[0001] Die Erfindung betrifft ein Taumelumform- oder Drehschmiede verfahren, bei dem ein
Werkstück auf einen bestimmten Temperaturbereich gebracht und mittels eines Umformwerkzeugs
umgeformt wird, wobei die durch ein gegenüber dem Werkstück gekipptes, rotierend bewegtes,
oberes, erstes Werkzeug des Umformwerkzeugs während der Umformung übertragene Umformkraft
auf eine Teilfläche einer umzuformenden, im Wesentlichen rotationssymmetrischen, ersten
Umformfläche des Werkstücks einwirkt, und die Teilfläche, die die Größe eines Sektors
der ersten Umformfläche mit gegenüber der gesamten ersten Umformfläche reduziertem
Flächenanteil nicht überschreitet, während der Einwirkung der im Wesentlichen konstanten
Umformkraft stetig verändert wird, sodass nach Abschluss eines Zyklus die gesamte
erste Umformfläche mit der Umformkraft beaufschlagt wurde,
und wobei das Umformwerkzeug mit einem gegenüber dem Werkstück ebenfalls gekippten,
rotierend bewegten, unteren, zweiten Werkzeug auf eine zu der Teilfläche der ersten
Umformfläche kongruente Teilfläche einer der ersten Umformfläche gegenüberliegenden,
zweiten Umformfläche des Werkstücks einwirkt,
wobei die beiden Werkzeuge des Umformwerkzeugs in gleichförmigen Rotationsbewegungen
synchron zueinander bewegt werden.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist bekannt aus der
DE 195 25 868 A1. Ein ringartiges Bauteil geschmiedet, indem zwei von oben und unten jeweils schräg
ansetzende Stempel eine synchron taumelnde und das Werkstück zwischen sich pressende
Bewegung durchführen. Zudem ist das Werkstück von einer verzahnten Matrize umschlossen,
in deren Zahnlücken beim Umformvorgang nach außen verdrängtes Material fließt.
[0003] Ein anderes Doppel-Taumel-Umformverfahren ist aus der
JP S62 77145 A bekannt.
[0004] Ein Doppel-Drehschmiedeverfahren, welches sich von dem vorgenannten Doppel-Taumel-Umformverfahren
im Wesentlichen durch die Wahl der Drehachse der Stempel unterscheidet, ist aus der
JP S62 21439 A bekannt.
[0005] Die
FR 2 819 203 A1. offenbart die schnelle Herstellung kurzer Flanschwellenabschnitte. Eine rohrförmiger
Wellenrohling wird schrittweise mittels eines Zuführwerkzeugs vorgeschoben, sodass
seine Stirnfläche mittels eines taumelnden Umformstempels zu einem Flansch umgeformt
werden kann. Das Zuführwerkzeug fährt dann zurück und lässt den bearbeiteten Teil
stehen, sodass ein fertiger Flanschwellenabschnitt abgeschert werden kann. Sodann
fährt das Zuführwerkzeug erneut vor, um die neue Stirnfläche des Rohlings in die Bearbeitungsposition
zu bringen.
[0006] Die
WO 93/01906 A1 betrifft eine Taumelpresse mit taumelnder erster Gesenkhälfte und achsparallel bewegter
zweiter Gesenkhälfte. Durch eine Gegenmasse sollen sich die Produkte aus Masse und
Schwerpunktabstand gegenseitig aufheben und ein Dauerbetrieb mit erhöhter Taumelfrequenz
und eine Verkürzung der Umformzeit eines Werkstückes, insbesondere auch im Halb- und
Warmbereich, erreicht werden. Die zweite Gesenkhälfte wird dabei nicht bewegt.
[0007] Auch die
SU 1430146 A offenbart ein Taumelumformverfahren mit taumelnder oberer Gesenkhälfte und feststehender
unterer Gesenkhälfte.
[0008] Die
WO 2001/034323 A1 offenbart ein Verfahren zum Axial-Umformwalzen oder Prägen von Werkstücken mittels
zwei Rotoren mit zueinander geneigten Drehachsen. Hierzu sind einander genau gegenüberliegend
mehrere Werkzeuge am Umfang verteilt angeordnet, die sich bei Berührung der Walzen
zu einem Hohlraum schließen.
[0009] Die
DE 10 2005 027 259 A1 beschreibt ein Schmiedeverfahren zur Herstellung von metallischen Bauteilen durch
Halbwarm-Umformung von Rohlingen aus Legierungen mit superplastischem Gefüge. Dadurch
wird der Umformdruck im Umformwerkzeug deutlich unterhalb des zum Schmieden benötigten
Umformdrucks der entsprechenden Legierung gehalten.
