[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Entfernung eines Isocyanat-basierten
Rückstands von einem Substrat.
[0002] Insbesondere bei der Herstellung von Isocyanaten, Isocyanat-haltigen Prepolymeren,
Polyurethanen oder Polyharnstoffen kann es zur Bildung von Ablagerungen in Produktionsanlagen
kommen. So bilden sich häufig feste oligomere und / oder polymere Rückstände basierend
auf Isocyanaten, die an Wandungen von Reaktionsgefäßen und Rohrleitungen anhaften.
Diese Rückstände müssen regelmäßig entfernt werden, um eine Beeinträchtigung der Qualität
und der Sicherheit während der weiteren Produktion zu verhindern.
[0003] Grundsätzlich können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um Isocyanat-basierte
Rückstande von einem Substrat zu entfernen. Einerseits ist ein mechanisches Abtragen
möglich. Dabei kann beispielsweise Wasser oder ein Wasser-Pulver-Gemisch verwendet
werden, um den Rückstand abrasiv von dem Substrat zu lösen. Hierbei ist jedoch nachteilig,
dass derartige Verfahren sehr aufwendig sind, wenn eine vollständige Reinigung erfolgen
soll und zusätzlich eine Beschädigung des Substrats nicht ganz verhindert werden kann.
Alternativ können Lösungsmittel eingesetzt werden, die die Rückstände entweder physikalisch
oder chemisch auflösen. Unter physikalischem Lösen versteht man dabei einen Vorgang,
bei dem der Rückstand vom Substrat abgelöst und zumindest teilweise in Lösung gebracht
wird, ohne dass es im Rückstand selbst zu chemischen Reaktionen mit dem Lösungsmittel
kommt. D.h. in diesem Fall werden keine chemischen Bindungen geknüpft oder gebrochen.
Beim chemischen Lösen werden hingegen reaktive Lösungsmittel verwendet, die dazu in
der Lage sind, mit dem Rückstand zu reagieren. Dabei werden im Rückstand chemische
Bindungen gebrochen, so dass aus den oligomeren bzw. polymeren Strukturen kleinere
Moleküle entstehen, die dann wiederum physikalisch in Lösung gehen.
[0004] Beim Einsatz von physikalisch oder chemisch wirkenden Lösungsmitteln zur Reinigung
von Produktionsanlagen sind verschiedene Aspekte zu beachten: Ein wesentlicher Punkt
ist die Reinigungswirkung als solches, d.h. die Frage, in welcher Zeit ein Rückstand
bei definierten Bedingungen vollständig von einem Substrat abgelöst werden kann. Ebenfalls
wichtig ist aber auch, ob das verwendete Lösungsmittel mit Hinblick auf Arbeitssicherheit
und - hygiene bedenklich oder unbedenklich ist. So sollte nach Möglichkeit auf gesundheitlich
bedenkliche Lösungsmittel verzichtet werden. Ebenso wenig ist der Einsatz von Stoffen
erwünscht, die leicht entzündlich sind oder in weiten Grenzen mit Luft explosive Gemische
bilden. Von Bedeutung ist auch, dass die Lösungsmittel die Produktionsanlagen nicht
beschädigen, zurück bleibende Reste die weitere Produktion nicht stören und eventuell
ins Produkt gelangende Reste dessen Qualität nicht stören. Schließlich ist auf Grund
der benötigten großen Volumina auch relevant, ob das Lösungsmittel großtechnisch herstellbar,
zu einem niedrigen Preis verfügbar und nach einer Aufreinigung mehrfach verwendbar
ist.
[0005] Grundsätzlich hat sich gezeigt, dass der ausschließliche Einsatz von physikalisch
wirkenden Lösungsmitteln mit Hinblick auf die Reinigungswirkung zu unbefriedigenden
Ergebnissen führt, da so die Rückstände nicht in ausreichendem Maße in einer wirtschaftlich
vertretbaren Zeit entfernt werden können. Daher kommen heute in den meisten Fällen
chemische Lösungsmittel zum Einsatz.
