[0001] Die Erfindung betrifft einen Walzenstuhl mit einer ersten Riffelwalze, die eine Vielzahl
von ersten Riffelschneiden und ersten Riffelrücken aufweist, und mit einer zweiten
Riffelwalze, die eine Vielzahl von zweiten Riffelschneiden und zweiten Riffelrücken
aufweist, wobei der Walzenstuhl dazu ausgelegt ist, entweder in einer Schneiden-Schneiden-Betriebsart,
in der die ersten Schneiden und die zweiten Schneiden gegenseitig angenähert werden,
oder in einer Rücken-Rücken-Betriebsart, in der die ersten Rücken und die zweiten
Rücken gegenseitig angenähert werden, betrieben zu werden.
[0002] Derartige Walzenstühle werden in Mühlen zum Mahlen von Mahlgut pflanzlichen Ursprungs
verwendet, zum Beispiel zum Mahlen von Getreide (zum Beispiel Weizen, Gerste, Roggen,
Hafer, Dinkel) oder anderer Erzeugnisse (zum Beispiel Mais, Maniok, Kakaobohnen, Kaffeebohnen,
Nüsse). Ein Rücken-Rücken- und ein Schneide-Schneide-Betriebsmodus (R-R- beziehungsweise
S-S-Betriebsmodus) werden unter Bezugnahme auf Figur 1a und Figur 1 b nachfolgend
kurz erläutert. Eine erste Walze (vordere Walze) 12 und eine zweite Walze (hintere
Walze) 14 sind jeweils um ihre Drehachse drehbar gelagert, wobei die beiden Drehachsen
parallel zueinander verlaufen und zwischen den beiden Walzen 12, 14 ein Spalt 13 zur
Aufnahme des Mahlguts besteht. Die Mantelfläche der vorderen Walze 12 ist mit einer
Vielzahl von Erhebungen (Riffeln) versehen, wobei jeder Riffel eine Schneidfläche
(Riffelschneide) 32 und eine Rückenfläche (Riffelrücken) 34 aufweist. Die Riffelrücken
sind jeweils ungefähr tangential zur Mantelfläche der vorderen Walze 12 ausgerichtet.
Die Riffelschneiden 32 stehen hingegen ungefähr senkrecht auf der Manteloberfläche
der vorderen Walze 12. Dasselbe gilt entsprechend für die Riffelschneiden 36 und die
Riffelrücken 38 der hinteren Walze 14. Die beiden Walzen werden so angetrieben, dass
sie mit einander entgegengesetzten Drehgeschwindigkeiten rotieren. Dies hat den Effekt,
dass sich die Riffel der vorderen Walze 12 und die Riffel der hinteren Walze 14 im
Bereich des Spalts 13 in der Transportrichtung des Mahlguts (zum Beispiel von oben
nach unten) bewegen. Bei dem in Figur 1a dargestellten R-R-Modus rotiert die vordere
Walze 12 schneller (zum Beispiel um den Faktor 2,5 schneller) als die hintere Walze
14. Damit nähern sich stets zwei einander zugewandte Riffelrücken 34, 38 der vorderen
und der hinteren Walze 12, 14 einander beim Einlaufen in den Spalt 13 an, während
sich zwei einander zugewandte Riffelschneiden 32, 36 im Bereich des Spalts 13 voneinander
entfernen (siehe Figur 1a). In einem S-S-Modus hingegen nähern sich im Bereich des
Spalts 13 zwei einander zugewandte Riffelschneiden 32, 36 der vorderen Walze 12 und
der hinteren Walze 14 einander an, während zwei sich einander zugewandte Riffelrücken
34, 38 voneinander entfernen (siehe Figur 1 b).