[0010] Die
DE 10 2007 023 087 A1 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Nocken aus einem härtbaren Stahlwerkstoff
für eine Nockenwelle in einem Verbrennungsmotor eines Kraftfahrzeugs. Das Herstellungsverfahren
umfasst eine Umformung eines Halbzeugs zur Erzeugung eines Nockenrohlings und eine
anschließende Wärmebehandlung des Nockenrohlings. Um die Umformung zu erleichtern,
kann das Stangenmaterial bzw. die Nockenscheibe vor der Umformung gegebenenfalls je
nach Werkstoff auf eine Temperatur von bis zu 400 °C - 500 °C erwärmt werden, sodass
die Umformung als Halbwarmumformung erfolgt. Eine solche Temperaturerhöhung erhöht
naturgemäß die Verformbarkeit. Die Temperatur wird in einer solchen Weise gewählt,
dass die Umformung ohne Gefügebeeinträchtigung erfolgt und keine Verzunderung auftritt.
[0011] Durch die
WO 2005/021177 A1 ist ein Verfahren zum Umformen von Blechen, insbesondere zum Halbwarm- oder Warmumformen
von Platinen, in einem Umformwerkzeug bekannt. Vorteilhaft erweist sich dabei ein
hoher Umformgrad bedingt durch die Verwendung eines Halbwarm- oder Warmumformens im
Gegensatz beispielsweise zu einem Kaltumformen wie dem Tiefziehen. Hierdurch können
insbesondere die verwendeten Presswerkzeuge geschont werden.
[0012] Die
DE 10 2009 025 023 A1 bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Nockenwelle, bei dem ein Halbwarmpressen
eingesetzt wird.
[0013] Beim Halbwarmumformen werden niedrigere Temperaturen verwendet als beim Warmumformen,
wodurch im Allgemeinen keine Materialhärtung erfolgt. Es können beispielsweise jedoch
Hochfestmaterialien verwendet werden, die bereits hochfeste Eigenschaften aufweisen.
In diesem Falle braucht lediglich eine Temperaturerhöhung in Bereiche zu erfolgen,
die das Umformen erleichtern - insbesondere auf Temperaturen unterhalb 850 °C, bevorzugt
zwischen 500 °C und 700 °C.
[0014] Grundsätzlich gilt, dass hohe Umformgrade eine hohe Umformtemperatur erfordern. So
wird beispielsweise bei einer Warmumformung im Temperaturbereich zwischen 1.000 °C
und 1.200 °C ein hohes Umformvermögen von ϕ > 4 erreicht. Hiermit verbunden ist jedoch
ein hoher Energieverbrauch bei der Erwärmung des Werkstücks auf die hohe Temperatur.
Ein weiterer wesentlicher Nachteil, der mit der Warmumformung verbunden ist, ist der
hohe Aufwand für die spanende Nachbearbeitung, insbesondere durch die erforderliche
Entfernung des bei den hohen Temperaturen entstehenden Zunders, beispielsweise mittels
Strahlen. Weiterhin erweist sich der Materialverlust als nachteilig, weil zum Ausgleich
der auftretenden Abweichungen und Ungenauigkeiten erhebliche Aufmaße vorgesehen werden
müssen. Aufgrund der Zunderschichten ist es in der Praxis zudem ausgeschlossen, mehrere
Verfahrensschritte in ein Werkzeug zu integrieren, da störender Zunder die Funktion
beeinträchtigen könnte.
[0015] Der Vorteil einer Umformung bei geringeren Temperaturen, beispielsweise im Bereich
der Lauwarmumformung sowie der Kaltumformung, liegt demgegenüber in dem geringeren
Energieaufwand für die Erwärmung sowie in der so realisierbaren hohen Genauigkeit
bei zugleich fehlender Verzunderung. Gegenüber einer Umformung bei hohen Temperaturen
ergibt sich jedoch ein wesentlich geringeres Umformvermögen bei hohen Umformkräften.
[0016] Aus der
DE 32 02 254 C2 ist ein Verfahren zum Herstellen einer Zahnstange durch Kaltumformung bekannt, bei
dem ein zylindrischer Rohling zwischen einem Ober- und Unterwerkzeug umgeformt wird.
