[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein hochkorrosionsfestes Stahlteil, das mit einem
mehrschichtigen Überzug versehen ist, wobei der Überzug eine galvanisch abgeschiedene,
duktile Nickelschicht, eine Zinknickelschicht und eine Cr(VI)-freie Passivierungsschicht
aufweist. Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
dieses hochkorrosionsfesten Stahlteils.
[0002] Die galvanische Beschichtung von Bauteilen aus Eisen oder Stahl mit Zink- oder Zinklegierungsschichten
wird in großem Umfang durchgeführt und hat eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Die
abgeschiedenen Schichten schützen das Grundmaterial vor Korrosion und führen dadurch
zu einer hohen Wertsteigerung der Bauteile. Der Korrosionsschutz für Eisen oder Stahl
durch Zink und Zinklegierungen beruht auf dem kathodischen Schutzmechanismus. Zink
oder Zinklegierungen sind elektrochemisch unedler als das Grundmaterial. Der Korrosionsangriff
beginnt daher am Überzug. Das Grundmaterial bleibt solange vor Korrosion geschützt,
solange noch eine geschlossene Zink- oder Zinklegierungsschicht vorliegt.
[0003] Die Eignung von Korrosionsschutzsystemen kann durch verschiedene Kurzzeitprüfungen
oder auch durch Freibewitterungsversuche beurteilt werden. Für Zink- oder Zinklegierungsüberzüge
ist die Salznebelprüfung nach DIN EN ISO 9227 eine Standardprüfung. Dabei werden die
Prüflinge in einer Testkammer einem Salznebel aus 5 %iger Natriumchloridlösung ausgesetzt.
Die Korrosionsschutzwirkung wird dabei durch die Zeitdauer bis zum Auftreten von Überzugskorrosion
(Weißrost), wenn auf der Zink- oder Zinklegierungsschicht noch eine weitere Schutzschicht
aufgebracht wurde, oder bis zum Auftreten von Grundmetallkorrosion (Rotrost) bewertet.
[0004] Zinknickelschichten mit einem Legierungsanteil von 12-16 Gew.% Nickel zeigen im Vergleich
zu Reinzinkschichten eine wesentlich bessere Korrosionsbeständigkeit. Die Anforderung
an die Korrosionsbeständigkeit einer Zinkschicht für Gestellware bei 8 µm Zinkauflage
mit anschließender Chrom(VI)-freier Passivierung beträgt nach DIN 50979 mindestens
264 Stunden Beständigkeit im Salzsprühtest bis zum Beginn von Grundmetallkorrosion.
Für Zinknickelschichten mit gleicher Schichtdicke beträgt der Wert 720 Stunden. Dieser
ist in der Norm DIN 50979 aber zur Begrenzung des Prüfaufwandes auf diesen Wert festgelegt
worden. Die Beständigkeit der Zinknickelschichten liegt in der Regel noch deutlich
höher. Der Einsatz von zinknickelbeschichteten Bauteilen hat sich daher überall durchgesetzt,
wo hohe Anforderungen an die Korrosionsbeständigkeit vorliegen. Die hohe Korrosionsbeständigkeit
von Zinknickelschichten beruht auf der Ausbildung der γ-Phase Ni
5Zn
21. Die Schichten haben dadurch eine hohe Härte, gleichzeitig aber nur eine geringe
Verformbarkeit. Diese ist bei Anwendungen nachteilig, bei denen ein Bauteil nach der
Beschichtung noch verformt werden muss. Im Biegebereich kommt es dadurch zu einer
Rissbildung in der Schicht, die mit einer verminderten Korrosionsbeständigkeit verbunden
sein kann. Es gelingt nicht, die Verformbarkeit der Zinknickelschichten zu verändern,
ohne gleichzeitig die Korrosionsbeständigkeit der Überzüge deutlich zu verschlechtern.
Eine gewisse Verbesserung der Verformbarkeit wird durch Einstellen niedriger Nickelgehalte
in der Schicht (ca. 10 Gew.%) und Einstellen moderater Schichtdicken von 6-8 µm erreicht.
Beide Maßnahmen führen aber schon zu einer Verschlechterung der Korrosionsbeständigkeit.
Den besten Korrosionsschutz bietet eine Zinknickelschicht mit einem Nickelanteil von
12 - 16 Gew.%.
[0005] Korrosionsschäden, die beim Einsatz von Zinknickelschichten in der Praxis beobachtet
wurden, haben Zweifel an der allgemeinen Aussagekraft der Salzsprühnebelprüfung nach
DIN EN ISO 9227 aufkommen lassen. Verschiedene Maßnahmen in der Konstruktion von Automobilen
haben zu einer verschärften Beanspruchung der zinknickelbeschichteten Bauteile geführt.
Verbesserte Maßnahmen zur Geräuschdämmung führen dazu, dass im Motorraum höhere Temperaturen
entstehen können. In Betriebspausen kann es dann, jahreszeitlich und geographisch
bedingt, zu einer starken Abkühlung, verbunden mit Betauung der Oberflächen, kommen.
Die Industrie entwickelt daher zunehmend neue Testverfahren, um die tatsächliche Belastung
von Bauteilen im realen Betrieb durch Kurzzeitprüfungen besser abbilden zu können.
Eine Prüfvorschrift eines deutschen Automobilherstellers (im Folgenden mit OEM 1 bezeichnet)
kombiniert den VDA-Wechseltest 621-415 mit einer vorgelagerten Klimawechselprüfung.
