Technisches Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung
eines Fundaments. Insbesondere bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren, bei welchem
die Werte der verschiedenen Lasten, mit welchen das Fundament während dem Verfahren
sukzessiv belastet wird, und die Belastungszeiten der verschiedenen Lasten, aufgrund
der Reaktion des Fundaments bei der vorherigen Last ermittelt werden.
Stand der Technik
[0002] Fundamente bilden den konstruktiven und statischen Übergang zwischen Bauwerk und
Boden. Die wichtigste Aufgabe der Fundamente ist es daher, Lasten aus dem Bauwerk
aufzunehmen und an den Baugrund weiterzugeben, ohne dass die daraus resultierende
Kompression des Bodens zu Nachteilen für das Bauwerk oder die Umgebung führt. Die
Tragfähigkeit der eingebauten Fundamente ist dementsprechend ein wichtiger Sicherheitsparameter
und muss so genau wie möglich geprüft werden. Fundamente können, abhängig von ihrer
Bauform, in den Boden eingerammt, eingedreht oder eingesetzt werden, wie zum Beispiel
im Fall von Rammfundamenten, Drehfundamenten oder Fertigfundamenten beziehungsweise
Ortsbetonfundamenten.
[0003] Schraubfundamente, auch Bodenschrauben genannt, normalerweise aus Stahl, stellen
eine interessante Alternative zu Fundamenten aus Beton dar. Ihre Länge kann von einigen
zehn Zentimetern bis zu mehreren Metern variieren. Allgemein betrachtet haben Schraubfundamente
eine mit einer normalen Schraube vergleichbare Form, d.h. sie bestehen aus einem länglichen
Körper in Form eines Zylinders mit einem Teil, welcher ein Aussengewinde umfasst.
Schraubfundamente sind oft als Hohlkörper ausgebildet, welcher mit einem Flansch abgeschlossen
ist.
[0004] Der grosse Vorteil von Schraubfundamenten liegt darin, dass sie sofort belastbar,
vollständig rückbaubar und wiederverwendbar sind. Darüber hinaus müssen keine Aushärtezeiten
abgewartet werden. Schraubfundamente werden zunehmend in den unterschiedlichsten Situationen
eingesetzt, zum Beispiel als Fundamente für Lärmschutzwände, Solarpanels, oder für
kleine oder mittelgrosse Häuser.
[0005] Wie alle Fundamente, müssen Schraubfundamente nach ihrem Einbringen in den Boden
auf Ihre Tragfähigkeit geprüft werden. Die Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten erfolgt
heutzutage meist durch statische, statnamische oder dynamische Prüfverfahren. Dabei
werden die Reaktion des Fundaments wie zum Beispiel der Verschiebungsweg, die Verschiebegeschwindigkeit,
die Beschleunigung oder das Auftreten von Schwingungen bei der Einwirkung einer Prüflast
aufgezeichnet. Diese Verfahren sind leider lang und aufwändig. Schnellere Verfahren,
insbesondere dynamische Verfahren, sind oft zu ungenau.
[0006] Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten, bei welchem Fundamente mit vor
Versuchsbeginn definierter Lastabfolge belastet werden, bis entweder ein gewisser
Lastabtrag oder ein sogenannter Bodenbruch erreicht ist, sind aus dem Stand der Technik
bekannt. Diese Verfahren weisen aber den Nachteil auf, dass sie in den meisten Fällen
sehr lang dauern, da weder die erste Last noch die Lastinkremente aufgrund der während
dem Einbringvorgang des Fundaments gemessenen Werte ermittelt werden. Üblicherweise
wird die erste Last im Vergleich zur "erhofften" Tragfähigkeit sehr klein gewählt,
um sicherzustellen, dass sie keinen Bodenbruch erzeugen kann. Die Inkremente werden
auch klein gewählt, so dass die Tragfähigkeit des zu prüfenden Fundaments präzis ermittelt
werden kann. Da für jede Last die Belastung während einer vorbestimmten Zeit aufrechterhalten
werden muss, dauern die aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren sehr lang. Lange
Prüfzeiten verursachen bei Prüfungen von Fundamenten hohe Kosten und verzögern, durch
die geforderten Testzeiten, den Abschluss des Bauvorhabens.
[0007] Ausgehend vom Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung daher die Aufgabe
zugrunde, vorbesagte Nachteile zu überwinden und ein Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung
von Fundamenten zur Verfügung zu stellen, welches genauere und schnellere Prüfungen
ermöglicht.
Zusammenfassung der Erfindung
[0008] Gemäss der vorliegenden Erfindung werden diese Ziele vor allem durch die Elemente
des unabhängigen Anspruchs erreicht. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen gehen
ausserdem aus den abhängigen Ansprüchen und der Beschreibung hervor.
[0009] Insbesondere werden die Ziele der vorliegenden Erfindung durch ein Verfahren zur
Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments erreicht, welches die folgenden Schritte umfasst:
- a. Einbringen des Fundaments in den Boden und Ermittlung von Einbringparametern,
- b. Ermittlung einer ersten Last und einer ersten Belastungszeit,
- c. Belastung des Fundaments mit der ersten Last,
- d. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament auf Grund der ersten
Last erfährt,
- e. Aufrechterhaltung der Belastung mit der ersten Last während der ersten Belastungszeit
oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist,
- f. Belastung des Fundaments mit einer zweiten Last, welche um ein Inkrement grösser
als die erste Last ist,
- g. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament auf Grund der zweiten
Last erfährt,
- h. Aufrechterhaltung der Belastung mit der zweiten Last während einer zweiten Belastungszeit
oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist, und
- i. Wiederholung der Schritte f bis h bis die aufgezeichnete Reaktion gleich wie oder
grösser als ein Reaktionsgrenzwert ist,
wobei die erste Last aufgrund der gemessenen Einbringparametern und/oder eines vorbestimmten
Lastabtrags bestimmt wird, und wobei die Inkremente und die Belastungszeiten aufgrund
der aufgezeichneten Reaktion, welche das Fundament aufgrund der vorherigen Last erfahren
hat, bestimmt werden.
