[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Reinigen der Oberfläche wenigstens einer
rotierbaren Komponente, z. B. eines Zylinders oder einer Walze, einer Druckmaschine
von einem Druckfluid, z. B. Druckfarbe oder Feuchtmittel, mit den Merkmalen von Anspruch
1.
Technisches Gebiet und Stand der Technik
[0002] Die Erfindung liegt auf dem technischen Gebiet der grafischen Industrie und dort
insbesondere im Bereich des automatisierten Reinigens von Zylindern und Walzen von
Farb- und/oder Feuchtwerken.
[0003] In Druckmaschinen, z. B. Offset-Druckmaschinen, werden Druckfluide wie Druckfarben,
Lacke und/oder Feuchtmittel verarbeitet und auf Bedruckstoff, z. B. Papierbogen, übertragen.
Zu gegebenen Zeitpunkten ist es dabei erforderlich, Zylinder und Walzen der Druckmaschinen
von den Druckfluiden zu reinigen. Dies kann z. B. bei einem Auftragswechsel erforderlich
sein, wenn der nachfolgende Druckauftrag andere Druckfarben voraussetzt.
[0004] Die
DE 197 05 632 A1 offenbart ein Verfahren zum selbsttätig gesteuerten Waschen wenigstens eines Teiles
eines Druckwerkes einer Offset-Druckmaschine. Dabei werden z. B. Signale entsprechend
Stellungen einzelner Farbdosiereinrichtungen, Signale von einer Heberwalze oder Signale
beinhaltend die Drehgeschwindigkeit einer Farbkastenwalze verarbeitet und die Menge
bzw. das Maß der verbrauchten Druckfarbe nach bekannten mathematischen Beziehungen
berechnet. Aus diesem Maß wird nach einer zuvor gespeicherten Funktion der Häufigkeit
und/oder der Art des Waschvorgangs in Abhängigkeit von dem Farbverbrauch, die empirisch
oder durch Modellrechnung gebildet sein kann, ein Signal gebildet, welches in eine
Steuerung der Waschvorrichtung eingespeist wird. Da hierbei der Farbverbrauch berücksichtigt
wird, kann nur eine Aussage über den Zustand von Druckwerken gemacht werden, welche
im Druckbetrieb sind. Zu anderen Betriebsarten und Zuständen der Druckwerke sind daher
keine Aussagen möglich.
[0005] Es hat sich in der Praxis zudem gezeigt, dass der Maschinenbediener oftmals ein automatisiert
gestartetes Waschprogramm händisch abbrechen muss, da dieses unter den gegebenen aktuellen
Bedingungen im Druckwerk kein optimales Waschergebnis liefert. Der Bediener muss dann
ein aus seiner Sicht bzw. Erfahrung besseres Waschprogramm starten. Es ist daher nicht
möglich, unerfahrene Bediener einzusetzen, und es ist weiterhin von Nachteil, dass
solche Unterbrechungen durch den Bediener Zeit kosten und dadurch die Produktionskosten
erhöhen. Zudem können dem Bediener auch Fehler bei der Auswahl von Waschprogrammen
unterlaufen.
Aufgabe
[0006] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes
Reinigungsverfahren zu schaffen, welches es insbesondere ermöglicht, automatisiert
optimale Reinigungsergebnisse in allen Betriebsarten einer Druckmaschine bzw. deren
Druckwerken zu erzielen, insbesondere in den Betriebsarten: Druckbetrieb, Druckpause,
Hochlaufen der Maschine, Bogenführen ohne Bedrucken, Rüstvorgang etc.
Erfindungsgemäße Lösung
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen von Anspruch
1 gelöst. Vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben
sich aus den Unteransprüchen sowie aus der Beschreibung und den Zeichnungen. Die Merkmale
der Erfindung, der Weiterbildungen der Erfindung und der Ausführungsbeispiele zur
Erfindung stellen auch in Kombination miteinander vorteilhafte Weiterbildungen der
Erfindung dar.
