[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Form- und/oder Strukturteils
aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung mit einer aus einem Sol-Gel-System resultierenden
Korrosionsschutzschicht gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Derartige Form- und Strukturteile werden mit Fertigungsverfahren oder Kombinationen
von verschiedenen Fertigungsverfahren gemäß DIN 8580 hergestellt. Dazu zählen insbesondere
Verfahren der Hauptgruppen Urformen, Umformen, Trennen und Stoffeigenschaften ändern.
Durch die Kombination verschiedener Formteile können derartig gefertigte Teile auch
durch Verfahren der Hauptgruppe Fügen miteinander zu Baugruppen oder Strukturen verbunden
werden. Anhand von zur Lastaufnahme bestimmten Schmiedeteilen, die eine bedeutende
Produktgruppe innerhalb der die Erfindung betreffende Form- und Strukturteile darstellen,
wird der bisherige Stand der Technik sowie die Aufgabenstellung und deren erfindungsgemäße
Lösung dargestellt.
[0003] Zur Lastaufnahme bestimmte Schmiedeteile (geschmiedete Formteile) aus Aluminium und
dessen Legierungen sind bekannt. Zur Herstellung derartiger, meist sicherheitsrelevanter
Schmiedeteile werden Rohlinge (Schmiedevormaterial), beispielsweise gegossene, gewalzte
oder stranggepresste Rohlinge, in Stangenform, als Stäbe, Stababschnitte, Knüppel
oder Brammen aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung in einem Gesenk über eine
oder mehrere Umformstufen schmiedend verarbeitet. Zu den Umformstufen gehören das
Vorformen, wie Stauchen, Biegen, Recken, Reck- oder Querkeilwalzen, Vorschmieden,
das Fertigschmieden, Nachformen und Kalibrieren. Dem eigentlichen Schmiedevorgang
können sich metall- und legierungsspezifische Wärmebehandlungen anschließen, insbesondere
um den technologischen Zustand (beispielsweise T4, T5, T6 oder T73) gemäß DIN EN 515
zu erreichen. Darüber hinaus ist es bekannt, die Schmiedeteile einer Oberflächenbehandlung
so wie Beizen oder Strahlen zu unterziehen.
[0004] Bekannte, auf Last beanspruchbare Schmiedeteile weisen verschiedene Nachteile hinsichtlich
ihrer Korrosionsanfälligkeit auf. Sie können bei unsachgemäßer Lagerung, unsachgemäßem
Transport oder während des Einsatzes in widriger, insbesondere feuchter oder schadstoffhaltiger,
Umgebung, Korrosionsangriffen ausgesetzt sein, die u.a. an der Bauteiloberfläche zu
optischen, maßlichen und/oder mechanischen Qualitätseinbußen führen. Schmiedeteile,
die zusätzlich im Betriebseinsatz korrosiv wirkenden Medien, wie z.B. Salz- Lösungen,
Bremsstaub oder ähnlichen ausgesetzt sind, erfahren einen intensivierten und beschleunigten
Korrosionsangriff. Die Art des Korrosionsangriffs, beispielsweise Spannungsrisskorrosion,
interkristalline Korrosion oder Schichtkorrosion ist dabei abhängig von der Legierung
und ihrem technologischen Zustand sowie von der Art und der Konzentration der korrosionsauslösenden
Medien und den herrschenden Prozessparametern, beispielsweise der Temperatur. Konventionell
gefertigte Schmiedeteile, die nicht in erster Linie zu dekorativen Zwecken eingesetzt
werden, sind in der Regel nicht bzw. nur geringfügig, beispielsweise durch Oberflächenstrahlen,
gegen einen vorbeschriebenen Korrosionsangriff geschützt. Bisher bekannte Beschichtungsprozesse
sind durch vergleichsweise größere Schichtdicken, schlechtere Umweltverträglichkeit,
signifikant verlängerte Prozessketten und/oder erhöhten Anlagenaufwand charakterisiert
und kommen folglich bei auf Last beanspruchbaren Aluminiumschmiedeteilen kaum zur
Anwendung.
[0005] Auf dem technischen Gebiet der (nicht zur Lastaufnahme bestimmten) Reflektorkörperherstellung
ist es, wie sich aus der
EP 1 287 389 B1 ergibt, bekannt, aus Aluminium ausgebildete Reflektorkörper mit einem Sol-Gel-Lack
zu beschichten, wobei der Sol-Gel-Lack nicht unmittelbar auf das Aluminium, sondern
auf eine auf diesem vorgesehene Reflektionsschicht aufgetragen ist.
[0006] Im
Artikel A new corrosion protection coating system for pressure-cast aluminium automotive
parts, Materials & Design, Band 18, Ausgaben 4-6, 1 Dezember 1997, Seiten 309-313offenbaren H Schmidt u.a. ein Verfahren zum Herstellen eines Kraftfahrzeugteils, wobei
zunächst ein Bauteil aus einer Aluminiumlegierung (AIMgSi1, AIMg3) hergestellt und
oberflächenbehandelt wird, und wobei ein Sol-Gel-Lack, umfassend eine alkoholische
kolloidale Kieselsäure in Kombination mit einer GPTS-Lösung, unmittelbar durch Eintauchen
auf das Aluminium aufgetragen und in eine Korrosionsschutzschicht bei einer Temperatur
zwischen 100 und 150°C umgewandelt wird.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstig und möglichst einfach
herstellbares witterungsbeständiges und korrosionsgeschütztes, mit einem gegen mechanische
Einflüsse hinreichend beständigem Oberflächenschutz versehenes Form- und/oder Strukturteil
aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung
anzugeben. Bevorzugt soll sich das Teil durch eine sehr gute Oberflächenbeschaffenheit,
homogene Topographie und geringe Rauheit auszeichnen. Insbesondere soll das Erscheinungsbild
auch nach langfristigem Betriebseinsatz, insbesondere unter verschärften Umgebungsbedingungen
optisch ansprechend sein. Darüber hinaus ist es bevorzugt, wenn die Form- und/oder
Strukturteile sich durch gute mechanische Eigenschaften und eine ebenso gute Bearbeitbarkeit
auszeichnen. Ferner wäre es von Vorteil, wenn die Form- und/oder Strukturteile mit
denselben nicht zerstörenden Prüfmethoden prüfbar wären, wie diese bei konventionell
hergestellten Form-und/oder Strukturteilen eingesetzt werden.