[0010] Dank des erfindungsgemässen Verfahrens kann die Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments
schnell und präzise erfolgen. Im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik bekannten
Verfahren, bei welchen vorbestimmte Inkremente und/oder Belastungszeiten gebraucht
werden, werden Inkrement und Belastungszeit für die nächste Laststufe jeweils aufgrund
der aufgezeichneten Reaktion des Fundaments bei der vorherigen Last ermittelt. In
anderen Worten stellt das erfindungsgemässe Verfahren ein rückgekoppeltes Verfahren
dar, bei welchem die gewonnenen Informationen bei der vorherigen Stufe für die Ermittlung
der Belastungshöhe bei der nächsten Stufe beitragen. Dadurch können zum Beispiel grosse
Inkremente und kurze Belastungszeiten gewählt werden, wenn die Reaktion bei der vorherigen
Last auf eine hohe Tragfähigkeit hindeutet. Darüber hinaus wird die erste Last aufgrund
der gemessenen Einbringparameter und/oder des vorbestimmten Lastabtrags ermittelt.
Dadurch kann eine grosse erste Last ermittelt werden, ohne das Risiko, dass diese
erste Last schon über der Bruchlast liegt. Somit ergibt sich eine Reduktion der Anzahl
an Laststufen und der Belastungszeiten und demzufolge des ganzen Prüfverfahrens. Für
den Kunden entfallen demzufolge durch die Beschleunigung des Prüfverfahrens Kosten.
[0011] Darüber hinaus wird das Verfahren weiter geführt bis die aufgezeichnete Reaktion
des Fundaments aufgrund der Belastung gleich wie oder grösser als ein Reaktionsgrenzwert
ist. Der Reaktionsgrenzwert, also wann das Verfahren gestoppt werden soll/kann, kann
entweder vorbestimmt werden, das heisst bevor das Verfahren anfängt, oder aufgrund
zum Beispiel der aufgezeichneten Einbringparameter oder Reaktionen des Fundaments
bei den jeweiligen Laststufen im Verlauf des Verfahrens ermittelt. Dementsprechend
stellt das erfindungsgemässe Verfahren auch in dieser Hinsicht ein rückgekoppeltes
Verfahren dar. Selbstverständlich können auch mehrere Reaktionsgrenzwerte vorbestimmt
oder im Verlauf des Verfahrens ermittelt werden. Zum Beispiel können ein unterer und
ein oberer Grenzwert ermittelt werden. Das Verfahren wird weitergeführt bis ein dieser
Grenzwerte erreicht ist.
[0012] In einer ersten bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird
vor einem Verfahrensschritt, bei welchem die Last durch ein Inkrement erhöht wird,
ein zusätzlicher Verfahrensschritt durchgeführt, bei welchem die Last auf dem Fundament
reduziert wird. Dadurch können Inkremente und Belastungszeiten besser ermittelt werden.
Insbesondere kann die Reaktion des Fundaments während diesen sogenannten Entlastungstufen
für die Ermittlung dieser Parameter miteinbezogen werden.
[0013] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist
das Fundament ein Schraubfundament. Dadurch kann das Einbringen des Fundaments in
den Boden einfach durch Eindrehung erfolgen. Eindrehung hat gegenüber Einrammen den
Vorteil, dass der Einbringvorgang genauer und stetiger erfolgen kann. Darüber hinaus
können bei der Eindrehung zusätzliche relevante Einbringparameter ermittelt werden,
welche für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit miteinbezogen
werden können.
[0014] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen
die Einbringparameter das Eindrehmoment und den Eindrehweg. Dadurch kann eine Eindrehmoment-Weg-Kurve
für das zu prüfende Fundament erstellt werden. Es konnte nämlich gezeigt werden, dass
es einen engen Zusammenhang zwischen der Eindrehmoment-Weg-Kurve eines Fundaments
und dessen Tragfähigkeit existiert. Daher kann aufgrund dieses wissenschaftlich nachgewiesenen
Zusammenhangs eine fundierte und optimale Wahl für die erste Last und die erste Belastungszeit
getroffen werden. Dies führt zur Reduktion der Anzahl an Laststufen und somit zur
Reduktion der gesamten Verfahrensdauer.
[0015] Die relevanten Informationen für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit
können auf verschiedene Art und Weise aus der Eindrehmoment-Weg-Kurve extrahiert werden.
Zum Beispiel können die ersten und zweiten Ableitungen der Eindrehmoment-Weg-Kurve
hochrelevante Informationen liefern. Es ist besonders wichtig zu beachten, dass je
nach Situation, in der das Fundament verwendet wird, die Interpretation der Eindrehmoment-Weg-Kurve
nicht die gleiche ist. Beispielsweise soll eine Eindrehmoment-Weg-Kurve eines Fundaments,
das in einer Situation verwendet werden soll, in der es einer Druckbelastung standhalten
muss, nicht die gleiche sein wie bei einem Fundament, das eine Zugbelastung tragen
muss. Dies muss für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit aufgrund
der Eindrehmoment-Weg-Kurve berücksichtig werden.
[0016] Zur Messung des Drehmoments können direkt Kraftsensoren verwendet werden, welche
an der Maschine angebracht sind, die für die Eindrehung der Fundamente gebraucht wird.
Zudem ist aber auch eine direkte Messung durch Kraftsensoren, die am Fundament selbst
installiert sind, möglich. Es ist aber auch möglich, eine indirekte Messung des Drehmoments
zu verwenden, welche auf der Messung des Stromes (elektrische Einbaugeräte) bzw. des
Druckes (flüssigkeitsbasierte Drehgeräte) unter Berücksichtigung von antriebsspezifischen
Multiplikatoren basiert. Der Eindrehweg kann auch sehr einfach durch für einen Fachmann
bekannte Mittel gemessen werden.
