(19)
(11) EP 3 647 246 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.05.2020  Patentblatt  2020/19

(21) Anmeldenummer: 18204096.4

(22) Anmeldetag:  02.11.2018
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B66B 1/34(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: Inventio AG
6052 Hergiswil (CH)

(72) Erfinder:
  • SONNENMOSER, Astrid
    6280 Hochdorf (CH)
  • HOSEMANN, Axel
    5644 Auw (CH)
  • STUDER, Christian
    6010 Kriens (CH)
  • BÜTLER, Erich
    6030 Ebikon (CH)

   


(54) MODULARE AUFZUGSTEUERUNG UND VERFAHREN ZUM STEUERN EINES BETRIEBS VON AKTUATORISCHEN KOMPONENTEN EINER AUFZUGANLAGE


(57) Es wird eine Aufzugsteuerung (1) zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten (7) einer Aufzuganlage beschrieben. Die Aufzugsteuerung (1) umfasst ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul (3) und ein programmierbares Anwendungssteuerungsmodul (5). Das Fahrtsteuerungsmodul (3) ist dazu konfiguriert, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten (7) der Aufzuganlage gemäß Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen zu steuern. Das Anwendungssteuerungsmodul (5) ist dazu konfiguriert, Bedien-Signale von sensorischen Komponenten (37) zu erfassen und durch Verarbeiten dieser Bedien-Signale die Zielvorgaben zu erzeugen. Das Anwendungssteuerungsmodul (5) ist mit dem Fahrtsteuerungsmodul (3) für eine Datenkommunikation über eine high-level-Schnittstelle (43) verbunden und dazu konfiguriert, die Zielvorgaben über die high-level-Schnittstelle (43) als high-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul (3) zu übermitteln. Aufgrund des modularen Aufbaus der Aufzugsteuerung (1) können eine Entwicklung insbesondere von Software zur Programmierung der Aufzugsteuerung (1) bzw. ein Anpassen an verschiedene Anwendungsfälle vereinfacht werden.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Aufzugsteuerung sowie ein Verfahren zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten einer Aufzuganlage. Ferner betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt, durch dessen Ausführungen das beschriebene Verfahren implementiert werden kann, sowie ein computerlesbares Medium mit einem darauf gespeicherten solchen Computerprogrammprodukt.

[0002] Aufzuganlagen dienen dazu, Personen und/oder Waren innerhalb eines Bauwerks in vertikaler Richtung zwischen verschiedenen Stockwerken zu befördern. Eine Aufzuganlage verfügt hierfür über zumindest eine Aufzugkabine, welche mithilfe einer Antriebseinrichtung vertikal verlagert werden kann. Ein Verlagern der Aufzugkabine sollte dabei derart durchgeführt werden, dass Anforderungen bzw. Wünschen von Passagieren und/oder Nutzern bzw. Anlagebetreibern entsprochen wird.

[0003] Eine Aufzuganlage umfasst hierzu sowohl aktuatorischen Komponenten als auch sensorische Komponenten.

[0004] Unter aktuatorischen Komponenten können hierbei aktive Komponenten verstanden werden, mithilfe derer Zustände in der Aufzuganlage aktiv beeinflusst werden können. Zum Beispiel können aktuatorische Komponenten Verlagerungsbewegungen der Aufzugkabine bewirken oder hemmen. Beispielsweise kann eine aktuatorische Komponente ein Motor der Antriebseinrichtung sein, sodass durch geeignetes Ansteuern des Motors die Antriebseinrichtung dazu eingesetzt werden kann, die Aufzugkabine in einer gewünschten Richtung und mit einer gewünschten Geschwindigkeit zu verlagern. Als weiteres Beispiel kann eine aktuatorischen Komponente eine Bremse an der Antriebseinrichtung oder direkt an der Aufzugkabine sein, sodass durch geeignetes Ansteuern der Bremse eine Verlagerungsbewegung der Aufzugkabine verlangsamt bzw. gestoppt werden kann.

[0005] Unter sensorischen Komponenten können Komponenten verstanden werden, mithilfe derer Zustände in der Aufzuganlage detektiert werden können. Der Begriff "sensorische Komponente" soll hierbei breit ausgelegt werden und verschiedenste Arten von Sensoren umfassen, mithilfe derer physikalische Zustände, insbesondere mechanisch, optisch, elektrisch, magnetisch, elektromagnetisch oder in anderer Weise detektierbare physikalische Zustände, detektiert werden können. Insbesondere können als sensorische Komponenten solche Vorrichtungen angesehen werden, mithilfe derer der Wunsch eines Passagiers oder Nutzers, die Aufzugkabine zu einem bestimmten Stockwerk zu rufen oder zu einem bestimmten Stockwerk fahren zu lassen, detektiert werden kann. In einem einfachen Fall kann eine sensorische Komponente daher beispielsweise ein simpler Taster oder Schalter sein, der mechanisch oder in anderer Weise betätigt werden kann. Beispielsweise kann eine sensorische Komponente in einem Stockwerkbedienpaneel (landing operation panel - LOP) vorgesehen sein, um einem Passagier zu ermöglichen, durch Betätigen der sensorischen Komponente ein Verlagern der Aufzugkabine zu seinem Wartestockwerk zu veranlassen. Alternativ kann eine sensorische Komponente in einem Kabinenbedienpaneel (cabin operation panel - COP) vorgesehen sein, um einem Passagier in der Aufzugkabine zu ermöglichen, durch Betätigen der sensorischen Komponente ein Verlagern der Aufzugkabine zu einem Zielstockwerk zu veranlassen.

[0006] In einer Aufzuganlage werden deren aktuatorische Komponenten typischerweise von einer Aufzugsteuerung gesteuert, wobei Signale von den sensorischen Komponenten berücksichtigt werden, um die Aufzugkabine den Passagierwünschen und/oder Nutzerwünschen entsprechend zu verlagern.

[0007] Um die Aufzuganlage möglichst flexibel an verschiedene Einsatzbedingungen anpassen zu können, kann es vorteilhaft sein, die Aufzugsteuerung programmierbar auszuführen. Mit anderen Worten kann eine Programmierbarkeit der Aufzugsteuerung dazu eingesetzt werden, um den Betrieb der Aufzuganlage einsatzabhängig an verschiedene Vorgaben und/oder Wünsche anpassen zu können.

[0008] Beispielsweise kann gewünscht sein, einen Typ einer Aufzugsteuerung für verschiedene Aufzuganlagen in unterschiedlich hohen Gebäuden, das heißt mit verschieden langen Verfahrwegen, einzusetzen. Ferner kann gewünscht sein, einen Typ einer Aufzugsteuerung in unterschiedlichen Arten von Gebäuden, d.h. beispielsweise Bürogebäuden, Hotels, Krankenhäusern oder Gebäuden mit Privatwohnungen, einsetzen zu können. Als weitere Möglichkeit kann gewünscht sein, einen Typ einer Aufzugsteuerung in Gebäuden in verschiedenen Ländern einzusetzen, wobei in den verschiedenen Ländern unterschiedliche nationale Bestimmungen, Gepflogenheiten und/oder Einsatzanforderungen vorherrschen können. Außerdem kann gewünscht sein, in bestimmten Anwendungsfällen individuellen Wünschen von Anwendern in einem Gebäude zu entsprechen, d.h. beispielsweise einzelne Stockwerke innerhalb des Gebäudes bevorzugt oder nur nach vorangehender Autorisierung mit der Aufzugkabine anzufahren.

[0009] Bisherige programmierbare Aufzugsteuerungen sind meist als Einheiten ausgebildet, wobei eine Aufzugsteuerungseinheit durch eine für diese Einheit spezifische Software in die Lage versetzt wird, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage zu steuern und dabei Signale der sensorischen Komponenten der Aufzuganlage zu berücksichtigen.

[0010] Aufgrund der Tatsache, dass mit der Aufzuganlage Menschen befördert werden, muss die Funktion einer Aufzugsteuerung dabei meist sehr hohen Sicherheitsanforderungen genügen, um einen sicheren Betrieb der Aufzuganlage gewährleisten zu können. Beispielsweise muss sichergestellt sein, dass die Aufzugkabine ausschließlich dann verfahren werden darf, wenn alle Aufzugtüren zu der Aufzugkabine bzw. zu den Stockwerken zuverlässig geschlossen sind. Ferner muss sichergestellt sein, dass die Aufzugkabine nicht mit einer unzulässig hohen Geschwindigkeit verlagert bzw. unzulässig stark beschleunigt wird, nur innerhalb eines zulässigen Verfahrwegs verlagert wird und/oder an Haltepunkten präzise gestoppt werden kann.

