[0001] Die Erfindung betrifft ein computerimplementiertes Verfahren zur Flugsteuerung eines
Multicopters nach dem Oberbegriff des Anspruches 1, ein Flugsteuerungssystem für einen
Multicopter nach dem Oberbegriff des Anspruches 11, ein Anzeigesystem zur visuellen
Unterstützung einer Flugsteuerung eines Multicopters nach dem Oberbegriff des Anspruches
13, sowie ein Computerprogrammprodukt nach dem Oberbegriff des Anspruches 15. Multicopter
haben regelmässig vier, sechs, acht oder zwölf Propeller, wobei die Realisierung anderer
Anzahlen an Propellern nicht ausgeschlossen ist und dem Prinzip des folgend genannten
Standes der Technik sowie auch der Eignung und der Funktionsweise der später erläuterten
Erfindung nicht im Wege steht.
[0002] Gattungsgemässe Multicopter haben zumeist eine Steuerung, welche der Benutzer anhand
einer üblichen Fernbedienung mit zwei Steuerknüppeln realisieren kann. Mit diesen
Steuerknüppeln werden folgende Funktionen bedient:
- Steigen/Sinken (kollektiver Pitch): Die Drehzahl aller Propeller wird gleichzeitig
erhöht, die dabei gegenläufig drehenden Propeller erzeugen einen variablen Auftrieb.
Der Multicopter kann somit senkrecht steigen und sinken. Das Steigen bzw. Sinken wird
durch eine Aufwärts-/Abwärts-Bewegung eines der beiden Steuerknüppel veranlasst.
- Nicken: Die Drehzahl der hinteren oder der vorderen Propeller wird kurzzeitig erhöht,
wodurch der Multicopter um seine y-Achse kippt (nickt). Das Nicken wird durch eine
Aufwärts-/Abwärts-Bewegung des anderen der beiden Steuerknüppel veranlasst.
- Rollen: Die Drehzahl der linken oder der rechten Propeller wird kurzzeitig erhöht,
wodurch der Multicopter um seine x-Achse kippt (rollt). Das Rollen wird durch eine
Seitwärts-Bewegung eines der beiden Steuerknüppel veranlasst.
- Gieren: Die Drehzahlen der - in Bezug zum Multicopter-Mittelpunkt jeweils einander
gegenüberliegenden, simultan angesteuerten und gleichsinnig drehenden - Propeller-Paare
werden relativ zu einander variiert. Dadurch entsteht ein Differenz-Drehmoment, welches
den Multicopter gieren lässt. Das Gieren wird durch eine Seitwärts-Bewegung des anderen
der beiden Steuerknüppel veranlasst.
[0003] Unterschiedlichste Modi, wie die
US 8,474,761 offenbart, gewährleisten oder unterstützen die Stabilität dieser "attitude control"
des Multicopters, um ihn leichter steuern zu können:
- Positionsmessung per GPS oder nach unten gerichtetes Videobild, womit Windeinflüsse
und ein Driften der Mess-Sensorik korrigiert werden können
- Höhenmesser zum Stabilisieren der einmal erreichten Höhe, wodurch der Multicopter
seinen kollektiven Pitch adjustiert bzw. regelt, damit die Höhe trotz unterschiedlichen
Nick- oder Rolllagen eingehalten wird
- Sonar zur Messung der Höhe über Grund und zur vereinfachten Landung
[0004] Zur Schwebe-Stabilisierung wird oftmals ein Positionssignal, wie etwa ein GNSS Signal
verwendet. Hierbei wird der Multicopter auf eine Geschwindigkeit von Null abgebremst,
sobald kein Eingabesignal durch die Fernbedienung mehr erfolgt. Danach hält der Multicopter
automatisch seine Position, dies sogar, wenn er Turbulenzen ausgesetzt ist.
[0005] Anhand einer "Home"-Funktion wird der Multicopter um seine z-Achse rotiert, sodass
die Neuausrichtung der geräteeigenen x-Achse (Front) auf den Startpunkt gerichtet
bleibt. Für diese Funktion wird ebenfalls ein Positionierungssystem benötigt. Der
Multicopter kann somit einfach wieder zurück zur Ausgangsposition geflogen werden,
sollte er einmal ausser Sichtweite oder ein Videosignal ausgefallen sein.
[0006] Gemäss der
US 8,473,125 ist aus dem Stand der Technik weiters eine Kurvensteuerung bekannt, in welche die
Geschwindigkeit in der y
N-Achse (N steht für das NED-Bezugssystem (NED = "North-East-Down"), welches derart
um seine z
NED-Achse gedreht ist, dass die x
B-Achse des gerätebezogenen Koordinatensystems mit der x
N-Achse azimutal gleichgerichtet sind) zu Null gesetzt wird. Daher zeigt im Rahmen
dieser Drehkompensation bei einer zweidimensionalen Kurve die x
N-Achse schliesslich immer in Flugrichtung und der vorgegebene Kurvenradius wird eingehalten.
[0007] Trotz diesen Unterstützungsmaßnahmen ist das Fliegen eines Multicopter aufgrund der
sechs Freiheitsgrade äusserst schwierig.
[0008] Deshalb soll eine neuartige Methode zur Steuerung eines Multicopters Abhilfe schaffen,
welche die Flugsteuerung eines Multicopters durch Reduzierung von Komplexität für
einen Benutzer deutlich vereinfacht.
- Steuerung des Vorwärts-Schubs: Der Multicopter ändert seine Nicklage um die y- Achse,
hält gleichzeitig aber automatisch seine Flugbahn bzw. Höhe (sofern keine weiteren
Eingaben getätigt werden) und beschleunigt so auf eine gewünschte Vorwärtsgeschwindigkeit.
Die Nicklage wird konstant gehalten, sofern die Ansteuerung sich nicht ändert, und
definiert die Beschleunigung in Kombination mit der Leistungsabgabe der Propeller.
Eine am Multicopter nach vorne blickend und bewegbar befestigte Kamera kann dabei
um den momentan realisierten Nickwinkel gegenläufig geneigt werden und dadurch stets
genau in Flugrichtung (in kinematische Vektorrichtung) weisen.
- Steuerung der Nicklage: Die Nicklage wird zusätzlich zur besagten Schubsteuerung variiert.
Bei Erhöhung des Nickwinkels wird ein Sinkflug und bei Reduzierung ein Steigflug eingeleitet,
geht man von einem Horizontalflug aus, insbesondere wobei bei gleichzeitigem Ändern
des Gesamtschubs in einem Verhältnis abhängig von der Geschwindigkeit eine vorhersehbare
Bahnkrümmung über einen weiten Geschwindigkeitsbereich entsteht.
- Steuerung von Kurven: Dabei wird bei einer Eingabe zunächst ein Rollmoment um die
kinematische x-Achse erzeugt und weiterführend von der Steuerung (je nach Geschwindigkeit)
die Gierrate für einen koordinierten Kurvenflug nachgeführt. Dabei kann eine Kurvenkompensation
hinzugeregelt werden, d.h. dass je nach Rollwinkel (Hängewinkel) die Steigrate (Pitchrate)
bzw. der Steigwinkel automatisch konstant gehalten wird. Ohne jene Kurvenkompensation
muss - ähnlich wie bei einem Flugzeug (dort wird am Steuerknüppel gezogen) - die Nicklage
angehoben werden, damit der Multicopter nicht an Höhe verliert. Damit werden die Geschwindigkeiten
in kinematischer y-Richtung, also quer zum Multicopter, immer auf Null geregelt (sofern
kein Schiebewinkel kommandiert wird) und ein Seitengleitflug (Schiebeflug) wird vermieden.
- Steuerung des Schiebeflugs: Ein Schiebeflug von maximalem Gierwinkel von beispielsweise
45° kann durch die Steuerung eingeleitet werden. Dabei ändert sich bei ursprünglicher
Vorwärtsfahrt der kinematische Richtungsvektor vom Multicopter geringfügig und eine
Krümmung wird eingeleitet. Ein Gieren bezieht sich auf das kinematische Bezugssystem
und belässt daher den kinematischen Rollwinkel (Hängewinkel) auch im Vorwärtsflug
konstant. Bei "normalem" Gieren in Bezug auf das körpereigene bzw. köperfeste Koordinatensystem
würde sich sonst ein Hängewinkel entgegen aufbauen. Anhand eines Beispiels sei dies
erklärt: Der Multicopter weist eine Nicklage von 10° nach vorne auf und bewirkt nun
ein Gieren um 45° nach links. Bei der erfindungsgemässen Steuerung bleibt die Nicklage
bei 10° und die körperbezogene X-Achse zeigt um 45° nach links ("links unten") im
Vergleich zum Flugvektor. Dadurch wird die Flugbahn gekrümmt. Bei einer Steuerung
gemäss dem Stand der Technik würde die Nicklage auf 5° reduziert und sich ein Rollwinkel
(Hängewinkel) von 5° ergeben, wodurch die Flugbahn nicht gekrümmt wird.
