[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung einer kurzfristigen Leistungserhöhung
einer Dampfturbine mit einem vorgeschalteten fossil befeuerten Dampferzeuger mit einer
Anzahl von einen Strömungsweg bildenden, von einem Strömungsmedium durchströmten Economiser-,
Verdampfer- und Überhitzerheizflächen, bei dem in einer Druckstufe Strömungsmedium
aus dem Strömungsweg abgezweigt und strömungsmediumsseitig vor einer Überhitzerheizfläche
der jeweiligen Druckstufe in den Strömungsweg eingespritzt wird, wobei ein für die
Abweichung der Austrittstemperatur der strömungsmediumsseitig letzten Überhitzerheizfläche
der jeweiligen Druckstufe von einem vorgegebenen Temperatursollwert charakteristischer
erster Kennwert als Regelgröße für die Menge des eingespritzten Strömungsmediums verwendet
wird.
[0002] Ein fossil befeuerter Dampferzeuger erzeugt überhitzten Dampf mit Hilfe der durch
Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugten Wärme. Fossil befeuerte Dampferzeuger kommen
meist in Dampfkraftwerken zum Einsatz, die überwiegend der Stromerzeugung dienen.
Der erzeugte Dampf wird dabei einer Dampfturbine zugeführt.
[0003] Analog zu den verschiedenen Druckstufen einer Dampfturbine umfasst auch der fossil
befeuerte Dampferzeuger eine Mehrzahl von Druckstufen mit unterschiedlichen thermischen
Zuständen des jeweils enthaltenen Wasser-Dampf-Gemisches. In der ersten (Hoch-)Druckstufe
durchläuft das Strömungsmedium auf seinem Strömungsweg zunächst Economiser, die Restwärme
zur Vorwärmung des Strömungsmediums nutzen, und anschließend verschiedene Stufen von
Verdampfer- und Überhitzerheizflächen. Im Verdampfer wird das Strömungsmedium verdampft,
danach eventuelle Restnässe in einer Abscheideeinrichtung abgetrennt und der übrig
behaltene Dampf im Überhitzer weiter erhitzt. Danach strömt der überhitzte Dampf in
den Hochdruckteil der Dampfturbine, wird dort entspannt und der folgenden Druckstufe
des Dampferzeugers zugeführt. Dort wird er erneut überhitzt (Zwischenüberhitzer) und
dem nächsten Druckteil der Dampfturbine zugeführt.
[0004] Aufgrund unterschiedlichster äußerer Einflüsse kann die an die Überhitzer übertragene
Wärmeleistung stark schwanken. Daher ist es häufig notwendig, die Überhitzungstemperatur
zu regeln. Üblicherweise wird dies meistens durch eine Einspritzung von Speisewasser
vor oder nach einzelnen Überhitzerheizflächen zur Kühlung erreicht, d. h., eine Überströmleitung
zweigt vom Hauptstrom des Strömungsmediums ab und führt zu dort entsprechend angeordneten
Einspritzventilen. Die Einspritzung wird dabei üblicherweise über einen für die Temperaturabweichungen
von einem vorgegebenen Temperatursollwert am Austritt des Überhitzers charakteristischen
Kennwert geregelt, so wie beispielsweise aus der
FR 2 401 380 A1 bekannt.
[0005] Von modernen Kraftwerken werden nicht nur hohe Wirkungsgrade gefordert, sondern auch
eine möglichst flexible Betriebsweise. Hierzu gehört außer kurzen Anfahrzeiten und
hohen Laständerungsgeschwindigkeiten auch die Möglichkeit, Frequenzstörungen im Stromverbundnetz
auszugleichen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, muss das Kraftwerk in der Lage
sein, Mehrleistungen von beispielsweise 5% und mehr innerhalb weniger Sekunden zur
Verfügung zu stellen.
[0006] Derartige Leistungsänderungen eines Kraftwerksblockes im Sekundenbereich sind nur
durch ein abgestimmtes Zusammenwirken von Dampferzeuger und Dampfturbine möglich.
Der Beitrag, den der fossil befeuerte Dampferzeuger hierfür leisten kann, ist die
Nutzung seiner Speicher, d. h. des Dampf- aber auch des Brennstoffspeichers, sowie
schnelle Änderungen der Stellgrößen Speisewasser, Einspritzwasser, Brennstoff und
Luft.
