Kurzbeschreibung
[0001] Die Erfindung betrifft zunächst eine flüssige Farbaufnahmeschicht nach Anspruch 1.
Die Erfindung betrifft ferner flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme (Aufnahmeschichten)
für den direkten Tintenstrahl- oder Tintendruck sowie entsprechende Zusammensetzungen,
Verwendungen und Verfahren.
[0002] Die Erfindung betrifft insbesondere flüssige (fließfähige) Farbaufnahmeschichten
oder -filme (Aufnahmeschichten) für den direkten Tintenstrahl- oder Tintendruck, in
welche diesen Druckverfahren entsprechend niedrigviskos flüssige (dünnflüssige) Druckmedien
(Druckfarben) eingetragen werden können und welche sich spontan oder chemisch induziert
oder photochemisch induziert zu einem auf den Druck nachfolgenden Zeitpunkt (verzögert),
gegebenenfalls auch thermisch beschleunigt, verfestigen oder verfestigen lassen.
[0003] Damit verbunden kann eine chemisch oder physikalisch induzierte räumliche Fixierung
der zusammen mit den dünnflüssigen Druckfarben in die zunächst ebenfalls fließfähige
Aufnahmeschicht eingetragenen Farbmittel (Farbstoffe oder Pigmente) sein.
Hintergrund
[0004] Tintenstrahl- oder Tintendruck bezeichnen berührungslose Formen des digitalen Drucks
ohne Zwischenträger und ohne Druckform, bei dem Druckmedien (Druckfarben) in einzelne
Volumeneinheiten (Tropfen) zerlegt, zeit- und ortsabhängig appliziert werden. Tintenstrahldruck
bezeichnet kontinuierlich arbeitende Systeme (engl.: Continuous Ink Jet, CIJ) und
Tintendruck diskontinuierlich arbeitende Systeme (engl.: Drop on Demand, DoD), die
thermisch aktiviert (engl.: Thermal Ink Jet, TIJ) oder piezoelektronisch aktiviert
(engl.: Piezo Ink Jet, PIJ) sein können.
[0005] Für den Tintenstrahl- oder Tintenfarbdruck werden in Abhängigkeit vom Farbordnungssystem
verschiedenfarbige Druckfarben innerhalb eines Rasters nebeneinander gedruckt. Die
erzielbare Auflösung des Druckes wird einerseits durch dieses Raster bestimmt (definierte
Farbverteilung), andererseits aber auch durch den Farbverlauf (Ausbreitung, Ansammlung
oder Vermischung) der aufgebrachten Druckfarben (undefinierte Farbverteilung).
[0006] Farbausbreitung oder Farbansammlung kann die im Tintenstrahl- oder Tintenfarbdruck
erzielbare Auflösung erheblich beeinträchtigen.
[0007] Druckfarben für den Tintenstrahl- oder Tintendruck enthalten zur Bildung fester Filme
oder Schichten filmbildende Komponenten. Die Bildung fester Filme oder Schichten wird
erforderlich, wenn der Bedruckstoff nicht ausreichend durchdringbar (porös oder quellbar)
ist, um aufgebrachte, nicht filmbildende Bestandteile aufzunehmen. Der Bedruckstoff
kann in einem solchen Fall auch als wenig oder nicht saugendes Substrat bezeichnet
werden.
[0008] In aller Regel müssen für den Tintenstrahl- oder Tintendruck verwendete Rohstoffe
und damit verwendete Filmbildner chemisch hinreichend stabil sein. Entsprechende Druckfarben
müssen niedrigviskos flüssig (dünnflüssig) sein. Bereits die beiden vorgenannten Anforderungen,
aber auch andere Anforderungen, grenzen die Auswahl der Rohstoffe und damit insbesondere
die Auswahl verwendbarer Filmbildner ein, die in Druckfarben für den Tintenstrahl-
oder Tintendruck verarbeitet werden können.
[0009] Bekannte Druckfarben für den Tintenstrahl- oder Tintendruck, die sich insbesondere
spontan oder chemisch induziert, aber auch photochemisch induziert, zu einem auf den
Druck nachfolgenden Zeitpunkt (verzögert), gegebenenfalls auch thermisch beschleunigt,
verfestigen oder verfestigen lassen, zeigen u.a. den Nachteil, dass aufgrund der enthaltenen
chemisch reaktiven filmbildenden Komponenten keine ausreichende Lagerstabilität der
Tinten bereitstellbar ist. Oft verfestigen sich die Tinten bereits im Gebinde oder
im Druckkopf, also noch vor dem gezielten Auftrag auf das Substrat. Damit verbunden
reduziert sich zunehmend die Verfügbarkeit der Druckfarbe am Druckkopf, erkennbar
an einer sich zunehmend verschlechternden Druckqualität.
[0010] Entsprechend ist bisher keine Bereitstellung eigentlich erwünschter Druckfarben für
den Tintenstrahl- oder Tintendruck möglich, da bevorzugte, insbesondere niedrigviskose,
Druckfarben nicht zusammen mit eigentlich bevorzugten filmbildenden Komponenten, die
sich insbesondere spontan oder chemisch induziert, aber auch photochemisch induziert,
zu einem auf den Druck nachfolgenden Zeitpunkt (verzögert), gegebenenfalls auch thermisch
beschleunigt, verfestigen oder verfestigen lassen, stabil lagerbar oder während des
Druckvorgangs ausreichend verfügbar sind.
Aufgabe und Wesen der Erfindung
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, zumindest einen der
oben aufgeführten Nachteile und Einschränkungen zu lindern.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist ferner, Beschränkungen der Verwendbarkeit
von Rohstoffen für den Tintenstrahl- oder Tintendruck, insbesondere von Filmbildnern
aber auch von Pigmenten und anderen Inhaltsstoffen, aufzuheben.
