[0001] Die Erfindung betrifft eine Kellystangenanordnung für ein Bohrgerät, insbesondere
ein Erdbohrgerät, mit einer rohrförmigen Außenkellystange, welche zum Aufliegen auf
einem Bohrantrieb und zum Aufnehmen eines Bohrdrehmoments des Bohrantriebs ausgebildet
ist, und mit einer Innenkellystange, welche verschiebbar innerhalb der Außenkellystange
gelagert ist und an ihrem oberen Ende eine Seilaufhängung aufweist, wobei zwischen
der Außenkellystange und der Innenkellystange das Bohrdrehmoment übertragbar ist,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Bodenbearbeitung, bei dem eine
Kellystangenanordnung mittels eines Bohrantriebes in eine Drehbewegung versetzt wird,
wobei an einer Innenkellystange der Kellystangenanordnung ein Bodenbearbeitungswerkzeug
angebracht ist, welches einen Boden bearbeitet, gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
12.
[0003] Kellystangenanordnungen für ein Bohrgerät sind im Spezialtiefbau seit langem bekannt.
Derartige Kellystangenanordnungen sind teleskopierbar und weisen eine äußere Außenkellystange
auf, welche mit einem Bohrantrieb des Bohrgerätes in drehender Verbindung steht. Innerhalb
der Außenkellystange sind eine Innenkellystange und gegebenenfalls weitere Zwischenkellystangen
angeordnet, welche axial verschiebbar in der Außenkellystange und zueinander gelagert
sind. Die Innenkellystange weist an ihrem oberen Ende eine Seilaufhängung auf, so
dass die Innenkellystange und auch die gesamte Kellystangenanordnung an dem Seil gehalten
und vertikal verfahren werden kann.
[0004] Zur Drehmomentübertragung sind jeweils an den Außen- und Innenseiten der einzelnen
Kellystangenelemente axial verlaufende Anschlagsleisten vorgesehen, welche sowohl
ein axiales Verfahren als auch eine Drehmomentübertragung in Umfangsrichtung erlauben.
[0005] Eine derartige Kellystangenanordnung ermöglicht eine effiziente Seilaufhängung eines
Bodenbearbeitungswerkzeuges bei gleichzeitiger Möglichkeit einer Drehmomentübertragung.
Darüber hinaus ermöglicht die Teleskopierbarkeit der einzelnen Kellystangenelemente
zueinander ein Erreichen von Bearbeitungstiefen, welche größer als eine Höhe des Mastes
eines Bohrgerätes sind.
[0006] Derartige Kellystangenanordnungen werden zum Arbeiten mit einfachen mechanischen
Bodenbearbeitungswerkzeugen eingesetzt, so etwa einem Bohreimer oder einer Bohrschnecke.
Problematisch wird der Einsatz einer Kellystangenanordnung, wenn von der Außenseite
ein Medium, etwa eine Spülflüssigkeit oder ein Druckfluid, zuzuführen ist.
[0007] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, eine Kellystangenanordnung und ein Verfahren zur Bodenbearbeitung mit einer
Kellystangenanordnung anzugeben, welche besonders vielfältig einsetzbar sind.
[0008] Nach der Erfindung wird die Aufgabe zum einen durch eine Kellystangenanordnung gemäß
dem Anspruch 1 und zum anderen durch ein Verfahren gemäß den Merkmalen des Anspruchs
12 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0009] Die erfindungsgemäße Kellystangenanordnung ist dadurch gekennzeichnet, dass entlang
der Innenkellystange mindestens eine Leitung angeordnet ist, dass an einem oberen
Endbereich der Innenkellystange eine Drehdurchführung mit einem ersten Abschlussabschnitt
und einem zweiten Abschlussabschnitt angeordnet ist, wobei der erste Anschlussabschnitt
drehfest mit der drehend antreibbaren Kellystange verbunden ist sowie eine Leitungsverbindung
zu der mindestens einen Leitung der Innenkellystange bildet und der zweite Anschlussabschnitt
mit einer Zuführleitung verbunden ist, welche relativ zur drehend antreibbaren Innenkellystange
feststeht, und dass an der Drehdurchführung eine Dreheinrichtung zum aktiven Verdrehen
der beiden Anschlussabschnitte relativ zueinander angeordnet ist.
