[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung chirurgischer Instrumente
sowie die Verwendung eines Reinigungssystems zur Reinigung chirurgischer Instrumente.
Stand der Technik
[0002] Bei bestimmten Arten von chirurgischen Instrumenten ist es ein bekanntes Problem,
diese nach Ihrer Anwendung am Patienten gründlich zu reinigen, damit sie nach der
Sterilisation für eine Anwendung am nächsten Patienten wieder in einwandfreiem Zustand
zur Verfügung stehen und unter Einhaltung geltender Hygienevorschriften eingesetzt
werden können. Dies gilt insbesondere für chirurgische Instrumente, auf denen sich
durch ihren bestimmungsgemäßen Gebrauch organische Verschmutzungen ablagern, die aufgrund
der Anwendungsbedingungen bzw. mit fortschreitender Antrocknung besonders schwer zu
entfernen sind.
[0003] Beispiele für schwer zu entfernende Verschmutzungen sind insbesondere Knochenmehl,
Schleime, Salben, Arzneimittelreste, durch Desinfektionsmittel denaturierte Proteine
und Fette sowie insbesondere Verkrustungen an Instrumenten, die in der Hochfrequenz-Chirurgie
(HF-Chirurgie) eingesetzt werden.
[0004] Die HF-Chirurgie ermöglicht im Vergleich zur herkömmlichen Schneidetechnik blutarme
Gewebeschnitte ohne das Risiko einer Keimverschleppung durchzuführen, wobei die Anwendung
auch durch kleine Körperöffnungen minimalinvasiv möglich ist.
[0005] Die Diathermie oder Elektrokaustik ist hierbei eine operative Methode zur Durchtrennung
von Gewebestrukturen oder zur vollständigen Entfernung von Körpergewebe (Kauterisation)
mit dem Elektrokauter. Die hierfür verwendeten chirurgischen Instrumente werden auch
als Elektroskalpelle bezeichnet.
[0006] Bei der Anwendung solcher HF-Chirurgie-Instrumente wird ein hochfrequenter Wechselstrom
durch den menschlichen Körper geleitet, um Gewebe durch die dadurch verursachte Erwärmung
gezielt zu schädigen bzw. zu schneiden. Die beiden Pole des HF-Chirurgie-Gerätes müssen
über das zu koagulierende Gewebe des Patienten einen geschlossenen Stromkreis bilden,
wobei man je nach Anordnung der Pole zwischen einer monopolaren und einer bipolaren
Anwendung unterscheidet. Neben Einmalinstrumenten werden oftmals mehrfach verwendbare
Instrumentenaufsätze verwendet, die jedoch nach der Anwendung am Patienten bedingt
durch die lokal entstehenden Temperaturen mit eingebranntem Blut, Protein, Gewebe,
etc. verunreinigt sind und aufgrund ihrer geringen Dimensionen äußerst schwierig zu
reinigen sind. Insbesondere eine Reinigung im RDG (Reinigungs- und Desinfektionsgerät)
mit anschließender thermischer Desinfektion ist nicht hinreichend möglich, da Rückstände
auf den Elektrodenoberflächen verbleiben. Es sind daher zusätzliche Maßnahmen erforderlich,
um eine ausreichende Reinigung sicherzustellen.
[0007] Die
WO 99/18867 A1 beschreibt ein chirurgisches System, das die Erzeugung und Verwendung einer neuen
Wellenform von elektrischer Energie beinhaltet, die auf den Arbeitsoberflächen eines
elektrochirurgischen Instrumentes relativ zu einer Rückleitung eine negative mittlere
Vorspannung liefert. Unter Verwendung der neuen Wellenform mit negativer Vorspannung
soll es zu reduzierten Ablagerungen auf den chirurgischen Instrumenten kommen, die
sich darüber hinaus auch vergleichsweise leicht entfernen lassen.
