[0001] Die Erfindung betrifft eine Verstelleinrichtung für die Schmalseite einer Stranggießkokille
nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, und ein Verfahren zum Verstellen einer Schmalseite
einer Stranggießkokille nach dem Oberbegriff von Anspruch 10.
[0002] Zur Herstellung von metallischen Produkten durch Stranggießen sind nach dem Stand
der Technik beispielsweise Bogen- oder sogenannte Vertikalabbiege-Stranggießanlagen
bekannt. Bei den hierbei eingesetzten Kokillen, die in der Regel im Querschnitt rechteckig
sind, können zumindest eine Schmalseite der Kokille relativ zu der anderen Schmalseite,
oder beide Schmalseite relativ zueinander, verstellt werden, um ein unterschiedliches
Format für den Gießstrang einzustellen. Dies ist beispielsweise aus
DE 197 48 305 A1 oder
WO 2009/144127 A1 bekannt - in diesen Druckschriften wird zwecks einer Gießbreitenverstellung zumindest
eine Schmalseite der Kokille durch eine Schmalseitenverstelleinrichtung oder ein solcherart
wirkendes Verstellorgan, das mit der Schmalseite verbunden ist, verstellt.
[0003] Nach dem obigen Stand der Technik ist es zur Einstellung der Formatbreite oder zur
Einstellung der Konizität der Schmalseite der Kokille, was der Neigung der Schmalseite
gegenüber der Vertikalen entspricht, bekannt, dass hierzu elektromotorische Antriebe
oder hydraulische Antriebe eingesetzt werden, die mit der Kokillen-Schmalseite an
deren Außenseite verbunden sind und darauf einwirken. Im Allgemeinen sind an einer
Kokillen-Schmalseite zwei solcher Antriebe angebunden, die entlang von zwei übereinander
liegenden Achsen - sogenannter Anstellachsen - auf die Kokillen-Schmalseite einwirken
bzw. diese verstellen. Hierbei erfolgt die Positionsbestimmung und die Positionsregelung
einer jeden Verstellachse - bei einem elektromotorischen Antrieb mit einer angeschlossenen
Gewindespindel - über die Feststellung des Drehwinkels des Antriebs, oder - bei einem
hydraulischen Antrieb - über integrierte Weggeber, die im oder an dem Anstellzylinder
angebracht sind, um die Kolbenposition (= Zylinderhub) zu bestimmen.
[0004] Auf Grundlage von gegebenen Geometriewerten einer Stranggießkokille und einer Kalibrierung
des Systems können die Einzelpositionen der Achsen, entlang derer die Verstellantriebe
für eine jeweilige Kokillen-Schmalseite wirken, in eine seitenbezogene Kokillenkonizität
und in eine Öffnungsbreite der Kokille (in verschiedenen horizontalen Ebenen: Oberkante,
Unterkante, Badspiegelniveau) entsprechend umgerechnet werden.
[0005] Die Grundlage für die Berechnung einer Sollbreite in einer Stranggießkokille ist
in den meisten Fällen die gewünschte Kaltbreite des vergossenen Strangformats. Aus
diesem Wert wird dann mit sogenannten Temperatur-Schrumpffaktoren eine Umrechnung
auf die Anstellung der Kokillen-Schmalseite vorgenommen und somit die gewünschte Breiteneinstellung
(Kaltmaß auf Warmmaß in der Kokille) realisiert. Gleiches gilt für die sogenannte
Kokillenkonizität. Eine solche Konizität ist beim Stranggießen erforderlich, um den
Temperaturschrumpf des noch heißen Stahls, d.h. Breitenschrumpf in der Kokille bzw.
über der Höhe der Kokillen-Schmalseite, alleine innerhalb der gegebenen Kokillenhöhe
auszugleichen.
[0006] Vor dem Anguss bzw. dem Gießstart des Stranggießprozesses werden die Kokillen-Schmalseiten
auf jeweilige Sollwerte eingestellt, wobei auch während des Gießbetriebs Positionsänderungen
für die Kokillen-Schmalseiten vorgenommen werden können. Solche prozessabhängigen
Veränderungen der Positionen der Schmalseiten dienen zu gewünschten Breitenänderungen,
oder auch zu erforderlichen Anpassungen (Konizität und Breite) bei einem Wechsel der
Stahlqualität und/oder bei einer Änderung der Gießgeschwindigkeit.
[0007] Die Position der Schmalseiten einer Stranggießkokille wird über die Automation der
Stranggießanlage geregelt. Hierbei wird ein Sollwert für die Einstellung der Breite,
gleichbedeutend mit der Position der Kokillen-Schmalseiten, und die Schmalseitenkonizität
von der Basisautomatisierung vorgegeben. Die Einstellung der Kokillen-Schmalseiten
auf vorgegebene Sollwerte erfolgt auf Basis einer Kalibrierung des Messsystems der
Schmalseitenverstelleinrichtung, wobei diese Kalibrierung vor dem Gießstart in der
Regel bei Umgebungstemperatur durchgeführt wird. In der Regel wird bei einer solchen
Kalibrierung das mechanische Anstellsystem als konstanter und nicht veränderbare Parameter
angenommen.
[0008] Die bislang nach dem Stand der Technik bekannten Möglichkeiten zum Einstellen der
Kokillen-Schmalseiten unterliegen dem Nachteil, dass mögliche Schwankungen entweder
von Gießparametern oder von Temperaturen, die im Bereich der Stranggießkokille vorherrschen,
dann sowohl zu einer ungenauen bzw. schwankenden Produktbreite als auch zu einer ungenauen
Schmalseitenkonizität führen können. Solche Schwankungen bzw. Ungenauigkeiten führen
zu Qualitätsbeeinträchtigungen bzw. -abwertungen oder können, im Falle einer nicht
optimal eingestellten Konizität, gar zu einem sogenannten "Strangstecker" führen.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Einstellung der Schmalseiten einer
Kokille beim Stranggießprozess im Hinblick auf eine gleichbleibend hohe Qualität von
damit erzeugten Produkten zu optimieren und dabei auch die Betriebssicherheit zu erhöhen.
