[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und nach
diesem Verfahren hergestellte Werkzeuge nach dem Oberbegriff des nebengeordneten Anspruchs
10, die beispielsweise zum Honen oder Finishen eingesetzt werden können. Die Erfindung
ist aber nicht auf Honleisten und Finish-Steine beschränkt, sondern kann beispielsweise
auch zum Herstellen von Schleifwerkzeugen oder anderen Werkzeugen eingesetzt werden.
Nachfolgend wird die Erfindung exemplarisch am Beispiel von Honleisten erläutert.
Schutz wird auch für andere Werkzeuge beansprucht.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, Honleisten-Rohlinge durch Sintern herzustellen.
In der gesinterten und meist metallischen Bindung dieser Rohlinge sind Hartstoff-Körner,
zum Beispiel aus Diamant, gebunden. Zur Fertigstellung der gesinterten Rohlinge wird
die spätere Arbeitsfläche der Honleiste durch (Rund-)Schleifen in die gewünschte Form
gebracht (Konditionierung) und anschließend durch Aufrauen geschärft.
[0003] Beim Schleifen bzw. Konditionieren erhält die Honleiste die gewünschte Wölbung, welche
dem Durchmesser der zu honenden Bohrung entspricht, und die notwendige Geradheit.
Das Schärfen betrifft die Topographie der Arbeitsfläche. Dabei entstehen erhabene
Schneidkörner und eine zurückgesetzte Bindungsmatrix. Das Merkmal der geschärften
Arbeitsfläche sind die erhabenen Schneidkörner, welche aus der Bindungsmatrix herausragen.
Entsprechendes gilt für das Konditionieren eines Schleifwerkzeugs.
[0004] Eine Alternative zu dieser Art der Konditionierung ist das selektive Abtragen der
Bindung. Hier ist das elektrochemische Abtragverfahren zu nennen, bei dem die metallische
Bindung durch Elektrolyse zurückgesetzt wird. Dadurch ragt das Schneidkorn über die
Bindung heraus. Dieses Verfahren ist in der Literatur als ELID-Verfahren bekannt (Elektrolytisches
in-Prozess Abrichten) und in der
DE 100 42 613 A1 beschrieben.
[0005] Die
DE 10 2004 011 985 B4 offenbart einen Laserprozess mit selektiver Ablation, mit dem zunächst die Makroform
durch Abtragen von Schneidkorn und Bindung hergestellt wird und dann das erhabene
Schneidkorn durch weiteres Abtragen der Bindung entsteht.
[0006] Die aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren zum Konditionieren und Schärfen
der Arbeitsfläche sind sehr aufwendig, da sie zahlreiche Prozessschritte umfassen,
die nacheinander auf verschiedenen Vorrichtungen und Maschinen ausgeführt werden.
Offenbarung der Erfindung
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Formgebung der späteren
Arbeitsfläche eines Werkzeugs, insbesondere einer Honleiste oder eines Schleifwerkzeugs,
und zur Konditionierung der Arbeitsfläche bereitzustellen, das einfach ausführbar
ist und wenig Zeit benötigt. Außerdem sollen nur wenige Vorrichtungen und Maschinen
zur Durchführung des Verfahrens benötigt werden. Darüber hinaus soll ein Werkzeug
mit weiter verbesserten Eigenschaften bereitgestellt werden.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäße gelöst durch das Verfahren gemäß Anspruch 1.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es, den in der Regel gesinterten Rohling in
einem Arbeitsgang so zu bearbeiten, dass die Arbeitsfläche geformt wird und ein nachgelagertes
Schärfen der Arbeitsfläche nicht erforderlich ist. Vielmehr kann der Rohling ohne
weitere Bearbeitung eingesetzt werden. Die Randzone, deren Gefüge erfindungsgemäß
verändert wurde, verschleißt sehr rasch, sobald sie in Kontakt mit dem zu bearbeitenden
Werkstück gelangt und setzt dadurch die eigentliche Arbeitsfläche des Werkzeugs frei.
