[0001] Die Erfindung betrifft ein medizinisches Gestrickteil, insbesondere in Form einer
orthopädischen Bandage oder eines Verbands, zur Anlage an einem Körperteil eines Patienten
für eine medizinische oder therapeutische Behandlung oder zur Stützung des Körperteils,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Das medizinische Gestrickteil gemäß der Erfindung
kann insbesondere die Form einer schlauchförmigen Bandage, eines Strumpfs oder Sockens,
oder eines Handschuhs aufweisen. Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
des medizinischen Gestrickteils.
[0002] Aus der
EP 2 268 245 B1 ist ein als kompressives Strickteil ausgebildetes orthopädisches Hilfsmittel in Form
einer Bandage, Orthese, Schiene oder Stütze, oder eines kompressiven Bekleidungs-
bzw. Gestrickteils zur Therapie oder Unterstützung von Körperteilen mit einem Funktionselement
mit einer zusätzlichen therapeutischen Wirkung bekannt, wobei das Funktionselement
in eine Aufnahmevorrichtung eingebracht ist, welche sich an eine in das Strickteil
eingearbeitete Öffnung, welche als Zugang zu der Aufnahmevorrichtung dient, anschließt,
wobei die Öffnung im Strickprozess als in Querrichtung des Gestricks ausgebildeter
Schlitz in das Strickteil eingearbeitet ist. Die Aufnahmevorrichtung kann dabei insbesondere
als Tasche ausgebildet sein, die auf das Strickteil aufgenäht, aufgeschweißt oder
aufgeklebt ist. Bei dem Funktionselement mit zusätzlicher therapeutischer Wirkung
kann es sich insbesondere um eine Pelotte oder einen elastischen Formkörper bzw. um
einen Festkörper handeln. Das Funktionselement kann dabei eine therapeutische Wirkung,
wie z.B. einen zusätzlichen Kompressionsdruck, oder auch andere therapeutische Wirkungen,
wie z.B. eine temperierende Wirkung oder eine medizinische Wirkung auf das Körperteil,
an dem das orthopädische Hilfsmittel angelegt ist, ausüben.
[0003] Der Einsatz derartiger Funktionselemente, beispielsweise in Form von (teil-)elastischen
Pelotten ist im Bereich der Kompressionstherapie in Verbindung mit Kompressionsartikeln,
wie Kompressionshandschuhe oder Kompressionsbandagen, bekannt, um beispielsweise bereichsweise
oder punktuell einen zusätzlichen Kompressionsdruck auf ein zu behandelndes Körperteil
auszuüben, der über den vom Kompressionsteil großflächig und gleichmäßig ausgeübten
Kompressionsdruck hinausgeht.
[0004] Die Herstellung des in der
EP 2 268 245 B2 beschriebenen Hilfsmittel mit einbringbarem Funktionselement erweist sich jedoch
deshalb als aufwendig und teuer, weil nach dem stricktechnischen Einbringen der Öffnung
in das Strickteil des gestrickten Hilfsmittels die Aufhahmevorrichtung, beispielsweise
in Form einer Tasche, in einem separaten Herstellungsschritt auf das Strickteil aufgenäht,
aufgeschweißt oder aufgeklebt werden muss. Das Aufnähen, Aufschweißen oder Aufkleben
der Aufnahmevorrichtung für das zusätzliche Funktionselement erfordert einen zusätzlichen
Arbeitsschritt, der nach dem Stricken des Strickteils gesondert auszuführen ist und
für den zusätzliche Maschinen, beispielsweise eine Näh-, Schweiß- oder Klebemaschine,
eingesetzt werden müssen. Dies ist zeit- und kostenaufwendig, weil das Befestigen
der Aufhahmevorrichtung am Strickteil des Hilfsmittels in einem separaten Schritt
nach Beendigung des Strickvorgangs vorzunehmen ist und hierfür zusätzliche Maschinen
und ggf. Verbrauchsmaterialien wie Klebstoffe und Nähfäden bereitgestellt werden müssen.
[0005] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein einfaches, schnelles
und kostengünstig herstellbares Gestrickteil für medizinische Anwendungen bereitzustellen,
welches über eine Tasche verfügt, in die ein Funktionselement eingebracht werden kann,
das eine therapeutische Wirkung auf ein Körperteil, an dem das medizinische Gestrickteil
angelegt ist, ausüben kann.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe mit einem medizinischen Gestrickteil mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Zur Lösung der Aufgabe trägt ferner das Verfahren des Anspruchs 14
bei. Bevorzugte Ausführungsformen und Anwendungen des medizinischen Gestrickteils
gemäß der Erfindung sowie des Herstellungsverfahrens ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen.
