[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Formänderung eines plattenartigen
Werkstücks, das eine durch Materialstärkenreduzierung gebildete Formausnehmung aufweist,
umfassend Anordnen des Werkstücks auf mindestens zwei voneinander beabstandeten Stützelementen
eines Maschinenbettes, Umformen des Werkstücks in eine Endform durch schrittweises
Freibiegen, indem die Schritte Biegen eines Teilabschnitts des Werkstücks durch Absenken
eines Oberwerkzeugs zwischen die Stützelemente aus einer Warteposition in eine Umformposition,
Anheben des Oberwerkzeugs in die Warteposition und Verfahren der Position des Werkstücks
relativ zu dem Maschinenbett in mindestens einer Zustellrichtung repetierend ausgeführt
werden.
[0002] Ein derartiges Verfahren kommt insbesondere bei der Bearbeitung von Großblechen zum
Einsatz, die als Außenverkleidung von Flugzeugen dienen. Ferner kommen Anordnungen
zur Formänderung bei der Bearbeitung von Großblechen zum Einsatz, die als Außenverkleidung
von Flugzeugen dienen. Die Bleche sind entsprechend der Außenkontur des Flugzeugrumpfes
umzuformen und häufig ist ein Werkstück mit mehreren verschiedenen Radien herzustellen.
Die Bleche werden häufig mittels Rollumformen in die gewünschte Endform gebracht,
also beim Durchlauf verschiedener Rollen umgeformt.
[0003] Regelmäßig werden die umgeformten Bleche anschließend spanend bearbeitet, um Nietbohrungen,
Taschen und Ausschnitte in das bereits umgeformte Werkstück einzubringen.
[0004] Aus dem Dokument
DE 10 2011 114 927 A1 geht ein Verfahren zum Rundbiegen von großen Blechen auf einen Zielradius hervor.
Das Rundbiegen erfolgt mittels einer Kantbank durch mehrfaches Kanten mit einem Rundstempel.
[0005] Aus der
US 5,956,991 geht eine Anordnung zur Formänderung von Dekorplatten hervor, das eine durch Materialstärkenreduzierung
gebildete Formausnehmung aufweist, wobei Blattfedern vorgesehen sind, um Kräfte beim
Umformen zu verteilen.
[0006] Nachteilig ist, dass mit den bekannten Verfahren und Anordnungen ausschließlich vollflächige
Werkstücke bearbeitet werden können. Zerspanend bearbeitete Werkstücke, die also beispielsweise
bereits Taschen, Nietbohrungen oder Ausnehmungen für Fenster aufweisen, sind mit den
bekannten Verfahren und Anordnungen nicht zufriedenstellend zu bearbeiten, da derartige
Formausnehmungen im Werkstück bei Nutzung der bekannten Umformverfahren zu unkontrollierbaren
Verformungen des Werkstücks im Bereich dieser Formausnehmungen führen.
[0007] Aufgrund dessen ist es erforderlich, die Werkstücke zunächst in einem Biegeprozess
umzuformen und diese erst anschließend zerspanend zu bearbeiten, um die gewünschte
Formausnehmung herzustellen. Aufgrund der nach dem Biegeprozess des Werkstücks erhaltenen,
sich räumlich erstreckenden Werkstückgeometrie ist für die anschließende Bearbeitung
der Einsatz von 5-Achsen-Portalfräsen unvermeidlich, der mit großem Platzbedarf und
hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten einhergeht.
[0008] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren vorzuschlagen, mittels
dessen plattenartige, bereits zerspanend bearbeitete Werkstücke kostengünstig, mit
hoher Präzision und Wiederholgenauigkeit durch schrittweises Freibiegen umgeformt
werden können. Des Weiteren besteht die Aufgabe darin, ein entsprechendes Verfahren
vorzuschlagen.
