IR-Spektroskopie bestimmt werden. Somit steht prinzipiell ein geeignetes Werkzeug
zur Verfügung, mit dem die Unterscheidung zwischen der ursprünglichen Verwendung eines
gasförmiges Precursors und eines flüssigen Precursors getroffen werden kann.
[0113] Bei der Plasmapolymerisation wird der gasförmige Precursor in einem elektrischen
Feld fragmentiert. Hierdurch wird ein reaktives Plasma geformt. Die reaktiven kurzkettigen
Fragmente bilden nach Abscheidung auf dem zu beschichtenden Bauteil ein dreidimensional
vernetztes Makromolekül. Eine hydrophobe plasmapolymere Beschichtung zeichnet sich
dadurch aus, dass der verwendete gasförmige Precursor nicht zu stark fragmentiert
wird und daher eine hohe Anzahl von Si(CH
3)
3 - Endgruppen in die Beschichtung eingebaut werden.
[0114] Zur Verdeutlichung sei auf das in Figur 4 gezeigte Beispiel einer hydrophoben Beschichtung
verwiesen.
[0115] Fig. 4 stellt das IR-Spektrum (ERAS) einer hydrophoben plasmapolymeren Beschichtung und
des unbehandelten flüssigen Silikonöls AK10000 dar.
[0116] Deutlich sind im Falle der hydrophoben Plasmapolymerbeschichtung Banden für der Si(CH
3)
3 -Endgruppe (monofunktionelle Siloxaneinheiten) bei ca. 850 1/cm und für die Si(CH
3)
2 -Brücken (difunktionellen Siloxaneinheiten) bei ca. 810 1/cm zu erkennen. Das nicht
behandelte AK10000-Silikonöl zeigt dagegen im IR-Spektrum im Wesentlichen ein Signal
bei ca. 820 1/cm welches den -O-Si(CH
3)
2 -Wiederholeinheiten (difunktionellen Siloxaneinheiten) zugeordnet werden kann. Die
Bande bei ca. 843 1/cm ist den Si(CH
3)
3 - Endgruppen (monofunktionelle Siloxaneinheiten) zuzuordnen. Aufgrund des geringen
Anteils der Endgruppen ergibt sich hier nur eine sehr schwache Bande.
[0117] Das erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren geht von längerkettigen Precursoren (Molekülen
mit einem Molekulargewicht größer 600 g/mol.) aus. Die Plasmapolymerisation arbeitet
dagegen mit Precursoren, welche ein geringeres Molekulargewicht besitzen, da diese
dem Plasma über die Gasphase zugeführt werden. Aus dem Unterschied der Molekülgröße
kann ein Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Schichten abgeleitet werden. Wie oben
dargestellt, kann das Verhältnis zwischen den Endgruppen und den Wiederholeinheiten
spektroskopisch analysiert werden. Hierfür müssen die zugehörigen Banden zunächst
identifiziert werden; dies beinhaltet die sorgfältige Zuordnung aller Banden im IR-Spektrum
in der Umgebung der betreffenden Banden (Bandenpositionen sind in der Literatur in
der Regel abrufbar). Mit Hilfe der Bandenpositionen lassen sich die Banden der Endgruppen
und Wiederholungseinheiten mit anerkannten Methoden (Curve-fitting) analysieren. Im
Allgemeinen werden die Flächen unterhalb der Banden Im IR-Spektrum bestimmt.
[0118] Für die erfindungsgemäße Beschichtung wird ein Verhältnis Endgruppen (n
End) zu Wiederholungseinheiten (n
WE) von kleiner als 0,1, besonders bevorzugt kleiner als 0,05 bevorzugt.
[0119] Für siliciumorganische Beschichtungen auf Basis von PDMS (als Precursor) wird bevorzugt
eine Beschichtung, deren IR-Spektrum ein Verhältnis der Fläche unter der Bande der
-O-Si(CH
3)
2 -Wiederholungseinheiten bei ca. 845 cm
-1 (A
845cm-1) zur Fläche unter der Bande der Si(CH
3)
3 -Endgruppen bei ca. 815 cm
-1 (A
815cm-1) von weniger als 0,2 zeigt. Hierbei können die Wellenzahlen der zugeordneten Banden
um bis zu 12 cm
-1 variieren.
[0120] Im Falle einer hydrophoben, plasmapolymeren Beschichtung sind, wie in Figur 4 dargestellt,
die Banden der Endgruppen (A
845cm-1) und Wiederholungseinheiten (A
815cm-1) deutlich sichtbar. Hier beträgt das Verhältnis ohne genaue Bestimmung ungefähr 1:1
und somit lässt sich die hydrophobe, plasmapolymere Beschichtung deutlich von den
im erfindungsgemäßen Verfahren erzeugten Schichten unterschieden. Im Falle einer erfindungsgemäßen
Beschichtung mit AK50 als Basis, sind die Banden der Endgruppen (A
845cm-1) gegenüber denen der Wiederholungseinheiten (A
815cm-1) zu vernachlässigen.
[0121] Bei der siliciumorganischen plasmapolymeren Beschichtung ist im Falle einer hydrophilen
Beschichtung im Vergleich zu den hydrophoben Beschichtungen aufgrund der stärkeren
Fragmentierung des Precursors ein reduziertes Verhältnis zwischen Endgruppen und Wiederholungseinheiten
zu erwarten. Im Rahmen der Erfindung ist aber schon wegen des Mindestanteils von Kohlenstoff
z. B. wegen des Restanteils von Methylgruppen gewährleistet, dass mit geeigneten Gerätschaften
und einer ausreichenden Genauigkeit das Verhältnis zwischen Endgruppen und Wiederholungseinheiten
bestimmbar ist. Dieses liegt auch bei entsprechenden hydrophilen, plasmapolymeren
Schichten oberhalb des angegebenen Wertes von 0,1, bevorzugt unterhalb von 0,05.
[0122] Dadurch lassen sich durch Rückschlüsse auf die eingesetzten Precursoren plasmapolymere
von im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Schichten unterscheiden.
[0123] Durch energiereiche, insbesondere Excimerlampen-Bestrahlung werden die Bindungen
des aufgetragenen Silikonöls aufgebrochen und die entstehenden reaktiven Gruppen führen
zu einer dreidimensionalen Vernetzung des Flüssigkeitsfilms.
[0124] Aufgrund der Eigenschaften der im erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahren erzeugten
Schichten kann also z. B. zwischen einer durch das erfindungsgemäße Verfahren erzeugten
Beschichtung und einer plasmapolymeren hydrophoben Beschichtung grundsätzlich anhand
von IR-Spektren unterschieden werden. Ausgangsmaterial einer plasmapolymeren Beschichtung
ist ein gasförmiger kurzkettiger Precursor, Ausgangsmaterial der erfindungsgemäß erzeugten
Beschichtung ist eine Flüssigkeit bevorzugt mit deutlich längeren Molekülketten (langkettiger
Precursor). Entsprechend sind unterschiedliche Verhältnisse in Bezug auf die spezifischen
Endgruppen und Repetiereinheiten gegeben, die sich anhand der IR-Spektroskopie unterscheiden
lassen.
[0125] Bei der plasmapolymeren Beschichtung und bei der erfindungsgemäß erzeugten, (UV-)strahlungsinduzierten
Beschichtung wird eine Vernetzung der einzelnen Molekülketten erzeugt. Der Grad der
Vernetzung bestimmt, inwieweit Endgruppen und Repetiereinheiten im IR-Spektrum als
charakteristische Banden auftreten. Im Falle hydrophober plasmapolymerer Beschichtungen
und erfindungsgemäß erzeugter Beschichtungen mit moderatem Vernetzungsgrad (die ebenfalls
hydrophob sind) können beide Schichttypen daher mit Hilfe der IR-Spektroskopie deutlich
unterschieden werden.
[0126] Diese Beobachtung gilt auch für andere Monomere als das dargestellte HMDSO bzw. für
andere Flüssigkeiten als die verwendeten PDMS-Silikonöle.
Plasmavernetzte Schichten
[0127] Aus dem Stand der Technik ist insbesondere aus der
DE 40 19 539 A1 eine plasmavernetzte Schicht bekannt, die aus dem im erfindungsgemäßen Verfahren
einzusetzenden Precursoren hergestellt wird. In den Beispielen 1 und 2 (vgl. dort)
werden Unterscheidungsmöglichkeiten aufgezeigt, mit Hilfe derer sich Schichten, die
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellt wurden, abgrenzen lassen. Insoweit
sei auf die Beispiele 1 und 2 verwiesen.
[0128] Insbesondere zeichnen sich durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellte Schichten
dadurch aus, dass das C-Signal im Tiefenprofil des Flugzeit-Sekundärlonenmassenspektrometrie-Profils
(TOF-SIMS) bei Normierung der Intensitäten auf das Siliciumsignal eine im Wesentlichen
zur X-Achse (Sputterzyklen) parallelen Verlauf aufweist.
[0129] Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen plasmavernetzer und erfindungsgemäßer
Beschichtung ergibt sich für aufgebrachte Flüssigkeitsschichtdicken oberhalb von 300nm.
Bei der Plasmavernetzung treten bei den genannten Schichtdicken große Vernetzungsunterschiede
zwischen den oberflächennahen und substratnahen Bereichen der Dünnschicht auf, die
bei vollständiger Vernetzung zu hohen Schichtspannungen führen. Sofern eine vollständige
Vernetzung mit Haftungsanbindung zum Substrat über ein Plasma realisiert werden soll,
treten aufgrund der Spannungen Risse auf. Diese sind in der Regel mit dem bloßen Auge
erkennbar, spätestens aber mit Hilfe eines Mikroskops. Derartige Rissstrukturen werden
bei der erfindungsgemäßen Beschichtung aufgrund einer wesentlich stärkeren Tiefenbehandlung
nicht beobachtet.
[0130] Auch unter der Annahme, dass die Plasmavernetzung der Precursoren im Wesentlichen
mit der UV-Strahlung, die aus dem Plasma stammt, erfolgt, sind dennoch deutliche Unterschiede
feststellbar: Im Plasma wird elektromagnetische Strahlung in einem sehr breiten Spektralbereich,
vom harten VUV-Bereich (< 100 nm) bis in den IR-Bereich, erzeugt. Diese große Bandbreite
der faktisch wirksamen Wellenlängen führt zu einem Gradienten im Tiefenprofil der
resultierenden Beschichtungen (vgl. auch weiter oben). Des Weiteren sind regelmäßig
bei UV-Vernetzung mittels Strahlung aus dem Plasma auch schnelle Elektronen, Moleküle,
angeregte Teilchen, Ionen und Molekülfragmente als Bestandteile eines Plasmas bei
der Schichtbildung wirksam. Eine Oberfläche, insbesondere eine flüssige Precursorenschicht,
die dem Plasma ausgesetzt ist, tritt regelmäßig in Wechselwirkung mit sämtlichen Bestandteilen
des Plasmas. Diese gesamten Wechselwirkungen führen dazu, dass - wie oben beschrieben
- eine sehr starke oberflächliche Vernetzung mit einem starken Spannungsgradienten
entsteht. Diese Spannungen sind verantwortlich, für die regelmäßig auftretenden sichtbaren
Risse, insbesondere bei aufgetragenen Precursorenflüssigkeitsschichtdicken von mehr
als 250 nm.
[0131] Der Fachmann kann die Risse bereits ohne Hilfsmittel, spätestens mit Hilfe eines
Mikroskops erkennen. Typischerweise ist ein unregelmäßiges Geflecht von Rissen zu
erkennen; die Risse haben Breiten oft im µm-Bereich, die Länge der im Mikroskop erkennbaren
Risse liegt im µm bis mm-Bereich. Ein Beispiel für eine solche Mikrorissbildung zeigt
die Figur 10, die eine Mikroskopaufnahme einer plasmavernetzten Ölschicht (AK10000)
mit einer mittleren Schichtdicke von 250 nm zeigt.
[0132] Eine Unterscheidung zwischen plasmavernetzten und mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Schichten aufgrund der Rissbildung kann der Fachmann leicht z. B. mittels
Streulichtmessungen (analog zur Bestimmung von Kratzspuren im Taber-Abraser-Test,
DIN 52347) oder im Sandrieseltest für transparente Materialien (DIN 52348) treffen.
[0133] Da davon auszugehen ist, dass die in den Beispielen (siehe unten) gefundenen Ergebnisse
sich verallgemeinern lassen, lassen sich durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellte
Schichten, insbesondere aber bevorzugte durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellte
hydrophobe Schichten mit Wasserrandwinkeln > 50°, deutlich vom Stand der Technik unterscheiden.
Dem Fachmann stehen dazu selbstverständlich noch eine Reihe weiterer Methoden zur
Unterscheidung hinsichtlich des Herstellungsverfahrens der jeweiligen Schicht zur
Verfügung, die er je nach Zusammensetzung der zu untersuchenden Schicht zur Unterscheidung
durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellter oder herstellbarer Schichten von
anderen Schichten einsetzen wird, insbesondere optische Verfahren zur Beurteilung
von Schichtdickengradienten.
[0134] Dementsprechend ist Bestandteil der Erfindung auch eine mittels eines erfindungsgemäßen
Verfahrens herstellbare vernetzte Schicht.
[0135] Bevorzugt ist dabei eine solche Schicht, bei der das C-Signal im Tiefenprofil des
Flugzeit-Sekundär-lonenmassenspektrometrie-Profils (TOF-SIMS) bei Normierung der Intensitäten
auf das Siliciumsignal ein im Wesentlichen zur X-Achse (Sputterzyklen) parallelen
Verlauf aufweist.
[0136] Ein bevorzugter erfindungsgemäßer Gegenstand besitzt eine im Sub-Mikrobereich strukturierte
Oberfläche, umfassend auf dieser Oberfläche wenigstens teilweise eine erfindungsgemäße
vernetzte Schicht, die im Sub-Mikrometerbereich nicht konturnachbildend ist.
[0137] Weiter bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Gegenstand, wobei für die vernetzte Schicht
das C-Signal im Tiefenprofil des Flugzeit-Sekundärionenmassenspektrometrie-Profils
bei Normierung der Intensitäten auf das Si-Signal einen im Wesentlichen zur X-Achse
(Sputterzyklen) parallelen Verlauf aufweist, besonders bevorzugt bis zu einer Tiefe
von 5 µm.
[0138] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Gegenstand oder eine erfindungsgemäße Schicht,
wobei die vernetzte Schicht excimervernetzt ist.
3. Einsetzbare Precursoren
[0139] Bevorzugte einzusetzende Precursoren werden nachfolgend aufgezählt:
3.1 Silikonverbindungen
[0140] Synthetische polymere Verbindungen, in denen Silicium-Atome über Sauerstoff-Atome
kettenartig verknüpft und die restlichen Valenzen des Siliciums durch Kohlenwasserstoff-Reste
(insbesondere Methyl-Gruppen, aber auch Ethyl-Gruppen, Propyl-Gruppen, Phenyl-Gruppen
u.a.) oder Fluorkohlenwasserstoff-Gruppen abgesättigt sind. Hierbei können die Molekülketten
linear, verzweigt oder cyclisch sein. Bevorzugt sind nichtfunktionalisierte Silikone.
Beispielhaft seien genannt PDMS-Silikonöle oder entsprechende Fluorsilikone, bei denen
die Methylgruppen teilweise oder vollständig durch Fluoralkyl-Gruppen ersetzt wurden.
3.2 Teil- und vollfluorierte Kohlenstoffverbindungen
[0141] Gesättigte und gegebenenfalls fluorierte, perfluorierte Kohlenwasserstoffe, beispielsweise
Polytetrafluorethylen, Perfluorethylenpropylen (FEP), perfluorierte Alkylcarbonsäuren,
Perfluoralkoxy-Polymere.
3.3 Halogenfreie, organische Flüssigkeiten
[0142] Kohlenwasserstoffe, Fettsäuren, Triglyceride, Mineralöle, Polyether.
[0143] Wie sich aus dem Vorgesagten ergibt, sind die Precursoren als Ausgangsstoffe für
das erfindungsgemäße Verfahren nicht auf siliciumorganische Stoffe beschränkt. Es
können auch Kohlenwasserstoffe, Fettsäuren, Triglyceride, Mineralöle, Polyether, fluorierte
oder teilfluorierte Öle als Ausgangsstoffe eingesetzt werden. Dabei können die Precursoren
im Rahmen dieser Erfindung ein Reinstoff oder auch ein Stoffgemisch sein. Der Fachmann
wird die Ausgangsstoffe insbesondere nach der benötigten Funktion für die entsprechenden
Schichten auswählen. Beispielsweise erlaubt die Verwendung von fluorierten Ölen als
Precursoren die Herstellung von Beschichtungen mit PTFE-ähnlichen Eigenschaften, wie
z. B. Säurebeständigkeit, abweisende, trennende Eigenschaften oder auch Gleiteigenschaften.
4. Einsetzbare Füllstoffe und Additive
[0144] Im erfindungsgemäßen Verfahren kann die Mischung, die die zu vernetzenden Precursoren
enthält, auch weitere Bestandteile umfassen. Solche Bestandteile können gezielt eingesetzt
werden, um den im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Schichten bestimmte Funktionen
zu vermitteln. Der Fachmann wird darauf achten, dass die Füllstoffe und Additive während
der Aushärtung der Precursoren möglichst wenig Schaden nehmen. Dies ist insbesondere
wichtig, wenn organische Additive zum Einsatz gelangen, die UV-empfindlich sind. Der
jeweils eingesetzte Precursor sollte deutlich schneller zur Vernetzung gelangen, als
dass wesentliche Änderungen der Additive stattfinden. Bei den Füllstoffen und Additiven
kann es sich beispielsweise um Verbindungen oder Mischungen von Verbindungen aus den
nachfolgend aufgezählten Einzelsubstanzen oder Substanzgruppen handeln:
- Markierende Substanzen, bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Farbstoffen,
Chromophoren, magnetisierbare Partikel, komplexierte Nanopartikel, lichtstreuende
Substanzen, Farbstoffpigmente oder Leuchtstoffpigmente wie z.B. fluoreszierende oder
phosphoreszierende Stoffe.
- Trenn- oder Gleitmittel, insbesondere Metallseifen von Fettsäuren, Siloxan-Harze,
Paraffin-Wachse, Fette, Polymere oder anorganische Puder (wie Graphit, Talk u. Glimmer).
- Gleiten von Oberflächen unterstützende Substanzen, antimikrobielle Wirkstoffe, Fungizide,
Insektizide, Bakterizide, Algizide, Virizide, Pestizide, (Bio-)Katalysatoren, Enzyme,
Hormone, Eiweiße, Nährstoffe, Pheromone, medizinisch wirksame Stoffe, organoleptische
aktive Stoffe, insbesondere Riech- und Aromastoffe, Emulgatoren, Tenside, Wachstumsstoffe
wie Wachstumsregulierer, insbesondere für Knochenwachstum, UV-Absorber, photochrome
oder elektrochrome Substanzen, reflektierende Substanzen, leitfähige Substanzen, Wachse,
Öle, Schmiermittel, insbesondere Metallseifen, organische Seifen, sulfonierte und
sulfatierte Verbindungen, quartäre Amoniumverbindungen, Phosphortide, Amphoside, Bitterine,
Fettalkohole, Propylenglykolmonostearat, partielle Fettsäureester, mehrwertige Alkohole
mit gesättigten Fettsäuren, Polyoxidethylenester von Fettsäuren, Polyoxiethylenether
von Fettsäuren und Polymerisationsprodukten aus Ethylenoxid und Propylenoxid bzw.
Propylenglykol, Feststoffpartikel mit Primärpartikelgrößen bis zu 200 nm insbesondere
Silber- oder Titanoxidpartikel, leitfähige Substanzen, Korrosionsschutzinhibitoren,
Farbstoffe, Lumineszenzfarbstoffe, insbesondere elektrolumineszente, katolumineszente,
cheminolumineszente, biolumineszente, thermolumineszente, sonolumineszente, fluoreszente
und/oder phosporlumineszente Lumineszenzfarbstoffe, organische oder anorganische Farbpigmente,
magnetische Stoffe, organische oder anorganische Feststoffpartikel mit Primärpartikelgrößen
von bis zu 100 µm, bevorzugt bis zu 20µm und besonders bevorzugt bis zu 10µm, insbesondere
Metalle wie Silber, Kupfer, Nickel, Aluminium, Metalllegierungen, Halbleitermetalloxide,
wie die von Titan, Zinn, Indium, Zink oder Aluminium, Nichtmetalle, Nichtmetallverbindungen,
Salze (z.B. Salze organischer und anorganischer Säuren, Metallsalze), Zinksulfit,
Magnetit, Siliciumoxid, Bohrnitrit, Graphit, organische Feststoffe, bevorzugt Nanofüllstoffe
mit einer Vielzahl von Vernetzungspunkten, Kohlenstoffpartikel, Flüssigkristalle.
- Partikel, organisch oder anorganisch, bevorzugt mit einer Größenordnung im Durchmesser
von 10nm bis 10µm, bevorzugt 20nm bis 5µm, besonders bevorzugt 50nm bis 2µm. Partikel,
rundliche Form oder flach mit Durchmesser 10nm bis 10µm, bevorzugt 20nm bis 5µm, besonders
bevorzugt 50nm bis 2µm. Partikelagglomerate, rundlich oder flach mit Größenordnung
Durchmesser 10nm bis 10µm, bevorzugt 20nm bis 5µm, besonders bevorzugt 50nm bis 2µm.
5. Beschichtungsverfahren
[0145] Dem Fachmann sind eine Reihe von Beschichtungsverfahren bekannt, um bei Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens die flüssige Schicht auf die zu beschichtende Oberfläche
aufzubringen. Bevorzugt sind diese Verfahren so ausgestaltet, dass die Mischung, umfassend
oder bestehend aus reaktionsträgen flüssigen Precursoren gleichmäßig aufgebracht wird.
[0146] Bevorzugte Aufbringungsverfahren hierfür sind:
- Spin-Coating, Tauchen (Dip- und Draincoating), Aerosolauftragsverfahren, diverse Sprüh-
und Zerstäubungsverfahren beispielsweise unter Verwendung von Hochdruckdüsen, Ultraschallzerstäubern,
Rotationszerstäubern, zusätzlicher Gaseinbringung ggf. unter Verwendung von zusätzlichen
schnell flüchtigen Verbindungen, wie z.B. Lösemitteln oder langsam verdampfenden Substanzen
wie z.B. Wasser; Rakeln, Pinseln, auch manueller Auftrag durch Wischen, Stempeln,
Drucken (z.B. Tampondruck), Ausnutzen der Spreit- und Migrationseigenschaften von
Silikon- und Mineralölen.
- Teilweiser oder lokaler Auftrag: Z.B. durch Drucken, Sprühen, eventuell mit Masken,
partielles Tauchen; auch manuelles Teilentfernen des aufgebrachten Flüssigkeitsfilms.
- Flächiger Auftrag mit unterschiedlicher Schichtdicke, z.B. bedingt durch die Rauheit
des Substrats (höhere Schichtdicke in den Tälern, geringe Schichtdicke auf den Spitzen),
bedingt durch unterschiedliche Vorbehandlungsmethoden (z.B. durch eine Teilaktivierung/
Teilreinigung); durch unterschiedliche Ziehgeschwindigkeit beim Tauchverfahren (Dip-,
Draincoating), Einsatz verschiedener Rakel etc.
- Kombinationen der genannten Beschichtungsverfahren.
[0147] Bei den genannten Verfahren kann die zu beschichtende Oberfläche während des Flüssigkeitsauftrages
verschoben werden, rotiert werden oder anderweitig bewegt oder die Applikationseinheit
relativ zum Substrat bewegt werden, um die gewünschte Schichtdicke homogen oder inhomogen
oder mit Schichtdickengradient auf die gesamte oder auf eine Teilfläche aufzutragen.
[0148] Der Auftrag kann punktuell, linienartig, kurvenartig, 2-dimensional, 3-dimensional,
in Form eines regelmäßigen Musters oder statistisch oder mit Hilfe einer Maske oder
Anderweitig auf die ausgewählten Bereichen erfolgen.
[0149] Einige der genannten Auftragsverfahren applizieren den Flüssigkeitsfilm über eine
Tröpfchenverteilung. Auch wenn die Größenordnungen sich zum Teil deutlich unterscheiden,
ist diesen Verfahren gemeinsam, dass eine vollständige Bedeckung der Oberfläche über
das Über- und Nebeneinanderlegen vieler Einzeltropfen erreicht wird. Hierdurch entstehen
natürlicherweise lokale Unterschiede in der Schichtdicke. Diese Verteilung kann durchaus
erwünscht sein, wenn hierdurch besondere Schichteigenschaften realisiert werden können.
Um dennoch einen Ausgleich der Schichtdicke zu erreichen, kann das Substrat im Anschluss
an den eigentlichen Flüssigkeitsauftrag mit einer oder mehreren der folgenden Maßnahmen
behandelt werden:
- Das Substrat kann mechanisch bewegt, d.h. geschüttelt oder rotiert werden, um die
Flüssigkeit gleichmäßig zu verteilen
- Die Viskosität der Flüssigkeit kann durch Erwärmung erniedrigt werden, z.B. in einem
Ofen, durch Bestrahlung mit IR-Licht, durch Ionen-Beschuss oder anderen dem Fachmann
bekannten Verfahren. Hierdurch wird die Fließfähigkeit des Flüssigkeitsfilms erhöht,
so dass die Tröpfchen ineinander fließen können.
- Das Substrat kann einer lösungsmittelhaltigen Atmosphäre ausgesetzt werden, so dass
der Flüssigkeitsfilm verdünnt und somit fließfähiger gemacht wird. Unterstützt werden
kann die Verdünnung durch eine tiefere Temperatur des Substrates gegenüber der Atmosphäre.
Das Lösungsmittel dampft anschließend nach Entfernen der lösungsmittelhaltigen Atmosphäre
ab.
6. Substrate/Oberflächen
[0150] Wie weiter oben bereits beschrieben, ist bei entsprechender Auswahl der Precursoren
die Beschichtung unterschiedlichster Oberflächen möglich. Dabei kann es bevorzugt
sein, die Oberflächen durch ein geeignetes Verfahren zu aktivieren (oder passivieren),
so dass eine verbesserte (oder je nach Bedarf abgeschwächte) Haftung der vernetzten
Schicht auf der Oberfläche zustande kommt.
[0151] Geeignete Verfahren für die Oberflächenvorbehandlung sind beispielsweise Plasmaaktivierung,
Beflammung, Corona-Behandlung, Laser-Vorbehandlung, Fluorierung, auch Aktivierung
durch Bestrahlung mit UV-Licht, mechanische Vorbehandlungen (z.B. Strahlen, Schleifen,
Bürsten, Polieren), chemische Vorbehandlungen (z.B. Reinigen, Beizen, Ätzen, Passivieren),
elektrochemische Vorbehandlungen (z.B. Elektropolieren, Anodisieren, galvanisch Beschichten),
Beschichtungen (z.B. mittels PVD-, CVD-, Plasma-, Solgel-, oder Lackierverfahren).
[0152] Bevorzugte Oberflächen (oder Substrate) sind Metalle, Gläser, Keramiken, Kunststoffe,
insbesondere auch PTFE und PTFE-ähnliche Stoffe, Verbundwerkstoffe, Naturstoffe (wie
Holz, Papier, Naturfasern), Textilien, Fasern, Gewebe, sowie glänzende, hoch reflektierende
Oberflächen, raue Oberflächen, transparente Materialien wie z.B. Gläser oder Polymere,
gefärbte, teiltransparente Materialien, nichttransparente Materialien.
[0153] Weitere bevorzugte Oberflächen sind 2D-Körper mit (ebenen) Oberflächen zur Teilbeschichtung
oder allseitiger Beschichtung, Bahnware, Fasern, 2D-Oberflächen mit leicht gekrümmter
Oberfläche, 3D-Körper mit (ebenen) Oberflächen zur Teilbeschichtung oder allseitigen
Beschichtung.
7. Allgemeine Hinweise zur Verfahrensführung
[0154] Um dem Fachmann eine Anleitung zur Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtung
zur Orientierung zu geben, werden im Folgenden verfahrenstechnische Hilfestellungen
angegeben:
Vorbehandlung der Oberfläche
Reinigung
[0155] Je nach gewünschter Beschichtung kann es sinnvoll sein, die Oberfläche des zu beschichtenden
Körpers vorzubehandeln. Hierunter sind im Wesentlichen die Aspekte der Reinigung und
der Aktivierung zu verstehen.
[0156] Um gute Beschichtungsresultate zu erzielen, sind generell saubere Oberflächen zu
verwenden. Schmutz, Fingerabdrücke, Späne, Staub etc. führen zu Beschichtungsfehlern
und sind generell nach dem Stand der Technik zu entfernen. Es gilt z.B., dass Lösemittel
zum Reinigen in der Regel in Abhängigkeit von der Verschmutzung und der zu reinigenden
Oberfläche gewählt werden müssen. Mechanische Vorbehandlungen sind z.B. Strahlen,
Schleifen, Bürsten, Polieren; chemische Vorbehandlungen sind z.B. Reinigen, Beizen,
Ätzen, Passivieren; elektrochemische Vorbehandlungen sind z.B. Elektropolieren, Anodisieren,
galvanisch Beschichten.
[0157] Sofern die zu beschichtenden Oberflächen nicht mit Fetten, Ölen oder anderen Verunreinigungen
behaftet sind, reicht zur einfachen Reinigung ein manuelles Abwischen mit einem weichen,
Isopropanol-getränkten Tuch. Staub kann z. B. mit Druckluft abgeblasen werden.
[0158] Sofern dünnschichtige organische Verunreinigungen auf der Oberfläche unterhalb von
100nm vorliegen, können diese durch Bestrahlung mit VUV-Licht (VakuumUltraViolette
Strahlung mit einer Wellenlänge <190nm), bevorzugt aus einer Excimer-Lampe in Gegenwart
von Sauerstoff abgebaut werden. Dem Fachmann ist es möglich, die Strahlungsdosis in
Abhängig der Verunreinigung selbst zu wählen und den Reinigungserfolg zu bewerten.
Aktivierung
[0159] Da durch Aktivierung funktionelle Gruppen in die Oberfläche des zu beschichtenden
Körpers eingebaut werden, wirken diese sich in der Regel positiv auf die Schichthaftung
aus. Daher ist eine routinemäßige Aktivierung generell zu empfehlen.
[0160] Um dünne gleichmäßige Flüssigkeitsschichten zu realisieren ist es notwendig, dass
der verwendete Precursor auf der Oberfläche spreitet. Um diese Bedingung zu erreichen,
kann der Fachmann z. B. die Festkörperoberflächenspannung des Substrates (der zu beschichtenden
Oberfläche) bestimmen und gegebenenfalls durch einen Aktivierungsvorgang erhöhen.
Unabhängig von dem zu beschichtenden Material ist bevorzugt eine Festkörperoberflächenspannung
oberhalb von 45mN/m, weiter bevorzugt oberhalb 60mN/m einzustellen. Für die Aktivierung
stehen eine Reihe von Techniken zur Verfügung. Bevorzugt werden die Aktivierung in
einem Sauerstoffplasma oder die Aktivierung der Oberfläche durch eine Excimerlampe
(z. B. 120 s bei Luftatmosphäre oder 60s Bestrahlung bei Sauerstoff mit einem Druck
von 100mbar).
[0161] Besonders bei der Beschichtung von Polymeren ist eine Erhöhung der Festkörperoberflächenspannung
hilfreich, bei Metallen kann, wenn keine anderen Gründe dafür sprechen, auf eine Aktivierung
verzichtet werden.
[0162] Insbesondere ist die Aktivierung bei der Darstellung von Korrosionsschutzschichten,
Anlaufschutzschichten, Haftvermittler- und Primerschichten, elektrische Isolationsschichten,
Barriereschichten, und glättenden bzw. versiegelnden Schichten zu bevorzugen.
[0163] Für nicht gleichmäßige, nicht geschlossene (teil-geschlossene) Beschichtungen kann
auf die Aktivierung verzichtet werden. Hierzu gehört beispielsweise die Antifingerprint-Beschichtung.
[0164] Für einige Beschichtungstypen wie z.B. der strukturierten, Topografie gebenden Beschichtung
kann die Erhöhung der Festkörperoberflächenspannung kontraproduktiv sein. Hier wird
der Effekt ausgenutzt, dass der Precursor auf der Oberfläche Tröpfchen bildet. Im
Falle von zu beschichtenden Polymeren ist aufgrund der niedrigen Oberflächenenergie
daher keine Vorbehandlung notwendig. Metalle und Gläser sollten dagegen bei Bedarf
zusätzlich behandelt werden. Kann der Tröpfchen-Effekt nicht über die Wahl des Precursors
allein erreicht werden, kann stattdessen eine hydrophobe Beschichtung verwendet werden
(z.B. mit Hilfe eines Plasmaabscheidungprozesses).
Spreiten des Precursors
[0165] Ein Spreiten einer Flüssigkeit auf einer Festkörperoberfläche wird nur unter bestimmten
Vorraussetzung beobachtet. Das Verhalten eines Tropfens auf einer Festkörperoberfläche
wird im Gesamten durch das Dreiphasensystem bestehend aus Festkörperoberfläche, Flüssigkeit
und Umgebungsatmosphäre bestimmt. In der Regel wird zur Beschreibung der vorliegenden
Energieverhältnisse der Kontaktwinkel bemüht. Er kann als Maß verwendet werden, um
zu beschreiben, inwieweit eine Flüssigkeit dazu neigt, auf der Oberfläche zu spreiten
oder Tröpfchen zu bilden. Unter vollständigem Spreiten wird verstanden, dass ein aufgebrachter
Flüssigkeitstropfen einen Kontaktwinkel von 0° Grad aufweist, was theoretisch bedeutet,
dass die Flüssigkeit eine beliebig große Fläche bedeckt und ein aufgebrachter Tropfen
sich selbstständig unendlich dünnt. Ein solches Verhalten ist ansatzweise für Silikone
zu erkennen, welche sich über die Zeit über eine große Fläche ausbreiten können. Im
Sinne dieser Erfindung und im praktischen Umgang soll unter Spreiten verstanden werden,
dass der statische Kontaktwinkel kleiner als 10° Grad ist. Der Fachmann kann den Kontaktwinkel
mit einem geeigneten Messinstrument bestimmen.
[0166] Eine Vorraussetzung zum Spreiten ist, dass die Festkörperoberflächenspannung der
zu beschichtenden Oberfläche deutlich größer ist als die Oberflächenspannung der aufgetragenen
Flüssigkeit. Für den praktischen Umgang wird daher empfohlen dass die bereitgestellte
Festköperoberfläche eine Festkörperoberflächenenergie von zumindest 45 mN/m aufweist.
Ein verwendetes Lösungs- oder Verdünnungsmittel für den Precursorauftrag sollte eine
Oberflächenspannung von ≤ 30 mN/m aufweisen.
Auswahl des Precursors
[0167] Bevorzugt werden nur Precursoren mit einem Molekulargewicht größer 600 g/mol verwendet.
[0168] Der Precursor weist vorzugsweise einen niedrigen Dampfdruck auf, so dass er die bereitgestellte
Festkörperoberfläche bis zum Bestrahlen stabil bedeckt. Der Fachmann wählt einen solchen
Precursor aus u. a. anhand der geplanten Zeit, die zwischen dem Precursorauftrag und
der Bestrahlung verstreichen soll, anhand der Prozesstemperatur und des Prozessdrucks.
Für längere Zeiten bis zur Vernetzung größer 1 Stunde sollte bevorzugt ein Precursor
mit einer hohen Viskosität eingesetzt werden, z.B. statische Viskosität größer 10000
mm
2/s. Vorzugsweise besitzt der Precursor einen Dampfdruck von nicht mehr als 1 mbar
bei 25 °C; besonders bevorzugt beträgt der Dampfdruck nicht mehr als 0,1 mbar bei
25 °C.
[0169] Für die Darstellung einer Antifingerprint-Beschichtung können Silikonöle verwendet
werden. Als sehr brauchbar haben sich lineare Silikone mit Viskosität im Bereich 50
bis 10000 mm
2/s erwiesen.
[0170] Ebenso können Silikone zur Darstellung von Korrosionsschutzschichten, als Anlaufschutz
oder als Barriereschichten verwendet werden. Aufgrund des Spreitungsvermögens eignen
sich die Silikone ebenso als Precursor für glättende Beschichtungen.
Precursorauftragsverfahren
[0171] Die Wahl eines geeigneten Auftragsverfahrens kann unter Berücksichtigung der folgenden
Aspekte erfolgen:
Form bzw. 3D-Geometrie der Festköperoberfläche, Precursors, Kosten, Zeitdauer, gewünschte
Oberflächenbeschichtung, Integration in den Gesamtherstellungprozess, Arbeitsdruck
etc.
[0172] Im Folgenden werden einige Details von bevorzugten Applikationsverfahren dargestellt
und diskutiert:
Spincoatingverfahren eignen sich bevorzugt für flache, runde Substrate, die dem Precursor
erlauben, die gesamte Oberfläche sehr gleichmäßig und in der Schichtdicke homogen
zu bedecken. Das Verfahren eignet sich somit bevorzugt für geschlossene, homogene
Schichten, z.B. für optische Schichten. Mit kleinen Einschränkungen können über Spincoating
auch leicht gekrümmte Oberflächen beschichtet werden. Die Schichtdicke wird über die
Drehzahl oder durch Verdünnen des Precursors mit einem flüchtigen Lösemittel eingestellt.
Der Fachmann muss darauf achten, dass ein geeignetes Lösemittel verwendet wird, welches
beim Spincoating nicht zu schnell und nicht zu langsam abdampft. Beispielsweise können
lineare, nicht funktionalisierte Silikone der AK Serie (Wacker Chemie AG) mit Hexamethyldisiloxan
(HMDSO) als Lösemittel ideal verwendet werden. Es entstehen aufgrund der geringen
Mengen an Precursor und Lösemittel relativ geringe Kosten.
