[0001] Überspannungsableiter sind Schutzsysteme, beispielsweise für Stromübertragungsnetze,
die bei auftretenden Überspannungen durch Blitzeinschlag oder Fehlfunktionen anderer
Teilsysteme diese Überspannungen zur Masse hin ableiten und so andere Bauteile des
Stromübertragungsnetzes schützen.
[0002] Ein derartiger Überspannungsableiter umfasst ein oder mehrere zylindrische Ableitsäulen
aus einzelnen ebenfalls zylindrischen Varistorblöcken. Varistoren zeichnen sich durch
einen spannungsabhängigen Widerstand aus. Bei niedrigen Spannungen wirken diese als
Isolatoren. Ab einer bestimmten Schwellenspannung, die materialabhängig ist, zeigen
sie eine gute Leitfähigkeit. Häufig werden Varistoren aus Metalloxiden wie Zinkoxid
hergestellt. Die Ableitsäule ist an beiden Enden mit Endarmaturen verbunden, die den
elektrischen Kontakt zur Stromleitung und zur Masse herstellen. Um einen guten elektrischen
Kontakt zwischen den Varistoren auch unter mechanischer Belastung zu gewährleisten,
muss die Ableitsäule durch eine axiale Kontaktkraft zusammengehalten werden. Diese
muss so groß sein, dass beim Auftreten einer Überspannung eine gleichmäßige Stromdichte
eines im Aktivteil geführten Ableiterstroms sichergestellt und damit eine unzulässig
hohe lokale Erwärmung von Kontaktübergängen zwischen den Varistoren des Aktivteils
mit großer Sicherheit vermieden wird. Dies kann erfolgen, indem Zugelemente, beispielsweise
Seile oder Stäbe, beispielsweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff, in den Endarmaturen
oder in an den Enden der Ableitsäule angeordneten Druckplatten unter Zug eingespannt
werden. Ab einer gewissen Größe oder, wenn der Überspannungsableiter in einem erdbebengefährdeten
Gebiet aufgestellt werden soll, ist die Ableitsäule in einem mechanisch stabilen rohrartigen
Gehäuse aus einem Isoliermaterial, beispielsweise aus Porzellan oder glasfaserverstärktem
Kunststoff, angeordnet. Die Endarmaturen dienen dann oft gleichzeitig als Verschlüsse
für dieses Gehäuse. Um die in einem Überlastfall entstehenden Gase aus diesem Gehäuse
abzuführen, weisen solche Überspannungsableiter häufig eine Druckentlastungsvorrichtung
auf.
[0003] Aus der
EP 2 757 565 A1 ist ein solcher Überspannungsableiter bekannt. Dort ist ein Überspannungsableiter
mit einem rohrförmigen Gehäuse beschrieben. Die Ableitsäule ist in dem Rohr angeordnet
und wird durch Federn zwischen den Endarmaturen zusammengedrückt. Nachteilig hieran
ist, dass die Ableitsäule zum Einbringen in das Rohr zunächst provisorisch zusammengehalten
werden muss, bevor sie schließlich zwischen den Federn zusammengedrückt und so fixiert
wird. Dies geschieht beispielsweise durch Umwickeln mit einem Klebeband.
[0004] Aus der
EP 0 614 198 B1 ist ein Überspannungsableiter mit einem Gussgehäuse bekannt. Da das Gehäuse nicht
starr ist und dadurch nicht die notwendige Kontaktkraft auf die Ableitsäule ausüben
kann, muss diese Kontaktkraft auf andere Weise übertragen werden. Hier wird die Ableitsäule
mittels mehrerer in den Endarmaturen gelagerter, als Schlaufen ausgebildeter Spannelemente
zusammengehalten. Nachteilig hieran ist, dass die notwendige Kontaktkraft durch die
Spannelemente aufgebracht werden muss. Diese müssen daher aufwändig und kostspielig
aus einem hochfesten Material, beispielsweise glasfaserverstärktem Kunststoff, hergestellt
werden.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Überspannungsableiter anzugeben, der einfach
zu montieren ist und der mit wenigen Teilen eine große Variantenvielfalt ermöglicht.
