[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein mehrschichtiges organisch lösungsmittelfreies
Kunstleder. Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren, durch welches
ein derartiges Kunstleder herstellbar ist.
[0002] Kunstleder und allgemein mehrschichtige textile Gebilde sind weit verbreitet und
haben eine Vielzahl von Anwendungsgebieten. Nicht beschränkende Beispiele umfassen
etwa die Anwendung in dem Innenausbau von Kraftfahrzeugen.
[0003] Kunstleder sind in der Regel aus einem mehrschichtigen nicht atmungsaktiven Aufbau
auf Basis von Polyurethan oder Polyvinylchlorid aufgebaut. Wasserdampfdurchlässige
Kunstleder basieren meist auf einer mikroporösen Schicht, die durch schlagartiges
oder selektives Verdampfen von Lösungsmitteln erreicht wird. Schlagschäume basierend
auf Polyurethan-Dispersionen sind zwar auch wasserdampfdurchlässig, jedoch sind diese
Materialien nicht für die Verwendung von Schuhobermaterialien geeignet, da diese keine
ausreichende Abriebfestigkeit besitzen.
[0004] EP 1 887 128 B1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines atmungsaktiven mehrschichtigen Kunstleders
mit einer Trägerschicht aus einem textilen Flächengebilde, mindestens einer auf die
Trägerschicht aufgebrachten Zwischenschicht auf Basis eines zumindest teilweise offenzelligen
Polyurethan-Schlagschaumes sowie einer auf die mindestens eine Zwischenschicht aufgebrachten
Deckschicht auf Basis eines Polyurethans, wobei in einem ersten Schritt die Deckschicht
auf eine ablösbare Unterlage aufgebracht und verfestigt wird, nachfolgend die mindestens
eine Zwischenschicht auf die Deckschicht aufgebracht und anschließend die Trägerschicht
auf die mindestens eine Zwischenschicht aufgelegt wird und die Unterlage von der Deckschicht
gelöst wird, wobei zur Ausbildung der Deckschicht eine wässrige aliphatische Polyurethandispersion
in flüssiger Form auf die Unterlage aufgebracht wird und unmittelbar nach dem Aufbringen
der Polyurethandispersion der Wassergehalt derselben durch Wärmezufuhr binnen einem
Zeitintervall von weniger als 5 s verdampft wird, so dass eine verfilmungsfreie Trocknung
der Polyurethandispersion auf der Unterlage unter Ausbildung der Deckschicht mit Mikroporen
bewirkt wird.
[0005] EP 2 918 629 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines atmungsaktiven Films auf Basis von
Polyvinylchlorid (PVC), umfassend die Schritte: 1. Bereitstellen einer pastösen Masse,
umfassend eine erste Fraktion aus PVC und eine zweite Fraktion aus einem Fremdstoff
und eine dritte Fraktion aus Hilfs- und Zusatzstoffen, die miteinander zu der pastösen
Masse vermischt werden, 2. Aufbringen der pastösen Masse auf eine Unterlage, 3. Trocknen
und Ausgelieren der auf die Unterlage aufgebrachten pastösen Masse unter Wärmezufuhr
zu dem Film, wobei von der einen zur anderen Oberfläche des Filmes verlaufende Poren
gebildet werden, die dem Film Atmungsaktivität verleihen.
[0006] CN 105 951 466 beschreibt wasserbasiertes Screen-Touch-Handschuhleder und ein Herstellungsverfahren
dafür. Das wasserbasierte Screen-Touch-Handschuhleder umfasst Grundgewebe, und das
Grundgewebe ist mit einer Unterschicht und einer Oberflächenschicht beschichtet, worin
eine Aufschlämmung der Unterschicht durch Rühren der folgenden Rohstoffkomponenten
in Gewichtsteilen hergestellt wird: 100 Teile wasserbasiertes Polyurethanharz, 0,4-1
Teil eines wasserbasierten Verdickungsmittels, 0,3-0,7 Teil eines Entschäumungsmittels,
0,5-2 Teile eines Flachbildners, 0,2-2 Teile eines Katalysators und 0.5-5 Teile eines
Härters; die Aufschlämmung der Deckschicht wird durch Rühren der folgenden Rohstoffkomponenten
in Gewichtsteilen hergestellt: 100 Teile des wässrigen Polyurethanharzes, 2-18 Teile
der wasserbasierten Farbpaste, 0,5-3 Teile eines wasserlöslichen Dispersionsmittels,
5-15 Teile Screen-Touch-Pulver, 0,4-2 Teile des wasserbasierten Verdickungsmittels,
0,2-1 Teil des Entschäumungsmittels und 0,5-2 Teile des Flachbildners. Gemäß dem wasserbasierten
Bildschirm-Touch-Handschuhleder wird das Screen-Touch-Handschuhleder in die Aufschlämmung
der Oberflächenschicht des Handschuhleders eingebracht, so dass das wasserbasierte
Screen-Touch-Handschuhleder eine gute Leitfähigkeit aufweist; wasserbasierte Bildschirm-Touch-Handschuhe
aus dem wasserbasierten Screen-Touch-Handschuhleder können auf einem mit einem Touchscreen
versehenen Elektronikprodukt verwendet werden; das mit dem Touchscreen versehene Elektronikprodukt
kann von einem Benutzer verwendet werden, der die wasserbasierten Bildschirm-Touch-Handschuhe
trägt.
[0007] DE 27 54 603 A1 beschreibt ein Verfahren zur lösungsmittelfreien Beschichtung von Substraten, insbesondere
Leder, Spaltleder und Textilien, mit Hilfe einer Folie, welche aus einer hochschmelzenden
Schicht, einer niedrigschmelzenden Schicht und gegebenenfalls einer zusätzlichen Zwischenschicht
aufgebaut ist.
[0008] DE 10 2013 021 148 A1 betrifft ein Lederaustauschmaterial umfassend eine im Betrieb bzw. bei Benutzung
außenliegende Oberschicht, eine mit dieser verbundenen Mittelschicht und ein mit dieser
verbundenen Unterschicht. Demgemäß ist vorgesehen, dass die Oberschicht aus einer
verfestigten, vernetzten PU-Dispersion auf aliphatischer Polyester- und/oder Polyätherbasis
gebildet ist, dass die Mittelschicht aus einem Gewirke oder ein Gewebe aus Polyesterfasern
gebildet ist, dass das Gewirke oder Gewebe ein Flächengewicht von 190 bis 420 g/m
2 und eine Stärke von 0,30 bis 0,60 mm besitzt, dass die Unterschicht aus einem geschäumten
Kunststoff gebildet ist, der in flüssiger oder pastöser Form auf die Mittelschicht
appliziert wurde, dass sowohl die Oberschicht als auch die Unterschicht in einer Stärke
von zumindest 0,050 mm in die Mittelschicht eingebracht und mit dieser untrennbar
verbunden sind, und dass in der Mittelschicht eine Schicht mit einer Stärke (D) ausgebildet
ist, die frei von den in der Oberschicht und der Unterschicht eingesetzten Kunststoffen
ist.
[0009] WO 02/33001 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Kunstleders, bei dem eine Zusammensetzung,
die eine anionische oder kationische wässrige Polyurethandispersion, ein wasserabweisendes
Mittel, einen Emulgator, einen Entschäumer und einen anorganischen Füllstoff enthält,
in ein Substrat imprägniert und auf das Substrat aufgebracht wird, wobei das imprägnierte
und/oder beschichtete Substrat dann zu einem Kunstleder koaguliert wird, das intern
mit zahlreichen geschlossenen Zellen versehen ist und eine glatte Oberfläche aufweist.
Das synthetische Leder auf wässriger Polyurethanbasis wird durch Imprägnieren einer
Zusammensetzung erhalten, die 100 Gewichtsteile einer wässrigen Polyurethandispersion,
0,1 bis 5 Gewichtsteile eines wasserabweisenden Mittels, 0.1 bis 8 Gewichtsteile eines
Emulgators, 0,1 bis 1 Gewichtsteil eines Entschäumers und 0.1 bis 5 Gewichtsteile
eines anorganischen Füllstoffs in ein Substrat, Beschichten der geschäumten oder entschäumten
Zusammensetzung auf dem Substrat und Koagulieren des beschichteten Substrats mit einer
Koagulationslösung, wobei eine wässrige Polyurethandispersion kovalent an anionische
Gruppen einschließlich Carboxylgruppen oder Sulfonatgruppen oder kationische Gruppen
einschließlich einer tertiären Amingruppe gebunden ist, wobei die Koagulationslösung
ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus einer wässrigen Lösung verschiedener Salze,
einer gemischten Lösung von Salz und Säure, einer gemischten Lösung von Salz und Base,
einer gemischten Lösung von Säure und Base und Mischungen derselben.
[0010] Im Stand der Technik existiert jedoch weiterhin der Bedarf an Varianten eines Kunstleders,
wobei das Kunstleder eine hohe mechanische Stabilität aufweist und weiterhin sehr
atmungsaktiv ist.
[0011] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die aus dem Stand der Technik
bekannten Nachteile zumindest zum Teil zu überwinden. Insbesondere ist es die Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, eine Möglichkeit zu schaffen, durch welche insbesondere
ein Kunstleder eine hohe mechanische Stabilität aufweist und weiterhin sehr atmungsaktiv
ist.
[0012] Die Lösung der Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß durch ein Kunstleder mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Die Lösung der Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß ferner durch ein Verfahren
mit den Merkmalen des Anspruchs 11 und durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
12. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen, in der Beschreibung
oder den Figuren beschrieben, wobei weitere in den Unteransprüchen oder in der Beschreibung
oder den Figuren beschriebene oder gezeigte Merkmale einzeln oder in einer beliebigen
Kombination einen Gegenstand der Erfindung darstellen können, wenn sich aus dem Kontext
nicht eindeutig das Gegenteil ergibt.
[0013] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein mehrschichtiges Kunstleder, mindestens
aufweisend
- eine textile Anordnung; und
- einen polyurethanbasierten Schaum;
wobei
der polyurethanbasierte Schaum mit der textilen Anordnung partiell fixiert ist unter
Verwendung einer ersten Fixierschicht derart, dass die erste Fixierschicht durch ein
Fixiermittel gebildete Fixierbereiche und in der selben Ebene von dem Fixiermittel
freie Freibereiche aufweist.
