[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern einer Motorbremsvorrichtung
für eine Brennkraftmaschine in Kraftfahrzeugen, insbesondere in Nutzfahrzeugen, gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, eine Motorbremsvorrichtung nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 14 sowie ein Fahrzeug nach Anspruch 15.
[0002] Es ist insbesondere bei luftverdichtenden (Diesel-) Brennkraftmaschinen in Nutzkraftfahrzeugen
bekannt, im Schubbetrieb durch eine Bremsklappe im Abgassystem einen Abgasgegendruck
zu erzeugen, der eine wirkungsvolle Motorbremsung bewirkt, indem die Kolben der Brennkraftmaschine
im Ausstoßtakt (Auslassventile offen) gegen diesen Abgasgegendruck arbeiten.
[0003] Um die Wirkung einer solchen Motorbremsvorrichtung deutlich zu erhöhen, ist es zum
Beispiel aus der
DE 39 22 884 A1 bekannt, zusätzlich eine Dekompressionsbremse vorzusehen, bei der die Auslassventile
überlagert zur regulären Ventilbetätigung nach dem Viertaktprinzip auch im Verdichtungstakt
teilweise geöffnet sind. Die zusätzliche Bremswirkung entsteht hier durch das gedrosselte
Abblasen der Verbrennungsluft in das Abgassystem.
[0004] Die Dekompressionsbremse kann entweder abgasgesteuert oder zwangsgesteuert sein.
Im abgasgesteuerten Betrieb ist die Ventilsteuerung der Auslassventile so ausgelegt,
dass die Auslassventile durch den bei geschlossener Bremsklappe vorliegenden Abgasgegendruck
gezielt irregulär öffnen (sogenanntes Ventilspringen) und durch einen Mechanismus
bis zur nächsten regulären Ventilöffnung offengehalten werden.
[0005] Bei einer zwangsgesteuerten Dekompressionsbremse wird zumeist hydraulisch und mechanisch
in die reguläre Ventilsteuerung eingegriffen, um die Auslassventile zumindest auch
im Verdichtungstakt gezielt teilweise offen zu halten.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Motorbremsvorrichtung vorzuschlagen,
mittels dem bzw. der die Motorbremsleistung bei einer Brennkraftmaschine der gattungsgemäßen
Art und mit Abgasturboaufladung erhöht werden kann, wobei die Temperaturbelastung
der Brennkraftmaschine im Motorbremsbetrieb möglichst niedrig gehalten werden soll.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0008] Gemäß Anspruch 1 wird ein Verfahren zum Steuern einer Motorbremsvorrichtung für eine
Brennkraftmaschine in Kraftfahrzeugen, insbesondere in Nutzfahrzeugen, vorgeschlagen,
die ein Ansaugsystem, ein Abgassystem, brennkraftmaschinenseitige, insbesondere im
Viertaktprinzip gesteuerte, Gaswechselventile, eine Kraftstoff in wenigstens einen
Brennraum einspritzende Kraftstoffeinspritzeinrichtung, eine Abgasturboaufladung mittels
zumindest eines in das Abgassystem und das Ansaugsystem integrierten Abgasturboladers
sowie eine Motorbremseinrichtung aufweist, wobei die Motorbremseinrichtung eine wenigstens
ein Auslassventil der Gaswechselventile beeinflussende Dekompressionsbremse und eine
im Abgassystem angeordnete, das Abgas rückstauende Bremsklappe aufweist. Erfindungsgemäß
wird vorgeschlagen, dass mit einsetzender Motorbremsung bzw. während der Motorbremsung
für eine definiert vorgegebene Zeitdauer, insbesondere kurzzeitig, Kraftstoff in den
wenigstens einen Brennraum bzw. in die Brennräume der Brennkraftmaschine eingespritzt
wird.