[0008] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Reinigen der Oberfläche wenigstens einer
rotierbaren Komponente, z. B. eines Zylinders oder einer Walze, einer Druckmaschine
von einem Druckfluid, z. B. einer Druckfarbe, einem Lack oder einem Feuchtmittel,
und/oder von Schmutz, z.B. Papierstaub, wobei einer von mehreren vorgegebenen Reinigungsvorgängen
automatisiert ausgewählt und durchgeführt wird, das Auswählen auf Basis eines vorgegebenen,
auf einem Rechner ausgeführten, mathematischen Modells erfolgt und beim Ausführen
des Modells eine Größe berechnet wird, welche zu einer auf der Oberfläche befindlichen
Menge des Druckfluides korrespondiert.
[0009] Die Erfindung schafft ein verbessertes Reinigungsverfahren, welches insbesondere
in allen Betriebsarten einer Druckmaschine bzw. deren Druckwerken optimale Reinigungsergebnisse
erzielt.
[0010] Es ist ein weiterer Vorteil der Erfindung, dass bei der modellbasierten Berechnung
keine Berechnung auf Basis eines Farbverbrauchs erfolgt. Stattdessen wird eine Größe
berechnet, welche zu einer auf der Oberfläche befindlichen Menge des Druckfluides
korrespondiert. Zusätzlich kann auch eine Größe berechnet werden, welche zu einer
Einwirkdauer des Druckfluids auf die rotierbare Komponente korrespondiert, z.B. die
Anzahl der Umdrehungen der rotierbaren Komponente und/oder der Maschinenumdrehungen.
[0011] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich durch Einsparung von Waschmittel, Waschtuch
und/oder Wasser und insbesondere durch eine Verkürzung der Zeit bei Rüstprozessen.
Zudem ergibt sich durch die Erfindung der Vorteil, dass der Einsatz falscher Waschmittel
und die damit zusammenhängenden Probleme vermieden werden können.
Weiterbildungen der Erfindung
[0012] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung können sich durch eines oder mehrere der
nachfolgend aufgelisteten Merkmale auszeichnen:
- Das Reinigen erfolgt bevorzugt als ein Waschen bzw. als ein Waschvorgang, besonders
bevorzugt unter Einsatz von Wasser und/oder Waschmittel und ggf. eines Waschtuchs.
- Beim Durchführen der Reinigungsvorgänge wird jeweils bevorzugt Reinigungsmittel aufgetragen
und zusammen mit dem Fluid und/oder dem Schmutz entfernt.
- Die vorgegebenen Reinigungsvorgänge sind bevorzugt auf dem Rechner abgelegt und werden
bevorzugt durch eine vom Rechner ansteuerbare Reinigungsvorrichtung ausgeführt.
- Die vorgegebenen Reinigungsvorgänge weißen bevorzugt jeweils eine individuelle Reihe
von aufeinander folgenden Reinigungsschritten individueller Dauer auf, z.B. Waschen,
Spülen und/oder Trocknen. Es können auch mehrere, ggf. wechselnde Zyklen solcher Reihen
vorgesehen sein.
- Das automatisierte Auswählen erfolgt bevorzugt durch den Rechner.
- Das mathematische Modell kann bevorzugt auf einem bekannten, allgemeinen Modell beruhen,
welches speziell an den konkreten Aufbau der Druckmaschine und/oder deren Druckwerk/Druckwerke
angepasst ist. Es kann eine rechentechnische Simulation der Druckmaschine darstellen,
wobei wenigstens die relevanten, d.h. Fluid tragenden und übertragenden Komponenten
der Maschine sowie der Bedruckstoff simuliert werden. Die Simulation kann dabei bevorzugt
die Übertragung von Fluid und/oder Schmutz abbilden.
- Die berechnete Größe wird bevorzugt verwendet, um einen von mehreren vorgegebenen
Reinigungsvorgängen auszuwählen. Es können bevorzugt auch mehrere solcher Größen berechnet
und gemeinsam verwendet werden. Beispielsweise kann auf dem Rechner eine Tabelle hinterlegt
sein, welche eine Zuordnung zwischen der berechneten Größe bzw. den berechneten Größen
(oder jeweiligen Größenbereichen) und den vorgegebenen Reinigungsvorgängen darstellt.
