[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrisch betriebene Abwickel-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung,
insbesondere für Blend- bzw. Sonnenschutzsysteme, Rollläden oder Rolltore, gemäß Patentanspruch
1.
[0002] Zur Gewährleistung eines ausreichenden Brandschutzes, insbesondere für Schulen, Wohnanlagen,
Krankenhäuser, Altersheime, Verwaltungsgebäude, gibt es gesetzliche Regelungen für
Fluchtwege, Notausgänge und Notausstiege. Die Anforderungen ergeben sich aus der jeweiligen
Landesbauordnung (LBO) und den Arbeitsstättenrichtlinien (ASR). Beispielsweise gelten
in Baden-Württemberg (siehe LBO BW § 28) folgende Anforderungen an Bauteile in Rettungswegen:
[0003] "Türen und Fenster, die bei einem Brand der Rettung von Menschen dienen oder der
Ausbreitung von Feuer und Rauch entgegenwirken, müssen so beschaffen und angeordnet
sein, dass sie den Erfordernissen des Brandschutzes genügen."
[0004] Die zugehörigen Begriffsbestimmungen sind z.B. ASR A2.3, Punkt 4 zu entnehmen:
"(1) Beim Einrichten und Betreiben von Fluchtwegen und Notausgängen sind die beim
Errichten von Rettungswegen zu beachtenden Anforderungen des Bauordnungsrechts der
Länder zu berücksichtigen. Darüber hinaus können sich weitergehende Anforderungen
an Fluchtwege und Notausgänge aus dieser Arbeitsstättenregel ergeben. Dies gilt z.
B. für das Erfordernis zur Einrichtung eines zweiten Fluchtweges.
(2) Fluchtwege, Notausgänge und Notausstiege müssen ständig freigehalten werden, damit
sie jederzeit benutzt werden können."
[0005] Die Praxis zeigt eine unterschiedliche, uneinheitliche Auslegung und Grauzone bei
der Bauabnahme, da der Einsatz von elektrischen Motoren bei Blend- und Sonnenschutzsystemen
in der Bauplanung und Herstellung, in der täglichen Nutzung und im Notfall bisher
mit vielen Problemen und vielen Nachteilen behaftet ist. Fenster oder Fenstertüren,
die als Fluchtweg oder Notausstieg vorgesehen sind, sind immer häufiger mit elektrischen
Rollläden oder anderen elektrisch angetriebenen Blend- und Sonnenschutzsystemen versehen.
Diese stellen dann im Brand- oder Notfall häufig ein Hindernis dar, insbesondere bei
Stromausfall beziehungsweise bei Dunkelheit.
[0006] Auch der Gesetzgeber hat in Zukunft die Aufgabe, diese Grauzone "elektrische Rollläden"
genauer zu definieren. Diese Probleme und Nachteile einer "Einfachen Notentriegelung
von elektrischen Motoren" wurden von der Industrie bisher noch nicht zufriedenstellend
und kostengünstig gelöst.
[0007] Dieses Problem kann durch den Einsatz mechanischer Motoren mit einer Nothandkurbel
umgangen werden. Dadurch ist aber der wünschenswerte Einsatz elektronisch gesteuerter
Motoren (Plug & Play) ausgeschlossen. Außerdem lässt sich im Notfall und bei Stromausfall
der Motor nur sehr langsam und mit stetigem Kraftaufwand mit der Kurbel nach oben
drehen. Bei Rollläden mit Außenrevision sind solche Lösungen nicht oder nur schwierig
einsetzbar.
[0008] Weiterhin sind Elektromotoren mit Akkupufferung bekannt. Diese müssen jedoch aufwendigen
Wartungs- und Inspektionsprüfungen mindestens einmal pro Jahr unterzogen werden, was
mit hohen Folgekosten verbunden ist. Die verwendeten Akkus weisen in der Regel eine
beschränke Kraft auf, so dass nur eine relativ langsame Öffnung möglich ist. Außerdem
sind solche Akkus teuer und weisen noch Probleme mit der Haltbarkeit auf. Schließlich
ist die Entsorgung der Akkus mit Umweltbelastungen behaftet.