Eine weitere Aufgabe ist es, ein möglichst effizientes Verfahren zur Montage eines
Überspannungsableiters anzugeben.
[0006] Die Lösung der Aufgabe den Überspannungsableiter betreffend wird durch einen Überspannungsableiter
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Dazu weist ein Überspannungsableiter ein vormontiertes, eine Ableitsäule aufweisendes
Aktivteil auf, das in einem starren, sich entlang einer Längsachse erstreckenden rohrartigen
Gehäuse angeordnet ist. Die Längsachse definiert dabei eine axiale Richtung. Die Ableitsäule
ist bevorzugt aus mehreren, zu einer Säule entlang der Längsachse gestapelten zylindrischen
Varistorblöcken aufgebaut. Zur Erzeugung einer axialen Kontaktkraft ist das Aktivteil
zwischen zwei das Gehäuse stirnseitig verschließenden Flanschen eingespannt. Erfindungsgemäß
ist vorgesehen, dass das vormontierte Aktivteil einen oberen und einen unteren Halteteller
aufweist, von denen einer an der oberen und einer an der unteren Stirnseite der Ableitsäule
aufliegt. Die Bezeichnungen "obere/oberer" beziehungsweise untere/unterer dienen nur
der Unterscheidung und stellen keinen Verweis auf eine räumliche Orientierung dar.
Zwischen den Haltetellern erstreckt sich die Ableitsäule. Jeder Halteteller weist
zumindest zwei, vorzugsweise vier Nocken auf, die sich vorzugsweise von einer der
Ableitsäule abgewandten Seite des Haltetellers parallel zu Längsachse erstrecken.
Die Ableitsäule ist durch zumindest zwei elastische Spannschlaufen axial zusammengehalten
und radial gestützt, indem jede Spannschlaufe zwischen einem Nocken des oberen Haltetellers
und einem korrespondierenden Nocken des unteren Haltetellers gespannt ist. Das vormontierte
Aktivteil besteht also aus der Ableitsäule, den Haltetellern und den Spannschlaufen.
Ein so vormontiertes Aktivteil ist für den Zweck der Montage ausreichend stabil. Die
notwendige Kontaktkraft wird durch die Spannschlaufen nicht aufgebracht. Diese wird
erst durch das Verspannen zwischen den Flanschen erreicht. Die Spannschlaufen können
so einfach von Hand gespannt werden. Die Montage wird dadurch erheblich vereinfacht.
[0008] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung definiert der radial am nächsten
zur Längsachse liegende Punkt eines Nockens einen Umlenkpunkt für die Spannschlaufen.
Der Halteteller weist erste Segmente S
1 mit einem Radius R
1 und zweite Segmente S
2 mit einem Radius R
2 auf, wobei die Ableitsäule einen Radius R
A aufweist und wobei R
2 ≤ R
A ≤ R
1 und wobei der Umlenkpunkt einen Abstand R
u ≤ R
2 von der Längsachse hat. Alle Radien sind dabei in einer Ebene senkrecht zur Längsachse
zu messen. Die Umfangslinie der Halteteller weist also Segmente mit unterschiedlichen
Radien auf, vorzugsweise pro Spannschlaufe ein Segment S
1 mit größerem Radius R
1 und ein Segment S
2 mit Radius R
2. Die Ableitsäule kann Radien R
A zwischen R
1 und R
2 annehmen. Die Segmente S
1 dienen dazu den Halteteller möglichst breit auf der Ableitsäule abzustützen. Der
gegenüber der Außenkontur in Richtung der Längsachse, die auch die Mittelachse bildet,
zurückversetzte Umlenkpunkt gewährleistet, dass die Spannschlaufen an ihren Enden
zumindest teilweise in radialer Richtung verlaufen. Sind sie gespannt, wirkt dort
eine radiale Kraftkomponente, die die Ableitsäule zusätzlich stabilisiert.
