[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein System und ein Verfahren zum automatischen
Beseitigen einer überhöhten Beeinflussungsspannung in einem Energiebus, über den in
einer industriellen Anlage angeordnete dezentrale Funktionseinheiten mit elektrischer
Energie versorgt werden.
[0002] Derartige dezentrale Funktionseinheiten werden im Besonderen in Schienenverkehrsnetzwerken
z.B wie die Eisenbahn eingesetzt, wo diese genutzt werden, um Fahrzeug beeinflussende
und/oder Fahrzeug überwachende Einheiten zu steuern und bezüglich der Funktionalität
zu überwachen und um Prozessdaten aufzunehmen und zurück an eine zentrale Steuerungs-
und/oder Überwachungszentrale, wie zum Beispiel eine Leitstelle oder ein Stellwerk,
zu melden. Als zugbeeinflussende Einheiten, die also Anweisungen an den Fahrzeugführer
geben oder sogar direkt Eingriffe in der Fahrzeugsteuerung vornehmen oder direkt einen
sicheren Fahrweg einstellen, können beispielsweise Signale, Weichen, Balisen, Linienleiter,
Gleismagnete und dergleichen sowie auch Sensoren zum Erfassen von Prozessgrössen des
fahrenden Zuges, wie Leistungsaufnahme, Geschwindigkeit und dergleichen, betrachtet
werden. Als Zug- und Gleisabschnitt überwachende Einheiten können ebenfalls Balisen
und Linienleiter, aber auch Achszähler und Gleisstromkreise und andere Gleisfreimeldesysteme
genannt werden. Grundsätzlich betrifft die vorliegende Erfindung aber alle industriellen
Anlagen, in denen funktionale Einheiten über grössere Strecken verteilt sind und dennoch
zentral gesteuert werden müssen. Die zentrale Steuerung kann dabei von einer ortsfesten
Leitstelle, aber auch durch eine nicht-ortsfeste virtuelle Leitstelle wahrgenommen
werden.
[0003] Im Eisenbahnverkehr ist es üblicherweise so, dass diese dezentralen Funktionseinheiten
von einem Stellwerk oder einem abgesetzten Stellwerkrechner gesteuert werden. Für
den Datentransfer zwischen dem Stellwerk und den Funktionseinheiten im Gleisbereich
sind heute in der Regel standardisierte Kupferkabel vorgesehen, für deren klassische
Stelldistanzlängen wegen der physikalischen Übertragungsparameter, den Kabelbelägen
(RLC), bei 10 km in der Praxis die obere Grenze liegt. Bei gewissen Typen von Funktionseinheiten
kann diese obere Limite jedoch auch nur bei maximal 6,5 km liegen.
[0004] Aus dem Projekt Sinet® der Siemens Schweiz AG und der dazu korrespondierenden europäischen
Patentanmeldung
EP 2 301 202 A1 sind eine Einrichtung und ein Verfahren zur Steuerung und/oder Überwachung von entlang
eines Verkehrsnetzwerks angeordneten dezentralen Funktionseinheiten bekannt, welche
folgenden Kernpunkte umfassen:
- a) ein übergeordnetes Steuerungssystem, das mit den dezentralen Funktionseinheiten
mittels Datentelegrammen Informationen austauscht,
- b) ein Datentransportnetzwerk mit einer Anzahl von Netzzugangspunkten, wobei das übergeordnete
Steuerungssystem über mindestens einen Netzzugangspunkt an dem Datentransportnetzwerk
angekoppelt ist;
- c) Kommunikationseinheiten, die jeweils an einem Netzzugangspunkt angeschlossen sind,
wobei:
- d) die dezentralen Funktionseinheiten zu Untergruppen mit jeweils eigenem Subnetzwerk
zusammengefasst sind; und wobei
- e) das Subnetzwerk jeder der Untergruppen an jedem seiner beiden Ende jeweils über
eine Kommunikationseinheit und über einem Netzzugangspunkt an dem Datentransportnetzwerk
angekoppelt ist.