[0007] Das medizinische Gestrickteil gemäß der Erfindung kann beispielsweise in der Form
einer orthopädischen Bandage oder eines Verbands zur Anlage an ein Körperteil eines
Patienten für eine medizinische oder therapeutische Behandlung oder zur Stützung der
Körperteils vorliegen, wobei das Gestrickteil einen aus einem Grundgestrick gestrickten
Grundkörper und mindestens eine Tasche zur Aufnahme eines Funktionselements aufweist,
wobei die Tasche nahtlos in dem Grundkörper eingestrickt ist und eine Öffnung aufweist,
durch die das Funktionselement eingebracht und wieder herausgenommen werden kann.
Das erfindunsgemäße Gestrickteil ist dabei nahtlos auf einer Flachstrickmaschine gestrickt,
wobei die Tasche sack- bzw. schlauchförmig ausgebildet und direkt ohne Naht oder andere
Fixierungsmittel am Grundkörper angestrickt ist. Das medizinische Gestrickteil gemäß
der Erfindung kann dabei insbesondere die Form einer schlauchförmigen Bandage, eines
Strumpfs oder Sockens, oder eines Handschuhs aufweisen.
[0008] Gemäß der Erfindung wird in dem Strickprozess auf der Flachstrickmaschine beim Stricken
des Grundgestricks des Grundkörpers die sack- bzw. schlauchförmige Tasche mit eingestrickt.
In die Tasche, die zweckmäßig als einseitig offener Sack bzw. Schlauch mit der offenen
Seite zum Grundkörper hingewandt ausgebildet ist, kann mindestens ein medizinisch
oder therapeutisch wirksames Funktionselement eingebracht werden. Bei dem Funktionselement
kann es sich beispielsweise um einen Druckkörper, einen Polsterkörper, einen unelastischen
oder elastischen Formkörper und insbesondere um eine Pelotte handeln. Das Funktionselement
übt bei Anlage des Gestrickteils an einem Körperteil eines Patienten eine therapeutische
oder medizinische Wirkung auf das Körperteil aus, beispielsweise eine Druck- und/oder
eine Temperaturwirkung und/oder eine Polsterwirkung und/oder eine Verabreichung einer
medizinisch oder therapeutisch wirksamen Substanz an das Körperteil. Für die Verabreichung
einer medizinisch oder therapeutisch wirksamen Substanz an das Körperteil kann das
Funktionselement beispielsweise mit einer medizinisch oder therapeutisch wirksamen
Substanz getränkt sein, welche an das Körperteil abgegeben wird, wenn das erfindungsgemäße
Gestrickteil mit einem entsprechenden Funktionselement, das in die dafür vorgesehene
Tasche eingebracht worden ist, am Körperteil des Patienten anliegt, so dass die im
Funktionselement gespeicherte Substanz durch das Gestrick der Tasche in das Körperteil
diffundieren kann. Zweckmäßig ist das Funktionselement dabei als Retard ausgebildet,
das das Arzneimittel verlangsamt freigibt.
[0009] Bei dem Grundgestrick, aus dem der Grundkörper des medizinischen Gestrickteils gemäß
der Erfindung hergestellt ist, kann es sich zweckmäßig um ein dehnbares Gestrick und
insbesondere um ein Kompressionsgestrick handeln. Dies bewirkt, dass das medizinische
Gestrickteil bei Anlage an ein Körperteil eines Patienten vollflächig einen gleichmäßigen
Grunddruck auf das Körperteil ausübt. Bei Einbringen eines Funktionselements in Form
eines Druckkörpers oder eine Pelotte in die dafür vorgesehene Tasche des erfindungsgemäßen
Gestrickteils kann der vom Grundkörper des Gestrickteils auf das Körperteil ausgeübte
Grunddruck bereichsweise oder punktuell in dem Bereich erhöht werden, in dem sich
das Funktionselement in Anlage am Körperteil des Patienten befindet.
