Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschichtung eines Substrats im Plasma mit
anschließendem Aufbringen eines Elastomers auf das Substrat nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1. Ferner betrifft die Erfindung eine Haftbeschichtung für ein Substrat,
die nach einem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugt ist.
[0002] Eine Kombination aus einem Substrat, das an wenigstens einer Oberfläche mit einem
Elastomer versehen ist, ist aus vielen Anwendungsbereichen bekannt. Beispielsweise
werden in der Zahnmedizin bei der Herstellung von Zahnimplantaten Metalle verwendet,
die anschließend mit einem Kunststoff beschichtet werden. Aus dem Alltag sind Verbundbauteile
aus Metall und einem Elastomer beispielsweise bei Deckeln für Behälter bekannt. Auch
sind an elektrischen Bauteilen, wie Steckeradaptern, anvulkanisierte Silikondichtlippen
üblich. Ebenso findet im Automobilbereich eine Kombination aus einem Metall als Substrat
und einem Elastomer als Beschichtung Anwendung. Stahlbleche mit anvulkanisiertem,
dünnem Elastomerfilm werden als Platten für Gurtstraffer verwendet, Verbund- oder
Hybridbauteile werden als Steuerplatten, Elektronikgehäuse oder Antriebsrad eingesetzt.
Insbesondere Dichtungen haben eine besondere Bedeutung, da bei ihnen eine hohe Haftung
zwischen einem Elastomer und einem beispielsweise aus Metall bestehendem Substrat
wichtig ist, damit die Dichtungen mechanisch besonders robust sind, um eine hohe Lebensdauer
bzw. eine zuverlässige Funktion aufzuweisen. Oftmals bestehen derartige Dichtungen
aus einem Elastomer und werden durch ein Metallbauteil verstärkt und durch dieses
in Form gehalten.
[0003] Bei der Herstellung von Bauteilen, bei denen die Eigenschaften eines Metalls mit
denen eines Elastomers kombiniert werden sollen, muss daher auf eine gute Haftung
des Elastomers an dem Metall geachtet werden. Hierfür ist es üblicherweise notwendig,
dass die aus Metall bestehenden Substrate vorbehandelt werden. Diese vorbehandelten
Substrate und die gewünschte Elastomermischung werden dann üblicherweise mittels eines
Bindemittels oder eines Bindemittelsystems verklebt. Bei solchen Elastomer-Metall-Verbunden
gibt es zwischen dem weichen Gummi und dem harten Substrat bzw. Metall eine Grenzschicht,
die die Schwachstelle des Verbundes darstellt. In dieser Grenzschicht muss einerseits
eine große Bewegung des Gummis aufgenommen werden, andererseits ist sie starr an das
Metall angebunden. Aufgrund dieses abrupten Übergangs treten örtlich sehr große mechanische
Spannungen auf, die durch die Bindung aufgenommen werden müssen. Liegt keine ausreichende
Haftung zwischen dem Elastomer und dem Substrat bzw. Metall vor, so kann es zu einer
Trennung des Verbundes bzw. einer Beschädigung oder Zerstörung des Verbundes kommen.
[0004] Um eine gute Haftung des Elastomers auf einem Metall bzw. an einem Substrat zu ermöglichen,
ist es, wie bereits erwähnt, notwendig, die Oberfläche des Substrats bzw. Metalls
vorzubehandeln. Neben bekannten Techniken, bei denen diese Vorbehandlung eine intensive
Reinigung sowie das anschließende Aufbringen eines Korrosionsschutzes sowie eines
Haftvermittlers beinhaltet, ist es aus der gattungsgemäßen
DE 10 2010 039 939 B4 bekannt, eine Beschichtung an einem dort aus Metall bestehenden Substrat im Niederdruckplasma
auszubilden, wobei die Oberfläche des Substrats im Niederdruckplasma behandelt wird.
Diese Behandlung weist in einem ersten Schritt eine Aktivierung der Oberfläche des
Substrats in einem mit Dotierungsmittel ausgestatteten Plasma, und in einem zweiten
Schritt eine Behandlung der Oberfläche mit einem Silan vor. Das bei der bekannten
Schrift verwendete Silan weist unter anderem einen alipathischen oder aromatischen
Alkylrest mit einem bis 6 Kohlenstoff-Atomen auf.
Offenbarung der Erfindung
[0005] Ausgehend von dem dargestellten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, das aus dem
DE 10 2010 039 939 B4 bekannte Verfahren zu optimieren. Unter einer Optimierung wird im Rahmen der Erfindung
insbesondere eine vereinfachte chemische Struktur des Silans verstanden sowie die
Möglichkeit, das Verfahren nicht nur bei metallischen Oberflächen, sondern beispielsweise
auch bei keramischen oder aus Kunststoff bestehenden Oberflächen vorteilhaft einsetzen
zu können.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren zur Beschichtung eines Substrats
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass bei Verwendung des im Patentanspruch
1 angegebenen, gegenüber dem Stand der Technik vereinfachten Silans eine Beschichtung
mit vorteilhaften Hafteigenschaften für eine anschließende Behandlung bzw. Verbindung
des Substrats mit einem Elastomer ermöglicht wird, und zwar auch bei Fällen, bei denen
das Substrat nicht aus Metall, sondern beispielsweise aus Keramik oder Kunststoff
besteht. Dabei wird das verwendete Substrat in einem Plasma in zwei Schritten behandelt.