[0009] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den eingangs genannten Merkmalen dadurch
gelöst, dass vor dem Umformen des Werkstücks in die Endform ein an die Formausnehmung
angepasstes und zum Materialstärkenausgleich eingerichtetes Füllelement erstellt und
im Bereich der Formausnehmung angeordnet wird. Das erfindungsgemäße Verfahren bietet
zahlreiche Vorteile gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren. So
wird mittels der Erfindung erstmals ein Verfahren geschaffen, das das Biegen von bereits
zerspanend bearbeiteten Werkstücken erlaubt. Die Werkstücke können nun bereits vor
dem Biegevorgang aufgrund ihrer plattenartigen Geometrie spanend bearbeitet werden.
Hierzu genügt der Einsatz einer dreiachsigen Zerspanungsmaschine, wodurch insbesondere
auch der erforderliche Aufwand zum Spannen des Werkstücks gegenüber einer aufwändigen
Bearbeitung mittels einer 5-Achsen-Portalfräse an einem bereits gebogenen Werkstück
deutlich reduziert ist. Auf diese Weise können die Werkstücke deutlich kostengünstiger
bearbeitet werden. Zudem wird mittels des Füllelements ein hochpräziser Biegevorgang,
insbesondere im Bereich der Formausnehmungen, also im Bereich von eingefrästen Taschen,
Nietenlochbohrungen, Fensterausschnitten oder dergleichen gewährleistet und so eine
extrem gute Wiederholgenauigkeit des gesamten Biegevorgangs erreicht.
[0010] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass das Füllelement
zumindest im Wesentlichen als Negativform der Formausnehmung erstellt wird. Anders
ausgedrückt ist das Füllelement derart ausgebildet, dass es formschlüssig oder im
Wesentlichen formschlüssig in die Formausnehmung hineinpasst. Das Füllelement bildet
so eine wiederverwendbare Zwischenlage, die zwischen dem Oberwerkzeug und dem Werkstück
angeordnet ist. Das Füllelement gewährleistet eine gleichmäßige Einleitung der beim
Biegevorgang wirkenden Kräfte in das Werkstück und kompensiert das materialstärkenabhängige
unterschiedliche Umformverhalten beim Biegevorgang. So wird das gesamte Werkstück
trotz der vorhandenen Formausnehmung exakt und mit hoher Präzision und Wiederholgenauigkeit
gebogen.
[0011] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausbildung der Erfindung weist das Füllelement in
Bereichen der Formausnehmung mit reduzierter Materialstärke jeweils eine Mindestdicke
auf, die mindestens dem Maß der Materialstärkenreduktion des Werkstücks in diesem
Bereich entspricht. Das Füllelement ist folglich als Ausgleichselement eingerichtet,
dass den Materialabtrag durch den zuvor erfolgten Zerspanungsprozess an dem Werkstück
exakt kompensiert, so dass beim Umformvorgang stets ein im Wesentlichen flächiger
Kontakt zwischen dem Oberwerkzeug und dem Werkstück bzw. dem darauf angeordneten Füllelement
gegeben ist. Entsprechend einer weiteren zweckmäßigen Ausbildung der Erfindung wird
das Füllelement derart erstellt, dass dieses, in der Formausnehmung angeordnet, unter
Bildung einer zumindest im Wesentlichen glatten Andruckfläche mit der Oberseite des
Werkstücks bündig abschließt.
[0012] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird das Füllelement in vorgegebenen
Überhöhungsbereichen gegenüber der Andruckfläche vorspringend erstellt. Hierdurch
wirken in den entsprechenden Überhöhungsbereichen beim Umformvorgang lokal höher Biegekräfte
auf das Werkstück ein. Auf diese Weise wird das Rücksprungverhalten des Materials,
das abhängig von der jeweiligen lokalen Materialstärke des Werkstücks ist, kompensiert
und der Biegevorgang auch in Bereichen verschiedener Materialstärke des Werkstücks
mit äußerst hoher Präzision durchgeführt. Mit anderen Worten sind die Überhöhungsbereiche
des Füllelements zur Kompensation des Rücksprungverhaltens ausgebildet und eingerichtet.
[0013] Alternativ oder in Ergänzung werden die Überhöhungsbereiche durch eine druckfeste
Folie gebildet, die auf der Andruckfläche des Füllelements angeordnet wird. So kann
auf besonders einfache und kostengünstige Weise eine Kompensation unerwünschten Rücksprungverhaltens
von Werkstückbereichen erzielt werden. Die Folie wird hierzu vorteilhafterweise aufgeklebt
und ist auf diese Weise zudem gegen unerwünschtes Verrutschen gesichert.