[0006] Im Stand der Technik sind verschiedene Lösungsmittel-Gemische beschrieben worden,
mit denen polymere Rückstände von Substraten entfernt werden können. So ist beispielsweise
in der
JP 04-154900 ein Verfahren offenbart, bei dem feste Acrylnitril basierte Copolymerrückstände von
einer Reaktorwand mit Gemischen aus einem apolaren Lösungsmittel (N,N-Dimethylformamid,
Dimethylsulfoxid), einem Hydroxyamin (Monoethanolamin, Monoisopropanolamin) oder einem
Diol (Ethylenglykol) und Natriumhydroxid abgelöst werden. Die Entfernung eines Isocyanat-basierten
Rückstands von einem Substrat ist in diesem Dokument nicht beschrieben. Darüber hinaus
werden hier mit N,N-Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid jeweils Substanzen eingesetzt,
die gesundheitlich bedenklich sind. So kann der Kontakt mit N,N-Dimethylformamid,
zur Leberschädigung führen. Darüber hinaus ist es als CMR Stoff eingestuft. Konzentriertes
Dimethylsulfoxid besitzt wiederum zytotoxische Eigenschaften und kann zusätzlich kaum
destillativ aufgearbeitet werden, da es sich bei seinem Normalsiedepunkt von 189 °C
thermisch zu zersetzen beginnt, was sogar explosionsartig erfolgen kann.
[0007] Aus der
US 5,782,989 ist wiederum ein Verfahren bekannt, mit dessen Hilfe Rückstände eines Vinyl Polymers
von einem Substrat entfernt werden können. Dabei kommt ein Gemisch zum Einsatz, dass
im Wesentlichen aus Aceton besteht und zusätzlich ein weiteres polares organisches
Lösungsmittel mit einer oder mehreren Hydroxy- oder Aminogruppen (Propylenglykol)
sowie eine starken Base (Natriumhydroxid) enthält. Auch dieses Dokument des Standes
der Technik steht in keinem Zusammenhang mit der Entfernung eines Isocyanat-basierten
Rückstands von einem Substrat. Darüber hinaus ist das in dem Gemisch als Hauptbestandteil
enthaltene Aceton leichtentzündlich und bildet mit Luft in breiten Grenzen ein explosives
Gemisch.
[0008] Die
DD 280 661 A3 offenbart schließlich ein Verfahren zur Reinigung von Reaktionsgefäßen, bei dem ein
Rückstand aus einem Estergruppen enthaltenden Polymer von einem Substrat abgelöst
wird. Bei dem Verfahren wird primär Monoethanolamin als Reinigungslösung verwendet.
Ebenfalls beschrieben ist, das Gemische von Monoethanolamin mit Diethanolamin, Ethanolamin
mit Propylenglykol und sec.-Butanollösung mit Monoethanolamin zur Reinigung verwendet
werden können.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es nun ein Verfahren zur Entfernung eines
Isocyanat-basierten Rückstands von einem Substrat bereit zu stellen, bei dem
- in kurzer Zeit eine hohe Reinigungswirkung erzielt wird,
- das Substrat möglichst wenig angegriffen wird,
- Stoffe eingesetzt werden, die mit Hinblick auf Produktqualität, Arbeitssicherheit
und -hygiene unbedenklich sind,
- Stoffe eingesetzt werden, die weder leicht entzündlich sind noch in breiten Grenzen
mit Luft explosive Gemische bilden,
- Stoffe eingesetzt werden, die großtechnisch herstellbar und zu einem niedrigen Preis
verfügbar sind und nach einer Aufreinigung mehrfach verwendet werden können.
[0010] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, bei dem der Rückstand
mit einem Gemisch umfassend ein Polyol gemäß Anspruch 1, eine anorganische Base und
ein Amin von dem Substrat gelöst wird.
[0011] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass erst bei der Verwendung des speziellen
wenigstens die drei erfindungsgemäßen Komponenten enthaltenden Gemisches Isocyanat-basierten
Rückstande schnell, leicht, wirtschaftlich, ohne Beeinträchtigung von Produkt, Arbeitssicherheit
und -hygiene und ohne Beschädigung des Substrates gelöst werden können.
[0012] Isocyanat-basierte Rückstände im Sinne der Erfindung sind grundsätzlich alle Rückstände
die durch Umsetzung von Isocyanaten mit sich selbst oder anderen Verbindungen entstehen.
Beispiele sind Oligomere von Isocyanaten, Isocyanat-haltigen Prepolymeren, Polyurethane
oder Polyharnstoffe. Die Isocyanat-basierten Rückstände können insbesondere eine polymere
Struktur aufweisen.
