[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung eines Auftretens einer akustischen
Rückkopplung in einem Hörgerät, wobei eine erste Tragesituation hergestellt wird,
welche eine Positionierung des Hörgerätes relativ zum Träger festlegt, wobei für die
erste Tragesituation eine erste Benutzungssituation hergestellt wird, und wobei eine
Vorgabe für ein Anpassen wenigstens eines Hörgeräteparameters erfolgt.
[0002] Im Betrieb eines Hörgerätes stellt das Auftreten von akustischen Rückkopplungen ein
besonderes Problem dar. Der von einem Ausgangswandler des Hörgerätes erzeugte Schall,
welcher für das Gehör des Trägers des Hörgerätes vorgesehen ist, propagiert hierbei
teilweise zu einem Eingangswandler des Hörgerätes, und gelangt hierdurch erneut in
die Signalverarbeitung des Hörgerätes, in welcher auf das Signal des Eingangswandlers
eine Verstärkung angewandt wird. Ist hierbei der Dämpfungsfaktor, um welchen der Schall
des Ausgangswandlers auf dem Schallweg zum Eingangswandler abgedämpft wird, geringer
als der Verstärkungsfaktor der Signalverarbeitung, so kann das System infolge der
geschlossenen Verstärkungsschleife instabil werden. Dies ist als ein Pfeifgeräusch
bei den betreffenden Frequenzen hörbar, und führt daher zu einer erheblichen Beeinträchtigung
des Hörempfindens des Trägers.
[0003] Eine der geläufigen Maßnahmen zur Unterdrückung einer solchen akustischen Rückkopplung
ist es, die Verstärkung der Signalverarbeitung zu reduzieren, wenn die Rückkopplung
registriert wird. Die Reduktion der Verstärkung kann sich dabei auf diejenigen Frequenzbereiche
beschränken, in welchen die Rückkopplung auftritt. Dies hat jedoch den Nachteil, dass
die Verstärkung der Signalverarbeitung nicht mehr ausschließlich in Abhängigkeit der
individuellen Hörschwäche des Trägers gewählt wird, sodass ein vom Ausgangswandler
erzeugtes Ausgangsschallsignal nicht mehr optimal auf die audiologischen Bedürfnisse
des Trägers abgestimmt ist. Auch ist es möglich, die akustische Rückkopplung mittels
eines adaptiven Filters durch die Implementierung einer elektrischen Rückkopplungsschleife
zu unterdrücken. Hierdurch können jedoch aufgrund der erfolgenden elektronischen Auslöschung
von Signalanteilen Artefakte im Ausgangsschallsignal entstehen.
[0004] Überdies ist das Auftreten von akustischen Rückkopplungen in erheblichem Maße an
die konkrete Benutzungssituation gebunden. Während beispielsweise im normalen Betrieb
bei einer gegebenen Frequenz infolge des Verhältnisses aus Dämpfung im akustischen
Rückkopplungspfad und Verstärkung in der elektronischen Signalverarbeitung gegebenenfalls
keine Rückkopplung zu erwarten ist, kann bei Veränderungen wie zum Beispiel dem telefonieren
mit einem Mobiltelefon oder dem Aufsetzen einer Kopfbedeckung der akustische Rückkopplungspfad
dahingehend verändert werden, dass die Dämpfung verringert wird, und es somit zu einer
kritischen Rückkopplungsschleife kommt. Gerade ein derartiges spontanes Auftreten
von Rückkopplungen führt bei den beschriebenen Maßnahmen zur Unterdrückung oftmals
zu einem als unangenehm empfundenen Pfeifgeräusch.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, durch welches
ein spontanes Auftreten von Rückkopplungen in bestimmten Situationen verringert wird,
welches einen möglichst geringen Einfluss auf die gemäß der individuellen Hörschwäche
des Trägers des Hörgerätes anhand der Eingangssignale erzeugten Ausgangssignale haben
soll.
[0006] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Verringerung
eines Auftretens einer akustischen Rückkopplung in einem Hörgerät, wobei eine erste
Tragesituation hergestellt wird, welche eine Positionierung des Hörgerätes relativ
zum Träger festlegt, wobei für die erste Tragesituation eine erste Benutzungssituation
hergestellt wird, welche durch wenigstens eine Körperbewegung des Trägers des Hörgerätes
und/oder wenigstens eine Relativposition eines externen Objektes zum Körper des Trägers
charakterisiert ist, und wobei für die erste Benutzungssituation eine erste Anzahl
an frequenzaufgelösten Kurven einer Rückkopplungsneigung des Hörgerätes bestimmt wird.
Hierbei ist vorgesehen, dass anhand der oder jeder frequenzaufgelösten Kurve für die
erste Benutzungssituation ein erstes Kritikalitätsmaß ermittelt wird, welches Informationen
zu einem hinsichtlich eines Auftretens einer akustischen Rückkopplung kritischen Frequenzbereich
und einer entsprechenden relativen Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten einer akustischen
Rückkopplung enthält, und anhand des ersten Kritikalitätsmaßes eine Vorgabe für ein
Anpassen wenigstens eines Hörgeräteparameters erfolgt. Vorteilhafte und teils für
sich gesehen erfinderische Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche und
der nachfolgenden Beschreibung.
[0007] Unter einer Tragesituation ist hierbei insbesondere die Gesamtheit der Umstände zu
verstehen, unter denen das Hörgerät örtlich am Träger fixiert ist, und dabei insbesondere
ein gegebenenfalls vorhandenes, austauschbares akustisches Ankopplungsstück (wie z.B.
ein Ohrpassstück oder ein sog. "Dome") eine bestimmte Position einnimmt. Insofern
können sich zwei Tragesituationen hinsichtlich der genauen räumlichen Position des
Hörgerätes und/oder des akustischen Ankopplungsstücks unterscheiden, oder auch durch
eine Verwendung unterschiedlicher akustischer Ankopplungsstücke gegeben sein. Unter
einer Benutzungssituation ist hierbei und im folgenden insbesondere umfasst, dass
der Träger des Hörgerätes während des Betriebs insbesondere in einer konkret gegebenen
Tragesituation Körperbewegungen durchführt oder sich selbst relativ zu begrenzenden
Objekten wie Wänden oder Fenstern bewegt, sodass die in der Benutzungssituation erfolgenden
Bewegungen insbesondere dazu geeignet sind, einen akustischen Rücckopplungspfad des
Hörgerätes zu beeinflussen.
[0008] Unter einer Rückkopplungsneigung des Hörgerätes ist insbesondere eine frequenzabhängige
Kenngröße umfasst, anhand derer eine quantitative Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten
einer akustischen Rückkopplung bei der betreffenden Frequenz bestimmbar ist. Insbesondere
kann eine Rückkopplungsneigung hierbei gegeben sein durch ein Verhältnis oder eine
Differenz einer Dämpfung des akustischen Rückkopplungspfades und einer Verstärkung
durch eine im Hörgerät erfolgende Signalverarbeitung. Eine frequenzaufgelöste Kurve
einer Rückkopplungsneigung kann insofern gegeben sein durch die jeweiligen Werte der
Rücckopplungsneigung über das entsprechende Frequenzspektrum, oder durch die Werte
der Rückkopplungsneigung an einer Mehrzahl an Stützstellen für die Frequenz gebildet
werden, welche in hinreichend hoher Frequenzauflösung zu wählen sind.
