(19)
(11) EP 3 626 890 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.03.2020  Patentblatt  2020/13

(21) Anmeldenummer: 19197450.0

(22) Anmeldetag:  16.09.2019
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E02D 33/00(2006.01)
E02D 7/22(2006.01)
E02D 5/56(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 24.09.2018 CH 11602018

(71) Anmelder:
  • Krinner Innovation GmbH
    94342 Strasskirchen (DE)
  • z-part GmbH
    3272 Walperswil (CH)

(72) Erfinder:
  • Thurner, Günther
    94342 Strasskirchen (DE)
  • Züger, Dominik
    3272 Walperswil (CH)

(74) Vertreter: BOVARD AG 
Patent- und Markenanwälte Optingenstrasse 16
3013 Bern
3013 Bern (CH)

   


(54) VERFAHREN ZUR TRAGFÄHIGKEITSPRÜFUNG EINES FUNDAMENTS


(57) Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments umfassend die folgenden Schritte:
a. Einbringen des Fundaments in den Boden und Ermittlung von Einbringparametern,
b. Ermittlung einer ersten Last und einer ersten Belastungszeit,
c. Belastung des Fundaments mit der ersten Last,
d. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament aufgrund der ersten Last erfährt,
e. Aufrechterhaltung der Belastung mit der ersten Last während der ersten Belastungszeit oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist,
f. Belastung des Fundaments mit einer zweiten Last, welche um ein Inkrement grösser als die erste Last ist,
g. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament aufgrund der zweiten Last erfährt,
h. Aufrechterhaltung der Belastung mit der zweiten Last während einer zweiten Belastungszeit oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist, und
i. Wiederholung der Schritte f bis h bis die aufgezeichnete Reaktion gleich wie oder grösser als ein Reaktionsgrenzwert ist,
wobei die erste Last aufgrund der gemessenen Einbringparametern und/oder einem vorbestimmten Lastabtrag bestimmt wird, und wobei die Inkremente und die Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Reaktion, welche das Fundament aufgrund der vorherigen Last erfahren hat, bestimmt werden.




Beschreibung

Technisches Gebiet der Erfindung



[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments. Insbesondere bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren, bei welchem die Werte der verschiedenen Lasten, mit welchen das Fundament während dem Verfahren sukzessiv belastet wird, und die Belastungszeiten der verschiedenen Lasten, aufgrund der Reaktion des Fundaments bei der vorherigen Last ermittelt werden.

Stand der Technik



[0002] Fundamente bilden den konstruktiven und statischen Übergang zwischen Bauwerk und Boden. Die wichtigste Aufgabe der Fundamente ist es daher, Lasten aus dem Bauwerk aufzunehmen und an den Baugrund weiterzugeben, ohne dass die daraus resultierende Kompression des Bodens zu Nachteilen für das Bauwerk oder die Umgebung führt. Die Tragfähigkeit der eingebauten Fundamente ist dementsprechend ein wichtiger Sicherheitsparameter und muss so genau wie möglich geprüft werden. Fundamente können, abhängig von ihrer Bauform, in den Boden eingerammt, eingedreht oder eingesetzt werden, wie zum Beispiel im Fall von Rammfundamenten, Drehfundamenten oder Fertigfundamenten beziehungsweise Ortsbetonfundamenten.

[0003] Schraubfundamente, auch Bodenschrauben genannt, normalerweise aus Stahl, stellen eine interessante Alternative zu Fundamenten aus Beton dar. Ihre Länge kann von einigen zehn Zentimetern bis zu mehreren Metern variieren. Allgemein betrachtet haben Schraubfundamente eine mit einer normalen Schraube vergleichbare Form, d.h. sie bestehen aus einem länglichen Körper in Form eines Zylinders mit einem Teil, welcher ein Aussengewinde umfasst. Schraubfundamente sind oft als Hohlkörper ausgebildet, welcher mit einem Flansch abgeschlossen ist.

[0004] Der grosse Vorteil von Schraubfundamenten liegt darin, dass sie sofort belastbar, vollständig rückbaubar und wiederverwendbar sind. Darüber hinaus müssen keine Aushärtezeiten abgewartet werden. Schraubfundamente werden zunehmend in den unterschiedlichsten Situationen eingesetzt, zum Beispiel als Fundamente für Lärmschutzwände, Solarpanels, oder für kleine oder mittelgrosse Häuser.

[0005] Wie alle Fundamente, müssen Schraubfundamente nach ihrem Einbringen in den Boden auf Ihre Tragfähigkeit geprüft werden. Die Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten erfolgt heutzutage meist durch statische, statnamische oder dynamische Prüfverfahren. Dabei werden die Reaktion des Fundaments wie zum Beispiel der Verschiebungsweg, die Verschiebegeschwindigkeit, die Beschleunigung oder das Auftreten von Schwingungen bei der Einwirkung einer Prüflast aufgezeichnet. Diese Verfahren sind leider lang und aufwändig. Schnellere Verfahren, insbesondere dynamische Verfahren, sind oft zu ungenau.

[0006] Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten, bei welchem Fundamente mit vor Versuchsbeginn definierter Lastabfolge belastet werden, bis entweder ein gewisser Lastabtrag oder ein sogenannter Bodenbruch erreicht ist, sind aus dem Stand der Technik bekannt. Diese Verfahren weisen aber den Nachteil auf, dass sie in den meisten Fällen sehr lang dauern, da weder die erste Last noch die Lastinkremente aufgrund der während dem Einbringvorgang des Fundaments gemessenen Werte ermittelt werden. Üblicherweise wird die erste Last im Vergleich zur "erhofften" Tragfähigkeit sehr klein gewählt, um sicherzustellen, dass sie keinen Bodenbruch erzeugen kann. Die Inkremente werden auch klein gewählt, so dass die Tragfähigkeit des zu prüfenden Fundaments präzis ermittelt werden kann. Da für jede Last die Belastung während einer vorbestimmten Zeit aufrechterhalten werden muss, dauern die aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren sehr lang. Lange Prüfzeiten verursachen bei Prüfungen von Fundamenten hohe Kosten und verzögern, durch die geforderten Testzeiten, den Abschluss des Bauvorhabens.

