[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Härtung photcgraphischer Gelatine bzw. photographischer
Schichten, die solche Gelatine enthalten.
[0002] Als Härtungsmittel für Proteine und im besonderen für Gelatine sind bereits zahlreiche
Substanzen beschrieben worden. Hierzu gehören beispielsweise Metallsalze wie Chrom-,
Aluminium- oder Zirkonsalze, Aldehyde und halogenhaltige Aldehydverbindungen, insbesondere
Formaldehyd, Dialdehyde und Mucochlorsäure, 1,2- und 1,4-Diketone wie Cyclohexandion-1,2
und Chinone sowie Chloride von 2-basischen organischen Säuren, die Anhydride von Tetracarbonsäuren,
Verbindungen mit mehreren reaktionsfähigen Vinylgruppen wie Vinylsulfone, Acrylamide,Verbindungen
mit mindestens zwei leichtspaltbaren, heterocyclischen 3-gliedrigen Ringen wie Ethylenoxid
und Ethylenimin, mehrfunktionelle Methansulfonsäureester und Bis- α -chloracylamidoverbindungen.
[0003] In neuerer Zeit wurden hochmolekulare Härtungsmittel, wie z.B. Polyacrolein bzw.
seine Derivate oder Mischpolymerisate sowie Alginsäurederivate bekannt, die speziell
als schichtbegrenzte Härtungsmittel Verwendung finden.
[0004] Die Verwendung der genannten Verbindungen für photographische Zwecke ist jedoch mit
einer Reihe schwerwiegender Nachteile verbunden. Einige dieser Verbindungen sind photographisch
aktiv und sind deshalb zur Härtung photographischer Materialien ungeeignet, andere
beeinflussen die physikalischen Eigenschaften, wie z.B. die Brüchigkeit der Gelatineschichten
so nachteilig, daß sie nicht verwendet werden können. Andere wiederum verursachen
Verfärbungen oder eine Änderung des pH-Wertes während der Härtungsreaktion. Darüber
hinaus ist es für die Härtung photographischer Schichten besonders wichtig, daß die
Härtung möglichst kurze Zeit nach dem Auftrocknen ihr Maximum erreicht, damit nicht,
wie beispielsweise im Falle der Mucochlorsäure oder des Formaldehyds, sich die Durchlässigkeit
des zu härtenden Materials für die Entwicklerlösung fortlaufend ändert.
[0005] In gewissen Fällen haben Vernetzungsmittel für Gelatine auch hautschädigende Wirkung,
wie z.B. die Ethyleniminverbindungen, so daß ihre Anwendung schon aus physiologischen
Gründen nicht angebracht ist.
[0006] Es ist weiter bekannt, Trichlortriazin, Hydroxydichlortriazin und Dichloraminotriazine
als Härtungsmittel zu verwenden. Nachteilig sind hierbei der verhältnismäßig hohe
Dampfdruck, Abspaltung von Salzsäure während der Härtung und die physiologische Wirkung
dieser Verbindungen. Wasserlösliche Derivate, die Carboxyl- und Sulfonsäuregruppen
enthalten und die durch Umsetzung von Cyanurchlorid mit einem Mol Aminoalkyl- oder
Diaminoarylsulfonsäure oder Carbonsäure erhalten werden, zeigen diese Nachteile nicht
und sind deshalb in neuerer Zeit als Härtungsmittel vorgeschlagen worden. Ihre praktische
Verwendbarkeit ist jedoch begrenzt, da sie sich infolge ihrer guten Löslichkeit beim
Stehen in wäßrigen Lösungen zersetzen und dadurch ihre Wirksamkeit schnell einbüßen.
[0007] Es ist schließlich bei einem Härtungsmittel für photographische, gelatinehaltige
Schichten sowohl aus Herstellungs- als auch aus Verarbeitungsgründen von größter Bedeutung,
daß auch das Einsetzen der Vernetzungsreaktion in gewissen Grenzen bestimmbar ist,
beispielsweise durch Wahl der Trocknungstemperatur oder durch Wahl des pH-Werres.
[0008] Als Härtungsmittel für photographische Gelatineschichten bekannt sind auch Verbindungen
mit zwei oder mehreren Acrylsäureamidogruppen im Molekül, N,N',N"-Tris- acryloylhydrotriazin
oder Methylenbisacrylamid.
