[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung insbesondere von Langprodukten
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bzw. 2, sowie eine Giesswalzanlage zur Durchführung
des Verfahrens nach dem Oberbegriff des Anspruchs 7.
[0002] Ein Stahlwerk gemäss der Druckschrift
EP-A-3 052 259 umfasst eine kontinuierliche Giessmaschine und ein Walzwerk, das in direkter Nachfolge
zu der kontinuierlichen Giessmaschine angeordnet ist. Letztere ist mit zumindest zwei
Giesslinien und das Walzwerk ist mit zumindest zwei separaten Walzlinien und dementsprechend
separaten Walzgerüsten ausgerüstet, die aneinander angrenzend entlang entsprechender
Arbeitsrichtungen angeordnet sind, wobei die Anlage zumindest eine einzelne Zufuhrvorrichtung,
beispielsweise eine Verteilerrinne, umfasst. Es ist ein Transferpfad für die Giessstränge
zu dem Walzwerk zugeordnet, mittels dem jede der Giesslinien mit einer entsprechenden
Walzlinie verbunden wird.
[0003] Bei dieser bekannten Anlage ist weiter vorgesehen, dass sie in einem endlosen Prozess
arbeitet, bei dem die Stränge aus der Giessmaschine via dem Transferpfad gegebenenfalls
in eine induktive Erwärmungsanlage und von dieser direkt zu den Walzgerüsten für ein
unmittelbar folgendes Walzen geleitet werden. Bei einer allfälligen Betriebsstörung
insbesondere im Walzwerk kann eine Schneidvorrichtung aktiviert und die Stränge in
Abschnitte in vorgegebenen Längen geschnitten werden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Langprodukten
derart weiterzuentwickeln bzw. diese gattungsmässige Stranggiessanlage und das dazugehörige
Walzwerk derart zu verbessern, dass eine Kostenreduktion im Giessbetrieb und dem Walzwerk
erzielt wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des Anspruchs 1 bzw. 2 bzw.
durch die Merkmale des Anspruchs 7 gelöst.
[0006] Mit diesem erfindungsgemässen Verfahren wird ein direktes Zuführen von ungeschnittenen
Giesssträngen in ein nachfolgendes Walzwerk und das endabmessungsnahe Giessen und
Walzen in einer kompakten Giesswalzanlage erzielt. Um die Produktivität zu erhöhen,
kann diese kompakte Giesswalzanlage auch mit zwei oder mehr Giesssträngen betrieben
werden, welche direkt in ein zwei- oder mehradriges Kompaktwalzwerk zugeführt und
auf den entsprechenden Fertigquerschnitt ausgewalzt werden. Die Giessanlage wird zudem
mit speziellen Einrichtungen zum Eingiessen des Giessstrahls in die Kokille ausgestattet,
um eine höhere Gießgeschwindigkeit zu ermöglichen.
[0007] Hierbei kann die Giesswalzanlage wesentlich kleiner als herkömmliche Anlagen gebaut
werden. Eine energetische Betrachtung zeigt, dass bei Aufteilung eins Giessformates
auf zwei kleinere Giessformate und gleichzeitigen Walzen dieser Formate in nur einer
Walzstrasse die notwendige Umformarbeit gegenüber der durchsatzäquivalenten einsträngigen
Fahrweise mit einem grösseren Giessformat reduziert werden kann. Bei dieser Aufteilung
in kleinere Formate wird ein weiterer Kostenvorteil durch die bedeutend kürzere Bauweise
erreicht.