[0009] Als das erste Kritikalitätsmaß kann hierbei im Fall einer Mehrzahl an frequenzaufgelösten
Kurven für die erste Benutzungssituation insbesondere eine derartige Kurve gewählt
werden, für welche die Verstärkung der Signalverarbeitung im Hörgerät gegenüber der
Dämpfung durch den akustischen Rückkopplungspfad jeweils frequenzbandweise am größten
ist. Eine derartige Kurve lässt sich insbesondere aus den Maximalwerten über die einzelnen
Kurven bei jeder Frequenz erstellen.
[0010] Das erste Kritikalitätsmaß kann jedoch bei einer Mehrzahl an Frequenz aufgelösten
Kurven für die Rückkopplungsneigung auch anhand einer Gewichtung der Werte der verschiedenen
Kurven bei einer gegebenen Frequenz ermittelt werden. In diesem Fall ist bevorzugt
das Kritikalitätsmaß derart zu berechnen, dass bei einer gegebenen Frequenz für eine
hohe Varianz an Werten der Rückkopplungsneigungen der verschiedenen Kurven ein höherer
Wert für das erste Kritikalitätsmaß erzeugt wird, als in einer Situation mit einem
identischen Maximalwert der Rückkopplungsneigungen bei einer geringeren Varianz. Dies
trägt dem Umstand Rechnung, dass bei einer bestimmten Frequenz für eine hohe Varianz
der Werte der Rückkopplungsneigung in der ersten Benutzungssituation auch eine noch
weitere Streuung über den in der Messung erfassten Dezimalwert hinaus zu erwarten
ist, während eine geringe Varianz der Werte bei einer gegebenen Frequenz für eine
größere intrinsische Stabilität des Systems spricht. In diesem Sinn kann anhand der
Maximalwerte der Rückkopplungsneigung sowie anhand der Variation über die verschiedenen
Kurven bei einer gegebenen Frequenz auf die Gefahr eines Auftretens einer Rückkopplung
bei der entsprechenden Frequenz für die erste Benutzungssituation geschlossen werden.
Die relative Wahrscheinlichkeit für ein solches Auftreten der Rückkopplung kann hierbei
insbesondere auch auf andere Frequenzbereiche bezogen sein, also das erste Kritikalitätsmaß
insbesondere dahingehend eine Aussage treffen, dass eine Rückkopplung für eine erste
Frequenz dann wahrscheinlicher ist als für eine zweite Frequenz, wenn der Wert des
ersten Kritikalitätsmaßes bei der ersten Frequenz größer ist als der Wert bei der
zweiten Frequenz.
[0011] Bevorzugt wird der wenigstens eine Hörgeräteparameter entsprechend der anhand des
ersten Kritikalitätsmaßes getroffenen Vorgabe angepasst, wobei die Anpassung insbesondere
automatisch erfolgen kann. Alternativ dazu kann die Anpassung entsprechend der Vorgabe
auch manuell durch einen Hörgeräteakustiker folgen. Bevorzugt wird hierbei der wenigstens
eine Hörgeräteparameter unter der zusätzlichen Vorgabe angepasst, eine Signalverstärkung
und eine Wiedergabedynamik im Hörgerät möglichst wenig zu beeinträchtigen. Dies kann
insbesondere dadurch erfolgen, dass der wenigstens eine Hörgeräteparameter nur für
denjenigen Frequenzbereich angepasst wird, für welchen anhand des ersten Kritikalitätsmaßes
ein Auftreten einer Rückkopplung in der ersten Benutzungssituation überhaupt als hinreichend
wahrscheinlich betrachtet wird. Die Bewertung kann dabei durch einen Schwellwertvergleich
des frequenzaufgelösten ersten Kritikalitätsmaßes über das gesamte Spektrum erfolgen.
[0012] Durch die Anpassung des wenigstens einen Hörgeräteparameters anhand des ersten Kritikalitätsmaßes
kann somit zum einen die Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten von Rückkopplungen zielgerichtet
auf diejenigen Frequenzbereiche limitiert werden, in welchen eine Änderung der vorliegenden
Hörgeräteparameter zur Vermeidung von Rückkopplungen überhaupt erforderlich ist, wodurch
die Anpassung hinsichtlich der Wiedergabeeigenschaften des Hörgerätes "minimal invasiv"
ausgestaltet werden kann. Bisherige Verfahren zur Verringerung oder Unterdrückung
von Rückkopplungen, welche auf einer Anpassung von Hörgeräteparametern basieren, überprüfen
üblicherweise das Auftreten von Rückkopplungen frequenzbandweise. Die Anpassung der
Hörgeräteparameter für die involvierten Signale erfolgt dabei mit möglichst geringer
Zeitverzögerung zu ihrer Überprüfung, da sie während des laufenden Betriebs des Hörgerätes
erfolgt. Hierdurch steht zum einen auf der Ebene der Überprüfung nur eine begrenzte
Anzahl an Frequenzbändern zur Verfügung, da sonst die für eine Aufteilung eines Eingangssignals
in verschiedene Frequenzbänder verwendeten Filter eine zu hohe Latenz bedingen würden.
Zum anderen werden auf der Ebene der Anpassung die Hörgeräteparameter frequenzbandweise
eingestellt, wodurch z.B. bei einer Absenkung eines Verstärkungsfaktors in einem Frequenzband
die Wiedergabe für das gesamte Frequenzband betroffen ist, während ggf. nur für ein
schmales Frequenzintervall innerhalb dieses Frequenzbandes eine kritische Wahrscheinlichkeit
für ein Auftreten einer Rückkopplung besteht, und somit eine Anpassung der Verstärkung
nur über dieses Intervall ausreichen würde.
[0013] Zum anderen kann anhand des ersten Kritikalitätsmaßes und anhand der beschriebenen
Anpassung überprüft werden, ob eine Wahrscheinlichkeit einer Rückkopplung für die
erste Rückkopplungssituation wirklich durch die entsprechende Anpassung des wenigstens
einen Hörgeräteparameters verringert werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein,
kann dies als ein Indiz für ein Problem gewertet werde, welches im Weitesten Sinn
mit der Tragesituation des Hörgerätes zusammenhängt, und entsprechend können weitere
Maßnahmen hierauf abgestimmt werden.
