[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung der Orientierung wenigstens einer
Faserstruktur, insbesondere einer Faserstruktur in einem Faserverbundwerkstoff, wobei
die Faserstruktur mittels optischer Messung identifiziert wird, indem wenigstens ein
mehrere Pixel aufweisendes Bild der Faserstruktur mit einem optischen Aufnahmegerät
aus einer Aufnahmeposition erfasst wird, wobei den Pixeln Intensitätsdaten zugeordnet
werden, ein Strukturtensor wenigstens eines Pixels aus den pixelbasierten Intensitätsdaten
bestimmt wird und die Orientierung der Faserstruktur auf Basis des Strukturtensors
bestimmt wird.
[0002] Ferner betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Ermittlung der Orientierung wenigstens
einer Faserstruktur, insbesondere einer Faserstruktur in einem Faserverbundwerkstoff,
mit mindestens einem optischen Aufnahmegerät, mit mindestens einem Beleuchtungssystem,
mit mindestens einem beweglichen Bauteil zur Ausrichtung des optischen Aufnahmegeräts
in interessierende Raumrichtungen und mit mindestens einer Auswerteeinheit, wobei
das optische Aufnahmegerät an dem beweglichen Bauteil befestigt ist.
[0003] In der Industrie gewinnen Leichtbauwerkstoffe immer mehr an Bedeutung. Besonders
gefragt sind Faserverbundwerkstoffe wie beispielsweise carbonfaserverstärkte Kunststoffbauteile,
die durch hohe Festigkeit und Steifigkeit ausgezeichnet sind, die aber gleichzeitig
nur etwa die Hälfte von vergleichbaren Stahlkonstruktionen wiegen. Die Fertigung eines
solchen Werkstoffs gliedert sich dabei in den lagenweisen Aufbau von Gewebe- und Geflechtstrukturen
von Kohlefasern, die dann in einen Kunststoffharz eingebettet werden. Die Festigkeit
und die Steifigkeit eines solchen Materials sind entlang der Faserrichtung deutlich
höher als quer zur Faserrichtung. Daher geschieht der Aufbau eines Faserverbundwerkstoffes
lagenweise, um einzelne Faserorientierungen in verschiedenen Richtungen zu verlegen.
Die optimale Festigkeit und Steifigkeit kann vor der Fertigung simulativ ermittelt
werden.
[0004] Ein großer Nachteil der faserverstärkten Kunststoffbauteile sind die hohen Fertigungskosten,
die zum großen Teil dadurch entstehen, dass viele Schritte im Herstellungsprozess
manueller Natur sind.
[0005] So ist es im Stand der Technik, beispielsweise in der Automobilindustrie, auch bisweilen
üblich, dass die Endkontrolle eines fertigen Bauteils manuell durch einen Mitarbeiter
durchgeführt wird. Dieser kontrolliert das Bauteil auf Fehlstellen oder ungewünschte
Anomalien, die Orientierung von Faserstrukturen des Bauteils kann so nicht gut überprüft
werden. Eine gleichbleibende Qualität der Endkontrolle kann so nur schlecht gewährleistet
werden.
[0006] Der Anmelderin ist aus der Praxis ein System bekannt, das es ermöglicht, mittels
optischer Messung die Orientierung einer flächig erstreckten, also im Wesentlichen
zweidimensionalen Faserstruktur zu ermitteln. Das System umfasst dabei ein gekapseltes
Gehäuse, ein optisches Aufnahmegerät sowie ein Beleuchtungssystem zur diffusen Ausleuchtung.
Mittels computergestützter Analysealgorithmen können aus aufgenommenen Bildern der
Faserstruktur eines im Wesentlichen zweidimensionalen Bauteils die Faserorientierungen
in dem aufgenommenen Bereich bestimmt werden. Somit ist es möglich, reproduzierbare
Aussagen über die Beschaffenheit der Faserorientierungen zu treffen. Das aus dem Stand
der Technik bekannte System und Analyseverfahren weist jedoch den Nachteil auf, dass
auch diese Art der Qualitätskontrolle größtenteils nur manuell durchgeführt werden
kann. Zudem kann ein Bauteil nur punktuell und zweidimensional untersucht werden.