[0017] Ausserdem ist zu bemerken, dass das erfindungsgemässe Verfahren eine Rückverfolgbarkeit
ermöglicht. Jedes Fundament kann eine Eindrehmoment-Weg-Kurve zugewiesen bekommen.
Dies kann im Falle von zukünftigen Problemen von Vorteil sein, da es ein noch besseres
Verständnis der komplexen Beziehung zwischen Eindrehmoment und Tragfähigkeit ermöglicht.
[0018] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen
die Einbringparameter die Eindrehwinkelgeschwindigkeit. Mittels Winkelgeschwindigkeit
und Windungssteigung des Fundaments kann ein Eindrehrotationsweg ermittelt werden
und mit dem tatsächlich gemessenen Eindrehweg verglichen werden. Dadurch kann eine
sogenannte Schlupf-Analyse gemacht werden. Damit ist gewährleistet, dass, wenn bei
der Eindrehung ein Schlupf des Fundaments auftritt, dieser bei der Ermittlung der
Werte der ersten Last und der ersten Belastungszeit berücksichtigt wird.
[0019] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen
die Einbringparameter den Eindrehmomentmaximalwert. Es konnte nämlich gezeigt werden,
dass eine hohe Korrelation auch zwischen dem Eindrehmomentmaximalwert und der Tragfähigkeit
eines Fundaments existiert. Damit können die erste Last und die erste Belastungszeit
noch besser ermittelt werden.
[0020] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen
die Einbringparameter den Eindrehmomentendwert. Dies ist besonders vorteilhaft für
die Bestimmung der ersten Last und der ersten Belastungszeit für ein Fundament, das
eine Druckbelastung aufnehmen muss. Ein tiefer Eindrehmomentendwert heisst nichts
anderes, als dass sich die Spitze des Fundaments in einem weniger tragfähigen Boden
befindet. Dieses deutet daher auf eine kleinere Tragfähigkeit im Fall einer Druckbelastung
hin.
[0021] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfassen
die Einbringparameter den Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals. Es konnte
nämlich gezeigt werden, dass eine besonders hohe Korrelation zwischen dem Betrag des
Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals und der Tragfähigkeit eines Fundaments existiert.
Mit dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals kann daher die Ermittlung der
ersten Last und der ersten Belastungszeit noch präziser und fundierter erfolgen.
[0022] Üblicherweise wird der Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals über den gesamten
Eindrehweg bestimmt und für die Ermittlung der ersten Last und der ersten Belastungszeit
berücksichtigt. Es ist aber auch denkbar, einen Betrag des Integrals nur über einen
Teilbereich des Eindrehwegs zu bestimmen und zu benutzen. Dies kann insbesondere vorteilhaft
sein, wenn das Fundament in einem sehr heterogenen Boden eingebracht wurde. Darüber
hinaus ist für ein Fundament, das eine Druckbelastung aufnehmen muss, vorteilhaft,
den Wert des Integrals über den Bereich des Eindrehweges zu bestimmen, der dem Ende
des Einbringens entspricht. Im Gegenteil ist es für ein Fundament, das eine Zugbelastung
aufnehmen muss, vorteilhaft, den Wert des Integrals über den gesamten Eindrehweg zu
bestimmen.
[0023] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens sind
die Belastungen dynamisch und/oder statnamisch. Mit einer dynamischen Belastung oder
Entlastung kann durch den Wegfall von Haltezeiten die Prüfzeit nochmals massiv verkürzt
werden. Zudem sind Aussagen zu Dehnungen und Beschleunigungen bei den wirkenden dynamischen
Kräften möglich. Statnamische Belastungen stellen eine Kombination von statischen
und dynamischen Belastungen dar. Dadurch können das statische und dynamische Verhalten
in einem einzigen Belastungsvorgang aufgezeichnet werden.
[0024] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens werden
die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich
aufgrund der Fundament-Bauform bestimmt. Dadurch können diese Parameter besser ermittelt
werden.
[0025] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens werden
die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich
aufgrund der zu tragenden Last bestimmt. Dadurch können diese Parameter besser ermittelt
werden. Vorteilhafterweise werden die Richtung und/oder die Art der zu tragenden Last
berücksichtigt. Unter Art der zu tragenden Last wird zum Beispiel verstanden, welche
Dauerlast das Fundament tragen muss oder ob und in welchem Ausmass das Fundament zusätzlich
mit Windböen, also mit temporären Lasten, belastet wird.
[0026] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens werden
die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich
aufgrund vorhergehender Bodenbeurteilungen bestimmt werden. Dadurch können diese Parameter
nochmals besser ermittelt werden.
[0027] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst
die aufgezeichnete Reaktion die Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments. Dadurch
können die Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten
Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments ermittelt werden.
[0028] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst
die aufgezeichnete Reaktion den Verschiebungsweg des Fundaments. Dadurch können die
Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund des aufgezeichneten Verschiebungswegs
des Fundaments ermittelt werden.
[0029] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst
die aufgezeichnete Reaktion die Verschiebungsrichtung des Fundaments. Dadurch können
die Inkremente und die nächsten Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Verschiebungsrichtung
des Fundaments ermittelt werden. Darüber hinaus kann aufgrund der aufgezeichneten
Verschiebungsrichtung auch ermittelt werden, ob zum Beispiel eine Entlastungstufe
eingefügt werden muss, und ob die nächste Belastung rein vertikal oder mit einer horizontalen
Komponente erfolgen soll.
[0030] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens umfasst
die aufgezeichnete Reaktion den Kriechfaktor. Dadurch können die Inkremente und die
nächsten Belastungszeiten aufgrund des aufgezeichneten Kriechfaktors des Fundaments
ermittelt werden.
[0031] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens entspricht
der Reaktionsgrenzwert einer Verschiebungsrichtung, einer Verschiebungsgeschwindigkeit,
einem Verschiebungsweg, einem Kriechfaktor, einer Last oder einer Kombination davon.
Dadurch wird das Verfahren durchgeführt, bis den für das zu prüfende Fundament relevantesten
Reaktionsgrenzwert erreicht ist.