[0014] Vorzugsweise wird für die erste Benutzungssituation eine Mehrzahl an frequenzaufgelösten
Kurven einer Rückkopplungsneigung bestimmt, wobei zu einer gegebenen Frequenz das
erste Kritikalitätsmaß für die erste Benutzersituation anhand eines Streuungsmaßes
der sich aus der Mehrzahl an frequenzaufgelösten Kurven jeweils ergebenden Werte der
Rückkopplungsneigung bei dieser Frequenz gebildet wird. Insbesondere wird hierbei
die erste Benutzungssituation kontinuierlich aufrechterhalten, z.B. durch eine Aufrechterhaltung
und/oder Wiederholung einer entsprechenden Körperbewegung. Konkret kann dies derart
erfolgen, dass die Körperbewegung, durch welche die erste Benutzungssituation charakterisiert
ist, mehrfach wiederholt wird, und hierbei eine Mehrzahl an Kurven der Rückkopplungsneigung
bestimmt werden. Dies kann über einen vorgegebenen Zeitraum erfolgen, oder bis eine
vorgegebene Menge an Messwerten und/oder Kurven für die Rückkopplungsneigung in ausreichender
Messqualität bestimmt wurden. Anschließend wird zu jeder Frequenz das Streuungsmaß,
also z.B. die Varianz der Werte berechnet, welche die verschiedenen Kurven für die
Rückkopplungsneigung bei dieser Frequenz aufweisen, und anhand der ermittelten Varianzen
für verschiedene Frequenzen das erste Kritikalitätsmaß gebildet.
[0015] Durch die Verwendung eines Streuungsmaßes, welches Aufschluss gibt, wie sich bei
einer gegebenen Frequenz die Werte der Rückkopplungsneigung über die erste Benutzungssituation
hinweg unterscheiden können, können diejenigen Frequenzbereiche identifiziert werden,
in welchen mit einer Überschreitung der Rücckopplungsneigung über die in den vorliegenden
Kurven ermittelten Werte gerechnet werden sollte, und entsprechend auch dann der wenigstens
eine Hörgeräteparameter angepasst werden kann, wenn bei einer gegebenen Frequenz keiner
der ermittelten Werte für die Rückkopplungsneigung unmittelbar kritisch für eine Rückkopplung
ist. Bei einer gegebenen Frequenz kann also das Streuungsmaß der Werte für die Rückkopplungsneigung
als ein Indikator der Stabilität des Rücckopplungspfades in der ersten Benutzungssituation
betrachtet werden. Bei einem geringen Wert des Streumaßes wird dabei davon ausgegangen,
dass die Werte im realen Betrieb des Hörgerätes bei einer Reproduktion der ersten
Benutzungssituation nur unwesentlich über den ermittelten Wertebereich für die gegebene
Frequenz hinausgehen, wodurch die Anpassung des wenigstens einen Hörgeräteparameters
weiter eingeschränkt werden kann, was sich positiv auf die Wiedergabeeigenschaften
des Hörgerätes auswirkt.
[0016] Zweckmäßigerweise wird eine Dämpfung eines akustischen Rückkopplungspfades gemessen,
wobei die Rückkopplungsneigung zu einer gegebenen Frequenz jeweils anhand einer Signalverstärkung
im Hörgerät und anhand der Dämpfung des akustischen Rückkopplungspfades bestimmt wird.
Insbesondere wird zu einer gegebenen Frequenz die Rückkopplungsneigung als eine Summe
oder als ein Produkt der Dämpfung des akustischen Rückkopplungspfades und der Signalverstärkung
im Hörgerät bestimmt. Die Dämpfung des akustischen Rückkopplungspfades kann hierbei
insbesondere mittels eines adaptiven Filters bestimmt werden, oder mittels eines modulierten
Testsignals direkt gemessen werden.
[0017] Als vorteilhaft erweist es sich, wenn die erste Benutzungssituation hergestellt wird
durch das Aufsetzen einer Kopfbedeckung durch den Träger, und/oder eine Kieferbewegung
des Trägers, und/oder den Gebrauch eines Mobiltelefons in der Nähe des Hörgerätes
durch den Träger, und/oder eine sportliche Betätigung des Trägers, und/oder eine Positionierung
des Trägers in unmittelbarer Nähe einer räumlichen Begrenzung. Insbesondere sind als
Kopfbedeckung ein Hut, eine Mütze, und ein Kopftuch umfasst. Insbesondere kann die
Kieferbewegung in einer Kaubewegung oder in Sprechen bestehen. Unter einer räumlichen
Begrenzung sind hierbei insbesondere ein Fenster und eine Wand umfasst. Die Positionierung
ist dabei nicht an den Bewegungsvorgang gebunden, es kann jedoch insbesondere auch
auf eine rein statische Situation in der Nähe der Begrenzung abgestellt werden. Insbesondere
ist für ein Vorliegen der ersten Benutzungssituation ein kumulatives Vorliegen von
den genannten Bedingungen möglich, z.B., indem für ein beginnendes Telefongespräch
eine Kopfbedeckung abgesetzt wurde. Die genannten Möglichkeiten für die erste Benutzungssituation
decken ein breites Spektrum an Situationen ab, welche im Alltag auftreten können,
und in welchen sich prinzipiell ein akustischer Rückkopplungspfad ändern kann.
[0018] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der wenigstens eine Hörgeräteparameter
ausgewählt aus einer Gesamtverstärkung bei einer Frequenz, und/oder einer Kompressionskennlinie
bei einer Frequenz, und/oder einer Nachregelungsgeschwindigkeit. Die Kompressionskennlinie
bei einer Frequenz ist hierbei insbesondere durch ein Kompressionsverhältnis und einen
Kniepunkt definiert. Insbesondere kann bei der Gesamtverstärkung bei einer Frequenz
auch ein unmittelbar umgebendes Frequenzintervall umfasst sein. Wenn das erste Kritikalitätsmaß
im Wesentlichen kontinuierlich über die Frequenz ermittelt wird, so ergeben sich hinsichtlich
einer Wahrscheinlichkeit für eine akustische Rücckopplung kritische Frequenzen meist
nicht isoliert - da bei einer solchen Frequenz das erste Kritikalitätsmaß seinen kritischen
Wert exakt als Berührpunkt einnehmen müsste - sondern über ein Intervall von Frequenzen.
Als der wenigstens eine Hörgeräteparameter kann nun die Gesamtverstärkung oder die
Kompressionskennlinie in diesem Intervall, oder auch eine Nachregelungsgeschwindigkeit
des adaptiven Filters angepasst werden. Die genannten Hörgeräteparameter sind einerseits
dazu geeignet, eine akustische Rückkopplung durch entsprechend Anpassung zu unterdrücken.
Andererseits ist ihre Anpassung im Hörgerät technisch auch ohne Mehraufwand möglich,
sodass sich keine unnötige Belastung der Signalverarbeitung ergibt.
Bevorzugt wird für die erste Tragesituation eine zweite Benutzungssituation hergestellt,
wobei für die zweite Benutzungssituation ein zweites Kritikalitätsmaß ermittelt wird,
wobei anhand des zweiten Kritikalitätsmaßes eine Vorgabe für ein Anpassen des wenigstens
einen Hörgeräteparameters und/oder eines weiteren Hörgeräteparameters erfolgt. Insbesondere
wird hierbei das zweite Kritikalitätsmaß für die zweite Benutzungssituation in einer
analogen Weise ermittelt wie das erste Kritikalitätsmaß für die erste Benutzungssituation.
Dies erlaubt es, die Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten von Rückkopplungen für verschiedene
Vorgänge einzeln zu bewerten, und die Anpassung eines oder mehrerer Hörgeräteparameter
in Abhängigkeit der Gesamtheit der Bewertungen vorzugeben. Besonders bevorzugt wird
dabei die zweite Benutzungssituation hergestellt durch einen der für die erste Benutzungssituation
genannten Vorgänge.
