(57) Erfindungsgemäss wird ein Verfahren zum Betreiben einer Sortieranlage mit einer Anzahl
von Sortieranlagen offenbart, welches die folgenden Verfahrensschritte umfasst:
a) Bereitstellen von mindestens einem Eingabestrang, wobei der Eingabestrang eine
Eingabevorrichtung für die Sortierstücke und eine Komponente zur Identifizierung des
Sortierstücks bzw. seiner Bestimmungsadresse aufweist;
b) Bereitstellen eines sich an den Eingabestrang anschliessenden Förderwegs, der Förderweichen
und entlang des Förderwegs angeordnete Zielstellen aufweist;
c) Bereitstellen einer Anzahl von Sortierstücken an der mindestens einen Eingabevorrichtung
für einen Sortierlauf;
d) Aufgeben der Anzahl von Sortierstücken an der Eingabevorrichtung und Sortieren
der Sortierstücke durch eine die Förderweichen einstellende Sortiersteuerung gemäss
einer Sortierlogik in die den Zielcodes der Sortierstücke entsprechende Zielstellen,
wobei:
e) die Sortiersteuerung die Sortierleistung der Sortieranlage repräsentierende Parameter
ermittelt und diese mit zu erreichenden oder zu übertreffenden Referenzwerten vergleicht;
f) im Fall einer negativen Abweichung in Abhängigkeit von dem unzulänglichen Parameterwert
ein Parametermuster ermittelt wird und entweder eine aus einem Massnahmenkatalog für
die Verbesserung dieses Parametermusters entnommene Korrektur in der Steuerung der
Sortieranlage automatisch angewendet wird oder eine von einem Operator manuell ausgelöste
Korrekturmassnahme vorgenommen und im Hinblick auf die durch diese Korrekturmassnahme
erzielte Veränderung des Parametermusters nachverfolgt wird, und wobei
g) im Falle eines Eintritts einer tatsächlichen Verbesserung der Parameter die manuell
ausgelöste Korrekturmassnahme als für dieses Parametermuster gelernte Korrektur in
den Massnahmenkatalog aufgenommen wird und zukünftig bei Vorliegen dieses Parametermuster
für die Anwendung einer automatischen Korrektur zur Verfügung steht.
Auf diese Weise ist es möglich, dass die Korrekturmassnahme hinsichtlich ihrer tatsächlichen
Wirksamkeit überwacht und ausgewertet wird und im Erfolgsfall als gelernte Korrekturmassnahme
zur Abhilfe bei dem hier zuvor zugrundeliegenden Parametermuster zukünftig wieder
eingesetzt werden kann.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Sortierzentrums mit einer
Anzahl von Sortieranlagen.
[0002] Post-, Paket- und Gepäcksortieranlagen, in welchen normale Briefe und/oder Grossbriefe
oder Pakete oder Gepäckstücke - nachfolgend allgemein als Sortiergut bezeichnet -
verarbeitet werden, werden beispielsweise von der Firma Siemens Postal, Parcel & Airport
Logistics GmbH in Konstanz, Deutschland, weltweit vertrieben.
[0003] In derartigen Sortieranlagen wird das Sortiergut an einer Vereinzelungsvorrichtung
(Stoffeingabe) aus einem Vorrat, z.B. einem Stapel, vereinzelt, von einem Fördersystem
entlang eines Förderweges transportiert und an mehreren Sortierausgängen, realisiert
zum Beispiel durch Sortierweichen oder Querbandsorter, den jeweiligen Zielstellen,
wie z.B. Stapelfächern einer Postsortieranlage, Gepäckrutschen einer Gepäcksortieranlage,
zugeführt.
[0004] Während eines Sortierlaufs werden die Sortierstücke in die Zielstellen sortiert.
Jeder Zielstelle wird für den Sortierlauf mittels einer Sortiersteuerung jeweils ein
variabler Ziel-Code entsprechend der Sortierlogik bzw. entsprechend dem Sortierprozess
zugeordnet. Auch den Sortierstücken wird ein variabler Ziel-Code zugeordnet, welchem
entsprechend sie dann in eine Zielstelle sortiert werden. Mehrere Zielstellen können
auch den gleichen Ziel-Code haben, beispielsweise bei Zieladressen mit bekannt hohem
Sendungsaufkommen. Das bietet sich z. B. an, wenn die Kapazität einer Zielstelle nicht
ausreicht, um alle Sortierstücke für diesen Ziel-Code aufzunehmen.