[0032] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens, wird
der Reaktionsgrenzwert aufgrund der Einbringparameter ermittelt. Dadurch kann der
Reaktionsgrenzwert optimal ermittelt werden und das Verfahren nur so lang wie erforderlich
durchgeführt. Dank zum Beispiel der hohen Korrelation zwischen dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Integrals
und der Tragfähigkeit des Fundaments ist es nicht nötig, das Verfahren durchzuführen,
bis das Fundament mit der eigentlichen zu tragenden Last belastet ist. Es genügt,
die Reaktion des Fundaments bei mehreren kleineren Lasten zu messen und die Tragfähigkeit
des Fundaments daraus zu extrapolieren. Die Dauer des gesamten Verfahrens kann somit
erheblich reduziert werden.
[0033] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist
das Verfahren computerimplementiert. Dadurch kann das ganze Verfahren voll automatisiert
und schneller durchgeführt werden. Insbesondere können die Reaktionen des Fundaments
bei den verschiedenen Lasten mittels geeigneter Algorithmen analysiert werden, und
das Inkrement und die Belastungszeit für die nächste Laststufe schnell, fundiert und
präzis ermittelt werden.
[0034] Weitere Einzelheiten der Erfindung gehen aus der nun folgenden Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung hervor, welche in den beigelegten Zeichnungen dargestellt
sind. Der Beschreibung lassen sich auch die weiteren Vorteile der vorliegenden Erfindung
entnehmen sowie Anregungen und Vorschläge, wie die Erfindungsgegenstände im Rahmen
des Beanspruchten abgeändert oder auch weiterentwickelt werden könnte.
Kurzbeschreibung der Zeichnungen
[0035]
Figur 1 zeigt verschiedene Modelle von Schraubfundamenten;
Figur 2 illustriert die Eindrehung eines Schraubfundamentes;
Figur 3 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zur
Tragfähigkeitsprüfung von Fundamenten;
Figur 4 zeigt eine schematische Darstellung einer Eindrehmoment-Weg-Kurve;
Figur 5 zeigt reale gemessene Eindrehmoment-Weg-Kurven;
Figur 6 illustriert den Verlauf eines aus dem Stand der Technik bekannten Verfahrens
zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments;
Figur 7 zeigt eine schematische Darstellung des Verlaufs einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments;
Figur 8 illustriert einen realen Verlauf einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen
Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments; und
Figur 9 zeigt reale Kriechkurven, die während der Durchführung einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemässen Verfahrens zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments aufgenommen
wurden.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
[0036] Während der unten beschriebenen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen
Verfahrens spezifisch die Tragfähigkeitsprüfung eines Schraubfundaments illustriert,
kann das erfindungsgemässe Verfahren genauso gut zur Tragfähigkeitsprüfung anderer
Arten von Fundamenten angewendet werden.
[0037] Figur 1 zeigt verschiedene Modelle von Schraubfundamenten, deren Länge von einigen
zehn Zentimetern bis zu mehreren Metern variieren kann. Allgemein betrachtet haben
Schraubfundamente eine mit einer normalen Schraube vergleichbare Form, d.h. sie bestehen
aus einem länglichen Körper in Form eines Zylinders mit einem Teil, welcher ein Aussengewinde
umfasst. Schraubfundamente sind oft als Hohlkörper ausgebildet, welcher mit einem
Flansch abgeschlossen ist.
[0038] In Figur 2 ist schematisch ein typischer Eindrehungsvorgang eines Schraubfundaments
in den Boden B illustriert. Während der Eindrehung werden, mittels für einen Fachmann
bekannten Mitteln, verschiedene Eindringparameter wie zum Beispiel den Eindrehweg
W und das Eindrehmoment D kontinuierlich ermittelt. Im Fall von Fundamenten, welche
in den Boden eingerammt werden, können die Eindringparameter neben dem Einbringweg
auch die Einbringkraft, Frequenz, Impuls, Dehnungen und Beschleunigungen umfassen.
[0039] Figur 3 illustriert eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens
zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments, in welcher das Fundament ein Schraubfundament
ist. In dieser Ausführungsform fängt das erfindungsgemässe Verfahren mit dem Einbringen,
hier der Eindrehung, des Fundaments in den Boden an. Während der Eindrehung des Fundaments
werden Eindrehweg und Eindrehmoment kontinuierlich ermittelt. Es können natürlich
auch andere relevante Einbringparameter wie zum Beispiel die Eindrehwinkelgeschwindigkeit
ermittelt werden. Darüber hinaus, kann die Eindrehung des Fundaments Eindrehungspausen,
Unterbrüchen oder Rückwärtsdrehungsphasen umfassen, während deren die Reaktion des
Fundaments aufgezeichnet wird. Während einer Pause kann zum Beispiel das Trägheitsverhalten,
beim Rückwärtsdrehen Informationen über Haft- und Gleitreibung des Fundamentmantels
oder der Spitze ermittelt werden. Diese aufgezeichneten Parameter können auch Teil
der Einbringparameter darstellen.
[0040] Im nächsten Verfahrensschritt werden, aufgrund der ermittelten Einbringparameter,
der Wert der ersten Last L1 und der ersten Belastungszeit t1 ermittelt. Anschliessend
wird das Fundament mit der Last L1 belastet. Während der Belastung mit der ersten
Last L1 wird die Reaktion des Fundaments kontinuierlich aufgezeichnet. Zum Beispiel
werden Verschiebungsweg und Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments gemessen.
Die Reaktion des Fundaments kann auch den Kriechfaktor des Fundaments unter Belastung
L1, oder die Verschiebungsrichtung (horizontal/vertikal) umfassen.
