[0001] Die Erfindung betrifft ein Drehbohrwerkzeug zum Erstellen einer Bohrung im Boden
mit einem Grundkörper, einer an einer Unterseite des Grundkörpers angeordneten Abtragseinrichtung
zum Abtragen von Bodenmaterial, einer Zuführeinrichtung zum Zuführen von Spülluft
in den Bereich der Abtragseinrichtung und einer Abführleitung zum Abführen von abgetragenem
Bodenmaterial und Bohrsuspension, welche mittels der Spülluft in den Aufnahmebereich
förderbar sind, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Erstellen einer Bohrung mit einem
Drehbohrwerkzeug, bei dem mit einer Abtragseinrichtung an einer Unterseite eines Grundkörpers
des Drehbohrwerkzeuges Bodenmaterial abgetragen wird, mittels einer Zuführeinrichtung
Spülluft in die mit Bohrsuspension gefüllte Bohrung in den Bereich der Abtragseinrichtung
zugeführt wird und mittels der Spülluft abgetragenes Bodenmaterial durch eine Abführleitung
abgefördert wird, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
[0003] Ein gattungsgemäßes Drehbohrwerkzeug ist aus der
EP 2 592 214 A1 bekannt. Das abgetragene Bodenmaterial wird mittels Spülluft über eine Abführleitung
aus dem Bohrloch abgefördert. Bei großen Bohrtiefen ergibt sich ein hoher Bedarf an
Druckluft als Spülluft.
[0004] Ein Kernbohrwerkzeug mit inneren und äußeren Wendeln zum Erzeugen einer Spülströmung
geht aus der
DE 20 02015 102 848 U1 hervor.
[0005] Bei einem derartigen Drehbohrwerkzeug ist es grundsätzlich vorteilhaft, dass die
Spülluft in zweifacher Weise eingesetzt werden kann. Zunächst dient die Spülluft zum
Freispülen der Abtragseinrichtung, insbesondere von Rollenmeißeln beim Abtragen von
Hartgestein. Für die Funktionsweise von Rollenmeißeln ist es wesentlich, dass diese
unmittelbar auf den anstehenden Boden einwirken können. Gleichzeitig dient die Spülluft
als ein Fördermedium, um das abgetragene Bodenmaterial nach oben zu dem Aufnahmeraum
an dem Drehbohrwerkzeug zu fördern.
[0006] Bei den bekannten Drehbohrwerkzeugen und Verfahren strömt die Spülluft durch die
Bohrsuspension in dem Bohrloch weiter nach oben, auch wenn sich das Bodenmaterial
allmählich in den Aufnahmeraum an dem Drehbohrwerkzeug absetzt. Die nach oben strömende
Luft kann Bodenmaterial aus der Bohrungswand lösen und diese destabilisieren.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Drehbohrwerkzeug und ein Verfahren
zum Erstellen einer Bohrung im Boden anzugeben, mit welchen bei Einsatz von Spülluft
eine Bohrung effizient hergestellt werden kann.
[0008] Nach der Erfindung wird die Aufgabe zum einen durch ein Bohrwerkzeug mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 und zum anderen durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
11 gelöst. Bevorzugte Ausführungen der Erfindung sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen
angegeben.
[0009] Das erfindungsgemäße Drehbohrwerkzeug ist dadurch gekennzeichnet, dass das abgetragene
Bodenmaterial zu einem Aufnahmebereich gefördert wird, welcher in einem oberen Abschnitt
des Grundkörpers angeordnet ist, dass oberhalb des Aufnahmebereichs eine Auffanghaube
vorgesehen ist, welche einen Luftsammelraum oberhalb des Aufnahmebereichs nach oben
abschließt, und dass an der Auffanghaube ein Ablassventil angeordnet ist, welches
zum gezielten Abführen von Luft aus dem Luftsammelraum ausgebildet ist.