[0009] Bevorzugt verläuft dabei jede Spannschlaufe vom Umlenkpunkt durch ein zweites Segment
S
2 zur Mantelseite der Ableitsäule. Dadurch kann einerseits derselbe Halteteller für
Ableitsäulen mit Durchmessern von R
2 bis R
1 verwendet werden, was die vorrätig zu haltende Variantenvielfalt der Halteteller
reduziert, andererseits verlaufen die Spannschlaufen dann axial entlang der Mantelseite
der Ableitsäule, und sind am Übergang der Mantelseite zu der Stirnseite der Ableitsäule
zu den Nocken hin zumindest teilweise in radialer Richtung verlaufend umgelenkt, was
die Ableitsäule, wenn die Spannschlaufen gespannt sind, nochmals radial stützt.
[0010] Vorzugsweise weist die Ableitsäule an ihren Stirnseiten jeweils eine Endplatte mit
zumindest einer abgerundeten Kante auf, wobei die Spannschlaufen über die abgerundete
Kante verlaufen. Die Endplatten sind dabei kreiszylindrische Platten von wenigen Millimetern
Dicke und einem Durchmesser, der dem der verwendeten Varistorblöcke entspricht, aus
einem elektrisch leitfähigen Material wie Stahl oder Aluminium, bei denen die kreisförmige
Kante am Übergang von Mantelseite zur Stirnseite abgerundet ist. Der Rundungsradius
beträgt vorzugsweise zumindest 0,5 mm und kann bis zur Hälfte der Dicke der Endplatte
betragen. Die Endplatte verteilt einerseits den Druck, den die Halteteller auf die
Ableitsäule ausüben gleichmäßig auf die meist sehr spröden Varistorblöcke, andererseits
werden durch die abgerundete Kante die Spannschlaufen geschützt, die dadurch nicht
über die meist scharfe Kante der Varistoren verlaufen.
[0011] Vorzugsweise weisen die Spannschlaufen einen Durchgangswiderstand und einen Oberflächenwiderstand
von mindestens 10
6 Ohm vorzugsweise mindestens 10
9 Ohm auf. Dadurch wird gewährleistet, dass unterhalb der Schwellenspannung keine nennenswerten
Ströme über die Spannschlaufen fließen.
[0012] Ebenfalls vorteilhaft weisen die Spannschlaufen einen kreisrunden Querschnitt auf.
Solche Spannschlaufen sind in vielen Längen verfügbar und leicht zu handhaben.
[0013] Besonders vorteilhaft sind die Spannschlaufen aus einem Elastomer, vorzugsweise aus
natürlichem oder synthetischem Gummi, wie beispielsweise Silikon, hergestellt. Dieses
bietet einerseits die besten elastischen Eigenschaften für den vorliegenden Anwendungszweck,
andererseits sind solche Spannschlaufen, beispielsweise als handelsübliche O-Ringe,
besonders gut verfügbar und kostengünstig.
[0014] Weiterhin wird bevorzugt, dass zumindest einer der Halteteller einen Zentrierzapfen
aufweist, der in eine Zentriervorrichtung am Flansch einsteckbar ist. Als Zentriervorrichtung
am Flansch kann beispielsweise eine Zentrierplatte mit entsprechender Bohrung oder
eine Spiralfeder mit einer entsprechenden Mittelöffnung dienen.
[0015] Die Lösung der Aufgabe das Montageverfahren betreffend wird durch ein Verfahren mit
den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst.
[0016] Erfindungsgemäß wird bei diesem Verfahren zur Montage eines Überspannungsableiters
zunächst ein Aktivteil vormontiert. Dazu wird eine sich entlang einer Längsachse erstreckende
Ableitsäule mit ihren Stirnseiten zwischen einem oberen und einem unteren Halteteller
angeordnet. Zumindest zwei Spannschlaufen werden jeweils zwischen einem Nocken des
oberen Haltetellers und einem korrespondierenden Nocken des unteren Haltetellers gespannt
und halten so das Aktivteil axial, also in Richtung der Längsachse, zusammen und stützen
es radial. Das so vormontierte Aktivteil wird in ein starres rohrartiges Gehäuse in
Richtung der Längsachse eingeführt und darin durch eine externe auf die Halteteller
wirkende Pressvorrichtung zur Erzeugung einer axialen Kontaktkraft zusammengepresst.
Daraufhin wird das Aktivteil in der zusammengepressten Position mittels einer Arretierungsvorrichtung
im Gehäuse arretiert. Die der Kontaktkraft entgegen wirkende Gegenkraft wird so durch
das Gehäuse aufgenommen.