[0173] Tauchverfahren eignen sich bevorzugt bei flachen und leicht gekrümmten Oberflächen.
Ein geeignetes Tauchbecken kann nahezu in jeder beliebigen Größe aufgebaut werden.
Mit dem Volumen des Tauchbeckens entstehen zum Teil nicht zu vernachlässigende Kosten.
Das zu beschichtende Bauteil wird in die Flüssigkeit getaucht, anschließend mit definierter
Geschwindigkeit herausgezogen oder der Flüssigkeitsstand abgelassen. Die Geschwindigkeit
und das Verhältnis des Precursors zum eingesetzten Lösemittel bestimmt die Beschichtungsdicke.
Beispielsweise können mit dem Silikonöl AK50 und dem Lösemittel HMDSO im Verhältnis
1:5 bis 1:10 und Ablassgeschwindigkeiten im Bereich von 1 bis 10cm/min Precursorschichtdicken
im Bereich 50 bis 500nm erzeugt werden. Das Verfahren ist prädestiniert für Schichten,
bei denen die Schichtdicke sukzessive erhöht werden soll. Es handelt sich um homogene,
geschlossene Schichten. Problematisch können sich Hinterschneidungen auswirken, in
denen der Precursor sich ansammelt und sich gegebenenfalls nach Drehen des Bauteils
unkontrollierbar über die Oberfläche verteilt.
[0174] Sprühverfahren eignen sich bevorzugt zur Darstellung von nicht geschlossenen Beschichtungen
mit inhomogener Schichtdicke. Sie können prinzipiell alle Oberflächenformen bedienen,
sofern die gesamte Oberfläche dem Sprühkopf zugänglich ist. Die Sprühverfahren kommen
gegebenenfalls ohne Lösemittel aus. Sie erzeugen auf der Oberfläche eine Tröpfchenverteilung.
Der Fachmann berücksichtigt dabei, dass die Größe der Tröpfchen je nach eingesetzter
Sprühtechnik stark variieren kann. Beispielsweise eignet sich ein Ultraschallzerstäuber,
um durch die Tröpfchen Bedeckungen mit Durchmessern bis zu 100µm entstehen zu lassen
(z.B. für Antifingerprint-Beschichtung). Mit geeigneten Sprayköpfen können allerdings
auch geschlossene Schichten mit Schichtdickenabweichungen unterhalb von 10% erzeugt
werden (z.B. für Korrosionsschutz, Anlaufschutz etc.). Sprühverfahren sollten bevorzugt
bei der 3D-Beschichtung eingesetzt werden und eignen sich gut für Bahnwarenbeschichtung.
[0175] Aerosol-Verfahren eignen sich für die Beschichtung von 2D- und 3D-Körpern. Das erzeugte
Aerosol kann innerhalb eines Schrittes auf die gesamte Oberfläche appliziert werden.
Die notwendigen Substanzmengen sind als verhältnismäßig gering einzustufen. Mit dem
Aerosolverfahren lassen sich sowohl geschlossene Bedeckungen als auch offene Bedeckungen
realisieren. Aerosolverfahren sollten bevorzugt bei der 3D-Beschichtung eingesetzt
werden und eignen sich auch gut für Bahnwarenbeschichtung. Ebenso können Textilien
gut mit diesem Verfahren beschichtet werden.
[0176] Roll-to-Roll Verfahren eignen sich für die Beschichtung von ebenen Substraten z.B.
von Bahnware.
Schichtdicken
[0177] Der Fachmann hat zu unterscheiden zwischen mittlerer Schichtdicke und lokal aufgebrachter
Schichtdicke. Unter der mittleren Schichtdicke ist die über eine große Fläche gemittelte
Schichtdicke zu verstehen. Hierbei werden allerdings stets nur die Bereiche der Oberfläche
des beschichteten Substrates in die Berechnung einbezogen, auf denen tatsächlich eine
(Teil-)Beschichtung vorhanden ist. Das heißt, dass insbesondere nicht zu beschichtende
Rückseiten oder Seitenflächen nicht mit in diese Berechnung einbezogen werden. Die
Gesamtfläche der teilbeschichteten Bereichen wird stattdessen vollständig berücksichtigt,
d.h. bei einer z.B. inselartigen Beschichtung wird der Flächenanteil zwischen den
beschichteten Inseln vollständig berücksichtigt. Lokale Schichtdicke bedeutet demgegenüber,
dass ein tatsächlich bedeckter Bereich einer vernetzten Beschichtung betrachtet wird.
[0178] Sofern nicht speziell erwünscht (z.B. bei strukturierten Beschichtungen), ist davon
auszugehen, dass ein Flächensegment der Größe 1mm
2 ausreicht, um über die typischen Schichtdicken eine Aussage treffen zu können. Daher
kann die über ein Ellipsometer oder Reflektometer ermittelte Schichtdicke als mittlere
Schichtdicke angesehen werden. Beispielsweise mit Hilfe eines Mikroskops kann der
Fachmann durch die Betrachtung der Interferenzfarben innerhalb des zuvor ausgemessenen
Flächensegments eine Aussage über die lokalen Schichtdicken treffen.
[0179] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Schichtdicken von 3 nm bis 10 µm (Schichten
ohne Additive) effektiv realisiert werden. Entscheidend ist die Schichtdicke nach
Bestrahlung. Der Fachmann hat daher die Schichtdicke nach der Bestrahlung zu bestimmen
und anschließend aufgrund des stattfindenden Schichtschrumpfes während der Bestrahlung
die Schichtdicke für den Precursorauftrag zu berechnen.
[0180] Die gewünschten Abweichungen von der lokalen zur mittleren Schichtdicke bzw. die
gewünschte Schichtdickenhomogenität stellt der Fachmann bevorzugt über die Wahl des
Precursorauftrags ein. Der Fachmann hat dennoch zu bedenken, dass die flüssige Precursorschicht
sich bis zur Bestrahlung (Excimervernetzung) wie eine Flüssigkeit verhält. Dies kann
zu erwünschten Effekten führen: Schließen von Poren durch Migration; Glättung, indem
der Precursor sich bevorzugt in den Täler der Oberfläche ansammelt; Tröpfchenbildung
zur Topografiegebung. Gegebenenfalls besteht die Möglichkeit unter Zuhilfenahme weiterer
Techniken, die genannten Effekte zu beschleunigen, z.B. durch Wärmezuführung (mittels
z. B. IR-Strahler).
[0181] Für Schichten, welche einen optisch für das unbewaffnete Auge homogenen Eindruck
vermitteln, können z. B. zwei Strategien verwendet werden: Zum einen können homogene
Schichten aufgetragen werden, welche bevorzugt Abweichungen relativ zur mittleren
Beschichtungsdicke von weniger als 10 Prozent aufweisen. Als Vorteilhaft hat sich
insbesondere eine mittlere Gesamtschichtdicke im Bereich von 170 bis 210nm erwiesen.
Diese erzeugt einen gelblich-hellblauen Farbeindruck, der auf vielen Oberflächen,
vor allem auf Metallen, nahezu nicht wahrgenommen wird. Zum anderen können Beschichtungen
verwendet werden mit lokalen Schichtdickenunterschieden bis zu 200%, wobei der gesamte
Bereich an Schichtdickenvariation innerhalb einer lateralen Strecke unterhalb von
100µm eingestellt wird. Derartige schnelle Schichtdickenvariationen können aufgrund
ihrer Größe von Auge nicht aufgelöst werden (Erzeugung beispielsweise durch Sprayverfahren
oder Aerosolkondensation).
[0182] Für Korrosionsschutzschichten und Anlaufschutzschichten kann es vorteilhaft sein,
wenn diese aus einem Mehrschichtsystem bestehen. Besonders gute Ergebnisse wurden
mit einem Zweischichtsystem erzielt, wobei die Basisschicht eine Schichtdicke unterhalb
von 100nm nach Excimer-Vernetzung und die Deckschicht eine Schichtdicke oberhalb von
200nm nach Excimer-Vernetzung besaßen. Die Beschichtung muss nicht zwangsläufig homogen
sein, ist aber im Regelfall geschlossen.
[0183] Für die Anfertigung von Trennschichten bietet es sich an mindestens eine Schichtdicke
von 100nm zu verwenden. Höhere Schichtdicken versprechen eine höhere Verschleißfestigkeit.
Der Fachmann muss diese nach den gewünschten Erfordernissen einstellen.
[0184] Für glättende Schichten sollten bevorzugt Schichtdicken im Bereich von 10 bis 80
Prozent der arithmetischen Rauheit R
a verwendet werden. Das Glättungsergebnis kann nach der Beschichtung beispielsweise
mit Hilfe eines Profilometers zur Rauheitsbestimmung (bei transparenten Beschichtungen
gegebenenfalls nach Bedampfen mit einer dünnen Licht reflektierenden Schicht) kontrolliert
werden.
[0185] Für optische Schichten, insbesondere Transmissions- und Reflexionsschichten wie auch
Bandfilter, kann der Fachmann die Schichtdicke in Hinblick auf den zu erzielenden
Effekt auswählen. Die Schichtdicke kann in Abhängigkeit der Wellenlänge und des Brechungsindexes
berechnet werden (u.a. Fresnel-Formeln).
[0186] Für Kratzschutzschichten werden bevorzugt höhere Schichtdicken eingesetzt bzw. erzeugt,
beispielsweise für PC bzw. PMMA eine Gesamtschichtdicke größer 2µm, vorzugsweise zwischen
4µm und 10 µm oder für Aluminium eine Gesamtschichtdicke oberhalb von 2µm. Diese können
in einem Zyklus erzeugt werden oder in mehreren Zyklen.
[0187] Für die Erzeugung einer Antifingerprint-Beschichtung ist bevorzugt eine lokale Schichtdicke
im Bereich von 150 bis 250nm anzuwenden. Bei einem Verhältnis zwischen offenerer zu
geschlossener Beschichtung von 1:1 ergibt sich bevorzugt eine mittlere Schichtdicke
von 75 bis 125nm. Bevorzugt ist, dass die lateralen Dimensionen der inselartigen Bedeckungen
1 bis 100µm betragen.
Handhabung der flüssigen Precursorschicht
[0188] Bis zur Bestrahlung des flüssigen Precursors verhält sich der Film wie eine Flüssigkeit.
Hiermit verknüpfte Effekte können erwünscht sein oder nicht. Insbesondere ist unerwünscht,
dass Staub auf die Oberfläche gelangt, der Precursor hierdurch einen Meniskus bildet
und die Beschichtung schlimmstenfalls einen Beschichtungsdefekt aufweist.
[0189] Bei der Handhabung sollte daher darauf geachtet werden, dass die Precursorverteilung
nicht unerwünscht verändert wird. Dies trifft auch auf die faktisch zu beschichtende
Oberfläche zu (z. B. Veränderung kann erfolgen durch Staubkörner, Precursorverunreinigungen
etc.) Gegebenenfalls sollten Abzüge verwendet werden und die Precursor beaufschlagten
Bauteile in geschlossenen Behältnissen verwahrt werden. Die Zeiten zwischen der Applikation
und Bestrahlung des Flüssigkeitsfilms sollte möglichst kurz gehalten werden (kleiner
1 Stunde, bevorzugt kleiner als 1 Minute, weiter bevorzugt erfolgt die Bestrahlung
im direkten Anschluss an die Applikation).
Umgang mit Füllstoffen und Additiven
[0190] Werden Mischungen mit Füllstoffen und Additiven verwendet bedenkt der Fachmann, dass
diese Stoffe bei nicht vollständiger Dispergierung als Agglomerate vorliegen. Dies
hat zur Folge dass die tatsächliche Partikelgröße (der Agglomerate) zum Teil deutlich
abweicht von der vom Lieferanten angegebenen Primärteilchengröße. Es reicht daher
nicht, eine gewünschte Primärteilchengröße zu verwenden, die Beigaben müssen auch
geeignet in der Precursorflüssigkeit dispergierbar sein (gegebenenfalls durch geeignete
Stabilisatoren), anderenfalls ist die Größe der Agglomerate zu betrachten.
[0191] Füllstoffe und Agglomerate beeinflussen die tatsächliche Schichtdicke des Precursors.
Liegt die Partikelgröße der Beigaben deutlich unterhalb der anvisierten Schichtdicke,
so kann die Beeinflussung der Partikel auf die Schichtdicke vernachlässigt werden.
Liegt die Partikelgröße der Beigaben in derselben Größenordnung der anvisierten Schichtdicke,
so bilden sich um die Partikel Menisken aus (Anhäufung von Precursormaterial), so
dass hierdurch eine lokal erhöhte Schichtdicke resultiert (und somit einer Erhebungen
bezogen auf die Schichtoberfläche). Der Fachmann beobachtet die auftretenden Veränderungen.
Beispielsweise können hierzu mit Hilfe eines Mikroskops die für dünne Schichten typischen
Interferenzfarben zur Beurteilung genutzt werden. Die Partikelverteilungen können
mit Hilfe eines Mikroskops oder mit einem Rasterelektronenmikroskops untersucht werden.
[0192] Die Art der Füllstoffe und Agglomerate wählt der Fachmann in Hinblick auf die gewünschten
Funktionalitäten aus. Hierzu finden sich im vorliegenden Text zahlreiche Hinweise.
Auswahl der Strahlungsquelle und eingesetzten Wellenlänge
[0193] Als erfindungsgemäß geeignete Strahlungsquelle kommen ausschließlich Lichtquellen
in Betracht mit einer Wellenlänge von ≤ 250nm. Entsprechende Lichtquellen können beispielsweise
sein: Excimer-Laser, Excimer-Lampen oder Quecksiberdampflampen. Die Quellen unterscheiden
sich vor allem hinsichtlich der bereitgestellten Energie, des Spektrums und der Kohärenz
des Lichtes. Allen gemeinsam ist, dass sie energiereiches Licht mit Wellenlängen unterhalb
von 250nm aussenden. Diese ist notwendig, um unabhängig vom betrachteten Precursor
die erforderlichen Bindungsbrüche (ausreichend ist die Energie, die zum Bruch einer
Einfachbindung benötigt wird) aufzubringen. Die erzeugten Radikale sind Vorraussetzung
zur notwendigen Vernetzung des Precursors. Auch für die Eindringtiefe der Strahlung
ist der Einsatz der genannten Strahlungsquellen wünschenswert.
[0194] Der Fachmann wählt die Strahlungsquelle in Hinblick auf die geplante Anwendung. Er
bedenkt, dass Laser in der Regel sehr hohe Leistungen bzw. Intensitäten bereitstellen,
jedoch ein sehr eng begrenztes Flächensegment bearbeiten. Für kleine Flächen im mm
2 bis cm
2-Bereich kann ein Laser vorteilhaft sein. Für die Bearbeitung von großen Flächen (dm
2 bis m
2) muss ein Laser die Oberfläche abscannen, was sich negativ auf die Gesamtbearbeitungszeit
auswirkt. Durch Überlappung der Einzelpulse können zudem Inhomogenitäten entstehen.
Dennoch ist das Behandlungsergebnis aufgrund der Kohärenz des Lasers abstandsunabhängig.
Dies gilt nicht für Excimerlampen, welche inkohärent strahlen und die Strahlungsleistung
aufgrund der radialen Abstrahlung mit dem Abstand abnimmt. Aufgrund der radialen Abstrahlung
sind die Excimerlampen jedoch großflächige Strahlungsquellen und daher bei großen
Flächen und vor allem bei flachen Substraten zu bevorzugen. Quecksilberstrahler stellen
im Gegensatz zu den Excimer-Quellen keine Linienstrahler dar, was bedeutet dass sie
einen gewissen Anteil ihrer Gesamtstrahlung in Spektralbereiche abstrahlen, welche
nicht unterhalb von 250nm liegen. Der Fachmann bedenkt daher zum einen, dass somit
nur ein Anteil der Gesamtleistung der Strahlquelle in den Bereich ≤ 250nm fällt, und
zum anderen, dass durch die Strahlungsanteile mit Wellenlängen > 250 nm zusätzliche
Effekte auftreten können (beispielsweise unerwünschte Erwärmung durch IR-Strahlungsanteile).
[0195] Für die Darstellung von lokalen Beschichtungen kann der Fachmann z. B. wie folgt
vorgehen: Er verwendet einen Laser und nutzt die kleine Bestrahlungsfläche aus, um
lokale Flächenelemente erfindungsgemäß zu bestrahlen oder er verwendet Masken, die
er ganzflächig z.B. mit einer Excimerlampe bestrahlt. Hierfür sollten die Masken möglichst
nah an den flüssigen Precursorfilm herangebracht werden (näher 1cm, bevorzugt näher
5mm). Je dichter die Maske an die Oberfläche gebracht wird, desto höhere Kantenschärfe
kann erzielt werden.
Prozessatmosphäre
[0196] Prinzipiell ist die Bestrahlung bei Atmosphärendruck, bei Niederdruck bzw. bei verschiedenen
Prozessgasen und auch Mischungen möglich. Entscheidend für den Beschichtungserfolg
ist in erster Linie die Strahlungsleistung bzw. -dosis. Das Prozessgas kann die Schichteigenschaften
mitbestimmen (z.B. Sauerstoff für hydrophile Schichten), wird aber erfahrungsgemäß
vorrangig aus technischen Gesichtspunkten gewählt.
[0197] Der Fachmann berücksichtigt, dass auch Gase bei Wellenlängen unterhalb von 250nm
Strahlung absorbieren und gegebenenfalls chemisch umgewandelt werden. Durch Strahlungsabsorption
nimmt zunächst die Strahlungsintensität auf der zu behandelnden Oberfläche ab. Der
Fachmann sollte daher überprüfen, wie hoch die tatsächliche Strahlungsleistung ist.
Dies kann durch direkte Messung mit entsprechenden Messgeräten erfolgen oder der Fachmann
legt den zugehörigen Absorptionskoeffizienten des Prozessgases zu Grunde und berechnet
die resultierende Strahlungsleistung. Allgemein gilt, je niedriger der Arbeitsdruck,
desto mehr Strahlung gelangt auf die Oberfläche. Somit hat der Fachmann mit Hilfe
des Drucks einen Prozessparameter, mit dem er die auftreffende Strahlungsleistung
regeln kann. Der Effekt der Absorption sollte vor allem bei der Verwendung von Sauerstoff
oder Sauerstoff-haltigen Mischungen (auch Luft) nicht außer Acht gelassen werden.
[0198] Der Fachmann hat darauf zu achten, dass durch die Absorption chemische Veränderungen
in der Gasatmosphäre auftreten können. Insbesondere können in Sauerstoff Radikale,
auch Ozon-Moleküle, erzeugt werden. Diese sind bei falschem Umgang gesundheitsschädlich.
Hier muss durch Abzüge, durch Spülen der Bestrahlungskammer, durch Einhausung etc.
Vorsorge getroffen werden.
[0199] Aus technischer Sicht sind Edelgase, Stickstoff bzw. CO
2 als Prozessgase zu bevorzugen, da diese die Strahlung der genanten Strahlungsquellen
nahezu ohne Absorptionsverluste durchstrahlen. Durch ihren Einsatz wird ohne Strahlungsverlust
die Möglichkeit gegeben, die Bestrahlung auch bei Atmosphärendruck durchzuführen.
Dies hat zur Folge, dass der technische Aufwand gegebenenfalls reduziert werden kann
und ein System durchaus ohne Vakuumtechnik und inline aufgebaut werden kann, z.B.
durch Stichstoffvorhänge, CO
2-Wannen oder ähnliches.
[0200] Bevorzugt werden Prozesse, die bei Atmosphärendruck ablaufen, in der Regel kann der
Einsatz eines Inertgases den Effekt einer Unterdruckatmosphäre ersetzen. Der Fachmann
hat dennoch vor allem auf den Restsauerstoffgehalt zu achten. Empfohlen wird beispielsweise,
die Prozesskammer auf einen Unterdruck von 10
-2 mbar abzupumpen und erst dann mit der gewünschten Arbeitsgasatmosphäre zu füllen
(bzw. durch technische Maßnahmen darauf zu achten, dass ein entsprechender Sauerstoffrestgehalt
in der Prozessgasatmosphäre vorliegt). Bei der Herstellung von hydrophoben Beschichtungen
sollte bevorzugt diese Vorgehensweise strikt eingehalten werden. Bei der Herstellung
von hydrophilen Beschichtungen kann ein Restanteil von Sauerstoff durchaus von Vorteil
sein (z.B. 1 bis 25% Sauerstoff in Stickstoff oder einem anderen Inertgas oder Bestrahlung
in Luft). Die Prozessgase werden dabei hauptsächlich mit Radikalen, die durch die
Strahlung im Precursor erzeugt werden, reagieren. Es ist aber auch möglich, dass die
Strahlung, wie bei Sauerstoff, bereits in der Gasphase Prozessgasradikale erzeugt.
Hierdurch entsteht nicht nur das reaktive Ozon, sondern auch die Möglichkeit der Reaktion
mit dem Precursor. Diese Effekte kann der Fachmann selbstverständlich nutzen, um gegebenenfalls
gezielt einen Einbau von Prozessgas in die zu erzeugende Schicht zu bewirken. Dabei
lässt sich sogar die Menge des eingebauten Prozessgases über Parameter wie Gaszusammensetzung
und -druck steuern.
Bestrahlungsdosis (Wahl der Bestrahlungsdauer und des Abstandes)
[0201] Entscheidend ist die Strahlungsdosis, die während der Bestrahlung auf die Precursoberfläche
fällt. Unter der Strahlungsdosis ist hierbei das Produkt der Strahlungsintensität
(d.h. Energie pro Fläche und Zeit) und der Behandlungszeitdauer zu verstehen.
[0202] Grundsätzlich lässt sich die Strahlungsdosis über die Zeitdauer, den Abstand (bei
inkohärenten Strahlungsquellen) und über die Absorption im Prozessgas steuern.
[0203] Eine Steuerung über das Prozessgas (durch Strahlungsabsorption) ist bedingt möglich,
sofern nicht die Gaszusammensetzung genau eingehalten werden muss. Die Abbildungen
Fig. 6 und Fig. 7 aus dem Beispiel 1 verdeutlichen den Effekt des Prozessgases auf
die Vernetzung einer Ölschicht: Durch die hohe Absorption an Luft gelang nur ein geringer
Teil der Strahlerleistung auf die Oberfläche und die Vernetzung verläuft entsprechend
langsamer ab. Sofern der Fachmann auch ein geeignetes Referenzsubstrat bei seinen
Beschichtungen verwendet, hat er, wie im Beispiel aufgezeigt, jederzeit die Möglichkeit,
sich über die IR-Spektroskopie einen Eindruck über die erzielte Wirkung zu verschaffen.
Insofern sei auch auf die Ausführungen und Parameter dieses und weiterer Beispiele
verwiesen.
[0204] Um den Fachmann eine weitere Hilfestellung zu geben, seien an dieser Stelle erfindungsgemäß
einige Abschätzungen zur Wahl einer geeigneten Strahlungsdosis angegeben:
Strahlerleistung P=100W auf h=40cm Lampenlänge. Für einen Abstand von r=10cm vom Mittelpunkt
der Lampe aus ergibt sich die Strahlungsintensität wie folgt: Die Oberfläche eines
Zylinders im Abstand von r=10cm beträgt A=2*Pi*r*h~2500cm2, die Intensität beträgt somit I=P/A∼40mW/cm2. Für eine Bestrahlungsdauer von t=60s ergibt sich somit eine Strahlungsdosis von
I*t∼2,4Ws/cm2.
[0205] Im Beispiel 1 sind in Tabelle Tab.2 und Tab. 3 einige Parameter zur Bestrahlung genannt:
Z.B. ist die Bestrahlung eines Silikonöls bei Luft mit einer Dosis von 65mWs/cm2 (inklusive Absorption) ausreichend, um eine Veränderung der Schichteigenschaften
mit der IR-Spektroskopie zu erkennen, die Dosis ist jedoch nicht ausreichend, um eine
feste Schicht zu erzeugen. Für eine nicht abwischbare Schicht sind hier mindestens
2Ws/cm2 bei Luftatmosphäre notwendig.
[0206] Für die Bestrahlung eines Silikonöls bei Stickstoffatmosphäre kann z. B. mit einer
Dosis von 400mWs/cm
2 bereits eine wischfeste Beschichtung erzeugt werden, bei Bestrahlung mit 12Ws/cm
2 erhält man eine wischfeste, hydrophile Schicht.
[0207] Hierzu sei auf das Beispiel 1 verwiesen.
[0208] Zur Orientierung seien folgende Parameterbereich für die Bestrahlung mit einer Excimerlampe
bei 172nm (100W, Länge 40cm) in Stickstoff genannt, um eine wischfeste Beschichtung
zu erhalten:
Bestrahlungsdosis: |
Abstand zum Lampenzentrum |
Bestrahlungsdauer |
Intensität |
500 mWs/cm2 |
3 cm |
∼ 4 s |
130 mW/cm2 |
10 cm |
∼ 13 s |
40 mW/cm2 |
10 Ws/cm2 |
3 cm |
∼ 80 s |
130 mW/cm2 |
10 cm |
∼ 250 s |
40 mW/cm2 |
[0209] Es ist für die praktische Anwendung mit einer UV-Excimerlampe mit einer zentralen
Emmisionswellenlänge von 172nm bevorzugt, den Arbeitsbereich für sämtliche Anwendungen
auf den folgenden Parameterbereich einzugrenzen:
Bestrahlungsdosis: |
Abstand zur Lampenunterkante |
Bestrahlungsdauer |
Intensität |
200 mWs/cm2 bis 200 Ws/cm2 |
0,1 bis 10 cm |
0,5 s bis 20 min. |
1 bis 10.000 mW/cm2 |
[0210] Für die Behandlung von Bahnware wird empfohlen, den Abstand möglichst gering zu wählen,
um über eine hohe Intensität kurze Bestrahlungsdauern zu realisieren und somit eine
hohe Bahngeschwindigkeit zu ermöglichen.
[0211] Für 3D-Objekte oder Oberflächen mit Höhenunterschieden im cm-Bereich wird empfohlen,
einen höheren Arbeitsabstand zu wählen. Hierdurch sinken die relativen Unterschiede
in den lokalen Strahlungsdosen im Vergleich zu einem geringen Arbeitsabstand.
Zyklenanzahl
[0212] Da für das Beschichtungsergebnis die Strahlungsdosis entscheidend ist, kann eine
1-lagige Schicht wahlweise innerhalb eines Zyklus oder bei gleicher Gesamtbestrahlungsdauer
in einer beliebigen Anzahl von kurzen Zyklen bestrahlt werden. Beim Einsatz von Lasern
ist zu beachten, dass diese durchaus im gepulsten Betrieb arbeiten. Hierbei ist jeder
Einzelpuls als eigener Zyklus anzusehen. Sofern keine Gründe dagegen sprechen (z.B.
Erwärmung bei sehr hohen Bestrahlungsdosen) ist es bevorzugt, die Beschichtung innerhalb
eines Zyklus zu vernetzen.
[0213] Für einige Beschichtungen ist eine gute Haftung oder eine geschlossene, fehlerfreie
Beschichtung von entscheidender Bedeutung. Für diese Schichten z.B. Kratzschutzschichten,
Korrosionsschutzschichten, Anlaufschichten, ist es ratsam, die Beschichtung als Mehrschichtsystem
zu gestalten. Hierbei reduzieren sich die Beschichtungsfehler (unbeschichtete Oberflächensegmente)
durch die Mehrfachbeschichtung. Innerhalb eines jeden Zyklus wird Precursormaterial
aufgetragen und nachfolgend bestrahlt und damit schichtbildend vernetzt. Hierbei weist
bevorzugt die erste Lage, Basisschicht, nach Bestrahlung eine Schichtdicke von nicht
mehr als 100nm auf. Die zweite Schicht, Deckschicht, weist bevorzugt eine Schichtdicke
oberhalb von 200nm nach Bestrahlung auf. Für Kratzschutzschichten werden Schichtdicken
im Mikrometerbereich benötigt. Hier wird bevorzugt, diese Schichten als Mehrschichtsysteme
zu gestalten, wobei bevorzugt jede Schicht eine Dicke im Bereich von 500nm bis 2µm
nach Bestrahlung hat.
[0214] Eine Antifingerprint-Beschichtung kann innerhalb eines Zyklus bestrahlt werden.
[0215] Für die Beschichtung von Bahnware wird die einmalige Behandlung eines jeden Oberflächensegmentes
im Durchlaufverfahren empfohlen.
Kohlenstoffanteil
[0216] Der Kohlenstoffanteil in der Beschichtung ist abhängig von dem eingesetzten Precursormaterial
und der Intensität der Behandlung. Tendenziell nimmt der Anteil an Kohlenstoff mit
der Dauer der Bestrahlung ab. Der Fachmann kann den Kohlenstoffanteil mit Hilfe z.
B. einer XPS-Analyse bestimmen.
[0217] Es hat sich gezeigt, dass Beschichtungen mit einem Kohlenstoffanteil ≥ 10 Atom-%,
bezogen auf die Menge der in der Schicht enthaltenen Atome ohne H und F, besondere
Eigenschaften hinsichtlich ihrer Flexibilität besitzen. Diese Eigenschaft ist insbesondere
für stark vernetzte Systeme wie z.B. Anlaufschutz, Korrosionsschutz oder Kratzschutz
von hohem Interesse, da die Alternativverfahren derartige Schichtfunktionalitäten
in der Regel nur als stark spröde Systeme anbieten, welche keine Flexibilität zur
Verfügung stellen. Sofern keine anderen Gründe dagegen sprechen, ist es daher bevorzugt
derartige Schichten so einzustellen, dass diese einen Kohlenstoffanteil im Bereich
von 10 bis 20 Atom-% besitzen.
[0218] Zur Gestaltung einer easy-to-clean-Schicht sei auf die Angaben des Kohlenstoffgehaltes
im Abschnitt 8.6 verwiesen.
[0219] Des Weiteren sei auf die Prozessparameterangaben, Tab. 7, des Beispiels 4 verwiesen,
in der systematisch die prozentualen Angaben der atomaren Zusammensetzung für die
Excimer-Bestrahlung von Silikonölen dargestellt sind.
[0220] Für eine Antifingerprint-Beschichtung ist der Kohlenstoffanteil weniger von Interesse,
hier stehen die Haftung und die optischen Eigenschaften der Beschichtung im Vordergrund.
[0221] Zur die Gestaltung einer PDMS-artigen Beschichtung sei in diesem Zusammenhang auf
die Angaben des Kohlenstoffgehaltes im Abschnitt 8.2 verwiesen.
8. Anwendungen
[0222] Nachfolgend werden verschiedene besonders bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
beschrieben. Weitere Hinweise zu den Ausführungsformen finden sich auch in den Figuren,
den Beispielen und den Ansprüchen. Dabei ist dem Fachmann leicht nachvollziehbar,
dass die Informationen, Merkmale und Verfahrensweisen bzw. Teile davon nicht nur auf
die jeweilige Anwendung beschränkt angewendet werden. Der Fachmann wird vielmehr in
der Lage sein, die Erkenntnisse oder Teile der Erkenntnisse, die hier zu einzelnen
Anwendungen offenbart werden mit denen anderer hier offenbarten Anwendungen zu kombinieren.
8.1 Erfindungsgemäß vernetzte Beschichtung mit dispergierten feinteiligen Feststoffen
[0223] Es lassen sich mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens Schichten mit nanoskalig
dispergierten Partikeln, die anorganisch und insbesondere metallisch (ggf. magnetisierbar)
sind, herstellen, die den in der
DE 197 56 790 A1 offenbarten Schichten hinsichtlich ihrer Eigenschaften sehr ähneln. Dementsprechend
erhält der Fachmann weitere Hinweise zur Verfahrensgestaltung und den Eigenschaften
der entsprechenden Schichten in der
DE 197 56 790 A1, deren Inhalt hier auf dem Wege der Verweisung Bestandteil der vorliegenden Anmeldung
wird. Dies gilt insbesondere für die Textstellen Spalte 4, Zeile 66 bis Spalte 5,
Zeile 5; Spalte 5, Zeile 43 bis Spalte 5, Zeile 46; Spalte 6, Zeile 22 - 31.
[0224] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens, insbesondere auch seiner bevorzugten Ausführungsformen,
lassen sich dementsprechend in einer ersten erfindungsgemäßen Anwendung vernetzte
Schichten und Gegenstände mit vernetzten Beschichtungen erzeugen, die dispergierte
feinteilige Feststoffe umfassen. Dementsprechend ist Bestandteil der ersten bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung eine erfindungsgemäße Schicht und ein erfindungsgemäßer
Gegenstand, wobei die vernetzte Schicht feinteilige Feststoffe umfasst, dadurch gekennzeichnet,
dass die Feststoffe eine Teilchengröße von < 200 nm, vorzugsweise < 100 nm, aufweisen
und im Wesentlichen chemisch ungebunden in der Matrix der vernetzten Schicht vorliegen.
[0225] Weiter bevorzugt ist in diesem Zusammenhang, dass die Feststoffe eine Teilchengrößen
im Bereich von unter 20 nm aufweisen, nachgewiesen beispielsweise mit Transmissionselektronenmikroskopie
(TEM).
[0226] Besonders bevorzugt ist, dass die Feststoffe eine Teilchengröße im Bereich von 5
bis 10 nm aufweisen.
[0227] Weiter bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Gegenstand gemäß der ersten bevorzugten
erfindungsgemäßen Anwendung, wobei die vernetzte Schicht 0,1 bis 30 Volumen-% feinteilige
Feststoffe einer Teilchengröße < 200 nm umfasst und wobei die vernetzte Schicht weiter
bevorzugt 1 bis 10 Volumen-% feinteilige Feststoffe umfasst.
[0228] Bevorzugt ist in diesem Zusammenhang, dass die feinteiligen Feststoffe Metallpartikel
sind, die besonders bevorzugt magnetisierbar sind.
[0229] Alternativ zu Letzterem kann bevorzugt sein, dass die feinteiligen Feststoffe aus
Silber oder Kupfer bestehen.
[0230] Weiterhin ist Bestandteil der hier beschriebenen bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung, dass die Matrix aus Silikonverbindungen oder teil- bzw. vollfluorierten
Flüssigkeiten hergestellt wurde.
[0231] Ausgangspunkt für die Herstellung der Beschichtung ist eine Dispersion aus reaktionsträgen
flüssigen Precursoren und den Partikeln (feinteilige Feststoffe). Die Auswahl der
Partikel richtet sich nach der später gewünschten Oberflächenfunktion. Beispielsweise
können gewählt werden: photochrome und elektrochrome Substanzen, reflektierende und
teilreflektierende Substanzen, leitfähige Substanzen, Korrosionsschutzinhibitoren,
Farbstoffe, Luminiszenzfarbstoffe, insbesondere elektroluminiszente, kathodoluminiszente,
chemieluminiszente, bioluminiuszente, thermoluminiszente, sonoluminiszente, fluoreszente
und/oder phosphoreszente Luminizenzfarbstoffe, organische oder anorganische Farbpigmente,
magnetische Stoffe, Salze (z.B. Salze organischer und anorganischer Säuren, Metallsalze).
Beispielhaft sei aufgezählt: Kupfer, Zinksulfid, Magnetit, Zinkoxid, Aluminiumoxid,
Siliciumoxid, Bornitrid und Graphit. Zur Herstellung von Disperisonen mit Nanopartikeln
sei auf das VERL - Verfahren verwiesen, welches in Kapitel 7.3. näher erläutert wird.
[0232] Der mögliche Füllgrad der Dispersion mit Partikeln richtet sich nach der Partikelgröße,
den Verarbeitungsrandbedingungen wie z.B. Viskosität und Agglomerationsverhalten.
Der Fachmann wird ggf. die Mischung mit einem geeigneten Lösemittel weiter verdünnen,
so dass der erfindungsgemäße Auftrag z.B. über ein Sprühverfahren möglich wird. Anschießend
wird die Vernetzung erzeugt. Hier ist es vorteilhaft die Oberfläche aus verschiedenen
Winkeln zu beleuchten, um eine Schattenbildung zu vermeiden. Ansonsten wird die Bestrahlungsstärke
nach den gewünschten Eigenschaften der Matrix ausgerichtet. Zur Beurteilung der Partikelverteilung
und Partikelgröße eignen sich bildgebende Verfahren, wie die Mikroskopie, die Rasterelektronenmikroskopie
und die Transmissionselektronenmikroskopie.
[0233] Bevorzugt ist der in diesem Abschnitt beschriebene erfindungsgemäß beschichtete Gegenstand
ein Kunststoff-, Metall-, Glas- oder Keramikgegenstand. Beispiele sind Gegenstände
mit Oberflächen die folgende Funktionen erfordern: verbesserte Abrieb- und Kratzschutzeigenschaften
durch die Einlagerung von Partikeln; Beschichtungen, die kontinuierliche, langfristige
Abgabe von funktionellen Stoffen: z.B. (Bio-)Katalysatoren, Enzymen, Hormonen, Eiweißen,
Nährstoffen, Pheromonen, Emulgatoren bzw. Tensiden, antimikrobiellen Stoffen, medizinisch
wirksamen Stoffen (Wirkstoffe), Wachstumsstoffen für Knochenwachstum, Geruchs- und
Duftstoffen, Pestiziden, Gleitmitteln, essbaren Ölen/Wachsen ermöglichen; aktiven
Beschichtungen zum Schutz gegenüber der Anlagerung von biologischen Schädlingen wie
Mikroorganismen, Algen, Pflanzen und Kleinstlebewesen; Gegenstände mit veränderter
Haptik, mit elektrostatischen Eigenschaften von Bauteilen aus Nichtleitern wie Kunststoffen;
Oberflächen mit einer verringerten Neigung von Staubanhaftungen; mit neuartigen dekorativen
Effekten.
[0234] Erfindungsgemäß beschichtete Oberflächen, die eine Abgabe funktioneller Stoffe ermöglichen,
können sowohl an Luft, in flüssigen Medien als auch (ggf.) in vivo eingesetzt werden.
