[0001] Diese Erfindung ein neues Verfahren zum gleichzeitigen Laugieren und Färben von Textilgut
aus Baumwolle.
[0002] Textilgut aus Baumwolle wird in der Praxis sehr häufig vor bzw. nach dem Färben mercerisiert
oder laugiert, wobei es mit konzentrierten Alkalilaugen behandelt wird. Man nimmt
eine derartige alkalische Behandlung der Baumwolle aus verschiedenen Gründen vor.
So wird dadurch z.B. der Griff und der Glanz des Gewebes verbessert und die Anfärbbarkeit
erhöht.
[0003] Ein weiterer wichtiger Aspekt der Laugierung ist ausserdem die Verbesserung der Anfärbbarkeit
von toter und unreifer Baumwolle.
[0004] Man führt die alkalische Behandlung in praxisüblicher Weise immer getrennt vom Färbevorgang,
d.h. in einem besonderen Arbeitsgang durch. Trotz aller Vorsichtsmassnahmen können
auch dann noch Schwierigkeiten auftreten. So erhält man z.B. beim Färben von vormercerisierten,
dichtgeschlagenen Geweben mit Küpenfarbstoffen im Klotz-Dämpfverfahren vielfach ein
unruhiges, russiges Warenbild. Mercerisiert man beispielsweise ein mit Küpenfarbstoffen
gefärbtes Beaumwollmaterial, so muss der Farbtonumschlag bei der nachträglichen Alkalibehandlung
und Neutralisation berücksichtigt werden.
[0005] Da die Bedingungen dieser Behandlung nicht immer exakt einzuhalten sind, ist es schwierig,
Farbtonschwankungen von Partie zu Partie zu vermeiden.
[0006] Es ist auch bekannt die Alkalibehandlung des Baumwollgutes mit einer Zwischentrocknung
zwischen der Alkalibehandlung und dem letzten Waschen und Trocknen auszuführen, wobei
bei der Verwendung einer gebräuchlichen Alkalistärke von 267-345 g/l Natriumhydroxid
fest (28-33° Baumé) die Fasern geschädigt werden können. Es wurde deshalb eine Behandlung
mit einer Alkalistärke von nur 145-240 g/l Natriumhydroxid fest (18-26° Baumé) vorgeschlagen.
[0007] Es wurde nun ein Verfahren gefunden, zum gleichzeitigen Laugieren und Färben von
Textilgut aus Baumwolle, das die aufgeführten Nachteile nicht aufweist.
[0008] Das erfindungsgemässe Verfahren zum gleichzeitigen Laugieren und Färben von Textilgut
aus Baumwolle mit Küpenfarbstoffen, ist dadurch gekennzeichnet, dass man
a) in einer ersten Phase das Textilgut mit einer Färbeflotte klotzt und danach trocknet,
b) in einer zweiten Phase das getrocknete Textilgut mit einer Alkalihydroxidlösung
imprägniert, abquetscht und trocknet,
c) in einer dritten Phase das so behandelte Gewebe mit einer wässrigen Mischung aus
den erforderlichen Reduktionsmitteln entweder foulardiert und dämpft oder auf einem
Jigger entwickelt wobei man das behandelte Gewebe sowohl bei der Entwicklung durch
Dämpfen als auch bei der Jigger-Entwicklung anschliessend spült, oxidiert, seift,
wieder spült und trocknet.
[0009] Nach dem erfindungsgemässen Verfahren können alle der bekannten Mercerisation zugänglichen
flächenförmigen Materialien aus Cellulosefasern oder aus Cellulose-Polyesterfasergemischen,
in erster Linie reine Baumwollgewebe und -gewirke mercerisiert werden.
[0010] Als Alkalihydroxide kommen Lithium-, Kalium- oder Natriumhydroxid in Betracht. Die
Verwendung von Natriumhydroxid ist von besonderem technischen Interesse.
[0011] Die verwendeten Alkalihydroxide werden je nach gewünschtem Effekt, wie Farbvertiefung,
Griff- und Glanzerhöhung oder Deckung toter Baumwolle in Mengen von 20 - 250 g/l,
vorzugsweise von 60 - 200 g/l Natriumhydroxid fest eingesetzt.
[0012] Als im erfindungsgemässen Verfahren verwendbare Farbstoffe kommen die üblicherweise
zum Färben oder Bedrucken von Cellulose-Textilmaterialien eingesetzten Küpenfarbstoffe
in Betracht.