[0010] Das abgetragene Bodenmaterial wird mittels der eingeleiteten Spülluft vom Bohrlochgrund
abgefördert und kann sich in einem oberen Bereich des Drehbohrwerkzeuges in einem
Aufnahmeraum absetzen. Bei Erreichen einer bestimmten Füllung wird das Drehbohrwerkzeug
aus dem Bohrloch gezogen und an der Bodenoberfläche entleert. Anschließend kann der
Bohrvorgang fortgesetzt werden.
[0011] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass frei nach oben strömende Spülluft auch
Bodenmaterial aus der Bohrungswandung mit nach oben reißen kann. Hierdurch kann die
Bohrungswandung instabil werden. Insbesondere bei Verwendung einer Bentonitlösung
bildet sich ein Bentonitfilm an der Bohrungswand aus. Dieser Bentonitfilm hat einen
stabilisierenden Effekt auf die Bohrungswandung. Durch nach oben strömende Spülluft
kann insbesondere dieser stabilisierende Bentonitfilm beschädigt und so die Stabilität
der Bohrung insgesamt beeinträchtigt werden.
[0012] Durch die erfindungsgemäße Ausbildung des Drehbohrwerkzeuges wird diese Problematik
umfassend gelöst. Die nach oben strömende Spülluft wird oberhalb des Aufnahmebereichs
über eine Auffanghaube mit einem Luftsammelraum aufgefangen. Somit kann die Spülluft
nicht weiter nach oben entlang der Bohrlochwandung strömen.
[0013] An der Auffanghaube ist nach einem weiteren Aspekt der Erfindung ein Ablassventil
vorgesehen, mit welchem Luft zu bestimmten Zeitpunkten oder unter bestimmten Umständen
gezielt aus dem Luftsammelraum abgeführt werden kann.
[0014] Ein weiterer Vorteil der Erfindung kann darin gesehen werden, dass die so gesammelte
und abgeführte Luft grundsätzlich wieder verwendet und als Spülluft zurück in die
Bohrung geleitet werden kann. Dieser Spülluftkreislauf ist besonders umweltfreundlich.
Am Außenumfang der Auffanghaube kann eine Ringdichtung, insbesondere eine aufblasbare
Ringdichtung, vorgesehen sein, um einen Spalt zur Bohrlochwand abzudichten.
[0015] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass das Ablassventil
mit einer Abluftleitung verbunden ist, mit welcher Luft aus der Bohrung zur Bodenoberfläche
abführbar ist. Die Abluftleitung kann ein Schlauch oder ein Rohr sein. Hierdurch wird
die aufgefangene Luft zuverlässig nach oben ohne Kontakt mit der Bohrlochwandung abgeführt.
[0016] Grundsätzlich kann das Ablassventil durch eine Bedienperson, etwa in einem Bohrgerät,
betätigt werden. Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist es vorteilhaft, dass
eine Steuereinrichtung zum gesteuerten Betätigen des Ablassventils vorgesehen ist.
Die Steuereinrichtung kann dabei Sensoren, etwa Füllstands- oder Drucksensoren aufweisen,
um einen geeigneten Zeitpunkt oder Zustand zum Abführen von Luft zu ermitteln. Vorzugsweise
weist die Steuereinrichtung einen Sensor auf, welcher bei Erreichen eines vorgegebenen
Füllstandniveaus in der Auffanghaube die Steuereinrichtung zum Öffnen des Ablassventils
betätigt. Bei Erreichen einer vorgegebenen Bedingung kann dann ein Abführen von Luft
automatisch durch die Steuereinrichtung erfolgen.