[0010] Zur Ausbildung des Grundgestricks des Grundkörpers als Kompressionsgestrick kann
beim Stricken des Grundgestricks ein elastischer, maschebildender Strickfaden verwendet
werden und/oder ein elastischer Schussfaden in das Grundgestrick eingebunden oder
unter Spannung eingelegt werden.
[0011] Die Tasche, die zur Aufnahme des Funktionselements dient, ist zweckmäßig aus einem
Taschengestrick gestrickt, wobei die Gestrickbindung des Taschengestricks bevorzugt
und zumindest im Wesentlichen der Gestrickbindung des Grundgestricks entspricht. Sowohl
das Grundgestrick des Grundkörpers als auch das Taschengestrick, aus dem die Tasche
gestrickt ist, kann beispielsweise als Rechts-/Links-Gestrick aus einem elastischen
oder unelastischen und maschebildenden Strickfaden gestrickt sein.
[0012] Bevorzugt ist in dem Taschengestrick kein Schussfaden enthalten. Dies gewährleistet
eine leichtere Einbringung des Funktionselements in die Tasche. Es ist jedoch auch
möglich, im Taschengestrick einen elastischen Schussfaden einzubringen, der das Taschengestrick
und damit die Tasche in Querrichtung (also quer zur Maschenstäbchenrichtung bzw. in
Umfangsrichtung der schlauchförmigen Tasche) zusammenzieht. Bei Verwendung eines Schussfadens
im Taschengestrick muss zwar beim Einbringen des Funktionselements in die Tasche ein
durch die kompressive Wirkung des Schussfadens hervorgerufener Widerstand überwunden
werden, um das Funktionselement vollständig in die Tasche einschieben zu können. Allerdings
wird durch die kompressive Wirkung des elastischen Schussfadens das in die Tasche
eingebrachte Funktionselement aufgrund des vom Schussfaden erzeugten Kompressionsdrucks
in der Tasche fixiert. Dies verhindert ein Verrutschen des Funktionselements in der
Tasche.
[0013] In einer Ausführungsform der Erfindung weist das Taschengestrick daher einen elastischen
Schussfaden auf, der in das Taschengestrick eingebunden bzw. unter Spannung eingelegt
ist, wobei der elastische Schussfaden bevorzugt nur bereichsweise in dem Taschengestrick
eingelegt bzw. eingebunden ist. Besonders vorteilhaft ist es hierbei, wenn der elastische
Schussfaden nur in dem proximalen, offenen Bereich der Tasche in das Taschengestrick
eingebracht ist. Bei dieser besonders bevorzugten Ausführungsvariante übt das nur
bereichsweise mit einem Schussfaden versehene Taschengestrick nur in dem proximalen
Bereich der Tasche, der offen ausgebildet ist und sich an den Grundkörper des Gestrickteils
anschließt, eine Kompressionswirkung auf. Diese Kompressionswirkung des Taschengestricks
führt zu einer Fixierung des in die Tasche eingebrachten Funktionselements im Bereich
der Öffnung der Tasche und verhindert, dass das Funktionselement beim Tragen des Gestrickteils
ungewollt aus der Tasche herausrutschen kann.
[0014] Um ein ungewolltes Heraustreten des Funktionselements aus der Tasche zu verhindern,
ist es auch möglich, die Öffnung der Tasche nach dem Einbringen des Funktionselements
mittels einer Naht zu verschließen. Die Naht kann dabei zweckmäßig auch wieder aufgetrennt
werden, um das Funktionselement aus der Tasche herausnehmen zu können. Dadurch wird
ein Austausch eines verbrauchten Funktionselements durch ein neues, therapeutisch
oder medizinisch wirksames Funktionselement ermöglicht.
[0015] Anders als bei den bekannten gattungsgemäßen Gestrickteilen, wie bspw. den aus der
EP 2268245-A orthopädischen Hilfsmitteln, bei denen zunächst eine Öffnung in ein Grundgestrick
eingebracht und anschließend an die Öffnung eine Tasche durch Annähen, Ankleben oder
Verschweißen angebracht wird, ist es bei dem erfindungsgemäßen Gestrickteil nicht
erforderlich, die Öffnung im Grundgestrick bspw. durch Ketteln oder andere Konfektionierungsschritte
zu fixieren und die Tasche durch einen separaten Arbeitsschritt an der Öffnung zu
befestigen.
