[0001] Die Erfindung betrifft einen Rollstuhl mit einem Sitz umfassend ein Sitzteil zum
Daraufsitzen einer Person und mit Rädern zum Rollen des Rollstuhls, bei welchem wenigstens
eines der Räder mittels wenigstens einem muskelbetriebenen Hebelarmelement einer Antriebseinrichtung
des Rollstuhls angetrieben wird.
[0002] Gattungsgemäße Rollstühle sind aus dem Stand der Technik hinlänglich bekannt, um
gehbehinderten Patienten oder Personen temporär oder dauerhaft sitzend zumindest eine
gewisse Mobilität zu verschaffen. Aus
DE 121 860 C ist bereits ein gattungsgemäßer Rollstuhl bekannt. Neben handangetriebenen Rollstühlen,
welche mit Muskelkraft des jeweiligen Benutzers fortbewegt werden, existieren auch
motorangetriebene Rollstühle, welche gewichtsmäßig jedoch schwerer bauen und nicht
so flexibel eingesetzt werden können. Handangetriebene Rollstühle zeichnen sich dadurch
aus, dass ein Benutzer die Antriebsräder des Rollstuhls entweder direkt über an den
Antriebsrädern direkt starr angeordnete Greifreifen oder indirekt über eine alternative
Antriebseinrichtung mit beispielsweise nach vorn und nach hinten schwenkbaren Hebelarmen
händisch antreiben kann. Während hierdurch recht gute Fortbewegungsmöglichkeiten erzielt
werden können, lässt der Sitzkomfort trotz vielfältiger Einstellmöglichkeiten oftmals
zu wünschen übrig. Insbesondere hinsichtlich dauerhaft sitzender Personen kann dies
zu chronischen Beschwerden und Haltungsschäden führen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, gattungsgemäße Rollstühle derart weiterzuentwickeln,
dass insbesondere die vorstehend genannten Nachteile überwunden werden können.
[0004] Erfindungsgemäß besteht eine mechanische Koppelung zwischen Komponenten der Antriebseinrichtung
und wenigstens dem Sitzteil, und vorzugsweise auch dem Rückenlehnenteil.
[0005] Insofern ist das Sitzteil und vorzugsweise auch das Rückenlehnenteil des Sitzes derart
an dem Gestell gelagert, dass idealerweise beide mittels der Antriebseinrichtung relativ
zu dem Gestell verlagerbar sind, um zumindest das Gesäß und vorzugsweise auch die
Rückenpartie der auf dem Sitz sitzenden Person insbesondere während des Rollens des
Rollstuhls bewegen zu können.
[0006] Dadurch, dass zumindest das Sitzteil des Sitzes derart gegenüber dem Gestell gelagert
ist, dass es durch die Antriebseinrichtung aktiv gegenüber dem Gestell des Rollstuhls
verschiebbar ist, zeichnet sich der vorliegende Rollstuhl durch eine dynamische Sitzkonstruktion
aus, wodurch es möglich ist, das Gesäß eines Benutzers des Rollstuhls, insbesondere
gelähmte Körperpartien des Benutzers, aktiv zu bewegen, wodurch ein längeres Sitzen
wesentlich angenehmer zu ertragen ist. Hierdurch kann der Sitzkomfort erheblich verbessert
werden.
[0007] Als vorteilhafter Nebeneffekt können insbesondere chronische Beschwerden aufgrund
einer unzureichenden Bewegung dieser Körperpartien und damit einhergehende Haltungsschäden
verhindert oder zumindest reduziert werden. Speziell die Gefahr einer Degeneration
der Wirbelsäule, der Bandscheiben und/oder der Rückenmuskulatur aufgrund einer mangelnden
Bewegung kann vorliegend zur Gänze vermieden oder zumindest stark verringert werden.
[0008] Dies ist bei herkömmlichen Rollstühlen nicht oder nur unzureichend möglich, da bei
diesen lediglich ein statisches Sitzen für den Benutzer vorgesehen ist.
[0009] Insofern ist es vorteilhaft, wenn die Bewegungen des Sitzes im Sinne vorliegender
Erfindung an die Fahrbewegung des Rollstuhls zumindest in einer Hauptfahrrichtung
des Rollstuhls gekoppelt sind.
[0010] Das Sitzteil verkörpert denjenigen Teil des Sitzes, auf welchem der Benutzer letztendlich
sitzt. Insofern zeichnet sich das Sitzteil durch eine Sitzfläche für den jeweiligen
Benutzer aus.
[0011] Außergewöhnlich vorteilhaft ist es, wenn das Sitzteil und/oder das Rückenlehnenteil
unter Umgehung zum Erzeugen von auf die Räder des Rollstuhls wirkenden Antriebskräften
mit der Antriebseinrichtung mit Komponenten der Antriebseinrichtung wirkverbunden
sind.
[0012] Die mechanische Kopplung zwischen den Komponenten der Antriebseinrichtung und dem
Sitzteil und/oder dem Rückenlehnenteil ist vorteilhafterweise derart, dass Antriebskräfte
ausschließlich von der Antriebseinrichtung auf das Sitzteil und/oder das Rückenlehnenteil
übertragen werden können, aber umgekehrt gar nicht oder konstruktionsbedingt nur in
einem zu vernachlässigen geringen Maß von dem Sitzteil und/oder dem Rückenlehnenteil
auf Komponenten der Antriebseinrichtung bzw. auf die Räder des Rollstuhls.
[0013] Jedenfalls stellen das Sitzteil und/oder das Rückenlehnenteil weder ein ausschließliches
noch ein zusätzliches Antriebsmittel zum Antreiben der Räder des Rollstuhls dar.
[0014] Somit ist klar, dass das Sitzteil und/oder das Rückenlehnenteil keine Bestandteile
der Antriebseinrichtung zum Antreiben der Räder des Rollstuhls sind.
[0015] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Sitzteil derart an dem Gestell gelagert und
mit der Antriebseinrichtung bzw. Komponenten hiervon derart wirkverbunden ist, dass
das Sitzteil einen oszillierenden Bewegungsablauf durchlaufen kann. Hierdurch kann
der Sitzkomfort besonders gut verbessert werden.
[0016] Die Aufgabe der Erfindung wird von einem Rollstuhl mit den Merkmalen nach Anspruch
1 gelöst.