Nach einer üblichen, in der Regel aber nicht intensiven Vorreinigung wird in einem
ersten Schritt die Oberfläche des Substrats aktiviert. Gleichzeitig findet auch eine
Reinigung der Substratoberfläche statt. Insbesondere stark verschmutzte Substrate
werden jedoch vor dem Einbringen in das Plasma bevorzugt vorgereinigt. Die Vorreinigung
kann hier nach dem Stand der Technik bekannten Verfahren erfolgen.
[0008] Als Aktivierungsmittel im ersten Plasmaschritt findet vorzugsweise ein Gas, insbesondere
Argon, Sauerstoff oder Wasserstoff Verwendung. Insbesondere entstehen durch einen
derartigen Plasmaprozess freie OH-Gruppen an der Oberfläche des Substrats. Im nächsten
Plasmaschritt wird dann ein Silanplasma erzeugt. Dieses Silan kann nun mit den vorhandenen
OH-Gruppen auf die Substratoberfläche reagieren.
[0009] Erfindungsgemäß findet dabei im zweiten Plasmaschritt ein Silan der allgemeinen Formel
R
1-Si-(OY)
3 Verwendung, wobei R
1 eine funktionelle Gruppe darstellt, ausgewählt aus der Gruppe Amino-, Vinyl-, Chlorid-,
Hydroxyl-, Methyl-, Cyano-, Epoxid-, Isocyanat- und Thiol-Gruppen und wobei Y einen
Alkylrest mit 1 bis 3 Atomen umfasst.
[0010] Die Behandlung im Plasma findet dabei während der beiden Behandlungsschritte entweder
unter atmosphärischen Bedingungen, einem sogenannten Atmosphärenplasma, oder im Niederdruckplasma
statt. Bei letztgenanntem Niederdruckplasma beträgt der Plasma-Druck erfindungsgemäß
zwischen 0,01 Pa und 200Pa, vorzugsweise zwischen 0,05Pa und 50Pa, ganz besonders
bevorzugt zwischen 0,1 Pa und 30Pa.
[0011] Wie bereits oben erläutert, soll die vorliegende Erfindung nicht nur auf die Verwendung
von Metallen als Substrate beschränkt sein. Vielmehr kann sie vorteilhafterweise neben
Metallen auch beispielhaft bei keramischen Substraten und bei Substraten, die aus
Kunststoff bestehen, verwendet werden.
[0012] Eine derartige Plasmabehandlung bewirkt ein Aufbringen bzw. Entstehen einer Haftbeschichtung
auf das Substrat, die erfindungsgemäß eine Schichtdicke zwischen 1 nm und 3µm, bevorzugt
zwischen 10nm und 300nm, ganz besonders bevorzugt zwischen 100nm und 200nm aufweist.
Eine solche Schicht weist somit eine deutlich geringere Dicke auf als übliche Korrosionsschutz-
und/oder Haftvermittlerschichten, welche typischerweise eine Schichtdicke im µm-Bereich
aufweisen. Somit kann bei der Herstellung von kleinen Dimensionen aufweisenden Bauteilen,
beispielsweise Dichtungen, eine hohe Genauigkeit erzielt werden.
[0013] Nach der soweit beschriebenen Plasmabehandlung wird auf die wenigstens eine vorbehandelte
Oberfläche des Substrats ein Elastomer aufgebracht. Das Elastomer kann entweder aufvulkanisiert
oder aber durch einen Spritzprozess mit der Oberfläche des Substrats verbunden werden.
[0014] Grundsätzlich kann jedes Elastomer, welches den gewünschten Anforderungen des Endprodukts
genügt, eingesetzt werden. Ein entsprechendes Elastomer kann beispielsweise ausgewählt
sein aus den Kautschukgruppen Fluorokautschuke (FKM), Ethyl-Acrylat-Kautschuke (AEM),
peroxidisch vulkanisierbare Kautschuke, Acrylat-Kautschuke (ACM), Nitrilkautschuke
(NBR), hydrierte Nitrilkautschuke (HNBR) und/oder es kann ein thermoplastisches Elastomer
verwendet wird.
[0015] Das Elastomer kann beim Aufvulkanisieren bzw. Anspritzen mit der funktionellen Gruppe
R
1 des auf die Oberfläche des Substrats aufgebrachten Silans eine Bindung eingehen.