[0013] Einen Beitrag zur Lösung mindestens einer der vorstehend genannten Aufgaben leistet
eine flüssige Farbaufnahmeschicht nach den Merkmalen des Anspruchs 1.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der erfindungsgemäßen flüssigen
Farbaufnahmeschicht ergeben sich aus den hierzu nachgeordneten Ansprüchen.
[0015] Des Weiteren werden Zusammensetzungen zur Bildung erfindungsgemäßer flüssiger Farbaufnahmeschichten
sowie die Verwendung solcher Zusammensetzungen zur Bildung erfindungsgemäßer Farbaufnahmeschichten
vorgeschlagen. Schließlich werden Verfahren für den Tintenstrahl- oder Tintendruck
vorgeschlagen.
[0016] Die Erfindung eröffnet die Möglichkeit, Rohstoffe in Verbindung mit dem Tintenstrahl-
oder Tintendruck zu verwenden, die im Übrigen nicht oder nur sehr eingeschränkt verwendet
werden können.
[0017] Erfindungsgemäße Farbaufnahmeschichten lassen sich insbesondere in vorteilhafter
Weise auf wenig oder nicht saugenden Substraten bereitstellen, insofern eignet sich
die Erfindung insbesondere zur Anwendung beim Bedrucken wenig oder nicht saugender
Substrate.
[0018] Das Verständnis der Begriffe Farbaufnahmeschicht bzw. Aufnahmeschicht im Sinne der
vorliegenden Erfindung umfasst dabei stets die Begriffe Farbaufnahmefilm bzw. Aufnahmefilm.
Ein Aufnahmefilm im Sinne der vorliegenden Erfindung wird dabei als vergleichsweise
dünne Aufnahmeschicht angesehen. So kann anstelle des Begriffs (Farb-)Aufnahmeschicht
auch der Begriff (Farb-)Aufnahmefilm verwendet werden, ohne dabei von der vorliegenden
Erfindung abzuweichen. Des Weiteren kann nach dem Verständnis der vorliegenden Erfindung
eine Farbaufnahmeschicht ohne Änderung der Bedeutung wahlweise auch als Aufnahmeschicht
(und umgekehrt) bezeichnet werden, und ebenso kann ein Farbaufnahmefilm wahlweise
auch als Aufnahmefilm (und umgekehrt) bezeichnet werden.
[0019] Das Verständnis des Begriffs Druckfarbe im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst
dabei stets den Begriff Druckmedium, auch wenn im Einzelfall ein Druckmedium ohne
Farbmittel verwendet werden sollte. Da üblicherweise jedoch eine Druckfarbe als Druckmedium
Verwendung findet, soll der Begriff Druckfarbe im Sinne einer verständlichen Darstellung
der Erfindung umfassend verwendet werden. Folglich könnte anstelle des Begriffs Druckfarbe
auch der Begriff Druckmedium verwendet werden, ohne dabei den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0020] Eine Tinte soll als eine Druckfarbe im Sinne der vorliegenden Anmeldung verstanden
werden.
Flüssige Aufnahmeschicht
[0021] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, Beschränkungen verwendbarer Filmbildner für
den berührungslosen Tintenstrahl- oder Tintendruck aufzuheben. Zu diesem Zweck werden
Filmbildner in Form flüssiger (fließfähiger) Farbaufnahmeschichten oder -filme (Aufnahmeschichten)
unabhängig vom Tintenstrahl- oder Tintendruck vorzeitig aufgebracht, in welche nachfolgend
applizierte (eingebrachte) Druckmedien (Druckfarben) eindringen können. Eine getrennte
Lagerung und ein getrennter Auftrag von Druckfarben (z.B. Tinten), insbesondere niedrigviskoser
Tinten, und filmbildenden Komponenten wird hierdurch ermöglicht. Eine nicht hinreichende
Lagerstabilität und vorzeitige Aushärtung auch niedrigviskoser Druckfarben (Tinten)
lässt sich erfindungsgemäß vermeiden.
[0022] Die Beschränkungen verwendbarer Filmbildner können sich in physikalischen oder mechanischen
(Schmierfestigkeit, Abriebfestigkeit, Elastizität), in chemischen (Säure- und Basenbeständigkeit),
in physikalisch-chemischen (Wasser-, Lösemittelbeständigkeit) oder in photophysikalischen
(Lichtechtheit) Beständigkeiten oder in der Adhäsion des zu bildenden festen Filmes
ausdrücken, und/oder können sich auf Anforderungen an Inhaltsstoffe wie beispielsweise
Umweltverträglichkeit, Toxikologie, Migrationspotential, Geruch oder Geschmack beziehen.
[0023] Bislang bekannte aufnahmefähige Schichten sind durchdringbar (porös oder quellbar)
und nicht fließfähig (fest) und sollen vornehmlich den Verlauf der in diese festen
Aufnahmeschichten eingetragenen Druckfarben regulieren. Poröse Schichten sind physikalisch
oder mechanisch eher begrenzt beständig und quellbare Schichten sind physikalisch-chemisch
eher begrenzt beständig.
Räumliche Fixierung
[0024] Die in Volumeneinheiten auf eine flüssige (fließfähige) Farbaufnahmeschicht oder
einen flüssigen Farbaufnahmefilm (Aufnahmeschicht) applizierten, niedrigviskos flüssigen
(dünnflüssigen) Druckmedien (Druckfarben) verlaufen entsprechend deren Fließfähigkeit
zunächst in Abhängigkeit von der Fließfähigkeit der ebenfalls flüssigen Aufnahmeschicht
und in Abhängigkeit von sich ausgebildeten Grenzflächenspannungen. Die Verlaufsgeschwindigkeit
wird durch die Fließfähigkeit der applizierten Druckfarben, durch die Fließfähigkeit
der flüssigen Aufnahmeschicht und durch Grenzflächenspannungen im Fortgang der Filmbildung
bestimmt.
