[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen,
wobei ein erster und ein zweiter Wagenkasten auf einer Wiege eines Jakobs-Drehgestelles
lagern, wobei die Wagenkästen durch eine sphärische Gelenkeinrichtung miteinander
verbunden sind, wobei die Gelenkeinrichtung auf der Wiege angeordnet ist, wobei die
Gelenkeinrichtung mindestens zwei sphärische Gelenklager aufweist, wobei die mindestens
zwei sphärischen Gelenklager in einer Ebene zueinander angeordnet sind.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Schienenfahrzeuge mit Jakobs-Drehgestellen hinreichend
bekannt. Am bekanntesten ist hierbei der TGV, wobei zwei Wagenkästen sich im Übergangsbereich
auf einem Jakobs-Drehgestell abstützen.
[0003] Ein solches Jakobs-Drehgestell besteht aus einem Rahmen, wobei zu beiden Enden des
Rahmens jeweils ein Radsatz durch Primärfedern an dem Rahmen angeordnet ist. Auf dem
Rahmen lagert eine sogenannte Wiege, die durch Sekundärfedern auf dem Rahmen abgestützt
ist. Auf der Wiege sind die beiden Wagenkästen durch eine sphärische Gelenkeinrichtung
abgestützt gelagert. Eine solche sphärische Gelenkeinrichtung für ein Jakobs-Drehgestell
ist aus der
WO 2005/023619 A1 bekannt. Allerdings sind hierbei sowohl die Nick- als auch die Knick-, Wank- und
Versatzbewegungen stark eingeschränkt. Der Grund hierfür ist darin zu finden, dass
lediglich der eine Wagenkasten relativ zu dem anderen Wagenkasten beweglich ist. Der
andere Wagenkasten ist fest mit der Wiege verbunden, weshalb dieser starr ist. Das
bedeutet, dass sowohl Nick- als auch Knick-, Wank- und Versatzbewegungen nur in relativ
geringem Umfange zugelassen werden.
[0004] Aus der
US 1,574,453 A ist ein Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen bekannt, wobei ein erster
und ein zweiter Wagenkasten auf einer Wiege eines Jakobs-Drehgestelles lagern. Die
Wagenkästen sind hierbei durch eine sphärische Gelenkeinrichtung miteinander verbunden,
wobei die Gelenkeinrichtung auf der Wiege angeordnet ist. Diese Gelenkeinrichtung
umfasst zwei in Längsrichtung des Fahrzeugs angeordnete sphärische Gelenklager, die
insbesondere Wank-, Nick- und Knickbewegungen zwischen den Wagenkästen auf der Wiege
ermöglichen.
[0005] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht demzufolge darin, bei einem Schienenfahrzeug
der eingangs genannten Art eine Gelenkeinrichtung für ein Jakobs-Drehgestell bereitzustellen,
wobei die Gelenkeinrichtung in der Lage ist, sämtliche beim Fahren auftretende Bewegungen
auch mit größeren Winkeln zu kompensieren bzw. aufzunehmen, insbesondere als da sind,
Nick-, Wank- und Knickbewegungen sowie Versatzbewegungen, wie sie auftreten, wenn
solche Fahrzeuge über Weichen fahren. Außerdem soll eine platzsparende Bauweise ermöglicht
werden, sodass der Abstand zwischen den Wagenkästen, also die Länge des Übergangs
zwischen den beiden Fahrzeugen, kurz gewählt werden kann, aber dennoch z. B. erhebliche
Knickbewegungen zugelassen werden.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass die mindestens zwei
sphärische Gelenklager über einen gemeinsamen Drehpunkt verfügen.
[0007] Hierzu ist im Einzelnen vorgesehen, dass zur Bildung der beiden Gelenklager mit einem
solchen gemeinsamen Drehpunkt zwei ineinander oder aufeinander gelagerte Kugelsegmente
vorgesehen sind, wobei das äußere Kugelsegment durch eine kugelsegmentartige Lagerschale
aufgenommen ist. Eine solche doppeltsphärische Gelenkeinrichtung zeichnet sich im
Einzelnen des Weiteren dadurch aus, dass das innere Kugelsegment ein Verbindungsglied
zu der Wiege des Jakobs-Drehgestells aufweist. Das Verbindungsglied weist des Weiteren
einen Stützfuß zur Verbindung mit der Wiege auf. Das äußere Kugelsegment zeigt einen
Sattel zur Verbindung mit dem einen ersten Wagenkasten, wobei die Lagerschale mit
dem anderen zweiten Wagenkasten in Verbindung steht. Somit steht jedes der beiden
Gelenklager mit einem Wagenkasten in Verbindung.