[0005] Auf diese Weise kann für die Ankopplung der dezentralen Funktionseinheiten ein digitales
Datentransportnetzwerk genutzt werden, welches in jeder Weise robust gegen ein einfaches
Fehlerereignis ist, dennoch eine sehr geschickte Verwendung von sehr breit in der
Bahntechnik eingesetzten Cu-Kabeln, zum Beispiel bisher vorhandenen Stellwerkskabeln,
erlaubt und schliesslich auch nur eine vergleichsweise geringe Zahl von Netzzugangspunkten
benötigt.
[0006] Eine derartige Einrichtung ist dabei in besonders vorteilhafter Weise für ein Schienennetz
für den Eisenbahnverkehr einsetzbar. Folglich ist dann zweckmässig, mittels den dezentralen
Funktionseinheiten verkehrsüberwachende und verkehrssteuernde Funktionseinheiten,
wie insbesondere Signale, Weichen, Achszähler, Gleisstromkreise, punkt- und linienförmige
Zugbeeinflussungselemente, an das Datentransportnetzwerk anzukoppeln.
[0007] Der Aufbau von technischen Anlagen, besonders auch in der Bahninfrastruktur, ist
aufgrund der über 100 jährigen Geschichte des Industrieanlagenbaus und des Eisenbahnwesens
auf Robustheit und Zuverlässigkeit ausgelegt. In der damaligen Konzeption wurden besonders
die Aussenelemente der Bahnsicherungsanlagen über relativ kräftige Kabeladern angeschlossen,
um die Schaltzustände über die definierten Distanzen sicher detektieren zu können,
d.h. die Auslegung erfolgt entsprechend der Spitzenbelastungen mit ausreichender Reserve.
Mit dem Schaltvorgang der Aussenelemente wird über die Energiezuführung auch die Information
übermittelt. Daraus folgt aber in naheliegender Weise auch, dass die möglichen Distanzen
durch den detektierbaren Energiefluss begrenzt sind. Unter heutigen Flexibilitäts-,
Kosten- und Ressourcenpolitischen -Aspekten sind diese etablierten Konzepte neben
der durch die
EP 2 301 202 A1 offenbarten Kommunikationsstruktur dringend auch im Bereich der Energiezuführung
zu innovieren und so die bisherige Kopplung von Information und Energie aufzulösen.
[0008] Hierzu offenbart die internationalen Patentanmeldung
WO 2013/013908 A1 eine Lösung. Diese Lösung sieht eine Einrichtung und ein Verfahren zum Betreiben
von in einer industriellen Anlage angeordneten dezentralen Funktionseinheiten vor,
umfassend:
- a) ein übergeordnetes Steuerungssystem, das mit den dezentralen Funktionseinheiten
mittels Datentelegrammen Informationen austauscht,
- b) ein Datentransportnetzwerk mit einer Anzahl von Netzzugangspunkten, wobei das übergeordnete
Steuerungssystem über mindestens einen Netzzugangspunkt an dem Datentransportnetzwerk
angekoppelt ist;
- c) Kommunikationseinheiten, die an einem Netzzugangspunkt angeschlossen sind und den
dezentralen Funktionseinheiten den Zugang zu dem Datentransportnetzwerk bereitstellen,
und
- d) ein Energietransportnetz, an das die dezentralen Funktionseinheiten angeschlossen
sind und das die dezentralen Funktionseinheiten mit elektrischer Energie versorgt.
Auf diese Weise ist nun auch das Energietransportnetz vollkommen von einem Stellwerk
entkoppelt.
[0009] Ausgehend von der heutigen Stellwerkarchitektur mit dezentralen Stationen, aber Punkt-zu-Punkt-Energiezuführung,
wird hiermit ein neuer, innovativer Ansatz beschritten, der von der Siemens Schweiz
AG unter dem Namen Sigrid® vertrieben. Die heutigen kabel- und arbeitsintensiven Punkt-
zu Punkt-Verbindungen für die Stromversorgung bzw. die Energieversorgung der peripheren
Elemente entlang dem Gleis (Element Controller oder auch dezentrale Funktionseinheit
genannt) werden ersetzt durch adernsparende und einfach zu montierende Bus- oder Ringleitungen.