[0003] Als vordere Walze wird diejenige Walze bezeichnet, bei der die Rückfläche eines jeden
Riffels in Bewegungsrichtung des betreffenden Riffels betrachtet der Schneidfläche
des betreffenden Riffels vorgelagert ist. Das heißt, bei der vorderen Walze tritt
stets zunächst die Rückfläche und dann die Schneidfläche des Riffels in den Spalt
13 ein. In anderen Worten liegt bei der vorderen Walze die Rückfläche eines Riffels
in Bewegungsrichtung vorn und die Schneidfläche des Riffels liegt hinten. Bei der
hinteren Walze hingegen liegt die Schneidfläche eines Riffels in Bewegungsrichtung
vorn und die Rückfläche des Riffels liegt hinten. In anderen Worten: die Riffelschneiden
32 der vorderen Walze 12 sind jeweils nach hinten gewandt, während die Riffelschneiden
36 der hinteren Walze 14 jeweils nach vorne gewandt sind.
[0004] Ein Wechsel von einem R-R-Modus in einen S-S-Modus lässt sich prinzipiell auf zwei
unterschiedliche Weisen erreichen. Eine Möglichkeit besteht darin, dafür zu sorgen,
dass sich die hintere Walze 14 im S-S-Modus schneller als die vordere Walze 14 dreht.
Dies ist in Figur 1 bveranschaulicht, wo sich die hintere Walze 14 zum Beispiel dreimal
so schnell dreht wie die vordere Walze 12. Eine derartige Änderung der Drehzahlen
ist bei heute üblichen Walzenstühlen in der Regel nicht einfach zu bewerkstelligen,
da die vordere und die hintere Walze von einem gemeinsamen Motor über ein gemeinsames
Getriebe angetrieben werden. Das Getriebe weist in der Regel keine oder nur wenige
Einstellmöglichkeiten auf. Typischerweise ist das Drehzahlverhältnis zwischen der
hinteren und der vorderen Walze fest. In einem solchen Fall gelingt der Wechsel vom
R-R- in den S-S-Modus, indem die beiden Walzen 12, 14 bei stillstehendem Motor aus
ihrer jeweiligen Lagerung genommen, dann um 180° um ihre jeweilige geeignete Querachse
gedreht und in dieser gedrehten Stellung wieder in ihre jeweilige Lagerung eingesetzt
gelagert werden. Damit wird aus der vorderen Walze 12 die neue hintere Walze 12 und
aus der hinteren Walze 14 wird die neue vordere Walze 14.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, einen Walzenstuhl der eingangs genannten Art so weiterzubilden,
dass er einen komfortablen und schnellen Wechsel zwischen dem S-S-Modus und dem R-R-Modus
erlaubt. Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass der Wechsel im laufenden Betrieb
durch eine Veränderung der Drehzahl der ersten Riffelwalze und/oder eine Veränderung
der Drehzahl der zweiten Riffelwalze erfolgt. In anderen Worten wird der Antriebsmechanismus
des Walzenstuhls so gestaltet, dass die Drehzahl der ersten Riffelwalze und/oder die
Drehzahl der zweiten Riffelwalze im laufenden Betrieb, das heißt, während sich beide
Walzen normal drehen, möglich ist. Es entfällt somit das Erfordernis, die Walzen anzuhalten
und um 180° zu drehen, um vom S-S-Modus in den R-R-Modus oder umgekehrt zu schalten.
[0006] Gemäß einer Ausführungsform umfasst der Walzenstuhl ein Getriebe, mit Hilfe dessen
sich die Drehzahl der ersten Riffelwalze und/oder die Drehzahl der zweiten Riffelwalze
verändern lassen.
[0007] Alternativ oder ergänzend zu dem Getriebe kann vorgesehen sein, dass der Walzenstuhl
eine erste elektrische Maschine zum Antreiben der ersten Riffelwalze und eine zweite
elektrische Maschine zum Antreiben der zweiten Riffelwalze aufweist. Durch Veränderung
der Drehzahl der ersten beziehungsweise zweiten elektrischen Maschine lässt sich dann
eine Änderung der Drehzahl der ersten beziehungsweise zweiten Riffelwalze erreichen.
Damit kann das Verhältnis der Drehzahlen der ersten Walze und der zweiten Walze während
des Betriebs geändert werden.
[0008] Gemäß einer Ausführungsform weisen die erste elektrische Maschine und die zweite
elektrische Maschine unterschiedliche Nennleistungen auf. Zum Beispiel kann es für
viele Anwendungen (zum Beispiel Mahlen von Getreide) genügen, wenn die elektrische
Maschine zum Antreiben der hinteren Walze eine geringere Nennleistung aufweist als
die elektrische Maschine zum Antreiben der vorderen Walze.