[0008] Aus dem Stand der Technik ist es ferner bekannt, schwer zu reinigende chirurgische
Instrumente einzuweichen, z.B. in Wasserstoffperoxidlösung, und anschließend mechanisch
bzw. manuell vorzureinigen, beispielsweise mit Hilfe von Bürsten, Wasserpistolen,
im Ultraschallbad, mit Hilfe eines Dampfreinigers oder gar mit abrasiven Pads (Bausch,
Plättchen). Dies ist allerdings aufwändig und führt überdies zu Beeinträchtigungen
der Oberfläche der chirurgischen Instrumente.
[0009] Ferner sind aus dem Stand der Technik auch 2-Komponenten-Zusammensetzungen zur Bleichung
oder zur Fleckenentfernung bekannt, jedoch nicht zur Reinigung chirurgischer Instrumente.
[0010] Die
EP 1 275 708 A1 beschreibt eine 2-Komponenten-Zusammensetzung mit bleichenden Eigenschaften. Die
erste Komponente enthält dabei ein Oxidationsmittel, nämlich Wasserstoffperoxid, und
die zweite Komponente enthält einen alkalischen Inhaltsstoff sowie optional einen
Komplexbildner und einen mehrwertigen Alkohol. Eine Anwendung oder Eignung der Zusammensetzung
zur Reinigung chirurgischer Instrumente wird nicht beschrieben.
[0011] Die
WO 2004/009753 A1 beschreibt eine zumindest ein Enzym enthaltende Zusammensetzung zur Fleckenentfernung,
die aus zwei vor oder während der Anwendung zu vereinigenden Flüssigkeiten besteht.
Die erste Flüssigkeit enthält dabei vorzugsweise ein Peroxid als Oxidationsmittel,
während die zweite Flüssigkeit einen alkalischen Inhaltsstoff enthält. Optional kann
die zweite Flüssigkeit zudem auch einen Komplexbildner sowie einen mehrwertigen Alkohol
enthalten. Auch diese ältere Schrift beschreibt keine Eignung der Zusammensetzung
zur Reinigung chirurgischer Instrumente.
Aufgabe der Erfindung
[0012] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein alternatives Verfahren zur Reinigung
chirurgischer Instrumente bereitzustellen, das die aus dem Stand der Technik bekannten
Nachteile, insbesondere der personalintensiven manuellen (Vor-)Reinigung mit Oberflächen
beschädigenden Auswirkungen, überwindet und sich vorzugsweise durch eine selbstständige
Reinigung oder Vorreinigung selbst stark verschmutzter chirurgischer Instrumente auszeichnet.
Allgemeine Beschreibung der Erfindung
[0013] Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den Merkmalen der Ansprüche und insbesondere
mit einem Verfahren zur Reinigung chirurgischer Instrumente, in dem eine erste Flüssigkeit,
die ein Oxidationsmittel enthält oder daraus besteht, und eine zweite Flüssigkeit,
die alkalisch ist und einen komplexbildenden Inhaltsstoff sowie einen mehrwertigen
Alkohol enthält, vereint werden, wodurch ein aktiviertes Reinigungssystem erhalten
wird, mit welchem ein zu reinigendes chirurgisches Instrument bzw. dessen Funktions-
oder Arbeitsbereich kontaktiert wird.
[0014] Die erste Flüssigkeit des in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Reinigungssystems
enthält ein oder besteht aus einem Oxidationsmittel, das vorzugsweise Wasserstoffperoxid
ist, insbesondere mit einer Konzentration von 5 bis 30 Gew.-%, besonders bevorzugt
mit einer Konzentration von 10 bis 20 Gew.-% und am bevorzugtesten mit einer Konzentration
von etwa 15 Gew.%.
[0015] Die zweite Flüssigkeit des in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Reinigungssystems
enthält eine komplexbildende Komponente, die aus der Gruppe ausgewählt ist, die Methylglycindiessigsäure,
ein Derivat der Methylglycindiessigsäure, Tetranatrium-
N,N-bis(carboxylatomethyl)-L-glutamat, Imidosuccinat, Ethylendiamintetraessigsäure, Polyasparaginsäure,
Diethylentriaminpentaessigsäure, Ethylendiamindibernsteinsäure, Iminodisuccinate,
Gluconsäure, Propylendiamintetraacetat, Hydroxyethylethylendiamintriacetat, Glucoheptonate,
Nitrilotriessigsäure, Zitronensäure, Natriumcitrat sowie komplexbildende Phosphate
und Phosphonate umfasst.
