(19)
(11) EP 2 706 147 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
27.06.2018  Patentblatt  2018/26

(21) Anmeldenummer: 13183663.7

(22) Anmeldetag:  10.09.2013
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E02B 9/06(2006.01)
E21D 11/10(2006.01)
E21D 11/08(2006.01)

(54)

Verfahren zum Bau eines Verkerhswegetunnels in Tübbingbauweise

Method for constructing a traffic tunnel in segment design

Procédé de construction d'un tunnel de voirie dans une construction en cuvelage


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR

(30) Priorität: 11.09.2012 EP 12006395

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
12.03.2014  Patentblatt  2014/11

(73) Patentinhaber: TPH Bausysteme GmbH
22848 Norderstedt (DE)

(72) Erfinder:
  • Tintelnot, Götz
    22587 Blankenese (DE)
  • Neumüller, Walter
    2371 Gießhübel (AT)

(74) Vertreter: Uexküll & Stolberg 
Partnerschaft von Patent- und Rechtsanwälten mbB Beselerstraße 4
22607 Hamburg
22607 Hamburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
EP-A1- 0 468 608
EP-A1- 1 362 981
CH-A- 505 942
DE-A1-102006 040 427
EP-A1- 1 154 194
EP-A1- 1 514 998
DE-A1- 1 534 667
DE-A1-102009 012 570
   
  • ANONYMOUS: "U-Bahn-Linie 5, Berlin", TPH Bausysteme GmbH , 1996, XP002690092, Gefunden im Internet: URL:http://www.tph-bausysteme.com/specials /injektionsbaustoffe-u-bahn-berlin/ [gefunden am 2013-01-10]
   
Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bau eines Verkehrswegetunnels in Tübbingbauweise, bei dem Tübbingbauteile in einen maschinell erzeugten Hohlraum zusammengesetzt werden, um eine geschlossene Tunnelwand zu bilden, und der Zwischenraum zwischen der Innenwand des Hohlraums und den Außenwänden der Tübbingbauteile mit Perlkies aufgefüllt wird.

[0002] Aus EP 1 514 998 A1 ist ein Verfahren zum Erstellen eines Tunnels bekannt, bei dem in einem durch Sprengungen hergestellter Tunnelhohlraum eine Rundumsicherung aus Spritzbeton aufgebracht wird, auf die wiederum eine Schicht aus kunstharzgebundenem Kies aufgebracht wird, wonach eine Kunststoffdichtungsbahn als Tunnelabdichtung aufgebracht wird und anschließend vor Ort die Innenschale des Tunnels betoniert wird, wobei die Tunnelabdichtung als Außenschalung verwendet wird.

[0003] Aus EP 1 154 194 A1 ist ein Verfahren zum Sanieren von Hausanschlüssen in der Wasserversorgung bekannt. Im Bereich des Hausanschlusses, in dem die Hausanschlussleitung mit der Hauptleitung verbunden ist, kann es im Verbindungsbereich durch Setzbewegungen im Erdreich zu Rissen im Bereich der Verbindung kommen. Zur Sanierung solcher Risse wird unter Einsatz von Robotern ein Dichtmittel um die schadhaften oder gerissenen Stellen der Rohre herumgespritzt, insbesondere z.B. Silikatharz um dies abzudichten.

[0004] Aus EP 0 468 608 A1 ist ein Entwässerungselement für den Brunnenausbau bekannt, das sich aus 20 bis 30 Massenteilen eines Zuschlagstoffs, z.B. Filterkies, und 1 Massenteil eines Bindemittels, z.B. Polyurethanharz, zusammensetzt.