[0009] Das Verhältnis der Nennleistungen der beiden elektrischen Maschinen kann zum Beispiel
im Bereich zwischen 1:1,2 und 1:5 liegen. Vorzugsweise liegt es im Bereich von 1:2
bis 1:4. Damit gelingt ein guter Kompromiss zwischen Herstellungskosten einerseits
und Vielseitigkeit im Einsatz andererseits.
[0010] Insbesondere kann vorgesehen sein, dass diejenige elektrische Maschine die höhere
Nennleistung aufweist, die die vordere Riffelwalze antreibt. Im R-R-Modus ist die
vordere Walze die schnellere der beiden Riffelwalzen. Im S-S-Modus ist die hintere
Walze die schnellere, doch genügt auch im S-S-Modus für den Antrieb der hinteren Walze
eine relativ geringe Leistung, da im S-S-Modus typischerweise relativ geringe Drehzahlen
gewählt werden.
[0011] Gemäß einer Ausführungsform ist der ersten elektrischen Maschine ein erster Frequenzumrichter
und der zweiten elektrischen Maschine ein zweiter Frequenzumrichter zugeordnet. Die
erste elektrische Maschine kann über den ersten Frequenzumrichter an eine elektrische
Spannungsquelle angeschlossen werden. Die zweite elektrische Maschine kann über den
zweiten Frequenzumrichter an eine zweite Spannungsquelle angeschlossen werden. Vorzugsweise
werden die erste und die zweite elektrische Maschine über den jeweiligen Frequenzumrichter
jeweils an dieselbe Spannungsquelle, zum Beispiel an ein privates oder öffentliches
Stromnetz, angeschlossen. Die Spannungsquelle kann eine Wechselspannungsquelle oder
aber eine Gleichspannungsquelle sein. Die Frequenz der von der Wechselspannungsquelle
gelieferten Spannung kann zum Beispiel zwischen 20 Hz und 100 Hz betragen. Stromversorgungsnetze
liefern im Allgemeinen eine Wechselspannung mit einer Effektivspannung von 110 V (zum
Beispiel in den USA) oder 220 V (zum Beispiel in Europa); vorteilhafterweise sind
der erste und der zweite Frequenzumrichter für den Anschluss an ein derartiges Wechselspannungsnetz
geeignet. Im Betrieb lässt sich durch Steuerung des ersten beziehungsweise zweiten
Frequenzumrichters die Ausgangsfrequenz des betreffenden Frequenzumrichters und damit
die Drehzahl der ersten beziehungsweise zweiten elektrischen Maschine steuern. Im
einfachsten Fall ist die Drehzahl der ersten beziehungsweise zweiten elektrischen
Maschine identisch mit der Frequenz der Ausgangsspannung (Ausgangsfrequenz) des ersten
beziehungsweise zweiten Frequenzumrichters. Zur Steuerung des ersten beziehungsweise
zweiten Frequenzumrichters kann eine erste beziehungsweise eine zweite Steuereinheit
vorgesehen sein. Mittels der ersten beziehungsweise zweiten Steuereinheit lässt sich
die Frequenz der Ausgangspannung des ersten beziehungsweise zweiten Frequenzumrichters
einstellen. Die erste beziehungsweise zweite Steuereinheit weisen vorzugsweise eine
Bedieneinheit, zum Beispiel in Form eines Drehknopfes, zum Einstellen der gewünschten
Ausgangsfrequenz auf. Die erste und die zweite Steuereinheit können ein gemeinsames
Gehäuse aufweisen.
[0012] Während des Betriebs ist es möglich, dass eine der beiden elektrischen Maschinen
als Motor und die andere als Generator betrieben wird. Dieser Fall kann auftreten,
wenn die schnellere der beiden Walzen die langsamere durch Kraftschluss und/oder Reibschluss
über das Mahlgut zwischen den beiden Walzen derart stark antreibt, dass die langsamere
Walze eine elektrische Nettoleistung liefert, die zum Beispiel in das Stromnetz oder
direkt zurück in die elektrische Maschine der schnelleren Walze fließt. Es kann aber
auch der Fall auftreten, dass die langsamere Walze zum Teil über die ihr zugeordnete
elektrische Maschine und zum restlichen Teil über Kraftschluss und/oder Reibschluss
mit der schnelleren Walze angetrieben wird.