[0010] Diese Aufgabe wird durch eine Verstelleinrichtung mit den Merkmalen von Anspruch
1 und durch ein mit den Merkmalen von Anspruch 10 angegebenes Verfahren gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildung der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
[0011] Eine Verstelleinrichtung nach der vorliegenden Erfindung dient zum Anstellen der
Schmalseite einer Stranggießkokille. Hierzu umfasst die Verstelleinrichtung zumindest
ein Stellglied, das mit der Kokillen-Schmalseite insbesondere durch ein Gelenk verbunden
ist, und eine Steuereinrichtung zum Erzeugen eines Stellsignals und zum Ansteuern
des Stellglieds mit dem Stellsignal, wodurch die Kokillen-Schmalseite im Betrieb einer
Stranggießanlage in Richtung einer Anstellachse in einer Sollposition angestellt werden
kann. An dem Stellglied, an Teilen davon und/oder angrenzend zum Stellglied ist zumindest
ein Temperatursensor angeordnet, der mit der Steuereinrichtung in Signalverbindung
steht, z.B. drahtgebunden oder drahtlos über eine Funkstrecke oder dergleichen. Mit
diesem Temperatursensor kann insbesondere im Betrieb einer Stranggießanlage eine Temperaturänderung
an dem Stellglied oder von Teilen davon gemessen werden. Des Weiteren umfasst die
Steuereinrichtung eine Recheneinheit, mit der eine durch den Temperatursensor erfasste
Temperaturänderung für das Stellglied und/oder von Teilen davon in eine thermisch
bedingte Längenveränderung umgerechnet werden kann. Hierbei ist die Steuereinrichtung
programmtechnisch derart eingerichtet, dass mit dieser berechneten Längenveränderung
in Richtung der Anstellachse eine Korrekturgröße bestimmt wird, die beim Ansteuern
des Stellglieds mit dem Stellsignal berücksichtigt wird.
[0012] In gleicher Weise sieht die Erfindung ein Verfahren vor, mit dem eine Schmalseite
einer Stranggießkokille verstellt bzw. in eine Sollposition angestellt werden kann.
Bei diesem Verfahren wird durch eine Steuereinrichtung ein Stellsignal erzeugt und
damit ein Stellglied angesteuert, um die Kokillen-Schmalseite, mit der das Stellglied
insbesondere durch ein Gelenk verbunden ist, im Betrieb einer Stranggießanlage in
Richtung einer Anstellachse in einer Sollposition anzustellen. Im Einzelnen umfasst
ein solches Verfahren folgende Schritte:
- (i) Erfassen einer Temperaturänderung an dem Stellglied, von Teilen davon und/oder
angrenzend zu dem Stellglied,
- (ii) Berechnen einer thermischen Längenveränderung für das Stellglied und/oder von
Teilen davon, auf Grundlage der in Schritt (i) erfassten Temperaturänderung,
- (iii) Berechnen einer aktuellen Ist-Position für die Kokillen-Schmalseite unter Berücksichtigung
der in Schritt (ii) berechneten thermischen Längenveränderung,
- (iv) Berechnen eines Korrekturwerts für einen Anstellwert, mit dem das Stellglied
zum Anstellen der Kokillen-Schmalseite in der Sollposition angesteuert wird, und
- (v) Erzeugen des Stellsignals zum Ansteuern des Stellglieds unter Berücksichtigung
des Korrekturwerts von Schritt (iv), um damit die Kokillen-Schmalseite in ihre Sollposition
anzustellen.
[0013] Der Erfindung liegt die wesentliche Erkenntnis zugrunde, dass während des Stranggießprozesses
an dem Stellglied, an Teilen davon und/oder angrenzend zu diesem Stellglied auftretende
Temperaturänderungen mit zumindest einem Temperatursensor erfasst werden, wobei dann
diese Temperaturänderungen mit der Recheneinheit der Steuereinrichtung in Längenausdehnungen
bzw. thermisch bedingte Längenveränderungen des Stellglieds oder von Teilen davon
umgerechnet werden, die an dem Stellglied und/oder dessen Komponenten auftreten. Unter
Berücksichtigung dieser berechneten Längenveränderungen werden dann mit der Erfindung
Korrekturwerte bestimmt, die für die Stellsignale, mit denen ein Stellglied zur Anstellung
einer Kokillen-Schmalseite in seine Sollposition der angesteuert wird, geeignet berücksichtigt
werden. Im Ergebnis werden damit korrigierte Anstellwege für ein mit einer Kokillen-Schmalseite
verbundenes Stellglied realisiert, so dass die in Folge von Temperaturänderungen auftretenden
Längenveränderungen geeignet kompensiert werden. In Folge dessen wird eine Kokillen-Schmalseite
wieder genau nach den Vorgaben ihrer Sollposition angestellt. Damit führen veränderte
Temperaturverhältnisse beim Stranggießen mit der vorliegenden Erfindung nunmehr nicht
mehr nachteilig zu einer ansonsten ungenauen Anstellung der Schmalseiten-Kokille und/oder
deren Konizität.
[0014] Das Stellglied, mit dem eine Verstellung und/oder eine Anstellung einer Kokillen-Schmalseite
erfolgt, kann aus einem Hydraulikzylinder oder aus einem elektromotorischen Spindeltrieb
gebildet sein. Einzelheiten zu diesen möglichen Ausführungsformen des Stellglieds
sind nachstehend noch an anderer Stelle erläutert.
[0015] Auf Grundlage der vorstehend genannten Messung von veränderten Temperaturen mit Hilfe
des Temperatursensors können erfindungsgemäß veränderte Bauteillängen des Stellglieds
ermittelt werden, die den besagten berechneten Längenveränderungen des Stellglieds
oder von Teilen davon entsprechen. Bei einem elektromotorischen Spindeltrieb kann
eine solche Längenveränderung an einem Pinolrohr oder einer darin dreht beweglich
geführten Spindel auftreten, wobei beim Einsatz eines Hydraulikzylinders eine Längenveränderung
an dessen Zylinderstange entstehen kann. Jedenfalls werden diese Längenveränderungen
bei der Ansteuerung des Stellglieds geeignet berücksichtigt, so dass sich beim Anstellen
der Kokillen-Schmalseite nach Maßgabe von deren Sollposition keine Abweichungen bzw.
