[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verwendung einer basischen Zusammensetzung
als Infiltrationsmittel für den Formstoff einer Gießform, die Quarzsand und ein mittels
Säure gehärtetes Bindemittel umfasst, sowie ein Verfahren zur Herstellung eines GJS-
oder GJL-Gussstücks. Die vorliegende Erfindung betrifft auch entsprechende Gießformen
und Kits.
[0002] Die meisten Erzeugnisse der Eisen- und Stahlindustrie sowie der Nichteisenmetallindustrie
durchlaufen zur ersten Formgebung Gießprozesse. Dabei werden die Schmelzflüssigwerkstoffe,
Eisenmetalle bzw. Nichteisenmetalle, in geformte Gegenstände mit bestimmten Werkstückeigenschaften
überführt. Für die Formgebung der Gussstücke müssen zunächst zum Teil sehr komplizierte
Gießformen zur Aufnahme der Metallschmelze hergestellt werden. Die Gießformen werden
unterteilt in verlorene Formen, die nach jedem Guss zerstört werden, sowie Dauerformen,
mit denen jeweils eine große Anzahl von Gussstücken hergestellt werden kann. Die verlorenen
Formen bestehen meist aus einem feuerfesten, körnigen Formstoff, der mit Hilfe eines
härtbaren Bindemittels verfestigt wird.
[0003] Formen sind Negative, sie enthalten den auszugießenden Hohlraum, der das zu fertigende
Gussstück ergibt. Die Innenkonturen des zukünftigen Gussstücks werden durch Kerne
gebildet. Bei der Herstellung der Form wird mittels eines Modells des zu fertigenden
Gussstücks der Hohlraum in den Formstoff geformt. Innenkonturen werden durch Kerne
dargestellt, die in einem separaten Kernkasten geformt werden.
[0004] Zur Herstellung der Gießformen können sowohl organische als auch anorganische Bindemittel
eingesetzt werden, deren Aushärtung durch kalte oder heiße Verfahren erfolgen kann.
Als kalte Verfahren bezeichnet man dabei Verfahren, bei denen die Aushärtung im Wesentlichen
bei Raumtemperatur ohne Erhitzen der Formstoffmischung erfolgt. Die Aushärtung erfolgt
dabei meist durch eine chemische Reaktion, die beispielsweise dadurch ausgelöst werden
kann, dass ein gasförmiger Katalysator durch die zu härtende Formstoffmischung geleitet
wird, oder indem der Formstoffmischung ein flüssiger Katalysator zugesetzt wird. Bei
heißen Verfahren wird die Formstoffmischung nach der Formgebung auf eine ausreichend
hohe Temperatur erhitzt, um beispielsweise das im Bindemittel enthaltene Lösungsmittel
auszutreiben, oder um eine chemische Reaktion zu initiieren, durch welche das Bindemittel
durch Vernetzen ausgehärtet wird.
[0005] Die Herstellung der Gießformen kann dabei in der Weise verlaufen, dass der Formstoff
zunächst mit dem Bindemittel vermengt wird, sodass die Körner des feuerfesten Formstoffs
mit einem dünnen Film des Bindemittels überzogen sind. Die aus Formgrundstoff und
Bindemittel erhaltene Formstoffmischung kann dann in eine entsprechende Form eingebracht
und gegebenenfalls verdichtet werden, um eine ausreichende Standfestigkeit der Gießform
zu erreichen. Anschließend wird die Gießform ausgehärtet, beispielsweise indem sie
erwärmt wird oder indem ein Katalysator zugegeben wird, der eine Aushärtungsreaktion
bewirkt. Hat die Gießform zumindest eine gewisse Anfangsfestigkeit erreicht, so kann
sie aus der Form entnommen werden.
[0006] Wie bereits erwähnt werden Gießformen für die Herstellung von Metallkörpern häufig
aus sogenannten Kernen und Formen zusammengesetzt. Dabei werden an die Kerne und Formen
unterschiedliche Anforderungen gestellt. Bei Formen steht eine relativ große Oberfläche
zur Verfügung, um Gase abzuleiten, die beim Abguss durch die Einwirkung des heißen
Metalls entstehen. Bei Kernen steht meist nur eine sehr kleine Fläche zur Verfügung,
über welche die Gase abgeleitet werden können. Bei zu starker Gasentwicklung besteht
daher die Gefahr, dass Gas aus dem Kern in das flüssige Metall übertritt und dort
zur Ausbildung von Gussfehlern führt. Oftmals werden die inneren Hohlräume daher durch
Kerne abgebildet, welche durch Cold-Box-Bindemittel verfestigt wurden, also einem
Bindemittel auf der Basis von Polyurethanen, während die äußere Kontur des Gussstücks
durch kostengünstigere Formen dargestellt wird, wie eine Grünsandform, eine durch
ein Furanharz oder ein Phenolharz gebundene Form oder durch eine Stahlkokille.
[0007] Für größere Formen werden meist organische Polymere als Bindemittel für den feuerfesten,
körnigen Formstoff verwendet. Als feuerfester, körnigen Formstoff wird häufig gewaschener,
klassifizierter Quarzsand verwendet, aber auch andere Formstoffe wie z.B. Zirkonsande,
Chromitsande, Schamotten, Olivinsande, feldspathaltige Sande und Andalusitsande. Die
aus Formgrundstoff und Bindemittel erhaltene Formstoffmischung liegt bevorzugt in
einer rieselfähigen Form vor.
[0008] Gegenwärtig werden für die Herstellung von Gießformen vielfach organische Bindemittel,
wie z. B. Polyurethan-, Furanharz- oder Epoxy-Acrylatbindemittel eingesetzt, bei denen
die Aushärtung des Bindemittels durch Zugabe eines Katalysators erfolgt.
[0009] Die Auswahl des geeigneten Bindemittels richtet sich nach der Form und der Größe
des herzustellenden Gussstücks, den Produktionsbedingungen sowie dem Werkstoff, der
für den Guss verwendet wird. So werden bei der Herstellung kleiner Gussstücke, die
in großen Zahlen hergestellt werden, oft Polyurethan-Bindemittel verwendet, da diese
schnelle Taktzeiten und damit auch eine Serienherstellung ermöglichen.
[0010] Verfahren, bei denen die Aushärtung der Formstoffmischung durch Hitze oder durch
nachträgliche Zugabe eines Katalysators erfolgt, haben den Vorteil, dass die Verarbeitung
der Formstoffmischung keinen besonderen zeitlichen Restriktionen unterliegt. Die Formstoffmischung
lässt sich zunächst in größeren Mengen herstellen, die dann innerhalb eines längeren
Zeitraums, meist mehreren Stunden, verarbeitet werden. Die Aushärtung der Formstoffmischung
erfolgt erst nach der Formgebung, wobei dabei eine rasche Reaktion angestrebt wird.
Die Gießform lässt sich nach dem Aushärten unmittelbar aus dem Formwerkzeug entnehmen,
sodass kurze Taktzeiten verwirklicht werden können. Um allerdings eine gute Festigkeit
der Gießform zu erhalten, muss die Aushärtung der Formstoffmischung innerhalb der
Gießform gleichmäßig verlaufen. Soll die Aushärtung der Formstoffmischung durch nachträgliche
Zugabe eines Katalysators erfolgen, wird die Gießform nach der Formgebung mit dem
Katalysator begast. Dazu wird der gasförmige Katalysator durch die Gießform geleitet.
Die Formstoffmischung härtet nach Kontakt mit dem Katalysator unmittelbar aus und
kann daher sehr rasch aus dem Formwerkzeug entnommen werden. Mit zunehmender Größe
der Gießform wird es schwieriger, in allen Abschnitten der Gießform eine für die Aushärtung
der Formstoffmischung ausreichende Menge an Katalysator bereitzustellen. Die Begasungszeiten
verlängern sich, wobei dennoch Abschnitte in der Gießform entstehen können, die nur
sehr schlecht oder überhaupt nicht vom gasförmigen Katalysator erreicht werden. Die
Menge des Katalysators steigt daher mit zunehmender Größe der Gießform stark an.
[0011] Ähnliche Schwierigkeiten treten bei heißen Aushärteverfahren auf. Hier muss die Gießform
in allen Abschnitten auf eine ausreichend hohe Temperatur erhitzt werden. Mit zunehmender
Größe der Gießform verlängern sich zum einen die Zeiten, für welche die Gießform zum
Aushärten auf eine bestimmte Temperatur erhitzt werden muss. Nur dann kann sichergestellt
werden, dass die Gießform auch in ihrem Inneren die erforderliche Festigkeit aufweist.
Zum anderen wird die Aushärtung mit zunehmender Größe der Gießform auch von der apparativen
Seite sehr aufwendig.
[0012] Im Bereich des Großgusses liegt das Gewicht der Kerne häufig bei etwa 1000 kg oder
darüber. Mit Verfahren, in denen die Härtung mit Gas oder durch Hitze erfolgt, sind
unter technischen Gesichtspunkten solch große Kerne nur schwer bzw. nicht herstellbar.
Hier werden dann vorzugsweise kalthärtende Verfahren angewendet.
[0013] Bei der Herstellung von Gießformen für große Gussstücke, beispielsweise Motorblöcke
von Schiffsdieseln oder großen Maschinenteilen, wie Naben von Rotoren für Windkraftwerke,
werden aus den genannten Gründen meist sogenannte "No-Bake-Bindemittel" verwendet.
Beim "No-Bake-Verfahren" wird der feuerfeste Formgrundstoff (z.B. Sand) häufig zunächst
mit einem Katalysator (Härter) belegt, anschließend das Bindemittel zugegeben und
durch Mischen gleichmäßig auf den bereits mit Katalysator beschichteten Körnern des
feuerfesten Formgrundstoffs verteilt. Bei diesem Verfahren wird häufig mit sogenannten
kontinuierlichen Durchlaufmischern gearbeitet. Die resultierende Formstoffmischung
lässt sich dann zu einem Formkörper formen. Da Bindemittel und Katalysator gleichmäßig
in der Formstoffmischung verteilt sind, erfolgt auch bei großen Formkörpern die Aushärtung
weitgehend gleichmäßig.
[0014] Alternativ kann beim "No-Bake-Verfahren" der feuerfeste Formgrundstoff (z.B. Sand)
zunächst mit dem Bindemittel vermischt und anschließend der Härter zugegeben werden.
Bei dieser Verfahrensführung kann es, insbesondere bei der Herstellung von Gießformen
für große Gussstücke, wegen einer partiellen, lokalen zu hohen Konzentration des Härters
zu einer Teilhärtung bzw. Vernetzung des Bindemittels kommen, wodurch ein inhomogener
Formstoff erhalten würde.
[0015] Da der Katalysator (Härter) bereits vor der Formgebung zu der Formstoffmischung gegeben
wird, beginnt die Aushärtung der Formstoffmischung unmittelbar nach ihrer Herstellung.
Um eine für eine industrielle Anwendung geeignete Verarbeitungszeit zu erreichen,
sollten daher die Komponenten der Formstoffmischung aufeinander abgestimmt werden.
So lässt sich die Reaktionsgeschwindigkeit bei einer gegebenen Menge des Bindemittels
und des feuerfesten Formgrundstoffs beispielsweise durch die Art und Menge des Katalysators
oder auch durch Zugabe von verzögernden Komponenten beeinflussen. Zum anderen sollte
die Verarbeitung der Formstoffmischung unter sehr kontrollierten Bedingungen erfolgen,
da die Geschwindigkeit der Aushärtung beispielsweise durch die Temperatur der Formstoffmischung
beeinflusst wird.
[0016] Die "klassischen" No-Bake-Bindemittel beruhen häufig auf Furanharzen und Phenolharzen.
Sie werden oft als Systeme (Kits) angeboten, wobei eine Komponente ein reaktionsfähiges
Furanharz bzw. Phenolharz und die andere Komponente eine Säure umfasst, wobei die
Säure als Katalysator für die Aushärtung der reaktiven Harzkomponente wirkt.
[0017] Furan- und Phenolharze zeigen beim Guss sehr gute Zerfallseigenschaften. Unter der
Hitzeeinwirkung des flüssigen Metalls zersetzt sich das Furan- oder Phenolharz und
die Festigkeit der Gießform geht verloren. Nach dem Guss lassen sich daher Kerne,
gegebenenfalls nach vorherigem Rütteln des Gussstücks, sehr gut aus Hohlräumen ausgießen.
[0018] "Furan-No-Bake-Bindemittel" enthalten reaktive Furanharze, welche regelmäßig als
wesentliche Komponente Furfurylalkohol umfassen. Furfurylalkohol kann unter saurer
Katalyse mit sich selbst reagieren und ein Homopolymer ausbilden. Für die Herstellung
von Furan-No-Bake-Bindemitteln wird im Allgemeinen nicht Furfurylalkohol alleine verwendet,
sondern es werden dem Furfurylalkohol weitere Verbindungen zugesetzt, die in das Harz
einpolymerisiert werden. Beispiele für derartige Verbindungen sind Aldehyde, wie Formaldehyd
oder Furfural, Ketone, wie Aceton, Phenole, Harnstoff oder auch Polyole, wie Zuckeralkohole
oder Ethylenglykol. Den Harzen können noch weitere Komponenten zugegeben werden, welche
die Eigenschaften des Harzes beeinflussen, beispielsweise dessen Elastizität. Melamin
kann beispielsweise zugesetzt werden, um noch freies Formaldehyd zu binden.
[0019] Furan-No-Bake-Bindemittel werden meist dargestellt, indem zuerst Vorkondensate aus
beispielsweise Harnstoff, Formaldehyd und Furfurylalkohol bei sauren Bedingungen erzeugt
werden. Diese Vorkondensate werden danach mit Furfurylalkohol verdünnt. Ebenso können
Harnstoff und Formaldehyd alleine zur Reaktion gebracht werden. Dabei entstehen so
genannte UF-Harze ("Urea Formaldehyde"-Harze, "Aminoplaste"). Diese werden meist anschließend
mit Furfurylalkohol verdünnt. Vorteile dieser Herstellungsweise sind eine höhere Flexibilität
/ Variabilität in der Produktpalette und geringere Kosten, da es sich um kalte Mischprozesse
handelt. Nachteilig ist häufig, dass bestimmte chemische und anwendungstechnische
Eigenschaften nicht erreicht werden können. Ferner sind UF-Harze häufig trübe, sodass
in der Regel daraus hergestellte Bindemittel ebenfalls trübe und inhomogen sind.