[0008] Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Herstellungsverfahrens mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst.
[0009] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
In den Rahmen der Erfindung fallen sämtliche Kombinationen aus zumindest zwei von
in der Beschreibung, den Ansprüchen und/oder den Figuren offenbarten Merkmalen. Zur
Vermeidung von Wiederholungen sollen verfahrensgemäß offenbarte Merkmale als vorrichtungsgemäß
offenbart gelten und beanspruchbar sein. Ebenso sollen vorrichtungsgemäß offenbarte
Merkmale als verfahrensgemäß offenbart gelten und beanspruchbar sein.
[0010] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, das Form- und/oder Strukturteil mit einer
Korrosionsschutzschicht zu versehen, die aus einem Sol-Gel-System hergestellt, d.h.
geschaffen ist, wobei die Korrosionsschutzschicht unmittelbar auf dem Aluminium bzw.
der Aluminiumlegierung realisiert wird. Anders ausgedrückt wird auf jegliche Zwischenschicht
zwischen der Korrosionsschutzschicht und dem Aluminium bzw. der Aluminiumlegierung
verzichtet. Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die Korrosionsschicht
bei derartigen Bauteilen überraschend auch ohne eine im Stand der Technik als notwendig
angesehene
[0011] Zwischenschicht (dort Reflektionsschicht) fest unmittelbar auf dem Aluminium bzw.
der Aluminiumlegierung haftet. Somit kann auf das Aufbringen einer Zwischenschicht,
beispielsweise einer Reflektionsschicht, wie bei bekannten Reflektionsaluminiumteilen,
etwa mittels Voranodisieren, Chromatieren oder Phosphatieren zur verbesserten Haftbarkeit
der Deckschicht entfallen. Hierdurch kann die Prozesskette (Transport der Teile, Logistik,
Qualitätssicherung) auf ein Minimum reduziert werden. Ebenso führt der Verzicht auf
eine Zwischenschicht zu geringen Material- und Energiekosten.
[0012] Bei der unmittelbar auf dem Aluminium bzw. der Aluminiumlegierung realisierten Korrosionsschicht
handelt es sich um einen Sol-Gel-Lack, der hervorgegangen ist aus einem unmittelbar
auf das Aluminium bzw. die Aluminiumlegierung aufgebrachten, Sol-Gel-System. Als Gele
bezeichnet man formbeständige, leicht deformierbare, an Flüssigkeit reichhaltige disperse
Systeme, die aus einem festen, unregelmäßigen, dreidimensionalen Netzwerk und einer
Flüssigkeit bestehen. Unter einem Sol-Gel-System ist dabei ein nach der Sol-Gel- Technologie
hergestellter Sol-Gel-Lack zu verstehen, der nach produktgerechter Applizierung und
Aushärtung eine mit dem Substrat - in diesem Fall ein Form- bzw. Strukturteil -fest
verbundene, gehärtete, Schutzschicht bildet. Die Schutzschicht ist vorzugsweise ein
transparent aushärtender Sol-Gel-Lack, der den farblichen Grundton des metallischen
Substrates erkennen lässt. Unter transparent aushärtendem Sol-Gel-Lack ist insbesondere
eine klare, farblose, durchsichtige Schutzschicht zu verstehen. Die auf die gereinigte
Oberfläche des Substrates aufgebrachte Schutzschicht ist ein Sol-Gel-Lack aus einem
Polysiloxan und vorteilhaft ein Sol-Gel- Lack aus einem aus einer alkoholischen Silan-Lösung,
insbesondere einer Alkoxysilan-Lösung und einer wässrigen kolloidalen Kieselsäure-Lösung
hergestellten Polysiloxan. Polysiloxan ist dabei der Begriff für Polymere aus vernetzten
Siloxanen. Das Polysiloxan wird insbesondere durch eine Kondensationsreaktion zwischen
hydrolisierten und vernetzbaren Silanen, insbesondere Alkoxysilanen, und kolloidaler
Kieselsäure erzeugt.
[0013] Die Kondensationsreaktion zwischen hydrolisierten Silanen, insbesondere Alkoxysilanen,
untereinander sowie hydrolisierten Silanen, insbesondere Alkoxysilanen, und kolloidaler
Kieselsäure führt zur Ausbildung eines anorganischen Netzwerkes von Polysiloxanen.
Gleichzeitig werden organische Gruppen, insbesondere Alkylgruppen bzw. einfache Alkylgruppen
über Kohlenstoffbindungen in das anorganische Netzwerk eingebaut. Die organischen
Gruppen, bzw. die Alkylgruppen, nehmen jedoch nicht direkt an der Polymerisation bzw.
der Vernetzung der Siloxane teil, d.h. sie dienen nicht zur Ausbildung eines organischen
Polymersystems sondern lediglich zur Funktionalisierung. Die Funktion liegt darin,
dass die organischen Gruppen, insbesondere die Alkylgruppen, während des Sol-Gel-Prozesses
an den Außenseiten der Polysiloxane angehängt werden und dadurch eine nach außen wasserabstoßende
Lage ausbilden, welche dem Sol-Gel-Lack eine ausgeprägte hydrophobe Eigenschaft verleiht.
[0014] Der beschriebene Sol-Gel-Prozess führt, wie erwähnt, durch gezielte Hydrolyse und
Kondensation von Alkoxiden des Siliziums und Kieselsäure zu einem Sol- Gel-Lack aus
einem anorganischen Netzwerk mit eingebauten Alkylgruppen. Die dadurch erhaltenen
Polysiloxane sind deshalb eher den anorganischen Polymeren zuzuordnen.
[0015] Bei der Herstellung einer bevorzugten Ausführung eines Sol-Gel-Lackes als Schutzschicht
wird zweckmäßig von zwei Basislösungen A und B ausgegangen.
[0016] Die Lösung A ist eine alkoholische Lösung eines oder mehrerer verschiedener Alkoxysilane,
wobei die Alkoxysilane in einem wasserfreien Medium in nicht hydrolisierter Form vorliegen.
Als Lösungsmittel wird zweckmäßig ein Alkohol, wie beispielsweise Methyl-, Ethyl-,
Propyl- oder Butylalkohol und bevorzugt Isopropylalkohol, verwendet.