[0017] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine Schnittdarstellung eines erfindungsgemäßen Überspannungsableiters,
- Figur 2
- einen Ausschnitt aus dem oberen Teil der Figur 1,
- Figur 3
- einen Ausschnitt aus dem unteren Teil der Figur 1,
- Figur 4
- ein Aktivteil eines erfindungsgemäßen Überspannungsableiters in einer 3D-Darstellung,
- Figur 5
- eine Aufsicht und
- Figur 6
- einen Teilschnitt durch ein Aktivteil eines erfindungsgemäßen Überspannungsableiters
[0018] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0019] Figur 1 zeigt einen Schnitt durch einen erfindungsgemäßen Überspannungsableiter 1.
Von außen sichtbar sind das starre Gehäuse 2 mit einem starren, sich entlang einer
Längsachse 40 erstreckenden Rohr 3, beispielsweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff,
und einem an dieses angespritzten Silikonüberzug mit Schirmen 4. Alternativ kann das
Gehäuse 2 zusammen mit den Schirmen 4 aus Keramik gefertigt sein. An seinen Stirnseiten
ist das Gehäuse 2 mit zwei Flanschen 5, 6 luftdicht verschlossen. Dazu werden die
Flansche 5, 6 mit dem starren Rohr 3 verklebt. Der Flansch 5 am oberen Ende des Gehäuses
2 weist einen nicht dargestellten Anschluss an eine Hochspannungsleitung auf. Er kann
auch eine Lichtbogenelektrode 21 aufweisen. Der Flansch 6 am unteren Ende des Gehäuses
2 weist einen nicht dargestellten Anschluss an einen Erdungspunkt auf. Außerdem weist
er, hier in Form einer Ausblasschute 22, eine Druckablassvorrichtung auf, über die
im Fehlerfall im Inneren des Gehäuses 2 entstehendes Gas gerichtet nach außen geleitet
werden kann. In dem Gehäuse 2 ist das Aktivteil 20 angeordnet.
[0020] Die Figur 2 zeigt den Aufbau des Überspannungsableiters 1 im Bereich des oberen,
also des hochspannungsseitigen Flansches 5. Der Flansch 5 liegt mit einer äußeren
Mantelseite an einer inneren Mantelseite des starren Rohres 3 an und ist dort mit
diesem verklebt. Eine Deckplatte 23 schließt einen Hohlraum ab, in dem beispielsweise
Trockenmittel untergebracht werden kann. Zwischen der Deckplatte 23 und dem Aktivteil
20 ist eine Feder 18, hier als Spiralfeder ausgebildet, angeordnet. Über diese wird
die Kontaktkraft vom Gehäuse 2 auf das Aktivteil 20 übertragen. Zumindest die äußerste
Windung der Feder 18 stützt sich dabei über die Deckplatte 23 an einer Schulter des
Flansches 5 ab. Die Öffnung in der Mitte der Feder 18 ist derart bemessen, dass ein
Zentrierzapfen 17 eines Haltetellers 8 darin eintauchen kann und so zentriert wird.
Das Aktivteil 20 ist an seinem oberen, also dem hochspannungsseitigen und an seinem
unteren, als dem erdseitigen Ende gleichartig aufgebaut. Das Aktivteil 20 weist eine
Ableitsäule 7 auf, die aus zylindrischen Blöcken 25 zusammengesetzt ist. An ihren
Stirnseiten kann die Ableitsäule 7 von elektrisch leitfähigen Endplatten 11, beispielsweise
aus Stahl, Kupfer oder Aluminium, begrenzt sein. Auf der oberen Stirnseiten der Ableitsäule
7 liegt ein oberer Halteteller 8 auf, auf der unteren ein unterer Halteteller 9. Oberer
und unterer Halteteller 8, 9 können gleichartig gestaltet sein und sind ebenfalls
elektrisch leitfähig. Die Halteteller können aus Stahl, Kupfer oder Aluminium gefertigt
sein. Die Halteteller weisen jeweils mehrere, also zumindest zwei, Nocken 16 auf.