[0007] Dies kann beispielsweise durch das Öffnen teilweise angedrosselter Turbinenventile
der Dampfturbine oder eines so genannten Stufenventils geschehen, wodurch der Dampfdruck
vor der Dampfturbine abgesenkt wird. Dadurch wird Dampf aus dem Dampfspeicher des
vorgeschalteten fossil befeuerten Dampferzeugers ausgespeichert und der Dampfturbine
zugeführt. Mit dieser Maßnahme wird innerhalb weniger Sekunden ein Leistungsanstieg
erreicht.
[0008] Eine permanente Androsselung der Turbinenventile zur Vorhaltung einer Reserve führt
jedoch immer zu einem Wirkungsgradverlust, so dass für eine wirtschaftliche Fahrweise
der Grad der Androsselung so gering wie unbedingt notwendig gehalten werden sollte.
Zudem weisen einige Bauformen von fossil befeuerten Dampferzeugern, so z. B. Zwangdurchlauf-Dampferzeuger
unter Umständen ein erheblich kleineres Speichervolumen auf als z. B. Naturumlauf-Dampferzeuger.
Der Unterschied in der Größe des Speichers hat im oben beschriebenen Verfahren Einfluss
auf das Verhalten bei Leistungsänderungen des Kraftwerksblocks.
[0009] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Regelung einer kurzfristigen
Leistungserhöhung einer Dampfturbine mit einem vorgeschalteten fossil befeuerten Dampferzeuger
der oben genannten Art anzugeben, bei dem der Wirkungsgrad des gesamten Dampfprozesses
nicht über Gebühr beeinträchtigt wird. Gleichzeitig soll die kurzfristige Leistungssteigerung
unabhängig von der Bauform des fossil befeuerten Dampferzeugers ohne invasive bauliche
Modifikationen am Gesamtsystem ermöglicht werden.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem zur kurzfristigen Leistungserhöhung
der Dampfturbine der Temperatursollwert reduziert und der Kennwert für den Zeitraum
der Reduzierung des Temperatursollwerts temporär überproportional zur Abweichung erhöht
wird.
[0011] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass zusätzliches Einspritzen von
Speisewasser einen weiteren Beitrag zur kurzfristigen schnellen Leistungsänderung
leisten kann.
[0012] Durch diese zusätzliche Einspritzung im Bereich der Überhitzer kann nämlich der Dampfmassenstrom
temporär erhöht werden. Wird eine Einspritzung jedoch unter Umgehung des sie üblicherweise
kontrollierenden Dampftemperaturregelsystems ausgelöst, kann in diesem Fall ein unzulässig
hoher Abfall der Dampftemperatur vor der Turbine nicht immer vermieden werden. Darüber
hinaus muss bei der im Anschluss benötigten Neuaktivierung der kompletten Dampftemperaturregelung
mit mehr oder minder starken Störungen des Regelbetriebs der Dampftemperatur gerechnet
werden. Aus diesen genannten Gründen ist es daher günstiger, die im Lastbetrieb aktive
Dampftemperaturregelung auch zur Bereitstellung der kurzfristigen Leistungsreserve
zu nutzen. Die Einspritzung sollte daher ausgelöst werden, indem der Temperatursollwert
reduziert wird. Ein Sprung des Temperatursollwerts ist über einen entsprechenden Kennwert
mit einem Sprung der Reglerabweichung verknüpft, die den Regler dazu veranlasst, den
Öffnungsgrad des Einspritzregelventils zu verändern. Somit kann eine Leistungserhöhung
der Dampfturbine genau durch eine derartige Maßnahme, d. h. eine sprunghafte Reduktion
des Temperatursollwerts, realisiert werden.
[0013] Diese Leistungserhöhung und damit auch der Einspritzmassenstrom sollen jedoch möglichst
schnell bereitgestellt werden. Dabei können aber dämpfende Eigenschaften des Regelsystems
hinderlich sein, die übermäßig schnelle Änderungen des Einspritzmassenstromes verhindern,
was aus Stabilitätsgründen der Regelung im gewöhnlichen Lastbetrieb auch gewünscht
ist, jedoch nicht bei einer schnell bereitzustellenden Leistungserhöhung. Daher sollte
die Regelung für den Fall einer kurzfristigen Leistungserhöhung entsprechend angepasst
werden. Dies ist in besonders einfacher Weise möglich, in dem das Regelsignal für
den Einspritzmassenstrom entsprechend verstärkt wird, und zwar für den Zeitraum der
erwünschten kurzfristigen Leistungserhöhung. Dazu wird der für die Abweichung der
Austrittstemperatur der strömungsmediumsseitig letzten Überhitzerheizfläche von einem
vorgegebenen Temperatursollwert charakteristische Kennwert für den Zeitraum der Reduzierung
des Temperatursollwerts temporär überproportional zur Abweichung erhöht.