Für die Nutzung dieser freigegebenen Substanzen ist eine Vielzahl von Anwendungen
gegeben, beispielsweise im Bereich der chemischen, biotechnologischen oder pharmazeutischen
Produktion, der Analytik, der Land-, bzw. Forstwirtschaft, der Herstellung von Konsum-
oder Investitionsgütern, der Human oder Veterinärmedizin (Medizintechnik, Pharmakologie),
Lebensmittelindustrie, der Konservierung schützenswerter Güter (Kunstwerke, archäologische
Fundstücke, Bausubstanz). Dabei kann die erfindungsgemäße Beschichtung sowohl direkt
auf die gewünschten Objekte aufgebracht werden als auch auf Trägermaterialien bis
hin zu Folien (ggf. als Bahnware beschichtet) oder Pulver.
8.2 PDMS-artige Beschichtung:
[0235] Gemäß einer zweiten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch zweite
Ausführungsform) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens Schichten
zu erzeugen und auf Produkte aufzubringen, die in ihrer Struktur plasmapolymeren,
PDMS-artigen Beschichtungen stark ähneln, wie sie in der deutschen Patentanmeldung
10 2006 018 491.2 beschrieben sind.
[0236] Zur Herstellung von PDMS-artigen Beschichtungen mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
bietet es sich an als Ausgangsstoff einfache, lineare Silikone der Struktur
(CH
3)
3Si-(O-Si(CH
3)
2-)
nO-Si(CH
3)
3 mit n > 0
zu verwenden. Ebenso können auch cyclische Dimethylsilikone und/oder Silikone mit
Kurz- und/oder Langkettenverzeigungen und/oder Copolymere mit einem Gehalt von über
50% an Dimethylsiloxan-Einheiten verwendet werden. Bei der Auswahl der Materialien
ist man nicht auf diese Materialien eingeschränkt, wichtig ist es einen hohen Anteil
an Alkylgruppen bereit zu stellen. Es können dadurch anstelle von Methylgruppen auch
andere Kohlenwasserstoffgruppen an dem Siloxan-Gerüst gebunden sein.
[0237] Bei der Herstellung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Strahlungsintensität
gering gehalten wird und die entstehenden Radikale (insbesondere diejenigen an der
Oberfläche) nicht mit polaren Elementen oder Stoffen abgesättigt werden.
[0238] Vorzugsweise wird in einer N
2-, oder H
2-Gasatmosphäre, weiter bevorzugt im Niederdruck, gearbeitet.
[0239] Der Fachmann wird bei der erfindungsgemäßen Herstellung der Schicht so vorgehen,
dass er bei gegebener Precursorart und -dicke zunächst einen für die Bauteilgeometrie
passenden Arbeitsabstand einstellt und dann beispielsweise bei gegebener Strahlungsintensität
die Beleuchtungszeit sukzessive erhöht. Er wird feststellen, dass ab einem bestimmten
Zeitpunkt der flüssige Precursor beginnt sich zu verfestigen. Dies ist der interessante
Arbeitsbereich. Hier sollten dann durch Feineinstellung die gewünschten Schichteigenschaften,
wie Antihaftverhalten, Hydrolysestabilität oder elektrische Isolation optimiert werden.
Zusätzliche Kontrollmöglichkeiten sind über die Messung des Wasserrandwinkels auf
ebenen Substraten, die Infrarotspektroskopie und die ESCA - Analyse gegeben.
[0240] Dementsprechend sind Bestandteile der zweiten Ausführungsform der Erfindung eine
erfindungsgemäße Schicht und ein erfindungsgemäßer Gegenstand, wobei die vernetzte
Schicht eine Schicht ist, bestehend aus Kohlenstoff, Silicium, Sauerstoff und Wasserstoff
sowie gegebenenfalls üblichen Verunreinigungen, wobei im ESCA-Spektrum des (excimer)vernetzten
Produktes, bei Kalibrierung auf den aliphatischen Anteil des C 1s Peaks bei 285,00
eV, im Vergleich mit einem trimethylsiloxy-terminierten Polydimethylsiloxan (PDMS)
mit einer kinematischen Viskosität von 350 mm
2/s bei 25 °C und einer Dichte von 0,97 g/mL bei 25 °C,
der Si 2p Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist, und
der O 1s Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist.
[0241] Weitere bevorzugte Ausführungsformen der zweiten Ausführungsform insbesondere der
Erfindung finden sich in den Ansprüchen 28 bis 36 näher erläutert.
[0242] Im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Schichten (gemäß der zweiten Ausführungsform
der Erfindung) sind insbesondere in ihren bevorzugten Ausgestaltungen hydrolysebeständig,
elastisch und damit rissfrei sowie dehnbar bis zu Dehnungen von >50% (in bevorzugten
Ausgestaltungen >100%). Vernetzte Schichten wie in der zweiten Ausführungsform der
Erfindung beschrieben, stellen eine flexible Migrationsbarriere dar. Ferner besitzen
sie Antihafteigenschaften und eine im Vergleich mit einer Vielzahl von Elastomeren
verbesserte Gleitfähigkeit (vergleiche insoweit die Gleiteigenschaften von Fluorelastomeren
wie Viton
®, Silikongummis, Kautschuk etc.), da die für solche Elastomere übliche Oberflächenklebrigkeit
(Tack) fehlt bzw. stark herabgesetzt ist.
[0243] Besonders bevorzugt ist ein im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellter Gegenstand,
bei dem die vernetzte Beschichtung eine Dicke im Bereich von 1 bis 2000 nm besitzt.
Bevorzugt ist die vernetzte Schicht im Rahmen der zweiten Ausführungsform der Erfindung
zerstörungsfrei von der Oberfläche ablösbar und kann so gegebenenfalls als eine Folie
verwendet werden. Bevorzugt ist die Schicht so ausgestaltet, dass sie einen Durchtritt
von Molekülen mit einer Molmasse von 100 g/mol oder mehr, vorzugsweise 50 g/mol oder
mehr, nicht erlaubt. Sie stellt somit eine Permeationsbarriere für Moleküle mit einer
Molmasse von 100 g/mol (bzw. 50 g/mol) oder mehr dar.
[0244] In eigenen Untersuchen hat sich gezeigt, dass eine solche vernetzte Schicht (oder
Folie) bei sehr geringer Dicke von zum Teil deutlich unter 1000 nm den Durchtritt
von Molekülen mit einer Molmasse von 100 g/mol (vorzugsweise 50 g/mol) bereits vollständig
verhindert. Die Folie oder Beschichtung ist dabei flexibel und elastisch, so dass
es bei ihrer Verwendung auch nicht zu unerwünschten Rissbildungen kommt, die den Durchtritt
der besagten Moleküle durch die Beschichtung ermöglichen könnten.
[0245] Insbesondere wenn der erfindungsgemäße Gegenstand eine vernetzte Schicht als Permationsbarriere
umfasst, ist es vorteilhaft, wenn der Gegenstand ein Elastomer mit einer darauf vernetzten
Schicht mit einer Dicke im Bereich von 1 bis 2000 nm ist. Die Schicht kann dabei zerstörungsfrei
oder nicht zerstörungsfrei ablösbar sein.
[0246] Der Vorteil eines solchen Gegenstandes liegt jedoch nicht in jedem Falle in seiner
Eigenschaft als Permeationsbarriere. In anderen Fällen liegt der Vorteil eines Gegenstandes,
der ein Elastomer-Substrat und eine darauf angeordnete vernetzte Beschichtung umfasst,
darin, dass die Beschichtung die Gleiteigenschaften im Vergleich mit dem unbehandelten
Substrat deutlich erhöht, da der Tack minimiert wird.
[0247] Insbesondere kann gemäß der zweiten Ausführungsform das erfindungsgemäße Produkt
aus der Gruppe ausgewählt sein, die besteht aus (wobei die (excimer)vernetzte Schicht
jeweils die Funktion vermittelt):
- Artikel, (Gegenstand) mit einer Migrationssperre (Migrationsbarriere) gegenüber Molekülen
mit einer Molmasse von 100 g/mol oder mehr, vorzugsweise 50 g/mol oder mehr, umfassend
eine vernetzte Schicht wie oben definiert als Migrationssperre (Migrationsbarriere)
oder Teil einer Migrationssperre,
- Artikel mit einer Dichtung, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als
Dichtung oder Dichtungsbestandteil,
- optisches Element mit einer Beschichtung, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben
definiert als Beschichtungsmaterial,
- Artikel, umfassend ein korrosionsempfindliches Substrat und eine darauf angeordnete
Korrosionsschutzbeschichtung, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert
als Korrosionsschutzbeschichtung oder Teil der Korrosionsschutzbeschichtu ng,
- Artikel, umfassend ein Substrat mit Easy-to-Clean-Beschichtung, umfassend eine vernetzte
Schicht wie oben definiert als Easy-to-Clean-Beschichtung oder Teil der Easy-to-Clean-Beschichtung,
insbesondere für die Anwendung im Bereich der Klebstoff- und Lackverarbeitung, der
Gummi- und Kunststoffverarbeitung und der Lebensmittelverarbeitung,
- Artikel, umfassend ein Substrat (insbesondere auch ein (technisches)Textil) mit (hydrolysebeständiger)
Easy-to-Clean-Beschichtung, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als
(hydrolysebeständige) Easy-to-Clean-Beschichtung oder Teil der (hydrolysebeständigen)
Easy-to-Clean-Beschichtung,
- Artikel, umfassend ein Substrat (insbesondere auch eine Membran) mit (hydrolysebeständiger)
Easy-to-Clean-Beschichtung bzw. Hydrophobausrüstung, umfassend eine vernetzte Schicht
wie oben definiert als (hydrolysebeständige) Easy-to-Clean-Beschichtung bzw. Hydrophobausrüstung
oder Teil der (hydrolysebeständigen) Easy-to-Clean-Beschichtung bzw. Hydrophobausrüstung,
- Artikel, umfassend ein Substrat mit einer antibakteriellen Beschichtung, insbesondere
nach oder analog DE 103 53 756, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als (nicht zytotoxische) antibakterielle
Beschichtung oder Teil der antibakteriellen Beschichtung,
- Artikel, umfassend ein Substrat zur Herstellung einer Verpackung mit einer antibakteriellen
Beschichtung, insbesondere nach oder analog PCT/EP 2004/013035, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als (nicht zytotoxische) antibakterielle
Beschichtung oder Teil der antibakteriellen Beschichtung,
- Artikel, umfassend ein Substrat, insbesondere ein Wärmetauscher oder Teile eines Wärmetauschers,
und eine darauf angeordnete Beschichtung, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben
definiert mit hydrophoben, hydrolysestabilen, korrosionsschützenden Oberflächeneigenschaften,
welche die Wärmeleitfähigkeit vorzugsweise nur kaum messbar verändert.
- Artikel, umfassend ein Substrat mit einer (bevorzugt excimer-)vernetzten Trennschicht,
umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als Trennschicht oder Teil der
Trennschicht oder Teil einer UV-transparenten Trennschicht.
- Artikel, umfassend ein Elastomerprodukt und eine die Gleitfähigkeit erhöhende Beschichtung
auf dem Elastomerprodukt, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als
Beschichtung oder Bestandteil der Beschichtung,
- Artikel, umfassend ein Substrat, insbesondere eine optische Komponente einer lithographischen
Anlage, und eine darauf angeordnete Beschichtung, umfassend eine vernetzte Schicht
wie oben definiert als hydrolysebeständige, stark hydrophobe und weitgehend UV-transparente
Schutzschicht.
- Artikel, umfassend ein Substrat, insbesondere ein Stempel, weiter insbesondere ein
Stempel für die Anwendung in der Nanoimprint - Technologie, und eine darauf angeordnete
Beschichtung, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als weitgehend UV-transparente
Trennschichtbeschichtu ng.
- Artikel, umfassend eine vorzugsweise excimervernetztvernetzte Beschichtung mit einem
Defekt und eine Reparaturfolie zur Reparatur des Defektes, umfassend eine excimervernetztvernetzte
Schicht wie oben definiert als Reparaturfolie oder Bestandteil der Reparaturfolie,
- Artikel, umfassend mindestens zwei härtere Schichten oder Substrate, vorzugsweise
mit Barriereeigenschaften, und mindestens eine weiche Spacerschicht zwischen den härteren
Schichten oder Substraten, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert als
Spacerschicht oder Bestandteil der Spacerschicht,
- Artikel, umfassend eine Barrierebeschichtung oder ein Substrat zur Verringerung der
Migration von Gasen und Dämpfen, insbesondere Wasserdampf, Kohlendioxid oder Sauerstoff,
mit einer hydrophoben Deckschicht, umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert
als Deckschicht oder Bestandteil der Deckschicht,
- Artikel, umfassend ein vorzugsweise elektrisches Bauelement und eine elektrisch isolierende
Folie oder Beschichtung, umfassend eine vorzugsweise hydrophobe vernetzte Schicht
wie oben definiert als isolierende Folie oder isolierende Beschichtung oder Teil einer
solchen Folie oder Beschichtung.
- Artikel, umfassend einen vorzugsweise implantierbaren medizintechnischen Gegenstand
umfassend eine vernetzte Schicht wie oben definiert. Vorteilhafter Weise erlaubt die
Beschichtung aufgrund ihrer dehäsiven Oberflächeneigenschaften die Verminderung der
Haftung von Bakterien, Eiweißen oder anderen körpereigenen Stoffen (ggf. durch Medikamente
modifiziert).
- Vorzugsweise implantierbarer medizintechnischer Silikon-Artikel, umfassend als Beschichtung
eine vernetzte Schicht wie oben definiert. Vorteilhafter Weise erlaubt die Beschichtung
aufgrund ihrer dehäsiven und/oder dehnfähigen Oberflächeneigenschaften die Erhöhung
der Körperverträglichkeit (insbesondere ist die erfindungsgemäße Beschichtung insoweit
geeignet, da keine niedermolekularen Reaktionsendprodukte vorhanden sind).
[0248] Diese genannten Ausführungsformen sind nicht auf die zweite Ausführungsform der Erfindung
begrenzt, sondern die Zusammensetzung der im erfindungsgemäßen Verfahren vernetzten
Schicht gemäß der zweiten Ausführungsform stellt eben eine bevorzugte Ausführungsform
des Artikels (Gegenstandes) dar. Dementsprechend sind auch entsprechende Artikel wie
die nachfolgend aufgezählten Teil der Erfindung, die eine erfindungsgemäße Schicht
umfassen, die in ihrer Zusammensetzung nicht der zweiten Ausführungsform entspricht.
[0249] Die Erfindung betrifft dementsprechend (bevorzugt aber nicht ausschließlich auf die
zweite Ausführungsform bezogen) auch die Verwendung einer vernetzten Schicht, bevorzugt
wie vorstehend definiert (als erfindungsgemäßer Gegenstand bzw. Bestandteil eines
erfindungsgemäßen Gegenstandes), als
- Migrationssperre (Migrationsbarriere) gegenüber Molekülen mit einer Molmasse von 100
g/mol oder mehr, vorzugsweise 50 g/mol oder mehr,
- Deckschicht auf einer Barrierebeschichtung oder einem Substrat zur Verringerung der
Migration von Gasen und Dämpfen, insbesondere Wasserdampf, Kohlendioxid oder Sauerstoff,
- Dichtungsmaterial, insbesondere für Dichtungen mit einer Dicke von maximal 1000 nm,
- flexible Beschichtung eines flexiblen Verpackungsmaterials,
- Folie oder Beschichtung zur Vergütung optischer Elemente,
- hydrolysebeständige Beschichtung,
- hydrophobe Beschichtung,
- antibakterielle Beschichtung, insbesondere nicht zytotoxische antibakterielle Beschichtung,
- Korrosionsschutzbeschichtung,
- Easy-to-Clean-Beschichtung,
- die Gleitfähigkeit erhöhende Beschichtung auf einem Elastomerprodukt,
- Schutz- und/oder UV-transparente, hydrolysestabile Folie, insbesondere für optische
Elemente von lithographischen Anlagen, weiterhin bevorzugt für optische Elemente von
immersions-lithographischen Anlagen,
- Trennschicht oder Teil einer Trennschicht oder Teil einer UV transparenten Trennschicht
zur leichteren Entformung von Kunststoffbauteilen oder Ablösung von Kunststoffen
- Reparaturfolie, insbesondere für Easy-to-Clean- oder Trennschichtanwendungen oder
optische Anwendungen,
- Folie oder Beschichtung mit dehäsiven und adhäsiven Oberflächeneigenschaften,
- Folie mit Loch- und/oder Streifenmuster insbesondere zur Beschichtung hydrophiler
Substrate zur Herstellung von lokalen Hydrophil- bzw. Hydrophobbereichen.
- weiche Spacerschicht zwischen härteren, voneinander zu separierenden Schichten oder
Substraten, insbesondere Barriereschichten,
- stark hydrophobe Deckschicht, insbesondere zur Verhinderung der Adsorption von polaren
Molekülen oder zur Verbesserung der Barriereeigenschaften von Barrierebeschichtungen
bzw. Ultra-Barrierebeschichtungen gegenüber Gasen und Dämpfen wie Wasserdampf, Kohlendioxid
oder Sauerstoff.
- Isolatorfolie oder -beschichtung insbesondere in elektrischen Bauelementen,
- Trennschicht bzw. stark hydrophobe Schicht auf diamantähnlichen Beschichtungen, insbesondere
dünnen, chemisch auf das Substrat angebundenen Beschichtungen.
Anwendungsgebiet: Migrationsbarriere
[0250] Ein erfindungsgemäßer Gegenstand kann insbesondere im Rahmen der zweiten Ausführungsform
der Erfindung eine vernetzte Schicht als Migrationsbarriere (Migrationssperre) gegenüber
Molekülen mit einer Molmasse von 50 g/mol oder mehr, vorzugsweise 100 g/mol oder mehr
umfassen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Barrierewirkung gegenüber organischen
Molekülen. Konkrete Beispiele für die Anwendung als Migrationsbarriere sind Migrationsbarrieren
zur Verhinderung des Austritts unerwünschter Substanzen aus einem Substrat, wie z.
B. die Barriere gegenüber Additiven (z. B. Weichmachern) aus einem Kunststoffsubstrat
(diese Anwendung ist von besonderer Bedeutung für Lebensmittel- und Pharmaverpackungen).
Ein erfindungsgemäßer Gegenstand kann dementsprechend eine Lebensmittelverpackung
sein oder umfassen, auf deren dem Lebensmittel zugewandter Seite eine vernetzte Schicht
appliziert ist. Die Lebensmittelverpackung selbst dient in einem solchen Produkt als
Substrat; Beispiele für Lebensmittelverpackungsmaterialien, die durch eine erfindungsgemäß
erzeugte vernetzte Beschichtung gegenüber dem Lebensmittel versiegelt werden können,
sind beispielsweise Weich-PVC, Polyurethanschäume usw.. In diesen Beispielen dient
die vernetzte Schicht zur Verhinderung des Austritts einer unerwünschten Substanz
aus dem Substrat in das Lebensmittel. Eine erfindungsgemäße vernetzte Schicht verhindert
als Migrationsbarriere aber natürlich ebenso gut den Eintritt einer unerwünschten
Substanz in ein Substrat.
[0251] Ein Beispiel für eine derartige Migrationsbarriere zur Verhinderung des Eintritts
einer unerwünschten Substanz in ein Substrat ist eine Migrationsbarriere, die auf
einem Kunststoffsubstrat angeordnet ist und den Eintritt von Lösemittel, Toxinen oder
Farbstoffen aus einer Flüssigkeit in das Substrat verhindert, die die Lebensdauer
des Kunststoffsubstrates verkürzen, eine unerwünschte Kontamination des Substrates
bewirken bzw. das Substrat einfärben könnten.
[0252] Besonders vorteilhaft ist der Einsatz der vernetzten Schicht, wenn zusätzlich zu
der Barrierewirkung eine oder mehre der nachfolgend genannten technischen Anforderungen
vorliegen: Transparenz; geringe Beschichtungsdicke von z. B. weniger als 0,5 µm; hohe
UV-Stabilität.
[0253] Typische Substrate, auf die eine erfindungsgemäß erzeugte vernetzte Schicht appliziert
werden kann, um dort als Migrationsbarriere zu fungieren, sind Folien, Dichtungsmaterialien
(z. B. PVC-Dichtungen in Schraubdeckeln, insbesondere im Lebensmittelbereich) Gummidichtungen,
Verpackungen (Lebensmittel, Pharmazeutika, Kosmetika, Medizintechnik etc.), Textilien,
Belichtungsmatrizen für die UV-Härtung etc.. Die vernetzten Migrationsbarrieren sind
physiologisch unbedenklich und weisen eine sehr gute Ökobilanz auf.
[0254] Im Zusammenhang mit dem Anwendungsgebiet "Migrationsbarriere" ist zu beachten, dass
als transparente Barrierebeschichtungen heutzutage vielfach anorganische Schichten
wie beispielsweise SiO
x oder AlO
x verwendet werden. Diese Beschichtungen können durch verschiedene Vakuumverfahren
hergestellt werden, z. B. mit PVD, CVD oder plasmaunterstütztes CVD (PE-CVD). Mit
den besagten Beschichtungen können zwar auf geeigneten Substratoberflächen ab einer
Beschichtungsdicke von 20 nm gute Barriereeigenschaften erreicht werden, ab ca. 100
nm Dicke treten bei den besagten Beschichtungen jedoch Risse auf, die sie wieder durchlässiger
machen. Dies trifft auch für plasmapolymere Barriereschichten einer bislang üblichen
Struktur zu. Zudem sind die besagten Beschichtungen spröde und daher bruchempfindlich.
Es besteht daher die Auffassung, dass für eine sehr gute Barriere auf Basis der bekannten
Beschichtungsverfahren eine nahezu fehlstellenfreie anorganische Beschichtung erforderlich
ist.
[0255] Ein weiterer Nachteil der bekannten anorganischen Beschichtungen besteht darin, dass
sie verhältnismäßig unflexibel sind. Bei einer Vielzahl von Anwendungen kommt es aber
zu einer Deformation der Substratoberfläche, die bei der Verwendung der besagten konventionellen
Beschichtungen zu Rissbildung und somit zum Verlust der Barriereeigenschaft führt.
Im Unterschied zu den bislang bekannten anorganischen Migrationsbarrieren, z. B. auf
Basis von SiO
x, sind die erfindungsgemäß hergestellten vernetzten Schichten weicher und flexibler.
[0256] Die vorliegende Erfindung löst somit auch die Aufgabe, ein verbessertes Dünnschicht-Beschichtungssystem
zur Verfügung zu stellen, welches eine geeignete Migrationsbarriere darstellt.
[0257] Für die Bereitstellung besonders guter Barriere-Beschichtungssysteme, beispielsweise
so genannte Ultrabarrieren, auch für Gase und Dämpfe mit einem geringen Molekulargewicht,
kann eine erfindungsgemäß erzeugte Schicht als Zwischenschicht (Spacerschicht) in
einem Verbund von Dünnschichten eingesetzt werden. Beispielsweise kann sie in Kombination
mit Dünnschichten eingesetzt werden, welche mit PVD, CVD oder plasmaunterstütztem
CVD (PE-CVD) aufgebracht werden (wie den oben beschriebenen stark anorganischen SiO
x-, bzw. AlO
x-Beschichtungen). Hier kann sie beispielsweise die Tendenz zur Rissbildung aufgrund
innerer (mechanischer) Spannungen bei dickeren "Gesamtschichtstärken" verringern.
Zudem wird die Flexibilität eines solchen Schichtverbundes im Vergleich mit einer
Barriereschicht ohne die erfindungsgemäße Zwischenschicht erhöht.
[0258] Eine weitere Verbesserung von Barriereschichten, bzw. Ultrabarriereschichten für
Gase und Dämpfe mit einem geringen Molekulargewicht kann durch die Verwendung der
vernetzten Schicht wie oben definiert als Deckschicht erfolgen. Aufgrund ihrer stark
hydrophoben Oberfläche verringert sie die Adsorption von polaren Molekülen wie beispielsweise
Wasser, welche häufig die Geschwindigkeit der Migration entscheidend beeinflussen.
Anwendungsgebiet. Hydrolysebeständigkeit
[0259] Hydrolysebeständige Beschichtungen werden in verschiedenen technischen Anwendungsgebieten
benötigt.
[0260] Beispielsweise werden hydrolysebeständige, hydrophobe korrosionsschützende Dünnschichtbeschichtungen,
welche eine Wärmeleitung nicht behindern, im Bereich von Wärmetauschern benötigt.
Bei Wärmetauschern treten oft gesättigte Wasserdampfatmosphären bei erhöhten Drücken
auf. Die Wärmetauscheroberflächen hingegen sind vergleichsweise kühl, so dass Feuchtigkeit
(zum Teil stark sauer) auskondensiert. Damit sich kein Wasserfilm auf den Wärmetauscheroberflächen
bildet und ggf. keine Korrosion stattfindet, ist es vorteilhaft, wenn diese Oberflächen
hydrophob ausgerüstet sind, um die Bildung eines Wasserfilms zu verhindern, der zusätzlich
abzukühlen wäre und die Wärmeleitung behindern würde. Ein Wärmetauscher, dessen Wärmetauscheroberflächen
mit einer erfindungsgemäß hergestellten vernetzten Schicht versehen ist, die wie in
der zweiten Ausführungsform beschrieben zusammengesetzt ist, ist ein Beispiel für
ein bevorzugtes erfindungsgemäßes Produkt.
[0261] Ein weiteres Anwendungsgebiet für hydrolysebeständige Beschichtungen liegt im Bereich
der Papierherstellung. Im Bereich der Papierherstellung werden hydrolysebeständige
Beschichtungen mit Antihaft-Eigenschaften benötigt, um ein Anhaften so genannter Stickies
zu verhindern. Es hat sich gezeigt, dass das Anhaften von Stickies durch Ausrüsten
der betroffenen Teile einer Papierherstellungsanlage mit einer erfindungsgemäß hergestellten
vernetzten Schicht wie oben definiert, dass das Anhaften von Stickies vollständig
oder zumindest sehr weitgehend verhindert.
[0262] Im Bereich der Herstellung von Filtermaterialien werden ebenfalls hydolysebeständige,
chemisch inerte hydrophobe Beschichtungen benötigt. Beispielsweise werden solche Filter
(sog. Hepafilter) in Anlagen eingesetzt in denen Lebensmittelverpackungen vor der
Befüllung mit H
2O
2 entkeimt werden. Entsprechende Dämpfe, als auch Reinigungsmedien können einen nicht
geschützten Filter verändern und unbrauchbar machen.
[0263] Ebenso kann die genannte vernetzte Schicht als Hydrolyseschutz-Deckschicht auf andere
Dünnschichtsysteme aufgebracht werden, welche ihrerseits beispielsweise mit PVD, CVD,
plasmaunterstütztem CVD (PE-CVD), Plasmapolymerisation, galvanisch oder in einem Sol-Gel-Prozess
aufgebracht wurden. Insbesondere anorganische Beschichtungen wie SiO
x- und AlO
x-Beschichtungen zeigen trotz ihrer guten Korrosionsschutz-Eigenschaften, beispielsweise
auf anodisierten Aluminium-Substraten, eine vergleichsweise geringe Hydrolysebeständigkeit
und werden vorzugsweise mit einer erfindungsgemäß, bevorzugten wie oben definierten
vernetzten Schicht ausgerüstet.
Anwendungsgebiet: Antihafteigenschaft / Easy-to-clean-Eigenschaften
[0264] Bei einer Vielzahl von Werkzeugen und Maschinen sind Antihafteigenschaften und/oder
Easy-to-clean-Eigenschaften gewünscht. Insbesondere sind in diesem Zusammenhang Werkzeuge
und Maschinen (wie Buchbindemaschinen, Klebstoffauftragswerke, Siegelanlagen, Druckwerke,
Kaschieranlagen, Lackieranlagen, Komponenten für Lackieranlagen, Lebensmittelverarbeitungsanlagen)
zu nennen, die mit Klebstoffen (z. B. Hot-Melts, 1-Komponenten- und 2-Komponenten-Klebstoff
mit und ohne Lösemittel oder Kaltleim), Lacke, Farben, Kunststoffen oder Lebensmitteln
in Berührung kommen; als Beispiele sind Vorlagebehälter, Pumpen, Sensoren, Mischer,
Rohrleitungen, Auftragsköpfe, Gitterroste, Lackierpistolen, Backgutträger, Automobilkomponenten,
wie z.B. Blenden etc. zu nennen. Insbesondere im Bereich der Sensoren besteht ein
besonderer Bedarf an Antihaft-Beschichtungen bzw. Easy-to-clean-Beschichtungen, welche
den gesamten Sensor überdecken und die Sensoreigenschaften nicht beeinträchtigen.
Die Applikation einer erfindungsgemäß hergestellten, wie oben definierten vernetzten
Schicht ist hier besonders vorteilhaft, da sie es erlaubt, den gesamten Sensor zu
beschichten ohne die Sensoreigenschaften zu beeinträchtigen. Zudem ist die Oberflächenenergie
einer solchen Beschichtung regelmäßig so gering, dass bereits einige gebräuchliche
Lösemittel, wie Aceton, nicht mehr auf der Oberfläche spreiten - die Oberflächenenergie
der Beschichtung liegt unterhalb derjenigen der Lösemittel. Hierdurch werden auch
das Ablauf- und das Reinigungsverhalten von lösungsmittelhaltigen Klebstoffen verbessert.
[0265] Ein erfindungsgemäßes Produkt kann beispielsweise ein Formteilwerkzeug mit einer
permanenten Entformungsschicht sein, wobei die permanente Entformungsschicht selbst
eine erfindungsgemäße hergestellte vernetzte Schicht wie oben definiert ist. Formteilwerkzeuge
mit einer permanenten Entformungsschicht sowie Verfahren zu deren Herstellung werden
in der
EP 1 301 286 B1 offenbart, wobei es dort allerdings als wesentlich festgestellt wurde, dass in der
Entformungsschicht durch zeitliche Variation der Polymerisationsbedingungen während
der Plasmapolymerisation ein Gradientenschichtaufbau erzeugt wird. Ein Gradient ist
jedoch bei einer entsprechenden Ausgestaltung der vernetzten Schicht nicht notwendig
(vgl. auch Kapitel 7.5).
[0266] Zudem kann es vorteilhaft sein, zusätzlich zu einer permanenten Entformungsschicht
auf einem Formteilwerkzeug eine erfindungsgemäß hergestellte vernetzte Schicht vorzusehen,
welche in einer ESCA-Untersuchung die oben angegeben Bindungsenergiewerte zeigt. Eine
solche Schicht besitzt in einem solchen Fall bei entsprechender Ausgestaltung auch
die Funktion einer flexiblen, die Gleiteigenschaften unterstützenden Deckschicht auf
der permanenten Entformungsschicht, welche selbst trennende Eigenschaften besitzt.
[0267] Wegen der Dehnfähigkeit der wie oben definierten vernetzten Schicht ist es möglich
flexible Produkte, wie Folien (insbesondere dehnbare Folien) mit einer entsprechenden
Antihaft- bzw. Easy-to-Clean-Oberfläche zu versehen.
Anwendungsgebiet: verbesserte Gleiteigenschaften
[0268] Dieser Aspekt der Erfindung betrifft insbesondere erfindungsgemäße Gegenstände umfassend
ein Elastomerprodukt und eine die Gleitfähigkeit erhöhende Beschichtung auf dem Elastomerprodukt,
umfassend eine vernetzte Schicht wie vorstehend definiert als Beschichtung oder Bestandteil
der Beschichtung.
[0269] Viele Elastomerprodukte, z. B. O-Ringe oder Dichtungen können mit einer erfindungsgemäß
erzeugten vernetzten Schicht als Beschichtung oder Bestandteil der Beschichtung ausgerüstet
werden, ohne dass die Beschichtung rissig wird, wenn die elastischen Eigenschaften
des Substrates (des Elastomerprodukts) beansprucht werden.
[0270] Eine Vielzahl der derzeit verwendeten Elastomere weist schlechte Gleiteigenschaften
auf, so dass die entsprechenden Elastomerprodukte nur schlecht in automatischen Bestückungsautomaten
verarbeitet werden können. Die Elastomerprodukte besitzen eine störende Oberflächenklebrigkeit
(Tack). Z. B. im technischen Gebiet der Ventile kann sich ein solcher Tack negativ
bemerkbar machen, wenn lediglich geringe Loslösekräfte erwartet werden. Erschwerend
kommt für diesen Anwendungsbereich hinzu, dass die Stoffe, welche den Tack verursachen,
auf den Ventilsitz übertragen werden und auf Dauer zu Ventilundichtigkeiten führen
können. Es ist deshalb vorteilhaft, die eingesetzten Elastomere mit einer erfindungsgemäß
erzeugten, wie oben definierten vernetzten Schicht zu versehen, da hierdurch besondere
Gleit- und auch Trenneigenschaften bei hoher Dehnfähigkeit gegeben sind. Elastomer
und Beschichtung bilden dabei gemeinsam einen erfindungsgemäßen Gegenstand.
[0271] Ein weiteres spezielles Anwendungsgebiet ist die Verbesserung der Gleiteigenschaften
von Silikon-Kautschuk, was sowohl im industriell-technischen Bereich als auch beispielsweise
im Bereich der Medizintechnik zu einer Reihe vorteilhafter Produkte führt. Ein entsprechender
erfindungsgemäßer Gegenstand umfasst dabei ein Silikon-Kautschuk-Produkt und eine
vernetzte Schicht (wie oben beschrieben).
[0272] Für beide vorgenannten Anwendungsgebiete sorgt die vernetzte Schicht zusätzlich dafür,
dass aus diesen Produkten keine Vulkanisationsrestprodukte, keine Weichmacher oder
andere Zuschlagsstoffe mit einer Molmasse von z.B. größer 50 g/mol ausdiffundieren
können (vgl. auch Anwendungsbereich Migrationsbarriere). Damit wird eine verbesserte
Eignung im Bereich der Lebensmittelverarbeitung, der Pharmazie und der Medizintechnik
erreicht.
Anwendungsgebiet: antibakterielle Beschichtungen
[0273] Nicht zytotoxische, antibakterielle Beschichtungen nach
DE 103 53 756 werden vorzugsweise mit Hilfe von SiOx - ähnlichen Beschichtungen hergestellt. Bislang
bekannte SiOx-ähnliche Beschichtungen sind zwar in der bevorzugten Schichtdicke von
ca. 30 - 60 nm in gewissen Rahmen flexibel und können auf einer Folie zur Anwendung
gebracht werden, doch ist eine solche Beschichtung keinesfalls Belastungen gewachsen,
wie sie z.B. durch einen Tiefziehprozess oder beim Knicken oder Umformen oder Spritzgießen
oder Hinterspritzen oder Kaschieren entstehen. Ferner definieren entsprechende Oberflächen
bestimmte Haftungseigenschaften (für Bakterien, Pilze, körpereigene Stoffe, etc.).
Die Anwendung von erfindungsgemäß hergestellten, wie oben definierten vernetzten Schichten
zusätzlich zu einer SiOx-Beschichtung, erweitert die Einsatzmöglichkeiten. Insbesondere
ermöglicht die hohe Flexibilität und Dehnfähigkeit der Schicht substratverformende
Weiterverarbeitungstechniken, wie Tiefziehen, Umbördeln, Prägen etc. So können beispielsweise
sogar Tuben, Verschlüsse, Ausgießer oder Schaumfolien ausgerüstet werden.
[0274] Ferner ist eine solche Schicht auf einer entsprechenden Kaschierfolie oder auch direkt
aufgebracht auch für Lebensmittelverpackung geeignet. Insbesondere ist der Einsatz
im Verbundfoliensektor von Interesse, da hierdurch beispielsweise Sperrschichteigenschaften
mit antibakteriellen Eigenschaften kombiniert werden können.
Weitere Anwendungsgebiete:
[0275] In einer Vielzahl weiterer (erfindungsgemäßer) Produkte kann eine erfindungsgemäß
hergestellte vernetzte Schicht vorteilhaft eingesetzt werden. Insbesondere sind zu
nennen: Dichtungen (als vernetzte Schicht) im sub-Mikrometer-Bereich; Beschichtungen
(als vernetzte Schicht) von metallischen Bauteilen oder Halbzeugen, insbesondere als
Korrosionsschutzbeschichtung und/oder hydrophobe Beschichtung auf derartigen metallischen
Bauteilen oder Halbzeugen, insbesondere für Bauteile oder Halbzeuge, welche in der
Weiterverarbeitung oder im Gebrauchseinsatz Verformungen ausgesetzt sind; Beschichtungen
(als vernetzte Schicht), die an einer plasmagestützt vorbehandelten Substratoberfläche
haften und gemeinsam mit dem Substrat ein erfindungsgemäßes Produkt bilden.
8.3 Antimikrobielle, vorzugsweise nicht zytotoxische Beschichtung
[0276] Gemäß einer dritten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch dritte
Ausführungsform) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens Schichten
herzustellen und auf Produkte aufzubringen, die antibakterielle, bevorzugt nicht-zytotoxische
Beschichtungen darstellen.
[0277] Eine antimikrobielle, nicht-zytotoxische Beschichtung zeichnet sich nach
DE 197 56 790 aus durch:
- 1. Antimikrobielles und nicht-zytotoxisches Schichtmaterial, umfassend
- a) eine Biozid-Schicht mit einem bioziden Wirkstoff, und
- b) eine die Biozid-Schicht bedeckende Transportkontrollschicht mit einer Dicke und
einer Porosität, die eingestellt sind, um den bioziden Wirkstoff aus der Biozid-Schicht
durch die Transportkontrollschicht hindurch in einer antimikrobiellen und nicht-zytotoxischen
Menge abzugeben.