[0010] Ein erster Aspekt der Erfindung liegt darin, an der Innenkellystange eine Drehdurchführung
vorzusehen. Eine Drehdurchführung ist ein Element, welches eine Leitungsverbindung
zwischen einem drehenden und einem relativ hierzu feststehenden Teil ermöglicht. Diese
Drehdurchführung wird an einem oberen Endbereich der Innenkellystange angeordnet.
Weiterhin wird entlang der Innenkellystange mindestens eine Leitung vorgesehen, welche
von dem oberen Endbereich zu einem unteren Bereich der Kellystange führt.
[0011] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung ist an der Drehdurchführung eine Dreheinrichtung
zum aktiven Verdrehen der beiden Anschlussabschnitte relativ zueinander angeordnet.
Die Erfindung beruht dabei auf der Erkenntnis, dass das obere Ende der Innenkellystange
etwa beim Austeleskopieren der Kellystangenanordnung bis zu einem unteren Endbereich
der Außenkellystange verfahren werden kann. So wird eine notwendige zuverlässige mechanische
Abstützung der Drehdurchführung gegenüber einem relativ zur drehenden Kellystangenanordnung
feststehenden Teil praktisch unmöglich. Es besteht die Gefahr eines Mitdrehens der
Zuführleitung mit der drehenden Innenkellystange.
[0012] Um eine unerwünschte Verdrehung der stillstehenden Zuführleitung, welche etwa von
dem Bohrgerät zu der Drehdurchführung an der Innenkellystange geführt ist, um das
Seil, mit welchem die Innenkellystange aufgehängt ist, zu verhindern, wird eine Dreheinrichtung
zum aktiven Verdrehen der beiden Anschlussabschnitte relativ zueinander vorgesehen.
Hierdurch kann einer unerwünschten Umwicklung der Zuführleitung um das Seil gezielt
entgegengewirkt werden.
[0013] Auf diese Weise kann eine Kellystangenanordnung mit der vorteilhaften Seilaufhängung
und der Teleskopierbarkeit bei gleichzeitiger Drehmomentübertragung auch für Bodenbearbeitungswerkzeuge
eingesetzt werden, bei welcher die Zuführung eines Fluides, von Energie oder Daten
über eine Zuführleitung von außen notwendig oder gewünscht ist.
[0014] Grundsätzlich kann die Drehdurchführung an einer beliebigen Stelle an dem oberen
Endbereich der Innenkellystange angeordnet sein. Besonders vorteilhaft ist es nach
einer Ausführungsvariante der Erfindung, dass die Drehdurchführung an der Innenkellystange
unterhalb der Seilaufhängung angeordnet ist. Die Drehdurchführung kann dabei ringförmig
ausgebildet sein, wobei die Seilaufhängung so in einem Mittenbereich der Drehdurchführung
angeordnet werden kann.
[0015] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass die Dreheinrichtung
zumindest einen Antriebsmotor zum aktiven Verdrehen des zweiten Anschlussabschnittes
relativ zum ersten Anschlussabschnitt aufweist. Grundsätzlich können auch weitere
Antriebsmotoren vorgesehen sein.
[0016] Dabei ist es besonders bevorzugt, dass der Antriebsmotor an dem zweiten Anschlussabschnitt
angeordnet ist, welcher oberhalb des ersten Anschlussabschnittes liegt. Es besteht
so eine gute Zugänglichkeit zu dem Antriebsmotor. Zudem kann eine Energiezuführung
zu dem Antriebsmotor parallel oder mit der Zuführleitung erfolgen.
[0017] Für eine kompakte Bauweise ist es insgesamt vorteilhaft, dass der Antriebsmotor ein
Elektromotor oder ein Hydraulikmotor ist. Der Antriebsmotor kann dabei insgesamt sehr
kompakt ausgebildet sein, da ein Aufbringen nur relativ geringer Drehmomente für die
notwendige Kompensation der Drehbewegung zwischen den beiden Anschlussabschnitten
notwendig ist. Grundsätzlich kann auch ein Druckluftmotor vorgesehen sein.