[0009] Aus der
DE 199 18 489 C2 ist eine Wickel-Abdeckung-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung bekannt, bei der an
einer Welle ein flexibles Langteil, z.B. ein Rollladen, befestigt ist, der in einem
geöffneten Zustand auf die Welle aufgewickelt und in einer geschlossenen Position
von der Welle abgewickelt ist. In der Welle ist ein reversierbarer Rohrmotor angeordnet,
der einerseits ein Abtriebsteil zum Antrieb der Welle aufweist und der andererseits
an einem ortsfesten Lager mit einem Motorzapfen ortsfest abgestützt ist. Zwischen
dem Abtriebsteil und der Welle ist eine Spannfeder angeordnet, die im Normalbetrieb
gespannt und mit dem Abtriebsteil drehfest verriegelt ist. Im Notfall kann mittels
eines mechanischen Betätigungselementes diese Verbindung entriegelt werden, wobei
die Spannfeder einerseits den Rohrmotor axial innerhalb der Welle verschiebt und andererseits
die Welle zum Aufwickeln des Rollladens relativ zum Rohrmotor in Aufwickelrichtung
dreht.
[0010] Diese Vorrichtung weist den Nachteil auf, dass im Notfall der relativ schwere und
unter umständen unter Zug stehende Rohrmotor durch die Spannfeder axial verschoben
werden muss, was entweder hohe Kräfte erfordert oder anderenfalls die Gefahr eines
Verkantens birgt, so dass die Notfall-Aufwicklung im Notfall ausfallen könnte. Außerdem
kann diese Notfall-Aufwickung nicht mit herkömmlichen Vorrichtungen kombiniert werden,
sondern herkömmliche Wickel-Abdeckung-Vorrichtungen müssen an die Notfall-Aufwicklung
konstruktiv angepasst werden.
[0011] Aus der gattungsgemäßen
US 5,711,360 A ist ferner eine Antriebsvorrichtung für Rollläden mit einer Notfallaufwicklung bekannt,
die eine Welle zum Auf- und Abwickeln des Rollladens aufweist, welche an einem Ende
einen Lagerzapfen zur ortsfesten, drehbaren Lagerung und am gegenüberliegenden Ende
einen elektrisch reversierbaren Rohrmotor aufweist. Der Rohrmotor weist seinerseits
an einem Ende einen Motorzapfen zur ortsfesten Lagerung und andererseits ein mit der
Welle drehfest verbundenes Abtriebsteil auf. Im Inneren des Lagerzapfens ist ein Federelement
angeordnet, welches beim Schließen des Rollladens vorgespannt wird und dadurch ein
Drehmoment in Öffnungsrichtung auf den Rollladen ausübt. Am ortsfesten Ende des Motorzapfens
ist ferner eine Entriegelungsvorrichtung angeordnet, welche im Normalbetrieb eine
Drehbewegung des Motorzapfens verhindert und nach einer Betätigung im Notfall eine
Drehbewegung des Motorzapfens mit Hilfe des Federelementes freigibt.
[0012] Diese Vorrichtung weist den Nachteil auf, dass die Welle im Normalbetrieb ständig
unter Federspannung steht. Außerdem ist eine Ausstattung handelsüblicher, motorunterstützter
Systeme mit einer solchen Notfall-Aufwicklung aufwändig, da die Elemente der Notfall-Aufwicklung
an gegenüberliegenden Enden des Systems angeordnet sind und daher eine komplette Umgestaltung
der Systeme notwendig ist. Schließlich ist der Einsatz geeigneter Federelemente durch
die Anordnung innerhalb der Welle sehr eingeschränkt.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Abwickel-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung
zu schaffen, die einfach aufgebaut ist, im Notfall zuverlässig funktioniert und eine
kompakte Einheit bildet.