Werden maßgebliche Bereiche bei der Untersuchung nicht berücksichtigt, können Fehlstellen
unbemerkt weiterverarbeitet werden und das Bauteil unter Umständen unbrauchbar bzw.
anfällig gegenüber Belastungen machen.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zur Ermittlung der Orientierung einer Faserstruktur, insbesondere einer Faserstruktur
in einem Verbundwerkstoff, anzugeben, bei dem gewährleistet wird, dass ein dreidimensionales
Objekt, das eine Faserstruktur aufweist, möglichst umfassend auf die Beschaffenheit
der Faserorientierung untersucht wird.
[0008] Die zuvor hergeleitete Aufgabe ist bei dem zuvor aufgezeigten Verfahren dadurch gelöst,
dass die Aufnahmeposition des optischen Aufnahmegeräts zu einem dreidimensionalen
Objekt erfasst wird, wobei die Oberfläche des dreidimensionalen Objekts die Faserstruktur
aufweist, dass aus der Aufnahmeposition ein Bild der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts erfasst wird, dass die Orientierung der Faserstruktur in dem Bild ermittelt
wird, dass ein dreidimensionales Gittermodell mit Gittermaschen aus Solldaten der
Oberfläche des dreidimensionalen Objekts erfasst wird, dass das Bild aus der Perspektive
der Aufnahmeposition in eine Projektion auf den entsprechenden Bereich des dreidimensionalen
Modells transformiert wird und dass die ermittelte Orientierung der Faserstruktur
in dem Bild auf die korrespondierende Gittermasche übertragen wird und damit die räumliche
Orientierung der Faserstruktur auf der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts ermittelt
wird.
[0009] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Orientierung einer Faserstruktur folglich
für das gesamte dreidimensionale Objekt erfasst und entsprechend der vorher bestimmten
oder bekannten Geometrie des Objektes räumlich bestimmt. Die ermittelten räumlichen
Orientierungsdaten können dann auch dargestellt werden. Dabei entsteht eine dreidimensionale
Darstellung, die zuvor aus zweidimensionalen Orientierungsinformationen gewonnen wurde.
Die Orientierung der Faserstruktur kann auch erst im Anschluss an die Übertragung
der Aufnahmen auf die Gittermaschen des dreidimensionalen Gittermodells berechnet
werden. Die Strukturtensorbestimmung eines Pixels aus den pixelbasierten Intensitätsdaten
ist an sich bekannt. Die Strukturtensorbestimmung für ein Pixel kann sich auf die
Pixel in seiner unmittelbaren Umgebung beziehen, das heißt auf direkt benachbarte
Pixel. Für einen geringeren Rechenaufwand kann aber auch ein größerer Abstand zu Referenzpixeln
gewählt werden.
[0010] Wenn davon die Rede ist, dass ein dreidimensionales Gittermodell mit Gittermaschen
aus Solldaten der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts erfasst wird, dann ist
damit gemeint, dass die Solldaten die geplante, ideale Geometrie der Objektoberfläche
darstellen. Es kann sich hier um konstruktive Daten, beispielsweise um CAD-Daten handeln,
die im vorangehenden Fertigungsprozess für das dreidimensionale Objekt verwendet worden
sind.
[0011] Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, dass durch die Ermittlung und ggf.
Darstellung der Orientierung der Faserstruktur mittels eines dreidimensionalen Modells
des untersuchten Objekts Fehlstellen effizient erkannt werden können. Ebenfalls ist
der gesamte, globale Verlauf der Orientierung der verteilten Faserstrukturen gut nachvollziehbar.
[0012] Gemäß einer Ausgestaltung des Verfahrens wird die Orientierung der Faserstruktur
für eine Umgebung größer einem Pixel durch Integration über die ermittelten Orientierungen
der Faserstruktur in dieser Umgebung mit einer Gewichtung der relativen Stärke ihrer
Faserorientierung und/oder Texturkohärenz berechnet. Somit kann eine mittlere Orientierung
der Faserstruktur in einer Umgebung bestimmt werden. Die Gewichtung der Einzelorientierungen
wird vorzugsweise nahe des Zentrums der berücksichtigten Umgebung größer gewählt als
für Faserorientierungen im Randbereich der Umgebung.
