[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kupfergusslegierung, insbesondere zur Verwendung
in Bauteilen für Trinkwassersysteme.
Stand der Technik
[0002] Kupfergusslegierungen, insbesondere Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierungen (Mehrstoffbronzen;
insbesondere Rotguss) sind heute unverzichtbare Werkstoffe für wasserführende Systeme.
Denn diese besitzen bakteriostatische Eigenschaften und bieten außerdem eine ausgezeichnete
Korrosionsbeständigkeit. Auch zeigen solche Kupfergusslegierungen in der Formgebung
positive Eigenschaften und lassen sich gut vergießen. Durch ihre hohe Festigkeit und
Zähigkeit wird der Werkstoff auch bei der spanlosen, plastomechanischen Formgebung
besonders geschätzt. Diese plastische Verformbarkeit erweist sich jedoch gerade bei
der spanabhebenden mechanischen Bearbeitung als nachteilig. Hier neigen Kupfergusslegierungen
dazu Langspäne zu bilden, was den Arbeitsablauf beim vollautomatisierten Drehen bzw.
Bohren hemmt und zu starkem Verschleiß an den Werkzeugschneiden führt.
[0003] Unter dem Namen Zinn-Bronzen sind im Stand der Technik eine ganze Reihe unterschiedlicher
Kupfer-Zinn bzw. Kupfer-Zinn-Zink Gusslegierungen bekannt. Eine bekannte Legierung,
die oft im Maschinenbau Anwendung findet, ist beispielsweise die so genannte CuSn5Zn5Pb5-C
Legierung (Kennzeichnung nach DIN EN 1982: CC491 K), die folgende chemische Zusammensetzung
aufweist:
83,0 bis 87,0 Massenprozent Cu (einschließlich Nickel), weniger als 2,0 Massenprozent
Ni, weniger als 0,10 Massenprozent P, 4,0 bis 6,0 Massenprozent Pb, 4,0 bis 6,0 Massenprozent
Sn, weniger als 0,01 Massenprozent Al, weniger als 0,3 Massenprozent Fe, weniger als
0,10 Massenprozent S, weniger als 0,25 Massenprozent Sb, weniger als 0,01 Massenprozent
Si sowie zwischen 4,0 bis 6,0 Massenprozent Zn.
[0004] Für Trinkwasserinstallationen wird üblicherweise die modifizierte CuSn5Zn5Pb2-C Legierung
(Kennzeichnung nach DIN EN 1982; 2008: CC499K) verwendet, bei der es sich um eine
an die Gegebenheiten der Anforderungen angepasste CuSn5Zn5Pb5-C Legierung handelt.
Die CuSn5Zn5Pb2-C Legierung enthält 84 bis 88 Massenprozent Cu, 4,0 bis 6,0 Massenprozent
Zn, 4,0 bis 6,0 Massenprozent Sn, bis zu 3,0 Massenprozent Pb, bis zu 0,3 Massenprozent
Fe, bis zu 0,6 Massenprozent Ni, bis zu 0,01 Massenprozent Al, bis zu 0,04 Massenprozent
P, bis zu 0,04 Massenprozent S, bis zu 0,01 Massenprozent Si, bis zu 0,10 Massenprozent
Sb, bis zu 0,02 Massenprozent Cd, bis zu 0,03 Massenprozent As und bis zu 0,02 Massenprozent
Bi.
[0005] Bei den zuvor genannten Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierungen dient der Bleizusatz als
Spanbrecher. Denn Blei ist in festem Kupfer praktisch unlöslich und füllt durch den
niedrigen Schmelzpunkt vorher entstandene, erstarrungsbedingte Porosität im Gussstück
aus. Somit liegt Blei am Ende der Erstarrung in Form von gleichmäßig verteilten Tropfen
im Gefüge vor. Diese Tropfen wirken als Spanbrecher und unterstützen damit eine wirtschaftliche,
vollautomatische mechanische Bearbeitung.
[0006] Problematisch aber ist bei diesen bleihaltigen Legierungen, dass nach und nach durch
Metallionenmigration Blei an das Leitungswasser abgegeben wird. Blei gilt als gesundheitsschädlich
und gefährdet besonders Säuglinge, Kinder und Schwangere. Daher sieht beispielsweise
die in Deutschland gültige Trinkwasserverordnung seit dem 01.12.2013 vor, dass die
Bleimigration auf 10 µg Blei pro Liter gesenkt wird. Gesetzliche Vorgaben in den USA
sehen vor, dass in Kupferlegierungen Bleigehalte mit einem gewichteten Durchschnitt
von 0,25 Massenprozent nicht überschritten werden dürfen.
[0007] In der Vergangenheit wurden in der Industrie verschiedene Versuche unternommen, Blei
durch andere Elemente zu substituieren und die guten spanbrechenden Eigenschaften
von Kupfergusslegierung zu erhalten.
[0008] Aus der
EP 1 600 516 A2 ist beispielsweise eine Kupfergusslegierung bekannt, bei der kein Blei vorhanden
ist und die spanbrechende Eigenschaft in der Legierung im Wesentlichen durch Si erreicht
wird. Diese Legierung hat folgende Zusammensetzung: 70 bis 80 Massenprozent Cu, 1,8
bis 3,5 Gewichtsprozent Si, 0,02 bis 0,25 Massenprozent P, 0,3 bis 3,5 Gewichtsprozent
Sn sowie als Rest Zn und unvermeidbare Verunreinigungen. Als Spanbrecher wirkt hier
ein CuZnSi-Mischkristall. Zwar bietet diese Legierung eine gute Bearbeitbarkeit, die
Legierung ist jedoch im Vergleich zu den bleihaltigen Kupferlegierungen bei der Bearbeitung
verschleißsteigernd. Zudem wirken sich relativ hohe Zn-Anteile von oft über 10 Massenprozent
negativ auf die Korrosionsbeständigkeit der Legierung aus.
