Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Veränderung des dynamischen
Verhaltens eines Streichbalkens einer Webmaschine sowie eine Webmaschine mit einem
Streichbalken, der an die Ausführung eines solchen Verfahrens angepasst ist.
Stand der Technik
[0002] Bei Webmaschinen sind im Stand der Technik Einrichtungen zum Umlenken von Kettfäden
bekannt, die als Streichbalken oder Streichbaum bezeichnet werden.
[0003] Eine derartige Vorrichtung zeigt zum Beispiel die
DE 10 2006 061 376 A1. Diese betrifft einen Streichbaum für eine Webmaschine, bei dem Kettfadenbewegungen
in Kettrichtung durch ein schwingfähig auf einer masseoptimierten Blattfeder angeordnetes
Fadenumlenkelement ausgeglichen werden.
[0004] Die erwähnte Masseoptimierung zielt dabei im Stand der Technik darauf, das dynamische
Verhalten des Streichbaums bei hohen Webgeschwindigkeiten so zu gestalten, dass möglichst
geringe Kettfadenzugkräfte auftreten. Dies wird durch eine geringe träge Masse des
Fadenumlenkelements und eine geringe träge Masse der Blattfeder erreicht.
[0005] Die
WO 2012031802 A2 beschreibt einen Streichbaum zum Führen von Kettfäden mit einem Umlenkelement, das
über ein elastisches Element an der Webmaschine abgestützt ist. Auch hier wird die
Aufgabe beschrieben, möglichst geringe träge Massen am Fadenumlenkelement vorzusehen,
um die Kettfadenbelastung gering zu halten.
[0006] Die
DE 1 138 715 A offenbart einen Streichbalken, der in Spannhebeln drehbar gelagert ist, die um eine
feste Achse am Maschinengestell verschwenkbar sind und unter der Wirkung eines Kraftspeichers
zum Andrücken des Spannbalkens an die Kettfäden stehen. Hierbei weist wenigstens eines
der in den Spannhebeln befindlichen Streichbalkenlager eine Bremsvorrichtung zum gleichzeitigen
Dämpfen der Schwingungen in der Eigendrehung und in der Verschwenkbewegung des Streichbalkens
auf. Auf diese Weise wird das dynamische Verhalten des Streichbalkens durch Änderung
von Hebelverhältnissen geregelt.
[0007] Bei der Verwendung derartiger Streichbaumeinrichtungen hat sich nun herausgestellt,
dass eine möglichst geringe Kettfadenbelastung nicht für alle Webbedingungen und nicht
für alle Gewebe sinnvoll ist. Speziell bei technischen Geweben mit hoher Schussdichte,
also bei hoher Anzahl von Schussfäden in einer vorgegebenen Gewebelänge, zeigt sich,
dass zumindest in einer bestimmten Phase des Webprozesses höhere Kettfadenzugkräfte
bzw. Kettfadenspannungen günstig sind. Das ist die Phase, in der ein Schussfaden nach
seinem Eintrag in das Webfach von einem Webblatt an die Kante bzw. den Bindepunkt
des schon vorhandenen Gewebes angeschlagen wird. Wenn eine hohe Schussdichte, also
eine hohe Anzahl von Schussfäden in einer vorgegebenen Gewebelänge, erzielt werden
soll, ist zumindest beim Blattanschlag eine höhere Kettfadenzugkraft oder Kettfadenspannung
günstiger, weil dann der Bindepunkt weniger ausweicht, wenn ein neuer Schussfaden
durch das Webblatt an den Bindepunkt angeschlagen wird. Dadurch wird erreicht, dass
aufeinanderfolgende Schussfäden im Gewebe sehr dicht aneinander liegen.
[0008] Auf der anderen Seite soll die Kettfadenspannung in den anderen Phasen des Webprozesses
nicht unnötig hoch sein, wie bereits im Stand der Technik eingehend erläutert. Dies
gilt vor allem für die Phase des Fachwechsels, der zwischen zwei Blattanschlägen erfolgt.
Je nach Muster des Gewebes erfolgt dabei ein Wechsel von allen oder mehreren Kettfäden
aus dem Oberfach in das Unterfach und umgekehrt. Bei diesem Fachwechsel werden die
Kettfäden geometrisch aus ihrem geraden Verlauf durch die Webmaschine ausgelenkt.
Diese Auslenkung erfolgt dadurch, dass die Kettfäden von Weblitzen vertikal nach oben
oder unten verschoben werden. Dabei werden die Kettfäden in den Litzen auf Reibung
beansprucht. Es ist vorteilhaft zur Vermeidung von Fadenbrüchen, wenn bei diesem Fachwechsel
möglichst geringe Kettfadenspannungen vorliegen.
