[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen aktivdynamischen Stuhl gemäß Anspruch 1.
Die Erfindung betrifft insbesondere eine aktivdynamische Sitzvorrichtung mit einem
Sitzteil zum Pendeln und Bewegen von einer Ruheposition in eine ausgelenkte Position,
wobei auch Bewegungsformen aus einer Kombination und/oder Überlagerung von elliptischen
Bewegungen und Pendelbewegungen ausgeführt werden können. Beim Pendeln und Bewegen
des Sitzes aus seiner Ruhelage heraus wird die relative Neigungsänderung des Sitzteils
durch die spezifische Ausbildung eines räumlichen Gelenksystems beeinflußt.
[0002] Bewegliche oder aktiv-dynamische Stühle unterscheiden sich gegenüber statischen Stühlen
darin, dass der auf dem Stuhl sitzende Stuhlnutzer dabei Bewegungen des Rumpfes und
des Körpers zusammen mit dem Sitzteil ausführen kann, die bei statischen Stühlen nicht
möglich ist.
[0003] Die menschliche Physiologie bevorzugt auch beim Sitzen dynamische Bewegungen gegenüber
statischer Ruhe. Stühle die gleichzeitig das Gewicht der Beine tragen, sollten nicht
nur eine dynamische Bewegung ermöglichen, sondern dem Sitznutzer auch ergonomische
Unterstützung bieten.
[0004] Sitzmöbel sind in den meisten Fällen mit entsprechend gestalteten Sitzflächen und
Lehnen in einer anatomisch möglichst günstigen Lage ausgestattet, so dass der Körper,
insbesondere der Rücken, unterstützt wird. Derartige Sitzmöbel werden häufig als bequem
empfunden, weisen jedoch den entscheidenden Nachteil auf, dass der Körper lediglich
passiv sitzt, d.h. die Rückmuskeln werden kaum beansprucht und die Bandscheiben erfahren
eine permanente Druckbelastung. Bei einem längeren Gebrauch dieser Sitzvorrichtungen
kann dies zu einer Degeneration der Rückenmuskeln und zu einer Abnutzung der Bandscheiben
führen. Gesundheitliche Schäden und Schmerzen im Rücken- und Hüftbereich sind eine
häufige Folge des statischen bzw. passiven Sitzens.
[0005] Aus diesem Grund wurden aktivdynamische Sitzvorrichtungen entwickelt, die ein so
genanntes aktives dynamisches Sitzen ermöglichen, bei dem die Rückenmuskulatur und
die Bandscheiben stets leicht in Aktion sind. Diese aktivdynamische Sitzhaltung wird
in praktisch allen Fällen dadurch erreicht, dass der eigentliche Sitz der Sitzvorrichtung
in einer labilen Lage gehalten ist und vom Sitznutzer von einer Ruhelage in eine lateral
ausgelenkte Lage hin- und hergependelt werden können.
[0006] Ein derartiger aktivdynamischer Pendelstuhl ist beispielsweise aus der
DE 42 44 657 02 bekannt. Hierin ist eine gattungsgemäße Sitzvorrichtung beschrieben, welche aus einem
Fußteil, einem mit dem Fußteil verbundenen Zwischenstück und einem mit dem Zwischenstück
starr verbundenen Sitzteil besteht, wobei das Zwischenstück mittels eines elastisch
verformbaren Verbindungselements in einer Öffnung des Fußteils in jede seitliche Richtung
kippbar gehalten ist und im unbelasteten Zustand in seine neutrale Lage (Ruheposition)
zurückgestellt wird.
[0007] In der
EP 0 808 116 B1 ist ein Pendellager beschrieben, welches zwischen der Säule und dem Fußteil angeordnet
ist. Das Pendellager ist als Schwingmetall ausgebildet und besteht aus einem im Wesentlichen
rohrförmigen Oberteil, dessen oberes Ende zur Keilverbindung dient, einem Unterteil,
welches fest an einem Arm des Fußteils befestigt ist und einem zwischen Oberteil und
Unterteil angeordneten elastischen Material. Das Pendellager ermöglicht ein Hin- und
Herpendeln des Sitzteils.
[0008] So zeigt die
US 5921926 einen aktiv-dynamischen Pendelstuhl, welcher ebenfalls auf dem Prinzip eines umgekehrten
Pendels beruht. Solche Stühle haben einen definierten Bewegungspfad und eine strukturelle
Rückstellmechanik, welche gleichzeitig eine Schutzvorrichtung aufweisen, um zu verhindern,
dass der Stuhl überkippt. Allerdings kippt der Sitz bei einer Pendelbewegung nach
Rückwärts von der Horizontalstellung in eine vom Körperzentrum wegweisende Schräglage.
[0009] Solche Pendelstühle ermöglichen das Hin- und Herpendeln des Sitzes von der nicht
ausgelenkten Ausgangsposition in verschiedene ausgelenkte Positionen, wodurch die
Sitzfläche von ihrer Horizontalstellung in eine geneigte Schrägstellung kippt. Der
Kippwinkel hängt dabei von der Richtung der Auslenkung und dem Grad der Auslenkung
ab. Beispielsweise neigt sich der Sitz bei einem Pendelstuhl, bei dem der horizontal
angebrachte Sitz fest mit einer hin- und herbewegbaren Pendelsäule verbunden ist,
mit zunehmender Auslenkung der Säule von seiner Horizontalstellung in eine deutliche
Schräglage.
[0010] Bei den im Stand der Technik bekannten Pendelstühlen folgt der Grad der Neigung des
Sitzes ausschließlich in Abhängigkeit vom Auslenkwinkel bei der Pendelbewegung. In
der Ruhelage weist der Sitz in der Regel keine Neigung auf, sondern ist die (idealisierte)
Sitzfläche parallel zur Bodenfläche ausgerichtet. Wird der Sitz nun aus seiner Ruhelage
in eine beliebige Schräglage ausgelenkt, so neigt sich die Sitzfläche entsprechend,
da der Sitz starr mit der Pendelstütze verbunden ist. Je größer der Winkel der Pendelbewegung,
desto stärker die Neigung der Sitzfläche. Dabei neigt sich der Sitz beim Hin- und
Herpendeln von seiner Ruheposition in seine ausgelenkte Position, so dass der beim
Pendeln in Bezug auf die Ruheposition jeweils weiter außen liegende Bereich des Sitzes
relativ zu dem weiter innen liegenden Bereich abgesenkt wird. So kommt der Sitznutzer
zum Beispiel bei Pendelbewegungen nach Rückwärts in eine Rückenlage, was nicht jedem
Sitznutzer angenehm ist. Bei zu großen Pendelbewegungen könnte es auch passieren,
dass der Sitznutzer das Gleichgewicht verliert. Abhängig von den unterschiedlichen
Bedürfnissen von Stuhlnutzern, besteht demnach ein Bedarf nach Pendelstühlen mit unterschiedlicher,
vorzugsweise einstellbarer Neigungsänderung. Insbesondere gibt es Sitznutzer, die
eine genau entgegengesetzte Neigungsänderung beim Pendeln nach Außen bevorzugen.
