[0001] Die Erfindung betrifft einen für die Herstellung eines grafitfreien warmgewalzten
Stahlflachprodukts geeigneten Stahl, ein warmgewalztes Stahlflachprodukt mit einem
im ungehärteten Zustand grafitfreien Gefüge, das warmgewalzte Stahlflachprodukt im
gehärteten Zustand, und ein Verfahren zur Herstellung solcher warmgewalzter Stahlflachprodukte.
[0002] Stähle dieser Art und daraus bestehende warmgewalzte Stahlflachprodukte werden zur
Herstellung von gehärteten Maschinenbauteilen benötigt, die beispielweise in der Land-,
Forst- und Holzwirtschaft eingesetzt werden und von denen ihrem Einsatzzweck entsprechend
ausgezeichnete Dauerfestigkeiten, eine optimierte Härtbarkeit und eine hohe Beständigkeit
gegen Risskorrosion verlangt werden.
[0003] Wenn hier von "Stahlflachprodukten" die Rede ist, sind damit Walzprodukte, wie gewalzte
Bänder und Bleche sowie daraus gewonnene Zuschnitte und Platinen gemeint, deren Breite
und Länge jeweils wesentlich größer ist als ihre Dicke.
[0004] Wenn im vorliegenden Text im Zusammenhang mit Legierungsangaben Angaben in "%" oder
"ppm" gemacht werden, so beziehen sich diese Angaben stets auf das Gewicht, sofern
nichts anderes ausdrücklich angegeben ist.
[0005] In der Land-, Forst- und Holzwirtschaft gewinnt die Standzeit der eingesetzten Verschleißteile
in Folge von immer weiter steigenden Leistungs- und Verfügbarkeitsanforderungen zunehmend
an Bedeutung. Ausfallzeiten durch Wechsel- und Instandhaltung sollen so kurz wie möglich
sein, um eine maximale Verfügbarkeit der in der Regel kostspieligen Maschinen zu gewährleisten.
[0006] Ein besonderes Beanspruchungsprofil ergibt sich beispielsweise bei land- oder forstwirtschaftlichen
Messern im Ernteeinsatz daraus, dass die Messer zwar grundsätzlich beispielsweise
zum Schneiden von vergleichsweise weichem Schnittgut, wie Gras, dienen, beim Schnittvorgang
jedoch auch auf relativ harte Teile, wie beispielsweise Steine, Wurzeln und desgleichen,
treffen können. Wenn das Material des Messers hart und spröde ist, besteht die Gefahr
eines Messerbruchs.
[0007] Dieselben Probleme ergeben sich bei Messern, die in Schneidwerken zum Schneiden,
Zerkleinern oder Zerhäckseln von Gras, Stroh, Getreide, Ästen und anderen Pflanzen
und Pflanzenteilen eingesetzt werden. Zu nennen sind hier insbesondere Schneidmesser
für Kreiselmäher, Rotormesser, Futtermischwagenmesser, Strohhäckslermesser oder Unterflurhäckslermesser
sowie die Teile von Pflug oder Egge, die bei Feldarbeit in den Boden eindringen, um
das Erdreich zu zerkleinern oder umzuwälzen.
[0008] Häckslermesser für Stroh sind beispielsweise in der Praxis zwischen etwa 3 mm und
5 mm dick. Sie können sowohl komplett vergütet als auch nur örtlich randzonenvergütet
ausgeführt sein. Andere Messer sind mindestens 1,3 mm dick, andere Verschleißteile,
wie z.B. die bei Eggen zum Einsatz kommenden Bauteile, erreichen Dicken von bis zu
20 mm.
[0009] Der hohe abrasive Verschleiß, dem die aus Stählen der hier in Rede stehenden Art
gefertigten Bauelemente ausgesetzt sind, resultiert hauptsächlich aus den im Einsatz
auftretenden Stoß- und Reibbelastungen. Durch harte Gegenstände, die mit den verschleißfesten
Stahlteilen in Kontakt geraten, werden kontinuierlich Oberflächensegmente abgetragen.
[0010] Das voranstehend erläuterte Belastungskollektiv verlangt nach einer hohen Härte des
Stahls, aus dem die betreffenden Bauteile hergestellt sind. Allerdings muss oftmals
auch eine ausreichende Zähigkeit eingestellt sein, um den im Betrieb auftretenden
dynamischen Belastungen standhalten zu können. Hinzu kommen hohe Anforderungen an
die Standzeit, die durch Dauerfestigkeitsuntersuchungen überprüft werden kann.
[0011] Weil während des Einsatzes korrosive Angriffe des Werkstoffes erfolgen können - wie
Kontakt mit sauren oder basischen Medien (Böden oder Schneidgütern) -, spielt auch
eine Empfindlichkeit für durch Wasserstoff induziertes Versagen eine maßgebliche Rolle.
Die Neigung zu Wasserstoff induzierter Rissbildung kann anhand des für den Stahl zu
ermittelnden Diffusionskoeffizienten beurteilt werden.
[0012] Schließlich muss ein Werkstoff der hier in Rede stehenden Art für eine komplexe Formgebung
geeignet sein. So muss der Stahlwerkstoff durch unterschiedliche Trennverfahren vom
das jeweilige Ausgangsprodukt bildenden jeweiligen warmgewalzten Stahlflachprodukt
abgeteilt und in einem formgebenden Verfahren in die jeweils geforderte Form gebracht
werden können und zudem vergütbar sein. Ebenso sollte er für weitere die Oberfläche
schützende oder die Härte weiter steigernde Verfahren geeignet sein.
[0013] Im Stand der Technik sind unterschiedlichste Vorschläge für Stähle und Stahlflachprodukte
gemacht worden, die diese Anforderungen erfüllen sollen.
[0014] In der
DE 10 2010 050 499 B3 (
WO 2012/062281 A1) ist beispielsweise die Verwendung eines warmumgeformten und pressgehärteten, verschleißfesten
Stahlbauteils mit einer Härte zwischen 500 und 700 HB in Baumaschinen, Agrarmaschinen
und Bergbaumaschinen vorgestellt worden. Dabei werden für die Herstellung solcher
Stahlbauteile vier Stahllegierungen vorgeschlagen, die neben ihrem jeweiligen Hauptbestandteil
Eisen unvermeidbare Verunreinigungen (in Gew.-%) Stahl 1: 0,2 - 0,4 % C, 0,3 - 0,8
% Si, 1,0 - 2,5 % Mn, max. 0,02 % P, max. 0,02 % S, max. 0,05 % AI, max. 2 % Cu, 0,1
- 0,5 % Cr, max. 2 % Ni, 0,1 - 1 % Mo, 0,001 - 0,01 % B, 0,01 - 1 % W, max. 0,05 %
N, Stahl 2: 0,35 - 0,55 % C, 0,1 - 2,5 % Si, 0,3 - 2,5 % Mn, max. 0,05 % P, max. 0,01
% S, max. 0,08 % AI, max. 0,5 % Cu, 0,1 - 2,0 % Cr, max. 3,0 % Ni, max. 1,0 % Mo,
max. 2,0 % Co, 0,001 - 0,005 % B, 0,01 - 0,08 % Nb, max. 0,4 % V, max. 0,02 % N, max.
0,2 % Ti, Stahl 3: 0,40 - 0,44 % C, 0,1 - 0,5 % Si, 0,5 - 1,2 % Mn, max. 0,02 % P,
max. 0,005 % S, max. 0,05 % AI, max. 0,2 % Cu, 0,3 - 0,8 % Cr, 1,0 - 2,5 % Ni, 0,2
- 0,6 % Mo, 0,5 - 2,0 % Co, 0,0015 - 0,005 % B, 0,02 - 0,05 % Nb, max. 0,4 % V, max.