Die gesamte Prüfung besteht aus den folgenden Einzelschritten:
Teil A der Prüfung OEM 1:
[0006]
- 1.) 1 h Aufheizphase von 23 °C auf 120 °C (ohne Regelung der relativen Luftfeuchte)
- 2.) 3 h Haltezeit bei 120 °C (ohne Regelung der relativen Luftfeuchte)
- 3.) 1 h Abkühlphase von 120 °C auf 80 °C (Regelung der relativen Luftfeuchte so, dass
bei 80°C 90% relative Luftfeuchte erreicht werden)
- 4.) 6 h Haltezeit bei 80 °C und 90 % relative Luftfeuchte
- 5.) 1 h Abkühlphase von 80 °C und 90°C relative Luftfeuchte auf 23 °C und 90 % relative
Luftfeuchte
- 6.) 3 h Haltezeit bei 23 °C und 90 % relative Luftfeuchte
- 7.) 1 h Abkühlphase von 23 °C auf - 40 °C (ohne Regelung der relativen Luftfeuchte)
- 8.) 4 h Haltezeit bei - 40 °C (ohne Regelung der relativen Luftfeuchte)
- 9.) 1 h Aufheizphase von - 40 °C auf 23 °C (Regelung der relativen Luftfeuchte so,
dass bei 23°C 90% relative Luftfeuchte erreicht werden)
- 10.) 3 h Haltezeit bei 23 °C und 90 % relative Luftfeuchte
Die Prüfschritte 1 bis 10 werden an sieben Tagen nacheinander wiederholt.
Dann erfolgt eine siebentägige Auslagerung der Teile unter Wechseltestbelastung nach
VDA 621-415 (siehe Teil B).
Teil B der Prüfung OEM 1:
[0007] VDA-Wechseltest nach VDA 621-415:
11.) 24 h Salzsprühtest nach DIN EN ISO 9227 NSS
12.) 96 h Kondenswasserwechseltest nach DIN EN ISO 6270 AHT
13.) 48 h Lagerung unter Raumklimabedingungen nach DIN 50014
Die Prüfschritte 11 bis 13 werden innerhalb von sieben Tagen durchgeführt.
Ein Prüfzyklus bestehend aus Teil A und Teil B dauert somit 2 Wochen.
Die Gesamtprüfdauer beträgt insgesamt 6 Zyklen (12 Wochen).
Ein weiterer deutscher Automobilhersteller schlägt eine Kombination mehrerer Einzelprüfungen
vor (im folgenden OEM 2 genannt). An fünf Tagen erfolgt eine Wechseltestprüfung, gestartet
wird mit einem Salzsprühtest nach DIN EN ISO 9227 mit modifizierter Prüflösung. Danach
erfolgt eine Feucht-Wärme-Lagerung, Prüfklima CH nach DIN EN ISO 6270-2. Die gesamte
Prüfung besteht aus den folgenden Einzelschritten:
Teil A der Prüfung OEM2:
[0008]
- 1.) 4 h Salzsprühtest nach DIN EN ISO 9227 NSS mit modifizierter Prüflösung (40 g/l
NaCl + 10 g/l CaCl2)
- 2.) 4 h Abkühlphase bei RT (18-28 °C) und 40-60 % relative Luftfeuchte
- 3.) 16 h Feucht-Wärme-Lagerung, Prüfklima CH nach DIN EN ISO 6270-2
Die Prüfschritte 1 bis 3 werden an fünf Tagen nacheinander wiederholt.
Dann erfolgt eine zweitägige Auslagerung der Teile unter Klimawechseltestbelastung
(siehe Teil B).
Teil B der Prüfung OEM 2:
[0009]
4.) 1 h Aufheizphase von 23 °C und 30 % relative Luftfeuchte auf 80° C und 80 % relative
Luftfeuchte
5.) 4 h Haltezeit bei 80 °C und 80 % relative Luftfeuchte
6.) 2 h Abkühlphase von 80 °C und 80 % relative Luftfeuchte auf - 40 °C (Regelung
der relativen Luftfeuchte auf 30 % bei T = 0 °C, keine Regelung der relativen Luftfeuchte
bei T < 0 °C)
7.) 4 h Haltezeit bei - 40 °C (ohne Regelung der relativen Luftfeuchte)
8.) 1 h Aufheizphase von - 40 °C auf 23 °C (ab T = 0 °C Regelung der relativen Luftfeuchte
auf 30 %)
Die Prüfschritte 4 bis 8 werden an zwei Tagen nacheinander wiederholt.
Ein Prüfzyklus bestehend aus Teil A und Teil B dauert somit 7 Tage.
Die Gesamtprüfdauer beträgt insgesamt 4 Zyklen (4 Wochen).
[0010] Die strengsten Prüfanforderungen beinhaltet der Klimakammerwechseltest der OEM 1.