[0005] Auch bei einer entsprechenden Auslegung der Zielstellen ist die Kapazität der Zielstellen
nach einer bestimmten Anzahl von Sortierstücken erschöpft und die Zielstelle muss
entleert oder anderweitig wieder zur Verfügung gestellt werden. Dies kann beispielsweise
durch einen Behälterwechsel (leer gegen voll) erfolgen, was aber immer mit einem bestimmten
Handhabungsaufwand verbunden ist. Während dieser Entleerung steht daher die Zielstelle
temporär nicht zur Aufnahme weiterer Sortierstücke zur Verfügung. Die Zeitspanne dieses
temporären Ausfalls kann dabei auch davon abhängen, wieviel Bedienpersonal in der
Sortieranlage zur Verfügung steht und/oder ob beispielsweise aufgrund eines Zufalls
mehrere Zielstellen zeitgleich voll sind und durch das zur Verfügung stehende Personal
mal schneller und mal weniger schnell entleert werden können.
Ein anderer Grund für die zeitweise nicht zur Verfügung stehende Endstelle kann eine
Störung sein, die erst behoben werden muss. Sortierstücke, die für eine derartige
Zielstelle bestimmt sind, werden daher entlang des Sortierweges geführt und müssen
an einer dafür vorgesehenen Zielstelle in ein Reject-Fach geleitet werden. Derartige
Sortierstücke haben aber hierdurch einen Platz für ein effektiv in eine Zielstelle
sortierbares Sortierstück blockiert, weshalb die Sortieranlage nicht ihre höchstmögliche
Sortierkapazität erreichen kann. Ferner können weitere Effekte, wie beispielsweise
blockierte Einschleus-Linien zwischen verschiedenen Anlagenteilen oder gesperrte Zellen
der Sortieranlage, den Durchsatz der gesamten Sortier-Anlage negativ beeinflussen.
[0006] Im Layout eines Sortierzentrums und für dessen Betrieb wird eine Sortieranlage bzw.
das gesamte Sortierzentrum im Wesentlichen durch seine reale Sortierleistung (OTP)
definiert, was auch die Durchsatz-Vorgaben für das lokale Management fixieren kann.
Wie schon erwähnt, ist eine zweite wichtige Grösse sicher die Kopfzahl der benötigten
Mitarbeiter. Zudem kann es auch aus mittelfristigen Statistiken bekannt sein, welche
Sortierziele hochvolumig (HV) und welche eher schwächer sind. Diese Abschätzungen
werden aber durch das zeitlich abhängige Aufkommen von Sortierstücken überlagert.
So kann es beispielsweise sein, dass im Schnitt zwei Zielstellen (Endstellen) für
ein HV-Sortierziel reichen, aber eine temporäre Situation auftritt, die die Endstellenleistung
(z.B. Operator am Dock, automatisches Beladesystem) für einen kritischen Zeitraum
übersteigt. Während des kritischen Zeitraums ist dabei das Aufnahmevermögen oder die
Speicherkapazität des mit den Zielstellen/Endstellen ausgestatteten Förderwegs beschränkt.
Ist diese Speicherkapazität nun mehr erschöpft, bleiben die Sortierstücke auf dem
Förderweg und werden rezirkuliert oder aber nach dem Durchlauf des Förderweges ausgeschieden.
Im erstgenannten Fall müssen die Sortierstücke zwar nicht wieder auf den Förderweg
aufgegeben werden, jedoch senken diese rezyklierten Sortierstücke aber die Sortierleistung.
Im zweitgenannten Fall wird auch noch die Sortier-Zuführung (Aufgabestelle, Einschussvorrichtung)
belastet, was aber meist nur ein nachrangiges Problem darstellt, da die Eingabeleistung
in der Regel die Sortierleistung übersteigt.