[0025] Erfindungsgemäße flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme können Maßnahmen umfassen,
die den Verlauf der in die fließfähige Aufnahmeschicht eingetragenen Druckfarben regulieren.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen,
wenn die zusammen mit den dünnflüssigen Druckfarben in die zunächst ebenfalls flüssige
Aufnahmeschicht eingetragenen Farbmittel (Farbstoffe oder Pigmente) räumlich fixiert
(immobilisiert) werden.
[0026] Eine räumliche Fixierung eingetragener Farbmittel kann Zusammenlagerungen des Farbmittels
oder umgebender Inhaltsstoffe oder sonstiger Inhaltsstoffe bezeichnen, die durch chemische
Wechselwirkungen mit Inhaltsstoffen der erfindungsgemäßen flüssigen Farbaufnahmeschicht
oder dem erfindungsgemäßen flüssigen Farbaufnahmefilm ausgelöst werden. Zusammenlagerungen
können mit Verminderungen von Löslichkeiten verbunden sein.
[0027] Eingetragene Farbmittel können auch durch Zusammenlagerungen von Inhaltsstoffen der
erfindungsgemäßen flüssigen Farbaufnahmeschicht oder dem erfindungsgemäßen flüssigen
Farbaufnahmefilm räumlich fixiert werden, die durch chemische Wechselwirkungen mit
Inhaltsstoffen von eingetragenen dünnflüssigen Druckfarben ausgelöst werden und zu
einer ausreichend schnellen Verminderung der Fließfähigkeit der flüssigen Aufnahmeschicht
führen. Zusammenlagerungen können mit Verminderungen von Löslichkeiten verbunden sein.
[0028] Eine durch thermisch beschleunigte Lösungsmittelverdunstung ausreichend schnell reduzierte
Beweglichkeit eingetragener Farbmittel führt ebenfalls zu deren räumlichen Fixierung.
Filmbildung
[0029] Nachdem die in Volumeneinheiten auf eine erfindungsgemäße flüssige (fließfähige)
Farbaufnahmeschicht oder einen erfindungsgemäßen flüssigen Farbaufnahmefilm (Aufnahmeschicht)
applizieren, niedrigviskos flüssigen (dünnflüssigen) Druckmedien (Druckfarben) gegebenenfalls
erfindungsgemäß räumlich fixiert (immobilisiert) sind, soll sich der Film verfestigen
(härten). Die vorliegende Erfindung erlaubt höchste Filmbeständigkeit und beste Adhäsion,
weil sie Beschränkungen von in Druckmedien für den Tintenstrahl- oder Tintendruck
verwendbaren Filmbildnern aufhebt.
[0030] Filmbeständigkeiten sind im Wesentlichen das Resultat von Vernetzung, chemischer
Funktionalität und farbgebender Komponenten eines sich bildenden festen Films und
hängen unmittelbar von dessen Natur ab.
[0031] Im Allgemeinen bestimmt der Vernetzungsgrad die physikalischen und physikalisch-chemischen
Eigenschaften eines Films und es gilt: Je höher die Vernetzung desto höher sind Schmier-
und Abriebfestigkeiten und je geringer die Vernetzung desto höher sind Löslichkeit
und Elastizität.
[0032] Die chemische Beständigkeit ist im Wesentlichen das Ergebnis von dessen Funktionalität.
[0033] Die photophysikalische Beständigkeit oder die Lichtechtheit eines Films kann maßgeblich
durch die photophysikalische Beständigkeit des Farbmittels bestimmt werden. In der
Regel bieten Pigmente die besten Lichtechtheiten.
[0034] Filme oder Schichten können auf Basis der mit Ihrer Bildung verbundenen Prozesse
klassifiziert werden. Primär kann zwischen physikalischer und chemischer Härtung unterschieden
werden.
[0035] Physikalische Härtung bezeichnet Prozesse zur Bildung fester Filme, die rein physikalischer
Natur sind, die chemische Natur der verwendeten Bestandteile bleibt unberührt. Es
kann unterschieden werden zwischen der Trocknung nicht koaleszierender Bestandteile,
der Trocknung durch Phasenübergang und der Trocknung mit sich anschließender Koaleszenz.
[0036] Koaleszenz bezeichnet die verfilmende Zusammenlagerung (und umgekehrt).
[0037] Die Filmbildung durch Trocknung nicht koaleszierender Bestandteile ist der klassische
Filmbildungsprozess von Druckfarben. Der Film bildet sich nach Verdampfen flüchtiger
Komponenten. Zurück bleiben den Film bildende, nicht flüchtige und nicht koaleszierende
Komponenten.
[0038] Wenig verbreitet ist die Bildung fester Filme durch Änderung des Aggregatzustandes
flüssiger Schmelzen wie beispielsweise die Verfestigung flüssiger Wachse.
[0039] Filmbildung durch Trocknung mit sich anschließender Koaleszenz hat in den letzten
Jahren an Bedeutung für den berührungslosen digitalen Druck gewonnen. In diesem Fall
bildet sich der Film im Anschluss an die Verdampfung flüchtiger Komponenten aus kolloidalen,
koaleszierenden Bestandteilen. Solche Farben werden heute häufig als Latex-Farben
bezeichnet.
[0040] Im Rahmen der chemischen Härtung wird ein fester Film durch Vernetzung bzw. Polymerisation
gebildet. Die chemische Vernetzung kann strahlungsinduziert, chemisch induziert oder
katalysiert oder auch spontan erfolgen.