[0013] Abweichungen von einer Soll-Vorgabe der Orientierung der Faserstrukturin einer Umgebung
von Pixeln bei der Integration auf Basis ihrer abweichenden Faserorientierung und/oder
Texturkohärenz können in einer weiteren Ausgestaltung erkannt werden und als Fehler
und/oder Merkmale in der Faserstruktur entsprechend der Art der Abweichung klassifiziert
und/oder in der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts eine Kennzeichnung und/oder
ein Signal betreffend Ort und/oder Beschaffenheit der Abweichung ausgegeben werden.
Dadurch werden auch etwaige durch die Apparatur verursachte Fehler, weitestgehend
vermieden.
[0014] Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass die ermittelte Orientierung
der Faserstruktur in dem Bild vektorbasiert dargestellt wird. Die Daten der Orientierung
können zudem unabhängig von den aufgenommenen Bildern der Faserstruktur das Bild als
Vektordarstellung überlagern.
[0015] Eine andere Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass die ermittelte Orientierung
der Faserstruktur in dem Bild durch grafische Kenntlichmachung dargestellt wird. Dabei
können für unterschiedliche Orientierungen, das heißt für unterschiedliche Winkel
der Faserausrichtungen, beispielsweise unterschiedliche Farbkodierungen verwendet
werden, sodass ein (Farb-)Kontrast zwischen verschiedenen Orientierungen hergestellt
wird.
[0016] Darüber hinaus ist in einer Ausgestaltung des Verfahrens vorgesehen, dass eine Kombination
aus grafischer Kenntlichmachung und vektorieller Darstellung für die Darstellung der
Orientierung verwendet wird. So kann die vektorbasierte Darstellung die grafische
Kenntlichmachung überlagern. Dem Benutzer steht dafür eine grafische Oberfläche an
einer Auswerteeinheit zur Verfügung. Da die Orientierungsdaten nicht lediglich als
Bilddateien, sondern in Form von Rohdaten, also vektorieller Notation vorliegen, können
beliebige Ansichten des dreidimensionalen Modells und der Orientierung gewählt werden.
Aufgrund der Eigenschaften der linearen Algebra können die Ansichten beliebig skaliert,
vergrößert und verkleinert werden. Ebenso sind einzelne Abschnitte der gesamten Geometrie
bzw. der ermittelten Orientierung einsehbar. Es ist ebenfalls denkbar, dass eine Ansicht
der zuvor - beispielsweise durch Simulation - als ideal bestimmten Orientierung darstellbar
ist. Einzelne Ansichten können entsprechend überlagert werden.
[0017] In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird die Abweichung zwischen einer
Soll-Orientierung der Faserstruktur und der ermittelten Orientierung der Faserstruktur
bestimmt. Dadurch kann ein Vergleich der gewünschten, idealen Orientierung mit der
tatsächlich realisierten oder realisierbaren Orientierung der Faserstruktur gezogen
werden. Ebenfalls sind statistische Auswertungen denkbar, um beispielsweise einen
prozentualen Anteil der Übereinstimmung bzw. Abweichungen zu erhalten.
[0018] Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass bei einer zu großen Abweichung zwischen
der ermittelten Orientierung der Faserstruktur und der Soll-Orientierung der Faserstruktur
in der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts eine Kennzeichnung und/oder ein Signal
betreffend Ort und/oder Beschaffenheit der Abweichung ausgegeben wird. Als Signal
können Warnmeldungen über zu große Abweichungen oder ähnliches in Betracht gezogen
werden. Die Kennzeichnung kann als farbliche Darstellung der Abweichung realisiert
werden. Besonders anschaulich ist dieser Vergleich bei der Überlagerung der Soll-Orientierung
mit der ermittelten Orientierung der Faserstruktur, wobei die Unstimmigkeiten optisch
kenntlich gemacht werden.
[0019] Das Verfahren lässt sich weiterentwickeln, indem beispielsweise in einem laufenden
Produktionsprozess darüber entschieden wird, ob ein gefertigtes Bauteil Ausschuss
ist oder nicht. Mit den ermittelten Abweichungsinformationen ist dann sogar die Möglichkeit
gegeben, auf den Produktionsprozess des gefertigten Bauteils so Einfluss zu nehmen,
dass die Abweichungen reduziert oder ganz vermieden werden.
[0020] In einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass die Geometrie
der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts zusätzlich durch Messung erfasst wird,
insbesondere mittels Lichtschnittverfahren oder Triangulation. Dadurch ist ein Vergleich
zwischen der tatsächlichen Geometrie und der Soll-Geometrie des dreidimensionalen
Objekts möglich.