- Automatische Steuerung von Start und Landung: Auf einen Befehl hin (z.B. Knopfdruck)
startet der Multicopter senkrecht auf eine bestimmbare gewünschte Höhe. Bei nochmaliger
Aktivierung der Funktion landet der Multicopter wieder, sofern die besagte Vorwärtsschub-Steuerung
auf Null gesetzt ist bzw. sofern der Multicopter über dem Boden schwebt ("hovert").
[0009] Anhand dieser Steuerungselemente kann ein Multicopter merklich einfacher gesteuert
werden. Dabei ist das Flugobjekt bei hoher Geschwindigkeit, wie auch im Langsamflug
sehr präzise und einfach steuerbar. Da zumindest eine Sensoreinheit, insbesondere
mehrere Sensoren in Echtzeit Messdaten mit dem Controller kommunizieren müssen, um
die Methode zu verwirklichen, bietet es sich an, die Flugregelung im Multicopter selbst
(z.B. im Controller) zu implementieren. Die Methode über die Fernsteuerung (z.B. Fernbedienung,
Steuerknüppel, Computer, tablet, smart phone, etc.) einzuprogrammieren ist aber nicht
ausgeschlossen.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung einer verbesserten Steuerung für einen
Multicopter.
[0011] Diese Aufgabe wird durch die Verwirklichung der kennzeichnenden Merkmale der unabhängigen
Ansprüche gelöst. Merkmale, die die Erfindung in alternativer oder vorteilhafter Weise
weiterbilden, sind den abhängigen Patentansprüchen zu entnehmen.
[0012] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Steuerung eines Multicopters, welcher
mit mindestens vier Propellern ausgestattet ist. Die Motoren der Propeller sind einzeln
und variabel ansteuerbar und machen die Auslenkung und die Geschwindigkeit des Multicopters
für einen Benutzer bestimmbar. Auch können die Propeller, wie es aus dem Stand der
Technik bekannt ist, angestellt oder schwenkbar an dem Multicopter angeordnet sein.
Der Hauptauftrieb für einen Multicopter wird typischerweise über die rotierenden Propeller
erzeugt und - im Gegensatz zu klassischen Flugzeugen - kaum bzw. nicht mittels fix
montierter Flügel.
[0013] Ein erfindungsgemässer Multicopter weist weiterhin zumindest eine Sensoreinheit,
insbesondere diverse Sensoren, auf, welche die für die Steuerung benötigten Messdaten
zur Verfügung stellen. Eine solche Sensoreinheit oder die Sensoren können umfassen:
dreiachsige Gyro-Sensoren, Beschleunigungssensoren, Höhenmesser etc.
[0014] Weiters kann der Multicopter auch über eine Kamera verfügen, welche mindestens einachsig
schwenkbar am Multicopter angeordnet sein kann. Unter Schwenkbarkeit ist hier sowohl
ein mechanischen Schwenken der Kamera, also z.B. eine Veränderung der räumlichen Orientierung
der Kamera relativ zum Multicopter, oder auch ein digitales Schwenken, also ein flugrichtungsabhängiges
Auswählen eines auszugebenden Bildbereichs, zu verstehen. Die Kamera kann, wie die
Front des Multicopters nach vorne weisen und damit stets in Flugrichtung. Verfügt
die Kamera z.B. über ein sehr weitwinkliges Sichtfeld (180° oder gar 360°), so ist
auch eine Ausrichtung der Kamera-Mittelachse "nach unten" realisierbar. Mit dieser
kann die Kamera gleichzeitig in Flugrichtung und auf den Boden schauen, wo sie im
Sinne eines Sensors die momentane Geschwindigkeit bestimmen kann. Ansonsten kann eine
weitere Kamera zum Einsatz kommen, welche dediziert in Richtung Boden ausgerichtet
ist. Anstelle des besagten mechanischen Schwenkens kann bei hinreichend weitwinkligem
Sichtfeld auch ein besagtes digitales Schwenken stattfinden. Statt die Kamera also
in Fahrtrichtung zu schwenken, wird derjenige Bildausschnitt der Kamera angezeigt,
der in die momentane Flugrichtung weist. Das Kamerabild kann jeweils so bereitgestellt
werden, dass dieses um einen gewünschten Faktor angepasst (versetzt) erzeugt ist,
wie zum Beispiel einem künstlichen Anstellwinkel entsprechend (wie diesen ein Flugzeug
bei einer entsprechenden Flugbewegung aufweisen würde).
[0015] Der Multicopter wird über eine ihm zugewiesene Steuerungseinheit von einem Benutzer
bedient. Diese Steuerungseinheit kann eine Fernbedienung sein, mit wenigstens einem
Steuerknüppel und/oder mit Display zur Live-Anzeige der Kamerabilder als Videosequenz.
Ein oder mehrere visuelle Steuerknüppel können dabei auch auf dem Display angezeigt
und per Touch-Funktion bedient werden. Die Bedienung des Multicopters über die Gyro-Sensoren
eines Smartphones oder Tablets (oder ähnlich) ist ebenfalls möglich. Die Fernbedienung
steht über Funk oder andere drahtlose Technologien mit dem Multicopter in Verbindung.
Erfindungsgemäss kann die Steuerungseinheit sich auch im Multicopter befinden, insbesondere
wenn es sich um einen bemannten Multicopter handelt.
[0016] Ein Multicopter mit der erfindungsgemässen Steuerungsmethode eignet sich bevorzugt
für das so genannte "drone racing" (zu Deutsch etwa: Multicopter-Rennen). Bei diesen
Rennen werden dreidimensionale Trajektorien mit erhöhter Geschwindigkeit geflogen,
dies z.B. um versetzte Pylonen oder durch enge Tore, weshalb sich eine Bedienung nach
Methoden gemäss dem Stand der Technik hierbei als besonders schwierig und anspruchsvoll
gestaltet. Ein weiteres beispielhaftes Anwendungsgebiet ist ein Verfolgungsflug zum
Filmen eines "downhill bikers".
[0017] Bei diesen Anwendungen ist die Geschwindigkeit von hoher Bedeutung, daher soll bei
jeglichen Kurvenflügen die kinetische Energie grösstmöglich erhalten bleiben. Da insbesondere
für Kurvenflüge und sonstige Manöver diverse Kontrollbefehle gleichzeitig koordiniert
werden müssen, wird einem Benutzer besonderes Können abverlangt.
[0018] Insbesondere bei FPV-Anwendungen (FPV: englisch: First Person View, deutsch etwa:
Sicht aus der Ich-Perspektive), in welchen ein Multicopter anhand eines Kamerabildes
gesteuert wird, ist die Flugrichtung nicht gleich der Blickrichtung der auf dem Multicopter
angeordneten Kamera. Daher muss für ein seitliches Driften, ein Auf- oder Abdriften
immer manuell korrigierend eingegriffen werden, wodurch das FPV-Fliegen sehr schwierig
wird. Daher soll die erfindungsgemässe Steuerung für den Multicopter ein Flugverhalten
vermitteln, welches dem eines regulären Tragflächen-Flugzeuges ähnelt, da der Multicopter
auf diese Weise einfacher, effizienter und schneller durch ein Hochgeschwindigkeitsrennen
lenkbar ist.
[0019] Dabei wird - ganz im Gegensatz zur
US 8,473,125 - ein seitliches Driften in Bezug auf den Rumpf des Multicopters unterbunden, wodurch
die Kamera am Multicopter azimutal stets in Flugrichtung ausgerichtet ist.
[0020] Dies bedeutet, dass die am Multicopter fixierte Kamera bei einem Absinken oder Ansteigen
während eines Kurvenfluges seitlich driftet. In der Steuerung aus der
US 8,473,125 wird vom Benutzer ein Kurvenradius und kein Rollwinkel vorgegeben. Um eine horizontale
Kurve (Absinken/Ansteigen gleich null) mit einem Tragflächenflugzeug zu fliegen, muss
der Pilot erst einen Rollbefehl geben und anschliessend den Steuerknüppel zurückziehen
(also "ansteigen"), um die Kurve zu fliegen. Dieses Steuerverhalten wird durch die
erfindungsgemässe Steuerung automatisch gesteuert für eine entsprechende Kompensation
verwirklicht.
[0021] Ein mit dem erfindungsgemässen Modus (Verfahren) betriebener Multicopter weist eine
gewisse Vorwärts-Grenzgeschwindigkeit auf. Im Bereich einer Geschwindigkeit von Null
bis zur Grenzgeschwindigkeit befindet sich der Multicopter in einem Schwebemodus,
in welchem der Multicopter im Wesentlichen so gesteuert wird wie aus dem Stand der
Technik bekannt.
