[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum diskontinuierlichen Färben von
auf Düsen(Jet)-Färbeanlagen in Endlosform umlaufendem, strangförmigen Textilgut aus
linearen Polyesterfasern in Mischung mit Wolle mit für diese Fasertypen jeweils geeigneten
Farbstoffen nach der Ausziehtechnik, wobei der Vorschub für den Transport der Ware
innerhalb der in sich geschlossenen Anlage über die Betätigung des Düsensystems mittels
der Bewegungsenergie eines umgewälzten, in Bezug auf das färberische Verhalten von
Farbstoffen und Textilgut nicht inerten Gasstromes erfolgt, diesem strömenden Gas
in der Düsensektion für den Warenantrieb zugleich die Färbeflotte in zerstäubter Form
zugesetzt wird und so entsprechend den vorgewählten Temperatur- und Druckbedingungen
mit dem Textilgut in Kontakt gebracht dort unmittelbar unter Fixierbedingungen zur
Einwirkung gelangt.
[0002] Das gemeinsame Färben der beiden Bestandteile von Polyesterfaser/Wolle-Mischungen
im Ausziehprozeß ist an sich allgemein bekannt. Dazu wird der Wollanteil des Textilgutes
je nach den Echtheitsanforderungen der Praxis gewöhnlich mit Säure-, Metallkomplex-
oder Reaktivfarbstoffen coloriert, wobei die für die Färbung der Polyesterfaserkomponente
benötigten Dispersionsfarbstoffe sich meist im gleichen Bad befinden und auch häufig
simultan fixiert werden. Die Fixierung der Dispersionsfarbstoffe geschieht dabei entweder
bei Kochtemperatur oder bei einer Temperatur um 106 °C unter Zuhilfenahme von Carriern,
oder aber unter Hochtemperatur-(HT)-Bedingungen (120 - 125 °C) ohne die Mitverwendung
eines Carriers. Letzteres HT-Verfahren zur Farbstoff-Fixierung erfordert jedoch im
Falle der besonderen Zusammensetzung der zu färbenden Fasermischung des Zusatzes von
Wollschutzmitteln. Ohne diese würde die Wolle wegen der angewandten hohen Färbetemperaturen
nämlich starken Schaden erleiden. Als billigstes und wirksames Wollschutzmittel hat
sich auf dem vorliegenden Arbeitsgebiet Formaldehyd bewährt.
[0003] In der europäischen Patentschrift EP-B-O 078 022 ist nun ein Verfahren zur Naßbehandlung,
insbesondere zum Färben beschrieben, gemäß dem ein Gasstrom in einer Jet-Färbemaschine
den Vorschub des zu veredelnden, strangförmigen Textilgutes übernimmt, wobei für die
Durchführung der nacheinander ablaufenden Arbeitsgänge isotherme Verhältnisse geschaffen
werden. In den antreibenden Gasstrom wird dann die Färbeflotte zudosiert und unter
isothermen Bedingungen mit dem Farbgut in Kontakt gebracht. Dabei ist eine rasche
Verteilung der Flotte im Farbgut gegeben und es setzen auch gleichzeitig Fixierprozesse
von Farbstoffen auf den jeweiligen Fasermaterialien ein.
[0004] Im Falle des Färbens von Mischungen aus Polyesterfasern und Wolle enthält die dafür
eingesetzte Flotte in dem benutzten wäßrigen Medium dispergierte bzw. gelöste Farbstoffe
für beide Faserarten und Säure bzw. Puffersubstanzen zum Einstellen eines pH-Wertes
im Bereich von 4,5 - 6,5.
[0005] Unter Polyesterfasern werden im nachfolgenden vorzugsweise normal anfärbbare Typen
dieser Faserkategorie gemeint, d.h. solche Fasern, die nicht als Folge einer Modifikation
ihres einheitlichen polymeren Fasergefüges ohnehin carrierfrei bei Kochtemperatur
gefärbt werden können.
[0006] Wenn für das hier ins Auge gefaßte einbadige Färben von Polyesterfaser/Wolle-Mischungen
das oben vorgestellte Verfahren aus der EP-B-O 078 022 nunmehr unter Hochtemperaturbedingungen
durchgeführt werden soll, dann hat es sich hierbei gezeigt, daß die aufgrund der gegebenen
Verhältnisse notwendige Mitverwendung von Formaldehyd als Wollschutzmittel zur starken
Belästigung und eventuell Schädigung des Bedienungspersonals führen kann, weil sich
die eingesetzten Jet-Färbemaschinen dagegen nur mit unwirtschaftlich hohem Aufwand
genügend gut abdichten lassen. Als eine Folge davon muß wegen der in dieser Hinsich
t bestehenden Schwierigkeiten auf die Anwendung des HT-Färbeprozesses für den genannten
Zweck verzichtet werden.