0,015 % N, 0,01 - 0,05 % Ti und Stahl 4: 0,42 - 0,45 % C, 0,30 - 0,40 % Si, 0,80 -
0,90 % Mn, max. 0,012 % P, max. 0,001 % S, 0,020 - 0,050 % Al, max. 0,10 % Cu, 0,50
- 0,60 % Cr, 2,00 - 2,20 % Ni, 0,45 - 0,59 % Mo, 0,90 - 1,10 % Co, 0,002 - 0,004 %
B, max. 0,008 % N, 0,015 - 0,025 % Ti, max. 0,030 % Sn enthalten. Die Auswahl der
vier Stähle ist dabei speziell darauf abgestellt, dass die Stahlbauteile mit Biegewinkeln
von mehr als 5 Grad hergestellt werden. Hierdurch soll es insbesondere möglich sein,
komplexe Geometrien von verschleißfesten Stahlbauteilen einzusetzen.
[0015] Neben dem voranstehend erläuterten Stand der Technik ist aus der
JP 2000 328182 A ein Baustahl für Maschinenteile bekannt, der neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
die nachfolgend spezifizierten Gehalte an den nachfolgend aufgezählten Elementen enthält
(in Gew.-%): 0,10 - 0,65 % C, 0,03 - 2,00 % Si, 0,30 - 2,50 % Mn, 0.015 - 0.35 % S,
0,005 - 0,060 % AI, 0,0005 - 0,0100 % B und 0,005 - 0,020 % N , mit der Maßgabe, dass
0,3 ≤ B/N ≤ 1,2, sowie aus 0,01 - 0.30 Pb und/oder 0.01 - 0.30 Bi und optional einem
oder mehreren der folgenden Elemente besteht: Cr: 0,1 - 2,0 %, Mo: 0,05 - 1,00 %,
Ni: 0,1 - 3,5 %, V: 0,01 - 0,50 %, Ti: 0,01 - 0,40 %, Nb: 0,01 - 0,30 %, Ca: 0,001
- 0,01 %. Der Stahl wird auf 1200 °C für 30 min. gehalten, warmgewalzt oder geschmiedet
und an Luft abgekühlt. Aus dem Baustahl gefertigte Elemente lassen sich auf 850 °C
erwärmen, härten und bei 600 °C anlassen.
[0016] Vor dem Hintergrund des Standes der Technik hat sich die Aufgabe ergeben, einen Stahl,
ein Stahlflachprodukt sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung bereitzustellen, die
es erlauben, Produkte zu fertigen, die eine für die Anwendung im Bereich der Landwirtschaft,
der Forstwirtschaft oder vergleichbaren Anwendungen optimierte Kombination aus Zähigkeit
und Dauerfestigkeit besitzen.
[0017] Die Erfindung hat diese Aufgabe durch einen gemäß Anspruch 1 legierten Stahl, ein
gemäß Anspruch 2 beschaffenes warmgewalztes Stahlflachprodukt und das gemäß Anspruch
8 ausgebildete Verfahren gelöst.
[0018] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0019] Ein erfindungsgemäßer Stahl besteht demnach aus (in Gew.-%
C: |
0,4 |
- 0,7 %, |
Si: |
0,15 |
- 0,5% |
Mn: |
0,8 |
- 2,0% |
Cr: |
0,3 |
- 1,0 %, |
wobei der Cr-Gehalt %Cr jeweils folgende Bedingung erfüllt:
%Cr ≥ (%Ni + %Si + %Mn + %S + %AI)/5
mit %Ni: jeweiliger Ni-Gehalt des Stahls
%Si: jeweiliger Si-Gehalt des Stahls
%Mn: jeweiliger Mn-Gehalt des Stahls
%S: jeweiliger S-Gehalt des Stahls
%Al: jeweiliger Al-Gehalt des Stahls
N: |
0,0015 - 0.010 % |
Ni: |
0,04 - 2 % |
Ti: |
0,005 - 0,1 % |
V: |
0,0080 - 0,1 % |
B: |
0,0005 - 0,004 % |
Ca: |
0,0005 - 0,004 % |
P: |
≤ 0,030 % |
S: |
≤ 0,005 % |
Al: |
≤ 0,05 % |
Cu: |
≤ 0,1 % |
Nb: |
≤ 0,004 % |
H: |
≤ 0,0001 % |
O: |
≤ 0,0050 % |
sowie optional Mo: 0,006 - 0,02 %,
und als Rest aus Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen.
[0020] Kohlenstoff ist im erfindungsgemäßen Stahl in Gehalten von 0,4 - 0,7 Gew.-% vorhanden
und wirkt in diesen Gehalten härte- und festigkeitssteigernd. Der Mindestgehalt von
0,4 % ist für eine ausreichende Grundhärte erforderlich. Um Beeinträchtigungen der
Umformbarkeit durch einen zu hohen C-Gehalt zu vermeiden, kann der C-Gehalt auf 0,6
Gew.-% beschränkt werden, wobei eine optimale Walzbarkeit des Stahls gewährleistet
werden kann, wenn der C-Gehalt 0,55 Gew.-% nicht überschreitet. Die positive Wirkung
der Anwesenheit von Kohlenstoff im erfindungsgemäßen Stahl kann dann besonders sicher
genutzt werden, wenn der Minimalgehalt an Kohlenstoff 0,47 Gew.-% beträgt.
[0021] Silizium wirkt im erfindungsgemäßen Stahl stark härtbarkeitssteigernd und ist deshalb
in Gehalten von 0,15 - 0,5 Gew.-% im erfindungsgemäßen Stahl vorhanden. Bei höheren
Gehalten kann es zur Bildung von schlecht entfernbarem Zunder auf dem Warmband kommen.
Mit zunehmendem Si - Gehalt wird zudem die Wasserstoffdurchlässigkeit vermindert.
Sofern es zur Entstehung von Grafit kommt, so fördert Silizium insbesondere das Grafitteilchenwachstum.
Es zeigt eine geringe Löslichkeit im Zementit und destabilisiert diesen. Auch aus
diesem Grund ist ein zu hoher Si-Gehalt oberhalb 0,5 % zu vermeiden. Ein Mindestgehalt
von 0,15 Gew.-% sollte jedoch dem Stahl zugegeben werden, um die positive Wirkung
von Si im erfindungsgemäßen Stahl betriebssicher nutzen zu können. Indem der Si-Gehalt
auf höchstens 0,3 Gew.-% beschränkt wird, kann eine besonders einfache Entfernung
von auf dem Warmband haftenden Zunder durch ein zu diesem Zweck übliches und in konventioneller
Weise ausgeführtes Beizen bewerkstelligt werden.
[0022] Schwefel wirkt als Stahlbegleitelement im erfindungsgemäßen Stahl in mehrfacher Hinsicht
ungünstig. Der S-Gehalt ist daher so gering wie möglich zu halten. Als günstig erweisen
sich Gehalte von maximal 0,005 Gew.-% S, wobei durch eine Begrenzung auf maximal 0,0005
Gew.-% die negativen Einflüsse der Anwesenheit von S im erfindungsgemäßen Stahl besonders
sicher ausgeschlossen werden. Durch die Begrenzung des S-Gehalts auf die erfindungsgemäß
vorgegebenen Grenzen kann auch eine in Folge der höheren S-Gehalte entstehenden Einschlüsse
eintretende Verminderung der Kerbschlagzähigkeit vermieden und eine Schädigung durch
in den Stahl eindringenden Wasserstoff vermieden werden. Des Weiteren erfolgt die
Minimierung des Schwefelgehalts auch, um die Abbindung des erfindungsgemäß vorgesehenen
Titan-Gehalts zu Titancarbosulfid zu vermeiden.