[0005] Aus CH 505 942 ist ein Verfahren zum wasserabdichtenden und tragfähigkeitserhöhenden Füllen der Hohlräume zwischen Mauerwerk und anstehendem Erdreich einer mit einer Schildvortriebsmaschine erstellten Tunnelbohrung bekannt. Dazu wird aus abgebautem Erdmaterial ein dispergierbarer Teil ausgeschieden und unter Mischen mit Wasser auf einer mit Zerkleinerungs-, Mal-, Misch- und Filtervorrichtungen versehenen Nassmahl-Anlage behandelt und dispergiert, worauf das Gemisch nach Zugabe von Zement, Wasser und Bindebeschleunigungsmitteln mit hohem Druck in die Hohlräume zwischen dem Mauerwerk und dem Erdreich eingepresst wird.

[0006] Aus DE 10 2006 040 427 A1 ist ein Verfahren zur vorläufigen Absicherung von Gebirgsbereichen im untertägigen Berg- und Tunnelbau bekannt, bei dem der Kunststoffharz auf die freigelegten Gebirgsbereiche aufgespritzt wird, um diese vorläufig abzusichern.

[0007] Aus EP 1 362 981 A1 ist ein Verfahren zur Abdichtung der Verbindung von in einer Fuge zusammenstoßenden vorgefertigten Tübbingen bekannt, wobei in den die Fuge bildenden Flächen der Tübbinge durch Ausnehmungen Hohlräume gebildet sind, die nach dem Zusammenfügen durch Materialien ausgepresst werden, die zum Zeitpunkt ihres Eindringens flüssig sind und die danach in ein elastisches oder elastoplastisches Verhalten übergehen.

[0008] Die Internet-Seite tph-bausysteme. com/specials /injektionsbaustoffe-u-bahn-berlin/ bezieht sich auf den Bau den U-Bahn U5 in Berlin. Dabei handelte es sich um einen Tunnel, der in Tübbing-Bauweise erstellt wurde. Hier wurden auch Zweikomponentenharze verwendet, allerdings ausschließlich zum temporären Verfestigen des umgebenden Bodens im Fall einer notwendigen Reparatur der Dichtung zwischen der Tunnelbohrmaschine und der bereits erstellten Tunnelröhre hinter der Tunnelbohrmaschine. Falls die Dichtung schadhaft ist, muss der Bauvorgang kurzzeitig unterbrochen werden und die Tunnelbohrmaschine soweit vorfahren, dass ein Zwischenraum zwischen der bereits erstellten Tunnelröhre und der Tunnelbohrmaschine ersteht. Im Bereich dieses Zwischenraums wurde das umgebende Erdreich mit Zweikomponentenharz bespritzt, um es temporär zu verfestigen, damit es während des Reparaturvorgangs kein Material aus dem umgebenden Erdreich in den Tunnelhohlraum fällt.

[0009] Verkehrswegetunnel müssen auch Gebiete durchqueren, in denen geologisch problematische Umgebungsverhältnisse herrschen, wie zum Beispiel Umgebungen mit wasserreaktivem Baugrund. Beispiele für solche geologisch problematischen Umgebungsverhältnisse sind der Queenstone - Tonstein im Bereich der großen Seen in Nordamerika - und der Anhydrit im Raum Stuttgart. Bei Tunneln in Tübbingbauweise wird der Ringspalt zwischen der Hohlraumbohrung und den Tübbingbauteilen mit einer Mörtelsuspension verfüllt, um die Tübbingbauteile zu stabilisieren und in dem aufgelockerten Boden einzubetten. Das Einspritzen von Mörtelsuspensionen in denen Ringspalt erfolgt unter Druck.

[0010] Weiterhin kann bei geringeren Anforderungen an die Einbettung die Mörtelsuspension auch durch einen Einkorn-Perlkies ersetzt werden. Diese Bauweise kann aber nur in bestimmten Locker-Festgesteinsformationen mit geringeren Anforderungen an die Bettung oder in stabilen Baugrundverhältnissen eingesetzt werden.