[0019] In einer weiter vorteilhaften Ausgestaltung wird der wenigstens eine Hörgeräteparameter
entsprechend der anhand des ersten Kritikalitätsmaßes erfolgten Vorgabe angepasst,
wobei das Hörgerät mit dem angepassten Hörgeräteparameter in einem Testbetrieb betrieben
wird, wobei im Testbetrieb die erste Benutzungssituation hergestellt wird, und wobei
für die erste Benutzungssituation im Testbetrieb ein drittes Kritikalitätsmaß zur
insbesondere automatischen Überprüfung der Anpassung ermittelt wird. Bevorzugt wird
das dritte Kritikalitätsmaß in vorbeschriebener Weise, also insbesondere in analoger
Weise zum ersten Kritikalitätsmaß ermittelt, wodurch eine Vergleichbarkeit der Werte
bei einer gegebenen Frequenz sichergestellt wird. Insbesondere kann der Testbetrieb
auch in einer Wiederaufnahme des regulären Betriebs des Hörgerätes bestehen, wobei
zunächst mittels des dritten Kritikalitätsmaßes die besagte Überprüfung des anhand
des ersten Kritikalitätsmaßes angepassten Hörgeräteparameters erfolgt, und der reguläre
Betrieb im Fall einer positiven Bewertung der Überprüfung einfach fortgesetzt wird,
und im Fall einer negativen Bewertung der Überprüfung weitere Maßnahmen vorgeschlagen
werden. Der Testbetrieb kann jedoch auch durch eine eigenständige Routine gebildet
werden. In diesem Fall wird die erste Benutzungssituation im Rahmen der besagten Routine
hergestellt, und mittels des dritten Kritikalitätsmaßes die vorliegende Einstellung
des Hörgerätes überprüft, welche die anhand des ersten Kritikalitätsmaßes vorgenommene
Anpassung des wenigstens einen Hörgeräteparameters umfasst.
[0020] Als weiter vorteilhaft erweist es sich dabei, wenn eine zweite Tragesituation hergestellt
wird, wobei für die zweite Tragesituation die erste Benutzungssituation hergestellt
wird, wobei für die erste Benutzungssituation in der zweiten Tragesituation ein viertes
Kritikalitätsmaß ermittelt wird, und wobei anhand des vierten Kritikalitätsmaßes eine
Vorgabe hinsichtlich einer Eignung der zweiten Tragesituation für den Betrieb des
Hörgerätes erfolgt. Bevorzugt wird das vierte Kritikalitätsmaß in vorbeschriebener
Weise, also insbesondere in analoger Weise zum ersten Kritikalitätsmaß und besonders
bevorzugt auch zum dritten Kritikalitätsmaß ermittelt, wodurch eine Vergleichbarkeit
der Werte des ersten Kritikalitätsmaßes und wenigstens des vierten Kritikalitätsmaßes,
besonders bevorzugt auch des dritten Kritikalitätsmaßes bei einer gegebenen Frequenz
sichergestellt wird. Das Herstellen einer zweiten Tragesituation kann insbesondere
dann von Vorteil sein, wenn sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Rückkopplung
in der ersten Benutzungssituation nicht wesentlich über eine Anpassung der Hörgeräteparameter
verringern lässt, und dies insbesondere anhand einer Überprüfung der Anpassung mittels
des dritten Kritikalitätsmaßes festgestellt wird.
[0021] So kann z.B. anhand des ersten Kritikalitätsmaßes eine Vorgabe zur Änderung des wenigstens
einen Hörgeräteparameters erfolgen, und dieser entsprechend unter den Nebenbedingungen
angepasst werden, welche sich aus den Anforderung an die Wiedergabedynamik und -lautstärke
für den Träger ergeben. Anschließend wird im Testbetrieb die erste Benutzungssituation
hergestellt, und hierbei das dritte Kritikalitätsmaß zu den angepassten Einstellungen
ermittelt. Wird nun festgestellt, dass eine Rückkopplung selbst nach einer erfolgten
Anpassung der Einstellungen, bevorzugt innerhalb des audiologisch akzeptablen Rahmen,
immer noch kritisch wahrscheinlich ist, so wird dies als ein Indiz für ein im weitesten
Sinne mechanisches Problem gewertet, welches also über eine Änderung der Tragesituation
behebbar sein kann.
[0022] Anhand des vierten Kritikalitätsmaßes wird nun insbesondere überprüft, ob die bereits
im ersten Schritt - anhand des ersten Kritikalitätsmaßes - angepassten Einstellungen
für einen regulären Betrieb des Hörgerätes in der zweiten Tragesituation geeignet
sind, also insbesondere die Wahrscheinlichkeit einer Rückkopplung - gemäß der verwendeten
Kritikalitätsmaße als Kriterium - wesentlich gegenüber der ersten Tragesituation reduziert
wird. Bevorzugt erfolgt also anhand des vierten Kritikalitätsmaßes eine Vorgabe hinsichtlich
einer Eignung der zweiten Tragesituation für den Betrieb des Hörgerätes mit dem anhand
des ersten Kritikalitätsmaßes angepassten wenigstens einen Hörgeräteparameter
[0023] Zweckmäßigerweise wird die zweite Tragesituation hergestellt durch eine Positionskorrektur
eines akustischen Ankopplungsstücks des Hörgerätes, und/oder eine Verwendung eines
akustischen Ankopplungsstücks mit veränderten Abmessungen, und/oder eine Verwendung
eines akustischen Ankopplungsstücks mit einer veränderten Belüftungsöffnung. Unter
einem akustischen Ankopplungsstück sind hierbei insbesondere ein Ohrpassstück, ein
sog. "Dome" und ein sog. "Earmould" umfasst. Die genannten Maßnahmen stellen zum einen
häufige Fehlerquellen beim Anlegen des Hörgerätes in seine reguläre Trageposition
dar, zum anderen sind akustische Rückkopplungen durch die Verwendung eines anderen
akustischen Ankopplungsstücks dahingehend besonders effizient zu korrigieren, dass
sich dieses meist einfach und ohne große Fachkenntnis ersetzen lässt - also auch durch
den Träger selbst oder eine Vertrauensperson, ohne dass ein Besuch bei einem Hörgeräteakustiker
erforderlich wäre - und dabei keine weiteren, komplexeren Eingriffe am Hörgerät erforderlich
werden. Vor diesem Hintergrund wird die erste Tragesituation insbesondere durch ein
einfaches Anlegen des Hörgerätes - gemäß der vorliegenden mechanischen Konfiguration
- in die vermeintliche Trageposition hergestellt.
[0024] Günstigerweise werden wenigstens die erste Tragesituation und die erste Benutzungssituation
mittels eines Videoaufnahmesystems erfasst. Eine Erfassung durch ein Videoaufnahmesystem
kann hierbei insbesondere ermöglichen, dass das Aufsuchen einer Fachperson, z.B. eines
Hörgeräteakustiker, für die Verringerung der Wahrscheinlichkeit einer Rückkopplung
unterbleiben kann, was sich für den Träger als komfortabel erweist.