Unter Randzone ist der Materialbereich zu verstehen, welcher sich unmittelbar unterhalb
der Oberfläche befindet. Die Tiefe der Randzone ist ein wichtiger Bearbeitungsparameter
des erfindungsgemäßen Verfahrens und wird zur Formgebung der Arbeitsfläche gezielt
gesteuert.
[0010] Es geht also nicht wie bei der herkömmlichen Bearbeitung von Rohlingen darum, nach
der Konditionierung der Arbeitsfläche das einzelne Schneidkorn frei zu stellen, indem
die Bindung durch eine Laserbearbeitung zurückgesetzt wird.
[0011] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird im Bereich der Arbeitsfläche das Gefüge
vor allem der Bindung so behandelt, dass ein Randzonengefüge entsteht, welches sehr
schnell verschleißt und nach einer sehr kurzer EingriffsZeit zwischen Werkzeug und
Werkstück abgetragen wird, so dass die darunter liegende Arbeitsfläche freigelegt
wird und die Bearbeitung des Werkstücks beginnt.
[0012] Bei erfindungsgemäß bearbeiteten Honleisten wird das Randzonengefüge bereits durch
wenige Doppelhübe der Honspindel abgetragen. In der Regel werden 10 - 20 Doppelhübe
dafür benötigt.
[0013] Anders ausgedrückt: Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird dadurch gelöst,
dass die Bindung im Bereich einer Randzone der Arbeitsfläche gezielt verändert und
in ihrer Festigkeit geschwächt wird, so dass diese Randzone besonders schnell verschleißt.
In der Randzone befindet sich sowohl Bindungswerkstoff als auch Schneidkorn. Es ist
in der Regel ausreichend, wenn der Bindungswerkstoff der Randzone verändert und versprödet
wird.
[0014] Die erfindungsgemäße Gefügeveränderung in einer Randzone kann prinzipiell auf verschiedenste
Arten und Weisen vorgenommen werden. Wichtig ist, dass vor allem das Gefüge der Bindung
im Bereich der Randzone so verändert wird, dass die Konglomerate der Bindung nur noch
sehr wenig miteinander verbunden sind, so dass beim Einsatz des erfindungsgemäßen
Werkzeugs nach dem Kontakt der Randzone mit der zu bearbeitenden Oberfläche des Werkstücks
diese Randzone gewissermaßen "zerfällt" und dadurch die Arbeitsfläche, welche sich
am Übergang zwischen der Randzone und der nicht in ihrem Gefüge veränderten Bindung
befindet, freigelegt wird.
[0015] Erfindungsgemäß kann die Gefügeveränderung lokal unterschiedlich vorgenommen werden.
Dies bedeutet beispielsweise, dass die Eindringtiefe beziehungsweise die Dicke der
Randzone lokal unterschiedlich ist. Dadurch lassen sich weitestgehend frei geformte
Arbeitsflächen des erfindungsgemäßen Werkzeugs herstellen. Wenn man beispielsweise
von einer ebenen Oberfläche des Rohlings eines Werkzeugs ausgeht, dann ist es möglich,
eine ebene Arbeitsfläche zu schaffen, indem die die Tiefe T der Gefügeveränderung
bzw. der Randzone über die gesamte Oberfläche konstant gehalten wird.
[0016] Wenn man eine konkav oder konvex gekrümmte Arbeitsfläche herstellen will, dann wird
die Eindringtiefe bezogen auf die Oberfläche des Rohlings lokal variiert, so dass
sich die gewünschte Geometrie der Arbeitsfläche einstellt (siehe Figur 3).
[0017] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen,
dass die Gefügeveränderung eine lokale Versprödung der Randzone bewirkt. Die Gefügeveränderung
kann auch durch die Bildung von Konglomeraten in der Matrix und die Bildung von Rissen
zwischen den Konglomeraten erfolgen.
[0018] Eine solche Gefügeveränderung durch Versprödung und/oder die Bildung von Konglomeraten
und Rissen zwischen den Konglomeraten kann sehr einfach und prozesssicher durch eine
thermische Behandlung erfolgen. Es gibt hierzu eine Vielzahl möglicher Verfahren.