[0009] Eine weitere Kupferlegierung ist aus der
WO2011/121799 A1 bekannt. Diese Legierung enthält 19 bis 22 Massenprozent Zn, 1,0 bis 2,0 Massenprozent
Si, 0,5 bis 1,5 Massenprozent Bi sowie als Rest Cu und unvermeidbare Verunreinigungen.
Als Spanbrecher wirkt ein CuZnSi-Mischkristall sowie Bi-Partikel. Bismut benetzt jedoch
die Korngrenzen und senkt dadurch die mechanische Festigkeit. Zudem ist Bismut in
der Beschaffung teuer. Insgesamt ist die aus der
WO2011/121799 A1 bekannte Legierung hart und führt zu einer verschleißsteigernden Bearbeitbarkeit.
[0010] Eine weitere Kupfergusslegierung ist aus der
WO 97/00977 A1 bekannt. Neben Cu enthält die Legierung 2 bis 12 Massenprozent Zn sowie Bi und Se
im Verhältnis zwischen 1,8 bis 5. Als Spanbrecher dient hier Bismut-Selenid. Problematisch
ist hier, dass Bismut-Selenid zuerst in einem zusätzlichen Prozessschritt erzeugt
werden und der Messing Legierungsschmelze zugesetzt werden muss. Bismut ist zudem
relativ teuer und Selen hat in der Trinkwasserverordnung einen scharfen Grenzwert.
Aufgabe der Erfindung
[0011] Im Lichte des oben Gesagten ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Kupfergusslegierung
anzugeben deren Verbau beispielsweise in Wasserleitungen die scharfen Pb-Grenzwerte
einhalten kann und wirtschaftlich herzustellen ist.
Kurze Beschreibung der Erfindung
[0012] Zur Lösung des Problems wird eine Kupfergusslegierung mit den Merkmalen von Anspruch
1 angegeben.
[0013] Einer Messing- (Cu-Zn), Bronze- (Cu-Sn) oder Mehrstoffbronze (Cu-Sn-Zn) Legierung
wird als Spanbrecher, anstelle von Blei (Pb), Strontium (Sr) beigegeben.
[0014] Strontium gilt als gesundheitlich unbedenklich, unterliegt keinem Grenzwert und ist
damit in der Lage Trinkwasserinstallationen auch in Zukunft gesetzeskonform zu gestalten.
[0015] Überaschenderweise hat sich gezeigt, dass das relativ unedle Strontium zumindest
eine in einer Messing- bzw., Bronze-, bzw. Mehrstoffbronzen-Hauptphase (im Folgenden
Kupferlegierungsmatrixphase) nicht lösliche Sr-haltige Phase (im Folgenden erste Sr-haltige
Phase) ausbildet. Am Ende der Erstarrung der Legierungsschmelze liegt diese erste
Sr-haltige Phase in Form von gleichmäßig verteilten Aggregaten im Gefüge vor. Diese
Aggregate wirken als Spanbrecher und unterstützen damit eine wirtschaftliche, vollautomatische
mechanische Bearbeitung.
[0016] Die Kupfergusslegierung enthält vorzugsweise eine Sr-freie Kupferlegierungsmatrixphase
und zumindest die, in der Sr-freien Kupferlegierungsmatrixphase dispersiv verteilte,
erste Sr-haltige Phase.
[0017] Bevorzugt weist die erste Sr-haltige Phase eine Cu-Sr und/oder Cu-Sn-Sr Mischphase
auf, insbesondere mit einer der Summenformeln Cu
5Sr, Cu
9Sn
4Sr, Cu
4Sn
2Sr.
[0018] Vorzugsweise enthält die Kupfergusslegierung eine weitere Sr-haltige Phase (im Folgenden
zweite Sr-haltige Phase), welche dispersiv in der Sr-freien Kupferlegierungsmatrixphase
verteilt ist und welche eine abweichende, insbesondere höhere Schmelztemperatur als
die erste Sr-haltige Phase aufweist.
[0019] Die zweite Sr-haltige Phase ist, soweit die Legierungsschmelze P enthält, vorzugsweise
eine Cu-P-Sr Mischphase, insbesondere mit der Summenformel Cu
9P
4Sr.
[0020] Gemäß eines nebengeordneten Aspektes schlägt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
einer Kupfergusslegierung gemäß Anspruch 5 vor. Mittels eines solchen Verfahrens wird
insbesondere die erfindungsgemäße Kupfergusslegierung hergestellt.
[0021] Gemäß eines nebengeordneten Aspektes nach Anspruch 10 betrifft die Erfindung des
Weiteren einen Formkörper, insbesondere für ein Trinkwassersystem bzw. eine Armatur
oder ein Bauteil aus diesem Formkörper.
[0022] Zumindest Teile oder Bereiche der Armatur bzw. des Bauteils sollen die erfindungsgemäße
Kupfergusslegierung enthalten. Als Armaturen werden in der Trinkwasser- und Sanitärtechnik
vor allem Funktionselemente bezeichnet, wie insbesondere Ventile oder Wasserhähne.
Als Bauteile im Sinne der Erfindung werden beispielsweise ein Rohrverbinder, ein Rohrstück
oder eine Funktionsbaugruppe einer Wasserleitung angesehen.
[0023] Da insbesondere die Vermeidung von Pb-Metallionenmigration ins Trinkwasser im Vordergrund
steht, hat die vorliegende Erfindung besonders Trinkwassersysteme im Blick, dies schließt
jedoch nicht aus, dass die beanspruchten Kupfergusslegierungen auch aufgrund deren
hervorragender Eigenschaften in Bauteilen für andere wasserführende Systeme, die nicht
zur Trinkwasserversorgung vorgesehen sind Verwendung finden können. Die erfindungsgemäße
Legierung kann natürlich auch in anderen Bereichen Anwendung finden.