[0016] Geeignete komplexbildende Phosphate und Phosphonate sind beispielsweise Natriumtripolyphosphat,
Aminotrimethylenphosphonsäure, Ethylendiamintetra(methylenphosphonsäure), Diethylentriaminpenta(methylenphosphonsäure),
1-Hydroxyethan-(1,1-diphosphonsäure), Phosphonobutan-tricarbonsäure und Hexamethylenediamine
tetra(methylen) phosphonsäure.
[0017] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die in der zweiten Flüssigkeit enthaltene
komplexbildende Komponente Methylglycindiessigsäure oder ein Derivat der Methylglycindiessigsäure,
insbesondere ein Salz der Methylglycindiessigsäure, z.B. das Trinatriumsalz der Methylglycindiessigsäure.
[0018] Neben der komplexbildenden Komponente enthält die zweite Flüssigkeit auch einen alkalischen
Inhaltsstoff, vorzugsweise eine starke Base, z.B. NaOH, KOH, Ba(OH)
2 oder Ca(OH)
2. Diese in der zweiten Flüssigkeit gelöst vorliegende Base bewirkt, dass die zweite
Flüssigkeit alkalisch ist und einen pH-Wert > 10 oder > 12 und besonders bevorzugt
einen pH-Wert von 14 aufweist.
[0019] Erfindungsgemäß enthält die zweite Flüssigkeit zusätzlich zu dem komplexbildenden
Inhaltsstoff und der starken Base auch einen mehrwertigen Alkohol, insbesondere ein
mehrwertiges Alkanol, das bevorzugt Ethandiol, Propandiol, insbesondere 1,2-Propandiol,
Butandiol, Pentandiol und Propan-1,2,3-triol ist.
[0020] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform besteht die zweite Flüssigkeit des erfindungsgemäßen
Reinigungssystems aus dem komplexbildenden Inhaltsstoff, dem alkalischen Inhaltsstoff,
dem mehrwertigen Alkohol, sowie optional Wasser und/oder Hilfsstoffen, z.B. Lösungsvermittlern,
und enthält keine weiteren Inhaltsstoffe. Generell ist es bevorzugt, dass der Anteil
des komplexbildenden Inhaltsstoffes an der zweiten Flüssigkeit 5-50 Gew.-% beträgt,
wobei ein Anteil des komplexbildenden Inhaltsstoffes an der zweiten Lösung von 10-30
Gew.-% am meisten bevorzugt ist.
[0021] Der Anteil des enthaltenen mehrwertigen Alkohols an der zweiten Flüssigkeit ist vergleichsweise
klein und beträgt < 20 Gew.-%, insbesondere < 10 Gew.-% und besonders bevorzugt etwa
5 Gew.-%.
[0022] Das erfindungsgemäße Reinigungssystem ist durch Vereinen der ersten und der zweiten
Flüssigkeit miteinander aktivierbar, d.h. beim Zusammengeben beider Flüssigkeiten
erfolgt die Aktivierung. Dies äußert sich darin, dass der pH-Wert des Reinigungssystems
in den alkalischen Bereich geführt wird und eine Wärmeentwicklung, insbesondere auf
Temperaturen oberhalb von 30 °C, erfolgt.
[0023] Es wurde herausgefunden, dass bei einer Kontaktierung eines zu reinigenden chirurgischen
Instrumentes mit dem erfindungsgemäßen aktivierten Reinigungssystem an den Stellen,
an denen Verschmutzungen bzw. Verkrustungen an dem chirurgischen Instrument anhaften,
eine Gasentwicklung stattfindet und eine selbsttätige Abreinigung oder zumindest eine
selbsttätige effektive Vorreinigung des chirurgischen Instrumentes erfolgt, die keine
unterstützende mechanische Behandlung, z.B. durch Bürsten oder die Anwendung abrasiver
Pads, erfordert.