[0007] Zur Abhilfe bei derartigen Schieflagen der Anlagenperformance werden den Anlagenzustand
repräsentierende Parameter bestimmt und an den oder die Operatoren übertragen. Die
Erkennung derartiger Schieflagen kann auch direkt mit der automatischen Steuerung
der Sortieranlage verbunden sein. Hinsichtlich von allfällig eingeleitete Korrekturmassnahmen
- sei es automatisch oder händisch durch den Operator eingeleitet - bleibt es jedoch
offen, inwiefern die getroffene Massnahme tatsächlich zu einer Verbesserung der Anlagenperformance
beigetragen hat. Aus diesem Grunde muss die Sortieranlage an verschiedenen Schnittstellen
und/oder bei verschiedenen Situationen von Experten gezielt beobachtet werden. Jede
Massnahme kann zwar nachgestellt, konfiguriert und unter verschiedenen Bedingungen
getestet werden, aber der Vergleich verschiedener Massnahmen und die kontinuierliche
Anpassung sind daher sehr zeitaufwändig.
[0008] Eine einfache und kostengünstige Lösung dieses Problems mit dem Ziel der Erreichung
der geforderten Anlagenperformance liegt daher der vorliegenden Erfindung zugrunde.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch ein Verfahren zum Betreiben einer Sortieranlage
mit einer Anzahl von Sortieranlagen gelöst, umfassend die folgenden Verfahrensschritte:
- a) Bereitstellen von mindestens einem Eingabestrang, wobei der Eingabestrang eine
Eingabevorrichtung für die Sortierstücke und eine Komponente zur Identifizierung des
Sortierstücks bzw. seiner Bestimmungsadresse aufweist;
- b) Bereitstellen eines sich an den Eingabestrang anschliessenden Förderwegs, der Förderweichen
und entlang des Förderwegs angeordnete Zielstellen aufweist;
- c) Bereitstellen einer Anzahl von Sortierstücken an der mindestens einen Eingabevorrichtung
für einen Sortierlauf;
- d) Aufgeben der Anzahl von Sortierstücken an der Eingabevorrichtung und Sortieren
der Sortierstücke durch eine die Förderweichen einstellende Sortiersteuerung gemäss
einer Sortierlogik in die den Zielcodes der Sortierstücke entsprechende Zielstellen,
wobei:
- e) die Sortiersteuerung die Sortierleistung der Sortieranlage repräsentierende Parameter
ermittelt und diese mit zu erreichenden oder zu übertreffenden Referenzwerten vergleicht;
- f) im Fall einer negativen Abweichung in Abhängigkeit von dem unzulänglichen Parameterwert
ein Parametermuster ermittelt wird und entweder eine aus einem Massnahmenkatalog für
die Verbesserung dieses Parametermusters entnommene Korrektur in der Steuerung der
Sortieranlage automatisch angewendet wird oder eine von einem Operator manuell ausgelöste
Korrekturmassnahme vorgenommen und im Hinblick auf die durch diese Korrekturmassnahme
erzielte Veränderung des Parametermusters nachverfolgt wird, und wobei
- g) im Falle eines Eintritts einer tatsächlichen Verbesserung der Parameter die manuell
ausgelöste Korrekturmassnahme als für dieses Parametermuster gelernte Korrektur in
den Massnahmenkatalog aufgenommen wird und zukünftig bei Vorliegen dieses Parametermuster
für die Anwendung einer automatischen Korrektur zur Verfügung steht.
[0010] Auf diese Weise ist es möglich, dass die Korrekturmassnahme hinsichtlich ihrer tatsächlichen
Wirksamkeit überwacht und ausgewertet wird und im Erfolgsfall als gelernte Korrekturmassnahme
zur Abhilfe bei dem hier zuvor zugrundeliegenden Parametermuster zukünftig wieder
eingesetzt werden kann.
[0011] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung kann es vorgesehen
sein, dass als die Sortierleistung der Sortieranlage repräsentierende Parameter einer
oder mehrere der folgenden Parameter vorgesehen sind:
- a) Durchsatz der Sortieranlage;
- b) Anlagen-Metriken, wie z.B. eine Anzahl der belegten/freien Zellen, Fehler-Zähler,
Durchsatz-Zähler;
- c) Rate der korrekten Zuordnung;
- d) Gleichmässigkeit der Beaufschlagung von Zielstellen; und
- e) durchschnittliche Laufzeit der Sortierstücke bis zum Erreichen der für sie bestimmten
Zielstelle.