[0024] Weitere vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Ansprüchen angegeben.
Beschreibung der Zeichnung
[0025]
- Figur 1a:
- Mikroskopische Abbildungen in zweihundertfacher Vergrößerung von Gefügeschnitten von
Kupfergusslegierungen einer ersten Versuchsreihe nach Abkühlen der Legierungsschmelze
in einer Sandgussform (Zylinder) bzw. in einer Kokille;
- Figur 1b:
- EDX-Spektrum in den in der Figur angegebenen Positionen 1 bzw. 2 der Zylinderprobe;
- Figur 1c:
- Abkühlkurven der ersten Versuchsreihe;
- Figur 2a:
- Mikroskopische Abbildung eines Gefügeschnittes einer in einer zweiten Versuchsreihe
hergestellten Kupfergusslegierung;
- Figur 2b:
- EDX-Spektren in den in der Figur angegebenen Positionen 1, 2, 3 und
- Figur 2c:
- Verschiedene Abkühlungskurven der in der zweiten Versuchsreihe hergestellten Legierung.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
[0026] Eine Legierungsschmelze, die nach Abkühlen eine Kupfergusslegierung bildet wird bevorzugt
durch Zusammenschmelzen einer Sn-Sr Legierung, einer Cu-Zn Legierung sowie Rohkupfer
(Cu) hergestellt.
[0027] Vorzugsweise wird als Sn-Sr Legierung die sogenannte SnSr10 Legierung verwendet,
welche vorgefertigt am Markt erhältlich ist. Diese enthält üblicherweise zwischen
89 und 91 Massenprozent, insbesondere 90 Massenprozent Sn, zwischen 9 und 10 Massenprozent,
insbesondere 9,5 Massenprozent Sr und zwischen 0,2 und 0,3, insbesondere 0,28 Massenprozent
Al. Zwar wirkt sich der AI-Zusatz ungünstig auf die Eigenschaften der Gusslegierung
aus, ist jedoch in der SnSr10 Legierung produktionsbedingt vorhanden. In dieser Legierung
ist Strontium als stabile intermetallische Phase gebunden und weist daher keine Gefährdung
aufgrund von Reaktivität auf und unterliegt anders als elementares Strontium keiner
Gefahrstoffverordnung.
[0028] Vorzugsweise wird als Cu-Zn Legierung eine sogenannte CuZn32 Vorlegierung verwendet.
Hierzu wird üblicherweise Kupfer mit Zink oberhalb von 1100 °C, insbesondere bei ca.
1210 °C zusammengeschmolzen. Hierbei bildet sich eine homogene Legierungsschmelze
aus, die nachfolgend zur Erstarrung abgekühlt wird. Die Legierung enthält üblicherweise
zwischen 60 und 70 Massenprozent Kupfer, insbesondere ca. 68 Massenprozent und als
Rest Zink, insbesondere 32 Massenprozent (daher der Name CuZn32 Vorlegierung). Da
elementares Zink einen hohen Dampfdruck und einen Siedepunkt von 907° C aufweist,
würde dieses wenn es in Reinform bei höheren Temperaturen der Legierungsschmelze zugegeben
würde die Schmelze in Form von Zinkdampf verlassen, wenn nicht besondere Vorkehrungen
getroffen würden.
[0029] Aufgrund der Tatsache, dass am Markt erhältliches Kupfer bzw. Zink oftmals weitere
Begleitelemente enthält, kann die CuZn32 Vorlegierung insbesondere folgende Elemente
enthalten: Blei, Zinn, Phosphor, Silicium oder Aluminium und/oder die für die Kupfergusslegierung
weiter unten beschriebenen Elemente in den dort angegebenen Mengen.
[0030] Für das erfindungsgemäße Verfahren werden vorzugsweise die Sn-Sr Legierung, die Cu-Zn
Legierung sowie Rohkupfer (Cu) in fester Form zusammen gegeben insbesondere bei 1200
°C, vorzugsweise oberhalb von oder bei 1100 °C aufgeschmolzen.
[0031] Zusätzlich zu den zuvor genannten drei Basismaterialien der Legierungsschmelze können
als Legierungsbestandteil oder zu anderen Zwecken wie der Desoxidierung noch weitere
Zusätze bzw. Elemente zu der Legierungsschmelze zugegeben werden oder mit den Basismaterialen
zusammen aufgeschmolzen werden.
[0032] Beispielsweise wird, soweit unter "normalen" Luftsauerstoffbedingungen gearbeitet
wird, zur Desoxidierung vorteilhafterweise Phosphor beispielsweise in Form von "10
Massenprozent Phosphorkupfer" (sogenanntes CuP10) zugegeben. Die Legierungsschmelze
wird, soweit unter Luftsauerstoffbedingungen gearbeitet wird, vorteilhafterweise mit
Koks abgedeckt, so dass dieser eine reduzierende CO-Atmosphäre bildet.
[0033] Nach Herstellung der Legierungsschmelze wird diese derart abgekühlt, dass sich zumindest
ein 2-phasiges Gefüge aus der ersten Sr-haltigen Mischphase und einer Grundphase,
nämlich einer Kupferlegierungsmatrixphase, bildet.
[0034] Dieses Abkühlen geschieht üblicherweise nach Abgießen bei ca. 1200° C in eine Gießform.
Eine solche Gießform kann jegliche bekannte Gießform sein, besonders bevorzugt ist
hier das Abgießen in eine Sandgussform. Mit steigender Gießtemperatur und steigenden
Gehalten besonders sauerstoff-affiner Elemente im flüssigen Metall, wie beispielsweise
in diesem Fall Strontium, steigt auch die Neigung zur Formreaktion.