[0009] Die Härtung der Verbindungen nach einiger Zeit ist zwar gut, jedoch sind die Verbindungen
in Wasser schwer löslich, was innerhalb der Schicht zu Ungleichmäßigkeiten in der
Härtung führen kann. Besondere Probleme ergeben sich bei der in zunehmendem Maße gebrauchten
Schnellverarbeitung photographischer, insbesondere farbphotographischer Materialien,
die gesteigerte Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften und das Quellverhalten
der Materialien stellt. Dazu kommen die Schwierigkeiten, die sich aus der Notwendigkeit,
immer dünnere photographische Schichten herzustellen, ergeben. Man hat versucht, solche
Probleme durch Anwendung verschiedenartiger Härtungsmittel zu lösen. Die bekannten
Härtungsmittel haben dabei aber entweder neue Schwierigkeiten verursacht oder sich
einfach als ungeeignet erwiesen.
[0010] Dazu zählen die zahlreichen bekannten Vinylsulfongruppen enthaltenden Härtungsmittel,
von denen Divinylsulfon (DE-DS 872 153) zu den am längsten bekannten gehört. Einer
Anwendung des Divinylsulfons steht seine Toxizität entgegen.
[0011] Weiter sind durch die DE-PS 1 100 942 aromatische Vinylsulfonverbindungen und durch
die DE-OS 1 147 733 Stickstoff oder Sauerstoff als Heteroatome enthaltende heterocyclische
Vinylsulfonverbindungen bekannt geworden. Schließlich beschreibt die DE-PS 1 808 685
und die DE-OS 2 348 194 Bis-vinylsulfonylalkylverbindungen als Härtungsmittel.
[0012] Die bekannten Vinylsulfonverbindungen haben sich als Härtungsmittel in mehrfacher
Hinsicht als nachteilhaft erwiesen. Sie sind entweder nicht hinreichend wasserlöslich
und machen besondere Maßnahmen erforderlich, um ihre Anwendung in photographischen
Gelatineschichten zu ermöglichen, oder sie beeinflussen das Trocknungsverhalten der
Schichten in nachteiliger Weise. Besonders nachteilig hat sich erwiesen, daß diese
Verbindungen die Viskosität der Gießlösung so erhöhen, daß der Beguss erheblich gestört
wird.
[0013] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Härtungsverfahren für photographische,
gelatinehaltige Schichten zu entwickeln, durch das sich Störungen während des Gießprozesses
verhindern lassen, die durch Viskositätserhöhungen der Gießlösungen durch vorzeitiges
Vernetzen der Gelatine verursacht werden, und durch das weder die photographischen
Eigenschaften insbesondere farbphotographischer Materialien nachteilig beeinflußt
werden noch bei der späteren Verarbeitung der Materialien in photographischen Bädern
Schwierigkeiten entstehen.
[0014] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Härtung eines aus einem Schichtträger
und mindestens einer darauf angebrachten gelatinehaltigen Schicht bestehenden, photographischen
Materials mit einer mit den Aminogruppen der Gelatine reagierenden Verbindung als
Vernetzer, das dadurch gekennzeichnet ist, daß der Begußmasse der gelatinehaltigen
Schicht(en) oder der (den) auf dem Schichtträger angebrachten, gelatinehaltigen Schicht(en)
als Vernetzer eine Verbindung einverleibt wird, die 2 bis 6 SulfonylethylsulfaL-Gruppen
in Form ihrer Salze enthält und daß die Wirksamkeit der Verbindung als Vernetzer durch
Einstellung eines pH-Wertes von 6,5 bis 9 in der Begußmasse oder von 6,5 bis 11 während
des Herstellungsprozesses in der gelatinehaltigen Schicht ausgelöst wird.
[0015] Die erfindungsgemäß als Vernetzer verwendeten Verbindungen entsprechen der allgemeinen
Formel

worin bedeuten
Z = ein 2 bis n-wertiger aliphatischer, gesättigter oder olefinisch ungesättigter
geradkettiger oder verzweigter, gegebenenfalls substituierter, Kohlenwasserstoffrest
mit 1 bis 9 Kohlenstoffatomen der Oxygruppen enthalten kann, ein 2 bis n-wertiger,
gegebenenfalls substituierter 6-gliedriger cycloaliphatischer, aromatischer oder heterocyclischer
Rest, wie z.B. ein von Cyclohexan, Benzol, Piperazin oder Hexohydrotriazin abgeleiteter
Rest, oder die Gruppe NaSO3-O-C=,
Y = eine einfache Bindung, eine verzweigte oder unverzweigte Alkylengruppe, die Oxy-,
Carbonyl- und Iminogruppen enthalten kann, mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen,
n = eine ganze Zahl von 1 bis 6.