[0011] Beim Bau von Verkehrswegetunneln in Gebieten mit geologisch problematischen Umgebungsverhältnissen kommt es oft zu Schäden an den Tunneln, wenn zum Beispiel in Umgebungen mit wasserreaktiven Lockergesteinen oder Festgesteinen eine Verfüllung des Ringspalts mit Mörtelsuspensionen erfolgt, da es dort aufgrund des Wassergehaltes des Mörtels zu Reaktionen kommt, die zu schädigenden Rückwirkungen auf die Tunnelwand führen. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Mörtelsuspensionen beim Tunnelbau in einigen Gebieten problematisch.

[0012] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Bau von Verkehrswegetunneln in Tübbingbauweise anzugeben, mit der einschalige oder zweischalige Hohlraumbauwerke auch bei geologisch problematischen Umgebungsverhältnissen wie quellfähigen Baugründen mit Ringspaltverfüllung verfüllt, gebettet und gedichtet werden können. Weiterhin sollen die Klüftigkeit und etwaige Hohlräume oder Poren des umgebenden Gesteins zementfrei verfüllt und gedichtet werden können.

[0013] Zur Lösung dieser Aufgabe dient das Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen aufgeführt.

[0014] Es ist vorgesehen, dass der Verkehrswegetunnel in einer maschinell erzeugten Hohlraumbohrung in einschaliger Bauweise mittels Tübbingbauteilen erstellt wird oder zweischalig, mit einer zusätzlichen Ortbetoninneschale erstellt wird, um eine geschlossene Auskleidung zu erhalten. Der Zwischenraum zwischen der Innenwand der Hohlraumbohrung und den Außenwänden der Tübbingbauteile, im Folgenden auch Ringspalt genannt, wird mit Perlkies aufgefüllt. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass zusätzlich zur Auffüllung des Zwischenraums mit Perlkies, ein flüssiges, durch Polyaddition vernetzendes und aushärtendes Reaktionsharzgemisch als zementfreie Ringspaltverfüllung unter Druck in den Zwischenraum eingespritzt wird, um den Zwischenraum zu verfüllen, abzudichten und die Tübbingbauteile zu betten. Die Auffüllung des Zwischenraums kann entweder vorgenommen werden, nachdem dieser durch Perlkies bereits weitgehend gefüllt ist (bis auf die verbleibenden Zwischenräume der dich liegenden Perlkiessteine), oder es werden Perlkies und Reaktionsharzgemisch vorab miteinander vermengt und das Gemenge in den Zwischenraum eingespritzt, z.B. mit Druckluft eingeblasen.

[0015] Dieser Verpressvorgang wird mit einem Überdruck je nach statischen Erfordernissen ausgeführt. Die Dichtwirkung des ausgehärteten Reaktionsharzgemisches verhindert gleichzeitig Bewegungen und Reaktionen von Atmosphärilien.

[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform wird als aushärtendes Reaktionsharzgemisch ein Silikatharz verwendet. In einer alternativen Ausführungsform wird ein Polyurethanharz verwendet.

[0017] In einer vorteilhaften Ausführungsform wird zum Auffüllen des Zwischenraums zwischen den Innenwänden des Hohlraums und den Außenwänden der Tübbingbauteile Mehrkorn-Perlkies, vorzugsweise Zweikorn-Perlkies, verwendet. Die Verbrauchsmenge des Reaktionsharzgemisches kann hierdurch erheblich reduziert werden, da eine dichtere Kugelpackung der Perlkiessteine erreicht werden kann.

[0018] Somit ist eine Füllung des Ringspalts, eine Abdichtung und Bettung der Tübbingbauteile möglich, ohne das Wasser oder wässrige Substanzen in den Außenraum außerhalb der Tübbingbauteile gelangt. Somit ist insbesondere der Bau von Tunneln unter problematischen geologischen Verhältnissen in der Umgebung des Hohlraums möglich.

