[0001] Die Erfindung betrifft einen Startbehälter für Raketen nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Bekannt sind Startbehälter für Raketen, die eine Führungseinrichtung in Form mehrerer
Startrohre, von denen jedes eine Rakete aufnimmt, aufweisen. Die Führungseinrichtung
ist mit dem Behältergehäuse fest verbunden. Die Behälterstruktur ist entweder beweglich,
z.B. bei auf Fahrzeugen richtbar angebrachten Raketenwerfern, oder starr, z.B. bei
an Flugzeugen befestigten Startbehältern, mit dem jeweiligen Träger (Fahrzeug bzw.
Flugzeug) verbunden. Weist der Träger beim Start der Rakete eine Schräglage auf, so
tritt dadurch ein Richtungsfehler der Raketenflugbahn auf. Besonders schwerwiegend
wirkt sich die Schräglage dann aus, wenn die Rakete mit nur in einer Richtung wirkenden
aerodynamischen Flächen versehen ist, die die Aufgabe haben, die Flugbahn der Rakete
in eine bestimmte Richtung zu verändern. Bei Schräglage des Startbehälters würde die
Flugrichtung der Rakete verfälscht werden. Daher ist es erforderlich, zum Zeitpunkt
des Raketenstarts den Träger in eine horizontale Lage zu bringen. Dies ist bei sich
bewegenden Trägern, z.B. Flugzeugen oder Fahrzeugen, nur unvollkommen oder überhaupt
nicht möglich.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Startbehälter nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 so auszubilden, daß er unabhängig von der jeweiligen Lage des
Trägers einen Raketenstart in definierter Lage ermöglicht.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit dem in kennzeichnenden Teil
des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmalen.
[0005] Bei dem erfindungsgemäßen Startbehälter ist die Führungsvorrichtung relativ zum Gehäuse
drehbar, und eine Stabilisierungsvorrichtung sorgt dafür, daß der Drehwinkel der Führungsvorrichtung
in bezug auf das Gehäuse so eingestellt wird, daß etwaige Drehwinkeländerungen des
Gehäuses kompensiert werden. Die Führungsvorrichtung nimmt also bezogen auf das Gehäuse
einen Drehwinkel ein, der zum jeweiligen Zeitpunkt dem Drehwinkel des Gehäuses relativ
zu einem erdgebundenen Referenzsystem entgegengesetzt ist.
[0006] Die Stabilisierungsvorrichtung kann einen Winkeldetektor zur Ermittlung von Drehungen
des Gehäuses oder der Führungsvorrichtung in bezug auf das Referenzsystem sowie einen
mechanischen Drehantrieb für die Führungsvorrichtung aufweisen. Das Referenzsystem
kann bei spielsweise durch einen Kreisel definiert werden, der die Abweichung der
tatsächlichen Rollage der Führungseinrichtung vom Soll-Rollwinkel feststellt, wobei
der Kreisel entweder im Träger oder im Startbehälter angeordnet sein kann. Als Antriebssystem
wird vorzugsweise ein elektromechanisches oder ein elektrohydraulisches System benutzt,
jedoch können auch andere Systeme eingesetzt werden, z.B. magnetische, pneumatische
oder pyrotechnische Systeme, wobei die benötigte Energie entweder vom Träger geliefert
oder im Startbehälter selbst erzeugt wird. Letzteres kann beispielsweise bei Startbehältern
an Flugzeugen mittels einer Stauluftturbine und angeschlossenem Stromgenerator bestehen,
so daß ein hinsichtlich der Rollstabilisierung völlig autonomer Startbehälter geschaffen
werden kann, wenn sich gleichzeitig auch der Winkeldetektor und das die Referenzlage
vorgebende System im Startbehälter befinden.
[0007] Im folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der
Erfindung näher erläutert.
[0008] Es zeigen:
Fig. 1 einen schematischen Längsschnitt durch einen Startbehälter für Raketen,
Fig. 2 eine Darstellung des Lageregelsystems für die Führungsvorrichtung,
Fig. 3 eine schematische Rückansicht eines Startbehälters, dessen Führungsvorrichtung
aerodynamisch stabilisiert wird,
Fig. 4 einen schematischen Längsschnitt des Startbehälters nach Fig. 3 und
Fig 5 eine ähnliche Darstellung wie Fig. 3 bei Schräglage des Trägers bzw. des
Behältergehäuses.
[0009] Der in Fig. 1 dargestellte Startbehälter wird an einem Flugzeug außen angehängt.
Er weist ein Gehäuse 1 auf, das mit Aufhängeösen 2 versehen ist und in dem die Führungsvorrichtung
3 angeordnet ist. Das Gehäuse 1 ist an den stirnseitigen Enden offen, und es enthält
ringförmige Lager 4, in denen die Führungsvorrichtung 3 um die Längsachse des Gehäuses
herum drehbar ist. Die Führungsvorrichtung 3 enthält mehrere Startrohre 5, die sich
durch die gesamte Länge des Gehäuses 1 erstrecken und ihren beiden Enden offen sind.
Die Startrohre 5 sind mit ihren Achsen auf einem koaxial zur Längsachse des Gehäuses
verlaufenden Kreis angeordnet und auf diesem Kreis mit gleichmäßigen Umfangsabständen
verteilt.