[0017] Ist insbesondere das Sitzteil mittels einer Sitzaufhängungseinrichtung an dem Gestell
derart gelagert, dass es mittels der Antriebseinrichtung um eine Sitzteilmittenlage
seitlich auslenkbar ist, können gelähmte Körperpartien eines Benutzers des Rollstuhls
sehr gut stimuliert werden, wodurch der Sitzkomfort wesentlich verbessert wird. Idealerweise
können hierdurch zudem Folgeschäden aufgrund des Sitzens in einem Rollstuhl vorteilhafterweise
zumindest reduziert werden.
[0018] Beispielsweise kann die Sitzaufhängungseinrichtung dergestalt sein, dass das Sitzteil
translatorisch quer verschieblich zur Sitzrichtung bewegt werden kann.
[0019] Aber auch eine Bewegung entlang einer Kreisbahn und/oder um eine Schwenkachse oder
dergleichen kann vorliegend vorteilhaft vorgesehen sein.
[0020] Es ist insofern auch besonders vorteilhaft, wenn kumulativ oder alternativ das Sitzteil
mittels einer Sitzaufhängungseinrichtung an dem Gestell derart gelagert ist, dass
es mittels der Antriebseinrichtung um eine Hochachse und/oder um eine Horizontalachse
drehbar ist.
[0021] Hierbei kann das Sitzteil beispielsweise rotatorisch um die Hochachse und/oder um
die Horizontalachse schwingen. Kumulativ oder alternativ kann das Sitzteil auch um
eine Sitzteilmittenlage translatorisch schwingen.
[0022] Schwingt das Sitzteil rotatorisch um die Hochachse kann es in einer Horizontalebene
gedreht werden. Schwingt es rotatorisch um die Horizontalachse kann es bezüglich dieser
Horizontalebene gekippt werden. Somit kann ein vorteilhafter Kipp-Dreh-Mechanismus
hinsichtlich der Sitzaufhängungseinrichtung realisiert werden.
[0023] Und schwingt es um eine Sitzteilmittenlage kann es in der Horizontalebene verschoben
werden.
[0024] Insofern kann das Sitzteil extrem vielfältig gegenüber dem Gestell verlagert werden,
wodurch ein bis jetzt nicht erreichtes Maß an Sitzkomfort erzielt werden kann.
[0025] Diese Varianten können vorteilhafterweise einzeln oder auch beliebig kombiniert gewählt
werden.
[0026] Auch hier besteht eine mechanische Antriebskopplung zwischen der Antriebseinrichtung
bzw. Komponenten hiervon und zumindest dem Sitzteil des Sitzes.
[0027] Der Sitzkomfort kann also weiter verbessert werden, wenn auch das Rückenlehnenteil
mittels der Antriebseinrichtung gegenüber dem Gestell relativ verlagerbar ist.
[0028] Ist in diesem Zusammenhang das Rückenlehnenteil mittels der Antriebseinrichtung um
eine Rückenlehnenteilmittenlage seitlich quer zur Sitzrichtung auslenkbar, können
die vorstehend beschriebenen Effekte nochmals verbessert werden.
[0029] Das Rückenlehnenteil kann hierzu an einem beispielsweise gekrümmten Quertraversenelement
verschieblich gelagert sein.
[0030] Insofern ist die Antriebseinrichtung mit dem Rückenlehnenteil mechanisch derart gekoppelt
ist, dass das Rückenlehnenteil mittels der Antriebseinrichtung relativ zu dem Gestell
verlagerbar ist, um insbesondere die untere Rückenpartie der auf dem Sitz sitzenden
Person zusätzlich bewegen zu können.
[0031] Es versteht sich, dass das Rückenlehnenteil mechanisch vielfältig angetrieben sein
kann. Beispielsweise ist es über ein Antriebselement direkt mit einer Komponente der
Antriebseinrichtung wirkverbunden.
[0032] Die Bewegungen des Sitzteils und des Rückenlehnenteils können konstruktiv besonders
einfach aufeinander abgestimmt werden.
[0033] Die vorliegende Antriebseinrichtung umfasst wenigstens ein muskelbetriebenes Hebelarmelement,
vorzugsweise zwei muskelbetriebene Hebelarmelemente, mittels welchem bzw. welchen
wenigstens eines der Räder und das Sitzteil und das Rückenlehnenteil händisch handtreibbar
sind.
[0034] Insbesondere durch einen Bewegungsablauf, bei welchem zwei Hebelarmelemente beidseitig
durch Armbewegungen des Benutzers periodisch bzw. alternierend vor und zurück bewegt
werden, kann der Oberkörper bereits gut trainiert werden. Wird rhythmisch zu diesen
alternierenden Armbewegungen mittels der Hebelarmelemente auch noch zumindest das
Sitzteil bewegt, können insbesondere neben den vollzogenen Bewegungen im Schulterbereich
gleichzeitig auch noch insbesondere die untere Rückenmuskulatur und nahezu das gesamte
Wirbelsäulensystem stimuliert und hierdurch trainiert werden.
[0035] Vorteilhafterweise verlaufen insbesondere die Verlagerungen bzw. die Bewegungen des
Sitzteils derart, dass hierbei natürliche Geh- bzw. Laufbewegungen speziell an den
gelähmten Körperpartien simultan zu den Oberkörperpartien simuliert werden.
[0036] Das Rückenlehnenteil des Sitzes ist mittels des wenigstens einen muskelbetriebenen
Hebelarmelements oszillierend um eine Rückenlehnenteilmittenlage bewegbar.
[0037] Das Rückenlehnenteil wird quer zur Sitzrichtung translatorisch entlang einer Kurvenbahn
verschoben.
[0038] Es versteht sich, dass die Antriebseinrichtung zum gleichzeitigen Treiben von relevanten
Komponenten des Sitzes und wenigstens eines der Räder verschiedenartig aufgebaute
und arbeitende Getriebe umfassen kann. Beispielsweise kann dieses Getriebe eine umlaufende
Exzenterwelle umfassen, mittels welchen insbesondere das Sitzteil oszillierend angetrieben
werden kann.