[0013] Gemäß einer Ausführungsform wird die von der als Generator betriebenen elektrischen
Maschine erzeugte Energie zumindest teilweise zum Antrieb der als Motor betriebenen
elektrischen Maschine verwendet. Dies kann zum Beispiel dadurch realisiert werden,
dass die erste elektrische Maschine und die zweite elektrische Maschine über einen
Leistungskoppler miteinander gekoppelt werden.
[0014] Gemäß einer Ausführungsform haben die erste Riffelwalze und die zweite Riffelwalze
den gleichen Walzendurchmesser. Damit ist der Walzenstuhl gleichermaßen für den R-R-Modus
wie den S-S-Modus geeignet. Vorzugsweise sind die erste und die zweite Riffelwalze
baugleich. Dies vereinfacht die Herstellung, Wartung und gegebenenfalls Reparatur
des Walzenstuhls.
[0015] Es kann vorgesehen sein, dass das Verhältnis der Drehzahl der ersten Walze und der
Drehzahl der zweiten Walze im Bereich von 7:1 und 1:4,5 variierbar ist. Dieser Bereich
wird als ausreichend groß erachtet, um den gängigen Anforderungen im Hinblick auf
unterschiedliches Mahlgut und unterschiedlichen verlangten Eigenschaften des erzeugten
Schrots oder Mehls zu genügen.
[0016] Gemäß einer Ausführungsform lässt sich durch die Veränderung der Drehzahl der ersten
Riffelwalze und/oder die Veränderung der Drehzahl der zweiten Riffelwalze eine stufenlose
Veränderung einer Differentialgeschwindigkeit und einer Riffeleinwirkzahl hervorrufen.
Dies gelingt zum Beispiel dadurch, dass zur Einstellung der Drehzahl der ersten Riffelwalze
und/oder zur Einstellung der Drehzahl der zweiten Riffelwalze eine stufenlos einstellbare
erste beziehungsweise zweite Bedieneinheit zur Verfügung gestellt wird.
[0017] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher
erläutert. Dabei bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder ähnliche Komponenten.
Figur 1a und Figur 1 b veranschaulichen einen R-R-Modus und einen S-S-Modus.
Figur 2 zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel eines Walzenstuhls.
Figur 3a und Figur 3b zeigen jeweils schematisch ein Ausführungsbeispiel mit einem
Getriebe.
Figur 4 zeigt ein Flussdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines Verfahrens zum Betreiben
eines Walzenstuhls.
Figur 5 zeigt eine Tabelle mit Beispielen typischer Übersetzungsverhältnisse und Riffelstellungen
einer Getreidemühle.
[0018] Figur 2 zeigt schematisch ein Beispiel eines Walzenstuhls 10 mit einer ersten Riffelwalze
(erste Walze) 12 und einer zweiten Riffelwalze (zweite Walze) 14. Die erste Walze
12 weist eine Vielzahl von ersten Riffelschneiden 32 und ersten Riffelrücken 34 auf.
Die zweite Walze 14 weist eine Vielzahl von zweiten Riffelschneiden 36 und zweiten
Riffelrücken 38 auf. Der Walzenstuhl 10 ist dazu ausgelegt, wahlweise entweder in
einer Schneiden-Schneiden-Betriebsart oder in einer Rücken-Rücken-Betriebsart betrieben
zu werden. In der S-S-Betriebsart werden die ersten Schneiden 32 und die zweiten Schneiden
36 gegenseitig angenähert. In der R-R-Betriebsart werden die ersten Rücken 34 und
die zweiten Rücken 38 gegenseitig angenähert. Ein Wechsel zwischen der S-S-Betriebsart
und der R-R-Betriebsart kann im laufenden Betrieb durch eine Veränderung der Drehzahl
der ersten Walze 12 und/oder durch eine Veränderung der Drehzahl der zweiten Walze
14 erfolgen. Wie bereits in Figur 1 wird auch in dem Beispiel von Figur 2 die erste
Walze 12 als vordere Walze und die zweite Walze 14 als hintere Walze betrieben.