[0017] Dabei ist es nach einer Ausführungsvariante besonders zweckmäßig, dass die Steuereinrichtung
einen Schwimmer aufweist, welcher an der Grenzfläche zwischen einer Bohrsuspension
und einer Spülluft unter der Auffanghaube schwimmt, wobei bei Erreichen eines vorgegebenen
Füllstandniveaus in der Auffanghaube durch den Schwimmer die Steuereinrichtung zum
Öffnen des Ablassventils betätigbar ist. Mit zunehmendem Betrieb sammelt sich immer
mehr Luft unter der Auffanghaube an. Hierdurch wird der Schwimmer, welcher an der
Grenzfläche zwischen der Bohrsuspension und dem Luftsammelraum schwimmt, allmählich
abgesenkt. Bei Erreichen eines unteren Schwellniveaus des Schwimmers wird die Steuereinrichtung
betätigt, wobei das Ablassventil geöffnet wird. Die Öffnung des Ablassventils kann
so lange erfolgen, bis der Schwimmer einen oberen Grenzwert oder ein oberes Füllstandsniveau
wieder erreicht. Sodann kann mittels der Steuereinrichtung das Ablassventil wieder
geschlossen werden.
[0018] Das erfindungsgemäße Drehbohrwerkzeug ist weiterhin dadurch weitergebildet, dass
eine Zuführleitung für Spülluft vorgesehen ist, welche von außerhalb des Bohrlochs
zu der Unterseite des Grundkörpers mit der Abtragseinrichtung führt. Insbesondere
kann von außerhalb des Bohrlochs mittels eines Kompressors kontinuierlich Spülluft
in das Bohrloch zu der Abtragungseinrichtung zugeführt werden. Die Zuführleitung kann
dabei an der ringförmigen Abtragseinrichtung mehrere Austrittsöffnungen aufweisen,
um so möglichst umfassend Bodenmaterial vom Bohrlochgrund abzufördern.
[0019] Grundsätzlich kann die Abtragseinrichtung in beliebiger Weise ausgebildet sein. Besonders
bevorzugt ist es nach einer Ausführungsvariante der Erfindung, dass die Abtragseinrichtung
mindestens einen drehbar gelagerten Rollenmeißel und/oder mindestens einen feststehenden
Rundschaftmeißel und/oder mindestens einen feststehenden Abtragszahn aufweist.
[0020] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung besteht zudem darin, dass mehrere drehbar
gelagerte Rollenmeißel und/oder feststehende Rundschaftmeißel und/oder feststehende
Abtragszähne an der Unterseite des Grundkörpers angebracht sind. Durch die Kombination
verschiedener Abtragselemente kann ein besonders guter Bohrfortschritt auch bei wechselnden
Bodenverhältnissen erzielt werden.
[0021] Es können auch aktive Abtragswerkzeuge vorgesehen sein, vorzugsweise axial bewegbare
Hämmer zum Abarbeiten des Bodenmaterials. Durch Zuführung von Energie, etwa durch
Druckluft oder einer Hydraulikflüssigkeit, üben diese eine axiale Schlagbewegung auf
das anstehende, harte Bodenmaterial aus.
[0022] Eine weitere zweckmäßige Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass eine Verbindungseinrichtung
zum Verbinden des Drehbohrwerkzeugs mit einem Bohrantriebsmittel oberhalb der Auffanghaube
angeordnet ist. Die Verbindungseinrichtung kann insbesondere als Kellybox ausgebildet
sein, mit welcher ein Bohrgestänge, insbesondere eine Kellystange zur Übertragung
eines Drehmoments und einer Vorschubkraft, lösbar und kraftschlüssig befestigt werden
kann. Die Verbindungseinrichtung kann mittig an der Oberseite der Auffanghaube angeordnet
sein. Das Drehbohrwerkzeug kann so an üblichen Bohrgeräten zum Einsatz kommen. Es
kann ein Mittenschaft vorgesehen sein, an dessen oberen Ende die Verbindungseinrichtung
zur Drehmomentübertragung befestigt ist. Vorzugsweise ist die Auffanghaube axial verstellbar
an dem Mittenschaft gelagert.