[0025] Als weiter vorteilhaft erweist es sich dabei, wenn vom Videoaufnahmesystems erzeugte
Bilddaten zu einem räumlich vom Träger getrennten Videowiedergabesystem übertragen
und von diesem wiedergegeben werden, und/oder anhand der vom Videoaufnahmesystem erzeugte
Bilddaten ein automatischer Befehl für das Bestimmen der Anzahl an frequenzaufgelösten
Kurven einer Rückkopplungsneigung des Hörgerätes in der ersten Benutzungssituation
erzeugt wird. Der automatische Befehl kann hierbei insbesondere anhand einer Gesichts-
oder allgemein einer Bilderkennung erzeugt werden, welche das ordnungsgemäße Herstellen
der ersten Benutzungssituation feststellt, z.B. durch das Erfassen einer Kau- oder
Sprechbewegung des Kiefers oder das Hinführen eines Mobiltelefons zum Ohr durch den
Träger.
[0026] Beispielsweise kann das Videowiedergabesystem bei einem Hörgeräteakustiker in dessen
Arbeitsräumen angeordnet sein, während der Träger sich zuhause im Erfassungsbereich
des Videoaufnahmesystems befindet. Auf ein Startsignal des Hörgeräteakustikers hin,
auf welches hin auch die Ermittlung der Rückkopplungsneigung beginnen soll, stellt
der Träger in der ersten Tragesituation die erste Benutzungssituation her, also z.B.
durch ein Aufsetzen einer Kopfbedeckung oder das Hinführen eines Mobiltelefons an
sein Ohr. Die erste Benutzungssituation kann nun einerseits durch das Ablaufen einer
festen Zeitspanne beendet werden, oder andererseits beendet werden, wenn die ermittelten
Kurven für die Rückkopplungsneigung ihre eigenen Extremwerte bzw. Einhüllenden für
eine bestimmte Messdauer nicht mehr überschreiten. Aus den ermittelten Kurven der
Rückkopplungsneigung wird nun das erste Kritikalitätsmaß ermittelt. Anhand des ersten
Kritikalitätsmaßes wird nun eine Anpassung des wenigstens einen Hörgeräteparameters
vorgegeben. Die Anpassung selbst kann dabei entweder durch den Träger selbst, durch
eine Vertrauensperson des Trägers (insbesondere, wenn dieser selbst dazu nicht in
der Lage ist), oder über einen geeigneten Fernzugriff durch den Hörgeräteakustiker
erfolgen.
[0027] Nach erfolgter Anpassung kann nun auf ein weiteres Startsignal hin erneut die erste
Benutzungssituation im Testbetrieb hergestellt werden, und dabei weitere Kurven der
Rückkopplungsneigung bestimmt werden, aus welchen anschließend das dritte Kritikalitätsmaß
ermittelt wird. Anhand des dritten Kritikalitätsmaßes wird nun überprüft, ob die Anpassung
der Einstellungen die Rückkopplungsneigung hinreichend verringert hat. Falls dies
nicht der Fall ist, so kann der Hörgeräteakustiker den Träger anweisen, die zweite
Tragesituation herzustellen, wobei ggf. die konkrete Auswahl der Maßnahme anhand des
dritten und ggf. auch anhand des ersten Kritikalitätsmaßes getroffen - z.B. über für
bestimmte Fehler charakteristische Verläufe -wird und insbesondere automatisch vorgegeben
werden kann. Ist als Herstellen der zweiten Tragesituation eine Maßnahme vorgegeben,
welche der Träger nicht selbständig durchführen kann, kann dessen Vertrauensperson
unter Anweisung des Hörgeräteakustikers über das Videoüberwachungssystem die zweite
Tragesituation herstellen.
[0028] Nun wird in vorbeschriebener Weise auf ein Startsignal hin die erste Benutzungssituation
hergestellt, und dabei eine erneute Messreihe der Rückkopplungsneigung zum Ermitteln
des vierten Kritikalitätsmaßes durchgeführt, anhand dessen die Eignung der zweiten
Tragesituation zur Unterdrückung der Rückkopplung bewertet wird.
[0029] Die Erfindung nennt weiter ein Hörgerät, welches zur Durchführung des vorbeschriebenen
Verfahrens eingerichtet ist. Insbesondere weist hierbei das Hörgerät Mittel zur Erfassung
wenigstens der Dämpfung einer akustischen Rückkopplung von einem Ausgangswandler des
Hörgerätes zu einem Eingangswandler auf. Bevorzugt weist das Hörgerät zudem Mittel
zur Übertragung einer Signalverstärkung sowie der durch die akustische Rückkopplung
erfolgenden Dämpfung an eine externe Erfassungseinheit auf. In diesem Fall können
Teile des vorbeschriebenen Verfahrens wie z.B. das Ermitteln des ersten und weiterer
Kritikalitätsmaße und die entsprechenden Vorgaben in der externen Erfassungseinheit
erfolgen. Alternativ dazu umfasst das Hörgerät bevorzugt Mittel zur Berechnung des
ersten und weiterer Kritikalitätsmaße.
[0030] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
Fig. 1 in einem Blockschaltbild ein Hörgerät, in welchem eine akustische Rückkopplung
auftritt,
Fig. 2 in einem Blockdiagramm ein Verfahren zur Verringerung einer Rücckopplungsneigung
in einem Hörgerät in Abhängigkeit einer Tragesituation,
Fig. 3 in einem Diagramm eine Rückkopplungsneigung gegen eine Frequenz, und
Fig. 4 in einem Diagramm eine Mehrzahl an Rückkopplungsneigungen für verschiedene
Benutzungssituationen und ein hieraus resultierendes Kritikalitätsmaß.
[0031] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0032] In Figur 1 ist schematisch in einem Blockschaltbild ein Hörgerät 1 dargestellt. Ein
Eingangswandler 2 des Hörgerätes 1, welcher vorliegend als ein Mikrofon ausgestaltet
ist, wandelt ein Schallsignal 4 der Umgebung in ein Eingangssignal 6 um. Das Eingangssignal
6 wird im Hörgerät 1 einer Signalverarbeitung 8 zugeführt und dort gemäß der audiologischen
Notwendigkeiten des Trägers des Hörgerätes 1 verarbeitet und hierbei insbesondere
frequenzbandabhängig verstärkt. Das aus der Signalverarbeitung 8 resultierende Ausgangssignal
10 wird durch einen Ausgangswandler 12 des Hörgerätes 1 in ein Ausgangsschallsignal
14 umgewandelt, welches zum nicht näher dargestellten Gehör des Trägers des Hörgerätes
1 geführt wird. Der Ausgangswandler 14 ist vorliegend gegeben durch einen Lautsprecher,
welcher in einem akustischen Ankopplungsstück 15 des Hörgeräts 1 angeordnet ist. Das
akustische Ankopplungsstück ist dabei vorliegend als ein Ohrpassstück gegeben. Entlang
eines akustischen Rückkopplungspfades 16, kann nun ein Teil des Ausgangsschallsignals
14 erneut zum Eingangswandler 2 gelangen, und somit Eingang in das Eingangssignal
6 finden, wodurch sich eine geschlossene Rückkopplungsschleife bildet, in welcher
Signalanteile durch die Signalverarbeitung 8 immer weiter verstärkt werden.