[0009] Es zeigt sich also, dass es vorteilhaft wäre, für bestimmte Gewebe zumindest während
des Blattanschlags kurzzeitig höhere Kettfadenspannungen zu erzeugen, während es für
andere Gewebe sinnvoll ist, auch beim Blattanschlag mit geringen Kettfadenspannungen
zu arbeiten.
[0010] Es ergibt sich also die Aufgabe, zumindest beim Blattanschlag einer Webmaschine bei
unterschiedlichen Gewebearten mit unterschiedlichen, an die Gewebeart angepassten
Kettfadenspannungen arbeiten zu können.
Beschreibung der Erfindung
[0011] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren und eine Webmaschine gemäß den unabhängigen
Ansprüchen gelöst.
[0012] Das Verfahren zur Veränderung des dynamischen Verhaltens eines Streichbalkens einer
Webmaschine betrifft einen Streichbalken mit mindestens einem Umlenkelement zum Umlenken
von Kettfäden. Das Umlenkelement kann zum Beispiel aus einem durchgehenden gebogenen
Blech bestehen, dessen Längsachse quer zur Richtung der Kettfäden verläuft. Die Kettfäden
werden in der Regel ausgehend vom Kettbaum über das Umlenkelement des Streichbalkens
zu den Elementen der Fachbildung der Webmaschine geführt.
[0013] Zwar ergeben sich Unterschiede im dynamischen Verhalten des Streichbalkens auch schon
bei geringen Unterschieden der am Umlenkelement wirksamen trägen Masse. Gemäß der
Erfindung ist jedoch vorgesehen, dass die wirksame träge Masse um einen Faktor vergrößert
oder verkleinert wird, der zwischen 1,5 und 8 liegt, vorzugsweise um Faktoren zwischen
2 und 5 - zum Beispiel 2,5 oder 3 oder 4. Mit einem Sortiment verschiedener Zusatzmassen
in entsprechender Abstufung ist das dynamische Verhalten an die verschiedensten Anforderungen
z.B. Schussdichten oder Drehzahlen anpassbar.
[0014] Anstelle eines einzigen Umlenkelements sind natürlich auch mehrere über die Breite
der Webmaschine verteilte Umlenkelemente möglich - zum Beispiel mehrere an die Gewebebreite
angepasste Blechelemente.
[0015] Das Umlenkelement ist über ein oder mehrere Federelemente mit einem Maschinengestell
der Webmaschine derartig verbunden, dass beim Aufbringen von Kräften, die eine Beschleunigung
bzw. eine Bewegung des Umlenkelements gegenüber dem Maschinengestell verursachen,
Trägheitskräfte und Federkräfte an dem Umlenkelement wirksam werden. Beschleunigungskräfte
werden im Betrieb der Webmaschine durch die Kettfäden auf das Umlenkelement ausgeübt.
[0016] Bei den Trägheitskräften handelt es sich in erster Linie um die Kräfte, die infolge
der Beschleunigung der trägen Masse des Umlenkelements auftreten. Zu dieser trägen
Masse können auch weitere Bauteile gehören, die an dem Umlenkelement befestigt oder
mit diesem derartig verbunden sind, dass sie bei einer Bewegung bzw. Auslenkung des
Umlenkelements mitbewegt werden.
[0017] Die Federkräfte entstehen durch eine Auslenkung des Umlenkelements mit dem zugehörigen
Federelement aus einer Ruhelage in eine ausgelenkte Lage. Eine derartige Auslenkung
aus der Ruhelage in eine ausgelenkte Lage erfolgt in der Regel bereits durch die Kettfäden,
die unter Spannung über das Umlenkelement geführt werden. Als Federelemente kommen
zum Beispiel Blattfedern zum Einsatz, die sich an ihrem einen Ende am Maschinenrahmen
der Webmaschine abstützen und die an ihrem anderen Ende das Umlenkelement tragen.
Denkbar ist jedoch auch eine Anordnung, bei der sich das Umlenkelement beweglich am
Maschinenrahmen abstützt, zum Beispiel in einem Gelenk, wobei zusätzlich ein Federelement
zwischen Umlenkelement und Maschinenrahmen derartig angeordnet ist, dass bei einer
Auslenkung des Umlenkelements ein Ende der Feder ausgelenkt wird. Als Federn kommen
Blattfedern, Torsionsfeder, Schraubenfedern oder auch Luftfedern in Frage.