[0035] Insbesondere bei bekannten Kupfergusslegierungen kann dies in Abhängigkeit des verwendeten
Bindemittels in der Sandgussform eine erhöhte Porosität und damit eine verringernde
Druckdichtigkeit der Legierung verursachen. Obwohl Strontium ein stark reduzierendes
Element ist, konnte keine nachteilige Reaktion mit der Form beobachtet werden. Dies
gilt insbesondere sowohl für betonitgebundene, als auch für wasserglasgebundene Sandgussformen.
[0036] Es ist jedoch um ungewollte Hohlräume im Legierungsgefüge zu vermeiden vorzugsweise
darauf zu achten, dass die Legierungsschmelze turbulenzarm in die Form gegossen wird,
da Sr fließerhöhend wirkt und eine turbulente Strömung Hohlräume im Gefüge verursachen
könnte.
[0037] Soweit kein Phosphor als Desoxidierungsmittel verwendet wird, ist es vorteilhaft,
zumindest die Herstellung der Legierungsschmelzen, alternativ aber auch das Abkühlen
unter Schutzgasbedingungen (insbesondere Argon) und insbesondere bei einem O-Partialdruck
von weniger als 0,5 Millibar durchzuführen. Zum einen tritt in diesem Fall keine signifikante
Oxidation der Legierung auf und deshalb kann Phosphor als Desoxidierungsmittel weggelassen
werden. Soweit nämlich kein Phosphor verwendet wird, bildet sich demnach auch keine
phosphorhaltige zweite Sr-haltige Phase aus.
[0038] Bei der Herstellung einer erfindungsgemäßen Legierung konnte die folgende Struktur
beim Abkühlen einer homogenen Schmelze beobachtet werden.
[0039] Bei 1200 °C liegt die Kupfergusslegierung als homogene Schmelze vor. Ab einer Temperatur
von 1050 bis 1000° C, insbesondere bei 1020 °C fallen typischerweise erste α-Mischkristalle
einer sich bildenden Hauptphase (Kupferlegierungsmatrixphase) aus. Diese Hauptphase
ist insbesondere eine Messing- bzw. Bronze-, bzw. Mehrstoffbronze Phase, gegebenenfalls
mit weiteren Legierungselementen. In der Restlegierungsschmelze erhöht sich demnach
der Anteil an Strontium. Bei einer durchschnittlichen Abkühlrate von zwischen 1°C/s
und 5 °C/s insbesondere durchschnittlich 3°C/s ist unterhalb von 700 °C die gesamte
Kupferlegierungsmatrixphase erstarrt. In dieser erstarrten Kupferlegierungsmatrixphase
liegt zumindest eine im Gefüge gleichmäßig verteilte erste Sr-haltige Phase vor. Diese
erste Sr-haltige Phase ist nicht mischbar mit der Kupferlegierungsmatrixphase, wobei
letztere im Wesentlichen Sr-frei ist.
[0040] Je höher die Abkühlgeschwindigkeit, desto feiner ist die erste Sr-haltige Phase in
der Kupferlegierungsmatrixphase verteilt. Bei niedrigen Abkühlgeschwindigkeiten, insbesondere
von 1 bis 3 °C/ s, bildet die erste Sr-haltige Legierungsphase eine zumindest teilweise
zusammenhängende netzwerkartige Aderstruktur aus, wobei bei hohen Abkühlgeschwindigkeiten
insbesondere von bis zu 5 °C/s, eine feine dispersive Struktur gebildet wird, bei
der einzelne Agglomerate der ersten Sr-haltigen Phase sich im Wesentlichen nicht berühren.
[0041] In Abhängigkeit des Sr-Gehaltes und/oder weiterer anwesender Elemente, die beispielsweise
ein Sr-affines Verhalten aufweisen" bildet sich während des Abkühlvorganges eine kupfer-
und/oder zinnhaltige Sr-Phase mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Diese erste Sr-haltige
Phase hat üblicherweise einen niedrigeren Schmelzpunkt als der der Kupferlegierungsmatrixphase
und fällt demnach erst nach der fortgeschrittenen Erstarrung der Kupferlegierungsmatrixphase
aus. So entsteht diese Sr-haltige Phase aus der Restschmelze als zuletzt erstarrende
Phase und ist damit in der Lage vorher durch Erstarren der Kupferlegierungsmatrixphase
entstandene Hohlräume im Gussstück auszufüllen und besitzt demnach eine aderförmige
Gestalt im Gusslegierungsgefüge.
[0042] Insbesondere bei hohen Sr-Gehalten von insbesondere ca. 0,2 bis 1 Massenprozent,
insbesondere 0,4 Massenprozent und ohne die Anwesenheit von Sr- affinen Elementen
wie Phosphor hat die erste Sr-haltige Phase die Summenformel Cu
4Sn
2Sr. Insbesondere bei niedrigen Sr-Gehalten von unter 0,2 Massenprozent und der Anwesenheit
von Phosphor hat die erste Sr-haltige Phase die Summenformel Cu
9Sn
4Sr. Die erste Sr-haltige Phase hat also insbesondere die Summenformel Cu
5Sr, Cu
9Sn
4Sr, Cu
4Sn
2Sr. Insbesondere hat die erste Sr-haltige Phase über das gesamte Gefüge die Selbe
Summenformel. Es ist jedoch auch möglich, dass ein Gemisch der zuvor genannten Phasen
vorliegt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es zu einer inhomogenen Anreicherung
von Sr in den einzelnen Restschmelzebereichen von der Kupferlegierungsmatrixphase
kommt. Der ersten Sr-haltige Phase ist jedoch immer gemein, dass diese im Wesentlichen
erst nach dem Anfang der Erstarrung der Kupferlegierungsmatrixphase aus der Restschmelze
gebildet wird und demnach eine aderförmige Struktur im Gefüge aufweist. Soweit auf
die Summenformel der Legierung bzw. der Legierungsphasen verwiesen wird, wurde diese
mittels EDX oder ICP bestimmt.