[0014] Im oben beschriebenen Verfahren wird in einem entsprechenden Regelsystem über ein
Subtrahierglied ein Soll-Ist-Vergleich zwischen gewünschter und gemessener Dampftemperatur
gemacht. Je nach eingesetztem Regelkonzept kann dieses Signal noch durch zusätzliche
Informationen aus dem Prozess weiter modifiziert werden, bevor es im Anschluss als
Eingangssignal (Regelabweichung) beispielsweise auf einen PI-Regler aufgeschaltet
wird. Vorteilhafterweise kann zusätzlich die Temperatur unmittelbar nach dem Einspritzort
des Strömungsmediums, d. h. am Eintritt der letzten Überhitzerheizflächen, als Regelgröße
verwendet werden. Bei einer derartigen so genannten Zweikreisregelung werden schlagartige
Änderungen des Einspritzmassenstroms, die durch einen Reglereingriff erfolgt sind,
abgedämpft. Unter diesen Umständen kann die auf schnelle Eingriffe optimierte Regelung
durch Verhinderung eines Überschwingens stabilisiert werden.
[0015] Für die Bereitstellung einer Sofortreserve über das Einspritzsystem ist diese dämpfende
Wirkung der Zweikreisregelung jedoch eher hinderlich. Daher ist es insbesondere bei
der Zweikreisregelung von besonderem Vorteil, die beschriebene verstärkende Anpassung
des Kennwerts vorzunehmen. Die dadurch erzeugte regelseitige künstliche Erhöhung der
Abweichung der tatsächlichen Temperatur zum vorgegebenen Sollwert erreicht nämlich,
dass die anschließende Korrektur durch die Temperatur am Eintritt der letzten Überhitzerheizflächen,
d. h. unmittelbar nach dem Einspritzort, bei der Zweikreisregelung verhältnismäßig
geringer ausfällt. Dadurch bleibt eine größere Regelabweichung bestehen, die unmittelbar
eine stärkere Reglerantwort, d. h. eine größere Erhöhung des Einspritzmassenstroms,
zur Folge hat, was in diesem Fall erwünscht ist. Dadurch, dass der Kennwert jedoch
nur für den Zeitraum der Reduzierung des Temperatursollwerts temporär überproportional
erhöht wird, verschwindet der Einfluss dieser Überhöhung wieder, so dass die über
den Sollwert eingestellte Dampftemperatur auch wirklich erreicht werden kann. Somit
bleibt der Vorteil der Zweikreisregelung, unzulässige Dampftemperaturabfälle zu vermeiden,
nach wie vor bestehen.
[0016] In besonders einfacher Weise kann die temporäre Erhöhung des Kennwerts erzeugt werden,
indem vorteilhafterweise der für die Abweichung der Temperatur vom Sollwert charakteristische
Kennwert aus der Summe dieser Abweichung und einem für die zeitliche Änderung des
Temperatursollwerts charakteristischen zweiten Kennwert gebildet wird. Dabei ist in
besonders vorteilhafter Ausgestaltung der zweite Kennwert im Wesentlichen die mit
einem Verstärkungsfaktor multiplizierte zeitliche Änderung des Temperatursollwerts.
Regeltechnisch wird dies realisiert, indem der vorgegebene Dampftemperatursollwert
als Eingangssignal eines Differenzierglieds erster Ordnung verwendet wird und der
Ausgang dieses Elements nach geeigneter Verstärkung von der Differenz aus gemessener
und vorgegebener Temperatur am Heizflächenaustritt subtrahiert wird. Dadurch wird
die gewünschte künstliche Erhöhung der Abweichung besonders einfach realisiert und
über das zusätzliche Differenzierglied erster Ordnung wird der Einspritzmassenstrom
und somit die zusätzlich entbundene Leistung über die Dampfturbine wesentlich schneller
erhöht.