[0018] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die Seilaufhängung
einen Seilwirbel aufweist. Ein Seilwirbel im Sinne der Erfindung ist ein Drehgelenk,
welches eine Verdrehbarkeit einer unteren Anlenkung des Seilwirbels zur Innenkellystange
gegenüber einer oberen Anlenkung des Seilwirbels zum Aufhängseil ermöglicht. Mit einem
Seilwirbel kann sichergestellt werden, dass sich eine Drehbewegung der Innenkellystange,
welche an der unteren Anlenkung des Seilwirbels angehängt ist, nicht auf den oberen
Teil des Seilwirbels und damit auf den Rest des Seiles übertragen kann. Auf diese
Weise kann ein Verdrillen des Aufhängseiles zuverlässig vermieden werden.
[0019] Grundsätzlich kann die Leitung der Innenkellystange als eine Hohlleitung, etwa ein
Schlauch oder ein Rohr oder als ein Kabel zum Leiten von elektrischem Strom oder von
Daten ausgebildet sein. Besonders zweckmäßig ist es nach einer Weiterbildung der Erfindung,
dass als eine Leitung ein axialer Hohlraum der Innenkellystange vorgesehen ist, welcher
zum Durchleiten eines Fluides ausgebildet ist. Das Fluid kann dabei insbesondere eine
Spülflüssigkeit oder eine Betonsuspension sein. Am unteren Ende der Innenkellystange
kann ein Anschlussbereich vorgesehen sein, mit welchem ein Leitungsanschluss zu einem
am unteren Ende der Innenkellystange angebrachten Bodenbearbeitungswerkzeuges, insbesondere
eines Bohrwerkzeuges, ermöglicht ist.
[0020] Weiterhin ist es nach einer Ausführungsvariante der Erfindung bevorzugt, dass als
eine Leitung an der Innenkellystange ein Kabel vorgesehen ist, welches zum Leiten
von Strom und/oder Daten ausgebildet ist. Das Kabel kann dabei als eine zusätzliche
Leitung entlang des axialen Hohlraumes der Innenkellystange geführt sein. Bei einem
Leiten von Strom oder Daten ist die Drehdurchführung alleine oder zusätzlich mit entsprechenden
Kontaktringen an den beiden Anschlussabschnitten ausgebildet, welche während einer
Drehbewegung einen reibenden Kontakt zur Strom- oder Datenübertragung sicherstellt.
[0021] Weiterhin umfasst die Erfindung ein Bohrgerät, insbesondere ein Erdbohrgerät, mit
einem Bohrantrieb, wobei die zuvor beschriebene erfindungsgemäße Kellystangenanordnung
vorgesehen ist. Der Bohrantrieb ist dabei vorzugsweise ringartig mit einem Durchgang
ausgebildet, durch welchen die Außenkellystange der Kellystangenanordnung hindurchgeführt
ist. Der ringförmige Drehantrieb weist dabei ein ringförmiges Antriebsrad auf, welches
an seiner Innenseite mit Antriebsvorsprüngen versehen ist. Diese wirken zur Drehmomentübertragung
in bekannter Weise mit axialen Antriebsleisten an der Außenseite der Außenkellystange
zusammen.
[0022] Grundsätzlich kann in einer einfachen Ausführung der Kellystangenanordnung lediglich
eine Außenkellystange und eine Innenkellystange vorgesehen sein. Zwischen der Außenkellystange
und der Innenkellystange können jedoch auch eine oder mehrere Zwischenkellystangenelemente
angeordnet sein, wobei sich die entsprechende maximale Teleskopierlänge der Kellystangenanordnung
entsprechend vergrößert.
[0023] Besonders bevorzugt ist es nach der Erfindung, dass eine Steuerung für die Dreheinrichtung
vorgesehen ist und dass ein Drehaufnehmer zum Bestimmen einer Drehzahl und/oder einer
Drehrichtung zumindest der Innenkellystange vorgesehen ist, welcher mit der Steuerung
in Signalverbindung steht. Durch die Steuerung kann die Dreheinrichtung und damit
der Antriebsmotor stets so angesteuert werden, dass der obere zweite Anschlussabschnitt
der Drehdurchführung möglichst relativ zu der drehenden Innenkellystange fest steht.