[0010] Die in der
WO 2013/013908 A1 offenbarte Lösung beschränkt sich aber längst nicht nur auf den beschriebenen Anwendungsfall
der Stellwerksarchitektur von Bahnanlagen, sondern geht weit darüber hinaus. Als zukünftige
Beispiele werden das Energiemanagement für Gebäude oder für Grossanlagen in der produzierenden
oder verarbeitenden Industrie auf der Basis dezentraler Energieversorgung gesehen.
[0011] Wenn der Energiebus zwischen zwei Stellwerken oder sonstigen Einrichtungen mit Anschluss
zu den Energieversorgungsnetzen verlegt wird, so kann die Versorgung der angeschlossenen
Verbraucher (dezentrale Funktionseinheiten) von beiden Speiseseiten erfolgen. Dadurch
wird eine bisher noch nicht verfügbare Redundanz der Energieversorgung geschaffen.
Die dezentralen Funktionseinheiten - auch Element Controller oder kurz EC genannt)
werden dabei durch Netzknoteneinheiten - auch Buskoppler oder kurz SND - Smart Node
Device genannt - an den Datenbus und den Energiebus angeschlossen, die Steuerungs-,
Überwachungs- und Diagnosefunktionen übernehmen können. Die SND können beispielsweise
den Energiebus unterbrechen bzw. durchschalten, sowie Ströme und Spannungen im Energiebus
messen.
[0012] Einfache Defekte, also beispielsweise Kurzschlüsse, Erdschlüsse oder Unterbrüche,
im Energiebus führen bei korrekter Behandlung aufgrund der Redundanz nicht unmittelbar
zu einem Ausfall von Elementen. Im Fall einer ausfallenden Speiseseite würde die Versorgung
aller dezentralen Funktionselemente von der zweiten Speiseseite übernommen.
[0013] Bei der Versorgung der dezentralen Funktionseinheiten sollen nun für den Energiebus
Distanzen von 20 km und mehr erreicht werden können. Alle Kabel und hier besonders
im vorliegenden Fall des Energiebusses für den Bahnbetrieb die Adern des Energiebusses,
die in der Nähe der Bahnstromversorgung (Fahrdraht) angeordnet sind, sind einer Beeinflussungsspannung
aufgrund des Kabelbelags ausgesetzt. Dabei kann die Beeinflussung ohmscher, kapazitiver
und/oder induktiver Natur sein. Die induktive Beeinflussungsart ist mit dem Vorliegen
der Bahnstromversorgung hierbei die dominante Beeinflussung und wirkt als Gleichtaktquelle,
die bei potentialfreien Adern ein gleich grosses, phasengleiches Störsignal mit der
Frequenz der Fahrdrahtspeisung einkoppelt.
[0014] Gemäss den gültigen Vorschriften im Bahnbereich sind anlagenseitig Vorkehrungen zu
treffen, damit die Beeinflussungsspannung bei den Kabeln entlang der Bahnstrecke nie
grösser als ein vorgegebener Grenzwert für die Beeinflussungsspannung, z.B. 250 VAC,
wird. Mit der Kenntnis des maximal möglichen Fahrstroms und weiterer die Beeinflussungsspannung
beeinflussenden Grössen, wie z.B. die Eigenschaften des Energiekabels, die Erdungsverhältnisse
usw.) und des vorgegebenen Grenzwerts ist es möglich, die maximal zulässige Länge
des Energiebusses rechnerisch zu ermitteln. Aktuelle Berechnungen zeigen hier derzeit,
dass bei konventionellen Anlagen, bei TSI-Bahnstrecken (TSI = Technische Spezifikationen
für Interoperabilität) oder bei Hochgeschwindigkeitsstrecken bei Energiebuslängen
im Bereich von 10 km die zulässigen Grenzwerte erreicht werden, was hinsichtlich der
eigentlich gewünschten Länge von 20 km und mehr unbefriedigend ist. Daher sind die
Auswirkungen der Beeinflussungsspannungen genau zu betrachten.