- Die berechnete Größe kann bevorzugt die auf der Oberfläche der zu reinigenden, rotierbaren
Komponente befindlichen Menge des Druckfluides sein, z.B. deren Schichtdicke.
- Das Ausführen des Modells kann bevorzugt zeitlich parallel zum Betrieb der Druckmaschine,
z.B. parallel zum Ausführen eines Druckauftrages, erfolgen.
- Das Verfahren kann bevorzugt den Startzeitpunkt des Reinigens und/oder seine Dauer
auswählen.
- Das Verfahren kann berücksichtigen, dass über den Bedruckstoff Druckfluid von einem
Druckwerk zu einem nachgeordneten Druckwerk gelangt.
- Das Verfahren kann Teil eines Steuerverfahrens der Druckmaschine sein.
[0013] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass die
Größe eine Schichtdicke des Druckfluides darstellt.
[0014] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass das
Druckfluid wenigstens eine Druckfarbe, z.B. eine UV-härtbare Druckfarbe oder ein nicht
UV-härtbare oder eine andere konventionelle Druckfarbe, oder wenigstens ein Feuchtmittel
ist.
[0015] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass das
mathematische Modell beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten für das
Druckfluid zwischen wenigstens zwei rotierbaren Komponenten berücksichtigt.
[0016] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass das
mathematische Modell beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten für das
Druckfluid zwischen jeweils zwei einer Vielzahl von rotierbaren Komponenten eines
Druckwerks einer Druckmaschine berücksichtigt.
[0017] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass das
mathematische Modell beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten für das
Druckfluid zwischen Bedruckstoff und wenigstens einer rotierbaren Komponente berücksichtigt.
[0018] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass das
mathematische Modell beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten für das
Druckfluid zwischen jeweils zwei einer Vielzahl von rotierbaren Komponenten mehrerer
Druckwerke der Druckmaschine berücksichtigt.
[0019] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass das
mathematische Modell beim Berechnen der Größe ein Wenden des Bedruckstoffs berücksichtigt.
[0020] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass sich
die vorgegebenen Reinigungsvorgänge durch den Einsatz unterschiedlicher Waschmittel
voneinander unterscheiden.
[0021] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung kann sich dadurch auszeichnen, dass sich
die vorgegebenen Reinigungsvorgänge durch die Dauer voneinander unterscheiden.
Figuren und Ausführungsbeispiele zur Erfindung
[0022] Die Erfindung und deren bevorzugte Weiterbildungen werden nachfolgend unter Bezug
auf die Zeichnungen, d. h. die Figuren 1 bis 3, anhand verschiedener bevorzugter Ausführungsbeispiele
näher beschrieben. Einander entsprechende Merkmale sind dabei mit denselben Bezugszeichen
versehen.
[0023] Die Figuren zeigen:
- Figur 1
- ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Figur 2
- ein weiteres bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens; und
- Figur 3
- ein weiteres bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0024] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Druckwerks 2 einer Druckmaschine
1, insbesondere einer Offset-Druckmaschine, mit einem Walzenfarbwerk 3 und einem Feuchtwerk
4. Die Druckmaschine bedruckt Bogen 5, z. B. aus Papier, Karton, Pappe oder Kunststoff-Folie,
mit wenigstens einer Druckfarbe 6a. Mit der gezeigten Druckmaschine ist eine bevorzugte
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchführbar.
[0025] Die Druckmaschine 1 umfasst eine Mehrzahl von rotierbaren Komponenten 7, z. B. Zylinder
und/oder Walzen und weitere Komponenten: Farbkasten 18, Farbkastenwalze 19, erste
Farbwalzengruppe 20, zweite Farbwalzengruppe 21, Feuchtkasten 22, Feuchtwerkswalze
23 (Tauchwalze und/oder Dosierwalze), Feuchtauftragswalze 24, Plattenzylinder 25,
Gummituchzylinder 26 und Gegendruckzylinder 27.
