[0001] Die Erfindung betrifft einen weichmagnetischen Komposit-Werkstoff, sowie dessen Verwendung
in einem Elektromotor, beispielsweise einen Reluktanzmotor, in einem Generator, in
einem Transformator und/oder in einem Elektroblech.
[0002] In einem Elektromotor, einem Generator und/oder einem Transformator kommen in fast
allen Ausführungsformen magentische Werkstoffe auch in Form von Elektroblechen für
die magnetische Flussführung zum Einsatz. In Elektromotoren und/oder in Generatoren
sind die Elektrobleche meist in Lagen gestapelt und senkrecht zur Motorachse angeordnet.
Bei Innenläufern werden sie auf die Achse aufgezogen. Die Magnetisierung liegt aus
physikalischen Gründen bevorzugt in der Ebene. Zur Ausbildung des Drehmoments ist
es erforderlich, dass der Fluss innerhalb dieser Ebene des Elektroblechs zur Ausbildung
der Pole gekrümmt geführt wird. Dies wird durch Strukturbildung, d.h. üblicherweise
subtraktiv, z.B. durch Stanzen erreicht.
[0003] Aus Gründen der Montage, insbesondere des Aufziehens auf die Achse oder aus anderen
mechanischen Randbedingungen ein erheblicher Teil des flussführenden Materials ohne
eigentliche magnetisch funktionale Eigenschaft eingesetzt. Speziell in Reluktanzmotoren
und/oder Reluktanzmaschinen umfasst ein Blechschnitt aus mechanischen Stabilitätsgründen
unvermeidliche axiale Verstrebungen. Dadurch wird das Elektroblech in ungünstiger
Weise oder ohne Funktion eingesetzt und das Motor-Drehmoment reduziert. In Transformatoren
ist ebenfalls eine gekrümmte Flussführung, beispielsweise rotatorisch und/oder in
90° Rechteckgeometrien wünschenswert.
[0004] Ein Reluktanzmotor ist beispielsweise aus der
EP 2 838 180 A1 bekannt. Dort wird als Material der Pole, also als Material mit einer magnetischen
Vorzugsrichtung ein ferromagnetisches Material eingesetzt, das eine geringe Koerzitivfeldstärke
H kleiner 10 kA/m zeigt.
[0005] Beispielsweise wird im Falle des Reluktanzmotors innerhalb des Designs eines geschichteten
Blechaufbaus längs der Drehachse der Blechschnitt üblicherweise - wie oben erwähnt
- durch subtraktive Verfahren wie Stanzen erzeugt. Durch den Einsatz weichmagnetischer
Sintermetalle auch als Soft Magnetic Composites - SMCs- bezeichnet, können zwar komplexere
Formen erzeugt werden, jedoch ist aufgrund der Isotropie der Sinterkörper die gerichtete
Flussführung nur eingeschränkt möglich und die mechanische Stabilität aufgrund der
Sprödigkeit unzureichend. Zwar wäre auch eine Anordnung der Elektrobleche längs der
Achse denkbar, aber dies führt zu einer erheblichen Erhöhung von Wirbelstromverlusten
längs der Drehachse. Zusätzlich ist die mechanische Stabilität des Gesamtaufbaus bei
hohen Zentrifugalkräften ungünstig. Durch die negativen Einflüsse einer Verformung
und/oder einer Biegung des Elektroblechs - beispielsweise in Wannenform - werden auch
die magnetischen Eigenschaften verschlechtert.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen optimierten Materialaufbau
aus mechanisch belastbarem Konstruktionswerkstoff und magentisch flussführendem Material
sowie ein geeignetes Herstellungsverfahren, das eine einfache Krümmung des flussführenden
Materials zur maximalen Nutzung des Flusses in Vorzugsrichtung ermöglicht, zur Verfügung
zu stellen.
[0007] Die Lösung der Aufgabe wird durch den Gegenstand der Erfindung, wie er in den Ansprüchen
und der Beschreibung offenbart ist, gelöst.
[0008] Dementsprechend ist Gegenstand der Erfindung ein anisotroper magnetischer Komposit-Werkstoff,
der ein Gewebe in einem Kunstharz als Matrixmaterial umfasst, wobei das Gewebe erste
Fasern, die magnetisch, unidirektional und in eine Richtung parallel angeordnet sind
und dazu querliegende zweite Fasern, die strukturstabil sind, umfasst. Außerdem sind
Verwendungen des magnetischen Komposit-Werkstoffes in Elektromotoren, Elektroblechen,
Reluktanzmotoren, Generatoren und/oder in Transformatoren Gegenstand der Erfindung.
