[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kupplungshohlewelle eine Antriebs eines Schienenfahrzeuges
gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 oder des Anspruches 10 und ein Verfahren zu
ihrer Herstellung gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 7.
[0002] Aus der
DT 25 55 031 A1 ist ein Triebdrehgestell für ein Schienenfahrzeug bekannt, welches zwei Radsätze und
einen zwischen den Radsätzen angeordenten Antrieb aufweist. Der Antrieb umfasst einen
Elektromotor an den für jeden Radsatz ein separates Getriebe angeschlossen ist. Das
Getriebe überträgt die Antriebskräfte auf eine Lenkerkupplung, welche mit einem Rad
des Radsatzes verbunden ist. Diese Lenkerkupplung umfasst ein Getriebelager zum Anschluss
an das Getriebe, ein Radlager zur Anbringung des anzutreibenden Rades und eine zwischen
dem Getriebelager und dem Radlager vorgesehene Kupplungshohlwelle. Dabei ist eine
Achse des Radsatzes durch die hohle Lenkerkupplung hindurchgeführt, so dass der Antrieb
des Rades unabhängig von der Lage der Achse erfolgen kann.
[0003] Diese aus der
DT 25 55 031 A1 bekannte Lenkerkupplung, insbesondere die Kupplungshohlwelle, ist aus Gusseisen hergestellt
und vergleichsweise schwer. Eine aus Stahl gefertigte Kupplungshohlwelle wäre zwar
deutlich leichter, allerdings müsste diese aus einem Vollmaterial spanabhebend gefertigt
werden, was die Herstellungskosten drastisch erhöht. Auch hätte eine solche spanabhebend
gefertigte Lenkerkupplung eine niedrige Kerbschlagfestigkeit bei niedrigen Minus-Temperaturen,
sodass deren Einsatzgebiet beschränkt wäre.
[0004] Davon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Kupplungshohlwelle
der eingangs genannten Art zu schaffen, welche ein geringes Eigengewicht aufweist,
kostengünstig herstellbar ist und auch bei tiefen Temperaturen von zum Beispiel -30°C
und weniger noch zuverlässig einsetzbar ist.
[0005] Als technische Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß eine Kupplungshohlwelle
mit den Merkmalen des Anspruches 1 oder 10 und ein Verfahren zur Herstellung einer
Kupplungshohlwelle mit den Merkmalen des Anspruches 7 vorgeschlagen. Vorteilhafte
Weiterbildungen dieser Kupplungshohlwelle und dieses Verfahrens sind den jeweiligen
Unteransprüchen zu entnehmen.
[0006] Eine nach dieser technischen Lehre ausgebildete Kupplungshohlwelle und ein nach dieser
technischen Lehre ausgeführtes Verfahren haben den Vorteil, dass eine Kupplungshohlwelle
aus Stahl, insbesondere aus nichtrostendem austenitischen Stahl, vorzugsweise aus
S355, um ca. 30 % - 40 % leichter ist, als eine vergleichbare Kupplungshohlwelle aus
Gusseisen. Bedenkt man, dass an jedem Eisenbahnantrieb zwei oder mehrere solcher Kupplungshohlwellen
erforderlich sind, so entsteht eine hier nicht unerhebliche Gewichtsersparnis.
[0007] Die Fertigung der Kupplungshohlwelle im Drückwalzverfahren (auch Drücken oder Spinning
genannt) hat den Vorteil, dass durch die Kaltverfestigung des Stahles sowohl eine
höhere Kerbschlagzähikgkeit als auch eine höhere Zugfestigkeit des Materials bei tiefen
Temperaturen von bis zu -30° C erreicht wird. Somit ist die mit einer erfindungsgemäßen
Kupplungshohlwelle ausgestatte Lenkerkupplung auch bei tiefen Temperaturen zuverlässig
einsetzbar, ohne dass Beschädigungen zu befürchten sind.
[0008] Ein weiterer Vorteil einer aus Stahl im Drückwalzverfahren gefertigten Kupplungshohlwelle
besteht darin, dass die Hohlwelle zylindrisch ausgeführt ist, während die aus dem
Stand der Technik bekannte gusseiserne Kupplungshohlwelle wegen der besseren Entformbarkeit
nach dem Gießen leich konisch ausgebildet sind. Hierdurch können die angreifenden
Kräfte gleichmäßig übertragen werden und der erforderliche Platzbedarf wird geringer
im Vergleich zu einer Kupplungshohlwelle aus Gusseisen.
[0009] In einer vorteilhaften Weiterbildung ist entweder der Außendurchmesser des Radflansches
oder der Außendurchmesser des Getriebeflansches kleiner als der Außendurchmesser der
Hohlwelle. Dies hat den Vorteil, dass eine Vorform der Kupplungshohlwelle auf einen
Dorn aufgespannt und dass das Drückwalzwerkzeug über den kleineren Radflansch bzw.
den kleineren Getriebeflansch hinweg an die Außenseite der Hohlwelle herangeführt
werden kann. Hierdurch werden Ansatzpunkte und damit unerwünschte Materialsprünge
vermieden.