[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt das Einspritzen von Reaktionsharzgemisch unter so hohem Druck, dass Auslockerungszonen oder eine natürlich vorhandene Klüftigkeit / Porosität des umgebenden Gebirges verfüllt und gedichtet werden. Vorzugsweise erfolgt dieses Einspritzen mit Silikatharz unter hohem Druck zumindest im Bereich von Übergängen zwischen geologisch problematischen Umgebungen, die mit Wasser reagieren, und geologisch unproblematischen Gebieten, in denen Wasser in der Umgebung der Hohlraumbohrung auftreten kann, um eine Sperre gegen Wasserlängsläufigkeit entlang des Verkehrswegetunnels aus der geologisch unproblematischen in die geologisch problematische Umgebung der Hohlraumbohrung zu erzeugen.

[0020] In einer bevorzugten Ausführungsform wird modifiziertes, mit Wasser reagierendes Reaktionsharzgemisch zum Einspritzen in den Zwischenraum verwendet, das vorhandenes Brauchwasser aus der Bauphase zum Abbinden verwendet und somit aufbraucht.

[0021] In einer alternativen Ausführungsform wird modifiziertes, nicht mit Wasser reagierendes Reaktionsharzgemisch zum Einspritzen in den Zwischenraum verwendet, das vorhandenes Brauchwasser aus der Bauphase nicht verbraucht, sondern vor sich her schiebt und durch gezielte Austrittsöffnungen entwässert.

[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform wird quellfähiges Silikatharz in den mit Perlkies gefüllten Zwischenraum eingepresst, das ein Quellmaß von 0,5 bis 1% aufweist, um gleichzeitig aufgelockerte Umgebungsbereiche in einem höheren Maß zu stabilisieren.

[0023] Die Verwendung von Mehrkorn-Perlkies erlaubt eine dichtere Auffüllung des Zwischenraums als Perlkies mit einfacher Korngröße, wodurch weniger Silikatharz benötigt wird. Insbesondere ist die Verwendung von Zweikorn-Perlkies bevorzugt, z.B. mit einer Korngröße aus dem Bereich 2 bis 4 mm und einer Korngröße aus dem Bereich 6 bis 8 mm, zum Beispiel zwei Korngrößen von 3 mm und 7 mm.

[0024] Die Verwendung von Mehrkorn-Perlkiesen mit zu vielen Korngrößen oder sogar mit einer einheitlichen Korngrößenverteilung zum Beispiel im Bereich von 2 bis 8 mm ist nicht bevorzugt, da dann eine so dichte Packung des Mehrkorn-Perlkieses erfolgt, dass nur noch wenig Volumen für das Silikatharz verbleibt; damit wäre dessen Funktion als Dichtungsmaterial eingeschränkt.

[0025] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels in den Zeichnungen beschrieben, in denen:

Fig. 1 eine Querschnittsansicht eines nach einem erfindungsgemäßen Verfahren aufgebauten Verkehrswegetunnels zeigt,

Fig. 2 eine Detailansicht aus der Schnittdarstellung eines aufzubauenden Verkehrswegetunnels in einem Zwischenstadium des Bauverfahrens zeigt, und

Fig. 3 eine Detailansicht eines Schnittes durch den Verkehrswegetunnel wie in Fig. 2, aber nach einem weiteren Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt.



[0026] Fig. 1 gibt einen Überblick über einen nach einem erfindungsgemäßen Verfahren aufgebauten Verkehrswegetunnel. In dem umgebenden Gestein ist durch eine Tunnelbohrmaschine eine Hohlraumbohrung hergestellt worden. In der Hohlraumbohrung sind Betonfertigteile (Tübbingbauteile) aneinandergesetzt, um eine Auskleidung der Hohlraumbohrung zu bilden. Zwischen den Tübbingsegmenten ist eine Dichtung, zum Beispiel aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) vorgesehen. Zwischen den Außenwänden der Tübbingbauteile und der Innenwand der Hohlraumbohrung verbleibt zunächst ein Ringspalt. In Fig. 1 ist dieser Ringspalt über einen Teil des Umfangs gezeigt, während der überwiegende Teil des Umfangs des Ringspalts als mit Perlkies und Silikatharz gefüllt dargestellt ist. Dies soll nur darstellen, dass ursprünglich, vor dem Verfüllen zwischen den Außenwänden der Tübbingbauteile und der Hohlraumbohrung ein Freiraum vorhanden war. Tatsächlich ist der Ringspalt dann nach Verfüllung stets vollständig aufgefüllt, d.h. über den ganzen Umfang. In den Tübbingbauteilen sind Durchdringungen vorgesehen, durch die Zugang zu dem Ringspalt besteht.