[0008] Mit diesem erfindungsgemässen Verfahren wird das Walzwerk sehr vereinfacht, und zwar
dadurch, dass im Gegensatz zu üblichen Knüppeln oder Giesssträngen mit Abmessungen
von 130 x130mm oder 150 x 150mm ein oder zwei oder mehr endabmessungsnah gegossene
Giessstränge direkt, d.h. ohne diese zu teilen, in ein Kompaktwalzwerk zugeführt und
auf die entsprechende Fertigabmessung ausgewalzt werden. Dabei hat der endabmessungsnah
gegossene Giessstrang eine Abmessung im Querschnitt insbesondere von weniger als 100
x 100mm; vorzugsweise Abmessungen zwischen 50 x 50mm und 80 x 80mm. Dadurch ist es
möglich, mehrere Walzschritte einzusparen und auf eine übliche Vorstrasse zu verzichten.
[0009] Bei einer Zwei- oder Mehrstrang-Anlage werden die wenigstens zwei nebeneinander verlaufende
Giessstränge mit einem sich verschmälernden Abstand zueinander derart ins Walzwerk
geleitet, dass diese wenigstens zwei Giessstränge gemeinsam im gleichen Walzgerüst
mit einem Walzenpaar gewalzt werden.
[0010] Die Walzenpaare bilden je wenigstens zwei kalibrierte Öffnungen am Aussenmantel ihrer
Rollen für je einen durchlaufenden Strang. Damit müssen nicht wie bei bekannten Walzwerken
zwei unabhängig voneinander laufende Walzstrassen vorgesehen werden, sondern es kann
eine Walzstrasse für mehrere nebeneinander gegossene Stränge verwendet werden.
[0011] Die Giessstränge werden sehr vorteilhaft vor dem Eintritt in das erste Walzenpaar
der Walzanlage um einen vorgegebenen Winkel verdreht. Damit ergibt sich eine optimale
Ausrichtung der Stränge für das Walzen, bei der die Walzen der Walzenpaare für die
Aufnahme der verdrehten Giessstränge jeweils mit einer angepassten kalibrierten Öffnung
mit einem entsprechenden Querschnitt versehen sind.
[0012] Zweckmässigerweise ist der Walzanlage eine bei den Führungs- und Richtrollen integrierte
Zuführeinrichtung der wenigstens zwei nebeneinander verlaufenden Giessstranglinien
zugeordnet, mittels welcher beim Giessen die Giessstränge insbesondere bei einem direkten
Überführen vom Giessen in die Walzanlage um einen bestimmten Winkel nach innen und
nach einer gewissen Distanz um denselben Winkel wieder in die Giess- bzw. Walzrichtung
biegbar sind, so dass sie zum Einführen in die Öffnungen des Walzenpaars der ersten
Walzeinheit ausgerichtet sind. Die Erfindung sowie weitere Vorteile derselben sind
nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher
erläutert. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemässen Giesswalzanlage mit einer
Stranggiessmaschine, und eines Walzwerks;
- Fig. 2
- eine schematische Draufsicht der Giesswalzanlage nach Fig. 1 mit der Stranggiessmaschine
und dem Walzwerk;
- Fig. 3
- eine schematische Vorderansicht einer Führungs- und Richtrolle und des Querschnitts
des Strangs; und
- Fig. 4
- eine schematische Vorderansicht eines erfindungsgemässen Walzgerüstes mit einem Walzenpaar
und dem Querschnitt des Strangs.
[0013] Fig. 1 und Fig. 2 zeigen eine Giesswalzanlage 10 für die Produktion von metallenen
Langprodukten 13, 14, insbesondere von Stahlerzeugnissen. Die erzeugten Langprodukte
13, 14 weisen je nach Bedarf ein rechteckiges, quadratisches, polygonales oder rundes
Querschnittsprofil auf. Diese Stranggiessanlage 10 eignet sich vornehmlich für das
endabmessungsnahe Giessen von Knüppeln mit kleineren Formaten zwischen 50 x 50 mm
und 120 x 120 mm, typischerweise von 80 x 80 mm. Es wird mit verhältnismässig schnellen
Giessgeschwindigkeiten im Bereich von 4 bis 12 m/min, vorzugsweise 5 bis 8 m/min,
gegossen. Selbstverständlich würden sich auch andere Formate eignen.