[0023] Um die angestrebt niedrigen S-Gehalte zu erreichen, wird bei der Erzeugung des erfindungsgemäßen
Stahls neben einer üblichen Entschwefelungsbehandlung zusätzlich eine Calziumbehandlung
durchgeführt. Dabei wird CaSi zugesetzt, wodurch Ca-Gehalte von 0,0005 - 0,004 Gew.-%
an Ca im erfindungsgemäßen Stahl vorliegen. Auch muss der mit der CaSi-Zugabe einhergehende
Anstieg des Si-Gehalts bei der Bemessung des Si-Gehalts berücksichtigt werden. Optimalerweise
wird der Ca-Gehalt auf 0,0015 Gew.-% beschränkt, um die Bildung von Einschlüssen,
die sich negativ auf die Zähigkeit auswirken könnten, besonders sicher zu vermeiden.
[0024] Geringe Zusätze von Phosphor von bis zu 0,030 Gew.-% können sich zwar günstig auf
die Korrosions- und Festigkeitseigenschaften auswirken, bei höheren P-Gehalten besteht
jedoch die Gefahr einer Versprödung. Um dies sicher zu vermeiden, kann der P-Gehalt
eines erfindungsgemäßen Stahls auf höchstens 0,025 Gew.-% beschränkt sein. Um jedoch
den günstigen Einfluss von P nutzen zu können, kann es zweckmäßig sein, einen Minimalgehalt
an P von 0,001 Gew.-% im erfindungsgemäßen Stahl vorzusehen.
[0025] Chrom wirkt im erfindungsgemäßen Stahl sowohl härtbarkeits- als auch festigkeitssteigernd
und ist ein Karbidbildner. Mit zunehmendem Cr- Gehalt wird jedoch die Wasserstoffdurchlässigkeit
vermindert. Unterhalb von 0,3 Gew.-% Cr wäre jedoch die Steigerung der Härtbarkeit
und Festigkeit zu gering, wogegen bei Cr-Gehalten von mehr als 1,0 Gew.-% die Wasserstoffdurchlässigkeit
zu stark verringert würde. Cr verhindert auch das frühzeitige Auftreten von Grafit
nach längeren Glühungen.
[0026] Durch Grafitansammlung bedingte, beim Härteprozess entstehende Gefügelöcher müssen
vermieden werden, um Wasserstoffansammlungen, die letztlich zum Werkstoffversagen
führen würden, zu vermeiden. So setzen derartige Löcher als Fangstellen für Wasserstoff
die Durchlässigkeit (Diffusion) für Wasserstoff herab. Zudem wirken sich die im Gefüge
nach Grafitansammlungen zurückbleibenden Löcher negativ auf die Dauerfestigkeit aus.
Chrom unterdrückt demgegenüber die Keimbildung und das Wachstum der Grafitteilchen.
[0027] Ein erfindungsgemäßer Stahl ist unter Nutzung dieser positiven Wirkung von Cr daher
so ausgelegt, dass jede Entstehung von Grafit im Gefüge vermieden wird. Um dies zu
erreichen, ist ein Cr-Gehalt von bis zu 1 Gew.-% im erfindungsgemäßen Stahl möglich.
Jedoch zeigt sich, dass unter Berücksichtigung der positiven Einflüsse der anderen
erfindungsgemäß vorgesehenen Legierungselemente Cr-Gehalte von bis zu 0,7 Gew.-% regelmäßig
für diesen Zweck ausreichen. Durch eine Chrom-Zugabe von mindestens 0,3 Gew.-% kann
eine unerwünschte Grafitbildung in Stählen mit gleichzeitigen Gehalten an Ni, Si,
Mn, S und Al verhindert werden. Dabei ist der Cr-Gehalt als zusätzliche Bedingung
für seinen Mindestwert so einzustellen, dass er mindestens einem Fünftel der Summe
der Gehalte an Ni, Si, Mn, S und Al entspricht, dass also gilt:
%Cr ≥ (%Ni + %Si + %Mn + %S + %Al)/5
mit %Ni: jeweiliger Ni-Gehalt des Stahls
%Si: jeweiliger Si-Gehalt des Stahls
%Mn: jeweiliger Mn-Gehalt des Stahls
%S: jeweiliger S-Gehalt des Stahls
%Al: jeweiliger Al-Gehalt des Stahls
[0028] Diese Bedingung soll erfüllt werden, weil andernfalls der Grafit nicht sicher vermieden
wird und bei den üblichen Austenitisierungstemperaturen des Härteprozesses viel langsamer
in Lösung geht als der Zementit und somit viel weniger Kohlenstoff zur Erhöhung der
Martensithärte zur Verfügung stände.
[0029] Molybdän kann einem erfindungsgemäßen Stahl optional zugegeben werden, um seine Durchvergütbarkeit
zu verbessern. Werden aus erfindungsgemäßem Stahl Stahlflachprodukte mit Dicken von
bis zu 15 mm erzeugt, so sind zu diesem Zweck Gehalte von mindestens 0,006 Gew.-%
ausreichend. Bei größeren Dicken sollte jedoch ebenfalls nicht mehr als 0,02 Gew.-%
zulegiert werden, da andernfalls wieder die Gefahr der Grafitbildung im Gefüge besteht.
[0030] Nickel wirkt im erfindungsgemäßen Stahl sowohl härtbarkeitssteigernd als auch, insbesondere
bei tiefen Temperaturen, zähigkeitsverbessernd. Ein Mindestgehalt von 0,04 Gew.-%
ist hierzu erforderlich. Weil aber bei zu hohen Ni-Gehalten die Grafitentstehung begünstigt
würde, ist eine Obergrenze des Ni-Gehalts von 2 Gew.-% einzuhalten. Besonders sicher
lässt sich die positive Wirkung von Ni bei gleichzeitiger Vermeidung negativer Auswirkungen
dann nutzen, wenn der Ni-Gehalt auf maximal 0,35 Gew.-% begrenzt wird.
[0031] Die Anwesenheit von Mangan kann insbesondere in Kombination mit der Anwesenheit von
Nickel zu einer Ausweitung des Phasenraums des Austenits zu tiefen Temperaturen hin
führen. Dieser unerwünschte Effekt wird durch die Begrenzung des Mn-Gehalts auf maximal
2 Gew.-%, insbesondere maximal 1,8 Gew.-%, vermieden. Ein Mindestgehalt von 0,8 Gew.-%,
insbesondere 1,0 Gew.-% Mn sollte jedoch eingehalten werden, um eine sichere Schwefelabbindung
in Form von Mangansulfiden zu gewährleisten und somit niedrigschmelzende Eutektika
mit Eisen zu vermeiden.
[0032] Bor beeinflusst bereits in Gehalten von 0,0005 - 0,004 Gew.-% die Umwandlung des
Stahls. Um diese Wirkung nutzen zu können, sollte die Legierung so eingestellt werden,
dass eine Abbindung des Bors mit Stickstoff zu BN verhindert wird. Damit Bor seine
härtbarkeitssteigernde Wirkung voll entfalten kann, muss es gelöst im Stahl vorliegen,
darf also nicht mit Stickstoff abgebunden sein.