[0021] Eine bevorzugte Ausgestaltung des Verfahrens sieht daher vor, dass die Abweichung
der messtechnisch erfassten Geometrie der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts
von dem dreidimensionalen Gittermodell mit Gittermaschen aus Solldaten der Oberfläche
des dreidimensionalen Objekts ermittelt wird. Auch bei dieser Ausgestaltung ist es
denkbar, statistische Auswertungen vorzunehmen, um einen Übereinstimmungsgrad zwischen
Soll-Geometrie und tatsächlicher Geometrie zu ermitteln.
[0022] In einer weiteren bevorzugten•Ausgestaltung des Verfahrens wird bei einer zu großen
Abweichung der messtechnisch erfassten Geometrie der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts von dem dreidimensionalen Gittermodell mit Gittermaschen aus Solldaten der
Oberfläche des dreidimensionalen Objekts ein Signal betreffend Ort und/oder Beschaffenheit
der Abweichung ausgegeben. Wie bereits bei der Bestimmung der Abweichung der Orientierungsdaten
können auch große Abweichungen der Geometriedaten durch beispielsweise Warnhinweise
bekannt gemacht werden. Ebenfalls können die entsprechenden Unterschiede farblich
dargestellt werden, beispielsweise bei einer Überlagerung der Soll-Geometrie mit der
tatsächlichen, messtechnisch erfassten Geometrie.
[0023] Eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass das Gittermodell
mit Gittermaschen aus den Solldaten der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts bei
Abweichungen von der messtechnisch erfassten Geometrie der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts an die messtechnisch erfasste Geometrie der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts angepasst wird. Anders als bei der Erfassung der Orientierungen der Faserstruktur
ist es sinnvoll die Geometrie des dreidimensionalen Objekts anzupassen. Für die tatsächliche
Geometrie - sollte diese sehr von der idealen bzw. der Soll-Geometrie abweichen -
kann in einem weiteren Schritt eine weitere Simulation oder andere Analyse der idealen
Faserorientierung berechnet werden. Diese kann dann wiederrum mit den ermittelten
Daten der Faserorientierung verglichen werden.
[0024] In einer letzten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die für eine
Umgebung ermittelte Orientierung der Faserstruktur um eine dritte Dimension zu einer
dreidimensionalen lokalen Orientierung mit einer Raumkoordinate ergänzt, die sich
erst nach Projektion der ermittelten Orientierung der Faserstruktur auf das dreidimensionale
Gittermodell mit Gittermaschen für die betrachtete Umgebung ergibt. Durch Überlagerung
der zweidimensionalen Aufnahme mit dem dreidimensionalen Objekt kann die Orientierung
ebenfalls dreidimensional dargestellt werden.
[0025] Weiterhin wird die zuvor hergeleitete und aufgezeigte Aufgabe gemäß einer weiteren
Lehre der Erfindung bei einer eingangs genannten Vorrichtung zur Ermittlung der Orientierung
wenigstens einer Faserstruktur gelöst mit einer Vorrichtung mit mindestens einem optischen
Aufnahmegerät, mit mindestens einem Beleuchtungssystem, mit mindestens einem beweglichen
Bauteil zur Ausrichtung des optischen Aufnahmegeräts in interessierende Raumrichtungen
und mit mindestens einer Auswerteeinheit, wobei das optische Aufnahmegerät an dem
beweglichen Bauteil befestigt ist und wobei das optische Aufnahmegerät und/oder das
Beleuchtungssystem und/oder das bewegliche Bauteil und/oder die Auswerteeinheit zur
Umsetzung des oben geschilderten Verfahrens nach wenigstens einer der zuvor genannten
Ausgestaltungen ausgestaltet. Das optische Aufnahmegerät kann beispielsweise eine
Kamera sein. Diese kann außerdem einen Autofokus aufweisen, ist aber nicht auf diese
Ausgestaltung begrenzt. Bei dem beweglichen Bauteil handelt es sich vorzugsweise um
einen Roboterarm, der es ermöglicht, das System aus Kamera und Beleuchtungssystem
in verschiedene Aufnahmepositionen zu überführen. Wenn von einem System aus Kamera
und Beleuchtungssystem die Rede ist, dann muss das Beleuchtungssystem nicht zwangsläufig
mit der Kamera verbunden sein. Die Beleuchtung kann beispielsweise auch von einem
bestimmten Punkt, oder ebenfalls variabel, aber unabhängig von dem optischen Aufnahmegerät
bewegt werden. Ein Roboterarm ist ebenfalls nicht zwingend notwendig. Das optische
Aufnahmegerät kann ebenfalls an einem Punkt fixiert sein, oder steckbar für verschiedene
Positionen ausgebildet sein. Die Möglichkeiten, ein optisches Aufnahmegerät über ein
dreidimensionales Objekt hinweg zu bewegen, sind sehr vielfältig und sollen mit den
beschriebenen Ausgestaltungen nicht erschöpft sein. Die Anordnung im Raum, das heißt
die exakte Position des beweglichen Bauteils und des optischen Aufnahmegerätes relativ
zu dem dreidimensionalen Objekt, muss bekannt sein. Dafür kann beispielsweise ein
Tracking System verwendet werden. Denkbar sind kamerabasierte Trackingsysteme, Lasertracker,
Lasertracer oder auch Indoor-GPS.