[0007] Ausgehend vom Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung daher die Aufgabe zugrunde, vorbesagte Nachteile zu überwinden und ein Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten zur Verfügung zu stellen, welches genauere und schnellere Prüfungen ermöglicht.

Zusammenfassung der Erfindung



[0008] Gemäss der vorliegenden Erfindung werden diese Ziele vor allem durch die Elemente des unabhängigen Anspruchs erreicht. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen gehen ausserdem aus den abhängigen Ansprüchen und der Beschreibung hervor.

[0009] Insbesondere werden die Ziele der vorliegenden Erfindung durch ein Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments erreicht, welches die folgenden Schritte umfasst:
  1. a. Einbringen des Fundaments in den Boden und Ermittlung von Einbringparametern,
  2. b. Ermittlung einer ersten Last und einer ersten Belastungszeit,
  3. c. Belastung des Fundaments mit der ersten Last,
  4. d. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament auf Grund der ersten Last erfährt,
  5. e. Aufrechterhaltung der Belastung mit der ersten Last während der ersten Belastungszeit oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist,
  6. f. Belastung des Fundaments mit einer zweiten Last, welche um ein Inkrement grösser als die erste Last ist,
  7. g. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament auf Grund der zweiten Last erfährt,
  8. h. Aufrechterhaltung der Belastung mit der zweiten Last während einer zweiten Belastungszeit oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist, und
  9. i. Wiederholung der Schritte f bis h bis die aufgezeichnete Reaktion gleich wie oder grösser als ein Reaktionsgrenzwert ist,
wobei die erste Last aufgrund der gemessenen Einbringparametern und/oder eines vorbestimmten Lastabtrags bestimmt wird, und wobei die Inkremente und die Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Reaktion, welche das Fundament aufgrund der vorherigen Last erfahren hat, bestimmt werden.

[0010] Dank des erfindungsgemässen Verfahrens kann die Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments schnell und präzise erfolgen. Im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren, bei welchen vorbestimmte Inkremente und/oder Belastungszeiten gebraucht werden, werden Inkrement und Belastungszeit für die nächste Laststufe jeweils aufgrund der aufgezeichneten Reaktion des Fundaments bei der vorherigen Last ermittelt. In anderen Worten stellt das erfindungsgemässe Verfahren ein rückgekoppeltes Verfahren dar, bei welchem die gewonnenen Informationen bei der vorherigen Stufe für die Ermittlung der Belastungshöhe bei der nächsten Stufe beitragen. Dadurch können zum Beispiel grosse Inkremente und kurze Belastungszeiten gewählt werden, wenn die Reaktion bei der vorherigen Last auf eine hohe Tragfähigkeit hindeutet. Darüber hinaus wird die erste Last aufgrund der gemessenen Einbringparameter und/oder des vorbestimmten Lastabtrags ermittelt. Dadurch kann eine grosse erste Last ermittelt werden, ohne das Risiko, dass diese erste Last schon über der Bruchlast liegt. Somit ergibt sich eine Reduktion der Anzahl an Laststufen und der Belastungszeiten und demzufolge des ganzen Prüfverfahrens. Für den Kunden entfallen demzufolge durch die Beschleunigung des Prüfverfahrens Kosten.

[0011] Darüber hinaus wird das Verfahren weiter geführt bis die aufgezeichnete Reaktion des Fundaments aufgrund der Belastung gleich wie oder grösser als ein Reaktionsgrenzwert ist. Der Reaktionsgrenzwert, also wann das Verfahren gestoppt werden soll/kann, kann entweder vorbestimmt werden, das heisst bevor das Verfahren anfängt, oder aufgrund zum Beispiel der aufgezeichneten Einbringparameter oder Reaktionen des Fundaments bei den jeweiligen Laststufen im Verlauf des Verfahrens ermittelt. Dementsprechend stellt das erfindungsgemässe Verfahren auch in dieser Hinsicht ein rückgekoppeltes Verfahren dar. Selbstverständlich können auch mehrere Reaktionsgrenzwerte vorbestimmt oder im Verlauf des Verfahrens ermittelt werden. Zum Beispiel können ein unterer und ein oberer Grenzwert ermittelt werden. Das Verfahren wird weitergeführt bis ein dieser Grenzwerte erreicht ist.

[0012] In einer ersten bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird vor einem Verfahrensschritt, bei welchem die Last durch ein Inkrement erhöht wird, ein zusätzlicher Verfahrensschritt durchgeführt, bei welchem die Last auf dem Fundament reduziert wird. Dadurch können Inkremente und Belastungszeiten besser ermittelt werden. Insbesondere kann die Reaktion des Fundaments während diesen sogenannten Entlastungstufen für die Ermittlung dieser Parameter miteinbezogen werden.

[0013] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist das Fundament ein Schraubfundament. Dadurch kann das Einbringen des Fundaments in den Boden einfach durch Eindrehung erfolgen. Eindrehung hat gegenüber Einrammen den Vorteil, dass der Einbringvorgang genauer und stetiger erfolgen kann. Darüber hinaus können bei der Eindrehung zusätzliche relevante Einbringparameter ermittelt werden, welche für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit miteinbezogen werden können.

[0014] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen die Einbringparameter das Eindrehmoment und den Eindrehweg. Dadurch kann eine Eindrehmoment-Weg-Kurve für das zu prüfende Fundament erstellt werden. Es konnte nämlich gezeigt werden, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der Eindrehmoment-Weg-Kurve eines Fundaments und dessen Tragfähigkeit existiert. Daher kann aufgrund dieses wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhangs eine fundierte und optimale Wahl für die erste Last und die erste Belastungszeit getroffen werden. Dies führt zur Reduktion der Anzahl an Laststufen und somit zur Reduktion der gesamten Verfahrensdauer.