Ungenauigkeiten ergeben, auch nicht bei schwankenden Temperaturen im Gießbetrieb.
[0016] Für die Temperaturmessung an dem Stellglied einer erfindungsgemäßen Verstelleinrichtung
können verschiedene Typen von Temperatursensoren eingesetzt werden, z.B. Thermeelemente,
Halbleiter-Temperatursensoren, integrierte Temperatursensoren, faseroptische Temperatursensoren,
NTC's, PTC's, und/oder auch Infrarot-Sensoren.
[0017] Je nach Art der vorliegenden Temperaturänderung ist die vorstehend genannte Korrektur
der Anstellwege für das Stellglied dahingehend zu verstehen, dass, falls die thermische
Längenveränderung des Stellglieds und/oder oder von Teilen davon positiv ist bzw.
größer wird, dann diese Längenveränderung von dem Anstellweg, der ansonsten mit dem
Stellglied in Richtung der Anstellachse eingestellt würde, abgezogen bzw. subtrahiert
wird. Im umgekehrten Fall, d.h. bei Vorliegen einer negativen bzw. kleiner werdenden
thermischen Längenveränderung des Stellglieds und/oder oder von Teilen davon, wird
dann eine solche "Schrumpfung" des Stellglied dem Anstellweg hinzuaddiert. Diese Subtraktion
bzw. Addition erfolgt durch einen geeigneten Korrekturwert, der auf das Stellsignal,
mit dem das Stellglied angesteuert wird, aufgeschaltet wird.
[0018] In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung kann ein Temperatursensor außen an einer
Kokillen-Schmalseite angebracht sein. Hierdurch ist gewährleistet, dass schwankende
Temperaturen, die beim Stranggießprozess innerhalb der Kokille auftreten und sich
dabei auch auf ein mit einer Kokillen-Schmalseite verbundenes Stellglied oder ein
Teil davon fortpflanzt, zuverlässig erfasst bzw. gemessen werden kann. Ergänzend und/oder
alternativ ist es auch möglich, dass ein Temperatursensor in einer Kokillen-Schmalseite
angeordnet bzw. aufgenommen ist, mit den gleichen Vorteilen wie soeben erläutert.
[0019] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann ein Temperatursensor auch
in einem Positionsgeber der erfindungsgemäßen Verstelleinrichtung integriert sein,
der mit der Steuereinrichtung in Signal Verbindung steht. Dies erfolgt mit der Maßgabe,
dass ein solcher Positionsgeber zumindest angrenzend zum Stellglied bzw. in dessen
Nähe angeordnet ist, oder auch an dem Stellglied selber angebracht sein kann. Eine
solche Integration von Bauteilen führt vorteilhaft zu verminderten Kosten und zu einer
robusteren Ausgestaltung der Erfindung.
[0020] Mit der vorliegenden Erfindung ist beispielsweise die Erzeugung von gewünschten Brammenbreiten
mit ggf. verbesserter Breitentoleranz möglich, auch wenn beim Stranggießprozess Temperaturschwankungen
auftreten sollten. Im Zuge dessen können auch Gießstörungen wirkungsvoll reduziert
werden, was sich vorteilhaft auf eine Erhöhung der Produktionsausbringung auswirkt.
[0021] Nachstehend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer schematisch vereinfachten
Zeichnung im Detail beschrieben.
[0022] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine prinzipiell vereinfachte Seitenansicht einer Stranggießkokille mit verstellbaren
Schmalseiten,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht der Stranggießkokille von Fig. 1, mit erläuternden Hinweisen zu
deren Abmessungen,
- Fig. 3, 4
- jeweils prinzipiell vereinfachte Seitenansichten von Ausführungsformen einer Verstelleinrichtung
gemäß der vorliegenden Erfindung, mit der eine Schmalseite einer Stranggießkokille
von Fig. 1 eingestellt werden kann,
- Fig. 5
- ein Diagramm für den Temperaturverlauf der Hubachsen einer erfindungsgemäßen Verstelleinrichtung
als Funktion der Gießzeit, und
- Fig. 6
- ein Flussdiagramm zur Erläuterung eines Schrittablaufs nach einem erfindungsgemäßen
Verfahren.
[0023] Nachstehend sind unter Bezugnahme auf die Fig. 1 bis 6 bevorzugte Ausführungsformen
eine erfindungsgemäße Verstelleinrichtung 10 und eines entsprechenden Verfahrens zum
Verstellen einer Schmalseite 11 einer Stranggießkokille 12 erläutert. Gleiche Merkmale
in der Zeichnung sind jeweils mit gleichen Bezugszeichen versehen. An dieser Stelle
wird gesondert darauf hingewiesen, dass die Zeichnung lediglich vereinfacht und insbesondere
ohne Maßstab dargestellt ist.
[0024] Fig. 1 zeigt Teile einer Stranggießkokille 12, nämlich eine prinzipiell vereinfachte
Seitenansicht von deren Schmalseiten 11, die sich entlang von Anstellachsen A in Richtung
einer Mitte M der Stranggießkokille 12, oder weg davon, verstellen lassen. Zu diesem
Zweck sind die Kokillen-Schmalseiten 11 an ihren Außenseiten durch Gelenke 16 mit
Stellgliedern 14 verbunden. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, sind pro Kokillen-Schmalseite
11 jeweils zwei Stellglieder 14 vorgesehen, deren Anstellachsen A in etwa parallel
zueinander verlaufen und übereinander angeordnet sind.
[0025] In Bezug auf eine Kokillen-Schmalseite 14 ermöglicht eine gleichförmige Aktuierung
der beiden Stellglieder 14 eine Bewegung der Kokillen-Schmalseite 11 in Richtung der
Anstellachsen A, um damit die Gießbreite für die Stranggießkokille 12 einzustellen.
Falls die beiden Stellglieder 14 jeweils unterschiedlich zueinander angesteuert werden,
führt dies zu einer Änderung der Neigung einer Kokillen-Schmalseite 11 in Bezug zur
Vertikalen, und damit zur Verstellung der Konizität dieser Kokillen-Schmalseite 11.