[0014] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass das Füllelement
aus Acrylnitril-Butadien-Kunststoff (ABS) hergestellt wird. ABS ist zerspanbar, vergleichsweise
kostengünstig und weist die für den Umformvorgang erforderlichen physikalischen Eigenschaften
auf. Zum einen verfügt ABS über die erforderliche Flexibilität, um nach dem Biegevorgang
wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Zum anderen verfügt ABS über die erforderliche
Härte, um die beim Umformvorgang entstehenden Kräfte von dem Oberwerkzeug auf das
umzuformenden Werkstück zu übertragen, ohne sich selbst nennenswert zu verformen.
Vorzugsweise wird das Füllelement durch Zerspannen hergestellt. Auf diese Weise ist
das Füllelement kostengünstig und mit hoher Präzision herstellbar.
[0015] Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass zwischen
den Stützelementen des Maschinenbetts und dem Werkstück ein federndes Stützflächenelement
angeordnet ist. Das federnde Stützflächenelement bildet ein federndes Maschinenbett.
Beim Umformvorgang wird das Stützflächenelement elastisch mitverformt und stützt so
vollflächig das Werkstück. Vorteilhafterweise können so einerseits Werkstücke mit
geringer Materialstärke umgeformt werden und anderseits ist es so möglich, auch die
Endbereiche der Werkstücke mit hoher Präzision umzuformen, da auch die Endbereiche
während des Umformens stets gestützt werden.
[0016] In einer weiteren bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform kann die Erfindung
auch eine Anordnung zur Formänderung eines plattenartigen Werkstücks betreffen, das
eine durch Materialstärkenreduzierung gebildete Formausnehmung aufweist, umfassend
mindestens zwei zum Anordnen des Werkstücks auf einem Maschinenbett eingerichtete,
voneinander beabstandete Stützelemente, eine zum Umformen des Werkstücks in eine Endform
durch schrittweises, repetierendes Freibiegen eingerichtete Umformeinrichtung mit
einem Oberwerkzeug, das aus einer Warteposition in eine Umformposition steuerbeweglich
absenkbar zum Biegen eines Teilabschnitts des Werkstücks eingerichtet ist sowie mit
Positioniermitteln, die zum Verfahren der Position des Werkstücks relativ zu dem Maschinenbett
in mindestens einer Zustellrichtung ausgebildet sind
[0017] Durch die obige bevorzugte Ausführungsform der Anordnung kann die Aufgabe der Erfindung
dadurch gelöst werden, dass die Anordnung weiter ein an die Formausnehmung angepasstes
und zum Materialstärkenausgleich eingerichtetes Füllelement umfasst, das eingerichtet
ist, vor dem Umformen des Werkstücks in die Endform im Bereich der Formausnehmung,
angeordnet zu werden. Zur Vermeidung von Wiederholungen der damit einhergehenden Vorteile,
wird auf die obigen Ausführungen zum erfindungsgemäßen Verfahren verwiesen. Die dort
beschriebenen Vorzüge gelten in analoger Weise auch für die erfindungsgemäße Anordnung
sowie für die im Folgenden genannten weiteren vorteilhaften Ausführungen der erfindungsgemäßen
Anordnung.
[0018] Weiter zweckmäßig kann in der bevorzugten Ausführungsform der Anordnung das Füllelement
zumindest im Wesentlichen als Negativform der Formausnehmung ausgebildet sein.
[0019] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann das Füllelement in Bereichen
der Formausnehmung mit reduzierter Materialstärke jeweils eine Mindestdicke aufweisen,
die mindestens dem Maß der Materialstärkenreduktion des Werkstücks in diesem Bereich
entspricht.
[0020] In einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung der Anordnung kann das Füllelement derart
ausgebildet sein, dass dieses, in der Formausnehmung angeordnet, unter Bildung einer
zumindest im Wesentlichen glatten Andruckfläche mit der Oberseite des Werkstücks bündig
abschließt.
