[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Kontrolle oder Bekämpfung
von Erdflöhen sowie ein Mittel hierfür.
[0002] Erdflöhe (
Psylliodes) sind eine Gattung der Flohkäfer aus der Familie der Blattkäfer, sowohl die Käfer
als auch die Larven sind pflanzenfressend.
[0003] Es existieren verschiedene Arten, die sich an verschiedene Familien von Pflanzen
angepasst haben. Als landwirtschaftliche Schädlinge sind sie insbesondere beim Hopfen,
Hanf, bei Nachtschattengewächsen und bei Kohl problematisch.
[0004] Es können sich mehrere Generationen pro Jahr entwickeln; die Käfer können im Boden
oder in der Streu überwintern.
[0005] Die Schäden zeigen sich durch kleine, 1 bis 2 mm große, meist rundliche Löcher in
den Blättern. Insbesondere wenn sie Jungpflanzen befallen, können Erdflöhe so viel
Blattfläche fressen, dass die Pflanzen eingehen.
[0006] Konventionell wird der Erdfloh, insbesondere der Rapserdfloh, mit Insektiziden auf
Basis von Pyrethroiden bekämpft. Im biologischen Anbau wird teilweise auf Schutznetze
mit Maschenweiten von 0,8 mm gesetzt.
[0007] Der Einsatz von Insektiziden ist grundsätzlich nicht wünschenswert. Die Verwendung
von Netzen ist mühsam und aufwendig. Es besteht daher Bedarf nach weiteren Mitteln
Erdflöhe zu kontrollieren oder zu bekämpfen.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, entsprechende Verfahren bereitzustellen.
[0009] Gelöst wird die Aufgabe durch ein Verfahren zur Kontrolle oder Bekämpfung von Erdflöhen
umfassend den Schritt:
- Aufbringen von aufgemahlenem Mineral ausgewählt aus Calciumsulfat, Perlit und Mischungen
davon auf eine Bodenfläche oder in einen Pflanzenbestand.
[0010] Als Erdflöhe können beispielsweise Hopfenerdflöhe, Rapserdflöhe, Hanferdflöhe, Kohlerdflöhe
oder Kartoffelerdflöhe kontrolliert oder bekämpft werden.
[0011] Es können sowohl wasserfreies Calciumsulfat als auch Calciumsulfat mit zwei Kristallwassermolekülen
eingesetzt werden. Entsprechende Verbindungen werden als Anhydrit (Calciumsulfat wasserfrei)
oder als Gips (Calciumsulfat-Dihydrat) bezeichnet. Auch Mischungen aus Anhydrit und
Gips sind geeignet.
[0012] Grundsätzlich kann das Calciumsulfat auch Anteile anderer Stoffe enthalten. Bevorzugt
sind mindestens 80 Gew.-% des Produktes Calciumsulfat in Form von Anhydrit und/oder
Dihydrat.
[0013] Das eingesetzte Perlit basiert auf Rohperlit, einem natürlichen, glasartigen Vulkangestein.
Das Rohperlit wird durch kurzzeitiges Erhitzen auf über 1.000 °C expandiert und dann
fein vermahlen. Kennzeichnend für das expandierte Perlit sind eine niedrige Schüttdichte,
eine porige Struktur und ein hohes Wasserspeichervolumen. Bevorzugt wird also expandiertes
Perlit eingesetzt.
[0014] Das Calciumsulfat, Perlit oder die Mischung davon muss in aufgemahlener Form eingebracht
werden, wobei die Korngröße bevorzugt im Bereich von 0 - 1 mm oder 1 - 90 µm liegt.
Aufgemahlen bedeutet eine d
50-Korngröße ≤ 100 µm. Als optimal hat sich eine d
50-Volumenkorngröße von 5 - 25 µm oder 5 bis 15 µm herausgestellt. Insbesondere für
Calciumsulfat ist eine d
50-Volumenkorngröße von 5 - 15 µm besonders geeignet.