Ein Gesenkteil führt während des Pressvorgangs eine Taumelbewegung auf dem Rohling
aus. Durch den partiellen Umformbereich im Vergleich zum Stauchen wird eine geringere
Normalspannung erreicht, die zu einer Erhöhung der Werkzeugstandzeit führt.
[0017] Bei einem Verfahren zum Herstellen eines Rohlings für eine Zahnstange gemäß der
DE 198 39 428 A1 wird unter Verwendung einer Prägevorrichtung mit wenigstens drei relativ zueinander
beweglichen Formwerkzeugen in einem ersten Schritt ein Ausgangsmaterial mit im Wesentlichen
kreisförmigem Querschnitt zwischen die Formwerkzeuge eingelegt. In einem zweiten Schritt
wird dann auf wenigstens eines der Formwerkzeuge eine Kraft in einer Richtung ausgeübt,
durch die sich die Formwerkzeuge relativ zueinander bewegen. Dadurch wird das Ausgangsmaterial
in einen Rohling für die Zahnstange umgeformt, der im axialen Bereich der Zahnstangenverzahnung
eine von einem Kreiszylinder abweichende Form erhält. Durch die Einleitung einer Kraft
in die drei relativ zueinander beweglichen Formwerkzeuge kann das Ausgangsmaterial
ohne größere Kaltverfestigung in diejenigen Bereiche des Rohlings geformt werden,
die im weiteren Verlauf der Herstellung der Zahnstange größere Verformungen erfahren.
Ein zusätzlicher Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass auf einfache Weise eine
Rohlingsform erreicht werden kann, mit der bei einem nachfolgenden Umformprozess,
insbesondere bei einem Taumelverfahren, eine Gratbildung vermieden wird.
[0018] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes
Verfahren energieeffizienter und präziser zu gestalten.
[0019] Diese Aufgabe wird in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch
1 dadurch gelöst, dass das Umformverfahren zwischen 50°C und 450° im Temperaturbereich
der Lauwarmumformung des Werkstücks und mit einem Umformgrad von ϕ > 4 durchgeführt
wird.
[0020] Es ist also ein Umformverfahren vorgesehen, bei dem die durch das Umformwerkzeug
übertragene Umformkraft während der Umformung lediglich auf eine geringe Teilfläche
als Partialfläche der umzuformenden Umformfläche des Werkstücks einwirkt, wobei die
Teilfläche während der Einwirkung einer im Wesentlichen konstanten Umformkraft insbesondere
stetig verändert wird, sodass nach Abschluss eines Zyklus die Gesamtfläche mit einer
Umformkraft beaufschlagt ist. Die Erfindung geht dabei von der Erkenntnis aus, dass
sich bei einer vergleichsweise geringen Temperatur, die im Bereich der Kaltumformung
oder nur geringfügig darüber und damit weit unterhalb der Temperatur einer Halbwarmumformung
liegt, ein wesentlich verbessertes Umformvermögen erzielen lässt, wenn die Umformkraft
nicht zugleich auf die gesamte Umformfläche übertragen wird, sondern sukzessive auf
eine sich schrittweise oder stetig verändernde Teilfläche einwirkt, bis die gesamte
Umformfläche zumindest einmal mit der Umformkraft belastet wird. Insbesondere wird
die Umformkraft also partiell bzw. inkrementell auf die Teilfläche übertragen, wobei
die ausgewählte Teilfläche in Bezug auf die Umformfläche nach einem vorbestimmten
Zyklus insbesondere kontinuierlich verändert wird.
[0021] Es lässt sich in dem Temperaturbereich der Lauwarmumformung ein überraschend hohes
Umformvermögen von ϕ > 4 erreichen, was dem Umformvermögen einer Warmumformung entspricht
und dabei sogar das Umformvermögen der Halbwarmumformung deutlich übertrifft. Obwohl
der diesem hervorragenden Umformvermögen zugrunde liegende physikalische Effekt noch
nicht vollständig verstanden worden ist, wird derzeit davon ausgegangen, dass aufgrund
der veränderlichen Teilflächen eine schwellende Krafteinleitung in Verbindung mit
Scherkräften erfolgt, die der nach dem Stand der Technik üblichen rein axialen Krafteinleitung
ein reduziertes Verformungsmoment entgegensetzt. Im Ergebnis werden durch das erfindungsgemäße
Umformverfahren bei Temperaturen der Lauwarmumformung die Vorteile der Warm- und der
Kaltumformung kombiniert. Gegenüber der Warmumformung reduziert sich der Energieaufwand,
der anderenfalls für die Erwärmung des Werkstücks erforderlich ist. Weiterhin entfällt
das aufwendige Entfernen von Zunder, wobei zugleich eine hohe Genauigkeit erreicht
wird. Somit sind geringe Aufmaße erforderlich, die zu einer deutlich verminderten
spanenden Nacharbeit und zugleich zu Materialeinsparungen führen. Gegenüber der Halbwarmumformung
ergeben sich ein ebenfalls noch deutlich reduzierter Energieaufwand für die Erwärmung
sowie das erhöhte Umformvermögen bei geringeren Umformkräften. Ferner kann auch der
Anschaffungsaufwand für die zur Umformung eingesetzten Vorrichtungen gesenkt werden.