[0014] Die Giesswalzanlage 10 umfasst eine Stranggiessmaschine 20 mit zwei nebeneinander
verlaufenden Giessstranglinien für Giessstränge 11, 12 und einem nachfolgenden Walzwerk
30 mit einer Anzahl von hintereinander angeordneten Walzgerüsten 31, 32, mit Walzenpaaren
33, 34, durch welche diese Giessstränge 11, 12 zu diesen Langprodukten 13, 14 gewalzt
werden.
[0015] Diese Stranggiessmaschine 20 mit den zwei nebeneinander verlaufenden Giessstranglinien
ist an sich auf herkömmliche Weise konstruiert und sie ist daher nachfolgend nicht
in allen Details erläutert. Es sind ein Metallschmelze enthaltendes Gefäss 15, bei
dem es sich um ein Verteilergefäss handelt, für jede Giessstranglinie je ein Ausguss,
ein an den Ausguss anschliessendes Regelorgan 16, vorzugsweise ein Schiebeverschluss
oder Stopfen, und ein Giessstrahlschutz 17 vorgesehen. Unterhalb des Ausgusses bzw.
dieses Giessstrahlschutzes 17 ist eine wassergekühlte Kokille 21 angeordnet, welche
einen Hohlraum bildet, der mit einem Querschnitt entsprechend dem zu giessenden Format
des erzeugten Strangs gebildet ist.
[0016] Den Giesssträngen sind Führungs- und Stützrollen 22 und paarweise Richt- und Stützrollen
24 zugeordnet, so dass die durch diese geführten Giessstränge 11, 12 von der Vertikalen
mit einem Radius beispielsweise zwischen 4 und 12 Metern gebogen und nachfolgend in
einer annähernd horizontalen Richtung entlang einer horizontalen Ebene 25 zu der Walzanlage
30 ausziehbar sind.
[0017] Es sind ausserdem noch nach den Führungs- und Richtrollen 24 eine Schneideinrichtung
26 zum Trennen der Giessstränge 11, 12 und vor der Walzanlage 30 eine Wärmeeinrichtung,
zum Beispiel eine induktive Erwärmungseinheit, angedeutet. Je nach Querschnitt und
Giessparametern könnte auf die Wärmeeinrichtung verzichtet werden.
[0018] Das Walzwerk 30 besteht aus einer Anzahl von hintereinander angeordneten Walzgerüsten
31, 32, die jeweils mit rotierenden Walzenpaaren 33, 34 bestückt sind. Diese Anzahl
von Walzgerüsten 31, 32 beträgt üblicherweise zwischen 12 und 18 Gerüsten. Es wird
mit jeder Walzeinheit eine Verkleinerung des Strangquerschnitts bis zum gewünschten
Mass des entstehenden Langprodukts 13, 14 bewirkt.
[0019] Damit kann bei dieser Walzanlage 30 im Rahmen der Erfindung eine geringere Anzahl
von Walzgerüsten 31 vorzugsweise zwischen 2 bis 6 weniger als standardmässig verwendet
werden. Insbesondere kann aufgrund dieses endabmessungsnahen Giessens auf eine sogenannte
an sich bekannte Vorstrasse mit einer Anzahl von Walzgerüsten verzichtet werden.
[0020] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren werden die zwei nebeneinander verlaufenden Giessstränge
11, 12 mit einem sich zueinander verschmälerten Abstand a derart in die Walzanlage
30 geleitet, dass diese wenigstens zwei Giessstränge 11, 12 von nur jeweils einem
Walzenpaar 33, 34 der Anzahl Walzgerüsten 31, 32 gewalzt werden. Dieser zu verschmälernde
Abstand a kann beispielsweise von 800 mm auf einen Abstand a' von 300 mm reduziert
werden.