[0016] Diese und weitere Merkmale sowie Eigenschaften, Vorteile und Wirkungen des erfindungsgemäßen
Gestrickteils ergeben sich aus den nachfolgend unter Bezugnahme auf die begleitenden
Zeichnungen näher beschriebenen Ausführungsbeispielen. Die Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1:
- Schematische Darstellung eines medizinischen Gestrickteils gemäß der Erfindung mit
einer schlauchförmig ausgebildeten Tasche zur Aufnahme eines Funktionselements, wobei
das Gestrickteil die Form eines Handschuhs aufweist;
- Fig. 2:
- Darstellung des Handschuhs von Figur 1 in einer an einer Hand eines Patienten angelegten
Funktionsstellung;
- Fig. 3:
- Darstellung einer ersten Ausführungsform eines Gestrickbilds eines Taschengestricks
für die Ausbildung der Tasche des erfindungsgemäßen Gestrickteils;
- Fig. 4:
- Darstellung einer zweiten Ausführungsform eines Gestrickbilds eines Taschengestricks
für die Ausbildung der Tasche des erfindungsgemäßen Gestrickteils;
- Fig. 5:
- Darstellung eines Gestrickbilds des erfindungsgemäßen Gestrickteils im Übergangsbereich
zwischen dem Grundgestrick des Grundkörpers und dem Taschengestrick für die Ausbildung
der Tasche;
[0017] In Figur 1 ist ein Ausführungsbeispiel eines medizinischen Gestrickteils gemäß der
Erfindung in Form eines Kompressionshandschuhs gezeigt. Der Handschuh weist dabei
einen Grundkörper 1 mit einem Handflächen- und Handrückenteil sowie sich daran anschließenden
Fingerteilen 7 zur Aufnahme der fünf Finger der Hand eines Patienten auf. Der Grundkörper
1 ist dabei als Gestrickteil ausgebildet und aus einem Grundgestrick 10 in einem durchgehenden
Strickvorgang hergestellt. Bei dem Grundgestrick 10 handelt es sich hier um ein Kompressionsgestrick
mit einem unter Spannung in das Grundgestrick eingebundenen elastischen Schussfaden
handeln. Bei Verwendung eines Kompressionsgestricks mit einem in das Grundgestrick
10 eingebundenen elastischen Schussfaden erzeugt der Grundkörper 1 bei Anlage des
Gestrickteils an einem Körperteil eines Patienten einen (voll-)flächigen, gleichmäßigen
Kompressionsdruck auf das Körperteil. Das Grundgestrick 10 ist jedoch nicht zwingend
ein Kompressionsgestrick.
[0018] Der in Figur 1 gezeigte Handschuh weist in dem Grundkörper 1 eine daran angestrickte
Tasche 3 an, die einseitig, nämlich im proximalen Bereich, offen und im distalen Bereich
geschlossen ist. Die Tasche 3 weist dadurch die Form eines einseitig offenen Sacks
mit einer Öffnung 2 auf, wobei die Öffnung 2 der Tasche 3 dem Grundkörper 1 zugewandt
ist und mit diesem in Verbindung steht. Durch die Öffnung 2 kann dadurch ein Funktionselement
in die Tasche 3 eingebracht werden.
[0019] In Figur 2 ist der Handschuh von Figur 1 in einer an einer Hand eines Patienten angelegten
Funktionsstellung gezeigt, wobei die Tasche 3 in Richtung der Handfläche der Hand
umgestülpt und in die Tasche 3 ein Funktionselement 4 eingebracht ist, so dass das
Funktionselement 4 im Bereich der Handfläche zu liegen kommt. Da der Handschuh von
Figur 1 aus einem Kompressionsgestrick gebildet und damit als Kompressionshandschuh
ausgebildet ist, übt dieser voll- bzw. großflächig einen gleichmäßigen Druck auf die
Hand des Patienten aus.
[0020] Bei dem Funktionselement 4 kann es sich beispielsweise um einen Druck- oder Polsterkörper,
insbesondere um eine Pelotte handeln. In der in Figur 2 gezeigten Funktionsstellung
des Handschuhs liegt die Pelotte an der Handfläche der Hand an (wobei zwischen der
Handfläche und der Pelotte noch das Taschengestrick 5 der sackförmigen Tasche 3 liegt)
und übt dadurch einen zusätzlichen Druck aus, der über den vom Kompressionshandschuh
gleichmäßig auf die Hand ausgeübten Druck hinausgeht. Das in die Tasche 3 eingebrachte
Funktionselement 4 wirkt dadurch als Druckkörper.