[0027] Fig. 2 zeigt eine Detailansicht eines Querschnitts durch einen Verkehrswegetunnel in einem Zwischenstadium des erfindungsgemäßen Aufbauverfahrens. Nach Aneinandersetzen der Tübbingbauteile in der Hohlraumbohrung wird in einem ersten Schritt der verbliebene Ringspalt durch die Durchdringungen in den Tübbingbauteilen hindurch mit Perlkies gefüllt, vorzugsweise mit Mehrkornkies. In diesem Ausführungsbeispiel mit Zweikorn-Perlkies, zum Beispiel mit den Korngrößen 2 mm und 8 mm.

[0028] Fig. 3 zeigt die gleiche Detailansicht des Schnitts durch den Verkehrswegetunnel nach einem weiteren Verfahrensschritt, nämlich der Injektion von Silikatharz durch die Durchdringungen in den Tübbingbauteilen. Das Silikatharz wird unter Druck eingespritzt, so dass es alle verbleibenden Hohlräume zwischen den Körnern in der Kornfüllung des Ringspalts auffüllt. Vorzugsweise wird das Silikatharz unter so hohem Druck eingepresst, dass Auslockerungszonen oder eine natürlich vorhandene Klüftigkeit/Porosität des umgebenden Gesteins verfüllt und gedichtet werden. Dies ist in Fig. 3 dadurch dargestellt, dass das schwarze Silikatharz auch entlang einiger Linien außerhalb des Ringspalts in das umgebende Gebirge eingedrungen ist. Dadurch erfolgt eine Vergütung des umgebenden Gebirges. Ein solches Einspritzen von Silikatharz unter hohem Druck ist insbesondere im Bereich von Übergängen zwischen geologisch problematischen Umgebungen, die mit Wasser reagieren, und geologisch unproblematischen Gebieten, in denen Wasser in der Umgebung der Hohlraumbohrung auftreten kann, um eine Sperre gegen Wasserlängsläufigkeit in Längsrichtung des Verkehrswegetunnels aus der geologisch unproblematischen in die geologisch problematische Umgebung der Hohlraumbohrung zu erzeugen. Durch solche Sperren wird verhindert, dass der Verkehrswegetunnel selbst zur Wasserleitung entlang seiner Längsrichtung in das geologisch problematische Gebiet beitragen könnte.

[0029] Das Einpressen von Silikatharz mit erhöhtem Druck kann zum Beispiel bei einem Druck von 10 bis 15 Bar erfolgen.

[0030] In den Figuren sind die Durchdringungen in den Tübbingbauteilen, durch die das Perlkies und das Silikatharz in den Ringspalt eingeführt werden, aus Gründen der vereinfachten Darstellung mit konstantem Durchmesser gezeigt. Tatsächlich sind konische Durchdringungen bevorzugt, deren Durchmesser sich von der Innenwand des Tübbingbauteils zur Außenwand hin vergrößert. Durch die konische Formgebung bleibt die Durchdringung nach Auffüllung mit dem Silikatharz nach dessen Aushärtung dicht verschlossen.

[0031] Alternativ zu der zuvor beschriebenen aufeinanderfolgenden Füllung des Ringspalts zunächst mit Perlkies und dann mit Reaktionsharz kann auch zunächst ein Gemenge aus Perlkies und Silikatharz oder Polyurethanharz hergestellt werden. Dazu werden Perlkies und Polyurethan- oder Silikatharz in eine Mischanlage gefördert, in der ein Gemenge aus Perlkies und Reaktionsharz hergestellt wird. Das Gemenge wird dann aus der Mischanlage herausgefördert und in einem Luftstrom unter Druck in den Ringraum eingeblasen, um diesen vollständig zu verfüllen.