[0039] Eine bevorzugte Ausführungsvariante sieht vor, dass die Antriebseinrichtung eine
Getriebeeinheit mit zwei drehschwingend antreibbaren Eingangswellenelementen sowie
mit einem drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelement zum Treiben wenigstens
des Sitzteils und mit einem kontinuierlich umlaufend antreibbaren Ausgangswellenelement
zum Treiben wenigstens eines der Räder umfasst. Hierdurch kann konstruktiv auf außergewöhnlich
einfache Weise gleichzeitig wenigstens eines der Räder und zumindest das Sitzteil
des Sitzes unterschiedlich bewegt angetrieben werden.
[0040] Somit kann das drehschwingend antreibbare Ausgangswellenelement drehschwingend und
das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement kontinuierlich umlaufend
von den Eingangswellenelementen angetrieben werden.
[0041] Vorzugsweise wird mit dem drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelement auch
das Rückenlehnenteil drehschwingend oder dergleichen angetrieben.
[0042] Insofern ist es vorteilhaft, wenn die drehschwingend antreibbaren Eingangswellenelemente
mit den Ausgangswellenelementen derart wirkverbunden angeordnet sind, dass einerseits
das Sitzteil und/oder das Rückenlehnenteil des Sitzes oszillierend und andererseits
ein Radachsenelement des Rollstuhls kontinuierlich umlaufend von diesen Eingangswellenelementen
antreibbar sind.
[0043] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn die zwei drehschwingend antreibbaren Eingangswellenelemente
einerseits mit dem drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelement jeweils durch
Kegelradelemente und andererseits mit dem kontinuierlich umlaufend antreibbaren Ausgangswellenelement
jeweils durch eine Freilaufeinrichtung wirkverbunden angeordnet sind.
[0044] Vorteilhafterweise stehen die beiden Eingangswellenelemente über die Kegelradelemente
immer in Wirkkontakt miteinander.
[0045] Hierdurch können insbesondere durch zwei muskelkraftbetriebene Hebelarmelemente unregelmäßig
aufgebrachte Antriebskräfte speziell das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement
gleichförmig in einer Umlaufrichtung beschleunigen und antreiben.
[0046] Eine weitere bevorzugte Ausführungsvariante sieht somit insbesondere unter dem Gesichtspunkt
eines robusten Leichtbaus vor, dass ein Ausgangskegelradelement des drehschwingend
antreibbaren Ausgangswellenelements gleichzeitig jeweils mit einem Eingangskegelradelement
der zwei drehschwingend antreibbaren Eingangswellenelemente kämmt. Hierdurch können
die relevanten Komponenten des Sitzes im Sinne der Erfindung auf engstem Raum oszillierend
angetrieben werden.
[0047] Vorteilhafterweise drehen die beiden Eingangskegelradelemente der Eingangswellenelemente
um eine gemeinsame Eingangsdrehachse.
[0048] Das mit diesen beiden Eingangskegelradelementen korrespondierende Ausgangskegelradelement
des drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelements dreht hingegen um eine Ausgangsdrehachse,
welche senkrecht zur Eingangsdrehachse angeordnet ist.
[0049] Vorteilhafterweise ist das Ausgangskegelrad zumindest teilweise zwischen den beiden
Eingangskegelrädern angeordnet, wobei das dem Ausgangskegelrad gegenüberliegt angeordnete
freie Wellenende des drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelements dem Sitz bzw.
insbesondere dem Sitzteil zugewandt in dem Rollstuhl angeordnet ist.
[0050] Es ist darüber hinaus vorteilhaft, wenn ein Ausgangskegelradelement des drehschwingend
antreibbaren Ausgangswellenelements gleichzeitig jeweils mit einem Eingangskegelradelement
der zwei drehschwingend antreibbaren Eingangswellenelemente kämmt. Hierdurch kann
ein kompakt bauendes Getriebe realisiert werden.
[0051] Eine sehr wartungsarme Antriebseinrichtung kann vorliegend bereitgestellt werden,
wenn das drehschwingend antreibbare Ausgangswellenelement ein Kegelradelement und
das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement ein Kettenritzelelement
umfasst.
[0052] Vorzugsweise kann das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement
hierbei über eine Kette robust und wartungsarm mit einer Radachse des Rollstuhls wirkverbunden
werden.
[0053] Es versteht sich, dass vorliegend auch andere Transmissionsmittel zwischen dem kontinuierlich
umlaufend antreibbaren Ausgangswellenelement und der Radachse zum Einsatz kommen können.
[0054] Für einen konstruktiv sehr einfachen Antrieb von Komponenten des Sitzes und des Rollstuhls
selbst ist es vorteilhaft, wenn an den zwei drehschwingend antreibbaren Eingangswellenelementen
jeweils ein muskelkraftbetriebenes Hebelarmelement angeordnet ist.
[0055] Insbesondere durch diese zwei muskelkraftbetriebenen Hebelarmelemente, welche zur
Erzielung einer Fahrbewegung des Rollstuhls alternierend bezüglich der Sitzrichtung
vor und zurück bewegt werden, erfährt einerseits das Schultersystem des Benutzers
einen guten Trainingseffekt, während andererseits gleichzeitig eine Stimulierung insbesondere
von gelähmten unteren Körperpartien des Benutzers gelingt, wenn sich das Sitzteil
in Abhängigkeit der alternierend bewegten Hebelarmelemente beispielsweise oszillierend
quer zur Sitzrichtung und/oder um eine Drehachse schwingend bewegt.
[0056] Es ist klar, dass die Bewegungen des Sitzteils und/oder des Rückenlehnenteils in
Abhängigkeit der Hebelarmstellungen unterschiedlich gekoppelt sein können.
[0057] Idealerweise sind die Bewegungen der Hebelarmelemente und des Sitzteils bzw. des
Rückenlehnenteils in vorbestimmter Weise miteinander verknüpft, so dass eine Bewegung
der Hebelarmelemente immer eine vorbestimmte Bewegung des Sitzteils und/oder des Rückenlehnenteils
nach sich zieht. Hierbei spielt es keine Rolle, ob nun ein oder zwei Hebelarmelemente
vorgesehen sind.
[0058] Vorzugsweise ist eine mechanische Kopplung mittels des vorliegenden Getriebes dergestalt,
dass das Sitzteil entgegen dem Uhrzeigersinn um die Hochachse gedreht wird, wenn in
Sitzrichtung gesehen das linke Hebelarmelement nach vorne in Fahrtrichtung verlagert
wird. Hierbei bewegt sich das rechte Hebelarmelemente in entgegengesetzter Richtung
nach hinten.