[0020] Zur Herstellung von Furan-No-Bake-Bindemitteln können auch Resole verwendet werden.
Resole werden durch Polymerisation von Gemischen aus Phenol und Formaldehyd hergestellt.
Diese Resole werden dann häufig mit einer großen Menge an Furfurylalkohol verdünnt.
[0021] Furan-No-Bake-Bindemittel werden regelmäßig mit einer Säure gehärtet. Diese Säure
katalysiert die Vernetzung des reaktiven Furanharzes. Zu beachten ist, dass je nach
Bindemittel-Typ gewisse Säuremengen nicht unterschritten werden sollten, da alkalische
Komponenten, die im feuerfesten Formgrundstoff enthalten sein können, die Säure teilweise
neutralisieren können.
[0022] Als Säuren werden häufig Sulfonsäuren, Phosphorsäure oder Schwefelsäure verwendet.
In einigen speziellen Fällen werden Kombinationen hiervon unter anderem auch in Kombination
mit weiteren Carbonsäuren verwendet. Ferner können dem Furan-No-Bake-Bindemittel bestimmte
"Härtungs-Moderatoren" zugesetzt werden.
[0023] Phosphorsäure wird als Säurekatalysator zu Härtung häufig in konzentrierter Form,
d. h. bei Konzentrationen von mehr als 70% verwendet. Sie eignet sich jedoch (von
Ausnahmen abgesehen) nur für die katalytische Aushärtung von Furanharzen mit einem
relativ hohen Anteil an Harnstoff, da hier im Wesentlichen die Härtung des Aminoplast-Anteils
im Furan-No-Bake-Bindemittel anspricht. Der Stickstoffgehalt derartiger Harze liegt
in der Regel bei mehr als 2,0 Gew.-%. Schwefelsäure kann, als relativ starke Säure,
als Starter für die Aushärtung der Furanharze schwächeren Säuren zugesetzt werden.
Beim Abguss entwickelt sich dann jedoch ein für Schwefelverbindungen typischer Geruch.
Außerdem besteht die Gefahr, dass vom Gusswerkstoff Schwefel aufgenommen wird, was
dessen Eigenschaften beeinflusst.
[0024] Die Auswahl des Säurekatalysators zu Härtung hat dabei erheblichen Einfluss auf die
Aushärtungsverhalten des Bindemittels, die Eigenschaften der Formstoffmischung sowie
der daraus erhältlichen Gießform bzw. des daraus erhältlichen Kerns. So kann die Geschwindigkeit
der Aushärtung durch die Menge sowie die Stärke der Säure beeinflusst werden. Hohe
Säuremengen bzw. stärkere Säuren führen dabei zu einer Steigerung der Aushärtungsgeschwindigkeit.
Im Falle eines zu raschen Abbindens wird die Verarbeitungszeit der Formstoffmischung
zu sehr verkürzt, so dass die Verarbeitbarkeit stark beeinträchtigt wird oder sogar
eine Verarbeitung nicht mehr möglich ist. Bei Verwendung zu großer Mengen an Säurekatalysator
kann das Bindemittel, beispielsweise ein Furanharz, zudem bei der Aushärtung spröde
werden, was sich nachteilig auf die Festigkeit der Gießform auswirkt. Bei Verwendung
zu geringer Mengen an Säurekatalysator wird das Harz nicht vollständig ausgehärtet
(oder die Aushärtung dauert sehr lang), was zu einer geringeren Festigkeit der Gießform
führt.
[0025] Bei der Herstellung von Gießformen wird oft für die Kerne Neusand verwendet, während
für die Formen häufig wieder aufgearbeiteter Formgrundstoff (z.B. Sand) verwendet
wird. Feuerfeste Formgrundstoffe, die mit Furan-No-Bake-Bindemitteln verfestigt wurden,
lassen sich sehr gut wieder aufarbeiten. Die Aufarbeitung erfolgt entweder mechanisch,
indem eine aus restlichem Bindemittel gebildete Hülle mechanisch abgerieben wird oder
indem der gebrauchte Sand thermisch behandelt wird. Bei mechanischer Aufarbeitung
oder bei kombinierten mechanisch / thermischen Verfahren können Rücklaufquoten bis
annähernd 100% erreicht werden.
[0026] Phenolharze als zweite große Gruppe säurekatalysiert aushärtbarer No-Bake-Bindemittel,
enthalten als reaktive Harzkomponente Resole, also Phenolharze, die mit einem molaren
Überschuss an Formaldehyd hergestellt wurden. Phenolharze zeigen im Vergleich zu Furanharzen
eine geringere Reaktivität und erfordern als Katalysatoren starke Sulfonsäuren. Phenolharze
zeigen eine relativ hohe Viskosität, die bei längerem Lagern des Harzes noch weiter
zunimmt. Nachdem das Phenol-No-Bake-Bindemittel auf dem feuerfesten Formgrundstoff
aufgetragen wurde, sollte die Formstoffmischung möglichst umgehend verarbeitet werden,
um keine Verschlechterung der Qualität der Formstoffmischung durch vorzeitige Aushärtung
in Kauf nehmen zu müssen, was zu einer Verschlechterung der Festigkeit der aus der
Formstoffmischung hergestellten Gießformen führen kann. Bei Verwendung von Phenol-No-Bake-Bindemitteln
ist die Fließfähigkeit der Formstoffmischung meist schlechter als ein vergleichsweiser
hergestellter Formstoff mit einem Furan-No-Bake-Bindemittel. Bei der Herstellung der
Gießform muss die Formstoffmischung daher sorgfältig verdichtet werden, um eine hohe
Festigkeit der Gießform erreichen zu können.
[0027] Die Herstellung und Verarbeitung einer solchen Formstoffmischung sollte bei Temperaturen
im Bereich von 15 bis 35°C erfolgen. Bei zu niedriger Temperatur lässt sich die Formstoffmischung
wegen der hohen Viskosität des Phenol-No-Bake-Harzes schlechter verarbeiten. Bei Temperaturen
von mehr als 35°C verkürzt sich die Verarbeitungszeit durch vorzeitige Aushärtung
des Bindemittels.
[0028] Nach dem Abguss lassen sich Formstoffmischungen auf der Basis von Phenol-No-Bake-Bindemitteln
ebenfalls wieder aufarbeiten, wobei auch hier mechanische oder thermische bzw. kombinierte
mechanisch/thermische Verfahren verwendet werden können.
[0029] Wie bereits erläutert, hat die bei Furan- bzw. Phenol-No-Bake-Verfahren als Katalysator
verwendete Säure einen sehr großen Einfluss auf die Eigenschaften der Gießform. Die
Säure muss eine ausreichende Stärke aufweisen, um eine ausreichende Reaktionsgeschwindigkeit
bei der Aushärtung der Gießform zu gewährleisten.
[0030] Die Aushärtung sollte dabei gut steuerbar sein, so dass auch ausreichend lange Verarbeitungszeiten
eingestellt werden können. Dies ist insbesondere bei der Herstellung von Gießformen
für sehr große Gussstücke wichtig, deren Aufbau einen längeren Zeitraum erfordert.
[0031] Ferner darf sich die Säure bei der Regenerierung von Altformstoffen (d.h. von bereits
zur Herstellung verlorener Formen oder Kerne eingesetzten Formstoffen, wie beispielsweise
Altsanden) nicht im Regenerat anreichern. Sofern über das Regenerat Säure in die Formstoffmischung
eingebracht wird, verkürzt dies die Verarbeitungszeit und führt zu einer Verschlechterung
der Festigkeit der aus dem Regenerat hergestellten Gießform.
[0032] Für die Verwendung als Katalysator in No-Bake-Verfahren ist daher nicht jede Säure
geeignet. Häufig werden Toluolsulfonsäure, Benzolsulfonsäure oder auch Methansulfonsäure
eingesetzt, daneben auch Phosphorsäure und Schwefelsäure.
[0033] Phosphorsäure eignet sich, wie bereits erläutert, nur für die Aushärtung von bestimmten
Furanharzqualitäten. Für die Aushärtung von Phenolharzen ist Phosphorsäure jedoch
nicht geeignet. Als weiteren Nachteil zeigt Phosphorsäure die Tendenz, sich im Regenerat
anzureichern, was die erneute Verwendung des Regenerats erschwert. Schwefelsäure führt
beim Abguss sowie beim thermischen Regenerieren zur Emission von Schwefeldioxid, das
korrosive Eigenschaften aufweist, gesundheitsschädlich ist und eine Geruchsbelästigung
darstellt.
[0034] Gusseisen mit Kugelgraphit (GJS) ist ein Eisen-Kohlenstoff-Werkstoff, dessen Kohlenstoffanteil
vorwiegend in kugelförmiger (globularer) Form vorliegt. Gusseisen mit Kugelgraphit
besitzt stahlähnliche Werkstoffeigenschaften. Durch die globulare Form des Graphits
ergeben sich hohe Festigkeiten bei einer sehr guten, bleibenden Verformung (Dehnung).
Durch niedrige Perlitanteile steigen sowohl die Bearbeitbarkeit als auch die dazugehörigen
Werkzeugstandzeiten. Gusseisen mit Kugelgraphit wird beispielsweise in der Fahrzeugindustrie,
dem Maschinen- und Schiffsbau, in Druckbehältern oder in der Windkraft eingesetzt.
GJS-Gusseisenqualitäten sind in der DIN EN 1563, Gießereiwesen - Gusseisen mit Kugelgraphit,
beschrieben.
[0035] Gusseisen mit lamellarem Graphit (GJL) besitzt ebenfalls hervorragende praktische
Eigenschaften und stellt an den Fachmann in vielen Fällen ähnliche Anforderungen wie
GJS. Die wesentlichen für die Praxis relevanten Unterschiede zwischen GJL und GJS
sind dem Fachmann bekannt.
[0036] Beim GJS- und GJL-Guss treten als "narbige Oberflächen" bezeichnete Gussfehler auf.
[0037] Diese Fehler sind flächenhaft auftretende, pockennarbige Aufrauhungen und Vertiefungen
an der Gussoberfläche bzw. in der Gusshaut. Sie sind mit einem weiß bis leicht bläulich
erscheinenden Belag belegt. Deshalb wird der Fehler auch als "Weißer Belag" bezeichnet.
Der Belag besteht im Wesentlichen aus (faserförmigem) Siliciumoxiden. Beim Strahlen
der Gussstücke wird der Belag entfernt es verbleit nur die narbige Oberfläche.
[0038] Der Fehler tritt bei GJS- und GJL-Gussstücken auf, die mittels Gießformen und Kernen
hergestellt wurden, die aus einem chemisch gebundenen Formstoff bestehen, der wiederum
aus Quarzsand und einem säuregehärteten Bindemittel besteht. Speziell bei säuregehärteten
Furanharzformstoffen und anderen säuregehärteten, kalthärtenden Verfahren, wie dem
Phenolharzverfahren, tritt der Fehler auf. Die häufigste Fehleranfälligkeit wurde
bei regenerierten Furanharzsanden mit einem Glühverlust zwischen 3 und 4,5% festgestellt.
[0039] Der Fehler tritt auch bei der Verwendung von Kernen und Formen auf, die nach dem
Croning Verfahren hergestellten wurden, sowie beim tongebundenen Formstoffverfahren.
[0040] Eine detaillierte Beschreibung des Fehlerbildes kann den folgenden Literaturstellen
entnommen werden:
- 1) M. Schrod, H. J. Wojtas, Oberflächenfehler insbesondere bei GJS, 7. Formstofftage,
Duisburg Februar 2008
- 2) H. G. Levelink, F.P.M.A Julien, Eigenschaften von regeneriertem Furanharzsand Giesserei
68 (1981) 340
- 3) S. Hasse Guß- und Gefügefehler, Schiele & Schön, Berlin 2. Auflage, 2003, 343
[0041] Die weißen Beläge treten überwiegend bei dickwandigen Teilen auf, also an mittleren
bis schweren Gussstücken. Auch kleinere kompakte Gussstücke mit großem Modul sind
betroffen. Am Gussteil tritt der Fehler zumeist in thermisch hochbelasteten Zonen,
wie den Radien auf, kann sich aber von dort ausgehend auch über größere Flächen ziehen.
Unterhalb der Oberfläche der betroffenen Zonen liegt der Graphit zum Teil entartet
vor.
[0042] Der Gussfehler führt zu erhöhter Nacharbeit in der Gießerei und kann bisher nur durch
ein erhöhtes Aufmaß an den betroffenen Flächen begegnet werden. Im Extremfall führen
narbige Oberflächen zum Ausschuss des Gussstückes.
[0043] Aufgrund der Aufrauhungen und Vertiefungen an der Gussoberfläche müssen die betroffenen
Flächen erst aufwendig geschliffen werden, bevor sie zur Qualitätskontrolle des Gussstücks
einer Ultraschallprüfung oder Rissprüfung unterzogen werden.
[0044] Im Verfahren zur Herstellung von GJS- und GJL-Gussteilen durch kalthärtende Formstoffe
mit verlorenen Formen besteht der Bedarf nach einem konstanten Prozess, durch den
reproduzierbar und kostengünstig Gussteile hergestellt werden können, die gute Gussoberflächen
aufweisen. Deshalb sind Lösungen gefordert, bei denen auch in Teilbereichen der Gussstückoberfläche
narbige Oberflächen vermieden werden.
[0045] In
S. Hasse Guß- und Gefügefehler, Schiele & Schön, Berlin 2. Auflag. 2003, 343 sind bereits einige Maßnahmen beschrieben, mit denen die Gussfehler zumindest vermindert
werden können. Die beschriebenen Maßnahmen sind aber allesamt noch nicht zufriedenstellend,
da sie beispielsweise durch eine Erhöhung der Sandabfälle zu einer Verteuerung des
Gussprozesses führen und daher wirtschaftlich nicht darstellbar sind oder technisch
schwierig umzusetzen sind.