[0278] Zur Herstellung einer solchen Schicht wird ein zweistufiges Beschichtungsverfahren
benötigt. In
WO 2005/049699 wird ergänzend beschrieben, wie eine solche Schicht beispielsweise mit Plasma- oder
Sputterverfahren herstellbar ist.
[0279] Im Stand der Technik werden mit Biozid-Nanopartikeln gefüllte Flüssigkeiten z. B.
im so genannten VERL-Verfahren hergestellt. Dabei wird die Herstellung und die Stabilisierung
von Nanosuspensionen durch die sogenannte VERL-Technologie ermöglicht (Vacuum Evaporation
on Running Liquids). Hierbei wird ein Metall auf eine bewegte Flüssigkeit gesputtert.
In dieser flüssigen Matrix bilden sich nicht-agglomerierte Partikel mit Durchmessern
von wenigen Nanometern. Bei diesem Verfahren entstehen dementsprechend Dispersionen
von isolierten, nanoteiligen Partikeln in einer Trägerflüssigkeit. Häufig ist diese
Trägerflüssigkeit ein einfaches, lineares Silikonöl. Die Erfindung ist dennoch nicht
auf die durch das VERL-Verfahren bereitgestellten Suspensionen beschränkt.
[0280] Entsprechende Dispersionen können unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
vernetzt werden. Dadurch erhält man eine mit Biozid-Nanopartikeln gleichmäßig durchsetzte
vernetzte Transportkontrollschicht. Die so hergestellte Schicht unterscheidet sich
wesentlich von den in
DE 197 56 790 hergestellten Polymeren, denn diese enthalten sowohl keine Transportkontrollschicht,
als auch durch den Verdünnungseffekt eine deutliche geringere Menge an Biozid pro
Volumen. Sie unterscheiden sich auch wesentlich von den nach
DE 197 56 790 hergestellten Schichten, da die Biozid-Nanopartikel gleichmäßig in der Beschichtung
verteilt sind. Durch die Vernetzung der Matrix wird die Dichte an Nanopartikel gegenüber
der Ausgangsdispersion weiter erhöht. Die Materialauswahl, als auch die Einstellung
der Vernetzungsintensität steuert die Transportkontrolleigenschaften.
[0281] Die dargelegte erfindungsgemäße Vorgehensweise erlaubt in einfacher Weise die lokale,
als auch ganzflächige Beschichtung von Gegenständen, als auch von komplexen Geometrien,
die dem Sputterverfahren nicht oder nur mit hohem technischen Aufwand zugänglich sind.
[0282] In der
DE 103 537 56 A1 sind antimikrobielle vorzugsweise nicht-zytotoxische Beschichtungen offenbart, die
in ihrer Zusammensetzung den mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens herstellbaren
vernetzten Schichten ähneln. Auf dem Wege der Verweisung wird die genannte Offenlegungsschrift
Bestandteil der vorliegenden Anmeldung. Besonders sei auf die Abschnitte 11 und 20
bis 22 in Zusammenhang mit der Transportkontrollschicht und die Abschnitte 12 - 15
in Hinblick auf die Art und Form der bioziden Nanopartikel verwiesen, In Abschnitt
26 werden dem Fachmann Hinweise auf die benötigte Nanobiozidmenge, um nicht zytotoxiche
Oberflächen zu gestalten, gegeben.
[0283] Bestandteil der dritten, bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist dem Vorgesagten
entsprechend eine erfindungsgemäß Schicht oder ein erfindungsgemäßer Gegenstand, wobei
die vernetzte Schicht Biozid-Nanopartikel umfasst und die Schicht ohne die Nanopartikel
ein Matrixmaterial für die Nanopartikel darstellt mit einer Porosität, die so eingestellt
ist, dass der biozide Wirkstoff aus dem Matrixmaterial abgegeben werden kann.
[0284] Bevorzugt erfindungsgemäße Gegenstände der dritten Ausführungsform der Erfindung
werden in den Ansprüchen 37 bis 48 näher charakterisiert.
8.4 Korrosionsschutz und Anlaufschutz
[0285] Gemäß einer vierten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch vierte
Ausführungsform) werden die im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Schichten
als Korrosionsschutzschichten eingesetzt. Ähnliche Korrosionsschutzschichten sind
in der
EP 1 027 169 offenbart, die auf dem Wege der Verweisung in diese Anmeldung inkorporiert wird.
Dies gilt insbesondere für die Hinweise auf die Eigenschaften und Zusammensetzungen
der jeweiligen Korrosionsschutzschichten.
[0286] Die im erfindungsgemäßen Verfahren erzeugten vernetzten Beschichtungen eignen sich
hervorragend zur Herstellung von Korrosionsschutzbeschichtungen. Dabei spielen folgende
Aspekte eine Rolle:
- a.) Vernetzte Schichten sind aufgrund ihrer dreidimensionalen Vernetzung chemisch
und thermisch besonders stabil.
- b.) Vernetzte Schichten können im Gegensatz zu plasmapolymeren Beschichtungen Fehlstellen,
insbesondere Hinterschneidungen, Poren und andere "Hohlräume" besser beschichten.
Sie sind daher auch gut geeignet, auf rauen Oberflächen einen wirkungsvollen Korrosionsschutz
zu gewährleisten, so dass im Vergleich zu plasmapolymeren Beschichtungen geringere
Anforderungen an eine Glättung als Vorbehandlung gestellt werden müssen. Darüber hinaus
inkorporieren sie Staub, so dass weitere Fehlstellen vermieden werden können.
- c.) Vernetzte Schichten können in einfacher Weise mit Korrosionsschutzinhibitoren
gefüllt werden.
- d.) Die Precursoren für vernetzte Schichten lassen sich vorteilhaft in Reinigungsbädern
aufbringen, so dass sie die Bauteiloberfläche nach der Reinigung gleichmäßig benetzen.
- e.) Vernetzte Schichten sind tolerant gegen eine Vielzahl von Hilfsstoffen der Metallbearbeitung
wie beispielsweise Mineralöle, da diese Stoffe vielfach ebenfalls vernetzt und in
die Beschichtung eingebaut werden können.
- f.) Der flüssige Precursor kann in Eloxalporen eindringen, so dass die vernetzten
Schichten eine neuartige Verdichtung der Eloxaloberfläche darstellt. Zusätzlich wird
die Basenbeständigkeit dieser neuartigen Eloxaloberfläche deutlich verbessert. Die
Kombination mit Farbeloxal- als auch Sandoralverfahren ist gegeben.
[0287] Dementsprechend ist gemäß der vierten Ausführungsform der Erfindung Bestandteil der
Erfindung ein Gegenstand, der eine korrosionsempfindliche Fläche umfasst, auf der
die vernetzte Schicht angeordnet ist.
[0288] Bevorzugte Ausführungsformen sind in den Ansprüchen 49 bis 53 näher charakterisiert.
[0289] Vorteilhaft beim Anbringen der im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten, vernetzten
Schicht als Korrosionsschutzschicht ist es, dass das Beschichtungsverfahren bei Raumtemperatur
durchgeführt werden kann.
[0290] Bevorzugt ist dabei, dass die zu beschichtende Oberfläche (das Substrat) in einem
Vorbehandlungsschritt einer mechanischen, chemischen und/oder elektrochemischen Glättung
unterworfen wird.
[0291] Weiterhin ist vorteilhaft, dass das Substrat während der Reinigung mit dem flüssigen
Precursor überzogen werden kann und mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens der Precursor
in der Reinigungsapparatur direkt vernetzt werden kann, da wenig aparativer Aufwand
für das Verfahren notwendig ist. Beispielsweise kann der flüssige Precursor ein Bestandteil
eines Reinigungsbades oder einer Reinigungsflüssigkeit in einer Reinigungsanlage sein.
Die Vernetzung kann beispielsweise innerhalb eines Trocknungsofens oder auch direkt
in der Reinigungsanlage erfolgen.
[0292] In einem bevorzugten Beschichtungsverfahren entsprechend der vierten Ausführungsform
der Erfindung wird zur Reinigung und Aktivierung der Oberfläche ein reduzierendes
oder oxidierendes Plasma verwendet.
[0293] In einem ebenso bevorzugten Beschichtungsverfahren entsprechend der vierten Ausführungsform
der Erfindung wird zur Reinigung und Aktivierung bzw. zur Verfestigung von (excimer)vernetzbaren
Kontaminationen der Oberfläche UV-Strahlung eingesetzt, insbesondere UV-Strahlung
aus Excimerlampen. Beispielsweise wirken hierbei flüssige Kontaminationen wie beispielsweise
Mineralöle als Precursoren.
[0294] In einem weiteren bevorzugten Verfahren wird das zu beschichtende Substrat einer
Kombination von mechanischer Oberflächenbehandlung und Beizen unterworfen, bevor es
beschichtet wird.
[0295] In jedem Fall wird der Fachmann darauf achten, dass eine ausreichende Vernetzung
stattfindet und insbesondere eine optimale Haftung zum Untergrund hergestellt wird.
Eine gute Haftung der Beschichtung auf dem Untergrund ist beispielsweise dann gegeben,
wenn Gitterschnittwerte von GT0 erreicht werden. Besonders haftfeste Schichten werden
nach einem solchen Gitterschnitttest auch bei einer korrosiven Belastung, beispielsweise
in einem Salzsprühtest, nicht unterwandert.
[0296] Vorteilhaft ist, dass im Rahmen der Vernetzung der flüssigen Precursoren mittels
UV-Strahlung aus Excimern gleichzeitig Eloxal-Oberflächen verdichtet werden können.
[0297] Bevorzugt wird für die vierte Ausführungsform der Erfindung der Vernetzungsvorgang
durch die UV-Bestrahlung in einer Atmosphäre aus Sauerstoff und/oder Stickstoff und/oder
einem Edelgas und/oder getrockneter Luft oder entsprechender Mischgasatmosphäre durchgeführt,
wobei bevorzugt die Atmosphäre druckreduziert ist. Die Druckreduzierung kann auch
unabhängig von der gewählten Atmosphäre vorteilhaft sein.
[0298] In einem bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren gemäß dem vierten Aspekt der Erfindung
wird der flüssige Precursor in einer Dicke von 5 nm bis 10 µm aufgetragen, weiter
bevorzugt umfasst der flüssige Precursor einen Korrosionsschutzinhibitor.
[0299] Vorteilhaft für diesen Aspekt der Erfindung ist auch, dass die Mischung, die in dem
erfindungsgemäßen Verfahren aufgetragen wird, neben dem flüssigen Precursor Verbindungen
mit Reinigungsfunktionen für die zu beschichtende Oberfläche umfasst.
[0300] Vorteilhaft ist auch eine Mischung für das erfindungsgemäße Verfahren, die Bestandteile
enthält, die zur Verdichtung der Oberfläche des Substrates im Rahmen der Bestrahlung
führen und eine kinematische Viskosität von ≤ 100.000 mm
2/s bei 25 °C aufweisen, beispielsweise ein entsprechendes PDMS-Silikonöl wie beispielsweise
Wacker Siliconöl AK 25 oder AK 10000.
[0301] Bevorzugt wird ein Verfahren, bei dem der Precursor durch ein Aerosolverfahren, ein
Tauchverfahren, einem Sprayverfahren oder einem Roll-to-roll-Verfahren aufgetragen
wird. Besonders bevorzugt werden hierbei Korrosionsschutzbeschichtungen auf flachen
Substraten und Bahnware aus Metallen.
[0302] Zum Zwecke des Korrosionsschutzes wird bevorzugt, eine geschlossene erfindungsgemäße
Beschichtung auf der zu schützenden Oberfläche zu erzeugen. Lokale Schichtdickenunterschiede
sind zunächst als zweitrangig anzusehen, sofern auf der gesamten Oberfläche vergleichbare
Schichteigenschaften bzgl. des Korrosionsschutzes eingestellt werden.
[0303] Die Schichtdickenunterschiede beeinflussen jedoch das optische Erscheinungsbild der
Beschichtung, da die aufgebrachten dünnen Schichten dem Betrachter durch Interferenz
einen Farbeindruck vermitteln. Daher sind geschlossene Beschichtungen mit lokalen
Schichtdickenabweichungen unterhalb von 10% bezogen auf die mittlere Schichtdicke
besonders bevorzugt. Diese vermitteln dem Betrachter eine optisch einheitliche Beschichtungsfarbe.
Gleichmäßige Flüssigkeitsschichten können durch Tauchverfahren, durch Roll-to-Roll
Systeme oder anderen dem Fachmann bekannten Verfahren appliziert werden.
[0304] Ebenso besonders bevorzugt werden geschlossene Beschichtungen mit lokalen Schichtdickenunterschieden
im Bereich von 20% bis 200% bezogen auf die mittlere Schichtdicke, wobei der gesamte
Bereich an Schichtdickenvariation innerhalb einer lateralen Strecke von 100µm auf
der Oberfläche der vernetzten Schicht angenommen wird. Derartige schnelle Schichtdickenvariationen
können aufgrund ihrer Größe von dem unbewaffneten Auge nicht aufgelöst werden. Während
im Mikroskop die verschiedenen Schichtdickenbereiche deutlich durch die zugehörige
Interferenzfarbe erkennbar sind, wirkt die Beschichtung makroskopisch nahezu farblos.
Schichtdickenverteilungen dieser Art können bevorzugt über Sprayverfahren oder Aerosolkondensation
realisiert werden.
[0305] Weiter bevorzugt sind geschlossene Beschichtungen mit lokalen Schichtdickenunterschieden
im Bereich von 50% bis 100% bezogen auf die mittlere Schichtdicke, wobei die Schichtdickenvariation
innerhalb einer lateralen Strecke von 200µm auf der Oberfläche der vernetzten Schicht
angenommen wird.
[0306] Weiterhin bevorzugt wird ein erfindungsgemäßes Beschichtungsverfahren, bei dem mehrere
Zyklen des erfindungsgemäßen Verfahrens (alternierendes Auftragen von flüssiger Schicht
und nachfolgendes Aushärten) durchgeführt werden und auf diese Weise ein Mehrschichtsystem
realisiert wird. Hierbei kann in den verschiedenen Zyklen durchaus dasselbe Precursormaterial
eingesetzt werden. Auf diese Weise ist es möglich Beschichtungsfehler zu reduzieren.
Bevorzugt werden Beschichtungssysteme mit sukzessiv steigender Schichtdicke. Besonders
bevorzugt wird ein Zweischichtsystem bestehend aus einer Basisschicht mit einer Schichtdicke
unterhalb von 100nm nach UV-Vernetzung und einer Deckschicht mit einer Schichtdicke
oberhalb von 200nm nach Vernetzung. Ebenso bevorzugt wird eine mittlere Gesamtschichtdicke
im Bereich von 170 bis 210nm.
8.5 Trennschichten
[0307] Gemäß einer fünften bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch fünfte
Ausführungsform) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens erfindungsgemäße
Schichten herzustellen und auf Produkte aufzubringen, wobei die Schichten eine Trennfunktion
besitzen. Bestimmte Trennschichten wurden bereits im Rahmen der zweiten bevorzugten
Ausführungsform in der Erfindung beschrieben und sind auch als besondere Ausführungsform
der fünften Ausführungsform der Erfindung zu verstehen.
Permanente Trennschicht:
[0308] Beispielsweise bei der Formung von Kunststoffen werden zur Erleichterung der Trennung
des geformten Gegenstandes (Formteil) vom Formteilwerkzeug üblicherweise Trennmittel
verwendet.
[0309] Aus dem Stand der Technik sind Trennmittelsysteme, beispielsweise in Form von Lösungen
oder Dispersionen bekannt, die normalerweise auf die Oberfläche des Formteilwerkzeugs
aufgesprüht werden. Diese Trennmittelsysteme bestehen aus trennaktiven Wirkstoffen
und einem Trägermedium, in der Regel organische Lösemittel, wie beispielsweise Kohlenwasserstoffe
(teilweise auch chloriert), und Wasser. Solche aufgesprühten Trennmittelsysteme trennen
im Wesentlichen immer das Formteil von dem Formteilwerkzeug durch eine Mischung aus
einem Kohäsionsbruch und einem Adhäsionsbruch, wobei jedoch meistens Trennmittel auf
dem zu trennenden Formteil verbleibt. Dies kann vielfach zu Schwierigkeiten bei der
Weiterverarbeitung, z. B. beim Kleben, Kaschieren, Lackieren oder Metallisieren des
Formteils, führen. Es muss daher ein Reinigungsschritt zwischengeschaltet werden,
was zusätzliche Kosten hervorruft. Zudem muss vor jeder Ausformung (oder zumindest
regelmäßig) Trennmittel auf die Oberflächen der Formteilwerkzeuge aufgetragen werden,
was ebenfalls kostspielig ist und zu ungleichmäßigen Entformungsergebnissen führen
kann. Schließlich emittieren diese Trennmittelsysteme erhebliche Mengen von Lösemitteln
in die Umwelt.
[0310] Dementsprechend ist es Bestandteil der Erfindung die Verwendung einer in einem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellten (excimer)vernetzten Schicht zur Herabsetzung der Adhäsion
eines Formteilwerkzeuges gegenüber einem Formteil. Somit wirkt die Beschichtung als
semipermanente bzw. permanente Trennschicht oder in Zusammenhang mit reduzierten Trennmittelmengen
oder vereinfachten Trennmitteln oder internen Trennmitteln als Trennhilfe. Bestandteil
der Erfindung ist dementsprechend auch ein erfindungsgemäßer Gegenstand, wobei der
Gegenstand ein mit einer vernetzten Schicht beschichtetes Formteilwerkzeug ist.
[0311] Die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens aufgetragenen Schichten eignen sich
nicht nur für die Beschichtung von metallischen Formen, sondern auch zur Beschichtung
von Kunststoffen und Gläsern. Letzteres ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil
diese Materialien als Bestandteil von Formteilwerkzeugen benötigt werden, um UVaushärtende
Lacke oder Kunststoffe zu verarbeiten. Dabei ist bevorzugt zumindest ein Teil des
Formteilwerkzeuges als Glasbauteil ausgelegt, so dass nach der Injektion/Flutung der
Form mit der photohärtbaren Masse die Bestrahlung durch die vernetzte Schicht und
die beschichtete Glasform zur Aushärtung erfolgen kann. Für hochwertige Bauteiloberflächen
bietet es sich an eine permanente Trennschicht zu verwenden, da sie, anders als konventionelle
flüssige Trennmittel, keine Stoffe an das zu fertigende Bauteil abgibt.
[0312] Neben guten trennenden Eigenschaften muss eine entsprechende Beschichtung über eine
sehr hohe Transparenz im verwendeten UV-Bereich verfügen. Dies ist sowohl mit plasmapolymeren
Trennschichten, als auch den im erfindungsgemäßen Verfahren herstellbaren vernetzten
Schichten darstellbar. Das erfindungsgemäße Verfahren hat jedoch den Vorteil, dass
es deutlich einfacher, schneller und preisgünstiger auszuführen ist. Es besteht sogar
die Möglichkeit die Formoberfläche zu beschichten ohne die Form aus der Anlage auszubauen.
[0313] Zur erfindungsgemäßen Herstellung einer solchen Trennschicht bietet sich die Verwendung
von Silikonölen als Precursor an. Mit der AK - Reihe werden beispielsweise von der
Wacker Chemie AG Produkte angeboten, die sich hinsichtlich der Kettenlänge und Viskosität
unterscheiden. Nutzbar sind generell alle Produkte ab AK1, auch in beliebiger Mischung
miteinander. Durch die niedrige Oberflächenenergie der Öle wird eine gute Benetzung
der gereinigten Werkstückoberfläche gewährleistet. Falls notwendig, wird die Bauteiloberfläche
vor dem Precursorauftrag geeignet gereinigt.
[0314] Bei der Auftragung der Öle bietet es sich an mit Schichtdicken zwischen 100 - 1000
nm zu operieren. Allerdings sind auch geringere oder höhere Schichtdicken möglich.
Der Fachmann wird diese nach Kriterien wie Verschleißfestigkeit oder der Notwendigkeit
Konturen genau abzubilden ausrichten. Höhere Schichtdicken versprechen eine höhere
Verschleißfestigkeit.
[0315] Während der Vernetzung, bevorzugt mittels Excimerlampen ist darauf zu achten, dass
die Bestrahlungsintensität derart gewählt wird, dass einerseits ein ausreichend starres
Netzwerk entsteht, andererseits aber nicht zu viele organische Gruppen aus der Oberfläche
entfernt werden.
[0316] Alternativ zu den genannten Silikonölen lassen sich fluorierte Silikonöle und fluororganische
Öle verwenden. Auch bei der Herstellung von Schichten aus diesen Materialklassen wird
der Fachmann darauf achten, dass nicht über eine zu intensive Vernetzung eine zu große
Anzahl von CF
3 - Gruppen verloren geht. Er wird ferner die entstehende Schicht mittels Randwinkelmessung
bzw. ESCA - Analyse näher charakterisieren. Gute Trennschichten weisen in jedem Fall
auf glatten Oberflächen Wasserrandwinkel von >100°, vorzugsweise >105° auf.
[0317] Weiterhin vorteilhaft ist es, wenn während der Aushärtung Sauerstoff/Luft auf der
Oberfläche ausgeschlossen werden kann. Dies kann beispielsweise mit Hilfe einer Stickstoffbegasung
erreicht werden.
[0318] Einen weiteren Vorteil erhält man, wenn innerhalb einer Niederdruckapparatur gearbeitet
werden kann, und nach der Aushärtung die noch vorhandenen Radikale gezielt abreagiert
werden können. Hier bietet sich beispielsweise die Verwendung von H
2 oder Verbindungen mit konjugierten oder nicht-konjugierten C-C-Doppelbindungen wie
Vinyltrimethylsiloxan VTMS, C
2H
4, Isopren, Methacrylate an. Diese Gase beziehungsweise Dämpfe können sowohl als Reingase
als auch in Mischungen beispielsweise mit Inertgasen wie Stickstoff oder Edelgasen
wie Argon in Kontakt zur Oberfläche gebracht werden.
[0319] Bei der erfindungsgemäßen Beschichtung von UV-transparenten Werkstoffen ist es von
verfahrenstechnischem Vorteil, wenn der flüssige Precursor durch den UV-transparenten
Werkstoff hindurch vernetzt wird. Die Anordnung wird also so gewählt, dass das UV-Licht
zuerst auf das zu beschichtende Material trifft, dieses durchdringt und dann den darauf
aufgetragenen flüssigen Precursor vernetzt.
[0320] Bei der Beschichtung von Formen, die mit konventionellen Trennmitteln betrieben wurden,
bietet es sich an, die trotz Reinigung verbleibenden Trennmittelreste mit Hilfe von
UV-Strahlung, bevorzugt Strahlung mit einer Wellenlänge < 250nm, besonders bevorzugt
Strahlung aus Excimerlampen, bei hoher Intensität zu vernetzen, so dass sie ihre trennenden
Eigenschaften verlieren und einen geeigneten Haftgrund liefern.
[0321] Da konventionelle flüssige oder pastenförmige Trennmittel vielfach auf Basis von
Wachsen oder Silikonölen hergestellt werden, eignen sich auch solche Stoffe als Precursoren
für die Herstellung vernetzter permanenter Trennschichten.
8.6 Easy-to-clean-Schichten
8.6.1 Leicht zu reinigende Oberflächen durch geeignete Oberflächenchemie
[0322] Gemäß einer sechsten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch
sechste Ausführungsform) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
erfindungsgemäße Schichten zu erzeugen (und auf Produkte) aufzubringen, die in ihrer
Struktur Easy-to-clean-Schichten, wie sie in der Anmeldung in der
WO 03/002269 A2 offenbart sind, ähnlich sind. Die genannte Offenlegungsschrift wird hiermit auf dem
Wege der Verweisung in die vorliegende Anmeldung inkorporiert, dies gilt insbesondere
für die Vorteile der genannten Schichten und ihre Eigenschaften, soweit sie in dem
benannten Dokument offenbart sind.
[0323] Die gemäß der sechsten Ausführungsform der Erfindung im erfindungsgemäßen Verfahren
erzeugten, (excimer)vernetzten Easy-to-clean-Schichten (leicht zu reinigende Schichten)
sind auf siliciumorganischer oder fluororganischer Basis aufgebaut. Sie entsprechen
in ihren Eigenschaften den in der genannten WO-Schrift offenbarten Schichten. Insbesondere
sind sie leicht zu reinigen. Der Fachmann ist in der Lage durch Auswahl der geeigneten
Precursoren und durch Einstellung geeigneter UV-Vernetzungsbedingungen im erfindungsgemäßen
Verfahren insbesondere mittels Excimerlampen Schichten bzw. erfindungsgemäße Gegenstände
wie nachfolgend beschrieben zu erzeugen:
Dementsprechend ist ein Teil der sechsten Ausführungsform der Erfindung eine erfindungsgemäße
Schicht oder ein erfindungsgemäßer Gegenstand, wobei die vernetzte Schicht eine Silicium,
Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff und/oder Fluor umfassende Schicht ist, für
die bei Bestimmung mittels ESCA gilt:
- Das Stoffmengenverhältnis O : Si ist > 1,25 und < 2,6
- und das Stoffmengenverhältnis C : Si ist > 0,6 und < 2,2.
[0324] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Gegenstand gemäß der sechsten Ausführungsform
der Erfindung, wobei die vernetzte Schicht bezogen auf ihre Gesamtatomzahl ohne Wasserstoff
- minimal 20 und maximal 30 Atomprozente Si,
- minimal 25 und maximal 50 Atomprozente O und
- minimal 25 und maximal 50 Atomprozente C
enthält.
[0325] Weiter bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Gegenstand, wobei die vernetzte Schicht
Wasserstoff und/oder Fluor umfasst, wobei gilt:
1,8 : 1 n(H und/oder F) : n (C) < 3,6 : 1
vorzugsweise
2,2 : 1 n(H und/oder F) : n (C) < 3,3 : 1.
[0326] Weiter bevorzugt ist ein Gegenstand, bei dem die vernetzte Schicht einen Wasserrandwinkel
von über 90°, vorzugsweise über 95° und weiter vorzugsweise über 100° besitzt. Erfindungsgemäß
ist ein Gegenstand bevorzugt, der eine vernetzte Schicht umfasst, wie oben in der
sechsten Ausführungsform der Erfindung definiert, der ausgewählt ist aus der Gruppe
bestehend aus: Felge, Radkappe, Aluminiumprofil, eloxiertes Aluminiumbauteil insbesondere
für Armaturen, Fenster, Duschen, Automobile; Fenster, Verkleidungen, Windradflügel,
Metallverblendung insbesondere für Häuser, insbesondere für Küchen bzw. Küchengeräte;
Display, insbesondere für Küchen, insbesondere für Handys; Verglasungen, Automobilkarosserieteile,
Automobilinteriourbauteile, Felge, Motorradbauteile, Getränkebehälter, Farbbehälter,
Tintenbehälter, Tuschepatrone, Flasche, Küchengerät, Bratpfanne, Hinweisschild, Warnzeichen,
wiederverwendbare Gefäße für Lebensmittel, wie z.B. Flaschen oder Fässer; Holzoberflächen,
lackierte bzw. lasierte Holzoberflächen, Textilen, Backgutträgern, Bauteilen für Lackierkabinen,
Gitterroste, Lackiergehänge, Formen zur Herstellung von Lebensmitteln, wie z.B. Schokoladen-
oder Gummibärchenformen, Formen zur Herstellung von Gummi, insbesondere Reifen und
Kondome, Schnuller, Sauger.
[0327] Bevorzugte Easy-to-clean-Schichten sind fluorfrei und/oder besitzen einen Rauwert
R
a von < 1 µm, bevorzugt ≤ 0,3 µm, bevorzugt < 0,1 µm an ihrer Oberfläche.
[0328] Die in diesem Kapitel beschriebenen "Easy-to-clean-Schichten" sind bevorzugt leicht
entlackbar und zum einfachen Reinigen mit Trockeneis umgestaltet, was sie besonders
gut einsetzbar im Rahmen von Lackierungsanlagen bzw. für bei der Lackierung eingesetzte
Gegenstände als leicht reinigbare Schutzschicht macht.
8.6.2 Leicht zu reinigende Oberflächen durch Glättung bzw. Verschließen von Oberflächenunebenheiten
[0329] Bei Oberflächen mit offenen Poren oder anderen Oberflächenunebenheiten ist zu beobachten,
dass Verunreinigungen sich in Vertiefungen ablegen und somit als Anker wirken, welche
durch den Reinigungsprozess oftmals nicht erreicht werden. In ungünstigen Fällen entsteht
auf diese Weise durch die Verunreinigung ein dauerhafter sichtbarer Kontrast.
[0330] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann erreicht werden, dass Poren oder Vertiefungen
der Oberfläche verschlossen werden: Die aufgebrachte Flüssigkeit neigt dazu, der Schwerkraft
folgend, sich bevorzugt, in die Vertiefungen zu legen oder wird durch den Kapillareffekt
in die Oberflächenporen gesogen. Auf diese Weise kann eine Oberflächenversiegelung
und -glättung erzielt werden. Verunreinigungen können nicht wie bisher in die Oberflächenstruktur
eindringen oder sich an offen liegenden scharfen Kanten verklammern.
[0331] Bevorzugt werden transparente, glättende, hydrophobe Beschichtungen auf siliziumorganischer
Basis.
8.7 Einbau von Feststoffpartikeln
[0332] Gemäß einer siebten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch siebte
Ausführungsform) werden mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens erfindungsgemäße
Schichten oder Gegenstände hergestellt, die in der vernetzten Schicht Feststoffpartikel
umfassen, die gleichzeitig mit dem flüssigen Precursoren aufgetragen wurden. Beispiele
für solche Partikel finden sich auch weiter vorne beschrieben.
[0333] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist man insbesondere in der Lage, Partikel mit
einer Größe zwischen 10 nm und 20 µm in einer Beschichtung aufzutragen. Es können,
einstellbar über die Bestrahlungs-, insbesondere die UV-Prozessparameter wie Behandlungsdauer,
Intensität, Atmosphärenzusammensetzung und Abstand der Strahlungsquellen, vernetzte
Schichten erzeugt werden, die eine Bindung zu den (ursprünglichen) Feststoffpartikeln
besitzen oder in die die entsprechenden Partikel lediglich eingebettet sind. Durch
entsprechende Prozessführung ist es darüber hinaus möglich, die Schichten so auszugestalten,
dass die eingebetteten Partikel über die Oberfläche der im erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten vernetzten Schicht hinausragen.
[0334] Alternativ ist es auch möglich mit geeigneten Abtragungsmethoden, Teile der vernetzten
Schicht wieder zu entfernen, wobei darauf zu achten ist, dass die Partikel selbst
nicht entfernt werden. Dadurch können Teile der Oberflächen der Partikel freigelegt
werden. Die insgesamt freigelegte Fläche kann beispielsweise über die Partikelgröße,
über die Konzentration der Partikel in der Matrix der erfindungsgemäß vernetzten Schicht
oder über die UV-Prozessparameter eingestellt werden.
[0335] Damit ist man in der Lage, lateral isolierte Partikel-Oberflächen bereitzustellen,
welche für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet sind:
- für die heterogene Katalyse durch entsprechende katalytisch aktive Partikel.
- als Ankerpunkt für die Fixierung/Heterogenisierung von homogenen Katalysatoren, beispielsweise
für Enzyme oder andere Biokatalysatoren, oder sonstige Wirkstoffe beispielsweise für
chemische, biochemische oder biotechnologische Reaktionen oder für eine Funktionalisierung
technischer Oberflächen, beispielsweise für eine verminderte Tropfen- (Nebel-) oder
Raureifbildung oder ein vermindertes Anhaften/-wachsen von Mikroorganismen oder Algen.
Dabei können die aktiven Substanzen auch über Spacer-Moleküle fixiert werden.
- als Ankerpunkt für die Fixierung von Sensor-Substanzen, beispielsweise Biosensoren
wie Antikörper als Immunosensoren, für die chemische, biochemische oder (mikro-)biologische
Analytik bzw. Molekulardiagnostik wie beispielsweise für den Nachweis von Antikörpern
im Blut oder den Nachweis von Krankheitserregern in wässrigen Flüssigkeiten. Dabei
können die aktiven Substanzen auch über Spacer-Moleküle fixiert werden. Ein spezielles
Beispiel hierfür ist die Fixierung von Antikörpern oder Oligonucleotiden an freigelegten
Nickel-Partikeloberflächen über Nickel-Chelate wie Nickel-Nitrilotriessigsäure (Ni-NTA).
- als Grenzfläche für eine (minimale) Stoffabgabe von Wirkstoffen aus den Partikeln;
beispielsweise antimikrobiellen Wirkstoffen, Pestiziden, homogenen (Bio-)Katalysatoren,
Enzymen, Hormonen, Nährstoffen, Riech- und Aromastoffen, Tensiden. Diese Stoffabgabe
kann flexibel dargestellt werden: sowohl so, dass über einen längeren Zeitraum lediglich
winzige Spuren von Wirkstoffen migrieren, als auch so, dass nach einer Initiation,
beispielsweise dem Kontakt mit einem geeigneten Medium und/oder durch Erwärmung und/oder
durch Licht, die Abgabe innerhalb einer kurzen Zeit zum Erliegen kommt. Dies kann
sowohl so realisiert werden, dass die Partikel selbst während der Abgabe verbraucht
werden, als auch so, dass die Partikel wiederum als Matrix funktionieren, in der die
Wirkstoffe gespeichert sind.
8.8 Haftvermittler-, Primerschichten, funktionalisierte Oberflächen
[0336] Gemäß einer achten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch achte
Ausführungsform) werden mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens Haftvermittler-
und Primerschichten erzeugt und/oder auf eine Oberfläche aufgetragen bzw. funktionalisierte
Oberflächen erzeugt.
[0337] Haftvermittler- und Primerschichten zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbst eine
gute Haftung zum Untergrund aufbauen und gleichzeitig funktionelle Gruppen an der
Oberfläche zur Verfügung stellen, die eine optimale Anbindung weiterer Stoffe, wie
Klebstoffe, Farben, Lacke oder Metallisierungen, ermöglichen.
[0338] Sie werden überall dort eingesetzt, wo eine einfache Reinigung oder Aktivierung nicht
ausreichend ist, weil besondere funktionelle Gruppen benötigt werden oder ein zusätzlicher
Schutz der Oberfläche notwendig ist.
[0339] Solche Schichten können mit Hilfe der im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
vernetzten Schicht in idealer Weise hergestellt werden. Dabei geht man wie folgt vor:
- 1. Reinigung und ggf. Oberflächenfunktionalisierung des Bauteils
- 2. Benetzung mit einem flüssigen Precursor in der gewünschten Schichtstärke
- 3. Vernetzen mittels Strahlung ≤ 250 nm, bevorzugt Excimerlampenstrahlung, wobei
- a.) die umgebende Gasatmosphäre derart ausgewählt ist, dass geeignete Gruppen für
die spätere Haftvermittler- und Primerfunktion zur Verfügung stehen und
- b.) die Bestrahlungsbedingungen des flüssigen Precursors derart gewählt werden, dass
Radikale an seiner Unterseite und, wenn durch den benetzten Werkstoff möglich, an
dessen Oberfläche erzeugt werden.
[0340] Die Arbeitsschritte 1 und 2 können auch in einer Reinigungsanlage zu einem Arbeitsschritt
zusammengefasst werden. Liegt eine definierte Verschmutzung vor, z.B. ein Öl aus einem
vorhergehenden Metallbearbeitungsschritt, so kann man dieses ggf. auch direkt als
Precursor verwenden.
[0341] Der Fachmann wird darauf achten, dass der flüssige zu vernetzende Precursor bevorzugt
in Schichtstärken bis zu 100 nm aufgetragen wird. Hierdurch kann er in der Regel leicht
dafür Sorge tragen, dass auch auf der Unterseite der Schicht aus flüssigem Precursor
eine ausreichende Anzahl von Radikalen entsteht. Ist der benetzte Werkstoff ein Kunststoff,
so können durch die Bestrahlung auch auf seiner Oberfläche Radikale entstehen, die
mit den Radikalen im flüssigen Precursor wechselwirken können. Hierdurch wird es möglich
einen guten Materialverbund herzustellen. Durch eine einfache zeitliche Variation
wird es dem Fachmann weiterhin gelingen optimale Haftfestigkeit zwischen dem Grundwerkstoff
und dem vernetzten (zuvor) flüssigen Precursor herzustellen. Eine Überbehandlung durch
z.B. zu lange Einwirkungszeit wird wiederum zu einem geschwächten Verbund führen,
da ggf. der Untergrund durch zu viele Kettenbrüche stark geschädigt wird und auf der
anderen Seite der flüssige Precursor übergehärtet und rissig wird, z. B. bei Verwendung
siliciumorganischer Precursoren weil der C-Anteil in der Schicht zu gering wird.
[0342] Bei der Auswahl der umgebenden Gasatmosphäre ist die einfachste Möglichkeit sauerstoffhaltige
Gase, wie Luft, Sauerstoff, CO
2 oder N
2O zu verwenden. Diese können durch die eingesetzte Strahlung ebenfalls angeregt werden
und so mit den Radikalen an der Precursoroberfläche reagieren. Darüber hinaus ist
insbesondere O
2 als so genannter Radikalfänger bekannt, als ein Stoff der mit Radikalen reagiert
und sauerstoffhaltige Funktionalitäten hinterlässt. Die "funktionalisierenden" Gase
werden je nach Anforderung mit anderen Gasen, insbesondere Stickstoff und/oder Edelgasen
vermengt oder in geeigneter Reihenfolge dem Wechselwirkungsbereich zwischen Oberfläche
und Strahlungsquelle zugeführt. In speziellen Fällen werden die "funktionalisierenden"
Gase erst am Ende des Vernetzungsprozesses der Gasatmosphäre zugesetzt.