Diese Nocken 16 erstrecken sich jeweils von einer von der Ableitsäule 7 abgewandten
Stirnseite des Haltetellers 8, 9 parallel zur Längsachse 40. Um jeden Nocken 16 ist
ein Ende einer elastischen Spannschlaufe 10 gelegt. Das andere Ende der Spannschlaufe
10 ist um einen korrespondierenden Nocken 16 des unteren Haltetellers 9 gespannt.
Die Spannschlaufen 10 verlaufen im Wesentlichen radial parallel zur Stirnseite der
Ableitsäule 7 auf dem Halteteller 8 und sind im Bereich der Kante der Ableitsäule
7 in axiale Richtung umgelenkt und verlaufen dann entlang der Mantelseite der Ableitsäule
7. Bevorzugt ist die Elastizität der Spannschlaufe 10 so gewählt, dass diese dabei
an der Mantelseite der Ableitsäule 7 zumindest streckenweise anliegt. Sind die Spannschlaufen
10 gespannt, stützen diese so die Ableitsäule 7 radial.
[0021] Die Figur 3 zeigt den Aufbau des Überspannungsableiters 1 im Bereich des unteren,
also des erdseitigen Flansches 6. Der Flansch 6 liegt hier mit einer inneren Mantelseite
an einer äußeren Mantelseite des Rohres 3 an und ist dort mit diesem verklebt. Eine
Druckplatte 12 presst das Aktivteil 20 gegen den oberen Flansch 5. Beim Zusammenbau
wird über eine Pressvorrichtung Druck auf die Druckplatte 12 ausgeübt und dadurch
das Aktivteil 20 zur Herstellung der notwendigen Kontaktkraft zusammengepresst. Ein
Dichtring 13 und Dichtungen 15 dichten zusammen mit einer nicht sichtbaren Membran,
die zwischen Druckplatte 12 und Dichtring 13 angeordnet ist, die Anordnung gegen den
Flansch 6 ab. Die Membran ist derart ausgestaltet, dass sie bei einem Druckanstieg
im Inneren des Gehäuses reißt und den Überdruck durch den Flansch 6 und die Ausblasschute
22 nach außen entlässt. Ein Verschlussring 14 sichert die Anordnung vor Entfernung
der Pressvorrichtung, so dass die auf das Aktivteil 20 ausgeübte Kontaktkraft erhalten
bleibt. Der Verschlussring kann beispielsweise mit dem Flansch 6 verschraubt oder
durch einen Bajonettverschluss mit dem Flansch 6 verbunden sein. Die Druckplatte 12
weist Öffnungen auf, durch die bei einem Überdruck Gas leichter entweichen kann. Außerdem
weist sie eine Zentrierbohrung 24 auf, in die ein am Aktivteil 20 angeordneter Zentrierzapfen
17 eintauchen kann, um das Aktivteil 20 zu zentrieren.
[0022] Die Figur 4 zeigt eine Ausführung eines vormontierten Aktivteils 20 eines erfindungsgemäßen
Überspannungsableiters 1. Das Aktivteil 20 weist eine Ableitsäule 7 auf, die aus einer
Säule aus mehreren zylindrischen Varistorblöcken 25 zusammengesetzt ist. An den Stirnseiten
der Ableitsäule 7 können Endplatten 11 angeordnet sein, die vorzugsweise abgerundete
Kanten 26 aufweisen. Die Ableitsäule 7 ist zwischen zwei an ihren Stirnseiten angeordneten
Haltetellern 8, 9 mittels Spannschlaufen 10 eingespannt. Die Spannschlaufen 10 sind
aus einem elastischen Material wie natürlichem oder synthetischem Gummi, Silikon oder
anderen Elastomeren. Zwei oder mehr Spannschlaufen 10 sind um Nocken 16 an jedem der
beiden Halteteller 8 gelegt und spannen die Ableitsäule 7 ein. Die Spannkraft der
Spannschlaufen 10 ist so bemessen, dass die Spannschlaufen von einer Person manuell
angebracht werden können. Diese Spannkraft reicht aus, um das Aktivteil 20 zum Zweck
der Montage zusammenzuhalten, die notwendige Kontaktkraft wird durch die Spannschlaufen
10 jedoch nicht aufgebracht. Diese wird wie oben beschrieben mittels der Pressvorrichtung
aufgebracht und erhalten. Die Spannschlaufen 10 sind ringförmig und haben vorzugsweise
einen runden Querschnitt so dass handelsübliche O-Ringe als Spannschlaufen 10 verwendet
werden können. Allerdings sollte das Material sowohl einen Durchgangswiderstand als
auch einen Oberflächenwiderstand von mindestens 10
6 Ohm, vorzugsweise mindestens 10
9 Ohm aufweisen. Außerdem sollte es seine elastischen Eigenschaften in einem Temperaturbereich
von -50 °C bis +100 °C behalten.