[0015] Die relevanten Informationen für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit können auf verschiedene Art und Weise aus der Eindrehmoment-Weg-Kurve extrahiert werden. Zum Beispiel können die ersten und zweiten Ableitungen der Eindrehmoment-Weg-Kurve hochrelevante Informationen liefern. Es ist besonders wichtig zu beachten, dass je nach Situation, in der das Fundament verwendet wird, die Interpretation der Eindrehmoment-Weg-Kurve nicht die gleiche ist. Beispielsweise soll eine Eindrehmoment-Weg-Kurve eines Fundaments, das in einer Situation verwendet werden soll, in der es einer Druckbelastung standhalten muss, nicht die gleiche sein wie bei einem Fundament, das eine Zugbelastung tragen muss. Dies muss für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit aufgrund der Eindrehmoment-Weg-Kurve berücksichtig werden.

[0016] Zur Messung des Drehmoments können direkt Kraftsensoren verwendet werden, welche an der Maschine angebracht sind, die für die Eindrehung der Fundamente gebraucht wird. Zudem ist aber auch eine direkte Messung durch Kraftsensoren, die am Fundament selbst installiert sind, möglich. Es ist aber auch möglich, eine indirekte Messung des Drehmoments zu verwenden, welche auf der Messung des Stromes (elektrische Einbaugeräte) bzw. des Druckes (flüssigkeitsbasierte Drehgeräte) unter Berücksichtigung von antriebsspezifischen Multiplikatoren basiert. Der Eindrehweg kann auch sehr einfach durch für einen Fachmann bekannte Mittel gemessen werden.

[0017] Ausserdem ist zu bemerken, dass das erfindungsgemässe Verfahren eine Rückverfolgbarkeit ermöglicht. Jedes Fundament kann eine Eindrehmoment-Weg-Kurve zugewiesen bekommen. Dies kann im Falle von zukünftigen Problemen von Vorteil sein, da es ein noch besseres Verständnis der komplexen Beziehung zwischen Eindrehmoment und Tragfähigkeit ermöglicht.

[0018] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen die Einbringparameter die Eindrehwinkelgeschwindigkeit. Mittels Winkelgeschwindigkeit und Windungssteigung des Fundaments kann ein Eindrehrotationsweg ermittelt werden und mit dem tatsächlich gemessenen Eindrehweg verglichen werden. Dadurch kann eine sogenannte Schlupf-Analyse gemacht werden. Damit ist gewährleistet, dass, wenn bei der Eindrehung ein Schlupf des Fundaments auftritt, dieser bei der Ermittlung der Werte der ersten Last und der ersten Belastungszeit berücksichtigt wird.

[0019] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen die Einbringparameter den Eindrehmomentmaximalwert. Es konnte nämlich gezeigt werden, dass eine hohe Korrelation auch zwischen dem Eindrehmomentmaximalwert und der Tragfähigkeit eines Fundaments existiert. Damit können die erste Last und die erste Belastungszeit noch besser ermittelt werden.

[0020] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen die Einbringparameter den Eindrehmomentendwert. Dies ist besonders vorteilhaft für die Bestimmung der ersten Last und der ersten Belastungszeit für ein Fundament, das eine Druckbelastung aufnehmen muss. Ein tiefer Eindrehmomentendwert heisst nichts anderes, als dass sich die Spitze des Fundaments in einem weniger tragfähigen Boden befindet. Dieses deutet daher auf eine kleinere Tragfähigkeit im Fall einer Druckbelastung hin.

[0021] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen die Einbringparameter den Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals. Es konnte nämlich gezeigt werden, dass eine besonders hohe Korrelation zwischen dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals und der Tragfähigkeit eines Fundaments existiert. Mit dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals kann daher die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit noch präziser und fundierter erfolgen.

[0022] Üblicherweise wird der Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals über den gesamten Eindrehweg bestimmt und für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit berücksichtigt. Es ist aber auch denkbar, einen Betrag des Integrals nur über einen Teilbereich des Eindrehwegs zu bestimmen und zu benutzen. Dies kann insbesondere vorteilhaft sein, wenn das Fundament in einem sehr heterogenen Boden eingebracht wurde. Darüber hinaus ist für ein Fundament, das eine Druckbelastung aufnehmen muss, vorteilhaft, den Wert des Integrals über den Bereich des Eindrehweges zu bestimmen, der dem Ende des Einbringens entspricht. Im Gegenteil ist es für ein Fundament, das eine Zugbelastung aufnehmen muss, vorteilhaft, den Wert des Integrals über den gesamten Eindrehweg zu bestimmen.

[0023] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens sind die Belastungen dynamisch und/oder statnamisch. Mit einer dynamischen Belastung oder Entlastung kann durch den Wegfall von Haltezeiten die Prüfzeit nochmals massiv verkürzt werden. Zudem sind Aussagen zu Dehnungen und Beschleunigungen bei den wirkenden dynamischen Kräften möglich. Statnamische Belastungen stellen eine Kombination von statischen und dynamischen Belastungen dar. Dadurch können das statische und dynamische Verhalten in einem einzigen Belastungsvorgang aufgezeichnet werden.

[0024] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens werden die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich aufgrund der Fundament-Bauform bestimmt. Dadurch können diese Parameter besser ermittelt werden.

[0025] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens werden die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich aufgrund der zu tragenden Last bestimmt. Dadurch können diese Parameter besser ermittelt werden. Vorteilhafterweise werden die Richtung und/oder die Art der zu tragenden Last berücksichtigt. Unter Art der zu tragenden Last wird zum Beispiel verstanden, welche Dauerlast das Fundament tragen muss oder ob und in welchem Ausmass das Fundament zusätzlich mit Windböen, also mit temporären Lasten, belastet wird.

[0026] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens werden die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich aufgrund vorhergehender Bodenbeurteilungen bestimmt werden. Dadurch können diese Parameter nochmals besser ermittelt werden.

[0027] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst die aufgezeichnete Reaktion die Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments. Dadurch können die Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments ermittelt werden.