[0024] In dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt die Kontaktierung des zu reinigenden chirurgischen
Instrumentes mit dem Reinigungssystem insbesondere direkt nach Vereinigung der ersten
und der zweiten Flüssigkeit, d.h. direkt nach der Aktivierung des Reinigungssystems.
Vorzugsweise erfolgt die Kontaktierung mindestens für einen Zeitraum von mehreren
Minuten, beispielsweise für mindestens 10 Minuten, vorzugsweise für 15 bis 30 Minuten
und maximal bis zu 60 Minuten. Es ist vorteilhaft, wenn alle auf dem chirurgischen
Instrument befindlichen und zu entfernenden Rückstände von dem erfindungsgemäßen Reinigungssystem
kontaktiert werden. Daher eignet sich für das Kontaktieren insbesondere ein Tauchbad
bzw. ein geeignetes das aktivierte Reinigungssystem enthaltendes Behältnis, in welches
das zu reinigende chirurgische Instrument gelegt oder gestellt wird, sodass zumindest
der Teil des chirurgischen Instrumentes, an dem die zu entfernenden Verschmutzungen
anhaften, komplett von Flüssigkeit umgeben ist.
[0025] Das in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte zu reinigende chirurgische Instrument
ist insbesondere ein in der Hochfrequenz-Chirurgie eingesetztes chirurgisches Instrument,
wie z.B. ein Kauterinstrument. Weitere chirurgische Instrumente, für die sich das
erfindungsgemäße Reinigungsverfahren besonders eignet, sind z.B. Clips zum Komprimieren
von Gefäßen der Kopfschwarte, Trepane zum Durchbohren der Schädeldecke, gynäkologische
Küretten und Spekula, Knochenraspeln, Markraumbohrer sowie Schrauben, Bohrer oder
Schraubendreher mit Lumina.
[0026] Das erfindungsgemäße Reinigungssystem ist generell besonders gut anwendbar auf Instrumente
aus hochwertigem Instrumentenstahl, jedoch nicht auf Instrumente aus Aluminium, Titan
oder Instrumente mit Oberflächenbeschichtungen, z.B. mit galvanischer Verchromung
oder im Plasma aufgetragener Titan- bzw. Titanaluminium(carbo)nitrid-Beschichtung.
[0027] Die Rückstände, die durch ein erfindungsgemäßes Verfahren teilweise oder vollständig
entfernt werden können, sind insbesondere eingebranntes und/oder angetrocknetes Blut,
Protein oder Gewebe.
[0028] Durch das Zusammengeben der ersten und der zweiten Flüssigkeit wird in dem erfindungsgemäßen
Verfahren das aktivierte Reinigungssystem erhalten und für die Reinigung bzw. Vorreinigung
der chirurgischen Instrumente bereitgestellt. Es kommt zu einer Hitzeentwicklung,
die zu Temperaturen oberhalb von 30 °C führt.
[0029] Die zu reinigenden oder vorzureinigenden chirurgischen Instrumente werden vorzugsweise
in ein das aktivierte Reinigungssystem enthaltendes Behältnis gegeben, wobei es bei
Kontaktierung der an den Instrumenten anhaftenden Verschmutzungen zu einer Gasentwicklung
kommt, d.h. die Verschmutzungen werden unter Gasentwicklung selbsttätig gelockert
und/oder gelöst.
[0030] Nach dem Kontaktieren der chirurgischen Instrumente mit dem Reinigungssystem werden
die gereinigten bzw. vorgereinigten chirurgischen Instrumente aus dem Behältnis entfernt,
gespült und optional gewaschen und/oder nachgereinigt, z.B. unter Anwendung mechanischer
Hilfsmittel wie z.B. Bürsten, bzw. der weiteren Aufbereitung im Reinigungs-Desinfektionsgerät
zugeführt.
[0031] Die Erfindung betrifft außerdem auch die Verwendung des erfindungsgemäßen Reinigungssystems
zur Reinigung chirurgischer Instrumente. Die chirurgischen Instrumente können dabei
insbesondere ausgewählt sein aus der Gruppe, die Clips zum Komprimieren von Gefäßen
der Kopfschwarte, Trepane zum Durchbohren der Schädeldecke, gynäkologische Küretten
und Spekula, Knochenraspeln, Markraumbohrer sowie Schrauben, Bohrer oder Schraubendreher
mit Lumina umfasst.