[0010] In einer anderen, bevorzugten Weiterbildung ist entweder der Innendurchmesser des
Radflansches oder der Innendurchmesser des Getriebeflansches kleiner als der Innendurchmesser
der Hohlwelle. Dies hat den Vorteil, dass die Vorform auf einen Dorn aufgesetzt werden
kann und im Bereich dieser Durchmesservergrößerung quasi einen Anschlag findet, sodass
die Vorform während des Drückwalzverfahrens formschlüssig auf dem Dorn gehalten wird.
Hierdurch wird ein Verrutschen der Vorform während des Drückwalzverfahrens zuverlässig
vermieden.
[0011] Weitere Vorteile der erfindungsgemäßen Kupplungshohlwelle und des erfindungsgemäßen
Verfahrens ergeben sich aus der beigefügten Zeichnung und den nachstehend beschriebenen
Ausführungsformen. Ebenso können die vorstehend genannten und die noch weiter ausgeführten
Merkmale erfindungsgemäß jeweils einzeln oder in beliebigen Kombinationen miteinander
verwendet werden. Die erwähnten Ausführungsformen sind nicht als abschließende Aufzählung
zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften Charakter. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht einer Lenkerkupplung mit einer erfindungsgemäßen Kupplungshohlwelle
und daran angebrachten elastischen Sphärenlagern;
- Fig. 2
- eine geschnitten dargestellte Seitenansicht einer Vorform einer erfindungsgemäßen
Kupplungshohlwelle gemäß Fig. 1;
- Fig. 2a
- eine Detailvergrößerung der Vorform der Kupplungshohlwelle gemäß Fig. 2, entsprechend
Linie IIa in Fig. 2;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens der Kupplungshohlwelle
gemäß Fig. 1 in einer geschnitten dargestellten Seitenansicht;
- Fig. 4
- eine geschnitten dargestellte Seitenansicht der Kupplungshohlwelle gemäß Fig. 1;
- Fig. 4a
- eine Detailvergrößerung der Kupplungshohlwelle gemäß Fig. 4, entsprechend Linie IVa
in Fig. 4.
[0012] In Fig. 1 ist ein Beispiel einer Lenkerkupplung mit einer erfindungsgemäßen Kupplungshohlwelle
und daran angebrachten Sphärolagern zum Anschluss eines Getriebes bzw. eines Rades
dargestellt. Die Kupplungshohlwelle umfasst eine Hohlwelle 10 an deren einem Stirnende
ein Radflansch 12 und an deren gegenüberliegenden Stirnende ein Getriebeflansch 14
angeformt ist, wobei sowohl an dem Radflansch 12 als auch an dem Getriebeflansch 14
jeweils mehrere elastische Sphärolager 16 montiert sind, an dem ein hier näher nicht
dargestelltes Getriebe bzw. ein hier nicht näher dargestelltes Rad angebracht werden
kann. Derartige Lenkerkupplungen werden vorzugsweise bei Antriebssystemen für Schienenfahrzeuge
eingesetzt, wobei eine hier nicht dargestellte Radachse durch die Lenkerkuplung hindurchgeführt
ist.
[0013] Figs. 2 und 2a zeigen eine aus austhenitischem Stahl (EN 188), vorzugsweise Stahl
S355 gefertigte Vorform 18, welche einen Radflansch 12 und einen Getriebeflansch 14,
sowie ein Vorelement 20 umfasst. Dabei sind sowohl der Radflansch 12, als auch der
Getriebe-flansch 14 fertig bearbeitet, während das Vorelement 20 etwa nur halb so
lang ausgeführt ist, wie die fertige Hohlwelle. Diese Vorform 18 wird wie bei Rohren
üblich gefertigt, wobei hier nicht näher dargestellte Kontakt-flächen des Radflansches
12 und/oder des Getriebeflansches 14 passge-nau in an sich bekannter Weise, insbesondere
spanabhebend, bearbeitet sind.
[0014] Wie insbes. Fig. 3 zu entnehmen ist, ist das Vorelement 20 zylindrisch ausgeführt
und wird im Drückwalzverfahren weiter bearbeitet. Dabei wird das Vorelement 20 so
auseinandergedrückt, dass die Wandung des Vorelementes 20 auf etwa die Hälfte reduziert
wird, wobei sich die Länge des Vorelementes 20 in etwa verdoppelt. Sobald das gesamte
Vorelement 20 im Drückwalzverfahren bearbeitet ist, insbesondere sobald das Vorelement
20 seine endgültige Länge erreicht hat, ist aus dem Vorelement 20 eine fertige Hohlwelle
10 entstanden. Es versteht sich, dass auch die Hohlwelle 10 zylindrisch ausgebildet
ist, wie insbesondere Figs. 4 und 4a zu entnehmen ist.
