[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Fernrohrleitungen werden nach der Fertigstellung häufig einer Druckwasserprüfung
unterzogen, um die Belastbarkeit und Dichtheit der Leitung zu testen. Dabei verbleibt
auch nach wiederholter Molchung der Leitung Wasser an den Rohrwänden, das langfristig
zu Korrosion führen kann. Auch bei sonstigen, nicht einer Druckwasserprüfung unterzogenen
Leitung kann bei Transport, Lagerung und Montage Wasser in das Rohrinnere gelangt
sein, welches entfernt werden muß.
[0003] Bei der Trocknung von Fernrohrleitungen hat neben der Anwendung von Trocknungsluft
mit einem gewissen Überdruck, die insbesondere mit der Möglichkeit des Molchtransports
auch Wasser- und Schmutzansammlungen aufzulösen vermag, eine Vakuumtrocknung Anwendung
gefunden. Die Anwendung des Vakuums hat den Vorteil einer hohen Diffusionsgeschwindigkeit
und damit relativ schnelleren Trocknung und einer guten Tiefenwirkung. Feuchtigkeit,
die sich beispielsweise in Dopplungen der Rohrwand, in Materialporungen, Oberflächenriefen
oder Mikrorissen festgesetzt hat, kann durch Vakuumwirkung verdampft und abgezogen
werden.
[0004] Die praktische Anwendung des Verfahrens sieht dabei üblicherweise vor, daß ein geschlossener
Leitungsabschnitt mit einer Vakuumpumpe evakuiert wird, wobei nach Erreichen eines
bestimmten Unterdrucks Verdampfung einsetzt, so daß an die Stelle der abgesaugten
Luft zunehmend Wasserdampf tritt, der nachfolgend mit weiterer Druckabsenkung anteilig
abgesaugt wird. Nach ausreichender Diffusionszeit und nach Erreichen eines vorgegebenen
Unterdrucks wird ein Spülgas, z.B. auch trockene Umgebungsluft, in die Rohrleitung
eingelassen. Gewünschtenfalls wird der Verfahrensablauf wiederholt.
[0005] Die hier zu erwartenden guten Trockningsergebnisse
-häben sich in der Praxis aber insoweit nicht bestätigt, als bei derart getrockneten
Rohrleitungen jedenfalls bereichsweise Korrosion durch Restfeuchtigkeit bei langzeitiger
Überwachung festzustellen war. Die herkömmliche Vakuumtrocknung hatte auch in den
Fällen ungleichmäßige Ergebnisse geliefert, in denen (etwa bei langen und engen Leitungen)
Druckausgleichs-und Diffusionsvorgängen Zeit gelassen worden war und das Evakuieren
und Spülen wiederholt angewandt wurde.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es dementsprechend, ein Rohrtrocknungsverfahren unter Verwendung
von Vakuum zu schaffen, welches über die gesamte Leitungslänge eine hochwertige Trocknung
in einem beherrschbaren und übersichtlichen Verfahren liefert.
[0007] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe mit dem Verfahren nach dem Anspruch 1 gelöst.
Diese Lösung sieht vor, daß das Spülen nicht von der Evakuierungsstelle, sondern von
einer abgelegenen Stelle und dabei auch mit einer zumindest zunächst gedrosselten
Zugabegeschwindigkeit bzw. Zugabemenge erfolgt. Damit wird insbesondere vermieden,
daß der im Rohr mit einem Unterdruck von wenigen Millibar anstehende Wasserdampf bei
Eintritt des Spülgases durch dieses eingeschlossen wird und dann einen Druckanstieg
erfährt, der über den Sättigungspunkt bis zum Normaldruck hinausgeht, wobei das zuvor
verdampfte Wasser an den Rohrinnenwänden niederschlägt. Ein solcher Effekt ist zwangsläufig
gegeben, wenn das Evakuieren und Spülen nur von einem Ende eines Rohrleitungsabschnitts
aus erfolgt, wobei das Spülgas auch bei langsamer Eingabe zu einem Einschluß des Wasserdampfs
führt und das Restwasser gefangen hält, welches im Rohr verbleibt. Ein ähnlicher Effekt
könnte aber auch dann entstehen, wenn von einem der Evakuierungsstelle entfernten
Ende der Rohrleitung Spülgas ungedrosselt zugegeben wird, so daß der Wasserdampf noch
auf dem Weg zur Evakuierungsstelle eine Druckerhöhung erfährt.