[0021] Es ist dazu vorteilhaft eine Zuführeinrichtung 29 für die wenigstens zwei nebeneinander
verlaufenden Giessstranglinien vorgesehen, mittels welcher die Giessstränge 11, 12
insbesondere bei einem direkten Überführen vom Giessen in die Walzanlage 30 um einen
bestimmten Winkel nach innen und nach einer gewissen Distanz um denselben Winkel wieder
in die Giess- bzw. Walzrichtung gebogen werden. Dies kann beispielsweise durch Stütz-
und Richtrollen erfolgen, welche seitlich bei den Strängen angreifen.
[0022] Des Weiteren kann bei jeder Giessstranglinie eine Verdrehvorrichtung 23 für die Giessstränge
11, 12 vor dem ersten Walzenpaar 31 der Walzanlage vorgesehen werden, durch welche
die Giessstränge je um einen vorgegebenen Winkel verdrehbar sind. Eine solche Verdrehvorrichtung
23 kann ebenso aus Stütz- und Richtrollen zusammengesetzt sein. Die Giessstränge 11,
12 werden von der in Fig. 3 gezeigten Position, bei der sie in Bezug auf die horizontale
Ebene 25 mit ihren Aussenflächen parallel bzw. senkrecht dazu angeordnet sind, um
45° in ihrer Achse in Längsrichtung verdreht, so dass sie sich dann mit ihren Diagonalen
in dieser horizontalen Ebene 25 befinden, wie dies in Fig. 4 gezeigt ist.
[0023] Die Zuführeinrichtung 29 und die Verdrehvorrichtung 23 können auch zu einer Einheit
zusammengefasst werden, so dass die beiden Giessstränge 11 und 12 die Zuführeinrichtung
schon um einen bestimmten Winkel verdreht verlassen.
[0024] In Fig. 3 sind ausserdem Führungs- und Richtrollen 24 an einer Halterung 27 auf herkömmliche
Weise in den Giessstranglinien vorgesehen, durch welche die Giessstränge 11, 12 zumindest
auf ihrer Ober- und Unterseite zwangsgeführt sind.
[0025] Gemäss Fig. 4 bilden die via Antriebe 37, 38 drehbaren Walzenpaare 33, 34 dementsprechend
je wenigstens zwei kalibrierende Öffnungen 35, 36 am Aussenmantel ihrer Rollen 33,
34 für die Aufnahme je eines durchlaufenden Strangs 11, 12. Die jeweiligen Öffnungen
35, 36 sind durch Ringnuten bei den Rollen ausgebildet, die jeweils einen dreieckförmigen,
abgerundeten oder andersförmigen Querschnitt aufweisen.
[0026] Im Rahmen der Erfindung ist bei der Stranggiessmaschine 20 eine nicht näher gezeigte
Regelungseinrichtung für das Steuern bzw. Regeln während dem Abgiessen vorhanden.
Entsprechende Messmittel bei den Strängen für das Ermitteln der Abzugsgeschwindigkeiten
bzw. für die Strangverläufe sind so angeordnet, dass deren Messergebnisse von der
Regelungseinrichtung ausgewertet und bei Abweichungen der beiden Stränge zueinander
Korrekturen vorgenommen werden. Damit werden hinreichend gleiche Abzugsgeschwindigkeiten
der Giessstränge 11, 12 bis zur Walzanlage 30 sichergestellt. Dabei wird die Walzgeschwindigkeit
vorteilhaft durch die Abzugsgeschwindigkeit bestimmt.
[0027] Daher ist zweckmässigerweise wenigstens eine Steuer- bzw. Regelungseinrichtung der
Walzgeschwindigkeiten bei der Walzanlage 30 in Verbindung mit den Giessgeschwindigkeiten
der Giessstränge vorhanden. Damit werden diese Geschwindigkeiten zueinander koordiniert.