[0016] Für die Einstellung des pH-Wertes eignen sich ganz allgemein Salze von flüchtigen
anorganischen oder organischen Säuren, insbesondere, z.B. Kohlensäure, Essigsäure,
Propionsäure mit nichtflüchtigen Kationen von Erdalkali- Alkalimetallen oder Zinkionen.
[0017] Der pH-Wert kann auch mit Hilfe von Puffergemischen eingestellt werden. Als geeignete
Gemische seien genannt primäres Kaliumphosphat/sekundäres Natriumphosphat womit pH-Stufen
bis zu 8 erhalten werden können, Salzsäure/Natriumborat dessen Wirkung bis pH 9 reicht,
weiter Natriumborat/Natronlauge oder Glykokoll/Natronlauge, wirksam bis pH 11 bzw.
13.
[0019] Das Herstellungsverfahren der vernetzenden Verbindungen wird im folgenden anhand
der Herstellung der Verbindungen 1, 4, 18, 15, 17 erläutert. Alle anderen Verbindungen
lassen sich dementsprechend herstellen.
Herstellung der Verbindung 1
10,1 g Tetrakis-hydroxyethylsulfonylmethyl-methan
[0020]

werden in 50 ml abs. Dioxan gerührt. Unter Kühlung bei 10°C wird 18,6 g Chlorsulfonsäure
zugetropft. Die Mischung wird bei Raumtemperatur weitergerührt. Nach kurzer Zeit entsteht
eine klare Lösung. Nach 3 tägigem Stehen bei Raumtemperatur fällt ein farbloses Reaktionsprodukt
aus. Man saugt es ab und wäscht es 2 bis 3 mal mit wenig kaltem Dioxan nach. Man trocknet
die Substanz über Phosphorpentoxid. Ausbeute: 17 g.
[0021] Die Verbindung wird konzentriert in Eiswasser gelöst und durch Zugabe von wäßriger
Natriumbicarbonatlösung stellt man den pH-Wert 5 ein. Die wäßrige Lösung wird im Vakuum
zur Trockene eingedampft. Das Produkt wird mit Aceton verrieben und abgesaugt. Ausbeute:
22 g. Die Verbindung enthält nach NMR-Messung keine Vinylsulfongruppen.
Herstellung der Verbindung 18
27,6 g der Verbindung
[0022]

hergestellt nach DE-OS 2 742 308,werden in 200 ml Dioxan dispergiert. Zur Mischung
tropft man langsam unter Außenkühlung bei 10°C 46,6 g Chlorsulfonsäure zu. Die Mischung
wird dann bei Raumtemperatur stehen gelassen und mit absolutem Ether gefällt. Der
hochviskose Sirup wird einige Male mit Ether gewaschen. Man löst den Rückstand in
absolutem Aceton, filtriert und dampft die Lösung im Vakkum ein. Ausbeute: 53 g.
[0023] Der Rückstand wird in Eiswasser gelöst und die Mischung mit Natriumbicarbonat Lösung
auf pH 5 gestellt. Der unlösliche Anteil wird mit Ether ausgeschüttelt und die wäßrige
Lösung mit Bleicherde geklärt. Ausbeute 46 g (als 16 %ige Lösung)
Herstellung der Verbindung 15
27,2 g der Verbindung
[0024]

werden in 200 ml absolutem Dioxan aufgeschlämmt. Zur Mischung tropft man unter leichter
Kühlung bei 10°C 35 g Chlorsulfonsäure langsam zu. Die Mischung bleibt bei Raumtemperatur
24 Stunden stehen. Dünnschichtchromatographisch ist kein Ausgangsprodukt mehr feststellbar.
Man filtriert die Lösung und dampft das Lösungsmittel im Vakuum ab. Der Rückstand
wird mit Ether einige Male verrieben. Man löst den Rückstand mit Eiswasser und stellt
den pH-Wert sofort mit Natriumbicarbonatlösung auf 5 ein. Ausbeute: 41 g (als 12 %ige
Lösung).
Herstellung der Verbindung 17
38,8 g der Verbindung
[0025]

werden in 200 ml absolutem Dioxan dispergiert. Die Mischung wird unter Feuchtigkeitsausschluß
und unter gutem Rühren tropfenweise mit 35 g Chlorsulfonsäure versetzt und 4 Stunden
bei Raumtemperatur gerührt. Die Verbindung setzt sich als wachsartige Substanz ab.