[0019] Der Walzenstuhl 10 umfasst eine erste elektrische Maschine 16 und eine zweite elektrische
Maschine 18. Die erste Walze 12 ist mit der ersten elektrischen Maschine 16 mechanisch
und/oder elektromagnetisch gekoppelt oder koppelbar, so dass die erste elektrische
Maschine ein Drehmoment (in dem Beispiel parallel zur Y-Achse, die hier senkrecht
zur Zeichenebene steht) auf die erste Walze 12 ausüben kann, um eine Rotation der
ersten Walze 12 um ihre Drehachse (in dem Beispiel parallel zur Y-Achse) zu bewirken.
Die zweite elektrische Maschine 18 ist mit der zweiten Walze 14 mechanisch oder elektromagnetisch
gekoppelt oder koppelbar und damit im stande, auf die zweite Walze 14 ein Drehmoment
(in dem Beispiel parallel zur Y-Achse) auszuüben, um eine Rotation der zweiten Walze
14 um ihre Drehachse (in dem Beispiel parallel zur Y-Achse) zu bewirken. Im gewöhnlichen
Mahlbetrieb werden die erste Walze 12 und die zweite Walze 14 gegenläufig betrieben.
Das heißt, der Rotationsgeschwindigkeitsvektor der zweiten Walze 14 ist dem Rotationsgeschwindigkeitsvektor
der ersten Walze 12 entgegengerichtet. In dem Beispiel zeigt der Rotationsgeschwindigkeitsvektor
der ersten Walze 12 gegen die Y-Richtung (aus der Zeichenebene heraus), während der
Rotationsgeschwindigkeitsvektor der zweiten Walze 14 in die positive Y-Richtung (in
die Zeichenebene hinein) zeigt. Die beiden elektrischen Maschinen 16, 18 können zum
Beispiel jeweils ein Wechselstrom-, ein Drehstrom- oder ein Gleichstrommotor sein.
Die Maximalleistung (oder die Nennleistung) der ersten elektrischen Maschine 16 ist
höher als die maximale Leistung beziehungsweise die Nennleistung der zweiten elektrischen
Maschine 18. Des Weiteren ist die maximale Drehzahl oder die Nenndrehzahl der ersten
elektrischen Maschine 16 höher als die maximale Drehzahl beziehungsweise die Nenndrehzahl
der zweiten elektrischen Maschine 18. Die maximale Leistung und/oder die maximale
Drehzahl der ersten Maschine 16 wird gewöhnlicherweise im R-R-Modus verlangt. Die
maximale Leistung und/oder die maximale Drehzahl der zweiten elektrischen Maschine
18 wird gewöhnlicherweise im S-S-Modus verlangt und ist geringer als die maximal von
der ersten Maschine 16 verlangte Leistung beziehungsweise Drehzahl. In dem Beispiel
hat die erste elektrische Maschine 16 eine Nennleistung von 7,5 kW und eine maximale
Drehzahl von 1000 Umdrehungen pro Minute, während die zweite elektrische Maschine
18 eine Nennleistung von 2,2 kW und eine maximale Drehzahl von 200 Umdrehungen pro
Minute besitzt.
[0020] Die erste elektrische Maschine 16 ist über einen ersten Frequenzumrichter 20 an eine
Spannungsquelle 26, zum Beispiel eine Wechselstromquelle, angeschlossen oder anschließbar.
Die zweite elektrische Maschine 18 ist über einen zweiten Frequenzumrichter 22 an
die Spannungsquelle 26 angeschlossen oder anschließbar. Die Spannungsquelle 26 kann
zum Beispiel ein Anschlusspunkt an ein ausgedehntes Stromversorgungsnetz sein. Die
Spannungsquelle 26 kann zum Beispiel eine Wechselspannung mit 220 V und 50 Hz bereitstellen.