[0024] Besonders bevorzugt ist es nach einer Weiterbildung der Erfindung, dass die Dreheinrichtung
durch die Steuereinrichtung gesteuert angetrieben ist, so dass der zweite Anschlussabschnitt
der Drehdurchführung gegengleich zu einer Drehbewegung der Innenkellystange angetrieben
und synchronisiert ist. Es erfolgt also eine exakte Kompensation der Drehbewegung
der Innenkellystange, so dass durch die gegengleiche Drehbewegung durch die Dreheinrichtung
ein gewünschter Stillstand des zweiten Anschlussabschnittes mit der Zuführleitung
erreicht wird, welche grundsätzlich ebenfalls eine Fluidleitung und/oder ein Kabel
sein kann.
[0025] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Bodenbearbeitung, welches insbesondere mit dem
zuvor beschriebenen Bohrgerät ausgeführt werden kann, ist dadurch gekennzeichnet,
dass eine Dreheinrichtung zum aktiven Verdrehen des zweiten Anschlussabschnittes relativ
zum ersten Anschlussabschnitt vorgesehen ist, wobei der zweite Anschlussabschnitt
gegengleich zu einer Drehbewegung der Innenkellystange betrieben wird.
[0026] Mit dem Verfahren kann so ein völliger oder weitgehender Stillstand des zweiten Anschlussabschnittes,
an welchem die obere Zuführleitung angebracht ist, relativ zu dem drehenden ersten
Anschlussabschnitt an der Innenkellystange erreicht werden, ohne dass aufwendige mechanische
Abstützungen notwendig sind oder dass die Gefahr eines Verdrillens des Tragseils oder
ein Umwickeln der Zuführleitung um das Tragseil gegeben ist.
[0027] Das Verfahren wird dabei mit der zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen Kellystangenanordnung
durchgeführt.
[0028] Eine besonders genaue Abstimmung der Drehbewegung kann nach einer Weiterbildung der
Erfindung dadurch erzielt werden, dass die Dreheinrichtung abhängig von der Drehzahl
der Innenkellystange oder des Bohrantriebs betrieben wird. Eine Drehzahleinstellung
des Bohrantriebs kann als Vorgabe unmittelbar für die Dreheinrichtung genutzt werden.
Alternativ kann die Drehzahl der Innenkellystange oder des Bohrantriebs von einem
Drehaufnehmer erfasst und zum Steuern der Dreheinrichtung verwendet werden.
[0029] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels weiter
beschrieben, welches schematisch in den Zeichnungen dargestellt ist. In den Zeichnungen
zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines Bohrgerätes mit einer erfindungsgemäßen Kellystangenanordnung;
- Fig. 2
- eine erfindungsgemäße Kellystangenanordnung in einem teilweise ausgefahrenen Zustand;
- Fig. 3
- die Kellystangenanordnung von Fig. 2 in einem eingefahrenen Zustand, und
- Fig. 4
- eine vergrößerte Teilquerschnittsdarstellung eines oberen Bereiches der erfindungsgemäßen
Kellystangenanordnung.
[0030] Ein Bohrgerät 10 gemäß Fig. 1 umfasst ein Raupenfahrwerk als Unterwagen 12, auf welchem
drehbar ein Oberwagen 14 gelagert ist. An dem Oberwagen 14 ist ein im Wesentlichen
vertikaler Mast 20 schwenkbar angelenkt und mittels einer Stellanordnung 18 mit Hydraulikzylindern
hinsichtlich einer Mastneigung verstellbar. An einem oberen Ende des Mastes 20 ist
ein Mastkopf 22 angebracht, über welchen ein Tragseil 30 bis zu einer Winde 16 am
Oberwagen 14 geführt ist.
[0031] Mittels einer Seilaufhängung 60 ist an dem Tragseil 30 eine erfindungsgemäße Kellystangenanordnung
40 angehängt. Die Kellystangenanordnung 40 ist in grundsätzlich bekannter Weise durch
einen ringförmigen Bohrantrieb 24 hindurchgeführt, welcher auch als Kraftdrehkopf
bezeichnet wird und an einem Schlitten 25 vertikal verfahrbar entlang einer Führung
an einer Vorderseite des Mastes 20 gelagert ist. An einem unteren Ende der Kellystangenanordnung
40 ist ein Bodenbearbeitungswerkzeug 26 angebracht, welches im dargestellten Ausführungsbeispiel
als ein Bohreimer mit unteren Abtragszähnen ausgeführt ist. Über die Winde 16 und
das Tragseil 30 kann in grundsätzlich bekannter Weise die Kellystangenanordnung 40
relativ zum Bohrantrieb 24 in vertikaler Richtung verfahren werden.