[0043] Soweit es sich bei der ersten Sr-haltigen Phase um eine Cu
5Sr Verbindung handelt, wird diese vorzugsweise in einem Temperaturbereich von 850°C
bis 854 °C gebildet. Soweit es sich bei der ersten Sr-haltigen Phase um die Cu
4Sn
2Sr Mischphase handelt, wird diese vorzugsweise in einem Temperaturbereich von 810°C
bis 790 °C, ganz besonders bevorzugt in einem Temperaturbereich von 810° bis 797°C
gebildet. Soweit es sich bei der ersten Sr-haltige Phase um die Cu
9Sn
4Sr Mischphase handelt, wird diese insbesondere in einem Temperaturbereich von 720°C
bis 700 °C, vorzugsweise bei ca. 710°C gebildet.
[0044] Während des Abkühlens der Legierungsschmelze können sich auch noch weitere Phasen
bilden, die nicht mischbar mit der Kupferlegierungsmatrixphase sind. Diese liegen
dann auch verteilt in der Gusslegierung vor. Wenn z.B. weitere Sr-affine Elemente
in der Schmelze vorhanden sind, bilden sich vorzugsweise eine oder mehrere weitere
Sr-haltige Phasen aus (zweite Sr-haltige Mischphase). Soweit beispielsweise Phosphor
als Desoxidierungsmittel der Schmelze zugesetzt wird oder insbesondere in Mengen von
oberhalb von 0,02 Massenprozent in der Schmelze vorhanden ist, bildet sich beispielsweise
eine Phase mit folgender Zusammensetzung: Cu
9P
4Sr. Diese zweite Sr-haltige Phase ist oft schon bei niedrigen Temperaturen nicht in
der Legierungsschmelze lösbar und es bildet sich demnach eine Dispersion mit der zweiten
Sr-haltigen Phase (flüssig und/ oder teilweise bzw. vollständig ausgefallen), die
in der zumindest zum Teil noch geschmolzenen Kupferlegierungsmatrixphase dispergiert
ist. Diese zweite Sr-haltige Phase erstarrt insbesondere oberhalb der Temperatur bei
der die erste Sr-haltige Mischphase erstarrt, aber unterhalb der Temperatur des Erstarrungsbeginns
der Kupferlegierungsmatrixphase.
[0045] Soweit es sich bei der zweiten Sr-haltigen Phase um die Cu
9P
4Sr Phase handelt, wird eine Erstarrung im Temperaturbereich von zwischen 770 °C und
720 °C insbesondere zwischen 762 °C und 729 °C beobachtet.
[0046] Die zweite Phase hat insbesondere eine ovale bzw. tröpfchenförmige Struktur, im Gegensatz
zu aderförmigen Struktur der ersten Sr-haltigen Phase.
[0047] Vorzugsweise berühren sich zumindest die meisten Aggregate der ersten Sr-haltige
Phase und der zweiten Sr-haltige Phase innerhalb des Gefüges nicht.
[0048] Soweit also die Bezeichnung erste Sr-haltige Legierungshase bzw. zweite Sr-haltige
Phase verwendet wird, ist dies lediglich als eine Individualisierung der einzelnen
Phasen zu verstehen und nicht als eine Reihenfolge, in welche einzelne Phasen aus
der Schmelze auskristallisieren und gebildet werden.
[0049] Bei Berücksichtigung der Kupferlegierungsmatrixphase enthält die Kupfergusslegierung
zumindest zwei Phasen (erste Sr-haltige Phase und Kupferlegierungsmatrixphase), insbesondere
drei Phasen (erste Sr-haltige Legierungsphase, zweite Sr-haltige Phase und Kupferlegierungsmatrixphase).
Es können aber auch weitere Phasen vorhanden sein.
Legierungszusammensetzung
[0050] Die Kupfergusslegierung enthält zumindest 80 bis 95 Massenprozent, vorzugsweise 83
bis 87 Massenprozent, oder alternativ bevorzugt ca. 89 bis 90 Massenprozent Cu und
mindestens eines der Elemente Sn oder Zn. Der Anteil beider zuvor genannten Elemente
(Sn/Zn) zusammen liegt bei 5 bis 20 Masseprozent, vorzugsweise 9 bis 10 Masseprozent.
Besonders bevorzugt sind beide Elemente in der Legierung vorhanden. In diesem Fall
sind vorzugsweise 4 bis 6 Masseprozent Sn, insbesondere 4 bis 5 Massenprozent Sn und
4 bis 6 Masseprozent Zn, insbesondere 5 bis 6 Massenprozent Zn vorgesehen. Bevorzugt
ist der Zn-Anteil höher als der des Sn zu wählen, insbesondere ca. 1 Prozentpunkt
höher.
[0051] Zudem enthält die Legierung Strontium in einer Menge von größer 0 Massenprozent bis
1,0 Massenprozent. Bevorzugt beträgt der Strontium-Anteil zwischen 0,01 und 0,7 Massenprozent,
ganz besonders bevorzugt zwischen 0,1 und 0,5 Massenprozent, insbesondere ca. 0,4
Massenprozent oder alternativ ca. 0,14 Massenprozent.
[0052] Bei den angegebenen Prozentsätzen gehören die im Rundungsbereich liegenden Werte
der nichtangegebenen Nachkommastellen zum angegebenen Bereich.
[0053] Zudem kann die Kupfergusslegierung optional eines oder mehrere der folgenden Legierungsbestandteile
enthalten:
Bis zu 0,6 Massenprozent P, vorzugsweise zwischen 0,005 und 0,04 Massenprozent P.