[0059] Idealerweise bewegt sich das Rückenlehnenteil entsprechend auf die linke Seite des
linken nach vorne gedrückten Hebelarmelements zu.
[0060] Dementsprechend dreht das Sitzteil bezogen auf die Sitzrichtung im Uhrzeigersinn
um die Hochachse, wenn das rechte Hebelarmelement nach vorne in Fahrtrichtung bewegt
wird.
[0061] Das Rückenlehnenteil kann in diesem Fall in Richtung der rechten Seite des rechten
nach vorne gedrückten Hebelarmelements verlagert werden.
[0062] Es versteht sich, dass das Sitzteil hierbei nicht nur in einer Horizontalebene oder
parallel hierzu bewegt sondern darüber hinaus auch gegenüber dieser Horizontalebene
geschwenkt werden kann, so dass der Sitzkomfort nochmals verbessert werden kann.
[0063] Auch sind kumulativ oder alternativ Schaukelbewegungen des Sitzteils möglich, wenn
der Rollstuhl entsprechend angetrieben wird.
[0064] Eine weitere mögliche Ausführungsvariante sieht vor, dass die Eingangswellenelemente
von dem kontinuierlich umlaufend antreibbaren Ausgangswellenelement zum Treiben wenigstens
eines der Räder entkoppelbar ist, wodurch insbesondere das Sitzteil des Sitzes durch
die Hebelarmelemente oder dergleichen angetrieben werden können, ohne dass sich der
Rollstuhl fortbewegt. Auch hierdurch kann der Sitzkomfort an dem Rollstuhl wesentlich
erhöht werden.
[0065] Insofern ist es vorteilhaft, wenn das vorliegende Getriebe eine entsprechende Kupplungseinrichtung
umfasst, mittels welcher sich zumindest wenigstens eines der Räder bzw. ein diesbezügliches
Radachsenelement von den Eingangswellenelementen entkoppeln lässt.
[0066] Jedenfalls ist es vorteilhaft, wenn die beiden muskelbetriebenen Hebelarmelemente
in oder entgegen der Sitzrichtung händisch verschwenkt werden und hierdurch das Sitzteil
und/oder das Rückenlehnenteil quer zur Sitzrichtung schwingen, um den Sitzkomfort
im Sinne der Erfindung zu verbessern.
[0067] Es versteht sich, dass eine derartige Kupplungseinrichtung auch an anderer Stelle,
etwa außerhalb des vorgeschlagenen Getriebes realisiert sein kann.
[0068] Besonders vorteilhaft ist es, wenn zwischen dem Sitzteil und/oder Rückenlehnenteil
und Komponenten der Antriebseinrichtung eine Freilaufeinrichtung derart angeordnet
ist, dass das Sitzteil und/oder das Rückenlehnenteil gegenüber der Antriebseinrichtung
derart entkoppelt angeordnet ist, dass Antriebskräfte ausschließlich von Komponenten
der Antriebseinrichtung auf das Sitzteil und/oder auf das Rückenlehnenteil übertragen
werden, jedoch nicht von dem Sitzteil und/oder dem Rückenlehnenteil auf Komponenten
der Antriebseinrichtung bzw. auf Räder bzw. Antriebsräder des Rollstuhls.
[0069] Vorteilhafterweise zeichnet sich der vorliegende Rollstuhl auch noch durch Greifreifenelemente
an seinen Antriebsrädern aus, um den Rollstuhl mit einer sehr hohen Flexibilität bewegen
zu können. Bisher ist es üblich, einen Rollstuhl entweder Greifreifenelemente oder
mit Hebelarmelemente auszurüsten. Vorzugsweise werden vorliegend jedoch sowohl Greifreifenelemente
als auch Hebelarmelemente zum händischen Bewegen des Rollstuhls eingesetzt.
[0070] Die Agilität des Rollstuhls insbesondere beim Einsatz der Hebelarmelemente kann erzielt
werden, wenn an den Hebelarmelementen jeweils ein Bremsbetätigungsmittel, beispielsweise
ein Bremshebelelement, vorgesehen ist, mittels welchem eine Einzelbremse eines Antriebsrad
betätigbar ist.
[0071] Beispielsweise weist jedes der Antriebsräder eine Scheibenbremseneinrichtung auf,
mittels welcher das jeweilige Antriebsrad individuell mit dem dazugehörigen Bremshebelelement
abgebremst werden kann. Hierdurch kann der Rollstuhl sehr gut gelenkt werden.
[0072] An dieser Stelle sei nochmals explizit darauf hingewiesen, dass es sich bei dem vorliegenden
Rollstuhl um einen Patienten-Rollstuhl insbesondere für chronisch gebehinderte Personen
handelt und nicht um ein fahrradähnliches Fortbewegungsgefährt oder dergleichen, bei
welchem eine durch den Fahrer initiierte Sitzbewegung zum Erzeugen einer Antriebskraft
zum Antreiben von Rädern verwendet wird.
[0073] Weitere Vorteile, Ziele und Eigenschaften vorliegender Erfindung werden anhand anliegender
Zeichnung und nachfolgender Beschreibung erläutert, in welchen beispielhaft handangetriebene
Rollstühle mit durch eine Antriebseinrichtung verlagerbaren Sitz- und Rückenlehnenteilen
dargestellt und beschrieben ist.