Sie wird mehrfach mit absolutem Ether verrieben, dann in Eiswasser gelöst und mit
Natriumbicarbonatlösung sofort auf pH 5 gestellt. Ausbeute: 45 g (als 20 %ige Lösung).
[0026] Die für die Umsetzung notwendigen Hydroxiethylsulfon-Verbindungen können in bekannter
Weise, wie in Ullmann Bd. 14, S. 620, in Houben-Weyl, Bd. IX, S. 247, oder in der
DT-PS 965 902 beschrieben, z.B. über die entsprechenden Halogenalkane durch Umsetzung
mit Hydroxialkylmercaptanen und Oxidation der entstandenen Sulfide zu den Hydroxiethylsulfonen
mit H
2O
2 hergestellt werden.
[0027] Die gemäß der Erfindung verwendeten Vernetzer können der Gießlösung zugesetzt werden
entweder einige Zeit vor dem Beguß oder unmittelbar vor dem Beguß durch Dosierungseinrichtungen.
Die Verbindungen können auch einer ÜberguBlösung zugesetzt werden, die nach
Herstellung des fertigen photographischen Materials als Härtungsüberguß aufgebracht
wird. Der fertiggestellte Schichtaufbau kann auch durch eine Lösung der Vernetzer
gezogen werden und erhält dadurch die notwendige Menge an Vernetzer zugeführt. Schließlich
lassen sich bei Mehrschichtenaufbauten, z.B. bei Colorfilmen und Colorpapier, die
Vernetzer der Erfindung über die Zwischenschichten in den Gesamtaufbau einbringen.
[0028] Die Vernetzer werden für das Verfahren der Erfindung im allgemeinen in einer Menge
von 0,01 bis 15 Gew.-% und. vorzugsweise von 0,1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht
der Gelatine in der Beschichtungslösung, angewandt. Der Zeitpunkt der Zugabe zu der
Beschichtungslösung ist nicht kritische Silberhalogenidemulsionen wird man dem Härter
aber zweckmäßigerweise nach der chemischen Reifung zusetzen.
[0029] Von den zur Einstellung des pH-Wertes verwendeten Mittel werden jeweils maximal in
Bezug auf die Anzahl der Sulfatgruppen des Vernetzers molare Mengen eingesetzt.
[0030] Die an erster Stelle genannten Salze flüchtiger Säuren mit nichtflüchtigen Kationen
können zusammen mit dem Vernetzer oder getrennt den Begußmassen oder Schichten einverleibt
werden. Die Puffergemische dagegen können nicht mit dem Vernetzer zusammen angewandt
werden. Diese werden der den Vernetzer enthaltenden Begußmassen erst kurz vor dem
Gießen der Schichten oder während des Gegußes zugesetzt. Auch dann, wenn der Vernetzer
mittels eines Überschichtungsbades in einem fertiggestellten Schichtverband eingearbeitet
werden soll, ist es zweckmäßig, das Puffergemisch erst dann einzubaden, wenn die Diffusion
des Vernetzers in den Schichtverband und seine gleichmäßige Verbindung in den zu härtenden
Schichten des Verbandes abgeschlossen ist. Es ist natürlich auch möglich, das Puffergemisch
der Begußmasse einzuverleiben und danach den Vernetzer in einer der beschriebenen
Weisen in die Begußmasse oder die Schicht einzubringen.
[0031] Die Vernetzungsreaktion wird dann, wenn die Einsteuerung eines pH-Wertes von 6,5
bis 11 nicht in erfindungsgemäßer Weise vorgenommen wird, noch nachträglich in Gang
gebracht werden, wenn das den Vernetzer enthaltende photographische Material mit alkalischen
Entwicklerbädern in Kontakt kommt. Da aber das photographische Material in diesem
Falle von seiner Herstellung an bis zu seiner Verarbeitung in einem bezüglich der
Härtung nicht erwünschten labilen Zustand verbleibt, hat dieser Vorgang technisch
keine Bedeutung.
[0032] Unter photographischen Schichten sollen im vorliegenden Zusammenhang ganz allgemein
Schichten verstanden werden, die im Rahmen photographischer Materialien Anwendung
finden, beispielsweise lichtempfindliche Silberhalogenidemulsionsschichten, Schutzschichten,
Filterschichten, Antihaloschichten, Rückschichten oder ganz allgemein photographische
Hilfsschichten.