[0022] Wird im erfindungsgemässen Modus der Vorschub Null (es erfolgt also z.B. diesbezüglich
keinerlei Eingabe durch den Benutzer), so bremst der Multicopter automatisch auf eine
Longitudinalgeschwindikeit von Null ab und wechselt "auf dem Weg" zur Nullgeschwindigkeit
bei der Grenzgeschwindigkeit in den Schwebemodus. Hierbei reguliert der Multicopter
automatisch seine Position und hält z.B. auch bei Seitenwind anhand entsprechender
Ansteuerung der Propeller automatisch dagegen.
[0023] Die Nase eines Tragflächenflugzeuges zeigt, unter Vernachlässigung des Anstellwinkels,
im Wesentlichen in Flugrichtung. Bei dauerhaftem Anziehen des Steuerknüppels (Elevation)
würde das Flugzeug einen "Looping" fliegen. Bei dauerhaftem Anziehen des Steuerknüppels
an der Steuerung eines herkömmlichen Multicopters wird die Vorwärtsgeschwindigkeit
abgebremst und dabei eingestellte der Nickwinkel wird gehalten. Mit einem "rate command
controller" würde der Multicopter gar einen "Flip" ("Looping" mit minimalem Radius)
vollziehen. Das besondere Verhalten eines Flugzeuges ist das Verhältnis zwischen dem
Anstellwinkel bzw. dem Nickwinkel, der Gravitationskraft in Bezug auf den Anstellwinkel,
und der Auftriebskraft in Bezug auf den Anstellwinkel, abhängig von seiner Geschwindigkeit.
Dadurch kann über einen weiten Geschwindigkeitsbereich eine ähnliche Bahnkrümmung
erreicht werden.
[0024] Anhand einer simultanen Ansteuerung der Bewegungen durch einen "attitude controller"
oder einen "rate command controller" können das für ein Flugzeug typische Verhalten
imitiert werden. Dies setzt allerdings besondere Fähigkeiten eines Benutzers voraus,
zumal insbesondere jeder Multicopter ein individuelles Verhalten aufweist, welches
dementsprechend für sich genommen nochmals zu berücksichtigen wäre. Ein Novize findet
mit der Erfindung ein konstantes Steuerverhalten vor, welches u.a. charakterisiert
wird durch eine Schubregelung (Vorwärtsgeschwindigkeit) und das automatische Überführen
in einen Schwebemodus bei Schubabschaltung. Ein Gieren kann erfindungsgemäss in einem
bestimmten Bereich gesteuert werden. Ohne Vorgabe eines Gierwinkels, wird dieser wie
oben beschrieben automatisch nachgeführt, das heisst die Front des Multicopters zeigt
stets in Flugrichtung. Ein Rollen wird geregelt durch Bezugnahme auf das kinematische
Koordinatensystem, damit für jede Nickposition ein korrektes Rollen ausgeführt wird.
[0025] Die Erfindung betrifft ein computerimplementiertes Verfahren zur Flugsteuerung eines
Multicopters, welcher mindestens vier Propeller, die mittels eines Ausgabebefehls
ansteuerbar sind, und zumindest eine Sensoreinheit zur fortlaufenden Ermittlung von
Messwerten in Abhängigkeit des momentanen Bewegungszustandes des Multicopters hat.
Der Multicopter definiert ein körpereigenes Bezugssystem, welches relativ zu einem
äusseren (kinematischen) Bezugssystem orientierbar ist und dessen Lage relativ zu
(bzw. in) dem äusseren Bezugssystem veränderbar ist. Die relative Lage definiert sich
durch einen jeweiligen Flugzustand, also eine Position und Orientierung, des Multicopters
im Raum. Das Verfahren betrifft eine Steuerung der Drohne im Flug, der Multicopter
ist also durch ein Betreiben der Propeller basierend auf dem Ausgabebefehl in einen
bestimmten Flugzustand versetzt.
[0026] Erfindungsgemäss wird ein den Flugzustand beeinflussender Eingabebefehl derart verarbeitet,
dass der Multicopter eine aufgrund des Eingabebefehls für ein Tragflächenflugzeug
zu erwartende Flugbewegung ausführt, wobei der Eingabebefehl erhalten wird. Der Befehl
kann z.B. mit einer Fernbedieneinheit erzeugt und an ein Steuergerät für den Copter
übermittelt werden. In Abhängigkeit vom dem Eingabebefehl werden dann eine Solländerung
für den Flugzustand abgeleitet und ein Verhältnis der Solländerung zum körpereigenen
Bezugssystem berechnet. Die Solländerung wird in ein körpereigenes Bezugssystem des
Multicopters transformiert. Ferner wird in Abhängigkeit von der transformierten Solländerung,
insbesondere mit Verarbeitung eines aktuellen Messwerts von der Sensoreinheit, der
Ausgabebefehl zur Ansteuerung der Propeller aktualisiert.
[0027] In einer Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist der Ausgabebefehl
durch Ansteuergrössen zur Ansteuerung der Propeller verkörpert und die Ansteuergrössen
werden in Abhängigkeit von den Messwerten und dem Eingabebefehl geregelt.
[0028] Das erfindungsgemässe Verfahren betrifft gemäss der zuletzt genannten Ausführungsform
somit ein spezifisches Regelungsverfahren zur geregelten Propelleransteuerung bei
einem Multicopter. Als Regelgrösse kann hierbei der Flugzustand bzw. die Flugbewegung
angesehen werden. Eine Führungsgrösse wird beispielsweise aus einer kommandierten
Steuerung, z.B. einer Schuberhöhung, abgeleitet, z.B. als Soll-Geschwindigkeit. Eine
Störgrösse ist z.B. verkörpert durch eine äussere Einwirkung auf das System, z.B.
Seitenwind. Spezifische Regelungen, welche erfindungsgemäss ein Verhalten des Multicopters
entsprechend einem Tragflächenflugzeug bereitstellen, sind im Folgenden beschrieben.
Es versteht sich, dass diese Regelungen jeweils für sich allein genommen, jedoch ebenso
in Kombination und simultan ausführbar sind, z.B. bei einer gewünschten Beschleunigung
des Multicopters und gleichzeitigem Steig- und/oder Kurvenflug.
[0029] Gemäss einer Ausführungsform der Erfindung erfolgt bei Erhalt eines Gieränderungsbefehls
als Eingangsbefehl eine Gierregelung mittels derartiger, insbesondere fortlaufender,
Aktualisierung des Ausgabebefehls, dass ein gegebener oder geregelter Nickwinkel des
Multicopters durch die Gierregelung unverändert bleibt und eine Gierwinkeländerung
entsprechend des Gieränderungsbefehls erfolgt, insbesondere wobei eine Flugbahnkrümmung
erzeugt wird.
[0030] Als Gieränderungsbefehl ist hierbei z.B. ein Signal erzeugt durch eine entsprechende
Benutzersteuerung zu verstehen, wobei eine Winkeländerung der Drohne um eine z-Achse
im körpereigenen Bezugssystem, also um eine in einem Schwebezustand der Drohne vertikal
verlaufende Achse, vorgegeben bzw. kommandiert wird. Ein Gieren kann generell durch
Erzeugen eines definierten Differenzdrehmoments (siehe oben) eingeleitet und ausgeführt
werden. Der Gieränderungsbefehl kann z.B. durch ein Drehen eines zur Steuerung des
Multicopters verwendeten Joysticks kommandiert werden
[0031] Ferner kann bei der erfindungsgemässen Multicopter-Steuerung eine automatische Gierregelung
derart erfolgen, dass eine räumliche Orientierung des Multicopters fortlaufend derart
nachgeführt wird, dass eine auf das körpereigene Bezugssystem bezogene Soll-Bewegungsrichtung
für den Multicopter in Richtung der Flugbewegung, insbesondere in Richtung eines dem
Multicopter zugeordneten Bewegungsvektors, angepasst wird.
[0032] Als Soll-Bewegungsrichtung für den Multicopter ist eine Vorwärtsrichtung zu verstehen,
d.h. der Multicopter ist definiert durch seine Ausgestaltung, insbesondere durch die
Position und Orientierung einer angebrachten Kamera, sowie durch seine Front. Die
Soll-Bewegungsrichtung zeigt somit insbesondere in die durch die Front definierte
Vorwärtsrichtung, wobei diese Richtung in einer körperfesten x-z Ebene variieren kann.
[0033] Die Orientierung des Multicopters im Raum wird mittels der automatischen Gierregelung
also im Wesentlichen um die kinematische z-Achse (Gierachse) geregelt. Als Input für
diese Regelung dienen hierbei Bewegungs- und/oder Lageinformationen, die von der Sensoreinheit
oder den mehreren Sensoren des Multicopters bereitgestellt werden, und eine zu fliegende
Soll-Flugbahn bzw. deren aktuelle Richtungskomponente.