[0017] Aufgrund des differentiellen Charakters, d. h. die Berücksichtigung nur der zeitlichen
Änderung des Sollwerts, nimmt der Einfluss einer derartigen Regelung auf das Gesamtsystem
mit fortlaufender Zeit ab (Verschwindimpuls). Das bedeutet, dass das Differenzierglied
keinen weiteren Einfluss auf die Regelabweichung hat und die tatsächliche über den
Sollwert eingestellte Temperatur auch erreicht wird. Auch für den Fall, dass sich
der Sollwert der Dampftemperatur nicht ändert (der Normfall im gewöhnlichen Lastbetrieb)
hat eine derartige Ausgestaltung keinen Einfluss auf die restliche Regelstruktur.
Somit treten im gewöhnlichen Lastbetrieb keine Unterschiede im Regelverhalten der
Dampftemperaturregelung zwischen der Regelstruktur mit bzw. ohne dieses zusätzliche
Differenzierglied auf.
[0018] In vorteilhafter Ausgestaltung wird ein Parameter eines der Kennwerte anlagenspezifisch
bestimmt. Das heißt, die Höhe der Verstärkung, die Parameter des Differenzierglieds
etc. sollten spezifisch anhand der im Einzelfall betroffenen Anlage bestimmt werden.
Dies kann beispielsweise vorab mit Hilfe von Simulationsrechnungen oder aber während
der Inbetriebsetzung der Regelung geschehen.
[0019] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die gezielte Reduzierung des Dampftemperatursollwerts unter Verwendung des Einspritzregelverfahrens
die in den stromab der Einspritzung gelegenen Metallmassen eingespeicherte thermische
Energie für eine temporäre Leistungssteigerung der Dampfturbine genutzt werden kann.
Kommen dabei die beschriebenen angepassten Regelverfahren zur Anwendung, sind für
den Fall einer schlagartigen Reduzierung des Dampftemperatursollwerts wesentlich schnellere
Leistungserhöhungen mit Hilfe des Einspritzsystems realisierbar. Dabei ist das Verfahren
in jeder Druckstufe entweder einzeln oder in Kombination anwendbar, d. h. sowohl beim
Frischdampf (Hochdruckstufe) als auch in der Zwischenüberhitzung (Mittel- oder Niederdruckstufe).
[0020] Durch die Integration in das bestehende Dampftemperaturregelsystem wird der abgesenkte
Temperatursollwert bei guter Regelgüte der Temperaturregelung nach Öffnen der Einspritzarmaturen
nicht nennenswert unterschritten. Somit wird einem unzulässig hohen Temperaturabfall
des Dampfes am Turbineneintritt effektiv entgegengewirkt. An- und Abschaltprozesse
der Regelung und der Koordination entfallen ebenfalls, da das Regelsystem dauerhaft
aktiv bleiben kann.
[0021] Darüber hinaus ist das Verfahren zur Bereitstellung einer temporären Leistungssteigerung
der Dampfturbine unabhängig von anderen Maßnahmen, so dass auch beispielsweise angedrosselte
Turbinenventile zusätzlich geöffnet werden können, um die Leistungserhöhung der Dampfturbine
noch zu verstärken. Die Wirksamkeit des Verfahrens bleibt durch diese parallelen Maßnahmen
zum größten Teil unberührt.
[0022] Dabei ist hervorzuheben, dass bei einer fest vorgegebenen Anforderung an zusätzlicher
Leistung der Androsselungsgrad der Turbinenventile vermindert werden kann, sollte
die Verwendung des Einspritzsystems für die Leistungserhöhung zur Anwendung kommen.
Die gewünschte Leistungsentbindung kann unter diesen Umständen dann auch mit geringerer,
im günstigsten Fall sogar gänzlich ohne zusätzliche Androsselung erreicht werden.
Somit kann die Anlage im gewöhnlichen Lastbetrieb, in der sie für eine Sofortreserve
zur Verfügung stehen muss, mit einem vergleichsweise größeren Wirkungsgrad betrieben
werden, was auch die betrieblichen Kosten vermindert.
[0023] Letztlich ist das Verfahren auch ohne invasive bauliche Maßnahmen zu realisieren,
sondern lediglich durch zusätzliche Bausteine sind im Regelsystem vorzusehen oder
zu implementieren. Dadurch werden höhere Anlagenflexibilität und -nutzen ohne zusätzliche
Kosten erzielt.