[0023] Die Figur 5 zeigt eine Aufsicht auf eine weitere Ausführungsform des Aktivteils 20.
Hier ist der sichtbare Halteteller 8 konstruktiv schlichter gestaltet, als in den
Figuren 1 bis 4 um die wesentlichen Details klarer hervorzuheben. Die Figur 6 zeigt
einen entsprechenden Teilschnitt. Der obere Halteteller 8 ist im Wesentlichen zylindrisch
ausgeführt. Der nicht dargestellte untere Halteteller 9 ist zu diesem gleichartig
gestaltet. Der Halteteller 8 weist entlang seines Umfangs Segmente S
1 mit einem Radius R
1 und Segmente S
2 mit einem Radius R
2 auf. Die Segmente S
1 und S
2 wechseln sich in Umfangsrichtung ab und sind gleichmäßig über den Umfang verteilt.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel erstrecken sich die Segmente S
1 über einen deutlich kleineren Winkelbereich, als die Segmente S
2. Dies kann jedoch auch umgekehrt sein. Für jede Spannschlaufe 10 gibt es jeweils
ein Segment S
1 und ein Segment S
2. Die nasenartigen Ausstülpungen 29 in den Segmenten S
1 stützen die Ableitsäule 7 an deren Stirnseite über ihren gesamten Durchmesser. Der
Radius R
1 bestimmt somit den bevorzugt zu verwendenden größten Radius R
A der Ableitsäule 7. Es könnten zwar auch Ableitsäulen 7 mit größerem Radius verwendet
werden, jedoch werden diese dann nicht mehr über ihren gesamten Durchmesser stirnseitig
gestützt. Der kleinste bevorzugt zu verwendende Radius R
A der Ableitsäule 7 wird durch den Radius R
2 der Segmente S
2 bestimmt. Die Segmente S
2 zeigen sich im vorliegenden Ausführungsbeispiel als Einbuchtungen 30 der Umfangslinie.
Der Radius R
2 ist kleiner als im Segment S
1, also gilt R
2<R
1. Der Umlenkpunkt 19 für die Spannschlaufe 10, also der jeweils der Längsachse 40
nächste Punkt eines Nockens 16 ist gegenüber der Außenkontur des Segments S
2 zurückversetzt, also näher an der Längsachse 40, und hat somit einen Abstand R
U<R
2 von der Längsachse. Um die Nocken 16 herum verlaufen die Spannschlaufen 10 halbkreisförmig
in einer Nut 27 und werden im Wesentlichen radial zur Längsachse 40 durch ein Segment
S
2 nach außen geführt. An der Kante der Ableitsäule 7 wird sie in Richtung des unteren
Haltetellers 9 geführt. Sie verläuft dabei in axialer Richtung parallel zur Längsachse
40 entlang der Mantelfläche der Ableitsäule 7. Wenn die Elastizität der Spannschlaufen
10 genügend hoch ist, liegt die Spannschlaufe an der Mantelfläche der Ableitsäule
7 an und stützt diese radial von außen. Wenn die Ableitsäule einen kleineren Radius
als R
2 hätte wäre dies nicht mehr der Fall. Somit lassen sich mit solchen Haltetellern 8,
9 Ableitsäulen mit unterschiedlichen Radien R
A einsetzen, nämlich R
2 ≤ R
A ≤ R
1. Somit lassen sich mit solchen Haltetellern 8, 9 Ableitsäulen 7 unterschiedlichen
Durchmessers zu einem Aktivteil 20 vormontieren.