[0009] Diese erfindungsgemäße Maßnahme führt insgesamt zu einer Erhöhung der Motorbremsleistung,
was darauf zurückzuführen ist, dass durch die höhere Abgasenergie im Abgassystem bzw.
an der Abgasturbine des Abgasturboladers der Ladedruck im Ansaugsystem der Brennkraftmaschine
progressiv und schnell ansteigt und damit den Gasmassendurchsatz durch die Brennkraftmaschine
verstärkt. Dies bewirkt einerseits die Erhöhung der Bremsleistung, insbesondere durch
die eingesetzte Dekompressionsbremse, und führt andererseits zu einer stärkeren Wärmeabfuhr
in der Brennkraftmaschine über das Abgassystem.
[0010] Die Einspritzung des Kraftstoffs kann gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform
abhängig von einem im Ansaugsystem stromab eines Verdichters des Abgasturboladers
vorherrschenden Ladedruck gesteuert werden.
[0011] Insbesondere kann die Einspritzung erst ab Erreichen eines definierten, unteren Ladedruckschwellwert
einsetzen, um die Einspritzung dann einzusteuern, wenn die Abgasturbine des Abgasturboladers
bereits einen im Wirkungsgrad günstigen Betriebspunkt erreicht hat (effiziente Kraftstoffausnutzung
bei niedrigem Verbrauch). Besonders bevorzugt ist hierbei der untere Ladedruckschwellwert
größer oder gleich 0,5 bar (relativ zur Umgebung), höchst bevorzugt größer oder gleich
1,0 bar (relativ zur Umgebung).
[0012] Des Weiteren kann die Dauer der Einspritzung durch das Erreichen eines definierten,
oberen Ladedruckschwellwertes begrenzt werden. Besonders vorteilhaft wird der obere
Ladedruckschwellwert so vorgegeben, dass die Einspritzung spätestens bei oder zeitlich
vor Erreichen des im momentanen Betriebspunkt maximal erreichbaren Ladedrucks (PLmax)
eingestellt wird. Besonders bevorzugt ist vorgesehen, dass die Einspritzung vor Erreichen
des im momentanen Betriebspunkt der Brennkraftmaschine maximal erreichbaren Ladedrucks
eingestellt wird, da einerseits der ladedrucksteigernde Effekt noch weiter fortwirken
kann und andererseits mögliche Ladedruckschwankungen unterschiedlicher Brennkraftmaschinen
berücksichtigt werden können. Der obere Ladedruckschwellwert für die Einstellung der
Einspritzung zeitlich vor Erreichen des im momentanen Betriebspunkt maximal erreichbaren
Ladedrucks (PLmax) ist beispielhaft wie folgt vorgegeben: PLmax - 0,3 bis 0,7 bar,
insbesondere PLmax - 0,5 bar.
[0013] Alternativ oder zusätzlich kann die Einspritzung des Kraftstoffs innerhalb einer
Zeitschranke gesteuert werden, das heißt die Zeitdauer der Einspritzung zeitlich beschränkt
sein, um zu verhindern, dass bei langsamen Ladedruckanstiegen bzw. ungünstigen Betriebszuständen
der Brennkraftmaschine lange Einspritzphasen zu einem erhöhten Kraftstoffverbrauch
führen könnten. Die Zeitdauer der Einspritzung ist zum Beispiel auf maximal 30 Sekunden,
bevorzugt auf maximal 20 Sekunden begrenzt.
[0014] Aus Fahrkomfortgründen kann es ferner vorteilhaft sein, wenn die Einspritzmenge,
bezogen auf den Einspritzbeginn oder auf eine definierte Zeitspanne nach Einspritzbeginn,
im Sinne einer Rampenfunktion linear und/oder kontinuierlich bis gegen den Wert Null
zurückgesteuert wird.
[0015] Besonders vorteilhaft kann die Einspritzmenge an Kraftstoff im Wesentlichen der Einspritzmenge
im Leerlaufbetrieb der Brennkraftmaschine entsprechen. Damit können eine zufriedenstellende
Ladedrucksteigerung im Motorbremsbetrieb bei nur geringem, zusätzlichem Kraftstoffverbrauch
und adäquaten Abgasemissionswerten erzielt werden.