[0011] Mit den im Stand der Technik bekannten Pendelstühlen können ferner lediglich Pendelbewegungen
um ein bodennahes Pendellager ausgeführt werden.
[0012] Bei dynamischen Bewegungen einer sitzenden Person ist es aber wünschenswert, dass
dieser ferner den gesamten Körper einschließlich seinem Rumpf ähnlich einer Bewegung
mit einem "Hula-Hoop-Reifen" bewegt und dabei sowohl Pendelbewegungen "als solche"
als auch "laterale" Auslenkungen (d.h. horizontale Translationsbewegungen) mit dem
Becken ausführen kann, um die Gewichtsverlagerungen der oberen Bereiche wie Arme und
Kopf auszugleichen und in Bewegung zu bringen.
[0013] Ausgehend vom Stand der Technik, liegt der vorliegenden Erfindung daher die Aufgabe
zugrunde, vorbesagte Nachteile zu überwinden und einen aktivdynamischen Stuhl bereit
zu stellen, bei dem der Sitznutzer sichere und vielfältige Bewegungen des Sitzteils
im gesamten Bewegungsraum ausführen kann. Mit Vorteil sollen dabei auch horizontale
Translationsbewegungen des Sitzbereiches durch den Stuhlnutzer ermöglicht werden und
die Veränderung der Sitzneigung nach den ergonomischen Bedürfnissen des Sitznutzers
erfolgen.
[0014] Weitere nebengeordnete Aufgaben bestehen darin:
- a) Es sollen kontrollierbare horizontale Pendel-, Translations- und/oder Rotationsbewegungen
des Beckens eines Sitznutzers möglich sein, bei denen der Sitz während der Bewegungen
in eine definierte Schrägstellung geführt wird;
- b) Der Stuhl soll einen ergonomischen Bewegungsablauf gewährleisten;
- c) Der Stuhl soll einen Rückstellmechanismus oder einen Federmechanismus zum Zurückkehren
zu seiner Ausgangslage (Ruheposition) aufweisen;
- d) Es soll sich die Sitzneigung in der Ruheposition individuell anpassen lassen.
[0015] Diese Aufgabe wird durch die in den nebengeordneten unabhängigen Patentansprüchen
beschriebenen Maßnahmen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in
den jeweils abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0016] Ferner wird der komplette Inhalt der deutschen Patentanmeldung mit der Nummer
DE102013102034.8 durch Inbezugnahme in die vorliegende Anmeldung mit aufgenommen.
[0017] Der Grundgedanke der vorliegenden Erfindung liegt in der geeigneten Anbringung und
Anordnung eines räumlichen (nachgiebigen) Gelenksystems, vorzugsweise ausgebildet
aus räumlichen Gelenkviereckecken.
[0018] Dabei wird ein räumliches Gelenksystem aus wenigstens drei Beinen mit Fußteilen an
ihrem unteren Ende vorgesehen, wobei die Beine jeweils an ihrem oberen Ende an sitzteilseitigen
Verbindungsgelenken am Sitzteil beweglich gelagert sind, derart dass Pendel- und Kreisbewegungen
(und vorzugsweise auch Torsionsbewegungen) des Sitzteils bezüglich seiner nicht ausgelenkten
Ruheposition ausführbar sind.
[0019] In einer bevorzugten Ausführung werden wenigstens drei Gelenkvierecke ausgebildet,
wobei je ein Gelenkviereck aus je zwei unmittelbar benachbarten Beinen, dem Sitzteil
und der Bodenfläche gebildet wird und wobei dessen "Koppellänge" durch den Abstand
der Beine am Sitzteil und deren Gestelllänge durch den Abstand der Beine an der Bodenfläche
definiert wird. Die Realisierung der Gelenksysteme kann demnach nach dem Prinzip der
Gelenkvierecke äquivalent beschrieben werden. So kann die Realisierung des räumlichen
Gelenksystems entweder mittels mehrerer beweglicher Stuhlbeine, insbesondere Pendelstuhlbeine
(im Folgenden kurz: Beine) an dem Sitzteil erfolgen. Die Beine werden bei dieser Ausführung
an ihren (oberen) Verbindungsenden nicht starr, sondern mittels eines beweglichen
(vorzugsweise elastischen) Verbindungsgelenkes mit dem Sitzteil beweglich verbunden,
so dass räumliche Pendel- und Kreisbewegungen und vorzugsweise auch Torsionsbewegungen
des jeweils damit verbundenen Beins gegenüber dem Sitzteil möglich sind. Vorzugsweise
werden drei oder vier Beine jeweils mit gleichen oder gleichartigen Verbindungsgelenken
mit dem Sitzteil des Stuhles verbunden. Es können aber auch mehr als vier Beine verwendet
werden.
[0020] In einer alternativen Ausführungsform der Erfindung kann das räumliche (nachgiebige)
Gelenksystem auch mittels flexibler, elastisch verformbarer Beine realisiert werden,
die an starren Befestigungselementen am Sitzteil befestigt werden.
[0021] Erfindungsgemäß wird daher in seiner allgemeinsten Form ein aktivdynamischer Stuhl
bereitgestellt, der Folgendes umfasst: ein Sitzteil und ein räumliches Gelenksystem
aus wenigstens drei Beinen mit Fußteilen an ihrem unteren Ende, wobei die Beine jeweils
an ihrem oberen Ende an sitzteilseitigen Verbindungsgelenken am Sitzteil beweglich
gelagert sind, derart dass Pendel- und Kreisbewegungen des Sitzteils bezüglich seiner
nicht ausgelenkten Ruheposition ausführbar sind.