[0041] Innerhalb strahlungsinduzierter Härtung kann man zwischen Elektronenstrahlhärtung
und UV Härtung unterscheiden. Die chemisch induzierte oder katalysierte Härtung kann
oxidativ durch atmosphärischen Sauerstoff oder durch Säuren oder einfach durch Wasser
ausgelöst werden, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
[0042] Prominente Beispiele spontaner Vernetzung sind 2-Komponenten-Systeme. Derzeit spielen
weder die oxidative Härtung noch 2-Komponenten-Systeme eine Rolle im berührungslosen
Digitaldruck.
[0043] Chemische Härtungsprozesse können auch thermisch initiiert oder beschleunigt werden.
Transparenz und Farbe
[0044] Erfindungsgemäße flüssige (fließfähige) Farbaufnahmeschichten oder -filme (Aufnahmeschichten)
können mehr oder weniger transparent sein und mehr oder weniger farbig.
[0045] Transparente und farblose, flüssige Aufnahmeschichten erlauben beliebige Eindringtiefen
applizierter, niedrigviskos flüssiger (dünnflüssiger) Druckmedien (Druckfarben). Der
darstellbare Farbraum durchscheinender Druckfarben kann aber durch die Farbe des Untergrundes
beschränkt sein.
[0046] Transparente und nicht weiß farbige, flüssige Aufnahmeschichten beschränken den darstellbaren
Farbraum durchscheinender Druckfarben auch in Abhängigkeit von der Eindringtiefe.
[0047] Intransparente und weiß farbige, flüssige Aufnahmeschichten führen zu einer Beschränkung
des darstellbaren Farbraumes, sofern die dünnflüssige Druckfarbe in die Aufnahmeschicht
eindringt.
[0048] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen,
transparente und farblose, flüssige Aufnahmeschichten auf weißen Untergründen zu verwenden
und intransparente und weiß farbige, flüssige Aufnahmeschichten auf nicht weißen Untergründen.
Beschichtungsverfahren
[0049] Flüssige (fließfähige) Farbaufnahmeschichten oder -filme (Aufnahmeschichten) können
in nichtzerstäubenden Beschichtungsverfahren (Tauchen, Walzen, Gießen, Fluten, Analoger
oder Digitaler Druck mit Druckform) oder in Spritzbeschichtungsverfahren (Spritzen
oder Sprühen, Druckluftspritzen, Airless- und Hochdruck-Spritzen, Elektrostatisches
Sprühen, Digitaler Druck ohne Druckform) aufgebracht werden.
[0050] Bei der vorliegenden Erfindung sind viele weitere Ausführungen denkbar, die sich
aus Kombinationen sämtlicher hier offenbarten Merkmale beliebig zusammensetzen lassen.
Dabei lassen sich insbesondere auch Merkmale der vorstehend konkret beschriebenen
vorteilhaften Ausgestaltungen der Erfindung in beliebiger Weise kombinieren, um weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung zu erzielen.
Ausführungsformen
[0051] Ergänzend bzw. zusätzlich zu den bereits erörterten vorteilhaften Ausgestaltungen
und Weiterbildungen wird die Erfindung nachfolgend anhand weiterer Ausführungsformen
beschrieben, welche bevorzugt sind, die Erfindung jedoch nicht auf die beschriebenen
Ausführungsformen einschränken.
Ausführungsform 1: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme (Aufnahmeschichten)
für den direkten Tintenstrahl- oder Tintendruck, in welche diesen Druckverfahren entsprechend
niedrigviskos flüssige (dünnflüssige) Druckmedien (Druckfarben) eingetragen werden
können und welche sich zu einem auf den Farbeintrag nachfolgenden Zeitpunkt (verzögert),
verfestigen oder verfestigen lassen.
Ausführungsform 2: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
1, die zumindest einen Initiator enthalten, der im Sinne einer definierten Farbverteilung
eine räumliche Fixierung (Immobilisierung) der zusammen mit den dünnflüssigen Druckfarben
in die zunächst ebenfalls flüssige Aufnahmeschicht eingetragenen Farbmittel (Farbstoffe
oder Pigmente) induziert.
Ausführungsform 3: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
2, in welchen der Initiator eine ausreichend schnelle Verminderung der Fließfähigkeit
der applizierten Druckfarbe induziert.
Ausführungsform 4: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
3, die zu einer teilweisen Polymerisation der applizierten Druckfarbe führen.
Ausführungsform 5: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
3, die zu einer vollständigen Polymerisation der applizierten Druckfarbe führen.
Ausführungsform 6: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
2, in welchen der Initiator eine Zusammenlagerung von Inhaltsstoffen der applizierten
Druckfarbe induziert.
Ausführungsform 7: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
6, im Rahmen derer eine Zusammenlagerung von die Farbmittel (Farbstoffe oder Pigmente)
umgebenden Inhaltstoffen induziert wird.
Ausführungsform 8: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
6, im Rahmen derer eine Zusammenlagerung der Farbmittel induziert wird.
Ausführungsform 9: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 6 bis 8, im Rahmen derer verminderte Löslichkeiten zu Zusammenlagerungen
führen.
Ausführungsform 10: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 2 bis 9, in denen der Initiator ein Polyanion ist.
Ausführungsform 11: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 2 bis 9, in denen der Initiator ein Polykation ist.
Ausführungsform 12: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 2 bis 9, in denen der Initiator eine monomere, oligomere oder
polymere Säure ist.
Ausführungsform 13: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
12, in denen die Säure eine mono- oder polyfunktionelle Carbonsäure ist.