[0014] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Abwickel-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung
mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1. Vorteilhafte Ausführungen sind Gegenstand weiterer Ansprüche.
[0015] Die erfindungsgemäße Abwickel-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung, insbesondere für
Blend- bzw. Sonnenschutzsysteme, Rollläden oder Rolltore, umfasst eine Welle zum Auf-
bzw. Abwickeln eines flexiblen Flächenelementes, die an einem Ende einen Lagerzapfen
zur ortsfesten, drehbaren Lagerung und am gegenüberliegenden Ende einen elektrisch
revisierbaren Rohrmotor aufweist, wobei dieser Rohrotor einerseits einen Motorzapfen
zur ortsfesten Lagerung und anderseits ein mit der Welle drehfest verbundenes Abtriebsteil
aufweist, wobei die Notfall-Aufwicklung eine Entriegelungsvorrichtung und eine mechanische
Antriebsvorrichtung aufweist, und wobei die Entriegelungsvorrichtung nach einer Betätigung
im Notfall ein mechanisches oder federbelastetes Aufwickeln ermöglicht. Die Entriegelungsvorrichtung
ist derart ausgebildet, dass diese im Normalbetrieb eine Drehbewegung des Motorzapfens
verhindert und nach einer Notfallbetätigung eine Drehbewegung des Motorzapfens freigibt.
[0016] Um eine platzsparende und einfach aufgebaute Vorrichtung zu schaffen, ist erfindungsgemäß
die mechanische Antriebsvorrichtung als koaxial um den Motorzapfen gewickelte Triebfeder
ausgebildet und benachbart zur Entriegelungsvorrichtung am Motorzapfen angeordnet,
wobei die Triebfeder am äußeren Ende ortsfest angeordnet ist und am inneren Ende ein
Drehmoment auf den Motorzapfen in Aufwickelrichtung ausübt.
[0017] Die mechanische Antriebsvorrichtung kann alternativ als Gurtroller oder Kurbeltrieb
ausgebildet sein, so dass bewährte Technik eingesetzt werden kann.
[0018] Um eine möglichst zuverlässige Funktion der Notfall-Aufwicklung zu gewährleisten,
kann die Entriegelungsvorrichtung als quer zur Drehrichtung der Welle angeordnetes
Arretierungsteil ausgeführt sein, wobei der Motorzapfen im Bereich der Entriegelungsvorrichtung
einen von der Kreisform abweichenden Profilquerschnitt aufweist, und wobei das Arretierungsteil
eine von oben offene, zum Profilquerschnitt korrespondierende Aufnahme für den Motorzapfen
aufweist. Weiterhin kann das Arretierungsteil in vertikaler Richtung durch elastische
oder leicht lösbare Sicherungselemente in einer Verriegelungsposition gehalten sein.
Da das Arretierungsteil im Wesentlichen beim Auf- und Abwickeln die auftretenden Drehmomente
abstützen muss, die Lagerstellen jedoch die Gewichtskraft aufnehmen, muss zum Entriegeln
der Notfall-Aufwicklung lediglich eine geringe Kraft aufgewendet werden.
[0019] Durch den Einsatz eines Schleifringes zur elektrischen Kontaktierung des Rohrmotors
kann verhindert werden, dass sich während einer Notfall-Aufwicklung die elektrische
Anschlussleitung verdrillt und dadurch beschädigt wird oder die Funktion unter Umständen
behindert.
[0020] Um im Notfall eine Notfall-Aufwicklung sowohl durch die Bewohner des Gebäudes als
auch durch Rettungskräfte außerhalb des Gebäudes zu ermöglichen, kann die Entriegelungsvorrichtung
von innen und außen betätigbar ausgeführt werden.
[0021] Üblicherweise werden solche Abwickel-Vorrichtungen in einem Mauerkasten angeordnet.