[0009] Die ersten Fasern umfassen beispielsweise unidirektionalen - UD - magnetischen Draht
oder unidirektionale - UD - magnetische Fasern und/oder Faserbündel. Die ersten Fasern
umfassen insbesondere weichmagnetische Materialien, also Materialien die sich in einem
Magnetfeld leicht magnetisieren lassen, wie beispielsweise Eisen, Stahl mit niedrigem
Kohlenstoffanteil, Stahl mit Silizium-Zusatz, Nickel-Eisen-Legierungen, Cobalt-Eisen-Legierungen,
Aluminium-Eisen-Legierungen, Aluminium-Silizium-Eisen-Legierungen, Ferrite sowie beliebige
Gemische derartiger unidirektionaler weichmagnetischer Drähte, Fasern und/oder Faserbündel.
Die ersten, weichmagnetischen Fasern werden im Wesentlichen parallel im Gewebe angeordnet,
damit Anisotropie der magentischen Flussführung im Werkstoff erzeugt werden kann.
Im Wesentlichen parallel bedeutet dabei, dass ein Winkel zwischen zwei Fasern oder
zwei Faserbündel nicht größer als 20° insbesondere nicht größer als 10° ist.
[0010] Die zweiten Fasern umfassen beispielsweise strukturstabile Fasern, die dazu dienen,
die ersten Fasern in Position zu halten, diese umfassen beispielsweise Glasfasern,
keramische Fasern, Kohlefasern oder Carbonfasern, polymere Kunststofffasern und/oder
Aramidfasern, Holz und/oder Hanf-Fasern, sowie beliebige Gemische der vorgenannten
Fasern. Sie sind bezüglich der ersten Fasern quer angerordnet, wobei quer nicht parallel
bedeutet. Bevorzugt weisen sie einen Winkel zu den ersten Fasern auf, der zwischen
45° und 90° beträgt.
[0011] Die Kunstharzmatrix ist beispielsweise aus einem Duroplastischen oder thermoplastischem
und isolierendem Polymer wie einem Epoxidharz oder einem anderen, zur Herstellung
von beispielsweise Elektroblechen geeignetem organischen Kunstharz, Lack, Isolierlack
und/oder gefülltem, beispielsweise mit Pigmenten, Nanopartikeln, mineralischen Partikeln
gefülltem, Lack.
[0012] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform wird dieses mit Kunstharz imprägnierte Gewebe
aus magnetischem Komposit-Werkstoff mit ungehärtetem Kunstharz imprägniert oder infiltriert.
Als insbesondere vorteilhaft hat sich dabei herausgestellt, wenn das imprägnierte
Gewebe zu einzelnen Lagen verarbeitet wird, die als noch feuchte Prepregs oder nicht
vollständig ausgehärtete Prepregs auf eine Form, beispielsweise auf einen Kern eines
Reluktanzmotors, abgelegt, mit oder ohne Kern getrocknet und zum fertigen Werkstoff
ausgehärtet und mit dem Kern fest verbunden werden. Der Kern eines Reluktanzmotors,
der die Drehachse umschließt, ist beispielsweise aus einem organischen polymeren Werkstoff,
der sich gut mit dem Kunstharz, das die Matrix der Prepreg-Lagen bildet, verbindet.
Die Prepreg-Lagen können, ebenso wie der fertige Komposit-Werkstoff, eine beliebige
Form aufweisen, also beispielsweise als Band, als Schlauch, als konfektionierte Lage
vorliegen.
[0013] Allgemeine Erkenntnis der Erfindung ist, dass ein Aufbau aus einem anisotropen magnetischen
Komposit-Werkstoff aus einem UD - Gewebe mit einem Kern zu einem festen Verbund vernetzbar
ist. Insbesondere ist es Erkenntnis der Erfindung, dass für die Polbildung beispielsweise
eines Reluktanzmotors entsprechend der gekrümmten Flussführung der Magnetisierung
der anisotrope magentische Komposit-Werkstoff auf den Kern als Stapel aufgelegt und
mit dem Kern vernetzbar ist.