[0011] Um sicherzustellen, dass die Aufzuganlage und ihre Aufzugsteuerung unter allen Bedingungen den vorgegebenen Sicherheitsanforderungen entspricht, muss die Aufzugsteuerung einschließlich der zu ihrer Programmierung eingesetzten Software vor Inbetriebnahme aufwendig entwickelt und anschließend intensiv getestet werden. Dies kann einen hohen Aufwand mit sich bringen und somit erhebliche Kosten verursachen.

[0012] Es kann unter anderem ein Bedarf an einer Aufzugsteuerung sowie an einem Verfahren bestehen, mithilfe derer ein Betrieb von aktuatorischen Komponenten einer Aufzuganlage unter verschiedenen Einsatzbedingungen zuverlässig gesteuert werden kann und bei denen ein Aufwand für ein Entwickeln und Prüfen von Funktionalitäten der Aufzugsteuerung und/oder einer hierbei eingesetzten Software im Vergleich zu herkömmlichen Ansätzen reduziert werden kann. Insbesondere kann ein Bedarf dafür bestehen, Aufzugsteuerungen derart auszugestalten, dass sie an verschiedene Anwendungsanforderungen angepasst werden können und dabei ein Entwicklungs- und Prüfaufwand verhältnismäßig gering bleibt. Ferner kann ein Bedarf an einer Software in Form eines Computerprogrammprodukts bestehen, mithilfe derer eine programmierbare Aufzugsteuerung dazu konfiguriert werden kann, das genannte Verfahren auszuführen bzw. zu steuern. Schließlich kann ein Bedarf an einem computerlesbaren Medium mit einem darauf gespeicherten solchen Computerprogrammprodukt bestehen.

[0013] Einem solchen Bedarf kann durch den Gegenstand gemäß einem der unabhängigen Ansprüche entsprochen werden. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung definiert.

[0014] Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird eine Aufzugsteuerung zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten einer Aufzuganlage vorgeschlagen. Dabei umfasst die Aufzugsteuerung ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul sowie ein programmierbares Anwendungssteuerungsmodul. Das Fahrtsteuerungsmodul ist hierbei dazu konfiguriert, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage gemäß Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen zu steuern. Das Anwendungssteuerungsmodul ist dazu konfiguriert, Bedien-Signale von sensorischen Komponenten zu erfassen und durch Verarbeiten dieser Bedien-Signale die Zielvorgaben zu erzeugen. Dabei ist das Anwendungssteuerungsmodul mit dem Fahrtsteuerungsmodul für eine Datenkommunikation über eine high-level-Schnittstelle verbunden und dazu konfiguriert, die Zielvorgaben über die high-level-Schnittstelle als high-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul zu übermitteln.

[0015] Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten einer Aufzuganlage beschrieben. Das Verfahren umfasst zumindest die folgenden Schritte, vorzugsweise, aber nicht zwingend, in der angegebenen Reihenfolge: es werden Bedien-Signale von sensorischen Komponenten erfasst und Zielvorgaben durch Verarbeiten der Bedien-Signale durch ein Anwendungssteuerungsmodul erzeugt. Der Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage wird durch ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul gemäß den Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen gesteuert. Das Anwendungssteuerungsmodul ist hierbei mit dem Fahrtsteuerungsmodul für eine Datenkommunikation über eine high-level-Schnittstelle verbunden und die Zielvorgaben werden über die high-level-Schnittstelle als high-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul übermittelt.

[0016] Gemäß einem dritten Aspekt der Erfindung wird ein Computerprogrammprodukt beschrieben, welches computerlesbare Anweisungen aufweist, durch deren Ausführung programmierbare Komponenten einer Aufzugsteuerung dazu konfiguriert werden, ein Verfahren gemäß einer Ausführungsform des zweiten Aspektes der Erfindung auszuführen oder zu steuern.

[0017] Gemäß einem vierten Aspekt der Erfindung wird ein computerlesbares Medium mit einem darauf gespeicherten Computerprogrammprodukt gemäß einer Ausführungsform des dritten Aspektes der Erfindung beschrieben.

[0018] Mögliche Merkmale und Vorteile von Ausführungsformen der Erfindung können unter anderem und ohne die Erfindung einzuschränken als auf nachfolgend beschriebenen Ideen und Erkenntnissen beruhend angesehen werden.

[0019] Wie einleitend bereits angedeutet, kann die Entwicklung einer Aufzugsteuerung und insbesondere einer Software zu deren Programmierung sehr aufwendig sein, da verschiedene Komponenten der Aufzuganlage zuverlässig gesteuert und dabei Sicherheitsanforderungen berücksichtigt werden müssen.

[0020] Wenn beispielsweise neue oder alternative Funktionalitäten in der Aufzugsteuerung implementiert werden sollen, muss üblicherweise die gesamte Aufzugsteuerung bzw. deren Software überarbeitet und anschließend ausgiebig getestet werden, um auch nach solchen Änderungen die Sicherheit der mit der Aufzugsteuerung ausgestatteten Aufzuganlage gewährleisten zu können.

[0021] Um den Aufwand für die Entwicklung und das Prüfen von Aufzugsteuerungen, die für verschiedene Anwendungszwecke in unterschiedlichen Varianten eingesetzt werden sollen, zu vereinfachen, wird daher vorgeschlagen, die Aufzugsteuerung modular aufzubauen. Verschiedene Steuerungsmodule arbeiten hierbei zusammen und implementieren gemeinsam Steuerungsfunktionalitäten der Aufzugsteuerung.

[0022] Die Aufzugsteuerung umfasst dabei zumindest zwei Steuerungsmodule, nämlich ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul und ein programmierbares Anwendungssteuerungsmodul. Die Steuerungsmodule können als separate Geräte oder Einheiten ausgebildet sein und über eine gemeinsame Schnittstelle kommunizieren. Alternativ können die Steuerungsmodule auch gemeinsam in einem einzelnen Gerät implementiert sein und über eine interne Schnittstelle miteinander kommunizieren. Beispielsweise kann jedes Steuerungsmodul mit einer eigenständigen Software realisiert bzw. programmiert sein, wobei verschiedene Softwareteile mittels eines vorgegebenen Protokolls über eine Schnittstelle kommunizieren können.

[0023] Das Fahrtsteuerungsmodul ist in diesem Fall dazu ausgelegt, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage zu steuern. Die aktuatorischen Komponenten sollen dabei derart gesteuert werden, dass zuvor ermittelte Zielvorgaben realisiert werden. Die Zielvorgaben können beispielsweise angeben, wohin die Aufzugkabine verfahren werden soll, ob eine Aufzugtür geöffnet oder geschlossen werden soll, etc.

[0024] Um die aktuatorischen Komponenten zu steuern, kann das Fahrtsteuerungsmodul sogenannte low-level-Kommandos verarbeiten. Solche low-level-Kommandos können als Befehle einer Programmierung oder als Signale, die mit einer solchen Programmierung generiert werden können, angesehen werden, mithilfe derer eine der aktuatorischen Komponenten direkt angesteuert werden kann.

[0025] Das Fahrtsteuerungsmodul ist ferner dazu ausgelegt, beim Steuern des Betriebs der aktuatorischen Komponenten Sicherheitsanforderungen, die für einen Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegeben werden, zu berücksichtigen und die aktuatorischen Komponenten stets derart anzusteuern, dass diesen Sicherheitsanforderungen genüge getan wird. Die Sicherheitsanforderungen können beispielsweise in Regularien wie Gesetzen oder Normen geregelt sein. Die Sicherheitsanforderungen können je nach Anwendungsfall, Ort, an dem die Aufzuganlage betrieben wird, und/oder sonstigen Randbedingungen unterschiedlich sein.

[0026] Beispielsweise können solche Sicherheitsanforderungen vorgeben, dass die Aufzugkabine ausschließlich dann verfahren werden darf, wenn alle Aufzugtüren zuverlässig geschlossen sind. Das Fahrtsteuerungsmodul muss daher in der Lage sein, den Schließstatus der Aufzugtüren überwachen zu können, beispielsweise indem eine geeignete Kommunikation mit an den Aufzugtüren vorgesehenen Sensoren vorgesehen wird.