Phosphor dient als Desoxidierungsmittel. Im Gussgefüge liegt es unterhalb von 0,1
Massenprozent in fester Lösung, oberhalb von 0,1 Massenprozent als Cu3P und/oder in Verbindung mit Sr als Cu-Sr-P-Mischkristall, insbesondere als Cu9P4Sr vor.
Bis zu 2,0 Massenprozent Ni, vorzugsweise zwischen 0,1 und 0,6 Massenprozent Ni. Nickel
erhöht die Korrosionsbeständigkeit und die Zähigkeit. Die Korrosionseigenschaften
werden mit steigenden Gehalten an Nickel günstig beeinflusst. Bis zu 2,0 Massenprozent
Fe, vorzugsweise bis 0,3 Massenprozent, insbesondere unter 0,2 Massenprozent. Eisen
vermindert die Gießbarkeit. Bei Gehalten unter 0,2 Massenprozent liegt es in Lösung,
über 0,2 Massenprozent liegt es als eine eisenreiche Phase vor. Es kann die Festigkeitseigenschaften
begünstigen und wirkt bei höheren Gehalten bis zu 2,0 Massenprozent versprödent.
[0054] Zudem sind als weitere Beimengungen oder Verunreinigungen zulässig:
Bis zu 0,03 Massenprozent Al, insbesondere bis zu 0,002 Massenprozent. Al wirkt desoxidierend
in der Schmelze, die dadurch entstehenden Oxide lassen sich aber nur schwierig entfernen
und blockieren während der Erstarrung das Nachspeisungsverhalten des Werkstoffes.
Insbesondere bei Cu-Sn-Zn-Gusslegierungen führt dies zu einer stark erhöhten Mikroporosität,
die schwerwiegenden Einfluss auf die Gießbarkeit, Druckdichtigkeit und mechanischen
Kennwerte aufweist. Bereits Al-Gehalte über 0,005 Massenprozent werden als kritisch
angesehen. Dennoch werden sie vorliegend soweit Sr zur Legierungsschmelze in Form
einer sogenannten SnSr10-Legierung zugegeben wird in Kauf genommen. Da diese Sr-Legierung
produktionsbedingt einen Al-Anteil von ca. 1 Massenprozent aufweist ist ein Al-Anteil
von ca. 0,02 Massenprozent in der Kupfergusslegierung oftmals nicht zu verhindern.
Bis zu 0,2 Massenprozent Mn, vorzugsweise zwischen 0,01 Massenprozent und 0,1 Massenprozent.
Mn ist einer starker Desoxidant und führt zur Steigerung der mechanischen Kennwerte.
Bis zu 0,1 Massenprozent S, vorzugsweise weniger als 0,05 Massenprozent. Schwefel
liegt in Form von Sulfideinschlüssen vor, die bei bleifreien und bleiarmen Legierungen
die mechanischen Eigenschaften in Abhängigkeit des Zinkgehalts leicht beeinträchtigen.
Bis zu 0,15 Massenprozent Sb.
Bis zu 0,01 Massenprozent Si. Zwar haben geringe Si-Gehalte in der erfindungsgemäßen
Legierung keinen negativen Einfluss auf die mechanischen Kennwerte. Dennoch ist der
Gehalt auf 0,01 Massenprozent begrenzt, um eine Kontamination bei einer späteren Aufbereitung
mit bleihaltigen Cu-Sn-Zn Ausgangsmaterialien zu vermeiden. Bis zu 0,02 Massenprozent
Cd.
Bis zu 0,03 Massenprozent As. Arsen kann bei Cu-Sn Gusslegierungen durch Versprödung
schädlich auf die mechanischen Eigenschaften einwirken.
Bis zu 0,05 Massenprozent Bi, vorzugsweise bis zu 0,02 Massenprozent. Zwar verbessert
Bi die Gießbarkeit, doch führen höhere Gehalte als 0,05 Massenprozent zu einem merklichen
Abfall der mechanischen Eigenschaften.
Bis zu 0,25 Massenprozent Pb. Auch wenn vorzugsweise Pb-frei gearbeitet werden soll,
sind niedrige Bleigehalte von bis zu 0,25 Massenprozent zugelassen.
[0055] Zudem kann in der Legierung während des Herstellungsprozesses O in oxidischer Form
als unvermeidbare Verunreinigung eingelagert werden.
[0056] Weitere herstellungsbedingte Verunreinigungen die unvermeidbar sind, sind ebenso
nicht ausgeschlossen.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1:
[0057] Legierungen wurden unter Atmosphäre des Schutzgases Agon und einem maximalen Sauerstoffgehalt
von 8 x 10
-4 mol hergestellt.
[0058] Aus einer SnSr10 Vorlegierung und einer CuZn32 Vorlegierung, sowie Rohkupfer wurde
in einem Induktionsofen eine Kupferlegierungsschmelze hergestellt.
SnSr10 Vorlegierung
[0059] Die SnSr10 Vorlegierung hatte hierbei folgende Zusammensetzung: 90,22 Massenprozent
Sn, 9,50 Massenprozent Sr sowie 0,28 Massenprozent Al.
[0060] Strontium ist in dieser als stabile intermetallische Phase gebunden. So besteht keine
Gefährdung aufgrund von Reaktivität und anders als elementares Strontium unterliegt
die Legierung keiner Gefahrstoffverordnung.