[0028] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst die aufgezeichnete Reaktion den Verschiebungsweg des Fundaments. Dadurch können die Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund des aufgezeichneten Verschiebungswegs des Fundaments ermittelt werden.

[0029] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst die aufgezeichnete Reaktion die Verschiebungsrichtung des Fundaments. Dadurch können die Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Verschiebungsrichtung des Fundaments ermittelt werden. Darüber hinaus kann aufgrund der aufgezeichneten Verschiebungsrichtung auch ermittelt werden, ob zum Beispiel eine Entlastungstufe eingefügt werden muss, und ob die nächste Belastung rein vertikal oder mit einer horizontalen Komponente erfolgen soll.

[0030] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst die aufgezeichnete Reaktion den Kriechfaktor. Dadurch können die Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund des aufgezeichneten Kriechfaktors des Fundaments ermittelt werden.

[0031] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens entspricht der Reaktionsgrenzwert einer Verschiebungsrichtung, einer Verschiebungsgeschwindigkeit, einem Verschiebungsweg, einem Kriechfaktor, einer Last oder einer Kombination davon. Dadurch wird das Verfahren durchgeführt, bis den für das zu prüfende Fundament relevantesten Reaktionsgrenzwert erreicht ist.

[0032] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens, wird der Reaktionsgrenzwert aufgrund der Einbringparameter ermittelt. Dadurch kann der Reaktionsgrenzwert optimal ermittelt werden und das Verfahren nur so lang wie erforderlich durchgeführt. Dank zum Beispiel der hohen Korrelation zwischen dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Integrals und der Tragfähigkeit des Fundaments ist es nicht nötig, das Verfahren durchzuführen, bis das Fundament mit der eigentlichen zu tragenden Last belastet ist. Es genügt, die Reaktion des Fundaments bei mehreren kleineren Lasten zu messen und die Tragfähigkeit des Fundaments daraus zu extrapolieren. Die Dauer des gesamten Verfahrens kann somit erheblich reduziert werden.

[0033] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist das Verfahren computerimplementiert. Dadurch kann das ganze Verfahren voll automatisiert und schneller durchgeführt werden. Insbesondere können die Reaktionen des Fundaments bei den verschiedenen Lasten mittels geeigneter Algorithmen analysiert werden, und das Inkrement und die Belastungszeit für die nächste Laststufe schnell, fundiert und präzis ermittelt werden.

[0034] Weitere Einzelheiten der Erfindung gehen aus der nun folgenden Beschreibung der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung hervor, welche in den beigelegten Zeichnungen dargestellt sind. Der Beschreibung lassen sich auch die weiteren Vorteile der vorliegenden Erfindung entnehmen sowie Anregungen und Vorschläge, wie die Erfindungsgegenstände im Rahmen des Beanspruchten abgeändert oder auch weiterentwickelt werden könnte.

Kurzbeschreibung der Zeichnungen



[0035] 

Figur 1 zeigt verschiedene Modelle von Schraubfundamenten;

Figur 2 illustriert die Eindrehung eines Schraubfundamentes;

Figur 3 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten;

Figur 4 zeigt eine schematische Darstellung einer Eindrehmoment-Weg-Kurve;

Figur 5 zeigt reale gemessene Eindrehmoment-Weg-Kurven;

Figur 6 illustriert den Verlauf eines aus dem Stand der Technik bekannten Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments;

Figur 7 zeigt eine schematische Darstellung des Verlaufs einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments;

Figur 8 illustriert einen realen Verlauf einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments; und

Figur 9 zeigt reale Kriechkurven, die während der Durchführung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments aufgenommen wurden.


Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung



[0036] Während der unten beschriebenen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens spezifisch die Tragfähigkeitsprüfung eines Schraubfundaments illustriert, kann das erfindungsgemässe Verfahren genauso gut zur Tragfähigkeitsprüfung anderer Arten von Fundamenten angewendet werden.

[0037] Figur 1 zeigt verschiedene Modelle von Schraubfundamenten, deren Länge von einigen zehn Zentimetern bis zu mehreren Metern variieren kann. Allgemein betrachtet haben Schraubfundamente eine mit einer normalen Schraube vergleichbare Form, d.h. sie bestehen aus einem länglichen Körper in Form eines Zylinders mit einem Teil, welcher ein Aussengewinde umfasst. Schraubfundamente sind oft als Hohlkörper ausgebildet, welcher mit einem Flansch abgeschlossen ist.

[0038] In Figur 2 ist schematisch ein typischer Eindrehungsvorgang eines Schraubfundaments in den Boden B illustriert. Während der Eindrehung werden, mittels für einen Fachmann bekannten Mitteln, verschiedene Eindringparameter wie zum Beispiel den Eindrehweg W und das Eindrehmoment D kontinuierlich ermittelt. Im Fall von Fundamenten, welche in den Boden eingerammt werden, können die Eindringparameter neben dem Einbringweg auch die Einbringkraft, Frequenz, Impuls, Dehnungen und Beschleunigungen umfassen.

[0039] Figur 3 illustriert eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments, in welcher das Fundament ein Schraubfundament ist. In dieser Ausführungsform fängt das erfindungsgemässe Verfahren mit dem Einbringen, hier der Eindrehung, des Fundaments in den Boden an. Während der Eindrehung des Fundaments werden Eindrehweg und Eindrehmoment kontinuierlich ermittelt. Es können natürlich auch andere relevante Einbringparameter wie zum Beispiel die Eindrehwinkelgeschwindigkeit ermittelt werden. Darüber hinaus, kann die Eindrehung des Fundaments Eindrehungspausen, Unterbrüchen oder Rückwärtsdrehungsphasen umfassen, während deren die Reaktion des Fundaments aufgezeichnet wird. Während einer Pause kann zum Beispiel das Trägheitsverhalten, beim Rückwärtsdrehen Informationen über Haft- und Gleitreibung des Fundamentmantels oder der Spitze ermittelt werden. Diese aufgezeichneten Parameter können auch Teil der Einbringparameter darstellen.