[0027] Während das Fahrtsteuerungsmodul dazu dient, in der Aufzuganlage Zielvorgaben umzusetzen, indem es die aktuatorischen Komponenten geeignet ansteuert, ist das Anwendungssteuerungsmodul dazu konfiguriert, diese Zielvorgaben zu erzeugen. Mit anderen Worten soll das Anwendungssteuerungsmodul dem Fahrtsteuerungsmodul vorgeben, welche Ziele aktuell realisiert werden sollen, d.h. zum Beispiel wohin die Aufzugkabine als nächstes verfahren werden soll und/oder ob Aufzugtüren geöffnet oder geschlossen werden sollen.

[0028] Um dies zu realisieren, kann das Anwendungssteuerungsmodul mit verschiedenen sensorischen Komponenten wie zum Beispiel Tastern oder Schaltern an Bedienpanelen der Aufzuganlage kommunizieren und/oder von diesen Bedien-Signalen empfangen. Ein Bedien-Signal kann dabei ein Signal sein, dass von einer sensorischen Komponente erzeugt wird, wenn diese beispielsweise von einem Passagier betätigt wird. Wenn das Anwendungssteuerungsmodul ein Bedien-Signal empfängt, kann es dieses verarbeiten und dadurch eine zugehörige Zielvorgabe für die Aufzuganlage definieren.

[0029] Beispielsweise kann das Anwendungssteuerungsmodul erkennen, wenn ein Ruf-Taster an einem Stockwerkbedienpaneel gedrückt wurde und kann daraufhin als Zielvorgabe festlegen, dass die Aufzugkabine, gegebenenfalls nachdem sie andere Aufgaben erfüllt hat, zu dem betreffenden Stockwerk gefahren wird.

[0030] Damit das Fahrtsteuerungsmodul und das Anwendungssteuerungsmodul gemeinsam die Aufgaben der Aufzugsteuerung umsetzen können, kann das Anwendungssteuerungsmodul mit dem Fahrtsteuerungsmodul über eine Schnittstelle kommunizieren.

[0031] Diese Schnittstelle ist als high-level-Schnittstelle ausgelegt, d.h. die Zielvorgaben werden von dem Anwendungssteuerungsmodul über die high-level-Schnittstelle als high-level-Kommandos übermittelt. Solche high-level-Kommandos sind Teil einer komplexeren Programmiersprache (bzw. eines komplexeren Protokolls), die ein Programmieren eines programmierbaren Steuerungsmoduls zwar intuitiver und damit einfacher machen kann, die aber von dem empfangenden Steuerungsmodul zunächst kompiliert oder interpretiert werden muss, um die high-level-Kommandos in low-level-Kommandos zu übersetzen, welche dann verarbeitet werden können.

[0032] Die high-level-Schnittstelle kann beispielsweise ein Bussystem wie zum Beispiel ein CANopen-Bus oder Ethernet sein, über den die high-level-Kommandos, die die Zielvorgaben angeben, von dem Anwendungssteuerungsmodul an das Fahrtsteuerungsmodul übermittelt werden können.

[0033] Aufgaben und Signalverarbeitungen, die bisher üblicherweise in einer einzelnen Einheit einer Aufzugsteuerung durchgeführt wurden, werden gemäß dem hierin vorgestellten Ansatz somit auf die verschiedenen Module der hierin vorgestellten Aufzugsteuerung verteilt. Während das Fahrtsteuerungsmoduls für das direkte Ansteuern der aktuatorischen Komponenten zuständig ist und sicherstellen muss, dass stets hohen Sicherheitsanforderungen genügt wird, wird das Anwendungssteuerungsmodul dazu eingesetzt, die Zielvorgaben für das Fahrtsteuerungsmodul zu erzeugen.

[0034] Das Fahrtsteuerungsmodul muss daher mit den verschiedenen aktuatorischen Komponenten in der Aufzuganlage kommunizieren können und diese steuern können und hierbei gewährleisten, dass die aktuatorischen Komponenten stets derart betrieben werden, dass eine Sicherheit in der Aufzuganlage gewährleistet ist. Diese Aufgabe kann das Fahrtsteuerungsmoduls jedoch unabhängig von einer konkreten Konfiguration, in der die Aufzugsteuerung eingesetzt werden soll, erfüllen. Mit anderen Worten kann das Fahrtsteuerungsmoduls die aktuatorischen Komponenten beispielsweise unabhängig davon steuern, wie viele Stockwerke die Aufzuganlage bedienen soll, ob bestimmte Stockwerke priorisiert oder nur nach Autorisierung bedient werden sollen, etc. Dementsprechend kann das Fahrtsteuerungsmodul für verschieden ausgestaltete und/oder verschieden zu betreibende Aufzuganlagen eingesetzt werden, ohne dass das Fahrtsteuerungsmoduls bzw. dessen Software jeweils individuell angepasst werden müssten. Das Fahrtsteuerungsmodul und dessen Software kann somit einmalig entwickelt und getestet werden und dann für verschiedene Anwendungskonfigurationen eingesetzt werden, ohne dass dabei jeweils Modifikationen oder Anpassungen an dem Fahrtsteuerungsmodul bzw. an dessen Software notwendig wären. Ein Aufwand zum Entwickeln und Prüfen von Hard- und Software kann somit verringert werden.

[0035] Eine eigentliche Anpassung an verschiedene Anwendungskonfigurationen kann in dem programmierbaren Anwendungssteuerungsmodul umgesetzt werden. Das Anwendungssteuerungsmodul kann Bedien-Signale, die es von verschiedenen sensorischen Komponenten innerhalb der Aufzuganlage empfängt, verarbeiten und daraus die Zielvorgaben, die an das Fahrtsteuerungsmodul übermittelt werden sollen, ableiten.

[0036] Dabei kann das Anwendungssteuerungsmodul beispielsweise durch Anpassen der darin eingesetzten Software konfigurationsspezifisch beispielsweise daran angepasst werden, wie viele Stockwerke von der Aufzuganlage bedient werden sollen, ob bzw. welche Stockwerke priorisiert angefahren werden sollen, ob bzw. welche Stockwerke nur angefahren werden sollen, wenn sich ein Passagier hierfür vorher autorisiert hat, ob bzw. an welchem Stockwerk die Aufzugkabine geparkt werden soll, wenn sie gerade nicht angefordert wird, etc.

[0037] Ein anwendungsspezifisches Verarbeiten der Bedien-Signale führt jedoch zunächst lediglich dazu, dass die Zielvorgaben in Form von high-level-Kommandos generiert werden. Erst wenn diese Zielvorgaben über die high-level-Schnittstelle an das Fahrtsteuerungsmodul übermittelt werden, kommt es letztendlich zu dem gewünschten Ansteuern der aktuatorischen Komponenten, wobei das Fahrtsteuerungsmoduls lediglich solche high-level-Kommandos akzeptiert bzw. empfangene high-level-Kommandos in einer Weise interpretiert, dass stets den vorgegebenen Sicherheitsanforderungen für den Normalbetrieb der Aufzuganlage Rechnung getragen wird.

[0038] Beim Entwickeln des Anwendungssteuerungsmoduls und dessen Software selbst brauchen daher Sicherheitskriterien im Allgemeinen nicht berücksichtigt werden. Hierdurch kann die Entwicklung bzw. das Prüfen des Anwendungssteuerungsmoduls und dessen Software erheblich vereinfacht werden. Insbesondere kann Software in einfacher Weise und gegebenenfalls ohne genauere Kenntnis über die Funktionsweise der konkreten Aufzuganlage entwickelt bzw. modifiziert werden, um sie für die konkrete Aufzuganlage anzupassen bzw. in der Aufzuganlage gewünschte Funktionalitäten zu implementieren.

[0039] Gemäß einer Ausführungsform kann somit das Anwendungssteuerungsmodul dazu konfiguriert sein, durch Verarbeiten der Bedien-Signale sicherheitsunkritische Funktionen der Aufzuganlage direkt zu steuern und ein Steuern von sicherheitskritischen Funktionen der Aufzuganlage, welche den vorgegebenen Sicherheitsanforderungen unterliegen, durch Erzeugen der Zielvorgaben und Übermitteln der Zielvorgaben an das Fahrtsteuerungsmodul zu initiieren.