Hier ist bei gebogenen Rohrleitungen mit Zinknickelbeschichtung bereits nach zwei
Prüfzyklen im Biegebereich Grundmaterialkorrosion feststellbar. Es wäre technisch
zwar möglich, die Umformung der Rohre vor der Beschichtung durchzuführen und somit
deren Beschädigung beim Biegen zu verhindern. Diese Variante ist für den Beschichtungsvorgang
aber sehr ungünstig. Gerade Rohrstücke können auf einem Galvanogestell eng angeordnet
werden. Es kann eine gleichmäßige Stromdichteverteilung und somit eine gleichmäßige
Schichtdickenverteilung und Legierungszusammensetzung auf allen Bauteilen erreicht
werden. Vorgebogene Rohre haben dagegen für eine Bestückung auf einem Galvanogestell
eine zum Teil dreidimensionale Struktur. Dadurch ist eine gleichmäßige Stromdichteverteilung
auf der gesamten Ware nicht mehr gegeben. Die Schichtdickenverteilung und Legierungszusammensetzung
können dadurch ungünstig beeinflusst werden. Zusätzlich wird durch die gebogenen Rohre
deutlich mehr Elektrolyt verschleppt. Das bewirkt zum einen höhere Kosten durch die
Verschleppungsverluste und gleichzeitig die Gefahr der Verunreinigung nachgeschalteter
Prozessbäder. Ziel ist es daher, die Beschichtung der Rohrstücke im ungebogenen Zustand
vorzunehmen und anschließend zu biegen. Bei den modifizierten Korrosionsprüfungen
wurde aber auch festgestellt, dass frühzeitige Grundmaterialkorrosion auch an geraden
Bereichen der Komponenten auftrat, wo also keine Schädigung der Schicht vorliegt.
Eine Verbesserung der Biegefähigkeit der Zinknickelschichten kann das Problem des
Auftretens von Korrosion daher nicht lösen. Eine Änderung der Legierungszusammensetzung
von ca. 12 - 16 Gew.% Nickel ist ebenfalls nicht sinnvoll, weil die Schicht dann nicht
mehr vollständig in der γ-Phase vorliegen würde.
[0011] DE 39 31 046 C2 beansprucht ein hitze- und korrosionsresistentes Stahlrohr mit einem mehrschichtigen
Überzug aus einer Metall-Legierungsschicht, einer leitfähigen Zwischenschicht, einer
haftfähigen Zwischenschicht aus einem Kunstharz und einer Außenschicht aus hochresistentem
Polyvinylfluorid, gekennzeichnet durch
- eine Zinknickellegierungsschicht mit einem Nickelanteil von 2 - 20 %, die auf der
äußeren Oberfläche des Basisstahlrohres aufgebracht ist,
- eine Polyvinylfluoridschicht, die über der Zink-Nickel-Legierungsüberzugsschicht gebildet
ist und eine Dicke von 15 - 25 µm aufweist,
- eine als Zwischenlage zwischen der Zink-Nickel-Legierungsüberzugsschicht und der Polyvinylfluoridschicht
liegende Epoxidharzschicht, die eine Dicke von 3 - 10 µm aufweist,
- und eine zwischen der Zink-Nickel-Legierungsüberzugsschicht und der äußeren Oberfläche
des Basis-Stahlrohres liegende Nickelüberzugsschicht mit einer Dicke von 0,2 - 10
µm.
[0012] Die Korrosionsbeständigkeit wird in einer Kombination aus Wärmebelastung (150°C,
24 Stunden) und anschließend nach Abkühlen auf Raumtemperatur in einem Salzsprühtest
nach der Norm JIS Z 2371 (vergleichbar mit DIN EN ISO 9227) geprüft. Ein Temperaturwechseltest,
wie oben beschrieben, wurde nicht durchgeführt. Zur Prüfung der Schlagwiderstandsfähigkeit
wurde ein simulierter Steinschlagtest durchgeführt, gefolgt von einem Salzsprühtest.
Die Korrosionsbeständigkeit beruht bei diesem Mehrschichtsystem hauptsächlich auf
der Kombination einer Epoxidharzschicht mit einer Dicke von 3 - 10 µm und der Polyvinylfluoridschicht
mit einer Schichtdicke von 15 - 25 µm.
[0013] Die
DE 10 2005 054 944 A1 befasst sich mit einem Verfahren zur Oberflächenbehandlung eines Ventilstössel eines
in einem wasserführenden Haushaltsgerätes eingesetzten elektromagnetischen Ventils,
welcher aus einem magnetisierbaren und legierten Werkstoff gebildet ist. Hierbei wird
auf die Oberfläche des Ventilsstössels eine erste Schicht aus Nickel und im Anschluss
daran zumindest eine zweite Schicht aufgebracht, die die Schicht aus Nickel abdeckt.
Diese zweite Schicht kann aus einer Zink-Nickel-Schicht ausgebildet sein. Nach dem
Beschichten des Ventilstössels mit der Zink-Nickel-Schicht kann die Oberfläche chromatiert
und danach versiegelt werden. Damit soll ein Ventilstössel bereitgestellt werden,
der über die gesamte Lebensdauer eines wasserführenden Haushaltsgerätes seine Korrosionsbeständigkeit
beibehält.
[0014] Die
DE 39 34 111 A1 offenbart ein hitze-und korrosionsresistentes Stahlrohr, das einen mehrschichtigen
Überzug mit einer Schutzschicht aufweist, die gegenüber den verschiedensten korrosiven
Einwirkungen widerstandsfähig ist. Gemäß einer Ausführungsform ist eine Nickelüberzugsschicht
mit einer Dicke von 0,2-10µm zwischen der äußeren Oberfläche des Stahlrohrs und einer
Zink-Nickel-Legierungsüberzugsschicht angeordnet, über der wiederrum eine Chromatschicht
gebildet ist. Die Nickelüberzugsschicht als unterste Schicht ist durch galvanische
Abscheidung aus einem Watt-Bad herstellbar. Der Nickelanteil in der Zink-Nickel-Legierungsüberzugsschicht
beträgt vorzugsweise 2-20%.