[0032] Die erfindungsgemäße Kellystangenanordnung 40 ermöglicht das Aufhängen eines Bodenbearbeitungswerkzeuges
26 an einem Seil bei gleichzeitiger Möglichkeit der Übertragung eines Drehmomentes
von dem Bohrantrieb 24 auf das Bodenbearbeitungswerkzeug 26.
[0033] Der Aufbau der erfindungsgemäßen Kellystangenanordnung 40 wird näher im Zusammenhang
mit den Figuren 2 bis 4 erläutert. Die Darstellung von Fig. 3 ist dabei um 90° gedreht
zu den Darstellungen zu den Figuren 2 und 4.
[0034] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel weist die Kellystangenanordnung 40 eine
Außenkellystange 42 mit äußeren Antriebsleisten 46, eine Innenkellystange 50 mit äußeren
Antriebsleisten 53 und eine dazwischenliegende Zwischenkellystange 48 mit äußeren
Antriebsleisten 49 auf. Die Außenkellystange 42, die Zwischenkellystange 48 und die
Innenkellystange 50 sind jeweils zueinander axial verschiebbar, wobei über nicht dargestellte
axiale innere Antriebsleisten das Drehmoment jeweils in grundsätzlich bekannter Weise
von der Außenkellystange 42 auf die Zwischenkellystange 48 und von dieser auf die
Innenkellystange 50 unabhängig von der jeweiligen axialen Stellposition übertragen
werden kann. Weiterhin können an den einzelnen Stangenelementen Verriegelungstaschen
vorgesehen sein, so dass in einem verriegelten Zustand über die Kellystangenanordnung
40 auch in gewissem Umfang Axialkräfte übertragen werden können.
[0035] An einem oberen Bereich der Außenkellystange 42 ist ein hülsenförmiger Auflageabschnitt
44 mit einer radialen Auflagefläche vorgesehen, mit welchem die Außenkellystange 42
und damit die Kellystangenanordnung 40 insgesamt auf dem Bohrantrieb 24 aufgesetzt
werden kann.
[0036] Die Kellystangenanordnung 40 insgesamt ist über die Innenkellystange 50 über eine
Seilaufhängung 60 an dem Tragseil 30 aufgehängt.
[0037] An ihrem unteren Endbereich 54 ist eine ringförmige Auflageplatte 57 angeordnet,
auf welche die Außenkellystange 42 und die Zwischenkellystange 48 in dem eingefahrenen
Zustand gemäß Fig. 3 aufgesetzt sind. Weiterhin ist am unteren Endbereich 54 der Innenkellystange
50 eine Verbindungseinrichtung 58 zum lösbaren Befestigen des Bodenbearbeitungswerkzeuges
26 vorgesehen. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist dies ein Vierkantabschnitt
mit einer quergerichteten Bohrung zur Aufnahme eines Verriegelungsbolzens. Weiterhin
kann am unteren Endbereich 54 der Innenkellystange 50 eine Dämpfungseinrichtung 56
vorgesehen sein, wie dies in den Figuren 2 und 3 dargestellt ist. Die Dämpfungseinrichtung
56 kann zum Abdämpfen von axialen Schlägen beim Ein- und Austeleskopieren der Kellystangenanordnung
40 oder beim Aufsetzen des Bodenbearbeitungswerkzeuges 26 auf dem Boden dienen.