[0040] Anders ausgedrückt kann die Aufzugsteuerung dazu konfiguriert sein, verschiedene Funktionen innerhalb der Aufzuganlage zu steuern. Dabei können Funktionen, die für den sicheren Betrieb der Aufzuganlage unkritisch sind, direkt von dem Anwendungssteuerungsmodul gesteuert werden. Beispielsweise kann das Anwendungssteuerungsmodul Beleuchtungen, Richtungsanzeigen, Stockwerksanzeigen, etc. innerhalb der Aufzuganlage direkt steuern, da selbst eine Fehlsteuerung solcher Funktionen im Allgemeinen nicht direkt zu einer Gefährdung der Sicherheit der Aufzuganlage führt. Funktionen, die für die Sicherheit des Betriebs der Aufzuganlage kritisch sind, dürfen jedoch nicht direkt von dem Anwendungssteuerungsmodul gesteuert werden. Stattdessen erzeugt das Anwendungssteuerungsmodul lediglich Zielvorgaben und übermittelt diese an das Fahrtsteuerungsmodul. Das Fahrtsteuerungsmodul entscheidet dann, ob bzw. wie diese Zielvorgaben unter Berücksichtigung der vorgegebenen Sicherheitsanforderungen realisiert werden können.

[0041] Hierdurch können das Anwendungssteuerungsmodul und dessen Software gefahrlos an verschiedene Anwendungskonfigurationen angepasst werden, um beispielsweise die Ansteuerung von sicherheitsunkritischen Funktionen anwendungsspezifisch zu konfigurieren. Selbst bei einer Umkonfigurationen des Anwendungssteuerungsmoduls bleibt ein sicherer Betrieb der Aufzuganlage gewährleistet, da sicherheitskritische Funktionen stets nur von dem Fahrtsteuerungsmodul gesteuert und dabei Sicherheitsanforderungen berücksichtigt werden.

[0042] Gemäß einer Ausführungsform ist das Fahrtsteuerungsmodul dazu konfiguriert, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage in Echtzeit zu steuern.

[0043] Mit anderen Worten sollte das Fahrtsteuerungsmoduls aufgrund seiner Hardware und Software dazu in der Lage sein, die aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage so schnell zu steuern, dass diese ohne für deren Betrieb relevante Verzögerungen in einen Sollzustand gebracht werden können. Durch ein solches Steuern in Echtzeit können die vorgegebenen Sicherheitsanforderungen beim Ansteuern der aktuatorischen Komponenten zeitgerecht berücksichtigt werden.

[0044] Gemäß einer Ausführungsform ist das Fahrtsteuerungsmodul dazu konfiguriert, die Sicherheitsanforderungen durch Überwachen einer oder mehrerer Sensoriken zu berücksichtigen. Die Sensoriken umfassen dabei unter anderem (i) eine Sicherheitskette aus mehreren jeweils einen sicherheitsrelevanten Zustand in der Aufzuganlage überwachenden Sensoren, (ii) einen Positionsgeber mit zumindest einem eine aktuelle Position einer Aufzugkabine überwachenden Sensor und (iii) eine Türantriebsüberwachung mit zumindest einem Sensor, welche Funktionseigenschaften eines Aufzugtürantriebs überwacht. Weiterhin kann zu den Sensoriken eine Bremskontaktüberwachung zählen, um zu prüfen, ob die Bremse aktiviert ist bzw. funktioniert.

[0045] Anders ausgedrückt soll das Fahrtsteuerungsmoduls eine oder mehrere Sensoriken umfassen und/oder mit einer oder mehreren Sensoriken kommunizieren, um Informationen über einen aktuellen Zustand innerhalb der Aufzuganlage erhalten zu können. Diese Sensoriken sind dabei dazu ausgelegt, Eigenschaften innerhalb der Aufzuganlage zu messen, aus denen sich eine Information darüber ableiten lässt, ob die Aufzuganlage sicher betrieben werden kann, und insbesondere, ob die Aufzugkabine sicher verlagert werden kann.

[0046] Hierzu sind in Aufzuganlagen typischerweise viele verschiedene Sensoren vorgesehen. Jeder einzelne Sensor kann einen sicherheitsrelevanten Zustand innerhalb der Aufzuganlage überwachen. Beispielsweise können Schließsensoren in Form von Türschaltern überwachen, ob Aufzugtüren korrekt geschlossen sind. Die Vielzahl von Sensoren können miteinander in Serie verschaltet sein und auf diese Weise eine Sicherheitskette bilden, die ausschließlich dann geschlossen ist, wenn jeder einzelne der Sensoren in seinem geschlossenen Zustand. Positionssensoren in Form von Positionsgebern können überwachen, wo sich die Aufzugkabine aktuell befindet und insbesondere, ob die Aufzugkabine sich innerhalb eines zulässigen Verfahrwegs befindet. Eine Türantriebüberwachung kann mithilfe von Sensoren feststellen, ob ein Antrieb einer Aufzugtür in einer gewünschten und sicheren Weise funktioniert.

[0047] Gemäß einer Ausführungsform kann eine Software des Fahrtsteuerungsmoduls gegen unautorisierte Veränderungen geschützt sein, wohingegen eine Software des Anwendungssteuerungsmoduls vorzugsweise unautorisiert veränderbar sein kann.

[0048] Mit anderen Worten kann die Hardware wie auch insbesondere die Software des Fahrtsteuerungsmoduls derart ausgestaltet sein, dass sie nur von autorisierten Personen verändert werden kann. Autorisierte Personen können diesen Zusammenhang beispielsweise Entwickler eines Herstellers der Aufzuganlage bzw. der Aufzugsteuerung sein. Beispielsweise kann hierfür die Software in einem Datenspeicher des Fahrtsteuerungsmoduls fest eingespeichert sein, sodass sie nicht oder zumindest nicht ohne Weiteres überschrieben werden kann. Hierzu kann die Software z.B. in einem ROM-Speicher oder Ähnlichem gespeichert sein. Alternativ kann die Software zwar prinzipiell veränderbar gespeichert sein, beispielsweise in einem Flashspeicher, aber mit einem Schreibschutz versehen sein, sodass die Software nur nach Aufheben des Schreibschutzes beispielsweise durch Eingeben eines autorisierenden Passworts geändert werden kann. Hierdurch wird sichergestellt, dass das Fahrtsteuerungsmodul einschließlich seiner Software nicht unautorisiert verändert werden kann. Dies kann wichtig sein, da das Fahrtsteuerungsmodul für die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen beim Steuern der aktuatorischen Komponenten zuständig ist und jede nicht autorisiert durchgeführte Veränderung an der Software dazu führen könnte, dass das Fahrtsteuerungsmoduls die Aufzuganlage in einen unsicheren Zustand steuert.

[0049] Da ein solches Risiko bezüglich der Software des Anwendungssteuerungsmoduls grundsätzlich nicht besteht, kann vorgesehen sein, dass diese Software auch von nicht speziell autorisierten Personen verändert werden darf. Beispielsweise soll es möglich sein, dass Anwender oder Nutzer der Aufzuganlage die Aufzugsteuerung anwendungsspezifisch modifizieren können, indem beispielsweise gewünschte Funktionen durch Ergänzen oder Umprogrammieren der Software des Anwendungssteuerungsmoduls implementiert werden.

[0050] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung können die high-level-Kommandos beispielsweise eine Destinations-Zielvorgabe und/oder eine Aufzugtürstatus-Zielvorgabe umfassen. Die Destinations-Zielvorgabe gibt hierbei an, zu welchem Stockwerk eine Aufzugkabine der Aufzuganlage verfahren werden soll. Die Aufzugtürstatus-Zielvorgabe gibt an, in welchen Öffnungszustand eine Aufzugtür zu bringen ist.

[0051] Anders ausgedrückt können die high-level-Kommandos, welche von dem Anwendungssteuerungsmodul generiert werden sollen, eine Mehrzahl unterschiedlicher Kommandos umfassend, die verschiedene Zielvorgaben definieren.