[0034] Bei Detektion einer an dem Multicopter resultierenden Seitengeschwindigkeit (wirkenden
Seitenkraft) erfolgt also eine automatische Gierregelung derart, dass eine körpereigene
Vorwärtsorientierung des Multicopters (im körpereigenen Bezugssystem) an eine aus
der detektierten Seitengeschwindigkeit resultierende Flugrichtung angenähert wird,
insbesondere wobei die resultierende Flugrichtung im Wesentlichen gleichgerichtet
wird zur Seitengeschwindigkeit.
[0035] Insbesondere kann im Rahmen der automatischen Gierregelung bei Detektion durch die
Sensoreinheit einer für den Multicopter resultierenden Seitengeschwindigkeit von aussen
(z.B. Seitenwind), insbesondere bei Detektion einer Kraftkomponente quer zur auf das
körpereigene Bezugssystem bezogenen Soll-Bewegungsrichtung oder quer zur Richtung
der aktuellen Flugbewegung, mittels der automatischen Gierregelung ein Gieren des
Multicopters in Richtung der Seitengeschwindigkeit solange bewirkt werden, bis die
detektierte Seitengeschwindigkeit einen bestimmten Schwellwert unterschreitet oder
gleich Null wird, insbesondere wobei eine von der Seitengeschwindigkeit abhängige
Störgrösse oder Führungsgrösse für die automatische Gierregelung verarbeitet wird.
[0036] Ein Seitendrift des Multicopters wird dadurch weitgehend unterbunden. Ohne Zutun
des Piloten und mit rein kinematischen Messwerten würde also der Multicopter irgendwann
"mit Rückenwind" fliegen, da eine etwa durch Wind bedingte y-Geschwindigkeit (Kraft
quer zur Flugrichtung) im kinematischen Bezugssystem durch ein entsprechendes Gieren
zu Null oder nahe Null geregelt wird. Kommt beispielsweise der Wind plötzlich 90°
von links, wird eine kinematische y-Geschwindigkeit nach rechts detektiert und der
Multicopter eine Gierbewegung nach rechts einleiten, bis die besagte y-Geschwindigkeit
zu Null wird.
[0037] In einer weiteren Ausführungsform der Gierregelung wird eine aerodynamische Lösung
beansprucht, bei der mithilfe einer Seitenflosse als Sensoreinheit der aerodynamische
Schiebewinkel oder die aerodynamische Seitengeschwindigkeit bzw. der aerodynamische
Druck auf diese Seitenflosse gemessen wird und jener mit einem Gieren zu Null oder
nahe Null geregelt wird. Eine Seitenflosse hat an sich ein aerodynamisch stabiles
Verhalten (je nach Abstand vom Schwerpunkt), aber die Regelung der Motoren würde ohne
Messung immer dagegen arbeiten. Da hier die Geschwindigkeit in y-Richtung anders gemessen
wird, würde in diesem Fall bei Windeinfluss der Multicopter die Nase in den Wind drehen.
Ohne Windeinfluss ist die kinematische Lösung identisch zur aerodynamischen. Die Regelung
ist in beiden Fällen identisch, nur durch die Messung (aerodynamisch oder kinematisch)
ergibt sich ein leicht differenziertes Verhalten bei Windeinfluss.
[0038] Gemäss einer weiteren Ausführungsform erfolgt bei Erhalt eines Schubänderungsbefehls
als Eingabebefehl eine Schubregelung mittels derartiger, insbesondere fortlaufender,
Aktualisierung des Ausgabebefehls, dass eine definierte Änderung der Rotationsgeschwindigkeit
von zumindest zwei Propellern und eine Nickwinkeländerung des Multicopters bewirkt
wird und dadurch eine Bewegungsgeschwindigkeit des Multicopters entsprechend dem Eingabebefehl
angepasst wird, wobei ein die aktuelle Flugbewegung repräsentierender Bewegungsvektor
zumindest im Rahmen der Schubregelung richtungsstabil gehalten wird, insbesondere
wobei der Multicopter auf einer durch die aktuelle Flugbewegung definierten Bewegungsachse
gehalten wird. Dabei bleibt insbesondere die Flugbahn des Multicopters im Sinkflug
oder Steigflug durch die Schubregelung ungekrümmt.
[0039] Bei der Schubregelung kann ferner in Abhängigkeit von dem Schubänderungsbefehl eine
Soll-Bewegungsgeschwindigkeit des Multicopters als Führungsgrösse abgeleitet werden
und zudem in Abhängigkeit von der Führungsgrösse und von den durch die Sensoreinheit
bereitgestellten Messwerten die Ansteuergrössen für die Propeller so geregelt aktualisiert
werden, dass der Multicopter in einen Flugzustand mit der Soll-Bewegungsgeschwindigkeit,
insbesondere unter Beibehaltung der aktuellen Flugbahn, versetzt wird.
[0040] Typischerweise wird bei einer kommandierten Erhöhung des Schubs zunächst die Nicklage
des Multicopters geändert und dann wird die Drehzahl/Leistung aller vier Propeller
dahingehend anpasst, sodass die Flugbahn nicht gekrümmt wird, sondern der Multicopter
nur in kinematischer x-Richtung beschleunigt oder verzögert. Insbesondere wird eine
Vergrösserung der Propellerleistung von zumindest zwei Propellern (bei einem Quadrocopter
der beiden Heck-Propeller), in Abhängigkeit der gewünschten Geschwindigkeitszunahme
aller vier Propeller, geregelt. Der Nickwinkel des Multicopters wird dadurch ebenfalls
geregelt und so eingestellt, dass durch die Geschwindigkeitszunahme keine Flugbahnkrümmung
auftritt.
[0041] Gemäss einer Ausführungsform der Erfindung erfolgt bei Erhalt eines Nickänderungsbefehls
als Eingabebefehl eine Nickregelung dadurch, dass durch die Aktualisierung von zumindest
einer Ansteuergrösse bzw. des Ausgabebefehls eine Nickwinkeländerung für den Multicopter
derart bewirkt wird, dass der Multicopter in einen Flugzustand mit einem aus dem Nickänderungsbefehl
abgeleiteten Soll-Nickwinkel versetzt wird, insbesondere wobei der Soll-Nickwinkel
als Führungsgrösse verarbeitet wird. Bei einem so durch den Eingabebefehl einzuleitenden
Nicken wird also eine Neigung des Multicopters um die y-Achse (senkrecht zur vertikalen
(im Schwebeflug) Gierachse und zur Rollachse (frontweisend)) verändert. Ausserdem
wird während der Nickwinkeländerung die Gesamtleistung der Propeller in Abhängigkeit
von der Geschwindigkeit erhöht (beim Ziehen des Steuerknüppels) oder reduziert (beim
Drücken des Steuerknüppels), sodass die Flugbahn vorhersehbar gekrümmt wird. Der Nickänderungsbefehl
kann z.B. durch das Ziehen oder Drücken eines zur Steuerung des Multicopters verwendeten
Joysticks kommandiert werden.
[0042] Nach einer bestimmten Ausführungsform werden im Rahmen einer Rollregelung, bei Erhalt
eines Rolländerungsbefehls als Eingabebefehl, eine Rollwinkeländerung im kinematischen
Bezugssystem erzeugt, besagte Rollwinkeländerung in eine Solländerung im körpereigenen
Bezugssystem transformiert, und unter Berücksichtigung der transformierten Solländerung
die Ausgabebefehle zur Ansteuerung der Propeller aktualisiert.
[0043] Anders ausgedrückt, ist die Rollregelung grundsätzlich eine Transformation. Die kommandierte
Rollbewegung (Solländerung) ist im kinematischen System begriffen und wird ins körperfeste
(körpereigene) System transformiert und dementsprechend ausgeführt. Je stärker der
Multicopter beispielsweise nach vorne beschleunigt und dabei die Höhe bzw. Flugbahn
hält, desto grösser wird der Nickwinkel, um welchen auch Kamera entsprechend nach
oben gerichtet wird, um wieder in Flugrichtung zu zeigen. Eine Rollbewegung im kinematischen
System (so auch im Kamerasystem) ist nun im körpereigenen Bezugssystem keine reine
Rollbewegung mehr, sondern zusätzlich auch ein Gieren. Je grösser also der Nickwinkel
ist (theoretisch bis zu 90°), desto eher liegt im körpereigenen Bezugssystem ein Gieren
vor (bei 90° ausschliesslich Gieren) und desto weniger liegt ein Rollen vor (bei 90°
kein Rollen mehr).
[0044] In einer weiteren Ausführungsform ist der Eingabebefehl anhand einer Bedienungseinheit,
insbesondere einer Fernbedienung, erteilbar. Dies kann z.B. durch einen Joystick,
eine klassische Flugzeug-Fernsteuereinheit, ein Smartphone oder eine Tablet-PC erfolgen,
insbesondere mit einem Neigen und/oder Rotieren des Smartphones oder Tablet-PCs.