[0024] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigen:
- FIG 1
- strömungsmediumsseitig schematisch den Mitteldruckteil eines fossil befeuerten Dampferzeugers
mit datenseitiger Verschaltung des Einspritzregelsystems mit Zweikreisregelung zur
Nutzung für eine Sofortleistungsentbindung,
- FIG 2
- ein Diagramm mit Simulationsergebnissen zur Verbesserung der Sofortreserve eines fossil
befeuerten Dampferzeugers durch Erhöhung der Einspritzung von Hochdruck-Dampf, Zwischenüberhitzungs-Dampf
und jeweils in beiden Drucksystemen in einem oberen Lastbereich, und
- FIG 3
- ein Diagramm mit Simulationsergebnissen zur Verbesserung der Sofortreserve eines fossil
befeuerten Dampferzeugers durch Erhöhung der Einspritzung von Hochdruck-Dampf, Zwischenüberhitzungs-Dampf
und jeweils beiden Drucksystemen für einen unteren Lastbereich.
[0025] Gleiche Teile sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0026] Vom fossil befeuerten Dampferzeuger 1 ist in der FIG 1 beispielhaft der Mitteldruckteil
dargestellt. Die Erfindung kann natürlich auch in anderen Druckstufen zur Anwendung
kommen. Die FIG 1 stellt schematisch einen Teil des Strömungswegs 2 des Strömungsmediums
M dar, insbesondere die Überhitzerheizflächen 4. Die räumliche Anordnung der einzelnen
Überhitzerheizflächen 4 im Heißgaskanal ist nicht dargestellt und kann variieren.
Die dargestellten Überhitzerheizflächen 4 können jeweils stellvertretend für eine
Mehrzahl seriell geschalteter Heizflächen stehen, die jedoch aufgrund der Übersichtlichkeit
nicht differenziert dargestellt sind.
[0027] Das Strömungsmedium M wird vor dem Eintritt in den in der FIG 1 dargestellten Teil
im Hochdruckteil einer Dampfturbine entspannt. Das Strömungsmedium M kann dann optional
in eine erste, nicht dargestellte Überhitzerheizfläche eintreten, bevor es den dargestellten
Teil erreicht. Zunächst ist strömungsmediumsseitig ein Einspritzventil 6 angeordnet.
Hier kann kühleres und unverdampftes Strömungsmedium M zur Regelung der Austrittstemperatur
am Austritt 8 des Mitteldruckteils des fossil befeuerten Dampferzeugers 1 eingespritzt
werden. Die in das Einspritzventil 6 eingebrachte Menge an Strömungsmedium M wird
über ein Einspritzregelventil 10 geregelt. Das Strömungsmedium M wird dabei über eine
zuvor im Strömungsweg 2 abzweigende Überströmleitung 12 zugeführt. Im Strömungsweg
2 sind weiterhin zur Regelung der Einspritzung mehrere Messeinrichtungen vorgesehen,
nämlich eine Temperaturmesseinrichtung 14 und eine Druckmesseinrichtung 16 nach dem
Einspritzventil 6 und vor den Überhitzerheizflächen 4, sowie eine Temperaturmesseinrichtung
18 nach den Überhitzerheizflächen 4.
[0028] Die übrigen Teile der FIG 1 zeigen das Regelsystem 20 für die Einspritzung. Zunächst
wird ein Temperatursollwert an einem Sollwertgeber 22 eingestellt. Dieser Temperatursollwert
ist zusammen mit dem Ausgang der Temperaturmesseinrichtung 18 nach den Überhitzerheizflächen
4 auf ein Subtrahierglied 24 geschaltet, wo somit die Abweichung der Temperatur am
Austritt der Überhitzerheizflächen 4 vom Sollwert gebildet wird. Diese Abweichung
wird in einem Addierglied 26 korrigiert, wobei die Korrektur die Zeitverzögerung einer
Temperaturänderung beim Durchlauf durch die Überhitzerheizflächen 4 modelliert. Dazu
wird die Temperatur am Eintritt der Überhitzerheizflächen 4 aus der Temperaturmesseinrichtung
14 auf ein zeitverzögerndes PTn-Glied 28 geschaltet, das eingangsseitig dem Addierglied
26 zugeführt wird. Der Ausgang des Addierglieds 26 wird auf ein Maximumglied 30 geschaltet
und im weiteren Verlauf zusammen mit dem Signal der Temperaturmesseinrichtung 14 auf
ein Subtrahierglied 32.