[0046] In "Beitrag zum Entstehungsmechanismus des Gussoberflächenfehlers weißer Belag und
Erarbeiten von Lösungsvorschlägen zur Vermeidung,
Dissertation E. Potaturina, TU Bergakademie Freiberg, März 2014" werden Penetrationsschlichten beschrieben. Diese Penetrationsschlichten enthalten
Mangan(IV)oxid (Braunstein). Mangan(IV)oxid (Braunstein) ist in Wasser und Alkoholen
unlöslich und reagiert amphoter. Die Verwendung von Imprägnierschlichten mit Mangandioxid
hat den Nachteil, dass das Mangandioxid die Feuerfestigkeit des Formstoffes herabsetzt.
Es besteht die Gefahr der Bildung von Gussfehlern. Ferner können diese Penetrationsschlichten,
wie von E. Potaturina beschrieben, den Gussfehler "narbige Oberflächen" bestenfalls
reduzieren.
[0047] In der Dissertation von E. Potaturina wird ferner auch eine Schlichte beschrieben,
die den Fehler etwas unterdrücken kann, wenn sie auf die Formstoffoberfläche aufgetragen
wird. Dabei handelt es sich um eine Schlichte mit einem anorganischen Binder.
[0048] Üblicherweise werden in Gussverfahren Penetrationsschlichten verwendet, d.h. Schlichten,
die in den Formstoff eindringen und mit ihren Feuerfeststoffen die Poren im Formstoff
ausfüllen. Sie sind insbesondere zur Vermeidung von Gussfehlern wie Penetrationen
und Erosionen geeignet. Diese Schlichten enthalten regelmäßig größere Mengen an Feuerfeststoffen
und können auch anorganische oder organische Bindemittel enthalten. Handelsübliche
Schlichten penetrieren regelmäßig beim Auftrag in den Formstoff. Eine Wirkung gegen
narbige Oberflächen ist nicht bekannt. In eigenen Versuchen konnte beispielsweise
mit der basische Feuerfeststoffe enthaltenden Magnesitschlichte 5848 der Firma Hüttenes-Albertus
GmbH, Düsseldorf, kein Effekt auf die Bildung von narbigen Oberflächen beobachtet
werden.
[0049] Auch Formlacke, die auf Formstoffoberflächen aufgetragen werden, werden häufig eingesetzt.
Diese Formlacke sind Lösungen organischer Harze in einem Lösungsmittel. Sie dienen
der Härtung der Formoberfläche. Eine Wirksamkeit gegen narbige Oberflächen kann nicht
beobachtet werden.
[0050] Das Dokument
DE102008025311 A1 offenbart eine geruchs- und schadstoffabsorbierende Beschichtungsmasse für den kastengebundenen
Metallguss.
[0051] Der Abstract des Dokuments
JP 57171540 A offenbart eine "Preventing Method for Sulfurization of Cast Steel Casting".
[0052] Das Dokument
WO 2009/004090 A1 offenbart ein Verfahren zum Vergießen einer Metallschmelze.
[0053] Die Veröffentlichung
DE 2407344 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Gießereiformen und -kernen.
[0054] Keines dieser zuletzt genannten Dokumente betrifft den Gussfehler "narbige Oberflächen"
(weiße Beläge); entsprechend offenbart keines der vorstehend genannten Dokumente Verfahren
oder Mittel zur Bekämpfung derartiger Gussfehler.
[0055] Es war eine primäre Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Weg zu finden, bei
dem die Bildung von narbigen Oberflächen (weißen Belägen) während des Gießverfahrens
unterdrückt bzw. stark vermindert wird. Hierdurch sollte es beispielsweise möglich
sein, dass die GJS- und GJL-Gussteile mit üblichen Aufmaßen gefertigt werden können.
[0056] Idealerweise sollte es weiterhin möglich bleiben, die in der Gießerei üblichen Prozesse
mit den üblicherweise in der Gießerei vorhanden Mitteln für die Kern- und Formherstellung
anzuwenden. Es sollte auch möglich sein, nur die kritischen Bereiche der Formen und
Kerne zur Herstellung der GJS- und GJL-Gussteile zu behandeln; hierdurch ließen sich
Produktionskosten sparen. Auch sollte durch das Verfahren der Formstoffkreislauf möglichst
gering belastet werden, um aufwendige Ausgleichmaßnahmen oder Neusandzugaben zu vermeiden.
Ebenfalls sollte es möglich sein, zumindest einen, vorzugsweise mehrere oder sämtliche
der nachfolgenden Punkte zu vermeiden bzw. zu erreichen:
- Vermeidung von Ausschuss
- Vermeidung von Nacharbeit
- Vermeidung von erhöhten Bearbeitungszugaben
- Erreichung von geforderten Oberflächengüten
- Senkung des Prüfaufwandes z.B. bei einer Ultraschallprüfung / Rissprüfung
- Verbesserung der mechanischen Kennwerte des fertigen Gussstücks.
[0057] Diese Aufgabe wird überraschenderweise gelöst durch die Verwendung einer basischen
Zusammensetzung umfassend
- eine basische Komponente bestehend aus einer oder mehreren Basen
sowie
- eine Trägerflüssigkeit für die basische Komponente
als Infiltrationsmittel für den Formstoff einer Gießform, die Quarzsand und ein mittels
Säure gehärtetes Bindemittel umfasst, und zum Unterdrücken der Bildung von narbigen
Oberflächen während des Gießverfahrens.
[0058] Unter einem mittels Säure gehärtetem Bindemittel wird im Rahmen dieser Erfindung
ein vernetztes organisches Polymer verstanden, das nach der Härtung ein Substrat (Quarzsand)
gebunden hat und durch die freie und notwendige Säure, die zur Vernetzung (Härtung)
des organischen Polymers hinzugegeben wurde, in Wasser einen pH Wert von < 7,0 erzeugen
würde.
[0059] Unter einer Gießform wird im Rahmen dieser Erfindung die Gesamtheit aus Formaußenteilen
und - sofern vorhanden - Forminnenteilen (z.B. Kernen) verstanden.
[0060] Im Rahmen dieser Erfindung wird unter einer Base oder einer Säure eine Brønsted-Base
(Protonenakzeptor) bzw. -Säure (Protonendonor) verstanden. Zudem werden im Sinne dieser
Anmeldung unter Basen Verbindungen verstanden, die mit Säuren durch Neutralisation
Salze bilden oder in wässrigen Lösungen Hydroxid-Ionen bilden. Beispielsweise handelt
es sich bei Natriumhydroxid im Sinne dieser Erfindung um eine Base, da Natriumhydroxid
in wässrigen Lösungen Hydroxid-Ionen ausbildet.
[0061] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei eine, mehr als eine oder sämtliche
der Basen, die in der Zusammensetzung enthalten sind, einen pK
B-Wert in Wasser bei 25°C von kleiner als 3,0, vorzugsweise kleiner als 1,0 aufweisen.
[0062] Es hat sich in eigenen Untersuchungen gezeigt, dass bei der Verwendung von Zusammensetzungen,
die zumindest eine starke Base aufweisen, also eine Base mit den oben näher spezifizierten
pK
B-Werten, die oben aufgeführten Gussfehler besonders gut vermieden oder reduziert werden.
[0063] Da in vielen Tabellenwerken statt dem pK
B-Wert (Basenkonstante) der pK
S-Wert (Säurekonstante) der korrespondierenden Säure angegeben ist, kann der in den
Tabellenwerken angegebene pK
S-Wert der korrespondierenden Säure mit der nachfolgenden Formel leicht in den pK
B-Wert der Base umgerechnet werden:

[0064] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die basische Zusammensetzung
als oder in der Trägerflüssigkeit für die basische Komponente Wasser umfasst und wobei
die wässrige Phase vorzugsweise einen pH-Wert von >8 aufweist, bevorzugt einen pH-Wert
von >10 aufweist, besonders bevorzugt einen pH-Wert von >12 aufweist, insbesondere
bevorzugt einen pH-Wert von >13 aufweist.
[0065] Es hat sich gezeigt, dass insbesondere bei der Verwendung von starken Basen in einer
ausreichenden Konzentration, sodass die oben aufgeführten pH-Werte erreicht werden,
die Verwendung der basischen Zusammensetzung, zu besonders guten Ergebnissen führt.
So kann sichergestellt werden, dass die Zusammensetzung bei der Verwendung in der
Lage ist, nach dem Infiltrieren des Formstoffs einer Gießform, die Quarzsand und ein
mittels Säure gehärtetes Bindemittel umfasst, die in dem Formstoff verbliebene Säure
zu neutralisieren.
[0066] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung als Infiltrationsmittel für den Formstoff
einer Gießform, die Quarzsand und ein mittels Säure gehärtetes Bindemittel umfasst,
wobei die Gießform bei Kontakt mit Wasser acid reagiert.
[0067] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei das Infiltrationsmittel für
den Formstoff einer Gießform, die Quarzsand und ein mittels Säure gehärtetes Bindemittel
umfasst, so in den Formstoff infiltriert (wird), dass ein Infiltrationsprodukt entsteht,
das bis mindestens zu einer Infiltrationstiefe von 2 mm bei Kontakt mit Wasser basisch
reagiert, gemessen von der Oberfläche der Gießform, bevorzugt bis mindestens zu einer
Infiltrationstiefe von 5 mm, besonders bevorzugt 10 mm, wobei ganz besonders bevorzugt
bei jeder Infiltrationstiefe im Bereich von 2 bis 5 mm das Infiltrationsprodukt bei
Kontakt mit Wasser basisch reagiert.
[0068] Es hat sich in eigenen Untersuchungen gezeigt, dass bei einer erfindungsgemäßen Verwendung
überraschend gute Resultate erzielt werden, wenn zumindest Bereiche der den Gießformhohlraum
definierenden Oberflächen der Gießform bei Kontakt mit Wasser acid reagieren, wobei
das Infiltrationsmittel zumindest einen der besagten acid reagierenden Bereiche infiltriert.
[0069] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung (wie vorstehend definiert,
vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet), als Infiltrationsmittel für
den mittels eines No-Bake-Bindemittels ausgehärteten Formstoff einer Gießform und
zum Unterdrücken der Bildung von narbigen Oberflächen während des Gießverfahrens,
wobei das No-Bake-Bindemittel durch einen sauren Katalysator für die Aushärtung der
reaktiven Harzkomponente des No-Bake-Bindemittels ausgehärtet ist, wobei der saure
Katalysator Sulfonsäuren, Phosphorsäure, Schwefelsäure oder Kombinationen davon umfasst.
[0070] Es hat sich besonders bewährt und ist bevorzugt, (a) den bzw. die sauren Katalysatoren
in flüssiger Phase einzusetzen oder (b) mit dem bzw. den sauren Katalysatoren den
Formgrundstoff (also vorzugsweise Quarzsand) zu belegen.
[0071] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei eine, mehr als eine oder sämtliche
der Basen in der basischen Komponente ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend
aus
- anorganischen Basen und organischen Basen.
[0072] Insbesondere bevorzugt ist dabei eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei
- eine, mehr als eine oder sämtliche der anorganischen Basen in der basischen Komponente
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus anorganischen Verbindungen,
die von Wasser ein Proton übernehmen können, und Metallhydroxiden
und/oder
- eine, mehr als eine oder sämtliche der organischen Basen in der basischen Komponente
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus Carbonsäure-Salzen und organischen
Aminen.
[0073] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung wobei eine, mehr als eine
oder sämtliche der anorganischen Basen in der basischen Komponente ausgewählt ist
bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus Alkalimetallhydroxid, Erdalkalimetallhydroxid
und Wasserglas, insbesondere Natronwasserglas, Kaliwasserglas oder Lithiumwasserglas.
[0074] Erfindungsgemäß bevorzugte Alkalimetallhydroxide sind Lithiumhydroxid, Natriumhydroxid
und Kaliumhydroxid, insbesondere Kaliumhydroxid und Natriumhydroxid. Erfindungsgemäß
bevorzugte Erdalkalimetallhydroxide sind Magnesiumhydroxid, Calciumhydroxid und Strontiumhydroxid,
insbesondere Calciumhydroxid und Magnesiumhydroxid.
[0075] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung (vorzugsweise eine Verwendung, die
bzw. deren Ausgestaltung vorstehend oder nachfolgend als bevorzugt bezeichnet ist),
wobei die Trägerflüssigkeit für die basische Komponente eine oder mehrere Verbindungen
umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
- Wasser
und
- organischen Verbindungen mit einem Siedepunkt unter 100°C bei 1000 hPa, wobei vorzugsweise
in der Trägerflüssigkeit der Gesamtanteil an Wasser und organischen Verbindungen mit
einem Siedepunkt unter 100°C bei 1000 hPa mehr als 50 Gew.-% beträgt, bezogen auf
die Gesamtmenge der Trägerflüssigkeit.
[0076] Ein Vorteil einer solchen Zusammensetzung, in der die Trägerflüssigkeit für die basische
Komponente eine oder mehrere Verbindungen umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Wasser und organischen Verbindungen mit einem Siedepunkt unter 100°C bei 1000
hPa ist, dass die Trägerflüssigkeit nach dem Auftragen der Zusammensetzung auf zumindest
Teile der Form schneller verdampft als vergleichbare Zusammensetzungen, deren organische
Verbindungen einen Siedepunkt von über 100°C bei 1000 hPa aufweisen. Hierdurch lässt
sich die Wartezeit zwischen Auftragen der Zusammensetzung auf die Gießform und dem
anschließenden Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung
verkürzen.