[0012] Jede der vorstehend genannten Grössen ist ein wichtiger Parameter zur Feststellung
des Zustandes der Sortieranlage. Einzeln für sich genommen oder auch in einer beliebigen
und zweckmässigen Kombination dieser Parameter können sich Parametermuster ausbilden,
die für bestimmte Situation der Geringperformance oder sonstige Störungen indikativ
sein können.
[0013] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können das oder die Parametermuster
eine oder mehrere der folgenden Feststellungen umfassen:
- a) zu geringe Sortierleistung;
- b) zu hohe Fehlerquote der Zusortierung;
- c) ungleichmässige Beaufschlagung der Zielstellen;
- d) zu hohe durchschnittliche Laufzeit der Sortierstücke bis zum Erreichen der für
sie bestimmten Zielstelle; und
- e) zu hohe Belegung von Sorter-Zellen, die sich beispielsweise in zu vielen Rezirkulationen
oder gesperrten Sorter-Zellen bemerkbar machen kann.
[0014] Die Parametermuster sind besonders aussagekräftig in Bezug auf die tatsächliche Performance
einer Sortieranlage bzw. eines Sortierzentrums.
[0015] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann der Massnahmenkatalog
eine oder mehrere der folgenden Korrekturen umfassen:
a) Zuschalten eines weiteren Eingabestrangs;
b) Überprüfung und/oder Erhöhung der Genauigkeit einer automatischen Adresserkennung;
c) Neuordnung der Sortierlogik im Hinblick auf die Zielstellen;
d) Verkürzung der durchschnittlichen Laufzeit durch eine Neuordnung der Sortierlogik
auf Hinblick auf die Verlegung von sortierstarken Zielstellen örtlich näher zum Eingabestrang
hin; und
e.) zeitweise Drosselung bzw. Abschaltung einzelner Anlagenteile, welche die Gesamtperformance
negativ beeinflussen können.
[0016] Diese Massnahmen führen einzeln für sich genommen oder auch in einer kumulativen
Anwendung von mehreren dieser Massnahmen in der Regel zu einer Erhöhung der Sortierleistung
des Sortierzentrums.
[0017] Vorteilhafte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend detailliert
näher erläutert.
[0018] Ein Sortierzentrum umfasst in der Regel eine Mehrzahl von Sortieranlagen für Sortierstücke,
wie Briefe, Pakete oder Gepäckstücke. Derartige Sortieranlagen werden beispielsweise
im postalischen Umfeld für die Sortierung von flachen Versandstücken, wie Briefe,
Zeitungen, Zeitschriften und dergleichen verwendet. Die nachfolgend beschriebene Sortieranlage
sowie das darauf ausgeführte Sortierverfahren lassen sich aber grundsätzlich auch
für die Sortierung von Stückgut, wie Päckchen, Paketen, Gepäckstücken und dergleichen,
verwenden. Eine Sortieranlage weist hier typischerweise mindestens zwei Eingabestränge,
die je eine Eingabevorrichtung für die flachen Sortierstücke umfassen, auf, mit der
die Sortierstücke von einer höhenverstellbaren Stapelvorrichtung für die Sortierung
aufgegeben werden. Mit den Eingabevorrichtungen, die beispielsweise als Einschussvorrichtungen
oder dergleichen ausgestaltet sein können, sind Identifizierungsvorrichtungen verknüpft,
die das jeweilige Sortierstück identifizierenden Daten, wie z.B. die Adresse oder
einen diese repräsentierenden Code, erfassen können. Anschliessend kann jeder Eingabestrang
je eine Ausschleuseweiche aufweisen, mit denen Sortierstücke noch vor Erreichen einer
Zusammenführungseinheit für die beiden Eingabestränge aus dem Sortiervorgang in Ausschleusebehälter
ausgeschleust werden können, ohne überhaupt auf einem eigentlichen für die Sortierung
vorgesehenen Förderweg gewesen zu sein.
[0019] In diesem Förderweg sind Förderweichen angeordnet, denen jeweils die entsprechenden
Zielstellen zugeordnet sind. In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel weist jede der
Zielstellen eine Zustandsdetektion, wie zum Beispiel eine Füllstanderfassung, auf.