[0033] Zur Unterdrückung der auftretenden akustischen Rückkopplung kann nun einerseits in
der Signalverarbeitung 8 die Verstärkung reduziert werden. Dies ist jedoch mit einem
Verlust von Verstärkung auch für andere, nicht von der akustischen Rückkopplung betroffenen
Signalanteile verbunden, sodass die Signalverarbeitung 8 nicht mehr optimal gemäß
den audiologischen Vorgaben des Trägers des Hörgerätes 1 arbeitet. Um eine Unterdrückung
der akustischen Rückkopplung auch unter Berücksichtigung dieser Vorgaben gewährleisten
zu können, wird oftmals das Ausgangssignal 10 abgezweigt und einem adaptiven Filter
18 zugeführt. Dieses erzeugt ein Kompensationssignal 20, welches dem Eingangssignal
6 zugeführt und von diesem subtrahiert wird. Das aus dieser Subtraktion resultierende
Signal findet einerseits Eingang in die Signalverarbeitung 8, und wird andererseits
auch dem adaptiven Filter als Fehlersignal 22 zugeführt. Im adaptiven Filter 18 wird
dabei insbesondere der akustische Rückkopplungspfad 16 bzw. sein Frequenzgang geschätzt.
[0034] Es können jedoch auch Situationen eintreten, in welchen die Subtraktion des Kompensationssignals
20 vom Eingangssignal 6 zu unerwünschten Effekten wie beispielsweise Artefakten im
Ausgangssignal 10 führt. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Schätzung des Rückkopplungspfades
aktualisiert wird, bildet als einen variablen Zeitparameter des adaptiven Filters
18. Je kürzer dieser Zeitparameter eingestellt ist, desto schneller passt sich die
Unterdrückung der Rückkopplung an eine Änderung des akustischen Rückkopplungspfades
an. Jedoch kann auch umso häufiger die schnelle Nachregelung durch den Benutzer als
ein störendes Artefakt empfunden werden. Insofern ist für ein angenehmes Klangempfinden
möglichst ohne Rückkopplung hier ein Trade-off zu wählen.
[0035] Überdies hat das Auftreten einer akustischen Rückkopplung bisweilen auch vorwiegend
mechanische Ursachen, wie beispielsweise ein nicht optimaler Sitz des akustischen
Ankopplungsstücks 15 des Hörgerätes 1 im Ohr des Trägers, wodurch ein besonders hoher
Anteil des Ausgangsschallsignal 14 entweichen und erneut zum Eingangswandler 2 gelangen
kann. Weitere, im wesentlichen als mechanisch zu bezeichnende Ursachen können von
einer konkreten Benutzungssituation wie zum Beispiel einer Kau- oder Sprechbewegung
oder der Beeinflussung des akustischen Rückkopplungspfades 16 durch ein Mobiltelefon
oder einen anderen ähnlichen Gegenstand in der Nähe des Hörgerätes 1 abhängen. In
diesem Fall ist einerseits die Unterdrückung der Rückkopplung durch das adaptive Filter
18 unter dem Risiko von Artefakten im Ausgangssignal 10 nicht immer zielführend. Andererseits
kann es nützlich oder wünschenswert sein, die in Abhängigkeit der konkreten Benutzungssituation
auftretende akustische Rückkopplung bereits im Vorfeld zu erschweren, ohne dabei die
Wiedergabe des Hörgerätes 1 maßgeblich in ihrer Dynamik einzuschränken.
[0036] Dies ist in Figur 2 in einem Blockdiagramm gezeigt, welches ein entsprechendes Verfahren
zum Gegenstand hat. Zunächst wird eine erste Tragesituation 30 hergestellt, in denen
der Träger das Hörgerät 1 nach Figur 1 regulär anliegt. Die erste Tragesituation 30
ist hierbei insbesondere charakterisiert durch die globale Position des Hörgerätes
1 zum Träger, und auch durch die Verwendung einzelner, reversibel austauschbarer Komponenten
wie zum Beispiel dem akustischen Ankopplungsstück 15 sowie deren Positionierung relativ
zum Träger. In der ersten Tragesituation 30 wird nun eine erste Benutzungssituation
32 hergestellt, welche durch wenigstens eine Körperbewegung des Trägers und/oder durch
ein externes Objekt charakterisiert ist. Dies kann beispielsweise durch das Aufsetzen
einer Kopfbedeckung wie einem Hut oder einer Mütze, durch eine Kieferbewegung des
Trägers beim Sprechen oder Kauen oder auch durch den Gebrauch eines Mobiltelefons
in der Nähe des Hörgerätes erfolgen. Während der ersten Benutzungssituation wird eine
Mehrzahl an frequenzaufgelösten Kurven, 34a-c einer Rückkopplungsneigung des Hörgerätes
bestimmt. Dies geschieht, indem beispielsweise durch eine Wiederholung der Bewegung,
welche der ersten Benutzungssituationen spricht, der Messvorgang für die Rückkopplungsneigung
wiederholt wird, und dabei über die Zeit eine Mehrzahl an "Screenshots" der Rückkopplungsneigung
über die Frequenz erzeugt wird. Aus den frequenzaufgelösten Kurven 34a-c der Rückkopplungsneigung
wird in noch zu beschreibender Weise ein erstes Kritikalitätsmaß 36 erzeugt, anhand
dessen eine Vorgabe 38 für ein Anpassen wenigstens eines Hörgeräteparameters erfolgt.
[0037] In analoger, nicht näher dargestellter Weise kann zudem in der ersten Tragesituation
30 eine zweite Benutzungssituation hergestellt werden, in welcher ebenfalls frequenzaufgelösten
Kurven einer Rückkopplungsneigung des Hörgerätes 1 nach Figur 1 bestimmt werden, aus
welchen ein zweites Kritikalitätsmaß ermittelt wird. Anhand des so ermittelten zweiten
Kritikalitätsmaßes kann dann ebenfalls eine Vorgabe für das Anpassen eines oder mehrere
Hörgeräteparameter erfolgen, wobei die Vorgabe einerseits den oder die Hörgerätparameter
40 betreffen kann, für welche bereits anhand des ersten Kritikalitätsmaßes 36 eine
Vorgabe 38 zur Anpassung erfolgt. Andererseits kann die anhand des zweiten Kritikalitätsmaßes
erstellte Vorgabe auch andere Hörgeräteparameter betreffen, für welche noch keine
Vorgabe existiert.
[0038] Gemäß der Vorgabe 38 und gegebenenfalls gemäß einer weiteren, in einer zweiten Benutzungssituation
erstellten Vorgabe wird nun der Hörgeräteparameter 40 angepasst. Beim Hörgeräteparameter
40 kann es sich beispielsweise um eine Gesamtverstärkung bei einer konkreten Frequenz,
und/oder um einen Kompressionskennlinie bei einer konkreten Frequenz handeln, aber
auch um einen Parameter des adaptiven Filters 18 nach Figur 1, beispielsweise um eine
Nachregelungsgeschwindigkeit oder eine Schrittweite. Nun wird ein Testbetrieb 42 aufgenommen,
in welchem das Hörgerät 1 in der ersten Benutzungssituation 32 getestet wird. Hierbei
werden erneut frequenzaufgelöste Kurven 44a-c für die Rückkopplungsneigung des Hörgerätes
ermittelt. Die frequenzaufgelösten Kurven 44a-c werden also generiert, während die
der ersten Benutzungssituation entsprechende Bewegung im Testbetrieb 42 wiederholt
wird. Aus den frequenzaufgelösten Kurven 44a-c wird ein drittes Kritikalitätsmaß 46
in analoger Weise zum ersten Kritikalitätsmaß 36 erzeugt. Anhand des dritten Kritikalitätsmaßes
46 kann nun festgestellt werden, ob die Anpassung des Hörgeräteparameters 40 gemäß
der Vorgabe 38 die Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten einer akustischen Rückkopplung
während der ersten Benutzungssituation 32 maßgeblich verringert hat.