[0029] Im Maximumglied 30 wird eingangsseitig ein weiterer Parameter berücksichtigt, nämlich
dass die Temperatur einen gewissen Abstand zur druckabhängigen Siedetemperatur haben
sollte. Dazu ist der an der Druckmesseinrichtung 16 gemessene Druck in ein Funktionsglied
34 geschaltet, dass die diesem Druck entsprechende Siedetemperatur des Strömungsmediums
M ausgibt. In einem Addierglied 36 wird eine voreingestellte Konstante aus einem Geber
38 addiert, die beispielsweise 10 °C betragen kann und einen Sicherheitsabstand zur
Siedelinie gewährleistet. Die so ermittelte Mindesttemperatur wird an das Maximumglied
30 gegeben. Das im Maximumglied 30 ermittelte Signal wird über das Subtrahierglied
32 einem PI-Regelglied 40 zur Steuerung des Einspritzregelventils 10 aufgeschaltet.
[0030] Um das Einspritzsystem nicht nur zur Regelung der Austrittstemperatur, sondern auch
zur Bereitstellung einer sofortigen Leistungsreserve nutzen zu können, umfasst dieses
entsprechende Mittel zum Ausführen des Verfahrens zur Regelung einer kurzfristigen
Leistungserhöhung einer Dampfturbine. Zunächst wird dazu der Temperatursollwert am
Sollwertgeber 22 reduziert, was eine Erhöhung der Einspritzmenge zur Folge hat. Damit
diese aber unmittelbar zu einer Leistungserhöhung führt, sollte eine schnelle Reglerantwort
des PI-Regelglieds 40 gewährleistet sein. Die verursachte Abweichung der tatsächlichen
Temperatur vom Temperatursollwert wird jedoch durch das PTn-Glied 28 kurz nach der
Änderung abgemildert.
[0031] Um dies im Falle einer gewünschten schnellen Leistungserhöhung zu verhindern, ist
das Signal des Sollwertgebers 22 für den Temperatursollwert auf ein ein Differenzierglied
erster Ordnung (DT1) geschaltet. Hierfür ist ein PT1-Glied 42 eingangsseitig mit dem
Signal des Sollwertgebers 22 beaufschlagt und ausgangsseitig zusammen mit dem ursprünglichen
Signal des Sollwertgebers 22 auf ein Subtrahierglied 44 geschaltet, dessen Ausgang
mit einem Multiplizierglied 46 verbunden ist, das das Signal um einen Faktor, z. B.
10 aus einem Geber 48 verstärkt. Dieses Signal wird über das Addierglied 50 in das
Signal der Temperaturabweichung aus dem Subtrahierglied 24 gegeben. Im Falle einer
Änderung des Sollwertes erzeugt die Verschaltung über das PT1-Glied 42 ein von Null
verschiedenes Signal, das über das Multiplizierglied 46 verstärkt wird und den für
die Abweichung charakteristischen Kennwert künstlich überproportional verstärkt. Das
Signal über die Verschaltung des PTn-Glieds 28 ist verhältnismäßig dann kleiner und
es wird eine schnellere Reglerantwort des PI-Reglerglieds 40 erzwungen. Somit wird
schnell eine Dampfmengenerhöhung erreicht und die Leistung der nachgeschalteten Dampfturbine
erhöht.
[0032] FIG 2 zeigt nun ein Diagramm mit Simulationsergebnissen unter Ausnutzung des beschriebenen
Regelverfahrens. Aufgetragen ist die prozentuale zusätzliche Leistung bezogen auf
Volllast 52 gegen die Zeit 54 in Sekunden nach einer sprunghaften Reduzierung des
Temperatursollwerts am Sollwertgeber 22 um 20 °C für die jeweilige Stufe eines fossil
befeuerten Dampferzeugers mit Hochdruck- und Zwischenüberhitzungs- oder Mitteldruckstufe
bei 95 % Last. Wie bereits erwähnt kann die oben beschriebene Schaltung mit dem PT1-Glied
42 zur überproportionalen Verstärkung des für die Abweichung charakteristischen Kennwerts
in beiden Stufen zur Anwendung kommen. Die Kurvenzüge 56 und 58 zeigen die Ergebnisse
für eine Modifikation des Hochdruckteils, die Kurvenzüge 60 und 62 die Ergebnisse
für eine Modifikation der Zwischenüberhitzung und die Kurvenzüge 64 und 66 die Ergebnisse
für eine Modifikation beider Stufen. Dabei zeigen die Kurvenzüge 56, 60 und 64 jeweils
die Ergebnisse ohne PT1-Glied 42, also gemäß dem üblichen Regelsystem, die Kurvenzüge
58, 62 und 66 jeweils die Ergebnisse mit wie oben beschrieben verschalteten PT1-Glied
42.