[0026] Im Einzelnen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, das erfindungsgemäße Verfahren
und die entsprechende erfindungsgemäße Vorrichtung zur Ermittlung wenigstens einer
Faserstruktur auszugestalten und weiterzubilden. Dazu wird verwiesen einerseits auf
die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Patentansprüche bzw. den Patentanspruch 14,
andererseits auf die folgende Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung
mit der Zeichnung. In den Zeichnungen zeigen
- Fig. 1
- einen schematischen, die Zusammenhänge verdeutlichenden Ablauf eines Verfahrens zur
Ermittlung der Orientierung wenigstens einer Faserstruktur,
- Fig. 2
- einen erweiterten schematischen, die Zusammenhänge verdeutlichenden Ablauf eines Verfahrens
zur Ermittlung wenigstens einer Faserstruktur, basierend auf Fig. 1,
- Fig. 3
- einen erweiterten schematischen, die Zusammenhänge verdeutlichenden Ablauf eines Verfahrens
zur Ermittlung wenigstens einer Faserstruktur, basierend auf Fig. 2,
- Fig. 4
- einen erweiterten schematischen, die Zusammenhänge verdeutlichenden Ablauf eines Verfahrens
zur Ermittlung wenigstens einer Faserstruktur, basierend auf Fig. 3,
- Fig. 5
- einen erweiterten schematischen, die Zusammenhänge verdeutlichenden Ablauf eines Verfahrens
zur Ermittlung wenigstens einer Faserstruktur, basierend auf Fig. 4,
- Fig. 6
- einen erweiterten schematischen, die Zusammenhänge verdeutlichenden Ablauf eines Verfahrens
zur Ermittlung wenigstens einer Faserstruktur, basierend auf Fig. 5 und
- Fig. 7
- ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Ermittlung der Orientierung
der Faserstruktur.
[0027] Die Fig. 1 beschreibt den Ablauf eines Verfahrens zur Ermittlung der Orientierung
von Faserstrukturen. Im einem ersten Schritt ist es notwendig, dass ein Bild der zu
untersuchenden Faserstruktur bzw. der Struktur des zu untersuchenden Faserverbundwerkstoffs
aufgenommen wird 1. Anhand der Pixel des digitalen Bilds können bildanalytische Verfahrensschritte
eingeleitet werden. Zunächst werden den Pixeln Intensitätsdaten zugeordnet 2. Bei
der Untersuchung von Faserverbundwerkstoffen bietet sich eine Untersuchung der Graustufenintensität
an. Für die jeweiligen Pixel werden in Schritt 3 Strukturtensoren aus den pixelbasierten
Intensitätsdaten der unmittelbaren Umgebung bestimmt; eine solche Strukturtensorbestimmung
für Pixel eines Bildes ist an sich bekannt. Auf Basis des Strukturtensors wird die
Orientierung der Faserstruktur im erfassten Bild in Schritt 4 errechnet.
[0028] Um eine qualifizierte Aussage über die errechnete Orientierung machen zu können,
ist es erforderlich, dass die räumliche Position des optischen Aufnahmegerätes 21
eindeutig bestimmt ist. Insbesondere muss die Position des optischen Aufnahmegerätes
relativ zum sich in alle Raumrichtungen erstreckenden Faserverbundwerkstoff vor Aufnahme
des Bildes bestimmt werden 5.