[0041] Die Belastung mit der Last L1 wird aufrechterhalten, bis eine vorbestimmte Reaktion
erreicht ist oder während der ersten Belastungszeit t1. Die vorbestimme Reaktion kann
zum Beispiel einer bestimmten Verschiebungsgeschwindigkeit oder einem bestimmten Verschiebungsweg
entsprechen. Beispielhaft wird die Belastung mit der Last L1 aufrechterhalten, bis
die Verschiebungsgeschwindigkeit den Wert null erreicht hat, d.h. wenn das Fundament
sich nicht mehr bewegt. Wenn sich das Fundament aufgrund der Last L1 nie bewegt hat,
wird diese Laststufe natürlich nach der Belastungszeit t1 abgebrochen, da offensichtlich
ist, dass die Last erhöht werden kann. Die vorbestimmte Reaktion kann aber auch einem
gewissen Wert des Kriechfaktors entsprechen. Es ist allgemein bekannt, dass, falls
der Kriechfaktor unter eins liegt und sich von der Gerade k=1 in Richtung 0 entwickelt,
die wirkende Belastung unterhalb der Bruchlast liegt, so dass die Prüflast erhöht
werden kann. Der vorbestimmte Reaktionsgrenzwert kann aber auch eine Kombination von
verschiedenen, und beliebig vielen, Werten sein, wie zum Beispiel Kriechfaktor und
Verschiebungsweg.
[0042] Im nächsten Schritt werden das Inkrement I1 und die Belastungszeit t2 für die nächste
Belastungsstufe ermittelt. Im erfindungsgemässen Verfahren basiert die Ermittlung
dieser Werte auf der aufgezeichneten Reaktion des Fundaments aufgrund der vorherigen
Last. Wie in der Figur angedeutet, gibt es daher eine Rückkopplung zwischen zwei sich
folgenden Laststufen. Zum Beispiel, wenn die Last L1 gar keinen oder nur einen kleinen
Verschiebungsweg des Fundaments verursacht hat und/oder die Kriechkurve nahe bei 0
liegt, können das Inkrement I1 gross und die Belastungszeit t2 klein gewählt werden.
Hingegen soll, wenn die Reaktion bei der ersten Belastungsstufe gross war, das Inkrement
I1 eher klein gewählt werden.
[0043] Nach der Ermittlung des Inkrements I1 und der Belastungszeit t2, wird das Fundament
mit der Last L2 = L1+I1 belastet. Während der Belastung mit L2 wird, wie während der
vorherigen Laststufe, die Reaktion des Fundaments kontinuierlich aufgezeichnet. Die
Belastung mit der Last L2 wird bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist oder während
der Belastungszeit t2 aufrechterhalten. Wie bei der vorherigen Laststufe, kann die
vorbestimmte Reaktion des Fundaments verschiedenen Parametern oder einer Kombination
beliebig vieler verschiedener Parameter entsprechen.
[0044] Danach werden ein neues Inkrement und eine neue Belastungszeit aufgrund der Reaktion
des Fundaments bei der Last L2 ermittelt. Wie in Figur 3 dargestellt, wird das Verfahren
so weitergeführt, bis ein Reaktionsgrenzwert erreicht ist. Der Reaktionsgrenzwert
kann sowohl eine bestimmte Last als auch eine Verschiebungsgeschwindigkeit, ein Verschiebungsweg,
eine Verschiebungsrichtung, eine Belastungszeit, ein Kriechfaktor, eine Elastizität/Rückstellkraft
nach Entlastung oder eine Kombination davon sein. Die Reaktionsgrenzwerte können zuvor
abhängig von der wirkenden Last, den Einbringparametern oder den zuvor bestimmten
Bodeneigenschaften sein. Oder der Reaktionsgrenzwert wird aufgrund des Reaktionsverhaltens
bei den vorangehenden Belastungsstufen bestimmt. Auch eine beliebige Kombination von
diesen Faktoren kann den Reaktionsgrenzwert definieren.
[0045] Das erfindungsgemässe Verfahren kann sowohl im Fall einer Belastungsprüfung, zum
Beispiel eines Ausziehversuchs nach Schweizerischer Norm SIA 267, bei welchem keine
vordefinierte Last abzutragen ist, sondern das Lastabtragverhalten zu prüfen ist,
als auch einer Qualitätsprüfung, zum Beispiel einer Zugprobe nach Schweizerischer
Norm SIA 267, bei welcher ein vordefinierter Lastabtrag, wie zum Beispiel bei einer
Abnahmeprüfung, zu prüfen ist. Im Falle einer Abnahmeprüfung, wird üblicherweise durch
einen Ingenieur bestimmt, welcher Lastabtrag das Fundament tragen können muss. Das
erfindungsgemässe Verfahren wird somit durchgeführt, bis die Last, mit welcher das
Fundament belastet wird, gleich gross oder grösser als der Lastabtrag ist, oder bis
ein Bodenbruch bei einer kleineren Last verursacht wurde. Im Fall einer Abnahmeprüfung
kann der Reaktionsgrenzwert somit, zum Beispiel, einer Kombination des Lastabtrags
und des Kriechfaktors entsprechen. Es ist bekannt, dass ein Kriechfaktor grösser als
zwei einem Bodenbruch entspricht. Es ist zu beachten, dass es nicht immer notwendig
ist zu warten, bis der Kriechfaktor tatsächlich über zwei liegt, um feststellen zu
können, dass die Bruchlast erreicht ist. In vielen Fällen ist eine Analyse des zeitlichen
Verhaltens des Kriechfaktors viel aussagekräftiger als der Wert des Faktors (siehe
unten für eine Diskussion über den Kriechfaktor). Zudem kann auch - wie allgemein
bekannt - die Verschiebung bereits hinreichend ein Bruchverhalten beschreiben.