Diese Zustandsdetektion wird hier vorliegend von einer Sortiersteuerung erfasst. Dabei
steuert die Sortiersteuerung gemäss der für das Sortierstück in der Eingabevorrichtung
erfassten Adresse die Sortierweichen so, dass das Sortierstück die gemäss einer Sortierlogik
dieser Adresse zugeordnete Zielstelle erreicht.
[0020] Zur Erkennung des Zustandes des Sortierzentrums können von der Sortiersteuerung nun
verschiedenste Daten, die zur Steuerung des Sortierzentrums verwendet werden, zu einer
automatischen Auswertung herangezogen werden. Dabei wird diese Auswertung im Lichte
von vordefinierten Kriterien, wie zum Beispiel einem Zielwert für den Gesamtdurchsatz
des Sortierzentrums und/oder einem Zielwert für die korrekte Sortierung der Sortierstücke,
vorgenommen. Für jede sich in einem automatischen Steuerungszustand befindliche Sortieranlage
des Sortierzentrum können so die relevanten Parameter und Zielwerte ausgezeichnet
und so geprüft werden, inwieweit die aktuell eingestellten Sortierparameter zur Erreichung
der definierten Zielwerte beitragen.
[0021] Kommt es nun zu als relevant erachteten Abweichungen von diesen Zielwerten kann einerseits
auf in einem Massnahmen-Katalog definierte Massnahmen für die automatische Steuerung
zurückgegriffen werden. Dabei wird aus den ermittelten Anlageparametern ein Parametermuster
abgeleitet, für das entsprechend in dem Massnahmenkatalog eine oder mehrere Massnahmen
mit der Ziel der Erreichung der Zielwert abgelegt sein können. Wird nun von der Sortiersteuerung
eine Massnahme automatisch ausgewählt und für die Steuerung der Sortiervorgänge aktiviert,
wird automatisch auch überwacht, inwieweit diese Massnahme tatsächlich zur gewünschten
Verbesserung der Anlagenperformance beiträgt.
[0022] Andererseits ist es aber auch möglich, dass ein Anlagenoperator händisch eine Korrekturmassnahme
vorgibt oder eine Massnahme aus dem Massnahmenkatalog explizit auswählt und somit
von aussen in die automatische Steuerung des Sortierzentrums eingreift. Auch hier
kann nun im Nachgang zur Einleitung dieser Massnahme durch die Auswertung der entsprechenden
Parameter überprüft werden, ob mit dieser Massnahme tatsächlich die angestrebte Verbesserung
der Anlagenperformance erzielt werden konnte.
[0023] Für beide der vorstehend genannten Konstellationen können hier nun Methoden des maschinellen
Lerners und der Datenvisualisierung angewendet werden, sodass beispielsweise eine
von Erfolg gekrönte Massnahme für ein bestimmtes Parametermuster als zielführend gelernt
und in den Massnahmenkatalog aufgenommen werden kann. Die Sortiersteuerung kann so
in jedem Fall automatisch erfolgreiche von weniger erfolgreichen Massnahmen lernen
und dem Anlagenbetreiben beispielsweise über eine entsprechende grafische Aufbereitung
transparent darstellen. So kann beispielsweise auch eine Gegenüberstellung von erfolgreichen
versus nicht-erfolgreichen Eingriffen für den Anlagenbetreiber vorgesehen sein.
[0024] Auf diese Weise ist eine selbstlernende Konfiguration von automatischen Eingriffen/Korrekturen
in die Sortiersteuerung in Kombination mit einer Überprüfung und händischen Anpassung
durch einen oder mehrere Anlagenexperten ermöglicht.
Das Sortierzentrum bzw. seine Sortieranlagen können sich mithilfe einer derartig ertüchtigten
Sortiersteuerung selbst regulieren und die Wirksamkeit von Korrekturmassnahmen automatisch
überwachen, auswerten und entsprechend erfolgsorientiert markieren. Dies ermöglicht
auch eine automatische Erstellung von Reports der verschiedenen Situationen und der
erfolgreich vorgenommenen Korrekturen für den Anlagenbetreiber, so dass auch in die
Zukunft gerichtet eine entsprechende Anpassung der Konfiguration der Sortiersteuerung
an die verschiedenen Situationen, die messbar durch eine Zuordnung zu bestimmten Parametermustern
katalogisiert werden können, erzielt werden kann.