[0014] Ein derartiges Kunstleder weist gegenüber den Lösungen aus dem Stand der Technik
deutliche Vorteile auf. Insbesondere kann ein derartiges Kunstleder besonders atmungsaktiv
sein und dennoch eine hohe mechanische Stabilität aufweisen.
[0015] Im Sinne der vorliegenden Erfindung wird unter Atmungsaktivität die Wasserdampf-Durchgangs-Fähigkeit
eines insbesondere textilen Materials verstanden. Generell gilt, je besser die Wasserdampfdurchlässigkeitsrate
ist, desto angenehmer ist das Mikroklima für den Benutzer des Kunstleders. Vorteilhaft
weist das Kunstleder eine Atmungsaktivität auf, die in einem Bereich liegt von bis
zu 1.000 g/m
2/24h oder darüber, beispielsweise in einem Bereich von bis zu 10.000 g/m
2/24h oder sogar darüber, wobei die Obergrenze durch das Kunstleder technisch begrenzt
sein kann. "Die Atmungsaktivität von Funktionstextilien wird allgemein durch den MVTR-Wert
(Moisture-Vapor-Transmission-Rate-Value) bestimmt, welcher die Wasserdampfdurchlässigkeit
beschreibt und/oder durch den RET-Wert (Resistance-Evaporating-Heat-Transfer-Value),
welcher den Wasserdampfdurchgangswiderstand beschreibt, bewertet. Würde man die vorliegende
Erfindung hinsichtlich ihrer Atmungsaktivität nach der Norm DIN EN 343:2010-05 Schutzkleidung
- Schutz gegen Regen bewerten, kann ein RET-Wert bis zu Klasse 4 erreicht werden.
[0016] Unter einem Kunstleder ist insbesondere eine textile Mehrschichtanordnung zu verstehen,
welche in ihrer Optik und/oder ihrer Haptik, insbesondere in beidem der Optik und
der Haptik, an echtes Leder angelehnt ist.
[0017] Angewendet werden kann das Kunstleder in verschiedensten Bereichen der Lederwaren,
so beispielsweise für Täschnerwaren, Bekleidungsstoffe, wie etwa für Mäntel oder Jacken,
für Möbel, wie etwa für Sitzmöbel, beispielsweise Sofas, für Heimtextilien, oder auch
für Automobilinnenraumausstattungen, beispielsweise Fahrzeugsitze, oder auch für Sportartikel.
Besonders bevorzugt eignet sich das hier beschriebene Kunstleder jedoch als Material
für Schuhe, beispielsweise als Schuhobermaterial.
[0018] Das hier beschriebene Kunstleder weist die folgende Konfiguration beziehungsweise
den folgenden Schichtaufbau auf. Dabei kann insbesondere wenigstens eines von dem
Schichtaufbau und den in dem Schichtaufbau verwendeten Substanzen oder auch eine Kombination
des Schichtaufbaus mit den darin vorliegenden Substanzen gegenüber Lösungen aus dem
Stand der Technik vorteilhafte Effekte zeigen.
[0019] Zunächst umfasst das Kunstleder beziehungsweise sein Schichtaufbau eine textile Anordnung.
Diese textile Anordnung ist grundsätzlich wählbar auszugestalten und dabei bevorzugt
an das gewünschte Anwendungsgebiet, wie vorstehend nicht beschränkend beschrieben,
angepasst.
[0020] Beispielhaft kann die textile Anordnung eine derartige textile Schicht aufweisen,
die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus einem Gewebe, einem Gewirke, Gestricke
einem Vliesstoff oder auch einem 3-D-Abstandsgewirke. Dabei kann es von der vorliegenden
Erfindung grundsätzlich umfasst sein, dass die vorstehend beschriebenen textilen Materialien
nicht nur isoliert, sondern auch als eine geeignete Mischung umfassend wenigstens
eines der vorgenannten Beispiele verwendet werden.
[0021] Darüber hinaus kann es vorgesehen sein, dass die textile Anordnung beziehungsweise
eine hierin enthaltene textile Schicht ausgestaltet ist auf Basis von Naturfasern
oder auch auf Basis von künstlichen beziehungsweise synthetischen Fasern. Die spezifische
Auswahl der Fasern für die textile Schicht kann wiederum in für den Fachmann ohne
weiteres verständlicher Weise getroffen werden basierend auf der konkreten gewünschten
Anwendung.
[0022] Der Vorteil des Vorsehens eines Textils kann beispielsweise darin gesehen werden,
dass diese Schicht dem gesamten Schichtaufbau beziehungsweise dem Kunstleder eine
außerordentlich hohe mechanische Stabilität verleiht. Dabei kann die Stabilität insbesondere
hinsichtlich einer guten Zugfestigkeit und auch einer guten Weiterreißkraft gegeben
sein.
[0023] Ein weiterer Vorteil einer textilen Schicht insbesondere als Trägerschicht in dem
Schichtaufbau des Kunstleders kann ferner darin gesehen werden, dass durch das Vorsehen
einer textilen Schicht ein textiler Griff des Kunstleders erreicht werden kann, was
die Akzeptanz des Kunstleders deutlich verbessern kann.
[0024] Schließlich ist es durch die textile Schicht möglich, ein durch die weiteren Schichten
der Schichtanordnung bereitgestellte Elastizität und Atmungsaktivität nicht zu verschlechtern
beziehungsweise auch, diese zu ermöglichen.
[0025] Aus dem Vorstehenden wird somit deutlich, dass das Vorsehen einer textilen Anordnung
insbesondere umfassend wenigstens eine textile Schicht insbesondere als Trägerschicht
in dem Schichtaufbau die positiven Eigenschaften der weiteren Schichten beibehält
und ferner weitere positive Eigenschaften ermöglichen kann.
[0026] Weiterhin umfasst das Kunstleder beziehungsweise die Schichtanordnung des Kunstleders
einen polyurethanbasierten Schaum, der insbesondere als Schlagschaum ausgebildet sein
kann beziehungsweise hergestellt sein kann. Unter einem polyurethanbasierten Schaum
ist im Sinne der vorliegenden Erfindung insbesondere eine derartige Schicht zu verstehen,
die porös ist und somit etwa Wasserdampf beziehungsweise Gase durchtreten lässt und
damit atmungsaktiv ist. Darüber hinaus soll polyurethanbasiert bedeuten, dass der
Schaum aus Polyurethan bestehen kann oder zumindest Polyurethan aufweisen soll. Beispielsweise
kann der polyurethanbasierte Schaum ein Silikon aufweisen, wie dies nachfolgend in
größerem Detail beschrieben ist.
[0027] Grundsätzlich kann der polyurethanbasierte Schaum in unterschiedlichen Grammaturen
und/oder in unterschiedlichen Schaumlitergewichten beziehungsweise in unterschiedlichen
Porositäten vorliegen. Die spezifische Auswahl des verwendeten polyurethanbasierten
Schaums kann von dem Fachmann wiederum in geeigneter Weise insbesondere in Abhängigkeit
der spezifischen Anwendung des Kunstleders erfolgen.
[0028] Das Vorsehen eines insbesondere als Schlagschaum ausgebildeten Schaums in dem Schichtaufbau
beziehungsweise in dem Kunstleder kann etwa den Vorteil aufweisen, wonach eine elastische
Grundstruktur erhalten wird. Dies ist für viele Anwendungsgebiete notwendig, so dass
das Vorsehen eines Schaums die Anwendungsbreite verbessern kann.
[0029] Darüber hinaus kann ein Schaum die Griffigkeit positiv gestalten beziehungsweise
eine besonders vorteilhafte Haptik ermöglichen, welche der Haptik von wirklichem Leder
sehr nah kommen kann.
[0030] Weiterhin kann es durch das Vorsehen eines Schaumes problemlos möglich sein, an der
äußeren Oberfläche des Kunstleders beziehungsweise des Schichtaufbaus eine Struktur
zu realisieren, welche der Struktur von realem Leder sehr ähnlich ist, was sowohl
die Optik als auch die Haptik des Kunstleders weiter verbessern kann.
[0031] Der Schaum kann dabei dafür Sorge trage, dass einerseits die erforderliche Elastizität
als auch andererseits die mechanische Beständigkeit, insbesondere Abriebfestigkeit
des Kunstleders bereitgestellt wird oder kann zumindest dazu beitragen.
[0032] Als ein Vorteil von Polyurethan als Grundstoff für den Schaum kann ferner gesehen
werden, dass der Schaum als solcher bereits ohne weitere Zusätze eine gute mechanische
Beständigkeit aufweisen kann.
[0033] In einer Ausgestaltung mit Deckschicht, wie dies nachfolgend in größerem Detail beschrieben
ist, kann es ferner bevorzugt vorgesehen sein, dass der Schaum keine Struktur aufweist,
da die Deckschicht meist die oberste Schicht und somit die bei einer Verwendung des
Kunstleders betrachtete Schicht sein kann und somit die Deckschicht eine Struktur
aufweisen kann. Das Einbringen der Struktur in die Deckschicht oder auch des Schaums
kann beispielsweise erfolgen, indem das Kunstleder, wie nachfolgend beschrieben, in
einem Umkehrverfahren erzeugt wird und die Deckschicht oder der Schaum auf eine strukturierte
ablösbare Unterlage aufgetragen wird, wie dies nachfolgend beschrieben ist. Alternativ
kann die Struktur in die Deckschicht eingeprägt werden.
[0034] Aus dem Vorstehenden wird somit deutlich, dass insbesondere das Vorsehen eines polyurethanbasierten
Schaums dem Erreichen der für ein Kunstleder gewünschten Eigenschaften besonders zuträglich
sein kann.
[0035] Bei dem hier beschriebenen Kunstleder ist es ferner vorgesehen, dass der polyurethanbasierte
Schaum mit der textilen Anordnung partiell fixiert ist unter Verwendung einer ersten
Fixierschicht derart, dass die erste Fixierschicht durch ein Fixiermittel gebildete
Fixierbereiche und in der selben Ebene von dem Fixiermittel freie Freibereiche aufweist.