Genaue Beschreibung der Erfindung
[0032] Die Erfindung wird nun genauer anhand eines Beispiels beschrieben.
Beispiel 1: Herstellung verschiedener Zweikomponenten-Reinigungssysteme und Anwendung
der Reiniaunassvsteme zur Reinigung verschmutzter chirurgischer Instrumente
[0033] Zur Untersuchung der Reinigungsleistung verschiedener Reinigungssysteme wurden insgesamt
8 verschiedene Zweikomponenten-Reinigungssysteme hergestellt und deren Wirksamkeit
an stark verschmutzten monopolaren Messerelektroden getestet.
[0034] Als erste Flüssigkeit wurde jeweils eine Wasserstoffperoxidlösung mit einer Konzentration
von 15 Gew.-% verwendet.
[0035] Die Zusammensetzung der zweiten Flüssigkeit variierte bei den verschiedenen Zweikomponenten-Reinigungssystemen.
Die genaue Zusammensetzung der acht getesteten Reinigungssysteme ist in der nachstehenden
Tabelle 1 angegeben.
Tabelle 1: Zusammensetzung der in acht verschiedenen Reinigungssystemen enthaltenen
zweiten Flüssigkeit (in Gew.-%) und Reinigungsleistung der entsprechenden Reinigungssysteme
Inhaltsstoff |
V1 |
V2 |
V3 |
V4 |
V5 |
V6 |
V7 |
V8 |
Kalilauge 45 Gew.-% |
65 |
65 |
65 |
65 |
50 |
0 |
65 |
65 |
1,2-Propandiol |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
5 |
5 |
Na3MGDA (40 %ige Lösung) |
10 |
20 |
30 |
35 |
50 |
100 |
10 |
30 |
VE-Wasser |
25 |
15 |
5 |
0 |
0 |
0 |
20 |
0 |
Reinigungsleistung (Beurteilung in Schulnoten) |
4-5 |
3-4 |
3-4 |
4-5 |
5 |
5 |
1 |
1 |
[0036] Bei Na
3MGDA handelt es sich um das Trinatriumsalz der Methylglycindiessigsäure.
[0037] In den ersten vier Versuchen (V1 bis V4) wurden jeweils Flüssigkeiten hergestellt,
die zu verschiedenen Anteilen Kalilauge, Na
3MGDA und entionisiertes Wasser enthielten. In V5 wurde eine Flüssigkeit hergestellt,
die nur Kalilauge und Na
3MGDA enthielt, und die in V6 verwendete Flüssigkeit bestand ausschließlich aus Na
3MGDA. Bei allen Flüssigkeiten der Versuche V1 bis V6 handelt es sich um Vergleichsflüssigkeiten
und nicht um in einem erfindungsgemäßen Verfahren verwendbare zweite Flüssigkeiten,
da alle in diesen Versuchen eingesetzten Flüssigkeiten keinen mehrwertigen Alkohol
enthielten.
[0038] Die in V7 und V8 hergestellten Flüssigkeiten sind in einem erfindungsgemäßen Verfahren
verwendbare zweite Flüssigkeiten, die zur Herstellung eines aktivierten Reinigungssystems
verwendet werden können. Die in V7 eingesetzte Flüssigkeit enthielt Kalilauge, 1,2-Propandiol,
Na
3MGDA und Wasser, und die in V8 eingesetzte Flüssigkeit enthielt ausschließlich Kalilauge,
1,2-Propandiol und Na
3MGDA.