Darüber hinaus wird auch der Werkzeugverschleiß minimiert. Aber auch gegenüber der
Kaltumformung ergeben sich wesentliche Vorteile hinsichtlich des beschriebenen hohen
Umformvermögens bei zugleich reduzierten Umformkräften. Zur Umformung sind besondere
Taumelumform- und Drehschmiedeverfahren vorgesehen, auf die weiter unten noch näher
eingegangen werden soll. Das Umformverfahren ist dabei vorzugsweise ohne Zwischenglühen
durchführbar. Außerdem kann die Wirkrichtung der Umformkraft sowohl eine horizontale
als auch eine vertikale Orientierung aufweisen.
[0022] Das Umformverfahren wird erfindungsgemäß eingesetzt in einem Temperaturbereich zwischen
50°C und 450°C. Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens wird auch
dadurch realisiert, dass das Werkstück auf eine Temperatur zwischen 100°C bis 300°C,
insbesondere zwischen 150°C und 250°C erwärmt wird und dass die Temperatur während
der Umformung im Wesentlichen konstant gehalten wird. Dieser Temperaturbereich bildet
nach derzeitigen Erkenntnissen ein Optimum hinsichtlich des Umformvermögens sowie
des erforderlichen Nachbearbeitungsaufwands.
[0023] Es hat es sich als besonders praxisgerecht erwiesen, wenn die Umformkraft während
eines Zyklus im Wesentlichen konstant gehalten wird. Hierdurch wird aufgrund der Reibung,
bedingt durch das Umformwerkzeug, welches entlang der Oberfläche des Werkstücks bewegt
wird und dadurch eine sich stetig verändernde Teilfläche belastet, die gewünschte
sprunghafte Verbesserung des Umformvermögens erreicht. Zugleich wird der Steuerungsaufwand
reduziert, welcher anderenfalls bei einer Trennung des Werkzeugs von der jeweiligen
Teilfläche des Werkstücks einen zusätzlichen Aufwand für die erneute relative Positionierung
erfordert.
[0024] Dadurch kann die Umformung von einem Ausgangszustand zu einer vorbestimmten Sollgeometrie
während eines einzigen Zyklus oder mehrerer vollständiger Zyklen durchgeführt werden.
Der Herstellungsaufwand wird somit wesentlich verkürzt. Zugleich wird in einfacher
Weise eine übereinstimmende Umformkraft in jeder Teilfläche sichergestellt.
[0025] Das Umformwerkzeug kann so beschaffen sein, dass unterschiedliche Positionen einstellbar
sind und somit Teilflächen unterschiedlicher Größe beaufschlagt werden können, um
so lokal den Druck zu erhöhen. Besonders zweckmäßig ist es hingegen, wenn die jeweils
von der Umformkraft beaufschlagten Teilflächen während eines Zyklus im Wesentlichen
gleich groß bemessen werden. Hierdurch wird eine konstante Krafteinleitung und somit
eine homogene Umformung sichergestellt. Zugleich wird die Oberfläche geglättet und
eine hohe Maßhaltigkeit gewährleistet.
[0026] Indem das Umformwerkzeug eine einstellbare Wirkfläche aufweist oder austauschbar
an einer Werkzeugaufnahme angeordnet ist, lässt sich die Größe der Teilflächen problemlos
vorbestimmen.
[0027] Bei dem erfindungsgemäßen Umformverfahrens ist weiter vorgesehen, dass die Änderung
der Teilfläche stetig erfolgt, sodass also die Relativbewegung zwischen dem Umformwerkzeug
und der Oberfläche des Werkstücks parallel zur Oberfläche kontinuierlich durchgeführt
wird. Auf diese Weise wird eine homogene Umformung erreicht, welche zu einer weiteren
Verbesserung der Materialqualität führt.