[0036] Somit ist es bei dem hier beschriebenen Kunstleder entgegen den Lösungen aus dem
Stand der Technik nicht vorgesehen, dass eine Fixierschicht, wie etwa grundsätzlich
eine Klebstoffschicht, welche den Schaum mit der textilen Anordnung verbindet, vollflächig
auf den Schaum oder der textilen Anordnung aufgetragen ist beziehungsweise zwischen
der textilen Anordnung und dem Schaum vorliegt, sondern die Fixierschicht beziehungsweise
das diese ausbildende Fixiermittel soll nur partiell vorgesehen sein. Durch das nur
partielle Vorsehen des Fixiermittels können somit auf der einen Seite Fixierbereiche
vorliegen. Diese Fixierbereiche sind derartige Bereiche, in welchen ein die Fixierschicht
ausbildendes Fixiermittel vorliegt. In diesen Fixierbereichen ist somit der Schaum
mit der Textilanordnung verbunden beziehungsweise verklebt.
[0037] Ferner liegen in der selben Ebene und damit insbesondere in einer durch die Breite
und Tiefe der Schichtanordnung des Kunstleders aufgespannten Ebene, welche sich senkrecht
zur Dicke des Kunstleders befindet, Freibereiche auf. Diese Freibereiche sind dadurch
gekennzeichnet, dass in diesen Bereichen kein die Fixierschicht ausbildendes Material
vorgesehen ist. Das bedeutet, dass in den Freibereichen der Schaum in unmittelbaren
Kontakt zu der textilen Anordnung steht.
[0038] Insbesondere diese Anordnung kann gegenüber den Lösungen aus dem Stand der Technik
signifikante Vorteile bieten.
[0039] Denn insbesondere die Atmungsaktivität und somit die Wasserdampfdurchlässigkeit kann
durch das nur partielle Vorsehen der Fixierschicht deutlich verbessert werden, insbesondere
gegenüber dem Vorsehen eines vollflächigen Auftrags einer Fixierschicht wie etwa einer
Klebstoffschicht. Denn in den Freibereichen kann Wasserdampf, beispielsweise, problemlos
von der textilen Anordnung in den Schaum übergehen, eine Hemmung durch die Fixierschicht
findet nicht statt.
[0040] Darüber hinaus kann die Festigkeit von textiler Anordnung und Schaum aneinander nicht
signifikant verschlechtert sein, da die Fixierschicht beziehungsweise das die Fixierschicht
ausbildende Fixiermittel ausgewählt sein kann in Bezug auf positive Fixiereigenschaften,
beispielsweise im Hinblick auf positive Adhäsionseigenschaften. Ein Kompromiss mit
einer guten Atmungsaktivität und damit Wasserdampfdurchlässigkeit ist nicht notwendig.
Daher kann das partielle Vorsehen der Verbindungsschicht für gute Hafteigenschaften
ausreichen.
[0041] Ferner kann durch das nur partielle Fixieren der textilen Anordnung an dem Schaum
eine besonders gute Anpassbarkeit an die textile Anordnung möglich sein beziehungsweise
kann die textile Anordnung besonders frei wählbar sein. Denn das partielle Vorsehen
der Fixierschicht kann in seiner Struktur angepasst sein an eine etwa vorgesehene
Struktur der textilen Anordnung. Somit können ohne Haftverlust textile Anordnungen
mit verschiedensten Strukturen mit einem Schaum fixiert werden.
[0042] Weiterhin ermöglicht das nur partielle Fixieren der textilen Anordnung an dem Schaum,
dass die Fixierschicht mit einer reduzierten Menge an Fixiermittel zum Ausbilden der
Fixierschicht ausgebildet wird. Dadurch können Kosten reduziert und Gewicht eingespart
werden.
[0043] Schließlich kann insbesondere die Struktur des partiellen Fixierens von Schaum und
textiler Anordnung beziehungsweise die Ausbildung der Fixierbereiche und der Freibereiche
insbesondere hinsichtlich ihrer Größe und gegebenenfalls Anordnung ein Maßschneidern
der Fixierschicht und damit weiterhin auch des gesamten Kunstleders etwa im Hinblick
auf die Atmungsaktivität, mechanische Beständigkeit, Elastizität, Wasserabweisung
etc. ermöglichen. Es wird somit ein besonders hohes Maß an Adaptivität ermöglicht.
[0044] Das hier beschriebene Kunstleder weist ferner den Vorteil auf, dass es frei von organischen
Lösungsmitteln sein kann, was unangenehme Gerüche und andere Belästigungen deutlich
reduzieren kann.
[0045] Ferner können weitere Eigenschaften, die für textile Anwendungen bevorzugt sind,
erreicht werden. So ist beispielsweise eine Waschbeständigkeit nach Norm DIN EN ISO
6330 von 5 x 40° erreicht, was ein breites Anwendungsgebiet erlaubt.
[0046] Ebenfalls weist das Kunstleder eine Luftdurchlässigkeit nach EN ISO 9237 auf, die
in einem Wert von wenigstens 3,0 l/m
2/s (20 cm
2; 100 Pa) oder auch darüber aufweisen kann.
[0047] Bezüglich des Fixiermittels, welches die Fixierschicht ausbildet oder zumindest Bestandteil
dieser sein kann, kann es bevorzugt sein, dass dieses ein Schmelzklebstoff basierend
auf Polyurethan ist. Ein derartiges Fixiermittel kann auch als polyurethanbasierter
Hotmelt bezeichnet werden. Beispielsweise kann der Schmelzklebstoff feuchtigkeitsvernetzend
sein.
[0048] Weiterhin kann es vorgesehen sein, dass das Fixiermittel aus einer insbesondere aliphatischen
Polyester-Polyurethan-Dispersion ausgebildet ist. Insbesondere kann die Dispersion
zur Herstellung des Fixiermittels eine Polyurethan-Dispersion umfassen mit einem Polyurethan-Polymer,
das aufgebaut ist aus wenigstens und insbesondere genau zwei verschiedenen Polyolen
und mindestens einem Polyisocyanat, wobei ein Polyol der zwei verschiedenen Polyole
ein aliphatisches Polyesterpolyol ist und ein zweites der zwei Polyole ein Polyetherpolyol
ist, welches aus hydrophilen Alkylen-Oxiden mit multifunktionellen Gruppen, insbesondere
mit zwei bis acht Funktionalitäten, und ferner bevorzugt mit verzweigten und/oder
sternförmigen Strukturen hergestellt wurde. Ferner kann auch das Polyisocyanat aliphatisch
sein. Insbesondere kann die Dispersion zur Herstellung des Fixiermittels ausgebildet
sein, wie in
US 9,783,701 beschrieben. Beide vorgenannten Varianten, also etwa das Vorsehen eines Polyurethanbasierten
Schmelzklebstoffs als auch das Ausbilden der Fixierschicht aus einer Polyester-Polyurethan-Dispersion
können dazu dienen, die Fixierschicht besonders vorteilhaft mit Bezug auf die Atmungsaktivität,
mechanische Beständigkeit, Elastizität und/oder Wasserabweisung auszubilden.
[0049] Es kann ferner bevorzugt sein, dass die erste Fixierschicht punktförmig aufgetragen
ist beziehungsweise vorliegt. Durch ein punktförmiges Auftragen können die vorstehend
beschriebenen Vorteile besonders effektiv umsetzbar sein, da bei einer Punktform der
einzelnen Fixierbereiche besonders einfach und effizient eine Anpassung der Menge
und Struktur des Fixiermittels möglich ist. Dies ist beispielsweise problemlos möglich
durch Variation der Größe der Punktbereiche wie auch des Abstands der Punktbereiche.
[0050] Darüber hinaus ist das Vorsehen eines punktförmigen Auftrags der Fixierschicht effizient
und definiert umsetzbar durch ein Siebdruckverfahren, welches, wie grundsätzlich jegliches
Auftragen der Fixierschicht, auf dem Schaum oder auch auf der textilen Anordnung möglich
ist.
[0051] Die gleichen Vorteile wie bei einem punktförmigen Auftrag lassen sich ebenfalls erzeugen,
wenn die Fixierschicht in Form von Rauten oder in Form von Balken aufgetragen ist
beziehungsweise vorliegt.
[0052] Es kann weiterhin bevorzugt sein, dass die erste Fixierschicht in einer Menge im
Bereich von ≥ 2 bis ≤ 50 g/m
2, insbesondere in einem Bereich ≥10 g/m
2 bis ≤ 20 g/m
2 aufgetragen ist beziehungsweise zwischen dem Schaum und der textilen Anordnung vorliegt.
Diese Ausgestaltung zeigt gegenüber Lösungen aus dem Stand der Technik eine deutlich
reduzierte Auftragsmenge der Fixierschicht. Insbesondere in dieser Ausgestaltung können
die vorbeschriebenen Vorteile besonders effektiv umsetzbar sein. Beispielsweise können
insbesondere in dieser Ausgestaltung die Atmungsaktivität beziehungsweise die Wasserdampfdurchlässigkeit
durch die Fixierschicht nur minimal beeinflusst werden und somit im Wesentlichen beibehalten
werden im Vergleich zu einem Schichtaufbau ohne Fixierschicht.
[0053] Bezüglich der textilen Anordnung kann es vorgesehen sein, dass diese aus einer textilen
Lage besteht, also insbesondere aus einer einzigen textilen Lage besteht. In dieser
Ausgestaltung können der Aufbau des Kunstleders und damit insbesondere der Schichtaufbau
desselben besonders einfach sein, was auch das Herstellungsverfahren vereinfachen
kann. Darüber hinaus können Kosten und Gewicht eingespart werden, was sich ebenfalls
vorteilhaft auf das Kunstleder auswirkt.
[0054] Dabei können die erzielbaren Eigenschaften, welche durch eine textile Anordnung,
die lediglich aus einer textilen Lage besteht, für eine Vielzahl an Anwendungen ausreichend
sein.