[0018] Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die bei einer Beschleunigung des Umlenkelements
wirksame träge Masse verändert wird, um das dynamische Verhalten des Streichbalkens
an veränderte Webbedingungen anzupassen. Dies geschieht in der Weise, dass Teile des
Umlenkelements oder andere Bauteile, die mit dem Umlenkelement verbunden sind, ausgetauscht,
entfernt oder ergänzt werden.
[0019] Durch eine Veränderung der trägen Masse des Umlenkelements wird das dynamische Verhalten
des Streichbalkens bei kurzen ruckartigen Beschleunigungsvorgängen - zum Beispiel
beim Blattanschlag - stärker beeinflusst als bei langsamen, eher sinusförmig verlaufenden
Beschleunigungsvorgängen - zum Beispiel beim Fachwechsel.
[0020] Dies ist besonders wichtig, um zur Erzielung höherer Kettfadenspannungen beim Blattanschlag
einen höheren Widerstand des Umlenkelements zu erreichen, ohne die Kettfadenspannung
im Bereich des Fachwechsels unnötig zu erhöhen; das heißt ohne höhere Beanspruchung
der Kettfäden beim Fachwechsel.
[0021] Bei Geweben mit weniger hoher Schussdichte kann dann umgekehrt durch Reduzieren der
wirksamen trägen Masse die Kettfadenbelastung über den gesamten Bereich des Webzyklus
(Blattanschlag und Fachwechsel) gering gehalten werden, weil das leichtere Umlenkelement
den Beschleunigungsvorgängen weniger Widerstand entgegensetzt.
[0022] In einer ersten Verfahrensausführung ist daher vorgesehen, dass durch einen Austausch
oder eine Ergänzung von Teilen die an dem Umlenkelement wirksame träge Masse vergrößert
wird, wenn die Webmaschine von einem Gewebe mit niedrigerer Schussdichte auf ein Gewebe
mit höherer Schussdichte umgestellt wird.
[0023] Die vergrößerte träge Masse bewirkt einen größeren Widerstand des Umlenkelements
gegen ruckartige Bewegungen. Das führt dazu, dass beim - ruckartigen - Blattanschlag
der Webmaschine nun in den Kettfäden temporär höhere Kettfadenspannungen auftreten.
Diese temporär höheren Kettspannungen beim Blattanschlag sind Voraussetzung für die
Erzeugung eines Gewebes mit höherer Schussdichte.
[0024] In einer zweiten Verfahrensausführung ist vorgesehen, dass durch einen Austausch
oder ein Entfernen von Teilen die an dem Umlenkelement wirksame träge Masse verkleinert
wird, wenn die Webmaschine von einem Gewebe mit höherer Schussdichte auf ein Gewebe
mit niedrigerer Schussdichte umgestellt wird.
[0025] Die verringerte träge Masse bewirkt einen geringeren Widerstand des Umlenkelements
gegen ruckartige Bewegungen. Das führt dazu, dass beim Blattanschlag der Webmaschine
nun in den Kettfäden im Vergleich zu vorher geringere Kettfadenspannungen und damit
geringere Beanspruchungen der Kettfäden auftreten.
[0026] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Webmaschine mit einem Streichbalken
mit mindestens einem Umlenkelement zum Umlenken von Kettfäden entsprechend dem unabhängigen
Vorrichtungsanspruch. Das Umlenkelement ist über ein oder mehrere Federelemente mit
der Webmaschine derartig verbunden ist, dass beim Aufbringen von Kräften und Bewegungen
über die Kettfäden Trägheitskräfte und Federkräfte an dem Umlenkelement wirksam werden.
Derartige Beschleunigungskräfte werden im Betrieb der Webmaschine durch die Kettfäden
auf das Umlenkelement ausgeübt.
[0027] Bei den Trägheitskräften handelt es sich in erster Linie um die Kräfte, die infolge
der Beschleunigung der trägen Masse des Umlenkelements auftreten. Zu dieser trägen
Masse können auch weitere Bauteile gehören, die an dem Umlenkelement befestigt sind.
[0028] Die Federkräfte entstehen durch eine Auslenkung des Umlenkelements mit dem zugehörigen
Federelement aus einer Ruhelage in eine ausgelenkte Lage. Eine derartige Auslenkung
aus der Ruhelage in eine ausgelenkte Lage erfolgt in der Regel bereits durch die Kettfäden,
die unter Spannung über das Umlenkelement geführt werden. Als Federelemente kommen
zum Beispiel Blattfedern zum Einsatz, die sich an ihrem einen Ende am Maschinenrahmen
der Webmaschine abstützen und die an ihrem anderen Ende das Umlenkelement tragen.