[0022] In einer solchen Ausgestaltung spannen die Positionen der Verbindungsgelenke eine
gemeinsame Sitzteilebene auf, wodurch sich die relative Neigung des Sitzteils definieren
lässt. In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind die Beine symmetrisch
angeordnet und verläuft die relative Neigung des Sitzteils in einer Parallelebene
zur Bodenfläche (auf der der Stuhl steht). In seiner nicht ausgelenkten Ruheposition
des Sitzes wird die relative Neigung der Sitzfläche durch die beiden um den Azimutwinkel
von 90° versetzten Polarwinkel (θ
1, θ
2) der Normalen auf der wie zuvor erläuterten Sitzteilebene definiert. Sofern die Sitzteilebene
parallel zur Bodenfläche orientiert ist, betragen beide Winkel 0°.
[0023] In einer vorteilhaften Ausführungsform ist der aktivdynamische Stuhl so ausgestaltet,
dass jedes der Verbindungsgelenke als ein Gelenk ausgebildet ist, welches Pendel-
und Kreisbewegungen des damit verbunden Beines ermöglicht. Anders ausgedrückt sind
Bewegungen um einen Polarwinkel θ bei unterschiedlichen Azimutwinkel Φ bezüglich der
Sitzteilebene ausführbar. Besonders vorteilhaft ist es die Gelenke als elastische
Gelenke auszubilden, um so eine hohe Beweglichkeit in diversen (räumlichen) Auslenkrichtungen
zu erhalten. Noch bevorzugter ist es ein Gelenk mit einem elastisch verformbaren Gelenkkörper
bereitzustellen, welches infolge der Elastizität einen integrierten Rückstellmechanismus
bereitstellt. Auf diese Weise werden die Beine über das gemeinsame Sitzteil miteinander
mechanisch gekoppelt. Je zwei Beinpaare können dann über die Kopplung mit der Sitzfläche
als ein Gelenkviereck betrachtet werden, wobei die Füße der Beine dabei an definierten
Punkten am Boden auflagern.
[0024] Bevorzugt ist, wenn jedes der Verbindungsgelenke als ein solches Gelenk ausgebildet
ist, welches eine Pendel- und Kreisbewegung des mit dem jeweiligen Verbindungsgelenk
verbunden Beines gegenüber der Sitzteilebene ermöglicht und vorzugsweise derart, dass
sich das Sitzteil in eine Vielzahl unterschiedlicher Positionen auslenken lässt, die
sich durch eine Schar von Bewegungskurven beschreiben lässt.
[0025] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ändert sich die Neigung der Sitzteilebene
des Sitzteils bei Bewegungen des Sitzteils aus der Ruheposition in eine ausgelenkte
Position derart, dass der bei Ausführen von Bewegungen jeweils weiter außen liegende
Bereich des Sitzes relativ zu dem weiter innen liegenden Bereich angehoben oder abgesenkt
wird.
[0026] Durch eine gewünschte Voreinstellung der Neigung der Sitzfläche des Sitzteils relativ
zur Neigung der Sitzteilebene, kann daher die Neigungsänderung der Sitzfläche dadurch
eingestellt werden, dass die Beinlänge der Beine sowie deren relative Orientierung
entsprechend ausgebildet wird.
[0027] Ein Bewegungsablauf mit einer sich bei Auslenkung nach rückwärts "aufstellenden"
Sitzteilebene, kann dadurch realisiert werden, dass z.B. die Beine nicht parallel
zueinander ausgerichtet sind, sondern die Fußpunkte zweier Beine zueinander weiter
beabstandet sind, im Vergleich zu den oberen Verbindungspunkten an den Gelenken. Auf
diese Weise wird ein Gelenkviereck aus je zwei Beinen mit dem Sitzteil und der Bodenfläche
gebildet, dessen Koppel (Sitzteil) kürzer ist als deren Gestell (Bodenfläche). Bevorzugt
ist es dabei, dass bei jeweils benachbarten Beinen der Abstand zwischen ihren oberen
Verbindungsenden in der Sitzteilebene geringer ist als der bodennahe Abstand der jeweiligen
Beinenden zwischen ihren Fußteilen. Die Fußteile können auch auf einer gemeinsamen
Fußplatte oder einem gemeinsamen Ringelement mittels Verbindungsgelenken verbunden
sein, deren Bewegungs-Freiheitsgrade identisch zu den Verbindungsgelenken am Sitzteil
ausgestaltet sind. Besonders bevorzugt ist eine Ausbildung, bei der die Neigung der
Beine an der Fußplatte und/oder am Sitzteil veränderbar ist. Dies kann durch Vorsehen
von in der Position verstellbaren Gelenken erfolgen. Die Fußteile können in einer
alternativen Ausgestaltung auch unmittelbar auf der Bodenfläche stehen, wo sie gegebenenfalls
zusätzlich mit einem rutschemmenden Endstück (zum Verhindern des Verrutschens) oder
dergleichen ausgestattet sind.
[0028] Alternativ kann durch eine parallele vorzugsweise vertikale Ausrichtung gleichlanger
Beine auch ein Bewegungsablauf erzielt werden, bei dem sich die Neigung der Sitzteilebene
beim Bewegen des Sitzteils nicht verändert, sondern die Sitzteilebene parallel zur
Bodenfläche ausgerichtet bleibt und lediglich abgesenkt wird. Bei gleich langen Beinen
wird ein symmetrisches Gelenkviereck aus je zwei Beinen mit dem Sitzteil und der Bodenfläche
gebildet. Ein aus der Getriebelehre bekanntes Gelenkviereck besteht in der Regel aus
einer Koppel, einem Gestell und zwei Verbindungsgliedern. Das bedeutet übertragen
auf die räumlichen Gelenkvierecke gemäß der vorliegenden Erfindung, dass das Sitzteil
des Stuhles als "Koppel" und die Bodenfläche als "Gestell" angesehen werden kann,
während die Beine als Verbindungsglieder zu betrachten sind.
[0029] In einer bevorzugten Ausbildung der Erfindung ist das Gelenksystem ferner mit einem
federnden Rückstellmechanismus ausgestattet, so dass das ausgelenkte Sitzteil in seine
Ruheposition selbsttätig zurück geführt wird.
[0030] Mit Vorteil wird der Rückstellmechanismus in den Verbindungsgelenken integriert.