[0015] Das Verfahren zum Verformen des Vorelementes 20 hin zur endgültigen Hohlwelle 10
wird nachfolgend detailliert beschrieben:
Zunächst wird die vorbereitete Vorform 18 auf einen Dorn 22 gezogen, wobei der Dorn
22 eine umlaufende Schulter 24 aufweist. Mit dieser Schulter 24 kommt der Dorn 22
im Inneren der Vorform 18 am Getriebeflansch 14 zur Anlage. Anschließend wird die
Vorform 18 zusammen mit dem Dorn 22 in ein Spannbackenfutter 26 eingespannt. Danach
wird nahe am Spannbackenfutter 26 eine Drückwalzvorrichtung umfassend drei äquidistant
angeordnete Drückwalzrollen 28 derart nah an die Vorform 18 herangefahren, dass der
radiale Abstand von den Drückwalzrollen 28 zur Innenseite der Vorform etwa der Wandstärke
der endgültigen Hohlwelle 10 entspricht. Um ihre eigen Achse rotierend drücken die
Drückwalzrollen 28 auf die Wandung des Vorelementes 20, während das Spannbackenfutter
26 gegenläufig ebenfalls rotiert und den Dorn 22 und die gesamte Vorfom 18 beständig
dreht.
[0016] Währenddessen werden die Drückwalzrollen 28 axial entlang des Vorelemen-tes 20 vorangetrieben
und drücken das Vorelement 20 derart in die Länge, dass am Ende des Drückwalzprozesses
die Hohlwelle 10 etwa doppelt so lang ist wie das Vorelement 20. Die derart gelängte
Kupplungshohlwelle kann dann ohne weitere Nachbearbeitung in den Antrieb des Schienenfahrzeuges
eingebaut werden.
[0017] Die durch dieses Drückwalzverfahren erreichte Verfestigung der Hohlwelle 10 führt
zu einer hohen Kerbschlagfestigkeit des Materials, insbesondere bei tiefen Temperaturen
bis -30° C oder tiefer, sodass ein entsprechend ausgestatteter Schienenantrieb auch
bei tiefen Temperaturen eingesetzt werden kann, ohne Schaden zu nehmen.
[0018] Durch die Kaltverformung der Hohlwelle während des Druckwalzverfahrens wird gleichzeitig
auch eine Verfestigung des Stahls erreicht, sodass dieser Stahl höhere Kräfte aufnehmen
kann. Hierdurch ist es möglich, die Kupplungshohlwelle dünnwandiger als vergleichbare
Gusseisenkupplungshohlwellen auszuführen, was zu einer Gewichtsersparnis von 30 bis
40 % führt.
1. Kupplungshohlwelle eines Antriebes eines Schienenfahrzeuges, umfassend einen Radflansch
(12), einen Getriebeflansch (14) und eine zwischen dem Radflansch (12) und dem Getriebeflansch
(14) angeordnete Hohlwelle (10),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hohlwelle (10) aus Stahl, insbesondere aus einem austhenitischem Stahl, gefertigt
ist, wobei die Hohlwelle (10) im Drückwalzverfahren bearbeitet wurde.
2. Kupplungshohlwelle nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hohlwelle (10) zylindrisch ausgeführt ist.
3. Kupplungshohlwelle nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Außendurchmesser des Radflansches (12) oder der Außendurchmesser des Getriebeflansches
(14) kleiner ist, als der Außendurchmesser der Hohlwelle (10).
4. Kupplungshohlwelle nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Innendurchmesser des Radflansches (12) oder der Innendurchmesser des Getriebeflansches
(14) kleiner ist, als der Innendurchmesser der Hohlwelle (10).
5. Kupplungshohlwelle nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass am Radflansch (12) oder am Getriebeflansch (14) ein Übergang zur größeren Hohlwelle
(10) vorgesehen ist, wobei der Übergang nahtlos in die Hohlwelle (10) übergeht.
6. Kupplungshohlwelle nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Übergang als Kreisbogensegment mit einem Radius von 0,05 bis 0,2 des Innendurchmessers
des Radflansches (12) bzw. des Getriebeflansches (14) aufweist.
7. Verfahren zur Herstellung einer Kupplungshohlwelle eines Antriebs eines Schienenfahrzeuges,
insbesondere nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass aus Stahl zunächst eine Vorform (18) einer Kupplungshohlwelle umfassend einen Radflansch
(12) zur Anbringung eines Radlagers an der Kupplungshohlwelle, ein Getriebeflansch
(14) zur Anbringung eines Getriebelagers an der Kupplungshohlewelle und eine zwischen
dem Radflansch (12) und dem Getriebeflansch (14) angeordnetes Vorelement (20) gefertigt
wird und wobei das Vorelement (20) kürzer, dafür aber mit einer dickeren Wandung als
die endgültige Hohlwelle (10) ausgeführt wird, und dass dann das Vorelement (20) im
Drückwalzverfahren in die endgültige Hohlwelle (10) überführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Vorelement (20) im Drückwalzverfahren um Faktor 1,5 bis 2,5, vorzugsweise um
Faktor 2, gelängt wird.
9. Verfahren nach Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Radflansch (12) und/oder der Getriebeflansch (14) bereits die endgültige Form
aufweisen.
10. Kupplungshohlwelle, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kupplungshohlwelle nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 bis 9 hergestellt
ist.