[0028] Das erfindungsgemäße Umformverfahren ist auf bestimmte Werkstückgeometrien beschränkt,
nämlich auf Formen, bei denen umzuformende Fläche punktsymmetrisch oder im Wesentlichen
rotationssymmetrisch ist, wobei die Teilfläche, auf die das Umformwerkzeug während
der Übertragung der Umformkraft einwirkt, die Größe eines Sektors mit einem gegenüber
der umzuformenden Fläche reduzierten Flächenanteil nicht überschreitet.
[0029] Beispielsweise eignen sich Werkstücke, bei denen ein insbesondere zumindest abschnittsweise
zylindrischer Rohling aus Stahl verwendet wird. Dabei kann das Werkstück während der
Umformung ortsfest fixiert oder relativ zu dem Umformwerkzeug bewegt werden. Die partielle
Krafteinleitung der Umformkraft resultiert dabei im Wesentlichen aus einer Neigung
des Umformwerkzeugs, indem die Wirkfläche des Umformwerkzeugs nicht parallel zu der
Teilfläche des Werkstücks ausgerichtet wird.
[0030] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass das Umformwerkzeug mit einem ersten Werkzeug
auf eine Teilfläche der ersten Umformfläche des Werkstücks einwirkt und mit einem
zweiten Werkzeug auf eine insbesondere zu der Teilfläche der ersten Umformfläche gleichförmige
Teilfläche einer zweiten Umformfläche des Werkstücks einwirkt. Hierdurch wird eine
doppelte partielle Umformung realisiert, bei der beide Werkzeuge gegenüber dem Werkstück
gekippt sind. Hierdurch wird eine geringe Reibung sowohl an dem oberen als auch an
dem unteren Werkzeug erreicht. Zudem lassen sich an beiden Außenflächen des Werkstücks
hohe Umformgrade erreichen, wodurch sich beispielsweise Stirnräder optimal herstellen
lassen. Dadurch eignet sich das Verfahren beispielsweise auch für Stirnräder mit einem
geringen Verzahnungs-Modul oder für Hochverzahnungen, die dadurch erstmals auch bei
Temperaturen unterhalb der Verzunderungsgrenze durch Umformung herstellbar sind.
[0031] Dabei werden die beiden Werkzeuge synchron zueinander bewegt, führen also insbesondere
gleichförmige Rotationsbewegungen durch.
[0032] Vorzugsweise weisen die beiden Werkzeuge jeweils eine Werkzeugachse auf, die mit
der Mittelachse des Werkstücks einen beispielsweise auch übereinstimmenden Winkel
zwischen 0° und 7° einschließen. Selbstverständlich können die Werkzeuge auch unterschiedliche
Winkel gegenüber dem Werkstück aufweisen. Weiterhin können beide Werkzeuge oder lediglich
ein Werkzeug eine Vorschubbewegung durchführen.
[0033] Eine wesentliche Steigerung der erzielbaren Umformgrade lässt sich dabei erreichen,
indem das Werkstück oder das Umformwerkzeug vor der Umformung mit einem flüssigen
oder festen Schmierstoff beaufschlagt werden.
[0034] Die Erfindung lässt zahlreiche Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung
ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben. Diese zeigt jeweils in einer Prinzipdarstellung in
- Fig. 1
- eine Seitenansicht auf ein Umformwerkzeug und ein Werkstück während der Durchführung
eines Umformverfahrens gemäß Stand der Technik;
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf eine Umformfläche des Werkstücks;
- Fig. 3
- eine Seitenansicht auf ein weiteres Umformwerkzeug mit zwei Werkzeugen während der
Durchführung des erfindungsgemäßen Umformverfahrens;
- Fig. 4
- eine perspektivische Darstellung eines mit dem erfindungsgemäßen Umformverfahren hergestellten
Kegelrades;
- Fig. 5
- eine perspektivische Darstellung eines mit dem erfindungsgemäßen Umformverfahren hergestellten
Stirnrades.