Beispielsweise kann die Gefügeveränderung durch einen Laserstrahl, einen Elektrodenstrahl
oder durch Induktion erfolgen, wenn die Bindung oder die Körner des Rohlings induktiv
erwärmt werden können. Selbstverständlich ist es auch möglich, die Gefügeveränderung
durch andere Wärmequellen zu bewirken. Es ist ebenso möglich, die Gefügeveränderung
durch eine chemische Behandlung der Randzone vorzunehmen. Beispielsweise kann, wenn
die Matrix des Rohlings Kupfer enthält, die Bindung der Kupferatome in der Matrix
durch die Behandlung mit Wasserstoff gelöst oder zumindest so weit gelockert werden,
dass die Matrix im Bereich der Randzone versprödet.
[0019] Ebenso ist es möglich, die Gefügeänderung im Bereich der Randzone durch eine mechanische
Behandlung vorzunehmen.
[0020] Die Erfindung betrifft weiter ein Werkzeug zum Spanen mit geometrisch unbestimmter
Schneide, wobei das Werkzeug eine Matrix aufweist, in der Schneidkörner gebunden sind
und wobei das Werkzeug nach einem der vorhergehenden Verfahren hergestellt ist.
[0021] Insbesondere kann das erfindungsgemäße Werkzeug eine Honleiste, ein Finish-Stein
oder ein Schleifwerkzeug sein.
[0022] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das erfindungsgemäße Werkzeug an den Kunden ausgeliefert
wird in dem Zustand nach der Gefügeveränderung, ohne dass die in ihrem Gefüge veränderte
Randzone abgetragen wurde. Dann stellt die Randzone gewissermaßen einen Schutz der
Arbeitsfläche vor mechanischen Beschädigungen oder Verschmutzung dar.
[0023] Das erfindungsgemäße Werkzeug wird vom Nutzer mit der Randzone in Betrieb genommen
und schärft sich in kürzester Zeit selbst, weil die in ihrem Gefüge veränderte Randzone
nach wenigen Sekunden unmittelbar nachdem sie Kontakt mit der zu bearbeitenden Werkstückoberfläche
hat, verschleißt und damit die eigentliche Arbeitsfläche freigesetzt wird.
[0024] Die Intensität der Gefügeveränderung kann im Fall eines Laserstrahls dadurch sehr
gut gesteuert werden, dass die Leistung des Laserstrahls gesteuert wird. Ein weiterer
Parameter ist die Fokussierung beziehungsweise die Lage des Brennpunkts des Laserstrahls
relativ zu der Oberfläche des Rohlings. Wenn der Fokus des Laserstrahles etwa in der
Oberfläche des Rohlings liegt, ist dort die Leistungsdichte am höchsten und entsprechend
treten hohe Temperaturen und lokal sehr hohe Temperaturgradienten auf, die die gewünschte
Gefügeveränderung und/oder Bildung von Konglomeraten bewirken.
[0025] Aus Gründen der Produktivität wird man bei einem solchen sehr fokussierten Laserstrahl,
der auf verschiedenen Bahnen, die sich nicht berühren, über die Oberfläche des Rohlings
führen. Die verbleibenden "unbehandelten" schmalen Bereiche in der Oberfläche des
Rohlings zwischen diesen Bahnen sind so schwach, dass sie ebenfalls sehr rasch verschleißen,
wenn der erfindungsgemäße Schleifkörper beziehungsweise das erfindungsgemäße Werkzeug
in Eingriff mit der zu bearbeitenden Oberfläche gebracht wird.
[0026] Alternativ ist es auch möglich, dass der Fokus des Laserstrahls nicht direkt auf
der Oberfläche oder in der zu bearbeitenden Randzone des Werkzeugs liegt, sondern
etwas außerhalb des Rohlings liegt, so dass der Laserstrahl dort wo er auf die Oberfläche
des Rohlings auftrifft, einen größeren Durchmesser und damit eine größere Breite und
geringere Intensität hat. Bei dieser Ausgestaltung des Verfahrens ist es möglich,
die gesamte Oberfläche des Rohlings in den gewünschten Bereichen lückenlos zu behandeln,
so dass eine sehr gleichmäßige Gefügeveränderung auftritt.