[0039] Von jeder der in den Versuchen V7 und V8 hergestellten zweiten Flüssigkeiten und
von jeder der in den Vergleichsversuchen V1 bis V6 hergestellten Vergleichsflüssigkeiten
wurden nun jeweils 20 mL Flüssigkeit mit jeweils 20 mL 15%iger Wasserstoffperoxidlösung
zusammengegeben. Die auf diese Weise hergestellten acht verschiedenen Reinigungssysteme
wurden nun hinsichtlich ihrer Reinigungsleistung geprüft, indem jeweils eine mit eingebranntem
Schafsblut verschmutzte monopolare Messerelektrode sowie eine mit Glutaraldehyd-fixiertem
Blut verschmutzte monopolare Messerelektrode in jedes Behältnis mit dem jeweiligen
Reinigungssystem gegeben wurde, wobei darauf geachtet wurde, dass alle verschmutzten
Stellen der Messerelektroden vollständig von Flüssigkeit umgeben waren.
[0040] Zunächst wurde beim Vereinigen jeder der Flüssigkeiten der Versuche V1 bis V8 mit
der Wasserstoffperoxidlösung eine klare, gelbliche Lösung erhalten. Der pH-Wert jeder
dieser Lösungen betrug 14. Die Behandlung der verschmutzten Messerelektroden mit den
jeweiligen Reinigungssystemen erfolgte für eine Dauer von jeweils 60 Minuten.
[0041] Es wurde beobachtet, dass es bei den Versuchen V7 und V8 zu einer Hitzeentwicklung
> 30 °C nach dem Zusammengeben der Flüssigkeiten kam. 5 Minuten nach dem Zusammengeben
der ersten Flüssigkeit (Wasserstoffperoxid-Lösung) und der zweiten Flüssigkeit betrug
die Temperatur des Reinigungssystems, das die in V7 hergestellte Flüssigkeit enthielt,
35,4 °C, während die Temperatur des Reinigungssystems, das die in V8 hergestellte
Flüssigkeit enthielt, 37,2 °C betrug. Bei beiden Reinigungssystemen, die also jeweils
die in den Versuchen V7 oder V8 hergestellten Flüssigkeiten enthielten, kam es zu
einer deutlichen Gasentwicklung an den vom Reinigungssystem umgebenen verschmutzten
Stellen. Diese konnte bei den Reinigungssystemen, die eine der in den Versuchen V1
bis V6 hergestellten Flüssigkeiten enthielten, nicht oder nur in sehr geringem Ausmaß
beobachtet werden.
[0042] Nach 60 Minuten wurden die Messerelektroden aus den Gefäßen mit den verschiedenen
Reinigungssystemen entfernt, mit Wasser abgespült und getrocknet. Anschließend wurden
die jeweiligen Reinigungserfolge begutachtet. Diese sind in Form von Schulnoten in
der voranstehenden Tabelle 1 aufgeführt.
[0043] Bei Verwendung der Reinigungssysteme, die eine der in den Vergleichsversuchen V1
bis V6 hergestellten Flüssigkeiten enthielten, wurde beobachtet, dass diese alle einen
mäßigen Reinigungserfolg für die Verschmutzungen mit eingebranntem Schafsblut erzielen
konnten, jedoch nur einen schlechten bis maximal mäßigen Reinigungserfolg bei den
Glutaraldehyd-fixierten Verschmutzungen. In allen Fällen waren deutliche Rückstände
auf den Messerelektroden vorhanden, die teilweise auch bei der anschließenden Entfernung
durch mechanische Hilfsmittel noch erhebliche Schwierigkeiten bereiteten. Bei der
Beurteilung der Reinigungsleistung konnten die entsprechenden Reinigungssysteme, die
eine der in den Vergleichsversuchen V1 bis V6 hergestellten Flüssigkeiten enthielten,
daher lediglich Schulnoten von 3-4 bis 5 erzielen.
[0044] Ausschließlich bei der Verwendung von Reinigungssystemen, die die in den Versuchen
V7 und V8 hergestellte Flüssigkeit enthielten, konnte eine sehr gute Reinigungsleistung
(Schulnote 1) beobachtet werden, da diese Reinigungssysteme sowohl die Verschmutzungen
mit verbranntem Schafsblut als auch die Glutaraldehyd-fixierten Blut-Verschmutzungen
selbsttätig ablösen konnten. Folglich ist die Kombination aus starker Lauge, mehrwertigem
Alkohol und dem Komplexbildner Na
3MGDA besonders geeignet, um nach dem Versetzen mit Wasserstoffperoxid eine selbsttätige
Abreinigung verschmutzter chirurgischer Instrumente zu erlauben.