[0077] Eine erfindungsgemäße Verwendung ist bevorzugt, wobei die Trägerflüssigkeit für die
basische Komponente eine oder mehrere Verbindungen umfasst ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Wasser, Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Aceton und Benzin, wobei
vorzugsweise in der Trägerflüssigkeit der Gesamtanteil an Wasser, Methanol, Ethanol,
Propanol, Butanol, Aceton und Benzin mehr als 50 Gew.-% beträgt, bezogen auf die Gesamtmenge
der Trägerflüssigkeit.
[0078] In eigenen Versuchen hat sich gezeigt, dass diese Verbindungen bzw. Substanzen besonders
gute praktische Eigenschaften aufweisen. Sie verdampfen ausreichend schnell und sind
physiologisch unbedenklich bzw. wenig bedenklich und lassen sich ohne hohe Sicherheitsvorkehrungen
in der Gießerei anwenden.
[0079] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden erfindungsgemäßen Verwendung
umfasst die Zusammensetzung ein oder mehrere Tenside.
[0080] Die Verwendung von Tensiden in der Zusammensetzung führt unter anderem dazu, dass
die Oberflächenspannung der Zusammensetzung erniedrigt wird und beim Auftragen der
Zusammensetzung eine Benetzung der Gießform verbessert wird. Zusätzlich wird das Eindringen
(Penetrieren) der Zusammensetzung in die oberen Schichten der Gießform verbessert.
Insbesondere ist das Vorliegen von einem oder mehreren Tensiden bevorzugt, wenn lediglich
Wasser als Trägerflüssigkeiten vorliegt.
[0081] Geeignete Tenside sind anionischen Tenside, nichtionische Tenside, kationische Tenside
und amphotere Tenside.
[0082] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung ein oder
mehrere Bindemittel umfasst, wobei vorzugsweise das eine bzw. zumindest eines der
mehreren Bindemittel an der Luft selbsthärtend ist und/oder bei Entfernung der Trägerflüssigkeit
trocknet.
[0083] Es hat sich in eigenen Untersuchungen gezeigt, dass durch die Verwendung von Bindemitteln
in der Zusammensetzung die Oberflächeneigenschaften der Gießform und hierdurch die
Oberflächeneigenschaften des hergestellten Gießstücks weiter verbessert werden konnten.
Das Bindemittel dient unter anderem zum Verfestigen ("Heilen") der infiltrierten Formstoffschicht,
um Fehler zu vermindern, die ansonsten in Einzelfällen im gebundenen Formstoff entstehen,
möglicherweise durch Kontakt mit der Base (z.B. dem Metallhydroxid) der erfindungsgemäß
zu verwendenden Zusammensetzung. Insbesondere ist dabei eine erfindungsgemäße Verwendung
bevorzugt, wobei die Zusammensetzung ein oder mehrere Bindemittel umfasst ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus
phenolische Harze, bevorzugt Resole, besonders bevorzugt basische wässrige Resole,
Thermoplaste, bevorzugt Polyamide, Polyvinylacetate, Polyvinylalkohole und Polybutyrale,
Polyvinylpyrrolidone, besonders bevorzugt Polyvinylalkohole und Polyvinylacetate,
Kohlehydrate, bevorzugt Stärke und Melasse, besonders bevorzugt Stärke,
Biopolymere, bevorzugt Lignine, Cellulosen, Pflanzenschleime, Gelantine, Pektine und
Alginate, besonders bevorzugt Sulfitablaugen,
Dispersionen und Pulver, bevorzugt Copolymere, besonders bevorzugt Acrylate,
anorganische Bindemittel basierend auf oder enthaltend:
Silikatbinder, insbesondere Wasserglas und Kieselsole,
(basische) Polyphosphate, Borate, Zementbinder.
[0084] Sofern bei der erfindungsgemäßen Verwendung die Zusammensetzung ein oder mehrere
Bindemittel umfasst, die basisch sind, insbesondere basische Bindemittel, die weiter
oben aufgeführt sind, erfüllt das basische Bindemittel bzw. erfüllen die basischen
Bindemittel die Funktion der basischen Komponente bestehend aus einer oder mehreren
Basen. Weitere basische Komponenten, bei denen es sich nicht um Bindemittel handelt,
können in der Zusammensetzung vorliegen, jedoch ist das Vorliegen solcher weiteren
basischen Komponenten nicht obligatorisch.
[0085] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung umfasst:
organische Bindemittel in einer Konzentration von 0,2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf die
Gesamtmenge der Zusammensetzung, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt
0,2 bis 5 Gew.-%
und/oder
anorganische Bindemittel in einer Konzentration von 0,5 bis 80 Gew.-%, bezogen auf
die Gesamtmenge der Zusammensetzung.
[0086] Unter organischen Bindemitteln werden Bindemittel verstanden, die auf Kohlenstoff
basieren und neben Wasserstoff, Sauerstoff, Schwefel und Stickstoff keine weiteren
Atome enthalten. Organische Bindemittel können als Salze vorliegen; in solchen Fällen
liegen neben einem geladenen organischen Bindemittelion geladene Gegenionen vor, die
nicht oder nicht ausschließlich aus den genannten Elementen bestehen müssen.
[0087] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung
umfasst:
alkalisches Silikat in einer Konzentration von 5 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge
der Zusammensetzung, besonders bevorzugt 10 bis 40 Gew.-%.
[0088] Bei der Bestimmung der Konzentration des alkalischen Silikats der Zusammensetzung
werden Lösungsmittelbestandteile und mögliches Kristallwasser der Silikate nicht den
Silikaten, sondern nur der Gesamtmenge der Zusammensetzung zugeordnet.
[0089] Ebenfalls bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung
ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe enthält,
vorzugsweise ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe, die
bei Kontakt mit Wasser inert sind oder eine acide oder basische Oberfläche besitzen,
wobei vorzugsweise ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe
anorganische Feststoffe sind,
wobei der anorganische Feststoff vorzugsweise kein Silikat ist.
[0090] Besonders bevorzugt ist demnach eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung
einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten Feststoffen mit einer Teilchengröße
kleiner 0,075 mm enthält,
vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten anorganischen
Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm enthält,
vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten Feststoffen mit
einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm im Bereich von > 50 Gew.-% enthält, bezogen auf
die Gesamtmenge an Feststoff,
vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten anorganischen
Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm im Bereich von > 50 Gew.-% enthält,
bezogen auf die Gesamtmenge an Feststoff.
[0091] Bevorzugt ist auch eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die basische Komponente
ganz oder teilweise in der Trägerflüssigkeit gelöst ist.
[0092] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung ein oder
mehrere Farbstoffe enthält, vorzugsweise ein oder mehrere Farbpigmente und/oder in
der Trägerflüssigkeit gelöste Farbstoffe enthält.
[0093] Die Verwendung einer Zusammensetzung, die ein oder mehrere Farbstoffe enthält, hat
den Vorteil, dass beim Auftragen der Zusammensetzung auf die Form bzw. auf Teile der
Form direkt erkennbar ist, auf welchen Bereichen der Form die Zusammensetzung bereits
aufgetragen wurde. Insbesondere beim Aufstreichen oder Sprühen der Zusammensetzung,
beim Tauchen der Form in der Zusammensetzung oder beim Fluten der Form mit der Zusammensetzung
kann schnell erkannt werden, ob alle erforderlichen Bereiche der Form ausreichend
mit der Zusammensetzung in Kontakt sind. Auch lässt sich nach dem Aufbrechen der Form
optisch erkennen, wie tief die Zusammensetzung in die Formstoffoberfläche eingedrungen
ist.
[0094] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei die Zusammensetzung kein Graphit
und keine Oxide des Zirkon, Silizium, Aluminium, Magnesium und Calcium und keine Mischoxide
dieser Elemente enthält.
[0095] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung zum Vermindern der Bildung von Gussfehler,
insbesondere zur Verminderung der Bildung von weißen Belägen.
[0096] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung einer basischen Zusammensetzung
umfassend
- eine basische Komponente bestehend aus Natriumhydroxid und/oder Kaliumhydroxid,
- 30 bis 70 Gew.-% einer Trägerflüssigkeit für die basische Komponente, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Zusammensetzung, wobei die Trägerflüssigkeit Wasser und zumindest
einen Alkohol ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Methanol, Ethanol, Propanol
und Butanol umfasst,
- ein oder mehrere Farbpigmente,
- 20 bis 60 Gew.-% eines oder mehrerer in der Trägerflüssigkeit suspendierter Feststoffs,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Zusammensetzung, vorzugsweise eines Feuerfeststoffes
oder hochfeuerfesten Feststoffes,
sowie
- 1 bis 15 Gew.-% eines oder mehrerer Bindemittel wie oben definiert, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Zusammensetzung, vorzugsweise eines basischen wässrigen Resols,
[0097] als Infiltrationsmittel (und zum Unterdrücken der Bildung von narbigen Oberflächen)
für den Formstoff einer Gießform, die Quarzsand und ein mittels Säure gehärtetes Bindemittel
umfasst, wobei die Gießform (oder zumindest Bereiche der den Gießfromhohlraum definierenden
Oberflächen) bei Kontakt mit Wasser vorzugsweise acid reagiert.
[0098] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Verwendung, wobei der Quarzsand ein
regenerierter Quarzsand ist, der vorzugsweise durch Aufarbeitung einer Formstoffmischung
hergestellt wurde, die Quarzsand und ein mittels Säure gehärtetes Bindemittel umfasst.
[0099] Durch die Verwendung von regeneriertem Quarzsand lassen sich die Verfahrenskosten
senken und Abfälle werden vermieden.
[0100] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines GJS- oder GJL-Gussstücks und zur Unterdrückung der Bildung narbiger Oberflächen,
mit folgenden Schritten:
- (i) Bereitstellen oder Herstellen einer Gießform, deren Oberflächen einen Gießformhohlraum
definieren, aus chemisch gebundenem Formgrundstoff umfassend ein oder mehrere mittels
Säure gehärtete Bindemittel und Quarzsand, wobei zumindest Bereiche der den Gießformhohlraum
definierenden Oberflächen der Gießform bei Kontakt mit Wasser acid reagieren,
- (ii) Infiltrieren zumindest eines der besagten acid reagierenden Bereiche mit einer
erfindungsgemäß zu verwendenden Zusammensetzung wie vorstehend, nachfolgend oder in
den Ansprüchen definiert, so dass das Infiltrationsprodukt bis mindestens zu einer
Infiltrationstiefe von 2 mm bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert, gemessen von
der Oberfläche der Gießform,
- (iii) Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung,
- (iv) Erstarren lassen der Eisen-Kohlenstoff-Legierung im Gießformhohlraum, so dass
ein GJS- oder GJL-Gussstück resultiert.
[0101] Vorzugsweise wird Schritt (ii) so durchgeführt, dass ein Infiltrationsprodukt entsteht,
das bis mindestens zu einer Infiltrationstiefe von 5 mm, besonders bevorzugt 10 mm,
bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert, gemessen von der Oberfläche der Gießform,
wobei ganz besonders bevorzugt bei jeder Infiltrationstiefe im Bereich von 2 bis 5
mm das Infiltrationsprodukt bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert.
[0102] Ein spezifischer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur
Herstellung eines GJS-Gussstücks, mit folgenden Schritten:
- (i) Bereitstellen oder Herstellen einer Gießform, deren Oberflächen einen Gießformhohlraum
definieren, aus chemisch gebundenem Formgrundstoff umfassend ein oder mehrere mittels
Säure gehärtete Bindemittel und Quarzsand, wobei zumindest Bereiche der den Gießformhohlraum
definierenden Oberflächen der Gießform bei Kontakt mit Wasser acid reagieren,
- (ii) Infiltrieren zumindest eines der besagten acid reagierenden Bereiche mit einer
erfindungsgemäß zu verwendenden Zusammensetzung wie oben definiert, so dass das Infiltrationsprodukt
bei Kontakt mit Wasser an der Oberfläche der Gießform basisch reagiert, vorzugsweise
so, dass der infiltrierte Oberflächenbereich der Gießform bei Kontakt mit Wasser basisch
reagiert,
- (iii) Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung,
- (iv) Erstarren lassen der Eisen-Kohlenstoff-Legierung im Gießformhohlraum, so dass
ein GJS-Gussstück resultiert.
[0103] Und ein weiterer spezifischer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung eines GJL-Gussstücks, mit folgenden Schritten:
- (i) Bereitstellen oder Herstellen einer Gießform, deren Oberflächen einen Gießformhohlraum
definieren, aus chemisch gebundenem Formgrundstoff umfassend ein oder mehrere mittels
Säure gehärtete Bindemittel und Quarzsand, wobei zumindest Bereiche der den Gießformhohlraum
definierenden Oberflächen der Gießform bei Kontakt mit Wasser acid reagieren,
- (ii) Infiltrieren zumindest eines der besagten acid reagierenden Bereiche mit einer
erfindungsgemäß zu verwendenden Zusammensetzung wie oben definiert, so dass das Infiltrationsprodukt
bei Kontakt mit Wasser an der Oberfläche der Gießform basisch reagiert, vorzugsweise
so, dass der infiltrierte Oberflächenbereich der Gießform bei Kontakt mit Wasser basisch
reagiert,
- (iii) Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung,
- (iv) Erstarren lassen der Eisen-Kohlenstoff-Legierung im Gießformhohlraum, so dass
ein GJL-Gussstück resultiert.
[0104] Vorstehend mit Blick auf die erfindungsgemäße Verwendung angegebene bevorzugte Ausgestaltungen
gelten entsprechend für das erfindungsgemäße Verfahren; dies gilt auch umgekehrt.
[0105] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren (wie vorstehend, nachfolgend oder in
den beigefügten Ansprüchen definiert, vorzugsweise wie als bevorzugt bezeichnet),
bei dem die Gießform in Schritt (i) hergestellt wird, mit folgenden Schritten zum
Herstellen der Gießform in Schritt (i):
(i-a) Bereitstellen eines No-Bake-Bindemittels, wobei das No-Bake-Bindemittel als
reaktive Harzkomponente vorzugsweise Furanharze und/oder Phenolharze umfasst.