[0015] EP 2 233 611 betrifft ein Schichtsystem zur Beschichtung einer Substratoberfläche. Das Schichtsystem
besteht aus wenigstens zwei Schichten, wobei eine Schicht eine Zinn-Nickelschicht
ist, die andere eine Schicht eines Metalls aus der Gruppe bestehend aus Nickel, Kupfer,
Zinn, Molybdän, Niob, Kobalt, Chrom, Vanadium, Mangan, Titan und Magnesium oder einer
Legierung wenigstens einer dieser Metalle. Eine Schichtkombination aus einer Nickelschicht
und einer darauf abgeschiedenen Zinn-Nickelschicht hat ein positiveres elektrochemisches
Potential als Stahl und kann daher nur einen Korrosionsschutz durch eine reine Barrierewirkung
geben. Sobald in der Schicht eine Fehlstelle, z.B. eine Pore oder ein Kratzer, vorliegt,
kommt es an dieser Stelle sofort zu Grundmetallkorrosion. D.h. die Schichtkombination
der
EP 2 233 611 kann keinen kathodischen Korrosionsschutz liefern, was nachteilig ist.
[0016] DE 694 04 730 T2 beschreibt ein Verfahren zur Elektroplattierung eines Zinklegierungsüberzuges auf
ein Stahlsubstrat und so beschichtetes Stahlsubstrat. Die Abscheidung erfolgt aus
einem zusatzfreien Zinknickelelektrolyten, der nur Zinkchlorid und Nickelchlorid ohne
weitere Additive enthält. Zur Verbesserung der Haftung des Überzuges wird vorgeschlagen,
dass zunächst eine dünne Nickelschicht durch stromlosen Kontakt des Stahlbandes mit
dem Zink-Nickel-Elektrolyten abgeschieden wird. Bei einer solchen stromlosen Ladungsaustauschreaktion
(Zementation) werden eher amorphe, abwischbare Schichten abgeschieden, die keine Verbesserung
der Haftfestigkeit nachfolgend abgeschiedener Schichten bewirken können. In den Beispielen
werden Abscheidungen beschrieben, wo durch Anlegen bestimmter Potentiale zunächst
Zinknickelschichten mit einem höheren Nickelgehalt (bis zu 24 Gew.%) abgeschieden
werden. Anschließend wird dann auf das Potential der Abscheidung der Legierung mit
12 - 16 Gew.% Nickel polarisiert und die gewünschte Schichtdicke abgeschieden. Eine
solche starke Abhängigkeit der Legierungszusammensetzung von der Stromdichte kann
nur aus einem zusatzfreien Elektrolyten erhalten werden, wie er bei der Stahlblechbeschichtung
in Durchlaufanlagen eingesetzt wird. Dort liegt anlagenbedingt ein sehr konstanter
Abstand zwischen Anode und Kathode und somit eine sehr gleichmäßige Stromdichteverteilung
auf der Kathode vor, wodurch durch die Einstellung eines bestimmten Potentials eine
Variation der Legierungszusammensetzung erreicht werden kann. Zinknickelelektrolyte,
die für die Beschichtung in konventionellen Galvanoanlagen eingesetzt werden, müssen
dagegen in der Lage sein, unabhängig von der lokalen Stromdichte auf dem gesamten
Bauteil eine konstante Legierungszusammensetzung zu erreichen. Das wird durch Verwendung
spezieller Additive erreicht. Gleichzeitig verbessern diese Additive die Haftfestigkeit
der abgeschiedenen Zinknickelschicht. Bauteile, die in solchen Zink-Nickel-Elektrolyten
beschichtet werden, können nachträglich verformt werden, ohne dass es zu Abplatzungen
der Schicht kommt. Eine Rissbildung kann jedoch im Biegebereich wegen der geringen
Duktilität von Zinknickelschichten, die in der γ-Phase abgeschieden werden, auftreten.
[0017] J.L. Chen, J.H. Liu, S.M. Li und M. Yu beschreiben in einem Aufsatz in Materials and
Corrosion 2012, 63, No. 7 S. 607-613 ein modulares Schichtsystem aus alternierenden Schichten Nickel + Zinknickel. Dadurch
soll die Beständigkeit im Salzsprühtest verbessert werden. Ein Hinweis auf das Korrosionsverhalten
bei einer Kombination aus Temperaturwechseltest mit anschließendem Salzsprühtest wird
nicht gegeben. Das beste Ergebnis wird mit einer Schichtkombination aus sechs Lagen
(3 Lagen Nickel, 3 Lagen Zinknickel) mit einer Schichtdicke von 0,8 µm Nickel und
1,2 µm Zinknickel bei einer Gesamtschichtdicke von 6 µm angegeben. Für die praktische
Anwendung eines Zink- oder Zinklegierungsüberzugs als kathodischer Korrosionsschutz
werden zink- oder zinklegierungsbeschichtete Bauteile üblicherweise mit einer Konversionsschicht
aus Passivierungslösungen aus dreiwertigen Chromverbindungen versehen, gegebenenfalls
auch noch mit einer zusätzlichen polymerhaltigen oder silikathaltigen Versiegelung.
Durch diese Nachbehandlungsschritte wird der Korrosionsangriff auf die Zink- oder
Zinklegierungsschicht hinausgezögert. Die Bauteile werden dadurch optisch nicht verändert.