[0033] In FIG 2 ist erkennbar, dass die Maxima der Kurvenzüge 58, 62 und 66 jeweils einerseits
höher als auch weiter links angeordnet sind als ihre jeweiligen entsprechenden Kurvenzüge
56, 60 und 64. Die zusätzlich entbundene Leistung ist damit einerseits höher, andererseits
steht sie schneller zur Verfügung. Die Beschleunigung ist bei den Kurvenzügen 60,
62 der Zwischenüberhitzung geringer ausgeprägt, dafür ist eine signifikante relative
Erhöhung der Leistung erkennbar, wenn auch auf absolut niedrigerem Niveau als im Hochdruckteil.
[0034] FIG 3 ist gegenüber FIG 2 nur geringfügig modifiziert und zeigt die simulierten Kurvenzüge
56, 58, 60, 62, 64, 66 für 40 % Last, alle übrigen Parameter stimmen mit FIG 2 überein,
ebenso die Bedeutung der Kurvenzüge 56, 58, 60, 62, 64, 66.
[0035] Hier zeigen insbesondere die unmodifizierten Kurvenzüge 56, 60, 62 einen wesentlich
flacheren Verlauf als in FIG 2, d. h., es ist eine noch langsamere Reglerantwort des
PI-Regelglieds 40 ersichtlich. Durch die beschriebene Verschaltung des PT1-Glieds
42 im Hochdruckteil ist das Maximum des Kurvenzugs 58 weiter links und höher als Kurvenzug
56, es ist also eine schnellere und höhere Leistungserhöhung erreicht. Der Kurvenzug
58 bleibt jedoch relativ flach.
[0036] Die Modifikation der Zwischenüberhitzung, dargestellt in Kurvenzug 62, zeigt ein
ähnliches Verhalten, zusätzlich zeigt sich jedoch ein vergleichsweise hoher Leistungsanstieg
ca. 60 Sekunden nach Änderung des Sollwerts, der danach rasch wieder abfällt, um in
das Maximum des flachen Verlaufs überzugehen. Dieser Leistungsanstieg zeigt sich entsprechend
auch bei einer Modifikation beider Druckstufen nach Kurvenzug 66 im Vergleich zu Kurvenzug
64.
[0037] Ein mit einem derartigen fossil befeuerten Dampferzeuger 1 ausgestattetes Dampfkraftwerk
ist in der Lage, über eine sofortige Leistungsentbindung der Dampfturbine schnell
eine Leistungserhöhung zu leisten, die zur Stützung der Frequenz des Verbundstromnetzes
dient. Dadurch, dass diese Leistungsreserve durch eine Doppelnutzung der Einspritzarmaturen
neben der üblichen Temperaturregelung erreicht wird, kann auch eine permanente Androsselung
der Dampfturbinenventile zur Bereitstellung einer Reserve verringert werden oder ganz
entfallen, wodurch ein besonders hoher Wirkungsgrad während des normalen Betriebs
erreicht wird.
1. Verfahren zur Regelung einer kurzfristigen Leistungserhöhung einer Dampfturbine mit
einem vorgeschalteten fossil befeuerten Dampferzeuger (1) mit einer Anzahl von einen
Strömungsweg (2) bildenden, von einem Strömungsmedium M durchströmten Economiser-,
Verdampfer- und Überhitzerheizflächen (4), bei dem in einer Druckstufe Strömungsmedium
M aus dem Strömungsweg (2) abgezweigt und strömungsmediumsseitig vor einer Überhitzerheizfläche
(4) der jeweiligen Druckstufe in den Strömungsweg eingespritzt wird, wobei ein für
die Abweichung der Austrittstemperatur der strömungsmediumsseitig letzten Überhitzerheizfläche
der jeweiligen Druckstufe von einem vorgegebenen Temperatursollwert charakteristischer
erster Kennwert als Regelgröße für die Menge des eingespritzten Strömungsmedium M
verwendet wird,
wobei zur kurzfristigen Leistungserhöhung der Dampfturbine der Temperatursollwert
reduziert und der Kennwert für den Zeitraum der Reduzierung des Temperatursollwerts
temporär überproportional zur Abweichung erhöht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem zusätzlich die Temperatur unmittelbar nach dem
Einspritzort des Strömungsmediums M als Regelgröße für die Menge des eingespritzten
Strömungsmediums M verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem der erste Kennwert aus
der Summe der Abweichung und einem für die zeitliche Änderung des Temperatursollwerts
charakteristischen zweiten Kennwert gebildet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem der zweite Kennwert im Wesentlichen die mit einem
Verstärkungsfaktor multiplizierte zeitliche Änderung des Temperatursollwerts ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem ein Parameter einer der
Kennwerte anlagenspezifisch bestimmt wird.