[0008] Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, ist das oben beschriebene doppeltsphärische
Lager in der Lage im Wesentlichen sämtliche beim Fahren auftretenden Bewegungen, wie
Wank-, Nick-, Dreh- (Knick-) und Versatzbewegungen sowie auch Kombinationen hieraus
aufzunehmen, und zwar mit verhältnismäßig großen Winkeln; allerdings hat diese Konstruktion
den Nachteil, dass die Wiege nicht unter allen Umständen momentenfrei ist. Solche
Momente entstehen insbesondere dann, wenn auf die erfindungsgemäße doppeltsphärische
Gelenkeinrichtung, deren Drehpunkt zur Oberfläche der Wiege beabstandet ist, Kräfte
in Richtung der Fahrzeuglängsachse oder der Fahrzeugquerachse einwirken. Kräfte, die
in Richtung der Fahrzeuglängsachse in Höhe des Drehpunktes auf die Gelenkeinrichtung
einwirken, sind schlussendlich solche, die beim Beschleunigen und Bremsen der Fahrzeuge
entstehen. Querkräfte, also Kräfte quer zur Längsachse des Fahrzeugs, entstehen durch
Fliehkräfte oder sogenannte Spurführungskräfte. Längs- als auch Querkräfte sind daher
Horizontalkräfte. Die Momente hieraus müssen unmittelbar von der Wiege aufgenommen
werden. Durch die Federn, mit denen die Wiege auf dem Rahmen des Jakobs-Drehgestells
lagert, werden die Reaktionskräfte aufgrund solcher Momente auf den Rahmen des Jakobs-Drehgestells
übertragen. Um dies zu vermeiden, können Längs- und Querlenker, z. B. Lemniskaten-Lenker,
zwischen der Wiege und dem Rahmen des Jakobs-Drehgestells vorgesehen sein, um ein
Einfedern der Wiege auf dem Rahmen zu vermeiden. Das heißt, dass durch die horizontal
angreifenden Kräfte im Wesentlichen keine Reaktionskräfte auf die Federn, mit der
die Wiege auf dem Rahmen gelagert ist, übertragen werden sollen.
[0009] Anhand der Zeichnungen wird die Erfindung nachstehend beispielhaft näher erläutert.
- Fig. 1
- zeigt schematisch ein Jakobs-Drehgestell in einer Seitenansicht, wobei die drehgelenkige
Verbindung zwischen den beiden Wagenkästen auf dem Jakobs-Drehgestell lediglich schematisch
angedeutet ist;
- Fig. 2a
- zeigt eine erste Variante der sphärischen Gelenkeinrichtung im Schnitt;
- Fig. 2b
- zeigt eine Draufsicht auf die Gelenkeinrichtung gemäß Fig. 2a.
[0010] Das in Fig. 1 dargestellte Jakobs-Drehgestell 1 umfasst den Rahmen 3, wobei an dem
Rahmen 3 zwei Radsätze 4 mit Primärfedern 6 angeordnet sind. Auf dem Rahmen 3 lagert
auf vier Federn 8 die insgesamt mit 10 bezeichnete Wiege. Auf der Wiege 10 ist die
sphärische Gelenkeinrichtung 20, 40 angeordnet, wobei die sphärische Gelenkeinrichtung
20, 40 durch Gelenkarme 21, 22; 41, 42 mit den jeweilig schematisch angedeuteten Wagenkästen
14, 16 in Verbindung steht.
[0011] Die in Fig. 2a und Fig. 2b dargestellte erste Variante einer sphärischen Gelenkeinrichtung
20 zeichnet sich durch die beiden sphärischen Gelenklager 24 und 26 aus. Das innere
sphärische Gelenklager 24 umfasst ein inneres Kugelsegment 24a, auf dem ein äußeres
Kugelsegment 26a des äußeren sphärischen Gelenklagers 26 lagert. Das äußere Kugelsegment
26a des äußeren sphärischen Gelenklagers 26 lagert in der kugelsegmentartigen Lagerschale
26b, die durch den Gelenkarm 22 mit dem Wagenkasten 16 in Verbindung steht. Das äußere
Kugelsegment 26a weist darüber hinaus einen Sattel 30 auf, durch den das äußere Kugelsegment
26a durch den Gelenkarm 21 mit dem Wagenkasten 14 verbunden ist. An dem inneren Kugelsegment
24a ist das Verbindungsglied 31 zur Verbindung mit der Wiege 10 des Jakobs-Drehgestells
1 angeordnet. Zur Verbindung mit der Wiege ist das Verbindungsglied 31 mit einem Stützfuß
31a versehen.