Denkbar ist jedoch auch eine Anordnung, bei der sich das Umlenkelement beweglich am
Maschinenrahmen abstützt, zum Beispiel in einem Gelenk, wobei zusätzlich ein Federelement
zwischen Umlenkelement und Maschinenrahmen derartig angeordnet ist, dass bei einer
Auslenkung des Umlenkelements auch das eine Ende der Feder ausgelenkt wird. Als Federn
kommen Blattfedern, Torsionsfedern, Schraubenfedern oder auch Luftfedern in Frage.
[0029] Die Webmaschine ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, dass die an dem Umlenkelement
wirksame träge Masse veränderbar ist, um das dynamische Verhalten des Streichbalkens
an veränderte Webbedingungen anzupassen. Diese Veränderbarkeit ist dadurch gegeben,
dass Teile des Umlenkelements oder Teile, die mit dem Umlenkelement verbunden sind,
austauschbar, entfernbar oder ergänzbar ausgeführt sind. Hierbei ist die Erfindung
gekennzeichnet durch ein Sortiment von verschiedenen Umlenkelementen oder Zusatzmassen,
mit denen die an dem Umlenkelement wirksame träge Masse um einen Faktor 1,5 - 8 vergrößerbar
oder verkleinerbar ist, vorzugsweise um Faktoren zwischen 2 und 5 - zum Beispiel 2,5
oder 3 oder 4.
[0030] Als Ausgangsbasis für eine Webmaschine gemäß der vorliegenden Erfindung hat sich
eine Ausführung bewährt, bei der das Umlenkelement als gebogenes Blech ausgeführt
ist. Wie bereits im Stand der Technik gezeigt wurde, kann mit einem derartigen Blech
ein sehr massearmes Umlenkelement realisiert werden, das Änderungen der Kettfadenspannung
rasch folgen kann, ohne dass größere Erhöhungen der Kettfadenspannung verursacht werden.
[0031] Eine besonders vorteilhafte Ausführung der erfindungsgemäßen Webmaschine ergibt sich
durch die Verwendung von mindestens einer Zusatzmasse, die mit dem Umlenkelement lediglich
kraftschlüssig über eine Klemmverbindung verbunden ist. Diese Variante ermöglicht
eine einfachere Montage. Es müssen keine Schrauben entfernt, sondern lediglich eine
Klemmung gelöst werden.
[0032] Prinzipiell sind verschiedene Formen von Zusatzmassen denkbar, zum Beispiel Stäbe
oder Elemente aus Flachmaterial, die über die Breite der Webmaschine verteilt am Umlenkelement
angebracht werden. Am günstigsten ist jedoch die Verwendung von Rohren als Zusatzmassen
oder auch Rohre als Umlenkelement. Es können Rohre mit verschiedenen Durchmessern
und/oder verschiedenen Wandstärken vorgesehen werden. Rohre lassen sich - drehbar
oder feststehend gelagert - als Umlenkelement verwenden oder über eine lösbare Verbindung
- zum Beispiel eine Klemmung - mit einem Umlenkelement, das zum Beispiel als gebogenes
Blech ausgeführt ist, verbinden. Mehrere Rohre können auch ineinander gesteckt und
damit platzsparend in Art eines Baukastens miteinander kombiniert werden.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0033] Es zeigen:
- Figur 1
- eine Schnittansicht einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Webmaschine mit Blick
in Schussrichtung, und
- Figur 2
- ein Diagramm der Kettspannung und der Bewegung des Umlenkelements beim Betrieb einer
Webmaschine.
[0034] Figur 1 zeigt eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Webmaschine in einer Schnittansicht
mit Blickrichtung in Schussrichtung auf den hinteren Teil der Maschine. Ausgehend
von einem nicht dargestellten Kettbaum werden Kettfäden 1 um ein Umlenkelement 2 herum
geführt und von da aus - über eine Vorrichtung zur Überwachung der Kettfäden 3 - dem
vorderen Teil der Webmaschine und den Elementen für die Fachbildung und den Blattanschlag
zugeführt.
[0035] Das Umlenkelement 2 ist im vorliegenden Beispiel als gebogenes Blech ausgeführt.
Es ist vorliegend mit einem Stützelement 4 in Form eines gebogenen Blechs verschraubt,
das an seinem einen Ende mit einem Luftbalg 5 in Verbindung steht, während das andere
Ende an einem Gelenkpunkt im Maschinengestell der Webmaschine 6 abgestützt ist.