[0026] Die geometrischen Beziehungen der Stranggießkokille 12 von Fig. 1 und eine Zuordnung
von möglichen Breitenwerten/Konizitätswerten sind in der Darstellung von Fig. 2 nochmals
im Einzelnen verdeutlicht. Gezeigt sind im Einzelnen die Konizität bzw. die Neigung
einer Kokillen-Schmalseite, die wie erläutert durch eine unterschiedliche Ansteuerung
des oberen und unteren Stellglieds erreicht wird, die Breite an der Unterkante und
an der Oberkante, die Breite des Badspiegels und entsprechend hierzu die Badspiegelhöhe,
und schließlich auch die Höhe H der Kokillen-Schmalseite.
[0027] In den Figuren 3 und 4 sind verschiedene Ausführungsformen für eine Verstelleinrichtung
10 gezeigt, die zum Verstellen einer Kokillen-Schmalseite 11 dient. Im Hinblick auf
einen symmetrischen Aufbau der Stranggießkokille 12 in Bezug zu ihrer Mitte M zeigen
die Fig. 3 und 4 zur Vereinfachung jeweils nur eine Hälfte davon, vorliegend jeweils
eine rechts angeordnete Kokillen-Schmalseite 11 im Vergleich zu den Fig. 1 und 2.
Diesbezüglich versteht sich, dass eine Verstelleinrichtung 10 an einer (in Fig. 3
bzw. Fig. 4 nicht gezeigten) links angeordneten Kokillen-Schmalseite 11 identisch
ausgeführt ist.
[0028] Die Verstelleinrichtung 10 umfasst bei beiden Ausführungsform von Fig. 3 bzw. Fig.
4 jeweils eine Steuereinrichtung 18 mit einer Recheneinheit 19. Diese Steuereinrichtung
18 kann entweder Teil einer Automatisierung einer (nicht gezeigten) Stranggießanlage
sein, oder umgekehrt: Die Automatisierung einer solchen Stranggießanlage ist dann
in diese Steuereinrichtung 18 integriert bzw. ein Teil davon. Zwischen der Steuereinrichtung
18 und weiteren Komponenten der Verstelleinrichtung 10 besteht eine Signalverbindung,
die in der Zeichnung vereinfacht mit einer punktierten Linie "21" symbolisiert ist.
[0029] Bei der Fig. 3 umfasst die Verstelleinrichtung 10 zwei Stellglieder 14, nämlich in
Form von elektromotorischen Spindeltrieben 14-S, die jeweils über ein Gelenk 16 mit
einer Außenseite der Kokillen-Schmalseite 11 verbunden ist. Diese Spindeltriebe 14-S
bilden ein elektromechanisches Konzept zur Verstellung der Kokillen-Schmalseite 11
und sind jeweils an den Stellen angeordnet, die in der Fig. 2 mit "Bezugshöhe oberes
Stellglied" und "Bezugshöhe unteres Stellglied" bezeichnet sind. Ein Spindeltrieb
14-S weist jeweils eine Spindel 25 auf, die in einem mit dem Gelenk 16 verbundenen
Pinolrohr 26 drehbar geführt ist und von einem Motor 27 drehangetrieben wird. Der
Motor 27 eines jeweiligen Spindeltriebs 14-S ist mit einem Drehgeber 28 ausgestattet,
der zur Positionsbestimmung der Spindel 25 dient. Dieser Drehgeber 28 ist ebenfalls
über eine Signalstrecke 21 an die Steuereinrichtung 18 angeschlossen.
[0030] Bei einer Betätigung des Motors 27 wird durch eine Rotation der Spindel 25 innerhalb
des Pinolrohrs 26 eine variable Spindelhublänge realisiert, mit der eine Verstellung
der Kokillen-Schmalseite 11 erreicht wird. Die Verstellung eines Spindeltriebs 14-S
erfolgt entlang einer Spindelhubachse, die in der Fig. 3 als solche bezeichnet ist
und mit einem Doppelpfeil symbolisiert ist. Diese Spindelhubachse entspricht einer
Anstellachse A, wie im Zusammenhang mit Fig. 1 gezeigt und erläutert.
[0031] An dem Pinolrohr 26 einer jeweiligen Spindel 14-S ist ein Temperatursensor 20 angebracht,
der über eine Signalstrecke 21 ebenfalls an die Steuereinrichtung 18 angeschlossen
ist. Die Funktionsweise dieses Temperatursensors 20 ist nachstehend noch gesondert
erläutert.
[0032] Bei der Fig. 4 umfasst die Verstelleinrichtung 10 zwei Stellglieder 14, nämlich in
Form von Hydraulikzylindern 14-H, die jeweils über ein Gelenk 16 mit einer Außenseite
der Kokillen-Schmalseite 11 verbunden ist. Diese Hydraulikzylinder 14-H bilden ein
hydraulisches Konzept zur Verstellung der Kokillen-Schmalseite 11 und sind jeweils
an den Stellen angeordnet, die in der Fig. 2 mit "Bezugshöhe oberes Stellglied" und
"Bezugshöhe unteres Stellglied" bezeichnet sind. Ausgehend von einem Gehäuse 22 des
jeweiligen Hydraulikzylinders 14-H führt eine Kolbenstange 23 zu dem Gelenk 16, zwecks
einer Verbindung mit der Kokillen-Schmalseite 11. An der Kolbenstange 23 ist ein Temperatursensor
20 angebracht, der - in gleicher Weise wie bei der Ausführungsform von Fig. 3 - über
eine Signalstrecke 21 mit der Steuereinrichtung 18 signaltechnisch verbunden ist.
Jeder der beiden Hydraulikzylinder 14-H ist mit einem Lineargeber 24 ausgestattet,
der ebenfalls über eine Signalstrecke 21 an die Steuereinrichtung 18 angeschlossen
ist. Mittels des Lineargebers 24 ist die Bestimmung der Position eines Kolbens Keines
Hydraulikzylinders 14-H möglich.
[0033] Durch ein Verschieben des Kolbens K innerhalb des Gehäuses 22 wird eine variable
Einstelllänge realisiert, mit der die Kolbenstange 23 die Kokillen-Schmalseite 11
in Position bringt. Die Verstellung der Kolbenstange 23 erfolgt längs einer Zylinderhubachse,
die einer Anstellachse A entspricht, wie im Zusammenhang mit Fig. 1 gezeigt und erläutert.