[0016] In einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens kann der Einspritzzeitpunkt während
der Motorbremsung gegenüber der regulären Kraftstoffeinspritzung verändert, insbesondere
im Bereich von 15° bis 30° KW vor OT des jeweiligen Kolbens im Verdichtungstakt der
Brennkraftmaschine gesteuert werden, um besonders günstige Ladedruckanstiege bei niedrigem
Kraftstoffverbrauch und hoher Motorbremsleistung zu erreichen.
[0017] Eine erfindungsgemäße Motorbremsvorrichtung für eine Brennkraftmaschine in Kraftfahrzeugen
weist ein Ansaugsystem, ein Abgassystem, brennkraftmaschinenseitige, insbesondere
im Viertaktprinzip gesteuerte, Gaswechselventile, eine Kraftstoff in wenigstens einen
Brennraum einspritzende Kraftstoffeinspritzeinrichtung, eine Abgasturboaufladung mittels
zumindest eines in das Abgassystem und das Ansaugsystem integrierten Abgasturboladers
sowie eine Motorbremseinrichtung auf, wobei die Motorbremseinrichtung eine wenigstens
ein Auslassventil der Gaswechselventile beeinflussende Dekompressionsbremse und eine
im Abgassystem angeordnete, das Abgas rückstauende Bremsklappe aufweist. Erfindungsgemäß
ist eine die Kraftstoffeinspritzung steuernde Steuer- und/oder Regeleinrichtung, insbesondere
ein elektronisches Steuergerät, vorgesehen, die bei Vorliegen eines Motorbremssignals
für eine definiert vorgegebene Zeitdauer eine Kraftstoffeinspritzung während des Motorbremsbetriebs
bewirkt.
[0018] Die sich mit dieser Motorbremsvorrichtung ergebenden Vorteile ergeben sich analog
zu den bereits vorher in Verbindung mit der erfindungsgemäßen Verfahrensführung gewürdigten
Vorteilen. Insofern wird auf die zuvor gemachten Ausführungen verwiesen.
[0019] Besonders bevorzugt ist hierbei eine Verfahrensführung bzw. Ausgestaltung, bei der
die Bremsklappe stromauf einer Abgasturbine des Abgasturboladers, vorzugsweise unmittelbar
stromauf und benachbart einer Abgasturbine des Abgasturboladers, angeordnet und als
eine die Beaufschlagung der Abgasturbine mit einem Gasstrom beeinflussende Strömungsleitklappe
ausgebildet ist. Damit gelingt es nahezu ohne baulichen Mehraufwand, den einlassseitigen
Ladedruck im Motorbremsbetrieb stark anzuheben und somit den für die erzielbare Bremsleistung
notwendigen Massendurchsatz in der Brennkraftmaschine zu erhöhen. Die Bremsklappe
erfüllt somit mehrere Funktionen gleichzeitig: Sie sorgt bevorzugt geregelt für einen
ausreichenden Abgasgegendruck und zusätzlich ähnlich der Funktion einer Regelklappe
bei Abgasturbinen mit variabler Turbinengeometrie für eine vorteilhafte Anströmung
der Turbine bei verringertem Abgasdurchsatz und geringerer Abgasenthalpie.
[0020] Konkret bewirkt dabei die stromauf der Abgasturbine angeordnete Bremsklappe (insbesondere
eine unmittelbar stromauf und benachbart der Abgasturbine angeordnete Bremsklappe)
im Gegensatz zu einer stromab der Abgasturbine angeordneten Bremsklappe ein höheres
Druckgefälle über die Abgasturbine, wodurch, bedingt durch den dann möglichen höheren
Massen- und Volumenstrom durch die Abgasturbine, der Ladedruck und der Abgasgegendruck
deutlich erhöht werden kann und somit auch die Motorbremsleistung auf funktionssichere
Weise ohne thermische Überlastung der Brennkraftmaschine deutlich gesteigert werden
kann. Durch das Druckgefälle über die stromauf angeordnete Bremsklappe wird hierbei
eine geringere Belastung der Abgasturbine bei gleichem Abgasgegendruck erzielt, was
somit bei einer Steigerung des Abgasgegendrucks zur gewünschten Steigerung der Bremsleistung
ohne höhere Belastung der Abgasturbine führt.