[0021] Anstelle eines als Pelotte ausgebildeten Druckkörpers kann auch ein leicht verformbarer
Polsterkörper, bspw. aus einem Schaumstoff, oder ein anderweitig medizinisch oder
therapeutisch wirksames Funktionselement 4 in die Tasche 3 eingebracht werden. In
jedem Fall übt das in die Tasche 3 eingebrachte Funktionselement 4 eine therapeutische
oder medizinische Wirkung auf das Körperteil aus, an dem das erfindungsgemäße Gestrickteil
angelegt ist.
[0022] In dem in Figur 2 gezeigten Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Gestrickteils
in Form eines Handschuhs ist die Öffnung 2 durch eine Naht 9 verschlossen. Das Verschließen
der Öffnung 2 durch die Naht 9 erfolgt dabei nach Einlegen des Funktionselements 4
in die Tasche 3. Die Naht 9 verhindert, dass das in die Tasche 3 eingelegte Funktionselement
4 beim Tragen des Gestrickteils aus der Tasche 3 ungewollt herausrutschen kann.
[0023] Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Gestrickteils, wie z.B. des in den Figuren
1 und 2 gezeigten Handschuhs, wird das Grundgestrick 10 des Grundkörpers 1 nahtlos
auf einer Flachstrickmaschine mit einem vorderen Nadelbett und einem diesem gegenüberliegenden
hinteren Nadelbett gestrickt, wobei auf dem vorderen Nadelbett der Flachstrickmaschine
eine vordere Lage des Grundgestricks und auf dem hinteren Nadelbett eine hintere Lage
des Grundgestricks gestrickt und die vordere und die hintere Lage des Grundgestricks
miteinander verstrickt werden, so dass ein schlauchförmiger Grundkörper 1 entsteht.
Bei dem Ausführungsbeispiel der Figuren 1 und 2 weist der Grundkörper 1 des Handschuhs
eine palmare, vordere Lage und eine dorsale, hintere Lage auf und die Fingerteile
7, die zur Aufnahme der Finger einer Hand dienen, sind ebenfalls schlauchförmig ausgebildet
und nahtlos auf der Flachstrickmaschine in einem durchgehenden Strickvorgang an den
palmaren und dorsalen Bereich des Grundkörpers 1 angestrickt. In entsprechender Weise
wie die Fingerteile 7 des Handschuhs von Figur 1 wird auch die sackförmige Tasche
3 an das Grundgestrick 10 des Grundkörpers 1 in dem Strickvorgang auf der Flachstrickmaschine
angestrickt. Dabei weist auch die sackförmige Tasche 3 eine vordere Lage und eine
hintere Lage auf, die auf dem vorderen bzw. dem hinteren Nadelbett der Flachstrickmaschine
gestrickt und stricktechnisch so miteinander verbunden sind, dass eine schlauch- bzw.
sackförmige Tasche 3 entsteht.
[0024] In den Figuren 3 und 4 sind zwei verschiedene Ausführungsbeispiele eines Taschengestricks
5 dargestellt, aus dem der Bereich der Tasche 3 des Gestrickteils gestrickt werden
kann. Das Taschengestrick 5 weist dabei bevorzugt eine Gestrickbindung auf, die zumindest
im Wesentlichen der Gestrickbindung des Grundgestricks des Grundkörpers 1 entspricht.
Das Grundgestrick des Grundkörpers 1 und damit zweckmäßig auch das Taschengestrick
5 kann beispielsweise als Rechts-/Links-Gestrick ausgebildet sein. Zur Ausbildung
des Grundgestricks 10 des Grundkörpers 1 als Kompressionsgestrick kann dabei vorgesehen
sein, dass in dem Grundgestrick 10 ein elastischer Schussfaden eingebunden ist. Das
Taschengestrick 5 der in den Figuren 3 und 4 gezeigten Ausführungsbeispiele weist
demgegenüber keinen Schussfaden auf.