[0021] In einer bevorzugten Weiterbildung der Anordnung kann das Füllelement in vorgegebenen
Überhöhungsbereichen gegenüber der Andruckfläche vorspringend eingerichtet sein.
[0022] Bei einer weiteren zweckmäßigen Ausbildung der weiteren Ausführungsform der Anordnung
ist zum Erstellen der Überhöhungsbereiche eine druckfeste Folie auf der Andruckfläche
angeordnet.
[0023] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Anordnung ist die Folie mit
der Andruckfläche durch eine Klebeverbindung verbunden.
[0024] Eine weitere zweckmäßige Ausbildung der Anordnung zeichnet sich dadurch aus, dass
das Füllelement aus Acrylnitril-Butadien-Kunststoff (ABS) besteht.
[0025] In der Anordnung kann weiter bevorzugt zwischen den Stützelementen des Maschinenbetts
und dem Werkstück ein federndes Stützflächenelement angeordnet sein.
[0026] Weitere bevorzugte und/oder zweckmäßige Merkmale und Ausgestaltungen der Erfindung
ergeben sich aus den Unteransprüchen und der Beschreibung. Besonders bevorzugte Ausführungsformen
werden anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht einer Anordnung gemäß einer ersten Ausführungsform,
- Fig. 2
- eine schematische Ansicht des Umformvorgangs mittels der Anordnung, und
- Fig. 3
- eine weitere vorteilhafte Ausführung einer Anordnung mit einem Stützflächenelement.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren sowie weitere bevorzugte Ausführungsformen einer Anordnung
werden im Folgenden anhand bevorzugter Ausführungsformen näher beschrieben. Aufgrund
der Analogie zwischen Verfahren und Anordnung gelten die jeweils gemachten Ausführungen
zum Verfahren ebenso für die Anordnung und umgekehrt.
[0028] Figur 1 zeigt ein plattenartiges Werkstück 10 mit einer durch Materialstärkenreduzierung
gebildeten Formausnehmung. Beispielsweise ist das Werkstück ein Blech oder Großblech
zur Verwendung als Flugzugaußenhaut, insbesondere aus Aluminiumlegierungen mit Kupfer-
und/oder Magnesiumanteilen mit hohen Zugfestigkeiten im Bereich von 400 bis 450 N/mm
2. Derartige Bleche weisen beispielsweise Maße von 800 x 800 mm bis zu 6000 x 6000
mm auf. Die maximale Materialstärke des Werkstücks 10 variiert je nach Anwendungsfall
zwischen 0,5 und 16 mm. Das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsgemäße
Vorrichtung sind zum Umformen von Werkstücken 10 aus Kunststoff oder Metall, wie Aluminium-
und Stahlblechen geeignet.
[0029] Das Werkstück 10 weist eine Formausnehmung auf, die durch Materialstärkenreduzierung
gebildet ist. Wie der schematischen Ansicht in Figur 1 zu entnehmen ist, weist das
Werkstück 10 Bereiche 11 reduzierter Materialstärke auf. Diese Bereiche 11 bilden
die Formausnehmung. Bei der Verwendung der Werkstücke 10 in der Flugzeugindustrie
als Flugzeugaußenhaut, auch als "skins" bezeichnet, werden diese Bereiche 11 beispielsweise
durch Nietbohrungen, Taschen zur Gewichtsersparnis, Ausschnitte für Fenster oder dergleichen
in das Werkstück 10 eingebracht. Die Bearbeitung des Werkstücks zum Einbringen der
Formausnehmung erfolgt durch Zerspanen, beispielsweise am plattenartigen, also ebenen
Werkstück 10 mittels dreiachsigen Zerspanungsmaschinen.
[0030] Zur Formänderung, beispielsweise um das Werkstück 10 an die gewünschte Flugzeugkontur
anzupassen, wird dieses vorzugsweise auf mindestens zwei voneinander beabstandeten
Stützelementen 12 eines Maschinenbettes 13 angeordnet. Der Umformvorgang in die Endform
erfolgt durch schrittweises Freibiegen. Hierzu wird ein Teilabschnitt des Werkstücks
10 durch Absenken eines Oberwerkzeugs 14 zwischen die Stützelemente 12 aus einer -
in der Zeichnung nicht gezeigten - Warteposition in eine Umformposition 15 gebracht.