[0040] Im nächsten Verfahrensschritt werden, aufgrund der ermittelten Einbringparameter, der Wert der ersten Last L1 und der ersten Belastungszeit t1 ermittelt. Anschliessend wird das Fundament mit der Last L1 belastet. Während der Belastung mit der ersten Last L1 wird die Reaktion des Fundaments kontinuierlich aufgezeichnet. Zum Beispiel werden Verschiebungsweg und Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments gemessen. Die Reaktion des Fundaments kann auch den Kriechfaktor des Fundaments unter Belastung L1, oder die Verschiebungsrichtung (horizontal/vertikal) umfassen.

[0041] Die Belastung mit der Last L1 wird aufrechterhalten, bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist oder während der ersten Belastungszeit t1. Die vorbestimme Reaktion kann zum Beispiel einer bestimmten Verschiebungsgeschwindigkeit oder einem bestimmten Verschiebungsweg entsprechen. Beispielhaft wird die Belastung mit der Last L1 aufrechterhalten, bis die Verschiebungsgeschwindigkeit den Wert null erreicht hat, d.h. wenn das Fundament sich nicht mehr bewegt. Wenn sich das Fundament aufgrund der Last L1 nie bewegt hat, wird diese Laststufe natürlich nach der Belastungszeit t1 abgebrochen, da offensichtlich ist, dass die Last erhöht werden kann. Die vorbestimmte Reaktion kann aber auch einem gewissen Wert des Kriechfaktors entsprechen. Es ist allgemein bekannt, dass, falls der Kriechfaktor unter eins liegt und sich von der Gerade k=1 in Richtung 0 entwickelt, die wirkende Belastung unterhalb der Bruchlast liegt, so dass die Prüflast erhöht werden kann. Der vorbestimmte Reaktionsgrenzwert kann aber auch eine Kombination von verschiedenen, und beliebig vielen, Werten sein, wie zum Beispiel Kriechfaktor und Verschiebungsweg.

[0042] Im nächsten Schritt werden das Inkrement I1 und die Belastungszeit t2 für die nächste Belastungsstufe ermittelt. Im erfindungsgemässen Verfahren basiert die Ermittlung dieser Werte auf der aufgezeichneten Reaktion des Fundaments aufgrund der vorherigen Last. Wie in der Figur angedeutet, gibt es daher eine Rückkopplung zwischen zwei sich folgenden Laststufen. Zum Beispiel, wenn die Last L1 gar keinen oder nur einen kleinen Verschiebungsweg des Fundaments verursacht hat und/oder die Kriechkurve nahe bei 0 liegt, können das Inkrement I1 gross und die Belastungszeit t2 klein gewählt werden. Hingegen soll, wenn die Reaktion bei der ersten Belastungsstufe gross war, das Inkrement I1 eher klein gewählt werden.

[0043] Nach der Ermittlung des Inkrements I1 und der Belastungszeit t2, wird das Fundament mit der Last L2 = L1+I1 belastet. Während der Belastung mit L2 wird, wie während der vorherigen Laststufe, die Reaktion des Fundaments kontinuierlich aufgezeichnet. Die Belastung mit der Last L2 wird bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist oder während der Belastungszeit t2 aufrechterhalten. Wie bei der vorherigen Laststufe, kann die vorbestimmte Reaktion des Fundaments verschiedenen Parametern oder einer Kombination beliebig vieler verschiedener Parameter entsprechen.

[0044] Danach werden ein neues Inkrement und eine neue Belastungszeit aufgrund der Reaktion des Fundaments bei der Last L2 ermittelt. Wie in Figur 3 dargestellt, wird das Verfahren so weitergeführt, bis ein Reaktionsgrenzwert erreicht ist. Der Reaktionsgrenzwert kann sowohl eine bestimmte Last als auch eine Verschiebungsgeschwindigkeit, ein Verschiebungsweg, eine Verschiebungsrichtung, eine Belastungszeit, ein Kriechfaktor, eine Elastizität/Rückstellkraft nach Entlastung oder eine Kombination davon sein. Die Reaktionsgrenzwerte können zuvor abhängig von der wirkenden Last, den Einbringparametern oder den zuvor bestimmten Bodeneigenschaften sein. Oder der Reaktionsgrenzwert wird aufgrund des Reaktionsverhaltens bei den vorangehenden Belastungsstufen bestimmt. Auch eine beliebige Kombination von diesen Faktoren kann den Reaktionsgrenzwert definieren.

[0045] Das erfindungsgemässe Verfahren kann sowohl im Fall einer Belastungsprüfung, zum Beispiel eines Ausziehversuchs nach Schweizerischer Norm SIA 267, bei welchem keine vordefinierte Last abzutragen ist, sondern das Lastabtragverhalten zu prüfen ist, als auch einer Qualitätsprüfung, zum Beispiel einer Zugprobe nach Schweizerischer Norm SIA 267, bei welcher ein vordefinierter Lastabtrag, wie zum Beispiel bei einer Abnahmeprüfung, zu prüfen ist. Im Falle einer Abnahmeprüfung, wird üblicherweise durch einen Ingenieur bestimmt, welcher Lastabtrag das Fundament tragen können muss. Das erfindungsgemässe Verfahren wird somit durchgeführt, bis die Last, mit welcher das Fundament belastet wird, gleich gross oder grösser als der Lastabtrag ist, oder bis ein Bodenbruch bei einer kleineren Last verursacht wurde. Im Fall einer Abnahmeprüfung kann der Reaktionsgrenzwert somit, zum Beispiel, einer Kombination des Lastabtrags und des Kriechfaktors entsprechen. Es ist bekannt, dass ein Kriechfaktor grösser als zwei einem Bodenbruch entspricht. Es ist zu beachten, dass es nicht immer notwendig ist zu warten, bis der Kriechfaktor tatsächlich über zwei liegt, um feststellen zu können, dass die Bruchlast erreicht ist. In vielen Fällen ist eine Analyse des zeitlichen Verhaltens des Kriechfaktors viel aussagekräftiger als der Wert des Faktors (siehe unten für eine Diskussion über den Kriechfaktor). Zudem kann auch - wie allgemein bekannt - die Verschiebung bereits hinreichend ein Bruchverhalten beschreiben.