[0034] Bezüglich des vorstehend genannten Temperatursensors 20 wird an dieser Stelle gesondert
darauf hingewiesen, dass dessen Anbringung an dem Pinolrohr 26 eines Spindeltriebs
14-S bzw. an der Kolbenstange 23 eines Hydraulikzylinders 14-H derart erfolgt, dass
damit z.B. eine aktuelle Temperatur an bzw. im Bereich des Systems bestehend aus Spindel
25 und Pinolrohr 26 oder der Kolbenstange 23 gemessen werden kann. Abweichend von
den Darstellungen in Fig. 3 bzw. Fig. 4 sind auch andere Anordnungen des Temperatursensors
20 und/oder das Vorsehen von weiteren Temperatursensoren 20 möglich, z.B. in oder
an dem Getriebe G eines Spindeltriebs 14-S, in oder an dem Motor 27, in oder an dem
Drehgeber 28, in oder an dem Gehäuse 22 eines Hydraulikzylinders 14-H, in oder vorzugsweise
an dem Lineargeber 24, und/oder in oder an der Kokillen-Schmalseite 11. Der Lineargeber
24 und der Drehgeber 28 können zusammenfassend auch als Positionsgeber bezeichnet
werden, in oder an dem, wie soeben erläutert, sich der Temperatursensor 20 anbringen
lässt. Jedenfalls ist es mit einem solchen Temperatursensor 20, oder eine Mehrzahl
von solchen Sensoren, möglich, dass damit eine jeweils aktuelle Temperatur gemessen
werden kann, die ein Stellglied 14 und Teile davon aufweist. Hierzu zählen auch zugehörige
Verbindungselemente und Lagergehäuse der einzelnen Stellglieder 14. Über die Signalstrecke
21 kann dann eine gemessene Temperatur an die Steuereinrichtung 18 und deren Recheneinheit
19 übertragen werden.
[0035] In den Darstellungen der Fig. 3 und Fig. 4 ist mit dem Bezugszeichen "13" ein Gießstrang
verdeutlicht, der im Betrieb einer Stranggießanlage aus der Stranggießkokille 12 in
einer Richtung nach unten ausgebracht wird. In bekannter Weise beeinflusst die Position
der beiden Kokillen-Schmalseiten 11, die mit den daran angebrachten Verstelleinrichtungen
10 eingestellt wird, die Breite eines solchen Gießstrangs 13.
[0036] Nachstehend wird eine Funktionsweise der Erfindung im Einzelnen erläutert, wobei
hierzu auch auf die Schrittabfolge des Flussdiagramms von Fig. 6 Bezug genommen wird:
Vor dem Start eines Stranggießprozesses werden entsprechende Vorbereitungen getroffen
(vgl. Schritt 1 von Fig. 6). Hierzu zählt u.a. eine Kalibrierung der Stellglieder
14-H bzw. 14-S, die wie erläutert mit den Kokillen-Schmalseite 11 an deren Außenseiten
verbunden sind. Diesbezüglich wird angenommen, dass eine solche Kalibrierung bei einer
Bezugstemperatur von z.B. 20°C vorgenommen wird, wobei diese Kalibrierungs-Temperatur
im Diagramm von Fig. 6 mit "T
K" bezeichnet ist.
[0037] Zu der genannten Kalibrierung gehört auch eine Kenntnis der Materialien bzw. Werkstoffe,
die für die einzelnen Stellglieder verwendet werden. Diesbezüglich sind dabei in der
Recheneinheit 19 die jeweiligen werkstoffabhängigen Längenausdehnungskoeffizienten
α für die einzelnen Teile bzw. Werkstoffe, aus denen ein Stellglied 14 besteht bzw.
gebildet ist, abgespeichert. Des Weiteren ist in der Recheneinheit 19 eine Ausgangslänge
l
0 abgespeichert, die - beim Einsatz eines Spindeltriebs 14-S - ein System bestehend
aus dem Pinolrohr 26 und der darin drehbeweglich geführten Spindel 25, oder - beim
Einsatz eines Hydraulikzylinders 14-H - eine Kolbenstange 23, bei der Kalibrierungs-Temperatur
T
K hat. Allgemeiner formuliert, ist in der Recheneinheit 19 eine Ausgangslänge l
0 gespeichert, die ein Stellglied 14 mit allen Teilen davon entlang seiner Anstellachse
A bei der Kalibrierungs-Temperatur T
K aufweist.
[0038] In einem nächsten Schritt 2 wird dann die Einstellung der Stranggießkokille 12 vorgenommen.
Hierzu gehört auch, dass die beiden Kokillen-Schmalseiten 11 durch eine Betätigung
der jeweiligen Stellglieder 14 in ihre Sollposition angestellt werden. Dies erfolgt
dadurch, dass durch die Steuereinrichtung 18 ein Steuersignal S erzeugt wird (in den
Fig. 3 und 4 jeweils durch einen Pfeil "S" symbolisiert), mit dem der Motor 27 eines
Spindeltriebs 14-S bzw. der Kolben K eines Hydraulikzylinders 14-H angesteuert wird.
[0039] Im Schritt 3 erfolgt dann, nachdem alle notwendigen Vorbereitungen getroffen worden
sind, der Start des Stranggießprozesses. Gleichzeitig werden durch den oder die Temperatursensor(en)
20 die Betriebstemperaturen T
B gemessen, die an den Stellgliedern 14, angrenzend hierzu und/oder an deren Teilen
vorliegen, wobei die Temperatur-Messwerte dann über die Signalstrecke 21 an die Steuereinrichtung
18 und deren Recheneinheit 19 übertragen werden.