[0038] An ihrem oberen Endbereich 52 ist die Innenkellystange 50 und damit die Kellystangenanordnung
40 insgesamt an dem Tragseil 30 mittels der Seilaufhängung 60 aufgehängt. In dem dargestellten
Ausführungsbeispiel ist, wie insbesondere aus Fig. 4 zu ersehen ist, das Tragseil
30 mit einem Seilauge 63 versehen, welches über einen quergerichteten Haltebolzen
61 mit einem oberen Anlenkbereich 62 der Seilaufhängung 60 verbunden ist. Ein unterer
Anlenkbereich 64 der Seilaufhängung 60 ist über einen Verbindungsbolzen 67 und ein
Verbindungsstück 65 mit der Innenkellystange 50 verbunden. Zwischen dem oberen Anlenkbereich
62 und dem unteren Anlenkbereich 64 der Seilaufhängung 60 ist ein Drehgelenk zum Bilden
eines Seilwirbels 66 angeordnet. Das Drehgelenk erlaubt eine Drehung um die Seillängsachse
zwischen dem oberen Anlenkbereich 62 und dem unteren Anlenkbereich 64, um ein Verdrillen
des Tragseils 30 bei einem rotierenden Antrieb der Bohrgestängeanordnung 40 zu verhindern.
[0039] An dem oberen Endbereich 54 der Innenkellystange 50 ist stark schematisiert eine
Drehdurchführung 70 mit einem unteren ersten Anschlussabschnitt 72 und einem oberen
zweiten Anschlussabschnitt 74 angeordnet. Die Innenkellystange 50 ist drehfest mit
dem unteren ersten Anschlussabschnitt 72 verbunden, während der obere zweite Anschlussabschnitt
74 fest mit dem Verbindungsstück 65 und der Seilaufhängung 60 verbunden ist. Der erste
Anschlussabschnitt 72 und der zweite Anschlussabschnitt 74 der Drehdurchführung 70
sind drehbar zueinander gelagert und bilden eine Leitungsverbindung.
[0040] Dabei ist stark schematisiert eine obere Zuführleitung 36 vorgesehen, welche insbesondere
von dem Bohrgerät 10 und insbesondere dem Oberwagen 14 von oberhalb der Kellystangenanordnung
40 zugeführt ist. Die Drehdurchführung 70 bildet dabei eine Leitungsverbindung zu
einer Leitung 55 an der Innenkellystange 50. Die Leitung 55 ist in dem dargestellten
Ausführungsbeispiel als eine Fluidleitung im Hohlraum 51 der rohrförmigen Innenkellystange
50 ausgebildet. Die Zuführleitung 36 kann dabei ebenfalls ein Fluid zuführen und,
wie im dargestellten Ausführungsbeispiel angedeutet ist, ebenso eine Stromzuführung
für eine erfindungsgemäße Dreheinrichtung 80 mit einem Antriebsmotor 82 bilden. Dabei
ist der Antriebsmotor 82 an dem oberen zweiten Anschlussabschnitt 74 der Drehdurchführung
70 angeordnet und kann diesen relativ gegenüber dem unteren ersten Anschlussabschnitt
72 verdrehen. Hierzu kann eine Zahnradanordnung vorgesehen sein.
[0041] Durch die erfindungsgemäße Drehdurchführung 70 mit Dreheinrichtung 80 kann auch ohne
eine feste Abstützung des oberen zweiten Anschlussabschnittes 74 insbesondere durch
ein gesteuertes gegengleiches Antreiben des Antriebsmotors 82 ein Stillstand des oberen
zweiten Anschlussabschnittes 74 mit der Zuführleitung 36 sichergestellt werden, auch
wenn die Innenkellystange 50 mit dem unteren ersten Anschlussabschnitt 72 der Drehdurchführung
70 drehend angetrieben wird.
[0042] Die erfindungsgemäße Kellystangenanordnung 40 mit der Dreheinrichtung 80 stellt somit
eine zuverlässige Funktionsweise der Drehdurchführung 70 sicher, selbst wenn die Kellystangenanordnung
40 ganz austeleskopiert ist und sich die Seilaufhängung 60 mit der Drehdurchführung
70 und der Dreheinrichtung 80 an einem unteren Bereich der Zwischenkellystange 48
befindet.