[0017] Die Alkoxysilane werden durch die allgemeine Formel X
nSi(OR)
4-n beschrieben, in welcher "R" ein einfaches Alkyl ist, vorzugsweise aus der Gruppe
umfassend Methyl, Ethyl, Propyl und Buthyl. "X" ist zweckmäßig ebenfalls ein Alkyl,
vorzugsweise aus der Gruppe umfassend Methyl, Ethyl, Propyl und Buthyl. Zweckmäßige
Alkoxysilane sind beispielsweise Tetramethoxysilane (TMOS) und bevorzugt Tetraethoxysilan
(TEOS) und Methyltrimethoxysilan (MTMOS) und weitere Alkoxysilane.
[0018] In besonders bevorzugter Ausführungsform wird die Lösung A aus Tetraethoxysilan (TEOS)
und/oder Methyltrimethoxysilan (MTMOS)mit einem Methyl-, Ethyl- oder Propyl-Alkohol
und insbesondere mit einem Isopropyl-Alkohol als Lösungsmittel zubereitet. Die Lösung
A kann z.B. 25 -35 Gew.-% (Gewichts-%), insbesondere 30 Gew.-%, TEOS und 15 - 25 Gew.-%,
insbesondere 20 Gew.-%, MTMOS enthalten, beides gelöst in 40-60 Gew.-%, insbesondere
50 Gew.-%, Isopropyl-Alkohol.
[0019] Die Lösung B enthält in Wasser gelöste kolloidale Kieselsäure. In zweckmäßiger Ausführung
wird die Lösung B mittels Säure, vorzugsweise mittels Salpetersäure (HNO
3), auf einen pH-Wertzwischen2,0-4,vorzugsweisezwischen 2,5- 3,0 und insbesondere von
2,7 eingestellt.
[0020] Die verwendete Kieselsäure ist zweckmäßig eine in saurem Milieu stabilisierte Kieselsäure,
wobei der pH-Wert der Kieselsäure vorteilhaft bei 2 -4 liegt. Die Kieselsäure ist
vorteilhaft möglichst alkaliarm. Der Alkaligehalt (z.8. Na
2O) der Kieselsäure liegt bevorzugt unter 0,04 Gew.-%.
[0021] Die Lösung B enthält beispielsweise 70-80 Gew.-%, insbesondere 75 Gew.-%, Wasser
als Lösungsmittel und 20 -30 Gew.-%, insbesondere25 Gew.-%, kolloidale Kieselsäure.
Die Lösung B ist zweckmäßig mittels Salpetersäure (HN0
3) aufeinen pH-Wertzwischen 2,0-3,5, vorzugsweisezwischen 2,5-3,0 und insbesondere
von 2,7 eingestellt.
[0022] Das Zusammenführen und Mischen der beiden Basislösungen A und B führt in Gegenwart
der Salpetersäure zu einer Hydrolysereaktion zwischen dem in Lösung B enthaltenen
Wasser und den in Lösung A enthaltenen Alkoxysilanen.
[0023] Hydrolyse-Reaktion:
Si(OR)
n + nH
20 → Si(OH)
n + nR(OH)
[0024] Gleichzeitig tritt eine Kondensationsreaktion ein, bei der unter Wasser- Abspaltung
aus jeweils zwei Si-OH-Gruppen eine Siloxan-Bindung (Si-0-Si) aufgebaut wird. Durch
fortschreitende Polymerisation entsteht dabei ein Netzwerk von Polysiloxanen, an welche
Alkyl-Gruppen angegliedert sind. Die neue Mischlösung liegt in einem gelförmigen Zustand
vor. Die beiden Lösungen A und B werden bevorzugt in einem Gewichtsverhältnis von
7:3 Teilen gemischt.
[0025] Der Sol-Gel-Lack wird zweckmäßig in Gel-Form auf das Form- oder Strukturteil, bzw.
auf die entsprechende Oberfläche, aufgetragen bzw. abgeschieden und anschließend getrocknet
bzw. gehärtet. Der Trocknungsprozess besteht darin, die im Sol-Gel-Lack verbleibenden
Wasser und Alkohole auszutreiben, wodurch der Sol-Gel-Lack aushärtet und eine korrosions-
und witterungsbeständige Schutzschicht auf der Formteil - bzw. Strukturteiloberfläche
entsteht.
[0026] Die Beschichtung erfolgt, beispielsweise durch Auftragen, Schleudern oder Spritzen,
zweckmäßig in einem kontinuierlichen Verfahren, welches für die Behandlung von vorstehend
beschriebenen Form- bzw. Strukturteilen, auch in sehr hohen Stückzahlen (Großserien),
geeignet ist. Besonders bevorzugte Beschichtungsverfahren sind das Sprühen, Spritzen,
Tauchen bzw. Tauchziehbeschichten.
[0027] Insbesondere eignen sich Sol-Gel-Systeme, die beispielsweise unter dem Markennamen
CERAPAINT des Unternehmens Akzo Nobel erhältlich sind zur Ausbildung der Korrosionsschutzschicht.
[0028] Korrosionsschutzschichten (Sol-Gel-Lacke), die durch Auftragen eines Sol-Gel-Systems,
also das Beschichten des eigentlichen Form- und/oder Strukturteils mit einem Sol-Gel-System,
geschaffen werden, benötigen zu deren Herstellung einen Härtungs- bzw. Trocknungsprozess,
bei dem das Sol-Gel-System in den beständigen Sol-Gel-Lack umgewandelt wird.
[0029] Das mit dem Sol-Gel-Lack beschichtete Form- bzw. Strukturteil wird zweckmäßig mittels
Strahlung, wie UV-Strahlung, Elektronenstrahlung, Laserstrahlung, oder mittels Wärmestrahlung,
wie IR-Strahlung (infrarot), oder mittels Konvektionserwärmung oder einer Kombination
der vorgenannten Trocknungs- bzw. Härtungsverfahren, getrocknet bzw. gehärtet.
[0030] Die Konvektionserwärmung kann zweckmäßig durch eine Beaufschlagung mit erwärmten
Gasen, wie Luft, Stickstoff, Edelgase oder Gemischen daraus, erfolgen. Die Sol-Gel-Lackschicht
wird bevorzugt in einem Durchlaufofen getrocknet bzw. gehärtet.