[0021] Besonders bevorzugt ist hierbei vorgesehen, dass die Bremsklappe stromauf und außerhalb,
vorzugsweise unmittelbar stromauf und außerhalb, eines Turbinengehäuses einer Abgasturbine
des Abgasturboladers (und damit stromauf eines turbinengehäuseseitigen Einströmkanals)
angeordnet ist. Durch die Anordnung der wenigstens einen Bremsklappe stromauf und
damit außerhalb eines Turbinengehäuses bzw. eines Einströmkanals der Abgasturbine
bildet diese keinen Bestandteil der Abgasturbine, wodurch sich eine montageleichte
Positionierung der Bremsklappe mit erhöhten konstruktiven Freiheitsgraden ergibt.
Insbesondere können hier dann bauliche Eingriffe in die Abgasturbine vermieden werden
und brauchen nicht eine Vielzahl unterschiedliche Turbinen für unterschiedliche Modellreihen
vorgehalten werden. Gemäß einer hierzu besonders bevorzugten konkreten ersten Ausgestaltung
kann die Abgasturbine, insbesondere ein Turbinengehäuse der Abgasturbine, hier dann
mit einem, über wenigstens einen, vorzugsweise über mehrere, Zylinder der Brennkraftmaschine
mit Abgas beaufschlagten Abgaskrümmer strömungstechnisch gekoppelt sein, wobei zwischen
der Abgasturbine und dem Abgaskrümmer, insbesondere zwischen einem Turbinengehäuse
der Abgasturbine und dem Abgaskrümmer, und damit unmittelbar stromauf und außerhalb
eines Turbinengehäuses der Abgasturbine eine die Bremsklappe aufweisende separate
Baueinheit verbaut ist, die sowohl mit dem Turbinengehäuse als auch mit dem Abgaskrümmer
fest verbunden ist. Baulich besonders kompakt und vorteilhaft ist gemäß einer zweiten
konkreten Ausführungsvariante vorgesehen, dass die Abgasturbine bzw. ein Abgasturbinengehäuse
des Abgasturboladers unmittelbar an einen über wenigstens einen, vorzugsweise über
mehrere, Zylinder der Brennkraftmaschine mit Abgas beaufschlagten Abgaskrümmer angebaut
ist, wobei die Bremsklappe im Bereich des Abgaskrümmers und damit unmittelbar stromauf
und außerhalb eines Turbinengehäuses der Abgasturbine angeordnet ist.
[0022] Auch wenn die Erfindung vorstehend stets in Verbindung mit einer Bremsklappe erläutert
worden ist, ist dieser Begriff "Bremsklappe" ausdrücklich in einem weiten und umfassenden
Sinne zu verstehen und nicht nur auf schwenkbare Klappenanordnung beschränkt. So sollen
von dem Begriff "Bremsklappe", sofern dies nicht anders erläutert ist, ausdrücklich
auch jedwede andere geeignete und/oder nicht schwenkbare Drosseleinrichtungen, wie
zum Beispiel Schieber oder Drehschieber, umfasst sein.
[0023] Bezüglich der sich mit dem erfindungsgemäßen Fahrzeug ergebenden Vorteile wird ebenfalls
auf die zuvor gemachten Ausführungen verwiesen.
[0024] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist im Folgenden mit weiteren Einzelheiten
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- in nur skizzenhafter Darstellung eine Brennkraftmaschine für ein Nutzkraftfahrzeug
mit einem Ansaugsystem, einem Abgassystem, einer Kraftstoffeinspritzeinrichtung, einem
Abgasturbolader und einer Motorbremsvorrichtung mit einer Bremsklappe stromauf der
Abgasturbine, wobei die Einrichtungen über ein elektronisches Motorsteuergerät gesteuert
sind; und
- Fig. 2
- eine Grafik zur mit der Motorbremsvorrichtung nach Fig. 1 erzielbaren Motorbremsleistung
und des Ladedrucks PL, aufgetragen über einer definierten Messzeit des Motorbremsbetriebs.