Ausführungsform 14: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 2 bis 9, in denen der Initiator eine monomere, oligomere oder
polymere Base ist.
Ausführungsform 15: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 2 bis 9, in denen der Initiator ein mehrwertiges Salz ist.
Ausführungsform 16: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
1, die im Sinne einer definierten Farbverteilung eine räumliche Fixierung (Immobilisierung)
der zusammen mit den dünnflüssigen Druckfarben in die zunächst ebenfalls flüssige
Aufnahmeschicht eingetragenen Farbmittel (Farbstoffe oder Pigmente) gewährleisten.
Ausführungsform 17: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
16, deren Fließfähigkeit sich, ausgelöst durch zumindest einen Inhaltsstoff der applizierten
Druckfarbe, im Sinne einer definierten Farbverteilung ausreichend schnell vermindert.
Ausführungsform 18: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
17, die ausgelöst durch zumindest einen Inhaltstoff der applizierten Druckfarbe teilweise
polymerisieren.
Ausführungsform 19: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
17, die ausgelöst durch zumindest einen Inhaltstoff der applizierten Druckfarbe vollständig
polymerisieren.
Ausführungsform 20: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
16, die zumindest einen Stoff beinhalten, der sich, ausgelöst durch zumindest einen
Inhaltsstoff der applizierten Druckfarbe, im Sinne einer definierten Farbverteilung
zusammenlagert.
Ausführungsform 21: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
20, im Rahmen derer verminderte Löslichkeiten zu Zusammenlagerungen führen.
Ausführungsform 22: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 21, welche sich thermisch beschleunigt verfestigen oder
verfestigen lassen.
Ausführungsform 23: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 22, welche sich durch Trocknung mit anschließender Koaleszenz
verfestigen.
Ausführungsform 24: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
23, welche Dispersionsfarben sind.
Ausführungsform 25: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 22, welche sich spontan verfestigen.
Ausführungsform 26: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
25, welche Zwei- oder Mehrkomponentensysteme sind.
Ausführungsform 27: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 22, welche sich chemisch induziert verfestigen oder verfestigen
lassen.
Ausführungsform 28: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
27, die ausgelöst durch atmosphärischen Sauerstoff chemisch vernetzen.
Ausführungsform 29: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
28, welche lufttrocknende Alkydharzsysteme sind.
Ausführungsform 30: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
27, die ausgelöst durch Säuren chemisch vernetzen.
Ausführungsform 31: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
30, welche säurehärtende Einkomponentensysteme sind.
Ausführungsform 32: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
27, die ausgelöst durch Wasser chemisch vernetzen.
Ausführungsform 33: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme Ausführungsform 32,
welche Sol-Gel-Systeme sind.
Ausführungsform 34: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 22, welche sich photochemisch induziert verfestigen lassen.
Ausführungsform 35: Flüssige Farbaufnahmeschichten öder -filme nach Ausführungsform
34, die ausgelöst durch Elektronenstrahlen vernetzen.
Ausführungsform 36: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
34, die ausgelöst durch UV-Strahlen vernetzen.
Ausführungsform 37: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
34, die ausgelöst durch sichtbares Licht vernetzen.
Ausführungsform 38: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 37, die transparent und farblos sind.
Ausführungsform 39: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
38, wobei die Farbaufnahmeschicht ein Klarlack oder ein Klarlacksystem ist.
Ausführungsform 40: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 37, die intransparent und weiß farbig sind.
Ausführungsform 41: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 37, die metallische Pigmente enthalten.
Ausführungsform 42: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 37, die Effektpigmente enthalten.
Ausführungsform 43: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
42, in denen Effektpigmente Metalleffektpigmente sind.
Ausführungsform 44: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
42, in denen Effektpigmente Perlglanzpigmente oder Interferenzpigmente sind.
Ausführungsform 45: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 44, die Mattierungsmittel enthalten.
Ausführungsform 46: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
45, in denen Mattierungsmittel Pigmente sind.
Ausführungsform 47: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 46, die nach Verfestigung migrationsarm sind.
Ausführungsform 48: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach Ausführungsform
47, die nach Verfestigung Barriereeigenschaften aufweisen.
Ausführungsform 49: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 48, die in nichtzerstäubenden Beschichtungsverfahren (Tauchen,
Walzen, Gießen, Fluten, Analoger oder Digitaler Druck mit Druckform) aufgebracht werden.
Ausführungsform 50: Flüssige Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren
der Ausführungsformen 1 bis 48, die in Spritzbeschichtungsverfahren (Spritzen oder
Sprühen, Druckluftspritzen, Airless- und Hochdruck-Spritzen, Elektrostatisches Sprühen,
Digitaler Druck ohne Druckform) aufgebracht werden.
Ausführungsform A: Verfahren für den Tintenstrahl- oder Tintendruck, wobei das Verfahren
die folgenden Schritte aufweist:
- Aufbringen einer flüssigen (fließfähigen) Farbaufnahmeschicht oder eines -films (einer
Aufnahmeschicht), und insbesondere nach einer oder mehreren der vorangegangenen Ausführungsformen,
auf ein Substrat,
- Aufbringen, mittels direktem Tintenstrahl- oder Tintendruck, von flüssigen, insbesondere
dünnflüssigen, Druckmedien, insbesondere Druckfarben, auf oder in die flüssige Farbaufnahmeschicht,
oder auf oder in den flüssigen Farbaufnahmefilm,
- Verfestigung, insbesondere Härtung, der Farbaufnahmeschicht oder des Farbaufnahmefilms.
Ausführungsform B: Verfahren nach Ausführungsform A, dadurch gekennzeichnet, dass
vor der Verfestigung der Farbaufnahmeschicht oder des Farbaufnahmefilms eine Verminderung
der Fließfähigkeit, und insbesondere Immöbilisierung oder Fixierung, der mit den Druckmedien
eingetragenen Farbmittel erfolgt.