[0027] Die Versprödung wird beispielhaft erreicht durch die Behandlung der Oberfläche mit
einem Laserstrahl. Es wird jedoch keine selektive Ablation praktiziert, sondern ein
lokales Aufschmelzen und Wiedererstarren, bei dem eine Oxidation der Metallmatrix
in der Atmosphäre unter Aufnahme von z.B. Stickstoff, Kohlenstoff oder Sauerstoff
stattfindet. Dies führt zu einer Versprödung der Randzone. Weiterhin wird die Versprödung
gefördert durch den steilen Abkühlungsgradienten, so dass thermische Spannungen im
Gefüge entstehen und dadurch Mikrorissausbildungen entstehen, welche zur Bildung von
Konglomeraten führen. Die Tiefe, bis zu der der Laserstrahl in der Randzone wirkt,
ist ein Parameter des Prozesses. Die Ebene, bis zu der die Randzonenveränderung stattfindet,
kann auch gewölbt verlaufen, als konvexe Oberfläche für eine Honleiste für die Bohrungsbearbeitung
oder als konkave Oberfläche für eine Finish-Honleiste für Außenbearbeitung von Wellen.
Auch kann die Ebene eben verlaufen, welches für die Planbearbeitung notwendig ist.
[0028] Der Laserstrahl kann an der Arbeitsfläche längliche Riefen oder punktförmige Vertiefungen
mit seitlichen Grataufwürfen erzeugen. Diese Riefen oder Vertiefungen können mit einem
Laserstrahl erzeugt werden, dessen Fokus F sich in unmittelbarer Nähe der Oberfläche
des Rohlings befindet.
[0029] Die Riefen oder punktförmigen Vertiefungen können in beliebiger Anordnung auf der
Oberfläche des Rohlings eingebracht werden. Sie können auch in unterschiedlicher Dichte
angeordnet werden, so dass lokal ein unterschiedlicher Grad an Versprödung entsteht.
Diese Grate oder Grataufwürfe entlang den Riefen sind ebenfalls versprödet und üben
ebenfalls eine abrasive Funktion auf die benachbarte Bindungsfläche aus.
[0030] Alternativ kann die erfindungsgemäße Gefügeveränderung auch mit einem defokussierten
Laserstrahl erzeugt werden können, dessen Fokus F einen gewissen Abstand zu der Oberfläche
des Rohlings hat.
[0031] Dann wird bei ausreichender Strahlintensität die Oberfläche des Rohlings flächig
und ohne Lücken vom Laserstrahl erfasst, so dass keine Riefen oder Vertiefungen entstehen,
sondern eine vollflächige Gefügeumwandlung stattfindet, was in der Regel die Bildung
von grobkörnigen Konglomeraten bzw. eine Versprödung bewirkt.
[0032] Nachdem eine derartig aufbereitete Arbeitsfläche einer Honleiste in das Honwerkzeug
eingebaut wurde, erfolgt der erste Kontakt der Honleistenfläche mit der Bohrungswandung.
Unter Einfluss der Kinematik und wegen des Anpressdrucks der Honleiste wird die Randzonenstruktur,
welche durch den vorhergehenden erfindungsgemäßen Prozess, insbesondere die thermische
Behandlung der Randzone durch einen Laser, einen Elektronenstrahl oder auf andere
Weise, grobkörnig und niedrig kohäsiv beschaffen ist, durch Gleitverschleiß schnell
abgetragen.
[0033] Bereits nach wenigen Doppelhüben ist die Randzone abgetragen, so dass die Ebene freiliegt,
ab der die gesinterte und unveränderte Bindungsstruktur vorliegt. Diese Ebene ist
die Arbeitsfläche der Honleiste bzw. des Schneidwerkzeugs.