[0033] Als lichtempfindliche Emulsionsschichten, für die das erfindungsgemäße Härtungsverfahren
vorzüglich geeignet ist, seien beispielsweise solche Schichten genannt, denen nicht
sensibilisierte Emulsionen, Röntgenemulsionen und andere spektral sensibilisierte
Emulsionen zugrunde liegen. Weiter bewährt sich das Härtungsverfahren der Erfindung
zur Härtung der für die verschiedenen photographischen Schwarz-Weiß- und Farbverfahren,
wie Negativ-, Positiv- und Diffusionsübertragungsverfahren oder Druckverfahren verwendeten
Gelatineschichten. Als besonders vorteilhaft hat sich das erfindungsgemäße Verfahren
für die Härtung photographischer Schichtverbände erwiesen, die zur Durchführung farbphotographischer
Prozesse bestimmt sind, z.B. solcher, die Emulsionsschichten mit Farbkupplern enthalten
oder Emulsionsschichten. die zur Behandlung mit Lösungen bestimmt sind, welche Farbkuppler
enthalten.
[0034] Die Wirkung der in erfindungsgemäßer Weise angewandten Verbindungen wird durch die
üblichen photographischen Zusätze nicht beeinträchtigt. Ebenso sind die Härtungsmittel
indifferent gegenüber photographisch wirksamen Substanzen, wie wasserlösliche und
emulgierte wasserunlösliche Farbkomponenten, Stabilisatoren, Sensibilisatoren und
dergleichen. Sie üben ferner keinen nachteiligen Einfluß auf die lichtempfindliche
Silberhalogenidemulsion aus.
[0035] Als lichtempfindliche Bestandteile können die Emulsionsschichten beliebige bekannte
Silberhalogenide, wie Silberchlorid, Silberjodid, Silberbromid, Silberjodbromid, Silberchlorbromid,
Silberchlorjodbromid und dergleichen, enthalten. Die Emulsionen können durch Edelmetallverbindungen
chemisch sensibilisiert werden, z.B. durch Verbindungen von Ruthenium, Rhodium, Palladium,
Iridium, Platin, Gold und dergleichen, wie Ammoniumchlorpalladat, Kaliumchloroplatinat,
Kalium- chl.oropalladat, oder Kaliumchloroaurat. Sie können ferner spezielle Sensibilisierungsmittel
wie Schwefelverbindungen, Zinn(II)salze, Polyamine oder Polyalkylenoxidverbindungen
enthalten. Weiterhin können die Emulsionen mit Cyaninfarbstoffen, Merocyaninfarbstoffen
und Mischcyaninfarbstoffen optisch sensibilisiert werden.
[0036] Die Emulsionen können schließlich die verschiedensten Kuppler, z.B. farblose Kuppler,
farbige Kuppler, Stabilisatoren, wie Quecksilberverbindungen, Triazolverbindungen,
Azaindenverbindungen, Benzothiazoliumverbindungen oder Zinkverbindungen, Netzmittel,
wie Dihydroxyalkane, die Filmbildungseigenschaften verbessernde Mittel, z.B. die bei
der Emulsionspolymerisation von Alkylacrylat- oder Alkylmethacrylat/Acrylsäure- oder
Methacrylsäure erhaltenen, in Wasser dispergierten, teilchenförmigen Hochpolymeren,
Styrol/ Maleinsäure-Mischpolymere oder Styrol/Maleinsäureanhydridhalbalkylester-Mischpolymere,
Beschichtungshilfsmittel, wie Polyethylenglykollaurylether, sowie die verschiedensten
sonstigen photographischen Zusätze, enthalten.
[0037] Bemerkenswert ist, daß die Vernetzer der Erfindung, wenn sie in farbphotographischen
Materialien angewendet werden, die Kuppler, wie z.B. Purpurkuppler vom 5-Pyrazolontyp,
Blaugrünkuppler vom Naphthol- oder Phenol-Typ und Gelbkuppler vom geschlossenen Ketomethylen-Typ,
sogenannte 2-wertige und 4-wertige Kuppler, die von den obengenannten Kupplern abgeleitet
sind, und sogenannte maskierende Kuppler mit einer Arylazogruppe an der aktiven Stelle
enthalten, keine Farbveränderungen in den photographischen Materialien auftreten.