[0045] In einer weiteren Ausführungsform weist der Eingabebefehl zumindest einen Teil-Eingabebefehl
aus der folgenden Gruppe auf: Schubänderungsbefehl, Nickänderungsbefehl, Rolländerungsbefehl,
Gieränderungsbefehl bzw. Schub-Eingabefehl, Nick-Eingabebefehl, Gier-Eingabebefehl,
Roll-Eingabebefehl.
[0046] In einer weiteren Ausführungsform weist die Solländerung zumindest eine Teil-Solländerung
aus der folgenden Gruppe auf: Bewegungsgeschwindigkeit, Nickwinkeländerung, Gierwinkeländerung,
Rollwinkeländerung bzw. Schub-Solländerung, Nick-Solländerung, Gier-Solländerung,
Roll-Solländerung.
[0047] In einer weiteren Ausführungsform korreliert der Ausgabebefehl mit zumindest einer
Teil-Solländerung und bewirkt eine Leistungsänderung von mindestens einem Propeller.
[0048] In einer weiteren Ausführungsform ist das Verfahren als Flugmodus einer Bedienungseinheit
eines Multicopters aktivierbar, insbesondere wobei der Flugmodus automatisch bei Erreichen
einer Grenzgeschwindigkeit aktiviert wird und/oder bei Unterschreiten der Grenzgeschwindigkeit
deaktiviert wird. Der Multicopter befindet sich unterhalb der Grenzgeschwindigkeit
in einem Schwebeflug bzw. nimmt einen solchen Schwebeflug bei Unterschreiten dieser
Grenzgeschwindigkeit automatisch gesteuert ein.
[0049] In einer weiteren Ausführungsform wird die Solländerung hinsichtlich eines kinematischen
Bezugssystems des Multicopters erzeugt, bevor sie in das körpereigene Bezugssystem
transformiert werden.
[0050] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Flugsteuerungssystem für einen Multicopter,
mit einer Steuerungseinheit zum Ansteuern von motorisierten Propellern des Multicopters
und einer Bedienungseinheit, insbesondere einer Fernbedienung, zum Erteilen von Eingabebefehlen
für die Steuerungseinheit, wobei die Steuerungseinheit dazu ausgebildet ist, die Eingabebefehle
derart zu verarbeiten, sodass der Multicopter eine aufgrund des Eingabebefehls für
ein Tragflächenflugzeug zu erwartende Flugbewegung ausführt, insbesondere sodass die
Propeller derart ansteuerbar sind, dass der Multicopter ein für ein Tragflächenflugzeug
charakteristisches Flugverhalten annimmt.
[0051] Hierbei können der Eingabebefehl erhalten und verarbeitet, in Abhängigkeit vom verarbeiteten
Eingabebefehl eine Solländerung für den Bewegungszustand erzeugt, die Solländerung
in ein körpereigenes Bezugssystem des Multicopters transformiert, und in Abhängigkeit
von der transformierten Solländerung der Ausgabebefehl zur Ansteuerung der Propeller
erzeugt werden.
[0052] Insbesondere weist die Steuerungseinheit einen implementierten Flugzeug-Flugmodus
auf, bei dessen Ausführung eine der oben beschrieben Ausführungsformen des Verfahrens
zur Flugsteuerung ausgeführt wird.
[0053] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Anzeigesystem zur visuellen Unterstützung einer
Flugsteuerung eines Multicopters durch einen Benutzer, mit einer an dem Multicopter
vorgesehenen, insbesondere bewegbar befestigten, Kamera zur Erzeugung eines Videosignals,
einer Bedienungseinheit, insbesondere einer Fernbedienung, zum Bereitstellen von Eingabebefehlen
für die Steuerungseinheit des Multicopters, mit einem Display zur Anzeige des Videosignals
und mit einer Sensoreinheit zur fortlaufenden Ermittlung von Messwerten in Abhängigkeit
des momentanen Flugzustandes des Multicopters in seinem kinematischen Bezugssystem.
[0054] Das Anzeigesystem verfügt zudem über eine Bildbereitstellungseinheit zur Bereitstellung
eines Live-Bildes entsprechend einer momentanen Flugrichtung des Multicopters, wobei
die Bildbereitstellungseinheit zum Erhalt einer durch die Sensoreinheit bereitstellbaren
Information bezüglich des Flugzustands des Multicopters ausgebildet ist und mittels
der Bildbereitstellungseinheit ein Live-Bildausschnitt aus einem durch das Videosignal
repräsentierten Gesamtbild erzeugbar ist, wobei der Live-Bildausschnitt einem Sichtbereich
der Kamera um die momentane Flugrichtung entspricht, und/oder die Kamera basierend
auf der Information zumindest elevativ gesteuert ausrichtbar ist, wobei die Kamera
bewegbar am Multicopter befestigt ist.
[0055] Insbesondere wird für der Ausrichtung der Kamera eine elevative Winkeldifferenz (α
kv) berücksichtigt.
[0056] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Computerprogrammprodukt, zur Ausführung des
erfindungsgemässen Verfahrens, welches auf einem maschinenlesbaren Träger gespeichert
ist, oder als Computer-Daten-Signal verkörpert ist durch eine elektromagnetische Welle.
[0057] Das erfindungsgemässe Verfahren und die erfindungsgemässe Vorrichtung werden nachfolgend
anhand von in den Zeichnungen schematisch dargestellten konkreten Ausführungsbeispielen
rein beispielhaft näher beschrieben, wobei auch auf weitere Vorteile der Erfindung
eingegangen wird. Im Einzelnen zeigen
- Fig. 1:
- Kräfte und Winkel in Abhängigkeit des Verlaufs einer Trajektorie eines Multicopters;
- Fig. 2:
- Flussdiagramm der Zusammenhänge einer erfindungsgemässen Methode;
- Fig. 3:
- Schub-Geschwindigkeits-Diagramm eines Multicopters mit einer erfindungsgemässen Steuerung;
[0058] Figur 1 zeigt eine Trajektorie 10 eines Multicopters, wobei die beiden eingezeichneten
Multicopter zwei verschiedene Zustände 11 und 12 auf der Fahrt entlang dieser Trajektorie
verdeutlichen. F
zb ist der Kraftvektor in z-Richtung des körpereigenen (b für "body") Bezugssystems
des Multicopters. F
zk und F
xk sind die Kraftvektoren, die sich bei der Transformation von F
zb in das kinematische (k für kinematic) Bezugssystem ergeben. Ein die aktuelle Flugbewegung
repräsentierender Bewegungsvektor (nicht gezeigt) verläuft entlang der Bewegungsachse
(13). α
k ist der Verkippungswinkel zwischen dem körpereigenen (Index b) und dem kinematischen
(Index k) Koordinatensystem. θ ist der Nickwinkel des Multicopters bezogen auf das
NED-System (NED für North-East-Down), den er infolge einer Vorwärtsbewegung einlegen
muss. Da der Multicopter in Zustand 11 eine Horizontalfahrt macht, ist hier betraglich
α
k gleich θ. γ
k gibt den Steigwinkel an und ist daher in Zustand 11 gleich null.
[0059] In Zustand 12 hat der Multicopter auf seiner Trajektorie einen Steigflug eingenommen.
Logischerweise ist F
xk immer gleichgerichtet mit der Trajektorie am momentanen Multicopter-Standort. Der
Nickwinkel θ ist nunmehr ungleich dem Verkippungswinkel α
k, beide zusammen addieren sich betraglich zum Steigwinkel γ
k. Der Kraftvektor F
zb ist nun aufgrund der Bahnkrümmung bzw. der Zentripetalbeschleunigung in diesem Punk
bedeutend grösser als in Zustand 11. Die Propeller müssen nicht mehr nur gegen die
Schwerkraft des Multicopters arbeiten und die Vorwärtsbewegung bewerkstelligen, sondern
zusätzlich auch gegen diese Zentripetalbeschleunigung.
[0060] α
kv gibt einen virtuellen α
k-Wert an, welcher den Anstellwinkel eines Flugzeugs imitieren soll. Dieser Winkel
ist nicht für die Kinematik, sondern nur für die Anzeige des Kamerabildes bzw. der
Lagesteuerung der Kamera relevant.