[0025] In der Fig. 1 ist nur skizzenhaft eine Brennkraftmaschine 1 (zum Beispiel eine Sechszylinder-Diesel-Brennkraftmaschine)
für ein Kraftfahrzeug, insbesondere für ein Nutzfahrzeug, dargestellt, mit einem Ansaugsystem
2 und einem Abgassystem 3 (soweit nicht beschrieben üblicher Bauart). Im Ansaugkrümmer
4 des Ansaugsystems 2 kann gegebenenfalls eine Drosselklappe 5 vorgesehen sein.
[0026] Das Abgassystem 3 weist einen an die Brennräume der Brennkraftmaschine 1 angeschlossenen
Abgaskrümmer 6 auf, der mittelbar oder unmittelbar an die Abgasturbine 8 eines Abgasturboladers
7 angeschlossen ist. Die Abgasturbine 8 treibt in bekannter Weise einen Verdichter
9 an, der wiederum über eine Leitung 10 mit dem Ansaugkrümmer 4 verbunden ist und
der Verbrennungsluft unter einem definierten Ladedruck PL zu den Brennräumen der Brennkraftmaschine
1 fördert. Das über den Abgaskrümmer 6 und die Abgasturbine 8 abströmende Abgas wird
über eine Abgasleitung 11 weiter abgeführt. Die weiteren Leitungen des Ansaugsystems
2 und des Abgassystems 3 der Brennkraftmaschine 1 im Kraftfahrzeug sind nicht dargestellt.
[0027] Als Motorbremsvorrichtung weist die Brennkraftmaschine 1 eine Dekompressionsbremse
(nicht dargestellt) auf, die auf die Gaswechselventile bzw. die Auslassventile der
Brennkraftmaschine 1 wirkt. Ferner ist eine Bremsklappe 12 stromauf der Abgasturbine
8 vorgesehen, mittels der ein definierter Abgasgegendruck PA erzeugt werden kann.
[0028] Die Dekompressionsbremse kann in bekannter Weise gasgesteuert über den erhöhten Abgasgegendruck
PA bei zumindest teilweise geschlossener Bremsklappe 12 initiiert werden, bei dem
gezielt ein "Flattern" oder "Ventilspringen" der Auslassventile ausgelöst wird (zum
Beispiel
DE 10 2008 061 412 A1) oder es kann eine dem Ventiltrieb überlagerte, mechanisch-hydraulische Öffnung der
Auslassventile (Zwangssteuerung) im Verdichtungstakt der Brennkraftmaschine gesteuert
sein (vgl.
DE 39 22 884 A1).
[0029] Hinsichtlich der detaillierten Ausführung der Dekompressionsbremse wird hilfsweise
auf die genannten Veröffentlichungen verwiesen.
[0030] Ferner ist die Brennkraftmaschine 1 mit einer Kraftstoffeinspritzeinrichtung versehen,
deren Einspritzdüsen 13 (es ist der Einfachheit halber nur eine Einspritzdüse 13 angedeutet)
in bekannter Weise Kraftstoff in die Brennräume der Brennkraftmaschine 1 einspritzen.
[0031] Die Kraftstoffeinspritzeinrichtung kann zum Beispiel nach dem common-rail-System
betrieben sein, mit elektrisch betätigten Einspritzdüsen 13, die über ein elektronisches
Steuergerät 14 gesteuert Kraftstoff zuführen.
[0032] Im Steuergerät 14 werden dabei die über Sensoren erfassten, relevanten Betriebsparameter
wie beispielsweise Fahrzeuggeschwindigkeit, Motordrehzahl, Temperatur, Lastanforderung
α, etc. logisch verknüpft und die jeweils erforderliche Einspritzmenge berechnet und
gesteuert.