[0036] Der Luftbalg 5 bildet hier ein Federelement, über welches das Umlenkelement 2 mit
der Webmaschine derartig verbunden ist, dass beim Aufbringen von Kräften über die
Kettfäden 1 auf das Umlenkelement 2 Federkräfte am Umlenkelement 2 wirksam werden.
[0037] Die Größe dieser Federkräfte hängt dabei von der Höhe des Luftdrucks in dem Luftbalg
5 ab. Statt des Luftbalgs 5 könnten natürlich auch rein mechanische Federelemente
mit entsprechend angepasster Elastizität bzw. Federsteifigkeit vorgesehen werden.
So könnte zum Beispiel das Stützelement 4 als Blattfeder ausgebildet sein, deren unteres
Ende im Gestell der Webmaschine 6 nicht gelenkig, sondern fest eingespannt ist.
[0038] Um die Vorgänge am Streichbalken im Betrieb der Webmaschine überwachen zu können,
ist es sinnvoll, am Umlenkelement 2 selber oder am Stützelement 4 oder zwischen der
Feder 5 und dem Maschinengestell 6 einen Sensor - zum Beispiel einen induktiven Wegsensor
- anzubringen.
[0039] Das Stützelement 4 und das Umlenkelement 2 sind über eine Schraubverbindung 7 so
miteinander verbunden, dass zwischen Umlenkelement 2 und Stützelement 4 eine rohrförmige
Zusatzmasse 8 einklemmbar ist. Natürlich sind auch andere Formen der Zusatzmasse 8
möglich - z.B. Stäbe aus Vollmaterial oder auch Elemente mit rechteckigem Querschnitt.
Durch Lösen der Klemmung 2, 4, 7 kann die Zusatzmasse 8 entfernt oder durch eine andere
ersetzt werden.
[0040] Diese Zusatzmasse 8 wird bei Bewegungen des Umlenkelements 2 mitbewegt und verursacht
daher beim Einwirken von Beschleunigungskräften auf das Umlenkelement 2 mehr oder
weniger große zusätzliche Trägheitskräfte. Die Trägheitskräfte wirken der Beschleunigung
des Umlenkelements 2 entgegen. Derartige Beschleunigungen werden beim Betrieb der
Webmaschine durch Kräfte erzeugt, die über die Kettfäden 1 auf das Umlenkelement 2
wirken. Diese Kräfte und die daraus folgenden Bewegungen des Umlenkelements 2 werden
in den Kettfäden 1 durch die Fachwechselvorgänge und den Blattanschlag der Webmaschine
verursacht.
[0041] Figur 2 zeigt verschiedene zeitabhängige Verläufe von Messwerten beim Betrieb einer
Webmaschine.
[0042] Die durchgezogene Linie zeigt den Verlauf der Kettfadenzugkraft 10 bzw. der Kettfadenspannung
10 (cN pro Faden) über einen Zeitraum von mehreren Webzyklen. Die scharfen Spitzen
10.1, 10.2 markieren dabei jeweils einen Blattanschlag. Zwischen jeweils zwei Blattanschlägen
erkennt man ebenfalls Anstiege der Kettfadenspannung 10, die jedoch weniger ruckartig
ausgebildet sind.
[0043] In diesen Bereichen findet jeweils ein Fachwechsel statt, in dem ein Teil der Kettfäden
1 von oben nach unten wechselt, während ein andere Teil der Kettfäden 1 gegenläufig
bewegt wird - Doppelpfeil 11 in Figur 1.
[0044] Die ruckartige Beschleunigung, die die Kettfäden 1 beim Blattanschlag erfahren, wirkt
sich in einem ruckartigen Anstieg der Kettfadenspannung 10 aus, wenn das Umlenkelement
2 nicht mit einer ähnlich raschen Ausgleichsbewegung reagiert. Zum Vergleich ist als
gestrichelte Linie im gleichen Diagramm die Bewegung des Umlenkelements 12 bei einem
Verschwenken um den Gelenkpunkt im Maschinengestell 6 dargestellt. Der aufgezeichnete
Verlauf 12 entspricht dem Weg des Umlenkelements 2 im Bereich der Fadenauflage der
Kettfäden 1; in Figur 1 ist diese Bewegung mit einem Doppelpfeil 12 dargestellt.
[0045] Im vorliegenden Fall sieht man, dass das Umlenkelement 2 im Bereich der Fachwechselvorgänge
in etwa synchron mit dem Anstieg der Kettfadenspannung 10 mitbewegt wird. Eine weitere
Erhöhung der Kettfadenspannung 10 wird damit verhindert. Dies geschieht, indem das
Umlenkelement 2 infolge der ansteigenden Kettfadenspannung 10 ausgehend von einer
Ruhelage um ca. + 2 mm in Richtung auf den Luftbalg 5 bewegt wird.