[0074] In der Zeichnung zeigen:
- Figur 1A
- schematisch eine Vorderansicht eines ersten handangetriebenen Rollstuhls mit durch
eine Antriebseinrichtung verlagerbaren Sitz- und Rückenlehnenteilen jeweils in einer
Ruhebetriebsstellung in ihren Mittenlagen;
- Figur 1B
- schematisch eine Aufsicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus der Figur 1A
in der Ruhebetriebsstellung;
- Figur 1C
- schematisch eine perspektivische Ansicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus
den Figuren 1A und 1B in der Ruhebetriebsstellung;
- Figur 2A
- schematisch eine Vorderansicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls in einer ersten
Betriebsstellung mit aus den jeweiligen Mittenlage unterschiedlich ausgelenkten Sitz-
und Rückenlehnenteilen;
- Figur 2B
- schematisch eine Aufsicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus der Figur 2A
in der ersten Betriebsstellung;
- Figur 2C
- schematisch eine perspektivische Ansicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus
den Figuren 2A und 2B in der ersten Betriebsstellung;
- Figur 3A
- schematisch eine Vorderansicht eines ersten handangetriebenen Rollstuhls mit durch
eine Antriebseinrichtung verlagerbaren Sitz- und Rückenlehnenteilen jeweils in wieder
in ihren Mittenlagen;
- Figur 3B
- schematisch eine Aufsicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus der Figur 3A;
- Figur 3C
- schematisch eine perspektivische Ansicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus
den Figuren 3A und 3B;
- Figur 4A
- schematisch eine weitere Vorderansicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls in
einer weiteren Betriebsstellung mit aus den jeweiligen Mittenlage entgegengesetzt
ausgelenkten Sitz- und Rückenlehnenteilen;
- Figur 4B
- schematisch eine Aufsicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus der Figur 4A
in der weiteren Betriebsstellung;
- Figur 4C
- schematisch eine perspektivische Ansicht des ersten handangetriebenen Rollstuhls aus
den Figuren 4A und 4B in der weiteren Betriebsstellung;
- Figur 5A
- schematisch eine perspektivische Ansicht eines herkömmlichen Rollstuhls;
- Figur 5B
- schematisch eine weitere perspektivische Ansicht des herkömmlichen Rollstuhls aus
der Figur 5A mit demontiertem Sitz;
- Figur 5C
- schematisch eine perspektivische Ansicht des herkömmlichen Rollstuhls aus den Figuren
5A und 5B und eines Nachrüstsatzes mit Sitz- und Rückenlehnenteile eines neuen Sitzes,
mit einer Antriebseinrichtung umfassend eine Getriebeeinheit mit zwei Hebelarmelementen
zum Antreiben von Rädern des Rollstuhls und der Sitz- und Rückenlehnenteile des neuen
Sitzes;
- Figur 5D
- schematisch eine perspektivische Ansicht des herkömmlichen Rollstuhls aus den Figuren
5A, 5B und 5C in einem montierten betriebsbereiten Zustand;
- Figur 6A
- schematisch eine Ansicht des Getriebes der Antriebseinrichtungen;
- Figur 6B
- schematisch eine teilweise geschnittene Ansicht des Getriebes entlang einer Schnittlinie
B-B; und
- Figur 6C
- schematisch eine weitere teilweise geschnittene Ansicht des Getriebes entlang einer
Schnittlinie A-A.
[0075] Der in den Figuren 1 bis 4 gezeigte handbetreibbare Rollstuhl 1 weist ein Gestell
2, einen Sitz 3 und hinten zwei Antriebsräder 4 und 5 sowie vorne zwei kleinere Lenkräder
6 und 7 (siehe nur Figuren 1C, 2C, 3C, 4C) auf. Der Sitz 3 besteht im Wesentlichen
aus einem Sitzteil 8 und einem Rückenlehnenteil 9. Die kleineren Lenkräder 6 und 7
sind jeweils um eine hier nicht gesondert eingezeichnete Vertikalachse drehbar an
dem Gestell 2 gelagert. Die Antriebsräder 4, 5 umfassen jeweils einen Greifreifen
10 (nur exemplarisch beziffert), mittels welchen sie händisch gedreht werden können.
Beide Antriebsräder 4 und 5 besitzen ein gemeinsames Radachsenelement 11 und sind
hierüber in vorliegend nicht näher gezeigten Lagerbuchsen an dem Gestell 2 drehbar
gelagert.
[0076] Der Sitz 3 des Rollstuhls 1 definiert allein schon durch die Anordnung des Sitzteils
8 und des Rückenlehnenteils 9 eine Sitzrichtung 12 an dem Rollstuhl 1, wobei die Sitzrichtung
12 mit der vorwärts gerichteten Geradeausfahrrichtung 13 zusammenfällt.
[0077] Darüber hinaus weist der Rollstuhl 1 eine Antriebseinrichtung 15 zum Antreiben der
zwei Antriebsräder 4 und 5 auf.
[0078] Die Antriebseinrichtung 15 umfasst zwei muskelbetriebene Hebelarmelemente 16 und
17, welche von dem Benutzer des Rollstuhls 1 alternierend händisch in Sitzrichtung
12 gerichtet nach vorne gedrückt und händisch entgegen der Sichtrichtung 12 gerichtet
zurückgezogen werden können.
[0079] Darüber umfasst die Antriebseinrichtung 15 eine Getriebeeinheit 20, welches unterhalb
des Sitzes 3 in dem Gestell 2 des Rollstuhls 1 platziert ist. Diese Getriebeeinheit
20 wird nachfolgend auch noch im Zusammenhang mit den Darstellungen der Figuren 6A,
6B und 6C detaillierter beschrieben.
[0080] Jedenfalls können mithilfe der Getriebeeinheit 20 die alternierenden händischen Antriebsbewegungen
der zwei Hebelarmelemente 16 und 17 derart auf das Radachsenelement 11 übertragen
werden, dass sich die Antriebsräder 4 und 5 kontinuierlich in eine Umlaufrichtung
drehen können und der Rollstuhl 1 somit beispielsweise in die vorwärts gerichtete
Geradeausfahrrichtung 13 bewegt werden kann.
[0081] Darüber hinaus können diese alternierenden händischen Antriebsbewegungen der zwei
Hebelarmelemente 16 und 17 erfindungsgemäß dazu genutzt werden, das Sitzteil 8 und
das Rückenlehnenteil 9 gegenüber dem Gestell 2 zu verlagern, um das Gesäß des auf
dem Sitz 3 sitzenden Benutzers bewegen zu können.
[0082] Ein Antrieb der Antriebsräder 4 und 5 durch die Bewegungen des Sitzes 3 bzw. des
Rückenlehnenteils 9 ist hierbei durch eine konstruktiv entsprechend ausgelegte Getriebeeinheit
20 ausgeschlossen.
[0083] Hierzu sind das Sitzteil 8 und das Rückenlehnenteil 9 mittels einer hier nicht näher
gezeigten Sitzaufhängungseinrichtung 21 derart an dem Gestell 2 gelagert, dass sowohl
das Sitzteil 8 als auch das Rückenlehnenteil 9 um eine Sitzteilmittenlage 22 bzw.
eine Rückenlehnenteilmittenlage 23 (siehe Figuren 1 und 3) seitlich auslenkbar sind.