[0032] Als Silikatharz kann zum Beispiel ein 2-komponentiges, nichtschäumendes, leicht flexibilisiertes Injektionsharz auf Silikatbasis zur Injektion von wasserführenden Rissen sowie zur Boden- und Gesteinsverfestigung verwendet werden. Das Silikatharz wird durch Mischen von zwei Komponenten hergestellt, wobei diese Komponenten A und B eine Wasserglas-Komponente A und eine Isocyanate enthaltende Komponente B umfassen. Nach der homogenen Vermischung beider Komponenten entsteht eine viskose Emulsion, die kein weiteres Wasser aus dem Injektionsgebiet aufnimmt, sondern es aufgrund der hohen Dichte vor sich her schiebt. Das bevorzugte Silikatharz hat folgende technische Daten:
Mischungsverhältnis A:B 1:1 Volumenteile
Verarbeitungszeit ca. 60 Sekunden (abhängig von der Temperatur)
Endaushärtung ca. 20 Minuten (abhängig von der Temperatur)
Druckfestigkeit ca. 14 N/mm2 (DIN 12190)
Spannungswert ca. 150 MPa (DIN 53504)
Zugfestigkeit ca. 2,0 MPa (DIN 53504)
Reissdehnung ca. 1% (DIN 53504)
Verarbeitungstemperatur 15 - 30°C (Bauteiltemperatur)


[0033] Die beiden Komponenten werden im Mischungsverhältnis 1:1 (Volumenteile) mithilfe von Zweikomponenten-Injektionspumpen direkt aus den Behältern gefördert und durch einen Statikmischer homogen vermischt. Die anfangs flüssige Mischung erreicht schnell einen nicht mehr fliessfähigen Zustand und härtet dann rasch ohne Aufschäumen aus.

[0034] Als Polyurethanharz kann zum Beispiel das unter der Marke Pur-O-Stop FS-L bekannte Injektionsharz verwendet werden, wobei es sich um ein langsam härtendes, starres, zweikomponentiges Injektionsharz auf Polyurethanharzbasis handelt. Dieses Polyurethanharz hat eine variable Reaktionszeit, die durch Auswahl der zugegebenen Katalysatormenge eingestellt werden kann. Die Mischung der Polyolkomponente und der Isocyanatkomponente erfolgt im Verhältnis 1:1 (Volumenteile). Bei einer typischen Katalysatormenge beträgt die Verarbeitungszeit ca. 90 Minuten und wird die Endaushärtung nach ca. 24 Stunden erreicht (bei 21°C). Beide Komponenten werden mithilfe von Zwei-Komponenten-Injektionspumpen direkt aus den Gebinden gefördert und durch einen Statikmischer homogen vermischt. Aufgrund der relativ langen Reaktionszeit kann das Produkt alternativ auch mit einer Ein-Komponenten-Injektionspumpe verarbeitet werden. Die Verarbeitungs- oder Topfzeit beträgt ohne Katalysatorzugabe 90 Minuten. Sie lässt sich durch Katalysatorzugabe kontinuierlich reduzieren, zum Beispiel durch 20 g Katalysatorzugabe je 20 kg der Polyolkomponente auf 40 Minunten, durch 100 g Katalysatorzugabe auf 20 kg der Polyolkomponente auf etwa 5 Minuten und 24 Sekunden, und durch 500 g Katalysatorzugabe auf etwa 1 Minute reduzieren.