[0026] Das erfindungsgemäße Verfahren dient dem Reinigen von Oberflächen 8 wenigstens einer
solchen rotierbaren Komponente 7. Die Oberfläche kann dabei eine Zylinder-Oberfläche
oder eine Walzen-Oberfläche sein; sie kann stattdessen die Oberfläche eines Aufzugs
für die rotierbare Komponente sein, z. B. eine Gummituch-Oberfläche.
[0027] Zylinder und/oder Walzen können dabei auch zu Gruppen 7a und 7b zusammengefasst sein,
z. B. zu einer ersten Farbwalzengruppe 7a und/oder einer zweiten Farbwalzengruppe
7b, welche jeweils mehrere Farbwalzen umfassen können. Die Gruppierung ist sinnvoll
und erleichtert Berechnungen des Modells, da die einzelnen Walzen jeder Gruppe immer
aneinander angestellt sind.
[0028] Beim Reinigen wird ein Druckfluid, z. B. die Druckfarbe 6a oder ein Feuchtmittel
6b von der Oberfläche 8 entfernt, bevorzugt durch Waschen und besonders bevorzugt
durch Waschen mit einem wässrigen Waschmittel. Beim Reinigen kann zudem auch Schmutz
6c, insbesondere Papierstaub, von der Oberfläche entfernt werden.
[0029] Die Druckmaschine 1 umfasst einen Rechner 10, z. B. einen Steuerungsrechner. Der
Rechner steht mit wenigstens einer Reinigungseinrichtung 11 in Verbindung und steuert
deren Betrieb, also z. B. das An- und Abschalten der Reinigungseinrichtung, die Intensität
der durchgeführten Reinigung, deren Zeitdauer, die Anzahl von Sprühvorgängen mit Waschmittel,
etc.
[0030] Die Reinigungseinrichtung 11 kann mehrere Sprührohre 12 umfassen; jedes Sprührohr
kann mit einem Waschmittelbehälter 13 verbunden sein. In den verschiedenen Waschmittelbehältern
können unterschiedliche Waschmittel 14 bevorratet sein, z. B. Waschmittel für konventionelle
Offsetfarben oder für UV-Farben. Die Reinigungseinrichtung kann zusätzlich ein Waschtuch
und/oder eine rotierbare Reinigungsbürste und/oder eine Rakel umfassen. Innerhalb
der Druckmaschine 1 bzw. deren Druckwerke 2 können auch mehrere Reinigungseinrichtungen
11 vorgesehen sein.
[0031] Auf dem Rechner 10 ist ein dynamisches mathematisches Modell (oder: Simulationsmodell)
in digitaler Form, z. B. als Computerprogramm, hinterlegt und ausführbar. Das Modell
bildet bevorzugt das Übertragen von Fluid oder von Fluiden in der Druckmaschine 1
und/oder dem Druckwerk oder den Druckwerken 2 ab.
[0032] Figur 1 lässt den jeweiligen Übertrag eines Fluides 16, z. B. Druckfarbe, Lack oder
Feuchtmittel, oder auch ein Gemisch solcher Fluide, zwischen zwei rotierbaren Komponenten,
z. B. Zylindern, Walzen oder zwischen Bedruckstoff und rotierbaren Komponenten als
Pfeil 16 dargestellt erkennen: Pfeil mit einfacher Spitze (Übertrag von Druckfarbe
und/oder Lack), Pfeil mit schwarzer Spitze (Übertrag von Feuchtmittel) und Pfeil mit
weißer Spitze (Übertrag von Schmutz/Papierstaub).
[0033] Der Übertrag 16 erfolgt zwischen je zwei rotierbaren Komponenten 7 in einem jeweiligen
Kontaktstreifen 17 zwischen den beiden Komponenten. Die Kontaktstreifen sind bevorzugt
schaltbar, d. h. wenigstens eine der beiden Komponenten ist an die andere Komponente
an- und abstellbar. Der jeweilige Übertrag 16 kann in einem Kontaktstreifen in eine
der beiden möglichen Übertragungsrichtungen erfolgen (von Komponente a zu Komponente
b oder umgekehrt) oder in beide (von Komponente a zu Komponente b und umgekehrt).