In diesem Fall kann die Notfall-Aufwicklung innerhalb des Mauerkastens angeordnet
werden, was keinen zusätzlichen Bauraum benötigt. Falls der vorhandene Bauraum im
Mauerkasten jedoch nicht ausreicht, kann die Notfall-Aufwicklung auch außerhalb des
Mauerkastens angeordnet werden.
[0022] Die erfindungsgemäße Vorrichtung bietet insgesamt den Vorteil, dass im Notfall eine
blitzschnelle Aufwickelung möglich ist, selbst bei einem Stromausfall. Sie ist außerdem
für alle elektrisch betriebenen Blend- und Sonnenschutzsysteme und elektrischen Rolltore
geeignet, ohne dass hierzu die ursprüngliche Konstruktion wesentlich verändert werden
muss. Weiterhin ist die Bedienung mit geringem Kraftaufwand möglich. Da es sich um
eine mechanische Lösung handelt, ist nur mit geringen Wartungskosten zu rechnen.
[0023] Weitere vorteilhafte Einzelheiten von Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen, der Zeichnung, sowie der zugehörigen Beschreibung. Die Erfindung
wird nachstehend beispielhaft anhand einer Zeichnung näher beschrieben, wobei die
Prinzipdarstellungen zeigen:
- Fig. 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Abwickel-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung
in einem vertikalen Schnitt (innenliegend),
- Fig. 2
- eine Ansicht gemäß Pfeil II in Fig. 1 auf eine Entriegelungsvorrichtung, und
- Fig. 3
- ein zweites Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Abwickel-Vorrichtung mit Notfall-Aufwicklung
in einem vertikalen Schnitt (außenliegend).
[0024] In Fig. 1 ist eine insgesamt mit 1 gekennzeichnete Abwickel-Vorrichtung mit einer
Notfall-Aufwicklung 2 dargestellt. Die Abwickel-Vorrichtung 1 ist vorzugsweise in
Maueröffnungen, beispielsweise Fenster oder Fenstertüröffnungen, angeordnet und ist
als Blend- bzw. Sonnenschutzsystem, als Rollladen oder als Rolltor ausgebildet. Im
Folgenden wird die Erfindung am Beispiel eines Rolladen-Systems beschrieben, wobei
die Erfindung nicht auf dieses Ausführungsbeispiel beschränkt ist. Die Abwickel-Vorrichtung
1 umfasst eine Welle 4, auf die ein flexibles, nicht dargestelltes Flächenelement
auf- beziehungsweise abgewickelt werden kann. Im Falle eines Rollladens weist das
Flächenelement schmale Schienenelemente auf, die in Richtung der Wellenachse verschwenkbar
miteinander verbunden sind. Der Rollladen ist bevorzugt in einem Mauerkasten 3 angeordnet,
der auf der Unterseite einen nicht dargestellten, sich im Wesentlichen über die gesamte
Querseite erstreckenden Austrittsschlitz aufweist. Durch diesen Austrittsschlitz kann
der Rollladen beim Abwickeln nach unten ausfahren und wird dann auf gegenüberliegenden
Seiten jeweils in einer Führungsschiene gehalten.
[0025] Die Welle 4 ist an einem Ende - im Ausführungsbeispiel rechts - hohl ausgeführt und
nimmt darin einen elektrisch reversierbaren Rohrmotor 5 auf. Das heißt, die Drehrichtung
des Rohrmotors kann zum Abwickeln bzw. Aufwickeln des Flächenelements elektrisch angesteuert
umgekehrt werden. Im stromlosen Zustand werden Rotor und Stator mit Hilfe einer Motorbremse
drehfest verblockt. Der in einer Prinzipdarstellung gezeigte Rohrmotor 5 weist einen
als Motorzapfen 6 ausgeführten Stator, sowie einen relativ zum Stator, als Abtriebsteil
7 ausgeführten Rotor auf, der drehfest mit der Welle 4 verbunden ist. An dem dem Rohrmotor
5 gegenüberliegenden Ende ist an der Welle 4 außerdem ein Lagerzapfen 8 angeordnet.