[0025] Das in dem Ausführungsbeispiel von Figur 3 gezeigte Taschengestrick 5 ist als Rechts-/
Links-Gestrick aus einem maschebildenden Strickfaden 6 gestrickt. Bei dem Strickfaden
6 kann es sich um einen elastischen oder einen unelastischen Faden handeln. In dem
Gestrickbild der Figur 3 sind die vordere Lage v und die hintere Lage h des auf der
Flachstrickmaschine gestrickten Taschengestricks 5 zu erkennen, wobei die vordere
Lage v auf dem vorderen Nadelbett und die hintere Lage h auf dem hinteren Nadelbett
der Flachstrickmaschine gestrickt ist. Der Strickfaden 6 bildet dabei sowohl in der
hinteren Lage h als auch in der vorderen Lage v in Maschenreihenrichtung m abwechselnd
Maschen und Fanghenkel. Die Maschen und Fanghenkel des Strickfadens 6 sind dabei in
Maschenstäbchenrichtung s maschebildend miteinander verstrickt und die vordere Lage
v ist mit der hinteren Lage h zur Ausbildung eines Schlauchgestricks verstrickt. Das
so aus dem Taschengestrick 5 ausgebildete Schlauchgestrick bildet die sackförmige
Tasche 3.
[0026] In dem in Figur 4 gezeigten Ausführungsbeispiel sind in einzelnen Maschenreihen m'
der hinteren Lage h und der vorderen Lage v zusätzliche Maschen in Form von Spickel
eingestrickt. Durch diese Spickelbildung in dem Taschengestrick 5 kann das Volumen
der sackförmigen Tasche 5 vergrößert werden, so dass auch großvolumige Funktionselemente
4 in die Tasche 3 eingebracht werden können.
[0027] Zur Fixierung eines in die Tasche 3 eingebrachten Funktionselements 4 kann das Taschengestrick
5 einen elastischen Schussfaden aufweisen, der in das Taschengestrick 5 eingebunden
bzw. unter Spannung eingelegt ist. Der elastische Schussfaden zieht dabei die sackförmige
Tasche 3 in Umfangsrichtung zusammen, wodurch die Tasche 3 in Umfangsrichtung einen
kompressiven Druck auf das in die Tasche 3 eingelegte Funktionselement 4 ausübt und
dieses dadurch in der Tasche 3 fixiert.
[0028] In einer zweckmäßigen, hier nicht zeichnerisch dargestellten Ausführungsvariante
kann das Taschengestrick nur in vorgegebenen Bereichen einen in das Taschengestrick
eingelegten oder unter Spannung eingebundenen Schussfaden aufweisen, der eine kompressive
Wirkung der Tasche 3 erzeugt und diese in Umfangsrichtung bereichsweise zusammenzieht.
Zweckmäßig ist es dabei, wenn der kompressive Schussfaden im Bereich der proximalen
Öffnung der sackförmigen Tasche 3, die mit der Öffnung 2 im Grundkörper 1 des Gestrickteils
in Verbindung ist, vorgesehen wird. Durch den kompressiven Schussfaden im Bereich
der Öffnung der sackförmigen Tasche 3 wird bei eingelegtem Funktionselement 4 verhindert,
dass dieses ungewollt aus der Öffnung 2 der Tasche herausrutschen kann. Gleichzeitig
wird dadurch, dass der kompressionsgebende Schussfaden nur bereichsweise in dem sich
an die Öffnung 2 anschließenden Bereich der Tasche 3, nicht jedoch im übrigen Taschenbereich
vorgesehen ist, ein leichtes Einschieben des Funktionselements 4 ohne Widerstand gewährleistet.