[0038] Die Vernetzer der Erfindung zeichnen sich den bekannten Härtern vom Vinylsulfonyl-Typ
gegenüber besonders dadurch aus, daß sie in keinem Falle die Viskosität der Gießlösungen
durch.vorzeitige Vernetzung in Lösung erhöhen. Dieses nachteilige Verhalten findet
man bei bekannten Vinylsulfonat-Härtern, besonders bei Verbindungen mit mehr als 2
reaktiven Vinylsulfonyl-Gruppen. Die Gießlösungen sind nur kurze Zeit haltbar und
es ist ein erheblicher technischer Aufwand erforderlich, um die sich daraus ergebenden
Schwierigkeiten zu überwinden.
Beispiel 1
[0039] Es wurde die Zunahme der Viskosität 10 %iger wäßriger Gelatinelösungen in Abhängigkeit
von Zeit und pH-Wert unter der Wirkung von zwei nicht erfindungsgemäßen Härtungsmitteln
und einer erfindungsgemäßen Verbindung verglichen. Zu 10 %igen wäßrigen Gelatinelösungen
wurden jeweils 1 Gew-% Härtungsmittel, bezogen auf Gelatine, gegeben.
[0040] Für den Vergleich wurden folgende Verbindungen verwendet:

erfindungsgemäße Verbindung 1

[0041] Die Viskositäten bei 40°C wurden stündlich gemessen.
[0042] Die Mischungen wurden bei 40°C längere Zeit (ca. 5 Stunden) digeriert. Das verhalten
der Proben wurde bei den pH-Werten 6, 6,5, 7 und 7,5 untersucht. Die pH-Werte wurden
mittels eines Puffergemisches aus primärem Kaliumphosphat und sekundärem Natriumphosphat
(6, 6,5) und Natriumcarbonat (7, 7,5) eingestellt.
[0043] Die Ergebnisse sind in Figur 1 dargestellt. Die gestrichelt gezeichneten Kurven 1
bis 4 gelten für die erfindungsgemäße Verbindung 1 und für die pH-Werte 6 (kurve 1),
6,5 (Kurve 2), 7 (Kurve 3) und 7,5 (Kurve 4). Die ausgezogenen Kurven 5 (pH 6) und
6 (pH 6,5) gelten für die Vergleichsverbindung VV1, die Kurven 7 und 8 für die Vergleichsverbindung
VV2. Die Vergleichsverbindung VV1 vernetzt die Gelatine entsprechend Kurve 6 bei einem
pH von 6,5 nach 4 Stunden. Vergleichsverbindung VV2 bewirkt bei pH 6 eine Vernetzung
in ebenfalls etwa 4 Stunden (Kurve 7) und bei pH 6,5 (Kurve 8) schon nach 2 Stunden.
[0044] Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß bei den nichterfindungsgemäßen Verbindungen innerhalb
von wenigen Stunden ein starker Viskositätsanstieg erfolgt, während die erfindungsgemäße
Verbindung bei beiden pH-Werten keine Erhöhung der Viskosität zeigt. 10 %ige Gelatine-Gießlösungen
können also mit den Vergleichsverbindungen VV1 und VV2 nicht digeriert werden, und
man erhält während des Begußes Unregelmäßigkeiten auf der begossenen Unterlage, die
auf die Erhöhung der Viskosität zurückzuführen sind.
Beispiel 2
[0045] Zu 100 ml einer gießförmigen photographischen Silberbromid-Gelatine-Emulsion, die
10 Gew.-% Gelatine enthielt, wurden bei pE 6,2 jeweils 1 g und 5 g der erfindungsgemäßen
Verbindungen, bezogen auf 100 g Gelatine, in Form einer wäßrigen bicarbonatalkalischen
Lösung zugeben (jeweils 1,2 und 5g Natriumbicarbonat). Die Mischung wurde gut gerührt
und mit einer üblichen Gießmaschine auf eine präparierte Cellulosetriacetatunterlage
gegossen und getrocknet.
[0046] Das Material wurde unter verschiedenen Klimabedingungen gelagert und anschließend
auf Vernetzung durch Bestimmung des Schichtschmelzpunktes, der Naßkratzfestigkeit
und des Quellfaktors geprüft. Eine gute Vernetzung gibt sich durch einen hohen Schichtschmelzpunkt,
eine hohe Naßkratzfestigkeit und einen niedrigen Quellfaktor zu erkennen.
[0047] Die Ergebnisse sind in der weiter unten folgenden Tabelle zusammengestellt. Für die
einzelnen Bestimmungen wurden die nachstehend beschriebenen Methoden benutzt.