[0046] Im Fall einer Belastungsprüfung des eingebrachten Fundaments wird das erfindungsgemässe
Verfahren durchgeführt, bis der Bodenbruch verursacht wird oder bis eine bestimmte
Last erreicht ist, welche die Ermittlung der Tragfähigkeit des Fundaments durch Extrapolation
ermöglicht. Es wurde nämlich gezeigt, dass eine hohe Korrelation zwischen dem Verhalten
eines Fundaments bei kleinen Lasten und der tatsächlichen Tragfähigkeit des gleichen
Fundaments bei definierten Randbedingungen existiert. Somit ist es in solchen Fällen
nicht immer notwendig, die Bruchlast tatsächlich zu erreichen, um die Tragfähigkeit
des Fundaments zu ermitteln. Es wurde nämlich wissenschaftlich gezeigt, dass es dann
hinreichend ist, die Reaktion des Fundaments aufgrund mehreren kleinen Lasten aufzuzeichnen,
um die Tragfähigkeit des Fundaments extrapolieren zu können. Die Extrapolation der
Tragfähigkeit kann zum Beispiel auf der Basis der gemessenen Einbringparameter oder
dem Vergleich des Reaktionsverhalten und der Einbringparameter mit vergleichbaren
Datensätzen gemacht werden. Spezifisch konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass es
einen engen Zusammenhang zwischen dem Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals
und der Bruchlast eines Fundaments gibt. Daher wurden mathematische Modelle entwickelt,
welche die Extrapolation der Tragfähigkeit eines Fundaments aufgrund der Reaktion
des Fundaments unter einem oder mehreren kleinen Lasten und mithilfe des Betrags des
Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals ermöglichen. Umfangreichliche experimentelle Prüfungen
dieser Modelle haben gezeigt, dass es tatsächlich möglich ist, die Tragfähigkeit eines
Fundaments auf diese Art und Weise hinreichend "vorherzusagen".
[0047] Figur 7 zeigt schematisch wie der zeitliche Ablauf des erfindungsgemässen Verfahrens
(oberer Teil der Figur 7) und die Reaktion des Fundaments (unterer Teil der Figur
7) aufgrund der verschiedenen Lasten aussehen können. Wie in dieser Figur zu sehen
ist, und wie in Figur 2 angedeutet, können zwischen zwei Belastungsstufen sogenannte
Entlastungsstufen, d.h. Stufen bei welchen die Last im Vergleich zu der vorherigen
Stufe reduziert wird, eingeführt werden. Die Reaktion des Fundaments während diesen
Entlastungsstufen kann zur Ermittlung des nächsten Inkrements und der nächsten Belastungszeit
wichtige Informationen liefern.
[0048] Figur 8 zeigt reale Kurven einer Tragfähigkeitsprüfung eines Schraubfundaments gemäss
dem vorliegenden erfindungsgemässen Verfahren. Die obere Kurve zeigt den aufgezeichneten
Verschiebungsweg, welchen das Fundament aufgrund der verschiedenen Belastungen erfährt.
Die untere Kurve zeigt die Entwicklung der Last während dem Prüfverfahren. Wie zu
sehen ist, sind sowohl die Inkremente als auch die Belastungszeiten für die verschiedenen
Belastungsstufen unterschiedlich. Während dieses Verfahrens wurden Entlastungstufen
zwischen zwei Belastungsstufen durchgeführt.
[0049] Zum Vergleich zeigt Figur 6 ein Beispiel eines Verlaufs einer Tragfähigkeitsprüfung
gemäss einem aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren. In einem solchen Verfahren
sind die Belastungszeiten und die Inkremente während der ganzen Prüfung konstant.
Da die Bruchlast nicht "verfehlt" werden darf, wählt man üblicherweise kleine Inkremente
und lange Belastungszeiten, was die Prüfungsdauer erheblich verlängert.
[0050] Wie oben erläutert, werden im erfindungsgemässen Verfahren die erste Last L1 und
die erste Belastungszeit t1 aufgrund der gemessenen Einbringparameter und/oder des
Lastabtrags ermittelt. Besonders aussagekräftige Parameter sind das Eindrehmoment
und der Eindrehweg des Fundaments. Wie in Figur 4 dargestellt, kann mit dem ermittelten
Eindrehmoment und Eindrehweg eine sogenannte Eindrehmoment-Weg-Kurve erstellt werden.
Wie gezeigt werden konnte, gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Eindrehmoment-Weg-Kurve
und der Tragfähigkeit eines Fundaments. Somit eignen sich die Informationen, welche
aus dieser Kurve extrahiert werden können, besonders gut zur Ermittlung der ersten
Last L1 und ersten Belastungszeit t1. Wenn die Eindrehmoment-Weg-Kurve auf eine hohe
Tragfähigkeit hindeutet, kann die erste Last L1 des erfindungsgemässen Verfahrens
schon hoch gewählt werden, ohne das Risiko, die Bruchlast zu "verfehlen". Spezifisch
kann die Ermittlung der ersten Last L1 zum Beispiel aufgrund des Betrags des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals,
des Eindrehmomentmaximalwerts, des Eindrehmomentendwerts, oder einer Kombination dieser
Werte basieren. Andere Parameter, welche zur Ermittlung der ersten Last L1 und der
ersten Belastungszeit t1 beitragen können, sind unter anderem die Eindrehzeit und
die Eindrehwinkelgeschwindigkeit. Zusätzlich können Baugrundinformationen wie im Voraus
durch Baugrundcharakterisierungen ermittelte Bodenkennwerte zur Ermittlung der ersten
Last L1 und der ersten Belastungszeit t1 beitragen.
[0051] Wie oben erwähnt, kann die Ermittlung der ersten Last L1 zusätzlich oder alternativ
aufgrund des Lastabtrages, d.h. der zu tragenden Last, gemacht werden. Dies ist vor
allem relevant im Fall einer Abnahmeprüfung, bei welcher ein Ingenieur die minimale
zu tragende Last definiert. Das erfindungsgemässe Verfahren kann somit mit einer Last
L1 anfangen, welche einem gewissen Bruchteil, zum Beispiel der Hälfte oder drei Viertel,
des Lastabtrags entspricht. Es ist sogar vorstellbar, dass das Verfahren mit einer
ersten Last L1 anfängt, die gleich gross wie oder grösser als der Lastabtrag ist.
In einem solchen Fall können zwei Reaktionsgrenzwerte, ein "oberer" und ein "unterer",
vorbestimmt werden. Ein erster Grenzwert könnte zum Beispiel aus einer Kombination
aus einem zu erfüllenden Kriechverhalten (Kriechfaktor muss immer unter 1 bleiben
und die erste Ableitung positiv sein, sich also 0 annähern) und einer maximalen Verschiebung
(die Verschiebung darf 1.0mm nicht übersteigen) definiert werden. Die Erfüllung dieses
«oberen Reaktionsgrenzwertes» würde die ingenieurtechnische Abnahmeprüfung betreffend
geforderter Tragfähigkeit bei maximal zugelassener Deformation erfüllen. Im Gegenteil
könnte mit einem «unteren Reaktionsgrenzwert» die Nichterfüllung der Abnahmeprüfung
definiert werden. Wenn also zum Beispiel bei einer Laststufe die Kombination des Kriechfaktors
grösser als 1 und die erste Ableitung der Kriechkurve negativ ist (der Kriechfaktor
ist "steigend") oder eine maximale Verschiebung des Fundaments von 4mm übersteigt,
bedeutet dies nichts anderes als, dass die ingenieurtechnische Abnahmeprüfung nicht
erfüllt wurde.
[0052] Im erfindungsgemässen Verfahren, und wie in Figur 2 illustriert, werden die Inkremente
und die Belastungszeiten aufgrund der Reaktion des Fundaments bei der vorherigen Laststufe
ermittelt. Wie oben schon erläutert, kann die Reaktion des Fundaments zum Beispiel
dem Verschiebungsweg und der Verschiebungsgeschwindigkeit entsprechen. Aber andere
Parameter wie die Verschiebungsrichtung (vertikal/horizontal) können in der Reaktion
miteinbezogen werden. Im Fall der Verschiebungsgeschwindigkeit, also des Verschiebungsweges
pro Zeiteinheit, kann eine sogenannte Kriechanalyse durchgeführt werden. Eine solche
Analyse ist beispielhaft in Figur 9 dargestellt, in welcher die Verschiebungswege
von dreizehn (1 bis 13) sich folgenden Laststufen einer Belastungsprüfung als Funktion
der Belastungszeit logarithmisch dargestellt sind. Üblicherweise werden in einem solchen
Kriechverhaltensgraph zusätzlich zwei Referenzgeraden gezeichnet, die einem Kriechfaktor
gleich 1 beziehungsweise einem Kriechfaktor gleich 2 entsprechen. Bekanntlich ist
der Kriechfaktor k ein Mass für die zeitabhängige Zunahme der Verschiebung des Fundaments
unter einer konstanten Last. Es wird normalerweise mit dem Kriechgesetz folgendermassen
definiert: k = (v2-v1)/log(t2/t1), wobei v2 - v1 die Verschiebungszunahme des Fundaments
im Zeitraum t1 bis t2 bedeutet. In der Baubranche ist es üblich, die Bruchlast anhand
des Kriechverhaltens zu definieren. Spezifisch kann die Bruchlast eines Fundaments
als jene Last definiert werden, bei der die Verschiebung des Fundaments im Last-Verschiebungsdiagramm
merklich zunimmt, beziehungsweise das Kriechmass im Zeit-Verschiebungsdiagramm den
Wert k = 2 erreicht. Die Analyse des Kriechverhaltens des Fundaments bei den jeweiligen
Laststufen des erfindungsgemässen Verfahrens kann daher die Basis zur Ermittlung des
Inkrements und der Belastungszeit für nächste Laststufe darstellen. Ein Kriechkurve
oberhalb der Referenzgerade k = 1 bedeutet, dass das Inkrement eher gross und die
nächste Belastungszeit eher klein gewählt werden können. Darüber hinaus kann die kontinuierliche
Aufzeichnung des Kriechfaktors während der Belastung gebraucht werden, um zu ermitteln,
wie lang die Belastung aufrechterhalten werden sollte. Dafür können zum Beispiel die
ersten und/oder zweiten Ableitungen der Kriechkurven gebraucht werden. Wenn man die
Kriechdiagramme in Abbildung 9 betrachtet, ist zu erkennen, dass sich die Kriechkurven
1-13 im Diagramm mit steigender Last zusehends neigen. Die ersten Kurven, also bei
tiefer Last, sind alle oberhalb der Gerade k=1. Während bei der Laststufe 7 die Kurve
noch nahe bei 0 liegt, d.h. das Fundament erfährt noch keine Verschiebung, sind Kurven
8 und 9 jedoch zwischen 0 und k=1 bewegen sich aber zu 0 hin, haben also eine Steigung
kleiner k=1. Dies bedeutet, dass das Fundament zum Stillstand kommen wird. Die Laststufe
10 weist darauf hin, dass eine bezüglich des Kriechverhaltens kritische Belastung
auf das Fundament wirkt. Die Kurve 11 zeigt in Ihrem Verlauf das Überschreiten des
Kriechkriteriums, da die Steigung grösser als k=2 ist. Die wirkende Belastung führt
also zu einem fortlaufenden Kriechen und somit Fundamentversagen bei Dauerbelastung.
Die Kurve 12 zeigt das Kriechverhalten der Entlastung, d.h. Last = 0 kN. Das folgende
Aufbringen der letzten Laststufe 13 bewirkt bereits von Beginn an ein Kriechverhalten
mit einer Steigung k>2 und somit ein eigentliches Eindrücken des Fundamentes durch
Bodenbruch, was nichts anders bedeutet als, dass das Fundament versagt. Diese hier
beschriebene "visuelle" Betrachtung kann durch eine kontinuierliche Kriechkurvenanalyse,
durch Betrachtung der ersten und zweiten Ableitung derselben, besser gemacht werden.