[0055] Alternativ kann es vorgesehen sein, dass die textile Anordnung eine textile Lage
und eine wasserundurchlässige Membran aufweist, wobei die wasserundurchlässige Membran
mit der textilen Lage partiell fixiert ist unter Verwendung einer zweiten Fixierschicht
derart, dass die zweite Fixierschicht durch ein Fixiermittel gebildete Fixierbereiche
und in der selben Ebene von dem Fixiermittel freie Freibereiche aufweist. Die zweite
Fixierschicht kann somit ausgestaltet sein wie vorstehend beschrieben mit Bezug auf
die erste Verbindungsschicht, insbesondere hinsichtlich der Herstellung beziehungsweise
Ausbildung, hinsichtlich des chemischen Aufbaus und hinsichtlich der Struktur.
[0056] In anderen Worten kann es vorgesehen sein, dass die textile Anordnung, insbesondere
vor dem Verbinden mit dem Schaum, auch vorab mit einer atmungsaktiven und wasserdichten
Membran zu einem Zweilagenlaminat verbunden worden sein kann.
[0057] Die Membran kann insbesondere dafür sorgen, dass das fertige Kunstleder neben einer
hohen Atmungsaktivität auch eine hohe Wassersäule aufweist beziehungsweise flüssiges
Wasser nicht oder nur zu sehr geringen Anteilen die Membran und dadurch das Kunstleder
durchtritt. Die Membran beziehungsweise das Membransystem kann nach der jeweiligen
Anforderung frei wählbar sein. Membranen auf Polymerbasis können hier bevorzugt sein.
Beispielsweise können Polyetherester (PES), Polytetrafluorethylen (PTFE), und Polyurethan
(PU) zu Membranen verarbeitet werden und hier besonders effektiv sein. Eine Nahtabdichtung
mittels Nahtabdichtband wird bevorzugt in Kombination mit der eingesetzten Membrane
durchgeführt. Dabei wird an der Naht ein für Schutzkleidung geforderter hydrostatischer
Druck von 200 mbar nach DIN EN 20811 erreicht.
[0058] Dabei kann durch das Vorsehen der Membran das Kunstleder erzeugt werden unter Beibehaltung
der Atmungsaktivität und auch unter Beibehaltung der Elastizität im Gesamtaufbau.
[0059] Grundsätzlich kann dabei unter einer Membran verstanden werden eine Schicht, die
den Stofftransport durch diese Schicht beeinflusst, insbesondere den Transport von
flüssigem Wasser durch diese Schicht reduziert oder ganz verhindert beziehungsweise
eine hohe Wassersäule ermöglichen kann, welche etwa einem hydrostatischer Druck von
200 mbar oder darüber nach DIN EN 20811 entsprechen kann.
[0060] Es kann weiterhin vorgesehen sein, dass auf dem polyurethanbasierten Schaum ferner
eine Insbesondere atmungsaktive Deckschicht vorgesehen ist. Grundsätzlich kann die
Deckschicht dazu führen, dass das Kunstleder eine besonders hohe Abriebfestigkeit
aufweist, was anwendungsbezogen von großem Vorteil sein kann.
[0061] Darüber hinaus kann es insbesondere in dieser Ausgestaltung von Vorteil sein, dass
der polyurethanbasierte Schaum in herkömmlicher Weise ausgebildet sein kann. Dies
kann die Herstellung erleichtern und Kosten senken. Dabei kann die Deckschicht ferner
derart gewählt werden, dass die Wasserdampfdurchlässigkeit und auch die Atmungsaktivität
nicht oder nicht wesentlich negativ beeinflusst werden.
[0062] Grundsätzlich kann die Deckschicht aus einem hydrophilen Material geformt sein.
[0063] Besonders bevorzugt kann es vorgesehen sein, dass die Deckschicht aus einer insbesondere
aliphatischen Polyester-Polyurethan-Dispersion ausgebildet ist. Insbesondere kann
die Dispersion zur Herstellung des Fixiermittels eine Polyurethan-Dispersion umfassen
mit einem Polyurethan-Polymer, das aufgebaut ist aus wenigstens und insbesondere genau
zwei verschiedenen Polyolen und mindestens einem Polyisocyanat, wobei ein Polyol der
zwei verschiedenen Polyole ein aliphatisches Polyesterpolyol ist und ein zweites der
zwei Polyole ein Polyetherpolyol ist, welches aus hydrophilen Alkylen-Oxiden mit multifunktionellen
Gruppen, insbesondere mit zwei bis acht Funktionalitäten, und ferner bevorzugt mit
verzweigten und/oder sternförmigen Strukturen hergestellt wurde. Ferner kann auch
das Polyisocyanat aliphatisch sein. Insbesondere kann die Dispersion zur Herstellung
des Fixiermittels ausgebildet sein, wie in
US 9,783,701 beschrieben
[0064] Vorteile einer derartigen Deckschicht umfassen insbesondere, dass eine derartige
Deckschicht in besonders vorteilhafter Weise die Anforderungen an ein Kunstleder erfüllen
kann. So bietet die Deckschicht hervorragende mechanische Eigenschaften, wie insbesondere
eine besonders gute Abriebfestigkeit, was zum Beibehalten der Struktur und für eine
hohe Langlebigkeit des Kunstleders von Vorteil ist. Darüber hinaus kann eine derartige
Deckschicht insbesondere eine besonders ausgeprägte Atmungsaktivität beziehungsweise
Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen, was ebenfalls ein Erfordernis eines hochwertigen
Kunstleders ist. Zusammenfassend kann insbesondere eine derartige Deckschicht eine
hohe Synergie der gewünschten Eigenschaften bereitstellen.
[0065] Dabei kann es vorgesehen sein, dass die Deckschicht aus dem aliphatischen Polyester-Polyurethan
der zuvor beschriebenen Dispersion besteht, oder dass weitere Bestandteile umfasst
sind.
[0066] Darüber hinaus kann es grundsätzlich vorgesehen sein, dass die Deckschicht vollflächig
vorliegt oder nur partiell aufgetragen ist. Bei einem nur partiellen Auftragen kann
unter Umständen die Atmungsaktivität und die Wasserdampfdurchlässigkeit gegenüber
einem vollflächigen Auftrag verbessert werden. Bei einem vollflächigen Auftrag können
etwa die mechanischen Eigenschaften im Vergleich zu einem partiellen Auftrag verbessert
werden.
[0067] Somit kann eine Deckschicht zusammenfassend eine erhöhte Abriebfestigkeit aufweisen,
dabei aber im Wesentlichen gleichbleibende beziehungsweise nur unwesentlich reduzierte
Wasserdampfdurchlässigkeit beziehungsweise Atmungsaktivität ermöglichen.
[0068] In einer Ausgestaltung mit Deckschicht kann es ferner bevorzugt vorgesehen sein,
dass die Deckschicht eine Struktur aufweist, da diese meist die oberste Schicht und
somit die bei einer Verwendung des Kunstleders betrachtete Schicht sein kann. Das
Einbringen der Struktur in die Deckschicht kann beispielsweise erfolgen, indem das
Kunstleder, wie nachfolgend beschrieben, in einem Umkehrverfahren erzeugt wird und
die Deckschicht auf eine strukturierte ablösbare Unterlage aufgetragen wird, wie dies
nachfolgend beschrieben ist. Alternativ kann die Struktur in die Deckschicht eingeprägt
werden.
[0069] Weiterhin kann es bevorzugt sein, dass der polyurethanbasierte Schaum ein Silikon
aufweist. Dabei wird die Polyurethandispersion insbesondere mit einer Kombination
aus OH-funktionalisierter additionsvernetzender wässriger Silikonemulsion und einem
Polyhydrogenmethylsiloxan modifiziert, um eine besonders hohe Abrieb- und Knickfestigkeit
zu erreichen.
[0070] Basis für den Polyurethanbasierten Schaum kann beispielsweise in dieser Ausgestaltung
aber in keiner Weise hierauf beschränkt sondern allgemein im Sinne der Erfindung möglich
eine Polyurethan-Dispersion sein, wie diese etwa beschrieben ist in
WO 03/060017 A2 oder in
WO 02/090413 A1.
[0071] In einer beispielhaften Ausgestaltung kann der Polyurethan-basierte Schaum aus einer
Dispersion gebildet sein, die ein Polyurethan basierend auf einem aliphatischen Polycarbonatester
aufweist. Beispielsweise kann die Dispersion zum Herstellen des Schaums neben einem
Polyisocyanat und eine Mischung aus Polycarbonat- und Polytetramethylenglykolpolyolen
aufweisen.
[0072] Beispielsweise kann der Polyurethan-basierte Schaum einen aliphatischen Polyester
als Polyol aufweisen.
[0073] Ein Vorteil dieser Ausgestaltung, der aber auch grundsätzlich bei einem polyurethanbasierten
Schaum, insbesondere Schlagschaum, zum Tragen kommt, liegt darin, dass der Schaum
als Folie dargestellt elastisch und hydrophob ist.
[0074] Beispielsweise kann der Schaum eine Dichte in einem Bereich von ≥ 500g/l bis ≤ 750
g/l aufweisen.
[0075] Es kann weiterhin vorgesehen sein, dass Polyisocyanat und Melaminharz als zusätzliche
Vernetzerkomponenten in die Schaumrezeptur eingebracht werden. Die mechanische Festigkeit
des Schaumes wird über den Einbau zusätzlicher Netzwerke, wie Polyharnstoff und Melaminharz,
erhöht.
[0076] Zur Verdickung der Polyurethandispersion wird eine wässrige Emulsion eines Acryl-Copolymers
zu der Polyurethandispersion hinzugefügt, das eine Viskosität in wässriger Lösung
von weniger als 16 mPa.s aufweist. Die Beschichtungspaste beziehungsweise der Schaum
beim Auftrag kann etwa eine Viskosität von 35 bis 50 dPas aufweisen.
[0077] Ferner kann es vorgesehen sein, dass der Schaum als atmungsaktive Lackschicht ausgebildet
ist.
[0078] Insbesondere in dieser Ausgestaltung kann es ermöglicht werden, dass auf die Deckschicht
verzichtet wird. Denn insbesondere in dieser Ausgestaltung kann die Abriebfestigkeit
und Knickfestigkeit aufgrund der speziellen Zusammensetzung es Schaums gegenüber herkömmlichen
Schäumen erhöht sein. Somit reicht insbesondere in dieser Ausgestaltung die mechanische
Stabilität des Schaums für eine Vielzahl von Anwendungen aus.