[0046] Im Fall einer Belastungsprüfung des eingebrachten Fundaments wird das erfindungsgemässe Verfahren durchgeführt, bis der Bodenbruch verursacht wird oder bis eine bestimmte Last erreicht ist, welche die Ermittlung der Tragfähigkeit des Fundaments durch Extrapolation ermöglicht. Es wurde nämlich gezeigt, dass eine hohe Korrelation zwischen dem Verhalten eines Fundaments bei kleinen Lasten und der tatsächlichen Tragfähigkeit des gleichen Fundaments bei definierten Randbedingungen existiert. Somit ist es in solchen Fällen nicht immer notwendig, die Bruchlast tatsächlich zu erreichen, um die Tragfähigkeit des Fundaments zu ermitteln. Es wurde nämlich wissenschaftlich gezeigt, dass es dann hinreichend ist, die Reaktion des Fundaments aufgrund mehreren kleinen Lasten aufzuzeichnen, um die Tragfähigkeit des Fundaments extrapolieren zu können. Die Extrapolation der Tragfähigkeit kann zum Beispiel auf der Basis der gemessenen Einbringparameter oder dem Vergleich des Reaktionsverhalten und der Einbringparameter mit vergleichbaren Datensätzen gemacht werden. Spezifisch konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals und der Bruchlast eines Fundaments gibt. Daher wurden mathematische Modelle entwickelt, welche die Extrapolation der Tragfähigkeit eines Fundaments aufgrund der Reaktion des Fundaments unter einem oder mehreren kleinen Lasten und mithilfe des Betrags des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals ermöglichen. Umfangreichliche experimentelle Prüfungen dieser Modelle haben gezeigt, dass es tatsächlich möglich ist, die Tragfähigkeit eines Fundaments auf diese Art und Weise hinreichend "vorherzusagen".

[0047] Figur 7 zeigt schematisch wie der zeitliche Ablauf des erfindungsgemässen Verfahrens (oberer Teil der Figur 7) und die Reaktion des Fundaments (unterer Teil der Figur 7) aufgrund der verschiedenen Lasten aussehen können. Wie in dieser Figur zu sehen ist, und wie in Figur 2 angedeutet, können zwischen zwei Belastungsstufen sogenannte Entlastungsstufen, d.h. Stufen bei welchen die Last im Vergleich zu der vorherigen Stufe reduziert wird, eingeführt werden. Die Reaktion des Fundaments während diesen Entlastungsstufen kann zur Ermittlung des nächsten Inkrements und der nächsten Belastungszeit wichtige Informationen liefern.

[0048] Figur 8 zeigt reale Kurven einer Tragfähigkeitsprüfung eines Schraubfundaments gemäss dem vorliegenden erfindungsgemässen Verfahren. Die obere Kurve zeigt den aufgezeichneten Verschiebungsweg, welchen das Fundament aufgrund der verschiedenen Belastungen erfährt. Die untere Kurve zeigt die Entwicklung der Last während dem Prüfverfahren. Wie zu sehen ist, sind sowohl die Inkremente als auch die Belastungszeiten für die verschiedenen Belastungsstufen unterschiedlich. Während dieses Verfahrens wurden Entlastungstufen zwischen zwei Belastungsstufen durchgeführt.

[0049] Zum Vergleich zeigt Figur 6 ein Beispiel eines Verlaufs einer Tragfähigkeitsprüfung gemäss einem aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren. In einem solchen Verfahren sind die Belastungszeiten und die Inkremente während der ganzen Prüfung konstant. Da die Bruchlast nicht "verfehlt" werden darf, wählt man üblicherweise kleine Inkremente und lange Belastungszeiten, was die Prüfungsdauer erheblich verlängert.

[0050] Wie oben erläutert, werden im erfindungsgemässen Verfahren die erste Last L1 und die erste Belastungszeit t1 aufgrund der gemessenen Einbringparameter und/oder des Lastabtrags ermittelt. Besonders aussagekräftige Parameter sind das Eindrehmoment und der Eindrehweg des Fundaments. Wie in Figur 4 dargestellt, kann mit dem ermittelten Eindrehmoment und Eindrehweg eine sogenannte Eindrehmoment-Weg-Kurve erstellt werden. Wie gezeigt werden konnte, gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Eindrehmoment-Weg-Kurve und der Tragfähigkeit eines Fundaments. Somit eignen sich die Informationen, welche aus dieser Kurve extrahiert werden können, besonders gut zur Ermittlung der ersten Last L1 und ersten Belastungszeit t1. Wenn die Eindrehmoment-Weg-Kurve auf eine hohe Tragfähigkeit hindeutet, kann die erste Last L1 des erfindungsgemässen Verfahrens schon hoch gewählt werden, ohne das Risiko, die Bruchlast zu "verfehlen". Spezifisch kann die Ermittlung der ersten Last L1 zum Beispiel aufgrund des Betrags des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals, des Eindrehmomentmaximalwerts, des Eindrehmomentendwerts, oder einer Kombination dieser Werte basieren. Andere Parameter, welche zur Ermittlung der ersten Last L1 und der ersten Belastungszeit t1 beitragen können, sind unter anderem die Eindrehzeit und die Eindrehwinkelgeschwindigkeit. Zusätzlich können Baugrundinformationen wie im Voraus durch Baugrundcharakterisierungen ermittelte Bodenkennwerte zur Ermittlung der ersten Last L1 und der ersten Belastungszeit t1 beitragen.