Ansprüche

1. Verfahren zum Bau eines Verkehrswegetunnels in Tübbingbauweise, bei dem
Tübbingbauteile in einer maschinell erzeugten Hohlraumbohrung zusammengesetzt werden, um eine geschlossene Auskleidung zu bilden, und
der Zwischenraum zwischen der Innenwand des Hohlraums und den Außenwänden der Tübbingbauteile mit Perlkies aufgefüllt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zusätzlich zum Auffüllen des Zwischenraums mit Perlkies ein flüssiges, durch Polyaddition vernetzendes und aushärtendes Reaktionsharzgemisch als zementfreie Ringspaltverfüllung unter Druck eingespritzt wird, um den Zwischenraum zu verfüllen und abzudichten und die Tübbingbauteile zu betten.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Einspritzen des Reaktionsharzgemisches nach der Auffüllung des Zwischenraums mit Perlkies vorgenommen wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Reaktionsharzgemisch und Perlkies zunächst vermengt und dann gemeinsam in den Zwischenraum eingespritzt werden.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Reaktionsharzgemisch ein Silikatharz verwendet wird.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Reaktionsharzgemisch ein Polyurethanharz verwendet wird.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Perlkies ein Mehrkorn-Perlkies verwendet wird.
 
7. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Einspritzen von Reaktionsharzgemisch unter so hohem Druck vorgenommen wird, dass Auslockerungszonen des umgebenden Gebirges verfüllt und gedichtet werden.
 
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt des weiteren Verfüllens mit Reaktionsharzgemisch unter hohem Druck zumindest im Bereich von Übergängen zwischen geologisch problematischen Umgebungen, die mit Wasser reagieren, und geologisch unproblematischen Gebieten, in denen Wasser in der Umgebung der Hohlraumbohrung auftreten kann, vorgenommen wird, um eine Sperre gegen Wasserlängsläufigkeit entlang des Verkehrswegetunnels aus der geologisch unproblematischen in die geologisch problematische Umgebung der Hohlraumbohrung zu erzeugen.
 
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum Einspritzen in den mit Perlkies verfüllten Zwischenraum modifiziertes, mit Wasser reagierendes Reaktionsharzgemisch verwendet wird, das vorhandenes Brauchwasser aus der Bauphase zum Abbinden verwendet und somit aufbraucht.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zum Einspritzen in den Zwischenraum modifiziertes, nicht mit Wasser reagierendes Reaktionsharzgemisch verwendet wird, das vorhandenes Brauchwasser aus der Bauphase vor sich her schiebt und durch Austrittsöffnungen entwässert.
 
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum Einspritzen in den Zwischenraum ein quellfähiges Reaktionsharzgemisch verwendet wird, das ein Quellmaß von 0,5 bis 1% aufweist, um gleichzeitig aufgelockerte Umgebungsbereiche in einem höheren Maß zu stabilisieren.
 


Claims

1. Method for constructing a traffic route tunnel in tubing segment design, comprising
assembling tubing segments in a cavity hole created by machine in order to form a closed lining and
filling up the clearance between the inner wall of the cavity hole and the outer walls of the tubing segments by pea gravel,
characterized in that
in addition to filling up the clearance with pea gravel a liquid reactive resin mixture which cures by cross-linking by polyaddition is injected under pressure as a mortar-free filling of the annular clearance in order to fill and seal the clearance and in order to bed the tubing segments.
 
2. Method according to claim 1, characterized in that injection of the reactive resin mixture is carried out after filling the clearance with pea gravel.
 
3. Method according to claim 1, characterized in that the reactive resin mixture and the pea gravel are first mixed and then injected together into the clearance.
 
4. Method according to any of the claims 1 to 3, characterized in that as the reactive resin mixture a silicate resin is used.
 
5. Method according to any of the claims 1 to 3, characterized in that as the reactive resin mixture a polyurethane resin is used.
 
6. Method according to any of the preceding claims, characterized in that as pea gravel a multiple pea-size pea gravel is used.
 
7. Method according to claim 2, characterized in that the injection of reactive resin mixture is carried out under such a high pressure that damaged zones of the surrounding rock are filled and sealed.
 