[0015] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein System und ein Verfahren
zum automatischen Beseitigen einer überhöhten Beeinflussungsspannung in einem Energiebus
anzugeben, der in einer industriellen Anlage angeordnete dezentrale Funktionseinheiten
mit elektrischer Energie vorsorgt. Dabei soll eine zu hohe Beeinflussungsspannung
im Energiebus und/oder ein Erdschluss zuverlässig und schnell detektierbar sein, sodass
umgehend Massnahmen zur Wiederherstellung der korrekten Funktion des Energiebusses
eingeleitet werden können.
[0016] Die Aufgabe wird bezüglich des Systems erfindungsgemäss durch ein System zum automatischen
Beseitigen einer überhöhten Beeinflussungsspannung in einem Energiebus gelöst, über
den in einer industriellen Anlage angeordnete dezentrale Funktionseinheiten mit elektrischer
Energie versorgt werden, wobei:
- a) ein übergeordnetes Steuerungssystem vorgesehen ist, das mit den dezentralen Funktionseinheiten
mittels Datentelegrammen Informationen über einen Datenbus austauscht,
- b) Netzknoteneinheiten sequentiell zwischen zwei Speisepunkten eines ringartig aufgebauten
Energiebusses angeordnet sind, die den dezentralen Funktionseinheiten den Zugang zu
dem Energiebus und optional auch zum Datenbus bereitstellen,
- c) die Netzknoteneinheiten über ein steuerbares Schaltmodul verfügen, das einen ersten
Schalter und einen zweiten Schalter umfasst, wobei mit den beiden Schaltern je ein
Zugang zu den beiden Speisepunkten schaltbar ist,
- d) ein Auswertemodul vorgesehen ist, das die Beeinflussungsspannung misst und mit
einem Grenzwert vergleicht und/oder den Energiebus auf das Vorliegen eines Erdschlusses
einer der Adern des Energiebusses untersucht, wobei bei einer Überschreitung des Grenzwerts
für die Beeinflussungsspannung und/oder bei dem Vorliegen eines Erdschlusses einer
der beiden Schalter einer Netzknoteneinheit öffenbar ist.
[0017] Bezüglich des Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäss durch ein Verfahren
zum automatischen Beseitigen einer überhöhten Beeinflussungsspannung in einem Energiebus
gelöst, über den in einer industriellen Anlage angeordnete dezentrale Funktionseinheiten
mit elektrischer Energie versorgt werden, wobei:
- a) ein übergeordnetes Steuerungssystem vorgesehen ist, das mit den dezentralen Funktionseinheiten
mittels Datentelegrammen Informationen über einen Datenbus austauscht,
- b) Netzknoteneinheiten sequentiell zwischen zwei Speisepunkten eines ringartig aufgebauten
Energiebusses angeordnet sind, die den dezentralen Funktionseinheiten den Zugang zu
dem Energiebus und optional auch zum Datenbus bereitstellen,
- c) die Netzknoteneinheiten über ein steuerbares Schaltmodul verfügen, das einen ersten
Schalter und einen zweiten Schalter umfasst, wobei mit den beiden Schaltern je ein
Zugang zu den beiden Speisepunkten schaltbar ist,
- d) ein Auswertemodul vorgesehen ist, das die Beeinflussungsspannung misst und mit
einem Grenzwert vergleicht und/oder den Energiebus auf das Vorliegen eines Erdschlusses
einer der Adern des Energiebusses untersucht, wobei bei einer Überschreitung des Grenzwerts
für die Beeinflussungsspannung und/oder bei dem Vorliegen eines Erdschlusses einer
der beiden Schalter einer Netzknoteneinheit geöffnet wird.
[0018] Auf diese Weise ist sichergestellt, dass durch die gezielte Auftrennung eines der
beiden Schalter einer Netzknoteneinheit der Energiebus zwar unterbrochen wird, wobei
aber aufgrund der redundanten Einspeisung in den Energiebus von den beiden Seiten
her kein Verbraucher vom Energiebus abgetrennt wird und damit sämtliche dezentrale
Funktionseinheiten für den Industrie-/Bahnbetrieb verfügbar bleiben.