[0015] In einigen Ausführungsformen ist der d
70-Wert <125 µm.
[0016] In einigen Ausführungsformen ist der d
97-Wert <100 µm.
[0017] Der d
50-Wert bezeichnet die Korngröße, bei der 50 Vol.-% des Minerals eine größere Korngröße
und 50 Vol.-% des Minerals eine kleinere Korngröße aufweisen. Solche d
50-Verteilungen lassen sich in einfacher Weise durch Laserbeugung mit Nassdispergierung
bestimmen. d
70-(70 Vol.-% < x) bzw d
97-Werte (97 Vol.-% < x) werde analog aus entsprechenden Messungen bestimmt. Im Falle
von Calciumsulfat oder Mischungen mit Calciumsulfat können auf eine Bodenfläche oder
in den Pflanzenbestand bevorzugt ca. 30 bis 150 g/m
2 aufgebracht werden. Im Falle von Perlit können auf eine Bodenfläche oder in den Pflanzenbestand
bevorzugt 0,05 bis 0,5 l/m
2 aufgebracht werden. Zum Aufbringen eignen sich insbesondere Schnecken-, Schleuder-
oder Pendelstreuer sowie insbesondere bei Perlit Verblasegeräte.
[0018] In einigen Anwendungsfällen ist es sinnvoll, das Aufbringen zu wiederholen, beispielsweise
im Abstand von 7 bis 28 Tagen. Das Aufbringen kann auch mehrfach erfolgen.
[0019] Da Erdflöhe besonders an Jungpflanzen aktiv sind, ist es zu empfehlen, dass die erste
Behandlung bereits mit dem Aufgehen der Pflanze erfolgt. Sie könnte z.B. bis nach
der Blüte erfolgen. Das Aufbringen kann auch wiederholt während der gesamten Vegetationszeit
erfolgen.
[0020] Typisch ist die Anwendung insbesondere auf Bodenflächen, die mit Hopfen, Rüben, Raps,
Hanf, Kartoffeln oder Kohlarten bepflanzt sind.
[0021] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Mittel zur Kontrolle oder Bekämpfung von Erdflöhen
enthaltend aufgemahlenes Mineral ausgewählt aus Calciumsulfat, Perlit oder Mischungen
davon.
[0022] Das Mittel kann weitere Zusätze aufweisen, insbesondere anorganische Stoffe wie z.
B. Gesteinsmehle, Kalkmehle oder Tonmehle.
[0023] Bevorzugt enthält das Mittel eine freie Feuchte ≤ 2,0 MA-%, bevorzugt ≤ 1,0 MA-%,
mehr bevorzugt ≤ 0,2 MA-%. Mit freier Feuchte ist im Gegensatz zum chemisch gebundenen
Kristallwasser (Hydratwasser) die tatsächliche Feuchte, d. h., der Gehalt an nicht
chemisch gebundenem Wasser, gemeint. Die freie Feuchte wird durch Trocknung der Probe
bei Temperaturen unterhalb der Temperatur bestimmt, bei der bereits Kristallwasser
ausgetrieben würde. In der Regel erfolgt die Bestimmung der freien Feuchte daher durch
Trocknung der Probe bei 40 - 60 °C.
[0024] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert:
Beispiel 1:
[0025] Calciumsulfat-Anhydrit wurde aufgemahlen und hatte eine dso-Volumenkorngröße von
10 µm. Der Anhydritstaub wurde mittels Pendelstreuer auf eine Ackerfläche, die mit
Hopfen bepflanzt war, aufgebracht. Dabei wurde zur Erzielung einer optimalen Wirkung
besonders auf eine gleichmäßige und möglichst vollständige Bestäubung aller Pflanzenteile
geachtet.
[0026] Die Ausbringung erfolgte im Juni in einen bereits stark vom Hopfenerdfloh befallenen
Bestand in einer Menge von 500 kg/ha (entsprechend 50 g/m
2). Die Anwendung wurde nach mehreren Tagen in gleicher Menge wiederholt. Der Erdfloh
war verschwunden und es konnte trotz der Vorschädigung noch eine gute Hopfenernte
eingebracht werden. Ohne die Behandlung mit Anhydritstaub wäre die Hopfenernte verloren
gewesen.