[0008] Ob eine Drosselung bzw. Durchflußdosierung des Spülgasstroms so lange aufrechterhalten
bleiben muß, bis der Spülgasstrom die Evakuierungsstelle erreicht, oder ob die Dosierung
schon bald mehr oder weniger stark freigegeben werden kann, hängt von den Strömungseigenschaften
der Leitung ab. Bei langen und engen Leitungen und hoher Absauggeschwindigkeit an
der Evakuierungsstelle kann die Einleitung des Spülgases nach einer anfänglichen Drosselung
freigegeben werden, d.h.,ungedrosselt und mit einem auf oder sogar über Normaldruck
erhöhten Einleitungsdruck erfolgen. Der Strömungswiderstand der Leitung wirkt äls-hinreichende
Drossel, um im Grenzbereich zum abgesaugten Wasserdampf einen unterhalb der Sättigungsgrenze
liegenden Druck zu erhalten. Der weiter hinten ansteigende Druck erreicht die Front
des Spülgases nicht.
[0009] Es versteht sich, daß vom gerätetechnischen Aufwand her eine Rohrtrocknung vorzugsweise
so durchgeführt wird, daß an einem Ende eines abgeschlossenen Rohrabschnitts die Evakuierung
und am anderen Ende die Spülgas-Eingabe erfolgt. Eine entsprechende Handhabung an
mehreren Stellen, beispielsweise unter dem Gesichtspunkt kürzerer Durchlaufzeiten
und damit verkürzter Arbeitszeiten ist aber selbstverständlich möglich, beispielsweise
können längs eines Rohrleitungsabschnitts im Wechsel Evakuierungs- und Flutungsstellen
vorgesehen sein.
[0010] Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus den Ansprüchen und der nachfolgenden
Beschreibung, in der zwei Ausführungsbeispiele des Gegenstands der Erfindung näher
erläutert sind.
Beispiel I:
[0011] Ein beidendig abgesperrter Abschnitt einer Pipeline von 150 km Länge und einem Innendurchmesser
von 0,36 m wird nach der Druckwasserprüfung leergepumpt und durch Molche vorgetrocknet,
wobei gleichzeitig eine erste Trocknung durch trockene Luft mit einem Taupunkt von
ca minus 40°C erfolgt. Danach wird der Rohrleitungsabschnitt von einem Ende mit einer
Vakuumpumpe evakuiert, deren Saugvolumen 3500 m
3/h beträgt. Nach einer Evakuierungszeit von 48 Stunden stellt sich ein über die gesamte
Leitungslänge hinreichend ausgeglichenes Vakuum von unter 10 mbar ein.
[0012] An dem der Evakuierungsstelle gegenüberliegenden Ende des Rohrleitungsabschnitts
wird trockene Spülluft eingelässen, wobei in den Einlaß eine überkritische Düse eingeschaltet
ist, die den Spülgasstrom auf 50 Nm
3/h begrenzt, so daß der Spülgasstrom in seiner Molstromstärke hinter der Saugleistung
der Vakuumpumpe zurückbleibt.
[0013] Gleichzeitig bleibt die Vakuumpumpe auf der anderen Seite des Rohrleitungsabschnittseingeschaltet.
Nachdem an der Evakuierungsstelle Spülluft austritt, wird die Vakuumpumpe abgeschaltet
und die Düse aus dem Spüllufteinlaß entfernt, um das weitere Fluten der Rohrleitung
bis auf Normaldruck zu beschleunigen. Ein zusätzliches Fluten von der Evakuierungsstelle
aus ist dann, nach Entfernung des Wasserdampfs aus der Leitung, unkritisch möglich.