(i-b) Bereitstellen von Quarzsand,
(i-c) Bereitstellen eines sauren Katalysators, vorzugsweise in flüssiger Phase oder
als Belag auf dem Quarzsand gemäß Komponente (i-b),für die Aushärtung der reaktiven
Harzkomponente des No-Bake-Bindemittels
(i-d) Herstellen der Gießform aus den bereitgestellten Komponenten gemäß dem No-Bake-Verfahren.
[0106] Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren (wie vorstehend, nachfolgend
oder in den beigefügten Ansprüchen definiert, vorzugsweise wie als bevorzugt bezeichnet),
mit folgenden Schritten zum Herstellen der Gießform in Schritt (i):
(i-a-F)Bereitstellen eines No-Bake-Bindemittels, wobei das No-Bake-Bindemittel als
reaktive Harzkomponente ein Furanharz umfasst.
(i-b-F)Bereitstellen von Quarzsand,
(i-c-F) Bereitstellen eines sauren Katalysators, vorzugsweise in flüssiger Phase oder
als Belag auf dem Quarzsand gemäß Komponente (i-b), für die Aushärtung der reaktiven
Harzkomponente des No-Bake-Bindemittels, umfassend Sulfonsäuren, Phosphorsäure, Schwefelsäure
oder Kombinationen davon,
(i-d-F) Herstellen der Gießform gemäß dem No-Bake-Verfahren
oder
(i-a-P)Bereitstellen eines No-Bake-Bindemittels, wobei das No-Bake-Bindemittel als
reaktive Harzkomponente ein Phenolharz umfasst,
(i-b-P)Bereitstellen von Quarzsand,
(i-c-P)Bereitstellen eines sauren Katalysators, vorzugsweise in flüssiger Phase oder
als Belag auf dem Quarzsand gemäß Komponente (i-b), für die Aushärtung der reaktiven
Harzkomponente des No-Bake-Bindemittels, umfassend Sulfonsäure,
(i-d-P)Herstellen der Gießform gemäß dem No-Bake-Verfahren.
[0107] Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren (wie vorstehend, nachfolgend
oder in den beigefügten Ansprüchen definiert, vorzugsweise wie als bevorzugt bezeichnet),
wobei die Herstellung und Verarbeitung der Formstoffmischung bei Temperaturen im Bereich
von 15 bis 35°C erfolgt. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen
[0108] In der Praxis wird der Fachmann aus Zeit- und Kostengründen nur in seltenen Fällen
sämtliche acide reagierenden Bereiche infiltrieren. Häufig wird er nur solche aciden
Bereiche infiltrieren, an denen es bei Abwesenheit einer Infiltration/eines Infiltrationsproduktes
mit hoher Wahrscheinlichkeit zu narbigen Oberflächen kommen würde. Bevorzugt ist daher
ein erfindungsgemäßes Verfahren (wie vorstehend, nachfolgend oder in den beigefügten
Ansprüchen definiert, vorzugsweise wie als bevorzugt bezeichnet) mit folgenden Schritten
zur Unterdrückung der Bildung narbiger Oberflächen:
(I)
Herstellen einer Vergleichsgießform, deren Zusammensetzung und, abschnittsweise oder
vollständig, deren Geometrie mit der der Gießform identisch ist, wobei die Vergleichsgießform
nicht mit einer basischen Zusammensetzung infiltriert wird, Füllen des Gießformhohlraums
der Vergleichsgießform mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung, Erstarren
lassen der Eisen-Kohlenstoff-Legierung im Gießformhohlraum der Vergleichsgießform,
so dass ein GJS- oder GJL- Vergleichsgussstück resultiert, Identifizieren zumindest
einer Position eines Bereichs der den Gießformhohlraum definierenden Oberflächen der
Vergleichsgießform, an dem das erstarrte Vergleichsgußstück eine narbige Oberfläche
besitzt,
und anschließend
(II)
- (i) Bereitstellen oder Herstellen der Gießform wie vorstehend, nachfolgend oder in
den Ansprüchen definiert,
- (ii) Infiltrieren zumindest eines der besagten acid reagierenden Bereiche wie vorstehend,
nachfolgend oder in den Ansprüchen definiert, wobei der besagte acid reagierende Bereich
ebenso positioniert ist wie zumindest ein Bereich der Vergleichsgießform, an dem das
erstarrte Vergleichsgußstück eine narbige Oberfläche besitzt,
- (iii) Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung,
- (iv) Erstarren lassen der Eisen-Kohlenstoff-Legierung im Gießformhohlraum, so dass
ein GJS- oder GJL-Gussstück resultiert.
[0109] Im erfindungsgemäßen Verfahren wird gemäß einem ersten Aspekt zum Infiltrieren (und
damit zum Unterdrücken der Bildung von narbigen Oberflächen) eine basische Zusammensetzung
eingesetzt umfassend
- eine basische Komponente bestehend aus einer oder mehreren Basen
sowie
- eine Trägerflüssigkeit für die basische Komponente.
[0110] Bevorzugte Aspekte des erfindungsgemäßen Verfahrens sind nachfolgend zusammenfassend
dargestellt; die für die erfindungsgemäße Verwendung genannten Vorteile spezifischer
Aspekte gelten entsprechend:
[0111] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, wobei eine, mehr als eine oder sämtliche
der Basen in der basischen Komponente der basischen Zusammensetzung zum Infiltrieren
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus
- anorganischen Basen und organischen Basen,
und wobei vorzugsweise:
- eine, mehr als eine oder sämtliche der anorganischen Basen in der basischen Komponente
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus anorganischen Verbindungen,
die von Wasser ein Proton übernehmen können, und Metallhydroxiden
und/oder
- eine, mehr als eine oder sämtliche der organischen Basen in der basischen Komponente
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus Carbonsäure-Salzen und organischen
Aminen.
[0112] Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, wobei eine, mehr als eine
oder sämtliche der anorganischen Basen in der basischen Komponente ausgewählt ist
bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus, Alkalimetallhydroxid, Erdalkalimetallhydroxid
und Wasserglas, insbesondere Natronwasserglas, Kaliwasserglas oder Lithiumwasserglas.
[0113] Ganz besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, wobei die Trägerflüssigkeit
für die basische Komponente eine oder mehrere Verbindungen umfasst ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Wasser und organischen Verbindungen mit einem Siedepunkt
unter 100°C bei 1000 hPa, wobei vorzugsweise in der Trägerflüssigkeit der Gesamtanteil
an Wasser und organischen Verbindungen mit einem Siedepunkt unter 100°C bei 1000 hPa
mehr als 50 Gew.-% beträgt, bezogen auf die Gesamtmenge der Trägerflüssigkeit.
[0114] Äußerst bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, wobei die Trägerflüssigkeit
für die basische Komponente eine oder mehrere Verbindungen umfasst ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Wasser, Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Aceton und
Benzin, wobei vorzugsweise in der Trägerflüssigkeit der Gesamtanteil an Wasser, Methanol,
Ethanol, Propanol, Butanol, Aceton und Benzin mehr als 50 Gew.-% beträgt, bezogen
auf die Gesamtmenge der Trägerflüssigkeit.
[0115] In einem erfindungsgemäßen Verfahren umfasst die basische Zusammensetzung vorzugsweise
ein oder mehrere Tenside.
[0116] In einem erfindungsgemäßen Verfahren umfasst die basische Zusammensetzung vorzugsweise
ein oder mehrere Bindemittel, wobei vorzugsweise das eine bzw. zumindest eines der
mehreren Bindemittel an der Luft selbsthärtend ist und/oder bei Entfernung der Trägerflüssigkeit
trocknet. In einem bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren umfasst die basische Zusammensetzung
vorzugsweise ein oder mehrere Bindemittel ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
phenolische Harze, bevorzugt Resole, besonders bevorzugt basische wässrige Resole,
Thermoplaste, bevorzugt Polyamide, Polyvinylacetate, Polyvinylalkohole und Polybutyrale,
Polyvinylpyrrolidone, besonders bevorzugt Polyvinylalkohole und Polyvinylacetate,
Kohlehydrate, bevorzugt Stärke und Melasse, besonders bevorzugt Stärke,
Biopolymere, bevorzugt Lignine, Cellulosen, Pflanzenschleime, Gelantine, Pektine und
Alginate, besonders bevorzugt Sulfitablaugen,
Dispersionen und Pulver, bevorzugt Copolymere, besonders bevorzugt Acrylate,
anorganische Bindemittel basierend auf oder enthaltend:
Silikatbinder, insbesondere Wasserglas und Kieselsole,
(basische) Polyphosphate, Borate, Zementbinder.
[0117] In einem sehr bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren umfasst die basische Zusammensetzung
vorzugsweise organische Bindemittel in einer Konzentration von 0,2 bis 40 Gew.-% bezogen
auf die Gesamtmenge der Zusammensetzung, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gew.-%, besonders
bevorzugt 0,2 bis 5 Gew.-% und/oder
anorganische Bindemittel in einer Konzentration von 0,5 bis 80 Gew.-%, bezogen auf
die Gesamtmenge der Zusammensetzung.
[0118] In einem erfindungsgemäßen Verfahren umfasst die basische Zusammensetzung vorzugsweise
alkalisches Silikat in einer Konzentration von 5 bis 50 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmenge
der Zusammensetzung, besonders bevorzugt 10 bis 40 Gew.-%.
[0119] In einem erfindungsgemäßen Verfahren enthält die basische Zusammensetzung vorzugsweise
ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe, vorzugsweise ein
oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe, die bei Kontakt mit
Wasser inert sind oder eine acide oder basische Oberfläche besitzen, wobei vorzugsweise
ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe anorganische Feststoffe
sind, wobei der anorganische Feststoff vorzugsweise kein Silikat ist. Die Zusammensetzung
enthält dabei vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten
Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm, vorzugsweise einen Anteil an
in der Trägerflüssigkeit suspendierten anorganischen Feststoffen mit einer Teilchengröße
kleiner 0,075 mm, vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten
Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm im Bereich von > 50 Gew.-%, bezogen
auf die Gesamtmenge an Feststoff, vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit
suspendierten anorganischen Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm im
Bereich von > 50 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge an Feststoff.
[0120] In einem erfindungsgemäßen Verfahren enthält die basische Zusammensetzung vorzugsweise
ein oder mehrere Farbstoffe, vorzugsweise ein oder mehrere Farbpigmente und/oder in
der Trägerflüssigkeit gelöste Farbstoffe und/oder die Zusammensetzung enthält kein
Graphit und keine Oxide des Zirkon, Silizium, Aluminium, Magnesium und Calcium und
keine Mischoxide dieser Elemente.
[0121] Das erfindungsgemäße Verfahren ist in seinen sämtlichen bevorzugten Aspekten und
Ausgestaltungen gleichermaßen für die Herstellung eines GJS- oder GJL-Gussstücks und
für die Unterdrückung der Bildung narbiger Oberflächen auf diesen Gussstücken geeignet.
[0122] Es versteht sich, dass vor dem Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen
Eisen-Kohlenstoff-Legierung die Trägerflüssigkeit der erfindungsgemäß einzusetzenden
Zusammensetzung zumindest zu wesentlichen Teilen entfernt wird. Dies erfolgt üblicherweise
durch Abdampfenlassen (Trocknen) der Trägerflüssigkeit. Der Prozess kann durch Wärmeeintrag
oder durch Strahlungseintrag (Mikrowelle oder Infrarotstrahlung) beschleunigt werden.
Es ist auch möglich die Trocknung durch Abflammen von brennbaren flüchtigen Trägerflüssigkeiten
wie Alkoholen durchzuführen.
[0123] Zusätzlich zu der erfindungsgemäß einzusetzenden Zusammensetzung kann eine (z.B.
handelsübliche) Schlichte auf die Gießform bzw. auf Teile der Gießform appliziert
werden. Dabei wird üblicherweise zunächst die Zusammensetzung und anschließend die
Schlichte aufgetragen. Wenn keine Schlichte vorgesehen ist, gelangt die getrocknete
und mit Bestandteilen aus Bereichen der Oberfläche der Gießform umgesetzte Zusammensetzung
mit der schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung in Kontakt. Sofern die Schlichte
auf die Zusammensetzung (bzw. die getrocknete Zusammensetzung bzw. den infiltrierten
Bereich) aufgetragen wird, trennt diese Schlichte die schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung
von der derart getrockneten und umgesetzten Zusammensetzung.
[0124] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren mit folgenden Schritten
- Bereitstellen oder Herstellen einer Gießform, deren Oberflächen einen Gießformhohlraum
definieren, aus chemisch gebundenem Formgrundstoff umfassend ein mittels Säure gehärtetes
Bindemittel und Quarzsand, wobei zumindest Bereiche der den Gießformhohlraum definierenden
Oberflächen der Gießform bei Kontakt mit Wasser acid reagieren,
- Infiltrieren zumindest eines der besagten acid reagierenden Bereiche mit einer erfindungsgemäß
zu verwendenden Zusammensetzung vorstehend oder nachfolgend oder in den Ansprüchen
definiert, so dass das Infiltrationsprodukt bis mindestens zu einer Infiltrationstiefe
von 2 mm bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert, gemessen von der Oberfläche der
Gießform, bevorzugt bis mindestens zu einer Infiltrationstiefe von 5 mm, besonders
bevorzugt 10 mm, wobei ganz besonders bevorzugt bei jeder Infiltrationstiefe im Bereich
von 2 bis 5 mm das Infiltrationsprodukt bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert,
- Füllen des Gießformhohlraums mit einer schmelzflüssigen Eisen-Kohlenstoff-Legierung,
- Erstarren lassen der Eisen-Kohlenstoff-Legierung im Gießformhohlraum, so dass ein
GJS- oder GJL-Gussstück resultiert. (Zu den bevorzugten spezifischen Aspekten betreffend
GJS bzw. GJL siehe oben).
