[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung eines Lebensdauerverbrauchs eines
fluiddurchströmten verfahrenstechnischen Apparats sowie eine Recheneinheit und ein
Computerprogramm zu dessen Durchführung.
Stand der Technik
[0002] Als verfahrenstechnische Anlagen werden üblicherweise Anlagen zur Durchführung von
Stoffänderungen und/oder Stoffumsetzungen mit Hilfe zweckgerichteter physikalischer
und/oder chemischer und/oder biologischer und/oder nuklearer Wirkungsabläufe verstanden.
Solche Änderungen und Umsetzungen umfassen typischerweise Zerkleinern, Sieben, Mischen,
Wärmeübertragen, Rektifizieren, Kristallisieren, Trocknen, Abkühlen, Abfüllen und
überlagerte Stoffumwandlungen, wie chemische, biologische oder nukleare Reaktionen.
[0003] Fluiddurchströmte verfahrenstechnische Apparate, wie z.B. vakuumgelötete (Aluminium-)Plattenwärmeübertrager
(engl. "plate fin heat exchanger", PFHE) oder spiralgewickelte Wärmeübertrager (engl.
"coil-wound heat exchanger", CWHE) werden oftmals in verfahrenstechnischen Anlagen
aufgrund einer Vielzahl von Vorzügen (Wärmeintegration, Kompaktheit, Kosten) eingesetzt.
[0004] Derartige Apparate können bei beispielsweise Betriebsstörungen, Sonderbetriebsfällen
oder Anfahr- und Abstellvorgängen thermischen Belastungen unterliegen und häufigen
und hohen Spannungsschwankungen ausgesetzt sein, welche zu einer Materialermüdung
bis hin zu Beschädigungen wie Leckagen führen können, was mit aufwendigen und kostenintensiven
Reparaturen und ungeplanten Anlagenausfällen verbunden sein kann. In bestimmten Situationen
können Apparate wie z.B. Wärmetauscher oder Kolonnen thermische bzw. mechanische Spannungen
erfahren, die zu einer Materialermüdung führen können.
[0005] Um Störungen, Fehler, Ausfälle usw. möglichst früh erkennen bzw. verhindern zu können,
wird angestrebt die mechanischen Spannungen von Apparaten zu bestimmen, um im Zuge
einer Lebensdaueranalyse z.B. eine Ausfallwahrscheinlichkeit oder verbleibende Lebensdauer
der Apparate zu bestimmen.
Offenbarung der Erfindung
[0006] Vor diesem Hintergrund schlägt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Ermittlung
eines Lebensdauerverbrauchs eines fluiddurchströmten verfahrenstechnischen Apparats
sowie eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung mit den Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche vor. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand
der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0007] Der fluiddurchströmte verfahrenstechnische Apparat kann insbesondere als ein Wärmetauscher,
insbesondere als ein Plattenwärmetauscher oder Spiral- oder gewickelter Wärmetauscher,
oder als eine Kolonne (hohle, schlanke Säule mit Einbauten) oder als Phasentrennapparat
(Behälter mit Einbauten) ausgebildet sein. Der Apparat kann zweckmäßigerweise als
eine Komponente einer verfahrenstechnischen Anlage ausgebildet und mit weiteren Anlagenkomponenten
verbunden sein, beispielsweise mit weiteren Wärmetauschern, Kolonnen oder Behältern
zur Phasentrennung.
[0008] Im Rahmen des Verfahrens werden Messwerte an dem Apparat erfasst und aus den erfassten
Messwerten werden mechanische Spannungen bestimmt. In Abhängigkeit von den bestimmten
mechanischen Spannungen wird eine Rainflow-Zähl-Methode durchgeführt und in Abhängigkeit
von der Rainflow-Zähl-Methode bzw. von einem Ergebnis der Rainflow-Zähl-Methode wird
der Lebensdauerverbrauch des Apparats bestimmt.
[0009] Die Messwerte bzw. Betriebsdaten werden insbesondere mit Hilfe von in oder an dem
Apparat angeordneten Sensoren während des laufenden Betriebs des Apparats erfasst.