Besonders vorteilhaft ist es daher die Gelenke als elastische (elastisch verformbare)
Gelenke auszubilden, die bei einer Auslenkung eine Rückstellkraft erzeugen, wenn das
Stuhlbein aus seiner Ruheposition in eine ausgelenkte Position geführt wird. Beispielsweise
können die Gelenke als elastische Gummigelenke ausgebildet werden, die beim Bewegen
der Beine elastisch verformt werden und so eine Rückstellkraft erzeugen. Alternativ
kann das "nachgiebige" Gelenksystem auch mittels elastischer Beine realisiert werden.
[0031] Es gibt weitere Möglichkeiten die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter
Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die in den unabhängigen
Ansprüchen nachgeordneten Ansprüche verwiesen sowie auf die anschließenden Erläuterungen
bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung. In Verbindung mit der Erläuterung der
bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung anhand der Zeichnungen werden auch im
Allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen erläutert. In den Zeichnungen
zeigt:
- Fig. 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen aktivdynamischen Stuhls;
- Fig. 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen aktivdynamischen Stuhls;
- Fig. 3
- zeigt vier schematische Abbildungen bei der Benutzung eines Stuhles mit drei Beinen
ähnlich der Fig.1;
- Fig. 4a, 4b
- Ansichten eines vereinfachten Modells zweier Stuhlbeine eines erfindungsgemäßen Stuhls
in unterschiedlichen Positionen;
- Fig. 4c
- Ansichten eines vereinfachten Modells zweier Stuhlbeine eines Stuhls in unterschiedlichen
Positionen bei dem sich die Sitzfläche nach Außen neigt;
- Fig. 4d-4f
- Ansichten eines vereinfachten Modells zweier Stuhlbeine eines erfindungsgemäßen Stuhls
in unterschiedlichen Positionen;
- Fig. 5
- mehrere Ansichten und Positionen eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Stuhls mit drei Beinen;
- Fig. 5a
- mehrere Ansichten und Positionen eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Stuhls mit drei Beinen ähnlich der Figur 5;
- Fig. 6
- mehrere Ansichten und Positionen eines alternativen Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Stuhls mit drei Beinen;
- Fig. 7
- mehrere Ansichten und Positionen eines weiteren Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Stuhls mit drei Beinen;
- Fig. 8a-8c
- mehrere alternative Ausführungsformen eines erfindungsgemäßen Stuhls;
- Fig. 9a-9b
- zwei weitere alternative Ausführungsformen eines erfindungsgemäßen Stuhls;
- Fig.10
- eine Ansicht einer Fußplatte und eines Sitzteils mit verstellbaren Gelenken in jeweils
der Aufsicht bzw. Unteransicht;
- Fig. 11
- ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Stuhls mit drei Beinen in
einer zentralen Säule und
- Fig. 12
- ein mittels eines verstellbaren Gelenks in der Neigung einstellbares Stuhlbein.
[0032] In den Fig. 1 und 2 werden zwei Ausführungsbeispiele eines erfindungsgemä-ßen aktivdynamischen
Stuhls 1 mit einem räumlichen Gelenksystem 100 gezeigt. Der Stuhl 1 in Fig. 1 ist
hier ein Hocker und umfasst ein Sitzteil 2 und drei elastische Beine 3 mit Fußteilen
4, welche jeweils mittels eines starren Befestigungselementes 5' mit dem Sitzteil
2 derart verbunden sind, dass das Sitzteil 2 von seiner nicht ausgelenkten Ruheposition
in eine ausgelenkte Position hin- und herbewegt werden kann, wie dies in den Ansichten
in Fig. 3 schematisch dargestellt ist. Der obere Abstand D
1 zwischen zwei unmittelbar benachbarten Beinen 3 in der von den Befestigungselementen
5' aufgespannten Sitzteilebene E ist dabei kleiner als der (bodennahe) Abstand D2
zwischen den jeweiligen Fußteilen 4. In Fig. 2 wurden vier elastische Verbindungsgelenke
5 mit starren Beinen 3 verbunden.
[0033] Eine Person 40 kann unter anderem die in Fig. 3 dargestellten Bewegungen auf dem
Stuhl ausführen. In der rechten oberen und der linken unteren Ansicht befindet sich
der Stuhl 1 in seiner Ruheposition, die der Stuhl 1 dann aufweist, wenn er nicht ausgelenkt
ist. Bei einem seitlichen Hin- und Herschwingen wie auch bei einem Vor- und Rückpendeln
verändert sich die Neigung der Sitzteilebene E, wie in der rechten unteren und linken
oberen Ansicht der Fig. 3 angedeutet ist.
[0034] In der Fig. 5, ist das Sitzteil 2 in der zweiten Abbildung von oben in der Aufsicht
dargestellt und sind die Positionen der Verbindungsgelenke 5 lediglich zur Darstellung
der Positionen angedeutet. Das Sitzteil 2 kann Pendel- und Kreisbewegungen ausführen
und somit auch unter verschiedenen Azimutwinkel Φ ausgelenkt werden. Beispielhafte
Auslenkungen sind mit den Pfeilen in Pfeilrichtung A, V, R, S jeweils vom Zentrum
Z weg nach außen dargestellt. Als Zentrum Z wird der zentrale Bereich zwischen den
Gelenken 5 am Sitzteil 2 definiert. Dabei wird der Bereich des Sitzteils 2, der sich
bei Bewegungen in eine Pfeilrichtung (hier in Pfeilrichtung R) jeweils vom Zentrum
Z versetzt nach außen befindet, als außenliegender Bereich 2a bezeichnet, während
der bezüglich des Zentrums Z gegenüberliegende Bereich des Sitzteils 2 als jeweils
innenliegender Bereich 2i bezeichnet wird.
[0035] Bei einer Bewegung nach Hinten (Rückwärts) in Richtung des Pfeiles R, wie auch in
der rechten unteren Ansicht der Fig. 3 gezeigt, wird die Sitzteilebene E im weiter
außen liegenden Bereich (2a) angehoben, während der innenliegende Bereich (2i) abgesenkt
wird, wodurch die Sitzteilebene zum Zentrum Z hin kippt, wie dies durch die Neigung
des Normalenvektors N der Sitzteilebene E in Fig. 4a dargestellt ist. Der Pfeil stellt
den Normalenvektor N der Ebene E dar.