[0028] Im Falle einer Störung der Walzanlage 30 während des Abgiessens kann die Stranggiessmaschine
20 weiter giessen und es können dabei mittels der Schneideinrichtung 26 die Giessstränge
11, 12 in bestimmbare Längen geschnitten werden. Es kann dann eine in Fig. 2 angedeutete
Evakuierungseinrichtung 19 zum Entfernen der geschnittenen Strangabschnitte aktiviert
werden. Diese ist mit Vorteil so angeordnet, dass bei einem Ausfall der Walzanlage
die geschnittenen Strangabschnitte 11', 12' nicht mehr in die Zuführeinrichtung 29,
sondern quer dazu ausgefördert werden. Mit der Schneideinrichtung 26 können im Regelbetrieb
die Strangköpfe bei Giessstart sowie die Strangenden nach Giessende abgetrennt werden.
[0029] Im Anschluss an die Fertigstrasse 32 schliesst sich eine nicht weiter gezeigte Abtransporteinrichtung
für das Walzgut an. Diese ist vorteilhaft so ausgeführt, dass eine Schneideinrichtung
das Walzgut auf die Endlänge der Walzstäbe ablängt und diese dann über eine Kühlbett
zur Abkühlung transportiert und anschliessend gebündelt werden.
[0030] Da erfindungsgemäss vor allem kleine Formate vergossen und gewalzt werden sollen,
um so die notwendige Umformenergie vom Giess- zum Walzprodukt zu reduzieren, wird
eine neue Giesspraxis zum Eingiessen des flüssigen Metalls aus dem Verteiler in die
Kokille vorgesehen.
[0031] Das klassische offene Giessen, bei dem der Giessstrahl aus einer Freiläuferdüse aus
dem Verteiler in die Kokille fliesst, verbietet sich, da mit diesem Verfahren die
Giessgeschwindigkeit nicht in hinreichendem Masse kontrolliert werden kann, da diese
sehr abhängig von der Füllstandshöhe im Verteiler ist. Das bekannte geschlossene Giessen
mit einem Stellorgan zur Regelung des Flüssigkeitszutritts in die Kokille und einem
Tauchrohr, durch welches die Schmelze in die Kokille unterhalb des Giessspiegels geleitet
wird, hat den Nachteil, dass dieses Verfahren die Abdeckung des Giessspiegels mit
Giessschlacke erfordert. Bei den hier zum Einsatz gelangenden relative kleinen Formaten
ist der Platz in der Kokille nicht ausreichend für ein ausreichend dickes Tauchrohr,
das hinreichend lange Giess- und Walzsequenzen erlauben würden, da die Standzeit der
Tauchrohre durch den Angriff der Giessschlacke zeitlich limitiert wird.
[0032] Es ist vorgesehen, dass das jeweilige Giessrohr 17 beim Abgiessen mit seinem unteren
Ende oberhalb des Badspiegels der Metallschmelze in der Kokille, vorzugsweise 20 bis
50 mm, endet und somit nicht in das Bad in der Kokille eintaucht. Es kann dabei eine
nicht dargestellte Spülvorrichtung für die Zufuhr von inertem Gas, wie Argon oder
Stickstoff, vorgesehen, werden, wodurch der Giessstrahl von Schutzgas umgeben sein
kann. Es wird damit bezweckt, dass ein abdichtender Gasschirm den aus dem Giessrohr
austretenden und in die Kokille einfliessenden Schmelzstrahls umgibt. Damit kann zwischen
die Innenwandung der Kokille und der Metallschmelze ein an sich bekanntes Öl zur Schmierung
verwendet werden und es sind folglich optimale Voraussetzungen geschaffen.