Hierdurch haftet das Elastomer nicht nur an der Oberfläche des Substrats. Es kommt
vielmehr zur Ausbildung eines Verbundes zwischen dem Substrat und dem Elastomer, vermittelt
durch das Silan. Bei einem solchen Verbundwerkstoff ist die Gefahr, dass das Elastomer
und das Substrat voneinander getrennt werden, deutlich reduziert.
[0016] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Figur 1 näher erläutert.
[0017] Die Figur 1 zeigt schematisch den Aufbau eines erfindungsgemäßen Verbundbauteils,
bestehend aus einem Substrat 1, und einem mit dem Substrat 1 verbunden Elastomer 2.
[0018] Im dargestellten Ausführungsbeispiel handelt es sich bei dem Substrat 1 um einen
quaderförmigen Körper bzw. ein quaderförmiges Bauteil, das vorzugsweise, jedoch nicht
einschränkend, aus Metall besteht. Ebenso ist es denkbar, dass das Substrat 1 aus
einem keramischen Werkstoff oder aber aus einem Kunststoff besteht.
[0019] Das Substrat 1 weist eine vordere Stirnfläche 4, eine hintere Stirnfläche 5 sowie
Seitenflächen 6 auf. Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, dass die vordere Stirnfläche
4 sowie die Seitenflächen 6 mit dem Elastomer 2 verbunden sind. Das Aufbringen des
Elastomers 2 auf das Substrat 1 erfolgt mit einem geeigneten Werkzeug, beispielsweise
durch Aufvulkanisieren oder aber durch Anspritzen des Elastomers 2 an das Substrat
1. Vor dem Anspritzen bzw. Aufvulkanisieren des Elastomers 2 ist das Substrat 1, zumindest
insbesondere die vordere Stirnfläche 4 sowie die Seitenflächen 6, auf erfindungsgemäße
Art und Weise durch eine Plasmabehandlung vorbehandelt, um dadurch eine Haftbeschichtung
10 an dem Substrat 1 zu erzeugen, die als Haftvermittler zwischen dem Substrat 1 und
dem Elastomer 2 dient.
Bezugszeichen
[0020]
- 1
- Substrat
- 2
- Elastomer
- 4
- vordere Stirnfläche
- 5
- hintere Stirnfläche
- 6
- Seitenfläche
- 10
- Haftbeschichtung
1. Verfahren zur Beschichtung eines Substrats (1) unter Verwendung eines Plasmas, wobei
wenigstens eine Oberfläche (4, 6) des Substrats (1) in einem ersten Schritt mittels
des Plasmas aktiviert und in einem zweiten Schritt im Plasma ein Silan auf die Oberfläche
(4, 6) des Substrats (1) aufpolymerisiert wird, und wobei anschließend auf die Oberfläche
(4, 6) des Substrats (1) ein Elastomer (2) aufgebracht wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Silan der allgemeinen Formel R1-Si-(OY)3 verwendet wird,
wobei
R1 eine funktionelle Gruppe darstellt, ausgewählt aus der Gruppe Amino-, Vinyl-, Chlorid-,
Hydroxyl-, Methyl-, Cyano-, Epoxid-, Isocyanat- und Thiol-Gruppen und
Y einen Alkylrest mit 1 bis 3 C-Atomen umfasst.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Aktivierung der Oberfläche (4, 6) des Substrats (1) im ersten Schritt ein Gas,
insbesondere Argon, Sauerstoff oder Wasserstoff verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass man Cyanopropyltriethoxysilan, 3-Mercaptopropyltrimethoxysilan, 4-(Trimethoxysilyl)butane-1,
2-poxide oder 3-(Triethoxysilyl)propyl isocyanate verwendet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass man im Atmosphärenplasma oder im Niederdruckplasma bei einem Plasma-Druck von 0,01
Pa bis 200Pa, vorzugsweise zwischen 0,05Pa und 50Pa, ganz besonders bevorzugt zwischen
0,1 Pa und 30Pa arbeitet.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Substrat (1) ein Metall, eine Keramik oder ein Kunststoff verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Elastomer (2) auf das Substrat (1) aufvulkanisiert oder an das Substrat (1) angespritzt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Elastomer (2) aus den Kautschukgruppen Fluorokautschuke (FKM), Ethyl-Acrylat-Kautschuke
(AEM), peroxidisch vulkanisierbare Kautschuke, Acrylat-Kautschuke (ACM), Nitrilkautschuke
(NBR), hydrierte Nitrilkautschuke (HNBR) und/oder ein thermoplastisches Elastomer
(2) verwendet wird.
8. Haftbeschichtung (10) für ein Substrat (1), die nach einem Verfahren nach einem der
Ansprüche 1 bis 4 erzeugt ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schichtdicke zwischen 1 nm und 3µm, bevorzugt zwischen 10nm und 300nm, ganz besonders
bevorzugt zwischen 100nm und 200nm beträgt.