Jeder der beiden Frequenzumrichter 20, 22 nutzt die an seinem Spannungseingang anliegende
Eingangsspannung (zum Beispiel die von der Spannungsquelle 26 gelieferte Versorgungsspannung),
um an seinem Spannungsausgang (der mit der ersten beziehungsweise zweiten elektrischen
Maschine 16, 18 verbunden ist), eine Ausgangsspannung mit geeignetem Effektivwert
und geeigneter Frequenz zu erzeugen. Der erste Frequenzumrichter 20 liefert der ersten
elektrischen Maschine 16 somit eine Wechselspannung mit einer ersten Frequenz F1.
Der zweite Frequenzumrichter 22 liefert der zweiten elektrischen Maschine 18 eine
Wechselspannung mit einer zweiten Frequenz F2.
[0021] Der Walzenstuhl 10 umfasst weiter eine erste Steuereinheit 40 zum Einstellen der
vom ersten Frequenzumrichter 20 erzeugten Ausgangsfrequenz F1 sowie eine zweite Steuereinheit
42 zum Einstellen der vom zweiten Frequenzumrichter 22 erzeugten Ausgangsfrequenz
F2. Die erste Steuereinheit 40 und die zweite Steuereinheit 42 können jeweils mechanisch,
elektrisch, elektromagnetisch oder elektromechanisch mit dem entsprechenden ersten
beziehungsweise zweiten Frequenzumrichter 20, 22 gekoppelt sein. Die beiden Steuereinheiten
40, 42 können jeweils eine Benutzer- und/oder eine Computerschnittstelle 44 beziehungsweise
46 aufweisen, um es einem Nutzer oder Computer zu ermöglichen, die Ausgangsfrequenzen
F1 und F2 der Frequenzumrichter 20, 22 einzustellen. Der erste Frequenzumrichter 20
und die an ihn angeschlossene erste elektrische Maschine 16 haben in einer einfachsten
Ausführungsform ein Übersetzungsverhältnis von 1:1. In diesem Fall erzeugt die Ausgangsspannung
des ersten Frequenzumrichters 20 mit Frequenz F1 eine entsprechende Rotation der ersten
Walze 12 mit derselben Frequenz, das heißt Drehgeschwindigkeit, F1. Dasselbe gilt
entsprechend für den zweiten Frequenzumrichter 22 und die an ihn angeschlossene zweite
elektrische Maschine 18. Ausgangsfrequenzen F1 = 1000 Hz und F2 = 200 Hz können somit
Drehzahlen D1 = 1000 pro Minute beziehungsweise D2 = 200 pro Minute erzeugen. Mittels
der Steuereinheiten 40, 42 lassen sich die Drehzahlen D1 und D2 der ersten beziehungsweise
zweiten Walze 12, 14 individuell einstellen, insbesondere im laufenden Betrieb, das
heißt, während sich die Walzen 12, 14 drehen und während sie von den Frequenzumrichtern
20, 22 mit Energie versorgt werden. Insbesondere gelingt auf die Weise ein Wechsel
von einem S-S-Modus (in welchem D2 > D1 ist) in einen R-R-Modus (in welchem D1 > D2
ist) und umgekehrt im laufenden Betrieb.
[0022] Wenn eine der beiden Walzen 12, 14 schneller als die andere rotiert (also wenn D1
> D2 oder D2 > D1 ist), überträgt die schneller rotierende Walze durch mechanischen
Kontakt mit der langsamer rotierenden Walze über das Mahlgut (zum Beispiel Getreide)
Energie auf die langsamere Walze und treibt sie somit teilweise oder sogar vollständig
an. In diesem Fall verhält sich die elektrische Maschine der langsameren Walze als
elektrischer Generator. Die sich als Generator verhaltende elektrische Maschine (entweder
die erste elektrische Maschine 16 oder die zweite elektrische Maschine 18) liefert
dann elektrische Energie an den mit ihr verbundenen Frequenzumrichter (20 oder 22).
In einer einfachen Ausführungsform (nicht dargestellt) fließt diese Energie zumindest
größtenteils zurück in die Spannungsquelle 26, zum Beispiel in ein Stromversorgungsnetz.