[0029] In Figur 5 ist das Gestrickbilds eines erfindungsgemäßen Gestrickteils im Übergangsbereich
zwischen dem Grundgestrick des Grundkörpers 1 und dem Taschengestrick 5 für die Ausbildung
der Tasche gezeigt, um die Stricktechnik zum Einstricken der Tasche 3 in das Grundgestrick
1 zu erläutern.Nach dem Stricken des Taschengestricks 5 (in Figur 5 links unten gezeigt)
zur Fertigstellung der Tasche 3, wird die gesamte Breite des Grundgestricks 1 mit
dem Schussfaden Nadel für Nadel nach Links verhängt und wieder abgestrickt, so lange
bis die komplette Breite der Tasche 3 abgestrickt ist. Hierbei wird folgender Ablauf
wiederholt ausgeführt, um die vordere Lage (V) und die hintere Lage (H) des Grundgestricks
an das Taschengestrick 5 anzustricken (Die Schritte (1) bis (8) des folgenden Ablaufs
sind in Figur 5 rechts außen dargestellt):
- A: Stricken der vorderen Lage (V):
- (1) Lage vorne (V) nach links Stricken;
- (2) Lage vorne (V) um 1 Nadel nach Links verhängt. (in Figur 5 dargestellt durch die
Umhängepfeile U, die einmal nach hinten und dann mit Versatz nach Links und wieder
nach vorne gehen);
- (3) Lage hinten (H) um 1 Nadel nach Links verhängt. (in Figur 5 dargestellt durch
die Umhängepfeile U, die einmal nach vorne, Versatz nach Links und wieder nach hinten
gehen);
- (4) Lage vorne (V) nach rechts Stricken;
- B: Stricken der hinteren Lage (H):
(5) Lage hinten (H) nach links Stricken;
(6) Lage vorne (V) um 1 Nadel nach Links verhängt. (Umhängepfeile U einmal nach hinten,
Versatz nach Links und wieder nach vorne);
(7) Lage hinten (H) um 1 Nadel nach Links verhängt. (Umhängepfeile U einmal nach vorne,
Versatz nach Links und wieder nach hinten);
(8) Lage hinten (H) nach rechts Stricken.
[0030] Dieser Vorgang mit den Schritten (1) bis (8) wird in Abhängigkeit der Breite der
Tasche 3 wiederholt. Hat die Tasche 3 z.B. 20 Nadeln Breite, sind es 20 Wiederholungen.
In dem Bereich des Zusammenführens der beiden so erzeugten Schläuche wird nicht -
wie gewöhnlich - im Kreis bzw. schlauchförmig gestrickt, sondern im "U"-Ablauf von
der vorderen Lage V auf die hintere Lage H, und umgekehrt, d.h. 2 mal Lage vorne V,
2 mal Lage hinten H. Dadurch wird das Verbinden der Lagen V, H in dem Bereich der
Tasche 3 vermieden, wodurch die Öffnung 2 in der Tasche 3 ausgebildet wird.
[0031] Das erfindungsgemäße Gestrickteil kann verschiedene Formen aufweisen. Neben der in
den Figuren 1 und 2 gezeigten Ausführungsform eines Handschuhs kann das Gestrickteil
bspw. auch als Socke oder Strumpf ausgebildet sein. Weiterhin kann das erfindungsgemäße
Gestrickteil auch als schlauchförmige Bandage oder Verband ausgebildet sein.
[0032] Das erfindungsgemäße Gestrickteil kann im orthopädischen Bereich zur Stützung oder
kompressiven Behandlung von Körperteilen und Gelenken verwendet werden. Weiterhin
kann das erfindungsgemäße Gestrickteil zur Behandlung von Lymphinsuffizienten, wie
z.B. Lymph- oder Lip-Ödemen eingesetzt werden. Auch im Bereich der Fuß- oder Handrehabilitation
kann das erfindungsgemäße Gestrickteil Verwendung finden. Des Weiteren kann ein zweckmäßig
als Kompressionsartikel ausgebildetes Gestrickteil gemäß der Erfindung in der Narbentherapie,
beispielsweise zur Behandlung von Narben, die sich durch Verbrennungen oder Verbrühungen
ergeben, eingesetzt werden.
[0033] Die Erfindung ist dabei nicht auf die zeichnerisch dargestellten Ausführungsbeispiele
beschränkt. Aus der Beschreibung der Funktion der Tasche 3 zur Aufnahme eines Funktionselements
4 erschließt sich, dass beispielsweise die Form des Grundkörpers 1 des erfindungsgemäßen
Gestrickteils beliebig veränderbar ist. Auch die Form der Tasche 3 kann an eine vorgegebene
Form eines Funktionselements 4 angepasst werden, so dass das Funktionselement 4 passgenau
in die Tasche 3 eingefügt werden kann. Des Weiteren ergibt sich, dass auch die Gestrickbindung
des Grundgestricks, aus dem der Grundkörper gestrickt ist, sowie die Gestrickbindung
des Taschengestricks, aus dem die Tasche zur Aufnahme des Funktionselements gebildet
ist, variiert werden kann und dass für die Ausbildung des Grundgestricks und des Taschengestricks
alle gängigen Gestrickbindungen verwendet werden können.