[0033] Die Metallzufuhr vom Verteiler in die Kokille kann wie beim bekannten geschlossenen
Giessen über ein Stellglied hinreichend genau geregelt werden, gleichzeitig wird eine
unzulässige Auffächerung des der Regelung unterliegenden Giessstrahls durch das Giessrohr
verhindert. Durch die Kombination mit einem geschützten Giessstrahl und konventioneller
Ölschmierung wird eine weitere Limitierung des geschlossenen Giessen aufgehoben, die
darin liegt, dass bei sehr kleinen Giessformaten und hohen Giessgeschwindigkeiten
das Verhältnis von je Zeiteinheit erzeugter Strangoberfläche und freier Badspiegelfläche
sehr ungünstig (nämlich zu gross) wird und ein genügendes Aufschmelzen des Giesspulvers
zur Bildung von Schlacke nicht mehr gewährleistet werden kann. Diese Begrenzung existiert
bei der Schmierung mit Öl nicht.
[0034] Ein Vorteil der Erfindung ist die Verwendung einer Walzstrasse, die mit einer oder
mehreren, meist zwei Giesslinien verbunden ist. Bei zwei- oder mehrsträngiger Ausführung
muss für den gleichen Durchsatz der Walzstrasse der Eintrittsquerschnitt nur halb
so gross sein (bei gleicher Giessgeschwindigkeit). Dies führt zu wesentlichen Vorteilen
im Walzprozess, bei dem durch den endabmessungsnäheren Giessquerschnitt erhebliche
Umformarbeit im Walzwerk eingespart werden kann und dadurch die Anzahl der erforderlichen
Walzgerüste bei gleichem Durchsatz erheblich verringert werden.
[0035] Die in Bezug auf den Querschnitt des jeweiligen Strangs relativ geringe Walzgeschwindigkeit
erlaubt zudem, den Umformgrad pro Walzgerüst zu erhöhen und so die Anzahl der Walzgerüste
zu reduzieren.
[0036] Die Erfindung ist mit den erläuterten Ausführungsbeispielen ausreichend dargetan.
Selbstverständlich könnte sie noch durch andere Varianten veranschaulicht sein. Die
erfindungsgemäss zu verschmälernden Abstände der Giessstränge könnte auch so realisiert
sein, dass der eine Strang gerade zum Walzenpaar geleitet und nur der andere Strang
entsprechend stärker im Abstand verschmälert würde und diese dann zusammen zu den
Walzenpaaren geführt würden. Theoretisch könnten sie auch parallel zueinander zum
Walzwerk geleitet würden.
[0037] Es können auch drei oder vier nebeneinander verlaufende Giessstränge mit zueinander
sich verschmälernden Abständen derart in die Walzanlage geleitet werden, dass sie
von den Walzgerüsten jeweils nur von einem Walzenpaar gewalzt werden, welche je mit
drei oder vier kalibrierenden Öffnungen für die zu walzenden Stränge versehen sind.
[0038] Die Stranggiesslinien können nach dem ersten Walzgerüst oder einer ersten Gruppe
von Walzgerüsten auch auf zwei parallele unabhängige Gruppen von Walzgerüsten aufgeteilt
werden. In diesem Fall können zum einen die Walzgeschwindigkeiten, die aufgrund des
schon stark verkleinerten Walzquerschnittes erheblich erhöht sind, strangweise unabhängig
voneinander geregelt und zum anderen können auf den beiden Linien unterschiedliche
Fertigabmessungen gewalzt werden.
1. Verfahren zur Herstellung von Langprodukten, bei dem von einem metallurgischen Gefäss
für einen jeweiligen Giessstrang (11, 12) Metallschmelze durch einen Ausguss und geregelt
durch ein an diesem angeordnetes Regelorgan (16), vorzugsweise einem Schiebeverschluss
oder einem Stopfen, in eine Kokille (21) einer Stranggiessmaschine (20) geleitet und
der wenigstens eine gegossene Giessstrang (11, 12) in eine der Stranggiessmaschine
nachfolgenden Walzanlage (30) mit einer Anzahl von Walzgerüsten (31) zu diesen Langprodukten
(13, 14) gewalzt wird, dadurch gekennzeichnet, dass
die durch den Ausguss und geregelt durch das Regelorgan (16) fliessende Metallschmelze
offen in die Kokille (21) ohne ein in diese eintauchendes Giessrohr geleitet wird,
und der Giessstrang (11, 12) endabmessungsnah mit jeweils einem Strangquerschnitt
insbesondere von weniger als 120x120 mm und dies bei einer Giessgeschwindigkeit insbesondere
zwischen 4 und 12 m/min erzeugt wird, und dass bei der nachfolgenden Walzanlage (30)
eine kleinere Anzahl von Walzgerüsten (31) vorzugsweise zwischen 2 bis 6 weniger als
standardmässig verwendet werden.