[0033] Um den im erfindungsgemäßen Stahl vorhandenen Stickstoff abzubinden, enthält der
Stahl 0,005 - 0,1 Gew.-% Titan. Ti bildet Nitride, Karbonitride und Karbosulfide und
bindet so die im Hinblick auf die Eigenschaften des Stahls ungünstigen Bestandteile
Stickstoff und Schwefel und trägt gleichzeitig zur Steigerung der Festigkeit und Härte
des erfindungsgemäßen Stahls bei. Zudem wird durch die Anwesenheit von Ti eine Kontrolle
des Austenitkornwachstums möglich. Der Ti-Gehalt sollte minimal 0,005 Gew.-% und maximal
0,1 Gew.-% betragen, wobei sich Ti-Gehalte von bis zu 0,04 Gew.-% als besonders effektiv
in Bezug auf die erfindungsgemäß genutzte Wirkung von Ti erwiesen haben. Um die günstigen
Einflüsse von Ti besonders sicher nutzen zu können, kann ein Mindestgehalt von 0,01
Gew.-% vorgesehen sein. Damit stets eine für die Abbindung des im Stahl vorhandenen
S-Gehalts "%S" und N-Gehalts "%N" ausreichende Menge an Ti im Stahl vorhanden ist,
kann der jeweilige Ti-Gehalt "%Ti" auch nach folgender Bedingung eingestellt werden
(in Gew.-%):
%S*1,5 + %N*3,5 + 0,005 % ≤ %Ti ≤ %S*1,5 + %N*3,5 + 0,010 %
[0034] Niob ist in der erfindungsgemäßen Legierung nur als den unvermeidbaren Verunreinigungen
zuzurechnendes Begleitelement in Gehalten vorgesehen, in denen es keine Wirkung entfaltet.
Deshalb ist der Nb-Gehalt auf höchstens 0,004 Gew.-% beschränkt.
[0035] Vanadium ist wie Titan ein Karbonitride, Nitride und Karbide bildendes Mikrolegierungselement,
das festigkeits- und härtesteigernd wirkt und so zur Verschleißbeständigkeit des Stahls
beiträgt. Um diese Effekte zu nutzen, beträgt der Minimalgehalt an Vanadium im erfindungsgemäßen
Stahl 0,0080 Gew.-%. Bei Gehalten von mehr als 0,1 Gew.-% tritt dagegen keine weitere
Steigerung des positiven Einflusses von V ein. Besonders effektiv lässt sich Vanadium
in Gehalten von bis zu 0,05 Gew.-% im erfindungsgemäßen Stahl einsetzen.
[0036] Stickstoff trägt vor allem im ungebundenen Zustand zur Dauerfestigkeit des erfindungsgemäßen
Stahls bei. Hierzu ist ein Mindestgehalt von 0,0015 Gew.-% im erfindungsgemäßen Stahl
vorgesehen. Jedoch würde ein zu hoher nicht abgebundener Stickstoffgehalt zur vorzeitigen
Alterung und damit zu einem ungünstigeren Verarbeitungsverhalten des erfindungsgemäßen
Stahls führen. Daher ist der N-Gehalt des Stahls auf höchstens 0,010 Gew.-% beschränkt.
Negative Auswirkungen der Anwesenheit von Stickstoff können dadurch sicher vermieden
werden, dass der Stickstoffgehalt auf maximal 0,0070 Gew.-%, insbesondere maximal
0,0040 Gew.-%, abgesenkt wird. Diese Mengen an im erfindungsgemäßen Stahl vorhandenem
Stickstoff sind ausreichend, um bei gleichzeitiger Anwesenheit von V die Bildung einer
für die Verbesserung der Verschleißbeständigkeit ausreichenden Menge an Nitriden,
Karbiden und Mischformen dieser Ausscheidungen zu gewährleisten. Eine weitere positive
Wirkung von Stickstoff besteht im erfindungsgemäßen Stahl darin, dass N bestehende
Eisenkarbide stabilisiert und daher die Grafitbildung im Gefüge behindert. Auch für
diesen Effekt ist ein Mindestgehalt von 15 ppm N im erfindungsgemäßen Stahl vorzuhalten.
[0037] Der Wasserstoffgehalt im Warmband ist auf Werte von höchstens 1 ppm zu begrenzen,
um wasserstoffbedingten Brüchen vorzubeugen. Nichtmetallische Einschlüsse können Orte
für eine Wasserstoffansammlung werden und so die Wasserstoffdurchlässigkeit verringern.
Damit einhergehend ergibt sich die Gefahr der Entstehung von wasserstoffinduzierten
Rissen. Um dies zu verhindern, ist der Sauerstoffgehalt des erfindungsgemäßen Stahls
auf maximal 0,0050 Gew.-%, insbesondere maximal 0,0030 Gew.-%, begrenzt.
[0038] Die Anwesenheit größerer Mengen von Aluminium würde das Auftreten von Grafit bei
der Erstarrung des erfindungsgemäßen Stahls begünstigen. Größere Grafitansammlungen
lösen sich beim Härten jedoch kaum auf und können, wie erwähnt, sogar Löcher im Gefüge
hinterlassen, an denen sich wiederum Wasserstoff ansammeln könnte. Um diese negativen
Auswirkungen zu verhindern, ist der Al-Gehalt des erfindungsgemäßen Stahls auf maximal
0,05 Gew.-% begrenzt.
[0039] Kupfer ist im erfindungsgemäßen Stahl ebenfalls nur als Begleitelement vorhanden,
dem keine positive Wirkung auf die angestrebten Eigenschaften des Stahls zukommt.
Zu hohe Cu-Gehalte sollten vielmehr vermieden werden, da Cu in Verbindung mit Schwefel
und Eisen niedrigschmelzende Verbindungen bildet, die beim Warmwalzen Oberflächenfehler
und Kantenrisse auslösen können. Deshalb ist der Cu-Gehalt des erfindungsgemäßen Stahls
auf höchstens 0,1 Gew.-% beschränkt. Besonders sicher kann die Gefahr der Entstehung
insbesondere von Kantenrissen ausgeschlossen werden, wenn der Cu-Gehalt des erfindungsgemäßen
Stahls auf höchstens 0,012 Gew.-% begrenzt wird.
[0040] Gegenüber bisher eingesetzten niedriglegierten Cr-Stählen erweist sich das erfindungsgemäße
Legierungskonzept auf Basis der erfindungsgemäßen Kombination von Mn-, Ti-, B- und
V-Gehalten in Verbindung mit einem höheren C-Gehalt sowie die zusätzliche Zugabe von
Nickel als erfolgreich bei der Herstellung von warmgewalzten Stahlflachprodukten,
insbesondere Warmbreitband. So wurden nicht nur optimierte mechanische Eigenschaften
erzielt, die zu einer deutlich gesteigerten Dauerfestigkeit führten, sondern auch
die Korrosionsanfälligkeit minimiert. Gegenüber den auf hochlegierten nichtrostenden
Stählen beruhenden Stahlkonzepten ist mit der Erfindung aufgrund der ressourceschonenderen,
exakt bemessenen Legierung von Nickel und Chrom eine wesentlich kostengünstigere Erzeugung
möglich.
[0041] Ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt zeichnet sich dadurch aus, dass es aus einem
erfindungsgemäßen Stahl besteht und dabei im ungehärteten Zustand ein zu mindestens
80 Vol.-% perlitisches, grafitfreies Gefüge besitzt. Die Grafitfreiheit macht den
Stahl insbesondere zum Härten geeignet und minimiert die Gefahr der Einlagerung von
Wasserstoff im Gefüge des Stahls, wodurch die Entstehung von Rissen begünstigt und
die Dauerfestigkeit des Stahls herabgesetzt würde.