[0007] Ist indessen für die Ausführung der besagten Färbung der Fasermischung die alternative
Verfahrensvariante in Aussicht genommen, dann werden im Zuge der Ausziehoperation
bei Kochtemperatur oder bei einer Temperatur um 106°C für den zuvor definierten, nicht
modifizierten Polyesterfaser-Typ allerdings Carrier benötigt, um das Textilmaterial
ausreichend tief anfärben zu können. Der Einsatz von Carriern unmittelbar in der Färbeflotte
wirft aber in diesem Falle wiederum Egalisierungsprobleme und Echtheitsverminderungen
für die Wollfärbung auf.
[0008] Der nachstehend erläuterten Erfindung stellte sich also die Aufgabe, Polyesterfasern/Wolle-Mischungen
bei Vermeidung der geschilderten, nicht tolerierbaren Unzulänglichkeiten durch die
Anwesenheit von Formaldehyd auf die Umwelt dennoch egal und ohne das Entstehen von
Echtheitseinbußen nach einem Ausziehverfahren bei Kochtemperatur oder bei einer Temperatur
um 106 °C in einer Jet-Färbemaschine unter isothermen Bedingungen färben zu können.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man nach dem isothermen Zusatz
der die Farbstoffe für beide Faserarten und pH-Regulantien enthaltenden Färbeflotte
die Ware damit zunächst 10 - 20 Minuten bei Kochtemperatur oder bei einer Temperatur
um 106 °C behandelt, erst dann die Dispersion/Emulsion eines Carriers dem antreibenden
Gasstrom zudosiert und schließlich die Färbung im Verlauf von weiteren 10 - 30 Minuten
unter isothermen Bedingungen zu Ende bringt.
[0010] Durch das der Erfindung zugrundeliegende Prinzip, nämlich das nachträgliche Zudosieren
der Carrieremulsion in den antreibenden Gasstrom, werden sowohl die volle Carrierwirkung
erreicht als auch Echtheitsprobleme und Egalisierschwierigkeiten ausgeschaltet. Dieses
neuartige Verfahren liefert einwandfrei egale Färbungen und bringt gegenüber den üblichen
Arbeitsweisen für denselben Zweck Einsparungen an Energie und Chemikalien sowie eine
Reduzierung des Ausstosses von Abwässern mit sich.
[0011] Die Farbausbeute auf beiden Faserarten ist verfahrensgemäß wegen des angewandten
kurzen Flottenverhältnisses ebenfalls verbessert und den Echtheitsminderungen als
Folge des direkten Carrierzusatzes zur Färbeflotte im Anfangsstadium des Behandlungsvorganges
wird aus dem Wege gegangen.
[0012] Für das Färben des Wollanteils kommen nach dem beanspruchten Verfahren alle für Wolle
geeigneten sauren Farbstoffe in Betracht; für den Polyesterfaseranteil ist aus der
Klasse der Dispersionsfarbstoffe (C.I. Disperse Dyes) eine Auswahl solcher Farbstoffe
zu treffen, die sich nach Carrierfärbemethoden anwenden lassen.
[0013] Als Carrier kommen handelsübliche Dispersionen bzw. Emulsionen von substituierten
Aromaten, z.B. Chloraromaten, Phenolen, Salicylsäureestern sowie Mischungen davon,
die auch Kohlenwasserstoffe enthalten können, u.a. mehr in Frage. Sie werden vor ihrem
Einsatz im erfindungsgemäßen Verfahren mit Wasser verdünnt und so in den Gasstrom
des Jets eindosiert, daß sie als feiner Nebel sich auf dem Textilgut niederschlagen
können.
[0014] Der Verfahrensablauf für die beanspruchte Arbeitsweise gestaltet sich demnach etwa
wie folgt:
[0015] Nach dem Beschicken der Jet-Färbemaschine mit dem Textilgut aus Polyesterfasern und
Wolle wird das Gebläse der Stückfärbe-Anlage in Gang gesetzt und auf diese Weise die
Zirkulation des strangförmigen Materials aerodynamisch bewerkstelligt. Bisweilen kann
schon der Beladevorgang selbst vorteilhaft unter Mitwirkung des vom Gebläse erzeugten
Gasstromes erfolgen. Durch Beimischen von Dampf in das strömende Transportgas werden
alsdann sowohl die Aufheizung der Ware samt des damit beladenen Färbekessels auf eine
Temperatur von 100 - 106 °C als auch zugleich eine Befeuchtung des umlaufenden Stranges
herbeigeführt.