[0031] Anschließend wird das Oberwerkzeug 14 angehoben, also wieder in z-Richtung 16 in
die Warteposition verfahren. Nun wird die Position des Werkstück 10 relativ zu dem
Maschinenbett in mindestens einer Zustellrichtung 17 verfahren. Figur 2 zeigt das
Werkstück 10 schematisch nach einem oder mehreren Umformvorgängen. Die zuvor beschriebenen
Schritte werden repetierend so oft ausgeführt, bis die gewünschte Endform durch mehrfaches
Umformen erreicht ist.
[0032] Weiter bevorzugt sind die - in der Zeichnung nicht gezeigten - Positioniermittel
ausgebildet und eingerichtet, das Werkstück 10 nicht nur in der gezeigten Zustellrichtung
17 zu verfahren, sondern zusätzlich in einer weiteren Richtung senkrecht zu der Zustellrichtung
17 zu verfahren. Das Werkstück kann so weitestgehend beliebig in der XY-Ebene positioniert
und verfahren werden. Zusätzlich ist es möglich, das Oberwerkzeug 14 gegenüber der
Z-Richtung 17 zu neigen. Auf diese Weise können die Werkstücke in gewissem Maß beim
Umformen tordiert werden.
[0033] Durch Vorgabe der Eintauchtiefe des Oberwerkzeugs 14, die durch Absenkweg bestimmt
ist, wird der jeweils bei einem Umformvorgang gewünschte lokale Biegeradius vorgegeben.
Durch repetierendes Ausführen dieses Umformvorgangs wird das Werkstück 10 in die gewünschte
Endform umgeformt. Durch Vorgabe individueller Eintauchtiefen für jeden Biegevorgang
können unterschiedliche Radien in das Werkstück 10 eingebracht werden.
[0034] Vor dem Umformen des Werkstücks 10 in die Endform wird ein an die Formausnehmung
angepasstes und zum Materialstärkenausgleich eingerichtetes Füllelement 18 erstellt
und im Bereich der Formausnehmung angeordnet. Wie in den Figuren 1 und 2 gezeigt,
wird das Füllelement 18 auf dem umzuformenden Werkstück 10 angeordnet und füllt so
insbesondere die Bereiche 11 reduzierter Materialstärke der Formausnehmung aus.
[0035] Hierdurch wird es erstmals möglich, bereits spanend bearbeitete Werkstücke 10 mit
den genannten Formausnehmungen anschließend durch Freibiegen umzuformen, ohne aufgrund
bereits eingebrachter Bereiche reduzierter Materialstärke in dem Werkstück 10 in diesen
Bereichen Umformergebnisse zu erhalten, die den engen vorgegebenen Toleranzen zuwiderlaufen.
[0036] Das Oberwerkzeug 14 weist vorteilhafterweise ein mit dem Werkstück 10 bzw. dem Füllelement
18 in Kontakt kommendes Schwertende 22 auf. Dieses ist vorzugsweise aus Kunststoff
gefertigt und weist einen großen Radius, vorzugsweise größer 50 mm auf, um einerseits
das Werkstück 10 schonend zu biegen und andererseits möglichst weiche Übergänge der
Biegeradien zu gewährleisten.
[0037] Vorzugsweise wird das Füllelement 18 als Negativform bzw. im Wesentlichen als Negativform
der Formausnehmung erstellt. Mit anderen Worten weist das Füllelement 18 eine Form
auf, die zur Form der Bereiche 11 reduzierter Materialstärke korrespondiert, so dass
das auf dem Werkstück 10 angeordnete Füllelement 18 die Formausnehmung vorzugsweise
vollflächig ausfüllt und den Materialabtrag des Werkstücks 10 im Bereich der Formausnehmung
vollständig kompensiert. Das Füllelemente 18 bildetet so mit dem Werkstück 10 oberwerkzeugseitig
eine ebene bzw. glatte Andruckfläche 19. Auch ist es möglich das Füllflächenelement
18 so zu gestalten, dass dieses nur partiell ausgewählte Bereich des Werkstücks 10
abdeckt.