Insbesondere werden die Messwerte ausgewertet und mittels theoretischer Betrachtungen
des Apparats, insbesondere mittels theoretischer Modelle bzw. Simulationen, werden
die mechanischen Spannungen bestimmt. Zweckmäßigerweise werden somit in dem Material
des verfahrenstechnischen Apparats herrschende mechanische Spannungen bestimmt, insbesondere
in Form von Spannungsniveaus bzw. Spannungsverläufen und/oder lokalen Dehnungen.
[0010] Für die Lebensdauer des Apparats ist im Allgemeinen die dynamische Belastung des
Apparats von besonders kritischer Bedeutung, insbesondere die Anzahl an dynamischen
Lastzyklen bzw. Belastungszyklen. Ein derartiger Lastzyklus besteht zumeist aus einer
Belastungsphase und einer Entlastungsphase, im Zuge derer sich die an dem Apparat
auftretenden mechanischen Spannungen verändern.
Im Falle von einfachen periodischen Belastungen ergeben sich einfache periodische
zeitliche Verläufe der mechanischen Spannung, aus welchen die Anzahl an Lastzyklen
mittels einer einfachen Zählung der Schwingungsamplituden bestimmt werden kann. Jedoch
treten in der Realität an verfahrenstechnischen Apparaten kaum derartige einfache
periodische Verläufe, sondern zumeist komplexe dynamische Verläufe der mechanischen
Spannungen auf, aus welchen nicht ohne weiteres die Anzahl der aufgetretenen Lastzyklen
abgelesen werden kann.
[0011] Daher sieht die Erfindung vor, eine Rainflow-Zähl-Methode auf die bestimmten mechanischen
Spannungen anzuwenden, welche in der Betriebsfestigkeit ein spezielles Zählverfahren
darstellt, um auch aus komplexen Verläufen von mechanischen Spannungen die Anzahl
der Lastzyklen bestimmen zu können. Somit werden im Rahmen des Verfahrens aus an dem
fluiddurchströmten verfahrenstechnischen Apparat erfassten Messwerten insbesondere
mittels theoretischer Betrachtungen, Simulationen bzw. Modelle Spannungsverläufe bestimmt,
welche als Eingangsgröße für die Rainflow-Zähl-Methode zur präzisen Bestimmung des
Lebensdauerverbrauchs des Apparats verwendet werden.
[0012] Die Erfindung stellt somit eine Möglichkeit bereit, um einfache Messungen in dem
fluiddurchströmten verfahrenstechnischen Apparat mit der Rainflow-Zähl-Methode zu
verknüpfen, um aus unkompliziert und aufwandsarm zu erfassenden Messwerten präzise
und zuverlässig den Lebensdauerverbrauch des Apparats ermitteln zu können. Die Messwerte
werden insbesondere zumeist ohnehin im laufenden Betrieb des Apparats zu dessen Steuerung
bzw. Regelung erfasst. Die entsprechend benötigten Sensoren sind also zweckmäßigerweise
ohnehin bereits an dem Apparat vorhanden, so dass für das vorliegende Verfahren insbesondere
keine zusätzliche Sensorik benötigt wird.
[0013] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden die mechanischen Spannungen aus den
erfassten Messwerten mittels einer Finite-Elemente-Methode bestimmt. Die Finite-Elemente-Methode
(FEM) ist ein numerisches Verfahren, welches auf dem numerischen Lösen eines komplexen
Systems aus partiellen Differentialgleichungen basiert. Der Apparat wird dabei in
endlich viele Teilgebiete einfacher Form aufgeteilt, sprich in finite Elemente, deren
physikalisches bzw. thermo-hydraulisches Verhalten aufgrund ihrer einfachen Geometrie
berechnet werden kann. In jedem der finiten Elemente werden die partiellen Differentialgleichungen
durch einfache Differentialgleichungen oder durch algebraische Gleichungen ersetzt.