Bei einer Passivierungsreaktion erfolgt ein Abtrag der Zink- oder Zinklegierungsschicht
in der Größenordnung von 1-2 µm. Die in der Arbeit von Chen als optimal beschriebene
modulare Schicht aus sechs Lagen (3 Lagen Nickel, 3 Lagen Zinknickel) mit einer Schichtdicke
von 0,8 µm Nickel und 1,2 µm Zinknickel bei einer Gesamtschichtdicke von 6 µm hat
auf der Außenfläche eine Zinknickelschicht von 1,2 µm Dicke. Bei einer Passivierungsreaktion
würde somit diese Zinknickelschicht komplett aufgelöst werden. Auf die oben beschriebene
modulare Schicht von Chen kann somit keine Passivierungsschicht erzeugt werden.
[0018] Die Abscheidung eines modularen Schichtsystems aus alternierenden Schichten Nickel
und Zinknickel birgt auch das Risiko verminderter Schichthaftung. Das Ruhepotential
der Nickelschicht beträgt ca. -60 mV, das der Zinknickelschicht dagegen ca. -615 mV.
Nickel ist somit elektrochemisch wesentlich edler. Wenn das Bauteil mit einer unedlen
Zink-Nickeloberfläche mit dem Nickelelektrolyten zur Abscheidung der nächsten Nickelschicht
in Kontakt gebracht wird, scheidet sich auf der Zink-Nickeloberfläche Nickel aus dem
Nickelelektrolyten im Ladungsaustausch ab. Solche stromlos abgeschiedenen Schichten
vermindern generell die Haftung nachfolgend abgeschiedener Schichten. In der Praxis
werden daher Maßnahmen unternommen, um solche Abscheidungen im stromlosen Zustand
zu vermeiden.
[0019] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher in der Bereitstellung eines
Stahlteils, das mit einem Schichtsystem überzogen ist, welches die obigen Nachteile
überwindet, so dass das Stahlteil eine Korrosionsbeständigkeit aufweist, die den strengen
Prüfanforderungen der oben beschriebenen Klimakammerwechseltests OEM 1 und OEM 2 genügt.
[0020] Überraschenderweise wurde gefunden, dass eine wesentliche Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit
in den beschriebenen Korrosionsklimawechseltestprüfungen durch eine Schichtkombination
aus einer duktilen Schicht aus Nickel und einer darauf abgeschiedenen Zinknickelschicht
der bekannten Zusammensetzung 12 - 16 Gew.% Nickel erreicht werden kann. Dieses Ergebnis
war in dieser Form völlig überraschend. Der Schutzmechanismus einer Zinknickelschicht
auf Stahl als Grundmaterial beruht auf dem kathodischen Korrosionsschutz. Das Ruhepotential
einer Zinknickelschicht in 5 %iger Natriumchloridlösung beträgt ca. -615 mV, gegen
Normalwasserstoffelektrode, Stahl hat einen Wert von ca. -292 mV. Die Zinknickelschicht
ist unedler als Stahl und schützt diesen kathodisch, in dem es selbst anodisch in
Lösung geht. Eine z. B. aus einem zusatzfreien Nickelsulfamatbad abgeschiedene Nickelschicht
besitzt ein Ruhepotential von -60 mV und ist somit deutlich edler als das Grundmaterial
Stahl. In einem Korrosionselement aus Nickel und Stahl ist Stahl die unedlere Komponente.
Bei Auftreten von Korrosion geht daher Stahl in Lösung. Es war daher überraschend,
dass in einer Schichtkombination Fe/Ni/ZnNi bei Vorliegen von Rissen in der Schicht
keine Grundmaterialkorrosion auftritt, wie es in der Schichtkombination Fe/Ni der
Fall ist.
[0021] Die obige Aufgabe wird somit durch ein Stahlteil gelöst, das mit einem mehrschichtigen
Überzug versehen ist, wobei der Überzug folgende Schichten umfasst:
- eine direkt auf der Oberfläche des Stahlteils galvanisch abgeschiedene, duktile Nickelschicht,
die im Test gemäß DIN EN ISO 8401, Abschnitt 3.4, eine Bruchdehnung von 10 - 25% zeigt,
- eine direkt auf der Nickelschicht galvanisch abgeschiedene Zinknickelschicht mit einem
Nickelgehalt von 12 - 16 Gew.%,
- eine auf der Zinknickelschicht aufgebrachte Chrom(VI)-freie Passivierungsschicht.
[0022] Die Nickelschicht weist bevorzugt eine Schichtdicke von 2 - 6 µm auf, besonders bevorzugt
3 - 6 µm. Die Zinknickelschicht hat vorzugsweise eine Schichtdicke von 3 - 9 µm, ganz
besonders bevorzugt 6 µm. Die Schichtdicken werden hierbei mittels metallographischer
Querschliffe bestimmt (DIN EN ISO 1463).
[0023] Chrom (VI)-freie Passivierungsschichten haben üblicherweise eine Schichtdicke von
ca. 100 Nanometer. Diese geringen Schichtdicken sind durch mikroskopische Verfahren
nicht auswertbar. Eine Messung wäre z. B. durch rasterelektronen-mikroskopische Untersuchung
bei hoher Vergrößerung oder durch Glimmentladungsspektroskopie (GDOS) möglich. Die
Messung der Schichtdicken von Passivierungsschichten wird in der Praxis nicht durchgeführt,
da sie keine direkte Aussage über die Korrosionsbeständigkeit zulässt.
[0024] Der obige mehrschichtige Überzug lässt sich aus handelsüblichen Nickelelektrolyten
und Zinknickelelektrolyten sowie einem Cr(VI)-freien Passivierungsbad abscheiden.