[0079] Darüber hinaus können sich insbesondere in dieser Ausgestaltung beziehungsweise in
einer Ausgestaltung ohne Deckschicht Synergien zu dem nur partiellen beziehungsweise
lokal begrenzten, beispielsweise punktförmigen, Fixieren des Schaums an der textilen
Anordnung bieten. Denn insbesondere in dieser Ausgestaltung kann der Schaum eine hohe
Abriebfestigkeit aufweisen und ferner eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit und ferner
Atmungsaktivität. Diese positiven Eigenschaften können durch die Ausgestaltung der
ersten Fixierschicht effektiv beibehalten werden, da diese durch die Ausgestaltung
der ersten Fixierschicht weiter gefördert werden.
[0080] Es kann ferner bevorzugt sein, dass der polyurethanbasierte Schaum einen Feststoffanteil
von größer oder gleich als 40 Vol.-%, beispielsweise einen Feststoffanteil von größer
als 50 Vol.-% bevorzugt in einem Bereich von größer oder gleich 40 Vol.-% bis kleiner
oder gleich 70 Vol.-%, beispielsweise in einem Bereich von größer oder gleich 55 Vol.-%
bis kleiner oder gleich 68 Vol.-%, aufweist. In dieser Ausgestaltung kann die Herstellung
des Kunstleders weiter verbessert werden. Denn insbesondere bei einem derartigen Schaum,
insbesondere Schlagschaum, kann ein Trocknen unter Entziehung des Lösungsmittels aufgrund
des hohen Feststoffanteils besonders schnell ablaufen, was die Herstellung besonders
effektiv gestalten kann. Beispielsweise kann der Schaum kann einen Feststoffanteil
von 60 Vol.-% aufweisen, wobei dieser Wert mit einer Toleranz von +/- 10 Vol.-% zu
verstehen ist.
[0081] Darüber hinaus kann der Schaum in dieser Ausgestaltung eine besonders hohe mechanische
Stabilität aufweisen, was anwendungsbedingt von großem Vorteil sein kann und ferner
erlauben kann, das auf eine Deckschicht verzichtet wird.
[0082] Bezüglich weiterer Vorteile und technischer Merkmale des Kunstleders wird auf die
Beschreibung des Verfahrens verwiesen, und umgekehrt.
[0083] Beschrieben ist ferner ein Verfahren zum Herstellen eines mehrschichtigen Kunstleders,
wie dies vorstehend beschrieben ist, wobei das Verfahren die folgenden Verfahrensschritte
aufweist:
- a) Bereitstellen einer Unterlage;
- b) Gegebenenfalls Aufbringen einer Deckschicht auf die Unterlage;
- c) Aufbringen eines polyurethanbasierten Schaumes auf die Unterlage oder, wenn eine
Deckschicht auf der Unterlage vorhanden ist, auf die Deckschicht;
- d) Partielles Auftragen einer ersten Fixierschicht auf den polyurethanbasierten Schaum
oder auf eine textile Anordnung unter Ausbildung von durch ein Fixiermittel gebildeten
Fixierbereichen und von in der selben Ebene von dem Fixiermittel freien Freibereichen;
- e) Aufbringen der Textilanordnung auf den polyurethanbasierten Schaum; und
- f) Entfernen der Unterlage.
[0084] Die vorstehend beschriebenen Verfahrensschritte können dabei in der genannten Reihenfolge
oder auch in einer abweichenden Reihenfolge ablaufen, wie dies nachfolgend beispielhaft
erläutert ist.
[0085] Ein derartiges Verfahren erlaubt es auf besonders vorteilhafte Weise ein Kunstleder
zu schaffen, wie dies im Detail vorstehendbeschrieben wird. Entsprechend wird bezüglich
der Vorteile beziehungsweise der vorteilhaften Ausgestaltungen des durch das Verfahren
erzeugten Kunstleders vollumfänglich auf die Beschreibung des Kunstleders verwiesen.
[0086] Ein derartiges Verfahren beschreibt grundsätzlich das Ausbilden des Kunstleders in
einem sogenannten Umkehrverfahren. Gemäß diesem Umkehrverfahren wird das zu erhaltene
Kunstleder somit von der obersten Schicht, also der Schicht, welche bei der Verwendung
des so zeugten Kunstleders am weitesten nach außen gerichtet ist beziehungsweise von
einem Benutzer sichtbar sein kann, zu der untersten Schicht aufgebaut.
[0087] Hierzu weist das Verfahren die folgenden Verfahrensschritte auf:
Zunächst wird gemäß Verfahrensschritt a) eine Unterlage bereitgestellt. Eine derartige
Unterlage ist insbesondere von der nachfolgend auf diese aufgebrachte Schicht ablösbar
und kann somit, wie dies nachfolgend beschrieben ist, nicht Teil des herzustellenden
Kunstleders sein. Ferner kann die Unterlage insbesondere strukturiert sein, um in
die auf die Unterlage aufgebrachte Schicht eine Struktur einzubringen.
[0088] Beispielsweise kann die Unterlage aus Papier ausgestaltet sein und als genarbtes
Unterlagepapier mit einer Struktur versehen sein.
[0089] Gemäß Verfahrensschritt b) umfasst das Verfahren ferner gegebenenfalls das Aufbringen
einer Deckschicht auf die Unterlage. Dies kann beispielsweise durch ein Rakeln erfolgen
und dabei kann eine gewünschte Dicke eines geeigneten Materials der Deckschicht aufgebracht
werden. Insbesondere kann die Deckschicht dann aufgebracht werden, wenn durch diese
eine verbesserte Abriebbeständigkeit erzielt werden soll. Andererseits kann auf die
Deckschicht verzichtet werden, wenn ein nachfolgend aufgebrachter Schaum bereits ausreichende
mechanische Festigkeit aufweist. In anderen Worten kann das Aufbringen der Deckschicht
erfolgen in Abhängigkeit des auf die Deckschicht aufgebrachten Schaums.
[0090] Entsprechend umfasst das Verfahren gemäß Verfahrensschritt c) das Aufbringen eines
polyurethanbasierten Schaumes auf die Unterlage oder, wenn eine Deckschicht auf der
Unterlage vorhanden ist, auf die Deckschicht.
[0091] Somit kann bei einem Verzicht auf die Deckschicht der Schaum unmittelbar auf die
Unterlage aufgebracht werden und damit etwa, wie vorstehend beschrieben, mit einer
Struktur versehen werden.
[0092] Bei dem Vorsehen der Deckschicht kann der Schaum entsprechend auf die Deckschicht
aufgebracht werden.
[0093] Das Aufbringen des Schaums erfolgt wiederum mit einem geeigneten polyurethanbasierten
Material in einer geeigneten Dicke. Beispielsweise kann der Schaum aufgerakelt werden.
Dabei kann es, insbesondere bei dem Vorsehen nur des Schaums beziehungsweise bei dem
Auslassen der Deckschicht von Vorteil sein, dass dieser Verfahrensschritt c) in einem
Einstrichverfahren erfolgen kann, was prozesstechnische Vorteile hinsichtlich der
Peripherie zur Durchführung des Verfahrens mit sich bringen kann.
[0094] Entsprechend können, insoweit eine Deckschicht vorgesehen wird, die Verfahrensschritte
b) und c) insgesamt als Zweistrichverfahren durchgeführt werden.
[0095] Darüber hinaus ist es für den Fachmann verständlich, dass insbesondere die Deckschicht
beziehungsweise der Schaum vor einem weiterverarbeiten getrocknet beziehungsweise
gehärtet werden können. Durch ein Trocknen kann gegebenenfalls eine Porigkeit verbessert
werden beziehungsweise können Poren des Schaums geöffnet werden, was sich positiv
auf die Atmungsaktivität beziehungsweise Wasserdampfdurchlässigkeit auswirkt.
[0096] Weiterhin umfasst das Verfahren gemäß dem Verfahrensschritt f) das Entfernen der
Unterlage. Dieser Schritt kann beispielsweise nach dem Verfahrensschritt c) erfolgen,
so dass nach dem Verfahrensschritt f) ein Halbzeug aus einer Schaumfolie gegebenenfalls
mit einer Deckschicht entstanden sein kann. Das Entfernen der Unterlage kann beispielsweise
mechanisch erfolgen. Daraus kann resultieren, dass die Deckschicht oder der Schaum,
je nach spezifischer Ausgestaltung, als oberste Schicht vorliegt.
[0097] Gemäß Verfahrensschritt d) erfolgt ferner ein partielles Auftragen einer ersten Fixierschicht
auf den polyurethanbasierten Schaum oder auf eine textile Anordnung unter Ausbildung
von durch ein Fixiermittel gebildeten Fixierbereichen und von in der selben Ebene
von dem Fixiermittel freien Freibereichen. In diesem Verfahrensschritt wird somit
auf einen Teil der Oberfläche des Schaums oder der textilen Anordnung ein Fixiermittel,
wie beispielsweise ein Schmelzklebstoff, aufgebracht.
[0098] Gemäß diesem Verfahrensschritt wird der nach dem Trocknen etwa als Folie vorliegende
Schaum oder die textile Anordnung beispielsweise durch ein als auch Screen-Print-Technologie
beschriebenes Siebdruckverfahren mit dem Fixiermittel versehen. Das Siebdruckverfahren
beinhaltet das Durchrakeln eines Fixiermittels, beispielsweise eines polyurethanbasierten
Schmelzklebstoffs. Dabei können Klebstoffauflagen im Bereich von 2-50 g/m
2, im speziellen 10 g/m
2 bis kleiner oder gleich 20 g/m
2, realisiert werden.
[0099] Als Fixiermittel kann beispielsweise ein polyurethanbasierter Schmelzklebstoff verwendet
werden. Derartige Fixiermittel sind mit Luftfeuchtigkeit vernetzende Klebstoffe, deren
Abbindezeit von der Applikationstemperatur, Klebstoffmenge, Typ des Substrates, Temperatur
des Substrates und den Umgebungsbedingungen abhängt.