[0013] Substrate im Sinne der Erfindung sind alle Oberflächen fester Substanzen. Beispiele
sind insbesondere Reaktionsgefäße wie Reaktoren oder auch Rohrleitungen. Die Substrate
können insbesondere aus Metallen oder Metalllegierungen bestehen.
[0014] Gemäß einer ersten bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
das Gemisch zu 10 bis 50, weiter bevorzugt zu 15 bis 35 und besonders bevorzugt zu
20 bis 30 Gewichtsprozent aus dem Amin besteht.
[0015] Ebenfalls bevorzugt ist, wenn das Amin ein primäres Amin oder ein sekundäres ist.
Besonders bevorzugt ist jedoch, wenn das Amin ein primäres Amin ist.
[0016] Das Amin kann vorzugsweise auch wenigstens eine Hydroxylgruppe aufweisen. In diesem
Fall ist dann besonders bevorzugt, wenn das Amin Monoethanolamin ist. Bei der Verwendung
letztgenannter Verbindung kann eine besonders hohe Reinigungswirkung erzielt werden.
[0017] Eine besonders gute Reinigungswirkung ist gegeben, wenn das Polyol gemäß Anspruch
1 zwei Hydroxylgruppen aufweist. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn die wenigstens
zwei Hydroxylgruppen an benachbarte Kohlenstoffatome gebunden sind. In letzterem Fall
ist dann wiederum ganz besonders bevorzugt, wenn die Hydroxylgruppen endständig gebunden
sind.
[0018] Dabei hat sich gezeigt, dass mit zunehmender Kettenlänge des Kohlenwasserstoffrests
besonders gute Reinigungswirkungen erzielt werden können.
[0019] Ganz besonders gute Reinigungswirkungen werden auch erzielt, wenn das Polyol ausgewählt
aus der Gruppe Propandiol, Butandiol, Pentandiol, Hexandiol ist. Dabei ist weiter
bevorzugt, wenn es sich bei dem Polyol eine Verbindung ausgewählt aus der Gruppe 1,2-
Propandiol, 1,2-Butandiol, 2,3-Butandiol, 1,2-Hexandiol handelt. Auf Grund seiner
guten Reinigungswirkung, der großtechnischen Verfügbarkeit, der guten Destillierbarkeit
und dem geringen Preis ist aus dieser Gruppe wiederum 1,2-Propandiol am meisten bevorzugt.
[0020] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist vorgesehen, dass das Gemisch zu 40,00 bis 89.99, weiter bevorzugt zu 60,00 bis
84,90 und besonders bevorzugt zu 68,00 bis 79,50 Gewichtsprozent aus dem Polyol besteht.
[0021] Die anorganische Base kann insbesondere ein Alkalihydroxid, ein Erdalkalihydroxid
oder Ammoniumhydroxid sein. Bevorzugt ist die anorganische Base ausgewählt aus der
Gruppe LiOH, NaOH, KOH und besonders bevorzugt umfasst sie KOH oder besteht daraus.
[0022] Das Gemisch kann zu 0,01 bis 10, bevorzugt zu 0,1 bis 5 und besonders bevorzugt zu
0,5 bis 2,0 Gewichtsprozent aus der anorganischen Base bestehen.
[0023] Eine besonders gute Reinigungswirkung kann auch erzielt werden, wenn ein Gemisch
verwendet wird, dass als Polyol ein Diol, als anorganische Base ein Alkalihydroxid
und als Amin ein Monohydroxyamin umfasst oder daraus besteht. Besonders bevorzugt
ist hier, wenn das Diol 1,2-Propandiol, die Base KOH und gleichzeitig das Monohydroxyamin
Monoethanolamin ist. Ganz besonders bevorzugt wird ein Gemisch verwendet, dass 70
bis 80 Gewichtsprozent 1,2-Propandiol, 0,5 bis 3 Gewichtsprozent KOH und 15 bis 30
Gewichtsprozent Monoethanolamin umfasst, wobei sich die Mengen so gewählt werden,
dass sie sich zu 100 Gewichtsprozent ergänzen.
[0024] Besonders bevorzugt ist auch, wenn das Gemisch keine toxischen Stoffe und keine CMR-Stoffe
enthält.
[0025] Eine besonders gute Reinigungswirkung wird auch dann erzielt, wenn das Gemisch eine
Temperatur von 100 bis 250 °C und bevorzugt von 120 bis 180 °C aufweist.