Ein Beispiel: Am Kontaktstreifen zwischen Gummituchzylinder 26 und Bedruckstoff 5
ist durch die Anordnung der Pfeile und deren Richtung erkennbar, dass Druckfarbe und
Schmutz vom Bedruckstoff zum Zylinder und Druckfarbe und Feuchtmittel vom Zylinder
zum Bedruckstoff übertragen wird. Entsprechendes gilt für alle anderen Pfeile.
[0034] Das mathematische Modell 15 bildet bevorzugt die physikalischen Vorgänge des Fluidübertrags,
z. B. durch Fluidspaltung, anhand von vorgegebenen Formeln ab. Dabei kann z.B. angenommen
werden, dass eine Fluidschicht in einem Kontaktstreifen 17 hälftig gespalten wird
(50% des Fluids bleiben auf der Komponente a und 50% werden an Komponente b übertragen).
[0035] Das mathematische Modell 15 greift auf (bevorzugt im Rechner 10 hinterlegte) Übertragungsraten
A zu. Solche Übertragungsraten A sind jeweils von einer ersten rotierbaren Komponente
und einer zweiten rotierbaren Komponente oder von einer rotierbaren Komponente und
einem Bedruckstoff und von deren jeweiligen Oberflächeneigenschaften (Annahme- und
Abgabeverhalten) abhängig. Diese Übertragungsraten können für jeden Kontaktstreifen
17 bevorzugt als jeweilige Prozentwerte in dem Rechner bzw. im Modell hinterlegt sein.
Der Übertrag von Fluid (und auch von Schmutz) zwischen zwei rotierbaren Komponenten
7 kann dann im Modell wie folgt berechnet werden: Übertrag = A
∗(Schichtdicke auf der ersten rotierbaren Komponente - Schichtdicke auf der zweiten
rotierbaren Komponente). Entsprechendes gilt für den Übertrag zwischen dem Bedruckstoff
und einer rotierbaren Komponente. Dabei ist die erste rotierbare Komponente die Quelle
und die zweite rotierbare Komponente das Ziel der Übertragung des Fluids. Die Berechnungen
können iterativ erfolgen und dabei sich ändernde Zustände (Fluidschichtdicken) abbilden.
Die Berechnungen können auch Reinigungsvorgänge berücksichtigen, wodurch die Fluidschichtdicken
lokal auf der gereinigten Komponente (und auf mögliche, an diese Komponente angestellte
weitere Komponenten) auf null sinken können.
[0036] Einige Beispiele sollen diesen Übertrag verdeutlichen:
- Übertrag von Druckfarbe von der ersten Farbwalzengruppe 20 zum Plattenzylinder 25:
A=5%;
- Übertrag von Druckfarbe vom Plattenzylinder 25 zum Gummituchzylinder 26: A=50%;
- Übertrag von Druckfarbe vom Gummituchzylinder 26 zum Bogen 5: A=10%;
- Übertrag von Feuchtmittel von der Feuchtauftragswalze 24 zum Plattenzylinder 25: A=50%;
und
- Übertrag von Schmutz von Bogen 5 zum Gegendruckzylinder 27: A=30%.
[0037] Das mathematische Modell 15 kann weiterhin berücksichtigen, dass jeder rotierbaren
Komponente 7 einer oder mehrere Maximalwerte zugewiesen sind (und als solche vorgegeben
und im Rechner 10 hinterlegt sind), welche angeben, wieviel Druckfarbe, Feuchtmittel
und/oder Schmutz maximal auf der Oberfläche 8 der rotierbaren Komponente 7 bevorratet
sein kann.
[0038] Hierzu einige Beispiele:
- Dem Plattenzylinder 25 kann ein Wert max_Farbe=5 (Maximalwert für die Farbe) und ein
Wert max_Feuchtmittel=5 (Maximalwert für das Feuchtmittel) zugewiesen sein.