In dem gezeigten Beispiel hingegen ist ein Leistungskoppler 24 vorgesehen, der die
beiden Frequenzumrichter 20, 22 miteinander elektrisch koppelt und damit die erzeugte
elektrische Energie an den Frequenzumrichter (20 oder 22) der schneller rotierenden
Walze (12 oder 14) zurückführt. Die Spannungsquelle 26 wird damit entlastet. Ein geeigneter
Leistungskoppler wird zum Beispiel von dem Unternehmen Eaton (ehemals Moeller) angeboten.
Bei Einsatz des Leistungskopplers 24 können die Drehzahlen der beiden Walzen 12, 14
nahezu beliebig und unabhängig voneinander verändert werden, ohne dass Energie in
größerem Maß verloren geht.
[0023] Bei der in Figur 3a und Figur 3b schematisch dargestellten Ausführungsform des Walzenstuhles
10 aus Figur 2 werden die Walzen 12, 14 von der jeweiligen elektrischen Maschine 16
beziehungsweise 18 über ein erstes Getriebe 17 beziehungsweise ein zweites Getriebe
19 angetrieben. Die beiden Getriebe 17 und 19 können jeweils ein Getriebe mit festem
(das heißt, nicht einstellbarem) Übersetzungsverhältnis sein, da sich die Drehzahlen
der ersten und zweiten elektrischen Maschine 16, 18 variieren lassen. Auf Schaltgetriebe
kann verzichtet werden, ohne nennenswerte Nachteile in Kauf zu nehmen.
[0024] Das Flussdiagramm in Figur 4 veranschaulicht ein Verfahren 200 zum Betrieb eines
Walzstuhls, zum Beispiel des Walzstuhls 10 aus Figur 2. Während einer ersten Phase
202 wird der Walzstuhl in einem R-R-Modus betrieben. Das heißt, die vordere Walze
dreht sich schneller als die hintere Walze (D1 < D2). In einer anschließenden Phase
204 wird die Drehzahl D1 der vorderen Walze reduziert und die Drehzahl D2 der hinteren
Walze wird erhöht. Dies kann im laufenden Betrieb durch Reduzieren der Drehzahl der
ersten elektrischen Maschine und Erhöhen der Drehzahl der zweiten elektrischen Maschine
erfolgen. In einer anschließenden Phase 206 dreht sich die hintere Walze schneller
als die vordere Walze. Das heißt, D1 < D2. Damit wird der Walzstuhl nun in einem S-S-Modus
betrieben. In einer nachfolgenden Phase 208 wird die Drehzahl D1 der ersten Walze
wieder erhöht und die Drehzahl D2 der zweiten Walze wird wieder reduziert. Im laufenden
Betrieb gelingt dies ähnlich wie in der Phase 204 durch Erhöhen der Drehzahl der ersten
elektrischen Maschine und Reduzieren der Drehzahl der zweiten elektrischen Maschine.
Damit befindet sich der Walzstuhl wieder in einem R-R-Modus.
[0025] In der Tabelle in Figur 5 werden Möglichkeiten einer feinstufigen oder stufenlosen
Drehzahlverstellung beider Riffelwalzen durch individuelle Einstellung der Drehfrequenzen
der beiden elektrischen Maschinen dargestellt. Zum Beispiel kann eine Betriebsart
zur schonenden Vermahlung von Weizen im R-R-Modus während der laufenden Produktion
in einen S-S-Modus mit intensiver Mahlarbeit, zum Beispiel für die Vermahlung von
Roggen, überführt werden. Zum Beispiel können die Übersetzungen stufenlos während
des Betriebs über Potentiometer oder durch die Vorgabe von rezepthinterlegten Festfrequenzen
verstellt werden. Dies bedeutet, dass fest programmierte Übersetzungsverhältnisse
hinterlegt werden können, die bei Rezeptanwahl (zum Beispiel bei Umstellung von Weizen
auf Roggen) automatisch geändert werden, zum Beispiel von einem Computer über die
Schnittstellen 42, 46 (siehe Figur 2).