[0026] Es hat sich außerdem gezeigt, dass das erfindungsgemäße Verfahren besonders zur Entfernung
eines Rückstands geeignet ist, der ein Polyurethan-Polymer umfasst oder daraus besteht.
[0027] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
ein Gemisch verwendet wird, dass aus dem Polyol, der anorganischen Base und dem Amin
besteht, d.h. ein Gemisch dass keine weiteren Bestandteile bis auf übliche Verunreinigungen
enthält.
[0028] Vorteilhaft ist auch, wenn das Gemisch, in dem der Rückstand bereits gelöst ist,
in einem weiteren Schritt destillativ aufgabearbeitet wird. Dies ermöglicht eine Wiederverwendung
des Gemisches in einem weiteren Lösungsschritt.
[0029] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert.
[0030] Es wurden folgende Abkürzungen verwendet:
CMR: |
cancerogen, mutagen, reproduktionstoxisch |
η: |
Reinigungswirkung |
DMF: |
N,N-Dimethylformamid |
MEA: |
Monoethanolamin |
MEG: |
Monoethylenglykol |
MPA: |
1-Methoxy-2-propylacetat |
KOH: |
Kaliumhydroxid |
NaOH: |
Natriumhydroxid |
t: |
Zeit, Versuchsdauer |
Bestimmung der Reinigungswirkung:
[0031] Zur Bestimmung der Reinigungswirkung wurden zunächst Proben vorbereitet, bei denen
auf Aluminiumschälchen ein fester, stark anhaftender Isocyanat-basierter Produkt aufgebracht
wurde. Dazu wurde jeweils eine der in Tabelle 1 aufgeführten Substanzen, bei denen
es sich jeweils um Produkte der Bayer MaterialScience AG handelte, auf ein zuvor ausgewogenes
Aluminiumschälchen aufgetragen. Anschließend wurde das Aluminiumschälchen mit der
darauf vorhandenen Substanz solange im Trockenschrank getrocknet, bis sich eine Schicht
eines festen Rückstands gebildet hatte, deren Gewicht sich auch bei weiterem Trocknen
nicht mehr veränderte. Der Vorgang des schichtweisen Auftragens und Trocknens wurde
gegebenfalls mehrfach wiederholt. Da es sich bei Desmocoll 540 um ein festes Granulat
handelt, wurde hier die gesamte erforderliche Probenmenge auf einmal aufgetragen,
geschmolzen und eingebrannt. Das Gewicht des Rückstands wurde dann zuletzt durch Auswaage
des Aluminiumschälchen und Subtraktion des Gewichtes des Aluminiumschälchen bestimmt.
Die Rückstände hatten jeweils ein Gewicht von ca. 1-10g.
Tabelle 1
Produkt |
Beschreibung |
Impranil DLU |
Wässrige aliphatische Polycarbonatester-Polyether-Polyurethan-Dispersion |
Desmocoll 540 |
Weitgehend lineares Hydroxylpolyurethan (Granulat) |
Dispercoll U 54 |
Anionische, hochmolekulare wässrige Polyurethan-Dispersion |
[0032] Die Reinigungswirkung würde dann mit Hilfe der Vorrichtung der Figur 1 geprüft.
[0033] Die Vorrichtung umfasst ein Reaktionsgefäß 1, eine Probe 2, ein Ölbad 3, einen Rührmotor
4 einen Temperaturfühler 5 und einen Kondensator 6. Das Reaktionsgefäß 1 enthält die
Probe 2, die wiederum mit dem Rührmotor 4 verbunden ist. Weiterhin ist der Temperaturfühler
5 im Reaktionsgefäß 1 angeordnet. Der Kondensator 6 ist wiederum mit einer nicht dargestellten
Öffnung im Reaktionsgefäß 1 verbunden. Das Reaktionsgefäß ist schließlich teilweise
in das Ölbad 3 eingetaucht und bis zu der mit einem Dreieck markierten Linie mit dem
jeweils zu untersuchenden Lösungsmittelgemisch befüllt (ca. 2 Liter, bei den Diol-Monoethanol-Gemischen
betrug das Gewichtsverhältnis Diol-Monoethanolamin immer 3:1). In der Figur nicht
dargestellt ist eine Heiz- und Regeleinheit, die ausgelegt ist, das Ölbad 3 unter
Berücksichtigung der Temperaturdaten des Messfühlers 5 auf einer definierten Temperatur
zu halten.