[0029] Ziel des Verfahrens ist es, die Faserstruktur und vor allem die Orientierung der
Faserstruktur im räumlich erstreckten Werkstoff des dreidimensionalen Objekts mit
Hilfe eines dreidimensionalen Modells aus den Solldaten der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts zu ermitteln, um weitere Analysen zuzulassen. Dafür wird in diesem Beispiel
das dreidimensionale Modell des Faserverbundwerkstoffs in einem Schritt 6 erstellt,
wobei die Ermittlung des digitalen Modells nicht an die vorhergegangenen Schritte
gebunden ist. So ist es auch möglich, dies zeitgleich mit der Bildaufnahme bzw. unabhängig
von der Orientierungsbestimmung auszuführen.
[0030] Die Oberfläche des dreidimensionalen Modells wird diskretisiert, das heißt mit einer
Gitterstruktur überlagert, sodass die gesamte Oberfläche in Gittermaschen aufgeteilt
ist. Die Gittermaschen sind in diesem Fall dreieckig ausgestaltet, können aber auch
eine beliebige andere Form aufweisen.
[0031] Die Bilder der Oberfläche werden zwar aus unterschiedlichen Aufnahmepositionen aufgenommen.
Allerdings ist eine Aufnahmeposition nicht zwingend normal zur Oberfläche des Faserverbundwerkstoffs.
Bei einer räumlich strukturierten Oberfläche ist es natürlich meist auch gar nicht
möglich, dass die optische Achse des Aufnahmegerätes 21 normal zu jedem Punkt der
erfassten Oberfläche ist, dies wird sogar nur für die wenigsten Pixel und korrespondierenden
Punkte der Oberfläche gelten. In Schritt 7 werden die Bilder daher einer mathematischen
Transformation unterzogen, um sie aus der Perspektive der Aufnahmeposition in eine
Normalprojektion bezüglich des dreidimensionalen Gitters bzw. der Gittermaschen zu
überführen. Dieser Vorgang wird für jede Gittermasche wiederholt. Wenn die einzelnen
Bilder in der entsprechenden Normalprojektion vorliegen, werden diese in Schritt 8
auf das dreidimensionale Gittermodell übertragen, sodass je ein Bild für eine Gittermasche
in der Normalprojektion der Oberfläche des dreidimensionalen Modells angeordnet ist.
So wird die räumliche Orientierung der Faserstruktur auf der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts ermittelt.
[0032] Fig. 2 zeigt eine Erweiterung des Verfahrensablaufs. In Schritt 10, der in diesem
Beispiel nach der Bestimmung der Orientierung der Faserstruktur 4 durchgeführt wird,
wird vor der Transformation und Übertragung der Bilder auf das dreidimensionale Modell
eine globale Orientierung für eine Umgebung, die größer ist als ein Pixel, ermittelt.
Die Berechnung erfolgt dabei durch Integration der ermittelten Orientierungen innerhalb
der Umgebung, wobei die Orientierungen des Fasern der Umgebung auch unterschiedlich
gewichtet in die Integration eingehen können, beispielsweise mit einer starken Gewichtung
des Zentrums der Integrationsumgebung. Dadurch wird für eine Umgebung eine mittlere,
gewichtete Orientierung bestimmt.
[0033] Die Fig. 3 zeigt eine mögliche Erweiterung des Verfahrens. In Schritt 11, der nach
der Übertragung der transformierten und skalierten Bilder auf das dreidimensionale
Gittermodell 8 erfolgt, wird die Abweichung der ermittelten Orientierung der Faserstruktur
von der Soll-Orientierung der Faserstruktur ermittelt. Bei einer zu großen Abweichung
zwischen der Soll-Orientierung und der ermittelten Orientierung der Faserstruktur
wird die betreffende Stelle farblich gekennzeichnet 13, sodass ein Benutzer Abweichungen
an einer Auswerteeinheit schnell lokalisieren kann. Zusätzlich kann eine ermittelte
Abweichung durch ein Signal 14 hervorgehoben werden.