[0046] Kurz vor den Spannungsspitzen 10.1, 10.2 hat der Verlauf der Kettfadenspannung 10
Minimalwerte, die dadurch entstehen, dass die Kettfäden 1 zu diesem Zeitpunkt die
Webmaschine ohne nennenswerte Auslenkung nach oben und nach unten durchlaufen; die
Kettfäden 1 bilden dabei ein geschlossenes Fach. Es wirken daher in diesem Moment
deutlich geringere Kettfadenzugkräfte 10 auf das Umlenkelement 2. Das führt dazu,
dass infolge der Federkräfte des Luftbalgs 5 das Umlenkelement 2 nach hinten, entgegen
gesetzt zur Laufrichtung der Kettfäden 1 ausgelenkt wird - es macht dabei eine Bewegung
von ca. - 2 mm.
[0047] Man sieht in Figur 2 weiterhin, dass beim nun folgenden Blattanschlag die Bewegung
des Umlenkelements 12 qualitativ einen anderen Verlauf hat als der Verlauf der Kettfadenspannung
10. Infolge der trägen Masse wird das Umlenkelement 2 nicht so rasch in Bewegung gesetzt,
wie es zum Ausgleich des sehr raschen Anstiegs der Kettfadenspannung 10 beim Blattanschlag
erforderlich wäre. Die Folge ist die in Figur 2 dargestellte Spannungsspitze der Kettfadenspannung
10.2, die in vielen Fällen unerwünscht ist, bei manchen Geweben mit hoher Schussdichte
jedoch zwingend erforderlich ist, um die gewünschte Schussdichte überhaupt zu erreichen.
[0048] Die Trägheitskräfte, die einer raschen Bewegung des Umlenkelements 2 entgegen stehen,
können erfindungsgemäß durch Austausch, Entfernung oder Ergänzung von Zusatzmassen
8 vergrößert oder verkleinert werden. Neben der gewünschten Schussdichte ist dabei
auch die Drehzahl der Webmaschine, d.h. die Zeit für einen Webzyklus zu berücksichtigen.
Bei höheren Drehzahlen - also sehr kurzen Webzyklen - ergeben sich durch die Fachbildung
und den Blattanschlag von vorne herein höhere Beschleunigungen der beteiligten Elemente.
Diese höheren Beschleunigungen führen bei massebehafteten Elementen - also auch beim
Umlenkelement 2 - zu entsprechend höheren Trägheitskräften. Diese höheren Trägheitskräfte
müssen über die Kettfäden 1 aufgebracht werden. Eine Veränderung der Drehzahl führt
also schon bei unveränderten Masseverhältnissen zu einer Veränderung der Trägheitskräfte.
Bei niedriger Drehzahl und hoher Schussdichte kann es jedoch erforderlich werden,
die Trägheitskräfte durch Anbau zusätzlicher Massen am Umlenkelement 2 zu erhöhen.
[0049] In der Praxis ist zum Beispiel bei einem Gewebe mit einer Schussdichte von 24 S/cm
bei einer Drehzahl der Webmaschine von 600 S/min eine Zusatzmasse in der Größenordnung
von 10 kg pro Meter Gewebebreite mit gutem Erfolg eingesetzt worden.
[0050] Soll mit einer derartig ausgestatteten Maschine anschließend ein Gewebe produziert
werden, bei dem hohe Kettfadenspannungsspitzen 10.1, 10.2 nicht erwünscht sind, können
erfindungsgemäß Zusatzmassen 8 entfernt oder gegen solche mit geringerer Masse ausgetauscht
werden.
[0051] Es hat sich gezeigt, dass ein Sortiment von Zusatzmassen 8 für die meisten Fälle
ausreichend ist, wenn damit stufenweise Massenvergrößerungen oder -verringerungen
um Faktoren von 2 bis 5 erzielbar sind. In wenigen Sonderfällen Fällen können auch
kleinere oder sogar größere Abstufungen der Massen notwendig werden - also z.B. solche
um den Faktor 1,5 oder sogar um Faktoren zwischen 5 und 8. Damit sind dann anwendungsabhängig
Anpassungen in weiten Bereichen möglich.