[0034] Zur Bestimmung der Reinigungswirkung wurde zunächst das jeweilige Lösungsmittelgemisch
in das Reaktionsgefäß 1 eingebracht und dann mit Hilfe der Heiz- und Regeleinheit,
des Ölbads 3 und des Temperaturfühlers 5 auf eine Temperatur von 140 °C gebracht und
dort konstant gehalten. Eventuell verdampfendes Lösungsmittelgemisch wurde von dem
Kondensator 6 wieder verflüssigt und gelangte so zurück in das Reaktionsgefäß 1. Die
jeweilige Probe 2 wurde dann mit dem Rührmotor 4 verbunden und so in das Reaktionsgefäß
1 eingebracht, dass die Probe 2 vollständig mit dem Lösungsmittelgemisch bedeckt war.
Die Probe wurde mit Hilfe des Rührmotors bei konstanter Drehzahl von ca. 12/min im
Lösungsmittelgemisch gedreht. Die Probe 2 verblieb für eine jeweils festgelegte Zeit
im Reaktionsgefäß 1 (Messpunkte in den Abbildungen 1-6).
[0035] Nach Ablauf der festgelegten Zeit wurde die Probe 2 aus dem Reaktionsgefäß 1 entnommen
und kurz in ein Bad mit Methyletherketon (MEK) getaucht, um Reste des Lösungsmittelgemisches
zu entfernen. Nach einer 30-minütigen Trocknung im Heizschrank (105°C) erfolgte die
Auswaage der Probe.
[0036] Die Reinigungswirkung wurde anschließend gemäß folgender Formel bestimmt:
[0037] In der Formel steht m
Einwaage für das Gewicht der Probe vor dem Lösungsversuch und m
Auswaage für deren Gewicht nach dem Lösungsversuch.
[0038] Um die Auswertung zu erleichtern, wurden die Messpunkte durch Regressionen zweiten
bzw. dritten Grades ausgeglichen, wobei in den Abbildungen nur Versuche dargestellt
wurden, bei denen innerhalb einer Zeit von 300 Minuten eine Reinigungswirkung feststellbar
war.
[0039] Die Abbildung 1 bis 3 zeigen den Vergleich der Reinigungswirkung von Lösungsmitteln
bzw. Lösungsmittelgemischen im Vergleich zum Dimethylformamid (DMF).
[0040] Bei Verwendung von 1-,2-Propandiol ohne Zusatz von Monoethanolamin (MEA) oder Kaliumhydroxid
(KOH) ist nach 300min noch keine vollständige Reinigungswirkung festzustellen.
[0041] Aus den Abbildungen 1 bis 3 ist ersichtlich, das die Gemische mit 1-,2-Butandiol
eine bessere Reinigungswirkung aufweisen als die Gemische mit 1-,2-Propandiol.
[0042] Es ist ersichtlich, dass der Zusatz von 1% KOH eine signifikante Verbesserung der
Reinigungswirkung im Vergleich zu den Reinsubstanzen bewirkt. Zudem zeigt sich, dass
bei allen Proben das Gemisch aus 1,2-Propandiol, MEA und KOH die beste Reinigungswirkung
aufweist.
[0043] KOH kann nicht thermisch aufgearbeitet werden und stellt somit einen Verbrauchsstoff
dar. Deshalb wurde geprüft, welchen Einfluss eine geringere Konzentration von KOH
im Lösungsmittelgemisch auf die Reinigungswirkung hat. Zu diesem Zweck wurde die KOH-Konzentration
auf 0,1% herabgesetzt. Weiterhin sollte untersucht werden, ob Kaliumhydroxid auch
durch Natriumhydroxid (NaOH) ersetzt werden kann, ohne dass es zu Einbußen in der
Reinigungswirkung kommt.
[0044] Die in den Abbildungen 4 bis 6 dargestellten Ergebnisse zeigen deutlich, dass KOH
gegenüber NaOH eine deutlich bessere Reinigungswirkung zeigt. Ferner geht aus den
Abbildungen hervor, dass bereits der Zusatz von 0,1% KOH zu 1-,2-Propandiol-MEA-Gemischen
zu einer deutlichen besseren Reinigungswirkung führt. Im Falle von Dispercoll U54
und Impranil DLU führt der Zusatz von 0,1% KOH zu einer vergleichbaren Verbesserung
der Reinigungswirkung wie der der Zusatz von 1% NaOH.