Anhand dieser Analyse ist es möglich, früh zu erkennen, dass die Belastungen 1-9 für
das Fundament nicht kritisch sind und deshalb mit der nächsten Laststufe belastet
werden kann. Auch kann man so bei der Laststufe 11 erkennen, dass durch die Überschreitung
der Steigung der Gerade k=2 das Kriechkriterium überschritten wurde; ohne zu warten,
bis die Kurve die Gerade k=2 selbst schneidet. Die Prüfungszeit kann somit reduziert
werden, oder, wie im Grenzfall der Belastungsstufe 10, erhöht werden. Damit wird sichergestellt,
dass im Allgemeinen die Prüfzeit ohne Informationsverlust reduziert wird und im Speziellen
jedoch hinreichend Prüfzeit im Bereich der Belastungsgrenze wirkt. Wenn man jetzt
die Kurven 1-13 vergleicht, kann man verstehen, wie das Kriechverhalten bei einer
bestimmten Last für die Wahl des Inkrements miteinbezogen werden kann. Da der Kriechfaktor
des Fundaments bei der Laststufe 9 bereits darauf hinweist, dass sich die Belastung
einem kritischen Wert genähert hat, soll die nächste Laststufe, also Laststufe 10,
durch ein kleineres Inkrement definiert werden. Damit wird im Verfahren erreicht,
dass sich die Laststufen durch die resultatbasierte, schrittweise Reduktion der Inkremente
der Belastungsgrenze nähern. Ist die Belastung kritisch, also kleiner jedoch parallel
zu k=1, kann durch eine nochmals leicht erhöhte Laststufe 11 eine klare Aussage auf
einem nur leicht erhöhten Belastungsniveau erreicht werden. Durch diese im Verfahren
integrierte, graduelle Annäherung an die Belastungsgrenze und die folgende knappe
Überbelastung sind die Aussagen der Belastungsprüfungen nicht nur schneller, sondern
auch genauer.
[0053] Wie man anhand der Beschreibung der bevorzugten Ausführungsform und verschiedener
tatsächlichen Messungen der Einbringparameter und der Reaktion der Fundamente aufgrund
Belastungen verstehen kann, gibt es viele komplexe Zusammenhänge zwischen einer grossen
Anzahl an Parametern. Diese Zusammenhänge erlauben ja wie ausgeführt auch Vorhersagen
zum Lastabtragverhalten der Fundamente. Darum ist es natürlich vorteilhaft, wenn das
erfindungsgemässe Verfahren mittels Computer implementiert wird. Die komplexen Zusammenhänge
zwischen Einbringparameter, Fundamentreaktion, Belastungszeiten, Baugrundcharakterisierung
usw. können somit in klugen Algorithmen verfasst werden. Mit einer Computer-Implementierung,
vorzugsweise mit der Benutzung von Verfahren der künstlichen Intelligenz, kann das
Prüfverfahren schneller und präziser durchgeführt werden.
[0054] Zum Schluss sei nochmals darauf hingewiesen, dass die hier beispielhaft beschriebene
Ausführungsform nur eine Realisierungsmöglichkeit der erfindungsgemässen Ideen darstellt
und keinesfalls als limitierend angesehen werden soll. Der Fachmann wird verstehen,
dass noch andere Implementierungen der Erfindung und weitere Elemente möglich sind,
ohne dass die wesentlichen Merkmale der Erfindung vernachlässigt werden.
1. Verfahren zur Tragfähigkeitsprüfung eines Fundaments umfassend die folgenden Schritte:
a. Einbringen des Fundaments in den Boden und Ermittlung von Einbringparametern,
b. Ermittlung einer ersten Last und einer ersten Belastungszeit,
c. Belastung des Fundaments mit der ersten Last,
d. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament aufgrund der ersten
Last erfährt,
e. Aufrechterhaltung der Belastung mit der ersten Last während der ersten Belastungszeit
oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist,
f. Belastung des Fundaments mit einer zweiten Last, welche um ein Inkrement grösser
als die erste Last ist,
g. Kontinuierliche Aufzeichnung der Reaktion, welche das Fundament aufgrund der zweiten
Last erfährt,
h. Aufrechterhaltung der Belastung mit der zweiten Last während einer zweiten Belastungszeit
oder bis eine vorbestimmte Reaktion erreicht ist, und
i. Wiederholung der Schritte f bis h bis die aufgezeichnete Reaktion gleich wie oder
grösser als ein Reaktionsgrenzwert ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Last aufgrund der gemessenen Einbringparametern und/oder einem vorbestimmten
Lastabtrag bestimmt wird, und
dass die Inkremente und die Belastungszeiten aufgrund der aufgezeichneten Reaktion, welche
das Fundament aufgrund der vorherigen Last erfahren hat, bestimmt werden.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vor einem Verfahrensschritt, bei welchem die Last durch ein Inkrement erhöht wird,
ein zusätzlicher Verfahrensschritt durchgeführt wird, bei welchem die Last auf dem
Fundament reduziert wird.
3. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Fundament ein Schraubfundament ist.
4. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter das Eindrehmoment und den Eindrehweg umfassen.
5. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter die Eindrehgeschwindigkeit umfassen.
6. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter den Eindrehmomentmaximalwert und/oder den Eindrehmomentendwert
umfassen.
7. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einbringparameter den Betrag des Eindrehmoment-Weg-Kurve-Integrals umfassen.
8. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Belastungen dynamisch und/oder statnamisch sind.
9. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich
aufgrund der Fundament-Bauform bestimmt werden.
10. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich
aufgrund der zu tragenden Last bestimmt werden.
11. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Last, die Belastungszeiten, die Inkremente und der Reaktionsgrenzwert zusätzlich
aufgrund vorhergehender Bodenbeurteilungen bestimmt werden.
12. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die aufgezeichnete Reaktion die Verschiebungsgeschwindigkeit des Fundaments, den
Verschiebungsweg des Fundaments, die Verschiebungsrichtung des Fundaments und/oder
den Kriechfaktor umfasst.
13. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Reaktionsgrenzwert einer Verschiebungsrichtung, einer Verschiebungsgeschwindigkeit,
einem Verschiebungsweg, einem Kriechfaktor, einer Last oder einer Kombination davon
entspricht.
14. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Reaktionsgrenzwert aufgrund der Einbringparameter ermittelt wird.
15. Verfahren gemäss einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren computerimplementiert ist.