[0042] Das erfindungsgemäß erzeugte und zusammengesetzte Stahlflachprodukt weist mechanische
Eigenschaften und eine Verschleißbeständigkeit auf, die es in Kombination mit optimierten
Dehnungseigenschaften besonders geeignet macht für den Einsatz mit schlagenden Belastungen,
wie sie überall dort auftreten, wo mit entsprechenden Geräten Erd- oder Gesteinsbewegungen
oder eine Bearbeitung von Vegetation vorgenommen werden. Beispiele hierfür sind die
Land- oder Forstwirtschaft, aber auch der Bergbau, die Bauwirtschaft, dort insbesondere
der Tiefbau, und desgleichen. So lassen sich aus erfindungsgemäßen Stahlflachprodukten
beispielsweise hoch verschleißbeständige und dauerhaltbare Bauelemente von Pflügen,
Eggen sowie Messer oder Schneidglieder und desgleichen herstellen, die in landwirtschaftlichen
Geräten und Maschinen bei der Bodenbearbeitung oder im Ernteeinsatz benötigt werden.
[0043] Im warmgewalzten, gebrauchsfertigen ungehärteten Zustand weisen erfindungsgemäße
Stahlflachprodukte quer zur Walzrichtung gemessen eine Streckgrenze ReH von 450 -
650 MPa und eine Zugfestigkeit Rm von 750 - 950 MPa auf und besitzen eine Gleichmaßdehnung
Ag von 5 - 15 % sowie eine Dehnung A80 von 15 - 30 %.
[0044] Dabei besteht das grafitfreie Gefüge von erfindungsgemäßen Stahlflachprodukten im
ungehärteten Zustand neben den mindestens zu 80 Vol.-% Perlit aus in Summe höchstens
10 Vol.-% Bainit oder Martensit und als Rest aus Ferrit. Die Anteile von Bainit und
Martensit am Gefüge des erfindungsgemäßen Stahls sind dabei so gering wie möglich
zu halten. Auf diese Weise wird eine temperaturmäßig eng begrenzte Phasenumwandlung
bei der späteren Härtung und somit ein homogenes Härtungsgefüge erreicht, so dass
möglichst hohe Perlitgehalte von vorzugsweise mindestens 90 Vol.-% erreicht werden.
Dies wiederum bewirkt einen homogenen Ausgangszustand, welcher zu einem entsprechend
homogenen Härtungs- und Vergütungsgefüge führt.
[0045] Nach dem Härten weisen erfindungsgemäße Stahlflachprodukte oder daraus erzeugte Bauteile
ein Gefüge auf, das zu mindestens 99 Vol.-% aus Martensit und als Rest aus Restaustenit
besteht.
[0046] Derart beschaffene erfindungsgemäße Stahlflachprodukte erreichen im gehärteten Zustand
eine Härte von 540 - 600 HV1.
[0047] Dabei beträgt die im Kerbschlagbiegeversuch gemäß DIN EN ISO 148-1, Ausgabe Januar
2011, bei 25 °C an einer ISO-V-Normprobe ermittelte Kerbschlagzähigkeit von erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukten oder daraus hergestellten und anschließend gehärteten Bauteilen
im gehärteten Zustand gemessen quer zur Walzrichtung bei Raumtemperatur mindestens
8 J/cm
2. Die besondere Verschleißbeständigkeit von erfindungsgemäßen Stahlflachprodukten
oder aus ihnen hergestellten Bauteilen drückt sich darin aus, dass ihre nach DIN 50100
ermittelte Dauerfestigkeit Pü50 nach dem Härten 220 - 400 MPa beträgt.
[0048] Kennzeichnend für die geringe Neigung von erfindungsgemäßen Stahlflachprodukten zur
Aufnahme von Wasserstoff ist, dass der gemäß DIN ISO 17081, Ausgabe Juni 2014, bestimmte
Wasserstoffdiffusionskoeffizient typischerweise 1,5*10
-7 cm
2/s bis 9*10
-7 cm
2/s, insbesondere 4,2*10
-7 cm
2/s bis 5,2*10
-7 cm
2/s beträgt. Für die im gehärteten Zustand gegebene Korrosionsanfälligkeit eines aus
erfindungsgemäßem Stahl bestehenden Stahlflachprodukts oder eines daraus hergestellten
Bauteils sind eine bestimmte Kombination aus Ausscheidungen und Martensitstruktur
sowie die Vermeidung von maßgeblichen Löchern im Gefüge verantwortlich.
[0049] Bei extrem abrasiver Belastung von erfindungsgemäßen Stahlflachprodukten oder daraus
erzeugten Bauteilen besteht im praktischen Einsatz die Gefahr, dass sich das Stahlflachprodukt
bzw. das betreffende Bauteil so stark erhitzt, dass eine Austenitisierung erfolgt.
Im Anschluss erfolgt die Abkühlung mit einer so großen Geschwindigkeit, dass besonders
harter Martensit entsteht. Hier hat es sich im Hinblick auf eine gute Standzeit der
erfindungsgemäß beschaffenen Stahlflachprodukte oder Stahlbauteile als besonders vorteilhaft
erwiesen, wenn der Wasserstoffdiffusionskoeffizient des Stahls 4,2*10
-7 bis 5,2*10
-7 cm
2/s beträgt.
[0050] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts
umfasst mindestens folgende Arbeitsschritte:
- a) Herstellen einer erfindungsgemäß legierten Stahlschmelze, wobei die Stahlherstellung
eine Entstickung der Schmelze auf Werte unterhalb 100 ppm N und eine sekundärmetallurgische
Ca-Behandlung umfasst;
- b) Vergießen der Stahlschmelze zu einem Vorprodukt, wobei es sich bei dem Vorprodukt
um eine Bramme, eine Dünnbramme oder ein gegossenes Band handelt kann;
- c) Erwärmen des Vorprodukts auf eine 1150 - 1300 °C betragende Vorwärmtemperatur,
wobei diese Erwärmung auch in einem Halten auf der jeweiligen Vorwärmtemperatur bestehen
kann, wenn das Vorprodukt in ausreichend warmen Zustand in diesen Arbeitsschritt gelangt;
- d) Warmwalzen des Vorprodukts zu einem Warmband, wobei die Warmwalzanfangstemperatur
900 - 1150 °C und die Warmwalzendtemperatur 780 - 880 °C beträgt;
- e) Abkühlen des erhaltenen Warmbands auf eine 550 - 680 °C betragende Haspeltemperatur
mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 2 - 50 °C/s;
- f) Haspeln des Warmbands bei der Haspeltemperatur zu einem fest gewickelten Coil;
- g) Abkühlen des Coils mit einer mittleren Abkühlgeschwindigkeit, die im Coilkern 4,5
- 14,5 °C/h beträgt auf eine höchstens 100 °C betragende Grenztemperatur;
und
- h) von der Grenztemperatur ausgehendes Abkühlen des Coils auf Raumtemperatur an ruhender
Luft.
[0051] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Erzeugung eines Stahles ist so ausgelegt, dass
es zuverlässig Stahlflachprodukte liefert, die sowohl im warmgewalzten ungehärteten
Zustand, d.h. nach der Abkühlung im Coil, als auch nach den bei ihrer Weiterverarbeitung
absolvierten Behandlungsschritten frei von Grafit sind.
[0052] Die Stahlherstellung umfasst dazu eine Entstickung der Schmelze auf Werte unterhalb
100 ppm N und eine sekundärmetallurgische Ca-Behandlung zur Erzielung minimaler S-Gehalte.