[0125] Die Zusammensetzung penetriert beim Auftrag abhängig von der Körnung des Quarzsandes,
dem Bindersystem und dem Binderanteil sowie der Verdichtung des Sandes unterschiedlich
tief in den Formstoff ein. Insbesondere bei größeren Formen oder Kernen, wie sie für
die Herstellung der gefährdeten Teile benötigt werden, gibt es immer besser und schlechter
verdichtete Bereiche in die das Infiltrationsmittel unterschiedlich tief eindringen
wird. Auch unterscheiden sich abhängig vom Hersteller die verwendeten Quarzsande erheblich
in Körnung und Gestalt. Auch hierdurch wird die Penetrationstiefe (Infiltrationstiefe)
beeinflusst. In eigenen Versuchen hat sich gezeigt, dass eine tiefere Infiltration
in die Formstoffoberfläche eine bessere Fehlerunterdrückung bewirkt.
[0126] Die Penetrationstiefe kann in der Praxis bestimmt werden, indem eine Formstoffoberfläche
in geeigneter Weise mit der erfindungsgemäß einzusetzenden Zusammensetzung bzw. zu
Vergleichszwecken einem anderen Infiltrationsmittel penetriert wird und dann der Formstoff
an einer geeigneten Stelle aufgebrochen oder aufgeritzt wird. Die Penetrationstiefe
kann anhand der Verfärbung der Sandkörper z.B. durch die Trägerflüssigkeit des Infiltrationsmittels
erkannt werden. Zur genaueren Bestimmung, z.B. zur Bestimmung der Anzahl der penetrierten
Sandschichten kann eine Lupe oder ein optisches Mikroskop und ein entsprechender Maßstab
verwendet werden. Alternativ oder zusätzlich kann die Anzahl verfärbter Sandschichten
bestimmt werden (Methode siehe unten).
[0127] Die Bestimmung der Penetrationstiefe des Infiltrationsmittels (z.B. einer erfindungsgemäß
einzusetzenden Zusammensetzung) kann auch an gut verdichteten Prüfkörpern durchgeführt
werden. Dazu werden Prüfkörper hergestellt wie im VDG Merkblatt P72, Bindemittelprüfung
beschrieben, zu beziehen beim VDG-Informationszentrum, Postfach 105144, D-400042 Düsseldorf.
Abweichend von der Vorschrift P72 werden die Prüfkörper aber mittels 5 Rammschlägen
analog zum VDG Merkblatt P73 mit einem Rammapparat der Firma Simpson Technologies
GmbH, Sennweidstrasse 43, CH 6312 Steinhausen, verdichtet. Die Penetrationstiefe wird
an der am besten verdichten Seite eines auf diese Weise hergestellten Prüfkörpers
bestimmt.
[0128] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, wobei der Quarzsand ein regenerierter
Quarzsand ist, der vorzugsweise durch Aufarbeitung einer Formstoffmischung hergestellt
wurde, die Quarzsand und ein mittels Säure gehärtetes Bindemittel umfasst. Das erfindungsgemäße
Verfahren erlaubt und fördert den Einsatz rezyklierten/regenerierten Sandes und reduziert
die üblicherweise mit einem solchen Einsatz verbundenen Fehler am Gussstück.
[0129] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, bei dem das Infiltrieren zumindest
eines der besagten acid reagierenden Bereiche mit einer erfindungsgemäß einzusetzenden
Zusammensetzung durch Sprühen, Streichen, Fluten oder Tauchen erfolgt.
[0130] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine Gießform. Eine erfindungsgemäße
Gießform wird regelmäßig hergestellt mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens und/oder
unter erfindungsgemäßer Verwendung einer basischen Zusammensetzung als Infiltrationsmittel;
insoweit gelten sämtliche vorstehend und nachfolgend sowie in den Ansprüchen als bevorzugt
angegebenen Ausgestaltungen betreffend das erfindungsgemäße Verfahren oder die erfindungsgemäße
Verwendung auch für die erfindungsgemäße Gießform, und vice versa.
[0131] Eine erfindungsgemäße Gießform ist eine Gießform aus einem chemisch gebundenen Formgrundstoff,
deren Oberflächen einen Gießformhohlraum definieren, zur Herstellung eines GJS- oder
GJL-Gussstücks,
wobei der chemisch gebundene Formgrundstoff ein oder mehrere mittels Säure gehärtete
Bindemittel und Quarzsand umfasst,
wobei zumindest ein den Gießformhohlraum definierender Bereich der Gießform ein Infiltrationsprodukt
umfasst, das bis mindestens zu einer Infiltrationstiefe von 2 mm bei Kontakt mit Wasser
basisch reagiert, gemessen von der Oberfläche der Gießform.
[0132] Eine solche erfindungsgemäße Gießform trägt in überraschender Weise dazu bei, die
Bildung von narbigen Oberflächen auf Gußstücken (insbesondere GJS und GJL) zu unterdrücken.
[0133] Bevorzugt ist eine solche erfindungsgemäße Gießform, wobei der chemisch gebundene
Formgrundstoff ein oder mehrere mittels Säure gehärtete No-Bake-Bindemittel und Quarzsand
umfasst, wobei das No-Bake-Bindemittel Furanharze und/oder Phenolharze umfasst. Auf
die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0134] Bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Gießform, wobei das Infiltrationsprodukt in dem
zumindest einen den Gießformhohlraum definierenden Bereich der Gießform bis mindestens
zu einer Infiltrationstiefe von 5 mm bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert, gemessen
von der Oberfläche der Gießform, bevorzugt bis mindestens zu einer Infiltrationstiefe
von 10 mm, wobei ganz besonders bevorzugt bei jeder Infiltrationstiefe im Bereich
von 2 bis 5 mm das Infiltrationsprodukt bei Kontakt mit Wasser basisch reagiert. Auf
die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0135] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Gießform, wobei von der den Gießformhohlraum
begrenzenden Oberfläche mehr als 15 mm entfernte liegende, vorzugsweise mehr als 25
mm entfernt liegende Bereiche der Gießform, gemessen von der Oberfläche der Gießform,
bei Kontakt mit Wasser acid reagieren. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise so durchgeführt, dass in Schritt
(ii) eine solche Gießform resultiert; diese wird dann in Folgeschritten eingesetzt.
[0136] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Gießform, wobei im Gießformhohlraum
eine flüssige oder erstarrte Eisen-Kohlenstoff-Legierung angeordnet ist, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Eisen-Kohlenstoff-Legierungen für die Bildung von GJS-
und GJL-Gußstücken. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0137] Besonders bevorzugt ist eine erfindungsgemäße Gießform, wobei der chemisch gebundene
Formgrundstoff ein regenerierter Quarzsand ist, der vorzugsweise durch Aufarbeitung
einer Formstoffmischung hergestellt wurde. Auf die obigen Ausführungen und Vorteile
sei verwiesen.
[0138] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Kit. Ein erfindungsgemäßes
Kit, wie nachfolgend definiert, wird regelmäßig eingesetzt in einem erfindungsgemäßen
Verfahren und/oder im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Verwendung einer basischen
Zusammensetzung als Infiltrationsmittel. Ein erfindungsgemäßes Kit wird regelmäßig
zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Gießform eingesetzt; insoweit gelten sämtliche
vorstehend und nachfolgend sowie in den Ansprüchen als bevorzugt angegebenen Ausgestaltungen
betreffend das erfindungsgemäße Verfahren, die erfindungsgemäße Verwendung oder die
erfindungsgemäße Gießform auch für das erfindungsgemäße Kit, und vice versa.
[0139] Erfindungsgemäß ist ein Kit zur Verwendung bei der Herstellung einer Gießform, umfassend
- (a) einen sauren Katalysator in flüssiger Phase für die Aushärtung der reaktiven Harzkomponente
eines No-Bake-Bindemittels sowie
- (b) eine basische Zusammensetzung als Infiltrationsmittel für den Formstoff der Gießform,
umfassend
- eine basische Komponente bestehend aus einer oder mehreren Basen
sowie
- eine Trägerflüssigkeit für die basische Komponente,
sowie optional
- (c) das No-Bake-Bindemittel, umfassend eine reaktive Harzkomponente, wobei der saure
Katalysator gemäß Komponente (a) als Katalysator für die Aushärtung der reaktiven
Harzkomponente wirkt. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0140] Bevorzugt ist ein Kit, wobei eine, mehr als eine oder sämtliche der Basen einen pK
B-Wert in Wasser bei 25°C von kleiner als 3,0, vorzugsweise kleiner als 1,0 aufweisen.
Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0141] Bevorzugt ist insbesondere ein erfindungsgemäßes Kit, wobei eine, mehr als eine oder
sämtliche der Basen in der basischen Komponente ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe
bestehend aus
- anorganischen Basen und organischen Basen,
und wobei vorzugsweise:
- eine, mehr als eine oder sämtliche der anorganischen Basen in der basischen Komponente
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus anorganischen Verbindungen,
die von Wasser ein Proton übernehmen können, und Metallhydroxiden und/oder
- eine, mehr als eine oder sämtliche der organischen Basen in der basischen Komponente
ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus Carbonsäure-Salzen und organischen
Aminen. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0142] Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Kit, wobei eine, mehr als eine oder
sämtliche der anorganischen Basen in der basischen Komponente ausgewählt ist bzw.
sind aus der Gruppe bestehend aus, Alkalimetallhydroxid, Erdalkalimetallhydroxid und
Wasserglas, insbesondere Natronwasserglas, Kaliwasserglas oder Lithiumwasserglas.
Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0143] Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Trägerflüssigkeit für die basische
Komponente eine oder mehrere Verbindungen umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Wasser und organischen Verbindungen mit einem Siedepunkt unter 100°C bei 1000
hPa,
[0144] wobei vorzugsweise in der Trägerflüssigkeit der Gesamtanteil an Wasser und organischen
Verbindungen mit einem Siedepunkt unter 100°C bei 1000 hPa mehr als 50 Gew.-% beträgt,
bezogen auf die Gesamtmenge der Trägerflüssigkeit. Auf die obigen Ausführungen sei
verwiesen.
[0145] Bevorzugt ist insbesondere ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Trägerflüssigkeit
für die basische Komponente eine oder mehrere Verbindungen umfasst ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Wasser, Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Aceton und
Benzin,
[0146] wobei vorzugsweise in der Trägerflüssigkeit der Gesamtanteil an Wasser, Methanol,
Ethanol, Propanol, Butanol, Aceton und Benzin mehr als 50 Gew.-% beträgt, bezogen
auf die Gesamtmenge der Trägerflüssigkeit. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0147] Bevorzugt ist auch ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die basische Zusammensetzung
zusätzlich ein oder mehrere Tenside umfasst. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0148] Bevorzugt ist zudem ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die basische Zusammensetzung
ein oder mehrere Bindemittel umfasst,
[0149] wobei vorzugsweise das eine bzw. zumindest eines der mehreren Bindemittel an der
Luft selbsthärtend ist und/oder bei Entfernung der Trägerflüssigkeit trocknet. Auf
die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0150] Bevorzugt ist insbesondere ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die basische Zusammensetzung
ein oder mehrere Bindemittel umfasst ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
phenolische Harze, bevorzugt Resole, besonders bevorzugt basische wässrige Resole,
Thermoplaste, bevorzugt Polyamide, Polyvinylacetate, Polyvinylalkohole und Polybutyrale,
Polyvinylpyrrolidone, besonders bevorzugt Polyvinylalkohole und Polyvinylacetate,
Kohlehydrate, bevorzugt Stärke und Melasse, besonders bevorzugt Stärke,
Biopolymere, bevorzugt Lignine, Cellulosen, Pflanzenschleime, Gelantine, Pektine und
Alginate, besonders bevorzugt Sulfitablaugen,
Dispersionen und Pulver, bevorzugt Copolymere, besonders bevorzugt Acrylate,
anorganische Bindemittel basierend auf oder enthaltend:
Silikatbinder, insbesondere Wasserglas und Kieselsole,
(basische) Polyphosphate, Borate, Zementbinder. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0151] Bevorzugt ist auch ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Zusammensetzung umfasst:
organische Bindemittel in einer Konzentration von 0,2 bis 40 Gew.-% bezogen auf die
Gesamtmenge der Zusammensetzung, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gew.-% besonders bevorzugt
0,2 bis 5 Gew.-%
und/oder
anorganische Bindemittel in einer Konzentration von 0,5 bis 80 Gew.-%, bezogen auf
die Gesamtmenge der Zusammensetzung. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0152] Bevorzugt ist insbesondere ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Zusammensetzung umfasst:
alkalisches Silikat in einer Konzentration von 5 bis 50 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmenge
der Zusammensetzung, besonders bevorzugt 10 bis 40 Gew.-%. Auf die obigen Ausführungen
sei verwiesen.
[0153] Bevorzugt ist auch ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Zusammensetzung ein oder
mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe enthält,
vorzugsweise ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe, die
bei Kontakt mit Wasser inert sind oder eine acide oder basische Oberfläche besitzen,
wobei vorzugsweise ein oder mehrere in der Trägerflüssigkeit suspendierte Feststoffe
anorganische Feststoffe sind,
wobei der anorganische Feststoff vorzugsweise kein Silikat ist.
[0154] Bevorzugt ist insbesondere ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Zusammensetzung einen
Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten Feststoffen mit einer Teilchengröße
kleiner 0,075 mm enthält,
vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten anorganischen
Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm enthält,
vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten Feststoffen mit
einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm im Bereich von > 50 Gew.-% enthält, bezogen auf
die Gesamtmenge an Feststoff,
vorzugsweise einen Anteil an in der Trägerflüssigkeit suspendierten anorganischen
Feststoffen mit einer Teilchengröße kleiner 0,075 mm im Bereich von > 50 Gew.-% enthält,
bezogen auf die Gesamtmenge an Feststoff. Auf die obigen Ausführungen sei verwiesen.
[0155] Bevorzugt ist schließlich auch ein erfindungsgemäßes Kit, wobei die Zusammensetzung
ein oder mehrere Farbstoffe enthält, vorzugsweise ein oder mehrere Farbpigmente und/oder
in der Trägerflüssigkeit gelöste Farbstoffe enthält
und/oder
wobei die Zusammensetzung kein Graphit und keine Oxide des Zirkon, Silizium, Aluminium,
Magnesium und Calcium und keine Mischoxide dieser Elemente enthält. Auf die obigen
Ausführungen sei verwiesen.