Der Lagerzapfen 8 und der Motorzapfen 6 sind koaxial angeordnet und an zwei am Mauerkasten
3 auf gegenüberliegenden Seiten angeordneten Lagerstellen 9a, 9b vertikal abgestützt
und drehbar gelagert.
[0026] Außerhalb, an der dem Motorzapfen 6 zugewandten Seite des Mauerkastens 3 ist weiterhin
die insgesamt mit 2 gekennzeichnete Notfall-Aufwicklung angeordnet. Diese weist eine
Entriegelungsvorrichtung 10 und eine mechanische Antriebsvorrichtung 11 auf und umfasst
den Motorzapfen 6 koaxial. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist die mechanische
Antriebsvorrichtung 11 und die Entriegelungsvorrichtung 10 benachbart im Mauerkasten
3 angeordnet, wobei diese Reihenfolge auch vertauscht oder außenliegend (Fig. 3) ausgeführt
werden kann.
[0027] Dargestellt ist die mechanische Antriebsvorrichtung 11 als Triebfeder 12, die koaxial
um den Motorzapfen 6 aufgewickelt ist. Am inneren Ende ist die Triebfeder 12 mit dem
Motorzapfen verbunden, während das äußere Ende der Triebfeder 12 ortsfest, beispielsweise
am Gehäuse 13 der Notfall-Aufwicklung angeordnet ist. Die Triebfeder 12 übt im aufgewickelten
Zustand ein Drehmoment in Aufwickelrichtung auf den Motorzapfen 6 aus.
[0028] Die Entriegelungsvorrichtung 10, die in Fig. 2 in einer Draufsicht näher gezeigt
ist, ist derart ausgeführt, dass sie im Normalbetrieb der Abwickel-Vorrichtung 1 eine
Drehbewegung des Motorzapfens 6 verhindert und nach einer Betätigung im Notfall eine
Drehbewegung des Motorzapfens 6 freigibt. Hierzu ist die Entriegelungsvorrichtung
10 gemäß Ausführungsbeispiel als vertikal im Gehäuse 13 angeordnetes Arretierungsteil
14 ausgeführt, die im oberen zentralen Bereich einen Freilaufquerschnitt 15 für den
Motorzapfen 6 aufweist. Der Motorzapfen 6 weist zumindest im Bereich der Entriegelungsvorrichtung
10 einen von der Kreisform abweichenden Profilquerschnitt 16 auf, beispielsweise wie
in Fig. 2 dargestellt mit einem achteckigen Profilquerschnitt. Der Freilaufquerschnitt
15 im Arretierungsteil 14 weist entsprechend an ihrem unten Ende eine zum Profilquerschnitt
16 korrespondierende Form auf. Weiterhin ist das Arretierungsteil 14 auf gegenüberliegenden
Seiten über Gehäusestreben 21 oder direkt am Gehäuse 9 abgestützt, so dass beim Auf-
oder Abwickeln des Flächenelementes auf den Motorzapfen 6 wirkende Drehmomente am
Arretierungsteil 14 und von dort am Gehäuse 13 abgestützt werden.
[0029] Im Ruhezustand, das heißt bei nicht aktiven Rohrmotor 5, wirkt auf den Motorzapfen
6 kein Drehmoment, sondern lediglich die Gewichtskraft der Aufwickel-Vorrichtung 1
sowie des nicht dargestellten Flächenelementes. Diese Gewichtskraft wird jedoch durch
die Lagerstellen 9a, 9b (in Fig. 2 symbolisch als Kugellager dargestellt) aufgenommen.
Somit wirkt im Ruhezustand auf das Arretierungsteil 14 lediglich die eigene Gewichtskraft.