[0019] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung können die beiden
Speisepunkte ihre Energie von zwei voneinander unabhängigen Energienetzen beziehen
und diese potentialgetrennt in den Energiebus einspeisen. Somit ist der Energiebus
potentialfrei darstellbar und weist wegen der Unabhängigkeit der beiden Energienetze
eine extrem hohe Verfügbarkeit auf.
[0020] Besonders vorteilhaft kann es weiter sein, wenn die einen Schalter öffnende Netzknoteneinheit
zuvor für diesen Anwendungsfall projektiert worden ist. Auf diese Weise ist keinerlei
Kommunikation unter den Netzknoteneinheiten untereinander erforderlich, sondern es
genügt allein die Detektion einer überhöhten Beeinflussungsspannung und/oder eines
Erdschlusses. Die derart vorbestimmte Netzknoteneinheit kann die Busauftrennung auch
dann ausführen, wenn sich der Energiebus in dem Zustand Erdschluss befindet und ggfs.
zusätzlich auch noch die Beeinflussungsspannung den entsprechenden Grenzwert übersteigt.
Diese Messung kann dabei dieser vorbestimmten Netzknoteneinheit allein überlassen
bleiben.
[0021] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann die einen Schalter
öffnende Netzknoteneinheit im Bereich des geographischen Mitte des Energiebusses angeordnet
sein. So ist es zum Beispiel im Falle eines Erdschlusses möglich die induktive Wirkung
des Fahrdrahtes auf den Energiebus in etwa zu halbieren, sodass doppelt so hohe Distanzen
für den Energiebus realisierbar sind. Zudem kann im Falles eines Erdschlusses die
Gefahr für das Unterhaltspersonal ebenso etwa halbiert werden.
[0022] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung, die diesbezüglich praktisch
keine Kommunikation zwischen den Netzknoteneinheiten benötigt, kann erreicht werden,
wenn jede Netzknoteneinheit selbst über das Auswertemodul verfügt.
[0023] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung sind den übrigen
Unteransprüchen zu entnehmen.
[0024] Vorteilhafte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden anhand der Zeichnung
näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- in schematischer Ansicht eine Stellwerkarchitektur mit einem Datenbus und einem Energiebus;
- Figur 2
- in schematischer Ansicht eine Netzknoteneinheit zur Verbindung einer dezentralen Funktionseinheit
mit dem Datenbus und Energiebus; und
- Figur 3
- in schematischer Ansicht ein Beispiel für die Unterbrechung des Energiebusses durch
eine Netzknoteneinheit.
[0025] Figur 1 zeigt schematisch eine Stellwerkarchitektur mit einem System Sys, das u.a.
ein Stellwerk STW, einen redunant abgebauten Datenbackbone NB1, NB2, einen Datenbus
CB und einen Energiebus EB mit zwei Speisestellen PS1 und PS2 aufweist. Das Stellwerk
STW steuert einen Zugverkehr auf einem Gleisabschnitt G, in welchem Signale S, Weichen
W, ein Bahnübergang Bue und Achszähler AC angeordnet sind. Diese Zugsicherungs- und
Zugbeeinflussungskomponenten koppeln jeweils mit einer dezentralen Funktionseinheit
- auch Element Controller Unit E genannt - an dem Datenbus CB und dem Energiebus EB
an. Die dezentralen Funktionseinheiten E sind dabei so an den ringförmigen Datenbus
CB angeschlossen, dass über jede Seite des ringförmigen Datenbusses CB entweder der
Zugriff auf den Datenbackbone NB1 bzw. NB2 gegeben ist. Der Datenbus CB koppelt dabei
mit entsprechenden Routern/Switches SW an dem jeweiligen Datenbackbone NB1, NB2 an.Zudem
gewährleistet der sequentielle Anschluss der Element Controller Unit E an den ringförmigen
Energiebus EB, dass jede Element Controller Unit E von beiden Seiten her und damit
redundant mit elektrischer Energie versorgt werden kann.