[0038] Weiter bevorzugt weist das Füllelement 18 in Bereichen 11 der Formausnehmung mit
reduzierter Materialstärke jeweils eine Mindestdicke auf, die mindestens dem Maß der
Materialstärkenreduktion des Werkstücks 10 in diesem Bereich entspricht. Das Werkstück
10 bildet so mit dem Füllelemente 18 die zuvor beschriebene ebene Andruckfläche 19,
so dass beim Umformvorgang grundsätzlich ein flächiger Kontakt zwischen Oberwerkzeug
14 und dem Werkstück 10 bzw. dem Füllelement 18 gewährleistet ist.
[0039] Das Füllelement 18 wird daher derart erstellt, dass dieses, in der Formausnehmung
angeordnet, unter Bildung der zumindest im Wesentlichen glatten Andruckfläche 19 mit
der Oberseite 20 des Werkstücks 10 bündig abschließt.
[0040] Gemäß einer bevorzugten - in der Zeichnung nicht gezeigten - Weiterbildung der Erfindung
ist vorgesehen, dass das Füllelement in vorgegebenen Überhöhungsbereichen gegenüber
der Andruckfläche 19 vorspringend erstellt wird. Das Werkstück 10 weist abhängig von
der jeweiligen lokalen Materialstärke ein unterschiedliches Rücksprungverhalten auf.
In Abhängigkeit der jeweiligen lokalen Materialstärke sowie des gewählten Biegeradius
federt das Material des Werkstücks nach dem Umformvorgang unterschiedlich stark zurück.
[0041] Dieses Rücksprungverhalten wird erfindungsgemäß vor dem Umformvorgang simulativ ermittelt
und anhand dieser Simulation das Rücksprungverhalten des gesamten umzuformenden Werkstücks
10 prognostiziert. Auf Basis dieser Prognose werden anschließend die Überhöhungsbereiche
bestimmt, an denen das Füllelement entsprechend breiter auszuführen ist, so dass dieses
die genannten Überhöhungsbereiche aufweist. In diesen Überhöhungsbereichen wird so
gegenüber den restlichen Bereichen des Füllelements eine erhöhte Eintauchtiefe erzielt
und auf diese Weise in den Überhöhungsbereichen die auf das Werkstück ausgeübte Kraft
gegenüber den restlichen Bereichen beim Biegevorgang vergrößert. Im Ergebnis wird
das Werkstück 10 lokal an den Stellen der Überhöhungsbereiche soweit stärker gebogen,
dass das Rücksprungverhalten des Materials kompensiert wird und das Werkstück 10 in
allen Bereichen exakt in die gewünschte Endform umgeformt wird.
[0042] Zur Bestimmung der Überhöhungsbereiche kommt beispielsweise eine Prozesssimulation
unter Verwendung eines Programmes zur Analyse mittels Finite-Elemente-Methode (FEM)
zum Einsatz. Durch Modellierung der Geometrie des Oberwerkzeugs 14 und des Maschinenbetts
13 sowie der Materialeigenschaften des Werkstücks 10 und des Füllelements 18 kann
der Biegevorgang simuliert und so die Gesamtgeometrie des Füllelements 18 so ermittelt
werden, dass die genannten exakten Umformergebnisse erzielt werden.
[0043] Wie bereits zuvor ausgeführt, wird das Füllelement 18 auf Basis der ermittelten Geometrie
des Füllelements 18 vorzugsweise aus dem Vollen gefräst. Alternativ und/oder in Ergänzung
ist es möglich, zum Erstellen der Überhöhungsbereiche eine druckfeste Folie auf der
Andruckfläche 19 des Füllelements anzuordnen und so die Materialstärke des Füllelements
18 in den jeweiligen Überhöhungsbereichen entsprechend anzupassen. Weiter bevorzugt
wird die Folie auf die Andruckfläche 19 des Füllelements 18 aufgeklebt und so gegen
unerwünschtes Verrutschen gesichert.
[0044] Vorzugsweise wird das Füllelement 18 aus Acrylnitril-Butadien-Kunststoff (ABS) hergestellt.