[0040] Im Schritt 4 wird geprüft, ob eine vorbestimmte Gießlänge bereits erreicht worden
ist. Eine solche vorbestimmte Gießlänge entspricht mindestens der Schmalseitenhöhe
H (vgl. Fig. 2) der Stranggießkokille, oder vorzugsweise einem Mehrfachen dieser Schmalseitenhöhe
H. Beispielsweise kann eine solche vorbestimmte Gießlänge den Wert von 2 Metern annehmen.
[0041] Falls die vorbestimmte Gießlänge erreicht worden ist, wird im Zuge des Schritts 5
eine Temperaturänderung ΔT an einem Stellglied 14, von Teilen davon und/oder angrenzend
dazu ermittelt, nämlich durch einen Vergleich der mit dem Temperatursensor gemessenen
Betriebstemperatur T
B mit der eingangs bestimmten Kalibrierungs-Temperatur T
K. Die nun folgende Korrekturberechnung im Schritt 6 gemäß Fig. 6 sieht vor, dass unter
Berücksichtigung der gemessenen Temperaturänderung ΔT eine Längenänderung Δ l
S von Komponenten eines Stellglieds 14 berechnet wird, unter Verwendung von folgender
Gleichung:

Hierin sind:
- Δ lS: Längenänderung in Metern [m]
- α: Längenausdehnungskoeffizient (Werkstoff abhängig), in [1/K]
- l0: Ausgangslänge in Metern [m], bei Kalibrierungs-Temperatur TK
- ΔT: gemessene Temperaturänderung in Kelvin [K]
[0042] Mittels der vorstehend genannten Berechnung der Längenänderung, die ein Stellglied
14 bei der aktuell vorherrschenden Betriebstemperatur T
B im Vergleich zur Ausgangslänge bei der Kalibrierungs-Temperatur T
K erfährt, ist es möglich, die Wärmeausdehnung eines Stellglieds 14 entlang seiner
Anstellachse A (bei Verwendung eines Spindeltriebs 14-S: entlang der Spindelhubachse;
bei Verwendung eines Hydraulikzylinders: entlang der Zylinderhubachse) zu ermitteln.
Falls ein Stellglied 14 Bauteile aus verschiedenen Werkstoffen aufweist, erfolgt die
genannte Berechnung der Längenänderung Δ l
S durch eine Addition der einzelnen Längenänderungen der beteiligten einzelnen Bauteile.
[0043] Für den Fall, dass bedingt durch eine Änderung der Betriebstemperatur T
B unter Verwendung der obigen Gleichung (1) und unter Berücksichtigung eines Längenausdehnungskoeffizienten
α von beteiligten Komponenten bzw. Bauteilen eines Stellglieds 14-S bzw. 14-H eine
Längenänderung entlang der Anstellachse A festgestellt wird, wird damit in Schritt
7 gemäß Fig. 6 eine aktuelle Ist-Position für eine Kokillen-Schmalseite 11 berechnet,
und dann im nächsten Schritt 8 gemäß Fig. 6 ein Korrekturwert "OFF-SET" berechnet,
der auf das von der Steuereinrichtung 18 ausgegebene Stellsignal S aufgeschaltet wird.
In dieser Weise kann auch beim Auftreten von Temperaturänderungen ΔT die aktuelle
Position einer Kokillen-Schmalseite 11 exakt in ihre Sollposition angestellt werden.
[0044] Die vorstehend erläuterte Korrektur zum Anstellen einer Kokillen-Schmalseite 11 wird
anhand des folgenden Beispiels illustriert:
Falls sich während des Stranggießprozesses und nach Erreichen der vorbestimmten Gießlänge
die Betriebstemperatur T
B an der Spindel 25 eines Spindeltriebs 14-S (vgl. Fig. 3) oder an der Kolbenstange
23 eines Hydraulikzylinders 14-H (vgl. Fig. 4) gegenüber der Kalibrierungstemperatur
T
K erhöht, verschiebt sich in Folge einer positiven Längenveränderung dann die Gelenkposition
einer Kokillen-Schmalseite 11, an der dieser Spindeltrieb 14-S bzw. dieser Hydraulikzylinder
14-H angebunden ist, in Richtung der Kokillenmitte M. Diese Veränderung wird dann
der Spindel 25 bzw. der Kolbenstange 23 als Achslängen-"OFF-SET" entsprechend zugeordnet.
Dieser Berechnungsvorgang wird im Rahmen der Schritte 5-8 gemäß Fig. 6 für alle Anstellachsen
A bzw. für alle Stellglieder 14 vorgenommen, die mit einer Kokillen-Schmalseite 11
verbunden und zu deren Anstellung vorgesehen sind. Damit wird dann gemäß Schritt 7,
wie vorstehend bereits erläutert, eine Lage der Ist-Positionen der Kokillen-Schmalseiten
11 neu berechnet und anschließend gemäß Schritt 8 der Korrekturwert "OFF-SET" bestimmt,
mit dem dann eine Korrektur für die Sollpositionen möglich ist, an denen die Schmalseiten
durch Ansteuerung der Stellglieder 14 angestellt werden. Im Rahmen dieser Korrektur
wird damit der Korrekturwert "OFF-SET" von der positiven Längenveränderung, die sich
in Folge der Erhöhung der Betriebstemperatur T
B eingestellt hat, abgezogen bzw. subtrahiert.
[0045] In Fig. 5 ist ein typischer Temperaturverlauf dargestellt, der sich für ein Stellglied
14 an dessen Anstellachse A nach dem Gießstart, d.h. nach dem Start eines Stranggießprozesses
in dessen Verlauf einstellt.
[0046] Der vorstehend erläuterte Ablauf nach dem Diagramm gemäß Fig. 6 kann dadurch erweitert
werden, dass die Schritte 5-8 erneut durchlaufen werden, sobald nämlich in einem Schritt
9 festgestellt wird, dass sich an einem Stellglied 14 eine Veränderung der Betriebstemperatur
T
B von 5°C oder mehr (d.h. ≥ 5 °C) ergeben hat im Vergleich zu der vorhergehenden Messung
gemäß Schritt 5. hierzu wird die jeweils aktuell festgestellte Betriebstemperatur
T
B genutzt.
[0047] Solange eine solche Veränderung der Betriebstemperatur T
B von ≥ 5 °C nicht vorliegt, wird stets neu überprüft, ob dies der Fall ist, was durch
den Rücksprung von Schritt 10 zum Beginn von Schritt 9 im Diagramm gemäß Fig. 6 symbolisiert
ist. Andernfalls, falls im Schritt 10 die Steuereinrichtung 18 ein Signal zur Beendigung
des Stranggießprozesses erhält (= Gießende? = "JA"), werden die Schritte 5-8 nicht
wiederholt und damit auch keine weitere Einstellungskorrektur vorgenommen.