Das somit erhaltene System aus Gleichungen wird gelöst, um eine Näherungslösung der
partiellen Differentialgleichungen zu erhalten. Das physikalische Verhalten des Gesamtkörpers
wird beim Übergang von einem Element in das benachbarte Element durch vorbestimmte
Stetigkeitsbedingungen nachgebildet. Die Messwerte werden als Randbedingungen, insbesondere
als verfahrenstechnische, thermo-hydraulische Randbedingungen verwendet. Derartige
Randbedingungen geben Funktionswerte an Grenzen bzw. Knotenpunkten zwischen zwei Elementen
bzw. Teilgebieten vor. Zu diesem Zweck ist vorzugsweise eine entsprechend hohe Anzahl
von Sensoren vorgesehen, um den Apparat mit hinreichend vielen Messwerten mit hoher
Auflösung abzudecken und möglichst viele Randbedingungen für die Finite-Elemente-Methode
vorzugeben. Ein Verfahren, um mechanische Spannungen eines fluiddurchströmten verfahrenstechnischen
Apparats mit Hilfe einer Finite-Elemente-Methode zu bestimmen ist beispielsweise aus
der nicht vorveröffentlichten Patentanmeldung P18C105-EP - IC2354 [Anmeldenummer 18020448.9]
der Anmelderin bekannt, auf welche hinsichtlich Details zu der Finite-Elemente-Methode
verwiesen wird und deren Inhalt hiermit vollumfänglich zum Inhalt dieser Anmeldung
gemacht wird.
[0014] Beispielsweise können im Rahmen des vorliegenden Verfahrens während des aktuellen
Betriebs des Apparats Finite-Elemente-Berechnungen durchgeführt werden, um aus den
aktuell erfassten Messwerten mechanische Spannungen zu bestimmen. Ebenso ist es denkbar,
Berechnungen gemäß der Finite-Elemente-Methode vorab durchzuführen, beispielsweise
vor einer Inbetriebnahme des Apparats. Insbesondere können dabei vorab für verschiede
Betriebszustände des Apparats Finite-Elemente-Berechnungen durchgeführt und mechanische
Spannungen als Referenzwerte bestimmt werden. Während des aktuellen Betriebs des Apparats
können die aktuell erfassten Messwerte mit diesen vorab bestimmten Referenzwerten
verglichen werden und beispielsweise durch Interpolation können die aktuellen mechanischen
Spannungen bestimmt werden.
[0015] Bevorzugt werden als Messwerte Temperaturmesswerte und/oder Druckmesswerte erfasst.
Beispielsweise können mit Hilfe der Druckmesswerte Druckverluste in dem Apparat bestimmt
werden. Temperaturmesswerte können beispielsweise Temperaturverteilungen in dem Apparat
betreffen, insbesondere Temperaturprofile bzw. Temperaturfelder. Insbesondere können
diese Temperaturverteilungen bzw. Temperaturprofile mit den einzelnen Elementen bzw.
Teilbereichen der Finite-Elemente-Methode korrelieren und zweckmäßigerweise einen
Verlauf der Temperatur innerhalb und/oder zwischen diesen einzelnen Elementen abbilden
und als Randbedingungen vorgeben werden.
[0016] Vorzugsweise wird ein zeitlicher Verlauf der mechanischen Spannungen bestimmt und
als Eingangsgröße für die Rainflow-Zähl-Methode verwendet. Da die Rainflow-Zähl-Methode
insbesondere nur auf skalare Größen anwendbar ist, z.B. einachsige Spannung, nicht
jedoch auf Vektoren oder Tensoren, kann durch Auftragen der bestimmten Spannungen
gegen die Zeit auf aufwandswarme Weise die Eingangsgröße für die Rainflow-Zähl-Methode
bestimmt werden. Beispielsweise können zu diesem Zweck die Messwerte dynamisch bzw.
kontinuierlich bestimmt werden und entsprechend können die mechanischen Spannungen
kontinuierlich als zeitlicher Verlauf bestimmt werden.
[0018] Vorzugsweise wird in Abhängigkeit von der bestimmten Anzahl von Lastzyklen und von
den bestimmten mechanischen Spannungen der Lebensdauerverbrauch bestimmt. Im Zuge
jedes Lastzyklus wird dem Apparat eine Beschädigung bzw. Teilschädigung zugefügt.