[0025] Für die Nickelabscheidung ist es erforderlich, ein Verfahren zu verwenden, welches
duktile und somit gut verformbare Schichten abscheidet. Dazu eignet sich am besten
ein Nickelsulfamatbad, d. h. ein Bad, in dem Nickel in Form von Nickelsulfamat vorliegt.
Ein solches Nickelsulfamatbad hat typischerweise folgende Zusammensetzung:
- 50 - 70 g/l Nickel; vorzugsweise 60 g/l Nickel;
- 3 - 6 g/l Chloridionen; vorzugsweise 3 g/l Chloridionen;
- 25 - 40 g/l Borsäure; vorzugsweise 35 g/l Borsäure.
[0026] Der pH-Wert des Nickelsulfamatbades ist im Bereich von 3,5 - 4,5, bevorzugt pH 4.
Die Nickelabscheidung aus dem Nickelsulfamatbad erfolgt vorzugsweise bei einer Temperatur
von 50 - 60 °C, besonders bevorzugt bei 60 °C.
[0027] Mit einem Nickelsulfamatbad der oben beschriebenen Art lassen sich duktile Nickelschichten
abscheiden, die im Test gemäß DIN EN ISO 8401 Bruchdehnungswerte im Bereich von 10
- 25 %, vorzugsweise von 20 - 25 %, erreichen. Die Messung der Bruchdehnung erfolgt
gemäß Abschnitt 3.4 (Hydraulischer Wölbungsversuch) der DIN EN ISO 8401. Hierbei wird
eine entsprechende Nickelschicht unter den Abscheidebedingungen des Nickelsulfamatbades,
wie sie für die Herstellung des erfindungsgemäßen Stahlteils verwendet werden, in
einer Dicke von 25-40 µm auf einer passivierten, polierten Edelstahlplatte abgeschieden
und anschließend als Folie abgezogen, und die Bruchdehnung dieser Folie wird bestimmt
(Anlage C der DIN EN ISO 8401). Als Messgerät eignet sich z. B. "Ductensiomat" der
Firma Atotech Deutschland GmbH.
[0028] Entscheidend für den Erhalt der hohen Bruchdehnung der abgeschiedenen Nickelschichten
sind die Reinheit der zum Ansatz des Nickelsulfamatbades verwendeten Chemikalien (Nickelsulfamat,
Borsäure und Nickelchlorid) sowie Maßnahmen zur kontinuierlichen Reinigung. Um die
oberen Bruchdehnungswerte prozesssicher einzuhalten, ist es empfehlenswert, das Nickelsulfamatbad
kontinuierlich zu reinigen, z.B. mittels Filtration über Aktivkohlekerzen und Elektrolyse
bei niedrigen Stromdichten. Organische Verunreinigungen können durch eine kontinuierliche
Filtration des Bades über Filterpatronen, die mit Aktivkohlegranulat gefüllt sind,
entfernt werden. Metallische Verunreinigungen, die in der Schicht mit abgeschieden
werden können, können durch eine sogenannte Selektivreinigung entfernt werden. Dazu
wird im Nebenschluss auf einem als Kathode geschalteten Blech bei 0,5 A/dm
2 abgeschieden. Bei dieser niedrigen Stromdichte wird Kupfer bevorzugt abgeschieden.
Mit diesen Maßnahmen gelingt es, die oberen Bruchdehnungswerte, insbesondere auch
im bevorzugten Bereich zu erhalten. Durch Hydrolyse des Sulfamatanions bei Betrieb
des Nickelsulfamatbades entstehen Ammonium- und Sulfatanionen. Hohe Ammoniumkonzentrationen
verschlechtern die Bruchdehnungswerte der abgeschiedenen Nickelschicht. Deshalb kann
es erforderlich sein, bei Auftreten hoher Ammoniumkonzentrationen das Bad zu entsorgen
und neu anzusetzen.
[0029] Für die Abscheidung einer Zinknickelschicht, die einen Nickelanteil von 12-16 Gew.%
aufweist, wird typischerweise ein Bad mit folgender Zusammensetzung verwendet:
- 6 - 9 g/l Zink; vorzugsweise 9 g/l Zink;
- 0,5 - 1,5 g/l Nickel; vorzugsweise 1 g/l Nickel;
- 100 - 130 g/l NaOH; vorzugsweise 120 g/l NaOH;
- 8 - 12 g/l Diethylentriamin; vorzugsweise 10 g/l Diethylentriamin;
- 20 - 40 g/l Tetrakishydroxypropylethylendiamin, vorzugsweise 30 g/l.
[0030] Die Abscheidung der Zinknickelschicht erfolgt vorzugsweise bei einer Badtemperatur
von 33 - 37 °C. Besonders bevorzugt wird eine Badtemperatur von 35 °C eingestellt.
[0031] Die Bestimmung des Nickelanteils der abgeschiedenen Zinknickelschicht erfolgt durch
Röntgenfluoreszenzanalyse entsprechend DIN EN ISO 3497. Die Messung wird hierbei an
einer entsprechenden Zinknickelschicht vorgenommen, die direkt auf Stahl abgeschieden
wurde. Erfolgt nämlich die Analyse der Zusammensetzung der Zinknickelschicht auf der
zuvor abgeschiedenen Nickelschicht, würde bei der Röntgenfluoreszenzmessung nicht
nur das Nickel in der Zinknickelschicht angeregt, sondern auch das aus der reinen
Nickelschicht. Die Röntgenfluoreszenzanalyse wird deshalb an einer Zinknickelschicht
durchgeführt, die bei den Abscheidebedingungen des Zinknickelbades, wie sie für die
Herstellung des zu beschichtenden Stahlteiles verwendet werden, direkt auf Stahl abgeschieden
wurde.