Ausführungsform C1: Zusammensetzung einer flüssigen Farbaufnahmeschicht oder eines
-films nach einer oder mehreren der Ausführungsformen 1 bis 48.
Ausführungsform C: Zusammensetzung zur Bildung flüssiger Farbaufnahmeschichten oder
-filme nach einer oder mehreren der Ausführungsformen 1 bis 48.
Ausführungsform D: Verwendung einer Zusammensetzung nach Ausführungsform C zur Bildung
flüssiger Farbaufnahmeschichten oder -filme nach einer oder mehreren der Ausführungsformen
1 bis 48.
Ausführungsform E: Verwendung einer Zusammensetzung zur Bildung flüssiger Farbaufnahmeschichten
oder -filme nach einer oder mehreren der Ausführungsformen 1 bis 48.
[0052] Obwohl die vorliegende Erfindung anhand der erläuterten vorteilhaften Ausgestaltungen
und Weiterbildungen, der vorstehend aufgeführten Ausführungsformen sowie der nachfolgend
beschriebenen Ausführungsbeispiele detailliert beschrieben ist, ist für den Fachmann
selbstverständlich, dass Abwandlungen oder Modifikationen durch unterschiedliche Kombination
einzelner Merkmale oder Weglassen einzelner Merkmale möglich sind, ohne den Schutzbereich
der beigefügten Ansprüche zu verlassen. Insbesondere soll der Schutzbereich der Ansprüche
nicht auf die erörterten vorteilhaften Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Ausführungsformen
beschränkt sein.
Beispiele
[0053] Ausführungsbeispiele der Erfindung, welche die Erfindung jedoch nicht auf die dargestellten
Beispiele einschränken, werden im Rahmen der folgenden Erörterung von beispielhaften
erfindungsgemäßen Aufnahmeschichten sowie deren Anwendung gezeigt. Die tabellarisch
wiedergegebenen Zusammensetzungen dieser beispielhaften erfindungsgemäßer Aufnahmeschichten
sowie die Schichten selber geben gleichzeitig - zusätzlich oder ergänzend zum Gegenstand
der nachgeordneten Ansprüche sowie sämtlicher vorstehend erörterten Gegenstände -
besonders bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung wieder.
[0054] Flüssige (fließfähige) Farbaufnahmeschichten oder -filme (Aufnahmeschichten) können
niedrigviskos oder dünnflüssig (< 8.000 mPa·s), mittelviskos oder dickflüssig (8.000
bis 20.000 mPa·s) oder hochviskos oder zähflüssig (> 20.000 mPa·s) sein.
[0055] Es hat sich gezeigt, dass niedrigviskos flüssige (dünnflüssige) Druckmedien (Druckfarben)
nicht in niedrigviskose Aufnahmeschichten ohne räumliche Fixierung eingetragen werden
können, ohne dass die Druckfarbe verläuft, zumindest nicht in solche mit Viskositäten
bis zu 3.000 mPa·s.
[0056] Alle in diesem Kapitel aufgeführten Beispiele betreffen niedrigviskose Aufnahmeschichten
mit Viskositäten bis 500 mPa·s. Die Aufnahmeschichten wurden innerhalb von 30 min
beziehungsweise innerhalb der Verarbeitbarkeitsdauer verwendeter Materialien (Topfzeit)
mit einem hochauflösenden Drucker des Typs EPSON Stylus® R2000 bebildert. Dabei sind
Druckfarben in für sich bekannter, bildgebender Weise auf die zuvor bereitgestellte
Aufnahmeschicht appliziert worden. Die so erhaltene Bebilderung war jeweils geeignet,
optische Qualitäten zu bewerten.
Fließfähige Aufnahmeschichten ohne gesondert induzierte räumliche Fixierung:
[0057] Alle in diesem Kapitel aufgeführten Beispiele wurden mit niedrigviskosen Tintendruckfarben
der Anmelderin Tritron GmbH, 35088 Battenberg, DE, ausgeführt, die keine Filmbildner
und als Farbmittel ausschließlich Pigmente enthalten und insofern nicht für die direkte
Gestaltung wenig oder nicht saugender Untergründe geeignet sind. Die Pigmente sind
so stabilisiert, dass sie ausgelöst durch einen geeigneten Initiator gemäß Europäischem
Patent 1 851 063 flockulierbar und damit in erfindungsgemäßen flüssigen Farbaufnahmefilmen
räumlich fixierbar sind. Die verwendeten, verschiedenfarbigen Tintendruckfarben können
unter der Versionsbezeichnung DOD-WOW-EP-CMYK-001-03 bezogen werden.
Spontan verfestigend - 2-Komponenten-Systeme:
[0058] 2-Komponenten-Systeme bestehen aus zumindest einem vernetzbaren Filmbildner (Basis)
und einem die Vernetzung auslösenden Filmbildner (Härter). Solche Systeme sind nicht
als Druckfarben für den Tintenstrahl- oder Tintendruck geeignet, weil sich diese spontan
verfestigen. 2-Komponenten-Systeme können aber zur Herstellung erfindungsgemäßer Aufnahmeschichten
dienen. Zu diesem Zweck wurden zwei Systeme der CMR® Coatings GmbH, Wilhelmstraße
8, 32602 Vlotho, DE, untersucht: CMR-413.W in Verbindung mit CMR-613.W sowie CMR-111
in Verbindung mit CMR-610. CMR-413.W und CMR-111 sind wässrige 2-Komponenten Klarlacke,
bestehend aus Polyurethan (wässrige PolyurethanDispersion). CMR-613.W bezeichnet eine
Isocyanat-Härterlösung für wässrige Systeme und CMR-610 ist ein 100% polyfunktioneller
Aziridin-Vernetzer für wässrige und lösungsmittelhaltige Systeme. CMR-413.W in Verbindung
mit CMR-613.W weist eine dynamische Anfangsviskosität von 13,9 mPa·s auf und CMR-111
in Verbindung mit CMR-610 eine dynamische Anfangsviskosität von 97,3 mPa·s.