[0034] Da jedoch Schneidkörner teilweise in die versprödete Randzone hineinragten, aber
überwiegend in der Feinstruktur der gesinterten Bindung verankert sind, stehen diese
Schneidkörner nach dem Abtrag der Randzone über die Oberfläche der Bindung hinaus
und stehen für den Abtragprozess sofort zur Verfügung. Diese Oberfläche ist die Arbeitsfläche
der Honleiste.
Zusätzlich entsteht eine Läppwirkung, da die Grate an der Laserspur ebenfalls abrasiv
wirken; so wie ein freies Läppkorn, welches sich zwischen Bindung und Bohrungswand
herausbewegt.
[0035] Es bleibt zu erwähnen, dass der Laserprozess angewendet werden kann unabhängig von
der topografischen Beschaffenheit der Honleistenfläche. Die Laserbehandlung kann unmittelbar
nach dem Sintern erfolgen, es kann jedoch auch eine bereits geschliffene Arbeitsfläche
vorliegen, die deshalb geschliffen wurde, um als Auflagefläche zu dienen für die Bearbeitung
anderer Geometrien der Honleiste, welche in ihrer Lage von der Arbeitsfläche abhängig
sind. Für den erfindungsgemäßen Prozess ist die Beschaffenheit der Oberfläche nicht
maßgebend.
[0036] Das vorgeschlagene Verfahren verkürzt den Herstellungsprozess der Werkzeuge, wie
z. B. Honleisten, Finish-Steine oder Schleif-Werkzeuge, vom Herstellen des Rohlings,
z. B. durch Sintern bis zur einsatzfähigen Honleistenoberfläche ganz erheblich. Damit
sind erhebliche Kosteneinsparungen verbunden. Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten von
mehreren Stunden werden reduziert auf einige Minuten. Das Rundschleifen und anschließende
Aufrauen mit losem Korn kann vollständig entfallen.
[0037] Weiter Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden
Zeichnung und deren Beschreibung entnehmbar.
[0038] Zeichnung:
Figur 1: ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bearbeiteter Rohling im Längsschnitt,
Figur 2: der Rohling gemäß Figur 1 mit freigelegter Arbeitsfläche,
Figur 3: Schnittdarstellungen von nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bearbeiteten
Rohlingen,
Figur 4: eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Gefügeumwandlung durch
einen defokussierten Laserstrahl;
Figur 4: eine partiell bearbeitete Oberfläche eines Rohlings Figur 5: eine Ansicht
von oben auf eine Oberfläche eines Rohlings;
Figur 6: eine partiell bearbeitete Oberfläche eines Rohlings und
Figur 7: die freigelegte Arbeitsfläche eines erfindungsgemäßen Werkzeugs.
Beschreibung der Ausführungsbeispiele
[0039] In der Figur 1 wird als Beispiel für ein erfindungsgemäßes Werkzeug eine Honleiste
20 im Längsschnitt nach der erfindungsgemäßen Versprödung einer Randzone 3 dargestellt.
[0040] Die Honleiste 20 umfasst einen Fuß 1 (der auch als Tragleiste bezeichnet wird). Der
Fuß 1 besteht meistens aus Stahl. Auf dem Fuß 1 wird Material in der Regel durch Sintern
aufgebracht. Es werden auch Honleisten ohne Stahlfuß hergestellt. Für die Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dies jedoch ohne Bedeutung.
[0041] Das Material ist ein Sintergefüge 2 und besteht aus einer Bindung oder Bindungsmatrix
4 und Schneidmittel 5, welches in die Bindung 4 eingebettet ist. Nach dem Sintern
erstreckt sich das Sintergefüge 2 vom Fuß 1 bis zu einer Oberfläche 15 eines gesinterten
Rohlings. Dieser Zustand ist nicht dargestellt in Figur 1.
[0042] Erfindungsgemäß wird im Bereich einer Randzone 3 das Gefüge des Rohlings gezielt
verändert. Die Gefügeveränderung kann in der Bildung von relativ grobkörnigen Konglomeraten
bestehen, die untereinander nur schwach verbunden sind, so dass die Matrix im Bereich
der Randzone 3 versprödet.