[0061] F
xk ist als "Schub" ein Eingabebefehl des Benutzers. Die Ausrichtung von F
xk in Bezug zum körpereigenen Koordinatensystem ist durch α
k bestimmt:

[0062] Der Gesamtschub F
zb bezogen auf den Multicopter ergibt sich zu:

[0063] Im Block "Nick-Regelung" (Alpha-Regelung) in Figur 2 wird in Abhängigkeit von der
Schubeingabe und der Nickeingabe eines Benutzers ein α
k-Wert berechnet (Nickwinkel) und anhand eines PID-Reglers geregelt. Insbesondere werden
bei der Nick-Regelung oder Alpha-Regelung eine Vorwärtsschubvorgabe und eine Alpha/Nick-Vorgabe
kombiniert. Bei einer reinen Vorwärtsschubvorgabe ändert sich die Nicklage aber der
Steigwinkel/Flugbahn bleibt gleich. Bei einer Nickvorgabe ändert sich die Nicklage
und die Flugbahn wird gekrümmt. Der Schub F
xk kann auch heruntergeregelt werden, wenn eine scharfe Kurve geflogen werden soll und
dabei die Gravitationskräfte stark ansteigen. Ist die Schubeingabe gleich null, so
wird der Multicopter in einen Schwebemodus geführt, wobei der Multicopter schnellstmöglich
zum Stillstand abgebremst wird und anschliessend seine Position automatisch konstant
gehalten wird. Bezogen auf das kinematische System kann der Schub auch negative Werte
annehmen, z.B. beim Fliegen von sehr engen Kurven.
[0064] Im Block "Schub-Regelung" wird der Gesamtschub F
zb bestimmt und insbesondere eine zusätzliche Nicklage ausgegeben, sobald der Multicopter
an die Maximalschub-Grenzen gelangt. In Abhängigkeit von bestimmten Parametern wie
z.B. der Batteriespannung, der Geschwindigkeit, der Luftdichte und/oder der momentanen
Lage des Multicopters wird in einer Lookup-Tabelle ein Schwebeschub als Basis bestimmt,
auf welche noch ein Zusatzschub aufaddiert wird. Darüber hinaus wird der Steigwinkel
γ
k anhand eines PID-Reglers geregelt oder für ein stabiles Verhalten auf Null geregelt,
sollte keine Eingabe erfolgen (Eingabe meint hier eine Steigungsänderung).
[0065] Sollte also kein Änderungswunsch bestehen und sich der Multicopter in einem bestimmten
Rollwinkelbereich befinden, wird automatisch die momentane Steigung beibehalten (insbesondere
im Rahmen der Nick-Regelung), was durch den (im Wesentlichen konstanten) Gesamtschub
und durch die Nicklage realisiert wird.
[0066] Es sei bemerkt, dass die Schub-Regelung hier nur im Steigwinkel-Bereich von zwischen
-90° und 90° anwendbar ist, weil die Propeller in der Regel keinen negativen Schub
erzeugen können.
[0067] Die Schub-Regelung folgt den Eingabebefehlen gemäss folgender Gleichung:

[0068] Hierbei ist F
zh der besagte Schwebeschub (=m*g), ρ die Luftdichte und v
xk die momentane Geschwindigkeit. Die Konstanten s und c
lα bestimmen die "Flugzeugcharakteristik" der Longitudinalbewegung und b
αkv ist eine Variable, welche vom eingestellten "virtuellen α
k-Wert" α
kv abhängt. Dieser virtuelle α
k-Wert kann vom Piloten vorgegeben werden.
[0069] Diese Verhältnisse resultieren in dem in Figur 3 gezeigten Diagramm. Der Bereich
30 ist durch den Schwebemodus gekennzeichnet, in welchem der Multicopter nach Art
des Standes der Technik ganz herkömmlich bedient wird, also elevativ, seitlich und
vorwärts/rückwärts im Einzelnen.
[0070] Ist einmal eine Startgeschwindigkeit v
s erreicht, wechselt der Multicopter automatisch in den erfindungsgemässen Modus, in
welchem sich der Multicopter so steuern lässt, wie ein Tragflächenflugzeug. Da die
Maximallast der Propeller begrenzt ist, findet der Schub in der Geraden zwischen den
Punkten 31 und 32 seine Maximalbegrenzung. Um noch Reserven für Manöver zu wahren,
kann diese Begrenzung in Relation etwa zu 85% bis 95% der Motorenleistung gesetzt
werden. Der Verlauf des Schubes ist zwischen v
s und 31, wie formelmässig bereits gezeigt wurde, abhängig vom Quadrat der Geschwindigkeit
v
xk. Darüber hinaus kann, wenn zwischen Punkt 31 und Punkt 32 der maximale Gesamtschub
erreicht ist, eine zusätzliche Nicklage kommandiert werden, um gewisse Kurven noch
enger fliegen zu können.
[0071] Anhand der in Figur 2 gezeigten Gier-Regelung wird die Geschwindigkeit in y-Richtung
(Driftgeschwindigkeit) des kinematischen/aerodynamischen Bezugssystems ebenfalls PIDgeregelt
mit Ausgabe einer Gierrate im kinematischen System. Anhand dessen wird die Nase des
Multicopters stets in die Flugrichtung gedreht, was im übertragenen Sinne der Neutralisierung
der Seitenkräfte im Kurvenflug beim Flugzeug anhand des Seitenruders gleicht.
[0072] Weil das Driften dadurch stets verhindert wird, würde der Multicopter bei negativen
Seitenkräften (z.B. Einfluss von Seitenwind) ausscheren und nicht mehr in die gewünschte
Flugrichtung fliegen. Bei kinematischen Messdaten wird bei Windeinfluss ein Schiebeflug
detektiert und die Nase wird von der Windrichtung weggedreht bis der Wind von hinten
auf den Multicopter bläst und kein Schieben mehr detektiert wird. Der Pilot kann einem
Windeinfluss mit einem Hängewinkel entgegensteuern.
[0073] Die Gier-Regelung ist dazu da, die Kamera des Multicopters stets in Flugrichtung
zu richten, damit dieser - ebenso wie im Flugzeug - immer in Flugrichtung schaut.
Für die elevative Ausrichtung der Kamera ist in einer weiteren Ausführung der Erfindung
ebenfalls eine Imitationsfunktion vorgesehen. So kann die Kamera schwenkbar am Multicopter
befestigt sein, sodass das Einnicken des Multicopters so ausgeglichen wird, dass die
Kamera immer geradeaus schaut, also in Richtung v
k. Dabei kann ebenfalls das oben erwähnte α
kv mit berücksichtigt werden. Alternativ oder zusätzlich (z.B. als Bild-Stabilisator)
kann der elevative Ausgleich des Kamerabildes digital, statt mechanisch, erfolgen.
Dazu kann eine Panorama- bzw. Ultraweitwinkel-Kamera vorgesehen sein und jeweils digital
nur derjenige Bildausschnitt für den Benutzer angezeigt werden, welcher momentan in
Flugrichtung schaut. Beide Lösungen bedürfen unter anderem Winkelsensoren und/oder
Beschleunigungssensoren, wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind. Als weitere
Ausführungsform kann zusätzlich eine Umsichtsfunktion durch die genannte Ultraweitwinkel-Kamera
bereitgestellt werden, anhand derer sich der Benutzer elevativ aber auch seitlich
"umsehen" kann. Dies wird auf einem Display oder etwa einer Virtual Reality Brille
realisiert, wobei letztere beispielsweise Kopfneigungen messen kann und in Abhängigkeit
dieser ein entsprechendes Bild anzeigt.
[0074] Alle zuvor genannten Outputs (Nickwinkel, Gesamtschub, Gierwinkel, Rollwinkel) beziehen
sich auf das kinematische Bezugssystem. Daher muss zur Ansteuerung der Propeller noch
eine Transformation in das körpereigene Bezugssystem stattfinden. Auch hierfür sind
wieder die Werte aus Sensoren nötig, welche kontinuierlich die Lage und Geschwindigkeit
des Multicopters im NED-Bezugssystem überwachen.
[0075] Die Bedienung der erfindungsgemässen Steuerung ist beispielhaft möglich über handelsübliche
Fernbedienungen, Smartphones, Joysticks, Steuerknüppel oder Gamepads. Optional ist
ein Display, welches dem Benutzer das über das optionale Kamerasystem aufgenommene
First-Person-View Livebild zur Verfügung stellt.
[0076] Im Speziellen ist jede der vorangehend gezeigten und erklärten Regelungen (Gier-Regelung,
Nick-Regelung, Schub-Regelung, Roll-Regelung) auch einzeln implementierbar bzw. einsetzbar,
um anhand der Steuerung ein für ein Flugzeug charakteristisches Flugverhalten zu erzeugen.
[0077] Es versteht sich, dass die vorangehend gezeigten und erklärten Figuren nur mögliche
Ausführungsbeispiele schematisch darstellen. Insbesondere wird darauf hingewiesen,
dass die explizit dargestellten und erklärten Beispiele ausnahmslos sowohl separat
voneinander als auch in jeglicher Kombination miteinander einsetzbar sowie auch mit
entsprechenden Vorrichtungen und Verfahren des Stands der Technik kombinierbar sind.