- Der ersten Farbwalzengruppe 20 kann ein Wert max_Farbe=40 zugewiesen sein; und
- dem Bogen 5 können die Werte max_Farbe=1, max_Feuchtmittel=1 und max_Schmutz=1 (Maximalwert
für den Schmutz/Papierstaub) zugewiesen sein.
[0039] Dem mathematischen Modell 15 stehen für jeden in Figur 1 gezeigten Pfeil 16 entsprechende
A-Werte zur Verfügung. Die hinterlegten Prozentwerte können vorab durch Messungen
bestimmt werden.
[0040] Das mathematische Modell 15 ermöglicht es für jede rotierbare Komponente 7 zu berechnen,
wieviel Fluid (Druckfarbe, Feuchtmittel) und/oder Schmutz sich zu einem bestimmten
Zeitpunkt auf der Oberfläche 8 befindet. Diese Berechnung kann jederzeit durchgeführt
oder ständig aktualisiert werden. Hierzu wird der Übertrag von Fluid/Schmutz rechnergestützt
berechnet, d. h. es wird eine Simulation des realen Übertrags auf dem Rechner durchgeführt.
Daher kann das mathematische Modell auch als Simulationsmodell aufgefasst werden.
[0041] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es, auf Basis eines solchen Modells bzw. einer
solchen Simulation, einem von mehreren vorgegebenen Reinigungsvorgängen automatisiert
auszuwählen und durchzuführen. Hierzu kann, wie oben bereits beschrieben, die jeweilige
Reinigungseinrichtung 11 mehrere Sprührohre 12 und mehrere Waschmittelbehälter 13
aufweisen. Soll z. B. die erste Farbwalzengruppe 20 gewaschen werden, so wird mittels
des mathematischen Modells 15, bzw. einer entsprechenden Simulation der Druckmaschine
1 und deren Übertragung von Fluid/Schmutz, rechnergestützt berechnet, welches Fluid/welche
Fluide in welcher Menge (z. B. Schichtdicken) zum Zeitpunkt des Starts der Reinigung
auf den Oberflächen 8 der Walzen der Gruppe vorhanden sind. Darauf basierend wird
ein passendes Waschmittel 14 ausgewählt, z. B. für konventionelle Druckfarbe oder
für UV-Druckfarbe, und die Waschmittelmenge und die Waschdauer und ggf. weitere Reinigungsparameter
ausgewählt.
[0042] Das mathematische Modell 15 kann die "Vorgeschichte" der Schaltzustände zwischen
den rotierbaren Komponenten 7 (und dem Bedruckstoff 5) berücksichtigen und somit den
aktuellen Zustand nahezu perfekt abbilden. Hierzu wird das mathematische Modell 15
mit allen Informationen zu Schaltvorgängen zwischen den rotierbaren Komponenten 7
(und dem Bedruckstoff 5) versorgt, z. B. Informationen darüber, welche Komponente
wann und wie lange (wie viele Umdrehungen) an welche andere Komponente angestellt
ist.
[0043] Das mathematische Modell 15 kann auf diese Weise ein optimales, vorgegebenes Waschprogramm
vorschlagen. Alternativ kann auf diese Weise ein vorgegebenes Waschprogramm optimal
angepasst werden.
[0044] Reinigungseinrichtungen 11 können z. B. an folgenden Komponenten angeordnet sein:
Erste Farbwalzengruppe 20, zweite Farbwalzengruppe 21, Gummituchzylinder 26 und/oder
Gegendruckzylinder 27.
[0045] Im Folgenden sei ein typischer Anwendungsfall beschrieben:
- 1. Ausgangszustand: Farbwerk, Feuchtwerk, Gummituchzylinder, Gegendruckzylinder sind
gewaschen; Farbkasten ist leer.
- 2. Bediener befüllt den Farbkasten mit Farbe.
- 3. Automatischer Farbeinlauf wird durchgeführt.
- 4. Aktueller Zustand: Farbe im Farbkasten, Farbe im Farbwerk, Platte eingefärbt, Gummituch
sauber, Druckzylinder sauber.
- 5. Fortdruck wird gestartet: Bögen laufen in die Maschine ein.
- 6. Plattenzylinder und Gummituchzylinder werden aneinander angestellt.