[0053] Das Vergießen der erfindungsgemäß zusammengesetzten Stahlschmelze kann im Strang
zur Herstellung von Brammen oder als endabmessungsnahes Bandgießen mit nachfolgendem
Warmwalzen erfolgen.
[0054] Das jeweilige Vorprodukt wird zu einem Warmband mit einer Dicke von typischerweise
mindestens 1,2 mm und maximal 20 mm warmgewalzt, wobei bei der Verarbeitung von gegossenem
Band eine Mindestdicke von 4 mm eingehalten werden sollte, um ungünstige Auswirkungen
von systembedingt auftretenden gröberen Einschlüssen zu vermeiden.
[0055] Die Vorwärmtemperatur, d.h. die Temperatur, auf die die Brammen vor dem Walzvorgang
erhitzt werden, soll 1150 °C nicht unterschreiten, um eine möglichst vollständige
Auflösung der im vorhergehenden Gießprozess gebildeten Ausscheidungen der Mikrolegierungselemente
zu erreichen. Gleichzeitig soll die Vorwärmtemperatur nicht höher als 1300 °C sein,
um die Entstehung von zu grobem Austenitkorn zu Beginn des Walzvorganges zu vermeiden.
[0056] Grundsätzlich erfolgt die Phasenumwandlung im System Fe-C nach einem stabilen oder
aber nach dem sogenannten metastabilen System. Endprodukte sind dann die Kohlenstoffverbindung
Fe3C oder der reine Kohlenstoff in Form von Grafit. Auf diesen Vorgang der Phasenumwandlung
wirken sich die Legierungselemente in der oben erläuterten Weise unterschiedlich aus.
[0057] Eine besonders langsame, also hinsichtlich des stabilen Zustandsdiagramms verlaufende
Abkühlung muss für die Grafitentstehung besonders förderlich sein. Die Erfindung berücksichtigt
dies bei der Auslegung des Temperaturverlaufs bei der Warmbanderzeugung. Lange Verweilzeiten
bei höheren Temperaturen können sich direkt oder indirekt über weitere Mechanismen
auf die Grafitentstehung auswirken, indem einerseits beispielsweise die C-Diffusion
bei höheren Temperaturen begünstigt ist und andererseits die stärkere Verzunderung
des Bandes dazu beiträgt, dass die Abkühlung des Warmbands im Coil aufgrund der aneinander
liegenden Windungen infolge geringerer Wärmeenergieabstrahlung verlangsamt wird. Dabei
wirken sich einerseits die Abschwächung der Emission durch die Zunderschicht und andererseits
die geringe Wärmeleitfähigkeit durch die Luftschicht aus. Hinzukommt, dass besonders
dicke Zunderschichten leicht aufbrechen und zu Oberflächendefekten führen können.
Demzufolge ist die Temperatursteuerung bei höheren Temperaturen auch in der Stufe
des Vorwalzens für die spätere Grafitentstehung prägend.
[0058] Um einerseits keine zu dicke, gegen Aufreißungen anfällige Zunderschicht zu erhalten,
andererseits aber die entstandene Schicht ausreichend gleichmäßig dünn und festhaftend
zu erhalten, ist vor diesem Hintergrund beim erfindungsgemäßen Verfahren eine Warmwalzanfangstemperatur
von 900 - 1150 °C in Kombination mit einer Warmwalzendtemperatur von 780 - 880 °C
vorgesehen.
[0059] Im Gegensatz zu Stählen mit kleineren C-Gehalten steigen bei Stählen mit relativ
hohen C-Gehalten, wie sie erfindungsgemäß vorgesehen sind, bei Warmwalzendtemperaturen
von weniger als 780 °C die zur Umformung nötigen Walzkräfte deutlich an. Um dies zu
vermeiden, beträgt die Warmwalzendtemperatur beim erfindungsgemäßen Warmwalzen mindestens
780 °C. Oberhalb 880 °C entsteht jedoch ein zu grobes und damit umwandlungsträgeres
Austenitkorn. Auch besteht bei höheren Warmwalzendtemperaturen das Risiko, dass bei
der Austenitumwandlung während der Warmbandabkühlung harte Phasen entstehen, durch
die die Zähigkeit des Stahls verschlechtert würde. Daher soll die Warmwalzendtemperatur
erfindungsgemäß höchstens 880 °C betragen.
[0060] Nach dem Warmwalzen wird das erhaltene Warmband auf eine Haspeltemperatur abgekühlt,
die 550 - 580 °C beträgt. Diese Abkühlung kann in konventioneller Weise mittels eines
geeigneten Mediums mit einer Abkühlgeschwindigkeit von typischerweise 2 - 50 °C/s
durchgeführt werden.
[0061] Die Haspeltemperatur beträgt mindestens 550 °C, um zu verhindern, dass sich im Warmband
anstatt des angestrebten Perlits nennenswerte Anteile an Bainit oder Martensit bilden.
Bei einer zu hohen Haspeltemperatur von mehr als 680 °C wäre jedoch ein weiteres Austenitkornwachstum
möglich, was sich ungünstig auf die Zähigkeit des Warmbandes auswirken könnte und
auch beim späteren Abwickeln im abgekühlten Zustand Anrisse oder Brüche auslösen könnte.
Um eine erhöhte Sicherheit gegen das Auftreten harter Phasen, insbesondere bei Vorhandensein
von Seigerungen, zu erreichen, kann die Untergrenze der Haspeltemperatur auf 600 °C
angehoben werden. Sollen optimierte Zähigkeitseigenschaften sicher gewährleistet werden,
so kann die maximale Haspeltemperatur auf 650 °C begrenzt werden.
[0062] Das in der voranstehend erläuterten Weise temperierte und zu einem festen Coil, in
dem die Windungen des Warmbands dicht aneinander liegen, gewickelte Warmband wird
im Coil auf eine Zieltemperatur, die im Bereich des Coilkerns höchstens 100 °C beträgt,
abgekühlt. Die mittlere Abkühlungsgeschwindigkeit dieser Abkühlung beträgt im Coil-Kern
4,5 - 14,5 °C/h und kann in an sich bekannter Weise mittels Wasser- oder Luftabkühlung
erreicht werden.
[0063] Bei einer - erfindungsgemäß bevorzugten - Abkühlung an Luft sollte die Zieltemperatur
im Kernbereich des Coils innerhalb von 40 - 120 Stunden erzielt sein, wobei sich hier
Abkühldauern von 40 - 60 Stunden als besonders günstig erwiesen haben. Demgegenüber
kann die Abkühlung im Bereich der freien Kanten und Oberflächen des Coils schneller
erfolgen. Ein Abschrecken mit Kühlmedien jeglicher Art ist zu vermeiden.
[0064] Um die erfindungsgemäß vorgegebenen Abkühlzeiten sicher einhalten zu können, sollte
das Coilgewicht bei einer Abkühlung an Luft in der Praxis höchstens 38 t betragen.
Andernfalls besteht das Risiko, dass sich in Folge einer zu langsam ablaufenden Abkühlung
im Gefüge Grafit bildet.
[0065] Von den so erhaltenen warmgewalzten, typischerweise in Form von Stahltafel oder Stahlband
vorliegenden Stahlflachprodukten können nach einem optional durchgeführten Einformglühen
der Karbide im Haubenofen einzeln oder im Stapel bei Glühzeiten von 10 - 100 Stunden
im Temperaturbereich von 660 - 740 °C, insbesondere bei Temperaturen von mehr als
660 °C bis weniger als 740 °C, durch ein geeignetes Verfahren, wie beispielsweise
Laserschneiden oder Stanzen, Zuschnitte oder Platinen abgeteilt werden, aus denen
anschließend die jeweils herzustellenden Bauteile in an sich bekannter Weise warm-
oder kaltgeformt werden.