[0043] Die Versprödung kann thermisch oder auf andere Weise, z. B. chemisch oder mechanisch,
erfolgen. Die thermische Versprödung kann zum Beispiel durch einen Laserstrahl, einen
Elektronenstrahl oder durch Induktion erfolgen. Wichtig ist in jedem Fall, dass die
gewünschte Gefügeveränderung und/oder Versprödung stattfindet; meist bildet sich durch
die erfindungsgemäße Behandlung der Randzone 3 dort ein gröberes Gefüge, das im Zusammenhang
mit der Erfindung auch als Konglomerat bezeichnet wird.
[0044] Die spätere Arbeitsfläche 6 der Honleiste 20 liegt im Inneren des Rohlings an der
Grenze zwischen der Randzone 3 und dem verbliebenen Sintergefüge 2, dessen Gefüge
nicht verändert wurde.
[0045] Die Lage und Form der Arbeitsfläche 6 wird durch eine Tiefe T der Randzone 3 bestimmt.
Anders ausgedrückt: Durch die Steuerung der lokalen Eindringtiefe der erfindungsgemäßen
Versprödung und/oder Gefügeumwandlung ausgehend von der Oberfläche 15 werden die Lage
und die Form der Arbeitsfläche 6 gesteuert. Weil ein Laserstrahl und ein Elektronenstrahl
das Sintergefüge 2 "punktgenau" umwandeln, lassen sich auch gekrümmte Arbeitsflächen
6 (siehe die Figur 3a und c) sehr präzise und reproduzierbar ohne nennenswerten zusätzlichen
Aufwand herstellen. Das erfindungsgemäße Verfahren ist jedoch nicht auf diese Strahlquellen
beschränkt.
[0046] Die Randzone 3 ist in der Figur 1 nach der erfindungsgemäßen Gefügeumwandlung dargestellt.
Sie stellt sich als grobkörnige, versprödete Struktur mit Konglomeraten 13 dar, in
der jedoch auch Schneidmittel 5 eingelagert sind. Das Bezugszeichen 6 kennzeichnet
die Arbeitsfläche der Honleiste 20. In diesem Zustand ist die Bearbeitung der Honleiste
20 abgeschlossen. Die Randzone 3 muss nicht beim Hersteller der Honleiste 20 entfernt
werden. Das kann vielmehr beim Anwender erfolgen, wenn die Honleiste 20 und mit ihr
die Randzone 3 in Kontakt mit dem Werkstück gelangt. Dann verschleißt die Randzone
3 sehr schnell und legt die Arbeitsfläche 6 frei.
[0047] In der Figur 2 ist die eingelaufene Honleiste 2 mit freigelegter Arbeitsfläche 6
dargestellt. Die Arbeitsfläche 6 weist erhabene Schneidkörner 8 auf. Diese erhabenen
Schneidkörner 8 sind überwiegend im Sintergefüge verankert und ragen im Bereich der
Arbeitsfläche 6 mit dem Teil über die Bindung 4 hinaus dem sie in die Randzone 3 Randzone
hineinragten. Das erhabene Schneidkorn 8 ragt über die zurück gesetzte Bindungsmatrix
heraus.
[0048] Figur 3 zeigt verschiedene Ausführungen von Laserbehandlungen. In der Figur 3 a)
ist die Arbeitsfläche 6 der Honleiste konvex gekrümmt. Die Krümmung der Arbeitsfläche
6 entspricht dem Krümmungsradius der zu bearbeitenden (Zylinder-)Bohrung.
[0049] In der Figur 3 b) ist die Arbeitsfläche 6 der Honleiste eben.
[0050] In der Figur 3 c) ist die Arbeitsfläche 6 der Honleiste konkav gekrümmt. Die Krümmung
der Arbeitsfläche 6 kann dem Radius der Kolbenstange eines Hydraulikzylinders entsprechen,
der durch Langhubhonen bearbeitet werden soll.
[0051] In der Figur 4 ist die Bearbeitung/Gefügeveränderung der Oberfläche 15 eines Rohlings
mit Hilfe eines Laserstrahls sehr schematisch und stark vereinfacht dargestellt.