[0033] Im Ansaugkrümmer 4 ist des Weiteren ein Ladedrucksensor 15 angeordnet, mittels dem
der Ladedruck PL erfasst und dem Steuergerät 14 über eine Signalleitung zugeführt
wird. Ferner ist im Abgaskrümmer 6 ein den Abgasgegendruck PA messender Drucksensor
16 eingesetzt, dessen Werte ebenfalls über eine Signalleitung zum Steuergerät 14 geführt
sind.
[0034] Zudem wird dem Steuergerät 14 ein bei Einleitung einer Motorbremsung im Schubbetrieb
des Nutzkraftfahrzeugs entsprechendes Signal B zugeführt. Das Signal kann mittels
eines entsprechenden Schalters oder eines eine veränderliche Motorbremsleistung steuernden
Motorbremsmanagements (nicht dargestellt) abgegeben werden.
[0035] Das Steuergerät 14 kann gegebenenfalls neben der Kraftstoffeinspritzung auch ein
rein optional vorgesehenes Bypassventil 17 an der Abgasturbine 8 des Abgasturboladers
7 und/oder ein rein optional vorgesehenes Abgasrückführventil 18 in einer zwischen
dem Ansaugsystem 2 und dem Abgassystem 3 angeordneten Leitung 19, basierend auf betriebsspezifischen
Vorgaben zur Motorleistung und/oder zu Abgasemissionen, steuern.
[0036] Das elektronische Steuergerät 14 ist neben den bekannten Funktionen so modifiziert,
dass es bei erkanntem Schubbetrieb und bei Vorliegen des Motorbremssignals B die Bremsklappe
12 in vorgegebener Weise mehr oder minder schließt und ferner in definierter Menge
(abhängig vom momentanen Betriebspunkt der Brennkraftmaschine 1) eine Kraftstoff-Hilfseinspritzung
steuert.
[0037] Die Einspritzmenge kann dabei in der Größenordnung der Leerlaufmenge der Brennkraftmaschine
1 liegen und nur kurzzeitig abhängig vom Ladedruck PL im Ansaugkrümmer 4 und gegebenenfalls
abhängig vom Abgasgegendruck PA gesteuert sein. Der Zeitraum der Hilfseinspritzung
kann bis zu 30 Sekunden betragen.
[0038] Die Einspritzmenge, der Einspritzzeitpunkt und die Einspritzdauer sind so abgestimmt,
dass bei bestmöglichem Ladedruckaufbau eine kaum erkennbare Erhöhung des Kraftstoffverbrauchs
und der Abgasemissionen auftritt.
[0039] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die Hilfseinspritzung erst ab
einem bestimmten Ladedruck PL von zum Beispiel > 0,5 bar (relativ zur Umgebung) einsetzt,
weil erst dann ein relativ effizienter Anstieg des Ladedrucks PL und damit verbunden
eine hohe Motorbremsleistung zu beobachten ist. Dieser "Start-Ladedruck" gewährleistet
auch günstige Zündbedingungen für den eingespritzten Kraftstoff.
[0040] Die Dauer der Hilfseinspritzung im Motorbremsbetrieb wird längstens durch das Erreichen
des im aktuellen Betriebspunkt der Brennkraftmaschine 1 bei Dauerbremsung erreichbaren
Ladedrucks begrenzt. Bevorzugt wird jedoch vorgeschlagen, die Hilfseinspritzung bereits
bei einem niedrigeren Ladedruck PL abzubrechen (zum Beispiel PLmax - 0,5 bar). Damit
können Überschwingungen im Ladedruckverlauf vermieden und mögliche Ladedruckschwankungen
unterschiedlicher Brennkraftmaschinen 1 unterbunden werden.
[0041] Die zeitliche Dauer der Hilfseinspritzung im Motorbremsbetrieb kann begrenzt sein
(zum Beispiel auf 20 Sekunden), um zu verhindern, dass bei langsamen Ladedruckanstiegen
in ungünstigen Betriebspunkten der Brennkraftmaschine 1 lange Einspritzphasen zu einem
unerwünschtem Anstieg des Kraftstoffverbrauchs führen.