[0045] Insgesamt betrachtet konnte festgestellt werden, dass mit einem Gemisch aus 1,2-Propandiol
und MEA, das 1 Gewichtsprozent KOH enthält, die beste Reinigungswirkung erzielt werden
kann.
[0046] Mit Hilfe der den Tabellen 2 und 3 dargestellten Regressionsgleichungen wurde die
Zeit bestimmt, nach der jeweils 95% der Probe gelöst waren. Die in der Tabelle 4 dargestellten
Werte sind in Relation zu den Werten von DMF sowohl absolut als auch relativ aufgetragen.
Zudem sind die verschiedenen Reinigungsmittel nach ihrer Reinigungswirkung von gut
nach schlecht sortiert. Als Basis dafür dient die Reinigungswirkung bei Proben von
Dispercoll U54.
Tabelle 2: Regressionsgleichungen für Desmocoll 540 und Dispercoll U 54
|
Dispercoll U 54 |
Desmocoll 540 |
DMF |
η = 0,0063*t^2 + 0,5268*t + 0,5152 |
η = 0,0025*t^2 + 0,5358*t - 3,1791 |
1-Methoxy-2-propylacetat |
η = -0,0006*t^2 + 0,4787*t - 3E-14 |
η = 9E-05*t^2 + 0,3228*t + 3E-14 |
MEG |
- |
- |
1,2-Propandiol |
- |
- |
MEA |
η = -0,0397*t^2 + 4,0453*t - 9E-14 |
η = -0,161*t^2 + 2,6326*t - 3E-14 |
1,2-Propandiol + MEA |
η = -0,0184*t^2 + 2,7677*t - 6E-14 |
η = -0,0024*t^2 + 1,2866*t + 0,2125 |
1,2-Propandiol + 1% KOH |
η = 0,0008*t^3 - 0,1101*t^2 + 5,5154*t + 1E-11 |
η = 0,0002*t^3 - 0,0445*t^2 + 3,4884*t + 0,2364 |
1,2-Propandiol + MEA + 0,1% KOH |
η = -0,0483*t^2 + 4,5641*t - 1E-13 |
η = -0,0145*t^2 + 2,3972*t - 0,0328 |
1,2-Propandiol + MEA + 1 % KOH |
η = -0,1707*t^2 + 8,4543*t + 3E-14 |
η = -0,062*t^2+ 5,1889*t |
1,2-Propandiol + MEA + 1% NaOH |
η = -0,0465*t^2 + 4,4482*t - 9E-14 |
η = -0,0349*t^2 + 3,7554*t |
MEG + MEA |
η = -0,014*t^2 + 2,5026*t - 6E-14 |
η = 0,0002*t^2 + 0,8355*t - 3,9351 |
1,2-Butandiol + MEA |
η = -0,0341*t^2 + 3,7114*t - 6E-14 |
η = -0,0061*t^2 + 1,694*t - 1,7749 |
1,2-Butandiol + 1% KOH |
η = -0,105*t^2 + 6,3451*t - 3E-14 |
η = 0,0004*t^3 - 0,0691*t^2 + 4,4135*t + 0,7561 |
Tabelle 3: Regressionsgleichungen für Impranil DLU
|
Impranil DLU |
DMF |
η = 0,0007*t^2 + 0,7322*t - 1,6531 |
1 -Methoxy-2-propylacetat |
η = 0,0003*t^2 + 0,181*t - 3E-14 |
MEG |
- |
1,2-Propandiol |
- |
MEA |
η = 0,023*t^2 + 1,4792*t |
1,2-Propandiol + MEA |
η = -0,0078*t^2 + 1,7985*t - 0,6988 |
1,2-Propandiol + 1% KOH |
η = -0,0024*t^2 + 1,2866*t + 0,2125 |
1,2-Propandiol + MEA + 0,1% KOH |
η = -0,0109*t^2 + 2,0939*t - 0,1147 |
1,2-Propandiol + MEA + 1 % KOH |
η = 7E-05*t^3 - 0,0249*t^2 + 2,7888*t + 0,4546 |
1,2-Propandiol + MEA + 1% NaOH |
η = -0,0134*t^2 + 2,3112*t - 0,0375 |
MEG + MEA |
η = -0,001*t^2 + 0,931*t - 1,3341 |
1,2-Butandiol + MEA |
η = -0,0084*t^2 + 1,8686*t + 0,0233 |
1,2-Butandiol + 1% KOH |
η = -0,0049*t^2 + 1,5266*t + 1,5153 |
[0047] Neben den in den Abb. 1-6 aufgeführten Lösungsmittel bzw. Lösungsmittelgemischen
sind in Tabelle 4 die Ergebnisse der Reinigungswirkungen von weiteren Lösungsmittel
bzw. Lösungsmittelgemischen dargestellt: MEA, Monoethylenglykol (MEG), 1-Methoxy-2-propylacetat
(MPA), 1-,2-Butandiol + MEA, MEG + MEA. Auch für die in Tabelle 4 aufgeführten Versuchsergebnisse
gelten die o.a. Versuchsbedingungen.