[0066] Dabei lässt sich ein erfindungsgemäßes warmgewalztes Stahlflachprodukt in konventioneller
Weise kaltwalzen, ohne dass es dabei zur Bildung von Grafit kommt, so dass sich auch
aus dem erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt kaltverformte Stahlflachprodukte oder
Bauteile problemlos härten lassen und im gehärteten Zustand eine optimale Verschleißbeständigkeit
und ebenso für den hier vorgesehenen Verwendungszweck optimale mechanische Eigenschaften
besitzen.
[0067] Zur Maximierung ihrer Härte und Verschleißbeständigkeit können die erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukte oder die daraus geformten Bauteile einem Härteprozess unterzogen
werden, bei dem sie
i) auf eine 830 - 950 °C betragende Austenitisierungstemperatur erwärmt,
j) über 3 - 60 min bei der Austenitisierungstemperatur gehalten und
k) anschließend mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 40 - 250 °C/s abgeschreckt werden.
[0068] Die Austenitisierungstemperatur im Arbeitsschritt i) soll 830 °C und die Haltezeit
im Arbeitsschritt j) 3 min nicht unterschreiten, um ein ausreichend grobes Austenitkorn
zu erzielen. Auf diese Weise wird aufgrund der Umwandlungsträgheit großer Austenitkörner
die Umwandlung des Austenits in weichere Phasenanteile wie Ferrit oder Bainit vermieden
und die Umwandlung in den Martensit gefördert, sodass nach dem Härten im jeweiligen
Stahlflachprodukt oder Bauteil ein zu mindestens 99 % aus Martensit bestehendes Gefüge
vorliegt.
[0069] Die Austenitisierungstemperatur soll jedoch 950 °C und die Haltezeit 60 min nicht
überschreiten, um irreversible Gefügeschäden durch Überhitzen zu vermeiden.
[0070] Nach dem Austenitisieren werden das Stahlflachprodukt oder das daraus geformte Bauteil
mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von 40 - 250 °C/s in an sich bekannter Weise beispielsweise
mittels Wasser- oder Ölabkühlung abgeschreckt. Die Abkühlungsgeschwindigkeit beträgt
mindestens 40 °C/s, um eine vollständige Umwandlung des Austenits in Martensit zu
gewährleisten. Die Abkühlungsgeschwindigkeit ist gleichzeitig auf 250 °C/s beschränkt,
um Härterisse zu vermeiden.
[0071] An das derart ausgeführte Härten kann sich eine Anlassbehandlung anschließen, bei
der das Stahlflachprodukt oder das daraus erzeugte Bauteil über eine Dauer von 0,2
- 2 Stunden bei einer 150 - 350 °C, insbesondere 150 - 300 °C, betragenden Anlasstemperatur
gehalten werden, um die Zähigkeit zu verbessern. Anschließend kann das jeweilige Stahlflachprodukt
oder das daraus geformte Bauteil an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt werden.
[0072] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0073] Es sind die Stahlschmelzen S1 - S6 mit den in Tabelle 1 angegebenen Zusammensetzungen
erschmolzen und zu Brammen vergossen worden.
[0074] Aus den Stählen S1, S2, S3, S5 und S6 bestehende Brammen sind auf eine Vorwärmtemperatur
T1 erwärmt und anschließend ausgehend von einer Warmwalzanfangstemperatur T2 und einer
Warmwalzendtemperatur T3 in konventioneller Weise zu Warmbändern W1 - W8 mit einer
Dicke von 2 - 6 mm warmgewalzt worden.
[0075] Nach dem Warmwalzen sind die Warmbänder mit einer Abkühlgeschwindigkeit CR1 auf eine
Haspeltemperatur T4 abgekühlt und bei dieser Haspeltemperatur T4 zu jeweils einem
Coil, bei dem die Windungen dicht aufeinander lagen, gewickelt worden.
[0076] Anschließend sind die Warmbänder W1 - W8 über eine Abkühldauer t1 im Coil auf eine
Zieltemperatur von 100 °C abgekühlt worden, wobei die Abkühlung im Kernbereich des
Coils mit einer Abkühlgeschwindigkeit CR2 erfolgte. Nach der Abkühlung im Coil erfolgte
die Abkühlung auf Raumtemperatur an Luft.
[0077] Für die Gefüge der so erhaltenen Warmbandproben W1 - W5 sind der Perlitanteil P,
der Ferritanteil F, die Summe der Bainit- und Martensitanteile B+M, der Grafitanteil
G und der Restaustenitanteil RA bestimmt worden. Ebenso sind die Streckgrenze ReH,
die Zugfestigkeit Rm, die Gleichmaßdehnung Ag und die Dehnung A80 für die Warmbandproben
W1 - W5 bestimmt worden.
[0078] Die bei der Erzeugung der Warmbandproben W1 - W8 eingestellten Parameter "Vorwärmtemperatur
T1", "Warmwalzanfangstemperatur T2", "Warmwalzendtemperatur T3", "Abkühlgeschwindigkeit
CR1", "Haspeltemperatur T4", "Abkühldauer t1" und "Abkühlgeschwindigkeit CR2" sind
in Tabelle 2 angegeben. Ebenso sind in Tabelle 2 für die Warmbandproben W1 - W5 der
"Perlitanteil P", der "Ferritanteil F", die "Summe der Bainit- und Martensitanteile
B+M", der "Grafitanteil G" und der "Restaustenitanteil RA", die "Streckgrenze ReH",
die "Zugfestigkeit Rm", die "Gleichmaßdehnung Ag" und die "Dehnung A80" genannt.
[0079] Die Warmbandproben W1 - W5, W7, W8 haben zusätzlich jeweils einen Härteprozess durchlaufen,
bei dem sie zunächst auf eine Austenitisierungstemperatur T6 erwärmt, dort über eine
Austenitisierungsdauer t2 gehalten und nach Ende der Austenitisierungsdauer t2 mit
einer Abkühlgeschwindigkeit CR3 abgeschreckt worden sind.
[0080] Die abgeschreckten Proben W1 - W5, W7, W8 haben dann eine Anlassbehandlung absolviert,
bei der sie auf eine Anlasstemperatur T7 erwärmt und dort über eine Anlassdauer t3
gehalten worden sind. Nach Ende der Anlassdauer t3 sind die Proben W1 - W5, W7, W8
an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt worden.
[0081] Für die Gefüge der so gehärteten und angelassenen Proben H1 - H5, H7, H8 sind der
Martensitanteil M, der Grafitanteil G und der Restaustenitanteil RA bestimmt worden.
Ebenso sind die im Kerbschlagbiegeversuch nach DIN EN ISO 148-1, Ausgabe Januar 2011,
bei 25 °C an einer ISO-V-Normprobe die Kerbschlagzähigkeit KBZ und gemäß DIN ISO 17081,
Ausgabe Juni 2014,der Wasserstoffdiffusionskoeffizient k ermittelt worden.
[0082] Die betreffenden Parameter "Austenitisierungstemperatur T6", "Austenitisierungsdauer
t2", "Abkühlgeschwindigkeit CR3", "Anlasstemperatur T7" und "Anlassdauer t3", der
"Martensitanteil M", der "Grafitanteil G", der "Restaustenitanteil RA", die "Kerbschlagzähigkeit
KBZ" und der "Wasserstoffdiffusionskoeffizient k" sind, soweit sie bestimmt worden
sind, in Tabelle 3 aufgeführt.