[0084] Hierbei ist das Sitzteil 8 um eine Hochachse 24 drehbar gelagert. Es kann somit in
einer Horizontalebene 25 hinsichtlich seines vorderen Endes 26 und seines hinteren
Endes 27 in Bezug auf die Sitzrichtung 12 radial 28 oszillierend ausgelenkt werden.
[0085] Zusätzlich könnte das Sitzteil 8 vorteilhafterweise noch um eine Horizontalachse
24A, welche in der Horizontalebene 25 in Sitzrichtung 12 fluchtend angeordnet ist,
gemäß der Kipprichtungen 28A schwingen, so dass das Sitzteil 8 auch noch aus der Horizontalebene
25 herauskippbar ist, wenn die zwei Hebelarmelemente 16 und 17 händisch bewegt werden.
In diesem Ausführungsbeispiel ist diese Variante der Vollständigkeit halber zwar eingezeichnet,
jedoch ist auf diese zusätzliche Funktion verzichtet, um den Rollstuhl 1 konstruktiv
sehr einfach zu halten.
[0086] Das Rückenlehnenteil 9 ist über ein Bügelelement 29 mit der Sitzaufhängungseinrichtung
21 derart verbunden, dass es bei der Auslenkung des Sitzteils 8 um die Hochachse 24
entsprechend aus seiner Rückenlehnenteilmittenlage 23 oszillierend seitlich ausgelenkt
wird.
[0087] In diesem Ausführungsbeispiel bewegt sich das Rückenlehnenteil 9 immer seitlich entgegengesetzt
der Richtung, in welcher das hintere Ende 27 des Sitzteils 8 ausgelenkt wird, wodurch
das Gesäß und die untere Rückenpartie des Benutzers entsprechend bewegt werden.
[0088] Damit das Rückenlehnenteil 9 auch unter Belastung stabil und gut geführt ist, ist
es zusätzliche noch mit Schlittenelementen 30 und 31 an einem gebogenen Quertraversenelement
32 des Gestells 2 gelagert.
[0089] Insofern ist das Rückenlehnenteil 9 zusätzlich entlang einer gekrümmten Kurvenbahn
33 radial 28 verschieblich an dem Gestell 2 gelagert.
[0090] Während sich der Rollstuhl 1 gemäß der Darstellungen der Figuren 1 in einer Ruhebetriebsstellung
34 befindet, in welcher sich das Sitzteil 8 in der Sitzteilmittenlage 22 und das Rückenlehnenteil
9 in der Rückenlehnenteilmittenlage 23 befinden, ist der Rollstuhl 1 gemäß der Darstellungen
der Figuren 2 in einer ersten Betriebsstellung 35 gezeigt, in welcher das linke Hebelarmelement
17 nach vorne in Sitzrichtung 12 gedrückt und das rechte Hebelarmelement 16 entsprechend
nach hinten entgegen die Sitzrichtung 12 gezogen ist. Hierbei ist das Sitzteil 8 um
die Hochachse 24 und mit seinem hinteren Ende 27 in Richtung des rechten Hebelarmelements
16 aus der Sitzteilmittenlage 22 heraus gedreht. Entsprechend ist das Rückenlehnenteil
9 aus seiner Rückenlehnenteilmittenlage 23 heraus in Richtung des linken Hebelarmelements
17 ausgelenkt.
[0091] Gemäß der Darstellungen der Figuren 3 ist der Rollstuhl 1 wieder in der Ruhebetriebsstellung
34 gezeigt.
[0092] Wird nun das rechte Hebelarmelement 16 nach vorne in Sitzrichtung 12 gedrückt und
das linke Hebelarmelement 17 entsprechend nach hinten entgegen die Sitzrichtung 12
gezogen, schwenkt das hintere Ende 27 des Sitzteils 8 in Richtung des linken Hebelarmelements
17 und das Rückenlehnenteil 9 in Richtung des rechten Hebelarmelements 16. Dementsprechend
befindet sich der Rollstuhl 1 in einer weiteren Betriebsstellung 36, wie gemäß den
Darstellungen der Figuren 4 gezeigt.
[0093] Anschließend kann sich dieser Ablauf wiederholen, wobei sowohl das Sitzteil 8 als
auch das Rückenlehnenteil 9 wieder die Mittellagen 22 bzw. 23 durchschwingen.
[0094] Die vorstehend bereits erwähnte Getriebeeinheit 20 umfasst ein hier nicht gezeigtes
Gehäuse zum Schutz der einzelnen Getriebekomponenten (siehe insbesondere Figuren 6).
[0095] Diese Getriebekomponenten umfassen zwei drehschwingend antreibbare Eingangswellenelemente
40 und 41 mit jeweils einem äußeren Zapfen 42 und 43, an welchem jeweils eines der
zwei Hebelarmelemente 16 und 17 drehfest befestigt ist. Insofern können Bewegungen
der zwei Hebelarmelemente 16 bzw. 17 auf das entsprechende Eingangswellenelement 40
bzw. 41 übertragen werden.
[0096] Darüber hinaus umfassen die Getriebekomponenten ein drehschwingend antreibbares Ausgangswellenelement
44 zum Treiben des Sitzteils 8 und des Rückenlehnenteils 9. Das drehschwingend antreibbare
Ausgangswellenelement 44 weist einen äußeren Zapfen 45 auf, an welchem einerseits
das Bügelelement 29 mit einem entsprechenden Nabenelement (nicht gezeigt) festgelegt
ist. Insofern können erstens Drehbewegungen des drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelements
44 direkt auf das Rückenlehnenteil 9 übertragen werden. Andererseits korrespondiert
mit diesem äußeren Zapfen 45 ein Exzenterelement (nicht gezeigt) der Sitzaufhängungseinrichtung
21 derart, dass zweitens mittels der Drehbewegungen des drehschwingend antreibbaren
Ausgangswellenelements 44 das Sitzteil 8 entsprechend um die Hochachse 24 ausgelenkt
werden kann. Die Hochachse 24 ist hierbei verschieden von einer Vertikaldrehachse
46, um welche drehschwingend antreibbare Ausgangswellenelement 44 drehschwingt. Insofern
fallen die Hochachse 24 und die Vertikaldrehachse 46 nicht zusammen.
[0097] Des Weiteren umfassen die Getriebekomponenten ein kontinuierlich umlaufend antreibbares
Ausgangswellenelement 47 zum Treiben der Antriebsräder 4 und 5. Das kontinuierlich
umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement 47 trägt hierzu ein Kettenzahnritzel 48
zum Antreiben einer Kette 49, mittels welcher wiederum die Rotationsbewegungen des
kontinuierlich umlaufend antreibbaren Ausgangswellenelements 47 auf ein Ritzel 50
des Radachsenelements 11 übertragen werden können. Das Ritzel 50 sitzt hierbei vorteilhaft
direkt auf einer Gehäuseschale 51 eines Differenzialteils 52 des Radachsenelements
11, wodurch das Radachsenelements 11 insgesamt sehr kompakt baut. Mit dem Differentialteil
52 ist eine sehr gute Kurvenfahrt des Rollstuhls 1 gewährleistet.
[0098] Das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement 47 liegt gemeinsam
mit den zwei Eingangswellenelementen 40 bzw. 41 auf einer gemeinsamen Eingangswellendrehachse
55. Und zwar ist das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement 47
hierzu jeweils mit einer Freilaufeinrichtung 56 bzw. 57 (siehe Figur 6C) mit dem jeweiligen
Eingangswellenelement 40 bzw. 41 wirkverbunden. Hierzu sitzen die beiden Freilaufeinrichtungen
56 und 57 auf Lagersitzbereichen 58 und 59 des kontinuierlich umlaufend antreibbaren
Ausgangswellenelements 47, wobei der Lagersitzbereich 58 innerhalb eines Buchsenbereichs
60 des ersten Eingangswellenelements 40 und der Lagersitzbereich 59 innerhalb eines
Buchsenbereichs 61 des zweiten Eingangswellenelements 41 gelagert ist.
[0099] Die beiden Freilaufeinrichtungen 56 und 57 sind in diesem Ausführungsbeispiel derart
gewählt, dass mit ihnen von den muskelbetriebenen Hebelarmelementen 16 und 17 jeweils
auf die zwei Eingangswellenelemente 40 bzw. 41 eingeleitete Antriebskräfte auf das
kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement 47 direkt übertragen werden
können, wenn die muskelbetriebenen Hebelarmelemente 16 und 17 vom Benutzer jeweils
händisch in Sitzrichtung 12 gerichtet nach vorne gedrückt werden.
[0100] Zieht der Benutzer jedoch beispielsweise das muskelbetriebene Hebelarmelement 16
nach hinten entgegen der Sitzrichtung 12 zurück, können aufgrund der Freilaufwirkung
der Freilaufeinrichtung 56 direkt keine Antriebskräfte von dem Eingangswellenelement
40 auf das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement 47 übertragen
werden. Vielmehr erfolgt die Kräfteübertragung von dem Eingangswellenelement 40 über
eine Kegelradverbindung 64 auf das Eingangswellenelement 41 und von dort aus über
die Freilaufeinrichtung 57 auf das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement
47.
[0101] Insofern ist es im Zusammenhang mit dem Getriebe 20 des Rollstuhls 1 allgemein besonders
vorteilhaft, wenn eine diesbezügliche Übertragung von händischen Antriebskräften über
eine Bauteilkomponente des drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelements 44 zum
Antreiben von Teilen 8 bzw. 9 des Sitzes 3 erfolgt.
[0102] Insofern ist mittels der beiden Freilaufeinrichtungen 56 und 57 sichergestellt, dass
das kontinuierlich umlaufend antreibbare Ausgangswellenelement 47 nur in einer Umlaufrichtung
62 (siehe Figur 6B) drehen kann, während das drehschwingend antreibbare Ausgangswellenelement
44 den vor und zurück gerichteten Bewegungen der beiden muskelbetriebenen Hebelarmelemente
16 und 17 in beiden Richtungen durch die Kegelradverbindung 64 zwingend folgt, wodurch
eine Drehschwingung 65 um die Vertikaldrehachse 46 erzwungen ist.
[0103] Diese Umlaufrichtung 62 ermöglicht eine Bewegung des Rollstuhls 1 insbesondere in
die Geradeausfahrrichtung 13. Um mit dem Rollstuhl 1 rückwärts zu fahren, können die
Antriebsräder 4 bzw. 5 über die Greifreifen 10 entsprechend händisch betätigt werden.
[0104] Die beiden Freilaufeinrichtungen 56 und 57 sind in diesem Ausführungsbeispiel jeweils
mithilfe von Rollen- oder Nadellagern gelagert.
[0105] Die Kegelradverbindung 64 besteht im Wesentlichen aus einem Ausgangskegelradelement
65 des drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelements 44 und jeweils einem Eingangskegelradelement
66 des ersten Eingangswellenelements 40 und einem Eingangskegelradelement 67 der zweiten
Eingangswellenelements 41.
[0106] Das Ausgangskegelradelement 65 ist auf dem drehschwingend antreibbaren Ausgangswellenelement
44 mithilfe eines hier nicht näher gezeigten Spannsatzes festgelegt und die Eingangskegelradelemente
66 und 67 sind jeweils auf dem entsprechenden Eingangswellenelement 40 bzw. 41 aufgeklebt.
Es versteht sich, dass die Kegelradelemente 65, 66 und 67 alternativ auch aufgeschrumpft
sein können.
[0107] Das Ausgangskegelradelement 65 befindet sich immer mit den beiden Eingangskegelradelementen
66 und 67 im Eingriff, wodurch der Aufbau der Getriebeeinheit 20 konstruktiv einfach
und robust gehalten ist.
[0108] Darüber hinaus kämmt das Ausgangskegelradelement 65 mit den beiden Eingangskegelradelementen
66 und 67 an einer dem Sitz zugewandten Seite, so dass das drehschwingend antreibbare
Ausgangswellenelement 44 konstruktiv einfach direkt mit den Komponenten der Sitzaufhängungseinrichtung
21 mechanisch verbunden werden kann.
[0109] Und während die beiden Eingangswellenelemente 40 und 41 jeweils für sich mit einer
Kugellagereinrichtung 68 bzw. 69 in dem Gehäuse (nicht dargestellt) der Getriebeeinheit
20 gelagert sind, ist das Ausgangswellenelement 44 mit einer weiteren Kugellagereinrichtung
70 ebenfalls in diesem Gehäuse gelagert.