Tabelle 4: Reinigungsdauer zum Erreichen von 95% Reinigungswirkung im Verhältnis zu
DMF
|
Dispercoll U 54 |
|
Δ t (η=95%) |
|
[min] |
[%] |
1,2-Propandiol + MEA + 1 % KOH |
11 |
13 |
1,2-Propandiol + MEA + 1% NaOH |
32 |
36 |
1,2-Propandiol + MEA + 0,1% KOH |
32 |
36 |
1,2-Butandiol + 1% KOH |
27 |
31 |
MEA |
37 |
42 |
1,2-Butandiol + MEA |
39 |
44 |
1,2-Propandiol + 1% KOH |
41 |
47 |
1,2-Propandiol + MEA |
53 |
60 |
MEG + MEA |
55 |
63 |
DMF |
88 |
100 |
1-Methoxy-2-propylacetat |
>300 |
>305 |
1,2-Propandiol |
>300 |
>305 |
MEG |
>300 |
>305 |
[0048] Es ist zu erkennen, dass insgesamt das mit dem Gemisch aus 1-,2-Propandiol+MEA+1%KOH
das beste Reinigungsergebnis erzielt wurde. Reine Lösungsmittel (DMF, MEG, MEA, MPA,
Diol) und Gemische aus Diol+MEA als Vergleichsversuche haben eine schlechtere Reinigungswirkung.
Die Gemische aus 1,2-Butandiol mit MEA bzw. mit KOH haben wiederum eine bessere Reinigungswirkung
als die Gemische mit 1,2-Propandiol. Das Gemisch aus 1,2-Propandiol mit MEA hat eine
bessere Reinigungswirkung als das Gemisch aus MEG und MEA.
1. Verfahren zur Entfernung eines Isocyanat-basierten Rückstands von einem Substrat,
bei dem der Rückstand mit einem Gemisch umfassend ein Polyol, eine anorganische Base
und ein Amin von dem Substrat gelöst wird, wobei das Polyol ausgewählt wird aus der
Gruppe Propandiol, Butandiol, Pentandiol oder Hexandiol und die jeweils zwei Hydroxylgruppen
dieses Polyols an benachbarte Kohlenstoffatome gebunden sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch zu 10 bis 50, bevorzugt zu 15 bis 35 und besonders bevorzugt zu 20 bis
30 Gewichtsprozent aus dem Amin besteht.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Amin ein primäres Amin oder ein sekundäres und bevorzugt ein primäres Amin ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Amin wenigstens eine Hydroxylgruppe aufweist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Amin Monoethanolamin ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch zu 40,00 bis 89.99, bevorzugt zu 60,00 bis 84,90 und besonders bevorzugt
zu 68,00 bis 79,50 Gewichtsprozent aus dem Polyol besteht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die anorganische Base ein Alkalihydroxid, ein Erdalkalihydroxid oder Ammoniumhydroxid
ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die anorganische Base ausgewählt aus der Gruppe LiOH, NaOH, KOH und besonders bevorzugt
KOH ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch zu 0,01 bis 10, bevorzugt zu 0,1 bis 5 und besonders bevorzugt zu 0,5
bis 2,0 Gewichtsprozent aus der anorganischen Base besteht.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch keine toxischen Stoffe und keine cancerogene, mutagene, reproduktionstoxische
Stoffe (CMR-Stoffe) enthält.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch eine Temperatur von 100 bis 250 °C und bevorzugt von 120 bis 180 °C aufweist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Rückstand ein Polyurethan-Polymer umfasst oder daraus besteht.