CuZn32 Vorlegierung
[0061] Die CuZn32 Vorlegierung wurde aus 67,38 Massenprozent Cu-DLP und 32,62 Massenprozent
Zn hergestellt. Das als Feststoff in einem Behälter zusammengemischte Kupfer und Zink
wurde auf 1155° C erhitzt. Bei der Erstarrung bildete sich eine CuZn32 Legierung mit
folgender mittels ICP-OES-Analyse bestimmter Zusammensetzung:
68,37 Massenprozent Cu, 31,58 Massenprozent Zn, 0,003 Massenprozent Pb, 0,0009 Massenprozent
Sn, 0,0055 Massenprozent P, 0,00097 Massenprozent Si sowie 0,0018 Massenprozent Al.
Herstellung der Kuaferaussleigerung
[0062] Die Zusammensetzung der mit Cu-DLP, CuZn32 und SnSr10 zusammengeschmolzenen Legierungsschmelze
wurde mittels einer nasschemischen Probenvorbereitung mit anschließender ICP-OES Analyse
bestimmt und besaß folgende Zusammensetzung:
89,2 Massenprozent Cu, 4,5 Massenprozent Sn, 5,58 Massenprozent Zn, 0,4 Massenprozent
Sr, 0,005 Massenprozent P sowie 0,023 Massenprozent Al.
[0063] Diese Legierungsschmelze wurde jeweils auf drei unterschiedliche Arten abgekühlt.
Zum einen wurde die Legierungsschmelze direkt in dem zum Aufschmelzen verwendeten
Al
2O
3-Tiegel abgekühlt (im Folgenden Tiegel), zum anderen in einer Kokille (im Folgenden
Kokille) bzw. zum dritten in einem von einer Sandgussform ausgebildeten, zylindrischen
Hohlraum (im Folgenden Zylinder) abgegossen und dort abgekühlt.
[0064] Die entsprechenden Abkühlkurven für den Tiegel, die Kokille bzw. den Zylinder sind
in Figur 1c dargestellt. Neben den jeweiligen Abkühlkurven sind auch die entsprechenden
differentiellen Temperaturänderungen (dT/dt) in dieser Figur wiedergegeben. Wie aus
Figur 1c ersichtlich, ist die Abkühlrate in der Kokille am höchsten und im Tiegel
am niedrigsten. Durchschnittlich betrug die Abkühlrate ungefähr 3° C pro Sekunde.
[0065] In Figur 1a sind mikroskopische Gefügeschliffbilder der Kokille und des Zylinders
der jeweils nach dem Abkühlen erhaltenen Legierungen dargestellt. Der Balken (unten
rechts) in jeder Figur zeigt eine Länge von 100 µm an.
[0066] In den Abbildungen in Figur 1a ist zu sehen, dass ein zweiphasiges Gefüge ausgebildet
ist. Neben einer Hauptphase, die wie das EDX-Spektrum in Figur 1b zeigt durch eine
Sr-freie Cu-Sn-Zn-Phase, die Kupferlegierungsmatrixphase, ausgebildet wird, ist in
dieser Kupferlegierungsmatrixphase verteilt eine, wie das EDX-Spektrum in Figur 1b
zeigt, Sr-haltige Phase (erste Sr-haltige Phase). Die Sr-haltige Phase hat eine aderförmige
Ausbildung, wobei mit steigender Abkühlgeschwindigkeit (Zylinder, Kokille) die Feinheit
der Phasen zunimmt.
[0067] In Figur 1b ist ein EDX-Spektrum in den in dieser Figur dargestellten Positionen
1 (erste Sr-haltige Phase) bzw. 2 (Kupferlegierungsmatrixphase) der Legierung aus
dem Zylinder dargestellt.
[0068] Die Phase in Position 2 hat folgende chemische Zusammensetzung: 89,84 Massenprozent
Cu, 3,30 Massenprozent Sn, 6,86 Massenprozent Zn, 0,00 Massenprozent Sr.
[0069] Hiermit ergibt sich, dass Hauptphase (Position 2) lediglich Kupfer, Zinn und Zink
(neben den zuvor genannten Verunreinigungen) enthält, jedoch Sr-frei ist. Die in Position
1 gelegene in der Hauptphase verteilte Phase hingegen enthält Strontium.
[0070] Bei der Phase in Position 1 handelt es sich, wie die EDX-Analyse zeigt, um eine Cu4Sn2Sr-Phase,
mit folgender Zusammensetzung: 43,88 bis 44,2 Massenprozent Cu, 39,90 bis 40,90 Massenprozent
Sn, 15,13 bis 15,3 Massenprozent Sr.
[0071] Die Bildung dieser ersten Sr-haltigen Phase findet im Temperaturbereich zwischen
810 und 797° C (vergleiche Figur 1c, Graph dT/dt) statt.
[0072] Bei ca. 1020° C kristallisieren einzelne Kristalle der späteren Kupferlegierungsmatrixphase
aus und die Restschmelze reichert sich mit Sr an. Wenn der größte Teil der Kupferlegierungsmatrixphase
oder die gesamte Kupferlegierungsmatrixphase erstarrt ist, bildet sich aus der Sr-reichen
Restschmelze die Cu
4Sn
2Sr Phase, die dann in dem genannten Temperaturbereich von 810 bis 797° C erstarrt,
welches auch den aderförmigen Habitus bedingt. Diese Phase ist nicht in der Cu-Zn-Sn
Kupfermatrixphase lösbar.
Beispiel 2:
[0073] In einer zweiten Versuchsreihe wurden die Experimente nicht unter Agon-Atmosphäre,
wie in Beispiel 1, sondern unter Luftsauerstoffbedingungen durchgeführt.
[0074] Aus HCP-Kupfer, Zn, SnSr10 sowie CuP10 wurde eine Legierungsschmelze zusammen geschmolzen.