[0016] Nun dosiert man über die dem Behandlungsmittelzusatz dienende Injektionspumpe und
ein im Gas-Kreislauf befindliches Düsensystem die
separat zubereitete Färbeflotte in den erhitzten Gasstrom ein. Sie enthält Farbstoffe
für beide Faserarten sowie pH-Regulantien zum Einstellen eines pH-Wertes zwischen
4,5 und 6,5 und etwaige sonstige Hilfsmittel; ihre Temperatur beträgt 80 - 100 °C,
so daß die isothermen Bedingungen auf der Ware durch die Flottenzufuhr allenfalls
nur geringfügig gestört werden, zumal die Flüssigkeitsmenge auch möglichst kurz bemessen
ist, das ca. 2 - 4fache des reinen Warengewichts. Der Einschleusevorgang erfolgt über
die Dauer mehrerer Umläufe des Textilgutes. Sodann läßt man diese Flotte ca. 10 -
20 Minuten bei 100 - 106 °C auf das rotierende Farbgut einwirken.
[0017] Nach Ablauf dieser Frist beginnt das Zudosieren der mit wenig Wasser (2 - 3fache
Menge) von 60 °C verdünnten Carrierzubereitung. Es erfolgt genauso wie der Zusatz
der Flotte über eine Dosierpumpe und die Zerstäuberdüse, verteilt über mindestens
einen Umlauf des Textilgutes. Nach weiteren 10 - 30 Minuten Behandlungszeit bei 100
- 106 °C sind die Maßnahmen zur Färbeoperation abgeschlossen und die Nachbehandlung
der so gefärbten Fasermischung kann auf übliche Art stattfinden.
[0018] Die nachfolgenden Beispiele sollen das beanspruchte Verfahren in keiner Weise einschränken,
vor allem nicht in Bezug auf die verwendeten Farbstoff-Kombinationen, sondern dienen
lediglich zur Illustration des Vorgehens nach der vorliegenden Erfindung. Die in diesen
ausführungsbeispielen enthaltenen Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht der
so bezeichneter Gegenstände und sind auf den trockenen Zustand des Farbgutes berechnet.
Die genannten Farbstoffe werden in handelsüblicher Form und Beschaffenheit eingesetzt.
Beispiel 1
[0019] Ein Gabardine aus einer Wolle/Polyester-Fasermischung (im Verhältnis 45:55) wird
in Strangform in eine Jet-Färbemaschine eingebracht, darin mittels eines Dampf/Luft-Gemisches
in Umlauf gesetzt sowie zugleich befeuchtet und auf 95 °C vorgeheizt. Das Gewebe enthält
danach 50% an aus kondensiertem Dampf resultierender Feuchtigkeit.
[0020] Nacheinander speist man nun durch Injektion über das Düsensystem 150 % an zusätzlicher
Feuchte in Form einer auf Behandlungstemperatur erhitzten wäßrigen Flotte ein, in
der 2 % eines Puffergemisches aus Ammoniumacetat und Essigsäure zur Einstellung des
pH-Wertes 5 gelöst sind, und die außerdem 3 g/l eines Egalisierhilfsmittels auf Basis
des Umsetzungsproduktes von 1 Mol Stearylamin mit 12 Mol Ethylenoxid enthält sowie,
in weiteren 100 % an zugeführtem Wasser von 95 °C dispergiert bzw. gelöst, noch die
nachfolgend bezeichneten Farbmittel:
0,7 % des Farbstoffes Disperse Yellow 64 mit der C.I.-Nr. 47023,
0,65 % des Farbstoffes Disperse Red 60 mit der C.I.-Nr. 60756,
0,6 % des Farbstoffes Disperse Red 65 mit der C.I.-Nr. 11228, und
0,14 % des Farbstoffes Disperse Blue 56 mit der C.I.-Nr. 63285,
sowie
0,16 % der 1:2-Chrom-Komplexverbindung des sauren Wollfarbstoffes der Formel

0,07 % der 1:2-Chrom-Komplexverbindung des sauren Wollfarbstoffes der Formel

0,08 % einer 1:2-Metall-Komplexverbindung hergestellt durch Mischchromierung aus den
beiden (im Verhältnis 1:1) sauren Wollfarbstoffen der Formeln

[0021] Nach beendigter Beschickung des Färbebades erhöht man durch Einblasen von Dampf die
Temperatur der zirkulierenden Flotte auf 100 °C und färbt dabei die Ware 20 Minuten
lang unter diesen Bedingungen.