8. Method according to claim 7, characterized in that the step of further filling with reactive resin mixture under high pressure is carried out at least in regions of transitions between geologically problematic environments which react with water and geologically unproblematic zones in which water may be present in the environment of the cavity hole, to thereby create a barrier against water propagation in longitudinal direction along the traffic route tunnel from the geologically unproblematic into the geologically problematic environment of the cavity hole.
 
9. Method according to any of the preceding claims, characterized in that for injection into the clearance filled with pea gravel a modified reactive resin mixture which reacts with water is used, which modified reactive resin mixture uses and thus consumes process water which remained from the construction phase.
 
10. Method according to any of the claims 1 to 8, characterized in that for injection into the clearance a modified reactive resin mixture which does not react with water is used, which modified reactive resin mixture pushes process water which remained from the construction phase and drains it through discharge openings.
 
11. Method according to any of the preceding claims, characterized in that for injection into the clearance a swellable reactive resin mixture is used which has a degree of swelling of 0.5 to 1% in order to stabilize at the time broken up environment zones to a higher degree.
 


Revendications

1. Procédé de construction d'un tunnel de voirie dans une construction en cuvelage, pour lequel
des composants de cuvelage sont assemblés dans un perçage de cavité généré par machine afin de former un revêtement fermé et
l'espace intermédiaire entre la paroi intérieure de la cavité et les parois extérieures des composants de cuvelage est rempli avec du gravillon,
caractérisé en ce
qu'outre le remplissage de l'espace intermédiaire avec du gravillon un mélange de résine de réaction liquide, réticulant par polyaddition et durcissant est injecté en tant que remplissage de fente annulaire sans ciment sous pression afin de remplir et rendre étanche l'espace intermédiaire et de coucher les composants de cuvelage.
 
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que l'injection du mélange de résine de réaction est entreprise après le remplissage de l'espace intermédiaire avec du gravillon.
 
3. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le mélange de résine de réaction et le gravillon sont tout d'abord mélangés et sont ensuite injectés ensemble dans l'espace intermédiaire.
 
4. Procédé selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé en ce qu'une résine de silicate est utilisée en tant que mélange de résine de réaction.
 
5. Procédé selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé en ce qu'une résine de polyuréthane est utilisée en tant que mélange de résine de réaction.
 
6. Procédé selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé en ce qu'un gravillon à plusieurs grains est utilisé en tant que gravillon.
 
7. Procédé selon la revendication 2, caractérisé en ce que l'injection de mélange de résine de réaction est entreprise sous pression si élevée que des zones d'ameublissement de la montagne environnante sont remplies et rendues étanche.
 
8. Procédé selon la revendication 7, caractérisé en ce que l'étape de l'autre remplissage avec un mélange de résine de réaction est entreprise sous haute pression au moins dans la zone de passages entre des environnements problématiques géologiquement qui réagissent avec de l'eau, et des zones non problématiques géologiquement, dans lesquelles de l'eau peut survenir dans l'environnement du perçage de cavité afin de générer une barrière contre l'écoulement longitudinal de l'eau le long du tunnel de voirie de l'environnement non problématique géologiquement à l'environnement problématique géologiquement du perçage de cavité.
 
9. Procédé selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que pour l'injection dans l'espace intermédiaire rempli de gravillon un mélange de résine de réaction modifié, réagissant avec de l'eau est utilisé, lequel utilise de l'eau industrielle présente de la phase de construction pour la prise et l'épand ainsi.
 
10. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 8, caractérisé en ce que pour l'injection dans l'espace intermédiaire un mélange de résine de réaction modifié, ne réagissant pas avec l'eau est utilisé, lequel pousse de l'eau industrielle présente de la phase de construction devant lui et la draine par des ouvertures de sortie.
 
11. Procédé selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que pour l'injection dans l'espace intermédiaire un mélange de résine de réaction gonflable est utilisé, lequel présente un taux de gonflement de 0,5 à 1 % afin de stabiliser en même temps des zones environnantes ameublies dans une plus grande mesure.
 




Zeichnung














Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente