[0001] Die Erfindung betrifft eine Werkstoffplatte gemäß Anspruch 11 und ein Verfahren zum
nachträglichen Verändern einer verwendungsfertigen dekorativen Oberfläche gemäß Anspruch
1.
[0002] Dekorative Oberflächen sind beispielsweise aus der Holzwerkstoffindustrie bekannt.
Dort werden Holzwerkstoffplatten mit einem Farbdekor versehen, auf das anschließend
eine entsprechende Schutzschicht zum Schutz des Farbdekors aufgetragen wird. Anschließend
kann die dekorative Oberfläche zusätzlich eine Oberflächenstruktur erhalten.
[0003] Die Oberflächenstrukturen werden beispielsweise mit Hilfe von Prägeblechen in die
Schutzschicht, gegebenenfalls auch bis in die Farbdekorschicht, eingeprägt. Dabei
können an verschiedenen Abschnitten auch unterschiedliche Glanzgrade auf der Oberfläche
erzeugt werden.
[0004] Ein wesentlicher Nachteil der erzeugten Oberflächenstrukturen ist, dass die optische
Wirkung der Strukturen von der Farbe des Dekorpapiers und der Tiefe der jeweiligen
Strukturen auf dem Pressblech abhängig ist.
[0005] Aus dem Stand der Technik bekannte Möglichkeiten zur Veränderung der Optik der Oberfläche
wie beispielsweise das Auftragen von Lacken, Beizen oder das Überkleben von Oberflächenabschnitten
führen entweder ebenfalls zu Einschränkungen der mechanischen und technischen Eigenschaften
oder können nicht strukturbezogen durchgeführt werden, sondern sind zumeist vollflächig
deckend auf der Oberfläche angeordnet.
[0006] Aus der
EP 1628 839 B1 ist ein Verfahren zum Herstellen einer antik aussehenden Oberfläche bekannt, bei
dem in die Vertiefungen eines Strukturdekores Farbstoffe eingetragen und ausgehärtet
werden. Eine ähnliche optische Ausgestaltung ist aus der
JP 2005 307582 A bekannt, bei der in die Vertiefungen einer strukturierte Folie Farbstoff eingetragen
und eine überschüssige Menge wieder abgezogen wird. Die
GB 2 054 458 A offenbart dagegen eine farbliche Akzentuierung der Vertiefungen eines Strukturdekores
durch Prägeplatten, die beim Herstellen des Strukturdekores Farbstoff in die Vertiefungen
einbringen. Allgemein das Herstellen von strukturierten verwendungsfertigen Oberfläche
wird in der
DE 203 00 412 U1 und der
EP 2 105 320 A1 offenbart.
[0007] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum nachträglichen
Verändern einer für die Verwendung fertigen dekorativen Oberfläche bereitzustellen,
mit dem die Strukturen optisch verändert werden können, ohne einen Eingriff in die
mechanische oder strukturelle Festigkeit der dekorativen Oberfläche durchzuführen.
Ferner liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine entsprechend hergestellte Werkstoffplatte
mit nachträglich veränderter dekorativer Oberfläche bereitzustellen.
[0008] Die Erfindung löst die Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und einer Werkstoffplatte mit den Merkmalen des Anspruchs 11. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0009] Erfindungsgemäß wird bei dem Verfahren zum nachträglichen Verändern einer verwendungsfertigen
dekorativen Oberfläche eine Werkstoffplatte mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht,
die ein erstes Farbdekor und eine Schutzschicht mit einer strukturierten Oberfläche
umfasst, bereitgestellt, ein zweites Farbdekor auf die Schutzschicht aufgetragen und
ungleichmäßig verteilt.
[0010] Das Verfahren ermöglicht auf besonders einfache Weise eine nachträgliche Veränderung
der Optik der an sich dekorativen Oberfläche der Dekorschicht. Dabei werden insbesondere
die Strukturen der Dekorschicht durch den ungleichmäßigen Auftrag der zweiten Farbdekorschicht
hervorgehoben, wodurch die Optik der fertigen Dekorschicht umfassend verändert werden
kann.
[0011] Werkstoffplatten weisen insbesondere eine Trägerplatte auf, die bspw. Holzwerkstoff,
insbesondere eine Spanplatte, Faserplatte, zementgebundene Holzfaserplatte, Wood-Plastik-Composite
(WPC), Schichtstoff (bspw. HPL, CPL, Vollkern aus Kunstharz und Papier zur weiteren
Beschichtung), Mineralfaser, die insbesondere mit einem Kunstharz oder einem mineralischen
Bindemittel gebunden sind, o.ä. umfasst.
[0012] Insbesondere werden die Werkstoffplatten als Fußbodenbeläge, Wandbeläge, Deckenbeläge
oder Möbelplatten verwendet.
[0013] Die Dekorschicht ist Teil der Werkstoffplatte und bspw. mit der Trägerplatte verbunden.
Die Dekorschicht umfasst die dekorative Oberfläche. Die dekorative Oberfläche ist
eine in ihrer vorgesehenen Verwendungssituation sichtbare Oberfläche, die ein mindestens
einfarbiges erstes Farbdekor, insbesondere jedoch ein mehrfarbiges Farbdekor zeigt.
Die Dekorschicht weist somit ein erstes Farbdekor und eine Schutzschicht auf. Das
erste Farbdekor wie auch die Schutzschicht können mehrschichtig ausgebildet sein.
Das erste Farbdekor kann bspw. ein Holzdekor, Fliesendekor, Fantasiedekor o.ä. zeigen.
[0014] Die Schutzschicht kann insbesondere eine zumindest weitestgehend transparente, separat
ausgebildete Schicht, wie bspw. ein Lack, Overlay mit Kunstharz, wie Melaminharz o.ä.
sein, die insbesondere vollflächig auf dem Farbdekor angeordnet ist und dieses vor
äußeren Einflüssen schützt. Gerade bei Oberflächen, die bei ihrer späteren Verwendung
keinen hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt sind, kann die Schutzschicht bspw.
auch durch das Kunstharz gebildet sein, mit dem das Dekorpapier des Farbdekores getränkt
wurde, die Schutzschicht kann als integraler Bestandteil des Farbdekores ausgebildet
sein.
[0015] Für die Strukturierung der dekorativen Oberfläche weist die Schutzschicht eine 3D
Struktur, d.h. ausgehend von einer mittleren Ebene sich aus der Ebene erstreckende
Erhebungen und in die Ebene erstreckende Vertiefungen auf, die ggf. bis in das erste
Farbdekor hineinreichen. Die Struktur kann eingeprägt sein. Die 3D-Struktur ergänzend
oder alternativ kann die Strukturierung der Oberfläche bspw. durch eine abschnittsweise
auf die Schutzschicht aufgetragene weitere Schicht, wie bspw. einem transparenten
Lack oder einem transparenten Kunstharz, ausgebildet sein, wobei sich hieraus letztlich
auch eine 3D-Struktur ergibt.
[0016] Die Strukturierung kann bspw. bei einem ein Holz darstellenden Farbdekor synchron
zu den dargestellten Holzporen oder bei einem Fliesendekor synchron zu den Fugen ausgebildet
sein.
[0017] Unter "verwendungsfertig" wird verstanden, dass die dekorative Oberfläche der Werkstoffplatte
in ihrer Oberflächenausbildung für ihren Einsatzzweck fertig erstellt ist. D.h., an
der dekorativen Oberfläche erfolgt üblicherweise kein die Dekorschicht verändernder
Eingriff mehr. Die Werkstoffplatten mit verwendungsfertiger dekorativer Oberfläche
können jedoch bspw. noch maßlich angepasst werden. Auch können noch Profilierungen
an den Seitenkanten angeordnet werden. So sind besonders vorteilhaft korrespondierende
Verrieglungsprofile vorgesehen, die eine leimlose Verriegelung von zwei Werkstoffplatten
miteinander ermöglichen und bspw. einen Höhenversatz und das Auftreten eines Spaltes
zwischen zwei miteinander verriegelten Werkstoffplatten verhindern.
[0018] Werkstoffplatten mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht sind bspw. Holzwerkstoffplatten
mit einer verpressten und strukturierten Schichtstoffoberfläche, wie bspw. einem High
Pressure Laminate (HPL) oder einem Continuous Pressure Laminate (CPL), oder als "direct
pressed laminate" hergestellte Laminate (DPL) mit Holzwerkstoffplatten oder einer
Trägerplatte aus einem anderen Material. Auch Trägerplatten mit einer bereits endlackierten
strukturierten dekorativen Oberfläche aus Lack, die bspw. auf einer Holzwerkstoffplatte
angeordnet sein kann, können als Werkstoffplatten mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht
ausgebildet sein. Als Trägerplatte der Werkstoffplatten werden somit bspw. Holzwerkstoffplatten
wie Faserplatten, vorzugsweise MDF (Medium Density Fiberboard), HDF (High Density
Fiberboard) oder CDF (Compact Density Fiberboard) oder Spanplatten eingesetzt.
[0019] Genauso können Werkstoffplatten aus WPC mit einer strukturierten endgültigen Oberfläche
als verwendungsfertig angesehen werden, wobei das erste Farbdekor oder Teile des ersten
Farbdekores zumeist aus der Grundfarbe des WPC-Materials, d.h., der Kunststoffmatrix
und den Holzpartikeln bzw. Papierpartikeln o.ä. gebildet wird. Auch reine Schichtstoffplatten,
wie HPL, CPL u. ä., die eine oder mehrere Lagen eines Trägerpapieres, ein entsprechendes
erstes Farbdekor, eine Schutzschicht und bereits eine strukturierte Oberfläche aufweisen,
können als verwendungsfertig angesehen werden. Dementsprechend können bspw. Vollkerne
aus mehreren miteinander verpressten kunstharzgetränkten Papieren, die mit einer Dekorschicht
beschichtet werden können, ebenfalls als Trägerplatte für die Werkstoffplatte angesehen
werden.
[0020] Letztlich können als Trägerplatte für die Werkstoffplatte auch bspw. Faserzementplatten
oder glasfaserverstärkte Kunststoffplatten eingesetzt werden. Diese können bspw. wie
Holzwerkstoffplatten oder Vollkerne mit einer Schichtstoffoberfläche, im DPL Verfahren
mit kunstharzgetränkten Papieren oder mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht auf
Grundlage einer Lackbeschichtung beschichtet werden. Auch kann die verwendungsfertige
Dekorschicht bspw. ähnlich WPC-Platten, zumindest teilweise aus dem Material der Faserzementplatten
oder der glasfaserverstärkten Kunststoffplatten selbst gebildet werden.
[0021] Unter dem nachträglichen Verändern wird verstanden, dass eine Werkstoffplatte mit
einer für ihren Einsatzzweck fertiggestellten dekorativen Oberfläche durch ein zweites
Farbdekor angepasst wird. Die Anordnung des zweiten Farbdekors erfolgt somit auch
bereits nach dem vollständigen Aushärten der Schutzschicht. Es erfolgt kein Nass-in-Nass
Auftrag.
[0022] Das zweite Farbdekor wird dementsprechend über auf die Schutzschicht aufgetragene
Farbpartikel gebildet. Dabei kann das zweite Farbdekor beispielsweise einfarbig ausgebildet
werden. Es können aber auch Farbpartikel mit unterschiedlicher Farbgebung gegebenenfalls
auch in mehreren Arbeitsschritten angeordnet werden. Insbesondere ist die Farbe des
zweiten Farbdekors kontrastierend zum ersten Farbdekor ausgebildet.
[0023] Unter dem Auftragen des zweiten Farbdekors wird verstanden, dass die das zweite Farbdekor
ausbildenden Partikel auf die Schutzschicht aufgebracht werden. Das kann mittels bekannter
Verfahren und Vorrichtungen zum Aufbringen von festen pulverförmigen Partikeln oder
auch durch Verfahren und Vorrichtungen zum Aufbringen von entsprechend pigmentierten
flüssigen Oberflächenbeschichtungen erfolgen. Insbesondere kann das zweite Farbdekor
somit aufgesprüht, aufgewalzt oder aufgestreut werden.
[0024] Die ungleichmäßige Verteilung der Partikel erfolgt dabei unterschiedlich. Bei festen
pulverförmigen Partikeln kann nach dem Aufbringen bspw. einer weitestgehend gleichmäßigen
Schichtdicke ein Entfernen der überschüssigen pulverförmigen Partikel erfolgen. Dabei
werden diese ungleichmäßig entfernt, woraus eine ungleichmäßige Verteilung der auf
der Oberfläche verbleibenden Partikel resultiert.
[0025] Bei flüssig aufgetragenen Oberflächenbeschichtungen kann die ungleichmäßige Verteilung
entweder ebenfalls nach dem Auftragen oder auch direkt beim Auftragen der flüssigen
Beschichtung erfolgen.
[0026] Zum Auftragen des zweiten Farbdekores und/oder zum Herstellen der ungleichmäßigen
Verteilung können verschiedene Verfahren oder Zwischenschritte durchgeführt werden.
So können die pulverförmigen Farbpartikel bzw. die flüssige Oberflächenbeschichtung
zum Auftragen bspw. aufgesprüht, gestreut, verrieben, eingebürstet, einmassiert, eingedrückt
oder eingesprüht (in die Strukturen) werden, wodurch zwei Arbeitsschritte, nämlich
das Auftragen und das ungleichmäßige Verteilen, bspw. gleichzeitig durchgeführt werden
können.
[0027] Selbstverständlich können Verfahrensschritte wie Verreiben, Einbürsten, Einmassieren
Eindrücken, Einsprühen usw. auch nur zum ungleichmäßigen Verteilen durchgeführt werden.
D. h., das zweite Farbdekor wird aufgetragen, bspw. aufgesprüht, aufgestreut oder
durch Rieseln aufgebracht und anschließend entsprechend verrieben, eingebürstet, einmassiert,
eingedrückt usw.
[0028] Eine ungleichmäßige Verteilung kann bei einem zweiten Farbdekor, das magnetische
oder ferromagnetische Partikel enthält, bspw. auch über eine elektromagnetische Verteilung
durchgeführt werden.
[0029] Unter "ungleichmäßig" wird im Zusammenhang mit der Erfindung verstanden, dass sichtbare
optische Effekte erzeugt werden, insbesondere weist das zweite Farbdekor über die
Oberfläche unterschiedliche Farbstärken (dunkel-hell) auf. Dies resultiert daraus,
dass die nach der Verteilung verbleibende Auftragsmenge des zweiten Farbdekors zwischen
einzelnen Abschnitten der Oberfläche unterschiedlich ist. Das zweite Farbdekor kann
insbesondere einfarbig oder zumindest weitestgehend einfarbig ausgebildet sein. So
können Farbpartikel für das zweite Farbdekor beispielsweise alle die gleiche Farbe
aufweisen oder ein Gemisch von Farbpartikeln mit ähnlicher Farbe sein. So kann insbesondere
durch die verbleibende Auftragsmenge eine entsprechende Steuerung der Farbstärke,
d. h. des Helligkeitsgrades erfolgen. Letztlich bedeutet dies, dass nach dem Auftragen
und der Verteilung der Farbpartikel des zweiten Farbdekors die dekorative Oberfläche
Abschnitte mit einer maximalen Menge an Farbpartikeln, Abschnitte mit einer minimalen
Menge an Farbpartikeln und Abschnitte mit einer Menge an Farbpartikeln, die zwischen
der maximalen und minimalen Menge liegen aufweist. Insbesondere ist das zweite Farbdekor
über die gesamte Oberfläche angeordnet, sodass nach dem Verteilen bevorzugt keine
Abschnitte ohne Farbpartikel vorhanden sind, wobei dies selbstverständlich als dekorative
Variante möglich ist.
[0030] Erfindungsgemäß weist die strukturierte Oberfläche Erhebungen und Vertiefungen auf
und das zweite Farbdekor wird im Bereich der Erhebungen und der Vertiefungen angeordnet.
[0031] Die strukturierte Oberfläche, insbesondere die Schutzschicht, weist dabei eine mittlere
Ebene auf, aus der sich die Erhebungen von dem ersten Farbdekor weg nach außen erstrecken
bzw. von der sich die Vertiefungen in Richtung des ersten Farbdekors ggf. bis in das
erste Farbdekor nach innen erstrecken. Durch eine abschnittsweise Anordnung des zweiten
Farbdekors im Bereich der Erhebungen und im Bereich der Vertiefungen werden die dadurch
erzeugten Strukturen besonders hervorgehoben. Der optische Eindruck wird dahingehend
verändert, dass der Betrachter die Strukturierung der Oberfläche deutlich verstärkt
wahrnehmen kann.
[0032] Grundsätzlich kann auf der gesamten Oberfläche, das heißt sowohl auf den Erhebungen,
den Vertiefungen als auch im Bereich der mittleren Ebene das zweite Farbdekor angeordnet
werden. Dabei wird jedoch die verbleibende Menge abschnittsweise variiert. Eine besondere
Verbesserung der Wahrnehmung der Strukturen wird erfindungsgemäß dadurch erreicht,
dass im Bereich der Erhebungen und im Bereich der Vertiefungen eine größere Menge
der das zweite Farbdekor erzeugenden Partikel angeordnet sind, als in den dazwischenliegenden
mittleren Ebenen.
[0033] Wie bereits angedeutet gibt es verschiedene Möglichkeiten das zweite Farbdekor zu
erzeugen. Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass zum Erzeugen
des zweiten Farbdekors Farbpartikel in Pulverform auf die strukturierte Oberfläche
aufgetragen und anschließend überschüssige Farbpartikel entfernt werden.
[0034] Das Auftragen der Farbpartikel kann dabei weitestgehend gleichmäßig auf die strukturierte
Oberfläche erfolgen. Dies kann beispielsweise mittels einer Sprüh- und/oder Streuvorrichtung
durchgeführt werden. Die ungleichmäßige Verteilung wird anschließend durch das Entfernen
von überschüssigen Farbpartikeln durchgeführt. Hierfür können die Farbpartikel beispielsweise
abgesaugt oder abgeblasen werden.
[0035] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist jedoch vorgesehen, dass die Farbpartikel
abgebürstet werden. Das Abbürsten erfolgt dabei insbesondere mittels einer Rundbürste.
Die Bürste, welcher Ausformung auch immer, wird insbesondere mit geringem Druck über
die Oberfläche bewegt, sodass gerade im Bereich von Vertiefungen die vorliegenden
Farbpartikel nur in einem geringen Maße abgebürstet werden.
[0036] Um zudem die Verteilung von pulverförmigen Farbpartikeln im Bereich von Erhöhungen
zu verbessern, erfolgt das Abbürsten der Farbpartikel insbesondere nur in eine Richtung
über die Fläche. Hierdurch werden die Farbpartikel mittels der Bürste im Bereich von
Erhebungen an eine der Bewegungsrichtung der Bürste entgegengesetzten Flanke einer
Erhebung angedrückt bzw. auf der in Bewegungsrichtung der Bürste zeigenden Flanke
der Erhebung gar nicht oder nur in einem geringen Maße abgebürstet. Die Verteilungsmenge
der Farbpartikel im Bereich der Erhebungen kann somit gegenüber der mittleren Ebene
bzw. den Abschnitten, die keine Strukturierung aufweisen, sondern eben ausgeführt
sind, deutlich erhöht werden.
[0037] Grundsätzlich wäre es möglich, dass die pulverförmigen Farbpigmente beispielsweise
mittels einer Wärmebehandlung auf der Schutzschicht fixiert werden. Besonders bevorzugt
wird jedoch eine Fixierschicht auf dem zweiten Farbdekor und somit auch oberhalb der
Schutzschicht angeordnet. Die Fixierschicht kann beispielsweise als Lackschicht ausgebildet
sein und beispielsweise auch mehrschichtig aufgetragen werden. Die fixierende Schicht
wird dabei insbesondere besonders dünn bevorzugt im Bereich von 0,5 g/m
2 bis 100 g/m
2, vorzugsweise im Bereich von 5 g/m
2 bis 50 g/m
2 aufgetragen. Die Fixierschicht kann dabei auch als Schutzschicht für das zweite Farbdekor
ausgebildet sein. Die Fixierschicht ist vorzugsweise vollständig transparent ausgebildet.
[0038] Alternativ zum Auftragen von pulverförmigen Farbpartikeln wird nach einer Weiterbildung
der Erfindung eine pigmentiert flüssige Oberflächenbeschichtung auf die strukturierte
Oberfläche aufgetragen, um das zweite Farbdekor zu erzeugen. D. h., die die Farbe
des Farbdekors bildenden Farbpartikel liegen als Pigmente in einer Flüssigkeit vor
und werden gemeinsam mit dieser auf die strukturierte Oberfläche aufgetragen.
[0039] Die flüssige Oberflächenbeschichtung kann beispielsweise als pigmentierter flüssiger
Lack ausgebildet sein. Diese Oberflächenbeschichtung kann vollflächig, beispielsweise
besonders dünn aber auch abschnittsweise aufgetragen werden. Grundsätzlich kann das
Auftragen mit üblichen Auftragsvorrichtungen erfolgen. So könnten beispielsweise mittels
einer Sprühvorrichtung abschnittsweise unterschiedliche Mengen an flüssigem Beschichtungsmittel
aufgetragen werden. Nach dem Auftragen und der gegebenenfalls nachfolgenden Verteilung
wird die flüssige Oberflächenbeschichtung ausgehärtet. Dies kann beispielsweise mittels
UV-Licht oder auch mittels Elektronenstrahlhärtung erfolgen. Selbstverständlich kann
auch auf das als pigmentierte flüssige Oberflächenbeschichtung aufgetragene und ausgehärtete
zweite Farbdekor eine Fixierschicht bzw. eine weitere Schutzschicht aufgetragen werden.
Diese ist insbesondere aus dem gleichem Material wie das zweite Farbdekor, bspw. einem
Lack und vorzugsweise vollständig transparent ausgebildet.
[0040] Die pigmentierte flüssige Oberflächenbeschichtung wird im Weiteren auch als eine
Farbpartikel enthaltende flüssige Oberflächenbeschichtung beschrieben.
[0041] Sowohl die pulverförmig ausgebildeten Farbpartikel als auch die in dem flüssigen
Beschichtungsmittel vorliegenden Farbpartikel (pigmentiertes flüssiges Beschichtungsmittel)
können sowohl auf eine verwendungsfertige dekorative Oberfläche mit einer Schutzschicht
aus Kunstharz als auch auf eine Schutzschicht aus Lack aufgetragen werden. Um die
Haftfähigkeit zu verbessern, kann vor dem Auftragen des zweiten Farbdekores bspw.
noch ein Haftvermittler, Primer o.ä. auf die verwendungsfertige Dekorschicht aufgetragen
werden.
[0042] Besonders bevorzugt erfolgt das Auftragen der zweiten Farbdekorschicht, insbesondere
einer als flüssiges Beschichtungsmittel ausgebildeten zweiten Farbdekorschicht, mittels
einer Auftragswalze. Dabei kann die Walze derart geführt werden, dass im Bereich von
Erhebungen ein größerer Anpressdruck auf die Walze erzeugt wird, aufgrund dessen auch
eine größere Menge des flüssigen Beschichtungsmittels von der Auftragswalze auf die
Erhebung übertragen wird. Dementsprechend kann im Bereich der mittleren Ebene bzw.
von Vertiefungen eine geringe Auftragsmenge von der Walze übertragen werden. Auch
ist es beispielsweise möglich, über die Einstellung der Viskosität des flüssigen Beschichtungsmittels
ein Verlaufen des aufgetragenen Beschichtungsmittels zu erzeugen, sodass sich im Bereich
von Vertiefungen eine größere Menge an Beschichtungsmitteln sammelt als beispielsweise
im Bereich von Erhebungen.
[0043] Alternativ oder ergänzend wird nach einer Weiterbildung der Erfindung die Auftragsmenge
sowohl des Farbpartikel enthaltenden, flüssigen Beschichtungsmittels als auch der
pulverförmigen Farbpartikel über die Ausgestaltung der Schutzschicht auf dem ersten
Farbdekor gesteuert.
[0044] Hierfür ist nach einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass die strukturierte
Oberfläche Abschnitte mit hoher und niedriger Rauheit aufweist und die ungleichmäßige
Verteilung des zweiten Farbdekors derart erfolgt, dass an Abschnitten mit höherer
Rauheit eine größere Menge an Farbpartikeln (pulverförmig oder in Form des pigmentierten
flüssigen Beschichtungsmittels) angeordnet wird als an Abschnitten mit einer demgegenüber
geringeren Rauheit, die demgegenüber glatter sind. Über die Rauheit einzelner Abschnitte
kann somit gesteuert werden, in welchem Maße die jeweiligen Abschnitte die aufgetragenen
Farbpartikel aufnehmen bzw. wie gut die aufgetragenen Farbpartikel an den jeweiligen
Abschnitten haften. Anzumerken ist, dass die Rauheit insbesondere im Bereich von Mikrostrukturen
betrachtet wird. Darunter wird verstanden, dass bspw. die Mikroporosität der Oberfläche
angepasst wird. So kann die Oberfläche einer Erhebung, einer Vertiefung und/oder einer
mittleren Ebene beispielsweise abschnittsweise oder auch vollständig Mikroporen aufweisen
oder auch abschnittsweise hochverdichtet sein (weniger bis keine Mikroporen). Selbstverständlich
können bspw. auch aneinandergrenzende Erhebungen, Vertiefungen und/oder mittlere Ebenen
hochverdichtet oder mit Mikroporen versehen sein. An hoch verdichteten Abschnitten
bleiben weniger Farbpartikel haften als an den weniger verdichteten Oberflächenabschnitten,
die beispielsweise demgegenüber mehr Mikroporen aufweisen.
[0045] Alternativ oder ergänzend zur Steuerung über die Rauheit einzelner Abschnitte kann
noch eine Steuerung über den Glanzgrad der einzelnen Abschnitte erfolgen. So ist nach
einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass die strukturierte Oberfläche Abschnitte
mit unterschiedlichen Glanzgraden aufweist, wobei das zweite Farbdekor an Abschnitten
mit einem niedrigeren Glanzgrad mit einer größeren Menge aufgetragen ist als an Abschnitten,
die demgegenüber einen höheren Glanzgrad aufweisen.
[0046] Die Bestimmung des Glanzgrades der dekorativen Oberflächen bzw. der einzelnen Abschnitte,
die beispielsweise als Lackoberflächen oder Kunstharzoberflächen ausgebildet sind,
kann nach DIN EN ISO 2813 erfolgen. Bei der erfinderischen Ausführung ist für die
ungleichmäßige Verteilung jedoch nicht der absolute Glanzgrad der jeweiligen Abschnitte
entscheidend, sondern der Glanzgradunterschied zwischen zwei bzw. mehreren Abschnitten
und der damit verbundene Unterschied in der Auftragsmenge.
[0047] Die für das zweite Farbdekor verwendeten Farbpartikel sind nach einer Weiterbildung
der Erfindung Partikel aus Grafit, Kohle, ferromagnetischen Teilchen, Iriodine oder
Kaolin oder einem Gemisch aus mindestens zwei der vorgenannten Partikel, die als pulverförmige
Partikel oder als Partikel (Pigmente) in einer flüssigen Oberflächenbeschichtung verwendet
werden.
[0048] Weiter wird die Aufgabe der Erfindung gelöst durch eine Werkstoffplatte (Möbel- und
Verkleidungsplatte) umfassend eine verwendungsfertige dekorative Oberfläche mit einer
Dekorschicht, die ein erstes Farbdekor, eine Schutzschicht und eine strukturierte
Oberfläche aufweist, wobei auf der Schutzschicht ein ungleichmäßig verteiltes, zweites
Farbdekor angeordnet ist.
[0049] Die erfinderische Werkstoffplatte ermöglicht eine besonders einfache und umfassende
Umgestaltung der Oberfläche und dabei insbesondere das Herausheben der Strukturen,
wodurch die umfassende optische Umgestaltung bewirkt werden kann.
[0050] Die Werkstoffplatte kann insbesondere eine als Trägerplatte ausgebildete Holzwerkstoffplatte,
wie eine Spanplatte, Faserplatte, OSB-Platte umfassen. Dabei ist die jeweilige Trägerplatte
mit der dekorativen Oberfläche versehen. Die dekorative Oberfläche wird dabei über
eine Dekorschicht gebildet, die zumindest ein erstes Farbdekor und eine Schutzschicht
und eine Strukturierung der Oberfläche, insbesondere der Schutzschicht umfasst. Das
zweite Farbdekor ist ausgehend von dem ersten Farbdekor oberhalb bzw. auf der Schutzschicht
aufgetragen.
[0051] Dabei ist die ungleiche Verteilung des zweiten Farbdekors an die Strukturierung angepasst.
Die Strukturierung umfasst Erhebungen und Vertiefungen. Ergänzend ist es möglich,
die Strukturierung beispielsweise über Abschnitte der Oberfläche, die eine unterschiedliche
Rauheit aufweisen und/oder über Abschnitte der Oberfläche, die unterschiedliche Glanzgrade
aufweisen, auszubilden.
[0052] Zum Erzeugen der Farbe des Farbdekors enthält das zweite Farbdekor Farbpartikel bzw.
besteht aus Farbpartikeln. Besonders bevorzugt ist das zweite Farbdekor einfarbig
oder zumindest weitestgehend einfarbig ausgebildet, d. h., die im zweiten Farbdekor
enthaltenen Partikel weisen alle die gleiche bzw. weitestgehend gleiche Farbe auf.
Dies erleichtert den Auftrag des zweiten Farbdekors erheblich und bewirkt bereits
eine deutliche Veränderung der Gesamtansicht der dekorativen Oberfläche. Durch die
ungleichmäßige Verteilung des zweiten Farbdekors entstehen bei einfarbigen oder zumindest
weitestgehend einfarbigen Farbdekoren Abschnitte mit unterschiedlicher Farbstärke.
D. h., Abschnitte mit weniger Farbpartikeln wirken deutlich heller, bspw. wie ein
transparenter Farbschleier, gegenüber Abschnitten mit einer größeren Menge an Farbpartikeln.
Dabei wird für das zweite Farbdekor insbesondere ein dunkles Pigment verwendet.
[0053] Die Werkstoffplatte ist insbesondere eine Möbelplatte und/oder eine Verkleidungsplatte,
die als Wand-, Decken- und/oder Fußbodenbelag eingesetzt werden kann.
[0054] Im Weiteren wird die Erfindung anhand von nicht-erfindungsgemäßen Beispielen näher
erläutert.
Beispiel 1
[0055] Zum nachträglichen Verändern einer dekorativen Oberfläche wird zuerst eine Werkstoffplatte
mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht bereitgestellt. Die Werkstoffplatte weist
eine Trägerplatte, hier eine Holzwerkstoffplatte, die als Faserplatte ausgebildet
ist, auf. Als Faserplatte wird insbesondere eine MDF-Platte, HDF-Platte oder CDF-Platte
verwendet. Alternativ kann als Trägerplatte auch eine Spanplatte, eine Faserzementplatte,
eine glasfaserverstärkte Kunststoffplatte oder Vollkern verwendet werden.
[0056] Auf die Trägerplatte ist eine DPL-Dekorschicht angeordnet. Diese wurde unter Einwirkung
von Druck und Wärme mit der Trägerplatte in einer Presse zusammengepresst. Die DPL-Dekorschicht
weist neben verschiedenen Trägerpapieren auch ein erstes Farbdekor auf, das in diesem
Fall ein Holzdekor zeigt. Auf dem ersten Farbdekor ist ein kunstharzgetränktes Overlay
als Schutzschicht angeordnet. Beim Verpressen der DPL-Dekorschicht mit der Trägerplatte
wurde eine 3-D Struktur in die Schutzschicht mittels einer Prägevorrichtung eingeprägt.
Zudem wurden beim Verpressen Glanzporen auf der Schutzschicht, d.h. auf der Oberfläche
des DPL erzeugt. Diese sind insbesondere im Bereich der Erhebungen der 3-D Struktur
angeordnet. Die erzeugte dekorative Oberfläche ist verwendungsfertig.
[0057] Zur Veränderung der Optik, insbesondere zum Hervorheben der eingeprägten Strukturen,
werden Farbpartikel, hier Grafitpartikel in Pulverform, auf die strukturierte Oberfläche
der Schutzschicht aufgetragen. Anschließend werden die Grafitpartikel teilweise von
der Oberfläche entfernt, in diesem Fall mit einer Rundbürste abgebürstet. Die sich
drehende Rundbürste wird in einer Bewegungsrichtung über die Werkstoffplatte geführt.
Dabei verbleiben unterschiedliche Mengen an Grafitpartikeln an den einzelnen Abschnitten
der strukturierten Oberfläche. Während im Bereich der größten Vertiefungen eine besonders
große Menge an Grafitpartikeln eingebürstet wird und somit dort verbleibt, ist die
verbleibende Menge in weniger tief strukturierten Bereichen deutlich geringer. Davon
unabhängig ist die verbleibende Menge an Farbpartikeln (Grafitstaub) im Bereich der
matten Abschnitte höher als im Bereich der Glanzporen. Hierdurch entsteht eine ungleichmäßige
Verteilung der Grafitpartikel auf der Schutzschicht. Zur Fixierung der Grafitpartikel
wird anschließend eine besonders dünne Lackschicht, die die gesamte dekorative Oberfläche
der Werkstoffplatte und somit auch die Grafitpartikel überdeckt, aufgetragen und mittels
UV-Licht ausgehärtet. Alternativ können beispielsweise auch andere pulverförmige Pigmente
aufgetragen werden. Auch könnte ein Lack, der mittels Elektronenstrahlhärtung ausgehärtet
wird, als Fixierschicht aufgetragen werden.
[0058] Eine derart hergestellte Werkstoffplatte kann für die Weiterverarbeitung beispielsweise
aufgetrennt werden. Anschließend können korrespondierende Verriegelungsprofile an
die Seitenkanten angeordnet werden, sodass Paneele entstehen. Die korrespondierenden
Verriegelungsprofile können als leimlose Verriegelungsprofile ausgebildet sein, die
sowohl einen Höhenversatz der miteinander verbundenen Paneele als auch eine Spaltbildung
zwischen den verbundenen Paneelen verhindern. Alternativ kann das Auftrennen bzw.
das Herstellen von Paneelen mit dem Anordnen der korrespondierenden Verriegelungsprofile
auch vor der nachträglichen Bearbeitung erfolgen.
Beispiel 2
[0059] Eine Werkstoffplatte mit einer dekorativen Oberfläche wird bereitgestellt. Die Werkstoffplatte
weist eine Trägerplatte aus Holzwerkstoff, in diesem Fall eine Faserplatte auf. Auf
die Faserplatte wurde ein erstes Farbdekor aufgetragen. Das Farbdekor wurde in mehreren
dünnen Schichten erzeugt und zeigt ein Holzdekor. Auf das Farbdekor wurde eine transparente
Schutzschicht aus Lack aufgetragen. Auf die transparente Schutzschicht wiederum wurden
in Bereichen, in der das Farbdekor Poren des Holzes zeigt, Glanzporen aufgetragen.
Die Glanzporen bestehen ebenfalls aus einem Lack, der gegenüber der transparenten
Schutzschicht einen höheren Glanzgrad aufweist, jedoch -wie beschrieben- nur auf einzelnen
Abschnitten der Oberfläche aufgetragen wurde. Die dekorative Oberfläche ist verwendungsfertig.
[0060] Zur Veränderung der Optik der dekorativen Oberfläche wird ein dunkel pigmentierter
Lack bereitgestellt. Der Lack wird mittels einer Auftragswalze auf die Oberfläche
mit besonders geringem Druck und besonders dünn aufgewalzt. Aufgrund des geringen
Drucks und der besonders dünnen Auftragsweise bleibt im Bereich der Glanzporen deutlich
weniger pigmentierter Lack haften gegenüber den Abschnitten der strukturierten Oberfläche,
auf denen keine Glanzporen aufgetragen sind. Anschließend wird die pigmentierte Lackschicht
ausgehärtet, in diesem Fall mittels UV-Licht. Alternativ kann hierfür zum Beispiel
auch eine Elektronenstrahlhärtung durchgeführt werden.
[0061] Auch eine derart hergestellte Werkstoffplatte mit nachträglich veränderter dekorativer
Oberfläche kann wie im Beispiel 1 beschrieben aufgetrennt und zum Paneel weiterbearbeitet
werden. Alternativ können das Auftrennen und die Weiterverarbeitung zum Paneel auch
vor der Veränderung der Optik der dekorativen Oberfläche erfolgen, sodass die nachträgliche
Veränderung der dekorativen Oberfläche an den einzelnen Paneelen durchgeführt wird.
[0062] Unabhängig davon, ob das zweite Farbdekor als Pulver, plattenförmiges Pigment oder
als flüssige Oberflächenbeschichtung aufgetragen wird, kann grundsätzlich eine Werkstoffplatte
beispielsweise aus Faserplatte, Spanplatte, OSB-Platte, Schichtstoffplatte oder WPC
bzw. eine Mehrschichtplatte aus einer Kombination dieser Werkstoffe verwendet werden.
Zudem kann das mittels eines Pulvers und einer Fixierschicht erzeugte zweite Farbdekor
selbstverständlich auch auf eine verwendungsfertige Lackoberfläche bzw. das als flüssiges
Beschichtungsmittel ausgebildete zweite Farbdekor auf eine verwendungsfertige Kunstharzoberfläche
aufgetragen werden.
[0063] Obwohl manche Aspekte im Zusammenhang mit einem oder als ein Verfahrensschritt beschrieben
wurden, versteht es sich, dass diese Aspekte auch eine Beschreibung eines entsprechenden
Blocks oder Details oder Merkmals einer entsprechenden Vorrichtung darstellen. Analog
dazu stellen Aspekte, die im Zusammenhang mit einer Vorrichtung beschrieben wurden,
auch eine Beschreibung des entsprechenden Verfahrens dar, sodass ein Block- oder ein
Bauelement einer Vorrichtung auch als ein entsprechender Verfahrensschritt oder als
ein Merkmal eines Verfahrensschrittes zu verstehen ist.