[0052] Eine der möglichen Zielvorgaben soll hierbei die Destinations-Zielvorgabe sein. Dabei kann das Anwendungssteuerungsmodul beispielsweise über verschiedene sensorische Komponenten wie beispielsweise Ruftaster Anforderungen von Passagieren erhalten, die zum Verfahren der Aufzugkabine hin zu bestimmten Stockwerken auffordern. Je nachdem, wie das Anwendungssteuerungsmodul im konkreten Anwendungsfall programmiert ist, kann es hieraus ermitteln, zu welchem Stockwerk die Aufzugkabine als nächstes verfahren werden soll und die entsprechende Destinations-Zielvorgabe an das Fahrtsteuerungsmodul übermitteln. Hierbei kann das Anwendungssteuerungsmodul beispielsweise berücksichtigen, in welcher Reihenfolge die Anforderungen eingetroffen sind, wo sich die Aufzugkabine momentan befindet, ob es weitere gleiche oder ähnliche Anforderungen gibt, ob bestimmte Stockwerke priorisiert angefahren werden sollen, wie die Aufzuganlage derzeit ausgelastet ist, etc. Sollte die Aufzuganlage Teil einer Aufzuggruppe mit mehreren Aufzügen sein, kann ferner berücksichtigt werden, wie die anderen Aufzüge dieser Aufzuggruppe ausgelastet sind, wo sich deren Aufzugkabinen derzeit befinden, etc.

[0053] Als weitere Zielvorgabe kann das Anwendungssteuerungsmodul die Aufzugtürstatus-Zielvorgabe generieren. Diese Aufzugtürstatus-Zielvorgabe kann beispielsweise angeben, ob und/oder in welcher Weise eine Aufzugtür geöffnet oder geschlossen werden soll. Durch geeignete Programmierung des Anwendungssteuerungsmoduls kann hierdurch beispielsweise vorgegeben werden, dass die Aufzugtür bei Stopps an bestimmten Stockwerken besonders langsam öffnet oder schließt. Ferner kann vorgegeben werden, ob die Aufzugtür, wenn die Aufzugkabine an bestimmten Stockwerken wartet, geöffnet oder geschlossen sein soll. Des Weiteren kann für den Fall, dass die Aufzugkabine über mehrere Aufzugtüren verfügt, vorgegeben werden, welche der Aufzugtüren bei Erreichen eines Stockwerks geöffnet werden soll.

[0054] Gemäß einer Ausführungsform kann die Aufzugsteuerung wenigstens ein Bedienpanel umfassen, welches von einem Aufzugpassagier betätigbare sensorische Komponenten zum Erzeugen der Bedien-Signale aufweist.

[0055] Mit anderen Worten kann die hier vorgestellte Aufzugsteuerung neben dem Fahrtsteuerungsmodul und dem Anwendungssteuerungsmodul auch zumindest ein, im Regelfall sogar mehrere Bedienpaneele, umfassen. Diese können beispielsweise als Taster, Schalter oder ähnliche betätigbare Bauelemente eines Stockwerkbedienpaneels oder eines Aufzugbedienpaneels implementiert sein. Solche Bedienpaneele können bei ihrer Betätigung ein Bedien-Signal erzeugen und dieses an das Anwendungssteuerungsmodul weitergeben. Die Information, dass ein Bedienpaneel betätigt wurde und gegebenenfalls welches einer Mehrzahl von Bedienpaneele betätigt wurde, kann dann von dem Anwendungssteuerungsmodul ausgewertet werden, um zu ermitteln, zu welchem Stockwerk die Aufzugkabine als nächstes verfahren werden soll und um ein entsprechendes high-level-Kommando als Zielvorgabe an das Fahrtsteuerungsmodul zu leiten.

[0056] Gemäß einer Ausführungsform ist das Fahrtsteuerungsmodul ferner dazu konfiguriert, nach Prüfen einer Autorisierung in einen Wartungsmodus überzugehen, in dem das Fahrtsteuerungsmodul den Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage gemäß Wartungs-Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Wartungsbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen steuert.

[0057] Anders ausgedrückt kann das Fahrtsteuerungsmodul der Aufzugsteuerung nicht nur dazu ausgelegt sein, die aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage während deren normalen Betriebs zu steuern, sondern es kann auch vorgesehen sein, in einen Wartungsmodus überzugehen, bei dem das Fahrtsteuerungsmodul auch spezielle Zielvorgaben zulässt, die typischerweise während eines Wartungsvorgangs vorgegeben werden und die daher hierin als Wartungs-Zielvorgaben bezeichnet werden.

[0058] Um die Wartungs-Zielvorgaben umzusetzen, kann das Fahrtsteuerungsmoduls die aktuatorischen Komponenten in einer Weise ansteuern, wie sie eventuell während des Normalbetriebs der Aufzuganlage nicht zulässig wäre, da dann typischerweise strengere Sicherheitsanforderungen gelten. Beispielsweise kann es während eines Wartungsbetriebs im Gegensatz zum Normalbetrieb zulässig sein, die Aufzugkabine über den normalerweise zulässigen Verfahrweg hinaus zu verfahren oder Aufzugtüren zu öffnen, obwohl sich die Aufzugkabine nicht exakt an einem Stockwerk befindet.

[0059] In einer speziellen Ausgestaltung kann hierbei das Anwendungssteuerungsmodul dazu konfiguriert sein, Signale von sensorischen Komponenten zu erfassen und durch Verarbeiten dieser Signale die Wartungs-Zielvorgaben zu ermitteln. Das Anwendungssteuerungsmodul kann hierzu mit dem Fahrtsteuerungsmodul für eine Datenkommunikation während des Wartungsmodus über eine erweiterte Schnittstelle verbunden sein und dazu konfiguriert sein, die Wartungs-Zielvorgaben während des Wartungsmodus über die erweiterte Schnittstelle als low-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul zu übermitteln.

[0060] Anders ausgedrückt kann das Anwendungssteuerungsmodul ähnlich wie im Normalbetrieb Signale von sensorischen Komponenten erfassen, wobei während des Wartungsmodus solche Signale verarbeitet werden, um die speziellen Wartungs-Zielvorgaben zu ermitteln. Da die Wartungs-Zielvorgaben sich von denjenigen Zielvorgaben, die während des Normalbetriebs zulässig sind, unterscheiden können, kann das Anwendungssteuerungsmodul während des Wartungsmodus über eine spezielle erweiterte Schnittstelle mit dem Fahrtsteuerungsmodul kommunizieren. Diese erweiterte Schnittstelle lässt nicht nur zu, während des Normalbetriebs zulässige Zielvorgaben als high-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul zu übermitteln, sondern lässt auch zu, die Wartungs-Zielvorgaben an das Fahrtsteuerungsmodul übermitteln, wobei diese Wartungs-Zielvorgaben als low-level-Kommandos übermittelt werden können.

[0061] In einer speziellen Ausgestaltung kann die Aufzugsteuerung hierbei ferner ein Wartungsbedienpanel umfassen, welches von einem Wartungstechniker betätigbare sensorische Komponenten zum Erzeugen von Wartungs-Signalen aufweist, wobei durch Verarbeiten der Wartungs-Signale die Wartungs-Zielvorgaben zu ermitteln sind.

[0062] Mit anderen Worten kann zusätzlich zu den Bedienpaneelen, mithilfe derer Passagiere während des Normalbetriebs ihre Anforderungen an die Aufzuganlage eingeben können, ein spezielles Wartungsbedienpanel vorgesehen sein. Mit diesem Wartungsbedienpanel kann ein Wartungstechniker während eines Wartungsvorgangs die aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage steuern. Dieses Wartungsbedienpanel kann beispielsweise in einer Grube eines Aufzugschachts oder auf einem Dach der Aufzugkabine angeordnet sein und somit ausschließlich dem autorisierten Wartungstechniker zugänglich sein. Dieses Wartungsbedienpanel kann von dem Wartungstechniker durch Betätigen seiner sensorischen Komponenten wie beispielsweise Taster oder Schalter dann dazu genutzt werden, um während des Wartungsvorgangs die speziellen Wartungs-Signale zu generieren und somit die Aufzugsteuerung durch die hierdurch generierten Wartungs-Zielvorgaben dazu einzusetzen, beispielsweise die Aufzugkabine zu ansonsten nicht zulässigen Positionen zu verfahren oder deren Aufzugtüren an ansonsten nicht zulässigen Positionen zu öffnen.