[0022] Inzwischen sind separat vom Flotten-Kreislauf 0,9 % eines handelsüblichen Carriers
auf Basis Methylsalicyclat, in Mischung mit aliphatischen Kohlenwasserstoffen, in
der 2-3fachen Menge Wasser von 60 °C emulgiert worden. Nach Ablauf der zuvor erwähnten
20-minütigen Behandlungsdauer wird diese Emulsion über das Düsensystem der Jet-Anlage
zudosiert und - während das Farbgut mehrere Umläufe mitmacht - so auf den Strang bei
100 °C appliziert.
[0023] Nach weiteren 20 Minuten Färbezeit bei 100°C w ird
das umgewälzte Behandlungsbad abgelassen; die gefärbte Ware wird nun durch Zulauf
von weniger warmem Wasser zum Färbejet abgekühlt sowie zugleich gespült und anschließend
während 20 Minuten bei 75 °C mit einem frisch angesetzten, wäßrigen Bad unter Zusatz
von
0,5 % Essigsäure und
2 g/l eines Hilfsmittels enthaltend
40 % mit 36 Mol oxethyliertes Ricinusöl,
42 % Ca-phenylcogasinsulfonat sowie
16 % Isopropanol
beim Flottenverhältnis von 1:10 nachbehandelt. Schließlich wird die in der angegebenen
Weise erzeugte Färbung erneut warm und kalt mit Wasser gespült sowie getrocknet.
[0024] Man erhält einen gut Ton-in-Ton braun gefärbten Gabardine.
Beispiel 2:
[0025] Ein Gewebe aus einer Polyesterfaser/Wolle-Mischung (im Verhältnis 55:45) wird in
eine Jet-Färbemaschine, die isothermes Färben im Gasstrom erlaubt, in Strangform eingezogen
und dann mittels eines Dampf/Luft-Gemisches in Umlauf gebracht, auf 106 °C aufgeheizt
und zugleich mit 200 % an durch die Dampfkondensation gebildeter Feuchtigkeit beaufschlagt.
[0026] Über das Einspritzdüsensystem werden nun 20 % an weiterer Feuchte in Form von Wasser
von 95 °C enthaltend
2 % Ammoniumacetat,
2 % Essigsäure(60 %ig) sowie
1,5 % eines Egalisierhilfsmittels auf Basis des Umsetzungsproduktes von 1 Mol Stearylamin
mit 12 Mol Ethylenoxid
eingeschleust und auf der Ware verteilt. Die Temperatur des Behandlungsbades wird
dabei auf 106 °C gehalten. Nach ca. 5 Minuten wird in gleicher Art und Weise entsprechend
einer zusätzlichen Feuchtigkeitsmenge von 180 % eine wäßrige Flotte von 95 °C enthaltend
0,06 % des Farbstoffes Disperse Yellow 64 mit der C.I.-Nr. 47023,
0,87 % des Farbstoffes Disperse Blue 56 mit der C.I.-Nr. 63285, und
1,4 % eines blauen Dispersionsfarbstoffes auf Basis eines Gemisches aus verschieden
bromierten Diamino-dihydroxy-anthrachinonen mit weniger als 1 Mol Brom je Mol Farbstoff.
sowie
0,04 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

0,22 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

und
1,9 % des Reaktivfarbstoffes der Formel

auf das Farbgut aufgebracht und dasselbe dann 20 Minuten bei 106 °C gefärbt.
[0027] Inzwischen hat man separat von Flottenkreislauf 0,9 % eines handelsüblichen Carriers
auf Basis p-Hydroxydiphenyl in der 3-fachen Menge Wasser von 60 °C emulgiert. Nach
Ablauf der 20-minütigen Behandlungsdauer wird diese Emulsion über das Düsensystem
der Jet-Anlage zudosiert und - während das Farbgut mehrere Umläufe ausführt - auf
dasselbe bei 106 °C aufgebracht.
[0028] Nach nochmals 30 Minuten Färbezeit bei 106 °C sowie nachherigem Abfluß der Färbeflotte
wird nun die gefärbte Ware durch Zulauf von weniger warmen Wasser zum Färbejet abgekühlt,
zugleich gespült und anschließend wie in Beispiel 1 nachbehandelt.
[0029] Man erhält eine gut Ton-in-Ton und sehr echte Marineblaufärbung des Gewebes.