Insbesondere kann zu diesem Zweck auf die Hypothese von Miner und Palmgren zurückgegriffen
werden, gemäß welcher ein Schädigungszuwachs pro Lastzyklus als linear angenommen
werden kann. Bei m verschiedenen Spannungsamplituden der mechanischen Spannung werden
dem Apparat in jedem Lastzyklus eine Teilschädigung
1/
Ni bei der entsprechenden Spannungsamplitude
i zugefügt, mit
1 ≤ i ≤ m. Mit der Anzahl
ni der Lastzyklen mit der jeweiligen Spannungsamplitude
i ergeben sich die einzelnen Schädigungsanteile als
ni/
Ni. Eine Summe
S über all diese einzelnen Schädigungsanteile ergibt die Schadenssumme bzw. Gesamtschädigung
des Apparats, wobei im Allgemeinen angenommen wird, dass es bei einem Wert von
S =
1 zu einem Versagen bzw. Bruch des Apparats kommt:
[0019] Vorzugsweise wird somit ein skaliertes Aufsummieren der einzelnen bestimmten Lastzyklen
durchgeführt, insbesondere um eine aktuelle Gesamtschädigung und somit den Lebensdauerverbrauch
des Apparats zu bestimmen.
[0020] Bevorzugt wird in Abhängigkeit von dem bestimmten Lebensdauerverbrauch eine verbleibende
Lebensdauer des Apparats bestimmt. Die gesamte Lebensdauer des Apparats kann beispielsweise
abgeschätzt werden, indem den Apparat repräsentierende Versuchskörper vorgegebenen
Testbelastungen bzw. Testspannungsamplituden ausgesetzt werden, bis es zu einem Versagen
oder Bruch der Versuchskörpers kommt, wodurch die zulässige maximale Anzahl an Lastzyklen
bei bestimmten Schwingungsamplituden bestimmt werden kann. Insbesondere ausgehend
von der mittels der Rainflow-Zähl-Methode bestimmten Anzahl von Lastzyklen, welche
der Apparat erfahren hat, kann auf die verbleibende Lebensdauer rückgeschlossen werden.
[0021] Vorteilhafterweise werden das Bestimmen der mechanischen Spannungen und ferner vorzugsweise
das Bestimmen des Lebensdauerverbrauchs in Abhängigkeit von der Rainflow-Zähl-Methode
online während des Betriebs des Apparats durchgeführt. Insbesondere kann somit eine
Online-Überwachung und Aktualisierung des Lebensdauerverbrauchs und ferner der verbleibenden
Lebensdauer des Apparats durchgeführt werden. Somit können stets der aktuelle Zustand
des Apparats und dessen mechanische Integrität bestimmt werden. Schäden, z.B. in Form
von Leckagen und daraus resultierende ungeplante und kostenintensive Stillstände des
Apparats können vermieden werden. Sich andeutende oder bevorstehende Schäden können
frühzeitig erkannt und es kann diesen rechtzeitig entgegengewirkt werden, beispielsweise
durch Wartung, Reparatur oder Austausch von Komponenten.
[0022] Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z.B. ein Steuergerät eines Apparats, ist, insbesondere
programmtechnisch, dazu eingerichtet, ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
Die Recheneinheit kann beispielsweise als eine lokale Recheneinheit an dem Apparat
oder in dessen Umgebung angeordnet sein, beispielsweise in demselben Gebäude wie der
Apparat (z.B. sog. Edge-Computing). Alternativ ist es auch denkbar, dass die Recheneinheit
eine entfernte Recheneinheit ist, welche sich in sehr großer Entfernung zu dem Apparat
befinden kann und beispielsweise als ein Server ausgebildet sein kann, zweckmäßigerweise
als Teil eines entfernten, verteilten Recheneinheitssystems im Sinne des Cloud-Computing
(deutsch etwa: Rechnen in der Wolke). Ebenso ist es denkbar, sowohl eine lokale als
auch eine entfernte Recheneinheit in Kombination für die Durchführung des vorliegenden
Verfahrens zu verwenden. Beispielsweise können einfache Rechenoperationen in einer
klein bauenden lokalen Recheneinheit durchgeführt werden und rechenintensive Operationen
können in die entfernte Recheneinheit, insbesondere in eine Cloud, ausgelagert werden.
[0023] Auch die Implementierung der Erfindung in Form von Software ist vorteilhaft, da dies
besonders geringe Kosten ermöglicht, insbesondere wenn eine ausführende Recheneinheit
noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin vorhanden ist. Geeignete
Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind insbesondere magnetische,
elektrische und optische Datenträger, wie Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs, DVDs
u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze (Internet, Intranet usw.)
ist möglich.