[0063] Insbesondere mithilfe von Ausführungsformen der hierin beschriebenen Aufzugsteuerung können Ausführungsformen des ebenfalls hierin beschriebenen Verfahrens zum Steuern des Betriebs von aktuatorischen Komponenten einer Aufzuganlage gemäß dem zweiten Aspekt der Erfindung implementiert werden. Insbesondere können hierbei Bedien-Signale durch Betätigen von sensorischen Komponenten erzeugt werden und diese Bedien-Signale dann von einem Anwendungssteuerungsmodul erfasst werden. Das Anwendungssteuerungsmodul kann dann durch Verarbeiten der Bedien-Signale Zielvorgaben erzeugen. Diese Zielvorgaben werden anschließend als high-level-Kommandos über eine high-level-Schnittstelle an das Fahrtsteuerungsmodul übermittelt. Das Fahrtsteuerungsmodul kann dann den Betrieb der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage durch Verarbeiten von low-level-Kommandos gemäß den übermittelten Zielvorgaben steuern und dabei die für den Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen berücksichtigen.

[0064] Um Ausführungsformen des beschriebenen Verfahrens in Modulen einer programmierbaren Aufzugsteuerung ausführen zu können, kann das Computerprogrammprodukt gemäß dem dritten Aspekt der Erfindung eine Folge geeigneter computerlesbare Anweisungen umfassen, die bei ihrer Ausführung das programmierbare Fahrtsteuerungsmodul bzw. das programmierbare Anwendungssteuerungsmodul dazu anleiten, Schritte des beschriebenen Verfahrens geeignet auszuführen oder zu steuern. Das Computerprogrammprodukt kann dabei in einer beliebigen Computersprache programmiert sein.

[0065] Insbesondere kann derjenige Teil des Computerprogrammprodukts, der das Anwendungssteuerungsmodul programmiert, derart ausgestaltet sein, dass die in dem Anwendungssteuerungsmodul erzeugten Zielvorgaben als high-level-Kommandos über die high-level-Schnittstelle übermittelt werden, wohingegen das Ansteuern des Betriebs der aktuatorischen Komponenten der Aufzuganlage durch Verarbeiten von low-level-Kommandos durchzuführen ist.

[0066] Das Computerprogrammprodukt kann auf einem beliebigen computerlesbaren Medium gespeichert sein wie beispielsweise einer CD, einer DVD, einem Flashspeicher, einem ROM, PROM, EPROM oder ähnlichem. Alternativ kann das Computerprogrammprodukt auf einem anderen Computer oder Server gespeichert sein, von dem es heruntergeladen werden kann, wobei der andere Computer oder Server Teil einer Datenwolke ("Cloud") sein kann. Da sowohl das Fahrtsteuerungsmodul als auch das Anwendungssteuerungsmodul zumindest teilweise durch die zu seiner Implementierung eingesetzte Software definiert ist, können mit dem hierfür eingesetzten Computerprogrammprodukt Funktionen dieser Steuerungsmodule teilweise oder eventuell sogar vollständig in externen Computern oder Servern, insbesondere in der Datenwolke, implementiert werden. Hierdurch können diese Steuerungsmodule als Teil eines Netzwerks ausgestaltet sein, welches auch als "IoT" (Internet of Things) oder im konkreten Fall als "IoEE" (Internet of Elevators and Escalators) bezeichnet werden kann.

[0067] Es wird daraufhingewiesen, dass einige der möglichen Merkmale und Vorteile der Erfindung hierin mit Bezug auf unterschiedliche Ausführungsformen einer Aufzugsteuerung bzw. eines Verfahrens zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten einer Aufzuganlage beschrieben sind. Ein Fachmann erkennt, dass die Merkmale in geeigneter Weise kombiniert, übertragen, angepasst oder ausgetauscht werden können, um zu weiteren Ausführungsformen der Erfindung zu gelangen.

[0068] Nachfolgend werden Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben, wobei weder die Zeichnungen noch die Beschreibung als die Erfindung einschränkend auszulegen sind.

[0069] Fig. 1 zeigt einen schematischen Aufbau einer Aufzugsteuerung gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.

[0070] Die Figur ist lediglich schematisch und nicht maßstabsgetreu.

[0071] Bei herkömmlichen Aufzuganlagen ist die Aufzugsteuerung typischerweise eine Hardware, die Reaktionen der Anlage auf eine Anwenderaktion wie auch auf Zustandsänderungen, die durch Peripherievorrichtungen und Kontakte detektiert werden, steuert. Ihre Logik stellt Maschinenzustände für Anwenderanforderungen, für einen Status der Aufzugtür, für einen Status einer Sicherheitsschaltung, für einen Status einer Antriebseinrichtung und eines Aufzugschachts, usw. bereit. Zusätzlich implementiert die Aufzugsteuerung die Algorithmen für Kundenanwendungen. Diese können unter anderem von einem Aufbau eines Gebäudes, nationalen Regelungen und/oder Kundenwünschen abhängen.

[0072] Eine monolithische Software, die dazu konfigurierbar ist, alle diese Anforderungen zu erfüllen, weist eine enorme Komplexität auf. Änderungen in dieser Software können ein langes und intensives Testen erfordern und somit kostenaufwendig sein. Allerdings kann ein solches Testen von Gesetzen und/oder Sicherheitsstandards gefordert werden, da die Steuerungssoftware gefährliche Situationen für die Aufzugpassagiere vermeiden muss. Jede Änderung von rechtlichen Anforderungen in einem Markt wie auch von Kundenanforderungen kann somit einen großen Einfluss auf die Entwicklung dieser Software haben.

[0073] Ein Grundgedanke, auf dem Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung basieren, kann darin gesehen werden, eine vereinfachte Aufzugsteuerung basierend auf einer Separierung der Steuerungssoftware und höchst wahrscheinlich auch der Hardware bereitzustellen. Ein Teil sorgt hierbei für ein sicheres Verfahren der Aufzugkabine von einer Position zu einer anderen Position. Ein anderer Teil sorgt für die Algorithmen zum Handhaben der Verfahrvorgänge ("trips") der Aufzuganlage beispielsweise gemäß nationalen Anforderungen und/oder Kundenbedürfnissen.

[0074] Fig. 1 zeigt eine Aufzugsteuerung 1 gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung. Die Aufzugsteuerung 1 umfasst ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul 3 sowie ein programmierbares Anwendungssteuerungsmodul 5.

[0075] Das Fahrtsteuerungsmodul 3 kann einen Betrieb von aktuatorischen Komponenten 7 gemäß Zielvorgaben steuern.

[0076] Im dargestellten Beispiel umfassen diese aktuatorischen Komponenten 7 eine Antriebseinrichtung 9 mit einem Wechselrichter 11 und einem von diesem versorgten Elektromotor 13 sowie eine Bremseinrichtung 15 mit einer Leistungsversorgung 17 und einer Bremse 19. Mithilfe der Antriebseinrichtung 9 und der Bremseinrichtung 5 können Bewegungen einer Aufzugkabine 21 angetrieben bzw. gebremst werden.

[0077] Das Fahrtsteuerungsmodul 3 berücksichtigt beim Steuern der aktuatorischen Komponenten 7 vorgegebene Sicherheitsanforderungen, um zu vermeiden, dass die Aufzuganlage in Situationen gelangen kann, in denen beispielsweise die Sicherheit von Passagieren gefährdet sein kann.

[0078] Hierzu kann das Fahrtsteuerungsmodul 3 verschiedene Sensoriken 23 überwachen. Diese Sensoriken 23 können aktuell vorherrschende Zustände innerhalb der Aufzuganlage detektieren und entsprechende Signale dem Fahrtsteuerungsmodul 3 zuleiten. Zu diesem Sensoriken 23 kann beispielsweise eine Sicherheitskette 25 der Aufzuganlage zählen. Diese Sicherheitskette 25 kann mehrere Sensoren 27 umfassen, die jeder einen sicherheitsrelevanten Zustand in der Aufzuganlage überwachen können. Beispielsweise können die Sensoren 27 als Türschließkontakte ausgestaltet sein, mithilfe derer erfasst werden kann, ob eine Aufzugtür korrekt geschlossen ist und somit sichergestellt ist, dass sich kein Passagier im Bereich der Aufzugtür befindet. Zu den Sensoriken 23 kann ferner ein Positionsgeber 29 zählen, in dem ein Sensor 31 eine aktuelle Position der Aufzugkabine 21 innerhalb eines Aufzugschachts überwachen kann. Weiterhin kann zu den Sensoriken 23 eine Türantriebüberwachung 33 zählen, welche mithilfe eines Sensors 35 Funktionseigenschaften eines Aufzugtürantriebs überwachen kann. Darüber hinaus, kann zu den Sensoriken 23 noch eine Bremskontaktüberwachung zählen.