[0042] Aus Komfortgründen kann es ferner angezeigt sein, die Hilfseinspritzung mittels einer
Rampenfunktion gleitend gegen Null zurückzunehmen.
[0043] Des Weiteren kann der Einspritzzeitpunkt bei der Hilfseinspritzung im Motorbremsbetrieb
bevorzugt im jeweiligen Verdichtungstakt der Brennkraftmaschine 1 liegen, wobei beste
Ergebnisse im Bereich von 15° bis 30° KW vor OT des jeweiligen Kolbens erzielt wurden.
[0044] Die Fig. 2 zeigt dazu ein Diagramm, das beispielsweise den Einfluss der beschriebenen
Hilfseinspritzung auf den Ladedruckverlauf PL und damit auf die Bremsleistung der
Brennkraftmaschine 1 über einer Messzeit zwischen 0 (Einsetzen der Motorbremsung)
und 10 Sekunden darstellt.
[0045] Die Messkurve 20 beschreibt dabei die herkömmliche, vom Ladedruckaufbau abhängige
Bremsleistung in Prozent, während die darüber liegende Messkurve 21 den Ladedruckaufbau
und die erzielbare Motorbremsleistung bei durchgeführter Hilfseinspritzung angibt.
[0046] Wie den besagten Messkurven 20, 21 ohne weiteres entnehmbar ist, bewirkt die zusätzliche
Kraftstoff-Hilfseinspritzung im Motorbremsbetrieb einen Ladedruckverlauf mit einem
anfangs sehr steilen Gradienten, der eine analog dazu ansteigende Motorbremsleistung
bis nahezu 100% erreichen kann. Der Ladedruck PL kann dabei kurzfristig sogar über
100% der systembedingten Auslegung erreichen.
[0047] Obwohl die gemessenen Werte an einer Brennkraftmaschine 1 mit einer gasdruckgesteuerten
Dekompressionsbremse festgestellt wurden, sind sie auch für Brennkraftmaschinen 1
mit Abgasturboaufladung und Verwendung einer zwangsgesteuerten Dekompressionsbremse
relevant.
Bezugszeichenliste
1 |
Brennkraftmaschine |
21 |
Messkurve mit Hilfseinspritzung |
2 |
Ansaugsystem |
|
|
3 |
Abgassystem |
|
|
4 |
Ansaugkrümmer |
|
|
5 |
Drosselklappe |
|
|
6 |
Abgaskrümmer |
|
|
7 |
Abgasturbolader |
|
|
8 |
Abgasturbine |
|
|
9 |
Verdichter |
|
|
10 |
Ansaugleitung |
|
|
11 |
Abgasleitung |
|
|
12 |
Bremsklappe |
|
|
13 |
Einspritzventil |
|
|
14 |
Steuergerät |
|
|
15 |
Drucksensor |
|
|
16 |
Drucksensor |
|
|
17 |
Bypassventil |
|
|
18 |
Abgasrückführventil |
|
|
19 |
Leitung |
|
|
20 |
Messkurve ohne Hilfseinspritzung |
|
|
1. Verfahren zum Steuern einer Motorbremsvorrichtung für eine Brennkraftmaschine in Kraftfahrzeugen,
insbesondere in Nutzfahrzeugen, die ein Ansaugsystem, ein Abgassystem, brennkraftmaschinenseitige
Gaswechselventile, eine Kraftstoff in wenigstens einen Brennraum einspritzende Kraftstoffeinspritzeinrichtung,
eine Abgasturboaufladung mittels zumindest eines in das Abgassystem und das Ansaugsystem
integrierten Abgasturboladers sowie eine Motorbremseinrichtung aufweist, wobei die
Motorbremseinrichtung eine wenigstens ein Auslassventil der Gaswechselventile beeinflussende
Dekompressionsbremse und eine im Abgassystem angeordnete, das Abgas rückstauende Bremsklappe
aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass mit einsetzender Motorbremsung (B) oder während der Motorbremsung (B) für eine definiert
vorgegebene Zeitdauer Kraftstoff in wenigstens einen Brennraum der Brennkraftmaschine
(1) eingespritzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einspritzung abhängig von einem im Ansaugsystem (2) stromab eines Verdichters
(9) des Abgasturboladers (7) vorherrschenden Ladedrucks (PL) gesteuert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Einspritzung erst ab Erreichen eines definierten, unteren Ladedruckschwellwertes