1. Computerimplementiertes Verfahren zur Flugsteuerung eines Multicopters, welcher
• mindestens vier Propeller aufweist, die mittels eines Ausgabebefehls ansteuerbar
sind,
• zumindest eine Sensoreinheit zur fortlaufenden Ermittlung von Messwerten bezüglich
eines momentanen Flugzustandes des Multicopters aufweist, und
• ein körpereigenes Bezugssystem definiert,
wobei der Multicopter durch ein Betreiben der Propeller basierend auf dem Ausgabebefehl
in den Flugzustand versetzt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein den Flugzustand beeinflussender Eingabebefehl derart verarbeitet wird, dass der
Multicopter eine aufgrund des Eingabebefehls für ein Tragflächenflugzeug zu erwartende
Flugbewegung ausführt, wobei
• der Eingabebefehl erhalten wird,
• in Abhängigkeit von dem Eingabebefehl eine Solländerung bezüglich eines kinematischen
Bezugssystems des Multicopters für den Flugzustand abgeleitet wird,
• ein Verhältnis der Solländerung zum körpereigenen Bezugssystem berechnet wird und
die Solländerung in das körpereigene Bezugssystem transformiert wird, und
• in Abhängigkeit von der transformierten Solländerung der Ausgabebefehl zur Ansteuerung
der Propeller aktualisiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Ausgabebefehl durch Ansteuergrössen zur Ansteuerung der Propeller verkörpert ist
und die Ansteuergrössen in Abhängigkeit von den Messwerten und dem Eingabebefehl geregelt
werden.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Erhalt eines Gieränderungsbefehls als Eingabebefehl eine Gierregelung mittels
derartiger, insbesondere fortlaufender, Aktualisierung des Ausgabebefehls erfolgt,
dass ein gegebener oder geregelter Nickwinkel des Multicopters durch die Gierregelung
unverändert bleibt und eine Gierwinkeländerung entsprechend des Gieränderungsbefehls
erfolgt, insbesondere wobei eine Flugbahnkrümmung erzeugt wird.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Detektion einer auf den Multicopter einwirkenden Seitengeschwindigkeit eine automatische
Gierregelung fortlaufend derart erfolgt, dass eine körpereigene Vorwärtsorientierung
des Multicopters an eine aus der detektierten Seitengeschwindigkeit resultierende
Flugrichtung angenähert wird, insbesondere wobei die resultierende Flugrichtung im
Wesentlichen gleichgerichtet ist zu einer Richtung der detektierten Seitengeschwindigkeit.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Erhalt eines Schubänderungsbefehls als Eingabebefehl eine Schubregelung mittels
derartiger, insbesondere fortlaufender, Aktualisierung des Ausgabebefehls erfolgt,
dass eine definierte Änderung der Rotationsgeschwindigkeit von zumindest zwei Propellern
und eine Nickwinkeländerung des Multicopters bewirkt wird und dadurch eine Bewegungsgeschwindigkeit
des Multicopters entsprechend dem Eingabebefehl angepasst wird, wobei ein die aktuelle
Flugbewegung repräsentierender Bewegungsvektor zumindest im Rahmen der Schubregelung
richtungsstabil gehalten wird, insbesondere wobei der Multicopter auf einer durch
die aktuelle Flugbewegung definierten Bewegungsachse (13) gehalten wird,
insbesondere wobei eine Flugbahn des Multicopters im Sinkflug oder Steigflug durch
die Schubregelung ungekrümmt bleibt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
• in Abhängigkeit von dem Schubänderungsbefehl eine Soll-Bewegungsgeschwindigkeit
des Multicopters als Führungsgrösse abgeleitet wird und
• in Abhängigkeit von der Führungsgrösse und von den durch die zumindest eine Sensoreinheit
bereitgestellten Messwerten die Ansteuergrössen für die Propeller so geregelt aktualisiert
werden, dass der Multicopter in einen Flugzustand mit der Soll-Bewegungsgeschwindigkeit,
insbesondere wobei der die aktuelle Flugbewegung repräsentierende Bewegungsvektor
beibehalten wird, versetzt wird.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Erhalt eines Nickänderungsbefehls als Eingabebefehl eine Nickregelung dadurch
erfolgt, dass durch die Aktualisierung von zumindest einer Ansteuergrösse eine Nickwinkeländerung
für den Multicopter derart bewirkt wird, dass der Multicopter in einen Flugzustand
mit einem aus dem Nickänderungsbefehl abgeleiteten Soll-Nickwinkel versetzt wird,
insbesondere wobei der Soll-Nickwinkel als Führungsgrösse verarbeitet wird.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Rahmen einer Rollregelung, bei Erhalt eines Rolländerungsbefehls als Eingabebefehl,
• eine Rollwinkeländerung im kinematischen Bezugssystem erzeugt wird,
• besagte Rollwinkeländerung in eine Solländerung im körpereigenen Bezugssystem transformiert
wird, und
• unter Berücksichtigung der transformierten Solländerung der Ausgabebefehl zur Ansteuerung
der Propeller aktualisiert wird.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Eingabebefehl durch zumindest einen Teil-Eingabebefehl aus der folgenden Gruppe
verkörpert ist:
• Schubänderungsbefehl,
• Nickänderungsbefehl,
• Rolländerungsbefehl,
• Gieränderungsbefehl,
und die Solländerung zumindest eine Teil-Solländerung aus der folgenden Gruppe repräsentiert:
• Bewegungsgeschwindigkeit,
• Nickwinkeländerung,
• Gierwinkeländerung,
• Rollwinkeländerung,
insbesondere wobei der aktualisierte Ausgabebefehl mit zumindest einer Teil-Solländerung
korreliert und eine Leistungsänderung von mindestens einem Propeller bewirkt.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verfahren als Flugzeug-Flugmodus einer Steuerungseinheit eines Multicopters ausgeführt
wird, insbesondere wobei der Flugzeug-Flugmodus automatisch bei Überschreiten einer
Grenzgeschwindigkeit (vs) des Multicopters aktiviert wird bzw. bei Unterschreiten der Grenzgeschwindigkeit
deaktiviert wird.
11. Flugsteuerungssystem für einen Multicopter, mit
• einer Steuerungseinheit zum Ansteuern von motorisierten Propellern des Multicopters
und
• einer Bedienungseinheit, insbesondere einer Fernbedienung, zum Erteilen eines Eingabebefehls
für die Steuerungseinheit,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Steuerungseinheit dazu ausgebildet ist, den Eingabebefehl derart zu verarbeiten,
dass die Propeller derart ansteuerbar sind, dass der Multicopter eine aufgrund des
Eingabebefehls für ein Tragflächenflugzeug zu erwartende Flugbewegung ausführt.
12. Flugsteuerungssystem nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Steuerungseinheit einen implementierten Flugzeug-Flugmodus aufweist, bei dessen
Ausführung ein Verfahren zur Flugsteuerung nach einem der Ansprüche 1 bis 10 ausgeführt
wird.
13. Anzeigesystem zur visuellen Unterstützung einer Flugsteuerung eines Multicopters durch
einen Benutzer, mit
• einer an dem Multicopter vorgesehenen Kamera zur Erzeugung eines Videosignals,
• einer Bedienungseinheit, insbesondere einer Fernbedienung, zum Bereitstellen eines
Eingabebefehls für eine Steuerungseinheit des Multicopters,
• einem Display zur Anzeige des Videosignals,
• zumindest einer Sensoreinheit zur fortlaufenden Ermittlung von Messwerten in Abhängigkeit
des momentanen Flugzustandes des Multicopters,
gekennzeichnet durch
eine Bildbereitstellungseinheit zur Bereitstellung eines Live-Bildes entsprechend
einem die aktuelle Flugbewegung repräsentierenden Bewegungsvektor des Multicopters,
wobei die Bildbereitstellungseinheit zum Erhalt einer Information bezüglich des Flugzustands
des Multicopters ausgebildet ist und mittels der Bildbereitstellungseinheit
• ein Live-Bildausschnitt aus einem durch das Videosignal repräsentierten Gesamtbild erzeugbar ist, wobei der Live-Bildausschnitt
einem Sichtbereich der Kamera um die momentane Flugrichtung entspricht, und/oder
• die Kamera basierend auf der Information zumindest elevativ gesteuert ausrichtbar
ist, wobei die Kamera bewegbar am Multicopter befestigt ist.
14. Anzeigesystem nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
für die Ausrichtung der Kamera eine elevative Winkeldifferenz (αkv) berücksichtigt wird.