[0083] Obwohl die drei Stähle S1 bis S3 von der Warmbandfertigung her mit bis auf die Haspeltemperatur
nahezu identischen Produktionsparametern erzeugt worden sind, weisen sie dennoch abhängig
von ihrer chemischen Zusammensetzung und der daraus resultierenden unterschiedlichen
Austenitumwandlung unterschiedliche Gefüge auf.
[0084] Die metallografische Beurteilung der Phasenanteile von Perlit, Ferrit, Grafit und
Restaustenit (RA) erfolgte bei 1000facher Vergrößerung lichtoptisch an Schliffen,
wobei der Restaustenitanteil zusätzlich röntgenografisch überprüft worden ist.
[0085] Bedingt durch die aufgrund verschiedener Haspeltemperaturen unterschiedlichen Phasenanteile
von Ferrit ergaben sich bei ansonsten gleicher chemischer Zusammensetzung mit höherem
Ferritanteil geringere Festigkeitswerte und dafür höhere Dehnungswerte. Die mechanischen
Eigenschaften Rm, ReH, Ag und A80 wurden im Zugversuch nach DIN EN ISO 6892-1 mit
der Probenform 1 ermittelt.
[0086] Die Warmbandprobe W5 enthält schon im ungehärteten Gefüge die unerwünschte Phase
Grafit mit einem Anteil von 1,6 Vol.-%. Nach einer weiteren möglichen Kaltwalzung
nebst vorheriger optionaler und nachfolgender optionaler Glühung im Coil muss hier
mit einem Anwachsen der Grafitmenge gerechnet werden.
[0087] Dagegen ist bei den aus dem erfindungsgemäßen Stahl S1 bestehenden Warmbandproben
W1 und W2 kein Grafit im Gefüge vorhanden. Verantwortlich dafür ist wesentlich die
chemische Zusammensetzung in ihrer Gesamtwirkung auf die Austenitumwandlung.
[0088] Beispielsweise bei der aus dem nicht erfindungsgemäßen Stahl S3 bestehenden, nicht
erfindungsgemäßen Warmbandprobe W5 ist dagegen die Legierung so gewählt, dass es zur
Bildung von Grafit im Gefüge kommt und dementsprechend die Gefahr der Bildung von
Löchern im Stahl besteht. Infolgedessen erfüllen gehärtete Bauteile, die aus der Warmbandprobe
W5 hergestellt sind, nicht die an ein erfindungsgemäßes gehärtetes Stahlflachprodukt
oder ein daraus hergestelltes Bauteil gestellten Anforderungen.
[0089] Die Warmbandprobe W4 weist nach dem Warmwalzen höhere Ferritanteile auf als die Probe
W1. Infolgedessen erreicht die aus dieser Warmbandprobe W4 erzeugte gehärtete Probe
H4 nicht die erfindungsgemäß geforderte Gesamthärte. Als Grund für den vergleichbar
hohen Ferritanteil ist der niedrige Ni-Gehalt anzusehen.
[0090] Überraschend hat sich herausgestellt, dass die gehärtete aus dem Stahl S1 bestehende
Probe H1 nicht nur eine höhere Zähigkeit aufweist, sondern auch eine besonders günstige
Dauerfestigkeit besitzt, die als Maß für die Standzeit von aus diesem Stahl hergestellten
Bauteilen steht, die beispielsweise in landwirtschaftlichen Geräten verwendet werden.
[0091] Beispielsweise die nicht erfindungsgemäßen gehärteten Proben H7 und H3 erreichen
nach DIN 50100 ermittelte Dauerfestigkeiten Pü von nur maximal 183 MPa, wogegen die
erfindungsgemäße Probe H1 mit 245 MPa einen deutlich besseren Dauerfestigkeitswert
Pü in Kombination mit einer optimalen Zähigkeit besitzt. Dagegen weist zwar die nicht
erfindungsgemäße Probe H8 eine hohe Härte, jedoch keine gute Kerbschlagzähigkeit auf.
[0092] Der Verschleiß aufgrund stoßartiger Belastung ist durch die bereits erwähnten Kerbschlagbiegeversuche
bei 25 °C an einer ISO-V-Normprobe erprobt worden. Dabei stellt sich gegenüber dem
höher C-haltigen Stahl der Probe H8 sowie gegenüber dem geringer C-haltigen Stahl
der Probe H7 bei der Probe H1 ein mehr als doppelt so hoher Wert heraus.
[0093] Für die erfindungsgemäße Variante H1 wurde nach DIN 50100 eine Dauerfestigkeit Pü50
von 245 MPa ermittelt, während die nicht erfindungsgemäße Probe H7 nur Pü-Werte von
weniger als 190 MPa erzielte.
[0094] Die nicht erfindungsgemäße, aus dem nicht erfindungsgemäßen Stahl S4 bestehende Probe
H6 war für eine Einsatzhärtung vorgesehen und hat daher den erfindungsgemäßen Härteprozess
nicht durchlaufen. Der für diese Probe H6 zum Vergleich ermittelte Wasserstoffdiffusionskoeffizient
betrug 1,87*10-6 cm
2/s.
Tabelle 2
Probe Nr. |
Stahl |
T1 |
T2 |
T3 |
CR1 |
T4 |
CR2 |
t1 |
P |
F |
B+M |
G |
RA |
Reh |
Rm |
Ag |
A80 |
°C |
°C/s |
°C |
°C/h |
H |
Vol.-% |
MPa |
% |
W1 |
S1 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
654 |
12 |
52 |
80 |
20 |
0 |
0 |
0 |
450 |
750 |
15 |
30 |
W2 |
S1 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
646 |
12 |
52 |
90 |
10 |
0 |
0 |
0 |
650 |
950 |
5 |
15 |
W3 |
S2 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
645 |
12 |
52 |
90 |
10 |
0 |
0 |
0 |
250 |
550 |
15 |
30 |
W4 |
S2 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
654 |
12 |
52 |
70 |
30 |
0 |
0 |
0 |
380 |
740 |
8 |
15 |
W5 |
S3 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
650 |
12 |
52 |
48 |
50 |
0 |
1,6 |
0 |
340 |
505 |
14 |
29 |
W6 |
S4 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
650 |
12 |
52 |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
W7 |
S5 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
650 |
12 |
52 |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
W8 |
S6 |
1200 |
1100 |
840 |
40 |
650 |
12 |
52 |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
"n.a." = Nicht ausgewertet |
Tabelle 3
Probe |
Warm band |
Stahl |
T6 |
t2 |
CR3 |
T7 |
t3 |
M |
G |
RA |
HV1 |
Pü50 |
KBZ |
K |
°C |
min. |
K/s |
°C |
h |
% |
HV1 |
MPa |
J/cm2 |
cm2/s |
H1 |
W1 |
S1 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
100 |
0 |
0 |
575 |
245 |
12 |
4,2∗10-7 |
H2 |
W2 |
S1 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
100 |
0 |
0 |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
5,19∗10-7 |
H3 |
W3 |
S2 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
100 |
0 |
0 |
403 |
137 |
n.a. |
n.a. |
H4 |
W4 |
S2 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
100 |
0 |
0 |
407 |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
H5 |
W5 |
S3 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
98 |
1,5 |
0 |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
n.a. |
H6 |
W6 |
S4 |
Keine Härtung |
1,87∗10-6 |
H7 |
W7 |
S5 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
100 |
0 |
0 |
545 |
183 |
4 |
n.a. |
H8 |
W8 |
S6 |
860 |
30 |
42 |
230 |
1 |
100 |
0 |
0 |
560 |
n.a. |
5 |
n.a. |
"n.a." = Nicht ausgewertet |