Beispiel 2:
[0027] Calciumsulfat-Anhydrit wurde aufgemahlen und hatte eine d
50-Volumenkorngröße von 10 µm. Der Anhydritstaub wurde im April prophylaktisch auf eine
Ackerfläche, die mit Hopfen bepflanzt war, in einer Menge von 300 kg/ha aufgebracht:
Es konnte in der Folgezeit kein nennenswerter Befall mit dem Erdfloh beobachtet werden.
Beispiel 3:
[0028] Fein aufgemahlener Perlitstaub (d
50= 25 µm, Schüttdichte ca. 135 g/l) wurde im April mittels Pendelstreuer auf eine Ackerfläche,
die mit Hopfen bepflanzt war, in einer Menge von 2000 l/ha (0,2 l/m
2) aufgebracht. Vor der Behandlung zeigte sich bereits ein deutlicher Erdflohbefall
an den jungen Hopfensprossen. Nach der Behandlung war der Erdfloh vollständig verschwunden
und es konnte auch in der Folgezeit kein nennenswerter Befall mit dem Erdfloh beobachtet
werden.
1. Verfahren zur Kontrolle oder Bekämpfung von Erdflöhen umfassend den Schritt:
- Aufbringen von aufgemahlenem Mineral ausgewählt aus Calciumsulfat, Perlit und Mischungen
davon auf eine Bodenfläche oder in einen Pflanzenbestand.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Erdflöhe Hopfenerdflöhe, Rapserdflöhe, Hanferdflöhe,
Kohlerdflöhe oder Kartoffelerdflöhe sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Calciumsulfat ausgewählt wird aus Gips
(Calciumsulfat-Dihydrat) oder Anhydrit (Calciumsulfat).
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, wobei das Calciumsulfat natürlichen oder industriellen
Ursprungs sein kann.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die d50-Volumenkorngröße des Minerals im Bereich von 1 bis 90 µm, bevorzugt im Bereich von
5 bis 25 µm liegt, oder die d97-Volumenkorngröße <100 µm ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei 30 bis 150 g/m2 Bodenfläche aufgebracht werden oder im Falle von Perlit 0,05 bis 0,5 l/m2 Bodenfläche.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei das Aufbringen im Abstand von 7
bis 28 Tagen, gegebenenfalls auch mehrmals, wiederholt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das Aufbringen vom Aufgehen der
Pflanze bis nach der Blüte erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das Aufbringen während der gesamten
Vegetationszeit oder vor der Einsaat erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Bodenfläche mit Hopfen, Rüben,
Raps, Hanf, Kartoffeln oder Kohlarten, bepflanzt ist.
11. Verwendung von Mineral ausgewählt aus Calciumsulfat, Perlit oder Mischungen davon
zur Kontrolle oder Bekämpfung von Erdflöhen, insbesondere im Ökologischen Landbau.
12. Mittel zur Kontrolle oder Bekämpfung von Erdflöhen enthaltend aufgemahlenes Mineral
ausgewählt aus Calciumsulfat, Perlit oder Mischungen davon.
13. Mittel nach Anspruch 12, enthaltend weitere Zusätze, insbesondere anorganische Stoffe
wie Gesteinsmehle, Kalkmehle oder Tonmehle.
14. Mittel nach Anspruch 12 oder 13, wobei die freie Feuchte ≤ 2,0 MA-%, bevorzugt ≤ 0,2
MA-% beträgt.
15. Mittel zur Kontrolle oder Bekämpfung von Erdflöhen nach einem der Ansprüche 12 bis
14, wobei die d50-Volumenkorngröße im Bereich von 1 bis 90 µm, bevorzugt im Bereich von 5 bis 25 µm
liegt.