[0052] Mit dem Bezugszeichen 19 ist eine Laserquelle bezeichnet. Die Laserquelle erzeugt
einen Laserstrahl 21, der einen Brennpunkt F aufweist. In der Figur 4 befindet sich
der Brennpunkt F beabstandet zu der Oberfläche 15 des Rohlings 20. Dies bedeutet,
dass der Laserstrahl 21 dort wo er auf der Oberfläche 15 des Rohlings 20 auftrifft,
einen Durchmesser D aufweist, der größer ist als die Dicke des Laserstrahls 19 im
Brennpunkt F.
[0053] Durch die Lage des Brennpunkts F relativ zu der Oberfläche 15 des Rohlings 20 kann
der Durchmesser D des Laserstrahls 21 an der Oberfläche 15 gesteuert werden. Gleichzeitig
wird damit auch die Leistungsdichte [W/mm
2] des Laserstrahls 19 auf der Oberfläche 15 gesteuert. Wenn also die Leistungsdichte
erhöht werden soll, dann wird der Brennpunkt F näher an die Oberfläche oder direkt
in die Oberfläche 15 des Rohlings gelegt.
[0054] Wenn die Leistungsdichte verringert werden soll, wird der Abstand zwischen dem Brennpunkt
F und der Oberfläche 15 des Rohlings vergrößert.
[0055] Über die Leistungsdichte lässt sich die Tiefe T (siehe Figur 3) der Gefügeveränderung
steuern. Ein weiterer Parameter zur Steuerung der Tiefe T und damit der Dicke der
Randzone 3 ist die Leistung des Laserstrahls 21.
[0056] Ein Laserstrahl ist wegen seiner guten Steuerbarkeit besonders geeignet, um die erwünschte
Gefügeveränderung im Bereich der Randzone 3 vorzunehmen. Selbstverständlich ist die
Erfindung jedoch nicht auf diese Energiequelle beschränkt.
Die konvexe Trennfläche zwischen Sintergefüge und versprödeter Randzone kann durch
die Absorption des Laserstrahls und dessen Parametrisierung erzeugt werden.
[0057] In der Figur 5 ist ebenfalls sehr schematisch eine Oberfläche 15 eines Rohlings von
oben dargestellt. Mit den strichpunktierten Linien 17 ist der Weg des Laserstrahls
21 über dieser Oberfläche 15 dargestellt. Der Laserstrahl 21 wird auf parallelen Bahnen,
die zueinander beabstandet sind, geführt. Wenn der Abstand S zwischen zwei benachbarten
Bahnen 17 gleich oder kleiner dem Durchmesser D des Laserstrahls 21 ist, dort wo er
auf der Oberfläche 15 auftrifft, dann wird die gesamte Oberfläche 15 mindestens einmal
von dem Laserstrahl 21 erfasst und es findet auf der gesamten Oberfläche 15 die gewünschte
Gefügeumwandlung statt.
[0058] Wenn der Durchmesser D des Laserstrahls kleiner ist als der Abstand S der Bahnen
17 entlang derer der Laserstrahl 21 über die Oberfläche 15 geführt wird, dann bleiben
zwischen den Bahnen 17 schmale Streifen stehen, die der Laserstrahl 21 nicht erfasst
hat. Je nachdem wie hoch die Leistungsdichte des Laserstrahls 21 ist und wie schnell
der Laserstrahl entlang der Bahnen 17 geführt wurde, kann trotzdem in diesen nicht
direkt vom Laserstrahl 21 erfassten Bereichen die gewünschte Gefügeveränderung stattfinden.
[0059] Es ist jedoch auch möglich, dass in diesem schmalen Streifen keine Gefügeveränderung
stattfindet. Diese schmalen Streifen können, wenn die Randzone in Kontakt mit dem
zu bearbeitenden Werkstück gebracht wird, den auf sie wirkenden Kräften nicht widerstehen
und brechen dann sehr schnell ab, so dass auch bei dieser Strahlführung der erfindungsgemäße
Effekt eintritt, dass nämlich nach wenig beziehungsweise sehr kurzen Kontaktzeit zwischen
der Randzone 3 und der Oberfläche des zu bearbeitenden Werkstücks die Randzone verschleißt
und die eigentliche Arbeitsfläche freigelegt wird.