[0036] In der Ruheposition des Stuhls (in der Fig. 4a - 4c jeweils die mittlere Abbildung)
ist die Sitzteilebene E parallel zur Bodenfläche F ausgerichtet und steht der Normalenvektor
N senkrecht nach oben. Die Abbildungen 4a - 4f zeigen unterschiedliche Bewegungspositionen
von Stühlen in einem vereinfachten Model, welches das zuvor beschriebene Modell von
Gelenkvierecken aus dem Gelenksystem widerspiegelt. Aus Gründen der besseren Darstellbarkeit
werden in der Seitenansicht jeweils nur zwei Stuhlbeine 3 betrachtet, die mit dem
Sitzteil 2 an ihrem oberen Ende über Gelenke 5 beweglich verbunden sind, während die
unteren Beinenden der Beine 3 auf der Bodenfläche F in unterschiedlichem Abstand D
2 stehen. Der Abstand D
1 der Beine 3 zwischen den Gelenken 5 im Schnittbereich der Ebene E ist in den Abbildungen
4a - 4f unterschiedlich, so dass sich daran das erfindungsgemäße Prinzip einfach veranschaulichen
lässt.
[0037] In der Fig. 4a ist ein Modell eines Gelenkvierecks 20 eines erfindungsgemäßen Stuhl
1 gezeigt. Der Abstand D
2 (definiert wie in Fig.1 und Fig.4d) der Fußteile 4 zweier benachbarter Beine 3 an
der Bodenfläche F ist größer als der Abstand D
1 (definiert wie in Fig.1 und Fig.4d) der Beine 3 zwischen den Gelenken 5 im Schnittbereich
der Ebene E.
[0038] Wird der Stuhl 1 aus der Ruheposition in die in der rechten Abbildung der Fig.4a
gezeigte Rücklagenposition ausgelenkt (wie in der unteren rechten Ansicht der Fig.3),
so neigt sich die Sitzteilebene E nach links zum Zentrum hin und wird der in Bewegungsrichtung
R weiter Außen liegende Bereich 2a des Sitzteils 2 angehoben, während der weiter Innen
liegende Bereich 2i in seiner Höhe gegenüber der Bodenfläche F abgesenkt wird. Dies
resultiert daraus, dass sich die Beinenden an den Gelenken 5 entlang von Kreisbahnen
im Uhrzeigersinn in jeweils unterschiedlichen Abschnitten auf der Kreisbahn befinden.
Das rechte (außen liegende) Bein 3 bewegt sich mit seinem oberen Gelenk 5 in einer
"Aufwärtsbewegung" in einem Bereich zwischen der 9 Uhr-Stellung in Richtung der 12
Uhr Stellung. Dass linke Bein 3 bewegt sich mit seinem Gelenk 5 entlang einer kreisförmigen
"Abwärtsbewegung" in einem Kreisabschnitt zwischen der 12 Uhr-Stellung und der 3-Uhr
Stellung. Diese Bewegungskurve wird in diesem Ausführungsbeispiel durch den weiteren
Abstand D
2 der Beine 3 zwischen den Fußteilen 4 gegenüber dem Abstand D
1 der Beine 3 zwischen den Gelenken 5 hervorgerufen. Die Beine 3 können dabei auch
auf einer Fußplatte 8 beweglich an Gelenken 5 gelagert sein.
[0039] Alternativ können auch unterschiedliche Beinlängen verwendet werden, da die Beinenden
mit den Gelenken 5 entlang unterschiedlichen Kreisbahnen bewegt werden und sich dadurch
die Neigung des Sitzteils ebenfalls verändert.
[0040] Bei einer Bewegung des Sitzteils 2 in die entgegengesetzte Richtung V nach Vorne
(linke obere Abbildung der Fig. 4a) ist der Bewegungsablauf genau entgegengesetzt.
[0041] In der Fig. 4b ist ein Modell eines Gelenkvierecks 20 eines Stuhls 1 gezeigt, bei
dem die Neigung des Sitzteils 2 konstant bleibt. Dies resultiert aus der vertikalen
symmetrischen Stellung der Beine und dem identischen oberen und unteren Abstand der
Beine 3. Hierdurch wird eine Verlagerung des Sitzteils 2 erzielt, bei dem sich die
Sitzteilebene E bei einer Bewegung in eine wie links und rechts dargestellte Position
der Fig.4b nach unten bewegt. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass sich bei
Bewegungen des Sitzteils 2 eine Änderung der Sitzneigung ergibt. Die in den Abbildungen
der Fig.4c gezeigte Pendelbewegung zwischen der linken und rechten Ansicht entspricht
der Pendelbewegung eines Pendelstuhls bei der der Abstand D
2 der Stuhlbeine 3 am Boden geringer ist als der Abstand D
1 oben im Bereich an den Verbindungsgelenken 5. Hierdurch wird ein Kippen des Sitzes
nach Außen (wie durch den Normalvektor N angedeutet) bewirkt.
[0042] Die Fig. 4d bis 4f zeigen weitere Bewegungsformen von Stuhlmodellen ähnlich den Ausführungen
der Fig. 4a bis 4c. Gleiche Bezugszeichen weisen hier auf gleiche Merkmale hin. Die
hier gezeigten Gelenkvierecke werden mit ihrer Koppel 22 (die dem Sitzteil 2 entspricht)
bewegt. Die lotrechte Projektion der Koppel 22 auf die Bodenfläche F wird durch die
Projektionslinie 21 dargestellt.
[0043] Es ist ersichtlich, dass bei den gezeigten Positionen der Beine 3 mit größerem unteren
Abstand im Fußbereich an den Fußteilen 4 sich die Sitzneigung (wie oben näher beschriebenen)
zum Zentrum hin neigt. Dabei wird die Sitzteilebene E im außenliegenden Bereich 2a
angehoben, während der innenliegende Bereich 2i abgesenkt wird, wodurch das Sitzteil
2 in Richtung zum Zentrum kippt.