Beispiel 3
[0064] Es wird eine Werkstoffplatte mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht bereitgestellt.
Die Werkstoffplatte umfasst eine Trägerplatte, die als MDF-Platte, CDF-Platte, HDF-Platte,
Spanplatte, Vollkern, Faserzementplatte oder glasfaserverstärkte Kunststoffplatte
ausgebildet ist. Die Trägerplatte ist mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht beschichtet.
Die Dekorschicht kann eine Schichtstoffoberfläche, insbesondere ein CPL oder HPL oder
eine Lackbeschichtung umfassen. Zudem weist die verwendungsfertige Dekorschicht eine
strukturierte Oberfläche mit einer 3-D Struktur auf. Auch kann die verwendungsfertige
Dekorschicht entsprechend Beispiel 1 im DPL-Verfahren aufgetragen sein.
[0065] Auf die verwendungsfertige Dekorschicht wird ein zweites Farbdekor aufgetragen. Hierfür
werden Farbpartikel in Pulverform auf die strukturierte Oberfläche der verwendungsfertigen
Dekorschicht aufgesprüht, aufgerieselt oder bspw. mittels einer Auftragswalze aufgetragen.
Anschließend erfolgt ein Einmassieren der Farbpartikel in die Strukturen der Oberfläche
mittels einer Eintragsvorrichtung wie bspw. einem Lappen oder einem Schwamm. Alternativ
können die Partikel auch direkt auf die Eintragsvorrichtung aufgetragen und beim Einmassieren
auf die Oberfläche übertragen werden. Alternativ oder ergänzend können die aufgetragenen,
überschüssigen Partikel des zweiten Farbdekores bspw. auch teilweise abgebürstet,
abgesaugt oder abgeblasen werden, so dass eine ungleichmäßige Verteilung entsteht.
[0066] Unabhängig von der Auftragsart und Verteilart wird nach der ungleichmäßigen Verteilung
eine transparente Fixierschicht aufgetragen. Die Fixierschicht kann bspw. als Lackschicht
ausgebildet sein.
Beispiel 4
[0067] Ausgehend von einer bereitgestellten Werkstoffplatte gemäß Beispiel 1, 2 oder 3 wird
eine pigmentierte flüssige Oberflächenbeschichtung als zweites Farbdekor auf die strukturierte
Oberfläche der verwendungsfertigen Dekorschicht aufgetragen. Der Auftrag erfolgt mittels
einer Sprühvorrichtung, kann alternativ aber bspw. auch mittels einer Auftragswalze
erfolgen. Anschließend erfolgt eine Zwischenbearbeitung des zweiten Farbdekores, bei
der die aufgetragene flüssige Oberflächenbeschichtung mittels einer Eintragsvorrichtung
verteilt wird. So kann die flüssige Oberflächenbeschichtung entsprechend Beispiel
3 in die Strukturen einmassiert werden. Überschüssiges Material wird dabei entfernt.
Anschließend wird die ungleichmäßig verteilte pigmentierte flüssige Oberflächenbeschichtung
(zweites Farbdekor) getrocknet und ausgehärtet, bspw. mittels UV-Licht. Zum besonderen
Schutz des zweiten Farbdekores kann eine Schutzschicht, bspw. eine Korund enthaltende
Lackschicht, auf das zweite Farbdekor aufgetragen und ausgehärtet werden.
[0068] Grundsätzlich können die aufgeführten Materialien der Trägerplatte und die Materialien
der verwendungsfertigen Dekorschicht frei kombiniert werden. So können letztlich alle
aufgeführten Trägerplatten (Faserplatte, MDF-Platte, HDF-Platte, CDF-Platte, Spanplatte,
Vollkern, Faserzementplatte, glasfaserverstärkte Kunststoffplatte und WPC-Platte mit
jeder der aufgeführten Dekorschichten (HPL, CPL, DPL, Lackbeschichtung usw.) beschichtet
werden und eine Werkstoffplatte bilden. Dabei sind alle der aufgeführten verwendungsfertigen
Dekorschichten auch sowohl mit Farbpartikeln in Pulverform als auch mit einer pigmentierten
Oberflächenbeschichtung zum jeweiligen Ausbilden eines zweiten Farbdekores beschichtbar.
1. Verfahren zum nachträglichen Verändern einer verwendungsfertigen dekorativen Oberfläche,
mit den Schritten:
- Bereitstellen einer Werkstoffplatte mit einer verwendungsfertigen Dekorschicht,
die ein erstes Farbdekor und eine Schutzschicht mit einer strukturierten Oberfläche
umfasst, wonach
- ein zweites Farbdekor auf die Schutzschicht aufgetragen und ungleichmäßig verteilt
wird, wobei
- die strukturierte Oberfläche Erhebungen und Vertiefungen aufweist und das zweite
Farbdekor im Bereich der Erhebungen und der Vertiefungen angeordnet wird, wobei
- im Bereich der Erhebungen und im Bereich der Vertiefungen eine größere Menge der
das zweite Farbdekor erzeugenden Partikel angeordnet wird gegenüber einer mittleren
Ebene.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das zweite Farbdekor Farbpartikel in Pulverform auf die strukturierte Oberfläche
aufgetragen und anschließend überschüssige Farbpartikel entfernt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbpartikel abgebürstet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Abbürsten der Farbpartikel in eine Richtung durchgeführt wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass auf den pulverförmigen Farbpartikeln eine Fixierschicht angeordnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das zweite Farbdekor eine pigmentierte flüssige Oberflächenbeschichtung auf die
strukturierte Oberfläche aufgetragen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die pigmentierte flüssige Oberflächenbeschichtung mittels einer Auftragswalze aufgetragen
wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die strukturierte Oberfläche Abschnitte mit hoher und niedriger Rauheit umfasst und
die ungleichmäßige Verteilung des zweiten Farbdekors derart erfolgt, dass an Abschnitten
mit höherer Rauheit eine größere Menge an Farbpigmenten angeordnet wird als an Abschnitten
mit einer demgegenüber geringeren Rauheit.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die strukturierte Oberfläche Abschnitte mit unterschiedlichen Glanzgraden aufweist,
wobei das zweite Farbdekor an Abschnitten mit einem niedrigeren Glanzgrad mit einer
größeren Menge aufgetragen ist, als an Abschnitten, die demgegenüber einen höheren
Glanzgrad aufweisen.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Partikel aus Grafit oder Kohle, ferromagnetische Teilchen oder Kaolin oder Gemische
aus zwei oder mehr der vorgenannten Partikel als pulverförmiger Partikel oder als
Partikel (Pigmente) in einer flüssigen Oberflächenbeschichtung verwendet werden.