[0013] Bei der Küpenfarbstoffen handelt es sich z.B. um höher annellierte und heterocyclische
Benzochinone oder Naphthochinone, um Schwefelfarbstoffe und insbesondere um anthrachinoide
oder indigoide Farbstoffe. Beispiele von erfindungsgemäss verwendbaren Küpenfarbstoffen
sind im Colour Index 3rd Edition (1971) Vol. 3 auf den Seiten 3649 bis 3837 unter
der Bezeichung "Sulphur Dyes" und "Vat Dyes" aufgeführt. Die verwendbaren Küpenfarbstoffe
sind weitgehend stabil gegen die Behandlung gemäss Stufe b) und erleiden keinen Farbstärkeverlust
oder keine Farbtonänderung.
[0014] Die Menge der Farbstoffe richtet sich in der Regel nach der gewünschten Farbstärke
und beträgt zweckmässig 1 bis 100 g pro kg Ware, vorzugsweise 5 bis 60 g/kg Ware.
[0015] Als Reduktionsmittel zur Uberführung der Küpenfarbstoffe in die faseraffine Form
der Leukoverbindung (Verküpen) wird beispielsweise Natriumdithionit (Natriumhydrosulfit)
eingesetzt. Die Verküpung erfolgt in alkalischem Medium. Als alkalisch reagierende
Verbindungen werden beispielsweise Natriumcarbonat, Natriumbicarbonat, Natriumhydroxid,
Dinatriumphosphat, Trinatriumphosphat, Borax, wässriges Ammoniak oder Alkalispender,
wie. z.B. Natriumtrichloracetat verwendet.
[0016] Das erfindungsgemässe Verfahren wird wie folgt ausgeführt: Das Baumwollgewebe wird
in einem Foulard mit einer Färbeflotte foulardiert, welche ein Küpenfarbstoffpigment,
ein Netzmittel und gegebenenfalls einen Migrationsinhibitor enthält, bis zu einer
Flottenaufnahme von 55 - 75 % abgequetscht und bei einer Temperatur von 100 - 130°C
getrocknet.
[0017] Nach dem Trocknen wird das Gewebe bei Rautemperatur mit einer wässrigen Lösung foulardiert,
die 20 - 250 g/l festes Natriumhydroxid, sowie gegebenenfalls ein alkalibeständiges
Netzmittel enthält und auf einer Flottenaufnahme von 60 - 100 % abgequetscht, wobei
sich das im Gewebe eingelagerte Farbstoffpigment nur in sehr geringem Masse von der
Ware ablöst.
[0018] Anschliessend wird bei einer Temperatur von 100 - 130°C vorsichtig getrocknet. Gegebenenfalls
kann die mit Lauge foulardierte Ware vor dem Trocknen einige Stunden bei Raumtemperatur
zwischengelagert werden.
[0019] Das Gewebe verlässt das Trockenaggregat in einem steifen Zustand und mit einem durch
die eingetrocknete Natronlauge verursachten Gelbstich. Das getrocknete Gewebe ist
lagerfähig.
[0020] Das trockene Gewebe wird dann auf einem Foulard mit einer wässrigen Flotte, welche
Natriumhydroxid, ein Reduktionsmittel z.B. Natriumdithionit oder das Natriumsalz
der Hydroxymethansulfinsäure, Egalisiermittel und gegebenenfalls andere Färbereihilfsmittel
enthält, entweder foulardiert und anschliessend währen 30 bis 60 Sekunden gedämpft
oder auf einem Jigger während 30 bis 45 Minuten bei einer Temperatur von 50-60°C unter
Zugabe der bereits vorher genannten Produkte entwickelt. Bei beiden Varianten in der
Entwicklung wird das Gewebe anschliessend gespült, oxidiert, geseift, erneut gespült
und getrocknet.
[0021] Das für die "Trocken-Laugierzwischenstufe" eingesetzte Trockenaggregat kann auch
für andere Zwecke eingesetzt werden, so dass man ohne Anschaffung einer eigentlichen
Mercerisieranlage auskommen kann.