[0048] Die Vernetzung des photographischen Materials wird mit Hilfe des Schmelzpunktes der
Schichten bestimmt, der sich wie folgt ermitteln läßt:
Der auf eine Unterlage vergossene Schichtverband wird zur Hälfte in Wasser getaucht,
das kontinuierlich bis 100°C erwärmt wird. Die Temperatur, bei der die Schicht von
der Unterlage abläuft (Schlierenbildung), wird als Schmelzpunkt bzw. Abschmelzpunkt
bezeichnet. Nach diesem Meßverfahren zeigen ungehärtete Proteinschichten in keinem
Falle eine Schmelzpunkterhöhung. Der Abschmelzpunkt liegt unter diesen Bedingungen
bei 30 bis 35°C.
[0049] Zur Bestimmung der Wasseraufnahme wird der Prüfling in einem herkömmlichen Farbentwicklungsprozeß
als Schwarzblatt entwickelt und nach dem Schlußbad nach Abstreifen des überschüssigen
Wassers gewogen. Dann wird die Probe getrocknet und erneut gewngen. Die Differenz
ergibt von der Fläche des Prüflings auf 1 m
2 umgerechnet die Wasseraufnahme pro m
2.
[0050] Die Quellung wird nach 10 Minuten Behandlung eines Probestreifens in destilliertem
Wasser bei 22°C gravimetrisch gemessen. Sie wird durch den Quellfaktor bezeichnet:

[0051] Zur Bestimmung der Naßkratzfestigkeit wird eine Metallspitze definierter Größe über
die nasse Schicht geführt und mit zunehmendem Gewicht belastet. Die Naßkratzfestigkeit
wird durch das Gewicht angegeben, bei dem die Spitze eine sichtbare Kratzspur auf
der Schicht hinterläßt; ein hohes Gewicht entspricht einer hohen Naßkratzfestigkeit.

Aus der Tabelle 1 ist zu ersehen, daß man kochfeste (Schmelzpunkt >100°C) Schichten
bereits bei Zusatz von 3-5 g Härter pro 100 g Gelatine erhält. Nach Lagerung bei 36°C
und 80 % rel. Luftfeuchtigkeit nimmt die Härtung in gemäßigter Form zu und man erhält
keine Überhärtung. Die Gießlösungen können 1 Stunde ohne Viskositätserhöhungen stehen
gelassen werden, ein Zeichen für die gewünschte geringe Vernetzung der Gelatine in
der Lösung. Die Schichten zeigten gegenüber der ungehärteten Schicht nach der Entwicklung
und Fixierung keine gravierenden Unterschiede. Empfindlichkeit, Schleierwerte und
die γ-Werte veränderten sich nicht. Die Härtungsmittel verhielten sich gegenüber der
Halogensilberemulsion auch nach längerer Lagerung der Schichten inert.
Beispiel 3
[0052] Ein Farbaufsichtsmaterialwurde hergestellt, indem auf eine mit Polyethylen kaschierte
und mit einer Haftschicht versehene Papierunterlage nacheinander folgende Schichten
aufgetragen wurden, wobei die Emulsionsschichten die üblichen Zusätze an Netzmittel,
Stabilisatoren usw. aber kein Härtungsmittel enthielten.
1. Als Unterguß eine 4µ dicke blauempfindliche Silberbromidemulsionsschicht, die pro
kg Emulsion 25,4 g Silber (88 % AgBr, 12 % AgCl), 80 g Gelatine und 34 g der Gelbkomponente

enthält,
2. als Zwischenschicht eine 1µ dicke Gelatineschicht,
3. als Mittelguß eine 4µ dicke grünempfindliche Silberchloridbromidemulsionsschicht,
die pro kg Emulsion 22 6 Silber (77 % AgCl, 23 % AgBr), 80 g Gelatine und 13 g der
Purpurkomponente

enthält,
4. eine 1µ dicke Zwischenschicht wie unter 2. angegeben,
5. als Oberguß eine 4µ dicke rotempfindliche Silberchloridbromidemulsionsschicht,
die pro kg Emulsion 23 g Silber (80 % AgCl, 20 % AgBr), 80 g Gelatine und 15,6 g der
Blaugrünkomponente

enthält,
6. eine 1µ dicke Schutzschicht aus Gelatine.
[0053] Auf das getrocknete Schichtpaket wurden wäßrige Lösungen von 1/200 Mol pro 100 ml
der Verbindung 1, die jeweils pro 100 ml Lösung 1/50 Mol Natriumbicarbonat, Natriumformiat,
Natriumacetat und Natriumpropionat enthielten, gegossen und der Schichtverband danach
getrocknet. Die Schichten wurden auf Vernetzung nach 1,2 und 3 Tagen Lagerung bei
22°C unter Feuchtigkeitsausschluß und nach Klimalagerung untersucht.