[0044] Fig.5 zeigt mehrere Positionen bei der Bewegung eines erfindungsgemäßen Stuhls 1
mit einem Sitzteil 2. In der Fig. 5a ist ein Bewegungsablauf schematisch angedeutet,
der vergleichbar der Ausführung aus Fig. 5 ist. In der oberen Abbildung der Fig.5
ist der Stuhl 1 in seiner Ruheposition gezeigt und steht mit den drei Beinen 3 mit
seinen Fußteilen 4 auf der Bodenfläche F. Die Beine 3 sind im Bereich der Fußteile
4 jeweils paarweise weiter beabstandet als in der Sitzteilebene E in der die Verbindungsgelenke
5 angeordnet sind. In dieser Ausführungsform bilden die Verbindungegelenke 5 Aufnahmen
für die Enden der Beine 3 aus. Die Beine 3 verlaufen jeweils zur Vertikalen geneigt
vom Boden zum Verbindungsgelenk 5 zum Zentrum Z hin. In den weiteren Abbildungen der
Fig.5 und 5a wird eine Bewegung des Sitzteils 2 in Richtung R nach Rückwärts bzw.
V nach Vorwärts dargestellt, während allerdings nur die beiden vorderen Beine 3 in
der Seitenansicht dargestellt sind, während das hintere linke Bein 3 verdeckt wird.
Die Sitzteilebene E wird mit seiner Bewegung in Richtung R mit seinem Außen liegenden
Sitzteilbereich 2a angehoben. In der unteren Ansicht ist mit einer gestrichelten Linie
die Änderung der Neigung der Sitzteilebene E bei Bewegungen in Vorwärtsrichtung V
und Rückwärtsrichtung R angedeutet. Diese Kurve der Änderung der Neigung der Sitzteilebene
zeigt in diesem Ausführungsbeispiel einen konkaven Verlauf.
[0045] Allerdings folgt die Neigung der Sitzteilebene E des Stuhls 1 aus Fig. 5 und 5a auch
bei seitlichen Bewegungen z.B. in Richtung S oder anderen Richtungen A gemäß dem oben
beschriebenen Bewegungsmuster.
[0046] Die Fig. 6 zeigt mehrere Positionen eines Stuhls 1, bei dem eine andere Orientierung
der Gelenke 5 und der Beine 3 in der Ruheposition gegeben ist und die Beine 3 insbesondere
im Bereich der Fußteile 4 einen geringeren Abstand aufweisen als im Bereich der Gelenke
5. Hierdurch ergibt sich ein Bewegungsmuster, wie in den unteren Abbildungen der Fig.
6 angedeutet bei dem die Sitzteilebene E nach außen vom Zentrum Z wegkippt. In der
unteren Ansicht ist mit einer gestrichelten Linie die Änderung der Neigung der Sitzteilebene
E bei Bewegungen in die Vorwärtsrichtung V und Rückwärtsrichtung R angedeutet. Diese
Kurve zeigt einen konvexen Verlauf.
[0047] Die Fig. 7 zeigt mehrere Positionen eines Stuhls 1, bei dem eine parallele Orientierung
der Beine 3 gegeben ist und die Beine 3 daher im Bereich der Fußteile 4 einen identischen
Abstand aufweisen als im Bereich der elastischen Verbindungsgelenke 5. Hierdurch ergibt
sich ein Bewegungsmuster, wie in den unteren Abbildungen der Fig. 7 angedeutet ist,
wobei die Sitzteilebene E bei Bewegungen parallel zum Boden ausgerichtet bleibt, aber
in seiner Höhenlage abgesenkt wird. Die oberen Ansichten zeigen zwei unterschiedliche
Orientierungen des Stuhls 1. Mit Hilfe der gestrichelten Linie wird die Neigung der
Sitzteilebene E bei Bewegungen in die Vorwärtsrichtung V und Rückwärtsrichtung R nachgebildet.
Diese Kurve zeigt einen geradlinigen Verlauf, was bedeutet, dass sich die relative
Neigung bei den gezeigten Bewegungen nicht ändert.
[0048] In den Abbildungen der Figuren 8a bis 9b sind beispielhafte alternative Ausgestaltungen
eines erfindungsgemäßen Stuhls 1 mit einem Sitzteil 2 und einer ringförmigen Fußstütze
8 gezeigt. Die Beine 3 sind in den Figuren 8a, 8b sowie 9a und 9b an ihrem oberen
Ende mit den Verbindungsgelenken 5 (ähnlich den zuvor beschriebenen Ausführungen)
mit dem Sitzteil 2 gelenkig verbunden. In den Fig. 8a, 8b, 9a und 9b sind die Fußteile
4 ebenfalls als Verbindungsgelenke 5 ausgebildet bzw. mit Gelenken 5 gelenkig verbunden.
Die Ausgestaltung der bodennahen Verbindungsgelenke 5 ist derart, dass die Bewegung
der Beine 3 nicht behindert wird. Im vorliegenden Fall sind elastische Gelenke 5 dargestellt.
[0049] In der Fig. 8a, 8b und 9b sind ferner die Beine 3 elastisch ausgebildet, während
die Beine 3 in der Fig. 9a starr ausgeführt sind, aber über Teleskopvorrichtungen
9 teleskopierbar und damit in der Länge einstellbar sind. Auf diese Weise lässt sich
die Neigung der Sitzteilebene E voreinstellen bzw. verändern.
[0050] Die Fig. 8c zeigt eine spezielle Ausführung bei der ein federnder Schwingarm 11 das
Sitzteil 2 trägt und an dessen unterem (bodennahen) Ende drei vertikal orientierte
Beine 3 sich nach oben in Richtung des Sitzteils 2 erstrecken und dort an einem weiteren
Federarm 11 mit einer Fußstütze 8 verbunden sind. Jeder Federam 11 bildet eine Halteplatte
mit Verbindungsgelenken 5 aus, an denen die Beinen 3 gelenkig gelagert sind.
[0051] In eine weiter bevorzugte Ausführungsform sind die Verbindungsgelenke 5 einstellbar,
vorzugsweise radial verschiebbar bzw. in der Position veränderbar an dem Sitzteil
2 und/oder der Fußplatte 8 vorgesehen.
[0052] In Fig.10 ist eine Aufsicht auf eine Fußplatte 8 gezeigt, bei der die Fußplatte 8
mit Verstellelementen 30 versehen ist. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sind die
Verstellelemente 30 als Schienen 30 ausgebildet, entlang denen die Gelenke 5 hin-
und herbewegbar sind und mittels einer Befestigungsvorrichtung 31, wie z.B. einem
Verriegelungshebel mit einem Exzenter, an der Schiene 30 in ihrer Position festlegbar
sind. Auf diese Weise kann die Neigung der Beine 3 und damit der bodennahe Abstand
der Beine 3 variiert werden. Besonders bevorzugt ist es, dabei auch die Neigung der
Verbindungsgelenke 5 variieren zu können. Beispielhaft ist dies in den Abbildungen
der Fig. 12 gezeigt, wo ein "in sich" elastisches Gelenk 5 in seiner Neigung verstellbar
in einer Gelenkpfanne am Sitzteil 2 gelagert ist und mittels eines Arretiermittels
5a (z.B. einer Feststellschraube oder einem Exzenter) in seiner eingestellten Lage
festlegbar ist. Auf diese Weise ist für den Sitznutzer die Neigung der Beine einstellbar.