- 7. Aktueller Zustand: Farbe im Farbkasten, Farbe im Farbwerk, Platte eingefärbt, Gummituch
einfärbt, Druckzylinder sauber.
- 8. Erster Bogen erreicht das Druckwerk, Bogen wird bedruckt.
- 9. Aktueller Zustand: Farbe im Farbkasten, Farbe im Farbwerk, Platte eingefärbt, Gummituch
eingefärbt, Druckzylinder schmutzig.
Die Eingangsgrößen für das dynamische Modell sind dabei die aktuellen Schaltzustände
der Druckwerkskomponenten. Jeder Schritt eines solchen Anwendungsfalls kann im Modell
simuliert werden.
[0046] Figur 2 zeigt eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung für eine Druckmaschine
1 mit einem Rasterwalzen-Farbwerk 3 (Anilox-Farbwerk). Das Farbwerk umfasst (anders
als das in Figur 1) einen Rakelfarbkasten 28, eine Rasterwalze 29 und eine Farbauftragswalze
30. Auch für diese Ausführungsform kann das mathematische Modell 15 basierend auf
den vorgegebenen Übertragungsraten A die Fluidmenge und/oder Schmutzmenge auf einer
bestimmten rotierbaren Komponente 7, z. B. auf der Farbauftragswalze 30, zu einem
gegebenen Zeitpunkt berechnen bzw. simulieren und ein optimales Waschprogramm zum
Reinigen dieser Komponente automatisiert auswählen und durchführen.
[0047] Alternativ ist die Erfindung auch in Lackwerken, Inkjet-Druckwerken und in sonstigen
bogenführenden Einrichtungen einsetzbar.
[0048] Figur 3 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung für eine Druckmaschine 1
mit mehreren Druckwerken 2. Ein Bogen 5 mit Oberseite 5a und Unterseite 5b wird zu
einem ersten Druckwerk 2 gefördert, z. B. mittels Zylindern. Im ersten Druckwerk wird
die Oberseite mit einer Farbe bedruckt und diese Seite wird dadurch zur Schöndruckseite
5a. Dann wird der Bogen zum zweiten Druckwerk 2 gefördert und ebenfalls auf der Schöndruckseite
5a bedruckt, bevorzugt mit einer anderen Farbe. Schließlich wird der Bogen 5 weitergefördert
und gewendet, bevorzugt mittels einer Wendeeinrichtung 31. Im dritten Druckwerk wird
nun die Unterseite 5b mit einer Farbe bedruckt, wodurch diese Seite nun zur Wiederdruckseite
5b wird.
[0049] Dieses Ausführungsbeispiel verdeutlicht, dass das mathematische Modell 15 auch berücksichtigen
kann, dass Fluid und/oder Schmutz über das Substrat 5 von einem Druckwerk 2 zu einem
anderen Druckwerk 2 gelangt und dass dabei auch "oben" und "unten" vertauscht werden
kann (bei aktivierter Wendung). Auf diese Weise kann eine erste Farbe eines ersten
Druckwerks 2 in ein zweites Druckwerk 2 gelangen und sich dort mit der zweiten Farbe
vermischen. Dabei kann z. B. auch UV-Farbe und konventionelle Farbe vermischt werden.
Insbesondere in solchen Fällen ist es von Vorteil, dass erfindungsgemäß automatisiert
ein optimales Reinigungsprogramm mit optimaler Auswahl eines Waschmittels erfolgt.
[0050] Die Erfindung kann auch beim Bogenführen ohne Bedrucken angewandt werden. Dabei ist
in einem Druckwerk 2 der Gummituchzylinder 26 an den Gegendruckzylinder 27 angestellt;
der Plattenzylinder 25 ist jedoch nicht an den Gummituchzylinder 26 angestellt. Es
werden Bogen transportiert aber vom Druckwerk 2 nicht bedruckt. Der Gummituchzylinder
26, bzw. dessen Oberfläche oder Aufzug, wird daher nur über die transportierten Bogen
mit Druckfluid 6a, 6b aus vorgeordneten Druckwerken beaufschlagt. Die Schichtdicke
des Druckfluids auf dem Gummituchzylinder ist daher geringer als bei angestelltem
Plattenzylinder und es kann automatisiert ein angepasstes und ggf. zeitlich kürzeres
Reinigungsprogramm ausgewählt werden. Das angepasste Reinigungsprogramm kann zudem
ein Reinigungsmittel auswählen, welches auf das Druckfluid aus den vorgeordneten Druckwerken
abgestimmt ist.