[0025] Beispielhaft kann die Drosselung oder die Abschaltung bestimmter Entlademodule in
einem Paketzentrum erwogen werden. Die Abschaltung kann an das Vorliegen eines Parametermusters
mit verschiedenen Parametern, wie den Gesamtdurchsatz des Paketzentrums, und das Auftreten
von Problemen, wie z.B. niedrige Durchsätze an den Entlademodulen oder zu viele falsch
geroutete Pakete, geknüpft sein. Beim automatischen Drosseln oder Abschalten von Entlademodulen
kann nun der Zielwert für den Gesamtdurchsatz genutzt werden, um den Effekt der Massnahme
automatisch zu erfassen und ggfs. zu lernen. Neben dem Gesamtdurchsatz, der in der
Regel maximiert werden soll, kann es aber auch noch weitere für den Gesamtsortiererfolg
wichtige Parameter geben, wie beispielsweise die Minimierung der Fehlerrate hinsichtlich
falsch gerouteter Sortierstücke, die Verfügbarkeitsrate von Teilen des Sortierzentrums
sowie das Auftreten von Engpässen in bestimmten Zielstellenbereichen des Sortierzentrum
oder auch einer einzelnen Sortieranlage, was beispielsweise durch die Vornahme von
Füllstandmessungen detektiert werden kann.
[0026] Eine Korrekturmassnahme zur Vermeidung von Engpässen in bestimmten Zielstellenbereichen
kann beispielsweise darin bestehen, dass für diese Zielstellenbereiche automatisch
eine Optimierung der Zielstellenzuordnung in bestimmten Zielstellenbereichen vorgenommen
werden kann. Bei Zielstellen mit hohem Sortieraufkommen, was eine asymmetrische Auslastung
der Zielstellen des Sortierzentrums hervorrufen kann, kann beispielsweise eine derartige
Hochlast-Zielstelle in einen anderen Zielstellenbereich verlegt werden, um eben der
erfassten Schieflage entgegenwirken zu können. Der Erfolg dieser Massnahme kann fortlaufend
im Betrieb überprüft und verifiziert werden.
[0027] Einen weiteren Zielwert kann beispielsweise auch die durchschnittliche Laufzeit der
Sortierstücke von der Aufgabe bis zum Erreichen der für sie vorgesehenen Zielstelle
bilden. So können Hochlastzielstellen beispielsweise aufgrund von Behälterwechseln
temporär öfter nicht zur Verfügung stehen, so dass Sortierstücke entweder an der betreffenden
Zielstelle vorbeigeroutet und recycliert werden müssen oder auch gleich nach der Aufgabe
vor Erreichen der eigentlichen Sortierstrecke wieder aus dem Sortierstrom ausgeschieden
und damit später erneut aufgegeben werden müssen. Diese durchschnittliche Laufzeit
kann von der Sortiersteuerung automatisch erfasst und Abweichungen vom Zielwert geeignet
dargestellt werden. Daraus könnte ein entsprechendes Parametermuster aus Laufzeit/Transporte/Endstellenbelegung
abgeleitet werden, das in Kombination mit dem Zielwert für den Gesamtdurchsatz (Optimierung
angestrebt) und/oder den Zielwerten für Bearbeitungsdauer/Entlade-/Beladezeiten (Minimierung
angestrebt) und/oder Fehlerraten (Minimierung angestrebt) zur automatischen Auswahl
einer für dieses Parametermuster vorgesehenen Korrekturmassnahme führt.
[0028] Durch die Beobachtung der Entwicklung dieser Korrekturmassnahme auf den angestrebten
Zielwerte (oder die angestrebten Zielwerte) hin, kann eine Korrekturmassnahme als
zielführend erlernt werden und für die zukünftige Steuerung des Sortierzentrum als
automatisch einleitbare Massnahme oder als möglicher Vorschlag für eine Korrekturmassnahem
erlernt und beispielsweise mit Bezug zu diesem Parametermuster als Korrekturmassnahme
in den Katalog von Korrekturmassnahmen aufgenommen werden.
[0029] Außerdem wird es den Analagen-Betreibern über die visuelle Darstellung der selbst-evaluierten
Massnahmen ermöglicht, die Parameter und die daran gekoppelten Massnahmen manuell
anzupassen und auf diese Weise durch eine zusätzliche Zuführung auch von Experten-Feedback
weiteres dann für die zukünftig ausgeführte Sortiersteuerung erlernbare Korrekturmassnahmen
in die Sortiersteuerung einfliessen zu lassen.