[0059] Eine gesonderte Regulierung des Verlaufs der in diese fließfähigen Aufnahmeschichten
eingetragenen Druckfarben war nicht notwendig. Die Auftragung erfolgte jeweils mit
einem K-CONTROL-COATER® Rakelauftraggerät der ERICHSEN GmbH & Co., 58675 HEMER, DE,
ausgerüstet mit einem 24 µm Rakelstab.
[0060] Nach vollständiger Verfestigung hat sich jeweils ein auf PVC gut haftender, gut kratz-
und gut schmierfester Film mit gleichmäßigem Glanz gebildet. Die auf o.g. Aufnahmeschichten
applizierte Bebilderung ist charakterisiert durch homogene Farbflächen und gute Kantenschärfe.
CMR-111 in Verbindung mit CMR-610 bildet einen besonders elastischen Film.
Physikalisch-chemisch verfestigend - Sol-Gel-Prozess:
[0061] Der Sol-Gel-Prozess bezeichnet Verfahren zur Herstellung nichtmetallischer hybridpolymerer
Materialien aus kolloidalen Dispersionen. Solche Dispersionen sind als Druckfarben
für den Tintenstrahl- oder Tintendruck nur eingeschränkt geeignet, weil diese nicht
dauerhaft stabil sind, sie können aber zur Herstellung erfindungsgemäßer Aufnahmeschichten
dienen. Zu diesem Zweck wurden zwei Systeme WFP-LTX-Clear-011 und WFP-LTX-Clear-012
untersucht, deren Zusammensetzungen in Tabelle 1 und Tabelle 2 aufgeführt sind.
[0062] Sämtliche Zahlenwerte innerhalb der Tabellen verstehen sich dabei als Massen-% (Ma.-%),
bezogen auf die gesamte Masse der Aufnahmeschicht.
Tabelle 1: Zusammensetzung der Aufnahmeschicht WFP-LTX-Clear-011
Bestandteil |
Anteil [Ma.-%] |
Byk 345 |
0,50 |
Proxel GXL |
0,10 |
Wasser |
28,60 |
2-Pyrrolidon |
10,00 |
Surfynol 420 |
0,50 |
Dipropylengykolmonomethylether |
10,00 |
Lubaprint 205 |
5,00 |
Joncryl FLX 5100 |
40,00 |
2-Dimethylaminoethanol |
0,30 |
Xiameter OFS-6020 |
5,00 |
Tabelle 2: Zusammensetzung der Aufnahmeschicht WFP-LTX-Clear-012
Bestand teil |
Anteil [Ma.-%] |
Byk 345 |
0,50 |
Proxel GXL |
0,10 |
Wasser |
23,60 |
2-Pyrrolidon |
10,00 |
Surfynol 420 |
0,50 |
Dipropylengykolmonomethylether |
10,00 |
Lubaprint 205 |
5,00 |
Joncryl FLX 5100 |
30,00 |
2-Dimethylaminoethanol |
0,30 |
AQUATIX 8421 |
15,00 |
Xiameter OFS-6020 |
5,00 |
[0063] BYK-345® ist ein Silikontensid der Fa. BYK® für wässrige Lacke sowie Druckfarben
und Überdrucklacke. Proxel® GXL ist ein Breitspektrum-Biozid der Fa. Arch Chemicals®
und weist Wasser, Dipropylenglykol und 1,2-Benzisothiazolin-3-on auf. Surfynol® 420
ist ein ethoxyliertes Netzmittel und molekularer Entschäumer der Fa. Air Products®.
Lubaprint® 205 ist eine wässrige PE-Wachsdispersion der Fa. Münzing®, 78628 Rottweil,
DE. Joncryl® FLX 5100 ist eine RC (Rheology Controlled)-Acrylemulsion der Fa. BASF®.
AQUATIX® 8421 ist eine Rheologie-modifizierende Wachsemulsion der Fa. BYK® auf Basis
eines EVA-Copolymerwachses. Xiameter® OFS-6020 ist ein flüssiges Alkoxysilan der Fa.
DOW®.
[0064] WFP-LTX-Clear-011 weist eine dynamische Anfangsviskosität von 12,3 mPa·s auf und
WFP-LTX-Clear-012 eine dynamische Anfangsviskosität von 30,4 mPa·s.
[0065] Eine Regulierung des Verlaufs der in die fließfähigen Aufnahmeschichten gem. Tabellen
1 und 2 eingetragenen Druckfarben war nicht notwendig. Die Auftragung erfolgte jeweils
mit einem K-CONTROL-COATER® Rakelauftraggerät der ERICHSEN GmbH & Co. KG, 58675 HEMER,
DE, ausgerüstet mit einem 24 µm Rakelstab.
[0066] Nach vollständiger Verfestigung hat sich jeweils ein auf PVC gut haftender Film mit
gleichmäßigem Glanz gebildet. Die auf o.g. Aufnahmeschichten applizierte Bebilderung
zeichnet sich durch homogene Farbflächen und gute Kantenschärfe aus.