[0031] Erfindungsgemäß wird jedoch im Herstellungsverfahren zur Herstellung des Form- und/oder
Strukturteils auf einen derartigen zusätzlichen Härtungs- bzw. Trocknungsprozess verzichtet
und stattdessen dieser Härtungs- bzw. Trocknungsprozess Bestandteil eines ohnehin
realisierten Prozessschrittes, beispielsweise einer Wärmebehandlung zur Optimierung
der Bauteilseigenschaften realisiert wird. Anders ausgedrückt ist es erfindungsgemäß,
das Sol- Gel-System durch einen zur Optimierung der Bauteileigenschaften vorgesehenen
Wärmebehandlungsschritt zu härten, so dass auf einen separaten (zusätzlichen) Härtungsschritt
verzichtet werden kann. Wird eine solche Wärmebehandlung, wie sie insbesondere bei
zur Lastaufnahme bestimmten bzw. ausgelegten Schmiedeteilen sinnvoll ist, nicht realisiert,
muss ein entsprechender Härtungsschritt in das Herstellungsverfahren integriert werden.
Das Aufbringen des Sol-Gel-Systems lässt sich insbesondere bei der Ausbildung des
Form- und/oder Strukturteils als zur Lastaufnahme bestimmtes Schmiedeteil in ein bestehendes
Produktionsumfeld inline oder als BypassProzessstufe mit geringem Aufwand integrieren.
[0032] Die nach dem Konzept der Erfindung ausgebildeten Form- und Strukturteile können aus
Reinaluminium odereiner Aluminiumlegierung bestehen. Bevorzugt enthalten die Schmiedeteile
Aluminiumlegierungen der Werkstoffgruppen 2xxx, 6xxx oder 7xxx oder bestehen daraus.
Bei gegossenen Form- und/oder Strukturteilen kommen bevorzugt Aluminiumlegierungen
der Art AlSiMg, AlSiCu, AlCu sowie AlZnMg in Betracht. Bei Knetlegierungen der Werkstoffgruppe
2xxx kommen bevorzugt die Legierungen AA 2014, AA 2014A, AA 2017A, AA 2024 und 2618A
zum Einsatz, bei den Knetlegierungen der Werkstoffgruppe 7xxx kommen bevorzugt die
Legierungen AA 7003, AA 7018, AA 7020, AA 7022 und AA 7075 zum Einsatz, besonders
bevorzugt AA 7075. Bei Knetlegierungen der Werkstoffgruppe 6xxx kommen bevorzugt die
Legierungen AA 6005, AA 6005A, AA 6008, AA 6014, AA 6060, AA 6061, AA 6063, AA 6063A,
AA 6056, AA 6066, AA 6110, AA 6110A, AA 6182, AA 6401 und AA 6463 zum Einsatz, besonders
bevorzugt die Legierungen AA 6060, AA 6063 und AA 6082 und AA 6110, insbesondere AA
6082. Darüber hinaus können erfindungsgemär1e Form- und Strukturteile auch aus Magnesium
und Magnesiumguss- und knetlegierungen gefertigt sein.
[0033] Die erfindungsgemär1en Farm- und/oder Strukturteile mit einer Korrosionsschutzschicht,
die aus einem Sol-Gel-System hervorgegangen sind, zeichnen sich durch eine glatte,
extrem dünne, homogene, dekorative und transparente Schutzschicht aus, die dem statischen
und dynamischen Anforderungsprofil an hochwertige Schmiedeteile gerecht wird. Derartige
beschichtete Teile, die statisch belastet einer korrosiven Umgebung ausgesetzt werden,
weisen auch nach einer Langzeitbelastung ein makelloses Oberflächenerscheinungsbild
auf. Die erfindungsgemär1en Farm- bzw. Strukturteile weisen keine Korrosionserscheinungen
nach 1000h Salzsprühnebelprüfung (Prüfung DIN 50021 -SS) nach DIN 50021 auf. Darüber
hinaus weisen die erfindungsgemässen Form- bzw. Strukturteile unter diesen Konditionen
keine Filiformkorresion im Sinne der DIN EN ISO 3665 auf. Beschichtete Farm- und/oder
Strukturteile, insbesondere Schmiedeteile, die einer dynamisch-korrosiven Beanspruchung
unterzogen werden, ermöglichen höhere Lastspielzahlen als unbeschichtete Form- und/oder
Strukturteile in Folge eines verzögerten Korrosionsangriffs.
[0034] Darüber hinaus können die nach dem Konzept der Erfindung beschichteten Farm- und
Strukturteile, insbesondere aufgrund der geringen Schichtdicke der Korrosionsschutzschicht
sowie des hinreichend plastischen Materialverhaltens und der Konsistenz der Farm-
und/oder Strukturteile, insbesondere Korrosionsschutzschicht, ebenso wie nicht-beschichtete
Farm- und/oder Strukturteile, insbesondere Schmiedeteile einer nicht zerstörenden
Bauteilprüfung, beispielsweise Messung der Leitfähigkeit oder der Brinellhärte, unterzogen
werden. Bei mechanischer Nachbearbeitung oder zerstörender statischer oder dynamischer
Bauteilprüfung ist die Bruchfläche der Oberflächenbeschichtung kongruent mit der Bruchfläche
des Grundwerkstoffs; dies bedeutet, es treten keine abstehenden oder freiwerdenden
Partikel oder Splitter auf, die bei Berührung eine Verletzungsgefahr hervorrufen könnten.
Durch die Kongruenz der Bruchflächen und die exzellente Haftung der Korrosionsschutzschicht
werden zudem Unterwanderungen von flüssigen Medien unterbunden, wodurch das bei diversen
anderen Beschichtungssystemen bekannte Risiko der Filiformkorrosion vermieden werden
kann. Demzufolge erhält das Farm- und Strukturteil bei einer partiellen Zerstörung
der Beschichtung keine fortschreitende Beschädigung entlang der Grenzschicht infolge
von Flüssigkeitsausbreitung und daraus resultierenden Korrosionsangriffen. Die Farm-
und/oder Strukturteile mit einer nach dem Konzept der Erfindung ausgebildeten Korrosionsbeschichtung
können so- mit auch im Anschluss an eine Oberflächenveredelung mit hoher Maßhaltigkeit
spanend bearbeitet werden. Die zuvor beschriebenen beschichteten Schmiede teile lassen
sich hervorragend spanend bearbeiten, haben sehr gute, d.h. sehr hohe, statisch-mechanische
und dynamisch-mechanische Kennwerte und weisen ein hohes Maßan Umweltverträglichkeit
auf.