[0034] Die Fig. 4 zeigt ausgehend von Fig. 3 eine Erweiterung des Verfahrens und des Verfahrensablaufs,
bei dem zusätzlich zur Bestimmung der Abweichung der Soll-Orientierung der Faserstruktur
11 von der ermittelten Orientierung der Faserstruktur die Geometrie des dreidimensionalen
Objekts bzw. dem Faserverbundwerkstoff messtechnisch erfasst wird 15. Ein verwendbares
Verfahren zur Bestimmung der Geometrie ist beispielsweise die Triangulation. Ist die
Geometrie erfasst, werden die Daten mit den Solldaten des dreidimensionalen Gittermodells
verglichen und analog zur Bestimmung der Abweichung beschrieben in Fig. 3 die Abweichung
zwischen der Soll-Geometrie und der tatsächlichen Geometrie des dreidimensionalen
Objekts ermittelt 16.
[0035] In Fig. 5 ist eine Erweiterung des Verfahrens ausgehend von Fig. 4 dargestellt. Die
Abweichung der messtechnisch ermittelten Geometrie von der Soll-Geometrie des dreidimensionalen
Gittermodells 16 wird anschließend bewertet. Bei zu großer Abweichung 17 wird ein
für den Benutzer verständliches Signal ausgegeben. Der Benutzer kann dann die Abweichung
lokalisieren und sich ein Bild über die Beschaffenheit machen.
[0036] In einer anderen Erweiterung des Verfahrens, dargestellt in Fig. 6, wird das dreidimensionale
Gittermodell bei zu großer Abweichung von der tatsächlich ermittelten Geometrie des
dreidimensionalen Objekts an die ermittelten Daten angepasst 18, sodass das dreidimensionale
Modell der Realität angeglichen wird.
[0037] Die Fig. 7 zeigt ein mögliches Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung 19 zur Bestimmung
der Faserstruktur von beispielsweise Faserverbundwerkstoffen 20. Das dreidimensionale
Objekt, also ein räumlich geformter Faserverbundwerkstoff 20 wird in der Nähe der
Vorrichtung 19 platziert. Zur Vorrichtung gehört ein optisches Aufnahmegerät 21 und
ein Beleuchtungssystem 22. Das Beleuchtungssystem 22 dient zur Ausleuchtung der Faserstruktur
und beleuchtet das Analysegebiet diffus. In diesem Ausführungsbeispiel ist das Beleuchtungssystem
22 im selben Gehäuse wie das optische Aufnahmegerät 21 untergebracht, wobei die Beleuchtung
auch separat ausgestaltet sein kann. Das System 23, umfassend Kamera bzw. optisches
Aufnahmegerät 21 und Beleuchtungssystem 22, ist an einem beweglichen Bauteil 24 befestigt.
In diesem Fall handelt es sich um einen schwenk- und drehbaren Roboterarm, der es
ermöglicht, das gekapselte System in beliebige Aufnahmepositionen relativ zum Faserverbundwerkstoff
20 zu überführen. Die Steuerung der Vorrichtung 19 sowie die Auswertung und Durchführung
des Verfahrens werden über eine Auswerteeinheit 25 bedient und durchgeführt. Dabei
steht dem Benutzer eine grafische Oberfläche zur Verfügung, bei der es möglich ist,
verschiedene Ansichten der dreidimensionalen Darstellung von Orientierung und Geometrie
aufzurufen.
1. Verfahren zur Ermittlung der Orientierung wenigstens einer Faserstruktur, insbesondere
einer Faserstruktur in einem Faserverbundwerkstoff, wobei die Faserstruktur mittels
optischer Messung identifiziert wird, indem
- wenigstens ein mehrere Pixel aufweisendes Bild der Faserstruktur mit einem optischen
Aufnahmegerät (21) aus einer Aufnahmeposition erfasst wird (1), wobei den Pixeln Intensitätsdaten
zugeordnet werden (2),
- ein Strukturtensor wenigstens eines Pixels aus den pixelbasierten Intensitätsdaten
bestimmt wird (3),
- die Orientierung der Faserstruktur auf Basis des Strukturtensors bestimmt wird (4),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Aufnahmeposition des optischen Aufnahmegeräts (21) zu einem dreidimensionalen
Objekt erfasst wird (5), wobei die Oberfläche des dreidimensionalen Objekts die Faserstruktur
aufweist, dass aus der Aufnahmeposition ein Bild der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts erfasst wird (1), dass die Orientierung der Faserstruktur in dem Bild ermittelt
wird (4), dass ein dreidimensionales Gittermodell mit Gittermaschen aus Solldaten
der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts erfasst wird (6), dass das Bild aus der
Perspektive der Aufnahmeposition in eine Projektion auf den entsprechenden Bereich
des dreidimensionalen Modells transformiert wird (7) und dass die ermittelte Orientierung
der Faserstruktur in dem Bild auf die korrespondierende Gittermasche übertragen (8)
wird und damit die räumliche Orientierung der Faserstruktur auf der Oberfläche des
dreidimensionalen Objekts ermittelt wird (9).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Orientierung der Faserstruktur für eine Umgebung größer einem Pixel durch Integration
über die ermittelten Orientierungen der Faserstruktur in dieser Umgebung mit einer
Gewichtung der relativen Stärke ihrer Faserorientierung und/oder Texturkohärenz berechnet
wird (10).