[0023] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist es vorteilhaft, dass das Drehbohrwerkzeug
ein Kernbohrer ist, welcher zur Erzeugung eines Bohrkerns und zur Aufnahme des Bohrkerns
im Inneren des rohrförmigen Grundkörpers ausgebildet ist. Das Bodenmaterial wird hierbei
zweckmäßig ringförmig von der Abtragseinrichtung abgearbeitet, welche eine ringförmige
Konfiguration mit Schneidmitteln oder Abtragselementen aufweist. In besonders effizienter
Art und Weise wird hierdurch im Bohrloch durch das ringförmige Abtragen von festem
Bodenmaterial ein zylindrischer Bohrkern erzeugt.
[0024] Vorzugsweise wird ein Bohrkern im Inneren des Grundkörpers mittels einer Kernfangeinrichtung
kraftschlüssig gehalten und im Weiteren durch Krafteinwirkung von der Bohrlochsohle
abgetrennt. Der Bohrkern kann über ein separates Werkzeug oder zusammen mit dem Drehbohrwerkzeug
an eine Baugrundoberfläche gefördert werden.
[0025] Die Erfindung umfasst weiterhin ein Bohrgerät zum Erstellen einer Bohrung im Boden
mit einem Mast und einem Bohrantrieb zum drehbaren Antreiben eines Drehbohrwerkzeuges,
wobei das Drehbohrwerkzeug wie oben dargelegt ausgeführt ist. Durch die Verbindung
des erfindungsgemäßen Drehbohrwerkzeugs mit einem Bohrantrieb, welche an einem Mast
eines Bohrgeräts angebracht ist und das Drehbohrwerkzeug drehend antreibt, können
Bohrlöcher mit einem solchen Bohrgerät besonders effizient im Baugrund und in allen
darin anstehenden Bodenmaterialien und grundsätzlich in allen technisch erzielbaren
Tiefen erzielt werden.
[0026] Hinsichtlich des Verfahrens wird die eingangs genannte Aufgabe gemäß der Erfindung
dadurch gelöst, dass das abgetragene Bodenmaterial zu einem Aufnahmebereich gefördert
wird, welcher in einem oberen Abschnitt des Grundkörpers angeordnet ist, dass oberhalb
des Aufnahmebereichs eine Auffanghaube vorgesehen ist, welche den Aufnahmebereich
nach oben unter Bildung eines Luftsammelraumes abschließt, in welchen sich Luft ansammelt,
und dass an der Auffanghaube ein Ablassventil angeordnet ist, mit welchem Luft aus
dem Sammelraum abgeführt wird.
[0027] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können die zuvor beschriebenen Vorteile erzielt
werden. Vorzugsweise wird das Verfahren mit dem zuvor beschriebenen Drehbohrwerkzeug
ausgeführt, welches oberhalb eines Aufnahmeraumes für das abgetragene Bodenmaterial
eine Auffanghaube mit einem Luftsammelraum aufweist. Die Auffanghaube ist vorzugsweise
konisch oder kalottenförmig ausgebildet, wobei an einer oberen Spitze das Ablassventil
zum Abführen der Luft angeordnet ist.
[0028] Eine bevorzugte Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
dass das Ablassventil gesteuert von einer Steuereinrichtung geöffnet und geschlossen
wird. Durch eine automatische Steuerung wird sichergestellt, dass zuverlässig Luft
aus dem Drehbohrwerkzeug abgeführt wird und stets vorgegebene Schwellniveaus des Füllstandes
innerhalb des Drehbohrwerkzeugs nicht über- oder unterschritten werden.
[0029] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles weiter
erläutert, welches schematisch in den beigefügten Zeichnungen dargestellt ist. In
den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäßen Drehbohrwerkzeugs;
- Fig. 2
- eine Querschnittsansicht des Drehbohrwerkzeuges von Fig. 1; und
- Fig. 3
- eine Seitenansicht des Drehbohrwerkzeuges der Figuren 1 und 2 mit verschiedenen Positionen
der Auffanghaube.