[0053] In der Fig. 10 ist ferner eine Unteransicht auf ein Sitzteil 2 mit entsprechenden
Schienen 30 zum Verschieben der Gelenke 5 dargestellt. Ein solches Sitzteil 2 kann
mit einem wie zuvor beschrieben Fußteil 8 kombiniert werden, so dass sich vielfältige
Einstellmöglichkeiten der Gelenke 5 und damit der Orientierung und relative Abstände
der Beine 3 ergeben.
[0054] Auf diese Weise kann der Stuhlnutzer die gewünschte Sitzneigung sowie Neigungsveränderung
individuell einstellen.
[0055] In Fig. 11 wird ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Stuhls 1
mit einem räumlichen Gelenksystem 100 aus drei Beinen 3 gezeigt, die eine dreiteilige
Säule 50 ausbilden. Die Wirkungsweise und Verbindung mit dem Fußteil 8 und dem Sitzteil
2 ist analog der oben beschriebenen Ausführu gen mittels Verbindungsgelenken 5 realisiert.
[0056] Kombinationen der zuvor genannten Ausführungsformen sowie einzelner Merkmale sind
mit umfasst und sollen einzeln beanspruchbar sein, sowie alternative Ausführungen,
die nicht expliziert genannt sind. So können beispielsweise anstelle der Schienen
30 einzelne Aufnahmepositionen am Fußteil 8 und/oder am Sitzteil 2 vorgesehen werden,
um definierte Einstellungen vornehmen zu können. Mit Vorteil sind diese arretierbar,
in der Neigung verstellbar und individuell einstellbar. Ferner kann vorgesehen werden,
dass die Beine 3 in ihrer Neigung zueinander durch einen Verstellmechanismus in einer
Ebene radial zum Zentrum in der Neigung einstellbar und feststellbar sind. Besonders
vorteilhaft ist es, wenn der Verstellmechanismus einen Anschlag, vorzugsweise in eine
Richtung nach Vorne und nach Hinten bzw. nach Innen und nach Außen aufweist.
1. Aktivdynamischer Stuhl (1) der Folgendes umfasst:
- ein Sitzteil (2),
- ein räumliches Gelenksystem (100) aus wenigstens drei Beinen (3) mit Fußteilen (4)
an ihrem unteren Ende, wobei die Beine (3) jeweils an ihrem oberen Ende an sitzteilseitigen
Verbindungsgelenken (5) am Sitzteil (2) beweglich gelagert sind, derart dass Pendel-
und Kreisbewegungen des Sitzteils (2) bezüglich seiner nicht ausgelenkten Ruheposition
ausführbar sind.
2. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das räumliche Gelenksystem (100) wenigstens aus drei Gelenkvierecken (20) aus jeweils
zwei unmittelbar benachbarten Beinen (3) und dem Sitzteil (2) ausgebildet ist.
3. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsgelenke (5) als elastisch verformbare Gelenkkörper ausgebildet sind,
welche räumliche Pendel- und Kreisbewegungen als auch Torsionsbewegungen des jeweils
damit verbundenen Beins (3) gegenüber dem Sitzteil (2) erlauben.
4. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ferner ein Rückstellmechanismus (10) vorgesehen ist, um das ausgelenkte Sitzteil
(2) in seine Ruheposition selbsttätig zurückzuführen.
5. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Rückstellmechanismus (10) in den Verbindungsgelenken (5) integriert ist, vorzugsweise
durch Verwendung von elastisch verformbaren Gelenken (5), die beim Auslenken der Beine
(3) elastisch verformt werden und so eine Rückstellkraft erzeugen.
6. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet dass der Stuhl (1) ferner eine Fußplatte (8) aufweist und die Beine (3) mit ihren Fußteilen
(4) an der Fußplatte (8) fest oder beweglich gelagert sind.
7. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet dass die Beine (3) mittels Verbindungsgelenken (5) an der Fußplatte (8) beweglich gelagert
sind.
8. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet dass die sitzteilseitigen Verbindunggelenke (5) in einer gemeinsamen Sitzteilebene (E)
an der Unterseite des Sitzteils (2) angeordnet sind, welche die Neigung des Sitzteils
(2) definiert.
9. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im nicht ausgelenkten Zustand des Sitzteils (2) die Fußteile (4) entweder, weiter
außen oder weiter innen oder lotrecht unter den Verbindungsgelenken (5) angeordnet
sind.
10. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Neigung des Sitzteils (2) bei Bewegungen des Sitzteils (2) aus der Ruheposition
in eine ausgelenkte Position ändert, wobei sich die gewünschte Neigungsänderung der
Sitzteilebene (E) des Sitzteils (2) durch Ändern der Beinlänge der Beine (3) sowie
durch deren Orientierung und Neigung zueinander einstellen lässt.
11. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand zwischen wenigstens zwei, vorzugsweise allen am Sitzteil (2) und/oder
am Fußteil (8) angeordneten Gelenken (5) mittels Verstellmittel (30) einstellbar,
vorzugsweise entlang von Verstellmitteln (30) kontinuierlich verschiebbar und/oder
in der Neigung einstellbar ist.
12. Aktivdynamischer Stuhl (1) gemäß wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beine (3) als elastisch verformbare Beine ausgebildet sind, wobei anstelle der
beweglichen Verbindungsgelenke (5) steife Befestigungselemente (5') verwendet werden
und die elastischen Beine (3) infolge ihrer elastischen Verformbarkeit gleichzeitig
einen Rückstellmechanismus (10) für das Sitzteil (2) ausbilden.
1. Active-dynamic chair (1), comprising the following:
- a seat part (2),
- a three-dimensional linkage system (100) consisting of at least three legs (3) with
foot parts (4) at their lower ends, wherein the legs (3) in each case at their upper
ends are mounted movably on the seat part (2) on connecting articulations (5) which
are on the seat-part side, such that rocking and circular movements of the seat part
(2) can be performed with respect to its non-deflected home position.