2. Verfahren zur Herstellung von Langprodukten vorzugsweise nach Anspruch 1, bei dem
mittels einer Stranggiessmaschine (20) wenigstens zwei nebeneinander verlaufende Giessstränge
(11, 12) gegossen und in einer nachfolgenden Walzanlage (30) mit einer Anzahl von
hintereinander angeordneten Walzgerüsten (31, 32) mit Walzenpaaren (33, 34) diese
Giessstränge (11, 12) zu diesen Langprodukten (13, 14) gewalzt werden, dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens zwei nebeneinander verlaufenden Giessstränge (11, 12) zumindest in
dem ersten der Walzgerüste (31, 32) mit jeweils nur einem einzigen Walzenpaar (33,
34) pro Walzgerüst (31, 32) gewalzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwei, drei oder vier nebeneinander verlaufende Giessstränge mit zueinander sich verschmälernden
Abständen derart in die Walzanlage geleitet werden, dass sie von den Walzgerüsten
jeweils nur von einem Walzenpaar gewalzt werden, welches je mit zwei, drei oder vier
kalibrierten Öffnungen versehen ist, die jeweils den definierten Querschnitt des zu
walzenden Strangs bilden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Giessstränge (11, 12) von der Vertikalen in einem Radius und nachfolgend in eine
annähernd horizontale Richtung auf eine gleiche horizontale Ebene (25) zu der Walzanlage
(30) geführt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens eine Steuer- bzw. Regelungseinrichtung der Walzgeschwindigkeiten bei der
Walzanlage (30) in Verbindung mit den Giessgeschwindigkeiten der Giessstränge vorhanden
ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
die Giessstränge (11, 12) vor dem Eintritt in das erste Walzenpaar (33, 34) der Walzanlage
(30) um einen vorgegebenen Winkel verdreht werden, wobei die Rollen der Walzenpaare
(33, 34) für die Aufnahme der verdrehten Giessstränge (11, 12) jeweils mit einer angepassten
kalibrierten Öffnung (35, 36) mit einem entsprechenden Querschnitt mit einer Rauten-,
Quadrat- oder ähnlichen Form ausgebildet sind.
7. Giesswalzanlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
mit einer Stranggiessmaschine (20) für wenigstens zwei nebeneinander verlaufende Giessstranglinien
und einer nachfolgenden Walzanlage (30) mit einer Anzahl von hintereinander angeordneten
Walzgerüsten mit Walzenpaaren, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Walzanlage (30) eine Zuführeinrichtung (29) der wenigstens zwei nebeneinander
verlaufenden Giessstranglinien vorgesehen ist, mittels welcher die Giessstränge (11,
12) insbesondere bei einem direkten Überführen vom Giessen in die Walzanlage (30)
um einen bestimmten Winkel nach innen und nach einer gewissen Distanz um denselben
Winkel wieder in die Giess- bzw. Walzrichtung biegbar sind, so dass sie zum Einführen
in die Öffnungen (35, 36) der hintereinander angeordneten Walzenpaare (33, 34) der
Walzgerüsten (31, 32) ausgerichtet sind.