15. Computerprogrammprodukt, das auf einem maschinenlesbaren Träger gespeichert ist, oder
Computer-Daten-Signal, verkörpert durch eine elektromagnetische Welle, zur Ausführung
eines computerimplementierten Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 10, insbesondere
wobei das computerimplementierte Verfahrens das Computerprogrammprodukt oder das Computer-Daten-Signal
verkörpert.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Computerimplementiertes Verfahren zur Flugsteuerung eines Multicopters, welcher
• mindestens vier Propeller aufweist, die mittels eines Ausgabebefehls ansteuerbar
sind,
• zumindest eine Sensoreinheit zur fortlaufenden Ermittlung von Messwerten bezüglich
eines momentanen Flugzustandes des Multicopters aufweist, und
• ein körpereigenes Bezugssystem definiert,
wobei der Multicopter durch ein Betreiben der Propeller basierend auf dem Ausgabebefehl
in den Flugzustand versetzbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein den Flugzustand beeinflussender Eingabebefehl derart verarbeitet wird, dass der
Multicopter eine aufgrund des Eingabebefehls für ein Tragflächenflugzeug zu erwartende
Flugbewegung ausführt, indem
• der Eingabebefehl erhalten wird,
• in Abhängigkeit von dem Eingabebefehl eine Solländerung bezüglich eines kinematischen
Bezugssystems des Multicopters für den Flugzustand abgeleitet wird,
• ein Verhältnis der Solländerung zum körpereigenen Bezugssystem berechnet wird und
die Solländerung in das körpereigene Bezugssystem transformiert wird, und
• in Abhängigkeit von der transformierten Solländerung der Ausgabebefehl zur Ansteuerung
der Propeller aktualisiert wird.
2. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Ausgabebefehl durch Ansteuergrössen zur Ansteuerung der Propeller verkörpert
ist und die Ansteuergrössen in Abhängigkeit von den Messwerten und dem Eingabebefehl
geregelt werden.
3. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Erhalt eines Gieränderungsbefehls als Eingabebefehl eine Gierregelung mittels
derartiger, insbesondere fortlaufender, Aktualisierung des Ausgabebefehls erfolgt,
dass ein gegebener oder geregelter Nickwinkel des Multicopters durch die Gierregelung
unverändert bleibt und eine Gierwinkeländerung entsprechend des Gieränderungsbefehls
erfolgt, insbesondere wobei eine Flugbahnkrümmung erzeugt wird.
4. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Detektion einer auf den Multicopter einwirkenden Seitengeschwindigkeit eine automatische
Gierregelung fortlaufend derart erfolgt, dass eine körpereigene Vorwärtsorientierung
des Multicopters an eine aus der detektierten Seitengeschwindigkeit resultierende
Flugrichtung angenähert wird, insbesondere wobei die resultierende Flugrichtung im
Wesentlichen gleichgerichtet ist zu einer Richtung der detektierten Seitengeschwindigkeit.
5. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Erhalt eines Schubänderungsbefehls als Eingabebefehl eine Schubregelung mittels
derartiger, insbesondere fortlaufender, Aktualisierung des Ausgabebefehls erfolgt,
dass eine definierte Änderung der Rotationsgeschwindigkeit von zumindest zwei Propellern
und eine Nickwinkeländerung des Multicopters bewirkt wird und dadurch eine Bewegungsgeschwindigkeit
des Multicopters entsprechend dem Eingabebefehl angepasst wird, wobei ein die aktuelle
Flugbewegung repräsentierender Bewegungsvektor zumindest im Rahmen der Schubregelung
richtungsstabil gehalten wird, insbesondere wobei der Multicopter auf einer durch
die aktuelle Flugbewegung definierten Bewegungsachse (13) gehalten wird,
insbesondere wobei eine Flugbahn des Multicopters im Sinkflug oder Steigflug durch
die Schubregelung ungekrümmt bleibt.
6. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
• in Abhängigkeit von dem Schubänderungsbefehl eine Soll-Bewegungsgeschwindigkeit
des Multicopters als Führungsgrösse abgeleitet wird und
• in Abhängigkeit von der Führungsgrösse und von den durch die zumindest eine Sensoreinheit
bereitgestellten Messwerten die Ansteuergrössen für die Propeller so geregelt aktualisiert
werden, dass der Multicopter in einen Flugzustand mit der Soll-Bewegungsgeschwindigkeit,
insbesondere wobei der die aktuelle Flugbewegung repräsentierende Bewegungsvektor
beibehalten wird, versetzt wird.
7. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Erhalt eines Nickänderungsbefehls als Eingabebefehl eine Nickregelung dadurch
erfolgt, dass durch die Aktualisierung von zumindest einer Ansteuergrösse eine Nickwinkeländerung
für den Multicopter derart bewirkt wird, dass der Multicopter in einen Flugzustand
mit einem aus dem Nickänderungsbefehl abgeleiteten Soll-Nickwinkel versetzt wird,
insbesondere wobei der Soll-Nickwinkel als Führungsgrösse verarbeitet wird.
8. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Rahmen einer Rollregelung, bei Erhalt eines Rolländerungsbefehls als Eingabebefehl,
• eine Rollwinkeländerung im kinematischen Bezugssystem erzeugt wird,
• besagte Rollwinkeländerung in eine Solländerung im körpereigenen Bezugssystem transformiert
wird, und
• unter Berücksichtigung der transformierten Solländerung der Ausgabebefehl zur Ansteuerung
der Propeller aktualisiert wird.
9. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Eingabebefehl durch zumindest einen Teil-Eingabebefehl aus der folgenden Gruppe
verkörpert ist:
• Schubänderungsbefehl,
• Nickänderungsbefehl,
• Rolländerungsbefehl,
• Gieränderungsbefehl,
und die Solländerung zumindest eine Teil-Solländerung aus der folgenden Gruppe repräsentiert:
• Bewegungsgeschwindigkeit,
• Nickwinkeländerung,
• Gierwinkeländerung,
• Rollwinkeländerung,
insbesondere wobei der aktualisierte Ausgabebefehl mit zumindest einer Teil-Solländerung
korreliert und eine Leistungsänderung von mindestens einem Propeller bewirkt.
10. Computerimplementiertes Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verfahren als Flugzeug-Flugmodus einer Steuerungseinheit eines Multicopters ausgeführt
wird, insbesondere wobei der Flugzeug-Flugmodus automatisch bei Überschreiten einer
Grenzgeschwindigkeit (vs) des Multicopters aktiviert wird bzw. bei Unterschreiten der Grenzgeschwindigkeit
deaktiviert wird.
11. Flugsteuerungssystem für einen Multicopter, mit
• einer Steuerungseinheit zum Ansteuern von motorisierten Propellern des Multicopters
und
• einer Bedienungseinheit, insbesondere einer Fernbedienung, zum Erteilen eines Eingabebefehls
für die Steuerungseinheit,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Steuerungseinheit dazu ausgebildet ist, den Eingabebefehl derart zu verarbeiten,
dass die Propeller derart ansteuerbar sind, dass der Multicopter eine aufgrund des
Eingabebefehls für ein Tragflächenflugzeug zu erwartende Flugbewegung ausführt, wobei
das Flugsteuerungssystem ein computerimplementiertes Verfahren gemäss einem der vorangehenden
Ansprüche ausführt.
12. Flugsteuerungssystem nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Steuerungseinheit einen implementierten Flugzeug-Flugmodus aufweist, bei dessen
Ausführung ein Verfahren zur Flugsteuerung nach einem der Ansprüche 1 bis 10 ausgeführt
wird.
13. Anzeigesystem zur visuellen Unterstützung einer Flugsteuerung eines Multicopters durch
einen Benutzer, mit
• einer an dem Multicopter vorgesehenen Kamera zur Erzeugung eines Videosignals,
• einer Bedienungseinheit, insbesondere einer Fernbedienung, zum Bereitstellen eines
Eingabebefehls für eine Steuerungseinheit des Multicopters,
• einem Display zur Anzeige des Videosignals,
• zumindest einer an dem Multicopter vorgesehenen Sensoreinheit zur fortlaufenden
Ermittlung von Messwerten in Abhängigkeit des momentanen Flugzustandes des Multicopters,
gekennzeichnet durch
eine Bildbereitstellungseinheit zur Bereitstellung eines Live-Bildes entsprechend
einem die aktuelle Flugbewegung repräsentierenden Bewegungsvektor des Multicopters,
wobei die Bildbereitstellungseinheit zum Erhalt einer Information bezüglich des Flugzustands
des Multicopters ausgebildet ist und mittels der Bildbereitstellungseinheit
• ein Live-Bildausschnitt aus einem durch das Videosignal repräsentierten Gesamtbild erzeugbar ist, wobei der Live-Bildausschnitt
einem Sichtbereich der Kamera um die momentane Flugrichtung entspricht, und/oder
• die Kamera basierend auf der Information zumindest elevativ gesteuert ausrichtbar
ist, wobei die Kamera bewegbar am Multicopter befestigt ist.
14. Anzeigesystem nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
für die Ausrichtung der Kamera eine elevative Winkeldifferenz (αkv) berücksichtigt wird.
15. Computerprogrammprodukt, das auf einem maschinenlesbaren Träger gespeichert istverkörpert
durch eine elektromagnetische Welle, zur Ausführung eines computerimplementierten
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 10, insbesondere wobei das computerimplementierte
Verfahrens das Computerprogrammprodukt verkörpert.