[0048] Bezüglich der Schrittabfolge des Diagramms gemäß Fig. 6 darf gesondert darauf hingewiesen
werden, dass die hierin gezeigten Schritte, insbesondere die Schritte 3-11, automatisch
während des Stranggießprozesses ausgeführt werden können, ohne dass ein Eingreifen
von Bedienpersonal erforderlich ist.
[0049] Für die Ausführungsform der Verstelleinrichtung 10 nach dem elektromechanischen Konzept
gemäß Fig. 3 wird hervorgehoben, dass hierbei die dominierende Bauteillänge, für die
eine Temperaturabhängigkeit in Bezug auf eine Längenänderung vorliegt, durch die variabel
wirkende Spindellänge gebildet wird, die je nach Eingriff der Spindel 25 in dem Pinolrohr
26 unterschiedlich lang ist. Insoweit ist bei dem elektromechanischen Konzept die
dominierende Bauteillänge, die zur Bestimmung einer möglichen Längenänderung in Folge
einer Änderung der Betriebstemperatur T
B zu berücksichtigen ist, variabel und nicht konstant, und stellt damit die hauptsächliche
Länge der wirkenden (variablen) Spindelhubachse dar, die zur Bestimmung des Korrekturwerts
"OFF-SET" erforderlich ist.
[0050] Für die Ausführungsform der Verstelleinrichtung 10 nach dem hydraulischen Konzept
gemäß Fig. 4 wird hervorgehoben, dass hierbei die Zylinderstange der Kolbenstange
23 die dominierende Bauteillänge darstellt, die einer Temperaturabhängigkeit in Bezug
auf eine Längenänderung unterliegt, nämlich mit einer Wirklänge, die sich von dem
Kolben K bis zum Ende der mit dem Gelenk 16 verbundenen Kolbenstange 23 erstreckt.
Anders ausgedrückt, ist hierbei die dominierende Bauteillänge in Form der Kolbenstange
23 konstant. Entsprechend wird die Berechnung einer möglichen temperaturbedingten
Längenänderung im Wesentlichen anhand der Länge dieser Kolbenstange 23, die mit der
Länge der in Fig. 4 veranschaulichten "Zylinderhubachse" übereinstimmt, bestimmt,
um damit den erläuterten Korrekturwert "OFF-SET" zu bestimmen. Ggf. kann das Gehäuse
22 des Hydraulikzylinders 14-H ebenfalls mit in die veränderliche Bauteillänge eingerechnet
werden - für diesen Fall wird dann eine bekannte Position des Kolbens K und eine bekannte
Länge des Gehäuses 22 in einen zu addierenden variablen Längenanteil entlang der Anstellachse
A hinzugerechnet
[0051] Mittels der Verstelleinrichtung 10 und des entsprechenden Verfahrens nach der vorliegenden
Erfindung lassen sich für eine Kokillen-Schmalseite 11 nicht nur die Formatbreite
und die gewünschte Konizität während des Stranggießprozesses einstellen, sondern es
werden auch notwendige Korrekturen beim Anstellen der Kokillen-Schmalseite 11 auf
geforderte Sollpositionen vorgenommen, wenn es im Verlauf des Stranggießprozesses
zu Änderungen der Betriebstemperatur T
B und damit auch zu einer Längenänderung der Stellglieder 14 entlang einer zugehörigen
Anstellachse A kommt. Mit einer solchen Korrektur ist damit auch sichergestellt, dass
während des Stranggießprozesses eine konkave oder konvexe Ausbauchung an den Schmalseiten
des Gießstrangs 13 verhindert wird.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 10
- Verstelleinrichtung
- 11
- Schmalseite (der Stranggießkokille 12)
- 12
- Stranggießkokille
- 13
- Gießstrang
- 14
- Stellglied
- 14-H
- Hydraulikzylinder
- 14-S
- Spindeltrieb (elektromotorisch betrieben, mit einem Motor 27)
- 16
- Gelenk
- 18
- Steuereinrichtung
- 19
- Recheneinheit (der Steuereinrichtung 18)
- 20
- Temperatursensor
- 21
- Signalverbindung
- 22
- Gehäuse (des Hydraulikzylinders 14-H)
- 23
- Kolbenstange (des Hydraulikzylinders 14-H)
- 24
- Lineargeber / Positionsgeber
- 25
- Spindel
- 26
- Pinolrohr
- 27
- Motor (der elektromotorisch betriebenen Spindel 14-S)
- 28
- Drehgeber / Positionsgeber
- α
- Längenausdehnungskoeffizient
- A
- Anstellachse
- G
- Getriebe
- H
- Höhe (der Kokillen-Schmalseite)
- K
- Kolben (eines Hydraulikzylinders 14-H)
- lo
- Ausgangslänge (von Komponenten eines Stellglieds 14)
- S
- Stellsignal (für das Stellglied 14 / 14-H / 14-S)
- TB
- Betriebstemperatur
- TK
- Kalibrierungs-Temperatur
- Δ lS
- (thermisch bedingte) Längenänderung des Stellglieds 14
- ΔT
- Temperaturänderung (an dem Stellglied 14 oder von Teilen davon)
1. Verstelleinrichtung (10) für die Schmalseite einer Stranggießkokille (12), umfassend
zumindest ein Stellglied (14), das mit der Kokillen-Schmalseite (11) insbesondere
durch ein Gelenk (16) verbunden ist, und
eine Steuereinrichtung (18) zum Erzeugen eines Stellsignals (S) und zum Ansteuern
des Stellglieds (14) mit dem Stellsignal (S), wodurch die Kokillen-Schmalseite (11)
im Betrieb einer Stranggießanlage in Richtung einer Anstellachse (A) in einer Sollposition
anstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass an dem Stellglied (14), an Teilen davon und/oder angrenzend dazu zumindest ein Temperatursensor
(20) angeordnet ist, der mit der Steuereinrichtung (18) in Signalverbindung (21) steht,
wobei mit dem Temperatursensor (20) insbesondere im Betrieb einer Stranggießanlage
eine Temperaturänderung (ΔT) an dem Stellglied (14) oder von Teilen davon messbar
ist, und
dass die Steuereinrichtung (18) eine Recheneinheit (19) umfasst, mit der eine durch den
Temperatursensor (20) erfasste Temperaturänderung (ΔT) für das Stellglied (14) und/oder
von Teilen davon in eine thermisch bedingte Längenveränderung (Δl
S) umrechenbar ist, wobei die Steuereinrichtung (18) programmtechnisch derart eingerichtet
ist, dass mit dieser berechneten Längenveränderung (Δl
S) in Richtung der Anstellachse (A) eine Korrekturgröße bestimmt wird, die beim Ansteuern
des Stellglieds (14) mit dem Stellsignal (S) berücksichtigt wird.