[0100] Gemäß Verfahrensschritt e) ist ferner von dem Verfahren umfasst das Aufbringen der
textilen Anordnung auf den beispielsweise partiell mit der ersten Fixierschicht versehenen
polyurethanbasierten Schaum. Beispielsweise wird die textile Anordnung, die bei dem
fertig gestellten Kunstleder als Träger dienen kann, unter Druck auf den Schaum gefügt
beziehungsweise laminiert. Auf Grund unterschiedlicher Lochschablonen sind sehr genaue
Auflagen an Klebstoff realisierbar. Durch die technologiebedingte geringe Klebstoffauflage
und eine optimale Verteilung des Klebers wird die Atmungsaktivität der Beschichtung
nur minimal beeinflusst.
[0101] Ein derartiges Verfahren erlaubt insbesondere das Herstellen eines mechanisch stabilen
und atmungsaktiven Kunstleders, wie vorstehend beschrieben.
[0102] Alternativ kann ein Kunstleder gemäß der Erfindung, beispielsweise in Abkehr von
einem Umkehrverfahren, mit wenigstens den folgenden Verfahrensschritten hergestellt
werden:
g) Bereitstellen einer textilen Anordnung;
h) Bereitstellen eines polyurethanbasierten Schaums;
i) Partielles Auftragen einer ersten Fixierschicht auf den polyurethanbasierten Schaum
oder auf die textile Anordnung unter Ausbildung von durch ein Fixiermittel gebildeten
Fixierbereichen und von in der selben Ebene von dem Fixiermittel freien Freibereichen;
j) Zusammenfügen des polyurethanbasierten Schaums und der textilen Anordnung; und
k) gegebenenfalls Aufbringen einer Deckschicht auf den polyurethanbasierten Schaum.
[0103] Dieses Verfahren führt ebenfalls zu einem wie vorstehend beschriebenen Kunstleder.
Dabei wird jedoch nicht zwingend im Umkehrverfahren gearbeitet, sondern das Kunstleder
kann von der textilen Anordnung als Träger nach oben aufgebaut werden. Allerdings
ist ein Umkehrverfahren auch in dieser Ausgestaltung nicht ausgeschlossen.
[0104] Bezüglich der Ausbildung und Erzeugung der einzelnen Schichten wird auf die weiteren
Ausführungen verwiesen.
[0105] Es sei jedoch erwähnt, dass beispielsweise zum Erzeugen des Schaums dieser zuvor
separat erzeugt werden kann, etwa durch Aufbringen auf eine Unterlage, trocknen und
Entfernen der Unterlage oder auch durch Austrennen des Schaums aus einem größeren
Schaum.
[0106] Bezüglich einer Struktur des Schaums oder der Deckschicht kann es ferner vorgesehen
sein, dass die Struktur eingeprägt wird.
[0107] Besonders bevorzugt kann es vorgesehen sein, dass die erste Fixierschicht in Verfahrensschritt
d) oder i) aufgebracht wird unter Verwendung eines Siebdruckverfahrens. Durch ein
Siebdruckverfahren ist es auf einfache und effektive Weise möglich, ein nur partielles
Aufbringen der ersten Fixierschicht zu ermöglichen, was zu den vorbeschriebenen Vorteilen
führen kann. Dabei können durch Anpassung des Druckvorgangs in einfacher Weise unterschiedliche
Muster verschiedener beispielsweise punktförmiger Fixierbereiche ermöglicht werden.
[0108] Es kann weiterhin vorgesehen sein, dass das Verfahren den weiteren Verfahrensschritt
aufweist: 1) Hydrophobieren wenigstens eines der Deckschicht und des Schaums und dabei
bevorzugt der jeweiligen äußeren Schicht.
[0109] In dieser Ausgestaltung kann eine besonders effektive Wasserdichtheit beziehungsweise
ein Abstoßen und Abperlen von Wasser ermöglicht werden, ohne jedoch die Atmungsaktivität
und damit die Wasserdampfdurchlässigkeit negativ zu beeinflussen. Unter einer Hydrophobierung
soll dabei im Sinne der vorliegenden Erfindung insbesondere verstanden werden, dass
die textile Anordnung oder zumindest Teile hiervon beziehungsweise die Deckschicht
oder zumindest ein Teil hiervon eine im Vergleich zu vor der Hydrophobierung verbesserte
Hydrophobie aufweisen, oder dass schlicht eine Behandlung mit einem hydrophoben Mittel
durchgeführt wird. Beispielsweise kann die Hydrophobierung mit Fluorcarbonen oder
Fluorcarbon-freien DWRs erfolgen (DWR: durable water repellant; langlebiges wasserabweisendes
Mittel). Insbesondere kann eine Hydrophobierung ferner mit einer Außenseite des Schichtaufbaus
durchgeführt werden.
[0110] Beispielsweise kann dieser Verfahrensschritt erfolgen, indem das Kunstleder beziehungsweise
der Schichtaufbau und damit das Laminat in einem optionalen etwa letzten Arbeitsgang
beispielsweise einseitig gepflatscht wird. Dabei kann die die äußere Schicht und dabei
insbesondere der Schaum oder die Deckschicht über Führungswalzen an einer rotierenden
Walze vorbeigeführt werden, wobei durch das Eintauchen der Pflatschwalze die in einem
Behältnis befindliche Flotte auf der Oberfläche der Walze mitgenommen und einseitig
an die Oberfläche der Deckschicht oder des Schaums abgegeben werden kann.
[0111] Vorteilhaft kann sein, dass das Pflatschen aufgrund des geringen Flotteneinsatzes
zu den Minimalauftragsverfahren zählt, was niedrige Kosten ermöglichen kann.
[0112] Bezüglich weiterer Vorteile und technischer Merkmale der Verfahren wird auf die Beschreibung
des Kunstleders verwiesen, und umgekehrt.
[0113] Die Erfindung ist nachfolgend anhand der Figuren sowie anhand eines Beispiels zum
Herstellen des Kunstleders weiter erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch eine Schnittansicht durch eine erste Ausgestaltung eines
Kunstleders;
Fig. 2 zeigt schematisch eine Schnittansicht durch eine weitere Ausgestaltung eines
Kunstleders;
Fig. 3 zeigt schematisch eine Schnittansicht durch eine weitere Ausgestaltung eines
Kunstleders;
Fig. 4 zeigt schematisch einen Verfahrensschritt zum Herstellen eines Kunstleders;
Fig. 5 zeigt schematisch einen weiteren Verfahrensschritt zum Herstellen eines Kunstleders;
Fig. 6 zeigt schematisch einen weiteren Verfahrensschritt zum Herstellen eines Kunstleders;
Fig. 7 zeigt schematisch einen weiteren Verfahrensschritt zum Herstellen eines Kunstleders;
und
Fig. 8 zeigt schematisch einen weiteren Verfahrensschritt zum Herstellen eines Kunstleders.
[0114] In den Figuren 1 bis 3 sind verschiedene Ausführungen eines Kunstleders 10 gezeigt.
Verfahren beziehungsweise Verfahrensschritte zur Herstellung dieser Ausgestaltungen
sind in den Figuren 4 bis 8 gezeigt.
[0115] In der Figur 1 ist eine Ausgestaltung eines mehrschichtigen Kunstleders 10 gezeigt,
welches den folgenden Aufbau aufweist. Das Kunstleder 10 gemäß Figur 1 umfasst eine
textile Anordnung 12, die insbesondere als Trägerschicht dienen kann. Die textile
Anordnung 12 besteht aus einer textilen Lage 14, die etwa ausgewählt ist aus der Gruppe
bestehend aus einem Gewebe, einem Gewirke, Gestricke, einem Vliesstoff oder auch einem
3-D-Abstandsgewirke. Dabei kann es von der vorliegenden Erfindung grundsätzlich umfasst
sein, dass die vorstehend beschriebenen textilen Materialien nicht nur isoliert, sondern
auch als eine geeignete Mischung umfassend wenigstens eines der vorgenannten Beispiele
verwendet werden.
[0116] Zusätzlich zu der textilen Anordnung 12 beziehungsweise der textilen Lage 14 umfasst
das Kunstleder 10 einen insbesondere als Schlagschaum ausgebildeten polyurethanbasierten
Schaum 16. Der polyurethanbasierte Schaum 16 kann etwa eine Schlagschaumdichte in
einem Bereich von 200-700g/l aufweisen, ohne jedoch strikt darauf beschränkt zu sein.
Ferner ist es vorgesehen, dass der polyurethanbasierte Schaum 16 an der Oberfläche
vorliegt und mit einer Struktur 18 versehen ist.
[0117] Insbesondere, um besonders bevorzugte mechanische Eigenschaften zu erhalten, ist
es ferner vorgesehen, dass der Polyurethanbasierte Schaum 16 ferner ein Silikon aufweist.
[0118] Figur 1 zeigt weiterhin, dass der polyurethanbasierte Schaum 16 mit der textilen
Anordnung 12 partiell fixiert ist unter Verwendung einer ersten Fixierschicht 20 derart,
dass die erste Fixierschicht 20 durch ein Fixiermittel gebildete Fixierbereiche 22
und in der selben Ebene von dem Fixiermittel freie Freibereiche 24 vorgesehen sind.
Insbesondere ist es vorgesehen, dass die erste Fixierschicht 20 punktförmig aufgetragen
ist und dadurch die Fixierbereiche 22 punktförmig ausgestaltet sind. Dadurch kann
eine vergleichsweise geringe Menge an Fixiermittel verwendet werden, etwa in einer
Menge von 2-50 g/m
2 im speziellen 10 g/m
2 bis kleiner oder gleich 20 g/m
2.
[0119] Das Fixiermittel kann bevorzugt als ein polyurethanbasierter Schmelzklebstoff ausgebildet
sein, welcher auf dem technischen Gebiet auch als sogenannter Hotmelt bezeichnet werden
kann.
[0120] In der Figur 2 ist eine Ausgestaltung eines Kunstleders 10 gezeigt, die im Wesentlichen
der Ausgestaltung aus Figur 1 entspricht, weshalb diesbezüglich insbesondere auf die
Unterschiede eingegangen wird.