Diese wird mit Hilfe eines oder mehrerer Sicherungselemente 17 aufgenommen. Im Ausführungsbeispiel
sind am oberen Ende des Arretierungsteils 14 auf gegenüberliegenden Seiten des Freilaufquerschnitts
15 jeweils ein Federelement 17a, 17b angeordnet, welches jeweils in vertikaler Richtung
an der Oberseite des Gehäuses 13 befestigt ist. Weiterhin ist an der Unterseite des
Gehäuses 13 ein zur Durchführung des Arretierungsteils 14 geeigneter Schlitz 18 vorgesehen,
durch den das Arretierungsteil 14 mit Hilfe einer Notfallbetätigung 19 nach unten
gezogen werden kann. Die Federelemente 17a, 17b sind hierbei so ausgelegt, dass die
Gewichtskraft des Arretierungsteils 14 ausreichend kompensiert wird, so dass ein ungewolltes
Absinken des Arretierungsteils 14 verhindert wird. Auf der anderen Seite wird die
Federkraft vorzugsweise auch nicht stärker als nötig ausgelegt, so dass die Notfallbetätigung
19 mit geringem Kraftaufwand betätigt werden kann.
[0030] Alternativ können die Sicherungselemente 17 auch als Aufhängung oder Abstützung ausgeführt
sein. Im Fall der Aufhängung werden die Federelemente 17a, 17b durch Drähte, Schnüre,
Kunststoffelemente oder dergleichen ersetzt, wobei die Reißfestigkeit oder die Belastbarkeit
der Befestigung entsprechend den oben beschriebenen Anforderungen ausgelegt werden.
Im Fall der Abstützung werden die Federelemente 17a, 17b durch Falze, Nasen oder dergleichen
ersetzt, die im Notfall überdrückt werden.
[0031] Wird die Notfall-Aufwicklung 2 mit Hilfe der Notfallbetätigung 19 entriegelt, so
entfällt die drehfeste Lagerung des Motorzapfens 6 des Rohrmotors 5. Daher kann das
von der Triebfeder 12 ausgeübte Drehmoment den Motorzapfen 6 und damit den Rohrmotor
5 mitsamt der Welle 4 in Aufwickelrichtung drehen. Die Triebfeder 12 wird vorzugsweise
so ausgelegt, dass das Drehmoment ausreicht, das Flächenelement innerhalb weniger
Sekunden vollständig aufzurollen. Zur Ansteuerung des Rohrmotors 5 ist eine elektrische
Kontaktierung 20 vorgesehen. Vorzugsweise wird hierbei ein nicht dargestellter Schleifring
eingesetzt, um während einer Notfall-Aufwicklung ein Verdrillen der elektrischen Leitung
zu verhindern und ein einfaches Instandsetzen der Triebfeder 12 nach der Betätigung
im Notfall zu gewährleisten. Alternativ zur dargestellten Triebfeder 12 kann die Notfall-Aufwicklung
auch als herkömmlicher Gurtroller oder Kurbeltrieb ausgeführt werden.
[0032] Die Notfallbetätigung 19 kann im einfachsten Fall als Kordel oder Gurt ausgeführt
sein. Durch Ziehen an der Kordel oder an dem Gurt wird das Arretierungsteil 14 entgegen
den Sicherungselementen 17 durch den Schlitz 18 im Gehäuse 13 nach unten gezogen und
dadurch die Notfall-Aufwicklung entriegelt, so dass das Flächenelement mit Hilfe der
Triebfeder 12 in kurzer Zeit automatisch vollständig aufgewickelt wird. Im Beispielsfall
eines Rollladens kann somit im Brandfall, bei dem unter Umständen die Stromversorgung
ausfällt, dieser einfach, schnell und ohne großen Kraftaufwand vollständig geöffnet
werden und somit einen Fluchtweg freigeben. Vorzugsweise wird dabei die Notfallbetätigung
19 innerhalb des Gebäudes angeordnet und eventuell entsprechend markiert und/oder
gesichert. Somit können Personen im Gebäude die Notfallbetätigung 19 auslösen. Zusätzlich
kann aber auch eine weitere Notfallbetätigung 19 in den Außenbereich des Gebäudes
verlegt werden, so dass auch eine Notfallbetätigung durch die Feuerwehr oder andere
Rettungskräfte ausgelöst werden kann.