[0156] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden vorzugsweise mehrere der vorstehend oder
nachfolgend als bevorzugt bezeichneten Ausgestaltungen und/oder Aspekte gleichzeitig
verwirklicht; insbesondere bevorzugt sind die sich aus den beigefügten Ansprüchen
ergebenden Kombinationen solcher Ausgestaltungen bzw. Aspekte und der entsprechenden
Merkmale.
[0157] Der Fachmann wird als bevorzugt und als besonders bevorzugt genannte Ausgestaltungen
der vorliegenden Erfindung miteinander kombinieren.
[0158] Im Folgenden wird die vorliegende Erfindung anhand von Abbildungen und ausgewählten
Beispielen näher erläutert; sofern nicht anders angegeben, beziehen sich alle Angaben
auf das Gewicht.
[0159] Beschreibung der Abbildungen:
Abb. 1: Abbildung 1 ist die Fotografie eines konventionell hergestellten Gussteils
mit einer narbigen Oberfläche und weißen Belägen.
Abb. 2: Abbildung 2 ist die Fotografie eines konventionell hergestellten Gussteils
mit Fehlerscheinungen.
Abb. 3: Abbildung 3 ist die Mikroskopaufnahme eines Gefüges unterhalb des Gussfehlers
"narbige Oberfläche" eines konventionell hergestellten Gussteils.
Abb. 4: Abbildung 4 ist die Fotografie des mit Infiltrationsmittel Formlack 1040 behandelten
Feldes 1 aus Vergleichsbeispiel 1. Es können weiße Oberflächen und darunterliegende
Porenbildungen auf der Gusshaut beobachtet werden.
Abb. 5: Abbildung 5 ist die Fotografie eines Beispiels für eine Form für die Versuchsabgüsse
1 - 3 aus Beispiel 1.
Abb. 6: Abbildung 6 ist die Fotografie von Feld 4 aus Versuchsabguss 1 von Beispiel
1.
Abb. 7: Abbildung 7 ist die Fotografie von Feld 2 aus Versuchsabguss 1 von Beispiel
1.
Abb. 8: Abbildung 8 ist die Fotografie des in Versuchsabguss 2 von Beispiel 1 hergestellten
Gussteils mit den Feldern 1 bis 5.
Abb. 9: Abbildung 9 ist die Fotografie des in Versuchsabguss 3 von Beispiel 1 hergestellten
Gussteils mit den Feldern 1 bis 8.
Abb. 10: Abbildung 10 ist die Fotografie des in Beispiel 2 hergestellten Gussteils
mit den Feldern 1 bis 4.
Abb. 11: Abbildung 11 ist die Fotografie des in Beispiel 3 hergestellten Gussteils.
Die linke Oberfläche des Gussteils wurde durch die Formfläche im Oberkasten, der mit
dem Infiltrationsmittel A behandelt wurde, gebildet.
Abb. 12: Abbildung 12 zeigt links schematisch einen Querschnitt durch die Oberfläche
einer Gussform. Die Eindringtiefe entspricht der Tiefe, in die das Infiltrationsmittel
penetriert ist. In dieser Darstellung ist auch eine Schlichteschicht abgebildet. Rechts
ist schematisch der Verlauf des pH-Wertes in Abhängigkeit von der Eindringtiefe abgebildet.
Abb. 13 Vergleichsgussstück mit narbiger Oberfläche (GJL)
Abb. 14 Gussstück ohne narbige Oberfläche (GJL)
Beispiele:
[0160] Nachfolgend wird die Firma Hüttenes-Albertus, Düsseldorf, mit HA abgekürzt.
Methode zur Bestimmung der Penetrationstiefe:
[0161] Die Prüfkörper wurden pro m
2 Fläche mit der gleichen Menge Infiltrationsmittel penetriert wie in den Praxisversuchen
beschrieben. Die Bestimmung der Penetrationstiefe des Infiltrationsmittels in die
Prüfkörper wurde analog zur Praxis durchgeführt. Hierzu wurden die Prüfkörper sofort
nach dem Auftrag gebrochen und die Penetrationstiefe wurde bei im Lichtmikroskop bei
entsprechender Vergrößerung mittels eines Maßstabes oder durch Zählen der penetrierten
Sandschichten bestimmt. Dabei ist die Infiltration durch eine dunklere Verfärbung
der Sandkörner durch die Trägerflüssigkeit, bzw. nach dem Trocken z.B. durch eine
Verfärbung durch einen Farbkörper zu erkennen.
[0162] Die Anzahl der penetrierten Sandschichten wird wie folgt bestimmt: Der Prüfkörper
wird mittels des gewünschten Verfahrens mit dem Infiltrationsmittel penetriert. Dann
wird er in Querrichtung gebrochen. Ausgehend von der Mitte der Formstoffoberfläche
wird die Anzahl der Sandkörner von der Formstoffoberfläche senkrecht zum Prüfköpermittelpunkt
hin gezählt. Es werden die Sandkörner gezählt, die durch die Trägerflüssigkeit und/oder
einen Farbkörper verfärbt sind. Ein Sandkorn, das an das erste Sandkorn anliegt und
um weniger als die Hälfte seines eigenen Durchmessers überlappt, wird als neue Sandschicht
gezählt. Die Sandkörner müssen ebenfalls zu mindestens zur Hälfte benetzt sein. Die
Bestimmung wird an mindestens 5 Stellen der am besten verdichteten Seite des Prüfkörpers
wiederholt. Somit ergibt sich beispielsweise bei einem Sand mit einer mittleren Körnung
von 0,36 mm bei 10 penetrierten Sandschichten eine Penetrationstiefe von ca. 2,7 mm.
Vergleichsbeispiel 1 (nicht erfindungsgemäß):
[0163] Der folgende Versuch wurde an einem Kern für ein Gussstück aus EN-GJS 400-15 mit
einem Gießgewicht von 13.000 kg und einem Stückgewicht von 11.000 kg durchgeführt.
• Eisen:Sand Massenverhältnis: ca. 1 : 7
• Formstoffsystem: mechanisch regenerierter Furanaltsand mit einer mittleren Körnung
von 0,33 mm
• Eingesetzter Binder: SRV-1 der Firma HA (Handelsprodukt)
• Eingesetzte Aktivatoren: Aktivator 7809 der Firma HA (Handelsprodukt)
• Eingesetzte Schlichten: 1. Lage Disopast 8957C der Firma HA (Handelsprodukt), Auftrag
durch Streichen, 2. Lage Disopast 8957C der Firma HA (Handelsprodukt), Auftrag durch
Streichen
• Gießtemperatur: ca. 1360°C
Feld in Form und Gussstück |
1 |
Substanz |
Infiltrationsmittel Formlack 1940 der Firma HA (Handelsprodukt) |
Harzanteil |
20% |
Isopropanol |
80% |
[0164] Einbringen in die oberste Formstoffschicht von 970 g pro 1 m
2 Formstoffoberfläche des Infiltrationsmittels Formlack 1940. Penetrationstiefe ca.
5- 6 mm.
Bewertung der Ergebnisse:
[0165]
Infiltrationsmittel |
Feld |
Bewertung des Fehlbildes "narbige Oberfläche" |
Formlack 1940 der Firma HA |
1 |
Weiße Oberflächen, darunter Porenbildung auf der Gusshaut |
Abbildung 4 zeigt eine Fotografie der hergestellten Gussoberfläche. |
Beispiel 1:
[0166] Die folgenden Versuche wurde an einer Form für ein Gussstück aus GJS 400-15 mit einem
Gießgewicht von 1050 kg und einem Stückgewicht von 916 kg durchgeführt.
• Eisen:Sand Verhältnis: ca. 1 : 2
• Formstoffsystem: mechanisch regenerierter Furanaltsand mit einer mittleren Körnung
von 0,31mm
• Die Kornverteilung des Sandes ist gem. Siebanalyse nach DIN 3310 wie folgt:
Siebfraktion |
|
Anteil |
Kumuliert |
Siebanalyse > 1,000 mm |
% |
0,06 |
0,06 |
Siebanalyse > 0,710 mm |
% |
0,27 |
0,33 |
Siebanalyse > 0,500 mm |
% |
3,71 |
4,04 |
Siebanalyse > 0,355 mm |
% |
22,50 |
26,54 |
Siebanalyse > 0,250 mm |
% |
43,61 |
70,15 |
Siebanalyse > 0,180 mm |
% |
23,03 |
93,18 |
Siebanalyse > 0,125 mm |
% |
6,04 |
99,22 |
Siebanalyse > 0,090 mm |
% |
0,47 |
99,69 |
Siebanalyse > 0,063 mm |
% |
0,16 |
99,85 |
Siebanalyse < 0,063 mm |
% |
0,14 |
99,99 |
• Der Glühverlust nach VDG-Merkblatt P33 ist wie folgt: 4,7%
• Die Restsäure [mg NaOH/100) nach HA-Prüfvorschrift QS-Nr. beträgt: 0891: 34
• Eingesetzter Binder: Kaltharz 8670 der Firma HA (Handelsprodukt)
• Eingesetzte Aktivatoren: Aktivator 500T2 und / oder 7901 der Firma HA (Handelsprodukte)
• Eingesetzte Schlichten: 1. Lage Arkofluid 7232 der Firma HA, Auftrag durch Streichen,
2. Lage Arkofluid 7879 der Firma HA (Handelsprodukte), Auftrag durch Fluten.
• Gießtemperatur: ca. 1330°C
[0167] Für die Versuche wurde die Formoberfläche und damit der durch diese Formoberfläche
gebildete resultierende Gussteilbereich in mehrere Abschnitte eingeteilt, wobei jeweils
ein Teilabschnitt für die oben beschriebene Verfahrensweise als Referenz reserviert
war. Die im Folgenden als Referenz bezeichneten Bereiche des Gussstücks sind entsprechend
der obigen Fertigungsweise und nicht zusätzlich behandelte oder infiltrierte Bereiche
des Versuchsgussstücks. Abbildung 5 zeigt ein Beispiel einer für die Versuchsabgüsse
1 - 3 verwendeten Form.
Versuchsabguss 1:
[0168]
Tabelle 1: Zusammensetzung der Infiltrationsmittel / Versuchssubstanzen in Versuchsabguss
1:
Feld in Form und Gussstück |
4 |
2 |
|
Substanz |
Infiltrationsmittel A, (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Referenz |
Bemerkung |
Wasser |
17,1 |
|
|
Ethanol |
17,1 |
|
|
Feuerfeststoff |
52,3 |
|
95% feiner als 0,063 mm, bestimmt mit Luftstrahlsieb |
Farbpigment |
0,8 |
|
99% feiner als 0,032 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Rheologische Additive, Stellmittel, Verdicker, Zusätze |
4,0 |
|
|
Harz |
6,0 |
|
|
KOH |
2,7 |
|
|
NaOH |
|
|
|
Bereich 4: Infiltrationsmittel A
[0169] Einbringen in die oberste Formstoffschicht von 910 g pro 1 m
2 Formstoffoberfläche des Infiltrationsmittels A.
[0170] Einpenetration von 25 g KOH auf 1 m
2 Formstoffoberfläche (KOH MG = 56,11 g/mol); das entspricht 0,43 Mol OH
- pro 1 m
2 Formstoffoberfläche. Penetrationstiefe des Infiltrationsmittel A in den Formstoff
je nach Verdichtung des Formstoffs: 1,7-2,2 mm
Einpenetration auf Prüfkörper > 4 Sandschichten
[0171] Ergebnisse des Testabgusses 1:
Tabelle 2: Bewertung der Ergebnisse aus Versuchsabguss 1:
Infiltrationsmittel |
Feld |
Bewertung des Fehlbildes "narbige Oberfläche" |
Bemerkung |
A |
4 |
Keine Poren oder Narben |
Bestes Ergebnis |
Referenz |
2 |
Poren und Narben im Radius und einige Poren auf der Fläche |
|
[0172] Abbildungen 6 und 7 zeigen Fotografien der Felder 4 und 2 aus Versuchsabguss 1.