[0026] Figur 2 zeigt nun schematisch die daten- und energieversorungstechnische Anschaltung
der Element Controller Unit E einer Zugbeeinflussungskomponente, hier zum Beispiel
eine Weiche W, an den Datenbus CB und den Energiebus EB. Ein derartiger Anschaltpunkt
umfasst eine Netzknoteneinheit SND und den eigentlichen Element Controller EC. Die
Netzknoteneinheit SND umfasst eine Kommunikationseinheit SCU zum Datenaustausch über
beide Äste des Datenbusses CB. Energieseitig ist die Netzknoteneinheit SND so ausgestaltet,
dass sie an beiden Ästen des Energiebusses EB ankoppelt und damit immer, ggfs. über
andere Netzknoteneinheiten SND hinweg - ein Zugang zu beiden Einspeisepunkten PS1
und PS2 besteht (wie in Figur 1 gezeigt).
[0027] Die Netzknoteneinheit SND verfügt weiter über eine Steuer- und Auswertelogik SL,
die zum Beispiel in ein Schaltmodul S integriert sein kann, und steuert und überwacht
damit den Energiebus EB. Im Besonderen detektiert die Steuer-und Auswertelogik SL
Stromüberschreitungen und/oder Spannungseinbrüche und/oder Beeinflussungsspannungen
innerhalb des Energiebusses EB und/oder beim angeschlossenen Verbraucher (SPU mit
EC) und wertet diese Daten u.a. auf einen möglicherweise vorliegenden Erdschluss einer
Ader des Energiebusses EB und/oder ein Überschreiten des Grenzwerts für die Beeinflussungsspannung
aus.
[0028] Somit wird die Netzknoteneinheit SND immer in redundanter Weise von zwei Seiten her
mit elektrischer Energie versorgt und verfügt daher im Rahmen des Schaltmoduls S über
einen linken Schalter S1 und einen rechten Schalter S2 sowie über einen Lastschalter
S3 zur Versorgungseinheit SPU des Element Controllers EC.
[0029] Die Netzknoteneinheit SND versorgt auch die Kommunikationseinheit SCU mit Spannung
und kann mit dieser auch über eine Ethernet-Verbindung Daten austauschen und ist damit
in den Datenbus CB eingebunden (z.B. Aktivieren des Handbetriebs des SND über Fernzugriff
und Betätigen der Schalter S1 bis S3, Abgabe von Diagnosedaten an das Stellwerk oder
ein übergeordnetes Service- und Diagnosesytem, Abfrage der aktuellen Spannungen, Ströme,
Energie- und Leistungswerte, Parametrierung des SND, Daten für Aufladung eines hier
nicht weiter dargestellten Energiespeichers oder die Anmeldung eines zukünftigen Leistungsbedarfs).
In die Netzknoteneinheit SND ist hier über den Schalter S3 die Versorgungseinheit
SPU integriert, die die Spannung des Energiebusses EB auf die für den Element Controller
EC erforderliche Eingangsspannung konvertiert. Zudem ist eine Datenverbindung zwischen
dem Schaltmodul S der Netzknoteneinheit SND und der Versorgungseinheit SPU, z.B. in
Form einer serielle RS 422, vorgesehen. Energietechnisch typisch ist hier zum Beispiel
eine dreiphasige Verbindung mit 400 VAC. Der Element Controller EC steuert und versorgt
in Figur 2 vorliegend die Weiche W. Dabei empfängt der Element Controller EC Datentelegramme
von einem übergeordneten Stellwerksrechner CPU via einer Ethernet-Verbindung von der
Kommunikationseinheit SCU und gibt über diese Kommunikationseinheit SCU die Rückmeldungen
an den Stellwerksrechner CPU. Der Stellwerksrechner CPU kann auch ein entsprechendes
Auswertemodul repräsentieren, dass die empfangenen Daten bestimmungsgemäss auswertet.
Vorliegend wird aber in diesem Ausführungsbeispiel der Schwerpunkt auf die in die
Netzknoteneinheit integrierte Steuer- und Auswertelogik SL gelegt.