[0010] Im Innern des Gehäuses 1 ist ein Servomotor 6 befestigt, dessen Ausgangswelle über
ein Zahnrad 7 ein Zahnkranzsegment 8 antreibt, welches an der Führungsvorrichtung
3 koaxial zu dessen Längsachse befestigt ist. Der Servomotor 6 kann somit die in den
Lagern 4 gelagerte Führungsvorrichtung 3 um deren Längsachse herum drehen.
[0011] In einem an beiden Enden verschlossenen Zentralrohr 9 der Führungsvorrichtung befindet
sich das Steuersystem 10,11 zur Rollwinkelstabilisierung. Ein Winkeldetektor 10 gibt
an die Steuerelektronik 11 ein Signal, das der Abweichung des Rollwinkels (des Drehwinkels
um die Längsachse der Führungsvorrichtung) in bezug auf einen anhand eines erdgebundenen
Referenzsystems definierten Soll-Rollwinkel entspricht. Stellt der Winkeldetektor
10 eine Abweichung der Ist-Lage von der Soll-Lage fest, wird von der Steuerelektronik
11 ein entsprechendes Steuerkommando zum Servormotor 6 gesandt, der dann die Führungsvorrichtung
3 um ihre Längsachse dreht, so daß sie unabhängig von der Lage des Gehäuses 1 bzw.
des das Gehäuse haltenden Trägers immer den Soll-Winkel einnimmt.
[0012] Fig. 2 zeigt schematisch die Hauptelemente des Startbehälters von Fig. 1 mit den
entsprechenden Steuer- bzw. Signalleitungen. Die Führungsvorrichtung 3, die drehbar
in dem Gehäuse 1 gelagert ist, enthält das Steuersystem 11,12 mit dem Winkeldetektor
10 und der Auswerteelektronik 11. Der Winkeldetektor 10 ist über Signal- und Energieleitungen
12 mit der Auswerteelektronik 11 verbunden. Von der Auswerteelektronik 11 führt eine
Steuerleitung 13 zum Servomotor 6. Die im Flugzeug befindliche Energiequelle 14 ist
über Versorgungsleitungen 15,16 mit dem Steuersystem 10 und dem Servomotor 6 verbunden.
[0013] Fign. 3 bis 5 zeigen eine andere Ausführungsform des Startbehälters, bei der eine
aerodynamisch wirkende Stabilisierungsvorrichtung vorgesehen ist. Im Gehäuse 1 mit
den Aufhängeösen 2 befindet sich in Drehlagern 4 drehbar gelagert die Führungsvorrichtung
3, die mehrere ringförmig verteilt angeordnete Startrohre 5 enthält. An der Führungsvorrichtung
3 sind zwei V-förmig angeordnete Leitelemente 17 befestigt, die an dem aus dem Gehäuse
1 herausragenden rückwärtigen Ende der Führungsvorrichtung 3 angeordnet sind und seitlich
über das Gehäuse 1 hinausragen. Die Leitelemente 17 sind der Außenluftströmung ausgesetzt,
die bestrebt ist, die Positionen der Leitelemente 17 beizubehalten und somit Drehungen
der Führungsvorrichtung 3 um ihre Längsachse zu verhindern oder auf ein Mindestmaß
zu beschränken. Wenn das Flugzeug eine Schräglage einnimmt, der das Gehäuse 1 folgt,
so behält die Führungsvorrichtung 3 dennoch ihre Lage im wesentlichen bei, in dem
sie sich relativ zu dem Gehäuse 1 in den Lagern 4 dreht. Ein solcher Zustand ist in
Fig. 5 dargestellt, wo das Gehäuse 1 eine Schräglage einnimmt, während die Winkellage
der Führungsvorrichtung 3 gegenüber Fig. 3 unverändert ist.
[0014] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fign. 3 bis 5 ist die Führungsvorrichtung 3 in dem
Gehäuse 1 frei drehbar gelagert, ohne daß eine Antriebsvorrichtung vorgesehen wäre.
Nimmt das Trägerflugzeug im Flug eine Schräglage ein, so bewirken die auf die Leitelemente
17 einwirkenden aerodynamischen Kräfte ein Moment, das die Füh
rungsvorrichtung 3 in der Soll-Lage hält.
1. Startbehälter für Raketen, mit einem Gehäuse (1), in dem eine Führungsvorrichtung
(3) zur Aufnahme mindestens einer Rakete angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsvorrichtung (3) in dem Gehäuse (1) drehbar ist und daß eine Stabilisierungsvorrichtung
(6,7,8,10,11;17) vorgesehen ist, die Drehungen des Gehäuses (1) durch Gegendrehungen
der Führungsvorrichtung (3) relativ zu dem Gehäuse ausgleicht.
2. Startbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stabilisierungsvorrichtung
(6,7,8,10,11) einen Winkeldetektor (10) zur Ermittlung von Drehungen des Gehäuses
(1) oder der Führungsvorrichtung (3) in bezug auf ein erdgebundenes Referenzsystem
und einen mechanischen Drehantrieb (6,7,8) für die Führungsvorrichtung (3) aufweist.
3. Startbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stabilisierungsvorrichtung
aus aerodynamisch wirkenden Elementen (17) der Führungsvorrichtung (3) besteht und
daß die Führungsvorrichtung (3) frei drehbar in dem Behälter (1) gelagert ist.
4. Startbehälter nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Führungsvorrichtung (3) um eine parallel zu der Raketenachse verlaufende Längsachse
drehbar ist.