gesteuert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der untere Ladedruckschwellwert größer oder gleich 0,5 bar (relativ zur Umgebung),
höchst bevorzugt größer oder gleich 1,0 bar (relativ zur Umgebung) beträgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Dauer der Einspritzung durch das Erreichen eines definierten, oberen Ladedruckschwellwertes
begrenzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der obere Ladedruckschwellwert so vorgegeben wird, dass die Einspritzung spätestens
bei oder zeitlich vor Erreichen des im momentanen Betriebspunkt maximal erreichbaren
Ladedrucks (PLmax) eingestellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der obere Ladedruckschwellwert für die Einstellung der Einspritzung zeitlich vor
Erreichen des im momentanen Betriebspunkt maximal erreichbaren Ladedrucks (PLmax)
wie folgt vorgegeben ist: PLmax - 0,3 bis 0,7 bar, insbesondere PLmax - 0,5 bar.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zeitdauer der Einspritzung zeitlich beschränkt ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Zeitdauer der Einspritzung auf maximal 30 Sekunden, bevorzugt auf maximal 20
Sekunden begrenzt ist.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einspritzmenge, bezogen auf den Einspritzbeginn oder auf eine definierte Zeitspanne
nach Einspritzbeginn, im Sinne einer Rampenfunktion linear und/oder kontinuierlich
bis gegen den Wert Null zurückgesteuert wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einspritzmenge an Kraftstoff im Wesentlichen der Einspritzmenge im Leerlaufbetrieb
der Brennkraftmaschine (1) entspricht.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Einspritzzeitpunkt während der Motorbremsung gegenüber der regulären Kraftstoffeinspritzung
verändert wird.
13. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Einspritzzeitpunkt während der Motorbremsung im Bereich von 15° bis 30° KW vor
OT des jeweiligen Kolbens im Verdichtungstakt der Brennkraftmaschine gesteuert wird.
14. Motorbremsvorrichtung für eine Brennkraftmaschine (1) in Kraftfahrzeugen, insbesondere
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, die ein Ansaugsystem (2), ein Abgassystem
(3), brennkraftmaschinenseitige Gaswechselventile, eine Kraftstoff in wenigstens einen
Brennraum einspritzende Kraftstoffeinspritzeinrichtung, eine Abgasturboaufladung mittels
zumindest eines in das Abgassystem (3) und das Ansaugsystem (2) integrierten Abgasturboladers
(7) sowie eine Motorbremseinrichtung aufweist, wobei die Motorbremseinrichtung eine
wenigstens ein Auslassventil der Gaswechselventile beeinflussende Dekompressionsbremse
und eine im Abgassystem (3) angeordnete, das Abgas rückstauende Bremsklappe (12) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass eine die Kraftstoffeinspritzung steuernde Steuer- und/oder Regeleinrichtung, insbesondere
ein elektronisches Steuergerät (14), vorgesehen ist, die bei Vorliegen eines Motorbremssignals
(B) für eine definiert vorgegebene Zeitdauer eine Kraftstoffeinspritzung während des
Motorbremsbetriebs bewirkt, wobei bevorzugt vorgesehen ist, dass die Bremsklappe (12)
stromauf der Abgasturbine (8) angeordnet und als eine die Beaufschlagung der Abgasturbine
(8) mit einem Gasstrom beeinflussende Strömungsleitklappe ausgebildet ist.
15. Fahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einer Motorbremsvorrichtung nach Anspruch
14 und/oder mit einer Motorbremsvorrichtung, die nach einem der Ansprüche 1 bis 13
betrieben wird.