[0079] Das Anwendungssteuerungsmodul 5 ist dazu ausgelegt, Bedien-Signale von sensorischen Komponenten 37 zu erfassen und durch Verarbeiten dieser Bedien-Signale die Zielvorgaben, die an das Fahrtsteuerungsmodul 3 übermittelt werden sollen, zu generieren.

[0080] Hierzu können in der Aufzugsteuerung 1 mehrere Bedienpaneele 40 vorgesehen sein, welche jedes wenigstens eine der sensorischen Komponenten 37 umfassen. Beispielsweise können Stockwerkbedienpaneele (LOP) 39 jeweils eine sensorische Komponente 37 in Form eines Rufknopfs aufweisen, bei dessen Betätigung ein Bedien-Signal dem Anwendungssteuerungsmodul 5 signalisiert, dass die Aufzugkabine 21 zu einem betreffenden Stockwerk geschickt werden soll. Ferner können an einem Kabinenbedienpaneel (COP) 41 mehrere sensorische Komponenten 37 in Form von Zielangabeknöpfen vorgesehen sein, durch deren Betätigung ein Passagier angeben kann, zu welchem Zielstockwerk er mit der Aufzugkabine 21 befördert zu werden wünscht. Basierend auf den von den sensorischen Komponenten 37 übermittelten Bedien-Signalen kann das Anwendungssteuerungsmodul 5 dann Zielvorgaben wie zum Beispiel Destinations-Zielvorgaben und/oder Aufzugtürstatus-Zielvorgaben ermitteln.

[0081] Das Anwendungssteuerungsmodul 5 kann mit dem Fahrtsteuerungsmodul 3 über eine high-level-Schnittstelle 43 kommunizieren. Dabei ist das Anwendungssteuerungsmodul 5 dazu ausgelegt, im Normalbetrieb die von ihm erzeugten Zielvorgaben als high-level-Kommandos über die high-level-Schnittstelle 43 an das Fahrtsteuerungsmodul 3 zu übermitteln.

[0082] Für die Aufzugsteuerung 1 ist ferner ein Wartungsbedienpanel 45 vorgesehen. Aufgrund seiner Ausgestaltung oder der Position, an der es in der Aufzuganlage vorgesehen wird, kann dieses Wartungsbedienpanel 45 dazu ausgelegt sein, dass seine sensorischen Komponenten 47 wie zum Beispiel Taster oder Schalter ausschließlich von einem hierzu autorisierten Wartungstechniker betätigt werden können. Durch Verarbeiten von Wartungs-Signalen, welche von den sensorischen Komponenten 47 des Wartungsbedienpanels 45 ausgegeben werden, können dabei Wartungs-Zielvorgaben ermittelt werden, welche vorgeben, wie sich die Aufzuganlage während eines Wartungsvorgangs verhalten soll.

[0083] Dabei kann das Fahrtsteuerungsmodul 3 dazu konfiguriert sein, in einen Wartungsmodus überzugehen, nachdem es hierfür eine Autorisierung geprüft hat. In diesem Wartungsmodus kann das Fahrtsteuerungsmodul 3 die aktuatorischen Komponenten 23 der Aufzuganlage gemäß den Wartungs-Zielvorgaben steuern. In diesem Wartungsmodus braucht das Fahrtsteuerungsmodul 3 dabei eventuell nicht die strengeren Sicherheitsanforderungen für den Normalbetrieb der Aufzuganlage, sondern lediglich Sicherheitsanforderungen, wie sie für den Wartungsbetrieb der Aufzuganlage vorgegeben werden, berücksichtigen.

[0084] Dabei kann die Schnittstelle 43, über die im Normalbetrieb die Zielvorgaben als high-level-Kommandos übermittelt werden, in einen erweiterten Zustand versetzt werden und als erweiterte Schnittstelle 49 die Wartungs-Zielvorgaben während des Wartungsmodus als low-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul 3 übermitteln.

[0085] Das Fahrtsteuerungsmodul 3 ist vorzugsweise ein System, welches zu einer Echtzeitverarbeitung von Daten und Signalen in der Lage ist, um Fahrfunktionen der Aufzuganlage direkt mit der Antriebseinrichtung 9 bzw. deren Wechselrichter 11 handhaben zu können. Es sorgt für eine Einhaltung grundlegender Sicherheitsregeln, welche nicht durch das Anwendungssteuerungsmodul 5 überwunden bzw. außer Kraft gesetzt werden dürfen. Beispielsweise öffnet es nicht eine Aufzugtür, während die Aufzugkabine 21 sich bewegt. Das Fahrtsteuerungsmodul 3 stellt eine high-level-Kommunikationsschnittstelle 43 für das kommandierende Anwendungssteuerungsmodul 5 bereit für Anforderungen in Form von Zielvorgaben, gemäß denen die Aufzugkabine 21 zu einem bestimmten Stockwerk bewegt werden soll und/oder eine Aufzugtür geöffnet oder geschlossen werden soll. Andere Zielvorgaben werden während des Normalbetriebs im Allgemeinen nicht akzeptiert.

[0086] Ein Wartungstechniker muss autorisierten Zugriff erlangen können und das Fahrtsteuerungsmodul 3 in einen Wartungsmodus schalten können, um die erweiterte Kommunikationsschnittstelle 49 zugänglich zu machen. Sobald die erweiterte Schnittstelle 49 aktiv ist, ist das Fahrtsteuerungsmodul 3 dazu in der Lage, Testalgorithmen mit Hilfe von low-level-Kommandos und Statusmitteilungen durchzuführen. In diesem Wartungsmodus sind zumindest manche der grundlegenden Sicherheitsregeln für den Normalbetrieb des Fahrtsteuerungsmoduls 3 nicht mehr anwendbar.

[0087] Die Programmierung bzw. Software des Fahrtsteuerungsmoduls 3 wird typischerweise durch die F&E-Abteilung eines Herstellers der Aufzuganlage bereitgestellt. Sie muss generell unter allen Bedingungen getestet werden und für den sicheren Betrieb der Aufzuganlage zertifiziert sein.

[0088] Das Anwendungssteuerungsmodul 5 kann auf einem programmierbaren Computer mit einem Betriebssystem laufen. Es betreibt eine Nutzer-Anwendung 55 ("user space application"), welche Script-Module 53 startet, um modulare Funktionen in unabhängigen Skripten bereitzustellen. Die Skript-Module 53 können zum Beispiel auf einer Basis 51 in Python-Sprache formuliert sein. Dieser Modul-Container muss somit eine gemeinsame Schnittstelle für die Kommandos von diesen Modulen sowie für ein Statusabbild der Aufzuganlage haben. Die F&E-Abteilung des Aufzugsherstellers kann zum Beispiel funktionale Module für verschiedene Kundenfunktionen und Aufzugbetriebsarten vorentwickeln. Diese Module können dann durch lokale Agenten modifiziert werden, um regionalen Bedürfnissen und/oder spezifischen Bedürfnissen von Kunden zu entsprechen. Da die hiermit ermittelten Zielvorgaben über die high-level-Schnittstelle 43 an das Fahrtsteuerungsmodul 3 kommuniziert werden, ist für das Anwendungssteuerungsmodul 5 keine weitere Zertifizierung erforderlich.

[0089] Zusammenfassend können dem Fahrtsteuerungsmodul 3 einerseits und dem Anwendungssteuerungsmodul 5 andererseits verschiedene Funktionalitäten bzw. Eigenschaften zugeordnet werden.