[0110] Insofern ist mit der vorstehend beschriebenen Getriebeeinheit 20 eine außerordentlich
kompakt bauende Antriebseinrichtung 15 geschaffen, mittels welcher nicht nur werkseitig
bereits neu konstruierte Rollstühle 1 ausgerüstet werden können.
[0111] Vorteilhafterweise besteht darüber hinaus auch noch die Möglichkeit, mit einem entsprechenden
Nachrüstsatz 80 herkömmliche Rollstühle 101, wie beispielhaft in den Figuren 5A bis
5C gezeigt ist, nachzurüsten.
[0112] So ist der in der Figur 5A gezeigte herkömmliche Rollstuhl 101 in etwa baugleich
mit dem in den Figuren 1 bis 4 gezeigten Rollstuhl 1. Insofern verfügt der herkömmliche
Rollstuhl 101 über ein Gestell 102, welches jedoch klappbar ist, über einen Sitz 103
und über zwei Antriebsräder 104 und 105 sowie über zwei kleinere Lenkräder 106 und
107.
[0113] Von diesem herkömmlichen Rollstuhl 101 wird gemäß der Darstellung nach Figur 5B der
Sitz 3 demontiert und dann entfernt und durch den Nachrüstsatz 80, welcher eine komplette
Antriebseinrichtung 115 umfasst, ausgetauscht.
[0114] Da die Antriebseinrichtung 115 nahezu identisch mit der Antriebseinrichtung 15 des
Rollstuhls 1 ist, sind die Komponenten der Antriebseinrichtung 115 mit identischen
Bezugszeichen versehen. Auf eine erneute Funktionsbeschreibung wird verzichtet, um
Wiederholungen zu vermeiden. Vielmehr wird diesbezüglich auf die Figurenbeschreibung
der Figuren 1 bis 4 und speziell hinsichtlich des Aufbaus der Getriebeeinheit 20 wird
auf die Figuren 6 verwiesen.
[0115] Insofern umfasst die Antriebseinrichtung 115 des Nachrüstsatzes 80 die Sitzaufhängungseinrichtung
21, mittels welcher das Sitzteil 8 und das Rückenlehnenteil 9 des Sitzes 3 relativ
zu dem Gestell 102 verlagerbar ist. Dementsprechend ist auch bei dem Nachrüstsatz
80 das Getriebe 20 mit der Sitzaufhängungseinrichtung 21 in der vorstehend erläuterten
Weise mechanisch gekoppelt bzw. wirkverbunden. Zum Antreiben der Antriebseinrichtung
115 sind wieder die beiden muskelbetriebenen Hebelarmelemente 16 und 17 vorgesehen.
Und die Antriebsräder 104, 105 werden durch das Radachsenelement 11 mit der Antriebseinrichtung
115 verbunden.
[0116] Es versteht sich, dass es sich bei den vorstehend erläuterten Ausführungsbeispielen
lediglich um erste Ausgestaltungen eines erfindungsgemäßen Rollstuhls und eines Nachrüstsatzes
handelt. Insofern beschränkt sich die Ausgestaltung der Erfindung nicht auf diese
Ausführungsbeispiele.
[0117] Sämtliche in den Anmeldungsunterlagen offenbarten Merkmale werden als erfindungswesentlich
beansprucht, sofern sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik
neu sind.
Bezugszeichenliste:
[0118]
- 1
- Rollstuhl
- 2
- Gestell
- 3
- Sitz
- 4
- rechtes Antriebsrad
- 5
- linkes Antriebrad
- 6
- rechtes Lenkrad
- 7
- linkes Lenkrad
- 8
- Sitzteil
- 9
- Rückenlehnenteil
- 10
- Greifreifen
- 11
- Radachsenelement
- 12
- Sitzrichtung
- 13
- Geradeausfahrrichtung
- 15
- Antriebseinrichtung
- 16
- rechtes Hebelarmelemente
- 17
- linkes Hebelarmelemente
- 20
- Getriebeeinheit
- 21
- Sitzaufhängungseinrichtung
- 22
- Sitzteilmittenlage
- 23
- Rückenlehnenteilmittenlage
- 24
- Hochachse
- 24A
- Horizontalachse
- 25
- Horizontalebene
- 26
- vorderes Ende
- 27
- hinteres Ende
- 28
- radial
- 28A
- Kipprichtungen
- 29
- Bügelelement
- 30
- erstes Schlittenelement
- 31
- zweites Schlittenelement
- 32
- Quertraversenelement
- 33
- Kurvenbahn
- 34
- Ruhebetriebsstellungen
- 35
- erste Betriebsstellung
- 36
- weitere Betriebsstellung
- 40
- erstes Eingangswellenelement
- 41
- zweites Eingangswellenelement
- 42
- erster äußerer Zapfen
- 43
- zweiter äußerer Zapfen
- 44
- drehschwingend antreibbares Ausgangswellenelement
- 45
- weiterer äußerer Zapfen
- 46
- Vertikaldrehachse
- 47
- kontinuierlich umlaufend antreibbares Ausgangswellenelement
- 48
- Kettenzahnritzel
- 49
- Kette
- 50
- Ritzel
- 51
- Gehäuseschale
- 52
- Differenzialteil
- 55
- Eingangswellendrehachse
- 56
- erste Freilaufeinrichtung
- 57
- zweite Freilaufeinrichtung
- 58
- erster Lagersitzbereich
- 59
- zweiter Lagersitzbereich
- 60
- Buchsenbereich
- 61
- Buchsenbereich
- 62
- Umlaufrichtung
- 64
- Kegelradverbindung
- 65
- Ausgangskegelradelement
- 66
- erstes Eingangskegelradelement
- 67
- zweites Eingangskegelradelement
- 68
- erste Kugellagereinrichtung
- 69
- zweite Kugellagereinrichtung
- 70
- weitere Kugellagereinrichtung
- 80
- Nachrüstsatz
- 101
- herkömmlicher Rollstuhl
- 102
- Gestell
- 103
- Sitz
- 104
- rechtes Antriebsrad
- 105
- linkes Antriebrad
- 106
- rechtes Lenkrad
- 107
- linkes Lenkrad
- 115
- Antriebseinrichtung