[0343] Es kommen aber auch andere Gase, wie NH
3 zur Erzeugung von stickstoffhaltigen Funktionalitäten, zum Einsatz. Das Ziel besteht
in jedem Fall funktionelle Gruppen wie Hydroxy, Amino, Ester/Säure, Keto, Aldehyd,
Cyano oder Ether zu erzeugen, so dass eine geeignete Wechselwirkung der oben genannten
Polymersysteme (Klebstoffe, Lacke, Farben) beziehungsweise Metalle auf die erfindungsgemäß
vernetzte Schicht möglich wird.
[0344] Ist ein Haftvermittler für Gummiwerkstoffe herzustellen, so sollte eine große Anzahl
von Kohlenstoffdoppelbindungen in die Oberfläche eingebracht werden. Hierzu bietet
es sich an Gasatmosphären mit einem Anteil von konjugierten oder nichtkonjugierten
Stoffe zu erzeugen wie konjugierte oder nichtkonjugierte Diene wie beispielsweise
1,4-Hexadien, 1,3-Butadien oder Isopren.
[0345] Neben der Funktionalisierung durch die Anwesenheit entsprechender Gase während der
gesamten Excimervernetzung kann für eine stärkere Konzentration auf die Oberfläche
und/oder eine geringere Dichte der Belegung mit funktionellen Gruppen die Funktionalisierung
auch im Sinne einer Pfropfung im Anschluss an die eigentliche Excimervernetzung stattfinden.
Hierfür werden geeignete Gase nach der Vernetzung ohne eine vorherige Belüftung mit
der Substratoberfläche in Kontakt gebracht. Geeignete Gase sind beispielsweise:
- konjugierte Diene wie Isopren oder nichtkonjugierte wie beispielsweise 1,4-Hexadien
zur Bereitstellung von Doppelbindungen
- Styrol zur Bereitstellung von Phenylgruppen
- Acrylnitril zur Bereitstellung von Cyano-Gruppen
- Acrylsäure zur Bereitstellung von Säuregruppen
- Tribrommethan zur Bereitstellung von Brom-Gruppen
- Glycidylmethacrylat zur Bereitstellung von Epoxid-Funktionalitäten
- Vinylsulfonsäure oder eine Mischung aus Chlor und Schwefeldioxid zur Erzeugung von
Sulfonsäure-Gruppen
[0346] Ebenso kann diese Funktionalisierung durch Zudosieren der Gase am Ende des erfindungsgemäßen
Beschichtungsverfahrens erfolgen. Für eine effizientere Oberflächenfunktionalisierung
können anstelle der Gase auch entsprechende Flüssigkeiten verwendet werden, beispielsweise
die Lösungen entsprechender Substanzen in organischen Lösemitteln.
[0347] Des Weiteren kann es für einige Kombinationen aus Substratoberfläche und - Kleb-
oder Beschichtungstoff von Vorteil sein, dass mit der erfindungsgemäßen Beschichtung
zunächst eine Einebnung bzw. Glättung der Oberfläche erzielt werden kann.
[0348] Unter Verwendung von Flüssigkeiten mit geringer Oberflächenspannung und/oder Oberflächen
mit hoher Oberflächenenergie kann ein Spreiten der Flüssigkeit erreicht werden. Das
heißt, dass die Flüssigkeit dazu tendiert, die Oberfläche gleichmäßig zu bedecken.
Weiterhin wird die Flüssigkeit im nicht vernetzten Zustand der Schwerkraft folgend
Vertiefungen besser auffüllen als Spitzen im Oberflächenprofil; Poren werden durch
den Kapillareffekt aufgefüllt. Somit steht nach Vernetzung einer derartigen Flüssigkeitsschicht
eine zumindest teilweise geglättete und versiegelte Oberfläche zur Verfügung.
[0349] Der Effekt der Glättung kann durch die aufgebrachte Schichtdicke beeinflusst werden
und muss mit der mittleren Rauhigkeit der unbeschichteten Oberfläche verglichen werden.
Bevorzugt werden erfindungsgemäße Schichten mit einer mittleren Schichtdicke im Bereich
von 10 bis 80 Prozent der arithmetischen Rauheit R
a der unbehandelten Oberfläche verwendet. Die Bestimmung der Rauwerte erfolgt vor und
nach der Beschichtung. Hier und im Rahmen des gesamten Textes erfolgt die Ermittlung
der Rauheit nach DIN EN ISO 4287 sofern nicht anders angegeben. Insbesondere für hochviskose
Kleb- und/oder Beschichtungsstoffe, welche sich der Oberflächentopografie nur bedingt
nachformen, kann dieser glättende Effekt von Vorteil sein, um die effektive Klebfläche
zu erhöhen. Somit dient die erfindungsgemäße Beschichtung als ausgleichende Zwischenschicht
für Unebenheiten in Bereichen unter 100 Mikrometern.
[0350] Die Haftung zwischen zwei Schichten wird neben der chemischen Bindung durch physikalische
Wechselwirkung beeinflusst. Durch den Einsatz von gut benetzenden Flüssigkeiten wird
durch die erfindungsgemäße Beschichtung eine glättende Zwischenschicht erzeugt, welche
in einem sehr engen Kontakt zu der zur Substratoberfläche steht. Durch den sehr engen
Kontakt erhält die erfindungsgemäße Schicht die notwendige hohe Adhäsion zur Substratoberfläche.
Für eine hohe Haftung der nachfolgend aufzubringenden Kleb- und/oder Beschichtungsstoffe
wird bevorzugt eine erfindungsgemäße Schicht mit einer hohen Oberflächenenergie, besonders
bevorzugt eine hydrophile Schicht, verwendet.
8.9 Elektrische Isolationsschichten
[0351] Gemäß einer neunten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch neunten
Ausführungsform) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens Gegenstände
mit einer elektrischen Isolationsschicht herzustellen, wobei die Isolierschicht eine
erfindungsgemäß vernetzte hydrophobe Schicht ist. Letztere ist auch Teil der Erfindung.
[0352] Zur Herstellung von elektrischen Isolationsschichten im erfindungsgemäßen Verfahren
bieten sich vorzugsweise Silikonöle als flüssige Precursoren an, denn vernetzte Silikone
sind für ihre exzellenten elektrischen Eigenschaften bekannt. Aber auch beispielsweise
teil-, beziehungsweise voll-fluorierte Öle kommen in Betracht.
[0353] Der Fachmann wird für das erfindungsgemäße Verfahren gemäß der neunten Ausführungsform
vorzugsweise langkettige Polymethylsiloxane bzw. Polymethylphenylsiloxane verwenden
und diese einer kurzen Vernetzungsreaktion mittels UV-Strahlung, bevorzugt Strahlung
mit einer Wellenlänge < 250nm, besonders bevorzugt Strahlung aus Excimerlampen, aussetzten,
um sie gerade ausreichend zu vernetzten und ggf. eine ausreichende Haftung zum Untergrund
herzustellen. Er wird ferner sowohl darauf achten, eine für die Anwendung ausreichende
Schichtdicke zu erzeugen, als auch auf eine möglichst fehlstellenfreie Herstellung.
Daher wird er auf eine exzellente Oberflächenbenetzung der zu beschichtenden Oberfläche
durch den flüssigen Precursor achten und auf eine staubfreie Bearbeitung Wert legen.
8.10 Ortslokale Beschichtungen
[0354] Gemäß einer zehnten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch zehnte
Ausführungsform) werden die im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten (excimer-)vernetzten
Schichten als ortslokale Schichten verwendet.
[0355] Der gezielte Aufbau von dreidimensionalen Mikrostrukturen beispielsweise durch einen
Mehrschichtaufbau ist mit Hilfe von UV-Lasern aber auch UV-Excimerlampen beispielsweise
in Lithographieanlagen möglich. Hierbei könnte beispielsweise ein "Rapid Prototyping
im Mikro- und Nanometermaßstab" durchgeführt werden. Dies würde z. B. eine schnelle
Untersuchung mikrostrukturierter Oberflächen auf ihre Eigenschaften ermöglichen, beispielsweise
zur Optimierung von Strukturen zur Erzeugung strömungsgünstiger Oberflächen (sowohl
in Gasen als auch in Flüssigkeiten), als auch die Herstellung von Matrizen für die
Kunststoffverarbeitung.
[0356] Ortslokale Beschichtungen werden in vielen technischen Anwendungen benötigt. Dabei
ist zwischen statistisch verteilten ortslokalen Beschichtungen (z.B. Antifingerprint-Beschichtung)
(siehe auch weiter unten) und lokal genau definierten Bereichen, in denen die Beschichtung
benötigt wird (z.B. bei der Herstellung von integrierten Schaltkreisen) zu unterscheiden.
Große Anwenderindustrien sind beispielsweise die Halbleiter- und Photovoltaikindustrie,
die Mikromechanik und die Mikrosystemtechnik, aber auch die Industrie zur Herstellung
von LED's.
[0357] Insbesondere im Fall der Mikrosystemtechnik und der Halbleiterindustrie kann eine
solche erfindungsgemäße Beschichtung, bzw. eine in einem erfindungsgemäßen Verfahren
vernetzte Beschichtung ganz besonders als Ausgestaltung gemäß der zehnten Ausführungsform
der Erfindung in einem photolithographischen Verfahren zur Anwendung gebracht werden.
Hierbei macht erfindungsgemäß gemäß der zehnten Ausführungsform der Erfindung die
im erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte (excimer-)vernetzte Schicht die Benutzung
eines Photoresists (photographischer Schichtaufbau) überflüssig. Hierdurch wird die
Herstellung integrierter Schaltkreise wesentlich vereinfacht, da eine vielstufige
Vorgehensweise (Bsp. in vereinfachter Darstellung: Herstellung einer Isolationsschicht,
Beschichtung mit Photoresist, lokale Aushärtung des Photoresists (Photolitographieprozess),
Entfernung des nicht gehärteten Photoresists, Ätzen der Isolationsschicht im nicht
abgedeckten Bereich, Entfernen des ausgehärteten Photoresists) durch einen im Aufwand
deutlich reduzierten Prozess als erfindungsgemäßes Verfahren (Aufbringen des flüssigen
Precursors, lokale Vernetzung in einem Photolitographieprozess, Entfernung des überflüssigen
Precursors) ersetzt werden kann. Die Dimensionen, die mit diesem photolitographischen
Schichtauftrag erstellt werden können, genügen denjenigen in der konventionellen Technik.
[0358] Ebenso kann die so genannte Nanoimprint Technologie ("
Providing a Direct-LIGA Service - A Status Report"; BERND LOECHEL, Anwenderzentrum
Mikrotechnik - BESSY und
M. Colburn et al, "Step and Flash Imprint Lithography: A New Approach to High-Resolution
Printing," Proc. SPIE, 1999, p. 379. und
US 7,128,559), die es in verschiedenen Varianten gibt, vereinfacht werden. Die Grundlage für die
Nanoimprint Technologie ist ein UV-transparente Prägeform, die vorzugsweise auch noch
gute Releaseeigenschaften besitzen muss, damit sich die Prägeform wieder vom UVgehärteten
Lack entfernen lässt. Die Entformung führt immer wieder zu Qualitätsproblemen, insbesondere
bei kleinen Strukturen.
[0359] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren der zehnten Ausführungsform entfällt die Prägeform,
wird das Substrat mit dem gewünschten Precursor gleichmäßig benetzt. Danach findet
die Belichtung mittels UV-Strahlung z.B. durch Excimerlampen, vorzugsweise in einer
Lithographieanlage (mit Photomaske) oder durch Excimerlaser statt. Eine Vernetzung
findet nur in den belichteten Bereichen statt. Der nicht vernetzte Precursor kann
mittels Lösemitteln einfach wieder entfernt werden.
[0360] Die Beschichtungsschärfe wird insbesondere dadurch begünstigt, dass im flüssigen
Precursor keine Photoinitiatoren verwendet werden, die eine Kettenreaktion in Gang
setzen. Es findet im Gegensatz zur Polymerisation keine Dunkelreaktion bei Abwesenheit
von Strahlung statt. Vielmehr werden nur dort Vernetzungen vorgenommen, wo einzelne
Radikale erzeugt werden, die miteinander reagieren können. Eine Fernwirkung findet
nicht statt.
[0361] Als Beschichtung kommen insbesondere isolierende Beschichtungen in Betracht, wie
sie im Abschnitt elektrische Isolationsschichten diskutiert werden.
[0362] Zur Optimierung bestimmter Beschichtungseigenschaften, wie z.B. leitfähige Eigenschaften
kann es notwendig sein nach der Vernetzung die erfindungsgemäß vernetzte Beschichtung
unter Sauerstoff oder Inertgas gezielt zu modifizieren und insbesondere organische
Reste (teilweise) zu entfernen.
[0363] Erfindungsgemäße ortslokale Beschichtungen können natürlich auch mittels eines Lasers
mit Strahlungsemission im Wellenlängenbereich unterhalb von 250nm vorgenommen werden.
Dabei wird das Laserlicht über die vorher mit flüssigem Precursor versehene Oberfläche
geführt oder die Oberfläche selbst geeignet relativ zum Laserstrahl bewegt, so dass
nur die belichteten Bereiche aushärten. Dabei ist darauf zu achten, dass die zugeführte
Energie nicht zur lokalen Überhitzung und damit zur weitgehenden Zerstörung des Precursors
führt.
8.11 Optische Funktionsschichten
[0364] Gemäß einer elften bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch elfte
Ausführungsform) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens erfindungsgemäße
Schichten zu erzeugen und auf Produkte aufzubringen, die der Oberfläche, auf die sie
aufgebracht wurden, optische Funktionen vermitteln. Dabei ist es möglich, Beschichtungen
mit unterschiedlichen optischen Eigenschaften wie z. B. im Brechungsindex herzustellen
(vgl. dazu Beispiel 4). Auf diese Weise können insbesondere optische Funktionsschichten
wie beispielsweise Filter, Bandfilter, Antireflexionsschichten (AR) oder Hochreflexionsbeschichtungen
(HR), Amplituden- und Phasengitter, Beschichtungen mit nichtlinearen Effekten etc.
erzeugt werden.
[0365] Bei entsprechender Wahl der Prozessparameter ist es erfindungsgemäß möglich, den
Brechungsindex für die vernetzte Schicht gezielt einzustellen. Auf diese Weise können
die optischen Eigenschaften der Beschichtungen gesteuert werden.
[0366] Die Messungen in den Beispielen demonstrieren, dass es möglich ist, Beschichtungen
mit unterschiedlichen optischen Eigenschaften, hier Brechungsindex, herzustellen.
Bei geschickter Wahl der Prozessparameter ist es möglich den Brechungsindex für die
vernetzte Schicht gezielt einzustellen. Auf diese Weise können die optischen Eigenschaften
der Beschichtung gesteuert werden.
[0367] Nachfolgend werden beispielhaft erfindungsgemäße Anwendungen gemäß der elften Ausführungsform
der Erfindung beschrieben:
Wellenlängenspezifisch reflektierende Beschichtung
[0368] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann eine Dünnschichtbeschichtung hergestellt
werden, die transparent bzw. teiltransparent ist, d.h. bevorzugt ist die Beschichtung
für einen Teil des infraroten, des sichtbaren und des UV-Spektralbereichs transparent.
Neben der transmittierten Strahlung wird ein Teil der auf die Schicht auftreffenden
Strahlung reflektiert. Durch Wahl des Brechungsindexes und der aufgebrachten Schichtdicke
kann ein hoher Reflektionsgrad für einzelne Wellenlängen bzw. für einen Wellenlängenbereich
erzielt werden. Bestimmt werden können Brechungsindex und Schichtdicke über bekannte
Formeln der Optik (u.a. Fresnel-Formeln). Beispielsweise kann bei einer Schichtdicke
von 160nm und einem Brechungsindex von n=1,4 effektiv Licht der Wellenlänge 448nm
reflektiert werden. In diesem Fall erscheint die Oberfläche aufgrund von Interferenzeffekte
unter einem Lichteinfall von 0° blau.
[0369] Eine derartige Beschichtung kann als farbgebende Beschichtung verwendet werden, beispielsweise
im Designbereich. Ein derart beschichtetes Substrat kann als Filter verwendet werden,
um bestimmte Wellenlängen herauszufiltern.
[0370] Ebenso ist es möglich, Bereiche einer Oberfläche mit Beschichtungen unterschiedlicher
Schichtdicke zu versehen oder den Auftrag des flüssigen Precursors oder die Strahlungsexposition
nur lokal vorzunehmen, so dass lokal unterschiedliche Wellenlängen bevorzugt reflektiert
werden. Diese lokal wellenlängenspezifische Reflexionseigenschaften können genutzt
werden, um Strahlformer für die Optik zu realisieren oder örtlich selektive Filter,
Strahlteiler für die Optik, oder "bunte" dekorative Beschichtungen herzustellen.
[0371] Weitere beispielhafte Aspekte der elften Ausführungsform der Erfindung werden nachfolgend
behandelt:
Wellenlängenspezifisch transmittierende (anti-reflektierende) Beschichtung
Entsprechend dem oben genannten Beispiel für eine reflektierende Beschichtung können
die Beschichtungsparameter in der Weise ausgelegt werden, dass eine einzelne Wellenlänge
bzw. ein Wellenlängenbereich effektiv transmittiert wird. Beispielsweise kann eine
Beschichtung mit einer Schichtdicke von 130nm und einem Brechungsindex von n=1,4,
aufgebracht auf einem Glassubstrat, effektiv Licht der Wellenlänge 728nm transmittieren.
In diesem Fall wird aufgrund von Interferenzeffekte unter einem Lichteinfall von 0°
effektiv rotes Licht transmittiert.
[0372] Eine derartige Beschichtung kann als Antireflexionsbeschichtung verwendet werden,
beispielsweise für Brillen, Fenster, Glasscheiben, Objektive, Kopierer, Scanner, Bildschirme
oder glänzenden, polierten, ebenen Oberflächen. Ein derart beschichtetes Substrat
kann als Filter verwendet werden, um bestimmte Wellenlängen effektiv zu transmittieren.
[0373] Ebenso ist es möglich, begrenzte Bereiche einer Oberfläche mit Beschichtungen unterschiedlicher
Schichtdicke zu versehen, so dass unterschiedliche Wellenlängen bevorzugt transmittiert
werden. Auf diese Weise entstehen lokal wellenlängenspezifische Transmissionseigenschaften,
die genutzt werden können, um örtlich selektive Filter oder Strahlteiler für die Optik
oder allgemeiner Intensitätsmodifikation im Strahlprofil eines auftreffenden Lichtstrahls
vorzunehmen (Strahlformung).
Phasenobjekte und Phasengitter
[0374] Phasenobjekte zeichnen sich dadurch aus, dass durch sie im transmittierten Licht
Phasenunterschiede zwischen den lokalen Teilstrahlen eingeführt werden; die Intensität
wird nicht geändert.
[0375] Werden bei der Strahlungsexposition (Vernetzung) Masken oder Filter oder technische
Hilfsvorrichtungen verwendet, die dafür sorgen, dass der aufgetragene flüssige Precursor
lokal mit unterschiedlicher Intensität oder Zeitdauer belichtet bzw. vernetzt wird,
so können in der Beschichtung lokale Brechungsindexunterschiede erzeugt werden. Diese
bewirken unterschiedliche optische Wege innerhalb der erfindungsgemäßen Beschichtung
und somit zu einem Phasenunterschied nach Austritt aus der Schicht.
[0376] Derartige Beschichtungen können in der Optik verwendet werden, um gezielte Modifikation
in einem Lichtstrahl vorzunehmen z.B. Fouriertransformationen oder zur Erzeugung von
Strahlformungsoptiken, Hologrammen, Phasengittern etc.
Amplitudenobjekte und Amplitudengitter
[0377] Amplitudenobjekte zeichnen sich dadurch aus, dass durch sie im transmittierten Licht
Intensitätsunterschiede zwischen den lokalen Teilstrahlen eingeführt werden.
[0378] Nach Aufbringen des flüssigen Precursors kann der aufgetragene Flüssigkeitsfilm mit
Hilfe von Masken oder Filtern oder anderen technischen Hilfsvorrichtungen nur lokal
belichtet bzw. vernetzt werden. Wird die aus den nicht belichteten Bereichen noch
flüssige Precursorschicht nachträglich entfernt, so können in der Beschichtung lokale
Amplitudenänderungen für auf das Substrat auftreffende Strahlung erzeugt werden.
[0379] Alternativ ist es möglich, das erfindungsgemäße Verfahren zunächst ohne Einsatz von
Masken oder Filtern durchzuführen und die Beschichtung im Anschluss daran mit Hilfe
von Masken oder Filtern nachzubehandeln, um die notwendigen lokale Intensitätsänderungen
zu realisieren. Eine derartige Nachbehandlung kann beispielsweise eine Schichtablation,
Schichtschrumpfung oder Nachvernetzung darstellen, auch durch erneute Bestrahlung
mit UV-Lichtquellen wie Excimerlampen oder -lasern, oder andere Prozesse umfassen
wie z.B. Ätzen etc.
[0380] Eine weitere Alternative ist der lokale Auftrag des flüssigen Precursors vor der
Vernetzung.
[0381] Alle drei Varianten führen zu lokalen Amplitudenänderungen für auf das Substrat auftreffende
Strahlung, die in der Optik zur Strahlmodifizierung oder Analyse ausgenutzt werden
können, z.B. Strahlformung, Fouriertransformationen, Erzeugung von Hologrammen, Amplitudengittern
etc.
8.12 Antifingerprintbeschichtungen
[0382] Gemäß einer zwölften bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch
zwölfte Ausführungsform genannt) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
erfindungsgemäße Schichten zu erzeugen und Schichten auf Produkte aufzubringen, die
den so genannten Antifingerprint-Effekt aufweisen:
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, Schichten in einem Alternativverfahren
zum Plasmaverfahren zu erzeugen, welches in der PCT/EP2006/062987 beschrieben wurde. Diese Anmeldung beschreibt ein Verfahren, in dem eine Oberfläche
mit einem Antifingerprint-Effekt erzeugt wird. Die zitierte Anmeldung wird auf dem
Wege der Verweisung in den vorliegenden Anmeldungstext inkorporiert.
[0383] Der Antifingerprint-Effekt beruht darauf, eine Beschichtung herzustellen, die den
optischen Kontrast eines Fingerabdrucks soweit reduziert, dass dieser optisch kaum
für das menschliche Auge wahrnehmbar ist. Die Reduzierung der Wahrnehmbarkeit beruht
darauf, eine Beschichtung bereit zu stellen, die aus dünnen, ungleichmäßigen, inselartigen
Bedeckung mit lateralen Dimensionen im Bereich von 1 bis 100µm besteht. Die dünne,
inselartige Beschichtung mit einer mittleren Schichtdicken bevorzugt im Bereich von
10 bis 300nm verursacht durch Interferenz ein mikroskopisches Farbenspiel, welches
dem Effekt einer Bedeckung eines Fingerabdrucks nachahmt.
[0384] Die dünnschichtige, inselartige Beschichtung kann erzeugt werden, indem die Oberfläche
mit den flüssigen Precursoren nur teilweise bedeckt und vernetzt werden, oder der
Precursor ganzflächig aufgetragen wird und nur lokal vernetzt wird, beispielsweise
durch Masken oder gezieltes Bestrahlen mit einem Laser, oder der Precursor ganzflächig
aufgetragen und ganzflächig vernetzt wird und anschließend beispielsweise durch Masken
oder gezieltes Bestrahlen mit einem Laser lokal wieder entfernt wird.
[0385] Zur Erzeugung einer lokalen Bedeckung können die physikalischen und chemischen Eigenschaften
des flüssigen Precursors ausgenutzt werden. Beispielsweise kann ein Precursor mit
einer niedrigen Oberflächenspannung genutzt werden, um durch Spreitung sehr dünne
Bedeckungen unterhalb eines Mikrometers zu erzielen (Verhältnis Fläche zur Höhe: groß).
Precursoren mit einer hohen Oberflächenspannung neigen dagegen dazu, Tröpfchen zu
bilden (Verhältnis Fläche zu Höhe: klein), so dass mit dem entstehenden Tröpfchenmuster
zugleich eine lokale Bedeckung des noch flüssigen Precursors gegeben ist. Zudem kann
ausgenutzt werden, dass ein flüssiger Precursor sich stärker in den Vertiefungen einer
Oberfläche ablegt als auf den Profilspitzen. Fingerfett wird demgegenüber bevorzugt
auf die Spitzen eines Oberflächenprofils übertragen. Durch das hierdurch bedingte
Nebeneinanderliegen von Antifingerprint-Beschichtung in den Vertiefungen und dem Fingerfett
auf den Profilspitzen, wobei beide Schichttypen ähnliche optische Eigenschaften haben,
kann die anvisierte Kontrastreduzierung erzielt werden.
[0386] Es hat sich herausgestellt, dass es mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens möglich
ist, die erfindungsgemäße Vernetzung einer Schicht auf flüssigem Precursor mittels
Strahlung ≤ 250 nm, insbesondere durch Excimerlampen, effektiv entsprechende Antifingerprint-Beschichtungen
herzustellen (vgl. auch Abschnitt "ortslokale Beschichtungen" in dieser Anmeldung.
Hier finden sich weitere Hinweise zur Erzeugung von erfindungsgemäßen Antifingerprint-Beschichtungen).
[0387] Bevorzugt werden auch hier Oberflächen zur Beschichtung, welche von Natur aus oder
durch entsprechende Vorbearbeitung eine mittlere Rauhigkeit Ra von 0,3 bis 1,2 µm
aufweisen. Die Schichtvernetzung mit UV-Strahlung unterhalb von 250 nm ist in der
Lage effektiv, d.h. innerhalb wesentlich kürzerer Zeit im Vergleich zur Plasmaaushärtung,
und auch unter atmosphärischen Bedingungen, d.h. unter Luftatmosphäre, inselartige
Flüssigkeitsbedeckungen zu vernetzen.
[0388] Einsatzgebiete der zwölften Ausführungsform sind Beschichtungen im Bereich Haushalts-
und Sanitärgegenstände wie Blenden, Griffe, Abflussstopfen, Gehäuse, beispielsweise
für Armaturen und Mischerbatterien, Möbelbeschläge und Zierleisten. Gegenstände im
Automobilbereich, insbesondere in Karosserien, für Tür- und Kofferraumgriffe, für
Blenden und Zierleisten sowie in der Architektur oder im Klinikbereich.
[0389] Weiter bevorzugt sind metallisch glänzende Oberflächen in den genannten bevorzugten
Bereich der Rauhwerte, besonders bevorzugt galvanisch beschichtete oder gestrahlte,
metallisch glänzende Oberflächen.
[0390] Hier wird auch auf die Beispiele verwiesen.
8.13 Glättende und versiegelnde Beschichtungen
[0391] Gemäß einer dreizehnten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch
dreizehnte Ausführungsform genannt) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens erfindungsgemäße Schichten zu erzeugen und Schichten auf Produkte aufzubringen,
welche darauf abzielen, die Topografie einer Oberfläche zu verändern.
[0392] Hierzu gehören die Versiegelung und das Ausfüllen von Submikrometer-Vertiefungen
(Poren). Ebenso kann eine Glättung der Oberflächenrauheit bzw. ein teilweise Auffüllen
der Oberflächentopografie erzielt werden. Eine weitere Möglichkeit ist Ummantelung
von scharfen Kanten im Sub-Mikrometerbereich. Einige Schichtbeispiele sind in der
Figur 9 schematisch dargestellt.
[0393] In Figur 9 stellen schematisch dar:
- a) Glättung der Rauhigkeit,
- b) Auffüllen von Poren und Vertiefungen,
- c) Ummantelung von scharfen Kanten,
- d) Ummantelung von Profilspitzen durch "Nasenbildung" bei umgedrehter Aufhängung während
der Vernetzung.
[0394] Hintergrund dieser Beschichtungseffekte ist die Verwendung von flüssigen Medien als
Ausgangsmaterial. Diese werden als dünner Flüssigkeitsfilm auf die zu beschichtende
Oberfläche aufgebracht. Solange keine Aushärtung erfolgt ist, ist der Flüssigkeitsfilm
als dynamisch, d.h. beweglich anzusehen. Dies hat zur Folge, dass
- a) die Flüssigkeit durch den Kapillareffekt in offene Poren der Oberfläche eindringt
bzw. hineingesaugt wird. Durch Bestrahlung wird die Pore anschließend dauerhaft oberflächig
verschlossen,
- b) die Flüssigkeit der Schwerkraft folgend sich in Vertiefungen der Oberfläche ansammeln
kann, so dass nach Aushärtung eine Einebnung der Oberflächentopografie, insbesondere
der mikroskopischen Rauheitswerte erzielt werden kann. Dies ist insbesondere der Fall,
wenn Schichtdicken, vergleichbar mit der arithmetischen Rauheit Ra (Ermittlung der Rauheit nach DIN EN ISO 4287) der unbeschichteten Oberfläche, aufgebracht
werden. Bevorzugt werden hierfür Schichtdicken im Bereich von 10 bis 80 Prozent der
arithmetischen Rauheit Ra verwendet,
- c) durch einen oberflächlich spreitenden Flüssigkeitsfilm mikroskopisch scharfe Kanten
ummantelt werden. Dieser Effekt tritt vor allem bei der Verwendung von Flüssigkeiten
mit sehr geringer Oberflächenspannung auf (kleiner 30mN/m) und Oberflächen mit hoher
Oberflächenenergie (größer 60mN/m). Dies ist insbesondere der Fall, wenn Schichtdicken
deutlich kleiner als der arithmetischen Rauheit Ra der unbeschichteten Oberfläche aufgebracht werden. Auf diese Weise bleibt die charakteristische
Oberflächenoptik des unbeschichteten Substrats erhalten. Bevorzugt werden hier Schichtdicken
im Bereich unterhalb von 10 Prozent der arithmetischen Rauheit Ra und/oder
- d) die Flüssigkeit der Schwerkraft folgend sich bei umdrehter Aufhängung während der
Vernetzung an den Profilspitzen ansammeln kann und so "Nasen" bildet. Auf diese Weise
kann eine Ummantelung der Profilspitzen, insbesondere auf sehr spitzen Kanten, erreicht
werden.
[0395] Derartige Beschichtungen zeigen korrosionshemmende Eigenschaften, sind als Versiegelung
geeignet, besitzen leicht zu reinigende Eigenschaften, da Schmutz nicht mehr in die
Vertiefungen eindringen kann, bzw. Kanten geglättet werden und haben eine besonders
angenehme Haptik. Des Weiteren kann die Rauheit der Oberfläche geglättet werden.
[0396] Eingesetzt werden kann die Beschichtung als Korrosionsschutzbeschichtung, insbesondere
für Metallflächen, als leicht zu reinigende Oberfläche beispielsweise im Küchen-,
Sanitär-, Automobil-, Luftfahrtbereich, als Grundschicht zum Ausgleich der Rauheit
für anschließendes Lackieren, Verkleben oder anderweitige Folgebeschichtungen, als
Versiegelungsschicht, Barriereschicht oder als Oberflächenbeschichtung mit angenehmen
Haptik-Eigenschaften für Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie z.B. Büroartikel,
Automobilinterieur, Bedienelemente, Telefone, Fernbedienungen, Armaturen usw.
[0397] Zudem kann durch die Glättung der Oberfläche eine Verbesserung der Strömungsbedingungen
beim Strömen fluider Medien über die erfindungsgemäße Oberfläche erzielt werden. Dies
gilt insbesondere für die Strömung von Flüssigkeiten, beispielsweise im Bereich der
Mikrofluidik für Anwendungen auf Gebieten wie Biotechnologie, Medizintechnik, Prozesstechnik,
Sensortechnik und bei Konsumgütern.
[0398] Dementsprechend ist Teil der Erfindung die Verwendung eines erfindungsgemäßen Verfahrens
wie oben beschrieben oder einer erfindungsgemäßen Schicht zur Glättung und/oder Versiegelung
einer zu beschichtenden Oberfläche.
8.14 Strukturierende, Topografie gebende Beschichtungen
[0399] Gemäß einer vierzehnten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung (nachfolgend auch
vierzehnte Ausführungsform genannt) ist es möglich, mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens erfindungsgemäße Schichten zu erzeugen und Schichten auf Produkte aufzubringen,
welche darauf abzielen, strukturierte Topografie gebenden Schichten zu erschaffen,
d.h. mit Strukturen zu versehen, welche sich gegenüber der unbeschichteten Oberfläche
abheben.
[0400] Diese Art der strukturierenden Beschichtung unterscheidet sich gegenüber der ortslokalen
Beschichtung, beschrieben als zehnte Ausführungsform, dahingehend, dass nicht das
laterale Nebeneinanderliegen von Beschichtung bzw. Nicht-Beschichtung im Vordergrund
steht, sondern dass die Oberflächentopografie gezielt verändert wird. Eine erwünschte
Topografie wird durch Aufbringen von lokalen Beschichtungen mit unterschiedlicher
Schichtdicke realisiert.
[0401] Die strukturierende, Topografie gebende Beschichtung kann einerseits über die Eigenschaften
des verwendeten Precursors erzielt werden, andererseits können lateral begrenzte Schichtdickenunterschiede
über Füllstoffe erzeugt werden.
[0402] Ebenfalls Bestandteil der Erfindung ist ein Verfahren zum Erzeugen einer Oberflächentopografie
auf einer zu beschichtenden Oberfläche mittels Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens, wobei das Verhältnis der Flüssigkeitsoberflächenspannung des flüssigen
Precursors zur Oberflächenenergie der zu beschichtenden Oberfläche so gewählt wird,
dass eine durch inselartige Erscheinung geprägte teil-geschlossene Schicht im Schritt
c) erzeugt wird, wobei die Schichtdicke im Bereich der inselartigen Erscheinung bevorzugt
maximal 10 µm, weiter bevorzugt maximal 5 µm beträgt.
[0403] Zur Erzeugung dieser Strukturierungen wird das dynamische Verhalten der verwendeten
Flüssigkeit ausgenutzt. Insbesondere kann bei einer Kombination von ausreichend hoher
Flüssigkeitsoberflächenspannung und ausreichend niedriger Oberflächenenergie der zu
beschichtenden Oberfläche eine inselartige Bedeckung erhalten werden. Bevorzugt werden
wie gesagt inselartige Bereiche höherer Schichtdicke mit einer Gesamthöhe kleiner
als 10µm, so dass diese mit Excimerlampen vollständig vernetzt werden können. Besonders
bevorzugt werden inselartige Bereiche höherer Schichtdicke mit einer Höhe kleiner
als 5µm. Bevorzugt werden Flüssigkeiten verwendet, welche auf der Substratoberfläche
einen Kontaktwinkel von 10° - 140°, besonders von 10° bis 90°, ausbilden.
[0404] Eine weitere Methode ist die Verwendung von Füllstoffen. Partikel, eingebracht in
den flüssigen Precursor, bewirken, dass sich um die Partikel herum ein Meniskus, d.h.
eine lokale Erhöhung der flüssigen Schichtdicke, ausbildet. Sofern die Höhe der Partikel
vergleichbar ist mit der aufgebrachten mittleren Schichtdicke, so stellt der Meniskus
eine deutliche Schichtdickenabweichung dar. Über die lokale Schichtdickenabweichung
kann eine gezielte Oberflächenstrukturierung herbeigeführt werden. Bevorzugt werden
Partikeldurchmesser von 20 Prozent bis 1000 Prozent der mittleren Schichtdicke verwendet,
besonders bevorzugt sind Partikeldurchmesser von 50 Prozent bis 500 Prozent der mittleren
Schichtdicke.
[0405] Dementsprechend ist ebenfalls Teil der Erfindung ein Verfahren zum Erzeugen einer
Oberflächentopografie auf einer zu beschichtenden Oberfläche mittels Durchführung
eines erfindungsgemäßen Verfahrens, wobei in Schritt b) ein Gemisch bereitgestellt
wird, umfassend Partikel mit einem Partikeldurchmesser von 20 % bis 1000 %, bevorzugt
von 50 bis 500 % der mittleren Schichtdicke bezogen auf die mittlere Schichtdicke
nach der Vernetzung.
[0406] Durch eine zusätzliche Schrumpfung des vernetzbaren Precursors kann erreicht werden,
dass die eingebrachten Partikel deutlich aus der vernetzten Schicht herausstehen und
somit als eigentliche Strukturierung wirken. Durch Aufplatzen der UV-vernetzbaren
Precursorschicht und durch Ablation können die Partikel sogar oberflächlich freigelegt
werden. Auf diese Weise lassen sich Oberflächenstrukturierung durch die Eigenschaften
der Partikel erzeugen. So kann neben der topographischen Strukturierung auch eine
chemisch lateral strukturierte Oberfläche erzeugt werden.
Bevorzugt werden Partikel aus folgenden Substanzen verwendet:
[0407] Medizinische oder (bio-)katalytische Wirkstoffe, Metalle wie Silber, Kupfer, Nickel,
Aluminium, Metalllegierungen, Metalloxide, Halbleitermetalloxide, wie die von Titan,
Zinn, Indium, Zink oder Aluminium, Nichtmetalle, Nichtmetallverbindungen, Salze (z.B.
Salze organischer und anorganischer Säuren, Metallsalze), Zinksulfit, Magnetit, Siliciumoxid,
Bohrnitrit, Graphit, organische Feststoffe, Kohlenstoffpartikel sowie weitere keramische
Materialien.
[0408] Derartige Schichten können insbesondere verwendet werden als Kratzschutzbeschichtung,
als hydrophobe Beschichtungen, zur Verbesserung des Ausgießverhaltens, zur gezielten
Abgabe von Wirkstoffen, als photokatalytische Schichten oder als antibakterielle Schichten.