Bezugszeichen
1 |
Kettfäden |
2 |
Umlenkelement |
3 |
Vorrichtung zum Überwachen der Kettfäden |
4 |
Stützelement |
5 |
Luftbalg |
6 |
Maschinengestell der Webmaschine |
7 |
Schraubverbindung |
8 |
Zusatzmasse |
10 |
Kettfadenzugkraft bzw. Kettfadenspannung |
10.1, 10.2 |
Extremwerte im Verlauf der Kettfadenzugkraft |
11 |
Bewegung der Kettfäden beim Fachwechsel |
12 |
Bewegung des Umlenkelements |
1. Verfahren zur Veränderung des dynamischen Verhaltens eines Streichbalkens einer Webmaschine,
wobei der Streichbalken mindestens ein Umlenkelement (2) zum Umlenken von Kettfäden
(1) enthält, wobei das Umlenkelement (2) über ein oder mehrere Federelemente mit der
Webmaschine derartig verbunden ist, dass beim Aufbringen von Kräften über die Kettfäden
(1) auf das Umlenkelement (2) Trägheitskräfte und Federkräfte an dem Umlenkelement
(2) wirksam werden, wobei die dabei an dem Umlenkelement (2) wirksame träge Masse
verändert wird, um das dynamische Verhalten des Streichbalkens an veränderte Webbedingungen
anzupassen, indem Teile des Umlenkelements (2) oder Teile, die mit dem Umlenkelement
(2) verbunden sind,
ausgetauscht, entfernt oder ergänzt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die an dem Umlenkelement (2) wirksame träge Masse um einen Faktor vergrößert oder
verkleinert wird, der zwischen 1,5 und 8 liegt, vorzugsweise um einen Faktor zwischen
2 und 5.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch einen Austausch oder eine Ergänzung von Teilen die an dem Umlenkelement (2)
wirksame träge Masse vergrößert wird, wenn die Webmaschine von einem Gewebe mit niedrigerer
Schussdichte auf eine Gewebe mit höherer Schussdichte umgestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch einen Austausch oder ein Entfernen von Teilen die an dem Umlenkelement (2)
wirksame träge Masse verkleinert wird, wenn die Webmaschine von einem Gewebe mit höherer
Schussdichte auf eine Gewebe mit niedrigerer Schussdichte umgestellt wird.
4. Webmaschine mit einem Streichbalken, der mindestens ein Umlenkelement (2) zum Umlenken
von Kettfäden (1) enthält, wobei das Umlenkelement (2) über ein oder mehrere Federelemente
mit der Webmaschine derartig verbunden ist, dass beim Aufbringen von Kräften und Bewegungen
über die Kettfäden (1) Trägheitskräfte und Federkräfte an dem Umlenkelement (2) wirksam
werden, gekennzeichnet durch ein Sortiment von verschiedenen Umlenkelementen (2) oder Zusatzmassen (8), um Teile
des Umlenkelements (2) oder Teile, die mit dem Umlenkelement (2) verbunden sind, auszutauschen,
zu entfernen oder zu ergänzen und somit die an dem Umlenkelement (2) wirksame träge
Masse um einen Faktor 1,5 - 8 zu vergrößern oder zu verkleinern, vorzugsweise um einen
Faktor 2 - 5, um das dynamische Verhalten des Streichbalkens an veränderte Webbedingungen
anzupassen.
5. Webmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Umlenkelement (2) als gebogenes Blech oder als Rohr ausgeführt ist.
6. Webmaschine nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass zum Verändern der an dem Umlenkelement (2) wirksamen trägen Masse mindestens eine
Zusatzmasse (8) mit dem Umlenkelement (2) über eine lösbare Klemmverbindung (4, 7)
verbunden ist.
7. Webmaschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Zusatzmasse (8) als Rohr ausgeführt ist.
1. Method for varying the dynamic behavior of a backrest beam of a weaving machine, wherein
the backrest beam includes at least one deflecting element (2) for deflecting warp
threads (1), wherein the deflecting element (2) is connected with the weaving machine
via one or more spring elements in such a manner so that upon application of forces
via the warp threads (1) onto the deflecting element (2) inertial forces and spring
forces become effective on the deflecting element (2), wherein the inertial mass that
is thereby effective on the deflecting element (2) is varied in order to adapt the
dynamic behavior of the backrest beam to varied weaving conditions in that parts of
the deflecting element (2) or parts that are connected with the deflecting element
(2) are exchanged, removed or supplemented, characterized in that the inertial mass effective on the deflecting element (2) is increased or reduced
by a factor that lies between 1.5 and 8, preferably by a factor between 2 and 5.
2. Method according to claim 1, characterized in that the inertial mass effective on the deflecting element (2) is increased by an exchange
or a supplementation of parts when the weaving machine is switched-over from a woven
fabric with lower weft density to a woven fabric with higher weft density.