[0035] Die konstruktive Auslegung der nach dem Konzept der Erfindung ausgebildeten Farm-
und/oder Strukturteile kann nach Kundenanforderungen erfolgen, insbesondere denen
der Automobilindustrie. Ein wesentlicher Vorteil der Teile, insbesondere der zur Lastaufnahme
bestimmten Schmiedeteile, besteht darin, dass konstruktive Sicherheitszuschläge und
tragende Querschnitte im Vergleich zu Schmiedeteilen nach dem Stand der Technik reduziert
werden können, da
das Auftreten von Korrosionserscheinungen zumindest erheblich verzögert wird.
[0036] Zusammengefasst können bei einem nach dem Konzept der Erfindung ausgebildeten Form-
und/oder Strukturteil bzw. durch die Anwendung des erfindungsgemäßen Sol-Gel-Beschichtungsverfahrens
folgende Vorteile erreicht werden:
- eine sehr hohe Korrosions- und Korrosionsermüdungsbeständigkeit,
- eine gute Schutzwirkung gegen Witterungseinflüsse,
- eine vernachlässigbar geringe Gewichtszunahme infolge von extrem dünn realisierbaren
Korrosionsschutzbeschichtungen,
- eine sehr gute Schichthaftung des Sol-Gel-Systems auf Aluminiumwerkstoffen,
- eine sehr gute Temperaturbeständigkeit der Korrosionsschutzbeschichtung,
- eine sehr hohe Maßhaltigkeit,
- sehr homogene, dekorative Oberflächeneigenschaften,
- sehr gute, d.h. hohe, statisch-mechanische Kennwerte,
- eine sehr hohe Duktilität und hohe Energieabsorptionseigenschaften,
- eine sehr hohe dynamische Belastbarkeit,
- eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Rißinitiierung,
- eine hohe Kratzfestigkeit und hohe Beständigkeit gegen mechanischen Abbau und Abrieb,
- eine sehr gute, gleichmäßige Spanbarkeit,
- hervorragende, homogene Gefügeeigenschaften,
- eine hohe UV-Strahlen-Resistenz,
- eine umweltfreundliche, schmelztechnologische Recyclierbarkeit ohne vorheriges chemisches
und/oder mechanisches Abtragen der Schutzschicht.
[0037] In Weiterbildung der Erfindung ist mit Vorteil vorgesehen, dass es sich bei den Form-
und/oder Strukturteilen um Schmiedeteile, noch weiter bevorzugt um zur Lastaufnahme
bestimmte (tragende) Schmiedeteile handelt. Anders ausgedrückt sind die Schmiedeteile
zur Lastaufnahme ausgelegt, d.h. im eingebauten Zustand (last-) tragend. Bevorzugt
handelt es sich bei den zur Lastaufnahme bestimmten Schmiedeteilen (tragende Teile)
um gesenkgeschmiedete Teile. Wie später noch erläutert werden wird, handelt es sich
bei den in Rede stehenden, zur Lastaufnahme bestimmten Schmiedeteilen um tragende
und/oder stark beanspruchte Teile in Fahrzeugen, insbesondere Kraftfahrzeugen. Alternativ
handelt es sich bei dem Form- und/oder Strukturteil beispielsweise um ein Gussteil,
ein Pressteil, ein Extrusionsteil oder durch Umformen eines Bleches hergestelltes
Teil.
[0038] Zur Lastaufnahme bestimmte Schmiedeteile werden bevorzugt aus aushärtbaren Aluminiumlegierungen
gefertigt und zwecks ihrer Einsatzbestimmung mit einer festigkeitssteigernden Wärmebehandlung
versehen. Dabei wird das Bauteil je nach Werkstoff bei Temperaturen von 460°C- 550°C
im lösungsgeglühten Zustand beispielsweise mit Luft oder Wasser abgeschreckt und anschließend
bei Temperaturen von 80°C- 200°C warmausgelagert. Ein typisches Beispiel stellen Schmiedeteile
im Werkstoff EN AW-6082 dar, die im warmausgelagerten Zustand T5 oder T6 bzw. T64
häufig eine Mindestzugfestigkeit R
m >= 340 MPa, eine Mindestdehngrenze R
p0,2 >=310 MPa und eine Mindestbrinellhärte HBW
2,5/625 >= 100 bei einer Mindestbruchdehnung A
5 >= von 10% aufweisen müssen.
[0039] Besonders geeignet zur Herstellung der Korrosionsschutzschicht (Sol-Gel-Lack) sind
Sol-Gel-Systeme, die sich durch mindestens einen der folgenden Parameter und/oder
Substanzen auszeichnen: Eine wässrige kolloidale Kieselsäure, die in zweckmäßiger
Kombination mit einer alkoholischen Silan-Lösung, insbesondere einer Alkoxysilan-Lösung
durch Hydrolyse, Kondensation und Trocknung zur Bildung eines Sol-Gel-Lackes aus vernetzten
Polysiloxanen führt.
[0040] Besonders bevorzugt sind Sol-Gel-Systeme, die beispielsweise unter dem Handelsnamen
CERAPAINT von der Firma Akzo Nobel erhältlich sind. Die vorgenannten Sol-Gel-Systeme
und die daraus hergestellten Korrosionsschutzschichten zeichnen sich durch eine chemische
Zusammensetzung aus, die ein unmittelbares schmelztechnologisches Recycling der beschichteten
Schmiedeteile ermöglicht, ohne dass es notwendig wäre, die Korrosionsschutzschicht
chemisch oder mechanisch abzutragen. Es können also zusätzliche umwelttechnische Maßnahmen
vor dem Recyceln vermieden werden. Sämtliche vorgenannten Sol-Gel-Typen sind ungiftig,
geruchsneutral und nicht ätzend und somit ohne erhöhte Sicherheits- und Schutzmaßnahmen
verarbeitbar.
[0041] Ganz besonders bevorzugt ist es, wenn, wie eingangs bereits angedeutet, die Korrosionsschutzschicht
eine äußerst geringe Dicke aufweist. Bevorzugt beträgt die Dicke weniger als 10 m.
besonders bevorzugt weniger als 5 m. insbesondere 2 m bis 4 m. Bevorzugt wird eine
minimale Dicke von 0,5 m nicht unterschritten. Neben anderen Vorteilen führt eine
geringe Dickenerstreckung der Korrosionsschutzschicht zu einem minimierten Gewichtszuwachs.