9. Allgemeine Hinweise
[0409] Die Gliederung der vorliegenden Anmeldung in einzelne bevorzugte Ausführungsformen
soll nicht dazu dienen, die in diesen Ausführungsformen beschriebenen Anwendungen
allein auf diese Ausführungsform zu beziehen. Viele Anwendungen und damit entsprechende
Verwendungen, Verfahren und Vorrichtungen sind mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
auch mit anderen Merkmalen ausführbar, als in der jeweils bevorzugten Ausführungsform
beschrieben. Regelmäßig lassen sich die entsprechenden Einsatzmöglichkeiten auch über
die jeweils bevorzugte erfindungsgemäße Ausführungsform hinaus im Rahmen der allgemeinsten
Form der Erfindung verallgemeinern, so dass die unter der jeweiligen bevorzugten Ausführungsform
beschriebenen Verwendungen lediglich eine bevorzugte Variante des erfindungsgemäßen
Gedankens darstellen. Darüber hinaus ist es dem Fachmann klar, dass auch die Ausführungsformen
bzw. einzelne Maßnahmen/Merkmale der einzelnen Ausführungsformen miteinander kombinierbar
sind, je nach Ziel der Anwendung. Manche erfindungsgemäße Schichten, Verwendungen
oder Verfahren erfüllen auch die Merkmale/Funktionen von mehr als einer bevorzugten
Ausführungsform gleichzeitig.
[0410] Nachfolgend wird die Erfindung mittels Beispielen, Figuren und Ansprüchen weiter
erläutert. Der nachfolgende Teil darf nicht als Begrenzung der Erfindung selbst verstanden
werden.
10. Beispiele
Beispiel 1: Vergleich von plasmavernetzten Schichten gemäß DE 40 19 539 A1 mit durch
das erfindungsgemäße Verfahren hergestellten Schichten mit IR-Spektroskopie
[0411] In Anlehnung an das in
DE 4019539 A1 beschriebene Verfahren zur Herstellung einer entnetzenden Beschichtung wurden verschiedene
Beispielmuster angefertigt. Hierfür wurden mit Hilfe eines Spincoaters dünne Silikonölschichten
auf aluminiumbedampfte Silicium-Wafer aufgebracht. Anschließend wurden die Proben
mit einem Niederdruck-Sauerstoff-Plasma behandelt und der Kontaktwinkel gegenüber
Wasser der resultierenden Beschichtungen ermittelt sowie die zugehörigen IR-Spektren
(Aufnahmemethode ERAS: External Reflection Absorption Spectroscopy) aufgenommen.
[0412] Die Details zur Herstellung sind in Tabelle 1 aufgeführt.
[0413] Zunächst ist zu bemerken, dass die in der Offenlegungsschrift
DE 40 19 539 A1 verwendeten Silikonöle der Reihe DC Fluid des Herstellers Dow Corning (trimethylsiloxy-terminiertes
Polymethlysiloxan, PDMS) innerhalb der durchgeführten IRspektroskopischen Untersuchungen
identische Ergebnisse liefern wie die verwendeten Öle der AK Reihe des Herstellers
Wacker AG (trimethylsiloxy-terminiertes Polymethlysiloxan, PDMS). Die Untersuchungen
mit den Ölen der Reihe DC Fluid werden daher nicht weiter separat betrachtet.
[0414] Zudem können im Rahmen der Messgenauigkeiten der IR-Messungen keine signifikanten
Unterschiede zwischen den verwendeten Ölen AK50 und AK10000 festgestellt werden (AK50:
kinematischen Viskosität von ca. 50 mm
2/s bei 25 °C, Dichte von ca. 0,96 g/mL, AK10000: kin. Viskosität von ca. 10000 mm
2/s bei 25 °C, Dichte von ca. 0,97 g/mL). Die wesentlichen Vergleiche beschränken sich
daher auf die Darstellung der Ergebnisse mit dem Öl AK10000.
Tab. 1: Bezeichnung und Parameter der im Sauerstoffplasma behandelten Silikonölschichten.
Bezeichnung |
Silikonöl |
Schichtdicke [nm] |
Leistung [W] |
Behandlungs -zeit [s] |
mechanische Stabilität |
Wasserrandwinkel [°] |
1A |
DC Fluid |
140 |
0 |
0 |
flüssig |
90 |
|
CST50 |
|
|
|
|
|
1B |
DC Fluid |
140 |
500 |
60 |
leicht |
98 |
|
CST50 |
|
|
|
abwischbar |
|
1C |
DC Fluid |
140 |
500 |
1200 |
abwischbar |
59 |
|
CST50 |
|
|
|
|
|
1D |
DC Fluid |
140 |
2000 |
60 |
leicht |
44 |
|
CST50 |
|
|
|
abwischbar |
|
1E |
DC Fluid |
140 |
2000 |
1200 |
abwischbar |
50 |
|
CST50 |
|
|
|
|
|
2A |
AK50 |
140 |
0 |
0 |
flüssig |
108 |
2B |
AK50 |
140 |
500 |
60 |
leicht abwischbar |
103 |
2C |
AK50 |
140 |
500 |
1200 |
abwischbar |
60 |
2D |
AK50 |
140 |
2000 |
60 |
leicht abwischbar |
43 |
2E |
AK50 |
140 |
2000 |
1200 |
abwischbar |
46 |
3A |
AK10000 |
140 |
0 |
0 |
flüssig |
104 |
3B |
AK10000 |
140 |
500 |
60 |
leicht abwischbar |
57 |
3C |
AK10000 |
140 |
500 |
1200 |
abwischbar |
68 |
3D |
AK10000 |
140 |
2000 |
60 |
leicht abwischbar |
26 |
3E |
AK10000 |
140 |
2000 |
1200 |
abwischbar |
29 |
[0415] Die
Fig. 5 zeigt die IR-Spektren (ERAS) im Bereich von 700 - 1350 1/cm für das Öl AK10000 für
die angewendeten Prozessparameter nach Plasmabehandlung entsprechend den Parametern
der Tab. 1. Die Spektren sind zur Vergleichbarkeit auf den jeweiligen Maximalwert
im Bereich um 1111 - 1128 1/cm normiert.
Muster ohne Plasmabehandlung bzw. mit kurzer Behandlungszeit
[0416] Das unbehandelte Öl auf dem Muster 3A sowie die nachträglich 60s lang plasmabehandelten
Muster 3B und 3D sind in dem dargestellten Spektralbereich gekennzeichnet durch vier
signifikante Banden:
Bande 1 (P): um 1264 1/cm,
Bande 2 (P): 1111 - 1128 1/cm
Bande 3 (P): um 820 1/cm
Bande 4 (P): um 1030 1/cm (als Schulter in 2 (P) zu erkennen)
[0417] Die in den Spektren signifikanten Bereiche lassen sich im Einzelnen folgenden Bandenschwingungen
zuordnen:
Symmetrische Deformationsschwingung von CH3 in Si-CH3: |
ca. 1250 1/cm |
Si-O -Valenzschwingungen von Si-O-Si und Si-O: |
ca. 1070 - 1135 1/cm |
Deformationsschwingung von CH2 in Si-(CH2)1o.2-Si: |
ca. 1030 1/cm |
Si-C -Valenzschwingungen von (Si-CH3)3: |
ca. 840 1/cm |
Deformationsschwingung von CH3 im Si(CH3)2: |
ca. 820 1/cm |
Muster mit langer Behandlungszeit
[0418] Neben den vier bereits angeführten signifikanten Bereichen bzw. der Schulter tritt
bei Mustern mit langer Behandlungszeit, Muster 3C und 3E, eine zusätzliche Bande hervor:
Bande 5 (P): um 1225-1230 1/cm
[0419] Die relative Intensität der Bande 5 (P) wächst mit der Behandlungszeit an und ist
schließlich vergleichbar mit der Intensität der Bande 2 (P). Die relative Intensität
der Bande 1 (P) und der Bande 3 (P) im Vergleich zur Bande 2 (P) nimmt umgekehrt mit
Dauer der Behandlung ab.
[0420] Diese Beobachtungen können wie folgt interpretiert werden: Aus der Abnahme der relativen
Intensität (herangezogen wird hier das Integral unter der/den Bande(n)) der Bereiche
1 (P) und 3 (P) gegenüber 2 (P) kann geschlossen werden, dass der relative Gehalt
an CH
3-Gruppen durch die Plasmabehandlung reduziert wird. Das Auftreten der neuen Bande
5 (P) bei gleichzeitiger Abnahme von 2 (P) - ohne eine signifikante Verschiebung von
2 (P) nach 5 (P) - spricht für eine nicht vollständige Eindringtiefe der Vernetzungsmethode.
[0421] Verständlich werden die Ergebnisse unter der Annahme, dass die im Plasma erzeugte
Strahlung und die Elektronen nur sehr oberflächennah wirken. Eine im IR-Spektrum messbare
Modifikation des aufgetragenen Öls kann in die Tiefe über die Behandlungsdauer und
über die in das Plasma eingekoppelte Leistung erzielt werden. Sofern die Behandlungsintensität
ausreicht, ist das plasmabehandelte, modifizierte Öl (vernetzte Öl) für das Auftreten
der zusätzlichen Bande 5 (P) verantwortlich. Unvernetztes oder teilvernetztes Öl aus
den untersten Schichten des aufgetragenen Ölfilms liefert nach wie vor das IR-Spektrum
des unbehandelten Öls. Prinzipiell ist vorstellbar, dass nach ausreichend langer Bestrahlung
oder bei Verwendung eines ausreichend dünnen Ölfilms sämtliches Öl vernetzt ist und
das Spektrum des unvernetzten Öls nicht mehr sichtbar ist. Die Ergebnisse legen jedoch
nahe, dass eine derartige intensive Vernetzung des Ölfilms nicht mit dem in der
DE 40 19 539 A1 beanspruchten Parameterbereich erreichbar ist (die genannten Maximalwerte für die
ins Plasma eingekoppelte Leistung und für die Behandlungsdauer wurden bereits verwendet).
[0422] Zudem ist eine lange, intensive Plasmabehandlung der Ölschichten verknüpft mit einer
starken Aktivierung der Oberfläche, wie die Messungen des Wasserrandwinkels zeigen.
Insofern sind lange Behandlungszeiten im Plasma nicht vereinbar mit dem Anspruch einer
entnetzenden Beschichtung. Die Untersuchungen legen zudem nahe, dass es nicht möglich
sein wird, mit den in der Patentschrift beschriebenen Verfahren eine entnetzende Beschichtung
herzustellen, die zugleich Haftung zum Untergrund aufweist. Zum einen konnte eine
derartige Beschichtung nicht generiert werden (siehe Tab. 1 in Bezug auf mechanische
Stabilität und Wasserrandwinkel). Zum anderen ist es aufgrund des Ergebnisses, dass
die Plasmabehandlung sehr oberflächennah wirkt, nicht möglich, Haftung in tiefer liegenden
Schichten zum Substrat aufzubauen, ohne die oberste Schicht derart zu modifizieren,
dass diese hydrophil reagiert.
[0423] Die entstehende Bande 5 (P) lässt sich ebenso der Si-O-Si bzw. Si-O Banden zuordnen,
die im Vergleich zu dem unbehandelten Öl jedoch mit einem Netzwerk assoziiert werden
müssen. Dieses Netzwerk entsteht durch Vernetzungsreaktionen während der Plasmabehandlung.
Eine Bande in einem ähnlichen Wellenzahlbereich wird sichtbar bei der Schichtabscheidung
im Niederdruckplasma, um eine harte, SiO
x-ähnliche Beschichtung herzustellen. Diese stellt ein stark dreidimensionales, anorganisches,
hydrophiles Netzwerk dar. Fig. 8 zeigt den Vergleich des über eine lange Zeitdauer
plasmabehandelten Musters 3E und einer plasmapolymeren SiO
x-ähnlichen Beschichtung.
[0424] Zum Vergleich wurde eine Serie von Musterbeschichtungen entsprechend dem erfindungsgemäßen
Verfahren angefertigt. Als Basismaterial wurden wiederum aluminiumbedampfte Si-Wafer
verwendet. Die Si-Wafer wurde mittels Spincoating mit einer -140nm dicken Silikonöl-Schicht
versehen (AK10000, Wacker Chemie AG). Anschließend wurden die Schichten für unterschiedliche
Zeiten der Strahlung einer Excimerlampe ausgesetzt (Hersteller: Radium, Xeradex-Strahler,
172nm). Eine Serie der Musterbeschichtungen wurde unter atmosphärischen Bedingungen
angefertigt, eine zweite unter Stickstoff- Inertgasatmosphäre. Der Abstand zwischen
der Waferoberfläche und der Lampenunterkante betrug jeweils 10mm. Weitere relevante
Prozessparameter sind in den Tabellen 2 und 3 aufgeführt.
Tab. 2: Bezeichnung und Parameter der Serie "Atmosphäre".
Bezeichnung |
B1 |
B2 |
B3 |
B4 |
Bestrahlungsstärke |
6.5mW/cm2 |
6.5mW/cm2 |
6.5mW/cm2 |
6.5mW/cm2 |
Bestrahlungsdauer in Sekunden |
10 |
60 |
120 |
300 |
mechanische Stabilität |
abwischbar |
abwischbar |
abwischbar |
nicht abwischbar |
Schichtdicke nach Bestrahlung [nm] |
139 |
136 |
123 |
121 |
Wasserrandwinkel [°] |
105 |
99 |
95 |
61 |
Excimerlampen bestrahlte Muster unter normaler Atmosphäre
[0425] Fig. 6 zeigt die IR-Spektren (ERAS) der die Excimerlampen bestrahlten Muster bei Behandlung
unter atmosphärischen Bedingungen. Die Beschichtungen B1 bis B4 sind in dem dargestellten
Spektralbereich wesentlich gekennzeichnet durch folgende signifikante Banden:
Bande 1 (E): |
um 1264 - 1270 1/cm: |
Bande 2 (E): |
1111 - 1134 1/cm: |
Bande 3 (E): |
Bereich um 810 - 820 1/cm: |
Bande 4 (E): |
Bereich um 1030 1/cm (als Schulter der Bande 2 (E) zu erkennen) |
[0426] Die in den Spektren erkennbaren Banden lassen sich analog zu den plasmabehandelten
Ölschichten folgenden Bandenschwingungen zuordnen:
Symmetrische Deformationsschwingung von CH3 in Si-CH3: |
ca. 1250 1/cm |
Si-O -Valenzschwingungen von Si-O-Si und Si-O: |
ca. 1070 - 1135 1/cm |
Deformationsschwingung von CH2 in Si-(CH2)1o.2-Si: |
ca. 1030 1/cm |
Si-C -Valenzschwingungen von (Si-CH3)3: |
ca. 840 1/cm |
Deformationsschwingung von CH3 im Si(CH3)2 |
ca. 820 1/cm |
Si-C -Valenzschwingungen von (Si-CH3)2: |
ca. 805 1/cm |
[0427] Es zeigt sich, dass insbesondere die Bande 2 (E) mit Dauer der Bestrahlung in den
Bereich höherer Wellenzahlen wandert; angefangen mit 1112 1/cm für Muster B1 auf 1134
1/cm für das Muster B4. Die relative Intensität der Bande 1 (E) und der Bande 3 (E)
im Vergleich zur Bande 2 (E) nimmt ebenso mit Dauer der Bestrahlung ab. Diese Beobachtung
kann dahingehend interpretiert werden, dass die Anzahl der CH
3 End- bzw. Seitengruppen reduziert wird.
Tab. 3: Bezeichnung und Parameter der Serie "N
2 Inertgas-Atmosphäre".
Bezeichnung |
B5 |
B6 |
B7 |
B8 |
Bestrahlungsstärke |
40mW/cm2 |
40mW/cm2 |
40mW/cm2 |
40mW/cm2 |
Bestrahlungsdauer in Sekunden |
10 |
60 |
120 |
300 |
mechanische Stabilität |
nicht abwischbar |
nicht abwischbar |
nicht abwischbar |
nicht abwischbar |
Schichtdicke nach Bestrahlung [nm] |
124 |
104 |
98 |
81 |
Wasserrandwinkel [°] |
59 |
55 |
31 |
38 |
Excimerlampen bestrahlte Muster unter Stickstoffatmosphäre
[0428] Fig. 7 zeigt die IR-Spektren (ERAS) der Excimerlampen bestrahlten Muster bei Behandlung
unter Stickstoffatmosphäre. Die Beschichtungen B5 bis B8 sind in dem dargestellten
Spektralbereich wesentlich gekennzeichnet durch folgende signifikante Banden:
Bande 1 (E): |
um 1264 - 1280 1/cm, |
Bande 2 (E): |
1111 - 1216 1/cm |
Bande 3 (E): |
um 810 - 820 1/cm |
Bande 4 (E): |
zusätzliche Schulter in der Bande 2 (E) |
[0429] Es zeigt sich, dass insbesondere die Bande 2 (E) mit Dauer der Bestrahlung in den
Bereich höherer Wellenzahlen wandert; angefangen mit 1111 1/cm für Muster B5 auf 1216
1/cm für das Muster B8. Im Vergleich zu den bei Atmosphäre bestrahlten Mustern ist
die Drift wesentlich deutlicher ausgeprägt. Zudem sinken die Intensitäten der Bande
1 (E) und der Bande 3 (E) mit Dauer der Bestrahlung bis sie nur noch andeutungsweise
erkennbar sind (siehe Muster B8). Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass
im Vergleich zu den bei Atmosphäre bestrahlten Ölfilmen die Anzahl der CH
3 End- bzw. Seitengruppen deutlich stärker reduziert wird.
[0430] Das IR-Spektrum des unter Stickstoffatmosphäre und langer Bestrahlungszeit behandelten
Ölfilms (B8) wird vergleichbar mit dem der SiO
x-ähnlichen Beschichtung bei der Schichtabscheidung im Niederdruckplasma (siehe Fig.
8).
Fig. 8 stellt dar das IR-Spektrum (ERAS) des plasmabehandelten Silikonöls AK10000 (Muster
3E), eines Excimerlampen bestrahlten Musters mit Silikonöl AK10000 (B8, siehe im folgenden)
und einer im Niederdruckplasma abgeschiedenen, plasmapolymeren, SiO
x-ähnlichen Beschichtung.
[0431] Es hat sich überraschend gezeigt, dass selbst diese hochvernetzten, erfindungsgemäßen
Beschichtungen dennoch einen hohen Anteil an Kohlenstoff beinhalten und dieser auch
notwendig ist, wodurch die erfindungsgemäßen Schichten gegenüber einer plasmapolymeren
SiO
x-ähnlichen Beschichtung neue, besondere Eigenschaften erhalten.
[0432] Zusätzlich legt die Beobachtung des Driftes der Bande 2 (E), d.h. die schrittweise
Vernetzung des Ölfilms, und das Verschwinden der Messung eines für unvernetztes Öl
charakteristischen IR-Spektrums, legt die Interpretation nahe, dass der aufgebrachte
Ölfilm in der gesamten Tiefe homogen durch die Bestrahlung modifiziert wurde.
[0433] Vergleicht man nun die Ergebnisse der unterschiedlichen Behandlungsmethoden für die
Ölfilme (Plasmabehandlung bzw. Excimerlampen Bestrahlung) miteinander, so wird insbesondere
bei Betrachtung der Muster mit langer Behandlungszeit (plasmabehandelt: 3E; Excimer/Atmosphäre:
B4; Excimer/Stickstoff: B8) ein prinzipiell unterschiedliches Verhalten beobachtet:
Während bei der Plasmabehandlung mit der Behandlungsdauer eine zusätzliche Bande im
Bereich 1225-1230 1/cm (5 (P)) entsteht und die im unbehandelten Silikonöl erkennbare
Bande bei 1111 1/cm (2 (P)) wellenzahlfest bleibt, wandert die Bande bei 1111 1/cm
(2 (E)) bei Excimerlampen Bestrahlung mit Dauer der Behandlung auf den Wert 1225-1230
1/cm. Hierbei ist der Shift für Bestrahlung unter Stickstoff wesentlich ausgeprägter.
Zusätzlich ist die relative Abnahme der Intensität der Bande 1 (P) und der Bande 3
(P) in Bezug auf die Bande 2 (P) bei der Behandlung im Plasma deutlich geringer ausgeprägt
als bei der Bestrahlung mit der Excimerlampe, insbesondere bei Bestrahlung unter Stickstoffatmosphäre
(Abnahme der Intensität der Bande 1 (E) und der Bande 3 (E) relativ zur Bande 2 (E)).
[0434] Verstanden werden können sämtliche Beobachtungen unter der Annahme, dass die Eindringtiefe
der Excimerlampenstrahlung in den Ölfilm wesentlich höher ist als die Eindringtiefe
der Plasmabehandlung.
[0435] Nach Plasmabehandlung, wie in
DE 40 19 539 A1 offenbart, wird bei der gewählten Ölfilmdicke und den Prozessparametern immer ein
Zweiphasensystem bestehend aus einer vernetzten Deckschicht und einem darunter liegenden
nahezu unveränderten, d.h. flüssigem Ölfilm erzeugt: In der plasmabehandelten Schicht
liegt ein starker Vernetzungsgradient vor. Diese Aussage ist konsistent mit der Beobachtung,
dass bei dickeren Ölfilmen (>250nm) kaum Haftung zum Substrat aufgebaut werden kann,
während die oberste Deckschicht aufgrund von inneren Spannungen bereits Risse zeigt.
Auf der anderen Seite ist es mit der Excimerlampenstrahlung aufgrund der größeren
Eindringtiefe möglich, den aufgebrachten Ölfilm der Dicke 140nm homogen in die Tiefe
hinein zu modifizieren. In diesem Fall liegt ein vergleichsweise geringer Vernetzungsgradient
vor. Entsprechend ist davon auszugehen, dass mit diesem Verfahren insgesamt höhere
Schichtdicken effektiv vernetzt werden können.
Beispiel 2: Vergleich einer plasmavernetzten Schicht mit mit Excimerlampen vernetzten
Schichten mittels Flugzeit-Sekundärmassenspektroskopie
[0436] Zum weiteren Verständnis der in Beispiel 1 gezeigten Ergebnisse wurden zusätzlich
TOF-SIMS-Tiefenprofile einiger aufgebrachter und behandelter Schichtsysteme aus Beispiel
1 durchgeführt (TOF-SIMS: Flugzeit-Sekundärionenmassenspektrometrie).
[0437] Die TOF-SIMS-Untersuchungen wurden mit einem TOF-SIMS IV-Gerät (Fa. ION TOF) durchgeführt.
Parameter: Anregung mit einer 25 keV Ga-Flüssigmetallionenquelle, Bunched mode, Analysefläche
60,5 x 60,5 µm
2, Ladungskompensation mit gepulster Elektronenquelle. Sputterparameter: 3 keV Argon-Sputterquelle,
25,8 nA, Sputterfläche 200 x 200 µm
2. In den Figuren ist die Intensität der für die entsprechenden Elemente charakteristischen
positiven Ionen-Signale gegen die Sputterzyklen (Cycle) dargestellt.
[0438] Diese Messung ist für das Muster 3E (plasmabehandeltes Silikonöl) in Fig. 11, für
das Muster B1 (schwach vernetztes, Excimerlampen bestrahltes Silikonöl) in Fig. 12
und für B8 (stark vernetztes, Excimerlampen bestrahltes Silikonöl) in Fig. 13 dargestellt
(siehe unten).
[0439] Die Figuren zeigen die relative Änderung der Materialbestandteile Kohlenstoff (C),
Sauerstoff (O) und Silicium (Si) mit der Eindringtiefe in die Beschichtung. Zu beachten
ist, dass bei TOF-SIMS-Untersuchungen die Intensitäten der detektierten Ionen keine
Aussage über die absolute Elementverteilung erlauben. Daher werden nachfolgend nur
die Änderungen der einzelnen Ionensignale analysiert. Als Eindringtiefe, ausgehend
von der Oberfläche der Beschichtung, ist der Parameter "Zyklus (Cycle)" gewählt worden,
der die Anzahl der TOF-SIMS-Sputterzyklen angibt, wobei ein Sputterzyklus sowohl das
Sputtern als auch das Neutralisieren und das Messen beinhaltet. Die einzelnen Signalverläufe
sind auf den Verlauf des jeweiligen Si-Signals normiert. Zusätzlich ist der Verlauf
des Si-Signals wiedergegeben, welcher in Bezug auf das absolute Maximum auf eins normiert
ist. Am Verlauf dieses Si-Signals lässt sich erkennen, ob bereits das Trägermaterial,
Si-Wafer, im Messprozess erreicht ist. In der Regel ist bei Erreichen des Si-Trägermaterials
ein starker Abfall des Si-Signals zu erkennen.
[0440] Fig. 11 stellt dar ein TOF-SIMS -Tiefenprofil; Verlauf der Kohlenstoff-, Sauerstoff- und
Siliciumintensität für das plasmabehandelte Muster 3E. Die Intensitäten sind für jeden
Cycle auf das Siliciumsignal normiert. Zusätzlich ist der auf das absolute Maximum
des Si-Signals (Cycle58) normierte Verlauf des Si-Signal dargestellt.
[0441] Fig. 12 stellt dar ein TOF-SIMS -Tiefenprofil; Verlauf der Kohlenstoff-, Sauerstoff- und
Siliciumintensität für das Excimerlampen bestrahlte Muster B1. Die Intensitäten sind
für jeden Cycle auf das Siliciumsignal normiert. Zusätzlich ist der auf das absolute
Maximum des Si-Signals (Cycle128) normierte Verlauf des Si-Signal dargestellt. Dieser
stellt das Ende der Beschichtung und den Anfang des darunterliegenden Si-Wafers dar.
[0442] Fig. 13 stellt dar ein TOF-SIMS -Tiefenprofil; Verlauf der Kohlenstoff-, Sauerstoff- und
Siliciumintensität für das Excimerlampen bestrahlte Muster B8. Die Intensitäten sind
für jeden Cycle auf das Siliciumsignal normiert. Zusätzlich ist der auf das absolute
Maximum des Si-Signals (Cycle93) normierte Verlauf des Si-Signal dargestellt. Dieser
stellt das Ende der Beschichtung und den Anfang des darunterliegenden Si-Wafers dar.
[0443] Fig. 11 zeigt den Verlauf des plasmabehandelten Ölfilms mit der Bezeichnung 3E aus
Beispiel 1. Der Film hat eine Schichtdicke von 139nm und endet innerhalb der TOF-SIMS-Messung
nach dem Cycle 117. Die Messung zeigt einen stetigen Abfall des O-Signals und einen
Anstieg des C-Signals bis ungefähr zum Cycle 50 (-40nm). Ab Cycle 50 bleiben beide
Signale nahezu gleich. Der Verlauf des Si-Signals zeigt keine Abnormitäten.
[0444] Zusätzlich zeigt das Kohlenstoffsignal zu Beginn einen starken Abfall an. Üblicherweise
ist bei Proben, die in Kontakt zur Umgebungsluft standen, auf der Oberfläche ein Kohlenstoffsignal
detektierbar, welches jedoch nicht mit der eigentlichen Schichtzusammensetzung in
Beziehung steht. Die Kohlenstoffe sind Artefakte aus der Luft und sind selbst auf
nicht kohlenstoffhaltigen Materialien erkennbar. Insofern bleibt der anfänglich starke
Abfall des C-Signals ohne Beachtung.
[0445] Fig. 12 zeigt den Verlauf des schwach vernetzten, Excimerlampen bestrahlten Ölfilms,
Muster B1 aus Beispiel 1. Cycle 128 kennzeichnet das Ende der ungefähr 139nm dicken
Beschichtung und den Beginn des Si-Wafers. Die Verläufe des O- und des C-Signals zeigen
keine signifikanten Änderungen im Tiefenprofil.
[0446] Fig. 13 zeigt den Verlauf des stark vernetzten, Excimerlampen bestrahlten Ölfilms,
Muster B8. Cycle 93 kennzeichnet das Ende der ungefähr 81 nm dicken Beschichtung und
den Beginn des Si-Wafers. Auch hier ist zunächst sehr oberflächennah ein starker Abfall
des Kohlenstoffsignals zu erkennen, der aus oben genannten Grünen nicht weiter beachtet
wird. Des Weiteren ist ein stetiger Anstieg des C-Signals bis ungefähr Cycle 60 ersichtlich.
Das O-Signal bleibt über die gesamte Messung nahezu konstant. Insgesamt liegt das
Niveau des C-Signals, insbesondere in den tiefer gelegenen Schichten, deutlich unterhalb
des Niveaus der Schicht B1.
[0447] Die Ergebnisse der Messungen sind wie folgt einzuordnen: Die Excimerlampenstrahlung
dringt tief in den Ölfilm ein, wodurch sich durch Bestrahlung die Zusammensetzung
des Films ändert. Im Allgemeinen wird die Anzahl der CH
3-Gruppen im Film reduziert. Durch das tiefe Eindringen ändert sich das Niveau des
C-Signal über die gesamte Tiefe. Ausgehend von dem Niveau des C-Signals für B1, nahezu
unvernetztes Silikonöl, sinkt dieses deutlich ab für B8 aufgrund der Reduzierung der
CH
3-Gruppen.
[0448] Die Wirkung der Plasmabehandlung ist dagegen wesentlich oberflächennäher. Hier wird
ein starker Gradient für das C-Signal festgestellt. Verantwortlich ist auch hier die
Reduzierung des Kohlenstoffs aus dem Ölfilm. In den tieferen Schichten liegt im Gegensatz
zu der stark vernetzten Beschichtung B8 dasselbe C-Niveau vor wie es bei der schwach
vernetzten Beschichtung B1 zu finden ist. Diese Beobachtung ist konsistent mit den
obigen Ergebnissen, wonach die Plasmabehandlung eine oberflächliche Vernetzung bewirkt,
in der Tiefe jedoch ein unvernetzter, flüssiger Ölfilm verbleibt.
[0449] Fig. 14 verdeutlicht das unterschiedliche Verhalten des C-Signals für die drei Schichtvarianten.
[0450] Fig. 14 zeigt ein TOF-SIMS -Tiefenprofil; Vergleich der Kohlenstoffintensitäten (jeweils
normiert auf das dazugehörige Si-Signal jeden Cycles) zwischen den Excimerlampen bestrahlten
Muster B1 (schwach vernetzt) und B8 (stark vernetzt) sowie des plasmabehandelten Silikonöls
AK10000 (Muster 3E).
Beispiel 3: Korrosionsschutzbeschichtung bzw. Anlaufschutz
A) Korrosionsbeschichtung
[0451] Mit Aceton vorgereinigte Aluminiumbleche wurden einseitig mit Schichtdicken von 100nm,
150nm, 200nm und 250nm mit dem Silikonöl AK50 im drain-coating Verfahren versehen.
Anschließend wurden die Bleche mit der flüssigen Ölschicht Licht der Wellenlänge 172nm
einer Excimerlampe (Xeradex-Strahler, 50W, Radium Lampenwerk GmbH) ausgesetzt. Der
Abstand zwischen der Aluminiumoberfläche und der Lampen betrug ca. 10mm, als Behandlungszeiten
wurden 20s, 60s, 120s und 360s angesetzt. Für eine komplette Serie mit den genannten
Behandlungsdauern und Schichtdicken fand die Bestrahlung unter Stickstoffatmosphäre
statt, unter Luft wurde eine Serie unter Variation der Schichtdicke für eine Behandlungszeit
von 360s durchgeführt.
[0452] Die angefertigten Beschichtungen wurden für 5 Minuten in 25% Schwefelsäure bei 65°C
getaucht und zur Dokumentation des Korrosionsangriffs fotografiert.
[0453] Fig. 15 zeigt den Korrosionsangriff für die Muster mit der Schichtdicke 100nm.
[0454] Fig. 16 zeigt den Korrosionsangriff für die Muster der Schichtdicke 150nm.
[0455] Fig. 17 zeigt den Korrosionsangriff für die Beschichtung der Schichtdicke 200nm.
[0456] Fig. 18 zeigt den Korrosionsangriff der Beschichtungen mit Schichtdicke 250nm.
[0457] Die Ergebnisse zeigen die Tendenz, dass mit längerer Bestrahlungsdauer und daraus
resultierendem. höheren Vernetzungsgrad der Beschichtung der Korrosionsangriff reduziert
werden kann. Dies wird vor allem deutlich an der Messreihe mit einer Bestrahlungsdauer
von 360s unter Stickstoffatmosphäre. Luftsauerstoff reduziert die effektive Bestrahlungsintensität
bei gleicher Behandlungszeit.
[0458] Die aufgebrachte Schichtdicke zeigt im dargestellten Bereich nur unmerklichen Einfluss
auf die Korrosionsfestigkeit.
[0459] Die beschriebenen Erkenntnisse lassen sich auf andere Oberflächenmaterialien übertragen.
[0460] Nach wiederholtem Schwefelsäuretest mit einer zusätzlichen Verweildauer von 10 Minuten,
also einer Gesamtdauer von 15 Minuten zeigt sich ein erster Korrosionsangriff auf
den Mustern mit einer Bestrahlungsdauer von 360s.
B) Anlaufschutz
[0461] Anlaufen ist ebenfalls ein Korrosionsangriff, der sich zunächst optisch zu erkennen
gibt und in der Regel durch Gase hervorgerufen wird. Beispielsweise läuft Silber unter
H
2S-Atmosphäre an und wird braun.
[0462] In diesem Fall wurde die Oberfläche eines rotvergoldeten Rings zunächst mit Isopropanol
gereinigt und anschließend mit Hilfe einer Excimer-UV-Lampe an Luftatmosphäre unter
Bildung von Ozon 120s lang aktiviert. Anschließend wurde mit einem Aerosolverfahren
eine ungefähr 400nm dicke Flüssigkeitsschicht aus AK50 auf die Oberfläche des Rings
aufgetragen.
[0463] Der aufgebrachte Ölfilm wurde durch Bestrahlung mit UV-Licht der Wellenlänge 172nm
(Xeradex-Strahler, Fa. Radium) vernetzt. Hierbei wurde der Ring ständig um eine seiner
Achsen in der Ebene des Rings rotiert. Hierzu wurde er mittig zwischen zwei Lampen
aufgehängt. Der mittlere Abstand betrug hierbei ungefähr 25mm. Die Bestrahlung wurde
bei Stickstoffatmosphäre bei Atmosphärendruck durchgeführt. Die Dauer der Bestrahlung
betrug 600s. Die Schichtdicke der erfindungsgemäßen Beschichtung betrug nach Vernetzung
ungefähr 170 bis 200nm.
[0464] Die Beschichtung konnte optisch nicht als Farbunterschied (weder Interferenzen noch
Glanzverlust) wahrgenommen werden. Im Gegensatz hierzu würden beispielsweise plasmapolymeren
Schichten vergleichbarer Schichtdicke diese optischen Effekte zeigen und einen deutlich
erkennenbaren Einfluss auf das optische Erscheinungsbild nehmen. Durch die erhöhte
Schichtdicke gegenüber den Plasmapolymeren, bei denen zur Nichtsichtbarkeit der Beschichtung
die Schichtdicke lediglich 10-40nm (optisch nicht erkennbarer Schichtdickenbereich)
betragen darf, ist eine höhere mechanische Wischbeständigkeit gegeben, die sich daran
erkennen lässt, dass die Oberfläche jetzt mit handelsüblichen Poliertüchern (bei moderatem
Druck) gereinigt werden kann. Dies ermöglichen plasmapolymere Schichten mit einer
Schichtdicke von 10 - 40 nm nicht. Der Anlaufschutz wurde mit Hilfe des Thioacetamidtest
(TAA-Test) in Anlehnung an die EN ISO 4538:1995 bewertet. Hierbei wurde ein beschichteter
und ein unbeschichteter Ring einer schwefelwasserstoffhaltigen Atmosphäre ausgesetzt.
Im Ergebnis zeigte der unbeschichtete Ring nach 3 Tagen erste Ansätze von Korrosion
und war nach 7 Tagen gleichmäßig über die gesamte Fläche korrodiert. Der beschichtete
Ring zeigte dagegen erst nach 7 Tagen beginnende lokale Korrosion, hauptsächlich an
Beschichtungsfehlstellen durch die Aufhängung. Der Großteil der Oberfläche zeigte
wie zu Beginn eine glänzende Oberfläche.
C) Aluminisierte Folie
[0465] Auf eine einseitig mit Aluminium bedampften 19 µm PETP-Folie (Fa. ROWO Coating) wurde
über ein Spincoating-Verfahren ein ungefähr 100nm dicker Flüssigkeitsschicht aus AK50
auf die Oberfläche aufgetragen.
[0466] Der aufgebrachte Ölfilm wurde durch Bestrahlung mit UV-Licht der Wellenlänge 172nm
(Xeradex-Strahler, Fa. Radium) vernetzt. Der Abstand zwischen der Lampenunterseite
und der Folie betrug bei Anfertigung mehrerer Muster 0,1 bis 3cm. Die Bestrahlung
wurde bei Stickstoffatmosphäre bei Atmosphärendruck durchgeführt. Die Dauer der Bestrahlung
betrug 600s. Die Schichtdicke der erfindungsgemäßen Beschichtung betrug nach Vernetzung
ungefähr 50-70nm für die verschiedenen Muster.
[0467] Auf die Oberfläche der angefertigten Muster wurden Tropfen von Lösungen mit unterschiedlichen
pH-Werten aufgebracht, bzw. die Muster in die entsprechende Lösung eingetaucht.
[0468] Die Aluminiumschicht der unbehandelten Referenzoberfläche löst sich bereits nach
5 Minuten vollständig auf, nachdem ein Tropfen einer Lösung mit einem pH-Wert von
12 auf die Oberfläche gegeben wurde. Die beschichteten Muster zeigten unabhängig von
dem Vernetzungsgrad bzw. dem Abstand zur UV-Lampe während der Vernetzung, bei pH-12
keinen Korrosionsangriff.
[0469] Beim Eintauchen der Muster in eine Lösung mit einem pH-Wert von 13 löst sich die
Aluminiumschicht des unbehandelten Substrats bereits nach 90s vollständig auf. Die
beschichteten Muster zeigten in Abhängigkeit von ihren Bestrahlungsparameter folgende
Beständigkeiten:
Tab. 4
Abstand Lampe - Substrat während der Vernetzung |
Korrosionsansätze nach |
vollständiges Auflösen nach |
3,0 cm |
7min |
15min |
2,0 cm |
7min |
20min |
1,0 cm |
10min |
25min |
0,5 cm |
10min |
25min |
0,1 cm |
30min |
n.e. |
D) Hochreflektierendes Aluminium
[0470] Im Folgenden ist die Beschichtung eines hochreflektierenden Aluminiumbleches beschrieben.