[0014] Durch die Integration des anisotropen magnetischen Komposit-Werkstoffs wird die Funktion
der magnetischen Flussführung von der mechanischen Stabilitätsfunktion weitgehend
entkoppelt. Dennoch lässt sich beispielsweise ein Rotor durch die formschlüssige Anbindung
des Composites an das mechanische Trägersystem in einem Prozessschritt erzeugen.
[0015] Bei einem derartig mit anisotropem magnetischen Komposit-Werkstoff ausgerüsteten
Motor wird eine deutlich erhöhte Leistung bei hohen Drehzahlen beobachtet. Große Hohlwellen
sind möglich, weil der magnetische Fluss eine geringe Eindringtiefe in den Rotor hat.
Geringe Drehmomentwelligkeit, geringe Schwinganregung und geringe Geräuschentwicklung
durch eine homogene Feldverteilung sind möglich. Durch den anisotropen magnetischen
Komposit-Werkstoff mit den leichten strukturstabilen zweiten Fasern können leichte
und robuste Rotoren aufgebaut werden. Ein weiterer Vorteil der Trennung der optimierten
magnetischen Flussführung von der mechanischen Stabilisierung liegt im weiteren Aufbau
der Elektrobleche.
[0016] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird dem anisotropen magnetischen
Werkstoff aus imprägniertem Gewebe zumindest zweierlei Fasern zur Herstellung eines
Elektroblechs noch ein Metall zu legiert, beispielsweise Silizium. Damit wird der
elektrische Widerstand erhöht und Wirbelstromverluste reduziert. Zugleich reduzieren
diese jedoch die Sättigungsmagnetisierung und somit den leitbaren magnetischen Fluss.
[0017] Allerdings sind aufgrund der Flussführung in Drähten Wirbelstromverluste aufbaubedingt
stark eingeschränkt und es kann auf Legierungselemente verzichtet werden. Dies erhöht
die erreichbare Sättigungsmagnetisierung und damit die Flussleitfähigkeit mit günstiger
Auswirkung auf die erreichbare Motorperformance.
[0018] Durch die Erfindung ist es erstmals möglich, ein integriertes magnetisches Komposit-Material
in einem Elektromotor wie beispielsweise einem Reluktanzmotor einzusetzen.
1. Anisotroper magnetischer Komposit-Werkstoff, der ein Gewebe in einem Kunstharz als
Matrixmaterial umfasst, wobei das Gewebe erste Fasern, die magnetisch, im Wesentlichen
in eine Richtung angeordnet sind und dazu querliegende zweite Fasern, die nicht magnetisch
sind, umfasst.
2. Komposit-Werkstoff nach Anspruch 1, wobei die ersten Fasern unidirektionale magnetisierbare
Drähte, Fasern und/oder Faserbündel aus einem weichmagnetischen Material umfassen.
3. Komposit-Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die zweiten Fasern organische
oder anorganische strukturstabile Fasern wie beispielsweise keramische Fasern, Kohlefasern,
polymere Kunststofffasern, Aramidfasern, und/oder Glasfasern sowie beliebige Mischungen
der vorgenannten Fasern.
4. Komposit-Werkstoff nach einem der vorstehenden Ansprüche, der ein organisches Kunstharz
umfasst, das Duroplast oder Thermoplast ist.
5. Komposit-Werkstoff nach einem der vorstehenden Ansprüche, der in Form vorgefertigter
Prepreg-Lagen auf eine feste Form abgelegt und mehrere Prepreg-Lagen dort zu einem
Laminatlagen-Stapel gestapelt werden.
6. Komposit-Werkstoff nach Anspruch 5, wobei als feste Form der Kern eines Reluktanzmotors
dient.
7. Komposit-Werkstoff nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Laminatlagen-Stapel
aus Prepreg-Lagen auf dem Kern des Reluktanzmotors ausgehärtet wird.
8. Verwendung eines Komposit-Werkstoffes nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis
7 in einem Elektromotor.
9. Verwendung eines Komposit-Werkstoffes nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis
7 in einem Generator.
10. Verwendung eines Komposit-Werkstoffes nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis
7 in einem Reluktanzmotor.
11. Verwendung eines Komposit-Werkstoffes nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis
7 in einem Transformator.
12. Verwendung eines Komposit-Werkstoffes nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis
7 zur Herstellung eines Elektroblechs.