[0121] So ist es in der Ausgestaltung gemäß Figur 2 vorgesehen, dass die textile Anordnung
12 nicht aus einer textilen Lage 14 besteht, sondern dass vielmehr die textile Anordnung
12 eine textile Lage 14 und eine wasserundurchlässige Membran 26 aufweist, wobei die
wasserundurchlässige Membran 26 mit der textilen Lage 14 partiell fixiert ist unter
Verwendung einer zweiten Fixierschicht 28 derart, dass die zweite Fixierschicht 28
durch ein Fixiermittel gebildete Fixierbereiche 30 und in der selben Ebene von dem
Fixiermittel freie Freibereiche 32 vorgesehen sind. Bezüglich der Ausgestaltung der
zweiten Fixierschicht 28 kann im Wesentlichen auf die Ausgestaltung der ersten Fixierschicht
20 verwiesen werden.
[0122] Die Membran 26 kann zusammenfassend für eine besonders ausgeprägte Wasserdichtheit
sorgen und nach der jeweiligen Anforderung frei wählbar sein. Membranen auf Polymerbasis
können hier bevorzugt sein. Beispielsweise können Polyetherester (PES), Polytetrafluorethylen
(PTFE), und Polyurethan (PU) zu Membranen verarbeitet werden und hier besonders effektiv
sein.
[0123] Die in Figur 3 gezeigte Ausgestaltung ähnelt wiederum der in Figur 1 gezeigten Ausgestaltung,
weshalb erneut im Wesentlichen auf die Unterschiede eingegangen wird.
[0124] In der Ausgestaltung gemäß Figur 3 ist es vorgesehen, dass auf dem polyurethanbasierten
Schaum 16 ferner eine Deckschicht 34 vorgesehen ist. Die Deckschicht 34 kann beispielsweise
zumindest zum Teil aus einer insbesondere aliphatischen Polyester-Polyurethan-Dispersion
ausgebildet sein. Dabei ist gezeigt, dass die Struktur 18 in die Deckschicht 34 eingearbeitet
ist und die Deckschicht 34 die oberste beziehungsweise die äußerste Schicht ausbildet.
Entsprechend können die mechanischen Anforderungen an den polyurethanbasierten Schaum
16 reduziert sein, so dass dieser beispielsweise keine Zusätze aufweisen braucht,
wie insbesondere kein Silikon.
[0125] Das Herstellen eines wie vorstehend beschriebenen Kunstleders 10 ist in den folgenden
Figuren beschrieben. Dabei erfolgt das Herstellen des Kunstleders 10 besonders bevorzugt
nach einem wie folgt ausgestalteten Verfahren beziehungsweise nach den folgenden Verfahrensschritten:
- a) Bereitstellen einer Unterlage 36;
- b) Gegebenenfalls Aufbringen der Deckschicht 34 auf die Unterlage 36;
- c) Aufbringen des polyurethanbasierten Schaumes 16 auf die Unterlage 36 oder, wenn
eine Deckschicht 34 auf der Unterlage 36 vorhanden ist, auf die Deckschicht 34;
- d) Partielles Auftragen der ersten Fixierschicht 20 auf den polyurethanbasierten Schaum
16 unter Ausbildung von durch ein Fixiermittel gebildeten Fixierbereichen 22 und von
in der selben Ebene von dem Fixiermittel freien Freibereichen 24;
- e) Aufbringen der textilen Anordnung 12 auf den partiell mit der ersten Fixierschicht
20 versehenen polyurethanbasierten Schaum 16; und
- f) Entfernen der Unterlage 36, insbesondere unmittelbar nach Verfahrensschritt c).
[0126] Aus dem Vorstehenden wird somit ersichtlich, dass das Verfahren ein sogenanntes Umkehrverfahren
ist, bei dem das Kunstleder 10 von der obersten beziehungsweise äußersten Schicht
zu der innersten Schicht beziehungsweise Trägerschicht aufgebaut wird.
[0127] Dabei wird bezüglich der Ausgestaltung der einzelnen Schicht beziehungsweise Lagen
auf die Ausführungen mit Bezug auf das Kunstleder 10 verwiesen.
[0128] Die Figur 4 zeigt dabei das Aufbringen des polyurethanbasierten Schaums 16 auf die
Unterlage 36. Die Unterlage 36 kann beispielsweise zum Einbringen einer Struktur ein
genarbtes Unterlagepapier sein. Dabei kann der polyurethanbasierte Schaum 16 etwa
in einem Einstrichverfahren durch ein Rakel 38 aufgerakelt werden. Dadurch entsteht
eine Schichtfolge 40 mit der Unterlage 36 und dem polyurethanbasierten Schaum 16,
welche bevorzugt getrocknet und ausgehärtet werden kann. Nunmehr kann die Unterlage
36 wieder entfernt werden.
[0129] Anschließend kann die Schichtfolge 40 an einer Auftragseinrichtung 42 entlanglaufen,
um das Fixiermittel, wie etwa ein Hotmelt, partiell auf den polyurethanbasierten Schaum
16 auftragen zu können. Hierzu kann die Schichtfolge 40 durch Walzen 44 geführt an
der Auftragseinrichtung entlanggeführt werden, welche ein Lochgitter 46 aufweist,
durch welches das Fixiermittel punktuell auf den polyurethanbasierten Schaum 16 geführt
werden kann. Dies ist in der Figur 5 gezeigt.
[0130] Anschließend kann, was in den Figuren nicht im Detail gezeigt ist, die textile Anordnung
12, etwa die textile Lage 14, auf das Fixiermittel gelegt und so mit dem polyurethanbasierten
Schaum 16 verklebt werden.
[0131] Weiterhin kann, wie dies in der Figur 6 gezeigt ist, die so entstandene Schichtfolge
50 wiederum durch Walzen 48 geführt durch ein Bad 52 mit einer hydrophoben Flüssigkeit
54 geführt werden, um die Schichtfolge 50 so zu hydrophobieren. Dies kann beispielsweise
einseitig erfolgen, um so etwa nur die die Deckschicht 34 oder den Schaum 16 zu hydrophobieren.
Dieser Verfahrensschritt kann auch als pflatschen bezeichnet werden.
[0132] Eine Hydrophobierung kann ebenfalls erfolgen, indem beispielsweise ein Verbund aus
Deckschicht 34 und Schaum 16 oder nur ein Schaum 16 in einem Tauchverfahren unter
Verwendung eines Bades 52 mit einer hydrophoben Flüssigkeit 54 behandelt wird.
[0133] In der Figur 7 ist weiterhin ein Zweistrichaufbau gezeigt. Bei diesem wird zunächst
eine Deckschicht 34 auf die Unterlage 36 aufgebracht. Dies kann wiederum mittels eines
Rakels 38 erfolgen, der das entsprechende Material auf der wiederum beispielsweise
als genarbtes Unterlagepapier ausgestalteten Unterlage 36 in geeigneter Dicke verteilt.
[0134] Anschließend kann, wie dies vorstehend bereits beschrieben ist, der polyurethanbasierte
Schaum 16 aufgebracht werden, wiederum mittels eines Rakels 38. In der hier gezeigten
Ausgestaltung kann dies allerdings erfolgen, indem der Schaum 16 auf die Deckschicht
34 aufgebracht wird.
[0135] Anschließend kann die Schichtfolge 50, wie dies vorstehend bereits beschrieben ist
und in der Figur 8 gezeigt ist, an einer Auftragseinrichtung 42 entlanglaufen, um
das Fixiermittel, wie etwa ein Hotmelt, partiell auf den polyurethanbasierten Schaum
16 auftragen zu können. Hierzu kann die Schichtfolge 50 durch Walzen 44 geführt an
der Auftragseinrichtung 42 entlanggeführt werden, welche ein Lochgitter 46 aufweist,
durch welches das Fixiermittel punktuell auf den polyurethanbasierten Schaum 16 geführt
werden kann.
[0136] Anschließend kann, was in den Figuren nicht im Detail gezeigt ist, die textile Anordnung
12, etwa die textile Lage 14, auf das Fixiermittel gelegt und so mit dem polyurethanbasierten
Schaum verklebt werden. Nunmehr kann die Unterlage 36 wieder entfernt werden.
Beispiel
[0137] Im Folgenden wird ein Beispiel beschrieben, durch welches ein mehrschichtiges atmungsaktives
Kunstleder 10 herstellbar ist, wobei das Kunstleder 10 eine Trägerschicht aus einem
textilen Flächengebilde beziehungsweise einer textilen Anordnung 12 aufweist, auf
dem ein als poröser Schlagschaum ausgebildeter Schaum 16 basierend auf einem Polyurethan
angeordnet ist. Der Schlagschaum ist mit der textilen Anordnung 12 als Zweilagenlaminat
durch einen PUR Hotmeltkleber fixiert.
1. Pastenherstellung für den Polyurethanbasierten Schlagschaum
[0138] Die Pastenherstellung erfolgt in einem Ansatzkessel mit einem Rührdissolver. Hierzu
wird eine Polyurethandispersion vorgelegt und es werden gemäß der Rezeptur Additive
hinzugegeben (Additiv 1: wässrige Silikonemulsion; Additiv 2: Polyhydrogenmethylsiloxan
als Vernetzerkomponente 1). Weitere Additive: Ammoniumstearat als Schaumstabilisator;
Dispersion eines oximblockierten Polyisocyanats Kationisch/Nichtionisch als Vernetzerkomponente
2; HDMI Trimer (Alternativprodukt: eine Mischung aus MDI und TDI, Trockengehalt ca.
30%. Enthält 2,5 - 3,0% blockiertes Isocyanat); Melaminharzmischung Vernetzerkomponente
3; beliebige Pigmentdispersion.
[0139] Die pH-Werteinstellung erfolgt mit 25%iger Ammoniaklösung auf einen pH-Wert von 9.
Eine Verdickung mit einer wässerigen Lösung eines Acryl-Copolymer bis zu einer Viskosität
von 45 [dPas], mit einer Toleranz von +5/-10 wurde ferner durchgeführt. Die erhaltene
Paste wird anschließend über eine Membranpumpe mit einem 100 µm-Filter in ein weiteres
Ansatzgefäß vorgefiltert.