[0035] Das Umformverfahren gemäß Stand der Technik wird nachstehend zur Verdeutlichung des
Grundprinzips anhand der Figuren 1 und 2 näher beschrieben. Figur 1 zeigt in einer
Seitenansicht ein Umformwerkzeug 1 zur Herstellung eines als Verzahnungsbauteil ausgeführten
Werkstücks 2 in einem an sich bekannten Taumel- oder Drehschmiedeverfahren. Hierzu
hat das Umformwerkzeug 1 ein rotationssymmetrisches Werkzeug 3, welches zur Übertragung
einer Umformkraft auf das in einem Gesenk 4 gehaltene Werkstück 2 in eine Taumelbewegung
gegenüber der Mittelachse 5 oder eine Drehbewegung um die gekippte Werkzeugachse 6
versetzt wird. Es wird also keine reversierende, sondern eine umlaufende, rotierende
Bewegung erzeugt. Dadurch wirkt im Bereich einer Teilfläche 7 entsprechend einer momentanen
Kontaktfläche ausgehend von der Mittelachse 5 zum Umfang des Werkstücks 2 eine Umformkraft
F des Werkzeugs 3 auf das in einem Gesenk 4 gehaltene Werkstück 2, wobei die Umformkraft
F zwischen der Mittelachse 5 und einem Umfang des Formteils ihr Maximum F
max und in dem Randbereich ihr Minimum F
min hat. Indem das Werkstück 2 auf eine Temperatur von ca. 200 °C erwärmt wird und die
Umformkraft F nicht zugleich auf die gesamte, in Figur 2 erkennbare Umformfläche 8
übertragen wird, sondern sukzessive auf eine sich schrittweise oder stetig verändernde
Teilfläche 7 einwirkt, bis die gesamte Umformfläche 8 zumindest einmal mit der Umformkraft
F belastet ist, können überraschend hohe Umformgrade bei vergleichsweise geringer
Krafteinwirkung realisiert werden.
[0036] Wie insbesondere in Figur 2 in einer Draufsicht auf die Umformfläche 8 erkennbar,
wird die Umformkraft F partiell auf die jeweilige Teilfläche 7 übertragen, wobei die
ausgewählte Teilfläche 7 in Bezug auf die Umformfläche 8 nach einem vorbestimmten
Zyklus kontinuierlich wechselt. Die so bestimmten, verschiedenen Teilflächen 7, 7',
7", 7"' weisen jeweils eine übereinstimmende Größe auf und sind in Figur 2 andeutungsweise
dargestellt. Aufgrund der kontinuierlich fortschreitenden Krafteinwirkung F auf unterschiedliche
Teilflächen 7, 7', 7", 7'" wird eine schwellende Krafteinleitung in Verbindung mit
Scherkräften erzeugt, die der nach dem Stand der Technik üblichen rein axialen Krafteinleitung
ein reduziertes Verformungsmoment entgegensetzt. Im Ergebnis werden durch das erfindungsgemäße
Umformverfahren bei Temperaturen der Lauwarmumformung die Vorteile der Warm- und der
Kaltumformung kombiniert.
[0037] In Figur 3 ist eine Darstellung eines bei dem erfindungsgemäßen Umformverfahren einsetzbaren
Umformwerkzeugs 9 mit zwei Werkzeugen 3, 10 während der Durchführung des Umformverfahrens
dargestellt. Dabei wirkt das Umformwerkzeug 9 mit einem ersten Werkzeug 3 auf eine
in Figur 2 näher dargestellte Teilfläche 7 der ersten Umformfläche 8 des Werkstücks
und mit einem zweiten Werkzeug 10 auf eine gegenüber der Teilfläche 7 der ersten Umformfläche
8 gleich große Teilfläche einer zweiten Umformfläche 11 des Werkstücks 2 ein. Indem
die beiden Werkzeuge 3, 10 jeweils nicht vollflächig belastet werden, wird eine geringe
Reibung bei zugleich hohen Umformgraden an beiden Außenflächen des Werkstücks 2 erreicht.
Die beiden Werkzeuge 3, 10 weisen jeweils eine Werkzeugachse 6, 12 auf, die gegenüber
dem Werkstück 2 einen übereinstimmenden Winkel einschließen, sodass also die Werkzeugachsen
6, 12 der beiden Werkzeuge 3, 10 jeweils gegenüber einer Werkstückmittelachse geneigt
angeordnet sind.
[0038] Abschließend ist in den Figuren 4 und 5 noch jeweils ein mit dem erfindungsgemäßen
Umformverfahren hergestelltes Werkstück 2 als Verzahnungsbauteil dargestellt, wobei
in Figur 4 ein Kegelrad und in Figur 5 ein Stirnrad gezeigt ist.