[0039] Ist dies nicht der Fall, so wird eine zweite Tragesituation 50 vorgeschlagen. Bei
dieser kann es sich beispielsweise um eine Positionskorrektur des akustischen Ankopplungsstücks
15 des Hörgerätes 1 handeln, oder um eine Verwendung eines akustischen Ankopplungsstücks
mit veränderten Abmessungen und/oder einer veränderten Belüftungsöffnungen. Nachdem
die entsprechende Maßnahme, welche die zweite Tragesituation 50 charakterisiert, vorgeschlagen
wurde, was insbesondere automatisch erfolgen kann, stellt der Träger des Hörgerätes
1 oder eine Vertrauensperson die zweite Tragesituation her. Anschließend wird für
die zweite Tragesituation 50 erneut die erste Benutzungssituation durch die entsprechende
Bewegung hergestellt. Erneut werden hierbei frequenzaufgelöste Kurven 54a-c für die
Rückkopplungsneigung ermittelt, anhand derer ein viertes Kritikalitätsmaß 56 bestimmt
wird. Anhand des vierten Kritikalitätsmaßes 56 kann nun überprüft werden, ob gemäß
dem ersten Kritikalitätsmaß 36 erfolgte Vorgabe für die Anpassung des Hörgeräteparameters
40 in der zweiten Tragesituation 50 dazu geeignet ist, die Wahrscheinlichkeit für
das Auftreten einer akustischen Rücckopplung hinreichend niedrig zu halten. Ist dies
der Fall, so kann die zweite Tragesituation 50, als fortan zu verwendende Tragesituation
identifiziert werden, indem beispielsweise ein gegebenenfalls ausgetauschtes akustisches
Ankopplungsstück nun weiter verwendet wird, oder indem gegebenenfalls beim Anlegen
des akustischen Ankopplungsstücks fortdauernd darauf geachtet wird, dass dieses ordnungsgemäß
in den Gehörgang eindringt. Falls das vierte Kritikalitätsmaß 56 keine wesentliche
Verbesserung der Rückkopplungsneigung nahelegt, so kann entweder in zur zweiten Tragesituation
50 analoger Weise eine dritte Tragesituation (nicht näher dargestellt) hergestellt
werden, oder als "last resource"-Maßnahme das Aufsuchen eines Hörgeräteakustiker empfohlen
werden.
[0040] In Figur 3 ist in einem Diagramm eine Rückkopplungsneigung 60 in dB gegen die Frequenz
f aufgetragen. Die Rückkopplungsneigung 60, welche ein Maß für eine Wahrscheinlichkeit
für ein Auftreten einer akustischen Rückkopplung darstellt, wird hierbei gebildet,
indem der Dämpfung 62 des akustischen Rückkopplungspfades 16 nach Figur 1 (gestrichelte
Linie) die in der Signalverarbeitung 8 erfolgende Verstärkung 64 (gestrichpunktete-Linie)
hinzu addiert wird.
[0041] In Figur 4 ist eine Mehrzahl an frequenzaufgelösten Kurven 60a-m für die Rücckopplungsneigung
dargestellt. Diese entsprechen dabei beispielsweise verschiedenen Einzelmessungen,
welche während der ersten Benutzungssituation nach Figur 2 durchgeführt werden. Während
im Frequenzbereich bis ca. 3 kHz die einzelnen Kurven 60a-m sich kaum voneinander
unterscheiden, und somit auch die Varianz der verschiedenen Kurvenwerte bei einer
gegebenen Frequenz kaum nennenswert ist, driften die Kurven 60a-m von 3 kHz an aufwärts
merklich auseinander. Hierbei ist insbesondere ein schmaler Frequenzbereich um 6 kHz
zu erwähnen, in welchen die einzelnen Kurven sich in ihren Werten um bis zur 30 dB
unterscheiden. Von 7 kHz an aufwärts ist der Verlauf der Kurven wieder nahezu gleichförm
ig.
[0042] Anhand der Kurven 60a-m wird nun ein Kritikalitätsmaß 66 in analoger Weise zum ersten
Kritikalitätsmaß 36, zum dritten Kritikalitätsmaß 64 und zum vierten Kritikalitätsmaß
56 ermittelt. Dies erfolgt, indem bei jeder Frequenz f zum Maximalwert 60m für die
Rückkopplungsneigung (gepunktete Linie) ein Korrekturterm hinzu addiert wird, welcher
monoton von der Varianz der einzelnen Werte der Kurven 60a-m bei gegebener Frequenz
f abhängt. So ist für die hohe Varianz, welche bei knapp unterhalb von 6 kHz vorliegt,
das Kritikalitätsmaß 66 (gestrichelte Linie) maximal.
[0043] Während die Absolutwerte der einzelnen Kurven 60a-m im Bereich um 2 kHz sogar höher
liegen als der Maximalwert 60m bei ca. 4 kHz, ist dennoch aufgrund der höheren Varianz
bei 4 kHz das Kritikalitätsmaß 66 dort größer als bei 2 kHz. Dies trägt dem Umstand
Rechnung, dass über die gesamte Breite an möglichen Werten während der ersten Benutzungssituation
bei 2 kHz eine höhere Stabilität des Systems vorliegt als bei 4 kHz, weswegen davon
ausgegangen werden darf, dass bei 4 kHz der ermittelte Maximalwert nicht zwangsläufig
dem absolut möglichen Maximalwert entspricht, während dies infolge der hohen Stabilität
bei 2 kHz wohl der Fall ist. Entsprechend ist das Kritikalitätsmaß bei 4 kHz höher.
[0044] Es können nun aus dem Kritikalitätsmaß 66 Frequenzbereiche 68 identifiziert werden,
für welche das Auftreten einer akustischen Rückkopplung in der betreffenden Benutzungssituation
besonders wahrscheinlich ist, und entsprechend einem Hörgeräteparameter anzupassen
ist. Hierfür kann das Überschreiten eines Schwellwertes durch das Kritikalitätsmaß
66 als Kriterium herangezogen werden, wobei als Schwellwert in erster Näherung 0 dB
- also die Grenze für eine kritische Verstärkung - gewählt werden kann
[0045] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht durch dieses Ausführungsbeispiel eingeschränkt.
Andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Hörgerät
- 2
- Eingangswandler
- 4
- Schallsignal
- 6
- Eingangssignal
- 8
- Signalverarbeitung
- 10
- Ausgangssignal
- 12
- Ausgangswandler
- 14
- Ausgangsschallsignal
- 15
- akustisches Ankopplungsstück
- 16
- akustischer Rückkopplungspfad
- 18
- adaptives Filter
- 20
- Kompensationssignal
- 22
- Fehlersignal
- 30
- erste Tragesituation
- 32
- erste Benutzungssituation
- 34a-c
- frequenzaufgelöste Kurven
- 36
- erstes Kritikalitätsmaß
- 38
- Vorgabe
- 40
- Hörgeräteparameter
- 42
- Testbetrieb
- 44a-c
- frequenzaufgelöste Kurven
- 46
- drittes Kritikalitätsmaß
- 50
- zweite Tragesituation
- 54a-c
- frequenzaufgelöste Kurven
- 56
- viertes Kritikalitätsmaß
- 60
- Rückkopplungsneigung
- 60a-m
- frequenzaufgelöste Kurven (für Rückkopplungsneigung)
- 60m
- Maximalwert
- 62
- Dämpfung
- 64
- Verstärkung
- 66
- Kritikalitätsmaß
- 68
- Frequenzbereich
1. Verfahren zur Verringerung eines Auftretens einer akustischen Rückkopplung in einem
Hörgerät (1),
wobei eine erste Tragesituation (30) hergestellt wird, welche eine Positionierung
des Hörgerätes (1) relativ zum Träger festlegt,
wobei für die erste Tragesituation (30) eine erste Benutzungssituation (32) hergestellt
wird, welche durch wenigstens eine Körperbewegung des Trägers des Hörgerätes (1) und/oder
wenigstens eine Relativposition eines externen Objektes zum Körper des Trägers charakterisiert
ist,
wobei für die erste Benutzungssituation (32) eine erste Anzahl an frequenzaufgelösten
Kurven (34a-c) einer Rückkopplungsneigung (60) des Hörgerätes (1) bestimmt wird,
wobei anhand der oder jeder frequenzaufgelösten Kurve (34a-c) für die erste Benutzungssituation
(32) ein erstes Kritikalitätsmaß (36) ermittelt wird, welches Informationen zu einem
hinsichtlich eines Auftretens einer akustischen Rückkopplung kritischen Frequenzbereich
(68) und einer entsprechenden relativen Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten einer
akustischen Rückkopplung enthält, und wobei anhand des ersten Kritikalitätsmaßes (36)
eine Vorgabe (38) für ein Anpassen wenigstens eines Hörgeräteparameters (40) erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei für die erste Benutzungssituation (32) eine Mehrzahl an frequenzaufgelösten
Kurven (34-c) einer Rückkopplungsneigung (60) bestimmt wird, und
wobei zu einer gegebenen Frequenz das erste Kritikalitätsmaß (36) für die erste Benutzersituation
(32) anhand eines Streuungsmaßes für die sich aus der Mehrzahl an frequenzaufgelösten
Kurven (34a-c) jeweils ergebenden Werte der Rücckopplungsneigung (60) bei dieser Frequenz
gebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
wobei eine Dämpfung (62) eines akustischen Rückkopplungspfades (16) gemessen wird,
und
wobei die Rückkopplungsneigung (60) zu einer gegebenen Frequenz jeweils anhand einer
Signalverstärkung im Hörgerät (1) und anhand der Dämpfung (62) des akustischen Rückkopplungspfades
(16) bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die erste Benutzungssituation (32) hergestellt wird durch
- das Aufsetzen einer Kopfbedeckung durch den Träger, und/oder
- eine Kieferbewegung des Trägers, und/oder
- den Gebrauch eines Mobiltelefons in der Nähe des Hörgerätes (1) durch den Träger,
und/oder
- eine sportliche Betätigung des Trägers, und/oder
- eine Positionierung des Trägers in unmittelbarer Nähe einer räumlichen Begrenzung.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der wenigstens eine Hörgeräteparameter (40) ausgewählt wird aus
- einer Gesamtverstärkung bei einer Frequenz, und/oder
- einer Kompressionskennlinie bei einer Frequenz, und/oder
- einer Nachregelungsgeschwindigkeit.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei für die erste Tragesituation (30) eine zweite Benutzungssituation hergestellt
wird,
wobei für die zweite Benutzungssituation ein zweites Kritikalitätsmaß ermittelt wird,
und
wobei anhand des zweiten Kritikalitätsmaßes eine Vorgabe für ein Anpassen des wenigstens
einen Hörgeräteparameters (40) und/oder eines weiteren Hörgeräteparameters erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der wenigstens eine Hörgeräteparameter (40) entsprechend der anhand des ersten
Kritikalitätsmaßes (36) erfolgten Vorgabe (38) angepasst wird,
wobei das Hörgerät (1) mit dem angepassten Hörgeräteparameter (40) in einem Testbetrieb
(42) betrieben wird,
wobei im Testbetrieb (42) die erste Benutzungssituation (32) hergestellt wird, und
wobei für die erste Benutzungssituation (32) im Testbetrieb ein drittes Kritikalitätsmaß
(46) zur Überprüfung der Anpassung ermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei eine zweite Tragesituation (50) hergestellt wird,
wobei für die zweite Tragesituation (50) die erste Benutzungssituation (32) hergestellt
wird,
wobei für die erste Benutzungssituation (32) in der zweiten Tragesituation (50) ein
viertes Kritikalitätsmaß (56) ermittelt wird, und
wobei anhand des vierten Kritikalitätsmaßes (56) eine Vorgabe hinsichtlich einer Eignung
der zweiten Tragesituation (50) für den Betrieb des Hörgerätes (1) erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 mit Anspruch 8,
wobei anhand des vierten Kritikalitätsmaßes (56) eine Vorgabe hinsichtlich einer Eignung
der zweiten Tragesituation (50) für den Betrieb des Hörgerätes (1) mit dem anhand
des ersten Kritikalitätsmaßes (36) angepassten wenigstens einen Hörgeräteparameter
(40) erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder Anspruch 9,
wobei die zweite Tragesituation (50) hergestellt wird ist durch
- eine Positionskorrektur eines akustischen Ankopplungsstücks (15) des Hörgerätes
(1), und/oder
- eine Verwendung eines akustischen Ankopplungsstücks (15) mit veränderten Abmessungen,
und/oder
- eine Verwendung eines akustischen Ankopplungsstücks (15) mit einer veränderten Belüftungsöffnung.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei wenigstens die erste Tragesituation (30) und die erste Benutzungssituation (32)
mittels eines Videoaufnahmesystems erfasst werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
wobei vom Videoaufnahmesystems erzeugte Bilddaten zu einem räumlich vom Träger getrennten
Videowiedergabesystem übertragen werden, und von diesem wiedergegeben werden, und/oder
wobei anhand der vom Videoaufnahmesystems erzeugte Bilddaten ein automatischer Befehl
für das Bestimmen der Anzahl an frequenzaufgelösten Kurven (34a-c, 44a-c, 54a-c, 60a-m)
einer Rückkopplungsneigung (60) des Hörgerätes (1) in der ersten Benutzungssituation
(32) erzeugt wird.
13. Hörgerät (1), welches zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden
Ansprüche eingerichtet ist.