Somit wird gegenüber konventionellen Beschichtungssystemen ein erhöhtes Leichtbaupotenzial
angeboten.
[0042] In Weiterbildung der Erfindung ist mit Vorteil vorgesehen, dass es sich bei dem Form-
und/oder Strukturteil um eine Kraftfahrzeugkomponente handelt, ganz besonders bevorzugt
um ein sicherheitsrelevantes, d.h. tragendes, und/oder zur Kraftaufnahme, Kraftfahrzeugbauteil,
insbesondere um einen Stoßfänger, einen Seitenaufprallträger oder um ein Bauteil des
Fahrwerks des Kraftfahrzeugs, beispielsweise einen Längslenker, Schräglenker, Traglenker
oder Querlenker. Auch ist es möglich, das Schmiedeteil als Bestandteil einer Rad-
oder Motoraufhängung eines Kraftfahrzeugs auszubilden. Andere Anwendungen sind ebenfalls
denkbar. So kann das Form- und/oder Strukturteil beispielsweise als Verbindungsglied,
zweckmäßig als Scharnier oder Beschlag ausgebildet werden. Alternativ ist eine Ausbildung
als Hydraulikkomponente bzw. als Armatur- oder Sitzbefestigung realisierbar. Ebenso
kann das Form- und/oder Strukturteil als dekorative Automobilkomponente, insbesondere
für den Fahrzeuginnenraum ausgebildet werden. Auch ist die Realisierung des Form-
und/oder Strukturteils als Exterieur-Automobilkomponente, beispielsweise als Außenspiegelgehäuse,
Türgriff oder Dachreling möglich.
[0043] Besonders zweckmäßig ist es, das Form- und/oder Strukturteil, insbesondere das Schmiedeteil,
als Lastentragteil für Anwendungen in der Bauindustrie auszubilden. Darüber hinaus
eignet sich ein mit einer Korrosionsschutzschicht versehenes, zur Lastaufnahme ausgelegtes
Schmiedeteil für Offshore- Anwendungen, bei denen sehr raue Umweltbedingungen herrschen.
Auch können die Schmiedeteile, insbesondere als Lastentragteile, in der Luftfahrt,
der Elektroindustrie oder der Transportindustrie eingesetzt werden.
[0044] Die Erfindung führt, wie bereits angedeutet, auch auf ein Verfahren zum Herstellen
eines wie zuvor beschrieben ausgebildeten Form- und/oder Strukturteils, insbesondere
eines Schmiedeteils, welches sich durch eine Korrosionsschutzschicht (Sol-Gel-Lack)
auszeichnet, welche aus einem Sol-Gel-System hervorgegangen ist. Kern des Verfahrens
ist es, das, vorzugsweise geschmiedete, insbesondere gesenkgeschmiedete, Bauteil aus
Aluminium oder einer Aluminiumlegierung mit einem Sol-Gel-System zu benetzen bzw.
zu beschichten, aus dem dann die Korrosionsschutzschicht entsteht, ggf. durch
einen dem Beschichtungsvorgang nachgeordneten Härtungs- bzw. Trocknungs- und/oder
Wärmebehandlungsvorgang.
[0045] Das Verfahren lässt sich inline oder als Bypassprozessstufe mit geringem Aufwand
in eine bestehende Produktionslinie integrieren.
[0046] Erfindungsgemäß ist es, das Sol-Gel-System zur Ausbildung der Korrosionsschicht durch
eine Wärmebehandlung zu härten, indem die beschleunigte Härtung kombinatorisch mit
der für Schmiedeteile im warm ausgelagerten Zustand angewandten Wärmebehandlung erfolgt.
Die erhöhte Temperatür zur kombinatorischen Trocknung bzw. Härtung des Sol-Gel-Lackes
und der werkstoffspezifischen Wärmebehandlung ist größer als 80°C, vorzugsweise größer
als 115°C und insbesondere größer als 140°C. Die erhöhte Temperatur ist kleiner als
210°C. Die erhöhte Temperatur liegt besonders bevorzugt zwischen 150°C und 200°C.
[0047] Mit Vorteil erfolgt der Auftrag des Sol-Gel-Lackes vor oder während der Warmauslagerung,
so dass auf einen separaten Härtungsschritt verzichtet werden kann.
[0048] Im Hinblick auf die Beschichtungsmethoden zum Aufbringen des Sol-Gel- Systems auf
das Aluminium- bzw. Aluminiumlegierungsbauteil, welches eine glatte, gestrahlte oder
strukturierte Oberfläche aufweisen kann, gibt es unter- schiedliche Möglichkeiten,
beispielsweise das Lackieren. Bevorzugt sind hierbei Spritz-, Sprüh- und/oder Tauch-
bzw. Tauchziehverfahren.
[0049] Besonders zweckmäßig ist es, wenn das zweckmäßig entfettete oder gebeizte und anschließend
gespülte bzw. gereinigte Bauteil aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung vor und/oder
nach dem Aufbringen und/oder Härten des Sol-Gel-Systems nachbearbeitet wird, beispielsweise
mittels eines spanenden Trennverfahrens mit geometrisch unbestimmten oder bestimmten
Schneiden oder einem nicht spanenden Trennverfahren, bei dem kein formloser Stoff
im Sinne von Spänen anfällt (z.B. Scherschneiden, Feinschneiden). Auch ist eine Nachbearbeitung
durch thermische, chemische und/oder elektro-chemische Abtragverfahren, beispielsweise
im Sinne der DIN-Norm 8580, möglich. Insbesondere ermöglicht die aus einem Sol-Gel-System
hergestellte Korrosionsschutzschicht die Bearbeitung nach der Ausbildung der Korrosionsschutzschicht,
d.h. nach dem Härten des Sol-Gel-Systems, da die Korrosionsschutzschicht aufgrund
der Anordnung unmittelbar auf dem Aluminium bzw. der Aluminiumlegierung nicht zum
Abplatzen bei der Bearbeitung neigt und insofern die nicht unmittelbar bearbeiteten
Bereiche optimal vor Korrosionsangriffen geschützt bleiben.
[0050] Die Erfindung führt auch auf die Verwendung eines Sol-Gel-Systems, insbesondere von
Sol-Gel-Lack aus einem Polysiloxan und vorteilhaft ein Sol-Gel- Lack aus einem aus
einer alkoholischen Silan-Lösung, insbesondere einer Alkoxysilan-Lösung und einer
wässrigen kolloidalen Kieselsäure-Lösung hergestellten Polysiloxan zur Ausbildung
einer Korrosionsschutzschicht, vorzugsweise mit einem dekorativen Erscheinungsbild,
auf einem geschmiedeten Bauteil aus Aluminium odereiner Aluminiumlegierung.