[0030] Ein erfindungsgemäßes Drehbohrwerkzeug 10 zum Erstellen einer Bohrung im Boden wird
nachfolgend in Zusammenhang mit den Figuren 1 und 2 erläutert. Das Drehbohrwerkzeug
10 weist einen Grundkörper 12 mit einer Abtragseinrichtung 20 an der Unterseite des
Grundkörpers 12 auf. Der zylindrische Grundkörper 12 ist rohrförmig mit einer mittigen
Bohrkernaufnahme 14 ausgebildet. Die Abtragseinrichtung 20 ist ringförmig mit mehreren
scheibenförmigen Hämmern 22 ausgebildet. Die Hämmer 22 sind als sogenannte Lufthämmer
ausgebildet, welche über Zuleitung von Druckluft axial hin und her bewegt werden,
wobei zum Abtragen von hartem Bodenmaterial Schlagimpulse auf den anstehenden Boden
ausgeübt werden.
[0031] Das Drehbohrwerkzeug 10 weist an einer Oberseite des Grundkörpers 12 ein mittiges
Bohrgestänge 40 mit einer oberen Verbindungseinrichtung 42 auf, welche als eine sogenannte
Kellybox ausgebildet ist. Diese dient zum Anschluss weiterer Bohrgestängeelemente,
um von einem nicht-dargestellten Bohrgerät ein Drehmoment auf das Drehbohrwerkzeug
10 zu übertragen.
[0032] Über eine Zuführeinrichtung 30 wird von dem Bohrgerät Druckluft an den Grundkörper
12 zugeleitet. Über eine obere Zuführleitung 32 wird Druckluft in einen inneren Leitungskanal
44 in dem Bohrgestänge 40 eingespeist. Über eine Zwischenleitung 34 ist der innere
Leitungskanal 44 in dem Bohrgestänge 40 mit einem Querkanal 35 in dem Grundkörper
12 leitungsverbunden. Von dem Querkanal 35 kann die Druckluft weiter durch ein Zentralrohr
36 an dem Grundkörper 12 zu einer quer verlaufenden Verteilleitung 38 und anschließend
zur vertikal verlaufenden Verteilleitungen 39 geleitet werden, welche zu den Antriebseinheiten
der Hämmer 22 führen.
[0033] Die beim Betätigen der Hämmer 22 verbrauchte Druckluft wird zum Abfördern des abgearbeiteten
Bodenmaterials in die mit Suspension gefüllte Bohrung geleitet. Das an unteren Endbereichen
der Hämmer 22 austretende Druckfluid leitet das abgetragene Bodenmaterial zu Abführöffnungen
24 an der Unterseite des Grundkörpers 12. Von den Abführöffnungen 24 kann das abgetragene
Bodenmaterial mit der austretenden Spülluft und angesaugte Bohrsuspension vertikal
nach oben durch eine Abführleitung 25 bis zum oberen Ende des zylindrischen Grundkörpers
12 strömen. Zur Unterstützung der Strömung und eines Ansaugeffektes kann über einen
oder mehrere Verbindungskanäle 26 Druckluft unmittelbar von der vertikalen Verteilleitung
39 in die vertikale Abführleitung 26 überströmen.
[0034] Am oberen Ende der Abführleitungen 25 sind Krümmer 28 mit nach unten gerichteten
Austrittsöffnungen vorgesehen, so dass das abgeführte Bodenmaterial nach unten gerichtet
in einen zylindrischen Aufnahmebereich 18 an dem Grundkörper 12 gefördert wird. In
diesem Aufnahmebereich 18 können die festen Bestandteile der abgeführten Suspension
nach unten auf einen Zwischenboden 16 des Drehbohrwerkzeuges 10 sedimentieren. In
umgekehrter Weise kann aus den Krümmern 28 austretende Luft nach oben entlang der
Bohrachse strömen.