[0024] Es müssen nicht notwendigerweise vier Spannschlaufen 10 wie in den gezeigten Ausführungsbeispielen
eingesetzt werden. Denkbar wäre auch nur drei Spannschlaufen 10 zu verwenden. Die
drei Nocken 16 lägen dann auf den Ecken eines gleichseitigen Dreiecks um die Längsachse
40. Alternativ ist auch eine Ausführung mit nur zwei Spannschlaufen 10 denkbar, indem
eine Spannschlaufe um zwei Nocken 16 gelegt wird, wie in Figuren 5 und 6 durch gestrichelte
Linien angedeutet, die eine alternative Nut 28 darstellen. In einer weiteren alternativen
Ausführung können die Nocken 16, um die eine Spannschlaufe 10 verläuft, zu einem beispielsweise
linsenförmigen Nocken 16, vereinigt werden.
[0025] Die Montage eines solchen Überspannungsableiters 1 verläuft wie folgt:
[0026] Zunächst wird das Aktivteil 20 vormontiert, indem eine benötigte Anzahl Varistorblöcke
25 zu einer Säule gestapelt werden. Gegebenenfalls können in die Säule Längenausgleichselemente
eingefügt werden, um die Ableitsäule auf eine dem Gehäuse 2 entsprechende Länge zu
bringen. Solche Ausgleichselemente weisen den gleichen Durchmesser wie die Varistorblöcke
25 auf und sind aus einem elektrisch gut leitenden Material gefertigt. An den Stirnseiten
der Säule werden Endplatten 11 angeordnet. Auf der äußeren Stirnseite der Ableitsäule,
also entweder auf den äußersten Varistorblöcken 25, oder, falls Endplatten 11 verwendet
werden auf deren Außenseite, sind Halteteller 8, 9 angeordnet. Der Längenausgleich
kann alternativ durch unterschiedlich dicke oder mehrere Endplatten 11 erfolgen. Zumindest
zwei elastische Spannschlaufen 10 werden nun zwischen einem Nocken 16 des oberen Haltetellers
8 und einem korrespondierenden Nocken 16 des unteren Haltetellers 9 gespannt. Dadurch
ist das Aktivteil 20 axial zusammengehalten und radial gestützt.
[0027] Nun wird das Gehäuse 2 kopfüber, also mit dem oberen Flansch 5 nach unten auf eine
Auflage gestellt und die Deckplatte 23 und die Feder 18 eingelegt. Durch eine Öffnung
im unteren Flansch 6 wird das vormontierte Aktivteil 20 in das Gehäuse 2 eingeführt.
Der Zentrierzapfen 17 wird dabei in eine zentrale Öffnung der Feder 18 eingeführt.
Nun wird die Druckplatte 12 auf den unteren Halteteller 9 aufgesetzt, wobei dessen
Zentrierzapfen 17 in eine Zentrierbohrung 24 der Druckplatte 12 eintaucht. Nun wird
die Dichtung 15 eingelegt und die Membran auf die Druckplatte aufgelegt und der Dichtring
13 wiederum auf die Membran. Nun wird mit einer externen nicht dargestellten Pressvorrichtung
eine axiale Kraft auf die Druckplatte 12 ausgeübt und das Aktivteil 20 zusammengepresst,
bis die erforderliche Kontaktkraft auf die Varistorblöcke 25 wirkt. Die Anordnung
wird nun mit einer Arretierungsvorrichtung 14, zum Beispiel einem Verschlussring,
im Gehäuse 2 arretiert. Dies kann erfolgen, indem die Arretierungsvorrichtung 14 ein
mantelseitiges Außengewinde und der Flansch 6 ein entsprechendes Innengewinde aufweist
oder durch eine bajonettartige Verriegelung der Arretierungsvorrichtung 14 im Flansch
6. Die Pressvorrichtung kann nun entfernt werden. Das Aktivteil 20 ist nun zwischen
dem oberen Flansch 5 und dem unteren Flansch 6 im Gehäuse 2 eingespannt. Die Spannkraft
wird zwischen den Flanschen 5, 6 durch das starre Rohr 3 übertragen. Gegebenenfalls
muss noch die Ausblasschute 22 außen am unteren Flansch 6 angebracht werden, dann
ist der Überspannungsableiter 1 fertig montiert.