11. Werkstoffplatte umfassend ein verwendungsfertiges Paneel mit
- einer Dekorschicht, die ein erstes Farbdekor und eine Schutzschicht mit einer strukturierten
Oberfläche aufweist, wobei
- auf der Schutzschicht ein ungleichmäßig verteiltes, zweites Farbdekor angeordnet
ist, wobei
- die strukturierte Oberfläche Erhebungen und Vertiefungen aufweist und das zweite
Farbdekor im Bereich der Erhebungen und der Vertiefungen angeordnet ist, wobei
- im Bereich der Erhebungen und im Bereich der Vertiefungen eine größere Menge der
das zweite Farbdekor erzeugenden Partikel angeordnet ist gegenüber einer mittleren
Ebene.
1. A method for subsequently changing a decorative surface that is ready for use, comprising
the following steps:
- providing a composite board with a decorative layer that is ready for use and which
comprises a first colored decoration and a protective layer having a structured surface,
according to which
- a second colored decoration is applied to the protective layer and is unevenly distributed,
wherein
- the structured surface has elevations and recesses and the second colored decoration
is arranged in the region of the elevations and the recesses, wherein
- a larger quantity of the particles producing the second colored decoration is arranged
in the region of the elevations and in the region of the recesses compared with a
central plane.
2. The method according to claim 1, characterized in that color particles in powder form are applied to the structured surface for the second
colored decoration and subsequently excess color particles are removed.
3. The method according to claim 2, characterized in that the color particles are brushed off.
4. The method according to claim 3, characterized in that the color particles are brushed off in one direction.
5. The method according to at least one of claims 2 to 4, characterized in that a fixing layer is arranged on the powdery color particles.
6. The method according to claim 1, characterized in that a pigmented liquid surface coating is applied to the structured surface for the second
colored decoration.
7. The method according to claim 6, characterized in that the pigmented liquid surface coating is applied by means of an applicator roller.
8. The method according to one of the preceding claims, characterized in that the structured surface comprises sections having high and low roughness and the second
colored decoration is unevenly distributed in such a way that a larger quantity of
color pigments is arranged at sections having a higher roughness than at sections
having a lower roughness compared therewith.
9. The method according to one of the preceding claims, characterized in that the structured surface has sections having different gloss levels, wherein the second
colored decoration is applied in a larger quantity at sections having a lower gloss
level than at sections which have a higher gloss level compared therewith.
10. The method according to one of the preceding claims, characterized in that particles of graphite or carbon, ferromagnetic particles or kaolin or mixtures of
two or more of the aforementioned particles are used as powdery particles or as particles
(pigments) in a liquid surface coating.
11. A composite board comprising a panel that is ready to use, having
- a decorative layer which has a first colored decoration and a protective layer having
a structured surface,
wherein
- an unevenly distributed second colored decoration is arranged on the protective
layer, wherein
- the structured surface has elevations and recesses and the second colored decoration
is arranged in the region of the elevations and the recesses, wherein
- a larger quantity of the particles producing the second colored decoration is arranged
in the region of the elevations and in the region of the recesses compared with a
central plane.
1. Procédé de modification ultérieure d'une surface décorative prête à l'emploi, comprenant
les étapes suivantes :
- mise à disposition d'une plaque de matériau avec une couche de décoration prête
à l'emploi comportant une première décoration en couleur et une couche de protection
avec une surface structurée,
après quoi
- une deuxième décoration en couleur est appliquée sur la couche de protection et
répartie de façon non homogène, dans lequel
- la surface structurée présente des bosses et des creux et la deuxième décoration
en couleur est disposée dans la région des bosses et des creux, dans lequel
- une plus grande quantité de particules produisant la deuxième décoration en couleur
est disposée dans la région des bosses et dans la région des creux que dans un plan
intermédiaire.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que des particules de couleur sous forme de poudre sont appliquées sur la surface structurée
pour la deuxième décoration en couleur, puis les particules de couleur excédentaires
sont éliminées.
3. Procédé selon la revendication 2, caractérisé en ce que les particules de couleur sont éliminées par brossage.
4. Procédé selon la revendication 3, caractérisé en ce que l'élimination par brossage des particules de couleur est effectué dans une direction.
5. Procédé selon l'une au moins des revendications 2 à 4, caractérisé en ce qu'une couche de fixation est disposée sur les particules de couleur sous forme de poudre.
6. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que pour la deuxième décoration en couleur, un revêtement de surface liquide pigmenté
est appliqué sur la surface structurée.
7. Procédé selon la revendication 6, caractérisé en ce que le revêtement de surface liquide pigmenté est appliqué à l'aide d'un cylindre d'application.
8. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que la surface structurée comporte des sections présentant une rugosité élevée et faible,
et la répartition non homogène de la deuxième décoration en couleur est réalisée de
telle façon qu'une plus grande quantité de pigments de couleur est disposée dans des
sections présentant une rugosité plus élevée que dans des sections présentant une
rugosité plus faible.
9. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que la surface structurée présente des sections avec des degrés de brillance différents,
dans lequel la deuxième décoration en couleur est appliquée en plus grande quantité
dans des sections présentant un degré de brillance plus faible que dans des sections
présentant un degré de brillance plus élevé.
10. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que des particules de graphite ou de charbon, des granules ferromagnétiques ou du kaolin
ou un mélange de deux ou plusieurs des particules précitées sont utilisés comme particules
sous forme de poudre ou comme particules (pigments) dans un revêtement de surface
liquide.
11. Plaque de matériau comportant un panneau prêt à l'emploi, avec
- une couche de décoration présentant une première décoration en couleur et une couche
de protection avec une surface structurée,
dans laquelle
- une deuxième décoration en couleur répartie de façon non homogène est disposée sur
la couche de protection, dans laquelle
- la surface structurée présente des bosses et des creux et la deuxième décoration
en couleur est disposée dans la région des bosses et des creux, dans laquelle
- une plus grande quantité de particules produisant la deuxième décoration en couleur
est appliquée dans la région des bosses et dans la région des creux que dans un plan
intermédiaire.