[0024] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0025] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0026] Die Erfindung ist anhand von Ausführungsbeispielen in der Zeichnung schematisch dargestellt
und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0027]
- Figur 1
- zeigt schematisch und perspektivisch einen als Plattenwärmetauscher ausgebildeten
fluiddurchströmten verfahrenstechnischen Apparat, dessen Lebensdauerverbrauch gemäß
einer bevorzugten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens ermittelt werden
kann.
- Figur 2
- zeigt schematisch eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens
als ein Blockdiagramm.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
[0028] Figur 1 zeigt einen hier als Plattenwärmetauscher 1 ausgebildeten verfahrenstechnischen
Apparat von außen. Der Plattenwärmetauscher weist einen quaderförmigen Zentralkörper
8 mit einer Länge von beispielsweise mehreren Metern und einer Breite bzw. Höhe von
beispielsweise etwa einem bzw. wenigen Metern auf. Oben auf dem Zentralkörper 8, an
dessen Seiten und unterhalb des Zentralkörpers 8 erkennt man Aufsätze 6 und 6a. Die
unterhalb des Zentralkörpers 8 und auf der der abgebildeten Seite abgewandten Seite
befindlichen Aufsätze 6 und 6a sind teilweise verdeckt.
[0029] Durch Stutzen 7 kann dem Plattenwärmetauscher ein Fluid bzw. Prozessstrom zugeführt
bzw. diesem wieder entnommen werden. Die Aufsätze 6 und 6a dienen zur Verteilung des
durch die Stutzen 7 eingebrachten Fluids bzw. zum Sammeln und zur Konzentration des
aus dem Plattenwärmetauscher zu entnehmenden Fluids. Innerhalb des Plattenwärmetauschers
tauschen dann die verschiedenen Fluidströme Wärmeenergie aus.
[0030] Der in Figur 1 gezeigte Plattenwärmetauscher ist dazu ausgelegt, Fluidströme in getrennten
Passagen zum Wärmeaustausch aneinander vorbeizuführen. Ein Teil der Ströme kann gegensinnig
aneinander vorbeigeführt werden, ein anderer Teil über Kreuz oder gleichsinnig.
[0031] Im Wesentlichen handelt es sich bei dem Zentralkörper 8 um eine Anordnung aus Trennblechen,
Wärmeaustauschprofilen (sogenannte Fins) und Verteilerprofilen. Trennbleche und Profile
aufweisende Schichten wechseln sich ab. Eine ein Wärmeaustauschprofil und Verteilerprofile
aufweisende Schicht wird Passage genannt.
[0032] Der Zentralkörper 8 weist also abwechselnd parallel zu den Strömungsrichtungen liegende
Passagen und Trennbleche auf. Sowohl die Trennbleche als auch die Passagen sind meist
aus Aluminium gefertigt. Zu ihren Seiten sind die Passagen durch Balken aus Aluminium
abgeschlossen, so dass durch die Stapelbauweise mit den Trennblechen eine Seitenwand
ausgebildet ist. Die außenliegenden Passagen des Zentralkörpers sind durch eine parallel
zu den Passagen und den Trennblechen liegende Abdeckung aus Aluminium (Deckblech)
abgeschlossen.
[0033] Ein solcher Zentralkörper 8 kann hergestellt werden z.B. durch Aufbringen eines Lots
auf die Flächen der Trennbleche und anschließendes abwechselndes Aufeinanderstapeln
der Trennbleche und der Passagen. Die Abdeckungen decken den Zentralkörper 8 nach
oben oder unten ab. Anschließend ist der Zentralkörper durch Erhitzen in einem Ofen
verlötet worden.
[0034] An den Seiten des Plattenwärmetauschers weisen die Verteilerprofile Verteilerprofilzugänge
(sog. Header oder Halbschalen) auf. Durch diese kann von außen das Fluid in die zugehörigen
Passagen über die Aufsätze 6 und 6a und Stutzen 7 eingebracht bzw. auch wieder entnommen
werden. Die Verteilerprofilzugänge werden durch die Aufsätze 6 bzw. 6a verdeckt.