Bezugszeichenliste
[0039]
- 1
- Umformwerkzeug
- 2
- Werkstück
- 3
- Werkzeug
- 4
- Gesenk
- 5
- Mittelachse
- 6
- Werkzeugachse
- 7
- Teilfläche
- 8
- Umformfläche
- 9
- Umformwerkzeug
- 10
- Werkzeug
- 11
- Umformfläche
- 12
- Werkzeugachse
- F
- Umformkraft
- Fmax
- Max. Umformkraft
- Fmin
- Min. Umformkraft
1. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren, bei dem ein Werkstück (2) auf einen bestimmten
Temperaturbereich gebracht und mittels eines Umformwerkzeugs (1, 9) umgeformt wird,
wobei die durch ein gegenüber dem Werkstück (2) gekipptes, rotierend bewegtes, oberes,
erstes Werkzeug (1) des Umformwerkzeugs (1, 9) während der Umformung übertragene Umformkraft
(F) auf eine Teilfläche (7) einer umzuformenden, im Wesentlichen rotationssymmetrischen,
ersten Umformfläche (8) des Werkstücks (2) einwirkt und die Teilfläche (7), die die
Größe eines Sektors der ersten Umformfläche (8) mit gegenüber der gesamten ersten
Umformfläche (8) reduziertem Flächenanteil nicht überschreitet, während der Einwirkung
der im Wesentlichen konstanten Umformkraft (F) stetig verändert wird, sodass nach
Abschluss eines Zyklus die gesamte erste Umformfläche (8, 11) mit der Umformkraft
(F) beaufschlagt wurde,
und wobei das Umformwerkzeug (9) mit einem gegenüber dem Werkstück (2) ebenfalls gekippten,
rotierend bewegten, unteren, zweiten Werkzeug (10) auf eine zu der Teilfläche (7)
der ersten Umformfläche (8) kongruente Teilfläche einer der ersten Umformfläche (8)
gegenüberliegenden, zweiten Umformfläche (11) des Werkstücks (2) einwirkt,
wobei die beiden Werkzeuge (1, 9) des Umformwerkzeugs in gleichförmigen Rotationsbewegungen
synchron zueinander bewegt werden
dadurch gekennzeichnet,
dass das Umformverfahren zwischen 50°C und 450°C im Temperaturbereich der Lauwarmumformung
des Werkstücks und mit einem Umformgrad von partiell ϕ > 4 durchgeführt wird.
2. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkstück (2) auf eine Temperatur zwischen 100 °C bis 300 °C, insbesondere zwischen
150 °C und 250 °C, erwärmt wird und dass die Temperatur während der Umformung im Wesentlichen
konstant gehalten wird.
3. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Umformung mit einem Hub ohne Zwischenglühen durchgeführt wird.
4. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Umformung von einem Ausgangszustand zu einer vorbestimmten Sollgeometrie während
eines einzigen Zyklus oder mehrerer vollständiger Zyklen durchgeführt wird.
5. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die jeweils von der Umformkraft (F) beaufschlagten Teilflächen (7) während eines
Zyklus im Wesentlichen gleich groß bemessen werden.
6. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Umformfläche (8, 11) im Wesentlichen kreisförmig ist, wobei die Teilfläche (7)
die Größe eines Sektors mit einem Flächeninhalt von 25 % der Umformfläche (8, 11)
nicht überschreitet.
7. Taumelumform- oder Drehschmiedeverfahren nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Werkzeuge (3, 10) jeweils eine Werkzeugachse (6, 12) aufweisen, die mit
der Mittelachse des Werkstücks (2) einen übereinstimmenden Winkel einschließt.
1. Wobble-forming or rotary-forging method in which a workpiece (2) is brought to a specific
temperature range and is formed by means of a forming tool (1, 9), wherein the forming
force (F) transmitted during the forming by an upper, first tool (1) of the forming
tool (1, 9) that is tilted with respect to the workpiece (2) and moved in a rotary
manner acts on a partial surface (7) of a substantially rotationally symmetrical first
forming surface (8) to be formed of the workpiece (2), and the partial surface (7),
which does not exceed the size of a sector of the first forming surface (8) having
a surface portion that is reduced compared to the entire first forming surface (8),
said workpiece being continuously modified during the action of the substantially
constant forming force (F) so that the entire first forming surface (8, 11) has been
subjected to the forming force (F) after completion of one cycle,
and wherein the forming tool (9), with a lower, second tool (10) which is likewise
tilted with respect to the workpiece (2) and moved in a rotary manner, acts on a partial
surface of a second forming surface (11) of the workpiece (2) opposite the first forming
surface (8) that is congruent with the partial surface (7) of the first forming surface
(8),
wherein the two tools (1, 9) of the forming tool are moved synchronously with one
another in uniform rotational movements,
characterized in that
the forming method is carried out between 50°C and 450°C in the temperature range
of the lukewarm forming of the workpiece and with a degree of forming of in part ϕ
> 4.