1. Überspannungsableiter (1) mit einem vormontierten, eine Ableitsäule (7) aufweisenden
Aktivteil (20), das in einem starren, sich entlang einer Längsachse (40) erstreckenden
rohrartigen Gehäuse (2) angeordnet und zur Erzeugung einer axialen Kontaktkraft zwischen
zwei das Gehäuse (2) stirnseitig verschließenden Flanschen (5, 6) eingespannt ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass das vormontierte Aktivteil (20) einen oberen und einen unteren Halteteller (8, 9)
aufweist, die an einer oberen beziehungsweise unteren Stirnseite der Ableitsäule aufliegen
und zwischen welchen sich die Ableitsäule (7) erstreckt, wobei jeder Halteteller (8,
9) zumindest zwei Nocken (16) aufweist und wobei die Ableitsäule (7) durch zumindest
zwei elastische Spannschlaufen (10) axial zusammengehalten und radial gestützt ist,
indem jede Spannschlaufe (10) zwischen einem Nocken (16) des oberen Haltetellers (8)
und einem korrespondierenden Nocken (16) des unteren Haltetellers (9) gespannt ist.
2. Überspannungsableiter (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der radial am nächsten zur Längsachse liegende Punkt eines Nockens einen Umlenkpunkt
für die Spannschlaufen definiert und wobei der Halteteller erste Segmente S1 mit einem Radius R1 und zweite Segmente S2 mit einem Radius R2 aufweist, wobei die Ableitsäule einen Radius RA aufweist und wobei R2 ≤ RA ≤ R1 und wobei der Umlenkpunkt einen Abstand Ru ≤ R2 von der Längsachse hat.
3. Überspannungsableiter (1) Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
jede Spannschlaufe (10) vom Umlenkpunkt durch ein zweites Segment S2 zur Mantelseite der Ableitsäule (7) verläuft.
4. Überspannungsableiter (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass jede Spannschlaufe (10) axial entlang einer Mantelseite der Ableitsäule (7) verläuft
und am Übergang der Mantelseite zu der Stirnseite der Ableitsäule (7) zu den Nocken
(16) hin zumindest teilweise in radialer Richtung verlaufend umgelenkt ist.
5. Überspannungsableiter (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ableitsäule (7) an ihren Stirnseiten jeweils eine Endplatte (11) mit zumindest
einer abgerundeten Kante (26) aufweist, wobei die Spannschlaufen (10) über die abgerundete
Kante (26) verlaufen.
6. Überspannungsableiter (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Spannschlaufen (10) einen Durchgangswiderstand und einen Oberflächenwiderstand
von mindestens 106 Ohm vorzugsweise mindestens 109 Ohm aufweisen.
7. Überspannungsableiter (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Spannschlaufen (10) einen kreisrunden Querschnitt aufweisen.
8. Überspannungsableiter (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Spannschlaufen (10) aus natürlichem oder synthetischem Gummi sind.
9. Überspannungsableiter (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest einer der Halteteller (8, 9) einen Zentrierzapfen (17) aufweist, der in
eine Zentriervorrichtung an einem Flansch (5, 6) einsteckbar ist.
10. Verfahren zur Montage eines Überspannungsableiters (1), wobei ein Aktivteil (20) vormontiert
wird, indem eine sich entlang einer Längsachse (40) erstreckende Ableitsäule (7) mit
ihren Stirnseiten zwischen einem oberen und einem unteren Halteteller (8, 9) angeordnet
wird und zumindest zwei elastische Spannschlaufen (10) jeweils zwischen einem Nocken
(16) des oberen Haltetellers (8) und einem korrespondierenden Nocken (16) des unteren
Haltetellers (9) gespannt werden und dadurch das Aktivteil (20) axial zusammenhalten
und radial stützen und wobei dieses vormontierte Aktivteil (20) in ein starres rohrartiges
Gehäuse (2) in Richtung der Längsachse (40) eingeführt und darin durch eine externe
auf die Halteteller (8, 9) wirkende Pressvorrichtung zur Erzeugung einer axialen Kontaktkraft
zusammengepresst und in dieser zusammengepressten Position mittels einer Arretierungsvorrichtung
(14) im Gehäuse (2) arretiert wird.