8. Giesswalzanlage nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass den Giessstranglinien mehrere Führungs- und Richtrollen (24) bzw. Stützrollen (22)
in einer solchen Anordnung zugeordnet sind, dass die darin geführten Giessstränge
(11, 12) von einer Vertikalen mit einem Radius und nachfolgend durch eine annähernd
horizontale Richtung auf eine horizontale Ebene (25) zu der Walzanlage (30) ausziehbar
sind.
9. Giesswalzanlage nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass
für jede der Giessstranglinien eine bei den Führungs- und Richtrollen (24) integrierte
Verdrehvorrichtung (23) für die Giessstränge (11, 12) vor dem ersten Walzenpaar (33,
34) der Walzanlage (30) vorhanden ist, durch welche der jeweilige Giessstrang (11,
12) um einen vorgegebenen Winkel verdrehbar ist.
10. Giesswalzanlage nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass
bei der Stranggiessmaschine (20) eine Regelungseinrichtung zur Erzielung zumindest
von gleichen Abzugsgeschwindigkeiten der Giessstränge vorhanden ist, wobei entsprechende
Messmittel für das Ermitteln der Abzugsgeschwindigkeiten bzw. der Strangverläufe verwendbar
sind, deren Messergebnisse von der Regelungseinrichtung ausgewertet und bei Abweichungen
der beiden Stränge zueinander Korrekturen der Abzugsgeschwindigkeiten vorgenommen
werden.
11. Giesswalzanlage nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass
die Giessstranglinien nach den Führungs- und Richtrollen (24) bzw. Stützrollen (22)
eine Schneideinrichtung (26) zum Trennen der Giessstränge (11, 12) und eine Evakuierungseinrichtung
(19) zum Entfernen der geschnittenen Stränge (12') insbesondere bei einer Betriebsstörung
in der Walzanlage aufweisen.
12. Giesswalzanlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
mit einem metallurgischen Gefäss (15) mit für jede Giessstranglinie je einem Ausguss,
einem an diesem angeordneten Regelorgan (16), vorzugsweise einem Schiebeverschluss
oder einem Stopfen, und mit je einer Kokille (21), wobei jeweils ein Giessrohr (17)
unterhalb des Regelorgans (16) angeordnet ist, mittels welchem die Metallschmelze
in die Kokille (21) geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass das jeweilige Giessrohr (17) im Giesszustand mit seinem unteren Ende oberhalb des
Badspiegels der Metallschmelze in der Kokille (21), vorzugsweise 20 bis 50 mm, positioniert
und somit nicht in das Bad eingetaucht ist.
13. Giesswalzanlage nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass
eine Spülvorrichtung für die Zufuhr von inertem Gas, wie Argon oder Stickstoff, das
Giessrohr (17) und/oder den Giessstrahl umgibt, durch welche ein den aus dem Giessrohr
austretenden Metallstrahl abdichtender Gasschirm erzeugt wird.
14. Giesswalzanlage nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen der Innenwandung der Kokille (21) und der Metallschmelze im Giesszustand
ein Öl zur Schmierung zuführbar ist.
15. Giesswalzanlage nach einem der Ansprüche 7 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass
zwei oder mehr Giessstränge (11, 12) nah zusammen in getrennten Kokillen (21) mit
je einem Regelorgan für den Stahlzufluss in derselben, aber nur über eine Oszillier-
und Auszieheinrichtung vergiessbar sind.
16. Giesswalzanlage nach einem der Ansprüche 7 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass
die Walzanlage (30) aufgrund des endabmessungsnahen Giessens ohne sogenannte Vorstrasse
mit einer Anzahl von Walzgerüsten vorgesehen ist.
17. Giesswalzanlage nach einem der Ansprüche 7 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass
dass die Giessstränge (11, 12) in wenigstens ein Walzgerüst (31) mit jeweils nur einem
einzigen Walzenpaar (33, 34) und nachfolgend die zu walzenden Stränge jeweils in separate
Walzgerüste leitbar sind, bei denen die Stränge einzeln walzbar sind.