[0035] Der Plattenwärmetauscher ist mit ausreichend vielen Sensoren 10 ausgestattet, die
beispielsweise als Temperatursensoren ausgebildet sein können, um Messwerte zu erfassen,
beispielsweise Temperaturverläufe, Temperaturfelder bzw. Temperaturprofile als Temperaturmesswerte.
Wenngleich in Figur 1 die Temperatursensoren 10 untereinander relative große Abstände
aufweisen, werden diese in der Praxis vorteilhaft eng verteilt, um die Temperaturverteilung
in ausreichender Auflösung messen zu können.
[0036] Die Temperatursensoren 10 sind datenübertragend mit einer Recheneinheit 20 gekoppelt,
die beispielsweise als Steuergerät des Wärmetauschers 1 ausgebildet sein kann. Alternativ
kann die Recheneinheit 20 beispielsweise auch eine entfernte Recheneinheit ("Cloud")
sein, z.B. ein Server, insbesondere als Teil eines entfernten, verteilten Recheneinheitssystems
im Sinne des Cloud-Computing.
[0037] Um einen Lebensdauerverbrauch des Wärmetauschers 1 zu bestimmen, ist die Recheneinheit
20, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet, eine bevorzugte Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen, welches schematisch in Figur 2 als
ein Blockdiagramm dargestellt ist.
[0038] In einem Schritt 201 werden mittels der Temperatursensoren 10 Temperaturverläufe
bzw. Temperaturfelder des Wärmetauschers 1 als Temperaturmesswerte erfasst und von
den Sensoren 10 an die Recheneinheit 20 übermittelt.
[0039] In Schritt 202 werden in Abhängigkeit von den erfassten Temperaturmesswerten mittels
einer Finite-Elemente-Methode mechanische Spannungen bestimmt. Beispielsweise können
zu diesem Zweck Referenzwerte hinterlegt sein, die beispielsweise vor einer Inbetriebnahme
des Wärmetauschers 1 mittels einer Finite-Elemente-Methode ermittelt wurden, beispielsweise
indem für verschiede Betriebszustände Finite-Elemente-Berechnungen durchgeführt und
mechanische Spannungen bestimmt wurden. Während des aktuellen Betriebs des Wärmetauschers
1 werden aus den erfassten Temperaturmesswerten z.B. durch einen Abgleich mit den
Referenzwerten bzw. den vorab durchgeführten Finite-Elemente-Berechnungen mechanische
Spannungen ermittelt. Beispielsweise können durch Interpolation der aktuell erfassten
Temperaturmesswerte mit den vorab gerechneten Referenzwerten somit aus den aktuell
erfassten Temperaturen mechanische Spannungen ermittelt werden. Alternativ zu einer
derartigen Interpolation ist auch eine Funktion vorstellbar, die z.B. die erfassten
Temperaturmesswerte und mechanische Spannungen korreliert.
[0040] In Schritt 203 wird ein zeitlicher Verlauf der in Schritt 202 bestimmten mechanischen
Spannungen bestimmt. Somit werden in Schritt 202 aus den gemessenen Temperaturen durch
Korrelation mit Vorrechnungen mechanische Spannungen bestimmt und in Schritt 203 wird
ein zeitlicher Verlauf der mechanischen Spannungen bestimmt. Dadurch entsteht über
die aktuellen Messungen und den Abgleich mit den vorgerechneten Spannungen eine Historie
für die Spannungsverteilungen und Spannungsamplituden.
[0041] In Schritt 204 wird in der Recheneinheit 20 in Abhängigkeit von dieser bestimmten
mechanischen Spannung eine Rainflow-Zähl-Methode durchgeführt. Zu diesem Zweck wird
der in Schritt 203 bestimmte zeitliche Verlauf der mechanischen Spannungen als Eingangsgröße
für die Rainflow-Zähl-Methode verwendet.
[0042] Die Rainflow-Zähl-Methode ist ein aus der Betriebsfestigkeit bekanntes Zählverfahren
bzw. ein Zählalgorithmus, um aus dem zeitlichen Verlauf der mechanischen Spannung
eine Anzahl von aufgetreten Lastzyklen zu bestimmen. Derartige dynamische Lastzyklen
sind für die Lebensdauer des Wärmetauschers 1 besonders kritisch und belastend.