Bezugszeichenliste
[0051]
- 1
- Druckmaschine
- 2
- Druckwerk/Druckwerke
- 3
- Farbwerk
- 4
- Feuchtwerk
- 5
- Bogen aus Bedruckstoff/Bedruckstoff
- 5a
- Oberseite des Bogens/Schöndruckseite
- 5b
- Unterseite des Bogens/Wiederdruckseite
- 6a
- Druckfarbe
- 6b
- Feuchtmittel
- 6c
- Schmutz/Papierstaub
- 7
- rotierbare Komponente/Zylinder/Walze
- 8
- Oberfläche
- 10
- Rechner
- 11
- Reinigungseinrichtungen
- 12
- Sprührohre
- 13
- Waschmittelbehälter
- 14
- Waschmittel
- 15
- mathematisches Model
- 16
- Übertragung von Fluid/Schmutz
- 17
- Kontaktstreifen
- 18
- Farbkasten
- 19
- Farbkastenwalze
- 20
- erste Farbwalzengruppe
- 21
- zweite Farbwalzengruppe
- 22
- Feuchtkasten
- 23
- Feuchtwerkswalze
- 24
- Feuchtauftragswalze
- 25
- Plattenzylinder
- 26
- Gummituchzylinder
- 27
- Gegendruckzylinder
- 28
- Rakelfarbkasten
- 29
- Rasterwalze
- 30
- Farbauftragswalze
- 31
- Wendeeinrichtung
- A
- Übertragungsraten
1. Verfahren zum Reinigen der Oberfläche wenigstens einer rotierbaren Komponente einer
Druckmaschine von einem Druckfluid, wobei einer von mehreren vorgegebenen Reinigungsvorgängen
automatisiert ausgewählt und durchgeführt wird, das Auswählen auf Basis eines vorgegebenen,
auf einem Rechner (10) ausgeführten, mathematischen Models (15) erfolgt und beim Ausführen
des Models eine Größe berechnet wird, welche zu einer auf der Oberfläche (8) befindlichen
Menge des Druckfluids (6a, 6b) korrespondiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Größe eine Schichtdicke des Druckfluids (6a, 6b) darstellt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Druckfluid (6a, 6b) entweder wenigstens eine Druckfarbe (6a) oder ein Feuchtmittel
(6b) ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das mathematische Modell (15) beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten
(A) für das Druckfluid (6a, 6b) zwischen wenigstens zwei rotierbaren Komponenten (7)
berücksichtigt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das mathematische Modell (15) beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten
(A) für das Druckfluid (6a, 6b) zwischen jeweils zwei einer Vielzahl von rotierbaren
Komponenten (7) eines Druckwerks (2) der Druckmaschine (1) berücksichtigt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das mathematische Modell (15) beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten
(A) für das Druckfluid (6a, 6b) zwischen Bedruckstoff (5) und wenigstens einer rotierbaren
Komponente (7) berücksichtigt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das mathematische Modell (15) beim Berechnen der Größe vorgegebene Übertragungsraten
(A) für das Druckfluid (6a, 6b) zwischen jeweils zwei einer Vielzahl von rotierbaren
Komponenten (7) mehrerer Druckwerke (2) der Druckmaschine (1) berücksichtigt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das mathematische Modell (15) beim Berechnen der Größe ein Wenden (31) des Bedruckstoffs
(5) berücksichtigt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die vorgegebenen Reinigungsvorgänge durch den Einsatz unterschiedlicher Waschmittel
(14) voneinander unterscheiden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die vorgegebenen Reinigungsvorgänge durch die Dauer voneinander unterscheiden.