Dieses Material besitzt ein E-Modul von 2400 MPa und weist so die erforderliche Flexibilität
auf, um sich einerseits während des Umformvorgangs elastisch mitzuverformen und anderseits
nach dem Ende des Umformvorgangs wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Auf diese
Weise kann das Füllelement 18 für eine Vielzahl von Umformungsvorgängen genutzt werden.
Der ABS-Kunststoff weist vorzugsweise eine Härte von 90 shore auf und ist geeignet,
zerspanend bearbeitet zu werden.
[0045] Alternativ kann das Füllelement 18 aus anderen Kunststoffen, Faserverbundwerkstoffen,
Gießharz oder Federstahl hergestellt werden. Zur Herstellung des Füllelements 18 kommen
neben der zerspanenden Bearbeitung je nach verwandtem Material auch Guss- oder Laminier-Verfahren
zum Einsatz.
[0046] In Figur 3 ist eine weitere vorteilhafte Ausführung der Anordnung gezeigt, anhand
derer im Folgenden auch das erfindungsgemäße Verfahren erläutert wird. Zwischen den
Stützelementen 12 des Maschinenbetts 13 und dem Werkstück 10 ist ein federndes Stützflächenelement
21 angeordnet. Das Werkstück 10 ist also auf den mindestens zwei Stützelementen 12
über das federnde Stützflächenelemente 21 gelagert. Das Stützflächenelement 21 ist
folglich als Federmaschinenbett ausgebildet und wird beim Umformvorgang des Werkstücks
10 elastisch mitverformt, stellt sich jedoch nach Abschluss des Biegevorgangs selbsttätig
in seine ursprüngliche Form zurück. Durch das Stützflächenelement 21 wird das Werkstück
10 vollflächig gestützt.
1. Verfahren zur Formänderung eines plattenartigen Werkstücks (10), das eine durch Materialstärkenreduzierung
gebildete Formausnehmung aufweist, umfassend
Anordnen des Werkstücks (10) auf mindestens zwei voneinander beabstandeten Stützelementen
(12) eines Maschinenbettes (13),
Umformen des Werkstücks (10) in eine Endform durch schrittweises Freibiegen, indem
die Schritte
- Biegen eines Teilabschnitts des Werkstücks (10) durch Absenken eines Oberwerkzeugs
(14) zwischen die Stützelemente aus einer Warteposition in eine Umformposition (15),
- Anheben des Oberwerkzeugs (14) in die Warteposition und
- Verfahren der Position des Werkstücks (10) relativ zu dem Maschinenbett (13) in
mindestens einer Zustellrichtung
repetierend ausgeführt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
vor dem Umformen des Werkstücks (10) in die Endform ein an die Formausnehmung angepasstes
und zum Materialstärkenausgleich eingerichtetes Füllelement (18) erstellt und im Bereich
der Formausnehmung angeordnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Füllelement (18) zumindest im Wesentlichen als Negativform der Formausnehmung
erstellt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Füllelement (18) in Bereichen (11) der Formausnehmung mit reduzierter Materialstärke
jeweils eine Mindestdicke aufweist, die mindestens dem Maß der Materialstärkenreduktion
des Werkstücks (10) in diesem Bereich entspricht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, dass das Füllelement (18) derart erstellt wird, dass dieses, in der Formausnehmung angeordnet,
unter Bildung einer zumindest im Wesentlichen glatten Andruckfläche (19) mit der Oberseite
(20) des Werkstücks (10) bündig abschließt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet dadurch, dass das Füllelement (18) in vorgegebenen Überhöhungsbereichen gegenüber der Andruckfläche
(19) vorspringend erstellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zum Erstellen der Überhöhungsbereiche eine druckfeste Folie auf der Andruckfläche
(19) des Füllelements (18) angeordnet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Folie aufgeklebt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Füllelement (18) aus Acrylnitril-Butadien-Kunststoff hergestellt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Füllelement (18) durch Zerspanen hergestellt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Stützelementen (12) des Maschinenbetts (13) und dem Werkstück (10) ein
federndes Stützflächenelement (21) angeordnet ist.