1. Process for removing an isocyanate-based residue from a substrate, wherein the residue
is dissolved from the substrate using a mixture comprising a polyol, an inorganic
base and an amine, where the polyol is selected from the group consisting of propanediol,
butanediol, pentanediol and hexanediol and the two hydroxyl groups of this polyol
are bound to adjacent carbon atoms.
2. Process according to Claim 1, characterized in that the mixture comprises from 10 to 50% by weight, preferably from 15 to 35% by weight
and particularly preferably from 20 to 30% by weight, of the amine.
3. Process according to Claim 1 or 2, characterized in that the amine is a primary amine or a secondary amine and preferably a primary amine.
4. Process according to any of Claims 1 to 3, characterized in that the amine has at least one hydroxyl group.
5. Process according to Claim 4, characterized in that the amine is monoethanolamine.
6. Process according to any of Claims 1 to 5, characterized in that the mixture comprises from 40.00 to 89.99% by weight, preferably from 60.00 to 84.90%
by weight and particularly preferably from 68.00 to 79.50% by weight, of the polyol.
7. Process according to any of Claims 1 to 6, characterized in that the inorganic base is an alkali metal hydroxide, an alkaline earth metal hydroxide
or ammonium hydroxide.
8. Process according to any of Claims 1 to 7, characterized in that the inorganic base is selected from the group consisting of LiOH, NaOH, KOH and is
particularly preferably KOH.
9. Process according to any of Claims 1 to 8, characterized in that the mixture comprises from 0.01 to 10% by weight, preferably from 0.1 to 5% by weight
and particularly preferably from 0.5 to 2.0% by weight, of the inorganic base.
10. Process according to any of Claims 1 to 9, characterized in that the mixture does not contain any toxic substances nor any substances which are carcinogenic,
mutagenic or toxic for reproduction (CMR substances).
11. Process according to any of Claims 1 to 10, characterized in that the mixture has a temperature of from 100 to 250°C and preferably from 120 to 180°C.
12. Process according to any of Claims 1 to 11, characterized in that the residue comprises or consists of a polyurethane polymer.
1. Procédé d'élimination d'un résidu à base d'isocyanate d'un substrat, selon lequel
le résidu est dissous du substrat avec un mélange comprenant un polyol, une base inorganique
et une amine, le polyol étant choisi dans le groupe constitué par le propanediol,
le butanediol, le pentanediol ou l'hexanediol, et les deux groupes hydroxyle de ce
polyol étant reliés à des atomes de carbone voisins.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le mélange est constitué de 10 à 50, de préférence de 15 à 35 et de manière particulièrement
préférée de 20 à 30 pour cent en poids de l'amine.
3. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 ou 2, caractérisé en ce que l'amine est une amine primaire ou une amine secondaire, et de préférence une amine
primaire.
4. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 3, caractérisé en ce que l'amine comprend au moins un groupe hydroxyle.
5. Procédé selon la revendication 4, caractérisé en ce que l'amine est la monoéthanolamine.
6. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 5, caractérisé en ce que le mélange est constitué de 40,00 à 89,99, de préférence de 60,00 à 84,90 et de manière
particulièrement préférée de 68,00 à 79,50 pour cent en poids du polyol.
7. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 6, caractérisé en ce que la base inorganique est un hydroxyde alcalin, un hydroxyde alcalino-terreux ou l'hydroxyde
d'ammonium.
8. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 7, caractérisé en ce que la base inorganique est choisie dans le groupe constitué par LiOH, NaOH, KOH et de
manière particulièrement préférée KOH.
9. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 8, caractérisé en ce que le mélange est constitué de 0,01 à 10, de préférence de 0,1 à 5 et de manière particulièrement
préférée de 0,5 à 2,0 pour cent en poids de la base inorganique.
10. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 9, caractérisé en ce que le mélange ne contient pas de substances toxiques, ni de substances cancérogènes,
mutagènes, toxiques pour la reproduction (substances CMR).
11. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 10, caractérisé en ce que le mélange présente une température de 100 à 250 °C et de préférence de 120 à 180
°C.
12. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 11, caractérisé en ce que le résidu comprend un polymère de polyuréthane ou en est constitué.