2. Active-dynamic chair (1) according to claim 1, characterised in that the three-dimensional linkage system (100) is formed at least of three four-bar linkages
(20) consisting of in each case two directly adjacent legs (3) and the seat part (2).
3. Active-dynamic chair (1) according to claim 1 or 2, characterised in that the connecting articulations (5) are formed as elastically deformable articulation
bodies which permit three-dimensional rocking and circular movements and also torsional
movements of the leg (3) which is connected thereto in each case relative to the seat
part (2).
4. Active-dynamic chair (1) according to at least one of the preceding claims, characterised in that further a restoring mechanism (10) is provided in order to return the deflected seat
part (2) automatically into its home position.
5. Active-dynamic chair (1) according to claim 4, characterised in that the restoring mechanism (10) is integrated in the connecting articulations (5), preferably
by using elastically deformable articulations (5) which upon deflection of the legs
(3) are elastically deformed and thus generate a restoring force.
6. Active-dynamic chair (1) according to any of the preceding claims, characterised in that the chair (1) further has a footplate (8) and the legs (3) are mounted fixedly or
movably on the footplate (8) with their foot parts (4),
7. Active-dynamic chair (1) according to claim 6, characterised in that the legs (3) are mounted movably on the footplate (8) by means of connecting articulations
(5),
8. Active-dynamic chair (1) according to at least one of the preceding claims, characterised in that the connecting articulations (5) which are on the seat-part side are arranged in
a common seat-part plane (E) on the underside of the seat part (2) which defines the
inclination of the seat part (2).
9. Active-dynamic chair (1) according to at least one of the preceding claims, characterised in that in the non-deflected state of the seat part (2) the foot parts (4) are arranged either
further to the outside or further to the inside or vertically beneath the connecting
articulations (5).
10. Active-dynamic chair (1) according to at least one of the preceding claims, characterised in that the inclination of the seat part (2) changes upon move ments of the seat part (2)
out of the home position into a deflected position, the desired change in inclination
of the seat-part plane (E) of the seat part (2) being able to be set by changing the
length of the legs (3) and by their orientation and inclination relative to one another.
11. Active-dynamic chair (1) according to at least one of the preceding claims, characterised in that the distance between at least two, preferably all, of the articulations (5) arranged
on the seat part (2) and/or on the foot part (8) is settable by means of adjustment
means (30), preferably continuously displaceable along adjustment means (30) and/or
settable in inclination.
12. Active-dynamic chair (1) according to at least one of the preceding claims, characterised in that the legs (3) are formed as elastically deformable legs, with rigid attachment elements
(5') being used instead of the movable connecting articulations (5), and the resilient
legs (3) as a result of their elastic deformability at the same time forming a restoring
mechanism (10) for the seat part (2).
1. Chaise active-dynamique (1) comporte les éléments suivants:
- une partie de siège (2),
- un système spatial de liaison (100) composé d'au moins trois jambes (3) avec des
parties de pied (4) à leurs extrémités inférieures, dans lequel les jambes (3) sont
montées de manière mobile sur la partie de siège (2) à leurs extrémités supérieures
sur les articulations de liaison (5) du siège de telle sorte que les mouvements circulaires
et pendule de la partie de siège (2) peut être effectuée par rapport à sa position
non déviée.
2. Chaise active-dynamique (1) selon revendication 1, caractérisé en ce que le système spatial de liaison (100) est formé au moins de trois liaisons à quatre
barres (20) comprenant chacune deux jambes (3) directement adjacentes et la partie
de siège (2).
3. Chaise Active-dynamique (1) selon revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que les articulations de liaison (5) sont réalisés sous formés des organes d'articulation
élastiquement déformable qui permettent des mouvements circulaires et pendule et les
mouvements ainsi torsion par rapport à la partie d'assise (2) de toute jambe (3) qui
est relié à celui-ci.
4. Chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que en outre un mécanisme de remettre (10) est prévu pour retourner la partie de siège
(2) incurvée automatiquement dans sa position d'origine.
5. Chaise active-dynamique (1) selon revendication 4, caractérisé en ce que le mécanisme de remettre (10) est intégré dans les articulations de liaison (5) de
préférence à l'aide d'articulations (5) élastiquement déformable qui, lors de la déviation
des jambes (3) sont déformées élastiquement et donc générer une force de rappel,
6. Chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que la chaise (1) comporte en outre une plaque (8) et les jambes (3) sont montés avec
leurs parties de pied (4) de façon fixe ou mobile sur la plaque (8).
7. Chaise active-dynamique (1) selon revendication 6, caractérisé en ce que les jambes (3) sont montés de façon mobile sur la plaque (8) au moyen d'articulations
de liaison (5).
8. Chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que les articulations de liaison (5) qui se trouvent sur le côté partie de siège sont
disposés dans un commune plan (E) de la siège au-dessous de la partie de siège (2)
qui définit l'inclinaison de la partie d'assise (2).
9. Chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que dans l'état de la partie de siège (2) non dévié les parties de pied (4) sont disposés
soit au-dessous à l'extérieur ou à l'intérieur ou plomb au-dessous des articulations
de liaison (5).
10. Chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que l'inclinaison de la partie de siège (2) pendant les mouvements de la partie de siège
(2) change de la position d'origine dans une position déviée dans lequel le changement
souhaité de l'inclinaison du plan de partie de siège (E) de la partie de siège (2)
pouvant être réglé en changeant la longueur des jambes (3), et par leur orientation
et leur inclinaison.
11. chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que la distance entre au moins deux, de préférence de toutes les articulations (5) disposée
sur la partie de siège (2) et / ou à la partie de pied (8) peut être réglée par des
moyens de réglage (30), de préférence déplaçable en continu le long des moyens de
réglage (30) et / ou réglable en inclinaison.
12. Chaise active-dynamique (1) selon au moins une des revendications précédent, caractérisé en ce que les jambes (3) sont formées en tant que les jambes élastiquement déformables, avec
des éléments de fixation rigide (5') étant utilisé à la place des articulations démontables
(5) et les jambes élastiques (3) formant un mécanisme de rappel (10) pour la partie
de siège (2) en raison de leur déformabilité élastique.