[0090] Das Fahrtsteuerungsmodul 3 setzt unter anderem zumindest einige der nachfolgend genannten Funktionen bzw. Eigenschaften um:
  • Echtzeit-Software
  • Gefahren vermeiden
  • die Sicherheitsschaltung/Sicherheitskette überwachen
  • alle Sensoren überwachen
  • Berechnen eines Fahrtverlaufs
  • Steuern des Wechselrichters bzw. der Antriebseinrichtung
  • Bereitstellen einer Evakuierungsfunktion
  • Handhaben außergewöhnlicher Zustände
  • Steuern der Bremseinrichtung


[0091] Das Anwendungssteuerungsmodul 5 setzt unter anderem zumindest einige der nachfolgend genannten Funktionen bzw. Eigenschaften um:
  • Betriebssystem
  • Handhaben der Steuerungsalgorithmen
  • bevorzugte Stockwerke
  • Lichtsteuerung
  • VIP-Schalter
  • Testalgorithmen (für Wartungsbetrieb)
  • Handhabung von LOP-Aktionen
  • Handhabung von COP-Aktionen
  • Richtungsangaben
  • Stockwerksangaben
  • Vorgaben für einen Türzustand
  • Vorgaben für die nächste Fahrt


[0092] Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass Begriffe wie "aufweisend", "umfassend", etc. keine anderen Elemente oder Schritte ausschließen und Begriffe wie "eine" oder "ein" keine Vielzahl ausschließen. Ferner sei daraufhingewiesen, dass Merkmale oder Schritte, die mit Verweis auf eines der obigen Ausführungsbeispiele beschrieben worden sind, auch in Kombination mit anderen Merkmalen oder Schritten anderer oben beschriebener Ausführungsbeispiele verwendet werden können. Bezugszeichen in den Ansprüchen sind nicht als Einschränkung anzusehen.

Bezugszeichenliste



[0093] 
1
Aufzugsteuerung
3
Fahrtsteuerungsmodul
5
Anwendungssteuerungsmodul
7
aktuatorische Komponenten
9
Antriebseinrichtung
11
Wechselrichter
13
Elektromotor
15
Brems einrichtung
17
Leistungsversorgung
19
Bremse
21
Aufzugkabine
23
Sensoriken
25
Sicherheitskette
27
Sensor
29
Positionsgeber
31
Sensor
33
Türantriebüberwachung
35
Sensor
37
sensorische Komponenten
39
Stockwerkbedienpaneel
40
Bedienpaneele
41
Kabinenbedienpaneel
43
high-level-Schnittstelle
45
Wartungsbedienpanel
47
sensorische Komponenten des Wartungsbedienpanels
49
erweiterte Schnittstelle
51
Basis in Python-Sprache
53
Script-Module
55
Nutzer-Anwendung



Ansprüche

1. Aufzugsteuerung (1) zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten (7) einer Aufzuganlage, wobei die Aufzugsteuerung (1) umfasst:

ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul (3),

ein programmierbares Anwendungssteuerungsmodul (5),

wobei das Fahrtsteuerungsmodul (3) dazu konfiguriert ist, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten (7) der Aufzuganlage gemäß Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen zu steuern,

wobei das Anwendungssteuerungsmodul (5) dazu konfiguriert ist, Bedien-Signale von sensorischen Komponenten (37) zu erfassen und durch Verarbeiten dieser Bedien-Signale die Zielvorgaben zu erzeugen,

wobei das Anwendungssteuerungsmodul (5) mit dem Fahrtsteuerungsmodul (3) für eine Datenkommunikation über eine high-level-Schnittstelle (43) verbunden ist und dazu konfiguriert ist, die Zielvorgaben über die high-level-Schnittstelle (43) als high-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul (3) zu übermitteln.


 
2. Aufzugsteuerung nach Anspruch 1, wobei das Anwendungssteuerungsmodul (5) dazu konfiguriert ist, durch Verarbeiten der Bedien-Signale sicherheitsunkritische Funktionen der Aufzuganlage direkt zu steuern und ein Steuern von sicherheitskritischen Funktionen der Aufzuganlage, welche den vorgegebenen Sicherheitsanforderungen unterliegen, durch Erzeugen der Zielvorgaben und Übermitteln der Zielvorgaben an das Fahrtsteuerungsmodul (3) zu initiieren.
 
3. Aufzugsteuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Fahrtsteuerungsmodul (3) dazu konfiguriert ist, den Betrieb der aktuatorischen Komponenten (7) der Aufzuganlage in Echtzeit zu steuern.
 
4. Aufzugsteuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Fahrtsteuerungsmodul (3) dazu konfiguriert ist, die Sicherheitsanforderungen durch Überwachen zumindest einer der folgenden Sensoriken (23) zu berücksichtigen:

eine Sicherheitskette (25) aus mehreren jeweils einen sicherheitsrelevanten Zustand in der Aufzuganlage überwachenden Sensoren (27);

einen Positionsgeber (29) mit zumindest einem eine aktuelle Position einer Aufzugkabine (21) überwachenden Sensor (31); und

eine Türantriebsüberwachung (33) mit zumindest einem Sensor (35), welche Funktionseigenschaften eines Aufzugtürantriebs überwacht.


 
5. Aufzugsteuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei eine Software des Fahrtsteuerungsmoduls (3) gegen unautorisierte Veränderungen geschützt ist, wohingegen eine Software des Anwendungssteuerungsmoduls (5) unautorisiert veränderbar ist.
 
6. Aufzugsteuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die high-level-Kommandos umfassen:

eine Destinations-Zielvorgabe, welche angibt, zu welchem Stockwerk eine Aufzugkabine (21) der Aufzuganlage verfahren werden soll, und

eine Aufzugtürstatus-Zielvorgabe, welche angibt, in welchen Öffnungszustand eine Aufzugtür zu bringen ist.


 
7. Aufzugsteuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche, ferner umfassend wenigstens ein Bedienpanel (40), welches von einem Aufzugpassagier betätigbare sensorische Komponenten (37) zum Erzeugen der Bedien-Signale aufweist.
 
8. Aufzugsteuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Fahrtsteuerungsmodul (3) ferner dazu konfiguriert ist, nach Prüfen einer Autorisierung in einen Wartungsmodus überzugehen, in dem das Fahrtsteuerungsmodul (3) den Betrieb der aktuatorischen Komponenten (7) der Aufzuganlage gemäß Wartungs-Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Wartungsbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen steuert.
 
9. Aufzugsteuerung nach Anspruch 8, wobei das Anwendungssteuerungsmodul (5) dazu konfiguriert ist, Signale von sensorischen Komponenten zu erfassen und durch Verarbeiten dieser Signale die Wartungs-Zielvorgaben zu ermitteln,
wobei das Anwendungssteuerungsmodul (5) mit dem Fahrtsteuerungsmodul (3) für eine Datenkommunikation während des Wartungsmodus über eine erweiterte Schnittstelle (49) verbunden ist und dazu konfiguriert ist, die Wartungs-Zielvorgaben während des Wartungsmodus über die erweiterte Schnittstelle (49) als low-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul zu übermitteln.
 
10. Aufzugsteuerung nach einem der Ansprüche 8 und 9, ferner umfassend ein Wartungsbedienpanel (45), welches von einem Wartungstechniker betätigbare sensorische Komponenten (47) zum Erzeugen von Wartungs-Signalen aufweist, wobei durch Verarbeiten der Wartungs-Signale die Wartungs-Zielvorgaben zu ermitteln sind.
 
11. Verfahren zum Steuern eines Betriebs von aktuatorischen Komponenten (7) einer Aufzuganlage, wobei das Verfahren umfasst:

Erfassen von Bedien-Signalen von sensorischen Komponenten (37) und Erzeugen von Zielvorgaben durch Verarbeiten der Bedien-Signale durch ein Anwendungssteuerungsmodul (5),

Steuern des Betriebs der aktuatorischen Komponenten (7) der Aufzuganlage durch ein programmierbares Fahrtsteuerungsmodul (3) gemäß den Zielvorgaben durch Verarbeiten von low-level-Kommandos und unter Berücksichtigung von für einen Normalbetrieb der Aufzuganlage vorgegebenen Sicherheitsanforderungen,

wobei das Anwendungssteuerungsmodul (5) mit dem Fahrtsteuerungsmodul (3) für eine Datenkommunikation über eine high-level-Schnittstelle (43) verbunden ist und die Zielvorgaben über die high-level-Schnittstelle (43) als high-level-Kommandos an das Fahrtsteuerungsmodul (3) übermittelt werden.


 
12. Computerprogrammprodukt, aufweisend computerlesbare Anweisungen, durch deren Ausführung programmierbare Komponenten einer Aufzugsteuerung (1) dazu konfiguriert werden, ein Verfahren gemäß Anspruch 11 auszuführen oder zu steuern.
 
13. Computerlesbares Medium mit einem darauf gespeicherten Computerprogrammprodukt gemäß Anspruch 12.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









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