[0032] Für die Abscheidung der Passivierungsschicht wird üblicherweise ein Chrom(IV)-freies
Passivierungsbad beinhaltend dreiwertige Chromverbindungen, Kobaltsulfat und Natriumnitrat
verwendet. Dieses enthält z. B. 1,5 g/l Cr(III), 1,5 g/l Co(II) und 5 g/l Natriumnitrat.
Ein solches Bad ist handelsüblich mit SLOTOPAS ZNT 80 verfügbar. Bei der Passivierungsreaktion
wird die Zinknickelschicht durch das Oxidationsmittel NaNO
3 leicht angelöst. Bei dieser Reaktion kommt es an der Grenzfläche Zinknickelschicht/Elektrolyt
zu einer Verschiebung des pH-Wertes von 3,4 bis 3,6 in den Neutralbereich. Dadurch
kommt es zu einer Ausfällung einer Mischung der Oxide bzw. Hydroxide von Zink, Nickel
(aus der Legierungsschicht) und Chrom und Kobalt (aus der Passivierungslösung). Diese
gemischten Oxide bzw. Hydroxide bilden gemeinsam die Passivierungsschicht.
[0033] Das Stahlteil gemäß der vorliegenden Erfindung ist vorzugsweise ein Stahlrohr. Dieses
Stahlrohr lässt sich nach der Aufbringung des mehrschichtigen Überzugs verformen,
ohne dass die Korrosionsbeständigkeit wesentlich verschlechtert wird.
[0034] Als Verformungen kommen z.B. Biegen, Bördeln, Crimpen und Quetschen in Frage.
Beispiele
[0035] Für die Versuche wurden Stahlrohre, Außendurchmesser 8 mm, Innendurchmesser 6 mm,
Länge 500 mm verwendet.
Vorbehandlung:
[0036] Es wurde ein praxisüblicher Vorbehandlungsablauf angewendet, bestehend aus:
- Abkochentfettung: SLOTOCLEAN AK 160
(30 g/l SLOTOCLEAN AK 161 + 10 ml/l Entfetterzusatz SLOTOCLEAN RV 111), 65°C, 12 min.
- Spülen
- Beizen: 500 ml/l Salzsäure, 32 Gew.%
(40 ml/l Beizentfetterzusatz BEF 30),
21°C, 6 min.
- Spülen
- Anodische Entfettung: SLOTOCLEAN EL DCG
(120 g/l Entfettersalz SLOTOCLEAN EL DCG),
35°C, 6 A/dm2, 2 min.
- Spülen
- Dekapieren: 50 ml/l Salzsäure 32 Gew.%,
21°C, 60 s
- Spülen
[0037] Das Spülen erfolgt durch Tauchen in entionisiertem Wasser bei Raumtemperatur. Durch
mehrfaches Ein- und Austauchen (Heben und Senken) der Stahlrohre in den Spülwannen
wurde eine Zwangsdurchflutung des Rohrinneren erreicht. Die Spüldauer betrug ca. 30
Sekunden pro Spülschritt.
Nickelabscheidung:
[0038] Für die Nickelabscheidung wurde das Nickelsulfamatbad MS (Verfahren der Fa. Dr.-Ing.
Max Schlötter) verwendet. Hierbei wurden Nickelsulfamat und Nickelchlorid gemäß den
Qualitätsanforderungen der DIN 50970 und Borsäure entsprechend den Qualitätsanforderungen
der DIN 50973 eingesetzt.
Die Konzentrations- und Arbeitsbedingungen waren:
[0039]
420 g/l (= 280 ml/l) Nickelsulfamatlösung 60% (entspricht 45 g/l Nickel)
20 g/l Nickelchlorid-Hexahydrat
35 g/l Borsäure
0,5 g/l Natriumlaurylsulfat
pH 4,0
Temperatur: 55°C
Stromdichte: 3 A/dm2
Abscheidedauer: 9 Minuten
Erzielte Schichtdicke: 3 µm
Ansatz des Elektrolyten:
[0040] Der Ansatz bestehend aus Nickelsulfamatlösung, Nickelchlorid, Borsäure und Wasser
wurde mit 1 ml/l Wasserstoffperoxid 30 Gew.% und mit 6 g/l Aktivkohlegranulat versetzt,
1 Stunde gerührt und anschließend filtriert. Danach wurden 0,5 g/l Natriumlaurylsulfat
zugesetzt und bei einer Stromdichte von 0,5 A/dm
2 mit einer Ladungsmenge von 2,5 Ah/l durchgearbeitet. Diese Maßnahme wurde zur Entfernung
organischer Verunreinigungen (Wasserstoffperoxid- und Aktivkohlebehandlung) und metallischer
Verunreinigungen, insbesondere Kupfer (Durcharbeiten) durchgeführt. Dadurch wurde
gewährleistet, dass optimal duktile Nickelschichten abgeschieden werden können.