2. Wobble-forming or rotary-forging method according to Claim 1, characterized in that the workpiece (2) is heated to a temperature between 100°C and 300°C, in particular
between 150°C and 250°C, and in that the temperature is kept substantially constant during the forming.
3. Wobble-forming or rotary-forging method according to at least one of the preceding
claims, characterized in that the forming is carried out in a single stroke without intermediate annealing.
4. Wobble-forming or rotary-forging method according to at least one of the preceding
claims, characterized in that the forming from an initial state to a predetermined desired geometry is carried
out during a single cycle or a plurality of complete cycles.
5. Wobble-forming or rotary-forging method according to at least one of the preceding
claims, characterized in that the partial surfaces (7) respectively acted upon by the forming force (F) during
a cycle are dimensioned to be of substantially the same size.
6. Wobble-forming or rotary-forging method according to at least one of the preceding
claims, characterized in that the forming surface (8, 11) is substantially circular, wherein the partial surface
(7) does not exceed the size of a sector having a surface area that is 25% of the
forming surface (8, 11).
7. Wobble-forming or rotary-forging method according to at least one of the preceding
claims, characterized in that the two tools (3, 10) each have a tool axis (6, 12) forming an angle corresponding
to the central axis of the workpiece (2).
1. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant, dans lequel une pièce à travailler
(2) est amenée à une plage de températures définie et déformée au moyen d'un outil
de formage (1, 9), la force de formage (F) transmise pendant le formage par un premier
outil supérieur (1) de l'outil de formage (1, 9) basculé et déplacé en rotation par
rapport à la pièce à travailler (2), agissant sur une surface partielle (7) d'une
première surface de formage (8) de la pièce à travailler (2) essentiellement symétrique
en rotation devant être formée, et la surface partielle (7), qui ne dépasse pas la
taille d'un secteur de la première surface de formage (8) avec une part de surface
réduite par rapport à la totalité de la première surface de formage (8), étant modifiée
en continu pendant l'action de la force de formage (F) essentiellement constante,
de sorte qu'à la fin d'un cycle, la totalité de la première surface de formage (8,
11) ait été exposée à la force de formage (F),
et l'outil de formage (9) agissant avec un deuxième outil inférieur (10) également
basculé et déplacé en rotation par rapport à la pièce à travailler (2) sur une surface
partielle congruente par rapport à la surface partielle (7) de la première surface
de formage (8) d'une deuxième surface de formage (11) opposée à la première surface
de formage (11) de la pièce à travailler (2),
les deux outils (1, 9) de l'outil de formage étant déplacés de manière synchrone l'un
par rapport à l'autre selon des mouvements de rotation uniformes caractérisé en ce
que le procédé de formage est réalisé entre 50 °C et 450 °C dans la plage de température
de formage tiède de la pièce à travailler et avec un degré de formage de partiellement
ϕ > 4.
2. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant selon la revendication 1, caractérisé en ce que la piece à travailler (2) est chauffée à une température entre 100 °C et 300 °C,
en particulier entre 150 °C et 250 °C, et que la température est maintenue essentiellement constante pendant le formage.
3. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant selon au moins une des revendications
précédentes, caractérisé en ce que le formage est réalisé avec une course sans recuit intermédiaire.
4. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant selon au moins une des revendications
précédentes, caractérisé en ce que le formage est réalisé depuis un état de départ jusqu'à une géométrie de consigne
prédéfinie pendant un seul cycle ou plusieurs cycles complets.
5. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant selon au moins une des revendications
précédentes, caractérisé en ce que les surfaces partielles (7) exposées à la force de formage (F) pendant un cycle sont
de dimensions essentiellement identiques.
6. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant selon au moins une des revendications
précédentes, caractérisé en ce que la surface de formage (8, 11) est essentiellement de forme circulaire, la surface
partielle (7) ne dépassant pas la taille d'un secteur avec une aire de surface de
25 % de la surface de formage (8, 11).
7. Procédé de forgeage rotatif ou de formage oscillant selon au moins une des revendications
précédentes, caractérisé en ce que les deux outils (3, 10) présentent respectivement un axe d'outil (6, 12), qui forme
un angle concordant avec l'axe médian de la pièce à travailler (2).