[0075] Nachdem das HCP-Kupfer bei ca. 1110° C aufgeschmolzen wurde, wurde Zink mit einer
vorgeheizten Tauchglocke in die Schmelze gedrückt. Hiernach wurde die Schmelze bei
1109° C mit CuP10 desoxidiert. Anschließend wurde die Schmelze auf 1120° C aufgeheizt
und die in diesem Fall mit Kupfer umwickelte Vorlegierung SnSr10 mit einer Tauchglocke
in die Schmelze gedrückt.
[0076] Um eine Oxidation mit Luftsauerstoff zu vermeiden und eine reduzierende Atmosphäre
zu erzeugen, wurde die Legierungsschmelze mit Koks abgedeckt, so dass eine CO-Atmosphäre
entstand.
[0077] Nach Aufschmelzen der genannten Bestandteile wurde die so erhaltene Kupferlegierungsschmelze
in eine Sandgussform abgegossen und Platten mit verschiedener Plattendicke, nämlich
u.a. mit einer Plattendicke von 6 Millimeter und 9 Millimeter hergestellt.
[0078] Die Kupfergusslegierung hatte folgende, per ICP-OES Analyse ermittelte Zusammensetzung:
89,54 Massenprozent Cu, 4,6 Massenprozent Sn, 5,68 Massenprozent Zn, 0,04 Massenprozent
P, 0,142 Massenprozent Sr sowie weniger als 0,01 Massenprozent Pb.
[0079] Die entsprechende Abkühlrate und die differentielle Temperaturänderung für die jeweilige
Gussplatte mit 6 Millimeter bzw. 9 Millimeter sind in Figur 2c (vgl. T bzw. dT 6mm,
bzw. 9mm) dargestellt. Die Abkühlrate der 6 Millimeter dicken Platte ist naturgemäß
schneller als die der 9 Millimeter dicken Platte, wie aus Figur 2c ersichtlich.
[0080] Eine mikroskopische Abbildung eines Gefügeschnittes nach Abkühlung und Erstarrung
der Legierung in der Sandgussform ist für die Platte mit 9 Millimeter in Figur 2a
dargestellt. Wie aus der Figur zu erkennen ist, liegt ein Dreiphasensystem vor. Neben
Hauptphase, die wie das EDX-Spektrum in Figur 2b zeigt (vgl. Position 3) durch eine
Sr-freie Cu-Sn-Zn-Phase, die Kupferlegierungsmatrixphase, ausgebildet wird, sind in
dieser Kupferlegierungsmatrixphase verteilt zwei weitere Phasen, eine, wie das EDX-Spektrum
in Figur 2b (Position 1) zeigt, Sr-haltige Phase (erste Sr-haltige Phase), sowie eine
weitere, wie das EDX-Spektrum in Figur 2b (Position 2) zeigt, strontiumhaltige Phase
(zweite strontiumhaltige Phase). Beide Sr-haltigen Phasen liegen fein verteilt in
der Kupferlegierungsmatrixphase vor.
[0081] Die in Figur 2b dargestellte EDX-Analyse (der 9mm Platte) von der Kupferlegierungsmatrixphase
(Position 3) sowie den beiden Sr-haltigen Phasen (Position 1 bzw. Position 2) ergibt,
das die Kupferlegierungsmatrixphase im Wesentlichen Sr-frei ist und lediglich Kupfer,
Zinn und Zink enthält (die oben beschriebenen Verunreinigungen bleiben bei der Messung
unberücksichtigt).
[0082] Die erste Sr-haltige Phase in Position 1 hat (ohne das der Anteil von O als ungewünschter
als Verunreinigung mit eingerechnet wird) folgende chemische Zusammensetzung: 50,42
bis 50,49 Massenprozent Cu, 41,86 bis 41,70 Massenprozent Sn, 7,72 bis 7,81 Massenprozent
Sr.
[0083] Die zweite Sr-haltige Phase in Position 2 hat (ohne das der Anteil von O als ungewünschter
als Verunreinigung mit eingerechnet wird) folgende chemische Zusammensetzung: 73,00
bis 73,46 Massenprozent Cu, 15,04 bis 15,81 Massenprozent P, 11,18 bis 11,50 Massenprozent
Sr.
[0084] Die Kupferlegierungsmatrixphase (Position 3) hat (ohne das der Anteil an O als ungewünschter
als Verunreinigung mit eingerechnet wird) folgende chemische Zusammensetzung: 88,1
bis 89,2 Massenprozent Cu, 3,5 bis 3,54 Massenprozent Sn, 7,2 bis 7,3 Massenprozent
Zn, 0,0 Massenprozent Sr sowie 0,0 Massenprozent P.
[0085] Die Cu
9P
4Sr Phase in Position 2 hat einer ovale bzw. tropfenförmige Struktur, wobei die Phase
in Position 1 ähnlich der Cu
4Sn
2Sr Phase in Versuchsreihe 1 eine aderförmige Struktur aufweist (Vergleiche in Figur
2a in Verbindung mit Figur 2b).
[0086] Beim Abkühlen der Legierungsschmelze bilden sich bei 1020 °C erste Kristalle, die
dann bei weiterem Abkühlen wachsen und die Kupferlegierungsmatrixphase bilden. Die
Cu
9P
4Sr Phase (zweite Sr-haltige Phase) erstarrt in einem Temperaturbereich von 762 °C
und 729 °C.
[0087] Bei ca. 710 °C bildet sich die Cu
9Sn
4Sr Phase (erste Sr-haltige Phase) mit aderförmiger Struktur. Der Grund für den unterschiedlichen
Habitus der Strukturen ist in der allgemeinen Beschreibung erläutert.
[0088] Die Beispiele zeigen, dass das erfindungsgemäße Ziel erreicht werden konnte, eine
im Wesentlichen bleifreie Kupfergusslegierung anzugeben, die dennoch gut verarbeitbar
ist (Spanbrechung durch Sr-haltige Bereiche) und wirtschaftlich herstellbar ist.