[0051] Wie oben erwähnt, kann die Ermittlung der ersten Last L1 zusätzlich oder alternativ aufgrund des Lastabtrages, d.h. der zu tragenden Last, gemacht werden. Dies ist vor allem relevant im Fall einer Abnahmeprüfung, bei welcher ein Ingenieur die minimale zu tragende Last definiert. Das erfindungsgemässe Verfahren kann somit mit einer Last L1 anfangen, welche einem gewissen Bruchteil, zum Beispiel der Hälfte oder drei Viertel, des Lastabtrags entspricht. Es ist sogar vorstellbar, dass das Verfahren mit einer ersten Last L1 anfängt, die gleich gross wie oder grösser als der Lastabtrag ist. In einem solchen Fall können zwei Reaktionsgrenzwerte, ein "oberer" und ein "unterer", vorbestimmt werden. Ein erster Grenzwert könnte zum Beispiel aus einer Kombination aus einem zu erfüllenden Kriechverhalten (Kriechfaktor muss immer unter 1 bleiben und die erste Ableitung positiv sein, sich also 0 annähern) und einer maximalen Verschiebung (die Verschiebung darf 1.0mm nicht übersteigen) definiert werden. Die Erfüllung dieses «oberen Reaktionsgrenzwertes» würde die ingenieurtechnische Abnahmeprüfung betreffend geforderter Tragfähigkeit bei maximal zugelassener Deformation erfüllen. Im Gegenteil könnte mit einem «unteren Reaktionsgrenzwert» die Nichterfüllung der Abnahmeprüfung definiert werden. Wenn also zum Beispiel bei einer Laststufe die Kombination des Kriechfaktors grösser als 1 und die erste Ableitung der Kriechkurve negativ ist (der Kriechfaktor ist "steigend") oder eine maximale Verschiebung des Fundaments von 4mm übersteigt, bedeutet dies nichts anderes als, dass die ingenieurtechnische Abnahmeprüfung nicht erfüllt wurde.

[0052] Im erfindungsgemässen Verfahren, und wie in Figur 2 illustriert, werden die Inkremente und die Belastungszeiten aufgrund der Reaktion des Fundaments bei der vorherigen Laststufe ermittelt. Wie oben schon erläutert, kann die Reaktion des Fundaments zum Beispiel dem Verschiebungsweg und der Verschiebungsgeschwindigkeit entsprechen. Aber andere Parameter wie die Verschiebungsrichtung (vertikal/horizontal) können in der Reaktion miteinbezogen werden. Im Fall der Verschiebungsgeschwindigkeit, also des Verschiebungsweges pro Zeiteinheit, kann eine sogenannte Kriechanalyse durchgeführt werden. Eine solche Analyse ist beispielhaft in Figur 9 dargestellt, in welcher die Verschiebungswege von dreizehn (1 bis 13) sich folgenden Laststufen einer Belastungsprüfung als Funktion der Belastungszeit logarithmisch dargestellt sind. Üblicherweise werden in einem solchen Kriechverhaltensgraph zusätzlich zwei Referenzgeraden gezeichnet, die einem Kriechfaktor gleich 1 beziehungsweise einem Kriechfaktor gleich 2 entsprechen. Bekanntlich ist der Kriechfaktor k ein Mass für die zeitabhängige Zunahme der Verschiebung des Fundaments unter einer konstanten Last. Es wird normalerweise mit dem Kriechgesetz folgendermassen definiert: k = (v2-v1)/log(t2/t1), wobei v2 - v1 die Verschiebungszunahme des Fundaments im Zeitraum t1 bis t2 bedeutet. In der Baubranche ist es üblich, die Bruchlast anhand des Kriechverhaltens zu definieren. Spezifisch kann die Bruchlast eines Fundaments als jene Last definiert werden, bei der die Verschiebung des Fundaments im Last-Verschiebungsdiagramm merklich zunimmt, beziehungsweise das Kriechmass im Zeit-Verschiebungsdiagramm den Wert k = 2 erreicht. Die Analyse des Kriechverhaltens des Fundaments bei den jeweiligen Laststufen des erfindungsgemässen Verfahrens kann daher die Basis zur Ermittlung des Inkrements und der Belastungszeit für nächste Laststufe darstellen. Ein Kriechkurve oberhalb der Referenzgerade k = 1 bedeutet, dass das Inkrement eher gross und die nächste Belastungszeit eher klein gewählt werden können. Darüber hinaus kann die kontinuierliche Aufzeichnung des Kriechfaktors während der Belastung gebraucht werden, um zu ermitteln, wie lang die Belastung aufrechterhalten werden sollte. Dafür können zum Beispiel die ersten und/oder zweiten Ableitungen der Kriechkurven gebraucht werden. Wenn man die Kriechdiagramme in Abbildung 9 betrachtet, ist zu erkennen, dass sich die Kriechkurven 1-13 im Diagramm mit steigender Last zusehends neigen. Die ersten Kurven, also bei tiefer Last, sind alle oberhalb der Gerade k=1. Während bei der Laststufe 7 die Kurve noch nahe bei 0 liegt, d.h. das Fundament erfährt noch keine Verschiebung, sind Kurven 8 und 9 jedoch zwischen 0 und k=1 bewegen sich aber zu 0 hin, haben also eine Steigung kleiner k=1. Dies bedeutet, dass das Fundament zum Stillstand kommen wird. Die Laststufe 10 weist darauf hin, dass eine bezüglich des Kriechverhaltens kritische Belastung auf das Fundament wirkt. Die Kurve 11 zeigt in Ihrem Verlauf das Überschreiten des Kriechkriteriums, da die Steigung grösser als k=2 ist. Die wirkende Belastung führt also zu einem fortlaufenden Kriechen und somit Fundamentversagen bei Dauerbelastung. Die Kurve 12 zeigt das Kriechverhalten der Entlastung, d.h. Last = 0 kN. Das folgende Aufbringen der letzten Laststufe 13 bewirkt bereits von Beginn an ein Kriechverhalten mit einer Steigung k>2 und somit ein eigentliches Eindrücken des Fundamentes durch Bodenbruch, was nichts anders bedeutet als, dass das Fundament versagt. Diese hier beschriebene "visuelle" Betrachtung kann durch eine kontinuierliche Kriechkurvenanalyse, durch Betrachtung der ersten und zweiten Ableitung derselben, besser gemacht werden. Anhand dieser Analyse ist es möglich, früh zu erkennen, dass die Belastungen 1-9 für das Fundament nicht kritisch sind und deshalb mit der nächsten Laststufe belastet werden kann. Auch kann man so bei der Laststufe 11 erkennen, dass durch die Überschreitung der Steigung der Gerade k=2 das Kriechkriterium überschritten wurde; ohne zu warten, bis die Kurve die Gerade k=2 selbst schneidet. Die Prüfungszeit kann somit reduziert werden, oder, wie im Grenzfall der Belastungsstufe 10, erhöht werden. Damit wird sichergestellt, dass im Allgemeinen die Prüfzeit ohne Informationsverlust reduziert wird und im Speziellen jedoch hinreichend Prüfzeit im Bereich der Belastungsgrenze wirkt. Wenn man jetzt die Kurven 1-13 vergleicht, kann man verstehen, wie das Kriechverhalten bei einer bestimmten Last für die Wahl des Inkrements miteinbezogen werden kann. Da der Kriechfaktor des Fundaments bei der Laststufe 9 bereits darauf hinweist, dass sich die Belastung einem kritischen Wert genähert hat, soll die nächste Laststufe, also Laststufe 10, durch ein kleineres Inkrement definiert werden. Damit wird im Verfahren erreicht, dass sich die Laststufen durch die resultatbasierte, schrittweise Reduktion der Inkremente der Belastungsgrenze nähern. Ist die Belastung kritisch, also kleiner jedoch parallel zu k=1, kann durch eine nochmals leicht erhöhte Laststufe 11 eine klare Aussage auf einem nur leicht erhöhten Belastungsniveau erreicht werden. Durch diese im Verfahren integrierte, graduelle Annäherung an die Belastungsgrenze und die folgende knappe Überbelastung sind die Aussagen der Belastungsprüfungen nicht nur schneller, sondern auch genauer.