[0035] Nach einer Erkenntnis der Erfindung kann die frei nach oben strömende Luft zu einer
Destabilisierung der Bohrungswandung der erstellten Bohrung führen. Um dem entgegenzuwirken,
ist bei dem erfindungsgemäßen Drehbohrwerkzeug 10 entlang eines zylindrischen Führungsabschnitts
41 des Bohrgestänges 40 eine Auffanghaube 50 mit einer Gleithülse 51 vertikal verschiebbar
und drehbar gelagert. Die Auffanghaube 50 weist einen kreisförmigen Eintrittsbereich
53 auf, dessen Außendurchmesser im Wesentlichen dem Bohrungsdurchmesser entspricht.
Die Auffanghaube 50 umschließt einen Luftsammelraum 52, in welchem nach oben strömende
Luft aufgenommen wird. Ein oberer Bereich der Auffanghaube 50 ist mit einer Verjüngung
54 versehen, welche in eine Abluftleitung 62 mit einem Ablassventil 60 mündet. Die
Auffanghaube 50 ist relativ zum Grundkörper 12 drehbar gelagert. Alternativ kann diese
auch drehfest mit dem Grundkörper 12 verbunden sein.
[0036] Das Ablassventil 60 ist zunächst geschlossen, bis sich eine ausreichende Luftmenge
in dem Luftsammelraum 52 der Auffanghaube 50 angesammelt hat. Mittels einer nicht
dargestellten Steuerung wird zu bestimmten Zeitpunkten oder bei Erreichen eines bestimmten
Luftdrucks oder einer Luftmenge in der Auffanghaube 50 das Ablassventil 60 geöffnet,
so dass Luft kontrolliert durch die Abluftleitung 62 aus der Bohrung nach oben ausströmen
kann.
[0037] Um zuverlässig ein Entweichen von Luft um die Auffanghaube 50 herum zu verhindern,
ist vorzugsweise an einem Außenumfang eines zylindrischen Abschnitts der Auffanghaube
50 eine aufblasbare Ringdichtung 58 vorgesehen. Die aufblasbare Ringdichtung 58 wird
mit Druckluft über eine Zuleitung 57 versorgt, welche in dem gezeigten Ausführungsbeispiel
als einfache Durchbrüche zu dem Luftsammelraum 52 ausgebildet sind. Bei einem Druckanstieg
in dem Luftsammelraum 52 ergibt sich ein entsprechendes dichtes Aufblähen der Ringdichtung
58. Alternativ oder ergänzend kann auch eine Druckluftzuleitung von außen vorgesehen
sein, so dass die aufblasbare Ringdichtung 58 zu jedem beliebigen Zeitpunkt mittels
einer Steuerung betätigt werden kann.
[0038] Mit der Ringdichtung 58 kann grundsätzlich der gesamte untere Bereich der Bohrung
unterhalb der Auffanghaube 50 als ein Luftsammelraum 52 dienen. Zur Vergrößerung dieses
Luftsammelraumes 52 kann die Auffanghaube 50 vertikal entlang des Führungsabschnitts
41 des Bohrgestänges 40 verstellt werden, wie anschaulich in Fig. 3 dargestellt ist.
Die Verstellung kann durch eine nicht dargestellte Verstelleinrichtung, etwa mittels
eines Verstellzylinders, oder automatisch im Betrieb durch die aufsteigende und angesammelte
Luft in der Auffanghaube 50 erfolgen.
1. Drehbohrwerkzeug zum Erstellen einer Bohrung im Boden mit
- einem Grundkörper (12),
- einer an einer Unterseite des Grundkörpers (12) angeordneten Abtragseinrichtung
(20) zum Abtragen von Bodenmaterial,
- einer Zuführeinrichtung (30) zum Zuführen von Spülluft in den Bereich der Abtragseinrichtung
(20) und
- einer Abführleitung (25) zum Abführen von abgetragenem Bodenmaterial und Bohrsuspension,
welche mittels der Spülluft abförderbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
- dass in einem oberen Abschnitt des Grundkörpers (12) ein Aufnahmebereich (18) zum Aufnehmen
des abgetragenen Bodenmaterials von der Abführleitung (25) vorgesehen ist,
- dass oberhalb des Aufnahmebereichs (18) eine Auffanghaube (50) angeordnet ist, welche
einen Luftsammelraum (52) oberhalb des Aufnahmebereichs (18) nach oben abschließt,
und
- dass an der Auffanghaube (50) ein Ablassventil (60) angeordnet ist, welches zum gezielten
Abführen von Luft aus dem Luftsammelraum (52) ausgebildet ist.