Fließfähige Aufnahmeschichten mit gesondert induzierter räumlicher Fixierung Chemisch
strahlungsinduziert verfestigend - kationische UV Härtung
[0067] Im Gegensatz zu radikalisch härtenden Druckfarben sind kationisch härtende Druckfarben
für den Tintenstrahl- oder Tintendruck nur bedingt geeignet, weil polymerbildende
Reaktionen, einmal ausgelöst, auch ohne weitere Strahlung im Dunkeln ablaufen können.
Einerseits gefährdet diese Eigenschaft kationisch härtender Druckfarben die Betriebszuverlässigkeit
entsprechender Tintenstrahl- oder Tintendrucksysteme. Andererseits unterliegen kationisch
härtende Druckfarben keiner Sauerstoffinhibierung und bieten ein vergleichsweise geringeres
Migrationspotential.
[0068] Für die Anfertigung erfindungsgemäßer Aufnahmeschichten wurden wiederum zwei Systeme
geprüft: NoriCure® UV-L 3 der Proell KG, 91781 Weissenburg, DE, und Fototex® 3D der
MacDermid Autotype Ltd., Grove Road, Wantage, OX12 7BZ, United Kingdom. NoriCure®
UV-L 3 hat eine Viskosität von 455 mPa·s und Fototex® 3D hat eine Viskosität von 275
mPa·s.
[0069] Beide Beispiele wurden mit niedrigviskosen Tintendruckfarben der Anmelderin Tritron
GmbH, 35088 Battenberg, DE, Versionsbezeichnung DOD-LTX-EPS-01-006, ausgeführt. Diese
Tintendruckfarben sind wässrige Polyurethan-Dispersionen, grundsätzlich für die Gestaltung
wenig oder nicht saugender Untergründe geeignet und gemäß
Europäischem Patent 1 851 063 in erfindungsgemäßen flüssigen Farbaufnahmefilmen räumlich fixierbar.
[0070] Der Verlauf der in diese fließfähigen Aufnahmeschichten eingetragenen Druckfarben
wurde durch Zugabe von Aconitsäure reguliert. Die Auftragung erfolgte im Siebdruck.
[0071] Nach abschließender UV-Härtung hat sich jeweils ein auf PVC gut haftender, sehr gut
kratz- und sehr gut schmierfester Film gebildet. Die auf o.g. Aufnahmeschichten applizierte
Bebilderung ist charakterisiert durch homogene Farbflächen und gute Kantenschärfe.
Fototex 3D bildet einen tiefziehfähigen Film.
1. Flüssige Farbaufnahmeschicht für den direkten Tintenstrahl- oder Tintendruck, in welche
flüssige Druckfarben eingetragen werden können und welche sich zu einem auf den Farbeintrag
nachfolgenden Zeitpunkt verfestigt oder verfestigen lässt,
dadurch gekennzeichnet, dass die Farbaufnahmeschicht zumindest einen Initiator enthält, der eine räumliche Fixierung
(Immobilisierung) von zusammen mit flüssigen Druckfarben in die flüssige Aufnahmeschicht
eingetragenen Farbmitteln, insbesondere Farbstoffe oder Pigmente, induziert.
2. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Initiator eine ausreichend schnelle Verminderung der Fließfähigkeit der eingetragenen
Druckfarbe induziert.
3. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Initiator eine teilweise oder vollständige Polymerisation der eingetragenen Druckfarbe
induziert.
4. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Initiator eine Zusammenlagerung von Inhaltsstoffen der eingetragenen Druckfarbe
induziert.
5. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Initiator eine Zusammenlagerung von die Farbmittel, insbesondere Farbstoffe oder
Pigmente, umgebenden Inhaltstoffen induziert.
6. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Initiator eine Zusammenlagerung der Farbmittel, insbesondere Farbstoffe oder
Pigmente, induziert.
7. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass verminderte Löslichkeiten zu Zusammenlagerungen von Inhaltsstoffen führen.
8. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass der Initiator ausgewählt ist aus der Gruppe, welche umfasst:
ein Polyanion,
ein Polykation,
eine monomere, oligomere oder polymere Säure,
eine mono- oder polyfunktionelle Carbonsäure,
eine monomere, oligomere oder polymere Base,
ein mehrwertiges Salz.
9. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbaufnahmeschicht thermisch beschleunigt verfestigbar ist.
10. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbaufnahmeschicht durch Trocknung mit anschließender Koaleszenz verfestigbar
ist.
11. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbaufnahmeschicht sich spontan verfestigt.
12. Flüssige Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbaufnahmeschicht chemisch induziert verfestigbar ist.
13. Zusammensetzung zur Bildung einer flüssigen Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche
1 bis 12.
14. Verwendung einer Zusammensetzung nach Anspruch 13 zur Bildung einer flüssigen Farbaufnahmeschicht
nach einem der Ansprüche 1 bis 12.
15. Verfahren für den Tintenstrahl- oder Tintendruck, wobei das Verfahren die folgenden
Schritte aufweist:
- Aufbringen einer flüssigen Farbaufnahmeschicht oder eines flüssigen Farbaufnahmefilms,
insbesondere einer flüssigen Farbaufnahmeschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
auf ein Substrat,
- Aufbringen, mittels direktem Tintenstrahl- oder Tintendruck, von flüssigen, insbesondere
dünnflüssigen, Druckmedien, insbesondere Druckfarben, auf oder in die flüssige Farbaufnahmeschicht,
oder auf oder in den flüssigen Farbaufnahmefilm,
- Verfestigung, insbesondere Härtung, der Farbaufnahmeschicht oder des Farbaufnahmefilms,
dadurch gekennzeichnet, dass vor der Verfestigung der Farbaufnahmeschicht oder des Farbaufnahmefilms eine Verminderung
der Fließfähigkeit, und insbesondere Immobilisierung oder Fixierung, der mit den Druckmedien
eingetragenen Farbmittel erfolgt.