[0045] Die in der vorstehenden Beschreibung sowie in den Ansprüchen offenbarten Merkmale
der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebigen Kombinationen für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
1. Verfahren zur Reinigung chirurgischer Instrumente, dadurch gekennzeichnet, dass eine erste Flüssigkeit, die ein Oxidationsmittel enthält oder daraus besteht, und
eine zweite Flüssigkeit, die alkalisch ist und einen komplexbildenden Inhaltsstoff
sowie einen mehrwertigen Alkohol enthält, vereint werden, wodurch ein aktiviertes
Reinigungssystem erhalten wird, mit welchem ein zu reinigendes chirurgisches Instrument
kontaktiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als in der ersten Flüssigkeit enthaltenes Oxidationsmittel Wasserstoffperoxid eingesetzt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als in der zweiten Flüssigkeit enthaltener komplexbildender Inhaltsstoff ein Komplexbildner
eingesetzt wird, der aus der Gruppe ausgewählt ist, die Methylglycindiessigsäure,
ein Derivat der Methylglycindiessigsäure, Tetranatrium-N,N-bis(carboxylatomethyl)-L-glutamat, Imidosuccinat, Ethylendiamintetraessigsäure, Polyasparaginsäure,
Diethylentriaminpentaessigsäure, Ethylendiamindibernsteinsäure, Iminodisuccinate,
Gluconsäure, Propylendiamintetraacetat, Hydroxyethylethylendiamintriacetat, Glucoheptonate,
Nitrilotriessigsäure, Zitronensäure, Natriumcitrat sowie komplexbildende Phosphate
und Phosphonate umfasst.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Komplexbildner ein komplexbildendes Phosphat oder ein komplexbildendes Phosphonat
ist und aus der Gruppe ausgewählt ist, die Natriumtripolyphosphat, Aminotrimethylenphosphonsäure,
Ethylendiamintetra(methylenphosphonsäure), Diethylentriaminpenta(methylenphosphonsäure),
1-Hydroxyethan-(1,1-diphosphonsäure), Phosphonobutan-tricarbonsäure und Hexamethylenediamine
tetra(methylen) phosphonsäure umfasst.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als in der zweiten Flüssigkeit enthaltener mehrwertiger Alkohol Ethandiol, Propandiol,
Butandiol, Pentandiol oder Propan-1,2,3-triol eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Flüssigkeit einen pH-Wert > 10 aufweist und zumindest eine Base in gelöster
Form enthält, wobei die Base aus der Gruppe ausgewählt ist, die NaOH, KOH, Ba(OH)2 und Ca(OH)2 umfasst.
7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass durch Vereinen der ersten und der zweiten Flüssigkeit eine Wärmeentwicklung auf Temperaturen
oberhalb von 30 °C erfolgt.
8. Verwendung eines Reinigungssystems zur Reinigung eines chirurgischen Instrumentes,
dadurch gekennzeichnet, dass das Reinigungssystem eine erste und eine zweite Flüssigkeit umfasst, wobei die erste
Flüssigkeit ein Oxidationsmittel enthält oder daraus besteht, und die zweite Flüssigkeit
alkalisch ist und einen komplexbildenden Inhaltsstoff sowie einen mehrwertigen Alkohol
enthält, und wobei das Reinigungssystem durch Vereinen der beiden Flüssigkeiten aktivierbar
ist.
9. Verwendung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das chirurgische Instrument ein in der HF-Chirurgie verwendetes chirurgisches Instrument,
insbesondere ein Kauterinstrument, ist.
10. Verwendung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das chirurgische Instrument ausgewählt ist aus der Gruppe, die Clips zum Komprimieren
von Gefäßen der Kopfschwarte, Trepane zum Durchbohren der Schädeldecke, gynäkologische
Küretten und Spekula, Knochenraspeln, Markraumbohrer sowie Schrauben, Bohrer oder
Schraubendreher mit Lumina umfasst.