Die zugrunde liegende unbeschichtete Oberfläche (Hersteller Fa. Alanod) ist extrem
anfällig gegenüber Korrosion und sehr empfindlich gegenüber mechanischem Abrieb, so
dass die Oberfläche vor einem technischen Einsatz eine geeignete Beschichtung benötigt.
[0471] Hierfür wurde die Oberfläche des Aluminiumbleches zunächst mit Hilfe einer Excimer-UV-Lampe
an Luftatmosphäre unter Bildung von Ozon 120s lang aktiviert. Anschließend wurde einseitig
über ein Aerosolverfahren ein ungefähr 20nm dicker Flüssigkeitsschicht aus AK50 auf
die Oberfläche aufgetragen.
[0472] Der aufgebrachte Ölfilm wurde durch Bestrahlung mit UV-Licht der Wellenlänge 172nm
(Xeradex-Strahler, Fa. Radium) vernetzt. Der Abstand zwischen der Lampenunterseite
und des Aluminiumblechs betrug 2, 10, 15 und 35mm. Die Bestrahlung wurde bei Stickstoffatmosphäre
bei Atmosphärendruck durchgeführt. Die Dauer der Bestrahlung betrug 300s. Die Schichtdicke
der erfindungsgemäßen Beschichtung (Haftvermittlerbeschichtung) betrug nach Vernetzung
ungefähr 14nm.
[0473] Auf diese Basisschicht wurde eine zweite Lage der erfindungsgemäßen Beschichtung
aufgebracht. Hierzu wurde mit Hilfe des Aerosolauftragsverfahrens ein 420nm dicker
Flüssigkeitsfilm auf die erste Schicht aufgebracht. Diese wurde wiederum unter den
bereits genannten Abständen und Prozessbedingungen 600s lang bestrahlt und vernetzt.
Die Schichtdicke der zweiten aufgebrachten erfindungsgemäßen Beschichtung betrug nach
Vernetzung ungefähr 270nm.
[0474] Vorraussetzung für einen funktionierenden Korrosionsschutz ist eine geschlossene
Beschichtung. Diese kann der Fachmann problemlos durch das Aerosolverfahren erzielen.
Aufgrund des verwendeten Aerosolverfahrens bestehen jedoch auf der beschichteten Oberfläche
häufig Schichtdickenunterschiede. Insbesondere an den Stellen, an denen größere Kondensationströpfchen
landen, werden lokal höhere Schichtdicken erzielt. Die Schichtdickenabweichung macht
sich über die Interferenzfarbe bemerkbar. Während makroskopisch lediglich eine geringe
Sprenkelung sichtbar ist, zeigt die Untersuchung mit dem Mikroskop, dass es runde
Bereiche gibt, innerhalb derer die Schichtdicke zur Mitte hin ansteigt. Entsprechend
sind Ringe mit den verschiedenen Interferenzfarben sichtbar. Die Flecken können Durchmesser
von wenigen Mikrometern bis zu mehreren Hundert Mikrometern besitzen. Die Schichtdickenerhöhung
innerhalb dieser Flecken kann im Vergleich zur mittleren Schichtdicke mehrere Hundert
Prozent betragen.
[0475] Figur 35 stellt Abweichungen der Beschichtungsdicke bedingt durch das Aerosolverfahren
durch Kondensation von größeren Tropfen dar.
[0476] Ein nicht beschichtetes und die beschichteten Aluminiumbleche wurden in eine 25%-Schwefelsäure-Lösung
mit einer Temperatur von 65°C getaucht. Das unbeschichtete Blech zeigte nach 2 Minuten
ganzflächige Korrosion. Die bei dem Abstand von 35mm vernetzte Beschichtung zeigte
nach 5 Minuten anfängliche Korrosion, alle übrigen Bleche zeigten erst nach 60 min
Korrosionsansätze.
[0477] Neben der korrosionshemmenden Eigenschaft der Beschichtung konnte beobachtet werden,
dass die Beschichtungen einen verbesserten Abriebschutz liefern. Die unbehandelte
Oberfläche zeigte bereits durch leichtes, manuelles Reinigen deutliche Kratzspuren.
Die Beschichtung ermöglicht eine vorsichtige manuelle Reinigung ohne Kratzspuren zu
hinterlassen.
[0478] E) Mit dem unter D) aufgeführten Vorgehen wird ebenfalls eine glänzende polierte
Aluminium-Felge behandelt. Auch bei diesem Bauteil kommt es zu einer deutlichen Verbesserung
der Korrosionsbeständigkeit. Zudem kommt es zu einer leichteren Reinigbarkeit der
Oberfläche.
[0479] F) Mit dem unter D) aufgeführten Vorgehen wird ebenfalls eine glänzende eloxierte
Aluminium-Zierleiste behandelt. Auch bei diesem Bauteil kommt es zu einer deutlichen
Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit. Zudem kommt es zu einer leichteren Reinigbarkeit
der Oberfläche.
Beispiel 4: Excimer-Bestrahlung von Silikonöl
[0480] Zur Demonstration der Eigenschaften der erfindungsgemäßen Beschichtung wurden an
einer Serie von Musterbeschichtungen exemplarische Basisuntersuchungen durchgeführt.
Die Muster wurden auf Si-Wafern als Grundmaterial angefertigt. Hierfür wurden die
Si-Wafer mit Hilfe einer Plasmabehandlung zunächst aktiviert und mittels Spincoating
mit einer -140nm dicken Silikonöl-Schicht versehen (AK10000, Wacker Chemie AG). Anschließend
wurden die Schichten für unterschiedliche Zeiten der Strahlung einer Excimerlampe
ausgesetzt (Hersteller: Radium, Xeradex-Strahler, 172nm). Eine Serie der Musterbeschichtungen
wurde unter atmosphärischen Bedingungen angefertigt, eine zweite unter Stickstoff-
Inertgasatmosphäre. Der Abstand zwischen der Waferoberfläche und der Lampenunterkante
betrug jeweils 10mm. Weitere relevante Prozessparameter sind in den Tabellen 5 und
6 aufgeführt.
Tab. 5: Bezeichnung und Parameter der Serie "Atmosphäre".
Bezeichnung |
B1 |
B2 |
B3 |
B4 |
Bestrahlungsstärke |
6.5mW/cm2 |
6.5mW/cm2 |
6.5mW/cm2 |
6.5mW/cm2 |
Bestrahlungsdauer in Sekunden |
10 |
60 |
120 |
300 |
Wischtest |
abwischbar |
abwischbar |
abwischbar |
nicht abwischbar |
Schichtdicke nach Bestrahlung [nm] |
139 |
136 |
123 |
121 |
Tab. 6:
Bezeichnung und Parameter der Serie "N2 Inertgas-Atmosphäre".
Bezeichnung |
B5 |
B6 |
B7 |
B8 |
Bestrahlungsstärke |
40mW/cm2 |
40mW/cm2 |
40mW/cm2 |
40mW/cm2 |
Bestrahlungsdauer in Sekunden |
10 |
60 |
120 |
300 |
Wischtest |
nicht abwischbar |
nicht abwischbar |
nicht abwischbar |
nicht abwischbar |
Schichtdicke nach Bestrahlung [nm] |
124 |
104 |
98 |
81 |
[0481] Fig. 19 stellt dar den Brechungsindex der unter Luftatmosphäre UV-strahlungsbehandelten Silikonölschichten
der Muster B1 bis B4.
[0482] Fig. 20 stellt dar den Brechungsindex der unter N
2-Inertgasatmosphäre UV-strahlungsbehandelten Silikonölschichten der Muster B5 bis
B8.
[0483] Die Fig. 19 und Fig. 20 zeigen den Verlauf des Brechungsindexes der angefertigten
Beschichtungen im Wellenlängenbereich von 240 bis 790nm (Bestimmung über Ellipsometrie).
Obwohl einige Beschichtungen, insbesondere B1 bis B3, noch mit einem Tuch manuell
abwischbar sind, d.h. die Schichten noch keine ausreichende Kohäsion im Beschichtungsfilm
selbst als auch Adhäsion zum Si-Trägermaterial aufgebaut haben, zeigt sich bei Vergleich
der Brechungsindices die Auswirkung der Bestrahlung: Zu erkennen ist, dass der Brechungsindex
mit der Zeitdauer der Bestrahlung bei atmosphärischen Bedingungen zunimmt. Für die
Muster bei Bestrahlung unter Stickstoffatmosphäre B5 bis B8 wird ein Vernetzungsgrad
erreicht, der ausreichende Haftung zum Untergrund bietet, so dass die Beschichtung
sich nicht mehr mit einem Tuch abreinigen lässt. Hier sind die Unterschiede im Verlauf
der Brechungsindices geringer ausgeprägt.
[0484] Zur weiteren Charakterisierung der Muster wurde mit Hilfe von ESCA die atomare Zusammensetzung
der bestrahlten Oberflächen bestimmt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass mit diesem
Messverfahren lediglich die oberste Oberflächenlage mit einer Schichtdicke von ca.
10nm erfasst wird. Die Messdaten, Tab. 7, zeigen deutlich die Wirkung der Bestrahlung:
Mit Zeitdauer der Bestrahlung nehmen der relative Sauerstoff-und Siliciumgehalt zu,
der Kohlenstoffanteil nimmt dagegen ab - Die Schicht wird anorganischer. Das Verhältnis
von Kohlenstoff zu Silicium nimmt mit der Bestrahlungsdauer ab, im Verhältnis Sauerstoff
zu Silicium ist eine Abnahme zu erkennen. Diese Erkenntnisse lassen sich über das
konkrete Beispiel hinaus verallgemeinern.
Tab. 7: Prozentuale Elementzusammensetzung und Elementverhältnisse der UV-strahlungsbehandelten
Silikonölschichten, gemessen mit XPS (Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie).
Bezeichnung |
O1s |
N1s |
C1s |
Si2p |
C/Si |
O/Si |
B1 |
25,28 |
0,06 |
52,50 |
22,16 |
2,37 |
1,14 |
B2 |
29,15 |
0,05 |
46,97 |
23,83 |
1,97 |
1,22 |
B3 |
37,34 |
0,00 |
39,22 |
23,44 |
1,67 |
1,59 |
B4 |
47,15 |
0,29 |
28,10 |
24,46 |
1,15 |
1,93 |
B5 |
41,12 |
0,02 |
34,30 |
24,56 |
1,40 |
1,67 |
B6 |
40,96 |
0,16 |
32,96 |
25,91 |
1,27 |
1,58 |
B7 |
55,48 |
0,34 |
19,29 |
24,88 |
0,78 |
2,23 |
B8 |
61,81 |
0,39 |
10,49 |
27,32 |
0,38 |
2,26 |
[0485] Die Veränderungen in den Verhältnissen zwischen Kohlenstoff und Silicium wird ebenso
deutlich bei Betrachtung der IR-Spektren der bestrahlten Beschichtungen. Diese sind
einzeln wiedergegeben in den Figuren 21 bis 28, bzw. 7 und 8 (siehe oben).
Fig. 21 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B1.
Fig. 22 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B2.
Fig. 23 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B3.
Fig. 24 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B4.
Fig. 25 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B5.
Fig. 26 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B6.
Fig. 27 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B7.
Fig. 28 stellt dar, das IR-Spektrum(ERAS) des UV-strahlungsbehandelten Musters B8.
[0486] Die dargestellten Daten wurden mit ERAS (External Reflection Absorption Spectroscopy)
aufgenommen und zur Vergleichbarkeit auf das jeweilige Maximum im Wellenzahlbereich
zwischen 1112 und 1216 1/cm normiert. Zur Aufnahme der IR-Spektren wurden die unbeschichteten
Si-Wafer zuvor mit Aluminium bedampft und das Öl anschließend wie zuvor durch Spincoating
auf die Al-Schicht aufgebracht.
[0487] Die Bestrahlungsparameter sind mit denen der Tab. 5 und 6 identisch. Die Maxima der
Bande im Bereich zwischen 1112 und 1216 1/cm können hauptsächlich der kohlenstofffreien
Si-O-Si Verbindung zugeordnet werden, die Maxima im Bereich 1250 1/cm (Si-CH
3) bzw. 805 1/cm Si(CH
3)
2 und 840 1/cm Si(CH
3)
3 besitzen dagegen Kohlenstoffanteile. Der Vergleich zeigt, dass in beiden Fällen,
sowohl bei Bestrahlung unter Atmosphäre als auch unter Stickstoff das Verhältnis zwischen
Kohlenstoff zu Silicium abnimmt.
Beispiel 5: Vergleich der Schichten aus Beispiel 4 mit plasmapolymeren Schichten
[0488] Fig. 29 zeigt zum Vergleich die IR-Spektren von plasmapolymeren Trennschichten, die mit Hilfe
eines Niederdruckplasma-Verfahrens hergestellt wurden (bei unterschiedlichem Reaktorvolumen
von 3301 bis 50001). Die Spektren sind auf den jeweiligen Maximalwert normiert. Sämtliche
Spektren zeigen sowohl eine Bande für Si(CH
3)
2 (805 1/cm) als auch für Si(CH
3)
3 (840 1/cm). Das Vorhandensein dieser Doppelbande ist charakteristisch für hydrophobe
plasmapolymere Beschichtungen. Die ausgeprägte Bande bei 840 1/cm ist dadurch begründet,
dass mit HMDSO als Prozessgas ein Monomer eingesetzt wird, welches aufgrund der Kürze
des Moleküls einen relativ hohen Anteil an Si(CH
3)
3 Endgruppen besitzt.
[0489] Im Gegensatz dazu ist in sämtlichen Excimerlampen bestrahlten Mustern die für die
Si(CH
3)
3 Endgruppen zugehörige Bande weitaus weniger ausgeprägt bzw. nur schwer identifizierbar
ist. Der Grund liegt vor allem darin zu sehen, dass in der erfindungsgemäßen Beschichtung
zunächst von Flüssigkeiten ausgegangen wird. Diese Flüssigkeiten besitzen wesentlich
längere Molekülketten, so dass der relative Anteil der Endgruppen deutlich geringer
ausfällt. Diese Aussage gilt unabhängig von der Bestrahlungsdauer bzw. dem Vernetzungsgrad
wie die Fig. 6 und Fig. 7 zeigen und somit sowohl für hydrophobe wie auch hydrophile
Beschichtungen. Mit zunehmenden Bestrahlungsdauer bzw. Vernetzungsgrad reduziert sich
für die strahlungsvernetzten Beschichtungen zusätzlich die Bande für die Si(CH
3)
2 Gruppe; dies ist ein Anzeichen dafür, dass diese Gruppen mit Hilfe der energiereichen
Excimerlampen Strahlung aufgebrochen werden. Gleiches gilt für die CH
3-Bande im Bereich -2960 1/cm.
[0490] Auch diese Ergebnisse lassen sich verallgemeinern.
Beispiel 6: Vernetzungsgrad
[0491] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt den Vernetzungsgrad der aufgebrachten Flüssigkeit
über die Intensität der Bestrahlung in einem weiten Bereich zu variieren. Neben dem
Vernetzungsgrad der Flüssigkeit selbst ist auch die Anhaftung an das Substratmaterial
von technischer Bedeutung. Zur Demonstration zeigt die Fig. 30 eine Mikroskopaufnahme
einer Bruchkante des Musters B8 aus Beispiel 4. Obwohl starke mechanische Belastungen
am Substrat und an der Beschichtung wirkten, zeigen sich keine Spannungsrisse oder
Ablösung in der Beschichtung - die Beschichtungsgrenze läuft exakt entlang der Bruchkante.
Risse, die durch die mechanische Belastung im Substrat entstehen, sind dagegen auch
in der Beschichtung sichtbar, Fig. 31. Zusätzliche Risse durch die kurzzeitigen Spannungen,
treten nicht auf.
[0492] Fig. 30 stellt dar eine Mikroskopaufnahme des UV-strahlungsvernetzten Musters B8 entlang
einer Bruchkante nach starker mechanischer Belastung.
[0493] Fig. 31 stellt dar eine Mikroskopaufnahme des UV-strahlungsvernetzten Musters B8 entlang
einer Bruchkante nach starker mechanischer Belastung.
Beispiel 7: Einbettung von Titandioxidpartikeln
[0494] Entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren wurde ein Muster mit eingebetteten Titandioxidpartikeln
hergestellt. Hierfür wurde eine Flüssigkeitskomposition aus dem Silikonöl AK50 und
AK0.65 als Verdünnungsmittel im Verhältnis 1:50 verwendet, der anschließend Titandioxidpartikel
beigemengt wurden. Durch Spincoating wurde die Komposition als im Mittel -140nm dicker
Flüssigkeitsfilm auf einem Si-Wafer aufgetragen. Im Bereich der Partikel bildeten
sich Menisken mit deutlich höherer Schichtdicke, welche die Partikel in einem Ölberg
einschlossen.
[0495] Die Muster wurden mit UV-Licht der Wellenlänge 172nm unter Stickstoffatmosphäre 5
Minuten lang bestrahlt, der Abstand der Lampe zur Oberfläche betrug ~10mm.
[0496] Abschließend wurde die Oberfläche mit IPA durch manuelles Wischen gereinigt. Durch
die Reinigung sollte untersucht werden, ob die Beschichtung ausreichend vernetzt wurde,
um sowohl Haftung zwischen den Precursormolekülen der Flüssigkeit selbst als auch
zum Untergrund und dem TiO
2-Partikeln aufzubauen; Partikel oder große Partikelagglomerate, die nicht ausreichend
in die Matrix eingebettet werden konnten, wurden zudem durch das Reinigen herausgewischt.
[0497] Fig. 32 zeigt eine REM-Aufnahme der gereinigten Beschichtung, innerhalb derer die Titandioxidpartikel
deutlich zu erkennen sind.
[0498] Die sichtbaren Partikel bzw. Agglomerate konnten durch Materialanalyse eindeutig
als Titandioxidpartikel erkannt werden. Die Größe der eingebetteten Partikel beträgt
lateral bis zu mehrere Mikrometer, die Höhe der Partikel bis zu 3 Mikrometer bei einer
mittleren Schichtdicke der vernetzten Schicht von ∼100nm.
Beispiel 8: Einbettung von Farbstoffpartikeln
[0499] Entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren wurde ein Muster mit eingebetteten Farbstoffpartikeln
hergestellt. Hierfür wurde eine Lösung aus einem Teil des Silikonöls AK50 (Wacker
Chemie AG) und 50 Teilen des Verdünnungsmittels AK0.65 (Wacker Chemie AG) hergestellt.
Der Lösung wurde der Farbstoff Fett-Blau B01 (Clariant GmbH) in einer Menge zugegeben,
so dass sich überschüssiger Farbstoff als Bodensatz absetzt. Um den Bodensatz zu entfernen
und größere Agglomerate des beigegebenen Farbstoffes zu entfernen, wurde die Dispersion
gefiltert (Porengröße 400nm) und anschließend zeitnah verarbeitet. Als Grundmaterial
zur Beschichtung dienten Glassscheiben, auf welche die Dispersion mittels Spincoating
aufgetragen wurde. Nach Verdampfen des Lösemittels verblieb eine -140nm dicke Schicht
der nichtflüchtigen Komponente AK50 mitsamt der eingebetteten Farbstoffpartikel als
flüssiger Film auf dem Glassubstrat zurück.
[0500] Dieser Film wurde anschließend Licht der Wellenlänge 172nm einer UV-Excimerlampe
(Xeradex-Strahler; 50W, Radium) ausgesetzt. Der Abstand der Lampen zum Substrat betrug
- 10mm, die Bestrahlungsdauer - 180s, die Bestrahlung wurde bei Stickstoffatmosphäre
durchgeführt.
[0501] Nach der Bestrahlung bzw. Vernetzung des Öls ergibt sich eine manuell mit Isopropanol
nicht abwischbare Beschichtung, innerhalb derer die beigemengten Farbstoffpartikel
eingebettet sind.
[0502] Fig. 33 zeigt ein Mikroskopbild der Farbstoffpartikel mit einer mittleren Größe des Durchmessers
unterhalb von 1µm.
Beispiel 9: Partielle Beschichtung
[0503] Mittels Spincoating wurde eine ca. 140nm dicke Schicht aus AK50 auf einen Siliciumwafer
aufgetragen. Auf die Schicht wurde anschließend eine Lochmaske gelegt und diese unter
Stickstoffatmosphäre 5 Minuten mit Licht der Wellenlänge 172nm bestrahlt (Xeradex-Strahler,
50W, Radium Lampenwerk GmbH). Der Abstand zwischen der Maske und der Lampenunterseite
betrug ~10mm.
[0504] Nach der Vernetzung der bestrahlten Bereiche der Flüssigkeitsschicht konnte der nicht
vernetzte, im Schattenbereich liegende Restfilm des AK50 durch Isopropanol abgespült
werden. Entsprechend der runden Öffnungen der Maske wurde ein regelmäßiges Muster
an runden Beschichtungsinseln erzielt.
[0505] Fig. 34 stellt das Ergebnis der partiellen Beschichtung im Beispiel 9 dar.
[0506] Die beschichteten Bereiche konnten durch manuelles Reinigen nicht entfernt werden
und bilden durch die im Vergleich zur unbehandelten Waferoberfläche vergleichsweise
höhere Oberflächenenergie hydrophile Anker.
Beispiel 10: Antifingerprint-Beschichtung auf Metalloberflächen
[0507] A) Die Oberfläche eines galvanisch beschichteten Körpers mit einer mittleren Rauhigkeit
R
a im Bereich 0.3 - 0.8µm wurde vor dem Flüssigkeitsauftrag zur Erhöhung der Oberflächenenergie
auf über 72mN/m mit Hilfe eines Niederdruck-Sauerstoffplasmas aktiviert. Alternativ
kann die Aktivierung z.B. über Bestrahlung mit kurzwelliger UV-Strahlung aus Excimerlampen
erfolgen. Als flüssiger Precursor wurde das Silikonöl AK50 (Wacker, Oberflächenspannung
20,8mN/m, Viskosität 50mm
2/s) als im Mittel 50nm, 100nm und 200nm dicke Schicht durch Spincoating aufgebracht.
Der flüssige Precursor legt sich bevorzugt in den Vertiefungen des Oberflächenprofils
ab und formt auf diese Weise eine nicht geschlossene, inselartige Bedeckung.
[0508] Die Strahlungsvernetzung fand innerhalb eines Rezipienten bei einem Restgasdruck
von 0,01 mbar statt. Der Abstand der Oberfläche von der Bestrahlerunterseite betrug
40mm. Die UV-Bestrahlungsquelle war eine Xe-Excimerlampe mit einer Wellenlänge von
172nm des Herstellers Haereus Noblelight. Die Bestrahlungsintensität betrug ~1,2 W/cm
2 und die Zeitdauer der Bestrahlung war 30s.
[0509] B) Als Alternative wurde der flüssige Precursor unter Inertgasatmosphäre (z.B. Stickstoff,
CO
2, Edelgase) bei Atmosphärendruck mit einer Intensität im Bereich von 100 bis 400mW/cm
2 und einer Zeitdauer im Bereich von 60 bis 600s bestrahlt. Als Lichtquelle diente
ein Xeradex Xe-Excimerstrahler mit einer Wellenlänge von 172nm (Fa. Radium). Als weitere
Alternative kann die Vernetzung bei Luftatmosphäre stattfinden, sofern der Fachmann
dafür Sorge trägt, dass die Bestrahlungsdosis, d.h. die über die Zeit auftreffende
Strahlungsleistung ausreicht, um einen festen Film zu erzeugen.
[0510] C) Des Weiteren wurden unter denselben Bedingungen Muster von gestrahltem Messing
und Aluminiumoberflächen mit einer mittleren Rauhigkeit R
a im Bereich 0.5 - 1.2µm beschichtet.
[0511] Aufgrund der Schichtdicke lässt sich das Vorhandensein der Beschichtung deutlich
durch den optischen Farbeindruck (durch Interferenzeffekte) identifizieren. Resultierende
mittlere Schichtdicken waren bei Auftrag von 50 nm Precursor-Schichtdicke ~45nm, bei
100 nm Precursor-Schichtdicke ~90nm und bei 200 nm Precursor-Schichtdicke ~185nm.
Die lokalen Schichtdicken der Beschichtungsinseln waren dagegen bis zu einem Faktor
2 höher als die mittleren Schichtdicken. Diese Beobachtung erklärt sich aufgrund der
dynamischen Umverteilung des aufgetragenen flüssigen Silikonölprecursors. Hierdurch
entstehen Schichtdickenabweichung bis zu einem Faktor 2 und ein dazugehöriger Bedeckungsgrad
von ca. 0.5.
[0512] Es hat sich allerdings Folgendes herausgestellt:
Bevorzugt wird eine mittlere Schichtdicke der fertigen Beschichtung im Bereich von
50 bis 300nm. Besonders bevorzugt eine mittlere Schichtdicke im Bereich von 100 bis
250nm. Im Gegensatz zu der Beschreibung der genannten PCT/EP 2006/062987 kann durch die intensive Bestrahlung mit Licht einer Wellenlänge unterhalb von 250nm
je nach gewählten Prozessparametern ein Schichtschrumpf beobachtet werden. Dieser
durch Vergleich der aufgetragenen Schichtdicken des unvernetzten Precursors und des
vernetzten Precursors messbare Schichtschrumpf kann bis zu 60% betragen und muss bei
der Einstellung der gewünschten Endschichtdicke berücksichtigt werden. Die vernetzten
Beschichtungen lassen sich nicht durch manuelles Wischen mit einem Tuch von der Oberfläche
entfernen. Die Beschichtung zeigt eine Verminderung der Wahrnehmung von Fingerabdrücken
(Antifingerprint-Eigenschaften) gemäß der PCT/EP 2006/062987. Die Beschichtung zeigt zudem leicht zu reinigende Eigenschaften.
Beispiel 11: Galvanisierte Kunststoffoberfläche
[0513] Behandlung entsprechend Beispiel 10, jetzt jedoch mit einer galvanisierten Kunststoffoberfläche
mit einer mittleren Rauhigkeit R
a im Bereich 0.6 - 1.0µm. Die vernetzten Beschichtungen lassen sich nicht durch manuelles
Wischen mit einem Tuch von der Oberfläche entfernen. Die Beschichtung zeigt Antifingerprint-Eigenschaften
gemäß der
PCT/EP 2006/062987.
Beispiel 12: Si-Wafer unter verschiedenen Prozessgasbedingungen
[0514] Die Oberfläche dreier Si-Wafer wurden durch Spincoating mit dem Silikonöl AK10000
(Wacker, Oberflächenspannung 21,5mN/m, Viskosität 10000mm
2/s) versehen, Schichtdicke ~250nm. Die Strahlungsvernetzung fand (a) unter atmosphärischen
Bedingungen, bzw. (b) innerhalb eines Rezipienten bei Anwesenheit von Stickstoff unter
Atmosphärendruck bzw. (c) unter einem Restgasdruck von 0,01mbar statt. Der Abstand
der Oberfläche von der Bestrahlerunterseite betrug 10mm. Die UV-Bestrahlungsquelle
war eine Xe-Excimerlampe mit einer Wellenlänge von 172nm des Herstellers Radium. Die
Bestrahlungsintensität betrug ~0,8W/cm
2 und die Zeitdauer der Bestrahlung war jeweils 120s.
[0515] Die vernetzen Beschichtungen konnten nicht mehr mit einem Tuch abgewischt werden.
Sie sind beständig gegenüber Isopropanol und Aceton, ein auf die Beschichtung aufgeklebter
Tesafilmstreifen konnte abgezogen werden, ohne dass Teile der Beschichtung von der
Si-Oberfläche abgezogen wurden. Die Oberflächenenergie wurde nach 5 Tagen zu 22mN/m
(a, Atmosphäre), 28mN/m (b, Restgas) bzw. 32mN/m (c, Stickstoff) bestimmt.
[0516] Es handelt sich hierbei um Beschichtungen mit niedriger Oberflächenenergie, die als
Easy-to-clean- oder als Trennschichten eingesetzt werden können.
Beispiel 13: Si-Wafer beschichtet, bei verschiedenen Temperaturen
[0517] Die Oberfläche eines Si-Wafer wurde durch Tauchen in einer Lösung mit dem Silikonöl
AK50 mit variierenden Schichtdicken bis zu 500nm versehen. Die Strahlungsvernetzung
fand innerhalb eines Rezipienten bei einem Restgasdruck von 0,01 mbar statt. Der Abstand
der Oberfläche von der Bestrahlerunterseite betrug 10mm. Die UV-Bestrahlungsquelle
war eine Xe-Excimerlampe mit einer Wellenlänge von 172nm des Herstellers Radium. Die
Bestrahlungsintensität betrug ~0,6W/cm
2 und die Zeitdauer der Bestrahlung war 120s.
[0518] Nach der Vernetzung kann die Beschichtung manuell nicht mit einem Tuch abgewischt
werden und zeigt Beständigkeit gegenüber Aceton. Es handelt sich um eine Niedrigenergieoberfläche
mit einer Oberflächenspannung unterhalb von 22mN/m.
[0519] Der Wasserrandwinkel eines auf die Oberfläche aufgebrachten Wassertropfens betrug
∼90°. Nach einer einstündigen Erwärmung der Beschichtung auf 200°C betrug der Kontaktwinkel
96°, nach einer folgenden einstündigen Erwärmung auf 250°C stieg der Winkel auf 100°.
Nach einer weiteren dreistündigen Erwärmung der Beschichtung bei 250°C betrug der
Randwinkel ebenso 100°.
Beispiel 14: Leicht zu reinigende Oberfläche (easy-to-clean Beschichtung)
[0520] Auf die Oberflächen eines gestrahlten Messing- und eines Aluminiummusters mit einer
mittleren Rauhigkeit R
a im Bereich 0.5 - 1.2µm wurde ein dünner Flüssigkeitsfilm bestehend aus AK50 (Wacker,
Oberflächenspannung 20,8mN/m, Viskosität 50mm
2/s) aufgebracht. Es wurden mehrere Muster mit mittleren Schichtdicken im Bereich von
100 bis 1000nm angefertigt.
[0521] Die Strahlungsvernetzung fand innerhalb eines Rezipienten mit Stickstofffüllung (bei
Atmosphärendruck) statt. Der Abstand der Oberfläche von der Strahlerunterseite betrug
20mm. Die UV-Strahlungsquelle war eine Xe-Excimerlampe mit einer Wellenlänge von 172nm
des Herstellers Radium (100W/40cm). Die Expositionszeit betrug 300s.
[0522] Nach Vernetzung verbleibt eine ungefähr 50 bis 750nm dicke Schicht auf der Bauteiloberfläche.
Die Schicht zeigt leicht zu reinigende Eigenschaften: Beispielsweise können Fingerabdrücke
sehr leicht von der Oberfläche mit einem feuchten Tuch abgewischt werden. Der Schrumpf
(die Schichtdickenreduzierung der resultierenden Schicht gegenüber der Auftragsdicke
der Precursoren) betrug 25-50%. Quantifiziert werden kann der Schrumpf z. B. anhand
einer Referenzschicht auf einem Wafer, der denselben Prozess durchläuft. Aufgrund
der Rauhigkeit anderer Oberflächen ist eine direkte Bestimmung oft nur mit großem
Aufwand möglich.
[0523] Beschichtete Muster mit einer mittleren Schichtdicke im Bereich von 170 bis 200nm
zeigen zusätzlich den Effekt, sich farblich kaum von dem Ursprungsmaterial zu unterscheiden.
Man erhält eine nahezu unsichtbare Easy-to-clean-Beschichtung, welche die eigentliche
Oberflächencharakteristik nicht beeinflusst.
Beispiel 15: Glättende Beschichtung
[0524] Auf die Oberflächen eines gestrahlten Messing- und eines Aluminiummusters mit einer
mittleren Rauhigkeit R
a von 1.2µm wurde ein Flüssigkeitsfilm bestehend aus AK10000 (Wacker, Oberflächenspannung
21,5mN/m, Viskosität 10000mm
2/s) mit einer Schichtdicke von 1µm aufgebracht. Diese Schichtdicke entspricht ∼83%
des R
a -Wertes.
[0525] Die Strahlungsvernetzung fand innerhalb eines Rezipienten mit Stickstofffüllung (bei
Atmosphärendruck) statt. Der Abstand der Oberfläche von der Strahlerunterseite betrug
5mm. Die UV-Strahlungsquelle war eine Xe-Excimerlampe mit einer Wellenlänge von 172nm
des Herstellers Radium (100W/40cm). Die Expositionszeit betrug 600s.
[0526] Nach Vernetzung verbleibt eine im Mittel 700nm dicke vernetzte Schicht auf der Oberfläche.
Der anschließend ermittelte R
a-Wert betrug 0.75µm. Somit konnte eine Reduzierung der Rauhigkeit um rund 40% erreicht
werden.
Beispiel 16: Antimikrobielle Beschichtung
[0527] Eine Dispersion von ca. 1,5 Gew.-% Nano-Silber in Silikonöl (NanoSilver BG, Fa. Bio-Gate)
mit einer Viskosität von 100-200 mPa und einer mittleren primären Partikelgröße zwischen
5 und 50 nm wurde als Mischung mit HMDSO (1:50) mittels Spincoating auf eine Glasoberfläche
aufgetragen. Die Glasoberfläche wurde zuvor mit Hilfe von UV-Strahlung bei Luftatmosphäre
120s bestrahlt, um die Oberflächenenergie zu erhöhen. Die Schichtdicke des Flüssigkeitsfilms
betrug - 500nm. Die silberhaltige Flüssigkeitsschicht wurde anschließend 600s mit
UV-Licht (172nm, Xeradex-Strahler, 50W, Radium Lampenwerk GmbH) bestrahlt. Der Abstand
zwischen der Lampenunterkante und der Oberfläche betrug ~15mm, bestrahlt wurde innerhalb
einer Stickstoffatmosphäre bei einem Druck von 1 bar. Durch die Bestrahlung wurde
eine nicht-abwischbare, hydrophile Beschichtung mit einer mittleren Schichtdicke von
-330nm geschaffen. Makroskopisch konnte eine Braunfärbung des Substrats, bedingt durch
das eingebaute Silber, wahrgenommen werden. Das Vorhandensein von Nanosilber konnte
zudem mit Hilfe eines UV-VIS-Spektrometers anhand der für Silber typischen Absorptionsbande
bei 420 nm identifiziert werden. Im Lichtmikroskop konnten keine Partikelagglomerate
mit lateralen Dimensionen größer 1µm identifiziert werden. Die Beschichtung weist
antimikrobielle, aber nicht cytotoxische Eigenschaften auf.
Beispiel 17: Klebvorbehandlung
[0528] Verschiedene Polymere und Edelstahl als Grundmaterial wurden oberflächlich mit Methylethylketon
(MEK) gereinigt. Die Größe der Muster betrug 100mm x 25mm. Mit dem gereinigten Material
wurden zum einen Referenzverklebungen für eine Zugschermessung in Anlehnung an DIN
EN 1465:1995-01 angefertigt. Zum anderen wurde gereinigtes Material mit einer erfindungsgemäßen
Beschichtung versehen. Die flüssige Silikonölschicht (AK50, Wacker) wurde mit Hilfe
eines Aerosolverfahrens aufgebracht, die mittleren Schichtdicken sind in Tabelle 8
aufgelistet. Die Ölschichten wurden anschließend mit Licht der Wellenlänge 172nm (Xeradex-Strahler,
50W, Radium Lampenwerk GmbH) 600s lang mit einem Abstand von 10mm unter einer Stickstoffatmosphäre
bestrahlt. Die resultierenden Schichtdicken lassen sich aus dem in Tab. 8 aufgeführten
Schrumpf (Verhältnis zwischen Endschichtdicke und Auftragsschichtdicke) berechnen.
Mit den erfindungsgemäß hergestellten Mustern wurden wiederum Zugscherproben hergestellt
und vermessen. Als Klebstoffe kamen für die aufgeführten Polymere Delo PUR 9691 und
für Edelstahl Delo PUR 9694 zum Einsatz.
[0529] Die Ergebnisse der Zugschermessungen sind in Tab. 8 dargestellt. Aufgelistet sind
die ermittelten maximalen Kräfte Fmax, bei denen der Fügeverbund zerstört wurde, die
Verklebung also versagte. Sämtliche Werte wurden in Bezug auf die absoluten Werte
der maximalen Kraft, die für die Referenz ermittelt wurde normiert. Somit kennzeichnet
für die erfindungsgemäße Beschichtung eine maximale Kraft >1 eine Verbesserung der
Verbundfestigkeit. Eine Verbesserung konnte für 4 der 6 behandelten Materialien beobachtet
werden. Die Verbesserung betrug bis zu 100% (PTFE). Des Weiteren konnte mit der erfindungsgemäßen
Beschichtung als Klebvorbehandlung für Edelstahl eine Verbesserung von 37% erzielt
werden, wobei in diesem Fall die Grenze des Klebstoffpotentials erreicht wurde. Zu
beobachten war in diesem Fall ein reiner Kohäsionsbruch des Klebstoffes.
[0530] Sämtliche Untersuchungen wurden mit 3 identischen Proben durchgeführt. Die Abweichungen
vom Mittelwert (Δs) sind in Tabelle 8 angegeben.