[0012] Die sphärische Gelenkeinrichtung 20 besitzt den gemeinsamen Drehpunkt 32. Durch das
Verbindungsglied 31 in Verbindung mit der Lagerung in der Wiege wird ein Abstand 33
zur Oberseite der Wiege 10 gebildet. Dieser Abstand 33 bildet einen Hebelarm, der
bei Angriff von Horizontalkräften in dem Drehpunkt 32 die Wiege 10 entsprechenden
Momenten aussetzt. Zu den Kräften, die im Drehpunkt 32 angreifen, gehören beispielsweise
Kräfte in Fahrzeuglängsrichtung, also insbesondere Kräfte beim Beschleunigen und Bremsen
des Schienenfahrzeugs. Querkräfte in horizontaler Richtung entstehen durch die Einwirkung
von Fliehkräften oder auch durch das Einwirken von Spurführungskräften. Um die Wiege
10 insofern momentenfrei zu halten, kann die Wiege gegenüber dem Rahmen des Jakobs-Drehgestells
durch Längs- und/oder Querlenker, z. B. in Form eines Lemniskaten-Lenkers, gegeneinander
abgestützt sein.
Bezugszeichenliste:
[0013]
- 1
- Jakobs-Drehgestell
- 3
- Rahmen
- 4
- Radsatz
- 6
- Primärfeder
- 8
- Feder
- 10
- Wiege
- 12
- Topf
- 14
- Wagenkasten
- 16
- Wagenkasten
- 20
- sphärische Gelenkeinrichtung
- 21
- Gelenkarm (vom Wagenkasten)
- 22
- Gelenkarm (vom Wagenkasten)
- 24
- inneres sphärisches Gelenklager
- 24a
- inneres Kugelsegment
- 26
- äußeres sphärisches Gelenklager
- 26a
- äußeres Kugelsegment
- 26b
- Lagerschale
- 30
- Sattel
- 31
- Verbindungsglied
- 31a
- Stützfuß
- 32
- Drehpunkt
- 33
- Abstand (Hebelarm)
1. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16), wobei ein erster und
ein zweiter Wagenkasten (14, 16) auf der Wiege (10) eines Jakobs-Drehgestells (1)
lagern, wobei die Wagenkästen (14, 16) durch eine sphärische Gelenkeinrichtung (20)
miteinander verbunden sind, wobei die Gelenkeinrichtung (20) auf der Wiege (10) angeordnet
ist, wobei die Gelenkeinrichtung (20) mindestens zwei sphärische Gelenklager (24,
26) aufweist,
wobei die mindestens zwei sphärischen Gelenklager (24, 26) in einer Ebene zueinander
angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens zwei sphärischen Gelenklager (24, 26) einen gemeinsamen Drehpunkt
(32) aufweisen.
2. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Bildung der beiden sphärischen Gelenklager (24, 26) zwei ineinander gelagerte
Kugelsegmente (24a, 26a) vorgesehen sind, wobei das äußere Kugelsegment (26a) durch
eine kugelsegmentartige Lagerschale (26b) aufgenommen ist.
3. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das innere Kugelsegment (24a) ein Verbindungsglied (31) zu der Wiege (10) des Jakobs-Drehgestells
(1) aufweist.
4. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16) nach Anspruch 2 oder
3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das äußere Kugelsegment (26a) einen Sattel (30) zur Verbindung mit dem ersten Wagenkasten
(14) aufweist.
5. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lagerschale (26b) mit dem zweiten Wagenkasten (16) verbunden ist.
6. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16) nach einem der Ansprüche
3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verbindungsglied (31) einen Stützfuß (31a) zur Verbindung mit der Wiege (10)
aufweist.
7. Schienenfahrzeug mit einer Mehrzahl von Wagenkästen (14, 16) nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Stützfuß (31a) auf der Wiege (10) aufsitzt.