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass Abweichungen von einer Soll-Vorgabe der Orientierung der Faserstrukturin einer Umgebung
von Pixeln bei der Integration auf Basis ihrer abweichenden Faserorientierung und/oder
Texturkohärenz erkannt werden und als Fehler und/oder Merkmale in der Faserstruktur
entsprechend der Art der Abweichung klassifiziert und/oder in der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts eine Kennzeichnung und/oder ein Signal betreffend Ort und/oder Beschaffenheit
der Abweichung ausgegeben werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die ermittelte Orientierung der Faserstruktur in dem Bild vektorbasiert dargestellt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die ermittelte Orientierung der Faserstruktur in dem Bild durch grafische Kenntlichmachung
dargestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die ermittelte Orientierung der Faserstruktur in dem Bild aus einer Kombination aus
Vektordarstellung und grafischer Kenntlichmachung dargestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Abweichung zwischen einer Soll-Orientierung der Faserstruktur und der ermittelten
Orientierung der Faserstruktur ermittelt wird (11).
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer zu großen Abweichung (12) zwischen der ermittelten Orientierung der Faserstruktur
und der Soll-Orientierung der Faserstruktur in der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts eine Kennzeichnung (13) und/oder ein Signal (14) betreffend Ort und/oder Beschaffenheit
der Abweichung ausgegeben wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Geometrie der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts zusätzlich durch Messung
erfasst wird (15), insbesondere mittels Lichtschnittverfahren oder Triangulation.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Abweichung (16) der messtechnisch erfassten Geometrie der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts von dem dreidimensionalen Gittermodell mit Gittermaschen aus Solldaten der
Oberfläche des dreidimensionalen Objekts ermittelt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer zu großen ermittelten Abweichung (17) der messtechnisch erfassten Geometrie
der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts von dem dreidimensionalen Gittermodell
mit Gittermaschen aus Solldaten der Oberfläche des dreidimensionalen Objekts ein Signal
(14) betreffend Ort und/oder Beschaffenheit der Abweichung ausgegeben wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Gittermodell mit Gittermaschen aus den Solldaten der Oberfläche des dreidimensionalen
Objekts bei Abweichungen von der messtechnisch erfassten Geometrie der Oberfläche
des dreidimensionalen Objekts an die messtechnisch erfasste Geometrie der Oberfläche
des dreidimensionalen Objekts angepasst wird (18).
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die für eine Umgebung ermittelte Orientierung der Faserstruktur um eine dritte Dimension
zu einer dreidimensionalen lokalen Orientierung mit einer Raumkoordinate ergänzt wird,
die sich erst nach Projektion der ermittelten Orientierung der Faserstruktur auf das
dreidimensionale Gittermodell mit Gittermaschen für die betrachtete Umgebung ergibt.
14. Vorrichtung (19) zur Ermittlung der Orientierung wenigstens einer Faserstruktur, insbesondere
einer Faserstruktur in einem Faserverbundwerkstoff (20), mit mindestens einem optischen
Aufnahmegerät (21), mit mindestens einem Beleuchtungssystem (22), mit mindestens einem
beweglichen Bauteil (24) zur Ausrichtung des optischen Aufnahmegeräts (21) in interessierende
Raumrichtungen und mit mindestens einer Auswerteeinheit (25), wobei das optische Aufnahmegerät
(21) an dem beweglichen Bauteil (24) befestigt ist und wobei das optische Aufnahmegerät
(21) und/oder das Beleuchtungssystem (22) und/oder das bewegliche Bauteil (24) und/oder
die Auswerteeinheit (25) zur Umsetzung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
12 ausgestaltet sind/ist.