1. Verfahren zum Betreiben eines Sortierzentrums mit einer Anzahl von Sortieranlagen,
umfassend die folgenden Verfahrensschritte:
a) Bereitstellen von mindestens einem Eingabestrang, wobei der Eingabestrang eine
Eingabevorrichtung für die Sortierstücke und eine Komponente zur Identifizierung des
Sortierstücks bzw. seiner Bestimmungsadresse aufweist;
b) Bereitstellen eines sich an den Eingabestrang anschliessenden Förderwegs, der Förderweichen
und entlang des Förderwegs angeordnete Zielstellen aufweist;
c) Bereitstellen einer Anzahl von Sortierstücken an der mindestens einen Eingabevorrichtung
für einen Sortierlauf;
d) Aufgeben der Anzahl von Sortierstücken an der Eingabevorrichtung (6) und Sortieren
der Sortierstücke durch eine die Förderweichen einstellende Sortiersteuerung gemäss
einer Sortierlogik in die den Zielcodes der Sortierstücke entsprechende Zielstellen,
wobei
e) die Sortiersteuerung die Sortierleistung der Sortieranlage repräsentierende Parameter
ermittelt und diese mit zu erreichenden oder zu übertreffenden Referenzwerten vergleicht;
f) im Fall einer negativen Abweichung in Abhängigkeit von dem unzulänglichen Parameterwert
ein Parametermuster ermittelt wird und entweder eine aus einem Massnahmenkatalog für
die Verbesserung dieses Parametermusters entnommene Korrektur in der Steuerung der
Sortieranlage automatisch angewendet wird oder eine von einem Operator manuell ausgelöste
Korrekturmassnahme vorgenommen und im Hinblick auf die durch diese Korrekturmassnahme
erzielte Veränderung des Parametermusters nachverfolgt wird, und wobei
g) im Falle eines Eintritts einer tatsächlichen Verbesserung der Parameter die manuell
ausgelöste Korrekturmassnahme als für dieses Parametermuster gelernte Korrektur in
den Massnahmenkatalog aufgenommen wird und zukünftig bei Vorliegen dieses Parametermuster
für die Anwendung einer automatischen Korrektur zur Verfügung steht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
als die Sortierleistung der Sortieranlage repräsentierende Parameter einer oder mehrere
der folgenden Parameter vorgesehen sind:
a) Durchsatz der Sortieranlage;
b) Anlagen-Metriken, wie z.B. eine Anzahl von belegten/freien Sorter-Zellen des Sortierzentrums,
ein Fehler-Zähler, ein Durchsatz-Zähler;
c) Rate der korrekten Zuordnung;
d) Gleichmässigkeit der Beaufschlagung von Zielstellen; und
e) durchschnittliche Laufzeit der Sortierstücke bis zum Erreichen der für sie bestimmten
Zielstelle.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Parametermuster eine oder mehrere der folgenden Feststellungen umfasst:
a) zu geringe Sortierleistung;
b) zu hohe Fehlerquote der Zusortierung;
c) ungleichmässige Beaufschlagung der Zielstellen;
d) zu hohe durchschnittliche Laufzeit der Sortierstücke bis zum Erreichen der für
sie bestimmten Zielstelle; und
e) zu hohe Belegung der Sorter-Zellen, was sich beispielsweise in zu vielen Rezirkulationen
oder gesperrten Sorter-Zellen manifestieren kann.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Massnahmenkatalog eine oder mehrere der folgenden Korrekturen umfasst:
a) Zuschalten eines weiteren Eingabestrangs;
b) Überprüfung und/oder Erhöhung der Genauigkeit einer automatischen Adresserkennung;
c) Neuordnung der Sortierlogik im Hinblick auf die Zielstellen;
d) Verkürzung der durchschnittlichen Laufzeit durch eine Neuordnung der Sortierlogik
auf Hinblick auf die Verlegung von sortierstarken Zielstellen örtlich näher zum Eingabestrang
hin; und
e) zeitweise Drosselung bzw. Abschaltung einzelner Anlagenteile, welche die Gesamtperformance
negativ beeinflussen können.