Versuchsabguss 2
[0173]
Tabelle 3: Zusammensetzung der Infiltrationsmittel / Versuchssubstanzen in Versuchsabguss
2:
Feld in Form und Gussstück |
1 |
2 |
3 |
5 |
|
Substanz |
Infiltrationsmittel A, (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrationsmittel B / Anteil (Erfindungsgemäß) [Gew.%] |
Referenz |
Handelsübliche Magnesitschlichte der Firma HA, Magnesitschlichte 5848, nicht erfindungsgemäß
[Gew%] |
Bemerkung |
Wasser |
17,1 |
8,9 |
|
- |
|
Ethanol |
17,1 |
26,2 |
|
23 (verschiedene Alkohole) |
|
Feuerfeststoff |
52,3 |
58 |
|
71 |
95% feiner als 0,063 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Farbpigment |
0,8 |
0,9 |
|
0,1 |
99% feiner als 0,032 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Rheologische Additive, Stellmittel, Verdicker, Zusätze |
4,0 |
|
|
5,1 |
|
Harz |
6,0 |
0,4 |
|
0,8 |
|
KOH |
2,7 |
3,0 |
|
- |
|
NaOH |
|
0,3 |
|
- |
|
Bereich 1: Infiltrationsmittel A
[0174] Einbringen in die oberste Formstoffschicht von 1230 g pro 1 m
2 Formstoffoberfläche des Infiltrationsmittels A
[0175] Somit Einpenetration von 33 g KOH auf 1 m
2 Formstoffoberfläche (KOH MG = 56,11 g/mol); das entspricht 0,59 Mol OH
- pro 1 m
2 Formstoffoberfläche.
[0176] Penetrationstiefe des Infiltrationsmittel A in den Formstoff je nach Verdichtung
des Formstoffs der Form: 1,7-2,4 mm
[0177] Einpenetration auf Prüfkörper > 4 Sandschichten
Bereich 2: Infiltrationsmittel B
[0178] Einbringen in die oberste Formstoffschicht von 490 g pro 1 m
2 Formstoffoberfläche des Infiltrationsmittels B
[0179] Somit Einpenetration von 14,7 g KOH und von 1,5 g NaOH auf 1 m
2 Formstoffoberfläche (KOH MG = 56,11 g/mol, NaOH MG = 40,00 g/mol); das entspricht
0,3 Mol OH- pro 1 m
2 Formstoffoberfläche.
[0180] Penetrationstiefe des Infiltrationsmittels B in den Formstoff je nach Verdichtung
des Formstoffs der Form: 0,6-1,0 mm
[0181] Einpenetration auf Prüfkörper > 3 Sandschichten
Bereich 3: Referenz
Bereich 5: Magnesitschlichte 5848 der Firma HA
[0182] Aufbringen von 500 g pro m
2 auf die ungeschlichtete Formstoffoberfläche. Die Penetrationstiefe der Schlichte
beträgt je nach Verdichtung des Formstoffs der Form: 0,8-1,2 mm
Eindringen in den Prüfkörper > 3 Sandschichten
[0183]
Tabelle 4: Bewertung der Ergebnisse aus Versuchsabguss 2:
Infiltrationsmittel |
Feld |
Bewertung des Fehlbildes "narbige Oberfläche" |
Bemerkung |
A |
1 |
Keine Poren oder Weißanhaftungen |
Bestes Ergebnis |
B |
2 |
Keine Poren oder Weißanhaftungen |
Gutes Ergebnis |
Referenz |
3 |
Poren und Narben im Radius und auf der Fläche |
Schlechtes Ergebnis |
Magnesitschlichte 5848 |
5 |
Poren und Narben im Radius und auf der Fläche |
Schlechtes Ergebnis |
Abbildung 8 zeigt eine Fotografie des hergestellten Gussstücks mit Feldern 1 bis 5. |
Versuchsabguss 3:
[0184]
Tabelle 5: Zusammensetzung der Infiltrationsmittel / Versuchssubstanzen in Versuchsabguss
3:
Feld in Form und Gussstück |
1 |
4 |
5 |
|
Substanz |
Infiltrationsmittel A (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrationsmittel D (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Referenz |
Bemerkung |
Wasser |
17,1 |
25,7 |
|
|
Ethanol |
17,1 |
- |
|
|
Feuerfeststoff |
52,3 |
61,7 |
|
95% feiner als 0,063 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Farbpigment |
0,8 |
- |
|
99% feiner als 0,032 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Rheologische Additive, Stellmittel, Verdicker, Zusätze |
4,0 |
3,85 |
|
|
Netzmittel |
|
0,05 |
|
|
Harz |
6,0 |
6,0 |
|
|
KOH |
2,7 |
2,7 |
|
|
Tabelle 6: Zusammensetzung der Infiltrationsmittel / Versuchssubstanzen in Versuchsabguss
3:
Feld in Form und Gussstück |
3 |
6 |
7 |
8 |
|
Substanz |
Infiltrationsmittel E (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrationsmittel F (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrationsmittel G (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrations-mittel H (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Bemerkung |
Wasser |
16,3 |
15,5 |
14,7 |
4,7 |
|
Ethanol |
17,9 |
18,7 |
19,6 |
30,3 |
|
Feuerfeststoff |
54,6 |
57,1 |
59,8 |
59,0 |
95% feiner als 0,063 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Farbpigment |
0,9 |
0,9 |
1,0 |
0,9 |
99% feiner als 0,032 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Rheologische Additive, Stellmittel, Verdicker, Zusätze |
3,5 |
3,0 |
2,5 |
2,6 |
|
Harz |
4,7 |
3,3 |
1,7 |
0,2 |
|
KOH |
2,1 |
1,5 |
0,7 |
|
|
Ca(OH)2 MG=74,10 |
|
|
|
2,3 |
|
Tabelle 7: Infiltrationsmengen in Versuchsabguss 3:
Feld |
Material |
Infiltrationsmenge pro m2 Formstoffoberfläche |
g KOH / m2 |
Mol OH- pro m2 |
Penetrationstiefe Form |
Penetrationstiefe Prüfkörper, Anzahl der Sandschichten |
1 |
Infiltrationsmittel A |
1010 |
27 |
0,49 |
1,7-2,3 mm |
> 4 |
3 |
Infiltrationsmittel E |
920 |
19 |
0,34 |
1,7-2,2 mm |
> 4 |
4 |
Infiltrationsmittel D |
1430 |
38 |
0,71 |
1,8-2,4 mm |
> 5 |
5 |
Referenz |
n. a. |
|
|
|
|
6 |
Infiltrationsmittel F |
950 |
14 |
0,26 |
1,7-2,2 mm |
> 4 |
7 |
Infiltrationsmittel G |
910 |
6 |
0,12 |
1,7-2,2 mm |
> 4 |
8 |
Infiltrationsmittel H |
90 |
Ca(OH)2 21g |
0,56 |
1,6-2,3 mm |
> 6 |
Tabelle 8: Bewertung der Ergebnisse aus Versuchsabguss 3:
Infiltrationsmittel |
Feld |
Bewertung des Fehlbildes "narbige Oberfläche" |
Bemerkung |
A |
1 |
Keine Poren oder Weißanhaftungen |
Bestes Ergebnis |
E |
3 |
Poren und Weißanhaftungen in Radius |
|
D |
4 |
Keine Poren oder Weißanhaftungen |
zweitbestes Ergebnis |
Referenz |
5 |
Poren und Narben im Radius und etwas auf der Fläche |
|
F |
6 |
Poren und Narben im Radius und auf der Fläche, insgesamt besser als Referenz |
|
G |
7 |
Poren im Radius, insgesamt besser als Referenz |
|
H |
8 |
Wenige Poren im Radius |
|
[0185] Abbildung 9 zeigt eine Fotografie des hergestellten Gussstücks mit den entsprechenden
Gussoberflächen.
Beispiel 2:
[0186] Der folgenden Versuche wurde an einer Form für ein Gussstück aus GJS 400-15 mit einem
Stückgewicht von 866 kg durchgeführt.
- Formstoffsystem: mechanisch regenerierter Furanaltsand mit einer mittleren Körnung
von 0,31 mm
- Eingesetzter Binder: Kaltharz 8670 der Firma HA (Handelsprodukt)
- Eingesetzte Aktivatoren: Aktivator 500T2 und / oder 7901 der Firma HA (Handelsprodukte)
- Eingesetzte Schlichten: 1. Lage Arkofluid 7232 der Firma HA (Handelsprodukt), Auftrag
durch Streichen, 2. Lage Arkofluid 7879 der Firma HA (Handelsprodukt), Auftrag durch
Fluten.
- Gießtemperatur: ca. 1330°C
- ohne Einsatz eines Speisers
Tabelle 9: Zusammensetzung der Infiltrationsmittel / Versuchssubstanzen:
Feld in Form und Gussstück |
3 |
2 |
1 |
4 |
|
Substanz |
Infiltrationsmittel A, (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrationsmittel J (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Infiltrationsmittel W (Erfindungsgemäß) / Anteil [Gew.%] |
Referenz |
Bemerkung |
Wasser |
17,1 |
31,2 |
50 |
|
|
Ethanol |
17,1 |
|
|
|
|
Feuerfeststoff |
52,3 |
52,9 |
- |
|
95% feiner als 0,063 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Farbpigment |
0,8 |
|
|
|
99% feiner als 0,032 mm, bestimmt mit dem Luftstrahlsieb |
Rheologische Additive, Stellmittel, Verdicker, Zusätze |
4,0 |
1,65 |
- |
|
|
Harz |
6,0 |
|
|
|
|
Netzmittel |
|
0,05 |
|
|
|
Wässrige silikatische Binderlösung |
|
12,8 |
44,8 |
|
|
NaOH |
|
1,5 |
5,2 |
|
|
KOH |
2,7 |
|
|
|
|
Tabelle 10: Infiltrationsmengen:
Feld |
Material |
Infiltrationsmenge pro m2 |
g NaOH / m2 |
Mol OH- pro m2 |
Penetrationstiefe Form |
Penetrationstiefe Prüfkörper, Anzahl der Sandschichten |
1 |
Infiltrationsmittel W |
3390 g |
176 |
4,4 |
1,0-3,8 mm |
> 40 |
2 |
Infiltrationsmittel J |
1530 g |
23 |
0,57 |
2,0-4,0 mm |
> 25 |
3 |
Infiltrationsmittel A |
1100 g |
KOH = 30 g |
0,55 |
1,5-2,0 mm |
> 4 |
4 |
Referenz |
n. a. |
- |
- |
|
|
Tabelle 11: Bewertung der Ergebnisse:
Infiltrationsmittel |
Feld |
Bewertung des Fehlbildes "narbige Oberfläche" |
Bemerkung |
W |
1 |
keine Poren oder Weißanhaftungen |
Bestes Ergebnis |
J |
2 |
einige flache Poren |
Besser als Referenz |
A |
3 |
einige Poren |
zweitbestes Ergebnis |
Referenz |
4 |
tiefe Poren und Narben auf der Fläche |
|
[0187] Abbildung 10 zeigt eine Fotografie des hergestellten Gussstücks mit den entsprechenden
Gussoberflächen 1 bis 4.
Beispiel 3
[0188] Ein weiterer Versuch wurde an einer Form für ein Gussstück aus: GJS40.3 mit einem
Gießgewicht von 3,8 Tonnen und einem Stückgewicht von 2,92 Tonnen durchgeführt.
- Formstoffsystem: mechanisch regenerierter Furanaltsand
- Eingesetzter Binder: Kaltharz 7830 der Firma HA (Handelsprodukt)
- Eingesetzte Aktivatoren: Aktivator 7857 der Firma HA (Handelsprodukt)
- Eingesetzte Schlichten: Arkofluid 5004F der Firma HA (Handelsprodukt), Auftrag durch
Streichen, zweite Lage Arkofluid 7879 der Firma HA (Handelsprodukt), Auftrag durch
Fluten.
- Gießtemperatur: ca. 1318°C
[0189] Ein Teil der Formfläche im Oberkasten wurde mit dem Infiltrationsmittel A (siehe
oben) behandelt. Es wurden 1170 g/m
2 Formoberfläche aufgetragen.
[0190] Ergebnis: Die durch die mit dem Infiltrationsmittel A behandelte Formfläche abgebildete
Gussoberfläche war fast völlig frei von Narben und Poren. Die Gussoberflächen, im
restlichen vom nichtbehandelten Formstoff abgebildeten Bereich des Gussstück oberkastenseitig,
waren von vielen kleinen Poren und Narben insbesondere in der Nähe von Radien durchzogen.
[0191] Abbildung 11 zeigt die Fotografie des in Beispiel 3 hergestellten Gussteils. Die
linke Oberfläche des Gussteils wurde durch den Bereich der Formfläche im Oberkasten,
der mit dem Infiltrationsmittel A behandelt wurde, abgebildet.
Weitere Beispiele: GJL-Gussstücke
[0192] Zu Beispiel 3 analoge Beispiele wurden für GJL-Gussstücke durchgeführt. Auch insoweit
zeigte sich, dass durch das Infiltrieren des Formstoffs mit einer erfindungsgemäß
zu verwendenden basischen Zusammensetzung die Bildung von Poren und Narben überraschender
Weise stark vermindert wurde.
[0193] Die Abbildungen 13 und 14 sind Detailaufnahmen betreffend GJL-Gussstücke mit einem
jeweiligen Stückgewicht von 2.016 kg; das jeweilige Gussmaterial war "GG20" (das heißt,
eine Legierung zur Herstellung eines GJL-Gussstückes). Die Gießtemperatur war in beiden
Fällen identisch und lag bei ca. 1300°C.
[0194] Abbildung 13 betrifft ein Vergleichsbeispiel, bei dem keine Infiltration des Formstoffs
der Gießform erfolgte. Ansonsten wurden im Vergleichsbeispiel ausschließlich Schritte
durchgeführt, die der erfindungsgemäßen Vorgehensweise entsprechen.
[0195] Abbildung 14 betrifft ein erfindungsgemäßes Beispiel, bei dem die Gießform mit einer
basischen Zusammensetzung so infiltriert wurde, dass bis zu einer Infiltrationstiefe
von ca. 6 mm das resultierende Infiltrationsprodukt bei Kontakt mit Wasser basisch
reagierte, gemessen von der Oberfläche der Gießform. Ansonsten war die Vorgehensweise
in Vergleichsbeispiel und Beispiel identisch.
[0196] Als Infiltrationsmittel eingesetzt wurde im erfindungsgemäßen Beispiel eine basische
Zusammensetzung gemäß obigem Beispiel 3.
[0197] Abbildung 13 (betreffend das nicht erfindungsgemäße Vergleichsbeispiel) zeigt am
unteren Bildrand einen Oberflächenbereich mit in etwa dreieckiger Form, der eine stark
ausgeprägte narbige Oberfläche besitzt.
[0198] Abbildung 14 (betreffend das auf erfindungsgemäße Weise hergestellte Gussstück) zeigt
im entsprechenden Bereich des Gussstücks eine besonders glatte Oberflächenstruktur,
die keinerlei störende Narben oder Poren aufweist.
[0199] Es sei darauf hingewiesen, dass das auf erfindungsgemäße Weise hergestellte Gussstück
gemäß Abbildung 14 unter Verwendung einer Gießform hergestellt wurde, deren Oberfläche
nur bereichsweise mit der erfindungsgemäß zu verwendenden Zusammensetzung gemäß Beispiel
3 behandelt worden war. Der behandelte Bereich befand sich in der Gießform genau dort,
wo im Vergleichsbeispiel der dreieckige Bereich mit narbiger Oberfläche im Gußstrück
angrenzte.
[0200] Der Vergleich der Abbildungen 12 und 13 zeigt, dass der Gussfehler "narbige Oberfläche"
durch die erfindungsgemäße Verwendung, das erfindungsgemäße Verfahren und den Einsatz
einer erfindungsgemäßen Gießform auch für GJL-Gussstücke unterdrückt werden kann.