[0044] Als Ergebnis der Rainflow-Zähl-Methode werden für verschiedene Spannungsamplituden
i, die in dem bestimmten zeitlichen Verlauf der mechanischen Spannung auftreten, jeweils
eine Anzahl
ni von Lastzyklen mit der jeweiligen Spannungsamplituden
i bestimmt, welche in dem Wärmetauscher 1 aufgetreten sind. Für insgesamt m verschiedene
Spannungsamplituden gilt
1 ≤ i ≤ m.
[0045] In Schritt 205 wird in Abhängigkeit von diesem Ergebnis der in Schritt 204 durchgeführten
Rainflow-Zähl-Methode der Lebensdauerverbrauch des Wärmetauschers 1 bestimmt. Im Zuge
dessen wird für jeden aufgetretenen Lastzyklus eine Teilschädigung
1/
Ni bei der entsprechenden Spannungsamplitude
i angenommen, wodurch sich für die einzelnen Spannungsamplituden einzelne Schädigungsanteile
als
ni/
Ni ergeben. Eine Summe
S über all diese einzelnen Schädigungsanteile ergibt die Schadenssumme bzw. Gesamtschädigung
des Wärmetauscher 1:
[0046] Es wird angenommen, dass es bei einem Wert von
S =
1 zu einem Versagen bzw. Bruch des Apparats kommt, so dass in Schritt 205 ferner eine
verbleibende Lebensdauer des Wärmetauschers 1 bestimmt wird.
1. Verfahren zur Ermittlung eines Lebensdauerverbrauchs eines fluiddurchströmten verfahrenstechnischen
Apparats (1),
wobei Messwerte an dem Apparat (1) erfasst (201) und aus den erfassten Messwerten
mechanische Spannungen bestimmt werden (202, 203),
wobei in Abhängigkeit von den bestimmten mechanischen Spannungen eine Rainflow-Zähl-Methode
durchgeführt wird (204) und in Abhängigkeit von der Rainflow-Zähl-Methode der Lebensdauerverbrauch
des Apparats bestimmt wird (205).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die mechanischen Spannungen aus den erfassten Messwerten
mittels einer Finite-Element-Methode bestimmt werden (202).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei als Messwerte Temperaturmesswerte und/oder
Druckmesswerte erfasst werden (201).
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei ein zeitlicher Verlauf der
mechanischen Spannungen bestimmt und als Eingangsgröße für die Rainflow-Zähl-Methode
verwendet wird (204).
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei mit Hilfe der Rainflow-Zähl-Methode
eine Anzahl von Lastzyklen bestimmt wird (204).
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei in Abhängigkeit von der bestimmten Anzahl von Lastzyklen
und von den bestimmten mechanischen Spannungen der Lebensdauerverbrauch bestimmt wird
(205).
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, wobei der Lebensdauerverbrauch durch ein skaliertes
Aufsummieren der einzelnen bestimmten Lastzyklen bestimmt wird (205).
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei in Abhängigkeit von dem bestimmten
Lebensdauerverbrauch eine verbleibende Lebensdauer des Apparats (1) bestimmt wird
(205).
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das Bestimmen der mechanischen
Spannungen (202, 203) und ferner insbesondere das Bestimmen des Lebensdauerverbrauchs
(204, 205) in Abhängigkeit von der Rainflow-Zähl-Methode online während des Betriebs
des Apparats (1) durchgeführt werden.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der fluiddurchströmte verfahrenstechnischer
Apparat (1) als ein Wärmetauscher, insbesondere als ein Plattenwärmetauscher oder
Spiral- oder gewickelter Wärmetauscher, oder als eine Kolonne oder als ein Behälter
zur Phasentrennung ausgebildet ist.
11. Recheneinheit (20) mit Mitteln zum Durchführen eines Verfahrens nach einem der vorstehenden
Ansprüche.
12. Computerprogramm, das eine Recheneinheit (20) dazu veranlasst, ein Verfahren nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 durchzuführen, wenn es auf der Recheneinheit ausgeführt
wird.
13. Maschinenlesbares Speichermedium mit einem darauf gespeicherten Computerprogramm nach
Anspruch 12.