[0051] Bevorzugt weist ein nachbearbeitetes oder zerstörend geprüftes Bauteil aufgrund der
guten Schichthaftung und der Kongruenz der Trennflächen der Beschichtung und des Grundwerkstoffs
keine Filiformkorrosion auf.
[0052] Weiter bevorzugt weist ein nachbearbeitetes oder zerstörend geprüftes Bauteil aufgrund
der guten Schichthaftung und der Kongruenz der Trennflächen der Beschichtung und des
Grundwerkstoffs keine Verletzungsgefahr (etwa durch scharkantige Partikel oder Kantenüberstand)
auf.
[0053] Ganz besonders bevorzugt zeichnet sich ein mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
hergestelltes Form- und/oder Strukturteil durch eine chemische Zusammensetzung der
Korrosionsschutzschicht aus, die ein unmittelbares schmelztechnologisches Recycling
der beschichteten Form- bzw. Strukturteile ermöglicht, ohne vorheriges chemisches
und/oder mechanisches Abtragen der Korrosionsschutzschicht.
[0054] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachtalgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnungen.
[0055] Diese zeigen in:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung eines als Traglenker ausgebildeten Schmiedeteils für
ein Kraftfahrzeug,
- Fig. 2:
- eine schematische Darstellung eines als Querlenker ausgebildeten Schmiedeteils für
ein Kraftfahrzeug,
- Fig. 3:
- das Schmiedeteil gemäß Fig. 1 in einer Schnittansicht,
- Fig. 4:
- das Schmiedeteil gemäß Fig. 2 in einer Schnittansicht, und
- Fig. 5:
- eine schematische Darstellung eines vergrößerten Details aus den Fig. 3 und 4, aus
dem ersichtlich ist, dass die Korrosionsschutzschicht ohne Zwischenschicht unmittelbar
auf der Aluminiumlegierung des Farm- und/oder Strukturteils aufgebracht ist.
[0056] In den Figuren sind gleiche Elemente und Elemente mit der gleichen Funktion mit den
gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet.
[0057] Fig. 1 zeigt in einer schematisierten Darstellung ein als Traglenker eines KFZ ausgebildetes,
zur Lastaufnahme bestimmtes Form- und/oder Strukturteil 1, hier ein Schmiedeteil.
Fig. 3 zeigt eine Schnittansicht dieses Schmiedeteils 1.
[0058] In Fig. 2 ist exemplarisch ein als Querlenker ausgebildetes Form- und/oder Strukturteil
1 für ein KFZ dargestellt, wobei in Fig. 4 die zugehörige Schnittansicht wiedergegeben
ist.
[0059] Fig. 5 zeigt ein Detail aus den Schnittansichten gemäß der Fig. 3 und 4 des Schmiedeteils
1. Zu erkennen ist, dass das Form- und/oder Strukturteil 1 einen Körper 3 aus einer
Aluminiumlegierung 4 umfasst, wobei die Aluminiumlegierung 4 unmittelbar, d.h. ohne
eine Zwischenschicht vorzusehen, mit einer Korrosionsschutzschicht 2 versehen ist,
die eine Dickenerstreckung von etwa 2 m aufweist.
[0060] Die Korrosionsschutzschicht 2 resultiert aus einem Sol-Gel-System, das bevorzugt
durch Spritzen, Besprühen, Tauchen bzw. Tauchziehen des geschmiedeten Bauteils auf
dieses aufgebracht wurde. Ausgehärtet, d.h. in die Korrosionsschutzschicht 2 umgewandelt
wird das Sol-Gel-System durch eine Wärmebehandlung des Form- und/oder Strukturteils
1, hier des Schmiedeteils, welche gleichzeitig zu einer Optimierung der mechanischen
Kennwerte, beispielsweise der Festigkeit des Bauteils führt. Auf einen zusätzlichen
Härtungsschritt kann somit mit Vorteil verzichtet werden.
1. Verfahren zum Herstellen eines Form- und/oder Strukturteils (1) aus Aluminium oder
einer Aluminiumlegierung (4) mit einer aus einem Sol-Gel-System resultierenden Korrosionsschutzschicht
(2) wobei
- zunächst ein Bauteil aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung (4) hergestellt
wird I
- unmittelbar auf das Aluminium bzw. die Aluminiumlegierung (4) ein Sol-Gel-System
aufgetragen und in eine Korrosionsschutzschicht umgewandelt wird
dadurch gekennzeichnet, dass
das Sol-Gel-System zur Ausbildung der Korrosionsschutzschicht (2) gehärtet wird, wobei
das Sol-Gel-System einen Sol-Gel-Lack aus einem Polysiloxan umfasst und wobei
die Härtung des Sol-Gel-Systems durch die Wärmebehandlung des Bauteils zur Optimierung
der Bauteileigenschaften, insbesondere der Gefügeeigenschaften, im warmausgelagerten
Zustand in Kombination mit der für das Strukturteil (1) angewandten Wärmebehandlung
bei einer Temperatur zwischen 80°C und 210°C durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Härtung des Sol-Gel-Systems durch die Wärmebehandlung
bei einer Temperatur zwischen 150 °C und 200°C durchgeführt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass der Sol-Gel-Lack vor oder während der Warmauslagerung aufgetragen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil durch Fertigungsverfahren gemäss DIN 8580 ff., bevorzugt durch Schmieden,
insbesondere Gesenkschmieden, aus einem Rohling geformt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die zur Lastaufnahmebestimmte Schmiedeteile aus aushärtbaren Aluminiumlegierungen
gefertigt und zwecks ihrer Einsatzbestimmung mit einer festigkeitssteigernden Wärmebehandlung
versehen werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil je nach Werkstoff bei Temperaturen von 460°C - 550°C im lösungsgeglühten
Zustand beispielsweise mit Luft oder Wasser abgeschreckt und anschliessend bei Temperaturen
von 80°C - 200°C warmausgelagert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrosionsschutzschicht (2) eine Dicke aus einem Dickenbereich zwischen 0,5 µm
und 10 µm, vorzugsweise zwischen 1,0 µm und 5 µm, bevorzugt zwischen 2,0 µm und 4
µm aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Sol-Gel-System durch Spritzen, Besprühen, Eintauchen oder Tauchziehen des Bauteils
oder einer Kombination von zumindest zwei der vorgenannten Methoden aufgebracht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil vor und/oder nach dem Aufbringen und/oder Härten des Sol-Gel-Systems
nachbearbeitet wird, insbesondere mittels eines spanenden oder nichtspanenden, Trennverfahrens
und/oder durch thermische, chemische und/oder elektro-chemische Abtragverfahren.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil vor dem Aufbringen des Sol-Gel-Systems oberflächenbehandelt wird, insbesondere
durch Beizen oder Strahlen.