2. Verschäumung der Paste mit einem Schaumaggregat
[0140] Die zuvor erhaltene Paste, die auch als Compound bezeichnet werden kann, wird nun
durch ein Schaumaggregat geführt. Dieses ist auf die vorgegebenen Parameter, wie insbesondere
Druckluft, Drehzahl, Schaumgewicht und Fördermenge eingestellt. Wenn der gefilterte
Compound die Förderpumpe im Mixer erreicht beginnt im Mixkopf die Schaumproduktion.
Der Vorlauf wird in dem bereitgestellten Gefäß aufgefangen. Nachdem die Konsistenz
des Schaumes 16 gleichmäßig geworden ist wird das Litergewicht des Schaumes 16 gewogen
und bei korrektem Ergebnis wird der Auftragsschlauch am Streichkopf angebracht und
nach Erreichen der Vorlage (bestimmte Menge vor dem Messer) startet die Produktion.
[0141] Die folgenden Parameter sollten bei diesem Beispiel eingehalten werden: Die Viskosität
der angesetzten Beschichtungsmasse vor dem Aufschäumen sollte 45 [dPas], mit einer
Toleranz von +5/-10 betragen. Das Schaumlitergewicht des Schaums 16 sollte auf 600
[g/l] mit einer Toleranz von +/-30 eingestellt werden.
3. Streichen der Paste / des Schaumes 16
[0142] Das Streichen der Paste / Schaumes 16 erfolgt über Walzenrakelsystem im so genannten
Umkehrverfahren auf ein genarbtes Trennpapier als Unterlage 16. Die Narbung ist in
Abhängigkeit des Herstellers beliebig auswählbar.
[0143] Die Auflage wird über die Spaltstärke zur Gegenwalze bzw. zum Trennpapier eingestellt.
Zielauflage (trocken): 200 ± 15 g/m
2
3.1 Trocknen + Kondensieren der Paste im Trockenkanal
[0144] Die Trocknung der Paste/Schaumes 16 erfolgt in einem Kanal mit mehreren, getrennt
einstellbaren Temperaturzonen.
[0145] Hierbei wird ein Temperaturfenster von 70 bis 110°C durchlaufen. Die Kondensation,
vollständige Vernetzung, der Beschichtung erfolgt in einem zweiten Trockenkanalmit
mehreren, getrennt einstellbaren Temperaturzonen. Hierbei wird ein Temperaturfenster
von 150 bis 190°C durchlaufen.
[0146] Die Verweildauer der Beschichtung im zweiten Kanal ist entscheidend für eine vollständige
Vernetzung aller Fixierkomponenten. Die Verweildauer wird über die Warengeschwindigkeit
der Beschichtungsanlage gesteuert.
[0147] Der Trocknungsprozess und Kondensationsprozess sind ausschlaggeben Ausbildung einer
feinen Schaumstruktur der Beschichtung. Durch teilweises Aufplatzen der mechanisch
geschäumten Schaumstruktur entsteht eine teilweise offenporige Beschichtung. Diese
gezielt gesteuerte Offenporigkeit muss gleichmäßig über die gesamte Schicht der Beschichtung
ausgebildet sein.
[0148] Nach dem Durchlaufen der Beschichtung über die Kühlwalzen wird die Beschichtung im
Warenauslauf von dem Trennpapier delaminiert und auf eine Papphülse als halbfertige
Schaumfolie beziehungsweise als Halbzeug gewickelt.
[0149] Den fertig konfektionierten Rollen werden Prüfmuster entnommen. Diese werden als
Schaumfolie im Prüflabor bzgl. Auflage, MVTR-Wert, WVP-Wert, Abrieb, Schaumstruktur
geprüft.
Flächengewicht [g/m
2]: 200 mit einer Toleranz von +/- 15; WVP[mg/cm
2/h]: > 10; MVTR [g/m
2/24h]: >5.500; Abriebbeständigkeit Martindale [Touren] > 50.000
4. Lamination der halbfertigen Schaumfolie mittels Screen-Print-Technologie
[0150] Zur Herstellung des Kunstleders 10 wird die Schaumfolie über die Screen-Print-Technologie
(Siebdruck-Auftrag des Klebstoffs/Hotmelt) mit dem Textil verklebt. Die Screen-Print-Technologie
beinhaltet das Durchrakeln des geschmolzenen Klebstoffes durch eine Lochschablone
auf Schaumfolie. Unter Druck wird der textile Träger auf die beschichtete Schaumfolie
gefügt. Auf Grund unterschiedlicher Lochschablonen sind sehr genaue Auflagen an Klebstoff
realisierbar.
[0151] Für die Herstellung des Kunstleders/Laminates werden Klebstoffauflagen im Bereich
von ca. 10 - 20 g/m
2 realisiert. Durch die technologiebedingte geringe Klebstoffauflage und eine optimale
Verteilung des Klebers wird die Atmungsaktivität der Beschichtung nur minimal beeinflusst.
[0152] Klebstofftechnologie: PUR-Holtmelt (mit Luftfeuchtigkeit vernetzender Polyurethan-Schmelzklebstoffe)
Die Produkte wurden speziell für Textil-Kaschierungen, z. B. zum Kleben von gewebten
und non-woven-Fasern mit PVC-, Polyester-, Polyurethan- und Polyetheramidfolien, entwickelt.
Die Abbindezeit hängt von der Applikationstemperatur, Klebstoffmenge, Type des Substrates,
Temperatur des Substrates und den Umgebungsbedingungen ab.
Chemische Basis: PUR-Prepolymer
[0153] Konsistenz: fest; Dichte: Ca. 1,10 g/cm3; Schmelzviskosität (Brookfield). Die Herstellung
des Kunstleders 10 über die Screen-Print-Technologie bietet eine einzigartige Möglichkeit
die Textilen Substrate beziehungsweise die textilen Lagen 14 zu variieren. Auf diese
Weise kann eine Schaumfoliencharge mit verschiedensten textilen Substraten verbunden
werden.
[0154] Optional kann das Textil beziehungsweise die textile Lage 14 auch vorab mit einer
atmungsaktiven Membrane zu einem 2-Lagenlaminat verbunden worden sein, so dass das
fertige Kunstleder/Laminat neben einer hohen Atmungsaktivität auch eine hohe Wassersäule
aufweist. Das Membransystem kann nach der jeweiligen Anforderung frei wählbar. Membranen
auf Polymerbasis sind die am weitesten verbreiteten Membranen. Hauptsächlich werden
Polyetherester (PES), Polytetrafluorethylen (PTFE), und Polyurethan (PU) zu Membranen
verarbeitet.
[0155] Nach angemessener Vernetzungsdauer des PUR Klebstoffs werden die Laminate für die
Hydrophobierung auf dem Spannrahmen vorbereitet. Der letzte Verfahrensschritt 6] ist
als optional zu sehen, um die Wasserabweisung des Kunstleders zu verbessern.
5. Hydrophobierung mittels Ausrüstung auf einem Spannrahmen
[0156] Das Kunstleder 10/Laminat wird in dem optionalen letzten Arbeitsgang nicht, wie für
Textilien üblich, getaucht, sondern einseitig gepflatscht. Das Pflatschen zählt auf
Grund des geringen Flotteneinsatzes zu den Minimalauftragsverfahren. Über Führungswalzen
wird die Warenbahn an einer rotierenden Walze vorbeigeführt. Durch das Eintauchen
der Pflatschwalze wird die Flotte auf der Oberfläche der Walze mitgenommen und einseitig
an die Oberfläche des Schaums 16 abgegeben. Dieser Arbeitsgang erfolgt über einen
Spannrahmen mit getrennt einstellbaren Temperaturzonen. Anschließend wird das ausgerüstete
Kunstleder 10 auf eine Kaule gewickelt und der Warenschau zur Verfügung gestellt.
[0157] Die Hydrophobierung kann mit Fluorcarbonen oder FC-freien DRWs erfolgen.
[0158] Anschließend erfolgte eine Warenschau beziehungsweise eine Sichtprüfung und eine
Qualitätskontrolle im Prüflabor, wobei die folgenden Werte erreicht werden konnten:
WVP (mg/cm
2/h): >9 (ohne Membrane 11,5-15,0, insbesondere > 7, mit Membrane 2,54-9,0, insbesondere
> 2); MVTR (g/m
2/24h): > 4.500 (ohne Membrane 3.350 bis 4.500, insbesondere > 2000, mit Membrane 1.600-3.750,
insbesondere > 1000); Abriebbeständigkeit (Touren): 55.000; Spray Test ≥ 80.
[0159] Bezüglich der Prüfungen wurden die folgenden Normen verwendet:
- Luftdurchlässigkeit: EN ISO 9237
- Bestimmung des Widerstandes gegen das Durchdringen von Wasser / Hydrostatischer Druckversuch:
DIN EN 20811
- Nichtgewerbliche Wasch -und Trocknungsverfahren zur Prüfung von Textilien: DIN EN
ISO 6330
- Wasserdampfdurchlässigkeit: DIN EN ISO 15496 (MVTR [g/m2 24h]; Moisture Vapor Transmission Rate (MVTR), auch Water Vapor Transmission Rate
(WVTR)
- Wasserdampfdurchlässigkeit: DIN EN ISO 14268:2013 (WVP [mg/cm2 h])
- Nahtabdichtung: EN 343 20811
- Abrieb: DIN EN ISO 12947-2
- Dauerknickverhalten: DIN 53359
- Dauerbiegefestigkeit: DIN EN ISO 32100
- Spraytest - Bestimmung der wasserabweisenden Eigenschaften (Sprühverfahren) von Textilien:
DIN EN ISO 4920
Bezugszeichen:
[0160]
- 10
- Kunstleder
- 12
- textile Anordnung
- 14
- textile Lage
- 16
- Schaum
- 18
- Struktur
- 20
- erste Fixierschicht
- 22
- Fixierbereich
- 24
- Freibereich
- 26
- Membran
- 28
- zweite Fixierschicht
- 30
- Fixierbereich
- 32
- Freibereich
- 34
- Deckschicht
- 36
- Unterlage
- 38
- Rakel
- 40
- Schichtfolge
- 42
- Auftrageinrichtung
- 44
- Walze
- 46
- Lochgitter
- 48
- Walze
- 50
- Schichtfolge
- 52
- Bad
- 54
- Flüssigkeit