[0030] Figur 3 zeigt in schematischer Ansicht ein Beispiel für die Auftrennung des Energiebusses
EB im Fall der Detektion eines Erdschlusses und/oder eines überhöhten Wertes für die
Beeinflussungsspannung. PS1 bzw. PS2 sind die Einspeisestellen für den Energiebus
EB. Im weiteren Verlauf wird die Einspeisestelle PS1 auch als linke Einspeisestelle
PS1 und entsprechend die Einspeisestelle PS2 als rechte Einspeisestelle PS2 bezeichnet.
In der vorliegenden Darstellung sind sieben Netzknoteneinheiten SND1 bis SND7 sequentiell
in den Energiebus EB geschaltet. Die gesamten Stromverbraucher der Element Controller
Unit E werden hier vereinfacht entsprechend als Verbraucher V1 bis V7 bezeichnet.
Stromverbraucher in diesem Sinne sind dabei u.a. die Element Controller EC und die
vorgeschaltete Versorgungseinheit SPU.
[0031] Jede Netzknoteneinheit SND1 bis SND7 misst die Beeinflussungsspannungen und prüft
auf das Vorliegen eines nicht betriebskonformen Erdschlusses. Wenn nun der Grenzwert
für die Beeinflussungsspannung überschritten wird und/oder das Vorliegen eines Erdschlusses
detektiert wird, wird der Energiebus EB projektierungsgemäss durch die Netzknoteneinheiten
SND4 aufgetrennt. Hierzu ist die Netzknoteneinheit SND 4 so projektiert, dass sie
ihren rechten Schalter S2 öffnet. Die Verbraucher V1 bis V4 werden dann nur noch einseitig
von der linken Einspeisestelle PS1 versorgt und die Verbraucher V5 bis V7 entsprechend
nur noch von der rechten Einspeisestelle PS2. Durch die Auftrennung des Energiebusses
im Fehlerfall "Erdschluss" und/oder im Fehlerfall "Überhöhte Beeinflussungsspannung",
die etwa an der am nächsten zur geographische Mitte des Energiebusses gelegenen Netzknoteneinheit
SND4 vorgenommen wird, wird die Wirkung der induktiven Beeinflussung der Adern des
Energiebusses EB durch einen hier nicht weiter dargestellten Fahrdraht etwa halbiert.
Auf diese Weise kann der Energiebus, wie in Figur 3 gezeigt, eine Länge von etwa 20
km haben.
[0032] Im vorliegenden Fall wird der Energiebus EB von zwei voneinander unabhängigen Energienetzen
EN1, EN2 gespeist. Die Einspeisung an den Einspeisestellen PS1, PS2 erfolgt potentialgetrennt.
Bei der Lösung durch die Auftrennung des Energiebusses EB wird besonders berücksichtigt,
dass die Beeinflussungsspannung in der Regel dann systemrelevant wird, wenn bedingt
durch einen Fehler bei einer Ader des Energiebusses EB ein Erdschluss vorliegt, der
zudem für das Unterhaltspersonal eine erhebliche Gefahrquelle für einen Stromschlag
darstellt. Durch die Auftrennung des Energiebusses EB etwa in der geographischen Mitte
wird auch diese Gefahr in etwa halbiert. Nach der Auftrennung setzt die entsprechend
projektierte Netzknoteneinheit SND4 eine entsprechende Meldung an eine Diagnose- und
Wartungseinheit ab, die sich dann um die Behebung des Erdschlusses und/oder der überhöhten
Beeinflussungsspannung kümmern kann.