[0060] Der Laserstrahl kann, wie erläutert, sowohl flächig als auch linien- oder punktförmig
in bestimmten Mustern die Oberfläche erfassen und dort die Gefügeumwandlung herbeiführen.
[0061] Die Versprödung der Randzone kann unterschiedliche Skalierungen aufweisen, von einer
Versprödung in sehr geringer Tiefe bis zu einem Abtragen vom versprödeten Material.
Die Laserbehandlung kann flächig erfolgen aber auch linienförmig in unterschiedlichen
Abständen und energetischen Intensitäten.
[0062] Figur 6 zeigt eine REM-Aufnahme einer erfindungsgemäßen Arbeitsfläche einer Honleiste.
Dabei wurde ein fokussierter Laserstrahl entlang einer Linie 17 über die Arbeitsfläche
6 geführt. Dadurch entstanden eine Riefe und Konglomerate 13.
[0063] Die Riefe ist die unmittelbare Spur des Laserstrahls. Rechts davon sind die Gefügeveränderungen,
bzw. die Konglomerate 13 sichtbar. Bei diesem Ausführungsbeispiel haben die Konglomerate
13 ganz unterschiedliche Größen, zwischen denen Risse vorhanden sind, die eine deutliche
Lockerung der Bindung untereinander bewirken und Teil der Gefügeuwmandlung sind.
[0064] Die Grate 25 unmittelbar neben der Riefe an der Laserspur wirken ebenfalls abrasiv,
so wie ein freies Läppkorn, welches sich zwischen Bindung und Bohrungswand herausbewegt.
Diese Struktur ist die Voraussetzung für den zuvor beschriebenen Verschleißmechanismus.
[0065] Figur 7 zeigt eine eingelaufene Honleiste nach Abtrag der versprödeten Randzone.
Deutlich erkennbar sind die Laufspuren im Bereich der Matrix, welche durch die Verfahrenstypische
Kinematik des Honens, nämlich der Überlagerung von Dreh- und Hubbewegungen entstanden
sind. Die Schneidkristalle 8 ragen aus der Matrix heraus, befinden sich aber mit dem
überwiegenden Teil ihres Volumens in der Matrix. Damit sind sie fest verankert und
können Werkstoff abtragen.
1. Verfahren zur Herstellung von Werkzeugen zum Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneide,
wobei die Schneidkörner (5) in einer Bindung (4) gebunden sind, und wobei das Werkzeug
(20) mindestens eine Arbeitsfläche (6) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass ausgehend von einem Rohling des Werkzeugs (20) Form und/oder Lage der Arbeitsfläche
(6) durch eine lokal begrenzte Gefügeveränderung der Bindung (4) bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung bezüglich Intensität und/oder Eindringtiefe (T) lokal unterschiedlich
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung eine lokale Versprödung einer Randzone (3) bewirkt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung durch die Bildung von Konglomeraten (13) in der Bindung (4)
und/oder die Bildung von Rissen zwischen den Konglomeraten (13) erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung thermisch erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung durch einen Laserstrahl (21), durch einen Elektronenstrahl
und/oder durch Induktion erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung chemisch erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Bindung (4) Kupfer enthält, und dass die lokale Gefügeveränderung in der Bindung
(4) durch Wasserstoff erfolgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gefügeveränderung mechanisch erfolgt.
10. Werkzeug zum Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneide, umfassend eine Bindung
(4) in der Schneidkörner (5) gebunden sind, dadurch gekennzeichnet, dass es nach einem der vorhergehenden Verfahren hergestellt ist.
11. Werkzeug nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Honleiste (20), ein Finish-Stein oder ein Schleifwerkzeug ist.
12. Werkzeug nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass es mit der erfindungsgemäßen Gefügeveränderung in der Randzone (3) an den Nutzer
geliefert wird.