Bezugszeichenliste
[0026]
- 10
- Walzenstuhl
- 12
- erste Riffelwalze
- 13
- Spalt
- 14
- zweite Riffelwalze
- 16
- erste elektrische Maschine
- 17
- erstes Getriebe
- 18
- zweite elektrische Maschine
- 19
- zweites Getriebe
- 20
- erster Frequenzumrichter
- 22
- zweiter Frequenzumrichter
- 24
- Leistungskoppler
- 26
- Spannungsquelle
- 32
- erste Riffelschneide
- 34
- erster Riffelrücken
- 36
- zweite Riffelschneide
- 38
- zweiter Riffelrücken
- 40
- erste Steuereinheit
- 42
- zweite Steuereinheit
- 44
- erste Benutzer- und/oder Computerschnittstelle
- 46
- zweite Benutzer- und/oder Computerschnittstelle
- 200
- Verfahren
- 202
- erste Phase
- 204
- zweite Phase
- 206
- dritte Phase
- 208
- vierte Phase
1. Walzenstuhl (10) mit einer ersten Riffelwalze (12), die eine Vielzahl von ersten Riffelschneiden
(32) und ersten Riffelrücken (34) aufweist, und mit einer zweiten Riffelwalze (14),
die eine Vielzahl von zweiten Riffelschneiden (36) und zweiten Riffelrücken (38) aufweist,
wobei der Walzenstuhl dazu ausgelegt ist, entweder in einer Schneiden-Schneiden-Betriebsart,
in der die ersten Schneiden und die zweiten Schneiden gegenseitig angenähert werden,
oder in einer Rücken-Rücken-Betriebsart, in der die ersten Rücken und die zweiten
Rücken gegenseitig angenähert werden, betrieben zu werden, dadurch gekennzeichnet, dass ein Wechsel zwischen der Schneiden-Schneiden-Betriebsart und der Rücken-Rücken-Betriebsart
im laufenden Betrieb durch eine Veränderung der Drehzahl der ersten Riffelwalze und/oder
eine Veränderung der Drehzahl der zweiten Riffelwalze erfolgt.
2. Walzenstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Veränderung der Drehzahl der ersten Riffelwalze und/oder die Veränderung der
Drehzahl der zweiten Riffelwalze zumindest teilweise mit Hilfe eines Getriebes (17,
19) erfolgt.
3. Walzenstuhl nach Anspruch 1 oder 2, mit einer ersten elektrischen Maschine (16) zum
Antreiben der ersten Riffelwalze und einer zweiten elektrischen Maschine (18) zum
Antreiben der zweiten Riffelwalze.
4. Walzenstuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die erste elektrische Maschine und die zweite elektrische Maschine unterschiedliche
Nennleistungen aufweisen.
5. Walzenstuhl nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis der Nennleistungen der beiden elektrischen Maschinen im Bereich zwischen
1:1,2 und 1:5 und vorzugsweise im Bereich von 1:2 und 1:4 liegt.
6. Walzenstuhl nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass diejenige elektrische Maschine die höhere Nennleistung aufweist, die in der Rücken-Rücken-Betriebsart
die schnellere der beiden Riffelwalzen antreibt.
7. Walzenstuhl nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der ersten elektrischen Maschine ein erster Frequenzumrichter (20) zugeordnet ist
und dass der zweiten elektrischen Maschine ein zweiter Frequenzumrichter (22) zugeordnet
ist.
8. Walzenstuhl nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass von den beiden elektrischen Maschinen eine als Motor und eine als Generator betrieben
wird.
9. Walzenstuhl nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die von der als Generator betriebenen elektrischen Maschine erzeugte Energie zumindest
teilweise zum Antrieb der als Motor betriebenen elektrischen Maschine verwendet wird.
10. Walzenstuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Riffelwalze und die zweite Riffelwalze gleiche Walzendurchmesser haben.
11. Walzenstuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis der Drehzahl der ersten Walze und der Drehzahl der zweiten Walze im
Bereich von 7:1 und 1:4,5 variierbar ist.
12. Walzenstuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Veränderung der Drehzahl der ersten Riffelwalze und/oder die Veränderung
der Drehzahl der zweiten Riffelwalze eine stufenlose Veränderung einer Differentialgeschwindigkeit
und einer Riffeleinwirkzahl hervorgerufen wird.