[0022] Da die "Trocken-Laugierzwischenstufe" nach der Farbstoffpigmenteinlagerung erfolgt,
ist weniger Kantenablauf zu erwarten als beim Färben von mercerisierter Ware. So tritt
z.B. beim Mercerisieren von überbreiten Bettlakenstoffen bei auf kettenlosen Mercerisieranlagen
im Bereich der Kanten eine Warenverdichtung auf, welche in der Farbstoffaufbringphase
(Foulardieren/Trocknen) nicht mehr korrigierbare Farbabläufe auslöst.
[0023] Das erfindungsgemässe Verfahren kann auf in üblicher Weise entschlichteten und abgekochten
Baumwollgeweben durchgeführt werden, wobei die Farbausbeute gegenüber einer unbehandelten
Ware stark erhöht wird. Unreife Baumwolle, die sich sonst störend auf das Gesamtwarenbild
auswirkt, wird gedeckt. Auch werden Glanz und Griff der Ware positiv beeinflusst.
[0024] Besonders geeignet ist das erfindungsgemässe Verfahren für stärkegeschlichtete Rohbaumwoll-Stückware.
Auf diesem Material lassen sich nach dem beschriebenen Verfahren ansprechende, denim-artige
Hell-Dunkel-Effekte erzielen. Durch einen nachfolgenden Verfahrensschritt wie "Stone
Washing" kann dem Gewebe eine Landstreicheroptik" (Gammel-Look) verliehen werden.
Als zusätzliche Vorteile des erfindungsgemässen Verfahrens sind in diesem Fall zu
erwähnen:
- der Denim-Effekt wird direkt auf Rohbaumwoll-Gewebe erzielt;
- die auf dem Rohgewebe vorhandenen Samenschalen werden zum Teil entfernt, so dass
sie sich nicht mehr störend auf das Gesamtwarenbild auswirken;
- nur geringe oxidative Schädigung der Zellulose, da das Rohgewebe durch die vorhandene
Stärkeschlichte geschützt ist;
- guter Weissgrad der Ware ohne spezielle Vorbehandlung;
- kostspielige Verfahrensstufen wie Entschlichten, Abkochen und Mercerisieren entfallen.
[0025] Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung. Teile und Prozente bedeuten,
wenn nichts anderes vermerkt, Gewichsteile bzw. Gewichtsprozente.
[0026] Beispiel 1: Ein 100 % Baumwolle-Cretonne-Gewebestück gebleicht aber nicht mercerisiert wird mit
einer Färbeflotte foulardiert, die 40 g/kg der Handelsform des Farnstoffes der Formel

10 g/l eines Polymerisates des K-Salzes der 2-Acrylamido-2-methylpropansulfonsäure
enthält und auf einer Flottenaufhahme von 65 % durch 2 Passagen auf einem Benz-Laborfoulard
abgequetscht und während 1 Minute auf einer Benz-Labortrockenanlage bei 120°C getrocknet.
Das trockene Gewebestück wird dann bei Raumtemperatur (18-25°C) mit einer wässrigen
Flotte enthaltend 200 g/l Natriumhydroxid (100 %) foulardiert und auf einer Flottenaufnahme
von 75 % abgequetscht und unter kontrollierter Spannung bei 130°C getrocknet. Das
trockene Gewebestück wird nun bei Rautemperatur (18-25°C) mit einer Flotte, welche
50 ml/l Natronlauge 36° Baumé und 50 g/l Natriumdithionit enthält, foulardiert, auf
eine Flottenaufnahme von 75 % abgequetscht und mit Sattdampf während einer Minute
bei 100°C gedämpft. Nach dem üblichen Spülen, Oxidieren, Seifen, Spülen und Trocknen
erhält man eine ruhige, brillante Olivfärbung von starker Farbkraft.
[0027] Beispiel 2: Ein 100%-iger stark schalenhaltiger, stärkegeschlichteter Baumwollstoff, Gewicht
325 g/m², wird bei Raumtemperatur mit einer Färbeflotte foulardiert, die 50 g/l der
Handelsform des Farbstoffes der Formel

5 g/l eines Polymerisates der K-Salzes der 2-Acrylamino-2-methylpropansulfonsäure,
sowie 5 g/l eines alkalibeständigen Netzmittels und auf einer Flottenaufhahme von
45 % durch 2 Passagen auf einem Benz-Laborfoulard abgequetscht, und während 1 Minute
auf einer Benz-Labortrockenanlage bei 120°C getrocknet.