2. Verstelleinrichtung (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass, falls die thermische Längenveränderung des Stellglieds (14) positiv ist, dann diese
Längenveränderung (ΔlS) von einem Anstellweg, die dem Stellsignal (S) der Steuereinrichtung (18) entspricht,
in Richtung der Anstellachse (A) abgezogen bzw. subtrahiert wird.
3. Verstelleinrichtung (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass, falls die thermische Längenveränderung (ΔlS) des Stellglieds (14) negativ ist, dann der Betrag entsprechend dieser Längenveränderung
(ΔlS) zu dem Anstellweg, welcher dem Stellsignal (S) der Steuereinrichtung (18) entspricht,
in Richtung der Anstellachse (A) hinzugefügt bzw. addiert wird.
4. Verstelleinrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Temperatursensor (20) mit der Steuereinrichtung (18) drahtgebunden in Signalverbindung
(21) steht.
5. Verstelleinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Temperatursensor (20) mit der Steuereinrichtung (18) drahtlos, vorzugsweise über
eine Funkstrecke oder dergleichen, in Signalverbindung (21) steht.
6. Verstelleinrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Temperatursensor (20) an einer Kokillen-Schmalseite (11) angebracht
und/oder in einer Kokillen-Schmalseite (11) angeordnet ist.
7. Verstelleinrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Temperatursensor (20) in einen Positionsgeber (24, 28) integriert ist, der mit
der Steuereinrichtung (18) in Signalverbindung (21) steht.
8. Verstelleinrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Stellglied (14) aus einem Hydraulikzylinder (14-H) gebildet ist, wobei ein Temperatursensor
(20) an oder in einem Gehäuse (22) des Hydraulikzylinders (14-H) angeordnet und/oder
an einer Kolbenstange (23) des Hydraulikzylinders (14-H) angebracht ist.
9. Verstelleinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Stellglied (14) einen elektromotorischen Spindeltrieb
(14-S) mit einem Motor (27) aufweist, wobei ein Temperatursensor (20) an dem Motor
(27) angeordnet und/oder an der Spindel (25) und/oder an einem Pinolrohr (26) des
Spindeltriebs (14-S) angebracht ist.
10. Verfahren zum Verstellen einer Schmalseite einer Stranggießkokille (12), bei dem durch
eine Steuereinrichtung (18) ein Stellsignal (S) erzeugt und damit ein Stellglied (14)
angesteuert wird, um die Kokillen-Schmalseite (11), mit der das Stellglied (14) insbesondere
durch ein Gelenk (16) verbunden ist, im Betrieb einer Stranggießanlage in Richtung
einer Anstellachse (A) in einer Sollposition anzustellen,
gekennzeichnet durch die Schritte:
(i) Erfassen einer Temperaturänderung (ΔT) an dem Stellglied (14), von Teilen davon
und/oder angrenzend zu dem Stellglied (14),
(ii) Berechnen einer thermischen Längenveränderung (ΔlS) für das Stellglied (14) und/oder von Teilen davon, auf Grundlage der in Schritt
(i) erfassten Temperaturänderung (ΔT),
(iii) Berechnen einer aktuellen Ist-Position für die Kokillen-Schmalseite (11) unter
Berücksichtigung der in Schritt (ii) berechneten thermischen Längenveränderung (ΔlS),
(iv) Berechnen eines Korrekturwerts für einen Anstellwert, mit dem das Stellglied
(14) zum Anstellen der Kokillen-Schmalseite (11) in der Sollposition angesteuert wird,
und
(v) Erzeugen des Stellsignals (S) zum Ansteuern des Stellglieds (14) unter Berücksichtigung
des Korrekturwerts von Schritt (iv), um damit die Kokillen-Schmalseite (11) in ihre
Sollposition anzustellen.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch begrenzende, dass die Schritte (i) bis (iv) durch
eine Recheneinheit (19) der Steuereinrichtung (18) durchgeführt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt (i) die Temperaturänderung (ΔT) auf Grundlage einer aktuellen Betriebstemperatur
(TB) im Vergleich zu einer Kalibrierungs-Temperatur (TK) beim Start des Stranggießprozesses ermittelt wird, vorzugsweise, dass die Temperaturänderung
(ΔT) durch zumindest einen Temperatursensor (20) gemessen wird, der an dem Stellglied
(14), an Teilen davon und/oder angrenzend dazu angeordnet ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt (i) die aktuelle Betriebstemperatur (TB) ermittelt wird, nachdem im Betrieb einer Stranggießanlage ein Gießstrang (13) aus
der Stranggießkokille (12) mit einer vorbestimmten Gießlänge ausgetreten ist.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die vorbestimmte Gießlänge zumindest einer Höhe (H) der Kokillen-Schmalseite (11)
oder einem Mehrfachen dieser Höhe (H) entspricht.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Schritte (ii) bis (v) wiederholt durchgeführt werden, wenn die Betriebstemperatur
(TB) sich im Vergleich zur letzten Berechnung um zumindest 5°C verändert hat.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dass die Schritte (ii) bis (v) wiederholt durchgeführt
werden, wenn die Betriebstemperatur (TB) sich im Vergleich zur letzten Berechnung um ≥ 5°C erhöht hat.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Schritte (ii) bis (v) nicht weiter durchgeführt werden, wenn die Steuereinrichtung
(18) ein Signal zur Beendigung des Stranggießprozesses erhält.