1. Kellystangenanordnung für ein Bohrgerät (10), insbesondere ein Erdbohrgerät, mit einer
rohrförmigen Außenkellystange (42), welche zum Aufliegen auf einem Bohrantrieb (24)
und zum Aufnehmen eines Bohrdrehmoments des Bohrantriebs (24) ausgebildet ist, und
mit einer Innenkellystange (50), welche verschiebbar innerhalb der Außenkellystange
(42) gelagert ist und an ihrem oberen Ende eine Seilaufhängung (60) aufweist, wobei
zwischen der Außenkellystange (42) und der Innenkellystange (50) das Bohrdrehmoment
übertragbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass entlang der Innenkellystange (50) mindestens eine Leitung (55) angeordnet ist,
dass an einem oberen Endbereich (52) der Innenkellystange (50) eine Drehdurchführung (70)
mit einem ersten Anschlussabschnitt (72) und einem zweiten Anschlussabschnitt (74)
angeordnet ist, wobei der erste Anschlussabschnitt (72) drehfest mit der drehend antreibbaren
Innenkellystange (50) verbunden ist sowie eine Leitungsverbindung zu der mindestens
einen Leitung (55) der Innenkellystange (50) bildet und der zweite Anschlussabschnitt
(74) mit einer Zuführleitung (36) verbunden ist, welche relativ zur drehend antreibbaren
Innenkellystange (50) feststeht, und
dass an der Drehdurchführung (70) eine Dreheinrichtung (80) zum aktiven Verdrehen der
beiden Anschlussabschnitte (72, 74) relativ zueinander angeordnet ist.
2. Kellystangenanordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Drehdurchführung (80) an der Innenkellystange (50) unterhalb der Seilaufhängung
(60) angeordnet ist.
3. Kellystangenanordnung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dreheinrichtung (80) zumindest einen Antriebsmotor (82) zum aktiven Verdrehen
des zweiten Anschlussabschnittes (74) relativ zum ersten Anschlussabschnitt (72) aufweist.
4. Kellystangenanordnung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Antriebsmotor (82) an dem zweiten Anschlussabschnitt (74) angeordnet ist, welcher
oberhalb des ersten Anschlussabschnittes (72) liegt.
5. Kellystangenanordnung nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Antriebsmotor (82) ein Elektromotor oder ein Hydraulikmotor ist.
6. Kellystangenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Seilaufhängung (60) einen Seilwirbel (66) aufweist.
7. Kellystangenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass als eine Leitung (55) ein axialer Hohlraum (51) der Innenkellystange (50) vorgesehen
ist, welcher zum Durchleiten eines Fluids ausgebildet ist.
8. Kellystangenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass als eine Leitung (55) an der Innenkellystange (50) ein Kabel vorgesehen ist, welches
zum Leiten von Strom und/oder Daten ausgebildet ist.
9. Bohrgerät, insbesondere Erdbohrgerät, mit einem Bohrantrieb (24),
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Kellystangenanordnung (40) nach einem der Ansprüche 1 bis 8 angeordnet ist.
10. Bohrgerät nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Steuerung für die Dreheinrichtung (80) vorgesehen ist, und
dass ein Drehaufnehmer zum Bestimmen einer Drehzahl und/oder einer Drehrichtung zumindest
der Innenkellystange (50) vorgesehen ist, welcher mit der Steuerung in Signalverbindung
steht.
11. Bohrgerät nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dreheinrichtung (80) durch die Steuereinrichtung gesteuert angetrieben ist, so
dass der zweite Anschlussabschnitt (74) der Drehdurchführung (70) gegengleich zu einer
Drehbewegung der Innenkellystange (50) angetrieben und synchronisiert ist.
12. Verfahren zur Bodenbearbeitung, insbesondere mit einem Bohrgerät (10) nach einem der
Ansprüche 9 bis 11, bei dem eine Kellystangenanordnung (40) mittels eines Bohrantriebes
(24) in eine Drehbewegung versetzt wird, wobei an einer Innenkellystange (50) der
Kellystangenanordnung (40) ein Bodenbearbeitungswerkzeug (26) angebracht ist, welches
einen Boden bearbeitet,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Dreheinrichtung (80) zum aktiven Verdrehen des zweiten Anschlussabschnittes
(74) relativ zum ersten Anschlussabschnitt (72) vorgesehen ist, wobei der zweite Anschlussabschnitt
(74) gegengleich zu einer Drehbewegung der Innenkellystange (50) betrieben wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dreheinrichtung (80) abhängig von einer Drehzahl der Innenkellystange (50) oder
des Bohrantriebs (24) betrieben wird.