1. Medizinisches Gestrickteil, insbesondere in Form einer orthopädischen Bandage oder
eines Verbands, zur Anlage an ein Körperteil für eine medizinische oder therapeutische
Behandlung oder zur Stützung des Körperteils, wobei das Gestrickteil einen aus einem
Grundgestrick gestrickten Grundkörper (1) und mindestens eine Tasche (3) zur Aufnahme
eines Funktionselements (4) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass das Gestrickteil nahtlos auf einer Flachstrickmaschine gestrickt ist, wobei die Tasche
(3) sackförmig ausgebildet und nahtlos in dem Gestrickteil eingestrickt ist.
2. Gestrickteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die oder jede Tasche (3) eine Öffnung (2) aufweist, durch die ein Funktionselements
(4) in die Tasche (3) einbringbar ist.
3. Gestrickteil nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Funktionselement (4) in die Tasche (3) eingebracht ist, wobei das
mindestens eine Funktionselement (4) insbesondere als Druckkörper oder Polsterkörper
oder als unelastischer oder elastischer Formkörper und insbesondere als Pelotte ausgebildet
ist.
4. Gestrickteil nach Anspruch 3, wobei das oder jedes Funktionselement (4) bei Anlage
des Gestrickteils an einem Körperteil eine therapeutische oder medizinische Wirkung
auf das Körperteil ausübt, insbesondere eine Druck- und/oder eine Temperaturwirkung
und/oder eine Polsterwirkung und/oder eine Verabreichung einer medizinisch oder therapeutisch
wirksamen Substanz an das Körperteil bewirkt.
5. Gestrickteil nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Grundgestrick dehnbar und insbesondere als Kompressionsgestrick ausgebildet ist
und hierfür bevorzugt aus einem elastischen Strickfaden (6) gestrickt ist und/oder
einen elastischen Schussfaden enthält, der in das Grundgestrick eingebunden und insbesondere
unter Spannung eingelegt ist.
6. Gestrickteil nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche aus einem Taschengestrick (5) gestrickt ist, dessen Gestrickbindung zumindest
im Wesentlichen der Gestrickbindung des Grundgestricks des Grundkörpers (1) entspricht.
7. Gestrickteil nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass im Taschengestrick (5) kein Schussfaden vorhanden ist.
8. Gestrickteil nach einem der Ansprüche 3 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche (3) an oder zumindest nahe der Öffnung (2) durch eine Naht (9) verschlossen
ist, wobei die Naht (9) nach Einbringen des Funktionselements (4) in die Tasche (3)
angebracht worden ist.
9. Gestrickteil nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Tasche aus einem Taschengestrick (5) gestrickt ist, wobei das Taschengestrick
(5) aus einem elastischen oder unelastischen Strickfaden (6) und bevorzugt als Rechts/Links-Gestrick
gestrickt ist.
10. Gestrickteil nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Strickfaden (6) im Taschengestrick (5) Fanghenkel bildet.
11. Gestrickteil nach Anspruch 10, wobei die Fanghenkel in einer Maschenreihe (m) mit
Maschen abwechseln.
12. Gestrickteil nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) die Form einer schlauchförmigen Bandage oder eines Handschuhs
oder einer Socke oder eines Strumpfs aufweist.
13. Verwendung eines Gestrickteils nach einem der voranstehenden Ansprüche zur kompressiven
Behandlung des Körperteils und/oder zur Stützung von Gelenken des Körperteils und/oder
zur Behandlung von Lymphinsuffizienzen, und/oder zur Fuß- oder Handrehabilitation
und/oder zur Narbentherapie.
14. Verfahren zur Herstellung eines Gestrickteils nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) und die Tasche (3) nahtlos in einem Strickvorgang auf einer Flachstrickmaschine
mit einem vorderen Nadelbett und einem hinteren Nadelbett gestrickt werden, wobei
sowohl der Grundkörper (1) als auch die Tasche (3) jeweils schlauchförmig gestrickt
werden.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Grundgestrick des Grundkörpers (1) und das Taschengestrick (5) der Tasche (3)
jeweils eine vordere Lage (v) und eine der vorderen Lage (v) gegenüberliegende hintere
Lage (h) aufweist, wobei die vordere Lage (v) auf dem vorderen Nadelbett der Flachstrickmaschine
und die hintere Lage (h) auf dem hinteren Nadelbett der Flachstrickmaschine gestrickt
wird.