Zinknickelabscheidung:
[0041] Für die Zinknickelabscheidung wurde ein Zinknickelbad SLOTOLOY ZN 80 (Verfahren der
Fa. Dr.-Ing. Max Schlötter) mit den folgenden Werten verwendet:
6,5 g/l Zink
0,5 g/l Nickel
120 g/l NaOH
10 g/l Diethylentriamin
8 g/l Triethanolamin
30 g/l Tetrakishydroxypropylethylendiamin
Temperatur: 35°C
Stromdichte: 2,5 A/dm2
Abscheidedauer: 25 Minuten
Erzielte Schichtdicke: 6 µm
Passivierung:
[0042] Nach der Zinknickelbeschichtung erfolgte eine Passivierung in der Transparentpassivierung
SLOTOPAS ZNT 80 (Verfahren der Fa. Dr.-Ing. Max Schlötter).
Ansatz: 70 ml/l
Temperatur: 40°C
pH: 3,5
Tauchzeit: 45 Sekunden
[0043] Die Abscheidung der Schichtkombination erfolgte auf einem geschweissten Präzisionsstahlrohr
entsprechend DIN 10305-2, wie sie für die Herstellung von z.B. Getriebeölleitungen
in der Automobilindustrie Verwendung finden.
[0044] Die Abscheidung umfasste die folgenden Arbeitsschritte:
- Vorbehandlung (Parameter siehe oben)
- Spülen
- Nickelabscheidung im Nickelsulfamatbad (Parameter siehe oben)
- Spülen
- Zinknickelabscheidung (Parameter siehe oben)
- Spülen
- Passivieren (Parameter siehe oben)
- Spülen
- Trocknen bei 80°C, 20 Minuten
[0045] Die einzelnen Spülschritte wurden unter den gleichen Bedingungen des Spülens wie
bei der zuvor beschriebenen Vorbehandlung durchgeführt.
[0046] Die Beschichtung der Vergleichsbeispiele erfolgte durch Abscheidung einer Zinknickelschicht
aus dem Zinknickelbad SLOTOLOY ZN 80 und Transparentpassivierung mit SLOTOPAS ZNT
80 wie oben angegeben, jedoch ohne Abscheidung einer Nickelschicht.
[0047] Um die Beschädigung des Überzuges bei mechanischer Verformung zu simulieren, wurden
mit einem Handbiegegerät der Fa. Jutec (Handbieger KBVS) mit dem Biegewerkzeug 1230
von beiden Rohrenden her Biegungen mit je 110° so angebracht, dass der Scheitelpunkt
der Biegung ca. 120 mm vom Rohrende entfernt war.
Korrosionsprüfungen:
[0048] Jeweils 4 gebogene Rohre wurden einer Korrosionsprüfung nach den oben angegebenen
Prüfmethoden von OEM 1 bzw. OEM 2 unterzogen. Hierbei erfolgte Teil A der Prüfung
OEM1 und Teil B der Prüfung OEM2 in einem Klimaschrank, Fabrikat ESPEC, Typ ARS-0680
der Fa. Thermotec. Des Weiteren erfolgte Teil B der Prüfung OEM1 und Teil A der Prüfung
OEM2 in einer Prüfkammer für Korrosionswechseltest, Fa. Köhler Automobiltechnik, Typ
HKT 1000 WTG. Die Bewertung des Korrosionsangriffes erfolgte durch Abschätzen des
Flächenanteils der Rohre im Biegebereich, der durch Rotrost bedeckt war.
[0049] Die Beurteilung des Korrosionsangriffes erfolgte jeweils nach jedem Zyklus. Die Schadensbilder
wurden zur späteren Auswertung fotografiert. Der Prüfling wurde zur weiteren Prüfung
wieder in den Test gegeben.
Auswertung:
Prüfung nach der Prüfvorschrift OEM 1:
[0050] Vergleichsbeispiel, Rohre mit 9 µm Zinknickelschicht mit 14 Gew.% Ni, ohne Nickelschicht
1 Zyklus |
2 Zyklen |
3 Zyklen |
4 Zyklen |
5 Zyklen |
Kein Rotrost |
15-30% Rotrost |
50-70% Rotrost |
90-95% Rotrost |
95-100% Rotrost |
[0051] Erfindungsgemäßes Beispiel, Rohre mit 3 µm Nickel (Bruchdehnung: 20%, gemessen im
Test gemäß DIN EN ISO 8401, Abschnitt 3.4.) + 6 µm Zinknickel (14 Gew.% Nickel)
1 Zyklus |
2 Zyklen |
3 Zyklen |
4 Zyklen |
5 Zyklen |
Kein Rotrost |
Kein Rotrost |
5-10% Rotrost |
30-40% Rotrost |
50-70% Rotrost |
Prüfung nach der Prüfvorschrift OEM 2:
[0052] Vergleichsbeispiel, Rohre mit 9 µm Zinknickelschicht mit 14 Gew.% Ni, ohne Nickelschicht
2 Zyklen |
4 Zyklen |
6 Zyklen |
8 Zyklen |
Kein Rotrost |
1-2% Rotrost |
5-10% Rotrost |
50-70% Rotrost |
[0053] Erfindungsgemäßes Beispiel, Rohre mit 3 µm Nickel (Bruchdehnung: 20%, gemessen im
Test gemäß DIN EN ISO 8401, Abschnitt 3.4.) + 6 µm Zinknickel (14 Gew.% Nickel)
2 Zyklen |
4 Zyklen |
6 Zyklen |
8 Zyklen |
Kein Rotrost |
Kein Rotrost |
Kein Rotrost |
<1%Rotrost |
[0054] Die obigen Tests zeigen auf, dass das Vorsehen einer duktilen Nickelschicht wesentlich
für das Erzielen eines effektiven Korrosionsschutzes für das Stahlteil ist.