[0028] Das trockene Gewebe wird dann bei Raumtemperatur (18-25°C) mit einer wässrigen Flotte,
die 200 g/l Natriumhydroxid (100 %) enthält, foulardiert, auf einer Flottenaufnahme
von 65 % abgequetscht und unter kontrollierter Spannung bei 100°C getrocknet.
[0029] Das trockene Gewebestück wird nun bei Raumtemperatur (18-25°C) mit einer Flotte,
welche 50 ml/l Natronlauge 36°Bé und 50 g/l Natriumdithionit enthält, foulardiert,
auf einer Flottenaufhahme von 60 % abgequetscht und mit Sattdampf während 1 Minute
bei 100°C gedämpft.
[0030] Nach dem üblichen Spülen, Oxidieren, Seifen, Spülen und Trocknen erhält man eine
Färbung mit gleichmässig verteilten "denim-artigen" Schwarz-Weiss-Effekten.
[0031] Beispiel 3: Ein 100 % Baumwolle-Cretonne-Gewebestück, entschlichtet und abgekocht, (140 g/m²),
wird bei Raumtemperatur (18-25°C) mit einer Färbeflotte foulardiert, die 50 g/l der
Handelsform des Farbstoffes der Formel

5 g/l eines Polymerisates des K-Salzes der 2-Acrylamino-2-methylpropansulfonsäure
sowie 5 g/l eines alkalibeständigen Netzmittels enthält und wird auf einer Flottenaufnahme
von 70 % durch 1 Passage auf einem Mathis-Laborfoulard abgequetscht, dann während
1 Minute auf einer Benz-Labortrockenanlage bei 120°C getrocknet und aufgedockt.
[0032] Das so behandelte und getrocknete Gewebe wird dann bei Raumtemperatur mit einer
wässrigen Flotte, die 200 g/l Natriumhydroxid (100 %) enthält, auf einem Mathis-Laborfoulard
foulardiert, auf einer Flottenaufnahme von ca. 70 % abgequetscht und bei 100°C auf
einem Benz-Labortrockner getrocknet und aufgedockt.
[0033] Das so erhaltene Gewebestück wird anschliessend auf einem Benz-Laborjigger mit 10
ml/l Natronlauge 36°Bé und 8 g/l Hydrosulfit während 30 Minuten bei 60°C entwickelt,
dann kalt im Ueberlauf gespült, kalt mit 10 g/l Natriumbikarbonat behandelt, mit 2
ml/l Wasserstoffperoxid (35 %) und 2 ml/l Essigsäure 80 % oxidiert, kochend geseift
und kalt gespült.
[0034] Es resultiert eine farbstarke egale Färbung mit ruhigem Warenbild.
1. Verfahren zum gleichzeitigen Laugieren und Färben von Textilgut aus Baumwolle mit
Küpenfarbstoffen nach dem Klotz-Dämpfverfahren, dadurch gekennzeichnet, dass man
a) in einer ersten Phase das Textilgut mit einer Färbeflotte klotzt und danach trocknet,
b) in einer zweiten Phase das getrocknete Textilgut mit einer Alkalihydroxidlösung
impregniert, abquetscht und trocknet, und
c) in einer dritten Phase das so behandelte Gewebe mit einer wässrigen Mischung aus
den erforderlichen Reduktionsmitteln entweder foulardiert und dämpft oder auf einem
Jigger entwickelt wobei man das behandelte Gewebe sowohl bei der Entwicklung durch
Dämpfen als auch bei der Jigger-Entwicklung anschliessend spült, oxidiert, seift,
wieder spült und trocknet.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, worin für die Stufe b) eine wässrige Lösung enthaltend
20 - 250 g/l festes Natriumhydroxid verwendet.
3. Verfahren gemäss Anspruch 2, worin das behandelts Textilgut nach der Phase b) bei
Temperaturen von 100 bis 130°C getrocknet wird.
4. Verfahren gemäss Anspruch 1, worin das behandelte Textilgut in der Phase c) währen
30 bis 60 Sekunden gedämpft wird.
5. Verfahren gemäss Anspruch 1, worin das behandelte Textilgut in der Phase c) bei
einer Temperatur von 55 bis 60°C während 30 bis 40 Minuten entwickelt wird.
6. Das nach dem Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 5 behandelte Baumwollgewebe.