Beispiel II:
[0014] Ein Rohrleitungsabschnitt wie in Beispiel I wird nach der Druckwasserprüfung entleert
und evakuiert, wie zuvor beschrieben.
[0015] Das Fluten der Leitung mit getrockneter Spülluft erfolgt in einem mehrstufigen Arbeitsgang,
der zuvor urter Berücksichtigung des Strömungswiderstandes der-Leitung, der Saugleistung
der Vakuumpumpe und der Strömungseigenschaften der eingeschlossenen Gase an einem
Digitalrechner nach der Methode der finiten Elemente simuliert bzw. berechnet wurde,
um sicherzustellen, daß bei einer stufenweisen Freigabe der Spülluftzufuhr auch im
Endteil des abgesaugten Wasserdampfvolumens, direkt vor der nachlaufenden Spülluftsäule,
keine über den Sättigungsdruck hinausgehende Druckerhöhung und damit Rekondensation
erfolgt.
[0016] Unter Berücksichtigung dieser Simulation erfolgt zunächst eine Spüllufteingabe durch
eine überkritische Düse wie im Beispiel I. Nach einem vorgegebenen Zeitabstand wird
ein Bypass mit einer zweiten, gleichen überkritischen Düse geöffnet. Nach weiteren
vorgegebenen Zeitabständen wird ein dritter und ein vierter Bypass entsprechender
Art geöffnet. Es versteht sich, daß auch eine einzige Düse mit mehreren, einer überkritischen
Düse entsprechenden öffnungen verwandt werden kann, die nacheinander freigegeben werden.
[0017] Damit wird die Eingabe des Spülgases forciert bzw. trotz des sich im Rohrleitungsabschnitt
am Eingabeende aufbauenden Drucks beibehalten. Nach etwa 10 Stunden ist der Wasserdampf
aus dem Rohrleitungsabschnitt abgesaugt, ohne daß irgendwo, insbesondere im Grenzbereich
zum Spülgas, eine Rückkondensation eingetreten wäre. Die Leitung wird dann noch sicherheitshalber
über weitere 14 Stunden mit 100 Nm
3/h Spülgas nachgespült.
1. Verfahren zum abschnittsweisen Trocknen von Fernrohrleitungen für den Transport
von Flüssigkeiten und/ oder Gasen, bei dem an zumindest einem Punkt des Leitungsabschnitts
mittels einer Vakuumpumpe eine Evakuierung erfolgt und der Leitungsabschnitt nachfolgend
mit Spülgas gespült bzw. geflutet wird, dadurch gekennzeichnet, daß nach Erreichen
eines vorgegebenen Unterdrucks bei weiterem Absaugen der Vakuumpumpe ein Spülen von
dem der Evakuierungsstelle abgelegenen Ende bzw. den Enden aus mit einem zumindest
zunächst auf im Durchsatz etwa gleiche oder geringere Molstromstärke des Spülgasstroms
gegenüber dem Evakuierungsstrom erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Molstromstärke des Spülgasstroms
bis zu dem Zeitpunkt eingehalten wird, in dem das Spülgas die Evakuierungsstelle erreicht.
3.. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Spülgas mit einer nennenwerte
Strömungsverluste in der-Leitung erzeugenden Geschwindigkeit in den Leitungsabschnitt
eintritt und die Molstromstärke des Spülgasstroms vor dem Zeitpunkt erhöht wird, zu
dem das Spülgas die Evakuierungsstelle erreicht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Evakuieren
eine Molchung mit hochvorgetrockneter Luft vorausgeschickt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem
Evakuieren eine Alkoholspülung des Leitungsabschnitts durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Spülgas
Stickstoff verwandt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,dadurch gekennzeichnet, daß als Spülgas
ein Edelgas bzw. Edelgasgemisch verwandt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Spülgas
getrocknete Umgebungsluft verwandt wird.