2. Drehbohrwerkzeug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ablassventil (60) mit einer Abluftleitung (62) verbunden ist, mit welcher Luft
aus der Bohrung zur Bodenoberfläche abführbar ist.
3. Drehbohrwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Steuereinrichtung zum gesteuerten Betätigen des Ablassventils (60) vorgesehen
ist.
4. Drehbohrwerkzeug nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung einen Sensor aufweist, welcher bei Erreichen eines vorgegebenen
Füllstandniveaus in der Auffanghaube (50) die Steuereinrichtung zum Öffnen des Ablassventils
(60) betätigt.
5. Drehbohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Zuführleitung (32) für Spülluft vorgesehen ist, welche von außerhalb des Bohrlochs
zu der Unterseite des Grundkörpers (12) mit der Abtragseinrichtung (20) führt.
6. Drehbohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Abtragseinrichtung (20) mindestens einen drehbar gelagerten Rollenmeißel und/oder
mindestens einen feststehenden Rundschaftmeißel und/oder mindestens einen feststehenden
Abtragszahn aufweist.
7. Drehbohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Abtragseinrichtung (20) axial bewegbare Hämmer (22) aufweist.
8. Drehbohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Verbindungseinrichtung (42) zum Verbinden des Drehbohrwerkzeugs (10) mit einem
Bohrantriebsmittel oberhalb der Auffanghaube (50) angeordnet ist.
9. Drehbohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Drehbohrwerkzeug (10) ein Kernbohrer ist, welcher zur Erzeugung eines Bohrkerns
und zur Aufnahme des Bohrkerns im Inneren des rohrförmigen Grundkörpers (12) ausgebildet
ist.
10. Bohrgerät zum Erstellen einer Bohrung im Boden mit einem Mast und einem Bohrantrieb
zum drehbaren Antreiben eines Drehbohrwerkzeugs (10),
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Drehbohrwerkzeug (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 9 vorgesehen ist.
11. Verfahren zum Erstellen einer Bohrung im Boden mit einem Drehbohrwerkzeug (10), insbesondere
nach einem der Ansprüche 1 bis 9, bei dem
- mit einer Abtragseinrichtung (20) an einer Unterseite eines Grundkörpers (12) des
Drehbohrwerkzeuges (10) Bodenmaterial abgetragen wird,
- mittels einer Zuführeinrichtung (30) Spülluft in die mit Bohrsuspension gefüllte
Bohrung in den Bereich der Abtragseinrichtung (20) zugeführt wird und
- mittels der Spülluft abgetragenes Bodenmaterial über eine Abführleitung (25)
abgefördert wird,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das abgetragene Bodenmaterial zu einem Aufnahmebereich (18) gefördert wird, welcher
in einem oberen Abschnitt des Grundkörpers (12) angeordnet ist,
- dass oberhalb des Aufnahmebereichs (18) eine Auffanghaube (50) vorgesehen ist, welche
den Aufnahmebereich (18) nach oben unter Bilden eines Luftsammelraumes (52) abschließt,
in welchem sich Luft ansammelt, und
- dass an der Auffanghaube (50) ein Ablassventil (60) angeordnet ist, mit welchem Luft aus
dem Luftsammelraum (52) abgeführt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ablassventil (60) gesteuert von einer Steuereinrichtung geöffnet und geschlossen
wird.