1. Method for producing a shaped part and/or structural part (1) from aluminium or an
aluminium alloy (4) with a corrosion control coat (2) resulting from a sol-gel system,
where
- first of all a component is produced from aluminium or an aluminium alloy (4),
- a sol-gel system is applied directly to the aluminium or the aluminium alloy (4)
and is converted into a corrosion control coat,
characterized in that
the sol-gel system is cured to form the corrosion control coat (2), where
the sol-gel system comprises a sol-gel coating material comprising a polysiloxane,
and where
the curing of the sol-gel system through the heat treatment of the component, for
the purpose of optimizing the properties of the component, especially the microstructure
properties, in the hot age-hardened state, in combination with the heat treatment
applied for the structural part (1), is carried out at a temperature of between 80°C
and 210°C.
2. Method according to Claim 1, where the curing of the sol-gel system through the heat
treatment is carried out at a temperature of between 150°C and 200°C.
3. Method according to either of Claims 1 and 2, characterized in that the sol-gel coating material is applied before or during the hot age-hardening.
4. Method according to any of Claims 1 to 3, characterized in that the component is shaped on a blank by manufacturing methods according to DIN 8580
ff., preferably by forging, more particularly drop forging.
5. Method according to Claims 1 to 4, characterized in that the forged parts intended for accommodating loads are manufactured from hardenable
aluminium alloys and, for the purpose of their intended use, are given a strength-increasing
heat treatment.
6. Method according to any of Claims 1 to 5, characterized in that the component, depending on material, is quenched at temperatures of 460°C-550°C
in the solution-annealed state, for example with air or water, and subsequently is
hot age-hardened at temperatures of 80°C-200°C.
7. Method according to any of Claims 1 to 6, characterized in that the corrosion control coat (2) has a thickness from a thickness range of between
0.5 µm and 10 µm, preferably between 1.0 µm and 5 µm, more preferably between 2.0
µm and 4 µm.
8. Method according to any of Claims 1 to 7, characterized in that the sol-gel system is applied by injecting, spraying, immersing or dip drawing of
the component, or by a combination of at least two of the aforesaid techniques.
9. Method according to any of Claims 1 to 8, characterized in that the component, before and/or after the application and/or curing of the sol-gel system,
is machined, in particular by means of a cutting or non-cutting separation method
and/or by thermal, chemical and/or electrochemical removal methods.
10. Method according to any of Claims 1 to 9, characterized in that the component, before the sol-gel system is applied, is surface-treated, in particular
by pickling or blasting.
1. Procédé de fabrication d'une pièce moulée et/ou structurale (1) en aluminium ou en
un alliage d'aluminium (4), avec une couche (2) de protection contre la corrosion,
obtenue à partir d'un système sol-gel, dans lequel
- on fabrique d'abord un composant en aluminium ou en un alliage d'aluminium (4),
- on applique directement sur l'aluminium ou l'alliage d'aluminium (4) un système
sol-gel, et on le convertit en une couche de protection contre la corrosion,
caractérisé en ce que
le système sol-gel subit un durcissement pour former la couche de protection contre
la corrosion (2), où
le système sol-gel comprend un vernis sol-gel en un polysiloxane, et où
le durcissement du système sol-gel est mis en oeuvre grâce au traitement thermique
du composant pour optimiser les propriétés du composant, en particulier ses propriétés
structurales, à l'état vieilli à chaud en combinaison avec le traitement thermique
utilisé pour la pièce structurale (1), à une température comprise entre 80 et 210°C.
2. Procédé selon la revendication 1, dans lequel le durcissement du système sol-gel est
mis en oeuvre par le traitement thermique à une température comprise entre 150 et
200°C.
3. Procédé selon l'une des revendications 1 ou 2, caractérisé en ce que le vernis sol-gel est appliqué avant ou pendant le vieillissement à chaud.
4. Procédé selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé en ce que le composant est façonné à partir d'une ébauche par des procédés de fabrication selon
DIN 8580 et suivants, de préférence par forgeage, en particulier par matriçage.
5. Procédé selon les revendications 1 à 4, caractérisé en ce que les pièces forgées, destinées à supporter une charge, sont fabriquées en des alliages
d'aluminium durcissables et, selon leur application, sont soumises à un traitement
thermique augmentant leur résistance mécanique.
6. Procédé selon l'une des revendications 1 à 5, caractérisé en ce que le composant subit, selon le matériau, une trempe à des températures de 460 à 550°C
à l'état recuit de mise en solution, de préférence avec de l'air ou de l'eau, puis
subit un vieillissement à chaud à des températures de 80 à 200°C.
7. Procédé selon l'une des revendications 1 à 6, caractérisé en ce que la couche de protection contre la corrosion (2) présente une épaisseur comprise dans
une plage d'épaisseurs de 0,5 µm à 10 µm, de préférence de 1,0 µm à 5 µm, préférentiellement
de 2,0 µm à 4 µm.
8. Procédé selon l'une des revendications 1 à 7, caractérisé en ce que le système sol-gel est appliqué par pulvérisation, aspersion, par trempage ou par
trempage-retrait du composant, ou par une combinaison d'au moins deux des méthodes
mentionnées ci-dessus.
9. Procédé selon l'une des revendications 1 à 8, caractérisé en ce que le composant subit un post-usinage avant et/ou après l'application et/ou le durcissement
du système sol-gel, en particulier à l'aide d'un procédé de séparation avec ou sans
enlèvement de copeaux ou par des procédés d'enlèvement thermiques, chimiques et/ou
électrochimiques.
10. Procédé selon l'une des revendications 1 à 9, caractérisé en ce que le composant subit un traitement superficiel, en particulier par décapage ou grenaillage,
avant l'application du système sol-gel.