[0053] Wie man anhand der Beschreibung der bevorzugten Ausführungsform und verschiedener tatsächlichen Messungen der Einbringparameter und der Reaktion der Fundamente aufgrund Belastungen verstehen kann, gibt es viele komplexe Zusammenhänge zwischen einer grossen Anzahl an Parametern. Diese Zusammenhänge erlauben ja wie ausgeführt auch Vorhersagen zum Lastabtragverhalten der Fundamente. Darum ist es natürlich vorteilhaft, wenn das erfindungsgemässe Verfahren mittels Computer implementiert wird. Die komplexen Zusammenhänge zwischen Einbringparameter, Fundamentreaktion, Belastungszeiten, Baugrundcharakterisierung usw. können somit in klugen Algorithmen verfasst werden. Mit einer Computer-Implementierung, vorzugsweise mit der Benutzung von Verfahren der künstlichen Intelligenz, kann das Prüfverfahren schneller und präziser durchgeführt werden.

[0054] Zum Schluss sei nochmals darauf hingewiesen, dass die hier beispielhaft beschriebene Ausführungsform nur eine Realisierungsmöglichkeit der erfindungsgemässen Ideen darstellt und keinesfalls als limitierend angesehen werden soll. Der Fachmann wird verstehen, dass noch andere Implementierungen der Erfindung und weitere Elemente möglich sind, ohne dass die wesentlichen Merkmale der Erfindung vernachlässigt werden.


Ansprüche

1. Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments umfassend die folgenden Schritte:

a. Einbringen des Fundaments in den Boden und Ermittlung von Einbringparametern,

b. Ermittlung einer ersten Last und einer ersten Belastungszeit,

c. Belastung des Fundaments mit der ersten Last,

d. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament aufgrund der ersten Last erfährt,

e. Aufrechterhaltung der Belastung mit der ersten Last während der ersten Belastungszeit oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist,

f. Belastung des Fundaments mit einer zweiten Last, welche um ein Inkrement grösser als die erste Last ist,

g. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament aufgrund der zweiten Last erfährt,

h. Aufrechterhaltung der Belastung mit der zweiten Last während einer zweiten Belastungszeit oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist, und

i. Wiederholung der Schritte f bis h bis die aufgezeichnete Reaktion gleich wie oder grösser als ein Reaktionsgrenzwert ist,

dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Last aufgrund der gemessenen Einbringparametern und/oder einem vorbestimmten Lastabtrag bestimmt wird, und
dass die Inkremente und die Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Reaktion, welche das Fundament aufgrund der vorherigen Last erfahren hat, bestimmt werden.
 
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vor einem Verfahrensschritt, bei welchem die Last durch ein Inkrement erhöht wird, ein zusätzlicher Verfahrensschritt durchgeführt wird, bei welchem die Last auf dem Fundament reduziert wird.
 
3. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Fundament ein Schraubfundament ist.
 
4. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter das Eindrehmoment und den Eindrehweg umfassen.
 
5. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter die Eindrehgeschwindigkeit umfassen.
 
6. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter den Eindrehmomentmaximalwert und/oder den Eindrehmomentendwert umfassen.
 
7. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter den Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals umfassen.
 
8. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Belastungen dynamisch und/oder statnamisch sind.
 
9. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich aufgrund der Fundament-Bauform bestimmt werden.
 
10. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich aufgrund der zu tragenden Last bestimmt werden.
 
11. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich aufgrund vorhergehender Bodenbeurteilungen bestimmt werden.
 
12. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die aufgezeichnete Reaktion die Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments, den Verschiebungsweg des Fundaments, die Verschiebungsrichtung des Fundaments und/oder den Kriechfaktor umfasst.
 
13. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Reaktionsgrenzwert einer Verschiebungsrichtung, einer Verschiebungsgeschwindigkeit, einem Verschiebungsweg, einem Kriechfaktor, einer Last oder einer Kombination davon entspricht.
 
14. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Reaktionsgrenzwert aufgrund der Einbringparameter ermittelt wird.
 
15. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren computerimplementiert ist.
 




Zeichnung






















Recherchenbericht









Recherchenbericht