[0033] Ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Abwickel-Vorrichtung 1 mit Notfall-Aufwicklung
2 ist in Fig. 3 dargestellt, wobei abweichend von Fig. 1 die Notfall-Aufwicklung 2
außerhalb des Mauerkastens 3 angeordnet ist. Weiterhin ist die Reihenfolge in der
Anordnung der Einzelkomponenten vertauscht, ohne dass sich dadurch die prinzipielle
Funktionsweise der Vorrichtung ändert.
1. Abwickel-Vorrichtung (1) mit einer Notfall-Aufwicklung (2), insbesondere für Blend-
bzw. Sonnenschutzsysteme, Rollläden oder Rolltore, mit einer Welle (4) zum Auf- bzw.
Abwickeln eines flexiblen Flächenelementes, die an einem Ende einen Lagerzapfen (8)
zur ortsfesten, drehbaren Lagerung und am gegenüberliegenden Ende einen elektrisch
revisierbaren Rohrmotor (5) aufweist, der einerseits einen Motorzapfen (6) zur ortsfesten
Lagerung und anderseits ein mit der Welle (4) drehfest verbundenes Abtriebsteil (7)
aufweist,
- wobei die Notfall-Aufwicklung (2) eine Entriegelungsvorrichtung (10) und eine mechanische
Antriebsvorrichtung (11) aufweist, und
- wobei die Entriegelungsvorrichtung (10) im Normalbetrieb eine Drehbewegung des Motorzapfens
(6) verhindert und nach einer Betätigung im Notfall eine Drehbewegung des Motorzapfens
(6) freigibt und dadurch ein mechanisches oder federbelastetes Aufwickeln ermöglicht,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mechanische Antriebsvorrichtung (11) als koaxial um den Motorzapfen (6) gewickelte
Triebfeder (12) ausgebildet und benachbart zur Entriegelungsvorrichtung (10) am Motorzapfen
(6) angeordnet ist, wobei die Triebfeder (12) am äußeren Ende ortsfest angeordnet
ist und am inneren Ende ein Drehmoment auf den Motorzapfen (6) in Aufwickelrichtung
ausübt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mechanische Antriebsvorrichtung (11) als Gurtroller oder Kurbeltrieb ausgebildet
ist.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Entriegelungsvorrichtung (10) als quer zur Drehachse der Welle (4) vertikal angeordnetes
Arretierungsteil (14) ausgeführt ist, dass der Motorzapfen (6) im Bereich der Entriegelungsvorrichtung
(10) einen von der Kreisform abweichenden Profilquerschnitt (16) aufweist, und dass
das Arretierungsteil (14) einen im eingebauten Zustand von oben offenen, zum Profilquerschnitt
(16) korrespondierenden Freilaufquerschnitt (15) für den Motorzapfen (6) aufweist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Arretierungsteil (14) in vertikaler Richtung durch elastische oder leicht lösbare
Sicherungselemente (17) in einer Verriegelungsposition gehalten ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Schleifring zur elektrischen Kontaktierung (20) des Rohrmotors (5) vorgesehen
ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Entriegelungsvorrichtung (10) von innenhalb und außerhalb eines Gebüdes betätigbar
ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Abwickel-Vorrichtung (1) in einem Mauerkasten (3) angeordnet ist, wobei die Notfall-Aufwicklung
(2) innerhalb des Mauerkastens (3) angeordnet ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Abwickel-Vorrichtung (1) in einem Mauerkasten (3) angeordnet ist, wobei die Notfall-Aufwicklung
(2) außerhalb des Mauerkastens (3) angeordnet ist.