1. Method for controlling a short-term increase in power in a steam turbine comprising
a fossil-fired steam generator (1) arranged upstream having a plurality of economiser,
evaporator and super heater heating surfaces (4), which form a flow path (2) and through
which a flow medium (M) flows, in which flow medium (M) is tapped off from the flow
path (2) in a pressure stage and is injected into the flow path on the flow-medium
side upstream of a super heater heating surface (4) of the respective pressure stage,
a first characteristic value, which is characteristic of the deviation between the
outlet temperature of the final super heater heating surface of the respective pressure
stage on the flow medium side and a predetermined nominal temperature value, being
used as a controlled variable for the amount of injected flow medium (M),
wherein, in order to achieve a short-term increase in power of the steam turbine,
the nominal temperature value is reduced and, for the duration of the reduction in
the nominal temperature value, the characteristic value is temporarily increased over-proportionately
to the deviation.
2. Method according to claim 1, wherein, in addition, the temperature directly downstream
from the point of injection of the flow medium M is used as a controlled variable
for the amount of injected flow medium M.
3. Method according to one of the preceding claims, wherein the first characteristic
value is made up of the sum of the deviation and a second characteristic value that
is characteristic of the change over time in the nominal temperature value.
4. Method according to claim 3, wherein the second characteristic value is essentially
the change over time in the nominal temperature value multiplied by an amplification
factor.
5. Method according to one of the preceding claims, wherein a parameter for one of the
characteristic values is determined in a plant-specific manner.
1. Procédé de régulation d'une augmentation de puissance à court terme d'une turbine
à vapeur, comprenant un générateur de vapeur (1) alimenté en combustible fossile en
amont et ayant un certain nombre de surfaces de chauffe d'économiseur, d'évaporateur
et de surchauffeur, qui forment un trajet (2) d'écoulement et dans lesquels passe
un fluide M en écoulement, dans lequel, dans un étage de pression, on dérive du fluide
M en écoulement du trajet (2) d'écoulement et on l'injecte dans le trajet (2) de courant
en amont d'une surface (4) de chauffe de surchauffeur de l'étage de pression respectif,
dans lequel on utilise, comme grandeur de régulation de la quantité du fluide M en
écoulement injecté, une première valeur caractéristique de l'écart de la température
de sortie de la dernière surface de chauffe de surchauffeur du côté du fluide en écoulement
de l'étage de pression respectif à une valeur de consigne de température donnée à
l'avance,
dans lequel, pour augmenter la puissance à court terme de la turbine à vapeur, on
abaisse la valeur de consigne de température et on élève temporairement, plus que
proportionnellement à l'écart, la valeur caractéristique pendant le laps de temps
de la réduction de la valeur de consigne de la température.
2. Procédé suivant la revendication 1, dans lequel on utilise, en plus, la température
directement après l'emplacement d'injection du fluide M en écoulement, comme grandeur
de régulation de la quantité du fluide M en écoulement injecté.
3. Procédé suivant l'une des revendications précédentes, dans lequel on forme la première
valeur caractéristique à partir de la somme de l'écart et d'une deuxième valeur caractéristique
caractérisant la variation dans le temps de la valeur de consigne de la température.
4. Procédé suivant la revendication 3, dans lequel la deuxième valeur caractéristique
est sensiblement la variation dans le temps multipliée par un facteur d'amplification
de la valeur de consigne de la température.
5. Procédé suivant l'une des revendications précédentes, dans lequel on définit, d'une
manière spécifique à l'installation, un paramètre de l'une des valeurs caractéristiques.