[0054] Die Ergebnisse zeigt die folgende Tabelle.

Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß der gesamte Schichtverband durch das eindiffundierende
Härtungssystem gehärtet wird. Im Gegensatz zur Vergleichsprobe, bei der keine puffernde
Substanz zugesetzt wurde, beginnt die Härtung bei Zusatz von Natriumbicarbonat, Natriumformiat,
Natriumacetat oder Natriumpropionat eher und erreicht schneller einen bestimmten Härtungsendpunkt.
Es zeigt sich, daß die Härtung höher ist, wenn man das Härtungssystem durch Uberguß,
d.h. nach der Herstellung des Schichtpaketes, einbringt.
[0055] Nach der farbphotographischen Verarbeitung in den üblichen Verarbeitungsbädern wurden
Schichten mit vergleichbaren photographischen Werten, wie Empfindlichkeit, Schleier,
Gradation erhalten. Das Härtungssystem der Erfindung verhält sich in dieser Anwendungsform
gegenüber der Emulsion und den Farbkupplern inert.
Beispiel 4
[0056] Die Härtungswirkung wird auch in gelatinehaltigen photographischen Schwarz- Weiß-
Materialien durch Zusatz von puffernden Substanzen beschleunigt. Es wurde jeweils
5 g Verbindung 1 auf 100 g Gelatine eingesetzt. Zu den Gießlösungen wurde jeweils
4 Mol Natriumcarbonat pro Mol Härtungsmittel zugegeben. Als Vergleich diente eine
Mischung ohne Zusatz der Puffersubstanz. Die Gießlösungen enthielten 35 g Silberhalogenid.
Die Härtungseigenschaften wurden nach Lagerung des Materials unter 4 verschiedenen
Klimabedingungen geprüft.
Klimabedingung 1: 23°C, 30 % rel. Luftfeuchtigkeit
Klimabedingung 2: 23°C, 50 %.rel. Luftfeuchtigkeit
Klimabedingung 3: 57°C, 34 % rel. Luftfeuchtigkeit
Klimabedingung 4: 36°C, 90 % rel. Luftfeuchtigkeit
[0057] Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben.

Aus der Tabelle ist zu ersehen, daß sich der Schmelzpunkt bei Zusatz von Puffersubstanzen
zur Schicht innerhalb weniger Tage auf über 100°C erhöht. Die so gehärteten photographischen
Materialien sind daher schon nach kurzer Lagerzeit für eine Verarbeitung bei 38-50°C
geeignet. Die photographischen Eigenschaften wie Schleier, Empfindlichkeit und Gradation
werden nicht verändert.
Bei ziel 5
[0058] Auf polyethylenkaschierte Papierunterlagen, die mit einer Haftschicht versehen waren,
wurden Proben einer photographischen Papieremulsion die 80 g Gelatine und 35 g Halogensilber
pro Liter und jeweils 3 Gew.-% eines erfindungsgemäßen Vernetzers enthielten, gegossen.
Die üblichen Gießhilfsmittel wie Netzmittel, Stabilisatoren und opt. Sensibilisatoren
wurden den Emulsionsproben vorher zugesetzt. Die Schichtschmelzpunkte wurden direkt
nach der Trocknung bestimmt.
[0059] Nach einer Lagerzeit des photographischen Materials von 24 Stunden wurden die Schichtschmelzpunkte
nach Durchlaufen eines 22°C warmen photographischen Entwicklerbades für Schwarzweiß-Materialien
bestimmt.
[0060] Wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich, werden die Schmelzpunkte nach einer Entwicklungszeit
von 1,5 Minuten von 35 auf weit über 100°C erhöht, ein Beweis für die spontan ausgelöste
Härtung'durch den hohen pH-Wert der Entwicklerlösung. Das Beispiel demonstriert die
Unsicherheit eines nicht in erfindungsgemäßer Weise geführten Härtungsverfahrens,
die durch die Latenz der Wirksamkeit der Vernetzungsmittel bedingt ist.
[0061] Die Entwicklerlösung hatte die folgende Zusammensetzung:
6 g Metol 3 g Hydrochinon 30 g Natriumsulfit 25 g wasserfreie Soda 2 g Kaliumbromid
Wasser bis 1 1