Beispiel 18: Migrationsbarriere und permanente Trennschicht
[0531] Transparente Kunststoffformen für die UV-Härtung von Lacken in einem Lackgießverfahren
werden durch ein Tauchverfahren mit einem geschlossenen PDMS-Öl-Film von ca. 150 nm
beschichtet. Anschließend wird das Öl, AK 10000 (Wacker GmbH) in einer Stickstoff-Atmosphäre
mittels Excimer-Strahlung durch Bestrahlung innerhalb einer Stickstoffathmosphäre
bei 1 bar stark vernetzt. Dabei wurde gewährleistet, dass jedes Oberflächenelement
mit einer Strahlungsdosis von mindestens 50 Ws/cm
2, bevorzugt 70W/s/cm
2 behandelt wurde. Diese Strahlungsdosis kann für eine 3D-Form über die Parameter Zeit
und Abstand eingestellt werden. Im vorliegendem Beispiel betrug der Abstand zur Kunststoffform
im Mittel 2cm und die Bestrahlungsdauer 25 Minuten, die Strahlungsdosis betrug somit
bei Verwendung einer Xeradex-Excimerlampe im Mittel ∼90 Ws/cm
2. Hierdurch wird eine Migrationsbarriere gegenüber Styrol erhalten, welche zu einer
erheblichen Verlängerung der Gebrauchsdauer der Kunststoffformen führt. Um zusätzlich
beim Formgebungsprozess auf externe Trennmittel weitestgehend verzichten zu können,
wird ein zweiter PDMS-Öl-Film von ca. 100 nm mittels Excimer-Strahlung leicht vernetzt.
Auch hier erfolgte die Bestrahlung innerhalb einer Stickstoffathmosphäre bei 1 bar.
Die Strahlungsdosis darf höchstens 30 Ws/cm
2, bevorzugt maximal 20W/s/cm
2 betragen. Im vorliegendem Beispiel betrug der Abstand zur Kunststoffform im Mittel
2cm und die Bestrahlungsdauer 5 Minuten, die Strahlungsdosis betrug somit bei Verwendung
einer Xeradex-Excimerlampe im Mittel -25 Ws/cm
2. Als Formmaterial kann sowohl Silikon als auch Polyamid verwendet werden.
Beispiel 19: Gasmigrationsbarriere
[0532] PP-Folie (Hersteller: Tresphaphan, Dicke: 25µm) wurde über ein Aerosolverfahren mit
einer Silikonölschicht (AK50, Wacker GmbH) mit einer mittleren Schichtdicke von -120nm
versehen. Die Flüssigkeitsschichten wurden anschließend mit einer Excimerlampe (Hersteller:
Radium Lampenwerk GmbH) mit Licht der Wellenlänge 172nm bestrahlt. Die Bestrahlungsdauer
betrug hierbei 600s bei einem Abstand zwischen Lampe und Folie von ~0,5cm. Obwohl
das Aerosolverfahren eine tröpfchenartige Bedeckung darstellt, konnte durch Kontrolle
mit Hilfe eines Lichtmikroskops anhand der sichtbaren Interferenzfarbverläufe sichergestellt
werden, dass der Bedeckungsgrad mit dem Silikonöl 1 beträgt, d.h. eine vollständige
Bedeckung erzielt wurde. Die mittleren Schichtdicken betrugen nach Bestrahlung ∼70nm,
die relative Schichtdickenabweichung betrug hierbei ungefähr 50%, d.h. die lokalen
Schichtdicken betrugen 35 - 100nm.
[0533] Die Sauerstoffdurchlässigkeit wurde mit Hilfe des Permeations-Messgeräts OX-TRAN
2/20 (Fa. Mocon) gemessen. Hierbei wird die Migration von Sauerstoff durch die beschichtete
Folie bestimmt (Bestimmung für Folien in Anlehnung an DIN 53380-3 und ASTM D 3985-05).
Die relative Luftfeuchtigkeit während der Messung betrug 50%, die Messtemperatur 30°C.
[0534] Für die nicht behandelte Folie wurde eine Sauerstoffdurchlässigkeit von 3460 cm
3/(m
2d) gemessen, die beschichtete Folie besaß eine Durchlässigkeit von 81 cm
3/(m
2d). Somit konnte eine Reduzierung der Sauerstoffdurchlässigkeit auf ∼2,3% erzielt
werden.
Beispiel 20: flexible Kratzschutzschicht auf empfindlichen Oberflächen
[0535] Transparente Polycarbonat-Scheiben für die Automobil-Dachverglasung werden durch
ein Aerosolverfahren mit einem geschlossenen PDMS-Öl-Film von ca. 2 µm ausgestattet.
Anschließend wird das Öl in einer Stickstoff-Atmosphäre mittels Excimer-Strahlung
stark vernetzt. Der Abstand der Oberfläche zur Lampe maximal 1cm, die Bestrahlungsdauer
20 Minuten. Hierdurch kommt es zu einer erheblichen Verbesserung der Kratzfestigkeit
der Scheibe, ohne dass eine Gefahr des Abplatzens der Beschichtung bei stärkerer Biegebeanspruchung
besteht.
Beispiel 21: Flexible Beschichtung
[0536] Die Beschichtung aus Beispiel 3 D), Beschichtung eines hochreflektierenden Aluminiumbleches,
zeigt eine weitere Besonderheit der Möglichkeiten der erfindungsgemäßen Beschichtungstechnik.
[0537] Die beschichteten Bleche wurden manuell gebogen. Realisiert wurden Biegeradien von
2,5mm. Praktisch wurde der Versuch so durchgeführt, dass das entsprechende Blech auf
eine Stange aufgelegt wurde und der Radius der Stange nachgeformt wurde. Das gebogene
Blech wurde lichtmikroskopisch mit einer 1000-fachen Auflösung untersucht. Es wurden
keine Risse oder ein Abblättern der Schicht beobachtet. Insbesondere zeigte sich keine
Minderung der Abbriebfestigkeit der Beschichtung. Es ist daher davon auszugehen, dass
die untere Grenze für den Biegeradius noch wesentlich kleiner als 2,5mm sein darf.
Das Resultat ist ein flexibler Abriebschutz bzw. flexibler Korrosionsschutz. Diese
Eigenschaft ist insofern von Bedeutung, da die Bleche in der Regel als Flachband hergestellt
werden und nach Beschichtung gebogen und gekantet werden, um 3D Formen zu realisieren.
[0538] Die Flexibilität der erfindungsgemäßen Beschichtungen beruht allgemein zum Teil auf
dem Restgehalt an Kohlenstoff in der Beschichtung. Aus Beispiel 4 können Beispielparameter
entnommen werden, mit denen entsprechende Kohlenstoffgehalte realisiert werden können.
[0539] Entsprechend können andere der genannten Oberflächenfunktionalisierungen als flexible
Beschichtung ausgestaltet werden. Hierzu gehört z.B. ein flexibler Kratzschutz, der
im Gegensatz zum oben genannten Beispiel Schichtdicken im Bereich mehrerer Mikrometer
besitzt. Diese Schichtdicken können in mehreren Lagen innerhalb mehrerer Zyklen oder
bevorzugt in einem Zyklus aufgebracht werden.
[0540] Des Weiteren ist durch Einstellung der Kohlenstoffgehalts die Realisierung eines
flexiblen Anlaufschutz, einer flexiblen antimikrobiellen Beschichtung, einer flexiblen
strukturierenden oder topografie-gebenden Beschichtung, einer flexiblen Barrierebeschichtung,
einer flexiblen Antifingerprint-Beschichtung, einer flexiblen Easy-to-Clean Beschichtung
etc. möglich (hierzu wird z. B. auch auf das Kapitel 7 verwiesen).
Beispiel 22: dünne Schutzschichten auf keramischen Filtermaterialien
[0541] Keramische Filtermedien auf Basis von Borosilikatfasern werden als Bahnware durch
ein Aerosolverfahren mit einem geschlossenen PDMS-Öl-Film mit einer mittleren Schichtdicke
von ca. 300 nm ausgestattet. Anschließend wird das Öl in einer Stickstoff-Atmosphäre
mittels Excimer-Strahlung vernetzt Die Bestrahlungsdosis betrug mindestens 50 Ws/cm
2 (bei einem Abstand von 1cm und einer Bestrahlungsdauer von 10 Minuten bei Verwendung
einer Xeradex-Excimerlampe mit einer Wellenlänge von 172nm und einer Leistung von
50W bei einer Länge von 40cm). Hierdurch wird Standzeit von den aus den Filtermedien
gefertigten Sterilluftfilterelementen für die Prozessluftaufbereitung bei einer regelmäßigen
Desinfektion innerhalb eines Cleaning-in-Place(CIP)-Verfahren erheblich verlängert.
Grund hierfür ist insbesondere die durch die erfindungsgemäße Beschichtung erhaltene
höhere Beständigkeit gegenüber alkalischen Wasserstoffperoxid-Dämpfen. Die geringe
Schichtdicke der Beschichtung führt dabei nur zu einer sehr geringen Erhöhung der
Druckdifferenz durch das Filtermedium.
[0542] Es folgt eine Liste weiterer Ausgestaltungen:
Ausgestaltung 1. Beschichtungsverfahren, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Mischung oder eines Reinstoffs, umfassend oder bestehend aus
reaktionsträgen, flüssigen Precursoren,
- b) Aufbringen einer flüssigen Schicht aus der Mischung oder dem Reinstoff auf eine
zu beschichtende Oberfläche,
- c) Vernetzen der flüssigen Precursoren mittels Strahlung mit einer Wellenlänge von
≤ 250 nm, so dass aus der Mischung eine feste Schicht entsteht und die Schicht ≥ 10
Atom-% C umfasst, bezogen auf die Menge der in der Schicht enthaltenen Atome ohne
H und F,
und so dass der in der Schicht enthaltene C zu maximal 50 Atom-% des C, bezogen auf
die Menge der in der Schicht enthaltenen C-Atome, Bestandteil einer Methoxygruppe
ist.
Ausgestaltung 2. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der Ausgestaltung 1, wobei
das Vernetzen so erfolgt, dass maximal 50 Atom-% des C, bezogen auf die Menge der
in der Schicht enthaltenen C-Atome, Bestandteil einer Alkoxygruppe ist.
Ausgestaltung 3. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 1 oder
2, wobei die Schicht mittels Laserstrahlung oder UV-Strahlung aus einer Excimerlampe
vernetzt wird.
Ausgestaltung 4. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei das Vernetzen mittels UV-Strahlung der Wellenlänge ≤ 200 nm erfolgt.
Ausgestaltung 5. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei die flüssigen Precursoren in einer Schichtdicke von 3 nm bis 10 µm aufgetragen
werden.
Ausgestaltung 6. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei die in Schritt a) bereitgestellte Mischung zu ≥ 50 Gew-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Mischung, aus reaktionsträgen, flüssigen Precursoren besteht.
Ausgestaltung 7. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei die in Schritt a) bereitgestellten Precursoren ≥ 10 Atom-% C umfassen, bezogen
auf die Menge der in der Mischung enthaltenen Atome ohne H und F.
Ausgestaltung 8. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei der in der in Schritt a) bereitgestellten Mischung enthaltene C zu maximal 50
Atom-%, bezogen auf die Menge der in der Mischung enthaltenen C-Atome, Bestandteil
einer Methoxygruppe ist.
Ausgestaltung 9. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei der in der in Schritt a) bereitgestellten Mischung enthaltene C zu maximal 50
Atom-%, bezogen auf die Menge der in der Mischung enthaltenen C-Atome, Bestandteil
einer Alkoxygruppe ist.
Ausgestaltung 10. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei die zu beschichtende Oberfläche keine Silanolgruppen umfasst.
Ausgestaltung 11. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei das Aufbringen der flüssigen Schicht unter Bedingungen erfolgt, unter denen
zwischen den reaktionsträgen flüssigen Precursoren und der Oberfläche keine chemische
Reaktion stattfindet.
Ausgestaltung 12. Beschichtungsverfahren mit den Merkmalen der vorangehenden Ausgestaltungen,
wobei die flüssigen Precursoren nicht-funktionalisierte Silikonöle und/oder hochsiedende
Kohlenwasserstoffe und/oder nicht-funktionalisierte fluorierte Silikonöle und/oder
Fluorkohlenwasserstoffe und/oder Copolymere und/oder Co-Oligomere der genannten Stoffe
sind.
Ausgestaltung 13. Vernetzte Schicht, herstellbar in einem Verfahren mit den Merkmalen
der Ausgestaltungen 1 bis 12.
Ausgestaltung 14. Vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltung 13, wobei
das C-Signal im Tiefenprofil des Flugzeit-Sekundär-lonenmassenspektrometrie-Profils
(TOF-SIMS) bei Normierung der Intensitäten auf das Siliciumsignal einen im Wesentlichen
zur X-Achse (Sputterzyklen) parallelen Verlauf aufweist.
Ausgestaltung 15. Gegenstand mit mit einer vernetzten Schicht beschichteten Oberfläche,
herstellbar mittels eines Beschichtungsverfahrens mit den Merkmalen der Ausgestaltungen
1 bis 12.
Ausgestaltung 16. Gegenstand mit einer im Submikrometerbereich strukturierten Oberfläche,
umfassend auf dieser Oberfläche wenigstens teilweise eine vernetzte Schicht mit den
Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder 14, wobei die vernetzte Schicht im Submikrometerbereich
nicht konturnachbildend ist.
Ausgestaltung 17. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 oder 16, wobei
für die vernetzte Schicht das C-Signal im Tiefenprofil des Flugzeit-Sekundärionenmassenspektrometrie-Profils
bei Normierung der Intensitäten auf das Si-Signal einen im Wesentlichen zur X-Achse
(Sputterzyklen) parallelen Verlauf aufweist.
Ausgestaltung 18. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 17 oder
vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder 14, wobei die vernetzte
Schicht feinteilige Feststoffe umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die Feststoffe
eine Teilchengröße von < 100 µm, bevorzugt < 10µm, aufweisen und im Wesentlichen chemisch
ungebunden in der Matrix der vernetzten Schicht vorliegen.
Ausgestaltung 19. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 18, wobei die Feststoffe eine Teilchengröße im Bereich von 100 µm, bevorzugt
< 20 nm aufweisen.
Ausgestaltung 20. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 19, wobei die Feststoffe eine Teilchengröße im Bereich von 5 - 10 nm
aufweisen.
Ausgestaltung 21. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 18 bis 20, wobei die vernetzte Schicht 0,1 bis 30 Vol.-% feinteilige
Feststoffe einer Teilchengröße < 200 nm umfasst.
Ausgestaltung 22. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 21, wobei die vernetzte Schicht 1 bis 10 Vol.-% feinteilige Feststoffe
umfasst.
Ausgestaltung 23. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 18 bis 22, wobei die feinteiligen Feststoffe Metallpartikel sind.
Ausgestaltung 24. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 18 bis 23, wobei die feinteiligen Feststoffe magnetisierbar sind.
Ausgestaltung 25. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 18 bis 23, wobei die feinteiligen Feststoffe aus Silber bestehen.
Ausgestaltung 26. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 18 bis 25, wobei die Matrix aus Silikonverbindungen oder teil- bzw.
vollfluorierten Flüssigkeiten hergestellt wurde.
Ausgestaltung 27. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 18 bis 26, wobei
der Gegenstand ein Kunststoff-, Metall-, Glas- oder Keramikgegenstand ist.
Ausgestaltung 28. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 17 oder
vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder 14, wobei die vernetzte
Schicht eine Schicht ist, bestehend aus Kohlenstoff, Silicium, Sauerstoff und Wasserstoff
sowie gegebenenfalls üblichen Verunreinigungen, wobei im ESCA-Spektrum des vernetzten
Produktes, bei Kalibrierung auf den aliphatischen Anteil des C 1s Peaks bei 285,00
eV, im Vergleich mit einem trimethylsiloxy-terminierten Polydimethylsiloxan (PDMS)
mit einer kinematischen Viskosität von 350 mm
2/s bei 25 °C und einer Dichte von 0,97 g/mL bei 25 °C,
der Si 2p Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist, und
der O 1s Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist.
Ausgestaltung 29. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 28, wobei
der Si 2p Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,40 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist, und
der O 1s Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,40 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist.
Ausgestaltung 30. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 28 oder 29, wobei für die Stoffmengenverhältnisse in der vernetzen
Schicht gilt:
0,75 |
< n(O) : n(Si) < |
1,25 |
1,50 |
< n(C) : n(Si) < |
2,50 |
1,50 |
< n(C) : n(O) < |
2,50 |
2,25 |
< n(H) : n(C) < |
3,00. |
Ausgestaltung 31. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 30, wobei für die Stoffmengenverhältnisse in der vernetzen Schicht gilt:
1,00 |
< n(O) : n(Si) < |
1,25 |
2,00 |
< n(C) : n(Si) < |
2,50 |
1,60 |
< n(C) : n(O) < |
2,30 |
2,40 |
< n(H) : n(C) < |
3,00. |
Ausgestaltung 32. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 31, wobei für die Stoffmengenverhältnisse in der vernetzen Schicht gilt:
1,05 |
< n(O) : n(Si) < |
1,23 |
2,10 |
< n(C) : n(Si) < |
2,23 |
1,70 |
< n(C) : n(O) < |
2,00 |
2,60 |
< n(H) : n(C) < |
3,00. |
Ausgestaltung 33. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 28 bis 32, wobei die vernetzte Schicht bezogen auf 100 Atom-% für
die Summe der Elemente Silicium, Sauerstoff und Kohlenstoff, enthält:
Silicium |
18 bis 28 Atom-% |
Sauerstoff |
20 bis 30 Atom-% |
Kohlenstoff |
35 bis 55 Atom-%. |
Ausgestaltung 34. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 33, wobei die vernetzte Schicht bezogen auf 100 Atom-% für die Summe
der Elemente Silicium, Sauerstoff und Kohlenstoff, enthält:
Silicium |
20 bis 26 Atom-% |
Sauerstoff |
24 bis 29 Atom-% |
Kohlenstoff |
47 bis 51 Atom-%, |
Ausgestaltung 35. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 33, wobei die vernetzte Schicht bezogen auf 100 Atom-% für die Summe
der Elemente Silicium, Sauerstoff und Kohlenstoff, enthält:
Silicium |
20 bis 28 Atom-% |
Sauerstoff |
22 bis 30 Atom-% |
Kohlenstoff |
42 bis 55 Atom-%, |
wobei für die Stoffmengenverhältnisse in der vernetzen Schicht gilt:
0,75 |
< n(O) : n(Si) < |
1,25 |
1,50 |
< n(C) : n(Si) < |
2,50 |
1,50 |
< n(C) : n(O) < |
2,50 |
2,25 |
< n(H) : n(C) < |
3,00 und |
wobei im ESCA-Spektrum der vernetzten Schicht, im Vergleich mit einem trimethylsiloxy-terminierten
Polydimethylsiloxan (PDMS) mit einer kinematischen Viskosität von 350 mm
2/s bei 25 °C und einer Dichte von 0,97 g/mL bei 25 °C,
der Si 2p Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,44 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist, und
der O 1s Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist.
Ausgestaltung 36. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 28 bis 35, wobei die vernetzte Schicht bezogen auf 100 Atom-% für
die Summe der Elemente Silicium, Sauerstoff und Kohlenstoff, enthält:
Silicium |
20 bis 26 Atom-% |
Sauerstoff |
24 bis 29 Atom-% |
Kohlenstoff |
47 bis 51 Atom-%, |
wobei für die Stoffmengenverhältnisse in der vernetzten Schicht gilt:
1,00 |
< n(O) : n(Si) < |
1,25 |
2,00 |
< n(C) : n(Si) < |
2,50 |
1,60 |
< n(C) : n(O) < |
2,30 |
2,40 |
< n(H) : n(C) < |
3,00 und |
und wobei im ESCA-Spektrum der vernetzten Schicht, im Vergleich mit einem trimethylsiloxy-terminierten
Polydimethylsiloxan (PDMS) mit einer kinematischen Viskosität von 350 mm
2/s bei 25 °C und einer Dichte von 0,97 g/mL bei 25 °C,
der Si 2p Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist, und
der O 1s Peak einen Bindungsenergiewert besitzt, der um maximal 0,50 eV zu höheren
oder niedrigeren Bindungsenergien verschoben ist.
Ausgestaltung 37. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 17 oder
vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder 14, wobei die vernetzte
Schicht Biozid-Nanopartikel umfasst und die Schicht ohne die Nanopartikel ein Matrixmaterial
für die Nanopartikel darstellt mit einer Porosität, die so eingestellt ist, dass der
biozide Wirkstoff aus dem Matrixmaterial abgegeben werden kann.
Ausgestaltung 38. Gegenstand oder Schicht jeweils mit den Merkmalen der Ausgestaltung
37, wobei das Matrixmaterial als Transportkontrollschicht wirkt und in seiner Dicke
und Porosität so eingestellt ist, dass der biozide Wirkstoff aus der vernetzten Schicht
in einer antimikrobiellen und nicht zytotoxischen Weise abgegeben wird.
Ausgestaltung 39. Gegenstand oder Schicht jeweils mit den Merkmalen der Ausgestaltungen
37 oder 38, wobei die Transportkontrollschicht eine Gasdurchlässigkeit für Sauerstoff
(O
2) aufweist die im Bereich von 100 bis 1000 (cm
3 bar) / (Tag m
2), vorzugsweise im Bereich von 500 bis 700 (cm
3 bar) / (Tag m
2) liegt.
Ausgestaltung 40. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 37 bis 39, wobei der biozide Wirkstoff ein anorganisches Biozid ist.
Ausgestaltung 41. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 40, wobei der biozide Wirkstoff ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus Silber, Kupfer und Zink, deren Ionen und deren Metallkomplexe, oder einer Mischung
oder Legierung umfassend zwei oder mehr dieser Elemente.
Ausgestaltung 42. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 40 oder 41, wobei der biozide Wirkstoff eine mittlere Korngröße von
5 bis 1000 nm, vorzugsweise von 5 bis 100 nm hat.
Ausgestaltung 43. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 37 bis 42, wobei die vernetzte Schicht umfasst: Gold, Platin, Palladium,
Iridium, Zinn, Antimon, deren Ionen, deren Metallkomplexe, oder eine Legierung des
bioziden Wirkstoffs mit einem oder mehreren dieser Elemente.
Ausgestaltung 44. Gegenstand oder vernetzte jeweils Schicht mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 37 bis 43, wobei die vernetzte Schicht einen Silicium-Anteil von 20
bis 60 Atom-%, einen Kohlenstoffanteil von 10 bis 30 Atom-% und einen Sauerstoffanteil
von 30 bis 50 Atom-% besitzt, bezogen auf die auf die Menge der in der Schicht enthaltenen
Atome ohne H und F.
Ausgestaltung 45. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 44 oder
vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13, 14, 18 bis 26 oder 28
bis 44, wobei die vernetze Schicht eine mittlere Dicke von 5 nm bis 5 µm hat.
Ausgestaltung 46. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 37 bis 45, wobei
der Gegenstand ein Medizinprodukt, insbesondere ein Katheter, eine Wundauflage, eine
Kontaktlinse, ein Implantat, ein medizinischer Nagel und/oder eine Schraube, ein Knochenfixationsnagel,
ein medizinisches Instrument oder ein Hygieneprodukt, insbesondere ein Binde oder
Windel, oder eine Verpackung oder ein Teil einer Verpackung eines Medizin-, Pharma-
oder Hygieneproduktes oder ein Bauteil zum Herstellen oder Verarbeiten von Medizin-,
Pharma- oder Lebensmitteln oder auf ein sonstigen Produkt ist, bei dem es eine besondere
Hygiene erforderlich ist.
Ausgestaltung 47. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 37 bis 46, wobei
der Gegenstand eine Verpackungsfolie, insbesondere eine Siegelfolie, eine Schlauchbeutelverpackung,
eine Kartonverpackung, eine Becherverpackung mit Foliendeckel, ein Füllventil, ein
Schlauchverbinder oder ein Gärgutträger ist.
Ausgestaltung 48. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 37 bis 45, wobei
der Gegenstand ein Verschluss oder eine Maschine (Maschinenkomponente) zur Herstellung,
Verarbeitung und Abfüllung von Lebens-, Nahrungsmitteln bwz. Medizinprodukten ist.
Ausgestaltung 49. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 17, wobei
der Gegenstand eine korrosionsempfindliche oder anlaufempfindliche Fläche umfasst,
auf der die vernetzte Schicht angeordnet ist.
Ausgestaltung 50. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltung 49 oder vernetzte
Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder 14, wobei die vernetzte Schicht
einen Korrosionsinhibitor umfasst.
Ausgestaltung 51. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 50, wobei der Korrosionsinhibitor ein Polyanilin ist.
Ausgestaltung 52. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 50 oder 51, wobei
die beschichtete Oberfläche aus Aluminium, einer Aluminiumlegierung, einem Eloxal,
Magnesium, einer Magnesiumlegierung, Stahl, legiertem Stahl, Kupfer, einer Kupferlegierung,
Silber, einer Silberlegierung, Gold, einer Goldlegierung, Eisen, einer Eisenlegierung,
Titan, einer Titanlegierung, Messing, Bronze, einem Halbleiter, Kobalt, einer Kobaltlegierung,
Nickel, einer Nickellegierung, Zinn, einer Zinnlegierung, Zink, einer Zinklegierung,
einem Lot, Blei oder einer Bleilegierung besteht.
Ausgestaltung 53. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 49 bis 52 oder
vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 50 oder 51, wobei auf einer
lateralen Strecke von 100 µm auf der Oberfläche der vernetzten Schicht bezogen auf
die mittlere Schichtdicke minimale Schichtdicken von 20% und maximale Schichtdicken
von 200% bestehen.
Ausgestaltung 54. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 17 oder
vernetzte Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder 14, wobei die vernetzte
Schicht eine, Silicium, Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff und/oder Fluor umfassende
Schicht ist, für die bei Bestimmung mittels ESCA gilt:
Das Stoffmengenverhältnis O : Si ist > 1,25 und < 2,6
und das Stoffmengenverhältnis C : Si ist > 0,6 und < 2,2.
Ausgestaltung 55. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltung 54, wobei die vernetze Schicht bezogen auf ihre Gesamtatomzahl ohne
Wasserstoff
minimal 20 und maximal 30 Atomprozente Si,
minimal 25 und maximal 50 Atomprozente O und
minimal 25 und maximal 50 Atomprozente C
enthält.
Ausgestaltung 56. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 54 oder 55, wobei vernetzte Schicht Wasserstoff und/oder Fluor umfasst,
wobei gilt:
1,8 : 1 n(H und/oder F) : n (C) < 3,6 : 1
vorzugsweise
2,2 : 1 n(H und/oder F) : n (C) < 3,3 : 1.
Ausgestaltung 57. Gegenstand oder vernetzte Schicht jeweils mit den Merkmalen der
Ausgestaltungen 54 bis 56, wobei die vernetzte Schicht einen Wasserrandwinkel von
über 90°, vorzugsweise über 95°, weiter vorzugsweise über 100° besitzt.
Ausgestaltung 58. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 54 bis 57, wobei
der Gegenstand ein Gegenstand ist, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus: Felge,
Radkappe, Aluminiumprofil, eloxiertes Aluminiumbauteil insbesondere für Fenster, Duschen,
Automobile; Fenster, Verkleidungen, Windradflügel, Metallverblendung insbesondere
für Häuser, insbesondere für Küchen bzw. Küchengeräte; Display, insbesondere für Küchen,
insbesondere für Handys; Verglasungen, Automobilkarosserieteile, Motorradbauteile,
Getränkebehälter, Farbbehälter, Tintenbehälter, Tuschepatrone, Flasche, Küchengerät,
Bratpfanne, Hinweisschild, Warnzeichen, wieder verwendbare Gefäße für Lebensmittel,
wie z.B. Flaschen oder Fässer; Filter, Holzoberflächen, lackierte bzw. lasierte Holzoberflächen,
Textilen, Backgutträgern, Bauteilen für Lackierkabinen, Gitterroste, Lackiergehänge,
Formen zur Herstellung von Lebensmitteln, wie z.B. Schokoladen- oder Gummibärchenformen,
Formen zur Herstellung von Gummi, insbesondere Reifen und Kondome, Schnuller, Sauger.
Ausgestaltung 59. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 17, wobei
der Gegenstand ein Formteil ist.
Ausgestaltung 60. Gegenstand mit einer die Schmutzwahrnehmung unterdrückenden glänzenden
Oberfläche, umfassend Abschnitte einer vernetzten Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen
13 oder 14 mit einem Interferenz-Farbenmuster, wobei die Abschnitte laterale Ausdehnungen
von 1 bis 100 µm aufweisen und vorzugsweise eine Dicke von nicht mehr als 300 nm aufweisen.
Ausgestaltung 61. Gegenstand mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15 bis 58, wobei
der Gegenstand ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus:
- Gegenstand mit einer Migrationssperre gegenüber Molekülen mit einer Molmasse von 100
g/mol oder mehr, vorzugsweise 50 g/mol oder mehr, umfassend die vernetzte Schicht
als Migrationssperre oder Teil der Migrationssperre,
- Gegenstand mit einer Dichtung, umfassend die vernetzte Schicht als Dichtung oder Dichtungsbestandteil,
- optisches Element mit einer Beschichtung, umfassend die vernetzte Schicht als Beschichtungsmaterial,
- Gegenstand, umfassend ein korrosionsempfindliches Substrat und eine darauf angeordnete
Korrosionsschutzbeschichtung, umfassend die vernetzte Schicht als Korrosionsschutzbeschichtung
oder Teil der Korrosionsschutzbeschichtung,
- Gegenstand, umfassend ein Substrat mit Easy-to-Clean-Beschichtung, umfassend die vernetzte
Schicht als Easy-to-Clean-Beschichtung oder Teil der Easy-to-Clean-Beschichtung, insbesondere
für die Anwendung im Bereich der Klebstoff- und Lackverarbeitung, Gummi- und Kunststoffverarbeitung,
Lebensmittelverarbeitung,
- Gegenstand, umfassend ein Substrat (insbesondere auch ein (technisches)Textil) mit
(hydrolysebeständiger) Easy-to-Clean-Beschichtung, umfassend die vernetzte Schicht
als (hydrolysebeständige) Easy-to-Clean-Beschichtung oder Teil der (hydrolysebeständigen)
Easy-to-Clean-Beschichtung,
- Gegenstand, umfassend ein Substrat (insbesondere auch ein Membran) mit (hydrolysebeständiger)
Easy-to-Clean-Beschichtung bzw. Hydrophobausrüstung, umfassend die vernetzte Schicht
als (hydrolysebeständige) Easy-to-Clean - Beschichtung bzw. Hydrophobausrüstung oder
Teil der (hydrolysebeständigen) Easy-to-Clean-Beschichtung bzw. Hydrophobausrüstung,
- Gegenstand, umfassend ein Substrat mit einer antibakteriellen Beschichtung, umfassend
die vernetzte Schicht als Teil einer antibakteriellen Beschichtung, insbesondere einer
nicht zytotoxischen antibakteriellen Beschichtung,
- Gegenstand, umfassend ein Substrat zur Herstellung einer Verpackung mit einer antibakteriellen
Beschichtung, umfassend die vernetzte Schicht als Teil einer antibakteriellen Beschichtung,
insbesondere einer nicht zytotoxischen antibakteriellen Beschichtung,
- Gegenstand, umfassend ein Elastomerprodukt und eine die Gleitfähigkeit erhöhende Beschichtung
auf dem Elastomerprodukt, umfassend die vernetzte Schicht als Beschichtung oder Bestandteil
der Beschichtung,
- Gegenstand, umfassend ein Substrat, insbesondere ein Wärmetauscher oder Teile eines
Wärmetauschers, und eine darauf angeordnete Beschichtung, umfassend die vernetzte
Schicht mit stark hydrophoben, hydrolysestabilen, korrosionsschützende Oberflächeneigenschaften,
welche die Wärmeleitfähigkeit nur kaum messbar verändert.
- Gegenstand, umfassend eine vorzugsweise plasmapolymere Beschichtung mit einem Defekt
und eine Reparaturfolie zur Reparatur des Defektes, umfassend die vernetzte Schicht
als Reparaturfolie oder Bestandteil der Reparaturfolie,
- Gegenstand, umfassend mindestens zwei härtere Schichten oder Substrate, vorzugsweise
mit Barriereeigenschaften, und mindestens eine weiche Spacerschicht zwischen den härteren
Schichten oder Substraten, die vernetzte Schicht als Spacerschicht oder Bestandteil
der Spacerschicht,
- Gegenstand, umfassend eine Barrierebeschichtung oder ein Substrat zur Verringerung
der Migration von Gasen und Dämpfen, insbesondere Wasserdampf, Kohlendioxid oder Sauerstoff,
mit einer hydrophoben Deckschicht, umfassend die vernetzte Schicht als Deckschicht
oder Bestandteil der Deckschicht.
- Gegenstand, umfassend ein vorzugsweise elektrisches Bauelement und eine elektrisch
isolierende Folie oder -beschichtung, umfassend die vernetzte Schicht als isolierende
Folie oder isolierende Beschichtung oder Teil einer solchen Folie oder Beschichtung.
- Gegenstand, umfassend einen vorzugsweise implantierbaren medizintechnischen Gegenstand,
umfassend die vernetzte Schicht,
- Vorzugsweise implantierbarer medizintechnischer Silikon-Gegenstand, umfassend als
Beschichtung die vernetzte Schicht.
- Gegenstand, umfassend die vernetzte Schicht als Trennschicht oder als Teil einer Trennschicht.
Ausgestaltung 62. Verwendung von Strahlung mit einer Wellenlänge von ≤ 250 nm zum
Herstellen einer Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13, 14, 18 bis 26,
28 bis 45, 50, 51, 53 bis 57 oder eines Gegenstandes mit den Merkmalen der Ausgestaltungen
15 bis 61.
Ausgestaltung 63. Verwendung mit den Merkmalen der Ausgestaltung 62, wobei die Strahlungsquelle
eine Excimerlampe ist.
Ausgestaltung 64. Verwendung eines reaktionsträgen, flüssigen Precursors zum Herstellen
einer Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13, 14, 18 bis 26, 28 bis 45,
50, 51, 53 bis 57 oder eines Gegenstandes mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 15
bis 61.
Ausgestaltung 65. Verwendung einer Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13,
14, 18 bis 26, 28 bis 45, 50, 51, 53 bis 57, als
- Migrationssperre gegenüber Molekülen mit einer Molmasse von 100 g/mol oder mehr, vorzugsweise
50 g/mol oder mehr,
- Deckschicht auf einer Barrierebeschichtung oder einem Substrat zur Verringerung der
Migration von Gasen und Dämpfen, insbesondere Wasserdampf, Kohlendioxid oder Sauerstoff,
- Dichtungsmaterial, insbesondere für Dichtungen mit einer Dicke von maximal 1000 nm,
- flexible Beschichtung eines flexiblen Verpackungsmaterials,
- Beschichtung zur Vergütung optischer Elemente,
- hydrolysebeständige Beschichtung,
- hydrophobe Beschichtung,
- Korrosionsschutzbeschichtung,
- Easy-to-Clean-Beschichtung,
- die Gleitfähigkeit erhöhende Beschichtung auf einem Elastomerprodukt
- flexible Kratzschutzschichten auf hochreflektierenden Metalloberflächen und/oder Kunststoffen,
bevorzugt auf transparenten Kunststoffen
- Säureschutz und/oder Baseschutz für Kunststoffbauteile, Kunststofffolien, Keramik,
Verbundwerkstoffe und/oder Textilien
- Schutz-, UV-transparente und/oder hydrolysestabile Folie insbesondere für optische
Elemente von lithographischen Anlagen, weiterhin bevorzugt für optische Elemente von
immersions-lithographischen Anlagen,
- Reparaturfolie, insbesondere für Easy-to-Clean- oder Trennschichtanwendungen,
- Folie oder Beschichtung mit dehäsiven und adhäsiven Oberflächeneigenschaften,
- Folie mit Loch- und/oder Streifenmuster, insbesondere zur Beschichtung hydrophiler
Substrate zur Herstellung von lokalen Hydrophil- bzw. Hydrophobbereichen.
- weiche Spacerschicht zwischen härteren, voneinander zu separierenden Schichten oder
Substraten, insbesondere Barriereschichten,
- stark hydrophobe Deckschicht, insbesondere zur Verhinderung der Adsorption von polaren
Molekülen oder zur Verbesserung der Barriereeigenschaften von Barrierebeschichtungen,
bzw. Ultra-Barrierebeschichtungen gegenüber Gasen und Dämpfen wie Wasserdampf, Kohlendioxid
oder Sauerstoff,
- bevorzugt UV-transparente Trennschicht insbesondere stark hydrophobe Schicht auf Oberflächen,
insbesondere dünnen, chemisch angebundenen Beschichtungen
- Isolatorfolie oder -beschichtung insbesondere in elektrischen Bauelementen.
Ausgestaltung 66. Verwendung eines Verfahrens mit den Merkmalen der Ausgestaltungen
1 bis 12 oder einer vernetzten Schicht mit den Merkmalen der Ausgestaltungen 13 oder
14 zur Glättung und/oder Versiegelung einer zu beschichtenden Oberfläche.
Ausgestaltung 67. Verfahren zum Erzeugen einer Oberflächentopographie auf einer zu
beschichtenden Oberfläche mittels Durchführens eines Verfahrens mit den Merkmalen
der Ausgestaltungen 1 bis 10, wobei das Verhältnis der Flüssigkeitsoberflächenspannung
des flüssigen Precursors zur Oberflächenenergie der zu beschichtenden Oberfläche so
gewählt wird, dass eine durch inselartige Erscheinung geprägte teilgeschlossene Schicht
im Schritt c) erzeugt wird, wobei die Schichtdicke im Bereich der inselartigen Erscheinungen
bevorzugt maximal 10 µm beträgt.
Ausgestaltung 68. Verfahren zum Erzeugen einer Oberflächentopographie auf einer zu
beschichtenden Oberfläche mittels Durchführens eines Verfahrens mit den Merkmalen
der Ausgestaltungen 1 bis 10, wobei im Schritt b) ein Gemisch bereitgestellt wird,
umfassend Partikel mit einem Partikeldurchmesser von 20% bis 1000% bezogen auf die
mittlere Schichtdicke nach der Vernetzung.