1. System (Sys) zum automatischen Beseitigen einer überhöhten Beeinflussungsspannung
in einem Energiebus (EB), über den in einer industriellen Anlage angeordnete dezentrale
Funktionseinheiten (E) mit elektrischer Energie versorgt werden, wobei:
a) ein übergeordnetes Steuerungssystem (STW) vorgesehen ist, das mit den dezentralen
Funktionseinheiten (E) mittels Datentelegrammen Informationen über einen Datenbus
(CB, NB1, NB2) austauscht,
b) Netzknoteneinheiten (SND, SND1 bis SND7) sequentiell zwischen zwei Speisepunkten
(PS1, PS2) eines ringartig aufgebauten Energiebusses (EB) angeordnet sind, die den
dezentralen Funktionseinheiten (E) den Zugang zu dem Energiebus (EB) und optional
auch zum Datenbus (CB) bereitstellen,
c) die Netzknoteneinheiten (SND) über ein steuerbares Schaltmodul (S) verfügen, das
einen ersten Schalter (S1) und einen zweiten Schalter (S2) umfasst, wobei mit den
beiden Schaltern (S1, S2) je ein Zugang zu den beiden Speisepunkten (PS1, PS2) schaltbar
ist,
d) ein Auswertemodul (CPU, SL) vorgesehen ist, das die Beeinflussungsspannung misst
und mit einem Grenzwert vergleicht und/oder den Energiebus (EB) auf das Vorliegen
eines Erdschlusses einer der Adern des Energiebusses untersucht, wobei bei einer Überschreitung
des Grenzwerts für die Beeinflussungsspannung und/oder bei dem Vorliegen eines Erdschlusses
einer der beiden Schalter (S2) einer Netzknoteneinheit (SND4) geöffnet wird.
2. System nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die beiden Speisepunkte ihre Energie von zwei voneinander unabhängigen Energienetzen
beziehen und diese potentialgetrennt in den Energiebus einspeisen.
3. System nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die einen Schalter öffnende Netzknoteneinheit zuvor für diesen Anwendungsfall projektiert
worden ist.
4. System nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die einen Schalter öffnende Netzknoteneinheit im Bereich des geographischen Mitte
des Energiebusses angeordnet ist.
5. System nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
jede Netzknoteneinheit (SND, SND1 bis SND7) über ein Auswertemodul (SL) verfügt.
6. Verfahren zum automatischen Beseitigen einer überhöhten Beeinflussungsspannung in
einem Energiebus (EB), über den in einer industriellen Anlage angeordnete dezentrale
Funktionseinheiten (E) mit elektrischer Energie versorgt werden, wobei:
a) ein übergeordnetes Steuerungssystem (STW) vorgesehen ist, das mit den dezentralen
Funktionseinheiten (E) mittels Datentelegrammen Informationen über einen Datenbus
(CB, NB1, NB2) austauscht,
b) Netzknoteneinheiten (SND) sequentiell zwischen zwei Speisepunkten (PS1, PS2) eines
ringartig aufgebauten Energiebusses (EB) angeordnet sind, die den dezentralen Funktionseinheiten
(E) den Zugang zu dem Energiebus (EB) und optional auch zum Datenbus (CB, NB1, NB2)
bereitstellen,
c) die Netzknoteneinheiten (SND) über ein steuerbares Schaltmodul (S) verfügen, das
einen ersten Schalter (S1) und einen zweiten Schalter (S2) umfasst, wobei mit den
beiden Schaltern (S1, S2) je ein Zugang zu den beiden Speisepunkten (PS1, PS2) schaltbar
ist,
d) ein Auswertemodul (CPU, SL) vorgesehen ist, das die Beeinflussungsspannung misst
und mit einem Grenzwert vergleicht und/oder den Energiebus (EB) auf das Vorliegen
eines Erdschlusses einer der Adern des Energiebusses untersucht, wobei bei einer Überschreitung
des Grenzwerts für die Beeinflussungsspannung und/oder bei dem Vorliegen eines Erdschlusses
einer der beiden Schalter (S2) einer Netzknoteneinheit (SND4) öffenbar ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die beiden Speisepunkte ihre Energie von zwei voneinander unabhängigen Energienetzen
beziehen und diese potentialgetrennt in den Energiebus einspeisen.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die einen Schalter öffnende Netzknoteneinheit zuvor für diesen Anwendungsfall projektiert
worden ist.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass
die einen Schalter öffnende Netzknoteneinheit in der Nähe der geographischen Mitte
des Energiebusses angeordnet ist.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass
jede Netzknoteneinheit (SND, SND1 bis SND7) über ein Auswertemodul (SL) verfügt.