3. Method according to claim 1, characterized in that the inertial mass effective on the deflecting element (2) is reduced by an exchange
or a removal of parts when the weaving machine is switched-over from a woven fabric
with higher weft density to a woven fabric with lower weft density.
4. Weaving machine with a backrest beam that includes at least one deflecting element
(2) for deflecting warp threads (1), wherein the deflecting element (2) is connected
via one or more spring elements with the weaving machine in such a manner so that
upon application of forces and motions via the warp threads (1) inertial forces and
spring forces become effective on the deflecting element (2), characterized by a selection of different deflecting elements (2) or additional masses (8) for exchanging,
removing or adding parts of the deflecting element (2) or parts connected to the deflecting
element (2), and thereby to increase or reduce the inertial mass effective on the
deflecting element (2) by a factor of 1.5 to 8, preferably by a factor of 2 to 5,
in order to adapt the dynamic behavior of the backrest beam to varied weaving conditions.
5. Weaving machine according to claim 4, characterized in that the deflecting element (2) is embodied as a bent metal sheet or as a pipe.
6. Weaving machine according to claim 4 or 5, characterized in that in order to vary the inertial mass effective on the deflecting element (2), at least
one additional mass (8) is connected with the deflecting element (2) via a releasable
clamped connection (4, 7).
7. Weaving machine according to claim 6, characterized in that at least one additional mass (8) is embodied as a pipe.
1. Procédé pour modifier le comportement dynamique d'une ensouple d'enduction d'un métier
à tisser, dans lequel l'ensouple d'enduction contient au moins un élément de renvoi
(2) pour dévier des fils de chaîne (1), dans lequel l'élément de renvoi (2) est relié
au métier à tisser via un ou plusieurs éléments de ressort de sorte que, lorsque des
forces sont appliquées sur l'élément de renvoi (2) par l'intermédiaire des fils de
chaîne (1), des forces d'inertie et des charges de ressort deviennent efficaces sur
l'élément de renvoi (2), dans lequel la masse inerte agissant alors sur l'élément
de renvoi (2) est modifiée afin d'adapter le comportement dynamique de l'ensouple
d'enduction à des conditions de tissage modifiées en remplaçant, en supprimant ou
en complétant des parties de l'élément de renvoi (2) ou des parties reliées à l'élément
de renvoi (2), caractérisé en ce que la masse inerte agissant sur l'élément de renvoi (2) est accrue ou décrue d'un facteur
compris entre 1,5 et 8, de préférence d'un facteur compris entre 2 et 5.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que par remplacement ou par complétion de parties, la masse inerte agissant sur l'élément
de renvoi (2) est accrue lorsque le métier à tisser est converti d'un tissu avec un
compte en chaîne relativement faible à un tissu avec un compte en chaîne relativement
élevé.
3. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que par remplacement ou par suppression de parties, la masse inerte agissant sur l'élément
de renvoi (2) est décrue lorsque le métier à tisser est converti d'un tissu avec un
compte en chaîne relativement élevé à un tissu avec un compte en chaîne relativement
faible.
4. Métier à tisser avec une ensouple d'enduction qui contient au moins un élément de
renvoi (2) pour dévier des fils de chaîne (1), dans lequel l'élément de renvoi (2)
est relié au métier à tisser via un ou plusieurs éléments de ressort de sorte que,
lorsque des forces et des mouvements sont appliqués par l'intermédiaire des fils de
chaîne (1), des forces d'inertie et des charges de ressort deviennent efficaces sur
l'élément de renvoi (2), caractérisé par un assortiment d'éléments de renvoi (2) ou masses supplémentaires (8) différents,
pour remplacer, supprimer ou compléter des parties de l'élément de renvoi (2) ou des
parties reliées à l'élément de renvoi (2) et, ainsi, accroître ou décroître la masse
inerte agissant sur l'élément de renvoi (2) d'un facteur de 1,5 à 8, de préférence
d'un facteur de 2 à 5, afin d'adapter le comportement dynamique de l'ensouple d'enduction
à des conditions de tissage modifiées.
5. Métier à tisser selon la revendication 4, caractérisé en ce que l'élément de renvoi (2) est réalisé sous la forme d'une tôle cintrée ou d'un tube.
6. Métier à tisser selon la revendication 4 ou 5, caractérisé en ce que, pour modifier la masse inerte agissant sur l'élément de renvoi (2), au moins une
masse supplémentaire (8) est reliée à l'élément de renvoi (2) par un assemblage par
sertissage (4, 7) dissociable.
7. Métier à tisser selon la revendication 6, caractérisé en ce qu'au moins une masse supplémentaire (8) est réalisée sous la forme d'un tube.